2.1 Schichten in einem allgemeinen Kommunikationsmodell 2.2 Das OSI Modell 2.3 Das OSI Modell im Vergleich zum TCP/IP Modell 2.1.1 Analysieren von Problemen in einem Materialfluss anhand von Schichten Das Konzept der Schichten hilft Ihnen, die Aktion, die während der Kommunikation zwischen zwei Computern stattfindet, zu verstehen. Die Abbildung enthält Fragen, die die Bewegung von physischen Objekten, wie z. B. im Straßenverkehr oder von elektronischen Daten, beinhalten. Diese Bewegung von Objekten, egal ob physisch oder logisch, wird als Fluss bezeichnet. Es gibt zahlreiche Schichten, mit deren Hilfe sich die Einzelheiten des Flussprozesses beschreiben lassen. Weitere Beispiele für fließende Systeme sind das öffentliche Wasserversorgungsnetz, das Straßennetz, das Postsystem und das Telefonnetz. Betrachten Sie jetzt in der Abbildung das Diagramm "Vergleich von Netzen". Welches Netz sehen Sie? Was fließt? Welche verschiedenen Formen kann das fließende Objekt annehmen? Welche Regeln steuern den Fluss? Wo tritt der Fluss auf? Die im Diagramm aufgelisteten Netze geben Ihnen weitere Analogien, um Computernetze leichter zu verstehen. Die menschliche Kommunikation bietet ein weiteres Beispiel dafür, wie Sie mithilfe von Schichten einen alltäglichen Sachverhalt analysieren können. Wenn Sie einen Gedanken haben, den Sie einer anderen Person mitteilen möchten, überlegen Sie sich zunächst, wie Sie diesen Gedanken in Worte fassen können, dann treffen Sie die eigentliche Wortwahl und teilen schließlich Ihren Gedanken der anderen Person mit. Stellen Sie sich einen Jungen vor, der an einem Ende eines sehr langen Esstisches sitzt. Am anderen Ende des Tisches sitzt, in einiger Entfernung, seine Großmutter. Der Junge spricht Deutsch. Die Großmutter spricht lieber Englisch. Auf dem Tisch ist ein wunderbares Essen angerichtet, das die Großmutter zubereitet hat. Plötzlich schreit der Junge in voller Lautstärke "He, du! Gib mir den Reis!" und greift über den Tisch nach dem Reis. Normalerweise wird dieses Verhalten als sehr unhöflich angesehen. Was hätte der Junge tun sollen, um seine Wünsche in angemessener Weise zu äußern? Sie finden leichter eine Antwort auf diese Frage, wenn Sie den Kommunikationsvorgang in Schichten zerlegen. Da ist zunächst die Absicht – der Junge möchte Reis; dann die Darstellungsform der Absicht – die deutsche Sprache (anstelle von Englisch); die Übermittlungsmethode – "He, du" und schließlich das Medium – Schreien (Ton) und quer über den Tisch nach dem Reis greifen (physische Aktion). Von diesen vier Schichten hindern drei den Jungen daran, seine Absicht in einer geeigneten bzw. akzeptablen Art und Weise zu kommunizieren. Die erste Schicht (die Absicht) ist akzeptabel. Die zweite Schicht (Darstellung), in der anstelle von Englisch Deutsch verwendet wird, und die dritte Schicht (Übermittlung), in der gefordert wird, anstatt höflich zu bitten, folgen mit Sicherheit nicht den Regeln akzeptabler Umgangsformen. Die vierte Schicht (Medium) - Schreien und über den Tisch greifen, anstatt einen Tischnachbarn höflich um Hilfe zu bitten, ist in den meisten Situationen ein nicht akzeptables Benehmen. Indem Sie diese Interaktion in einzelne Schichten zerlegen, können Sie einige Probleme, die bei der Kommunikation sowohl zwischen Personen als auch zwischen Computern auftreten, besser verstehen und leichter Lösungen finden. 2.1.2 Quelle, Ziel und Datenpakete Wie Sie in Kapitel 1 erfahren haben, bestehen Computerdaten im Grunde aus binären Ziffern oder Bits (0 und 1). Da Computer, die ein oder zwei Datenbits übertragen, nicht sinnvoll sind, werden die Bits zu größeren Gruppen zusammengefasst, nämlich zu Byte, Kilobyte, Megabyte und Gigabyte. Bei der Übertragung von Informationen zwischen Computern in einem Netz muss jegliche Kommunikation im Netz von einer Quelle ausgehen und zu einem Ziel transportiert werden. Wie in der Abbildung gezeigt, werden die in einem Netz übertragenen Informationen als Daten, Paket oder Datenpaket bezeichnet. Ein Datenpaket ist eine logisch gruppierte Einheit von Informationen, die zwischen Computersystemen übertragen wird. Es enthält neben den Quellinformationen noch weitere Elemente, die für eine erfolgreiche und zuverlässige Kommunikation mit dem Zielgerät erforderlich sind. In der Absenderadresse eines Pakets wird der Computer angegeben, der das Paket sendet. In der Zieladresse wird der Computer angegeben, der das Paket letztendlich empfangen soll. Medien Im Zusammenhang mit Netzen werden Sie immer wieder das Wort "Medium" hören. (Hinweis: Die Pluralform von Medium lautet Medien.) In der Netztechnik versteht man unter Medium das Übertragungsmedium, über das Datenpakete übertragen werden. Folgende Medien finden in diesem Fall Anwendung: Telefonleitungen Kategorie-5-UTP-Kupferleitungen (für 10BASE-T-Ethernet) Koaxialkabel (für Kabelfernsehen) Glasfaserkabel (dünne Glasfasern, die Licht transportieren) Darüber hinaus gibt es zwei weitere, weniger offensichtliche Medien, die bei der Netzkommunikation jedoch auf jeden Fall zu berücksichtigen sind. Das eine ist die Atmosphäre (vorwiegend Sauerstoff, Stickstoff und Wasserstoff), die Radiowellen, Mikrowellen und Licht überträgt. Die Kommunikation ohne eine Art von Drähten oder Kabeln wird als drahtlose Kommunikation oder Freiraumkommunikation bezeichnet. Dabei werden elektromagnetische Wellen genutzt. Zu elektromagnetischen Wellen, die sich im freien Raum mit Lichtgeschwindigkeit bewegen, gehören Funkwellen, Mikrowellen, Infrarotlicht, sichtbares Licht, ultraviolettes Licht, Röntgenstrahlen und Gammastrahlen. Sie bewegen sich in der Atmosphäre (hauptsächlich Sauerstoff, Stickstoff und Wasserdampf), können aber auch im Vakuum des Weltraums übertragen werden (wo es praktisch keine Materie, keine Moleküle und keine Atome gibt) 2.1.4 Protokoll Damit Datenpakete in einem Netz von einer Quelle an ein Ziel übertragen werden, müssen alle im Netz befindlichen Geräte dieselbe Sprache sprechen bzw. dasselbe Protokoll verwenden. Ein Protokoll besteht aus einer Reihe von Regeln, die eine effizientere Kommunikation in einem Netz ermöglichen. Allgemeine Beispiele für Protokolle sind im folgenden aufgeführt: Im Parlament ermöglichen bestimmte Regeln für Wortmeldungen bzw. Redebeiträge, dass Hunderte von Abgeordneten, die alle ihre Meinung äußern möchten, der Reihe nach Gelegenheit erhalten, ihre Vorstellungen in einer geordneten Art und Weise vorzutragen. Im Straßenverkehr blinken Autofahrer normalerweise, wenn sie abbiegen möchten. Wenn sie dies nicht täten, würde auf den Straßen Chaos herrschen. Im Luftverkehr befolgen die Piloten spezielle Regeln für die Kommunikation mit den Piloten anderer Flugzeuge und mit der Flugsicherung am Boden. Am Telefon meldet sich jemand mit "Hallo!", dann sagt die anrufende Person: "Hallo! Hier ist...", und so geht der Dialog hin und her. Eine technische Definition eines Protokolls für die Datenkommunikation lautet: Ein Satz von Regeln oder eine Vereinbarung, der/die das Format und die Übertragungsart der Daten festlegt. Schicht n auf einem Computer kommuniziert mit Schicht n auf einem anderen Computer. Die für diese Kommunikation geltenden Regeln und Konventionen werden zusammfassend als Schicht-n-Protokoll bezeichnet. 2.1.5 Die Entwicklung des ISO-Netzstandards Die ersten Entwicklungen auf dem Gebiet der LANs (Local Area Networks), MANs (Metropolitan Area Networks) und WANs (Wide Area Networks) waren in vieler Hinsicht chaotisch. In den frühen achziger Jahren wurden immer größere Netze entwickelt. Als die Unternehmen erkannten, welche finanziellen Einsparungen und Produktivitätssteigerungen mithilfe der Netztechnologie möglich waren, bauten sie sehr schnell neue Netze auf oder erweiterten bestehende, und reagierten fast unmittelbar auf die Markteinführung neuer Netztechnologien und -produkte. Mitte der achziger Jahre waren dann die Folgen des zu schnellen Wachstums zu spüren. Die Netze mit ihren verschiedenen technischen Spezifikationen und Implementierungen konnten immer weniger miteinander kommunizieren. Die Unternehmen erkannten, dass sie sich von herstellerspezifischen Netzsystemen lösen mussten. Firmeneigene Systeme sind Privateigentum, das privat entwickelt und gesteuert wird. In der Computerindustrie ist "herstellerspezifisch" das Gegenteil von "offen". "Herstellerspezifisch" bedeutet, dass ein Unternehmen oder eine kleine Gruppe von Unternehmen die gesamte Nutzung der Technologie steuert. "Offen" heißt, dass die Technologie der Öffentlichkeit frei zur Verfügung steht. Um die Kompatibilität und Kommunikation von Netzen untereinander zu gewährleisten, hat die International Organization for Standardization (ISO) Netzmodelle wie DECNET, SNA und TCP/IP untersucht, um eine Reihe von Regeln zu finden. Als Ergebnis dieser Forschungsarbeiten schuf die ISO ein Netzmodell, auf dessen Grundlage die Hersteller Netze anbieten können, die mit anderen Netzen kompatibel sind und auf diese Weise mit ihnen zusammenarbeiten können. Das Unterteilen von komplexen Kommunikationsprozessen in einzelne kleinere Aufgaben könnte mit dem Konstruieren eines Autos verglichen werden. Als Ganzes gesehen ist der Entwurf, die Herstellung und Montage eines Autos ein äußerst komplexer Vorgang. Es ist unwahrscheinlich, dass eine Person sämtliche für die Herstellung eines Autos erforderlichen Aufgaben kennt. Deshalb konstruieren Maschinenbauingenieure das Auto und Fertigungsingenieure entwickeln die Formen, mit denen die Teile hergestellt werden, während Montagetechniker jeweils einen Teil des Autos montieren. Das 1984 veröffentlichte OSI-Referenzmodell (Hinweis: Nicht zu verwechseln mit ISO.) stellte das beschreibende Schema dar. Dieses Modell stellte den Herstellern ein Reihe von Standards zur Verfügung, die für eine bessere Kompatibilität und Interoperabilität der verschiedenen Netztechnologien sorgten, die von den zahlreichen Unternehmen weltweit entwickelt wurden 2.2 Das OSI-Referenzmodell 2.2.1 Die Aufgabe des OSI-Referenzmodells Das OSI-Referenzmodell ist das wichtigste Modell für die Netzkommunikation. Obwohl es auch andere Modelle gibt, lehnen die meisten Netzhersteller heutzutage ihre Produkte an das OSI-Referenzmodell an, insbesondere, wenn sie Benutzer für den Einsatz ihrer Produkte schulen möchten. Sie sehen es als das beste verfügbare Hilfsmittel an, um Personen in Netztechnik zu schulen. Anhand des OSI-Referenzmodells können Sie die Netzfunktionen erkennen, die jede der Schichten beinhaltet. Wichtiger ist jedoch, dass es sich beim OSI-Referenzmodell um ein Gerüst handelt, das Ihnen helfen soll zu verstehen, wie Daten in einem Netz transportiert werden. Zudem können Sie mithilfe des OSI-Referenzmodells darstellen, wie Informationen oder Datenpakete aus Anwendungsprogrammen (z. B. Tabellenkalkulationen, Dokumente usw.) über ein Netzmedium (z. B. Kabel usw.) zu einem anderen Anwendungsprogramm auf einem anderen Computer übertragen werden, selbst wenn Sender und Empfänger mit unterschiedlichen Netzmedien arbeiten. Im OSI-Referenzmodell gibt es sieben nummerierte Schichten, von denen jede eine bestimmte Netzfunktion darstellt. Diese Trennung der Netzfunktionen wird als Schichtung bezeichnet. Das Aufspalten eines Netzes in die sieben Schichten bietet folgende Vorteile: Es unterteilt die Netzkommunikation in einfachere, kleinere Teile. Es standardisiert Netzkomponenten, um die Entwicklung und Unterstützung durch verschiedene Hersteller zu ermöglichen. Es ermöglicht die Kommunikation zwischen unterschiedlicher Netzhardware und -software. Es verhindert, dass Änderungen in einer Schicht die anderen Schichten beeinflussen und ermöglicht auf diese Weise eine raschere Weiterentwicklung. Es unterteilt die Netzkommunikation in kleinere Teile, um sie leichter verständlich zu gestalten. 2.2.2 Die sieben Schichten des OSI-Referenzmodells Das Problem der Datenübertragung zwischen Computern wird im OSI-Referenzmodell in sieben kleinere und leichter handhabbare Problemstellungen unterteilt. Jede dieser sieben kleineren Problemstellungen wird im Modell durch eine eigene Schicht dargestellt. Das OSI-Referenzmodell besteht aus den folgenden sieben Schichten: Schicht 7: die Anwendungsschicht Schicht 6: die Darstellungsschicht Schicht 5: die Sitzungsschicht Schicht 4: Die Transportschicht Schicht 3: die Vermittlungsschicht Schicht 2: die Sicherungsschicht Schicht 1: die Bitübertragungsschicht Im Verlauf dieses Semesters beginnen Sie mit der Schicht 1 und arbeiten sich dann Schicht für Schicht durch das OSI-Modell. Indem Sie die einzelnen Schichten des OSIReferenzmodells durcharbeiten, lernen Sie, wie Datenpakete in einem Netz transportiert werden, und welche Geräte in jeder Schicht eingesetzt werden, während die Datenpakete sie durchlaufen. Auf diese Weise lernen Sie, wie Sie Netzprobleme, die eventuell während des Datenpaketflusses auftreten, beheben können. 2.2.3 Die Funktionen der einzelnen Schichten Jede OSI-Schicht beinhaltet eine Reihe von Funktionen, die angeführt werden müssen, um die Übertragung von Datenpaketen von einer Quelle zu einem Ziel im Netz zu ermöglichen. Im Folgenden finden Sie eine kurze Beschreibung der einzelnen Schichten des in der Abbildung gezeigten OSI-Referenzmodells. Schicht 7: Die Anwendungsschicht Die Anwendungsschicht ist die OSI-Schicht, mit der der Benutzer in Berührung kommt. Sie stellt den Anwendungen des Benutzers Netzdienste zur Verfügung. Im Gegensatz zu den anderen Schichten stellt sie keiner anderen OSI-Schicht Dienste zur Verfügung, sondern nur den Anwendungen außerhalb des OSI-Modells. Zu diesen Anwendungen gehören zum Beispiel Tabellenkalkulations- und Textverarbeitungsprogramme sowie Banken-Software. Die Anwendungsschicht realisiert die Verfügbarkeit von potentiellen Kommunikationspartnern, synchronisiert Prozeduren und sorgt für die Einigung auf Verfahren zur Fehlerbehebung und Steuerung der Datenintegrität. Wenn Sie sich ein Stichwort zu Schicht 7 merken möchten, können Sie an Browser denken. Schicht 6: Die Darstellungsschicht Die Darstellungsschicht gewährleistet, dass Daten, die von der Anwendungsschicht eines Systems gesendet werden, von der Anwendungsschicht eines anderen Systems gelesen werden können. Falls erforderlich, agiert die Darstellungsschicht als Übersetzer zwischen verschiedenen Datenformaten, indem sie ein für beide Systeme verständliches Datenformat verwendet. Wenn Sie sich ein paar Stichworte zu Schicht 6 merken möchten, denken Sie einfach an ein gemeinsames Datenformat. Schicht 5: Die Sitzungsschicht Wie der Name schon sagt, baut die Sitzungsschicht die Sitzungen zwischen zwei kommunizierenden Hosts auf, verwaltet und beendet sie. Die Sitzungsschicht stellt ihre Dienste der Darstellungsschicht zur Verfügung. Sie synchronisiert zudem Dialoge zwischen den Darstellungsschichten der beiden Hosts und verwaltet den stattfindenden Datenaustausch. Neben der Steuerung der Sitzung bietet die Sitzungsschicht Möglichkeiten für die effiziente Datenübertragung, die Dienstgüte und die Fehlermeldungen bei Problemen in der Sitzungsschicht, der Darstellungsschicht und der Anwendungsschicht. Wenn Sie sich ein paar Stichworte zu Schicht 5 merken möchten, können Sie an Dialoge und Konversationen denken. Schicht 4: Die Transportschicht Die Transportschicht segmentiert vom sendenden Host-System empfangene Daten und setzt sie auf dem System des empfangenden Host wieder zu einem Datenstrom zusammen. Die Grenze zwischen der Transportschicht und der Sitzungsschicht können Sie sich als Grenze zwischen Anwendungsprotokollen und Datenflussprotokollen vorstellen. Während die Anwendungs-, die Darstellungs- und die Sitzungsschicht für Vorgänge auf der Anwendungsebene verantwortlich sind, sind die unteren vier Schichten für Belange des Datentransports zuständig. Die Transportschicht versucht, einen Datentransportdienst bereitzustellen, der den oberen Schichten Einzelheiten der Transportimplementierung erspart. Insbesondere Aspekte wie die Realisierung eines zuverlässigen Datentransports zwischen zwei Hosts werden von der Transportschicht abgedeckt. Sie stellt Kommunikationsdienste zur Verfügung, anhand derer sie virtuelle Verbindungen aufbaut, verwaltet und ordnungsgemäß beendet. Mithilfe der zuverlässigen Dienste können Transportfehler erkannt und behoben und der Datenfluss gesteuert werden. Wenn Sie sich ein paar Stichworte zu Schicht 4 merken möchten, können Sie an Dienstgüte und Zuverlässigkeit denken. Schicht 3: Die Vermittlungsschicht Die Vermittlungsschicht ist eine komplexe Schicht, die für den Verbindungaufbau und die Pfadauswahl zwischen zwei Hostsystemen sorgt, die sich in Netzen an verschiedenen geografischen Standorten befinden können. Wenn Sie sich ein paar Stichworte zu Schicht 3 merken möchten, können Sie an Pfadauswahl, Routing und Adressierung denken. Schicht 2: Die Sicherungsschicht Die Sicherungsschicht sorgt für die zuverlässige Übertragung der Daten über eine physische Verbindung. Daher ist die Sicherungsschicht für die physische Adressierung (im Gegensatz zur logischen Adressierung), die Netztopologie, den Netzzugang, die Benachrichtigung bei Fehlern, die Übertragung der Frames in der richtigen Reihenfolge und die Flusskontrolle zuständig. Wenn Sie sich ein paar Stichworte zu Schicht 2 merken möchten, können Sie an Frames und Media Access Control denken. Schicht 1: Die Bitübertragungsschicht Die Bitübertragungsschicht definiert die elektrischen, mechanischen, prozeduralen und funktionalen Spezifikationen für die Aktivierung, Aufrechterhaltung und Deaktivierung der physischen Verbindung zwischen Endsystemen. Zu den Spezifikationen der Bitübertragungsschicht gehören Spannungspegel, das Timing von Spannungsänderungen, Datenraten, maximale Übertragungsentfernungen, physische Anschlüsse und andere verwandte Attribute. Wenn Sie sich ein paar Stichworte zu Schicht 1 merken möchten, können Sie an Signale und Übertragungsmedien denken. 2.2.4 Kapselung Sie wissen bereits, dass jegliche Kommunikation in einem Netz zwischen einer Quelle (Absender) und einem Ziel (Empfänger) erfolgt und dass die in einem Netz übertragenen Informationen als Daten oder Datenpakete bezeichnet werden. Wenn ein Computer (Host A) Daten an einen anderen Computer (Host B) senden will, müssen die Daten zunächst zu Datenpaketen gepackt werden. Dieser Vorgang wird Kapselung genannt. Bei der Kapselung werden Daten vor der Übertragung über das Netz in die benötigten Protokollinformationen eingeschlossen. Zu diesem Zweck wird das Datenpaket, während es die verschiedenen Schichten des OSI-Modells durchläuft, mit Headern, Endmarken und weiteren Angaben versehen. (Hinweis: Das Wort "Header" zeigt an, dass Adressdaten hinzugefügt wurden.) Wie die Kapselung stattfindet, sehen Sie anhand der Abbildung , in der dargestellt wird, wie Daten die einzelnen Schichten durchlaufen. Nachdem die Daten von der Quelle gesendet wurden (siehe Abbildung), durchlaufen sie beginnend mit der Anwendungsschicht alle nachfolgenden Schichten. Wie Sie sehen, verändert sich das Paket und der Fluss der Daten, die ausgetauscht werden, während die Netze die Dienste für Endbenutzer erbringen. Wie in der Abbildung dargestellt, müssen Netze die folgenden fünf Konvertierungsschritte durchlaufen, um Daten zu kapseln: Abbildung : 1. Daten zusammenstellen. Wenn ein Benutzer eine E-Mail-Nachricht sendet, werden die alphanumerischen Zeichen dieser Nachricht in Daten umgewandelt, die im Internetwork übertragen werden können. 2. Daten für den Transport zwischen den Endsystemen packen. Die Daten werden für den Transport im Internetwork zu Datenpaketen "gepackt". Mithilfe von Segmenten stellt die Transportfunktion sicher, dass die E-Mail-Systeme an beiden Enden zuverlässig miteinander kommunizieren. 3. Netzadresse an den Header anhängen (hinzufügen). Die Daten werden in ein Paket oder Datagramm gestellt, das einen NetzHeader mit der logischen Adresse des Absenders und des Empfängers (Ziels) enthält. Anhand der Adressen können Netzkomponenten die Datenpakete auf einem gewählten Pfad über das Netz senden. 4. Lokale Adresse an den Header für die Sicherungsschicht anhängen (hinzufügen). Jede Station am Netz muss das Paket in einen Frame kapseln. Der Frame ermöglicht die Verbindung zum nächsten direkt angeschlossenen Gerät auf diesem Pfad. Das Framing muss auf jedem Gerät im gewählten Netzwerkpfad durchgeführt werden, damit eine Verbindung zum nächsten Gerät hergestellt werden kann. 5. Für die Übertragung in Bits umwandeln. Zur Übertragung über das Medium (normalerweise eine Leitung) muss der Frame in ein Muster aus den Ziffern 1 und 0 (Bits) umgewandelt werden. Anhand eines Taktsignals können die Geräte diese Bits bei der Übertragung über das Medium unterscheiden. Entlang des verwendeten Pfads können verschiedene Medien im Internetwork eingesetzt werden. Eine E-Mail-Nachricht kann z. B. in einem LAN abgesendet werden, dann einen Campus-Backbone passieren und anschließend über eine WAN-Verbindung übertragen werden, bis sie ihr Ziel in einem anderen entfernten LAN erreicht. Während die Daten die Schichten des OSI-Modells durchlaufen, werden Header und Endmarken hinzugefügt. 2.2.5 Namen für die Daten in jeder Schicht des OSI-Modells Damit Datenpakete von der Quelle zum Ziel übertragen werden, muss jede Schicht des OSIModells auf dem Quellsystem mit der gleichrangigen Schicht auf dem Zielsystem kommunizieren. Diese Art der Kommunikation wird als Peer-to-Peer-Kommunikation bezeichnet. Während des Prozesses tauscht das Protokoll jeder Schicht Daten, die ProtokollDateneinheiten (PDUs) genannt werden, zwischen gleichrangigen Schichten aus. Jede Kommunikationsschicht auf dem Quellcomputer kommuniziert mithilfe einer schichtspezifischen PDU mit ihrer gleichrangigen Schicht auf dem Zielcomputer (siehe Abbildung). Datenpakete in einem Netz gehen von einer Quelle (Absender) aus und werden an ein Ziel (Empfänger) übertragen. Jede Schicht stützt sich auf die Dienstfunktion der unmittelbar darunter liegenden OSI-Schicht. Der Dienst wird bereitgestellt, indem die niedrigere Schicht die PDU der höheren Schicht mittels Kapselung in ihr Datenfeld stellt und die Header und Trailer hinzufügt, die die Schicht zur Ausführung ihrer Funktion benötigt. Während die Daten die Schichten des OSI-Modells durchlaufen, werden weitere Header und Trailer hinzugefügt. Nachdem die Schichten 7, 6 und 5 ihre Header hinzugefügt haben, fügt die Schicht 4 weitere Headerinformationen hinzu. Diese Datengruppe, die Schicht 4-PDU, wird als Segment bezeichnet. Die Vermittlungsschicht stellt z. B. einen Dienst für die Transportschicht bereit, und die Transportschicht übergibt Daten an das Internetwork-Subsystem. Die Aufgabe der Vermittlungsschicht besteht darin, die Daten durch das Internetwork zu befördern. Zu diesem Zweck kapselt sie die Daten, fügt ihnen einen Header hinzu und erstellt auf diese Weise ein Paket (Schicht 3-PDU). Der Header enthält die zur Durchführung des Transports erforderlichen Daten wie z. B. die logische Quell- und Zieladresse. Die Sicherungsschicht stellt der Vermittlungsschicht einen Dienst bereit. Sie kapselt die Daten der Vermittlungsschicht in einem Frame (Schicht 2-PDU). Der Frame-Header enthält die für die Funktionen der Sicherungsschicht erforderlichen Daten (z. B. physische Adressen). Die Sicherungsschicht stellt der Vermittlungsschicht einen Dienst bereit, indem sie die Daten der Vermittlungsschicht in einem Frame kapselt. Die Bitübertragungsschicht stellt der Sicherungsschicht ebenfalls einen Dienst bereit. Die Bitübertragungsschicht kodiert den Frame der Sicherungsschicht für die Übertragung über das Medium (normalerweise eine Leitung) in der Schicht 1 in ein Muster aus den Ziffern 1 und 0 (Bits). 2.3.1 Das TCP/IP-Referenzmodell Obwohl das OSI-Modell weltweit anerkannt ist, bildet das Transmission Control Protocol/Internet Protocol (TCP/IP) den technisch offenen Standard, auf dessen Grundlage sich das Internet entwickelt hat. Das TCP/IP-Referenzmodell und der TCP/IP-Protokoll-Stapel ermöglichen den Datenaustausch zwischen zwei beliebigen Computern irgendwo auf der Welt fast mit Lichtgeschwindigkeit. Das TCP/IP-Modell ist historisch ebenso bedeutend wie die Standards, die der erfolgreichen Entwicklung in der Telefon-, Elektrotechnik-, Schienenverkehrs-, Fernseh- und Video-Industrie zugrunde liegen. 2.3.2 Die Schichten des TCP/IP-Referenzmodells Das US-Verteidigungsministerium (Department of Defense - DoD) hat das TCP/IP-Referenzmodell geschaffen, um über ein Netz zu verfügen, das unter allen Bedingungen, selbst während eines Atomkriegs, funktioniert. Stellen Sie sich die Welt während eines Krieges vor, ein Durcheinander aus sich überschneidenden Verbindungen - Leitungen, Mikrowellen-, Glasfaser- und Satellitenverbindungen. In diesem Szenario sollen Daten (in Form von Paketen) fließen, ungeachtet der Gegebenheiten an einem bestimmten Knoten oder Netz im Internetwork (das in diesem Fall möglicherweise durch den Krieg zerstört wurde). Das Verteidigungsministerium will seine Datenpakete jederzeit und ungeachtet der Rahmenbedingungen von jedem beliebigen Punkt an jeden beliebigen anderen Punkt übertragen können. Aus dieser schwierigen Entwicklungsvorgabe ist das TCP/IP-Modell hervorgegangen, das sich seither zu dem Standard entwickelt hat, auf dem das Internet basiert. Wenn Sie sich mit den Schichten des TCP/IP-Modells beschäftigen, sollten Sie die ursprüngliche Absicht für die Entwicklung des Internets nicht vergessen; dadurch werden manche Gegebenheiten leichter verständlich. Das TCP/IP-Modell besteht aus vier Schichten: der Anwendungsschicht, der Transportschicht, der Internetschicht und der Netzzugangsschicht. Beachten Sie, dass bestimmte Schichten des TCP/IP-Modells denselben Namen wie Schichten des OSI-Modells haben. Verwechseln Sie die Schichten der beiden Modelle nicht, da die Anwendungsschicht in jedem Modell andere Funktionen besitzt. Anwendungsschicht Die Entwickler des TCP/IP waren der Ansicht, dass Protokolle höherer Ebenen Einzelheiten der Sitzungs- und der Darstellungsschicht enthalten sollten. Sie schufen einfach eine Anwendungsschicht, die Protokolle höherer Ebenen sowie Darstellungs-, Kodierungs- und Dialogsteuerungsaspekte abdeckt.. TCP/IP vereinigt alle anwendungsrelevanten Aspekte in einer Schicht und gewährleistet, dass die Daten ordnungsgemäß für die nächste Schicht gepackt werden. Transportschicht Die Transportschicht ist für Aspekte der Dienstgüte zuständig, wie z. B. Zuverlässigkeit, Flusskontrolle und Fehlerbehebung. Eines ihrer Protokolle, das Transmission Control Protocol (TCP), bietet hervorragende und flexible Methoden für eine zuverlässige, reibungslose und weitgehend fehlerfreie Netzkommunikation. TCP ist ein verbindungsorientiertes Protokoll. Es führt den Dialog zwischen der Quelle und dem Ziel und packt dabei die Daten der Anwendungsschicht in Einheiten, die als Segmente bezeichnet werden. Verbindungsorientiert bedeutet nicht, dass eine Leitung zwischen den kommunizierenden Computern vorliegt (dies wird als Leitungsvermittlung bezeichnet). Es bedeutet, dass Segmente der Schicht 4 zwischen den beiden Hosts hin und zurück gesendet werden, um zu bestätigen, dass in einem bestimmten Zeitraum eine logische Verbindung existiert. Dieser Vorgang wird als Paketvermittlung bezeichnet. Internet-Schicht Die Aufgabe der Internet-Schicht besteht darin, Quellpakete aus einem beliebigen Netz innerhalb eines Internetworks sicher an ein Ziel zu übertragen, unabhängig vom gewählten Pfad und den verwendeten Netzen. Das für diese Schicht zuständige Protokoll wird Internet Protocol (IP) genannt. Auf dieser Schicht erfolgt die Ermittlung des optimalen Pfades und die Paketvermittlung. Sie können bei dieser Schicht an den Postversand denken. Wenn Sie einen Brief verschicken, wissen Sie auch nicht, auf welchem Weg er seinen Empfänger erreicht (viele verschiedene Wege sind möglich), aber Sie sind daran interessiert, dass er ankommt. Netzzugangsschicht Der Name dieser Schicht ist sehr weit gefasst und ein wenig verwirrend. Diese Schicht wird auch als "Host-zum-Netz-Schicht" bezeichnet. Diese Schicht ist für alle Aspekte zuständig, die es einem IP-Paket ermöglichen, zunächst eine und dann eine weitere physische Verbindung aufzubauen. Dazu gehören alle Einzelheiten der LAN- und WAN-Technologie sowie die Einzelheiten der Bitübertragungs- und der Sicherungsschicht des OSI-Modells. 2.3.3 TCP/IP-Protokolldiagramm Das in der Abbildung gezeigte Diagramm wird als Protokolldiagramm bezeichnet Es stellt einige der häufig verwendeten Protokolle dar, die gemäß dem TCP/IP-Referenzmodell festgelegt wurden. In der Anwendungsschicht sind verschiedene Netzaufgaben zu sehen, die Sie vielleicht nicht wieder erkennen, aber als Internet-Benutzer wahrscheinlich täglich in Anspruch nehmen. Sie werden alle diese Aufgaben im Rahmen des Curriculums kennen lernen. Zu diesen Anwendungen gehören: FTP - File Transfer Protocol HTTP - Hypertext Transfer Protocol SMTP - Simple Mail Transfer Protocol DNS - Domain Name System TFTP - Trivial File Transfer Protocol Das TCP/IP-Modell legt in der Anwendungsschicht Wert auf eine maximale Flexibilität für SoftwareEntwickler. Zur Transportschicht gehören zwei Protokolle - das Transmission Control Protocol (TCP) und das User Datagram Protocol (UDP). Diese Protokolle werden Sie später im CCNA-Curriculum genauer kennen lernen. Die unterste Schicht, die Netzzugangsschicht, bezieht sich auf die eingesetzte LAN- oder WAN-Technologie. Im TCP/IP-Modell gibt es nur ein Netzprotokoll, nämlich das Internet Protocol oder IP, und zwar unabhängig von der Anwendung, die die Netzdienste anfordert, und dem verwendeten Transportprotokoll. Dies war eine grundlegende Entscheidung beim Entwurf von TCP/IP. IP dient als universelles Protokoll, mit dem alle Computer an beliebigen Orten und zu beliebigen Zeiten miteinander kommunizieren können 2.3.4 Vergleich zwischen dem OSI-Modell und dem TCP/IP-Modell Gemeinsamkeiten Beide bestehen aus Schichten. Beide verfügen über eine Anwendungsschicht, die jedoch jeweils unterschiedliche Dienste enthält. Beide verfügen über vergleichbare Transport- und Vermittlungsschichten. Es wird von Paketvermittlung (nicht Leitungsvermittlung) im Transportnetz ausgegangen. Netzspezialisten müssen beide Welten kennen, OSI und TCP/IP. Unterschiede Im TCP/IP-Modell sind die Elemente der Darstellungs- und der Sitzungsschicht in der Anwendungsschicht zusammengefasst. Im TCP/IP-Modell sind die Sicherungsschicht und die Bitübertragungsschicht des OSI-Modells in einer Schicht zusammengefasst. Das TCP/IP-Modell erscheint einfacher, da es weniger Schichten aufweist. Die TCP/IP-Protokolle sind die Standards, auf deren Grundlage das Internet entwickelt wurde. Daher wird das TCP/IP-Modell allein schon wegen seiner Protokolle anerkannt. Im Gegensatz dazu sind Netze in der Regel nicht nach dem OSI-Protokoll aufgebaut, auch wenn das OSIModell als Richtschnur verwendet wird 2.3.5 Verwendung des OSI- und des TCP/IP-Modells im Curriculum Obwohl die TCP/IP-Protokolle die Standards bilden, auf deren Grundlage sich das Internet entwickelt hat, wird in diesem Curriculum das OSI-Modell aus folgenden Gründen verwendet: Es stellt einen internationalen, allgemeinen, protokoll-unabhängigen Standard dar. Es enthält mehr Einzelheiten und ist daher für Lehr- und Lernzwecke besser geeignet. Es enthält mehr Einzelheiten, die bei der Fehlerbehebung hilfreich sein können. Viele Netzspezialisten haben ihre eigenen Ansichten über das zu verwendende Modell. Sie sollten sich mit beiden Modellen vertraut machen. Sie werden das OSI-Modell als eine Art Mikroskop verwenden, mit dessen Hilfe Sie Netze analysieren, aber Sie werden im Curriculum auch mit den TCP/IPProtokollen arbeiten. Vergessen Sie nicht, dass es einen Unterschied gibt zwischen einem Modell (d. h. Schichten, Schnittstellen und Protokollspezifikationen) und einem realen Protokoll, das in der Netzkommunikation eingesetzt wird. Sie werden sowohl das OSI-Modell als auch die TCP/IP-Protokolle verwenden. TCP wird in erster Linie als ein Protokoll der Schicht 4 des OSI-Modells behandelt werden, IP als ein Protokoll der Schicht 3 des OSI-Modells und Ethernet als eine Technologie der Schichten 2 und 1. Das Diagramm in der Abbildung zeigt, dass später im Curriculum eine bestimmte Technologie für die Sicherungs- und die Bitübertragungsschicht aus den vielen verfügbaren Alternativen ausführlicher behandelt wird - das Ethernet.