Universität Leipzig Institut für Empirische Kommunikationsforschung Seminar: Programmstrukturanalyse (WS 2001/2002) – J.A. Friedrich Referent: André Seelmann 17.10.01 Verschiedene Ansätze der Fernsehprogrammanalyse: Warum kontinuierliche Fernsehprogrammanalyse? - Leistungsvergleich der kommerziellen mit den öffentlich-rechtlichen Programmen empirische Prüfung der programmlichen Umsetzung des öffentlich-rechtlichen Programmauftrages von ARD und ZDF Überprüfung der Angebote innerhalb des öffentlich-rechtlichen Systems (also zwischen ARD und ZDF) und andererseits innerhalb des kommerziellen Anbietersystems 1. ARD/ZDF-Programmanalyse - - - mit Beginn des dualen Rundfunksystems 1985 entstanden Operative Leitfrage: Wie genrestabil ist das Programmangebot von ARD und ZDF in Konkurrenz zu den privaten Programmanbietern und in welchem Umfang wird das öffentlich-rechtliche Angebot seinem gesellschaftlichen Auftrag gerecht? Ziel: Vergleich von Fernsehprogrammen im dualen System Voraussetzung: (für eine vergleichende Analyse) ist ein Vercodungsschema, das die unterschiedlichen Angebote der Sender nach vergleichbaren Kriterien einteilt Basis: Videoaufzeichnungen (aus forschungsökonomischen Gründen Stichprobenerhebung) „4-Wochen-Stichprobe“, 4 ausgewählte Programmwochen eines Jahres zur Abbildung eines Programmjahres mit seinen saisonalen und thematischen Schwerpunkten ohne systematische Verzerrung Zwei Aspekte sind zu berücksichtigen: i. Grunderfordernisse für statistische Modelle der Stichprobenbildung ii. Praxisrelevante Implikationen des Untersuchungsgegenstandes „4-Wochen-Stichprobe“ wird ergänzt durch eine Vollerhebung von Programmankündigungen, diese dient zur Verdeutlichung des Gesamtkontextes des Programmverlaufs über den Jahresverlauf und macht das Auftreten außergewöhnliche Ereignisse (Sportgroßereignisse, Wahlen) überschaubar Kategorienschema: umfasst acht Hauptkategorien: 1. Information/Bildung 2. Fiction 3. Nonfiktionale Unterhaltung 4. Musik 5. Sport 6. Kinder- und Jugendprgramme/Zeichentrick 7. Sonstige Programmsparten 8. Werbung - jede Hauptkategorie ist in weitere Einzelkategorien aufgegliedert (z.B.: Information Nachrichtensendung Kurznachrichten) 2. Die AGF-Sendungscodierung - 1988 Zusammenschluss der öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehveranstalter in der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF) im Auftrag der AGF betreibt die GfK-Fernsehforschung eine kontinuierliche Erfassung der Nutzungsdaten zu Programmreichweiten seit 1992 werden auch die Fernsehprogramme kontinuierlich codiert Vollerhebung Codierlogik des Untersuchungsinstruments i. Einteilung des Programms in Programmsparten: Non-fiktionales Programm (Information oder Sport oder Unterhaltung) oder Fiktionales Programm oder Werbung oder Sonstiges ii. diesen Programmsegmenten werden spartenspezifische Sendungsformen zugewiesen iii. non-fiktionale Programmsegmente werden unter thematischen und fiktionale Programmsegmente unter Genre-Gesichtspunkten codiert – beide Einteilungen stark ausdifferenziert, so dass relativ detailliert erfasst werden kann iv. regionaler Bezug der Programme und ggf. senderinterne Kategorisierung als Zielgruppenprogramm werden zusätzlich erfasst - Analyse erfolgt nicht anhand der gesendeten Programme: Vergabe des Codes durch die Sender Vorteile: - Vollerhebung – damit Ausschluss der Probleme bei einer Stichprobenerhebung Generierung der Daten anhand der autorisierten Sendeablaufprotokolle – also Bezug auf tatsächlich gesendetes Programm Untersuchungseinheiten der Programmanalyse sind identisch mit den Programmsequenzen, für die auch Programmreichweiten ausgewiesen werden Damit Existenz einer Datenbank für Sender und Werbung, mit deren Hilfe man gezielt Sendungen und deren Akzeptanz nach einzelnen Genres herausfiltern kann Nachteile: einzelne Programmsequenzen können nicht in kleinere Untersuchungseinheiten wie zum Beispiel Magazin- oder Nachrichtenbeiträge aufgeteilt werden (um diese dann zum Beispiel unter inhaltlich-thematischen Gesichtspunkten zu analysieren) Verwendete Literatur: Gerhard, Heinz (1999): Programmanalysen im Vergleich. Mediaperspektiven 7/99. S. 340-344 Weiss, H.-J. (1998): Auf dem Weg zu einer kontinuierlichen Fernsehprogrammforschung der Landesmedienanstalten. Eine Evaluations- und Machbarkeitsstudie. In: Schriftenreihe der Landesmedienanstalten. Berlin.