Ausbildungsseminar Astroteilchenphysik Prof. Dr. Gebhard, PD. Dr. Lenz Physik starker Gravitationsfelder: Neutronensterne und Schwarze Löcher Florian Porkert Universität Regensburg 0 Inhaltsverzeichnis: 0. Einleitung 1. Neutronensterne 1.1 Geschichte und Idee 1.2 Ideales Fermigas 1.3 Realistische Zustandsgleichungen 1.4 Pulsare 1.5 Supraflüssigkeit in Neutronensternen 1.6 Beobachtungsmethoden für Neutronensterne 2. Schwarze Löcher 2.1 Schwarzschild Metrik 2.2 Bewegung von Testteilchen 2.3 Kerr Metrik 2.4 Hawking Strahlung 3. Messergebnisse 3.1 Hinweise für Neutronensterne 3.2 Hinweise für Schwarze Löcher Schluß Literaturverzeichnis (Unterpunkte nicht aufgelistet 1 0. Einleitung: Im Rahmen dieses Vortrages soll die Physik starker Gravitationsfelder anhand zweier Beispiele, nämlich den Neutronensternen und der Schwarzen Löcher vorgestellt werden. Im Stoff der Standardvorlesungen, sowie der vorangegangenen Vorträge haben wir gesehen, dass am Ende einer Sternentwicklung, insbesondere nach einer Supernova ein kompaktes astrophysikalisches Objekt steht. Bereits wurde angedeutet, dass es sich hier entweder um einen Weißen Zwerg (WZ), einen Neutronenstern (NS), oder ein Schwarzes Loch (SL) handelt, je nach der Sternmasse. Bei den folgenden Betrachtungen gehen wir davon aus, dass hinreichend viel Zeit seit dem nuklearen Brennen vergangen sein mag, sodass das erzeugte Material im völligen thermischen Gleichgewicht vorliegt. Dann wird die Physik der Materiezusammensetzung gerade durch den minimalen energetischen Zustand der sie beschreibenden Zustandsgleichung bestimmt. Um Gleichgewichtsmodelle von Sternen aufstellen zu können benutzt man die Thermodynamik und die Allgemeine Relativitätstheorie (ART). 1. Neutronensterne: 1.1 Geschichte der Neutronensterne: Man kann die erste Diskussion eines kompakten Objektes, bestehend aus einem Neutronengas auf Landau (1932) zurückverfolgen, dennoch geht die erste wirkliche Idee eines solchen Sternes auf Baade und Zwicky zurück. Wichtige Eckpunkte waren hier: • 1934: • 1939: Baade, Zwicky: Idee des NS, sie nahmen Stern hoher Dichte, und kleinem Radius an; weiter postulierten sie seine Entstehung bei Supernovae; Oppenheimer, Volkoff: erste Berechnungen zu einem von ihnen gebildeten Modell, Oppenheimer Volkoff Gleichung (OV); Ursprünglich war der Hauptantrieb der theoretischen Betrachtung des NS Modells die Annahme, das der Kern des NS Quelle stellarer Energie wäre. Als aber die thermonukleare Fusion verstanden war wurde die Idee des NS beinahe 30 Jahre von der Mehrzahl der astronomisch forschenden Gemeinschaft unbeachtet beiseite gelegt 1 , auch wegen seiner dann geringen thermischen Abstrahlung, was ihn mit üblichen optischen mitteln scher zu beobachten machen würde. Weiterhin wurde theoretisch vor allem an der Zustandsgleichung geforscht, darunter von einigen namhaften Physikern wie Thorne, Wheeler, Salpeter und einigen weiteren. 1 Die Weiterentwicklung der Idee des Neutronensterns wurde 30 Jahre aufgeschoben. Dazwischen lagen der 2. Weltkrieg und die Entwicklung der Atombombe, an der fast alle führenden Kernphysiker in den USA und der Sowjetunion beteiligt waren. 2 Experimenteller Wendepunkt: • 1962: Giacconi: Entdeckung der kosmischen, nichtsolaren Röntgenstrahlung; Dies belebte erneut die Theorie der NS, da sie als Quelle der Strahlung vermutet wurden. Auch die Rotverschiebung des beobachteten Spektrums wurde auf gravitative Effekte an der Oberfläche des NS zurückgeführt. Allgemein (von Schmidt und Palomar 1963 eingeführt) bezeichnete man diese „quasi-stellaren Objekte“ nun als Quasare. Weitere theoretische Betrachtungen schlossen aber in einigen Fällen isolierte NS als Röntgenquellen aus, da die maximal beobachtete Rotverschiebung unmöglich von einem stabilen Stern dieser Art herrühren konnte. Dies stützte sich auf die Theorie des Sternenkollapses, und des Gleichgewichtszustandes kompakter stellarer Objekte, die ja bereits vorlag. Ein Abriss wichtiger Messungen: • 1967/68: Gold: Entdeckung von Pulsaren, d.h. periodisch sendenden Quellen im optischen-/radio-/Röntgen-Spektrum; werden als rotierende NS beschrieben (bis heute akzeptierte Beschreibung;) • 1971: UHURU- Satellit: erster Röntgensatellit entdeckt Röntgenpulsare, Entdeckung als Binärsystem interpretiert, d.h. zwei sich umkreisende Sterne, darunter solche wo NS mit Akkretionsscheibe aus Gas des Begleiters; Bsp.: Cen X-3, Her X-1; • seit 1968: Krabben und Vela Pulsare entdeckt, beide in Supernova Resten liegend, (Chinesische Astronomen haben um 1054 die Explosion im Krabbennebel beobachtet;) => Hinweis, dass NS nach/bei Supernovae entstehen; Bereits jetzt sei gesagt, dass die Beobachtung der Röntgenpulse, d.h. allgemein des Spektrums des Pulsars und der Pulsrate, bzw. des Binärsystems eine Massenbestimmung ermöglicht. Heute sind über 350 Pulsare bekannt, wovon 300 kompakte Röntgenquellen sind, und 19 zeigen eine Periodizität, was auf Binärsysteme hinweist. 1.2 Ideales Fermigas: Unser Ziel ist es eine Zustandsgleichung eines Sternes für Dichten über ρ ≥ 10 7 gcm −3 zu finden. Dann wollen wir den niedrigsten Energiezustand eines solchen Systems, das wie wir meinen i.A. ein Gasgemisch aus Elektronen (e), Protonen (p), Neutronen (n) und Atomkernen darstellt. Die Kerne sollten, da der NS als Supernovaendprodukt angenommen wird, als solche jenseits von Eisen aufgefasst werden. Betrachtet werde soll ein kugelsymmetrischer Stern im hydrostatischen Gleichgewicht. Die Wahl der Koordinaten wird entsprechend getroffen werden. Der erste Ansatz zur Beschreibung eines NS stammte von Landau. Ähnlich wie für das Modell des Weißen Zwerges, der durch ein entartetes Elektronengas vor dem Kollaps bewahrt wird, untersuchte Landau ein entartetes Neutronengas 2 in analoger Rechnung. 2 Damit ist gemeint, dass das Pauliprinzip, bzw. Verbot zum tragen kommt und keine klassische Gasgleichung gilt. 3 Durch Energiebetrachtungen sieht man für ein System aus N Fermionen, die in einer Kugel vom Radius R eingeschlossen sind, dass für die Energien eines Gasteilchens gilt: 1 3 E Fermi ∝ hcN R −1 , und E grav ∝ −G (Nm B )m B R −1 , mit der Baryonenmasse m B . Die Gesamtenergie ist so: E = E Fermi + E grav hcN ∝ R 1 3 − GNm B . R (1.0) Berechnet man die maximale Baryonenzahl im Gleichgewicht, so erhält man: 3 ⎛ hc ⎞ 2 ⎟ ≈ 2 ⋅ 10 57 , d.h. bei Neutronen eine maximale Masse von ca: N max ∝ ⎜⎜ 2 ⎟ ⎝ Gm B ⎠ M max ∝ N max ⋅ m B ≈ 1.5 ⋅ M Θ . (1.1) Der Radius des Sternes aus Neutronengas entspräche dann Rmax ≈ 3 ⋅ 10 5 cm = 3km . Eine Verbesserte Modellierung wurde von Harrison und Wheeler (HW-Gleichung) angegeben. Sie betrachteten einen rein Thermodynamischen Ansatz, aufgrund dessen man eine Energiedichtegleichung aufstellen, und so eine Zustandsgleichung finden kann. Die auch bei der nächsten Zustandsgleichung betrachtete Dichte liegt im Bereich von 10 7 gcm −3 ≤ ρ ≤ 4 ⋅ 1011 gcm −3 . Die Thermodynamik liefert (Zusammensetzung und mögliche Reaktionen seien bekann) i.A.: ⎛ε ⎞ ⎛1⎞ d ⎜ ⎟ = − Pd ⎜ ⎟ + Tds + ∑ μ i dYi 3 , ⎝n⎠ ⎝n⎠ i (1.2) was im Gleichgewicht, bei ds = 0 liefert: ∑ μ dY i i = 0 .4 (1.3) i Bei dem Modell von Baade und Zwicky, das Landau untersuchte war der „Stern“, besser die Neutronengaskugel praktisch ein dicht gepackter, unglaublich großer Atomkern mit entsprechender Massenzahl und Kernladung (A,Z). Hier haben wir ein Elektronen-Neutronen-Kernteilchen-Gas, für dessen Energiedichte gilt: ε = n N M ( A, Z ) + ε e ′ (ne ) + ε n (nn ) . 5 3 (1.4) 4 Mit P: Druck, e/n: die Energie pro Baryon, s: Entropie pro Baryon, T die Temperatur; μ i die chemischen Potentiale, Yi die stöchiometrischen Koeffizienten; 5 ′ n g : jeweilige Dichte der Komponente g, ε g : Energiedichte von g, ε g : Energiedichte ohne Ruhemasse; 4 Hier ist M(A,Z), die nicht direkt messbare „semiempirische Massenformel“. Sie wird analog dem Tröpfchenmodell gebildet. Nach Green (1955) hat sie die Form: [ ] M ( A, Z ) = ( A − Z )mn c 2 + Z (m p + me )c 2 − AEb 6 . (1.5) Sie kann in der Regel entsprechenden Tabellen entnommen werden, womit zu erkennen ist, dass hier semianalytisch zu rechnen ist. Nach einer längeren Rechnung ergibt sich die HW-Zustandsgleichung: ′ ne M ( A, Z ) ⎧ + εe + εn ε Z ⎪ρ = = 2 2 ⎪ c c ⎪ P = Pe + Pn . ⎨ ⎪ A n = ne + nn ⎪ Z ⎪⎩ (1.6) Die von uns gewünschte Zustandsgleichung ist dann gerade P( ρ ) aus (1.6). Eine allgemeine Diskussion (siehe [3] Kap. 2.3) liefert die schon benutzten Größen: xg = bei p Fg 7 mg c φ (x ) = 1 , ng = ( 1 3π 2 λ3g ⋅ ⎧⎨ x 1 + x 2 8π ⎩ 2 ) 1 2 ⋅ x g3 , λ g = ( 2 ⋅ 2x ) mg c 2 h , Pg = 3 ⋅ φ (x g ) , mg c λg ( − 1 + ln⎛⎜ x + 1 + x 2 3 ⎝ ) 1 2 ⎞⎫ . ⎟⎬ ⎠⎭ Dies sei nur der Vollständigkeit halber angegeben. Eine Verbesserung der HW-Gleichung wurde von Baym, Pethick und Sutherland (1971) angegeben (BPS-Gleichung), welche zuvor in M(A,Z) vernachlässigte Hülleneffekte und die „Gitterenergie“ in die Diskussion mit aufnahmen. Die Gitterenergie bezieht sich hier auf die (als solche angenommene) bcc-Gitter Struktur der Gasmischung, d.h. sie gibt die Elektrostatische Energie pro Elektron, Kernteilchen, usw. mit an. Eine analytische Diskussion der modifizierten Energiedichte ergibt schließlich: 1 P = Pe + PL , mit PL = ε L der Gitteranteil. 3 (1.7) Obigen Gleichungen beachten nicht die Eigengravitation des Gasgemisches mit sich selbst (d.h. seiner es bildenden Teilchen untereinander), welche hier nicht mehr vernachlässigt werden kann. Ebenfalls wollen wir ja Zustandsgleichungen höherer zulässiger Dichte finden. Diese wären dann für die gewünschte Beschreibung von NS geeignet, während Gleichung (1.6), wie (1.7) schwere WZ beschreiben würden. 6 7 Eb : mittlere Bindungsenergie pro Baryon, m g : Masse von g; hier ist p der Fermiimpuls des Teilchens, m die Teilchenmasse und Wellenlänge. λ die entsprechende De Broglie- 5 Die erste Zustandsgleichung, die Thermodynamik mit der Gravitation verband wurde von Oppenheimer und Volkoff (OV-Gleichung) für das hydrodynamische Gleichgewicht einer Gaswolke gegeben. Im Vortrag 2.1, und 2.2, von Philipp Wein und Sascha Ratz, haben wir bereits den Einstein’schen Energie-Impulstensor kannengelernt, und wir wissen, dass so eine Verbindung von Gravitation zu der Geometrie des Raumes, d.h. der Teilchendynamik (Teilchen bewegen sich ja auf entsprechenden Geodäten) geschaffen wird. Eine Verbildlichung der OV-Herleitung sei nun gegeben durch: (Annahme Δs = 0 , k B T pp E F , d.h. T ≈ 0 K;) 1 Rμν − ⋅ g μν g λκ Rλκ = −8πG ⋅ Tμν 8 “+“Thermodynamische Zustandsgleichungen P( ρ ) 2 ⇒ ⎧ dm ⎪ = 4π ⋅ r 2 ρ dr ⎪ ⎪⎪ dP − ρm ⎛ P ⎞⎛ 4πP ⋅ r 3 ⎞⎛ 2m ⎞ −1 ⎟⎜1 − = 2 ⎜⎜1 + ⎟⎟⎜⎜1 + ⎟ . ⎨ m ⎟⎠⎝ r ⎠ r ⎝ ρ ⎠⎝ ⎪ dr −1 ⎪ 1 dP ⎛ P ⎞ dΦ =− ⋅ ⋅ ⎜1 + ⎟ ⎪ ⎪⎩ ρ dr ⎜⎝ ρ ⎟⎠ dr (1.8) Die OV-Gleichung basiert auf der allgemeinsten Form einer sphärisch symmetrischen Metrik: ( ) ds 2 = −e 2 Φ dt 2 + e 2 λ dr 2 + r 2 dθ 2 + sin 2 (θ )dφ 2 , (1.9) −1 hier aber ⎛ 2m ⎞ e 2 λ ≡ ⎜1 − ⎟ . r ⎠ ⎝ (1.10) R Man sieht, dass wegen der Gesamtmasse M = ∫ 4πρr 2 dr des Sternes, m(r ) als Masse in r 0 interpretiert werden kann, während Φ weiter eine abstrakte Metrikfunktion bleibt, für die sich die Differentialgleichung aufstellen lässt: 1 dΦ dP . =− ⋅ dr P + ρ dr (1.11) Wichtig ist, dass wir hier ein Volumenelement der Form: ⎛ 2m ⎞ dV = ( g rr ) dr ⋅ 4πr ≡ ⎜1 − ⎟ r ⎠ ⎝ 1 2 2 −1 2 ⋅ 4πr 2 dr (1.12) haben, in welchem nicht wie üblich nur die Masse, sondern auch die „in ihm enthaltene“ Gravitationsenergie (durch das negative Gravitationspotential) steckt. Gleichsam sind auch Druck und Volumenelement so gekoppelt. 8 Tμν : Energie-Impuls-Tensor, Rμν : Ricci-Tensor; 6 Die Gleichgewichtskonfiguration liefert: M max = 0.7 M Θ , bei R = 9,6km , und ρ c = 5 ⋅ 1015 gcm −3 . (1.13) Interessant ist, dass bei höheren Drücken die Konfiguration instabil wird, und der Gravitationskollaps erfolgt. Doch wie geht man theoretisch auf die „Stabilität“ eines Sternes ein? Es sei auf Kapitel 6 von [3] verwiesen, hier nur eine Kurzzusammenfassung der betreffenden Sachverhalte. Zusammenfassung: (Newton’sches Gleichgewicht und Stabilität nichtrotierender Sterne) Man geht von der Hydrodynamik aus, welche für die Zustandsgleichung P( ρ ) im Gleichgewicht liefert: ∇P + ρ∇Φ = 0 , mit Φ 9 dem Gravitationspotential. (1.14) Analog zur Mechanik will man durch ein Variationsprinzip (vgl. [3] Kap. 6.3) das Energetische Minimum finden, welches die Physik des Systems und so den Gleichgewichtszustand und die Zusammensetzung bestimmt. Mit Energieansatz: r E = E kinetisch + Einnere + E gravitation ⇒ δE = ∫ (∇P + ρ∇Φ ) • ξ d 3 x , (1.15) r r mit der Lagrange’schen Verschiebung ξ ( x , t ) , was die Lagrange’schen Multiplikatoren für r die entstehende Gleichung sind. Die Verschiebung erfüllt: Δρ = − ρ∇ • ξ . Setzt man nun δE = 0 so haben wir die Physik des Gleichgewichtszustandes. Interessant ist, wenn man nun kleine Auslenkungen aus diesem betrachtet, indem die Lagrange’sche Verschiebung als ebene Welle, die den Stern durchläuft, und in ihm stehende Wellen bildet, angesetzt wird. Aufgrund der härte des beim NS betrachteten Materials ist dies eine extrem gute Näherung für Verspannungen im Stern. Rechnet man nun weiter, ergibt sich eine Lagrangefunktion für die Störung, aus der sich Stabilitätskriterien eröffnen (siehe Box 6.1, S.151 in [3]). (Diese ergeben sich aus den erlaubten Moden der Eigenschwingungen der gebildten stehenden Wellen.) All dies führt nun auf eine sehr große Vereinfachung der Diskussion, die wir gleich anwenden können. Die Zustandsgleichung dar in der Form einer Polytropengleichung P ( ρ ) = Kρ Γ angesetzt werden, mit Konstanten K und Γ . Der Energieansatz ergibt: dP Gm dm , bei u = , dρ r was mit der Abschätzung einer mittleren Dichte ρ c ≡ ρ (0) liefert: E = ∫ udm − ∫ E = α 1 KMρ cΓ −1 − α 2 GM 9 5 3 1 ρ c 3 , α 1 , α 2 Konstanten. Für Kugelsymmetrische Sterne ist dies z.B.: Φ(r ) = − Gm(r ) r r + G ∫ 4πρr 2 dr . 0 7 Man hat am Ende der Rechnung also eine Funktion: M ∝ pc ( Γ − 4 )( 3 ) 2 3 , die nur von einem Argument abhängt! (1.16) dE eq = 0 und dM = 0. dρ c dρ c Man muss beachten, dass die Diskussion bei zu hohen Dichten unsinnig wird. Stabile Sterne findet man nun bei: Insgesamt ändert sich die Stabilität bei dM d 2M = 0 und < 0. dρ c dρ c2 Abbildung 1 und 2 verbildlichen stabile Konfigurationen. [Abb.1] [Es wirkt überraschend, wenn man nochmals das Vorgehen Revue passieren lässt: Wir gingen von der Hydrodynamik aus, haben, da wir stets etwas über die Energiebeziehungen sagen können, ein Variationsprinzip angewandt, den Grundzustand des Gleichgewichtes gefunden. Um die Stabilität zu bestimmen haben wir das System um die stabile Ausgangslage zum schwingen gebacht, so konnten wir die zu Stabilen Konfigurationen führenden Moden finden, Stabilitätskriterien bestimmen, und schließlich eine simple Form der Stabilitätsabschätzung (Abschätzung, da wir die uns unbekannte Zustandsgleichung für einen Grenzfall maximal möglicher Dichte genähert haben;) gewinnen.] 8 Zu den Kenndaten, die wir tatsächlich messen können gehört sicherlich die Masse des kompakten Objektes. Betrachten wir die Massen, die unsere Modelle liefern, und die zugehörigen Dichten, wie Radien. Die „Chandrasekhar Massengrenze“ 10 für Neutronensterne ist ca. 5,72M Θ . Dies ist aber die errechnete Ruhemasse des NS, welche durch das negative Gravitationspotential, d.h. die auftretende Bindungsenergie ,und weitere relativistische Effekte nochmals deutlich herabgesenkt wird. [Abb. 3] Abbildung 3 zeigt einen Vergleich der HW- und OV-Gleichung mit markierten bereichen für Stabile Weiße Zwerge und Neutronensterne. Da wir die Zustandsgleichung nicht genau kennen, aber eine ungefähre Abschätzung von M und R brauchen, machen wir einen Polytropenansatz, d.h. wir nehmen P ≈ P( ρ 0 ) , bei einer Γ mittleren Dichte ρ 0 an und setzen P = Kρ 0 , K , Γ konstant. Für den Fall eines leichten NS aus Neutronengas ist Γ = 5 und man erhält: 3 1 ⎧ ⎛ ⎞ 6 ρ c ⎪ R = 14.64⎜ ⎜ 1015 gcm −3 ⎟⎟ km 11 ⎪ ⎝ ⎠ . (1.17) ⎨ 3 ⎪ ⎛ 15.12km ⎞ ⎟ ⋅MΘ ⎪ M =⎜ R ⎝ ⎠ ⎩ Im Fall oben angegeben Gasmischung kann man das Teilchendichteverhältnis von Protonen zu Neutronen untersuchen (siehe Kap. 2.5 in [3], S. 41ff) und findet so ein Maximum bei ρ ≈ 7.8 ⋅ 1011 gcm −3 . Dies gibt uns einen Anhaltspunkt wo die Grenze vom NS zum Weißen Zwerg zu liegen hat, denn bereits im Vortrag 7.2, von Stefan Leinfelder, wo der Beginn der „Neutronisation“ angeschnitten wurde, haben wir eine charakteristische Reaktionsgleichung gesehen. 10 Gemeint sind nicht die 1.24 M Θ vom Weißen Zwerg! 11 Setzen ρ0 = ρc an. 9 Es ist dies der inverse β-Zerfall, der z.B. in einer Gleichgewichtsmischung von p, n, e, bei Dichten jenseits von 1,2 ⋅ 10 7 gcm −3 auftritt. Die Reaktionsgleichung: e + p → n + ν e , und das Prinzip des kleinsten Zwanges, zeigen gerade bei diesen Dichten eine Verlagerung des Gleichgewichtes auf die rechte Seite 12 . Hat ein Stern also hinreichende Masse und so Dichte, d.h. über ρ ≈ 7.8 ⋅ 1011 gcm −3 , so ist im Wesentlichen die Rückreaktion: n → p + e + ν e unterbunden und der Stern erfährt einen Anstieg der Neutronendichte. Eine stetige Umwandlung der Gasmischung dieser Art führt zur Neutronisation weiter Teile des Sternes, womit dort ein Neutronengas gebildet wird. Nun haben wir einen ungefähren Rahmen über die Parameter gefunden, um realistischere Zustandsgleichungen vom allgemeinen Standpunkt aus beurteilen zu können. 1.3 Realistische Zustandsgleichungen: Da wir bis jetzt noch keine Messwerte haben, aber über Stabilitätsbedingungen Aussagen über Zustandsgleichungen machen können, wollen wir uns nun ganz heuristisch eine Liste dieser Gleichungen ansehen, wie sie in Tabelle 1 zu finden sind. 13 [Tab.1] 12 Bei diesen Dichten sind die Elektronen des Gemisches praktisch ultrarelativistisch und haben Energien über 1.29MeV ≈ (mn − mp )c 2 , womit das Gleichgewicht auf Seite der Neutronenbildung verschoben wird. 13 „Neutron Drip“ meint Dichten, bei denen freie n außerhalb der Kerne existieren können. 10 Zu sehen ist eine Übersicht der vorhandenen, bekanntesten Modelle/Zustandsgleichungen und auf welche Annahmen sie sich stützen. [Abb. 4] Abbildung 4 zeigt ein M − ρ c -Diagramm der Modelle, dabei steht der ansteigende Ast für stabile NS. Abbildung 5 zeigt das zugehörige M-R-Diagramm. [Abb. 5] Es ergeben sich folgende Charakteristika: 1) Sterne mit „starrer Zustandsgleichung“ (engl. stiff equation of state), d.h. bei sozusagen inkompressiblen Cores, (BJ, TNI, TI, MF) haben größere maximale Massen als Sterne mit „weicher Zustandsgleichung“ (engl. soft equation of state), d.h. kompressiblen Cores; 2) Sterne mit starrer Zustandsgleichung haben geringere Kerndichten ρ c , größere Radien, dickere Krusten (siehe Aufbau, und Abb.6) als Sterne gleicher Masse aber mit weicher Zustandsgleichung; 3) Auftreten von exotischen Phänomenen, wie Pionkondensation würde den Kern kontrahieren; 11 Betrachten wir noch die unterschiedlichen Maximalen Massen der Modelle in Tabelle 2: . [Tab. 2] Wie bei der Beschreibung der Neutronisation angegeben kann man bei der ausführlichen Analyse der Zustandsgleichung schnell bereiche unterschiedlicher Dichten ausmachen und mit thermodynamischen Überlegungen die dort mögliche Zusammensetzung bestimmen. So ergibt sich der Innere Aufbau des Neutronensternes. Abbildung 6 zeigt einen Querschnitt durch die verschiedenen Schichten des NS, wobei wir es einmal mit einem Repräsentanten für weiche Zustandsgleichungen (R) und einen für starre Zustandsgleichungen (TNI) zu tun haben. [Abb. 6] 12 Diskussion des Aufbaus: 1.) Oberfläche: ( ρ ≤ 10 6 gcm −3 ) Region in der die Temperatur und die magnetischen Felder die Zustandsgleichung merklich beeinflussen können; es gibt wohl eine wenige cm dicke Plasma-Atmosphäre und extrem starke Magnetfelder von ca. 1012 Gauß; 2.) Äußere Kruste: ( 10 6 gcm −3 ≤ ρ ≤ 4,3 ⋅ 1011 gcm −3 ) feste Region, in der ein Coulobgitter aus schweren Nuclei (von uns als Eisenkerne angenommen (siehe Supernovavortrag)) im β-Gleichgewicht (Isotopenbildung möglich!) mit dem relativistischen degenerierten Elektronengas (hier gilt die Zustandsgleichung für Weiße Zwerge); 3.) Innere Kruste: ( 4,3 ⋅ 1011 gcm −3 ≤ ρ ≤ (2bis 2,4) ⋅ 1014 gcm −3 ) festes Gitter/Kristall (wohl bcc) neutronenreicher Nuclei, zusammen mit einem superfluiden Neutronengas (bildet sich bei vorliegenden Dichten ab 1011 K!), und einem entarteten Elektronengas; 4.) Core Region: ( ρ ≥ ρ c ≈ ρ nuc ) sie mag es, oder mag es nicht in einigen Sternen geben, eine Region von Dichten der Größe von Atomkerndichten; dies hängt davon ab, ob Pionkondensation (Einstein-Bosekondensat?)eintritt, ein Phasenübergang zu fester Neutronenmaterie auftritt, oder die starke Wechselwirkung Quark-Materie hervorruft; natürlich können auch andere Materieformen, die sich von der Neutronenflüssigkeit unterscheiden auftreten, welche bei diesen Dichten existieren könnten; Schlüsse aus der Diskussion: ! Wir können aus einer starren Zustandsgleichung bei M = 1.4 M Θ (d.h. relativ massereich, und wie wir sehen werden ein in der Natur favorisierter Fall) eines NS die Dichte ρ ≤ 1015 gcm −3 folgern. Tatsächlich ist selbst bei den massivsten stabilen Neutronensternen 14 ρ c ≤ (kleineZahl ) ⋅ 1015 gcm −3 , wie aus Abb. 4 ersichtlich. Ein Phasen, bzw. das Vorhandensein solcher Phasenübergänge im Core zu Quark-Materie, oder anderen exotischen Materieformen ist erstens unwahrscheinlich, und zweitens ist solche Materie nie untersucht worden, da sie noch nie gebildet werden konnte 15 . Auch wenn man dies noch nicht messen kann, muss man dennoch eine weitere Klasse kompakter Objekte, die Quark-Sterne ( ρ c > ρ nuc ), annehmen. Diese Herangehensweise erwies sich, wie die Geschichte zeigt stets als fruchtbar. In der Natur scheinen (wie bereits erwähnt) NS mit Massen nahe der Chandrasekhargrenze von 1,4 Sonnenmassen bevorzugt aufzutreten. Diese Sterne, i.A. gut durch eine starre Zustandsgleichung wie TNI beschrieben bilden keine exotischen Effekte im Core, wie Pionkondensation aus (diese bräuchten, falls sie auftreten würden Kerndichten im bereich von ρ nuc ). Trotz aller Unsicherheiten bzgl. der Zustandsgleichung decken sich diese Schlussfolgerungen gut mit den Beobachtungen. Die minimale Masse von NS wird mit der BBP-Gleichung bestimmt, da in diesem Dichtebereich der NS als schwerer Weißer Zwerg aufgefasst werden kann. Es ergäbe sich so M min = 1.2 M Θ . Während dieser Bereich als gut verstanden und etabliert gilt, ist die maximale Masse für eine Gleichgewichtskonfiguration wesentlich schwieriger zu erhalte, da dort die 14 Mehrfache Kerndichten treten wohl stets auf. Man glaubt heute in Beschleuniger-Experimenten mit schweren Kernen Anzeichen für das Auftreten eines Quark-Gluon-Plasmas beobachtet zu haben. 15 13 Zustandsgleichung nicht bekannt, bzw. bisher klar spezifizierbar war. Alle Rechnungen deuten aber auf eine Abschätzung von M max ≤ 3M Θ . Wir werden später nochmals darauf eingehen, da dieser Bereich zur Abgrenzung und Identifizierung von Schwarzen Löchern wichtig ist. 1.4 Pulsare: Kurze geschichtliche Einführung: •1967: A. Hewish detektierte astronomische Objekte, die periodische Pulse im Radiobereich abstrahlten. Bereits zuvor waren ja Modelle für Weiße Zwerge, Neutronensterne, usw. aufgestellt worden. Darunter war der Vorschlag von Baade und Zwicky (1934), sowie Colgate und White (1966), welche als Entstehungsort Supernovae vorhersagten. Sie nahmen weiter an, dass NS/Weiße Zwerge schnell rotierten, und starke Magnetfelder aufwiesen, womit sie z.B. als „Energiequelle“ von Nebeln, wie dem Krabben-Nebel dienen könnten. Der von Hewish entdeckte Radiopulsar (1,377s bei 81,5 MHz) war anfangs als eigenständiges, einzelnes Objekt verstanden worden. •1968: Gold: Klassifizierte das beobachtete Objekt als rotierenden Neutronenstern, mit magnetischen Feldern an der Oberfläche von ca. 1012 Gauß. Weiter würde sich das NS-Modell mit vielen der Beobachtungen, wie der Stabilität der Pulsperiode decken. Er sagte einen geringfügigen Anstieg der Pulsperiode voraus, was, wie er meine geschah, wenn der NS langsam Rotationsenergie verlor. Kurz darauf wurde diese Verlangsamung der Pulsperiode beim Krabben-Nebel-Pulsar gemessen. Als Gold (1969) weiter zeigen konnte, dass der implizierte Energieverlust gerade dem Energiebetrag entsprach, um den Krabben-Nebel „anzutreiben“, und alle alternativen Beschreibungen scheiterten, war das Neutronenstern-Modell endgültig akzeptiert. Kurze Diskussion der Richtigkeit der Annahme „Pulsare=Neutronensterne“: Zur Auswahl stehen die uns „bekannten“ kompakten Objekte: Weißer Zwerg, Neutronentern, und Schwarzes Loch. Eigenschaften des Pulsars (Schlüsselfakten): 1) Pulsare haben Perioden von ca. 1,6ms bis 4,3s; 2) Periode wächst langsam an, und wird bis auf etwaige „Glitches“ nicht langsamer; 3) Pulsare sind sehr gute „Uhren“ (man kann Pulsperioden bis auf 13 Dezimalen genau messen); Nehmen wir eine Pulsrate von 1,6ms, so legt das Licht in dieser Zeit eine Distanz von 500km zurück. Es gibt keine Modelle, in denen die Quellen viel größer sein können; vor allem in denen ein solch gut abgestimmter „Uhrmechanismus“ (d.h. Abstrahlung ja kohärent) existiert, da die emittierende Region ja so, nah mit der ganzen Quelle gekoppelt sein. Somit muss es sich um ein kompaktes Objekt handeln. 14 Abbildung 7 zeigt die Aufnahme eines typischen Pulsars. [Abb. 7] 1.) Annahme: Es ist ein Weißer Zwerg, mit Uhrmechanismus: Rotation, Pulsieren, Binärsystem; Rotation: errechnen wir die kürzest mögliche Periode, d.h. kurz vor dem Auseinanderreißen des Sternes: GM Ω 2 R ≈ 2 16 , bei mittlerer Dichte ρ ist Ω 2 ≈ Gρ , wobei wir eine maximale R mittlere Dichte von ρ ≈ ρ c ,max ≈ 10 8 gcm −3 haben können, was eine Periode 2π ≈ 1s ergibt, genauere Rechnungen liefern einen Wert von ca. Ω 2s. Innere Schwingungen können aufgrund dessen ausgeschlossen werden, dass neben den hochfrequenten Moden auch andere niedrigere Frequenzen angeregt würden 17 , was gegen die schmalen Signale, die nur in relativ schmalen Frequenzband auftreten spräche. Eine Vibration ist auch nicht adequat, sie würde die Periode absenken, d.h. durch dissipative Effekte verzögern. Binärsystem: Ein Weißer Zwerg in einem Binärsystem ergibt bei Orbitalem GM Radius r: Ω 2 r ≈ 2 , bei r ≥ R erhält man ähnliche Größenordnungen der r Frequenz wie oben. (Umfangsgeschwindigkeit fast c) Insgesamt liefert der Weiße Zwerg die kurzen Perioden nicht! von ca. P = 2.) Annahme: Ein Neutronenstern ist der Pulsar. Man überlege sich die analoge Diskussion wie beim Weißen Zwerg, nur der NS hat eine ca. 10 6 mal höhere Dichte, was eine Periode im Bereich von 1ms lieferte, welch zu kurz wäre, aber für den unteren Frequenzbereich des Pulsares hinreichend ist. Bei geeignetem Radius des NS (d. auch für ein Binärsystem entspr. Orbitaler Radius) kann das Neutonensternsystem sehr wohl die gewünschten Pulse Liefern. Ebenfalls stimmt die Zeitspanne, in der die Pulsperioden beobachtbar Sind gut mit der Beobachtung überein. 16 17 Ω die Winkelgeschwindigkeit; Es gibt Schwingungen der Akkretionsscheiben schwarzer Löcher, deren sehr breites Spektrum auf starke Dämpfung hinweist (Quasi-Periodic-Oscillations). 15 3.) Annahme: Pulsar ist ein Schwarzes Loch, kann ausgeschlossen werden, denn wie wir noch sehen werden besitzt es keine Struktur an der sich ein periodischer Emitter befestigen ließe. Auch sind Schwarze Löcher achsensymmetrisch und etwaige Akkretionsmechanismen (Pulsieren der Scheibe in sich) sind nicht annähernd so genau wie notwendig. Es folgt, dass der Neutronenstern als einziges der kompakten Objekte in Frage kommt ein Pulsar zu sein. Kurze Beschreibung des Emissionsmechanismus: Problem: Die eigentlichen Mechanismen, mit denen der Pulsar wohl Rotationsenergie des NS in die Beobachteten Pulse umwandelt, sind kaum verstanden. Es existieren viele Theorien darüber, aber keine kann den, anscheinend für alle Pulsare gleichen, d.h. also universellen Grund für die charakteristischen Strahlungspulse erklären. Da die Emission nur einen kleinen Teil der Rotationsenergie abgibt, verglichen mit anderen Energie „Reibungs-Effekten2 des NS, kann er also von diesen dissipativen Prozessen entkoppelt betrachtet werden. Abbildung 8 zeigt eine künstlerische Verbildlichung eines Pulsars. Hier ist der Pulsar im wesentlichen als ein magnetischer Dipol dargestellt. [Abb. 8] Aber welche fundamentalen Anforderungen muss der beobachtete Puls erfüllen? 1) Die Strahlung muss in einem relativ schmalen Winkel, d.h. einem entsprechenden Kegel, der in Bezug zum NS eine feste Position hat, abgegeben werden. Der Strahl muss einen weniger als zehn Grad großen longitudinalen Winkel, für viele Dekaden der Frequenz vom Äquator emittiert werden. 2) Der Strahlungsmechanismus muss Breitbandsignale in Radio- und optisch sichtbarer Frequenz produzieren, bei Radiopulsen von Bandbreiten größer als 100MHz. 16 3) Der Strahlungsprozess muss die beobachtete Luminosität, und Temperatur des Radio/Optischen-/Röntgen-Bandes produzieren. 4) Bei Radiowellenlängen soll die Emission lineare Polarisation aufweisen, was näherungsweise Frequenzunabhängig und für lange Zeitintervalle stabil sein soll. Was lässt sich nun anhand dieser Daten über die emittierte Strahlung aussagen? Stellen wir wieder thermodynamische Überlegungen an, so können wir die „brightness“ Temperatur Tb einer strahlenden Region über die Plank’sche Strahlungsformel 18 bei der spezifischen Intensität I v = Bv (Tb ) (in erg ⋅ s −1 ⋅ cm −2 ⋅ Hz ⋅ sr −1 ) erhalten. Für unseren Fall ist hv pp k B Tb und obiges vereinfacht sich zum Rayleigh-Jeans-Gesetz: Iv ≈ 2v 2 ⋅ k B Tb . c2 (1.18) Die schwächste beobachtete Luminosität war von (10 25 − 10 28 )erg ⋅ s −1 , was bei einer ungefähren Pulsdauer von t ≤ ms eine ungefähre Quellengröße von (ct ) 2 ≈ 1015 cm 2 ergibt, die wir nun annehmen. Es ergeben sich folgende Werte: ( ) ( ( ⎧ I v ≈ 10 4 − 10 7 ⋅ erg ⋅ s −1 ⋅ cm −2 Hz −1 sr −1 ⎪ Tb ≈ 10 23 − 10 26 K . ⎨ 17 22 ⎪ k B Tb ≈ 10 − 10 eV ⎩ ) ) (1.19) Die Teilchenenergie bei inkohärenter Strahlung ergäbe ETeilchen ≥ k B Tb , was, selbst beim Vorhandensein solch absurd hoher Teilchenenergien, eine Energieemission jenseits des Radiobandes zur Folge hätte, welche aber bei allen ca. 350 beobachteten Pulsaren – als Breitbandradioemission abgestrahlt- sichtbar ist. Kurzer Einschub über das Pulsar-Spektrum: Wie gesagt zeigen Pulsare Breitband-Radioemission in Form periodischer Pulse (siehe Abb.7). Die Pulsintensität variiert dabei über weite Bereiche und manchmal fehlen einzelne Pulse. Die Pulse auf Abbildung 7 haben eine innere Struktur, wie eine bessere Zeitliche Auflösung (siehe Abbildung 9) offenbart. Der „duty cycle“, d.h. der Bruchteil der Periode, in dem Emission gemessen werden kann, macht i.A. 1-5% der/des eigentlichen Pulsdauer/Pulses aus. Der „Grundpuls“, d.h. die Mittelung vieler Pulse, siehe Abb.9, ist stabil, so ergibt sich die Eigenschaft der guten „Uhr“ des Neutronensterns. Für die Intensität der Radiopulse gilt ei Potenzgesetz: I v ∝ v a , mit a ≈ −1,5 für v < 1GHz . Typische Intensitäten liegen für 400MHz bei ca. 0,1 19 Jy. Die Pulse sind wie gesagt meist linear polarisiert, seltener, und weniger zur Gesamtintensität beitragend auch elliptisch polarisiert. ( ) −1 ⎛ ⎞ ⎞ , die Plank’sche Strahlungsformel, bei der Frequenz v . ⋅ ⎜ exp⎛⎜ hν ⎟⎟ k T c2 ⎝ b ⎠⎠ ⎝ 19 1Jy=1Jansky = 10 −23 erg ⋅ s −1cm −2 Hz −1 ; 18 3 Bν = 2hν 17 Man beachte, dass Abb. 9 gerade den Puls des Krabbennebel-Pulsars darstellt, der eine relativ kleine Periode aufweist (PSR 0531+21, von 0,0331s; vgl. mit Vela-Pulsar PSR 0833-45, der Periode von 0,059s hat;). [Abb. 9] Wie wir noch beschreiben möchten, zeigt sich eine stetige Erhöhung der Pulsperiode P, mit dP ≈ 10 −15 s ⋅ s −1 , womit einige Pulsarmodelle das Alter des Pulsars klassifizieren wollen. dt Man setzt an, dass der Pulsar jünger als eine charakteristische Zeit T≡ P • ≈ 10 7 yr P ist, d.h. für den Krabben-Pulsar T = 2487 yr , was sicher jünger ist als das Alter der chinesischen Aufzeichnungen. Bei kann in der Rotationsfrequenz plötzliche Sprünge erkennen, „Glitches“ genannt. Für den Krabben-Pulsar gilt: ΔP P • −8 ≈ 10 , bei ΔP • ≈ 0,01 P 18 und einer Abklingzeit von 50 Tagen. Wie man weiß gibt es solche kleinen Glitches, wie sie der Vela-, oder Krabben-Pulsar zeigen, aber auch „Makroglitches“. Interessanter weise konnte keine mathematische Formulierung gefunden werden die diese Messungen in einheitlichen Zusammenhang stellt. Das weist wohl auf das Fehlen eines allgemeinen, vielleicht einzig internen Mechanismus hin. Stattdessen können wohl auch verschiedene Zufallsereignisse (Zusammenprall mit Objekt, usw., bzw. Sternbeben) dazu führen. Die oben geschilderte Entdeckung, dass der „Antrieb“ (bzw. „antreiben“) des Krabbennebels ein Pulsar sei, bezieht sich auf die zuvor gemachten Beobachtungen, der im Nebel enthaltenen Filamente, welche im optischen Bereich strahlen, wie auch Synchotronstrahlung emittieren. Dies sollte also damit gemeint sein – der ca. 2kpc vom Nebel entfernte Pulsar ist die geschilderte Ursache. (Ende des Einschubes) Zurück zum Strahlungsmechanismus. Wir folgern also einen kohärenten Strahlungsmechanismus, bei dem die Gesamtintensität ∝ N 2 , bei N der Teilchenzahl, mal der Intensität, welche durch ein Teilchen abgestrahlt wird. Der Mechanismus für das optische oder das Röntgenspektrum (dessen Pulse) muss nicht zwingen kohärent sein, wie wir aus der Atomphysik wissen. Dipol-Mechanismus: Wollen wir kurz die elektromagnetischen Eigenschaften des Neutronensternes besprechen. Das einfachste anwendbare Modell ist das Dipolmodell des Pulsars. Ein Neutronenstern rotiert gleichbleibend mit Frequenz Ω und besitz ein magnetisches r Dipolmoment m , im Winkel α zur Rotationsachse orientiert. Unabhängig von der inneren Geometrie des Sternes ergibt sich für das reine magnetische Dipolfeld B p am magnetischen Pol: 3 r Bp R m = . 2 Bei einer solche Konfiguration strahlt der Dipol nun Energie, die von der Rotationsenergie: E= • • 1 2 IΩ ⇒ E = IΩ Ω , I: das Trägheitsmoment des Sternes, 2 kommt und mit der Rate: 2 B p R 6 Ω 4 sin 2 (α ) 2 •r• E=− 3 m =− , 3c 6c 3 • 2 abstrahlt. Offenbar zeigt sich der Zusammenhang eines Potenzgesetzes der Form: • Ω ∝ −Ω n , 19 wobei der Parameter n der „breaking index“ ist, welcher für unser Dipolmodell gerade n=3 ergäbe. Man kann ihn als: •• n≡− ΩΩ • 2 Ω definieren. Er kann direkt aus der Pulsarfrequenz bestimmt werden, er ist z.B. für den Krabben-Pulsar mit n = 2,515 ± 0,005 (Groth 1975) gegeben. (Die zeitliche Funktion der Winkelgeschwindigkeit ist ein Charakteristikum in der Beschreibung!) Das Dipolmodell erlaubt quantitative Aussagen über die Energie von Pulsaren zu machen. So haben Gunn und Ostriker (1968) errechnet, dass für den Krabben-Pulsar M = 1,4M Θ , R=12km, und I = 1,4 ⋅ 10 45 gcm 2 eine Energie und eine Abstrahlrate von: • E = 2,5 ⋅ 10 49 erg , und E = 6,4 ⋅ 10 38 erg ⋅ s −1 ergibt. Das ist eine sehr gute Näherung, wenngleich die insgesamt abgestrahlte Energie weit größer ist als die mit den Radiopulsen empfangbare. Für den Krabben-Pulsar ergäbe sich weiter eine Feldstärke von B p = 5,2 ⋅ 1012 G (α = π ) . 2 Interessant ist, dass dies aus dem eingefrorenen, durch den Schwund des Radius um den Faktor 10 5 bedingt erhöhten Magnetfeld des Vorgängersternes, dessen typische Magnetfeldstärke bei ca. 100 G lag. Auch das Oberflächenfeld steigt in der Stärke um den Faktor 1010 an. Wir müssen nun den in der Natur vorkommenden Fall eines Neutronensternes annehmen, der nicht isoliert im Vakuum rotiert, sondern dabei von einer Gasschicht umgeben ist, die mit seiner Oberfläche wechselwirkt. Der Ausgerichtete Rotator: Die ersten, die diese Wechselwirkung beschrieben waren Goldreich und Julian (1969). Sie zeigten auf, dass so auch starke elektrische Felder parallel der Oberfläche existent wären, die geladene Teilchen aus der Oberfläche reißen können, und diese würden dann entsprechend dem komplex geformten Magnetfeld, der (magnetisch) „dichten“ Magnetosphäre beschleunigt. Ein Bereich der Magnetosphäre nahe eines virtuellen Lichtzylinders (siehe Abbildung 9b) würde mit dem Pulsar mitrotieren. Der korotierende Radius wäre: Rc = c ≈ 5 ⋅ 10 9 Pcm (P: Pulsarfrequenz;). Ω 20 Teilchen (Plasma) bei diesem Radius wären ultrarelativistisch und dies führt zu hochfrequenter Abstrahlung, sowie Synchotronstrahlung. [Abb. 9b] Es deutet sich die Komplexität der Physik von Akkretionsscheiben an, wobei das Plasma des Neutronensternes nicht mit der Akkretionsscheibe gleichgesetzt werden sollte, welche wenig damit zu tun hat. 1.5 Suprafluidität in Neutronensternen: Wie wir für die einzelnen Schichten beschrieben hatten, kommt es an einigen Stellen in diesem Vielteilchensystem zu einer Phasenumwandlung hin zu einem Superfluid. Dies geschieht wie indem sich die Teilchen zu Paaren formieren. Sind diese geladen, so tritt Supraleitung auf. Es können sich nach der BCS-Theorie so großflächig supraleitende/flüssige Areale im Stern ausbilden, wobei hier im stark degenerierten Fall nur solche Teilchen nahe n der Fermikante davon betroffen sind. Ist n groß, so muss man nur n-n, und p-p np Paarungen betrachten; da ja immer Paare mit betragsgleichen antiparallelen Impulsen ausgebildet werden, und n, p verschiedene Fermiflächen aufweisen, ist eine n-p Paarung nur selten. Wichtig: Paare von n sind Bosonen, mit einem Verhalten von 4 He Atomen, d.h. flüssigem Helium. Dieses Verhalten zeigt sich bei Dichten ρ ≈ 2,8 ⋅ 1014 gcm −3 , wie man aus dem Labor weiß, dabei muss die latente Wärme, die mit der Paarbildung einhergeht größer als die thermische Energie sein. Die p-Flüssigkeit ist wohl für supraleitende Ströme im NS verantwortlich, während Elektronen bei den gegeben Bedingungen keine Supraleitung ausbilden. 21 Im Neutronenstern gilt: 1.) Die innere Kruste enthält n-Supraflüssigkeit (Neutronenreiche Schicht). 2.) Im Quantenflüssigkeiten-Bereich, wo die Nuclei sich zu n und p, in Form von entarteten Flüssigkeiten aufgelöst haben, gibt es auch supraleitende p Gebiete und auch Neutronenflüssigkeit. Die supraflüssigen Schichten wirken sich zwar nicht wesentlich auf Masse, oder Radius des Neutronensternes (nur 1% der an interaktiven Prozessen beteiligten Energie hier involviert;), wohl aber haben sie Einfluss auf thermale Effekte, wie die Wärmeleitung (Reduzierung der Wärmekapazität; Elektronen für Wärmeleitung im üblichen Sinne;), wie auf elektromagnetische Effekte oder auf hydrodynamische Effekte (wie die Gltches vermuten lassen). Gehen wir noch sehr knapp auf die Glitches ein: Was führt uns neben den Dichteabschätzungen zu dem Gedanken der Supraflüssigkeiten in Neutronensternen – gibt es Messungen, die darauf hindeuten? Daten des Krabben-Pulsars und des Vela-Pulsars (hier keine Makroglitches) zeigen ja plötzliche Pulsperiodensprünge. Baym (1969) hat zur Erklärung der Vela Glitches ein phänomenologisches Zweikomponentenmodell für Neutronensterne aufgestell. Bei einem Glitch ändert sich • • offenbar auch Ω (Winkelbeschleunigung) mit Δ Ω von Ω , um ΔΩ Ω ≈ 2 ⋅ 10 −6 • Ω ≈ 10 − 2 , bei einem schwachen Anstieg für Vela. Das Zweikomponenten-Modell: Der Stern besteht hier aus einer festen Kruste mit geladenen Teilchen, usw., und hat ein Trägheitsmoment I c und eine Winkelgeschwindigkeit Ω(t ) (durch gemessene Pulsarfrequenz mit P = 2π verknüpft), der restliche Teil sind supraflüssige Neutronen, mit Ω Trägheitsmoment I n , die nur schwach an die feste Kruste gebunden sind und mit Ω n (t ) bewegen. Die Kopplung zwischen beiden Schichten wird einzig durch die Relaxationszeit τ c für Reibungseffekte beschrieben. Der Auslöser für die Glitches ist auch in diesem Modell ein Sternbeben in der Kruste. Zu diesen Sternbeben kann es durch den Einschlag von anderen Objekten, die so die Kruste deformieren kommen. Eine andere Möglichkeit bezieht sich auf die vorhandenen Rotation des Sternes, welche die Oberfläche entsprechend rotationssymmetrisch geformt hat. Durch dissipative Effekte kommt es zu einer Verringerung der Winkelgeschwindigkeit, sodass die Kruste nun nicht mehr in der energetisch günstigsten Form ist, was zu (mechanischen Ver-)Spannungen in der Kruste führt, die, wenn sie entsprechend groß genug sind in einem „Crack“, d.h. einer plötzlichen Verformung hin zu einer neuen Gleichgewichtsform enden. So gibt es dann Sternbeben, begleitet von einer Absenkung des Trägheitsmomentes der Kruste, was aufgrund der Drehimpulserhaltung folglich zu einer Erhöhung der Winkelgeschwindigkeit führt. 22 Das Sternbeben wirkt sich in kurzer Zeit auf die ganze Kruste aus, diese ist ja starken inneren Wechselwirkungskräften unterworfen. [Abb. 10] In Abbildung 10 ist eine graphische Darstellung einer helioseismischer Simulation zu sehen. Untersuchungen des Spektrums von solchen Beben gibt Aufschluss über die interne Beschaffenheit des (Neutronen)Sternes. Die Supraflüssigkeit spürt das Beben und seine Auswirkungen erst später, wegen der schwachen Bindung an die Kruste wohl durch deren Magnetfelder. Bei einer schlupffreien Wechselwirkung der beiden Schichten nach dem Sternbeben ergeben sich die linearen gewöhnlichen Differentialgleichungen: • I c Ω = −α − • In Ωn = I c ⋅ (Ω − Ω n ) τc I c ⋅ (Ω − Ω n ) τc , 20 (1.20) . (1.21) Nimmt man α und τ c als konstant während der Zeitskala der Wechselwirkung an, so ergibt eine Diskussion der Gleichungen: [ ( τ )+ 1 − Q], Ω(t ) = Ω 0 (t ) + ΔΩ 0 ⋅ Q ⋅ exp − t mit τ= τ cIn (1.22) , bei I = I n + I c und Q: der „Heilungsparameter“ 21 , I Ω 0 (t ) : Anfangswinkelgeschwindigkeit die instantan zu Ω(t ) übergeht, hierbei ist ΔΩ 0 der „Sprung“ beim Glitch. 20 21 α :“external breaking torque“ der Kruste durch magnetische Wechselwirkungskräfte; Q beschreibt den Grad der Relaxation der Winkelgeschwindigkeit zurück in den extrapolierten „Ruhewert“. 23 Abbildung 11 zeigt das allgemeine Aussehen eines solchen Glitches, als gute Näherung wieder. [Abb. 11] Als Beispiel kann der Vela Pulsar herangezogen werden, siehe Tabelle 3. [Tab. 3] Vela zeigt klar Glitch-Verhalten. Da für die gleichen Pulsare, die kleine Glitches zeigen, nur geringe Abweichungen zwischen den gemessenen Parametern Ω und τ für verschiedene Glitches auftreten, scheint das Modell also doch Charakteristika der Glitches richtig zu beschreiben. Natürlich stellt es eine sehr starke Simplifizierung der Sachverhalte dar. Aber wir können noch mehr aus den Daten ziehen. Eine weitere Diskussion des Problems liefert: • Δ Ω(t = 0) Q=− ⋅ τ , bei t=0 der Glitch, ΔΩ 0 24 was im Zweischalen-Modell heißt: ⎛ ΔI n ⎞ In ⎜ In Ωn ⎟ ⎟. ⋅ Q = ⋅ ⎜1 − Ω ⎟ I ⎜ ΔI c ⎜ ⎟ Ic ⎝ ⎠ Für den zu erwartenden Fall „kleiner“ Glitches gilt Ω n − Ω pp Ω , was bedeutet: Q≈ In . I (1.23) Damit liefert Tabelle 3 auch einen Wert für das Trägheitsmoment der normalen, oder der supraflüssigen Komponente des Neutronensternes. Man könnte mit ähnlicher Diskussion so die obigen Zustandsgleichungen testen, was tiefere Einsicht in die Struktur des Sternes lieferte. 1.6 Beobachtungsmethoden für Neutronensterne: Wir haben also gesehen, dass makroskopische Parameter, wie Masse, Radius, Trägheitsmoment, usw. des Neutronensternes über die Annahmen der dem Modell zugrundeliegenden Zustandsgleichung eng mit den mikroskopischen Modellen der NukleonNukleon-Wechselwirkung verbunden waren. Damit können diese astronomischen Messungen (falls hinreichend genau machbar) Einsicht in die Hadronenphysik geben. Eine Schlüsselmessung ist die Massenbestimmung (leider lassen sich die Radien der Neutronensterne aufgrund ihrer geringen Größe nicht weiter auflösen, d.h. messen). a) Röntgen-Binärsysteme: Es handelt sich hier um ein System zweier sich umkreisender Sterne. Grundlage für die Messungen ist das 3. Kepler’sche Gesetz welches auch hier, da die „Sonnenabstände“ a genügend groß sind unabgeändert, in bekannter Form anwendbar ist. [Abb. 12] Wir betrachten also ein System wie in Abbildung 12, mit zwei sphärisch symmetrischen Massen M 1 , M 2 , 25 wobei in der Ebene gelten soll: a = a1 + a 2 , und M 1a1 − M 2 a 2 = 0 . Der Winkel i heißt Inklinationswinkel; das Spektrum von (o.B.d.A.) M 1 wird eine Dopplerverschiebung aufweisen, und die Amplitude der Variation ist v1 : v1 = 2π ⋅ a1 ⋅ sin(i ) , P: orbitale Periode. P Da man die periodische Variation im Spektrum von M 1 messen kann, bekommt man mit v1 , P auch a1 sin(i ) 22 . Kepplers 3. Gesetz liefert: G (M 1 + M 2 ) ⎛ 2π ⎞ =⎜ ⎟ . a3 ⎝ P ⎠ 2 (1.24) Man definiert sich eine nur von den Observablen v1 , P abhängige „Massenfunktion“: f (M 1 , M 2 , i ) ≡ (M 2 sin(i) )3 (M 1 + M 2 )2 = Pv13 . 2πG (1.25) Besonders interessant ist diese Größe, falls die zwei Sterne, bzw. kompakten Objekte verschiedene Spektren derart aufweisen, dass eines im Röntgen- und das des Begleiters im optischen Bereich liegt. (Es wurden mehr als sechs solcher Systeme bisher entdeckt!) Es gilt dann (indiziere die Massenfunktionen mit X, für das Objekt mit Röntgenspektrum, oder O für das mit optischem Spektrum;): fX (M O ⋅ sin(i) )3 = , und (M X + M O ) fO (M X ⋅ sin(i) )3 . = (M X + M O )2 (1.25) Es lässt sich so ein Verhältnis bilden: M f ⋅ q ⋅ (q + 1) . q = X ⇒ MX = X MO (sin(i) )3 2 (1.26) Der Teil sin(i) wirde über die Bestimmung der Dauer der Eklipse bestimmt, d.h. wie in Abbildung 13. Die beiden Massen sind hier, im Falle unterschiedlicher Spektren gut bestimmbar, indem man jeweils nach q auflöst. 22 Im Röntgenbereich wir hier a1 sin(i ) , d.h. die „Ankunftszeit“ gemessen; c 26 So erhält man q und über unsere weiteren Messungen (Objektklassifizierung, usw.) eine der Massen und schließlich auch die zweite. [Abb. 13] b) Binäre Systeme: Hier tritt das Problem zutage, dass keine weiteren Bestimmungen nur mit denen in a) gemachten Gleichungen und Annahmen möglich wären. Ein Beispiel ist der Hulse-Taylor Binär-Pulsar (PSR 1913+16), bei dem nur eine Massenfunktion aus Radiomessungen bestimmt werden kann. (Hier Pulsar+kompaktes Objekt) Man kann jedoch in diesem Falle durch eine sehr aufwendige Diskussion der ART (siehe [3], Kap. 16.5, bzw. das original Paper [5];), und über Messungen der Doppler-Rotverschiebung 2. Ordnung, eine Parameterbestimmung von M 1 , M 2 , a1 , sin(i ) erhalten. Auf Messungen werden wir am Schluß noch mal eingehen. Mit obigen Massenbestimmungen werden wir die Liste der möglichen Modelle weiter einschränken können. Zum Ende von 1.3 haben wir schon auf die minimale Masse eines Neutronensternes geschlossen, nun wollen wir kurz betrachten, wie wir seine maximale Masse bestimmen könnten und geben dann einen Wertebereich an. Zur „klaren“ Abgrenzung der Neutronensterne von der nächst schwereren Klasse der kompakten Objekte, den „Schwarzen Löchern“ müssen wir eine adequate Abschätzung für M max finden. Das Hauptproblem ist die Unbekanntheit der genauen Zustandsgleichung. 27 Sieht man sich die Diskussion eines nichtrotierenden Neutronensternes an, wie sie z.B. von Rhoades und Ruffini (1974) durchgeführt wurde (siehe [3], Kap. 9.5), so ergeben sich folgende Abschätzungen aus der OV-Gleichung: M ≤ 0,405 (mit Variationsprinzip), R M max ≈ 3,6 ⋅ M Θ (semianalytisch), bzw.: M max ⎛ 4,6 ⋅ 1014 gcm −3 ⎞ ⎟⎟ ≈ 6,05 ⋅ ⎜⎜ ρ0 ⎠ ⎝ 1 2 ⋅ M Θ , mit ρ 0 einer bekannten Grenzdichte, (1.27) oder ohne die Kausalitätsbedingung, die besagt, das die Schallgeschwindigkeit im Stern kleiner als die Lichtgeschwindigkeit ist, ergibt sich: M max ⎛ 4,6 ⋅ 1014 gcm −3 ⎞ ⎟⎟ ≈ 5,3 ⋅ ⎜⎜ ρ 0 ⎠ ⎝ 1 2 ⋅MΘ. (1.28) Letztendlich liefern die starren Zustandsgleichungen M max ≈ (1,5 − 2,7) ⋅ M Θ , und die weichen Zustandsgleichungen liefern uns M max ≈ (3 − 5) ⋅ M Θ . Bezieht man die Rotation mit in die Diskussion ein, so ergibt sich eine maximale Erhöhung obiger Ergebnisse um 20%. (Bei Weißen Zwergen ergäben sich sogar bis zu 70%!) Zusammenfassung der Daten: Ein Neutronenstern hat einen ungefähren Radius von 10-20km, eine Masse von 1,44-3 Sonnenmassen, seine Dichte im Zentrum recht von 1011 kg ⋅ cm −3 bis ca. 2,5 ⋅ 1012 kg ⋅ cm −3 . Die Dichte übersteigt die von Atomkernen im Grenzfall also nicht merklich. Er ist wie ein enorm großer Atomkern beschaffen, mit dicht gepackten Kernteilchen, Kernen und Elektronen, sowie einem Plasma-Ozean (sehr dünn) und Atmosphäre an der Oberfläche. Sein Gravitationsfeld ist ca. 1012 -mal stärker als das der Erde, und die extremen Magnetfelder, die sich durch seine Rotation bilden erreichen ca. 10 8 Tesla, bei Elektrischen Feldstärken ( ≈ Folge von Halleffekt) von tausend Volt pro Atomdurchmesser. Nach einer Abkühlungsphase beträgt seine Temperatur im Inneren ungefähr eine Milliarde Kelvin. Kommen wir nun zu den Schwarzen Löchern. 28 2. Schwarze Löcher: Kurze Beschreibung: Ein Schwarzes Loch ist eine Region der Raumzeit, die, im Wesentlichen, nicht mit dem außerhalb ihr liegenden Universum kommunizieren kann. Der Rand dieser Region die „Oberfläche“ des Schwarzen Loches , oder auch „Ereignishorizont“ (engl. event horizon) genannt. Es ist nicht bekannt, was mit der kollabierenden Materie passiert, nachdem sie den Ereignishorizont passiert hat. Für Massen von M Θ hat solche kollabierende Materie eine Dichte im Bereich von ρ ≈ 1017 gcm −3 . Beim Studium der Einsteingleichungen bis ins Innere des Schwarzen Loches ergibt sich dort eine Singularität. Ob diese unphysikalische Situation mit einer Theorie der Quantengravitation reparierbar wäre ist noch ungeklärt. Da aber der Ereignishorizont eine Wechselwirkung von Singularität und restlichem Universum verhindert, diese also kausal von der Welt entkoppelt ist, ist die ART. Außerhalb des Schwarzen Loches weiter unbeschadet benutzbar. Beim Kollaps werden die sternspezifischen Informationen über seine Beschaffenheit in Form von elektromagnetischen und Gravitationswellen abgestrahlt. Das Schwarze Loch an sich hat im stationären Fall letztendlich nur noch die drei Beobachtbaren Parameter Masse M, Ladung Q, und Drehimpuls J. Dies ist als „keine Haare Theorem“, von Wheeler bekannt, und ist eine Erkenntnis von fast 50 Jahren Forschung in der Gravitationsphysik. Die genannten Observablen sind in hinreichend großer Entfernung durch die Keppler’schen Gesetze, das Coulombgesetz und den Lense-Thirring-Effekt messbar. Wollen wir nur sehr kurz die Geschichte der Schwarzen Löcher studieren, so ist ihr erstes Aufkommen 1795 durch Laplace, der aus den Newton’schen Gesetzen der Gravitation und Lichttheorie Objekte folgerte, die bei hinreichenden Massen und Radien nicht einmal Licht entweichen ließen. Der nächste größere Schritt kam aufgrund der Einsten’schen ART. (1915) durch Karl Schwarzschild (1916), der in einem Brief an Einstein und die Akademie in Berlin eine Lösung der Feldgleichungen für sphärische Massenverteilungen vorstellte. Beiden noch nicht bewusst, enthielt diese Veröffentlichung bereits die vollständige Lösung des externen Feldes eines ungeladenen, nichtrotierenden Schwarzen Loches. In der weiteren Entwicklung, die auch die theoretische Entwicklung des Neutronensternes mit umfasste, und sogar insgesamt im Vordergrund stand, waren Theoretiker wie Chandrasekhar, Landau oder Eddington verwickelt. Auffallend ist, dass viele von ihnen, wie z.B. Eddington, der 1922 die erste englische Übersetzung der ART in Form einer mathematischen Abhandlung schrieb, und so diese gut verstanden hatte, stets an der Existenz solcher Schwarzer Löcher zweifelte. Auch die Arbeiten Chandrasekhars (1971); der ja eine Obergrenze der Massenkonfiguration stabiler Sterne fand, konnten ihn nicht überzeugen- Stets formulierte er nach seiner sauberen Diskussion der Zustandsgleichung diese so um, dass ein Kollaps zum Schwarzen Loch ausgeschlossen wurde. Selbst Landau (1932) hielt die Existenz solcher Objekte für absurd. Erst die Diskussion einer sphärischen Gasverteilung in der ART durch Oppenheimer und Snyder (1939) treiben die Theoretiker erneut voran. Durch Wheeler wurde 1968 der Begriff des „black hole“ geprägt. Eine noch allgemeinere Lösung wurde 1963 von Kerr gefunden; hier ist Q,J ≠ 0. Wir wollen im Folgenden zuerst den Fall J = 0 = Q diskutieren. 29 Zu allem Anfang ist zu sagen, dass unsere Betrachtungen auf ein abstraktes Objekt, „Raumzeit“ genannt beschränkt sein werden, und einen Rahmen in hinreichender Allgemeinheit für unsere Überlegungen schafft. Dabei handelt es sich um eine 4-dimensionale (reelle) orientierte und zeitorientierte LoretzMannigfaltigkeit (siehe [1]). Da eine ausreichend klare Darstellung hier nicht möglich ist, sei auf die Literatur verwiesen. Glücklicherweise ist für unsere Strukturanalyse eine Diskussion der entsprechenden, verwendeten Lorentz-Metrik (g μν ) im lokalen ausreichend, ohne diese Theorie weiter behandeln zu müssen. 2.1 Schwarzschild Metrik: Statt der Metrik g μν wird in der Physik gerne das „Längenelement“ ds 2 untersucht, wobei dies ja äquivalent ist. Für die Schwarzschild-Metrik gilt: −1 ⎛ 2M ⎞ 2 ⎛ 2M ⎞ 2 2 2 2 2 2 ds = −⎜1 − ⎟dt + ⎜1 − ⎟ dr + r dθ + r sin (θ )dφ , r ⎠ r ⎠ ⎝ ⎝ 2 (2.1) mit der Observablen M, bei J,Q=0. Ab jetzt benutzen wir weiterfort geometrische Maßeinheiten G=1=c. Ein statische Beobachter (und um diese Klasse von Schwarzen Löchern gibt es gerade solche;) wäre bei (r , θ , φ ) fest. Er hätte die Eigenzeit ⎛ 2M ⎞ 2 dτ 2 = −ds 2 = ⎜1 − ⎟dt , r ⎠ ⎝ d.h. 1 ⎛ 2M ⎞ 2 dτ = ⎜ 1 − ⎟ dt . r ⎠ ⎝ (2.2) (Daraus wird nochmals die gravitative Rotverschiebung, die für schwache Felder ja mit Φ ⎛ 2Φ ⎞ g 00 ≈ −⎜1 + 2 ⎟ , bei 2 pp 1 , c ⎠ c ⎝ bei ΔΦ = 4πGρ gegeben ist, ersichtlich, für eine Uhr im Unendlichen.) Offenbar bricht Gleichung (2.2) für r → 2 M zusammen. Damit ist r = 2M der Ereignishorizont, bzw. in unserem Fall der Schwarzschildradius, der durch die Kugelsymmetrie die Oberfläche des Schwarzen Loches ergibt. 30 Der statische Beobachter macht in seinem Bezugssystem Messungen, dabei legt er eine Basis fest. Eine mögliche Orthonormalbasis ist gegeben durch: ⎛ 2M ⎞ eˆt = ⎜1 − ⎟ r ⎠ ⎝ −1 2 ⎛ 2M ⎞ ⋅ et , eˆr = ⎜1 − ⎟ r ⎠ ⎝ 1 2 ⋅ er , eˆθ = eφ eθ , eˆφ = , r sin(θ ) bei eμ ∗ eν = g μν 23 , für μ ,ν ∈ {r , t ,θ , φ} , und g μν ⎛ ⎛ 2M ⎞ ⎛ 2M ⎞ −1 2 2 ⎞ = diag ( g tt , g rr , g θθ , g φφ ) ≡ diag ⎜ − ⎜1 − , ⎜1 − , r , r sin 2 (θ ) ⎟ . ⎟ ⎟ ⎜ ⎝ ⎟ r ⎠⎝ r ⎠ ⎝ ⎠ 2.2 Bewegung von Testteilchen: Um die Schwarzschild-Geometrie besser zu verstehen, betrachten wir nun die Dynamik sich frei bewegender Teilchen, die das Feld nicht stören sollen (Masse, Ladung hinreichend klein). Für die Lagrangefunktion gilt: L= • • 1 ⋅ g αβ x α x β , 2 (2.3) d.h. das Teilchen bewegt sich auf entsprechenden Geodäten, also Kurven (Weltlinien genannt) in der Raumzeit x(λ ) , mit entsprechender Parametrisierung. Es folgt für die Schwarzschild-Geometrie: ⎛ 2M 2 L = −⎜1 − r ⎝ −1 • • • ⎞ •2 ⎛ 2M ⎞ 2 2 2 2 2 2 ⋅ t + 1 − ⋅ r + r θ + r sin ( θ ) φ , ⎟ ⎜ ⎟ r ⎠ ⎠ ⎝ (2.4) dt τ , bei einem affinen Parameter 24 λ ≡ bei Teilchenmasse m, analog für die dλ m anderen Koordinaten. Ist also x α = (t , r , θ , φ ) , so gelten die Euler-Lagrange-Gleichungen: • wo t = ⎛ d ⎜ ∂L dλ ⎜⎜ • α ⎝∂x ⎞ ⎟ = ∂L ⎟⎟ ∂x α ⎠ 25 , (2.5) womit wir die Bewegungsgleichungen des Problems erhalten. 23 Schreibe für das Skalarprodukt von 4-er Vektoren A ∗ B ≡ Aρ B ρ ≡ gτζ Aτ B ζ . 24 λ 25 Der Parameter Parameter der Weltlinie, ds invariant unter Parameterwechsel; λ im Zeitargument von L = L(λ , x 0 (λ ),..., x 3 (λ )) steht. 31 Man erhält das „Gleichungssystem“: • ⎧ d ⎛ 2 •⎞ 2 2 ⎪ ⎜ r θ ⎟ = r sin(θ ) cos(θ ) φ d λ ⎠ ⎪ ⎝ • d ⎛ 2 ⎪ ⎞ 2 . ⎜ r sin (θ ) φ ⎟ = 0 ⎨ dλ ⎝ ⎠ ⎪ d ⎡⎛ 2 M ⎞ • ⎤ ⎪ ⎜1 − ⎟t = 0 ⎪ dλ ⎢⎣⎝ r ⎠ ⎥⎦ ⎩ (2.6) Man beachte, dass pμ = ∂x μ ∂λ , wegen den kanonischen Impulsen pα = ∂L • ∂x . α Aber es gilt auch m2 g αβ p p = − m , womit L = − 2 α β 2 folgt. Wähle ein Koordinatensystem mit θ = π • ,θ = 0 , d.h. das Teilchen bewegt sich in der 2 Äquatorialebene und es bleibt auch in dieser, da L invariant unter Parameterwechseln. Dies gilt ja da die Lösungen der Differentialgleichungen eindeutig sind, oder anschaulich wegen der Kugelsymmetrie. Eine bequeme Umformulierung von (2.6) ist dann: • pφ = r 2 ⋅ φ = const. ≡ l (2.7) ⎛ 2M ⎞ • − p t = ⎜1 − ⎟ t = const. ≡ E . r ⎠ ⎝ (2.8) und Ein statischer Beobachter messe (selbst in der Äquatorialebene) die Teilchenenergie, d.h. die Projektion der Zeitkomponente des 4-Vektors p des Teilchenimpulses im Beobachtersystem. Er sieht: E loc ⎛ 2M ⎞ = − p ∗ eˆt = − p ∗ ⎜1 − ⎟ r ⎠ ⎝ E loc ⎛ 2M ⎞ = ⎜1 − ⎟ r ⎠ ⎝ −1 2 ⎛ 2M ⎞ ⋅ et = −⎜1 − ⎟ r ⎠ ⎝ −1 2 ⋅ pt , d.h. −1 2 ⋅E (2.9) 32 wird von ihm gemessen. E ist die „Energie im Unendlichen“ (r → ∞ ⇒ Eloc → E; ) , die über einen „Rotverschiebungsfaktor“ mit der Messung verbunden ist. Auch l erhält eine physikalische Interpretation, indem man eine Messung der Tangentialgeschwindigkeit des Teilchens vom Beobachter betrachtet. Ist v̂ φ die Tangentialkomponente der Geschwindigkeit, so erhält man: l = Eloc ⋅ r ⋅ vˆ φ . (2.10) Also ist (im Vergleich zu Newton wo mvˆ φ r das Drehmoment ist) l also das erhaltene Drehmoment des Teilchens. Weiter gibt es also die Fälle m=0, oder m ≠ 0. Zur Vereinfachung normieren wir für m ≠ 0 alle Erhaltungsgrößen auf die Einheitsmasse: ~ E ~ l E= , l = . m m Da λ = τ m (2.11) war gelten die umgeschriebenen Bewegungsgleichungen: ~ 2 ~ 2 ⎛ 2 M ⎞ ⎛⎜ l 2 ⎞⎟ ⎛ dr ⎞ (1) a ⎜ ⎟ = E − ⎜1 − ⎟ ⋅ 1 + 2 ⎟, r ⎠ ⎜⎝ r ⎠ ⎝ dτ ⎠ ⎝ ~ dφ l (2) a = 2, dτ r~ dt E (3) a . = 2M dτ 1− r (2.12) Löse (1) ⇒ r (τ ) , in (2) ⇒ φ (τ ) ; r (τ ) in (3) ⇒ t (τ ) . Uns interessieren nur Orbits außerhalb des Ereignishorizontes. Wir sehen schon den unterschied zu Sternen, wo die stabilen Orbits praktisch bis kurz zur Oberfläche reichen. Der Beobachter würde am Teilchen eine Radiale Geschwindigkeitskomponente messen: ⎡ 1 ⎛ 2M vˆ r = ⎢1 − ~ 2 ⋅ ⎜1 − r ⎣⎢ E ⎝ ~ 2 12 ⎞⎛⎜ l ⎞⎟⎤ ⎟⎜1 + 2 ⎟⎥ . r ⎠⎥⎦ ⎠⎝ (2.13) (Bei r → 2M ⇒ vˆ φ → 1 , wo der statische Beobachter bei r ist, und so das Teilchen auf dem Weg ins Schwarze Loch beobachtet, welches auf einer radialen Geodäte (also von Drehimpuls unabhängig) mit schließlich Lichtgeschwindigkeit im Ereignishorizont verschwindet.) Die einfachsten Geodäten sind solche mit φ = const. , wo das Teilchen ins Schwarze Loch ~ fällt, also hier l = 0 . Ihre Bewegungsgleichung lautet: 2M ⎞ dr ⎛~ = −⎜ E 2 − 1 + ⎟ dτ r ⎠ ⎝ 1 2 gilt dann. (2.14) 33 Fälle die sich aus (2.14) ergeben: ~ i) E < 1 : Teilchen fällt aus Ruhe bei r = R 26 , ~ ii) E = 1 : Teilchen fällt in Ruhe aus Unendlichem, ~ iii) E > 1 : Teilchen fällt mit endlicher Anfangsgeschwindigkeit v = v ∞ aus dem Unendlichen. Aus obiger Gleichung ergibt sich für die Eigenzeit eines aus endlichem Abstand fallenden Teilchens (Fall (i)): ⎛ R3 τ = ⎜⎜ ⎝ 8M ⎞ ⎟⎟ ⎠ 1 2 ⎡ ⎛ r r 2 ⎞ 12 ⎤ ⎞⎥ 27 −1 ⎛ 2r ⎢ ⋅ 2 ⋅ ⎜⎜ − 2 ⎟⎟ + cos ⎜ − 1⎟ . ⎢ ⎝R R ⎠ ⎝R ⎠⎥ ⎣ ⎦ Führt man zykloiden Parameter η , mit r = ⎛ R3 τ = ⎜⎜ ⎝ 8M ⎞ ⎟⎟ ⎠ 1 2 (2.15) R ⋅ (1 + cos(η ) ) : 2 ⋅ (η + sin(η ) ) . (2.16) Wichtig ist nun, dass der radiale Fall eines Teilchens ins Schwarze Loch aus der Ruhelage r = R > 2M nach r = 2M für endliche Eigenzeiten τ verläuft. ( 3 Auch die Zeitspanne (Eigenzeit) um weiter nach r=0 zu fallen ist π ⋅ R ) 1 8M 2 , ist also ebenfalls endlich. Für den Betrachter des Teilchens gilt jedoch: ( ( ) ) 1 ⎤ ⎡R 2 1 1 − + tan⎛⎜η ⎞⎟ ⎥ ⎢ 2M 2⎠ ⎛ R t R ⎞ 2 ⎡ ⎤ ⎝ − 1⎟ ⋅ ⎢η + ⋅ (η + sin(η ) )⎥ , (2.17) = ln ⎢ ⎥+⎜ 1 2M 4M ⎠ ⎣ ⎦ ⎢R − 1 2 − tan⎛⎜η ⎞⎟ ⎥ ⎝ 2M M 2 2 ⎠⎦ ⎝ ⎣ sodass für ihn (t die Eigenzeit des Beobachters) der Fall des Teilchens nach r=2M unendlich lange dauert. 26 27 R ist die „Fallhöhe“. Haben hier τ = 0 bei r=R. 34 Dies veranschaulicht Abbildung 14 veranschaulicht dieses. [Abb. 14] Die Lösung der Gleichungen (2.12) führt auf elliptische Integrale. Um dennoch ein verständliches Bild der Orbits zu erhalten, konstruieren wir das effektive Potential, und lassen es uns plotten. Das Potential lautet: ⎛ 2M V ( r ) = ⎜1 − r ⎝ und wir bekommen: ~2 ⎞⎛⎜ l ⎞⎟ ⎟⎜1 + 2 ⎟ , r ⎠ ⎠⎝ (2.18) 2 ~2 ⎛ dr ⎞ ⎜ ⎟ = E − V (r ) ⎝ dτ ⎠ (2.19) als (radiale) Bewegungsgleichung. Wählt man den Drehimpuls fest, so ergibt sich für das Potential des massenbehafteten Teilchens: [Abb. 15] 35 Es gibt also drei Fälle der Interaktion zwischen Teilchen und Schwarzem Loch, abhängig von der Teilchenenergie 28 1) Einfall von ∞ , „Streuung“ zurück nach ∞ , (ungebunden, mit Umkehrpunkt) 2) Einfall von ∞ , Sturz ins Schwarze Loch, (gefangen) 3) Einfall von ∞ , zwei Umkehrpunkte, zwischen denen Teilchen reflektiert wird (gebunden) Sonderfall: wenn Umkehrpunkte ein Punkt werden, so stabiler Orbit, Sonderfall: instabiler Orbit, bei der leichtesten Störung Fall ins Schwarze Loch so 2), oder Flucht ins Unendliche, so 2); Die Stabilen Orbits sind in Abbildung 16 als Punkte zu sehen. [Abb. 16] Dort ist die V durch den Drehimpuls parametrisiert. Kreisbahnen treten gerade auf, wenn: ~ ~ dr ∂V = 0 ⇒ Mr 2 − l 2 r + 3M l 2 = 0, und = 0 ist; dτ ∂r dies liefert: ~2 (r − 2M ) , Mr 2 ~ , und E 2 = l = r − 3M r (r − 3M ) 2 28 (2.20) In der Newton’schen Gravitation gibt es nur 1) und 3)! 36 ∂ 2V ∂ 2V > 0 < 0 ) vorliegen und bis auf Radien (sonst instabil bei ∂r 2 ∂r 2 von r=3M (gerade der Grenzfall der Photon-Orbits). ~ Interessant ist, dass bei l < 2 3M V keine Minima mehr aufweist (im Falle der Gleichheit das letzte lokale Extremum). für stabile Orbits, die bei Aus Gleichung (2.20), für ein Teilchen auf seiner letzten stabilen Kreisbahn ergibt sich eine Bindungsenergie von: m−E ~ ⎛8⎞ Ebind = = 1− ⎜ ⎟ m ⎝9⎠ 1 2 ≈ 5,72%! (2.21) Das ist die frei werdende Energie das vom Unendlichen auf einer spiralförmigen Bahn in das Schwarze Loch fällt. Im Vergleich zum nuklearen Brennen, wo z.B. Wasserstoff zu Eisen fusioniert, werden nur ca. 0,9% der Ruhemasse an Energie frei. Kompakte Objekte, und insbesondere Schwarze Löcher sind also immense galaktische Energiequellen. Deshalb kann in den sie umgebenden Akkretionsscheiben so viel Energie umund freigesetzt werden. Gedankenexperiment: Führe Streuversuch eines Teilchens das vom Unendlichen kommt am Schwarzen Loch durch. (Vgl. [6], S. 57ff;)Der (Einfang) Wirkungsquerschnitt ist so: 29 2 σ cap = π ⋅ bmax . (2.22a) Drückt man b durch die Teilchenenergie und den Drehimpuls (auf Einheitsmasse normiert), so ist: bmax = 4M , im Nichtrelativistischen Fall v∞ pp ∞ v∞ und bmax ~ 1 l = ⋅ (1 − v∞2 ) 2 30 . v∞ ~ Das Teilchen wird bei l < 4 M eingefangen. Es ergibt sich also: σ cap 29 30 ~ 2 4π ⋅ (2 M ) π ⋅l 2 = , bzw. σ cap = ~ 2 . v ∞2 E −1 (2.22b) Mit bmax : maximaler Stoßparameter des einfallenden Teilchens. −1 ~ E = (1 − v∞2 ) 2 . 37 Der Sachverhalt ist in Abbildung 17 dargestellt. [Abb. 17] Vergleicht man den Wirkungsquerschnitt des nichtrelativistischen Falles mit dem geometrischen Querschnitt eines Teilchens an einer harten Kugel mit Radius R, so gilt: ⎛ σ geom = πR 2 ⋅ ⎜⎜1 + ⎝ 2M ⎞ ⎟. v∞2 R ⎟⎠ D.h., ein Schwarzes Loch fängt nichtrelativistische Teilchen in guter Näherung wie eine „harte“ Kugel mit Radius R=8M ein. (Seine „Oberfläche“ ist dabei aber beliebig weich!) Wollen wir noch den Fall von Teilchen mit verschwindender Ruhemasse, d.h. im Wesentlichen Photonen betrachten. Aus der kanonischen Impulsen ergeben sich die Bewegungsgleichungen: dt = dλ ′ E 2M 1− r dφ l . = dλ ′ r 2 2 2 ⎛ 2M ⎞ l ⎛ dr ⎞ 2 ⎟⋅ 2 ⎜ ⎟ = E − ⎜1 − r ⎠ r ⎝ ⎝ dλ ′ ⎠ Wir schreiben diese um mit λ = l ⋅ λ ′ , b = (2.23) l (Stoßparameter), und definieren das effektive E Potential: V phot (r ) = 1 ⎛ 2M ⎞ ⋅ ⎜1 − ⎟, r ⎠ r2 ⎝ (2.24) so gilt für die (radiale) Bewegungsgleichung: 2 1 ⎛ dr ⎞ ⎜ ⎟ = 2 − V phot (r ) . b ⎝ dλ ⎠ (2.25) 38 In Abbildung 18 kann man ein Photon, aus dem Unendlichen kommend sehen. [Abb. 18] Da V kein lokales Minimum hier hat, gibt es einen kritischen Stoßparameter, nämlich bc = 3 3 ⋅ M ≈ 5,2 M . Photonen mit b > bc werden nach ∞ zurückgestreut, während solche mit b < bc eingefangen werden. Der Wirkungsquerschnitt für das Photon ist: σ phot = π ⋅ bc2 = 27π ⋅ M 2 . (2.26) Abbildung 19 zeigt in welche Richtungen ein Photon emittiert werden muss, um von dem Schwarzen Loch nicht erfasst zu werden. [Abb. 19] 39 Nichtsingularität des Schwarzschildradius: Betrachtet man die Schwarzschild-Metrik (2.1), so sieht man, dass für r → 2 M der Koeffizient von dt 2 gegen 0 geht, während gleichzeitig der von dr 2 unendlich wird. Hat dies nun eine physikalische Bedeutung, oder ist dies nur eine geometrische Singularität? Eine geometrische „Singularität“ tritt hier, oder in Kugelkoordinaten auf, wenn man θ → 0 gehen lässt. Dann wird der Koeffizient von dφ 2 verschwinden. Mit einem entsprechenden Kartenwechsel existiert diese Singularität an gleicher Stelle jedoch nicht mehr. Für die Schwarzschildmetrik zeigt sich außerdem (analog der Parametrisierung von einer Kugelfläche), dass dieser Bereich außerhalb einer entsprechenden Kartenumgebung liegt (d.h. der verwendeten Karte). Damit, wie sich zeigten lässt, ist r=2M nur eine „Koordinatensingularität“, d.h. sie verschwindet unter entsprechenden Kartenwechseln (bzw. mit besser gewählten Überdeckungen) vollständig (hierzu siehe [10], S. 94ff, bzw. [11] S. 21;). Ein Beobachter/Teilchen würde beim passieren den Ereignishorizontes nichts besonderes spüren (abgesehen von den extremen Bedingungen), wenngleich er danach nicht mehr mit dem Rest des Universums kommunizieren könnte. Ein solcher Kartenwechsel stammt von Kruskal. Wählt man Kruskal-Koordinaten: ⎛ r ⎞ u=⎜ − 1⎟ ⎝ 2M ⎠ ⎛ r ⎞ v=⎜ − 1⎟ ⎝ 2M ⎠ 1 1 2 ⎛ r ⎞ ⎛ t ⎞ 31 ⋅ exp⎜ ⎟ ⋅ cosh ⎜ ⎟ , ⎝ 4M ⎠ ⎝ 4M ⎠ (2.27a) 2 ⎛ r ⎞ ⎛ t ⎞ ⋅ exp⎜ ⎟ ⋅ sinh ⎜ ⎟, ⎝ 4M ⎠ ⎝ 4M ⎠ (2.27b) mit der Metrik: ds 2 = 32 M 3 ⎛ −r ⎞ 2 2 2 2 2 2 2 ⋅ exp⎜ ⎟ ⋅ − dv + du + r dθ + r sin (θ )dφ . r 2 M ⎝ ⎠ ( ) (2.28) Diese Metrik hat bei r=2M offenbar keine Singularität! Jedoch erbleibt bei dieser diese, und wie man zeigen kann bei jeder anderen, aus (2.1) mit Kartenwechseln erzeigten Metriken eine Singularität bei r=0. Eine solche nichtbeseitigbare Singularität ist eine physikalische Singularität, das Gravitationsfeld hat bei r=0 eine unendlich hohe Feldstärke. ( ) 1 Bei unseren Kruskal-Koordinaten treten bei r=0, d.h. v 2 − u 2 = 1 , also bei v = ± 1 + u 2 2 sogar zwei Singularitäten auf; auch gehören bei r ≥ 2 M zwei Regionen zu diesem Wert von r (da stets u 2 ≥ v 2 bei r ≥ 2 M ⇒ u ≥ v oder u ≤ v ;). 31 ⎛ r ⎞ ⎞ ⎛ r ⎛ t ⎞ v , und r = r (u , v) . 2 2 − 1⎟ ⋅ exp⎜ ⎟ = u − v , tanh ⎜ ⎜ ⎟= ⎝ 2M ⎠ ⎠ ⎝ 2M ⎝ 4M ⎠ u 40 Hier ist das Kruskal-Diagramm zu sehen. [Abb. 20] Es hat große Ähnlichkeit mit den Raum-Zeitdiagrammen der SRT, da auch hier die Lichtstrahlen Weltlinien sind, die wie eine Ursprungsgerade im u-v-Diagramm sind. Kurze Erklärung: Weltlinien materieller Teilchen müssen in den Lichtkegeln sein, •Region I) ist in unserem Universum, d.h. bei r > 2M , •Region II) ist das Innere des Schwarzen Loches, d.h. bei r < 2M ; •Region III) ein anderes Universum ist, Wohingegen •Region IV) ein „Weißes Loch“ ist; All dieses zu betrachten ist physikalisch nicht sinnvoll, da hier nichts gemessen werden kann und als aus der speziellen Metrik resultierend angesehen werden kann. [Abb. 21] Abbildung 21 zeigt einen kollabierenden Stern. Es wird aber auch im Kruskal-Koordinatensystem klar: Passiert ein Objekt erst r=2M, so muss es die Singularität bei r=0 treffen, und keine von ihm abgegebenen Signale können außerhalb von r=2M empfangen werden. 41 Dennoch gibt es keinen lokalen Test, den Ereignishorizont wahrzunehmen, d.h. ein Beobachter/Teilchen sieht bei r = 2 M + ε → R = 2 M − ε keine signifikante Veränderung. In Abbildung 22 wird noch mal ein Vergleich der beiden Metriken gezeigt. [Abb. 22] 2.3 Kerr Metrik: Nun mögen wir, da eine entsprechende Diskussion, ja selbst ein Abriss dieser zu umfangreich wäre einige weitere Fakten für den Fall J ≠ 0 aufführen. Wie wir gesehen hatten führten die Lösungen der Einsteingleichungen auf Schwarze Löcher, mit dem maximalen Satz an Observablen M, J, Q. Die allgemeinste stationäre Metrik wäre die Kerr-Newman-Metrik, mit beliebigen M, J, Q. Aus ihr resultieren bei Q=0 die Kerr-Metrik, bei J=0 die Reissner-Nordstrøm-Metrik und bei J=0=Q, die vorgestellte Schwarzschild-Metrik. Da ein (reales) astrophysikalisches Schwarzes Loch mit Q ≠ 0 schnell von umgebendem Plasma, bzw. Gas (das in der Regel ja durch seinen Entstehungsprozess vorhanden sein muss) entladen würde, das in es stürzen würde. Nehmen wir also Q=0 an, was auf die Kerr-Metrik führt – diese ist also für die meisten astrophysikalischen statischen Probleme adäquat. Die von Kerr 1963 gefundene Lösung der Einsteingleichungen wurde zu Anfang nicht als solche mit Schwarzem Loch erkannt. Erst in den Boyer-Lindquist (1967) Koordinaten wird die Theorie physikalisch transparent: 2 ⎛ Σ 2 Mra 2 sin 2 (θ ) ⎞ 2 ⎛ 2 Mr ⎞ 2 4aMr sin (θ ) ⎟⎟ sin (θ )dφ 2 ds 2 = −⎜1 − dtdφ + ⋅ dr 2 + Σdθ 2 + ⎜⎜ r 2 + a 2 + ⎟dt − Σ ⎠ Σ Δ Σ ⎝ ⎝ ⎠ 42 mit a≡ J , Δ ≡ r 2 − 2Mr + a 2 , und Σ ≡ r 2 + a 2 cos 2 (θ ) . M (2.29) Der Ereignishorizont tritt bei Δ → 0 auf, d.h. erstmals (der nächste liegt innerhalb des Ereignishorizontes und bildet die „Cauchy-Fläche“) bei: r+ = M + (M 2 − a 2 ) 2 . 1 (2.30) Zu beachten ist, dass a < M für die Existenz eines Schwarzen Loches gelten muss. Bei a > M entstünde eine „nackte“ Singularität, d.h. ohne Ereignishorizont. Das „Cosmic Censorship Conjecture“ von Penrose schließt dies aus. Man kann nämlich zeigen, dass es keinen Mechanismus gibt, der ein Kerr Schwarzes Loch mit a < M auf a > M bringt. D.h. weiter a = M ist der maximal mögliche Fall, er wird schnellst möglich rotierendes Schwarzes Loch (engl.: maximal rotating)genannt. Weiter haben wir ja auch hier einen statischen Fall, lange nach dem Kollaps. Versuchte man wie im Kruskal-Fall die Metrik ins Innere des Ereignishorizontes fortzusetzen ergeben sich mehrere Probleme. Zuerst müsste ein Teil der Metrik Informationen des kollabierenden Objektes enthalten, aber es gibt kein Birkhoff-Theorem („Ein sphärisches Gravitationsfeld im leeren Raum ist statisch.“), für rotierenden Kollaps und die Kerr-Metrik ist nur der statische Grenzfall, nicht die Metrik des Kollapses. Es ergäben sich keine physikalisch sinnvollen Aussagen wie sich zeigen lässt. Wieder gibt es für Teilchen mit und ohne Ruhemasse stabile und instabile Bahnen um das Schwarze Loch, wobei zusätzliche Stabilitätsbedingungen auftreten. Man findet Kreisbahnen für Photonen im ganzen Raum um das Kerr-Loch, bis zum begrenzenden Photonenorbit: ( ) ⎛ ⎡2 ⎤⎞ rph = 2 M ⎜⎜1 + cos ⎢ ⋅ cos −1 m a ⎥ ⎟⎟ . 32 M ⎣3 ⎦⎠ ⎝ Nicht alle Kreisbahnen mit Radien größer als rph sind gebunden, einige Photonen werden auf hyperbolischen Bahnen vorbeifliegen. Massenbehaftete Teilchen haben ebenfalls stabile Kreisbahnen im ganzen Raum, bis zu der 33 bei: Grenze der marginal gebundenen Kreisbahnen für E 1 =1 2 (− 2 L ) rmb = 2 M m a + 2 M 1 2 (M m a ) 12 . Hier gibt es hyperbolische und parabolische Teilchenbahnen entsprechend. Außerdem fällt ein Teilchen mit parabolischer Bahn, die an einer Stelle r < rmb hat in das Schwarze Loch. Die Diskussion der marginal stabilen Orbits ist aufgrund der so erhältlichen Bindungsenergie der Teilchen wichtig für uns, da wir so den Energiegewinn der entsprechenden, sich auf einer 32 33 Die Vorzeichen stehen für gleichsinnig mitrotierend oder gegenrotierend. Hier ist L die zugrundeliegende Lagrangefunktion, die wie in (2.3) gebildet wird. 43 Akkretionsscheibe um das Schwarze Loch bewegenden Teilchen beim Fall in selbiges abschätzen können. So kann ein Teilchen auf einer stabilen Kreisbahn durch eine geringe Störung in das KerrLoch (auf z.B. Schraubenbahn) fallen. Es würden dabei ca. 42.3% der Energie der Ruhemasse des Teilchens frei werden, sodass die zusätzlich beim Auftreffen auf den Erreignishorizont erhaltene Energie vernachlässigbar ist. Es wird nun so viel mehr Energie, als im Schwarzschild Fall frei, da das Teilchen Rotationsenergie beim Fall gewinnt. An sich gibt es eine besondere Region um das Kerr-Loch, die „Ergosphäre“ (gr. Arbeit), welche sich in einem Bereich r+ < r < r0 um das Schwarze Loch bildet (siehe Abbildung 23). Dabei ist ( r0 = M + M 2 − a 2 cos 2 (θ ) ) 1 2 die statische Grenze (static limit). Das ist die Grenze, für die keine statischen, nicht rotierenden Beobachter existieren können (welche r ≤ r0 erfüllen). In dieser Ergosphäre rotiert also alles (gleich oder gegenorientiert), sogar die Raumzeit selbst. Rotierende Schwarze Löcher geben deshalb extreme Energien an ihre Akkretionsscheiben ab. [Abb. 23] 2.4 Hawking Strahlung: Hawking hat bewiesen, dass das Oberflächengebiet eines Schwarzen Loches nie schrumpfen kann – sind mehrere Schwarze Löcher in einem Raumgebiet, so addieren sich ihre Oberflächen. Setzt man t=const. und r = r+ , so erhält man die Metrik der Oberfläche des Kerr-Loches: ds = (r + a cos (θ ) )dθ + 2 2 + 2 2 (2Mr+ )2 2 r + a cos (θ ) 2 + 2 2 ⋅ sin 2 (θ )dφ 2 . Die Fläche des Ereignishorizontes ist so: 1 A = ∫ dφdθ det g μν = 8πM ⋅ ⎡ M + (M 2 − a 2 ) 2 ⎤ . ⎢⎣ ⎥⎦ (2.31) Für a → 0 ergibt sich A = 4π (2 M ) , also eine Kugeloberfläche des SchwarzschildEreignishorizontes, wie erwartet. 2 44 Das Areal-Theorem braucht man, um die Nichterzeugbarkeit von nackten Singularitäten zu zeigen. Bläst man mehr und mehr Teilchen in das Schwarze Loch, und erhöht sich so sein Drehimpuls, wie verhält sich dann A? Man findet für Perturbationen von δA > 0 : ⎡2 M (M 2 − a 2 )1 2 + 2 M 2 − a 2 ⎤δM > Maδa ⇒ MδM > aδa . ⎢⎣ ⎥⎦ D.h. M 2 bleibt stets größer als a 2 und so wird der Ereignishorizont Radius (2.30) nicht zerstört (d.h. bleibt reell und endlich). Bekenstein zeigte (1973) die Verwandtschaft zum 2. Hauptsatz der Thermodynamik. Jedoch würde ein Schwarzes Loch nie Gleichgewichtszustände dulden, meinte er, da es z.B. aus einem vorliegenden Wärmebad ständig Energie absorbieren würde, ohne ein Gleichgewicht zu erreichen. Erst mit dem Hawking-Effekt entstand eine verallgemeinerte Thermodynamik, in der Schwarze Löcher durch Quanteneffekte an ihrer Oberfläche/ihrem Ereignishorizont sozusagen „graue Strahler“ wurden. Hier entstehen im Gravitationsfeld virtuelle Teilchen-Loch-Paare, die dadurch reell werden, indem ein Teilchen des Paares in das Schwarze Loch fällt. Die Strahlung lässt sich durch eine Temperatur, die des Schwarzen Loches, charakterisieren: h kc 3 1 , bei der Entropie S = A. T= Gh 4 8πkM Das Schwarze Loch emittiert auch Photonen und Neutrinos, deren Energien einer Plankverteilung folgen. Ein isoliertes Schwarzes Loch würde ständig Masse verlieren. Die Rate in der dies geschähe ist: 1 dE E ∝ 2 und die zugehörige Zeitskala ist: τ ∝ ∝ M 3. dE dt M dt Wir erhalten mit zurückgewonnenen Einheiten: 3 ⎛ M ⎞ M3 ≈ 1010 yr ⎜⎜ 15 ⎟⎟ , τ∝ h ⎝ 10 g ⎠ und 2 ⎛ 1015 g ⎞ dE ⎟⎟ , ∝ 10 20 erg ⋅ s −1 ⎜⎜ dt ⎝ M ⎠ was einer Produktion von Lichtquanten der Energie ⎛ 1015 g ⎞ ⎟⎟ hω ≈ 100 MeV ⎜⎜ ⎝ M ⎠ entspräche. 45 Wir könnten also nur Explosionen von Schwarzen Löchern mit M ≈ 1015 g heute sehen, leichtere hätten nie das heutige Alter des Universums erreicht, schwerere würden erst viel später explodieren. 3.1 Hinweise für Neutronensterne: Da die Phänomenologische Beschreibung, sowie die Auflistung von Messwerten aller Form, die Akkretionsscheiben mit einschließen zu dem nächsten Vortrag gehören, werden hier nur jeweils ein Beispiel des entsprechenden Typs beschrieben. Wie beschrieben können Binäre Röntgenquellen sowohl periodische (z.B. Her X-1), wie auch quasi-, bzw. aperionische (z.B. Cyg X-1) Variation zeigen. Das Studium des Pulsprofils, der Periode, und der orbitalen Parameter liefert uns wichtige Schlüsselparameter für das Studium von Akkretionsscheiben. Über das Pulsprofil wurde bereits gesprochen. Abbildung 24 zeigt Aufnahmen solcher Pulse für verschiedene Pulsare. Die Morphologie dieser Pulse lässt sich schwer aufschlüsseln, da die vom kompakten Objekt abgestrahlten Röntgenstrahlen die Akkretionsscheibe durchwandern, und so komplizierten Wechselwirkungen, die aus Ermangelung eines konkreten theoretischen Modells dafür nicht verstanden sind. Es ist jedoch sichtbar, dass ein Röntgenstrahl, gleich dem eines Leuchtturms die Scheibe anstrahlt. [Abb. 24] 46 Die oben genannten Glitches deuten oft auf Neutronensterne hin. Abbildung 25 zeigt, wie Materie der Akkretionsscheibe auf den Stern fällt, dort vaporisiert wird, und schließlich Energie an der Sternenoberfläche so freigesetzt wird. [Abb. 25] Der seit seiner Entdeckung 1972 am besten erforschte Binärpulsar ist Herkules X-1. Es gibt drei Perioden: ein Pulsieren mit 1,24s, eine orbitale Periode von 1,7s, und einen 35 Tage Zyklus („on-off“ cycle). M Die Masse des Neutronensternes beträgt 0,4 ≤ X ≤ 2,2 , und der Begleiter, HZ Herculis, hat MΘ M eine Masse von 1,4 ≤ O ≤ 2,8 . MΘ Der Begleiter zeigt optisches Pulsieren, mit einer Periode von 1,24s, welche als vom Neutronenstern kommende und absorbierte, sowie umgewandelte (absorbiert, thermal umgewandelt, und remittiert) Röntgenpulse interpretiert werden. Der 35 Tage Zyklus wird auf die Prozession der Akkretionsscheibe der Röntgenquelle zurückgeführt. 47 Das Röntgenspektrum liegt im Energiebereich von 1-40MeV, und ist in Abbildung 26 zu sehen. [Abb. 26] Es gibt Evidenz für eine spektrale Linie in den Pulsen, des harten Röntgenspektrums von Her X-1, nahe 58 keV. Die wahrscheinlichste Erklärung dafür ist, dass sie aus einer Elektronzyklotron Emission/Absorption stammt, welche dann ein Magnetisches Feld der Oberfläche von B ≈ (4 − 6) ⋅ 1012 G implizierte. Ähnliche Charakteristika, die wieder die Annahme des Neutronensternes stützen haben sich auch bei anderen Systemen gezeigt. 3.2 Hinweise für Schwarze Löcher: Bei der Identifikation von Schwarzen Löchern in Binärsystemen müssen wir die in 1.6 besprochenen Methoden anwenden. Unser Beispiel ist Cygnus X-1, welches große Variabilität in dem abgestrahlten Röntgenspektrum zeigt. Das mutmaßliche Schwarze Loch hat einen Stern, im optischen Spektrum strahlend als Begleiter, der ein gigantisch großer Stern ist. Zusammenfassung der Argumente, dass Cygnus X-1 ein Schwarzes Loch ist: 1) Cyg X-1 ist ein kompaktes Objekt, da die Dauer der in sich korrelierten Pulse in Zeiträumen von Δt ≈ 1 − 10ms auftreten, was einen Radius von ca. R ≤ cΔt ≤ 10 8 cm . 2) Cyg X-1 ist der „unsichtbare“ Begleiter von HDE 226868 (bei simultaner Radio- und Röntgen Intensitätsverschiebung von 5,6 Tagen Binärer Periode und 5,6 Tagen Periode der weichen Röntgenstrahlung). 3) Cyg X-1 hat eine Masse von M X > 3,4M Θ wie sich aus einer Berechnung der Messwerte ergibt. 48 Abbildung 27 zeigt noch das beobachtete Spektrum (aperiodisch) von Cygnus X-1. [Abb. 27] Damit wollen wir unsere Betrachtungen abschließen. Schluss: Im Anschlussvortrag werden nun die Akkretionsmechanismen und die reichhaltige Phänomenologie der kompakten Objekte behandelt, von denen wir zwei sehr bekannte Beispiele und ihre Physik hier vorgestellt haben. 49 Literaturverzeichnis: [1]: Oloff, „Geometrie der Raumzeit“, Vieweg, 2008; [2]: S. Chandrasekhar, „The Mathematical Theory of Black Holes”, Oxford University Press, 2006; [3]: S. L. Shapiro, S. A. Teukolsky, “Black Holes, White Dwarfs and Neutron Stars – The Physics of Compact Objects”, Wiley&Sons, 1983; [4]: T. 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