Mathematisches Institut der Universität München 26.01.15 Tutoriumsblatt 14 zu Mathematik III für Physiker Aufgabe 1. Kompaktheit a) Es sei f : Rn ! Rm stetig. Zeige, dass f auf jeder Kugel K Rn beschränkt ist. b) Es sei (xn)n2N R eine beschränkte Folge und A := fxn: n 2 Ng [ flim sup xn ; lim inf xn g. Ist A R kompakt? Bemerkung: Vergleiche mit Blatt 2 Aufgabe 110. Aufgabe 2. Es sei X ein normierter Vektorraum. Zeige, dass jede lineare Abbildung T : Rn ! X stetig ist. Aufgabe 3. Auf C 1([0; 1]; R) := ff : [0; 1] ! R: f und f 0 sind stetigg deniere die Normen kf k1 := kf k1 + kf 0k1 = max ff (x): x 2 [0; 1]g + max ff 0(x): x 2 [0; 1]g; kf k2 := jf (0)j + kf 0k1: Zeige, dass beide Normen äquivalent sind. Hinweis: Mittelwertsatz. Aufgabe 4. Es sei F : (0; 1) ! R eine dierenzierbare Funktion. Deniere g: Rn nf0g ! R; g(x) := F (kxk2): Zeige, dass g auf ihrem Denitionsbereich dierenzierbar ist und berechne ihre Ableitung. Aufgabe 5. Es sei (X ; A; ) ein Maÿraum. ^ zeige, dass die folgenden Mengen meÿbar sind: a) Für die meÿbaren Funktionen f ; g: X ! R fx 2 X: f (x) < g(x)g; fx 2 X: f (x) = g(x)g; fx 2 X: f (x) 6 g(x)g: ^ . Zeige, dass die Menge b) Es sei (fn)n2N eine Folge meÿbarer Funktionen fn: X ! R n o x 2 X: es existiert der Limes lim fn(x) (endlich oder unendlich) n!1 meÿbar ist. Aufgabe 6. Es sei f : [0; 1] ! R integrierbar und für n 2 N sei gn(x) = (1 ¡ xn) f (x), x 2 [0; 1]. R 1 Zeige, dass jedes gn integrierbar auf [0; 1] ist und berechne limn!1 0 gn d. Aufgabe 7. Gauÿintegral Zeige Z 1 p 2 e¡x dx = : ¡1 1 Dafür a) Betrachte die Polarkoordinaten : (0; 1) (0; 2 ) ! R2, (r; ') = (r cos '; r sin '). Ist injektiv? Was ist ihr Bild ((0; 1) (0; 2 ))? b) Beweise mithilfe des Transformationssatzes für den C 1-Dieomorphismus aus (a) und des Satzes von Tonelli Z 2 2 e¡x ¡y d2 x = : R2 c) Zeige mithilfe des Satzes von Tonelli die Gleichheit Z R 2 e¡x dx Z R Z 2 e¡y d y = R2 2 2¡ y2 e¡x d2 x: Lösungsskizze Zu 1. a) Der Abschluss der Kugel K ist nach Bolzano-Weierstraÿ kompakt und daher ist f(K) Rm auch kompakt. Wieder nach Bolzano-Weierstraÿ ist f (K) f (K) beschränkt. b) Nein. Dafür müsste jede Cauchy-Folge in A auch in A konvergieren. Nimm eine Folge, die auÿer limsup und liminf einen anderen Häufungspunk hat (der selbt kein Element der Folge ist). Z.B. sei (xn) gegeben durch 1; ¡1; 1/2; 1; ¡1; 1/3; 1; ¡1; 1/4; ::: Diese Folge hat drei Häufungspunkte: 1 = lim sup xn ; ¡1 = lim inf xn und 0. Die Menge A = f1; ¡1g [ f1/ n: n 2 Ng enthält die Cauchy-Folge (1 /n)n2N, die gegen 0 2 / A konvergiert. Damit ist A nicht kompakt. Zu 2. Es sei fei gni=1 die Standardbasis von Rn. Für v = Pn i=1 i ei 2 Rn ist n n X X kTvk = i Tei 6 ji j kTei k: M¡Ungl: i=1 i=1 Sei M = maxi fkTei kg. Dann ist kTvk 6 M n X i=1 ji j = M kv k1: T ist also stetig bzgl. der 1-Norm auf Rn. Da alle Normen auf Rn äquivalent sind, ist T bzgl. jeder Norm auf Rn stetig. Zu 3. Dass kf k2 6 kf k1 ist, ist klar. Für die andere Ungleichung: Hat f bei 0 ein Maximum, so ist kf k1 = jf(0)j. Ansonsten sei x 2 (0; 1] mit jf (x)j = kf k1. Nach dem Mittelwertsatz gilt f (x) ¡ f (0) = f 0(c) x für ein c 2 (0; x). Also kf k1 = jf (x)j 6 jf 0(c) xj + jf (0)j 6 jf (0)j + kf 0k1. In beiden Fällen gilt kf k1 6 2 kf k2: Zu 4. Es sei f : Rn nf0g ! (0; 1), f(x) := kxk2. Dann ist f dierenzierbar auf ihrem Denitionsbex reich (auÿerhalb von 0) mit Df = (@1 f ; :::; @n f )(x) = kxk . Nach der Kettenregel ist auch g = F f 2 dierenzierbar und es gilt Dg(x) = DF (f (x)) Df (x) = F 0(kxk2) x : kxk2 Zu 5. a) fx 2 X: f (x) < g(x)g = S r 2Q (fx 2 X: f (x) < rg \ fx 2 X: g(x) > rg) 2 A, fx 2 X: f (x) = g(x)g = X n(fx 2 X: f (x) < g(x)g [ fx 2 X: g(x) < f (x)g) 2 A, fx 2 X: f (x) 6 g(x)g = fx 2 X: f(x) < g(x)g [ fx 2 X: f(x) = g(x)g 2 A. 3 b) n x 2 X: es existiert der Limes lim fn(x) = x 2 X: liminf fn(x) = limsup fn(x) : o n!1 n!1 n!1 Man benuzte hier a.ii) für die meÿbaren Funktionen lim infn!1 fn und lim supn!1 fn. Zu 6. Es folgt aus dem Satz der majorisierten Konvergenz. Wir überprüfen die Annahmen: i. gn ist meÿbar: im Allgemeinen gilt, dass die Komposition meÿbarer Funktionen meÿbar ist (zeige!). gn ist Komposition aus Fn: R ! R2, Fn(x) = (1 ¡ xn ; f (x)) und das Produkt : R2 ! R, (x; y) = x y. Die Funktion x 7! 1 ¡ xn ist stetig, also meÿbar, f ist meÿbar, und somit ist Fn meÿbar. Das Produkt ist stetig und daher auch meÿbar. ii. jgn j 6 jf j für jedes n, und f ist integrierbar. (Wegen der Monotonie des Integrals ist jedes gn auch integrierbar). iii. gn(x) ! f(x) für x 2 [0; 1) und gn(x) ! 0 für x = 1, also gn ! f f.ü. in [0; 1]. Zu 7. a) ist injektiv: (r1 cos '1; r1 sin '1) = (r2 cos '2; r2 sin '2) impliziert r1 = k(r1 cos '1; r1 sin '1)k = k(r2 cos '2; r2 sin '2)k = r2: Weiter cos '1 = cos '2 () '1 = '2 + 2 k ; k 2 N; sin '1 = sin '2 aber da '1; '2 2 (0; 2 ) gilt '1 = '2. ist nicht surjektiv: Das Bild ist R2nf(x; 0): x > 0g. b) Nach dem Transformationssatz für die Polarkoordinaten ist Z R2 e ¡x2 ¡ y 2 d x= 2 Z 2 e¡r r d2(r; '): (0;1)(0;2) Nach Tonelli (die Funktion ist positiv) gilt Z 2 e¡r r d2(r; ') = (0;1)(0;2) Z 1 0 Z 2 2 e¡r r d ' dr = 2 0 Z 1 2 e¡r r dr: 0 Vergisst nicht, den Satz der monotonen/majoranten Konvergenz anzuwenden um Integrale auf nicht kompakten Intervalen zu berechnen (der Hauptsatz gilt nur auf kompakten Intervalen). Hier: Z 1 0 e ¡r2 r dr = lim Z monot. Konv.n!1 0 n e ¡r 2 c) Direkte Anwendung des Satzes von Tonelli. 4 " e¡r r dr = lim ¡ Hauptsatzn!1 2 2 #r=n r=0 1 = : 2