J. M. Melanie Thompson 07.11.2005 Versuch: I. Elektrolytische Dissoziation Einleitung Ein Elektrolyt ist ein Stoff, dessen wässrige Lösung den elektrischen Strom besser leitet als reines Wasser. Ein Elektrolyt entsteht durch elektrolytische Dissoziation, wobei ein Stoff in wässriger Lösung zu Ionen zerfällt (= dissoziiert). Die Lösungen von Elektrolyten leiten den elektrischen Strom durch Ionenwanderung. Dabei wandern die Kationen (+) zur Kathode (-) und die Anionen (-) zur Anode (+), also in entgegengesetzte Richtungen. Lösungen von Elektrolyten heißen zum Unterschied zu den Metallen (Leiter erste Art) Leiter „zweiter Art“ (= Ionenleiter). Verbindungen, die nur in Form von Molekülen in Lösung gehen (Zucker z.B.), erhöhen die elektrische Leitfähigkeit nicht, sie sind Nichtelektrolyte. Elektrolyte können in zwei Gruppen unterteilt werden: starke Elektrolyte: liegen in wässriger Lösung praktisch vollständig in Form von Ionen vor (bspw. starke Säuen, starke Basen und Salze) schwache Elektrolyte: bestehen aus polaren Molekülen, die in der wässrigen Lösung teilweise in Ionen gespalten werden: Sie sind teilweise dissoziiert oder ionisiert (meist organische Säuren). Bei gleicher Stoffmengenkonzentration leitet die Lösung eines schwachen Elektrolyten den elektrischen Strom schlechter als die eines starken Elektrolyten. Für Elektrolyte gilt das Gesetz der Elektroneutralität: In allen Systemen (Ionenverbindungen, Lösungen) ist die Summe der positiven Ladungen gleich der Summe der negativen Ladungen. Da beim elektrischen Stromfluss durch Elektrolyte die Ladung durch Ionen getragen wird, kann der Strom nur fließen, wenn sich letztere bewegen können, darum findet die elektrolytische Leitung in Lösungen statt. Die elektrolytische Leitung hängt von der Beweglichkeit der Ionen ab. Faktoren, welche die Beweglichkeit behindern, verursachen eine Erhöhung des elektrischen Widerstands (z.B. Viskosität der Flüssigkeit). Da eine Temperaturerhöhung diesen Faktoren entgegenwirkt, nimmt der Widerstand mit steigender Temperatur ab. An Elektrolyten gibt es: echte Elektrolyte, potentielle Elektrolyte und mehrstufig dissoziierende Elektrolyte. Echte Elektrolyte sind bereits in festem Zustand aus Ionen aufgebaut (z.B. NaCl), potentielle Elektrolyte dissoziieren bei der Reaktion z.B. mit dem Lösemittel (z.B. HCl + H2O H3O+ Cl-), mehrstufig dissoziierende Elektrolyte können in mehreren Stufen dissoziieren (z.B. Orthophosphorsäuren – H3PO4, Kohlensäure – H2CO3, Schwefelsäure – H2SO4). Um eine Auskunft über das Maß der in der Lösung befindlichen elektrischen Teilchen zu erlangen misst man in den folgenden Versuchen die spezifische Leitfähigkeit . Versuch B1 In diesem Versuchsteil soll die Leitfähigkeit von Glycerin (C3H8O3), Rohrzucker (C12H22O11), Kochsalz (NaCl), Natronlauge (NaOH) und Salzsäure (HCl) jeweils in einer 0,1M Lösung à 100ml gemessen werden. Anhand der Ergebnisse bestimmt man dann, welche Stoffe Elektrolyte und Nichtelektrolyte sind. Durchführung: Zunächst werden von allen Stoffen 0,1M Lösungen angesetzt. Glycerin, Rohrzucker und Natriumchlorid liegen als Reinsubstanzen vor, dies bedeutet man errechnet zunächst die Atommasse in Gramm, nimmt dann 1/100 dieser Menge und füllt es auf eine 100ml Lösung auf. Praktisch bedeutet dies für die drei Stoffe: Glycerin: C3: 36 H8: 8 03: 48 92g => benötigt für eine 100ml Lösung: 0,92g Rohrzucker: C12: 144 H22: 22 O11: 176 342g => benötigt für eine 100ml Lösung: 3,42g NaCl: Na : 23g/mol Cl : 35,5g/mol 58,5g => benötigt für eine 100ml Lösung: 0,585g Natronlauge und Salzsäure liegen in einer 2M Lösung vor. Um hier eine 0,1M Lösung zu erlangen verwenden wir 5ml der beiden Stoffe und füllen sie auf 100ml auf. Ist dies getan kann man nun mit Hilfe eines Leitfähigkeitsmessgerätes und den dazugehörigen Elektroden die Leitfähigkeit messen. Dies geschieht in dem man das Gerät zunächst so vorbereite wie im Skript beschrieben, dann für jede Lösung den Bereichsschalter so lang von der Position „Corr“ weiterdreht, bis man den größtmöglichen Ausschlag erlangt. Der Bereichsschalter wird dann auf die vorhergegangene Einstellung zurück gedreht, welche den „günstigsten Bereich“ darstellt. Der Anzeigewert multipliziert mit dem Faktor am Bereichsschalter sowie der auf den Elektroden angegebenen Zellkonstante (hier: 0,983) ergibt dann die spezifische Leitfähigkeit in S/cm (= 10-4 l/(m)). Ergebnisse: Konzentration Anzeigewert Bereichsfaktor Dest. Wasser 0,1M 4,2 x1 Glycerin 0,1M 13,5 x1 Rohrzucker 0,1M 13,4 x1 Natriumchlorid 0,1M 13,3 x104 Natronlauge 0,1M 13,5 x103 Salzsäure 0,1M 8,2 x104 in S/cm 4,1286 13,2705 13,1722 130739 13270,5 80606 in mS/cm 0,00413 0,01327 0,01317 130,739 13,2705 80,606 in l/(m) 0,000413 0,001327 0,001317 0,001307 13,2705 8,0606 Da Glycerin und Rohrzucker organische Verbindungen sind, lässt sich auch anhand dieser Ergebnisse schließen, dass sie Nichtelektrolyte sind. Natriumchlorid, Natronlauge und Salzsäure sind Elektrolyte, NaCl als echter Elektrolyt, NaOH und HCl jeweils als potentielle Elektrolyte. Versuch B2 In diesem Versuchsteil soll mit Hilfe der Leitfähigkeit bestimmt werden, ob es sich bei Salzsäure (HCl), Natronlauge (NaOH), Essigsäure (CH3COOH = HAc) und Ammoniak (NH3) um starke oder schwache Elektrolyte handelt. Durchführung: Die Messungen erfolgen wie im vorangegangenen Versuch mit 0,1M Lösungen à 100ml. Essigsäure und Ammoniak liegen hier, wie Natronlauge und Salzsäure als 2M Lösungen vor und werden wie oben beschrieben auf eine 0,1M 100ml Lösung gebracht. Die Durchführung der Messung erfolgt erneut mit dem Leitfähigkeitsmessgerät in gleicher Weise wie oben beschrieben. Zum Ende werden dann noch jeweils 50ml Essigsäure (0,1M) und 50ml Ammoniak (0,1M) gemischt und die Leitfähigkeit dieses Gemisches bestimmt. Ergebnisse: Natronlauge Salzsäure Essigsäure Ammoniak Mischung aus HAc und NH3 Konzentration Anzeigewert Bereichsfaktor 0,1M 13,5 x103 0,1M 8,2 x104 0,1M 8,5 x102 0,1M 26,5 x10 18,5 x102 in S/cm 13270,5 80606 835,55 260,495 1818,55 in mS/cm 13,2705 80,606 0,8356 0,2605 1,8186 in l/(m) 13,2705 8,0606 0,08356 0,02605 0,18186 Anhand dieser Ergebnisse ist sichtbar, dass Salzsäure und Natronlauge starke Elektrolyte, Essigsäure und Ammoniak schwache Elektrolyte sind. Die Mischung aus Essigsäure und Ammoniak hat eine höhere Leitfähigkeit als die einzelnen Bestandteile für sich, sie bildet jedoch immer noch einen schwachen Elektrolyten. Dies kommt daher, dass sich wesentlich leichter und wesentlich mehr Ionen bilden als bei der Dissoziation von HAc bzw. NH3 für sich. HAc + H2O Ac + H3O+ NH3 + H2O NH4 + OH NH3 + HAc NH4 + Ac Versuch B3 Da sich die molare Leitfähigkeit mit der Konzentration ändert, sollen hier nun die in Versuch B1 benutzten 0,1M Lösungen von Natriumchlorid und Essigsäure weiter, auf dann nur noch 0,01M Lösungen verdünnt werden. Durchführung: Um von den Ursprungslösungen (0,1M; 100ml) auf jeweils eine 0,01M Lösung à 100ml zu kommen, benötigen wir 10ml der am Anfang benötigten Lösung und füllen diese auf 100ml auf. Die Messungen mit dem Leitfähigkeitsmessgerät erfolgen wieder wie bereits beschrieben. Ergebnisse: Konzentration Anzeigewert Bereichsfaktor Natriumchlorid 0,1M 13,3 x104 Natriumchlorid 0,01M 5 x102 Essigsäure 0,1M 8,5 x102 Essigsäure 0,01M 18 x10 in S/cm 130739 491,5 835,55 176,94 in mS/cm 130,739 0,492 0,8356 0,17694 in l/(m) 0,001307 0,0495 0,08356 0,0177 Natriumchlorid als starker Elektrolyt löst sich auch bei hohen Konzentrationen noch gut in Wasser, die molare Leitfähigkeit verändert sich auch bei Erhöhung der Konzentration nicht sehr stark. Essigsäure als schwacher Elektrolyt dissoziiert von vornherein nicht vollständig, die Dissoziation nimmt jedoch mit zunehmender Konzentration sogar ab, es entstehen also noch weniger Ionen als bei schwacher Konzentration. Dies ist auch der Grund, warum die Leitfähigkeit bei schwachen Säuren mit Erhöhung der Konzentration sogar abnimmt. Die molaren Leitfähigkeiten setzen sich wie folgt zusammen: (1000 c) Daraus ergibt sich für NaCl: 0,1M 0,001307 1,307 10 5 (1000 c) (1000 0,1) 0,01M 0,0495 4,95 10 3 (1000 c) (1000 0,01) Und für CH3COOH 0,1M 0,08356 8,356 10 4 (1000 c) (1000 0,1) 0,01M 0,0177 1,77 10 3 (1000 c) (1000 0,01) Versuch B4 Dieser Versuchsteil dreht sich ganz um die Lösungswärme. Beim Lösen müssen feste Stoffe in den gelösten Zustand überführt werden. Dieser Vorgang erfordert Energie, bei echten Elektrolyten bezeichnet man diese als Gitterenthalpie ∆HG, bei potentiellen Elektrolyten als Dissoziationsenthalpie ∆HD. Bei der Hydratation der nun isolierten Ionen durch das Lösungsmittel wird Energie frei: die Hydratationsenergie. Ist die Hydratationsenergie größer als die Gitterenergie/Dissoziationsenthalpie, wird beim Lösen Energie frei, das Gemisch erwärmt sich. Im umgekehrten Fall kommt es zu einer Abkühlung. Durchführung: Zunächst werden zwei 25ml Bechergläser mit jeweils 15ml Wasser befüllt. Beide Male misst man die Temperatur T1 bevor man den zweiten Stoff hinzu gibt. In das erste Becherglas kommen nun 7g wasserfreies CaCl2, in das zweite 14g CaCl2 6H2O. Nach gutem Umrühren und dem Auflösen der Salze wird die Temperatur T2 gemessen. Im zweiten Teil dieses Versuches gibt man zu wenigen ml Wasser vorsichtig tropfenweise konzentrierte Schwefelsäure (H2SO4) und beobachtet den auftretenden thermischen Effekt. Ergebnisse: CaCl2 CaCl2 6H20 ms 7g 14g mwasser 15,26g 15,01g T1 21°C 21°C T2 62°C 14°C Tropfenweise Zugabe von Schwefelsäure zu wenig Wasser: Gemisch wird sehr heiß! H L (ms mw ) cp T n Wobei: T T2 T1 cp = 4,184 J/(gK) n = 0,063mol Daraus ergibt sich für CaCl2: H L (m s mw ) cp T (7 15,26) 4,184 41 60612,213 n 0,063 exothermer Vorgang Diese Mischung erwärmt sich, da das CaCl2 während eines exothermen Vorgangs in Ionen dissoziiert und die Energie als Wärme frei wird. Und für CaCl2 . 6H2O H L (m s m w ) cp T (14 15,01) 4,184 (7) 13486,427 n 0,063 endothermer Vorgang Diese Mischung kühlt sich ab, da das H2O in die Gitterstruktur des CaCl2 . 6H2O eingebaut wird und somit die Gitterenthalpie steigt.