ACYLIERTE ANTHOCYANE II 631 Acylierte Anthocyane II1 c/s-frtfHs-Isomerie bei Acyl-anthocyanen V o n L e o n h a r d B i r k o f e r , C h r is t e l m a r g o t K a i s e r , W a l t e r K o c h , M a n f r e d D o n ik e u n d D ie t e r W o l f Aus dem Institut für Organische Chemie der Universität Köln (Z. Naturforschg. 18 b, 631— 634 [1963] ; eingegangen am 3. A pril 1963) Bei den acylierten Anthocyanen verschiedener Petuniensorten handelt es sich um 3-Rhamnoglucosido-5-glucoside des Päonidins, Cyanidins, Malvidins, Petunidins und Delphinidins. Die Acylkomponente, die im allgemeinen als p-Cumarsäure vorliegt, haftet stets an der Rhamnose und kann teilweise durch Kaffee- oder Ferulasäure vertreten sein. Die Hydroxyzimtsäure-Reste verursachen cts-Jrans-Isomerie der Acyl-anthocyane. Das Anthocyanmuster von Petunien läßt sich durch Kreuzungen so verändern, daß die Blüten entweder nichtacylierte oder ausschließlich acylierte Pigmente enthalten2. Über die nichtacylierten Anthocyane verschiedener Petuniensorten haben wir kürzlich berichtet3. In einer Blütensorte sind stets mehrere acylierte Anthocyane enthalten, die sich in ihren R f- Werten bei der Papierchromatographie in organischen Fließmitteln nur wenig und in wäßrigen kaum unter­ scheiden (Tab. 1 ). Aus diesem Grunde ist die Iso­ lierung reiner Acylanthocyane auf papierchromato­ graphischem Wege sehr zeitraubend, zumal die vor­ handenen Begleitsubstanzen, wie z. B. Flavone und Zuckerester der Hydroxyzimtsäuren störend wirken. Eine wesentliche Vereinfachung der Aufbereitung erzielten wir durch Anwendung des Kationenaustau­ schers Duolite C 25 4. Alle im Blütenextrakt vorhan­ denen Begleitsubstanzen wie freie Zucker, Hydroxy­ zimtsäuren, deren Zuckerester sowie sämtliche Fla­ vone lassen sich durch Waschen mit Wasser, 1-proz. Salzsäure und Methanol vom Austauscher entfernen. Das anschließend mit 2 -proz. methanolischer Salz­ säure eluierte Gemisch der acylierten Anthocyane, das nur durch geringe Mengen der entsprechenden acylfreien Farbstoffe, die dabei durch Hydrolyse ent­ stehen, verunreinigt ist, kristallisiert aus der scho­ nend eingeengten Lösung. Eine Trennung in die Einzelpigmente gelingt durch präparative Papier­ chromatographie, in Butanol-Eisessig-Wasser (BEW). Aus den entsprechenden Zoneneluaten können die 1 1. Mitteilung über acylierte Anthocyane, L. B ir k o f e r u . C. K a i s e r , Z. Naturforschg. 18 b, 337 [1963]. 2 G. M o s i g , Z. Vererbungslehre 91, 164 [1960] ; C. M e y e r , geplante Dissertation, Köln 1963. 3 L. B i r k o f e r , C. K a i s e r , W. K o c h u . H. W. L a n g e , Z. Natur­ forschg. 18 b, 367 [1963]. acylierten Anthocyane in kristalliner Form erhalten werden. Zur Konstitutionsermittlung wurden die je­ weiligen Acyl-anthocyane mit verd. Natronlauge nach den üblichen Methoden 5 gespalten. Die drei aus der Petuniensorte v 79 a isolierten Acyl-anthocyane ergaben nach der Spaltung in zwei Fällen überwiegend Kaffeesäure und im 3. Fall p-Cumarsäure als Acylanteil. Bei den Farbstoffen aus den Petuniensorten A V I, 81k, 81h und v79 zeigte sich, daß ihr Acylrest in erster Linie p-Cumarsäure ist, und sie durch Kaffee- und Ferulasäure füh­ rende Pigmente verunreinigt sind. Das Verhältnis der drei Säuren zueinander beträgt etwa 15 : 2 : 1 . Je ein Pigment von Petunia hybrida v 79 bzw. 81 h lieferte ausschließlich p-Cumarsäure als Acylkomponente. Aus den UV-Absorptionsspektren der Acyl-antho­ cyane geht hervor, daß das Verhältnis zwischen Anthocyan und p-Cumarsäure 1 : 1 ist {Emax Säure/ £ max Anthocyan = 0,65)6. Die bei der alkalischen Hydrolyse auftretenden Anthocyane wurden durch partielle Säurehydrolyse und anschließende Papierchromatographie als 3Rhamno-glucosido-5-glucoside des Päonidins, Cyani­ dins, Malvidins, Petunidins und Delphinidins er­ kannt (s. Tab. 1). Der Anteil und auch das Verhält­ nis der Pigmente zueinander variiert bei den ver­ schiedenen Blütensorten. Während die nichtacylierten Anthocyane3 von Petunia hybrida als Zuckerbaustein nur Glucose ent­ halten, die mit dem Anthocyanidin in 3- bzw. in 3S e n g e w a l d , Dissertation Universität Frankfurt/Main 1961, konnte mittels Duolite C 25 (Fa. Carl Roth, Karls­ ruhe) aus Malva silvestris kristallines Malvin erhalten. 5 T. A. G e i s s m a n , The Chemistry of Flavonoid Compounds, Pergamon Press, Oxford, London, New York, Paris 1962. 6 J. B. H a r b o r n e , in: „Fortschritte der Chemie organischer Naturstoffe“ Bd. 20, S. 165, Springer-Verlag, Wien 1962. 4 H. Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschung in Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht: Creative Commons Namensnennung-Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz. This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution-NoDerivs 3.0 Germany License. Zum 01.01.2015 ist eine Anpassung der Lizenzbedingungen (Entfall der Creative Commons Lizenzbedingung „Keine Bearbeitung“) beabsichtigt, um eine Nachnutzung auch im Rahmen zukünftiger wissenschaftlicher Nutzungsformen zu ermöglichen. On 01.01.2015 it is planned to change the License Conditions (the removal of the Creative Commons License condition “no derivative works”). This is to allow reuse in the area of future scientific usage. 632 Blütensorte v 79 a 81 h, 81 k. v 79 v 79 a 81 h, 81 k, v 79. A I. AVI v 79 a 81 h, 81 k. v 79, A V I AVI Anthocyane X max in methanol ischer HCl [m[i.] Päonidin-3-(^J-eumaroyl)-rhamnoglucosido5-glucosid 282; 314; 529 Päonidin-3-rhamnoglucosido-5-glucosid Cyanidin-3-kaffoyl*-rhamnoglueosido5-glucosid Cyanidin-3-rhamnoglucosido-5-glucosid Malvidin-3-(£>-cumaroyl) *rhamnoglucosido-5-glucosid 527** Malvidin-3-rhamno-glucosido-5-glucosid Petunidin- 3-kaffoyl * -rhamnoglucosido5-glucosid Petunidin-3-(^»-cumaroyl) *rhamnoglucosido-5-glueosid Pet u n id in -3-(d ihy d ro-p-cu m aroy1)rhamnoglucosido-5-glucosid Petunidin-3-rhamnoglueosido-5-glucosid Delphinidin-3-(£>-cumaroyl) *rhamno-glucosido-5-glucosid Delphinidin-3-rhamno-glucosido5-glucosid 536** 280; 310; 538 281;310; 539 281;539 537** 281; 309; 540 540** ^ Amax 310/ I max sichtbar L. BIRKOFER, CH. KAISER, W. KOCH, M. DONIKE UND D. WOLF Rf Werte n A B C D 0,36 0,63 0,38 0,38 0,42 0.31 0,68 0,31 0,07 0,21 0,21 0.38 0,34 0,66 0,66 0,37 0,06 0,35 0,45 0,31 0,72 0,56 0,27 0,06 0,21 0,33 0,58 0,32 0,31 0.37 0,62 0,29 0,39 0,65 0,23 0.30 0,58 0,19 52 trans cis 0,62 0,23 ~ 0,66 0,66 0,20 0,61 0,05 ~ 0,67 Tab. 1. Rf- und Absorptionswerte der Anthocyane der einzelnen Blütensorten. A 1-proz. HCl. B Wasser —Eisessig —konz. HCl (82:15:3). C n-Butanol —Eisessig —Wasser (4:1:2). D n-Butanol —2-n. HCl (1:1) organische Phase, Papiersorte Schleicher & Sdiüll, 2043 b Mgl. * Die p-Cumarsäure kann teilweise durch Kaffeeund Ferulasäure ersetzt sein, andererseits Kaffeesäure durch p-Cumarsäure. ** /max. nur im sichtbaren Bereich gemessen. und 7-Stellung verknüpft ist. tritt bei den Acylanthocyanen als zusätzliche Zuckerkomponente Rhamnose auf. In der 5-Stellung der Aglyka sitzt außerdem noch Glucose. Die jeweilige Hydroxyzimtsäure kann bei den Anthocyanen entweder mit einer der aliphatischen Hydroxygruppen des Zuckers oder mit einer der phenolischen Hydroxygruppen des Pigments verestert sein. Die partielle saure Hydrolyse der Acyl-anthocyane lieferte stets die Rhamnose-ester der p-Cumar-, Kaffee- oder Ferula-Säure. Hiermit ist erwie­ sen, daß die Acylreste über die Disaccharid-Kompo­ nente mit den Aglyka verknüpft sind. Die Acylrhamnosido-glucosen selbst konnten auch in gerin­ ger Menge gefaßt werden. Da p-Cumaroyl-rhamnose (Rf 0,78 in BEW) auf dem Papierchromatogramm beim Besprühen mit x\nilinphthalat Braunfärbung 7 0. T h . S c h m id t u . H. R euss, aufweist, scheint auch die OH-Gruppe in 2-Stellung der Rhamnose nicht verestert zu sein '. Wird reines Acyl-anthocyan in 1-proz. Salzsäure chromatographiert, so treten erstaunlicherweise zwei Flecken auf. Die Differenz beider R f- Werte beträgt etwa 0 , 1 2 . Dieser Effekt ist bei dem entsprechenden entacylierten Pigment nicht zu beobachten. Der Ge­ danke, daß die mit dem Anthocyan verknüpfte Hy­ droxyzimtsäure eine cis-trans-lsomerie bedingt, war naheliegend. Zum Beweis führen wir folgende Befunde an: 1. Nach der Elution der Flecken ist der Kurven­ verlauf beider Absorptionsspektren im UV und sicht­ baren Bereich identisch. Der etwas erniedrigte Wert für £max Hydroxyzimtsäure/Emax Anthocyan bei der Kom­ ponente mit dem höheren Rf-Wert erklärt sich durch Verunreinigung mit dem entsprechenden acylfreien Anthocyan, dessen Entstehung in geringer Menge bei der Chromatographie in sauren Lösungsmitteln nicht Liebigs Ann. Chem. 649, 137 [1961], ACYLIERTE ANTHOCYANE II zu vermeiden ist. Erfahrungsgemäß sind in vorwiegend organischen Lösungsmittelgemischen wie z. B. in BEW die Rf-Werte as-irans-Isomerer nicht unterschieden, was wir auch im vorliegenden Falle bestätigen konnten. Das vorhandene entacylierte Pigment ist als schwacher Fleck mit niedrigerem 7?/-Wert zu erkennen. 2 . Zum Vergleich haben wir kristalline 3- bzw. 6-(irarcs-p-Cumaroyl) -glucose8 (Schmp. 181° bzw. 188°) mit UV-Licht bestrahlt und erreichten damit er­ wartungsgemäß eine teilweise Umwandlung in die je­ weilige cts-Verbindung, die im Chromatogramm in 1-proz. Salzsäure einen höheren Rf-Wert aufwies. Wird eine alkoholische Lösung mit einer Spur Jod stehen ge­ lassen, so tritt wieder vollständige Rückverwandlung in die jeweilige fra/zs-Verbindung ein. Beim acylierten Anthocyan zeigt sich mit Jod der gleiche Effekt. Allerdings muß man, um die reine transForm feststellen zu können, die Papierchromatographie in 1-proz. Salzsäure im dunklen Raum und bei etwa 5° durchführen. Unter normalen Bedingungen findet wie­ der teilweise Isomerisierung statt. 3. Zum weiteren Beweis der cis-irans-Isomerie hy­ drierten wir das Acyl-anthocyan, und zwar das Petunidin-3- (p-cumaroyl) -rhamno-glucosido-5-glucosid kata­ lytisch. Da hierbei die Doppelbindung der Acylgruppe wegfiel, zeigte das Hydrierungsprodukt erwar­ tungsgemäß beim Papierchromatographieren in 1-proz. Salzsäure nur noch einen Fleck, dessen i?/-Wert (0,37) wenig über dem der cis-Verbindung (0,33) liegt. Das hydrierte Acyl-anthocyan ergab bei der Hydrolyse mit verd. Natronlauge das unveränderte Anthocyan sowie p-Dihydrocumarsäure. Beschreibung der Versuche Die Farbstoffe der frischen Blütenkronen der jeweili­ gen Petuniensorten wurden durch Einlegen in Metha­ nol/Wasser (9 : 1 ) unter Zusatz von Salzsäure (1 ml konz. Säure pro l Lösungsmittel) extrahiert. Nach Ab­ ziehen des Methanols i. Vak. (Rotationsverdampfer) aus der roten Lösung, schüttelte man die nunmehr tief­ violette wäßrige Lösung zur Entfernung von Chloro­ phyll und anderen Ballaststoffen mit Chloroform und Essigester aus, entfernte die in der Lösung verbliebe­ nen Essigesterreste bei 25° i. Vak. (Rotationsverdamp­ fer) und trennte anschließend an Duolite C 25. Das Austauscherharz wurde vor Gebrauch einmal mit 5-proz. wäßriger Salzsäure und 3-mal Wasser/Methanol/konz. Salzsäure (55 : 30 : 15)9 ausgekocht, in eine Säule gefüllt, mit 8-proz. wäßriger Salzsäure aktiviert und mit Methanol und Wasser gewaschen. Die Säule wurde solange mit dem Blütenextrakt beschickt, bis der Ablauf genau so tief gefärbt war wie der Zulauf (ca. 50 —100 ml Konzentrat für x/2 l Duolite). Das nun dun­ kelrot gefärbte mit den verschiedenen Petunieninhalts­ stoffen beladene Harz wurde nacheinander mit 2 /Wässer, 2 / Methanol, 1 / Wasser, 1 / Methanol und etwa 6 l 1 -proz. wäßriger Salzsäure gewaschen. Dabei wurden alle 8 H. K o s m o l , geplante Dissertation, Köln 1963. 9 Das angegebene Verhältnis der jeweiligen Lösungsmittel ist immer in Volumenanteilen ausgedrückt. 633 Begleitstoffe entfernt und die Anthocyane anschließend mit 1—2/ Methanol/konz. Salzsäure (94:6) eluiert. Die Lösung wurde wegen ihres Säuregehaltes, um Hydrolyse zu vermeiden, bei —15° aufbewahrt. Zur Auftrennung in die reinen Pigmente wurde die salzsaure methanolische Farbstofflösung (Duolite-Eluat) auf Chromatographiepapier 2214 FF Macherey, Nagel und Co. als Band entlang der Startlinie aufgetragen und in BEW ( 4 : 1 : 2 ) chromatographiert. Die einzel­ nen Acylanthocyanzonen wurden ausgeschnitten, mit Methanol/Wasser (7 : 3) eluiert, die Eluate i. Vak. ein­ gedampft und wie oben über Duolite gereinigt. Eine Aufspaltung sehr nahe verwandter acylierter Anthocyane, die sich bei sonst gleicher Struktur nur im Hydroxyzimtsäurerest unterscheiden, wurde bis jetzt nicht erreicht. Um kristalline Pigmente zu erhalten, gab man auf 100 ml Acyl-anthocyan-Eluat etwa 5 ml Wasser, zog das Methanol bei 15 —20° (Rotationsverdampfer) größtenteils ab und bewahrte den Rückstand bei 0° über Nacht auf. Nach dem Lösen des abgeschiedenen festen Acyl-anthocyans in 1-proz. Salzsäure bei 50 bis 60° fiel in der Kälte das acylierte Anthocyan als tief­ rotbraunes, manchmal grüngolden schimmerndes, feinkristallines Pulver aus. Auf diese Weise konnten folgende Acyl-anthocyane erhalten werden: a) Päonidin-3- (p-cumaroyl) -rhamno-glucoside-5glucosid, braunrotes, schimmerndes Kristallpulver vom Schmp. 195 —198° aus 1 -proz. Salzsäure. b) Malvidin-3- (p-cumaroyl) -rhamno-glucosido-5glucosid. c) Petunidin-3- (p-cumaroyl) -rhamno-glucosido-5glucosid, braunrotes Kristallpulver vom Schmp. 194 —196° aus 3-proz. Salzsäure. B e s t i m m u n g der A c y l g r u p p e n Acyl-anthocyans und des Eine Probe eines Acyl-anthocyans (im vorliegenden Falle 8,4 mg) wurde in 2,5 ml einer 2-proz. Natron­ lauge unter Stickstoff eingetragen. Nach 3-stdg. Stehen bei Raumtemperatur stellte man die Lösung mit Amber­ lite IR-C-50 auf pH 5,7 ein, filtrierte und wusch das Austauscherharz mit Methanol und Wasser nach. Das Methanol wurde i. Vak. abgezogen und die wäßrige Lösung 3-mal ausgeäthert. In der eingedampften Äther­ lösung bestimmte man die Hydroxyzimtsäuren papier­ chromatographisch mit entsprechenden Vergleichssub­ stanzen im Lösungsmittelgemisch Chloroform —Eis­ essig—Wasser ( 2 : 1 : 1 ) (organ. Phase)10. Die ausgeätherte wäßrige Hydrolyselösung enthielt das entacylierte Anthocyanidin-tri-glykosid, das durch Vergleichschromatographie in n-Butanol —konz. Salz­ säure-Wasser ( 7 : 2 : 5 ) und Wasser—Eisessig —konz. Salzsäure (82 : 15 : 3) sowie durch sein Absorptions­ spektrum und durch partielle saure Hydrolyse identifi­ ziert wurde. 10 Bei kleineren Substanzmengen wurde das gesamte Filtrat nach der Amberlite-Behandlung i. Vak. eingedampft und der Rückstand mit Äther digeriert. 634 ACYLIERTE ANTHOCYANE II B e s t i m m u n g d er G l y k o s i d e s t e r Die partielle saure Hydrolyse wurde durch Erhitzen einer salzsauren wäßrigen Acyl-anthocyanlösung (etwa 10-proz. an Säure) im Wasserbad von 65 —75° durch­ geführt und nach 20 —30 Min. abgebrochen. Die ent­ standenen Hydrolyseprodukte, wie Anthocyane, Acylrhamnosen, sehr wenig Acyl-rutinose, freie Hydroxyzimtsäuren und die Anthocyanidine erhielten wir durch präparative Papierchromatographie in Wasser —Eis­ essig—konz. Salzsäure (82 : 15 : 1) und nochmalige Chromatographie in n-Butanol —konz. Salzsäure —Was­ ser ( 7 : 2 : 5 ) (für Anthocyane) oder BEW (für Gly­ kosidester) . Rhamnose-est er Zur vereinfachten Gewinnung von Rhamnose-estern der Hydroxyzimtsäuren wurden 100 ml Acyl-anthocyan-Eluat der Duolite-Säule mit 18 ml Wasser ver­ setzt und alles Methanol bei 25° i. Vak. abgezogen (Rotationsverdampfer). Dann erwärmte man die Lö­ sung 30 Min. auf 65 —75°, wobei die acylierten Anthocyanidin-3-rhamno-glucosido-5-glucoside teilweise in Anthocyanidin-3.5-diglucoside und Acyl-rhamnosen ge­ spalten wurden *. Die Isolierung dieser Ester gelang ent­ weder durch Papierchromatographie in Wasser —Eis­ essig—konz. Salzsäure (82 : 15 : 1) oder durch 8-maliges Ausschütteln der Hydrolysenlösung mit Essig­ ester—Methanol ( 9: 1) . Zur Konstitutionsermittlung müssen die Ester durch Chromatographieren in BEW und Chloroform —Eisessig —Wasser ( 2 : 1 : 1 ) noch­ mals gereinigt werden. A l k a l i s c h e H y d r o l y s e der Rhamnose-est er Das den jeweiligen Ester enthaltende Zoneneluat wurde i. Vak. bis fast zur Trockne eingedampft und, wie bei den Acyl-anthocyanen beschrieben, mit verd. Natronlauge gespalten. Die entstandenen Hydroxyzimt­ säuren chromatographierte man wiederum in Chloro­ form—Eisessig—Wasser (2 : 1 : 1 ) und die entstande­ nen Zucker in Butanol —Pyridin —Wasser ( 6 : 4 : 3 ) sowie in BEW ( 4 : 1 : 2 ) mit den entsprechenden Ver­ gleichssubstanzen. Katalytische Hydrierung drierte in einer Schüttelbirne bei Raumtemperatur, wo­ bei innerhalb weniger Min. Entfärbung eintrat. Nach 30 Min. wurde der Katalysator unter Stickstoff abge­ saugt, das Filtrat mit Salzsäure auf pn 1 gebracht und das Acyl-anthocyan durch 1/2-stdg. Durchleiten von Luft regeneriert. Im Absorptionsspektrum war das Maxi­ mum der p-Cumarsäure (ASlOm^) verschwunden, das Anthocyanmaximum bei X 538 m^ dagegen unverän­ dert. Unter den gleichen Bedingungen hydrierte 3-(pCumaroyl) -glucose zeigte ein zum kurzwelligen Bereich hin verschobenes Maximum bei X 275 rnw. Sowohl aus dem hydrierten Acyl-anthocyan als auch aus der 3-(pDihydrocumaroyl)-glucose entstand durch alkalische Hydrolyse mit 2 -proz. Natronlauge p-Dihydro-cumarsäure, die im UV-Licht bei Bedampfen mit Ammoniak nicht mehr fluoreszierte, sich jedoch mit diazotierter Sulfanilsäure braunrot färbte. 7?/-Wert in BEW wie p-Cumarsäure (0,86). Aufnahme der A b s o r p t i o n s s p e k t r e n a) Die papierchromatographisch reinen Substanzen wurden als Bandchromatogramme in 1 -proz. Salzsäure entwickelt und die jeweilige Acyl-anthocyan-Zone mit 10 ml Methanol (p. a.), das 0,01 -prozentig an Salz­ säure war, eluiert. Einen Leerbogen unterwarf man den gleichen Bedingungen und benutzte das Eluat des der Zone entsprechenden Ausschnittes als Vergleichslösung. b) Das Acyl-anthocyan wurde auf einer 1 mm dikken mit 0,05-m. NaH 2P 0 4 gepufferten Kieselgel-Schicht (Firma Woelm) im Fließmittel Äthylacetat —Ameisen­ säure—Wasser (70 : 15 : 15)12 (Laufzeit 4 Stdn., Front­ höhe ca. 15 cm) chromatographiert, die Farbstoffzone nach dem Entwickeln abgeschabt und in ein Becherglas mit salzsaurem Äther gegeben. Nach 3-maligem Dekan­ tieren mit salzsaurem Äther nutschte man ab, eluierte das Pigment aus der lufttrockenen Schicht mit dem für die Aufnahme des Spektrums gewünschten Lösungs­ mittel [Methanol (0,01 -proz. an Salzsäure) oder 0,1-n. Salzsäure], welches auch als Vergleichslösung benutzt werden kann. c) Kristalline Acyl-anthocyane (0,3 mg) wurden in 10 ml 0,01-proz. salzsaurem Methanol gelöst und auf­ genommen. Schichtdicke 1 cm. Gerät: Spectracord 4000 Perkin-Elmer und Co. Petunidin-3 -(p-cumaroyl) -rhamno-glucosido-5-glucosid aus der Petuniensorte AVI wurde als Band entlang der Startlinie einer Kieselgelplatte (Schicht­ dicke 1 mm; mit 0,05-m. NaH2P 04-Lösung gepuffert) aufgesprüht und in Athylacetat —Ameisensäure —Was­ ser (70 : 15 : 15) entwickelt, die Acyl-anthocyan-Zone abgeschabt und zunächst mehrmals mit salzsauremn , dann mit neutralem Äther digeriert und abgesaugt, um sämtliche Säure zu entfernen. Das mit Methanol eluierte Pigment versetzte man mit 100 mg Raney-Nickel und hy­ Für die liebenswürdige Überlassung des Blüten­ materials sagen wir Herrn Professor Dr. J. S t r a u b , Direktor des Max-Planck-Instituts für Züchtungsfor­ schung, Köln-Vogelsang, unseren aufrichtigen Dank. Der D e u t s c h e n F o r s c h u n g s g e m e i n s c h a f t danken wir für die Unterstützung dieser Arbeit viel­ mals. Die UV-Spektren wurden von Herrn Dipl.-Chem. W. G i e s s l e r in unserem Institut aufgenommen, dem wir sowTie den technischen Assistentinnen Frau E. P i e s c h und Frau H. R e u t h e r für die Mithilfe herzlich danken. * Anm. b. d. Korr.: Neuerdings führen wir die Hydrolyse durch, indem das mit Acyl-anthocyan beladene Austau­ scherharz mehrmals mit Wasser auf 65 — 75° erhitzt wird, und man die eingedampften wäßrigen Lösungen papierchromatographisch trennt. 11 200 ml Äther mit 50 ml 2-n. HCl geschüttelt und die Schich­ ten im Scheidetrichter getrennt. H e s s u . C. M e y e r , Z. Naturforschg. 17 b. 853 [1962]. 12 D.