Akademie der Wissenschaften, download unter Margaret www.biologiezentrum.at G edruckt mit© Verlag Unterstützung aus dem Wienl; Jerom e und Stonborough-Fonds Geologie und Petrographie der Koralpe VI Pegmatite der Koralpe Von D r. A lo is K ieslin ger (Mit 4 Textfiguren und 1 Tafel) (V orgelegt in der Sitzung am 9. Februar 1928) In Fortsetzung meiner Bearbeitung des Koralpengebietes sollen nun die Ganggesteine, das sind Pegmatite und Aplite (basische Gänge fehlen) besprochen werden. Ä lte re L ite ra tu r. Die P egm atite m ein es A rbeitsgebietes haben b is jetzt keine zu sam m en fassen d e D arstellung erfahren. D och war ihr Reichtum an auffälligen und sch ön en M ineralien so w ie ihre tech n isch e B edeutung (Quarz, neuerdings auch Glimmer) der Anlaß zu zah lreich en m ineralogisch en Arbeiten, t Unter Leitung v o n G. T s c h e r m a k wurden drei Arbeiten ausgeführt, w elch e den Pegm atit »von Soboth« behandeln. Leider fehlen in d iesen Arbeiten genauere F undortsangaben, doch war zw eifellos das Vorkom m en vom G radischkogel bei St. V inzenz G egenstand dieser, U ntersuchungen. T s c h e r m a k selb st hat den M uskow it beschrieben (90), L ö b i s c h eine A n alyse d esselb en g e g eb en (68), w ährend S m i t a und M. S c h u s t e r den P lagiok las untersucht haben (79. 80). Später hat F. B e c k e diesen O ligoklasalbit neuerlich beh an d elt (134). S e e l a n d hat vom selb en Vorkom m en Zirkon namhaft gem ach t (110). Die Rutile v o n M odriach haben als begeh rte Sam m elobjekte mehrere m ineralogisch e Arbeiten veranlaßt (49, 111, 112, 113, 120). 1895 b eschreib t K. B a u e r in seiner Arbeit (10 ) 2 u. a. zw ei Pegm atitg n e ise , und zw ar einen v o n G lashütten und ein en vom S ch u tzh au s. A. S i g m u n d hat ein zeln e M inerale aus Pegm atiten der U m gebung von D eu tsch lan d sb erg und von E delschrott, so w ie aus dem Erzbergbau am O ffberg bei F resen b eschrieb en (135, 136). N euerdings hat H. M o h r den Abbau der M uskow ite als technischer N utzglim m er ein ­ geleitet und darüber in m ehreren Arbeiten berichtet (116 b is 1 1 9 a ). In A n g e l ’s »G esteinen der Steiermark« (4) sind p. 92 ff. mehrere Pegm atite aus dem nördlichen K oralpengebiet b eschrieb en und je eine A nalyse v on F eldspat, Turm alin und Granat (anal. F. M a c h a t s c l i k i ) beigebracht. W ährend der Niederschrift dieser Arbeit erschien auch n och eine Arbeit von M a c h a t s c l i k i se lb st (131) mit w eiteren ch em isch en und op tisch en U n tersuchungen. H. J a k s c h hat die G eschichte der Q uarzgew innung an den St. V in zen zer G ängen zusam m engefaßt (1 1 0 a ), ein A nonjm ius die v o n der steirisch en Seite (129). Geologisches Auftreten. Entsprechend den wechselvollen Schicksalen der Gesteine des Koralpengebietes treten auch die Pegmatite in sehr verschiedenen Fazien auf. Ich unterscheide: 1 Meine bish erigen Lieferungen d ieser Arbeit w erden als »Koralpe I b is V« angeführt, die übrigen Num mern b ezieh en sich a u f die S ch riften verzeich nisse in Koralpe I, II und in dieser Arbeit. Eingeklam m erte Zahlen mit S davor, z. B. (S 340) b ezeich n en die Num m ern m einer Dünnschliffsam m lung. 2 Das Zitat dieser Arbeit ist in Koralpe I unrichtig an gegeb en und wird hier berichtigt: M itteilungen d. N aturw iss. Ver. f. Steiermark, 3 2 , 1895, p. 206ff. 124 © Verlag Akademie der Wissenschaften, A. K i eWienl; s l i ndownload g e r , unter www.biologiezentrum.at 1. Junge Gänge. Das sind gangförmig auftretende Gesteine, die ihr Neben­ gestein mehr oder minder scharf als »Quergriffe« durchsetzen. In spröden, ungeschieferten Gesteinen, wie z. B. im Eklogit, konnten diese Gangspalten sehr scharf aufsetzen, in den schiefrigen Gneisen hat eine stärkere Zertrümmerung stattgefunden. Alle diese Gänge scheinen (mit wenigen Ausnahmen) einem einzigen Kluftsystem an­ zugehören, das bei saigerer Stellung NO—SW streicht, also lotrecht auf dem Hauptstreichen des alten Faltenbaues steht. Das beste Studiengebiet für diese Gänge ist die Umgebung von St. Vinzenz (Kärnten),wo amGradischkogel und an anderen Stellen dieGänge einer­ seits besonders dicht geschart, anderseits durch die alten Quarzabbaue einigermaßen gut aufgeschlossen sind, im Gegensatz zur Aufschluß­ armut des übrigen Koralpengebietes. Das relativ junge Alter dieser Gänge ergibt sich einerseits daraus, daß sie von jüngeren Gebirgsbewe­ gungen fast nicht gestört sind, anderseits aus ihrem Mineralbestand, der alle Übergänge von der echt pegmatitischen Ausbildung zur hydro­ thermalen aufweist und so ein Abklingen der Intrusion erkennen läßt. Das absolute Alter ist kaum feststellbar. Meine Versuche, ob einige der akzessorischen Minerale (Zirkon, Rutil) radioaktive W ir­ kung (auf eine photographische Platte) zeigten, haben trotz monate­ langer Behandlung keinen Erfolg gehabt. Auch das Verhältnis zu den jungen tertiären Aufschuppungen ist nicht eindeutig. Gerade dort, wo die Pegmatitgänge am besten entwickelt sind, in den Eklogitmassen des Gradisch, besteht doch die Möglichkeit, daß eben der Eklogit als Ganzes bewegt worden ist, wobei seinen Gangfüllungen natürlich nichts geschehen konnte. Bemerkenswert ist der Umstand, daß das kohleführende Miozän des Lavanttales ebenfalls von Nordost-Südwest-Sprüngen durchsetzt wird. Solche sind u. a. aus den Bergbauen W iesenau und St. Stefan bekannt. Für die Altersfrage sind diese Sprünge aber auch nicht maßgebend. Denn einmal zeigen sie keine Gangfüllung und dann handelt es sich wohl nur um ein Wiederaufleben, ein Durchschlagen der alten Baurichtungen. An einer Stelle, im Marmorvorkommen bei der »Oberen alten Hütte«, gelang es, eine Gangspalte aufzuschließen, die teilweise mit Bergkrystallen besetzt ist; dort, wo sie keine Quarzfüllung führt, konnte im Marmor eine schwache wagrechte Striemung beobachtet werden. Das Ausmaß der Bewegung war sicher sehr geringfügig. In Marmoren nördlich W olfsberg konnten derartige Bewegungen messend verfolgt werden. Es handelt sich um wenige Zentimeter (vgl. Koralpe II, p. 10 und Koralpe V, p. 3). Gewisse Analogien sprechen dafür, daß auch die Erzförderungen mit den jungen Pegmatiten gleichzeitig emporgedrungen sind. W ir müssen also die Altersfrage wenigstens vorläufig noch offen lassen. Anhangsweise sei erwähnt, daß sich diese junge Ganggruppe auch außerhalb des Koralpenblockes im geographischen Sinne findet, nämlich im Gutensteiner Krystallin (so habe ich das Gebiet zwischen © Verlag Akademie der Wissenschaften, Wienl; download www.biologiezentrum.at Geologie und Petrographie der unter Koralpe, VI. 125 Windischgraz, Gutenstein und Unterdrauburg genannt). Dort streichen die Gänge etwas abweichend mit N 30° O. Stellenweise ist die Durchtränkung so dicht, daß man bei schlechten Aufschlüssen über­ haupt nichts anderes findet als die Pegmatite. Sehr gute Aufschlüsse mit herrlichem mauerartigem Herauswittern der Gänge findet man im engen Durchbruchstal der Mies östlich von Gutenstein (beim »Luckerten Stein«). Einer der Gänge dieses Gebietes südöstlich von Unterdrauburg ist durch abweichende Minerale ausgezeichnet. F ig. 1. Lam prechtsberg. Erz v o n der H alde d es U n terb au stollens, D ünnschliff, 5 0 fach linear vergrößert; B leiglan z und M agnetkies (beide schw arz) durchdringen ein M u sk ow itp ack et und spalten es auf. A ufzehrung mit rundlichen R eso rp tion stasch en . Gepunktet: F eldspat. U m zeich n u ng einer M ikro­ p hotographie bei G ranigg 1. c., Taf. VIII, Fig. 7. Der Glimmer ist durch Margarodit ersetzt, der übliche Schörl durch einen braunen Turmalin, d e n T s c h e r m a k »Dravit« nannte. Braune Turmaline fand ich übrigens auch in Pegmatiten, die als Injektionen in den Marmoren des Seekars liegen. Ob auch sie die Bezeichnung als Dravit verdienen, müßte erst chemisch nachgewiesen werden. An anderer Stelle (Koralpe IX) wird ausführlicher davon die Rede sein, daß die N—S streichenden Klüfte und Gänge im Erz­ revier von Waldenstein (die »Zwölferklüfte« B r u n le c h n e r ’s) ver­ mutlich früher ebenfalls ein diagonales Streichen hatten und nur zusammen mit ihrem Wirtsgestein, den Glimmerschiefern, umgestellt worden sein dürften. Daraus wie aus der Lage im Gutensteiner Krystallin kann man jedenfalls folgern, daß diese Ganggruppe älter ist als wenigstens ein Teil der jungalpinen Bewegungen. 126 © Verlag Akademie der Wissenschaften, A. K iWienl; e s l i download n g e r , unter www.biologiezentrum.at 2. Pegmatitgneise. Allenthalben finden sich in den Paraschiefern mächtige Pegmatitkörper eingeschaltet. Ihr Gefüge zeigt, daß sie heftig durch bewegt worden sind, daß man sie also als P egm atitgneise zu be­ zeichnen hat (eigentlich eher als Mylonite). Im Schliffbild lassen sich wie bei den meisten Koralpengesteinen auch postkrystalline Störungen beobachten, die ich der jungalpinen Beanspruchung zu­ schreibe. Im Gegensatz dazu finden sich auch Kerne, die der Durch­ bewegung entschlüpft sind. Besonders die großen Kalifeldspate sind einfach Überreste aus dem früheren Gefüge. Die Lage dieser Pegmatitkörper ist konkordant mit dem Nebengestein. Der Hauptsache nach ist dies wohl ursprüngliche Gleichlage, durch Eindringen der Injektion zwischen die Schichtblätter. Zum Teil hat aber auch gewiß spätere Einschlichtung durch Tektonik stattgefunden. Im allgemeinen sind die Pegmatite sehr glimmerarm, stellen­ weise könnte man sie eher Aplite nennen. Alle Übergänge bis zu reinen Quarzlagen, bei denen es sich natürlich nicht entscheiden läßt, wie viele von ihnen durch Injektion entstanden sind und was dem ursprünglichen Gestein angehört. Basische Gänge fehlen, da­ gegen finden sich untergeordnet Anreicherungen von Turmalin, z. B. in der Nähe der Grillitschhütte und an der Waldbahn Deutsch­ landsberg—Freyland. Der Granat dürfte auf W echselwirkung mit dem W irtsgestein zurückgehen. Andere Kontaktbildungen gegen Marmor sind schon in Koralpe II und V ausführlich beschrieben worden. 2. Injektionsmaterial. Die Pegmatitgneise sind eigentlich nichts anderes als be­ sonders mächtige Injektionslagen. Es finden sich alle Übergänge bis zu Lagen von wenigen Millimetern Dicke. Kaum ein Gestein der Koralpe ist von dieser Durchtränkung verschont geblieben. Viele der Gneise und Glimmerschiefer bestehen fast zur Hälfte aus zu­ geführtem Material. Abgesehen von den Vorberichten (54, 56, 114, 115), werde ich erst bei den Paragesteinen (Koralpe VIII) näher darauf eingehen. Hier sei nur darauf hingewiesen, daß die Injek­ tion in Gneisen und Glimmerschiefern verschiedenes Gefüge hat, daß bei den Plattengneisen ein lagenweiser Wechsel (eine »lit-parlit-Injektion«, zum Teil aber auch Einschlichtung), bei den Glimmer­ schiefern dagegen eine diffuse Durchtränkung vorherrscht. Jeden­ falls ist es ganz sicher, daß diese Quarz-Feldspat-Mengen in den Paragesteinen nicht ursprünglich sind. Es läßt sich genau beob­ achten, daß diese Lagen wirkliche kleine Pegmatite mit Turmalin usw. sind. Der Ausdruck »Mikropegmatite«, den ich in einem Vorbericht für diese Bildungen angewendet habe, ist aber schon für eine andere Erscheinung vergeben. Diese Injektionen haben mannigfache Änderungen im Mineral­ bestand und Gefüge der Wirtsgesteine erzeugt. Dabei haben sie © Verlag Akademie der Wissenschaften, Wienl; download unter www.biologiezentrum.at Geologie und Petrographie der Koralpe, VI. 127 aber auch selbst Konzessionen machen müssen, insbesondere bei den Plagioklasen, die deutlich basischer geworden sind. Eine Schwierigkeit in der Altersgruppierung soll nicht verschwiegen werden: Wo pegmatitisches Injektionsmaterial in sehr festen Gesteinen, besonders den Eklogiten, auftritt, ist es nicht mehr umkrystallisiert, sondern in seiner alten plutonischen Struktur durch den Schutz des Wirtsgesteines erhalten. Das kann darauf zurückzuführen sein, daß die Eklogitklötze eben nur randlich durchbewegt worden sind. Der­ artige Strukturen lassen sich aber natürlich nicht von den Injek­ tionen der jüngeren Ganggruppe unterscheiden. Besonders im Ge­ biete von Krumbach treten mitten im Eklogit versprengte Putzen von Pegmatit auf (besonders schön beim Forsthaus »Steinwirt«), deren relatives Alter unsicher ist. 4. Pegmatitdiaphthorite. Ich habe seinerzeit (Koralpe I) ausführlich beschrieben, wie die Koralpe von jungen Süd-Nord-Stößen bearbeitet worden ist, die besonders in den südlichen Teilen eine Zerstörung der Gesteine, Diaphthorese, erzeugt haben. Natürlich wurden in die Zerstörung auch die Pegmatitgneise dieser Gebiete einbezogen. Sie sind zu Serizitquarziten geworden, Gesteinen mit sehr undeutlichen und stark wechselnden Strukturen, deren wahre Natur eben nur im Gesamtbild unserer regional-petrographischen Auffassung verständ­ lich wird. 5. Erzinjektionen. Die Erzvorkommen meines Gebietes werden am besten hier, im Zusammenhang mit den Pegmatiten besprochen. Ihr gemeinsamer Zug ist der, daß es nicht wirkliche Gangbildungen sind, sondern daß die Erze meist ohne Gangart unmittelbar in die Gesteine ein­ gedrungen sind und dort entsprechende Verdrängungserscheinungen erzeugt haben (Typus Bodenmais). Man kann sie etwa in zwei Gruppen teilen, in die schwefelarmen und die schwefelreichen. Die ersteren sind durch das Eisenglanzvorkommen von Waldenstein und durch einige unbedeutende kleine Spateisensteinlager vertreten, die letzteren durch zahlreiche Kiesvorkommen, mit der Lagerstätte vom Lamprechtsberg als wichtigstem Vertreter. Leider sind über diese schöne Lagerstätte noch keine eingehenden montanistischen Arbeiten vorhanden, doch bereitet Herr Prof. G ra n ig g eine solche vor. Es wäre sehr wichtig, zu untersuchen, ob die Erzstoffe vor, während oder nach der Diaphthorese eingedrungen sind. Manches spricht dafür, daß die Erzförderung mit der jungen Pegmatitganggruppe gleich­ zeitig ist. Die Erze sind auf die Glimmerschiefergruppe beschränkt und bevorzugen auch hier die diaphthoritischen Teile, so daß ihre Ent­ stehung vermutlich mit den jungalpinen Bewegungen ursächlich 128 © Verlag Akademie der Wissenschaften, A. K i Wienl; e s l i ndownload g er, unter www.biologiezentrum.at zusammenhängt. Die regionale Bedeutung der Erze besteht darin, daß sie die Analogien mit anderen Krystallingebieten vermehren und so gewissermaßen die Rolle von Leitfossilien übernehmen. Genaueres darüber in Koralpe IX. Meine Einteilung der Pegmatite ist also im wesentlichen eine tektonische, nämlich in vor- und nachtektonische. Natürlich geht es hiebei nicht ganz ohne etwas Gewalt ab. Sicher sind unter den F ig. 2 . Erz vom selben Fundort w ie in F ig. 1. Dünnschliff, 28 fach linear ver­ größert. B leiglan z, M agnetkies und Kupferkies (alle schw arz) dringen in den zersetzten F eldspat (gepunktet) ein und verdrängen ihn. Am K ontakt E rz-F eldspat b ild et sich ein Granatsaum . Die Glimmer P arallelver­ w a ch su n g v o n M uskow it und Biotit. U m zeich n u ng einer M ikro­ p h otograp h ie bei G r a n i g g 1. c., Tafel VII., Fig. 8. alten Pegmatiten solche von ganz verschiedenem Alter, vielfach auch von verschiedenem Chemismus. Die Injektion hat jeden­ falls sehr lange Zeiträume hindurch angedauert. Auch die Struktur, die Bezeichnung als »Gneise« soll nur das vorherrschende Gesamtbild ausdrücken. Es finden sich genug solcher Pegmatite, die nur randlich vergneist sind, im Innern aber die plutonische Struktur (mit Schriftgranit usw.) erhalten haben. Außerdem sind auch in den parallelgeschichteten Pegmatitgneisen die großen Feld­ spate Überreste aus dem nichtmetamorphen Zustand. Die Schiefe­ rung hängt eben auch wesentlich vom Ausgangsmaterial ab. Bei Glimmerarmut entstehen mehr Mylonite. © Verlag Akademie der Wissenschaften, Wienl; download www.biologiezentrum.at Geologie und Petrographie der unter Koralpe, VI. 129 Petrographische Problemstellung. Der geologische Überblick löst nun eine Zahl von Fragen aus, mit denen wir an die Dünnschliffe herantreten wollen. Leider ist meine Arbeit auf diese mikroskopische Untersuchung beschränkt. Die große Variabilität der pegmatitischen Gesteine würde Dutzende von Analysen erfordern, die aus begreiflichen Gründen undurch­ führbar sind. Einzelne Stichproben aber würden eine Genauigkeit vortäuschen, die nicht vorhanden ist und so mehr schaden als nützen. Dazu kommt ein anderer Grund: Die mineralogische Unter­ suchung hat ergeben, daß bei unseren Gesteinen jener innige Zu­ sammenhang zwischen Gesamtchemismus und Mineralbestand, der 'bei Erstarrungsgesteinen so schön rechnerisch zu verfolgen ist, n ic h t besteht. Die »chemischen Einheiten« sind gewissermaßen sehr klein, eigentlich auf die einzelnen Krystalle beschränkt. In sehr quarzreichen Gesteinen finden sich basische Plagioklase, mitten in Marmoren saure usw. Die Reaktionsbereiche waren in den meisten Fällen auf den Umkreis von wenigen Millimetern beschränkt, wie man am deutlichsten an den Reaktionszonen zwischen Marmoren und Pegmatiten beobachten kann. Daraus folgt eben, daß in unserem Falle Bauschanalysen sehr wenig Sinn hätten. W ir fragen uns also: 1. Welches ist der Mineralbestand der alten Pegmatite und der Injektionsadern? 2. Lassen sie sich auf einen gemeinsamen Magmaherd zurückführen und zeigen sich Zeichen einer Differentiation? 3. Welche Änderung haben die Stoffe durch die alte (tauriskische) Durchbewegung und die ihr folgende Regionalmetamorphose erlitten? 4. W elches sind die Änderungen auf Mineralbestand und Ge­ füge der Wirtsgesteine? 5. Welches sind die Änderungen, die die Pegmatite selbst bei ihrer Injektion erlitten haben? 6. W elches ist der Mineralbestand der jungen Gruppe, seine Beziehungen zu den Nebengesteinen? 7. W elches sind die Änderungen durch die Diaphthorese? Aus diesen Fragestellungen ergibt sich, daß die Pegmatite eben immer nur im Zusammenhang mit ihrem Nebengestein untersucht werden dürfen. Ein Teil dieser Fragen wird leider wenigstens vorläufig offen bleiben müssen und ich lege W ert darauf, auf diese Lücken meiner Arbeit ausdrücklich hinzuweisen. Als Grundlage für die Antwort diene eine ausführliche Einzelbeschreibung. 1. Junge Gänge (QuergrifFe). Am b esten sin d d iese G änge im Raume von St. V in zen z zu studieren. Der ‘G radischkogel, ein m ächtiger E klogitlakkolith, ist in struppige Injektionsglim m er­ schiefer ein geb ettet. Im E klogit se tze n zahlreiche G änge auf, die auf Quarz für S itzu n gsb erich te d m ath em .-n aturw . K l., Abt. I, 137. Bd. 9 130 © Verlag Akademie der Wissenschaften, Wienl; A. K ie s l i ndownload g e r , unter www.biologiezentrum.at G laserzeugung abgebaut w urden. (G enaueres bei J a k s c h , 1 1 0 a .) Trotz der lan gen A bbauzeit v o n 190 Jahren w urden keine tiefgreifenden A u fsch lü sse geschaffen, sondern m an beschränkte sich darauf, die A u sb isse der Gänge w en ig e M eter tief hinein zu verfolgen . D ie m eisten dieser alten Baue sin d heute überrollt und mit W ald b estanden, nur drei G änge sind n och zu gän glich . Sie lieg en am Südkam m d es G radischkogels und überqueren die L an d esgren ze K ärnten-Steierm ark. Ihre M ächtigkeit schw ank t zw isch en einem und zw ei M etern. Sie geh ören alle dem g leich en K luftsystem an, das N O — SW streicht und saiger steht. Trotz dieser G leich­ artigkeit zeig en sie im ein zeln en große U nterschiede in der m ineralogisch en A u s­ b ildung. Ich u n ter sch eid e: 1. R ichtungslose echte Pegm atite; 2. Q u a rz-F eld sp a tg ä n g e; 3. Reine Q uarzgänge. Die P e g m a t i t e führen als H auptgem engteil F eldspat, Quarz und lichtem Glimmer, als N eb en gem en gteile Z oisit, Zirkon und ein Titanm ineral (Rutil oder Brookit). M uskow it und F eldspat sind jen e M inerale »von S ob oth «, die v on der T s c h e r m a k - S c h u le b eschrieb en w ord en sind (68, 79, 80, 90, 134). Der P l a g i o k l a s ist den P egm atiten und den Q uarz-Feldspat-G ängen g e ­ m einsam , w ährend K alifeldspat im G egen satz zu den P egm atitgn eisen v o llstä n d ig fehlt. Die A n alyse d es P la giok lases v o n S m i t a (80) ergab einen O ligoklas AbsA n13. D ie o p tisch e U n tersu ch u n g w u rd e v o n M ax S c h u s t e r (79) u nd später w esen tlich ein geh en d er durch F. B e c k e (134) durchgeführt. Ich habe v o n einem QuarzF eldspat-G ang (neben dem sogen an n ten Sku tn ik gan g) annähernd orientierte Schliffe (S 70, 71, 192) hergestellt. V orherrschend sin d P eriklinzw illinge. Die o p tisch en E igen sch aften stim m en, so w eit sich au s d iesen Schliffen feststellen ließ, vollk om m en mit dem bish er Bekannten überein. Der G lim m e r w urde v o n L ö b i s c h (68) analysiert: S iO , AlaÖ3 ^ e2^3 ■ F eO . Mg O C aO . Ko0 N~a90 HoÖ . .4 8 - 7 6 0 /0 . .2 9 - 9 1 4 -2 4 0 -4 1 2 -6 3 0 -3 3 6 -8 3 2 -3 1 4 -6 0 T s c h e r m a k hat ihn krystallographisch und op tisch untersucht (90). Der K ieselsäu regeh alt ist für g ew öh n lich en M u sk ow it zu h och , T s c h e r m a k nannte so lch e Glimmerarten »P hengit«. Er tritt in großen, krystallographisch w oh lb egren zten P aketen auf. In Spaltblättchen farblos, in dickeren K rystallen tom bakbraun, w o ­ durch er eine oberflächliche Ä hnlichkeit mit Biotit erhält. Der Q u a r z tritt in den echten P egm atiten g a n z zurück und füllt nur, ohne eigen e K rystallform , ein ige Z w ickel aus. Der Z i r k o n w urde v o n S e e l a n d entdeckt und beschrieben (110). Er ist so selten, daß es mir nicht g elan g, ihn draußen w ieder zu finden, ich konnte aber Stücke aus W iener Sam m lungen und aus K lagenfurt sehen. E s sind sehr kleine, nur w en ige M illimeter lan ge tetragonale Prism en, an h eid en E nden durch Pyram idenllächen begrenzt. G elegentlich auch nur rundliche Körner, m eist im F eldsp at ein ­ g ew a ch sen . Zur U ntersuchung auf R adioaktivität wurde ein sch ön er Krystall aus der Sam m lung S e e l a n d m onatelan g auf eine p h otograp h isch e Platte einw irken g ela ssen , leider ohne den gerin gsten Erfolg. D as T i t a n m i n e r a l ist m etallisch au sseh en d mit schw arzroter F ärbung und dunkelorangegelbem (kreß) Strich. Ti w urde qualitativ n ach gew iesen . E s tritt teils in länglichen Plättchen, teils in S äu lch en auf, b eid e in der L ängsrichtung stark g e ­ rieft. Mit V orliebe au f Z oisit au fgew ach sen , liegt aber gelegen tlich auch frei im F eldspat. Die g a n ze Tracht spricht mehr für Brookit, denn die Rutile aus den an a lo g en G ängen v o n M odriach seh e n gan z anders aus. © Verlag Akademie der Wissenschaften, Wienl; download unter www.biologiezentrum.at Geologie und Petrographie der Koralpe, VI. 131 Der Z o i s i t ist ein sehr w esen tlich er G em engteil. Er ist in sehr langen, aber Hachen Prism en a u sgeb ild et, oh n e Endflächen, Die b eid en Prism enflächen zeig en starke Riefung, stellen w eise gerad ezu einspringende W inkel. Ein Schliff (S 191) parallel der Endfläche, n ach w elcher die Abplattung stattfindet, gibt den Austritt der M ittellinie a, gerade A u slösch u n g. A ch sen eb en e norm al auf die Spaltrisse, also sogenannter ß-Z oisit. i Die Farbe ist ein sch m u tzig g elb stich iges Grün. D ie ein zeln en Prism en w erden b is 8 cm lang, w ob ei sie aber g a n z flach bleiben. D aneben finden sich kleine, in »W eckenform «, die kreuz und quer, dicht gedrängt, das gan ze G estein durch setzen . N achdem d as N eb en gestein , ein E k logitam phibolit, sehr reich an Z oisit ist, ist es sehr w ah rsch einlich , d as d iese s Mineral dem Pegm atit ursprünglich fremd ist und eben aus E k logiten in der T iefe h erau sgelöst w urde. 2 Fig. 3. Erz vom selb en Fundort w ie in Fig. 1. Dünnschliff, 4 5 fach linear ver­ größert. Ein H ornblende-Individuum (gepunktet) ist teils durch Quarz (weiß), teils durch K ies (sch w arz) verdrängt. Der Quarz ist seinerseits w ieder durch K ies verdrängt. U m zeich n u ng einer M ikrophotographie bei G r a n i g g 1. c., Taf. VII, Fig. 3. Sicher fremder Gast ist die H o r n b l e n d e , die an den Rändern g eg en den E klogit auftritt. A ls w ich tiger U nterschied gegenüber den alten Pegm atiten sei das Fehlen v on Turm alin hervorgehoben. Die Q u a r z - F e l d s p a t - G ä n g e sind dadurch gek en n zeich n et, daß sie g e ­ legentlich als M isch un g v o n aplitischem M ineralbestand, aber pegm atitisch er Tracht 1 D ieser entspricht, w ie F. B e c k e g ezeig t hat (in D o e l t e r ' s H andbuch d. M ineralchem ie, 2, 1. Hälfte, p. 23 f.), durchaus nicht einer eigen en Varietät, sondern ist die o p tisch e E rscheinungsform der eisen reich eren M isch un gsglied er der Z oisite. Es m ag hier darauf h in g ew iese n w erden, daß sich in den E k logiten m ein es Ge­ bietes b eid e »Arten« v o n Z oisiten , auch im selben Schliff nebeneinander, finden, ja selbst zon ar am selb en Individuum , so daß U nterschiede im C hem ism us angenom m en w eid en m üssen. 2 Einen B ew eis liiefür sehe ich darin, daß d iese großen Z oisite nur dort Vorkommen, w o die Pegm atite E k logit durchsetzen. A u f G ängen in Glimmer­ schiefer usw . fehlen sie oder sin d h öch sten s in w in zigen K örnchen vertrfeten. 132 © Verlag Akademie der Wissenschaften, A. K iWienl; e s l i ndownload g e r , unter www.biologiezentrum.at Vorkommen, m eist aber in einer ändern A u sbildung, näm lich als sym m etrisch e G angfüllung, w o b ei im m er der F eldspat an das N eb en gestein grenzt, Salbänder bildet, w ährend der Quarz die Mitte füllt. Auch w o sich der G ang zertrümert oder Brocken d es N eb en g estein s um schließt, wird der Quarz im mer durch ein F eld ­ spatband vom N eb en g estein getrennt. Ich bilde den sch ö n sten dieser G änge in Fig. 4 ab. Er ist sehr groß, die Q uarzm asse mißt im unteren T eil durchschnittlich l 1,^ m , die Salbänder sind 20 b is 25 cm breit. Der Feldspat ist d erselb e saure P lagiok las w ie vorhin. Er enthält kleine K rystalle v o n Quarz, b is zu H aselnußgröße. Es sin d deutlich entw ickelte s e c h s ­ se itig e D oppelpyram iden, bei denen die Prism enflächen stark zurücktreten. Die Flächen sind nicht seh r scharf, son d ern korrodiert und die Kanten gerundet. V iel­ leicht könnte ein e gen au ere k rystallograp h isch e U ntersuchung (Ätzung?) entscheiden, ob a- oder ß-Q uarz vorliegt, w a s zu w isse n natürlich für die Beurteilung der E nt­ stehungstem peratur dieser G änge sehr w ü n sch en sw ert w äre. Das Ganginnere ist von derbem Quarz erfüllt, der nur gelegen tlich A ndeutungen von Krystallform erkennen läßt. Die r e i n e n Q u a r z g ä n g e sin d d as letzte Endglied der p egm atitisch en Stofförderung. Sie b e ste h e n vielfach au s derbem , m ilchw eißem Quarz, im Gradisch und an anderen Punkten (St. A nna ob Schw anberg), aber auch offene Klüfte mit herrlichen großen w asserk laren Bergkrystallen. Stücke von 1j2 tn L änge sch ein en früher nich t selten g e w e se n zu sein . Oft sind sch ön e Prism en entw ickelt, dann w ied er nur größere M a ssen , die g eg en die Kluftöffnung zu ihre »K öpfe«, dicht aneinander gedrängt, zeig en . D iese Q uarzgänge sind unglaublich rein (A nalysen ergaben 9 9 ' 50/0 S iÖ 2) und d ies ist ja auch der Grund dafür, daß sich die G lashütte v on St. V in zen z trotz ihrer ab seitigen Lage so lange Zeit hindurch halten konnte. Wir sehen also an diesem Beispiel der Gänge vom Gradisch eine deutliche Reihung, ein Abklingen der Pneumatolyse. Die eigentlichen Pegmatite haben noch viele Übergemengteile, haben Titanverbindungen, konnten Zoisit (natürlich auch Hornblende) dem Nebengestein entführen. Schon die Quarz-Feldspat-Gänge führen keinen Zoisit mehr, keinen Glimmer, nur mehr Hornblende konnten sie etwas umkrystallisieren. Ferner zeigen sie deutlich eine Entwicklung von den Kluft­ wänden aus, zuerst den Feldspat mit untergeordneten Quarzkrystallen, dann erst die Quarzmasse. V ielleicht darf man auch in der Tracht der Quarze den A usdruck der Temperatur- und Stoffänderung se h e n : die xen om orp hen Körner in den Pegm atiten se n su stricto, die P orphyrquarze in d en Q uarz-Feldspat-G ängen und die B erglaystalle in den reinen Q uarzgängen. Trotz der V erschiedenheit in der A u sb ild u n g m üssen wir d iese G änge für gleich alt halten, w eil die allgem eine g e o lo g isc h e V orau ssetzu n g, d ie Klüfte, die gleich en sind. P egm atite und G angquarz k önnen ja so g a r au f ein und derselben Spalte auftreten (vgl. G. B o d e n b e n d e r , in B ollet. A cad. Nac. de Cienc. de Cordoba, 16, 1900, p. 60 6 ). Es w urden vorhin K ontakterscheinungen erwähnt. Sie b eschränken sich, so w eit m it freiem A uge sichtbar, darauf, daß etw as F eldsp at und Quarz in die Intergranularen d es N eb en gestein s (Eklogitam phibolit) eindringt und die K örnchen teilw eise a u flö st. U n w eit der G renze krystallisieren dann im G angm aterial die H ornblenden w ied er aus. W ährend sie im E klogit w en ige M illimeter groß w aren, sin d d iese um krystallisierten b is zu 2 cm groß. Im D ünnschliff (S 185, 187) sieht m an zu n äch st die K orrosionsform en der H ornblende, w elch e die randliche A u flösu n g der Körner b ew eisen . Ich w erde, w en n m öglich, d iese Schliffe zu sam m en mit ändern Injektionsbildern in Koralpe VII abbilden. Die F eldsp ate sind deutlich b a sisch er g ew ord en , mit 22 b is 2 4 °/0 An g eg en 15 0/Q der im Pegm atit. Die vorhin b eschrieb en e Regelm äßigkeit, daß der Injektionsquarz nie u n ­ m ittelbar an das N ebengestein grenzt, findet sich hier in m ikrosk op isch en A u s­ maßen wieder. Die Quarzkörner sind v o n der H ornblende immer durch ein schm ales © Verlag Geologie Akademie der und Wissenschaften, Wienl; download unter www.biologiezentrum.at Petrographie der Koralpe, VI. 133 Band von P lagiok las getrennt. Die Durchtränkung erfolgt derart, daß auch Körner, die scheinbar, w en ig sten s im Schnitt d es Schliffes, nicht zu sam m engehören, ein ­ heitliche op tisch e Orientierung haben, a lso einem und dem selben K rystallindividuum angehören. Diese hier vom Gradisch besprochenen Gangbildungen haben eine riesige Verbreitung im ganzen Koralpengebiet und auch in anderen Krystallinteilen, die genetisch dazu gehören, z. B. im Gutensteiner Krystallin. Immer sind es saigere Gänge und immer streichen sie NO—SW. Der Mineralbestand wechselt, eigentliche Pegmatite (also mit Glimmer) sind selten, Quarz-Feldspat-Gänge häufiger, weitaus vorherschend die reinen Quarzgänge. Ich führe hier noch einige Beispiele an: Einen Q uarz-Feldspat-G ang, der in der L avantenge nördlich St. Gertraud in einem Marmor aufsetzt und sch ön e K ontaktbildungen erzeugt hat, habe ich in Koralpe V, p. 105, beschrieb en . S ch ön e Quergriffe in Eklogit fand ich im Pflanzbruch bei M autnereck (sieh e Koralpe VII), ferner in dem großen E klogitsteinbruch beim E ngelw eingarten ober Stainz. Hier sind es Q uarz-Feldspat-G änge, ohne Ü bergem eng­ teile, aber mit P utzen um krystallisierter H ornblende. A uch sie streichen nordöstlich, stehen teils saiger, teils ben ü tzen sie sch iefsteh en d e Schieferungsflächen im Eklogit als W eg. Von G ängen in Glim m erschiefer m öchte ich einen erw ähnen, der nord­ östlich v o n Freyland liegt. Er läßt sich au s dem Graben der Laßnitz (von der E ndstation der W aldbahn) über 1 km g eg en NO verfolgen, über die H öhe (M itter­ spiel) b is in den W ildbachgraben hinunter. 500 m n ord w estlich der Kirche von Freyland ist er als M auer herausgew ittert (»Frauenofen«). Ein sehr m ächtiger Q uarzgang, der in den sieb ziger Jahren d es vergan gen en Jahrhunderts abgebaut wurde, liegt in der G egend »Oberwald« im O berlauf d es W ald sch m ied grab en s (4 lau sü d w estlich v o n Ligist). D eutlicher Quergriff, bish er a u fg esch lo ssen e M ächtig­ keit 10 m , doch ist er n och breiter. Er hat w ied er d as ü bliche Streichen und fällt mit 8 0 ° g eg en SO. An ein zeln en Stellen sind sulfidische F e- und Cu-Erze an­ gesied elt, die jed en fa lls die Güte d es Q uarzes h erab setzen. Auch d iesen G ang konnte ich zirka 750 m g eg en NO verfolgen. Sehr w ich tig waren ein st die Q uarz-Feldspat-G änge im Raum von M o d r ia c h . Tch muß b etonen, daß es nach den spärlichen A u fsch lü ssen , die h eute noch b e ­ stehen, nicht immer gan z sicher ist, daß Quergriffe vorliegen , doch sprechen viele B eobachtungen dafür. D iese Gänge w urden hau p tsäch lich am R ücken und am Südhang d es H erzogb erges abgebaut. Ich nenne hier nur den »E benlöcker Bruch«, den »R einischbruch«, die alten Gruben bei den G ehöften Sausaler, Spengerthom a, Schillingpartl, Gratzjirgl. Der Quarz w urde in K öflach und V oitsb erg zu Glas ver­ schm olzen, der F eldsp at in der Eisenhütte P ichling als Z u sch lag verw endet. Ein b eso n d eres m ineralogisch es In teresse erw ecken d iese G änge durch den außer­ ordentlichen Reichtum an sch ön en Rutilkrystallen, die in allen Sam m lungen vertreten sind und m ehrfach m ineralogisch untersucht w orden sind (49, 111, 112, 113, 120). Solche Rutile sind übrigens auch aus Quarzbrüchen, der U m geb u ng von L igist bekannt. R o l l e erw ähnt Rutil und hellgrünen A patit v on Q uarzgängen bei O sterwitz (Jb. 7, 1856, p. 231). Ein sehr schön er, rein weißer Q uarzgang liegt nördlich des Großen K ares, »am Sprung«; er streicht w ieder nord östlich und fällt steil gegen- NW . E s ist unm öglich, die zah llosen Q uarzgänge des K oralpengebietes, von denen v iele in früheren Zeiten G egenstand des A bbaues w aren, anzuführen. Überall findet man ja die alten Pingen, vielfach deuten G ebäude und O rtsnam en (»G lashütten« !) auf die alten G lasöfen. Auch im Stub- und G leinalm gebiet finden sich Quergriffe und darunter solch e mit N ordoststreichen. Ob sie dort eb en so vorherrschen w ie im K oralpengebiet, ist mir nicht bekannt. Jedenfalls ergibt sich, daß die mit den jun gen G ängen erfüllten N ordostklüfte eine g a n z große regionale E rscheinung sind. 134 © Verlag Akademie der Wissenschaften, A. K ieWienl; s lindownload g e r , unter www.biologiezentrum.at Z u s a m m e n fa s s u n g : Die jungen Gänge streichen NO—SYV, stehen saiger. Ihr Mineralbestand (Oligoklasalbit, Quarz, Muskowitakzessorien) belegt das Ausklingen der pegmatitischen Phase. Eigent­ liche Pegmatite (mit Glimmer) selten, häufig Quarz-Feldspat-Gänge und reine Quarzgänge. Die vielen Gemeinsamkeiten sprechen für gleiches Alter. 2. Pegmatitgneise. Darunter verstehe ich die konkordant eingelagerten Pegmatite, die eine mehr oder minder deutliche Schieferung aufweisen. Aus der Fülle des Materiales greife ich einige wenige Beispiele aus den verschiedensten Teilen der Koralpe heraus und ordne sie nach zunehmender Schieferung: Pegmatit (Schriftgranit) w estlich Schwanberg. W estlich Schw anberg, hinter der H olzstiftenfabrik. M akroskopisch typischer Schriftgranit. Im Schliff (S 184) leich t verglim m erte F eldsp ate (Albit mit inversem Z onenbau), p o stlu y sta llin e V erbiegungen. Keine m erkliche Schieferung (Tafel I, Fig. 1). Pegmatitgneis Steinschneiderkogel. W en ig e Meter unter den G neisen des K oralpengipfels (P. 2141) zieh t ein m äch tiges Band v o n Pegm atitgneis durch, d as sich nach N W bis zum S teinsch n eid er­ k ogel (P. 2 070) verfolgen läßt. Keine au sgesp roch en e Schieferung, aber sch o n mit freiem A uge lebhafte Zertrümmerung zu erkennen. Vorherrschend haselnußgroße Feldspate, mit Q uarzeinlagen in schriftgranitischer V erw achsung. D azw isch en ein kleinkörniges G em enge v o n Quarz, F eldspat, Turmalin und sehr w en igen M uskowitschü p p ch en . K leine Granatkörnchen, selten. Im Schliff (S 188) tintenblaue Turm aline mit K orrosionsbuchten und Z on en ­ bau. In Schnitten // der A ch se geh t der P leoch roism u s von blau (tu) fast bis zur Farblosigkeit (s) herunter. Die großen F eldspate teils K alifeldspat mit Perthiten. teils Albit (8 0 j0 An) mit Antiperthit. Inverser Zonenbau. In der Hülle versch w in det die Z w illingsstreifung. Beide Feldspate von w in zig en Glimmern erfüllt. Die Turm aline in Glimmer eingew ickelt. Quarz auch in ein zeln en größeren Körnern, alles andere fein es Zerreibsei von Quarz, F eldspat, Turmalin (Tafel I, Fig. 3). Pegmatitgneis Sauerbrunngraben bei Stainz. Intrusiv in Marmor. N eu erd in gs auch v on M a c h a t s c l i k i (131) beschrieben. Er fand K alifeldspat und Albit (mit 1 1 °'0 An), zonar gebauten Turmalin (A n alyse 1. c. p. 24 8 ). Auch er hält die F eldsp ate für proterogene Reste. Pegm atitgneis Laßnitzgraben. An der n euen W aldbahn, beim oberen Tunnel (südlich P. 759). D as auf­ fallendste große Körner v o n violettrotem Granat, der nach M a c h a t s c h k i ’s A n alyse (131) auffallend viel M angan, näm lich 11 *7 0'0 S pessartin enthält. Vgl. dazu auch H e r i t s c h , Chem. der Granaten (132). M a c h a t s c h k i ’s B eschreibung stim mt mit m einem Schliff (S 321) v ollk om m en überein. Starke D urchbew egung, große F eld sp at­ körner in M örtelkränzen. E inzelne Scherflächen mit M u skow itbesteg. Vorherrschend große K alifeldspate, zum Teil mit Hauer M ikroklingitterung. E in sch lü sse von M uskow it, Apatit. P lagiok las nach m einem Schliff 1 5 o/Q An, nach M a c h a t s c h k i ’s Analj'se 1 4 °/0. Er fand auch E inlagerungen v on Antiperthit. In dem kataklastischen G rundgew ebe w in zige M ikrolithen, die M a c h a t s c l i k i für Sillim anit hält. FerneiLagen von kleinkörnigem D isthen, eb en falls mit M ikrolithen (Sillim anit?) Turm alin zonar, Kern blaugrau, Hülle braun. © Verlag Akademie der Wissenschaften, Wienl; download www.biologiezentrum.at Geologie und Petrographie derunter Koralpe. VI. 135 Aplitgneis Laßnitzgraben. W en ig oberhalb des vorigen Fundortes tritt der Glimm ergehalt im Pegm atit m akroskopisch vollk om m en zurück. Durch einzelne, sehr dünne Quarzlagen erhält das so n st gleich m äßig feinkörnige G estein ein e feine Streifung. Auch Turm alin in parallelen Lagen zu w in zig en K örnchen zerm alm t, nur spärlich Reste größerer K iystalle. Im Schliff (S 186) das G anze zu einem einheitlichen Kornbrei (durch­ s c h n it t li c h 0 '3 f flf » ) zerm alm t. Die Turm aline w ieder tintenblau, zum Teil zonar, aber um gekehrt w ie beim vorigen G esfein, näm lich Kern braun, Hülle blaugrau. Rundliche K orrosionsbuchten. Die F eldspate sind noch am größten erhalten. M ikroklin mit deutlicher G itterung und reiner Albit. M uskow it in kleinen Schüppchen v o n 0 ' 3 b is 0 ‘ 6 m m Größe (Tafel I, F ig. 4). Pegmatitgneis Brandl. Ganz Reliktkörner M ikrolithen, nach Trener ähnlich dem vom Laßnitzgraben (S 321). Im Schliff (S 148) w ieder in M örtelkränzen. M ikroklin mit Perthitlam ellen und unbestim m baren w in zig e Albitkörner. Biotit stark zerstoßen. Granat. Quarz großenteils geregelt. Z erreibungszonen von Disthen. Pegmatitgneis Wiel. A uf dem W eg , der von St. Katharina (W iel) auf die Brendlhtitte führt, in 1210 m H öhe (7 5 0 m sü d lich P. 1319). Sehr stark verschiefert. Scherflächen mit M u sk ow itb estegen , diese zu langen Strähnen a u sg ezo g en . Die postkrystalline D eform ation der Glimmer sch on mit freiem A uge deutlich erkennbar. Unm ittelbar südlich vom Pegm atit verläuft eine jungalpine Störung, die die Glimm erschiefer in schw arze M ylonite verw andelt hat. K leinkörniges Q uarz-Feldspat-G em enge im Pegm atit. Im Schliff (S 189) Granat in zersprungenen Körnchen, die Sprünge mit Quarz au sgeh eilt. M uskow it mit stark verb ogen en Lam ellen. Kein Turmalin. F eld ­ spate durch Deform ationsverglim m erung getrübt. Enthalten Quarz in schriftgranitischer V erw achsung. K alifeldspat mit Perthit und Albit mit Antiperthit. Alle Minerale u n d ulös a u slösch en d . D as G estein ist also ein feinkörniger M ylonit. Pegm atitgneis Hartner-Steinbruch bei Schwanberg. Marmor m it Pegm atit durchtränkt, in Koralpe V, p. 106, näher beschrieben. Hier nur d es B e r y l l s w eg en erwähnt (einige Zentim eter große, klare, gelbgrüne K rystalle, n = l - 7 7 ; neb en Be n och seltene Erden). K alifeldspat, O ligoklas. M a c h a t s c h k i hat (131) vom G ößnitzrücken bei K öflach au s einem v er­ witterten Pegm atit einen sch ön en Beryllkrystall b eschrieben. Z u s a m m e n fa s s u n g : W irsehen also als gemeinsame Merkmale: Kalifeldspat mit Perthit, Albit (0—8 % An) mit Antiperthit, sehr wenig Glimmer, blauer Turmalin, selten Disthen, Granat (dieser wohl aus Stoffen des Nebengesteins gebildet), Apatit, Beryll. Die M ik ro ­ lith e n sind meist nicht sicher bestimmbar, jedenfalls meist patho­ gene Gemengteile (Entmischungen). Die großen Feldspate sind Relikte aus dem frischen Pegmatit. Dem Gefüge nach sind diese Pegmatite eher als Mylonite denn als Gneise zu bezeichnen. Nur dem Zusammenhang mit den Gneisen zuliebe stelle ich sie auch petrographisch dazu. Den Grund für die unzureichende Verschieferung sehe ich im Mangel an Glimmer oder anderen schieferholden Mineralien. 136 © Verlag Akademie der Wissenschaften, A. K i eWienl; s l i ndownload g e r , unter www.biologiezentrum.at Quarzlagen. Im Anschluß an die' Pegmatitgneise m üssen auch noch die Quarzlagen erwähnt werden, die zum Teil wenigstens sicher Injektions­ material sind. Bemerkenswert sind sie durch den Gehalt an Andalusit, der in Form von Disthenparamorphosen erhalten ist. Ich habe diese Bildungen in einer eigenen Arbeit (133) ausführlich beschrieben. 3. Injektionsmaterial. (Vgl. Ü bersicht p. 126.) Es gibt kein Gestein in der Koralpe, das von der pegmatitischen Durchtränkung verschont geblieben wäre. Die zugeführten Mengen sind ungeheuer groß und dürften, wenigstens in den unteren Teilen des Altkrystallins, mit einem Drittel der gesamten Gesteinsmasse nicht zu hoch veranschlagt sein. Einige Gründe für die Injektionsnatur der Feldspat-QuarzM assen: 1. Direkter Zusam m enhang und Ü b ergan g der Injek tion slagen größere Pegm atitgneise. 2. M enge d es F eldsp ates, mit E ldogiten und M armoren unvereinbar, aber auch für die P aragesteine viel zu h och , w en n n ich t a lles A rkosen g ew esen sein sollten . 3. G efügeänderung durch die Injektion: Injektionsm etam orphose mit sehr b ezeich n en d en T exturen, z. B. »Entschieferung«. 4. Durchtränkung der G esteine mit Turm alin M enge, die aus dem A u sg a n g ssed im en t nicht abgeleitet w erden kann. 5. Struktur und M ineralbestand der In jek tion slagen den Plattengneisen, die n ich ts anderes als kleine Pegm atite sind. 6. Örtliche U m sch m elzu n gen und andere Kontaktwirkungen, b eson d ers sin n ­ fällig an den Eldogiten. a) I n je k tio n in G n e is u n d G lim m e rs c h ie fe r. W ie in den Vorberichten mehrfach auseinandergesetzt, tritt die Injektion in zwei verschiedenen Formen auf, einerseits in einer lagenweisen, anderseits in einer diffusen Durchtränkung. Die erste führt zur Bildung der »Plattengneise«, die zweite zu den »struppigen Injektionsglimmerschiefern« (in den ersten Berichten »Normal­ glimmerschiefer« genannt). Genaueres darüber in Koralpe VIII. An vielen Schliffen wurde festgestellt: Die Plattengneise haben meist Kalifeldspat, immer AlbitOligoklas, Durchschnitt 8 % An. Die Glimmerschiefer dagegen haben keinen Kalifeldspat und basischen Oligoklas mit 28 % An. Stark diaphthoritische Typen gehen sekundär bis auf 18% herunter, was zu normalem Zonenbau führt (Kern 27% , Hülle 18%)- Stärker umkrystallisierte Gesteine haben ganz neue Feldspate, mit inversem Zonenbau (Kern 18°/0, Hülle 2 0 % An). Die U nterschiede in den F eld sp aten sind ziem lich scharf. Z w ischenw erte fehlen so gu t w ie vollkom m en. W oh er der U nterschied? Mit D ifferentiations­ vorgängen richtet m an hier n ich ts aus. Bei Gesteinen m it einem so enorm en Q uarzgehalt kann man nicht v o n einem stärkeren oder schw äch eren Säuregrad sprechen. Gerade die G lim m erschiefer m it den b asisch en P lagiok lasen geh en oft in Quarzite über. Bleiben zw ei restlich e M öglichkeiten: © Verlag Akademie der Wissenschaften, Wienl; download www.biologiezentrum.at Geologie und Petrographie der unter Koralpe, VI. 137 a ) zw ei versch ied en e Injektionen mit abw eichendem C h em ism u s; ß) v ersch ied en e Reaktion derselben Injektionsstoffe mit dem W irtsgestein . a) W en n eine saure ( 8 0/0 An) und eine b a sisch e ( 3 0 °/0) Injektion Vorlage’ .so müßte allen Erfahrungsregeln nach die b a sisch e die ältere sein. So ergäbe sich das Dilem m a, daß die jün geren G lim m erschiefer die ältere Injektion enthielten und u m g e k e h r t die alten G neise die jüngere. Im Falle zw eier Injektionen m üßten sic h die Zuführungszonen (die sicher keine engen »Schlote« waren) doch irgendw ie durchdringen. Dann w äre die strati­ graphisch g a n z g u te A btrennung v o n G neis und G lim m erschiefer unverständlich. Die sauren In jek tion slagen sin d durch alle Ü bergänge mit den m ächtigen P cgm atitgneisen verbunden, die ebenfalls ach tprozen tigen P lagiok las und K ali­ feldspat führen. W o w ären die zur b asisch en Injektion geh örigen Pegm atite mit 3 0 p ro zen tig en Feldspaten? Im G egenteil, P egm atitgn eise m itten im G lim m erschiefer (z. B. S 189) haben ebenfalls den sauren O ligoklas. Es fo lg t daraus, daß die Annahm e zw eier versch ied en er Injektionen nicht zur Erklärung der T a tsa ch en führt, daß vielm ehr nur e i n e (mit K alifeldspat und Albit-O ligoklas) vorhanden ist. Dam it so ll natürlich nicht ein einm aliger, kurzer Injektionsvorgang behauptet w erden. Im G egenteil, die D urchtränkung hat sicher sehr lange gedauert, w a s ja sch o n durch den Ü b ergan g zu den Q uergriffen a u s­ gedrückt ist. Es b leibt a lso nur ß) A u f n a h m e v o n S t o f f e n a u s d e m W i r t s g e s t e i n . W ie gesa g t, ist die allgem eine A zidität d ieser hybriden G esteine petrographisch b elan glos, w eil auf jeden Fall ein enorm er S i 0 2-Ü berschuß da ist. Es kom m t also nur au f T onerde, Alkalien und Kalk an. Die erstere ist bei d iesen P aragesteinen ebenfalls immer in solcher M enge da, daß für die F eldspate keine Sorge b esteht. Ü brigens ist der relative U n tersch ied der Tonerde in b eiden Feldspaten b ela n g lo s klein. Außerdem bleibt die T onerde w ie die ändern »unlöslichen« Stoffe (Mg, Fe) bei Stoff­ w anderungen ziem lich unberührt (vgl. B e c k e in T. M. P. M. 36, 1923, p. 32). Über die Rolle der A lkalien w eiß ich für den vorliegen d en Fall n ich ts zu sagen , außer daß natürlich der K alifeldspat des P egm atits zu M u sk ow itb ildu n g verw end et wird. J e d e n f a l l s a b e r n im m t d i e I n j e k t i o n s m a s s e K a lk auf, w ie es ja bei der Injektion in Marmor b eso n d ers d eutlich verfolgt w erden konnte. A us v ielen Gründen schließ e ich, daß die G lim m erschiefer ein primär kalkreicheres Sedim ent w aren (b ezieh u n gsw eise sc h o n d essen m etam orpher A bköm m ­ ling) als die P latten gn eise. A n alogie mit der S ch ich tenfolge im großen: Die G neise führen überhaupt keinen Marmor, sondern nur die Glimm erschiefer. b) I n je k tio n in E k lo g ite n . Genaueres über die Injektionstexturen, die gerade bei diesen Gesteinen deutlich entwickelt sind, in Koralpe VII. Hier nur Feld­ spatstatistik: Durchschnitt 25 % An, auffallenderweise in einigen stark injizierten Stücken n e b e n diesem Plagioklas noch Kalifeldspat erhalten (S 158; 168). Nur selten steigt An-Gehalt über 30% . Zonenbau invers (Kern sauer), aber die Unterschiede zwischen Kern und Hülle nur wenige Prozent. Auch hier also sind die injizierten Plagioklase um zirka 17% basischer geworden, der Kalifeldspat größtenteils verschwunden. c) I n je k tio n in M arm or. Kalifeldspat bleibt erhalten, Plagioklas ein in den vorliegenden Schliffen nicht näher bestimmbarer Oligoklas (vielfache Reaktions­ bildungen siehe Koralpe II und V). Ich versuche eine übersichtliche Darstellung: 138 © Verlag Akademie der Wissenschaften, A. K ieWienl; s lin download g e r , unter www.biologiezentrum.at F e ld s p a ts ta tis tik . Orthog estein selb st P eg ­ m atit­ g n eis S 148, 184, 186, 188, 189, 321 M ikroklin Quer­ griffe Injektionen in und R eaktionen mit Marmor E klogit S 134, 143, 144, 161, 167 S 42, 86, 133, 139, 149, 150, 151, 158, 168, 173, 195, 313, 315, 317, 327, 335, 336 Gneis Glimmer­ schiefer S 9, 12, 19, 22, 28, 36, 46, 65, 128, S 10, 1 1 ,4 5 , 132, 145, 147, 159, 48, 135, 166, 169, 157, 196, 172, 175, 346 176, 181, 182, 328, 332 Diaphthorit S 24 (46), 6 7 , 180, 190 (328) Albit 8 ° '0 O ligoklas 28 o/0 O ligok las O ligoklas O ligoklas 25 °/o K alifeldspat Albit b is 140/0 S 70, 71, 192, 343 S 343 S 185, 187 — — — O ligoklas 15% Albit O ligoklas 280;0 O ligoklas 2 3 0 /0 — — — K alifeldspat 1 8 °,o 4. Pegmatitdiaphthorite. Über diese plattigen Quarzite, die ich für Pegmatitdiaphthorite halte, habe ich bereits Koralpe I, p. 27, genügend berichtet. Vor­ herrschend ist (S 24, 67, 190) Quarz und Albit, ein Brei von winzigen Körnchen, eingebettet in Glimmerstreifen. Turmalin und Zirkon bestärken den Verdacht der pegmatitischen Herkunft. Ferner Biotit, Chlorit, Epidot, Titanit usw. (Tafel I, Fig. 5 und 6). 5. Erzinjektionen. Als Vertreter sei die wichtigste Lagerstätte, Lamprechtsberg ober Ettendorf im Lavanttale, näher beschrieben, die weiteren nur kurz: Lagerstätte am W esth an g der K oralpe, östlich von Ettendorf, in 1040 m. Sie w urde seinerzeit auf K upferkies bebaut, kam 1782 zur Stillegung; später wurden w ied erh olt V ersuche einer W ied erau fgew ältigu n g unternom m en, d och sch ein en die Cu-reichen T eile sc h o n au sgeb au t zu sein . Eine so lc h e A bbauperiode fiel in die achziger Jahre d es vergan gen en Jahrhunderts, ein letzter V ersuch 1918. H errschend M agnetkies, daneben K upferkies, B leiglanz, Z inkblende. Erste B eschreibung bei Z e p h a r o v i c h 1883 (124). Später bringt G r a n i g g (123) ein zeln e Bilder mit Erläuterungen, als B eispiele für V erd rän gu n gsp rozesse. B ezeich n en d ist, daß das Erz ohne G angart unm ittelbar in das W irtsgestein , einen leicht diaphthoritischen Glim m erschiefer, eindringt (T ypus Bodenm ais). A uf G r a n i g g ’s Bildern sieht man sehr schön , w ie das Erz zw isch en die ein zeln en Mineralkörner eindringt, mit B evorzu gu ng d es leich testen W eg es, der Spaltrisse. H ornblende wird von Quarz und dieser se lb st v o n Erz verdrängt. Ich g eb e hier drei von G r a n i g g ’s Bildern w ieder (Fig. 1 — 3). Es bilden sich auch R eaktionssäum e, so Granat an der Grenze F eldspat-E rz und M uskow it-Erz. Herrn Hofrat Dr. R. C a n a v a l verdanke ich eine © Verlag Akademie der Wissenschaften, Wienl; download www.biologiezentrum.at Geologie und Petrographie der unter Koralpe, VI. 139 Reihe von H andstücken und D ünnschliffen. D as W irtsgestein ist der gew öh n lich e struppige Injektionsglim m erschiefer, sch on ziem lich stark diaphthoritisiert. Am Kontakt g eg en das Erz H ornfelszonen von mehreren Zentim etern Breite, in denen Granat angereichert ist. Auch M arm orstücke, mit entsprechenden R eaktionszonen, liegen vor. A us dem Unterbaue stam m en Pegm atite mit grob sp ätigen F eldspaten, ähnlich denen d es G radischkogels. An Klüften im F eldspat ist k iesig es Erz ein­ gedrungen: die V ererzung ist also w ohl etw as jünger als die jun ge Ganggruppe, A u to r p h o t . Fig. 4. Q uarzfeldspatgang vom G radischkogel bei St. V inzenz. D as dunkle N eb en g estein ist E klogitam phibolit. Die hellw eißen T eile an der G renze sind F eldsp at, die dunkleren F üllungen dichter Quarz. Die b eiden M aßstäbe je 50 cm lang. wenn auch im großen g leich alt. Die Schliffe (S 193, 194) zeigen dieselb en K orrosions­ erscheinungen, w ie sie G r a n i g g b eschrieben hat. Biotit oft durch ein sch w arzes op ak es Erz um säum t, auch der Granat enthält Flitter d esselb en E rzes. Beide Glimmer sind stellen w eise chloritisiert. Quarz teils primär, teils deutlich als Injektion mit rundlichen K orrosionsrändern. Plagioklas mit 2 4 ° /0 An (norm ale Z onenstruktur), Zoisit, Titanit, Karbonat. Die Lagerstätte b esteh t, so w eit sich aus den unzureichenden A u fsch lü ssen verm uten läßt, aus zw ei N W — SE streichenden Linsen, w elch e gegen ein an d er 140 © Verlag Akademie der Wissenschaften, Wienl; download unter www.biologiezentrum.at A. K ie s lin g e r , einfallen, sich a lso w ahrscheinlich in der Tiefe vereinigen. A u f die bergm ännischen E inzelheiten und die Erzanatysen w ill ich hier nicht näher ein geh en . Ä hnliche sulfidreiche L agerstätten finden sich in der ga n zen Diaphthoritzone der sü d lich en Koralpe. Ein alter Cu-Bergbau liegt im F eistritzgraben, im T alzw iesel bei der Einm ündung d es W ildbachgrabens. D as W irtsgestein ist ein Uralitschiefer (Am phibolitdiaphthorit). Der Bergbau w urde 1866 verliehen. Die Erze traten in z w ei 30 b is 4 0 ° ö stlich einfallenden G ängen auf, die angeblich zirka 1 m m ächtig waren. K alkhaltiger K upferkies, w elch er teils derb, teils ein gespren gt ist (Statistische N a ch w eisu n g en d es Ackerbaum inisterium s vom Jahre 1866). Eine F ortsetzu ng d iese s E rzlagers w urde auch im W ölkergraben (der beim M ohrenhof, 2 km w estlich Trofin, in die Drau m ündet) beschürft. Im Tal d es R adibaches, zirka U /2 hm nördlich seiner E inm ündung in d as Drautal, ist auf der rechten (w estlich en ) T alseite ein alter Stollen erhalten, vielleich t n och aus der Röm erzeit (starke V ersinterung der Ulm en). W irtsgestein : schm u tzig­ gelb er Serizitquarzit (vielleicht Pegm atitdiaphthorit). Erz: K iese. Ein größeres Vorkom m en liegt am O ffberg bei Fresen. H auptsächlich Blei­ g lan z und K upferkies (vgl. R o l l e , Jb. 8, 1857, p. 274 und S i g m u n d , 136, p. 145). W ir tsg e ste in : diaphthoritischer G lim m erschiefer. Der B leiglanz hat h oh en Silber­ gehalt. (In der m o n ta n istisch en Literatur geh t dieser Bergbau auch unter dem N am en »D iviak«, »Drauwald« und »St. O sw ald i. Drautal«). Die sulfidarm e Gruppe ist durch W ald en stein vertreten. Im H inblick auf die älteren B eschreibungen (122, 125, 126) sin d w eitere E in zelh eiten überflüssig. Zusammenfassung. Die auf p. 129 gestellten Fragen lassen sich nun beantworten: 1. Der Mineralbestand der Pegmatite und der Injektionslagen ist ursprünglich der gleiche (typisch Kalifeldspat und Albit mit 8°/0 An). In Glimmerschiefer, Amphibolit und Marmor steigt durch Ca-Aufnahme der An-Gehalt auf 27% , bei Verschwinden des Kali­ feldspats. 2. Die Pegmatitgneise und die Injektionslagen sind chemisch und mineralogisch identisch und nur durch die Größe verschieden. 3. Die Durchbewegung hat sich in den extrem glimmerarmen Pegmatiten mangels schieferholder Minerale eigentlich nur in Kataklase geäußert. Kleinere Feldspattrümmer werden umkrystallisiert und bekommen inversen Zonenbau. 4. Die Wirtsgesteine werden hybrid, und zwar am meisten die Gneise und Glimmerschiefer. In letzteren weitgehende Gefüge­ änderung (Injektionsmetamorphose). In Eklogiten lokales Umkrystallisieren der Hornblenden, Auflösen von Zoisit und Granat. 5. Pegmatite selbst in größeren Bänken unverändert, in kleinen Lagen die unter Punkt 1 angeführte Stoffaufnahme. 6. Die junge Ganggruppe hat etwas weniger saure Plagioklase (15 °/0, vielleicht schon hybrid) und keinen Kalifeldspat mehr. Aus­ klingen der pegmatitischen in die hydrothermale Phase. Lokale Reaktionsbildungen. 7. Diaphthorese erzeugt aus Pegmatiten dünnplattige Quarzite (wobei die Feldspate wahrscheinlich ziemlich gleichbleiben). Die Plagioklase der Glimmerschiefer werden von 28 auf 18% An heruntergebracht. Neu entstehende Krystalle inverser Zonenbau. © Verlag Geologie Akademie der Wissenschaften, Wienl; download unter www.biologiezentrum.at und Petrographie der Koralpe, VI. 141 Anhang. Andere Ganggesteine im Koralpengebiet. Es fanden sich keine basischen Gänge, die ein Komplement zu den sauren darstellen würden. Diese basischen Differentiations­ stoffe sind in der Tiefe geblieben. Aus dem Fraßtal hatte E g e n te r angebliche Minetten be­ schrieben. Meine Untersuchung (Koralpe V) hat ergeben, daß dies Hornblendegneise sind. Aus dem Triasdolomit des Burgstallkogels bei Lavamünd habe ich einen Quarzdioritporphyrit beschrieben (Koralpe I, p. 35). Er gehört zu dem Ganggefolge der ausgedehnten Porphyrite (Dazite nach H e rits c h ) des Bachern-KarawankenGrenzgebietes und ist nur durch die W anderung der kleinen Deck­ scholle tektonisch so weit nach N gekommen. In der Nähe von Schwanberg fand W in k le r eigentümliche speckige Verwitterungs­ reste, die möglicherweise auf ein Ganggestein zurückgehen. Die hohe Verwitterung gestattet keine nähere Abgabe. Schriftenverzeichnis. F ortsetzu ng zu den b eiden V erzeich nissen in Koralpe I und II. A bkürzungen d ieselb en w ie bisher. 110. 1896. S e e l a n d F., N eue M ineralvorkom m en in Kärnten. Carinthia II, 86, 1896, Nr. 4. 1 1 0 a . 1923. J a k s c h A., G lashütten in Kärnten. Carinthia I, p. 113. 111. 1877.. H a n s e l V., Rutile v on M odriach. MnV. 112. 1884. H u s s a c k E., M ineralogische und petrographische N otizen au s Steier­ mark. MnV. p. 244. 113. 1903. D ö l l E., Über n eu e P seu d om orph osen : Quarz nach Pyrrhotin, M arkasit nach Rutil, Lim onit nach Quarz. Ver. p. 316. 114. 1927. K i e s l i n g e r A., Aufnahm sbericht über den k rystallinen Anteil v on Blatt Unterdrauburg und D eu tsch lan d sb erg— W olfsb erg. Ver. 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S i g m u n d A., N eu e M ineralfunde in Steiermark und N iederösterreich. II. MnV. 48. — E benso, IV. MnV. 50. Erläuterung zu Tafel I. Reihe fortlaufender U m änderung, vom frischen G estein (Fig. 1) Diaphthorit (Fig. 5/6). A lle Aufnahm en 5 1/., fach linear vergrößert. b is zum Fig. 1. S 184, Schriftgranit, Schw anberg. Nie. /,/. Die trüben F eldsp ate heben sich deutlich vom d urchsichtigen Quarz ab. Fig. 2. S 148. P egm atitgneis, Brandei. Nie. X. Z w isch en den größeren Körnern von K alifeldspat haben sich k lein k örn ige »M örtel«-Zonen g eb ild et. Fig. 3. S 188. P egm atitgneis Steinschneider, K oralpengipfel. Nie. X. Die Zer­ trüm m erung hat w eitere Fortschritte gem acht und alle Körner verkleinert. Immerhin n o ch G egen satz v o n größeren Körnern und G rundgew ebe. Fig. 4. S 186. A p litgn eis, W aldbahn D eu tsch la n d sb erg •— Freyland. N ie. X. Die Zer­ trüm m erung hat ein g leich m äß iges Q uarz-A plit-G rundgew ebe erzeugt, von Turm alin (nicht auf dem Bild) ab geseh en keine größeren K rystallkörner mehr. F ig. 5. S 190. Pegm atitdiaphthorit, W e g H öchw irt-R adlgraben. Nie. //. Sehr deutlich die fein e Schieferung und F ältelung zu seh en . Fi, 6 . D erselbe D ünnschliff bei X N icols. Die Schieferung tritt nicht so deutlich hervor, dafür sieh t m an die K leinkörnigkeit. Zu vergleich en mit den vorigen Bildern, die alle im g leich en M aßstab sin d . Verlag Akademie Kieslinger, ©Koralpe VI.der Wissenschaften, Wienl; download unter www.biologiezentrum.at Fig. 2 F ig . 1 Fig. 3 Fig. 5 Autor p hot. Fig. 4 Fig. 6 L i c h t d r u c k v. M a x Jaffe, W i e n S itzu n gsb erich te d. Akad. d. W iss. in W ien, m ath.-natu rw . K la sse , Bd. 137, Abt. I, 1928,