christliche einiouno der christen standpunkt der orthodoxen kirche aus

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CHRISTLICHE
EINIOUNO DER CHRISTEN
STANDPUNKT DER ORTHODOXEN KIRCHE AUS*
PROf. DR
EXARCHOS
STUTTGARTJ
Das Thema, welches hie1' behandelt we1'den soJl, bezieht sich
auf die Einigung de1' Ch1'isten nach aussen hin, \velche grundsatzlicll
potentielle Einheit vo1'aussetzt. Es wi1'd de1' Ve1'sucll gemacllt we1'den, die beiden oben gcnannten Beg1'iffe, Einheit und
l{la1'zumachen
Bezug auf die ch1'istliche \Vi1'klichkeit. Man sp1'icht seh1'
ge1'ne tibe1' die Einigung de1' Ch1'istenheit, abe1' man lauH dabei
leicht Gefah1', die Dinge ehe1' i1'disch-sakula1' als genuin-ch1'istlich
bet1'acllten und
ve1'stehen. Die Okumenische Bewegung unse1'e1'
Tage is·t nunme}l1' eine allgemein angcnommene Bewegung, 80 das8
man dem sta1'ken St1'om nicht
wide1'stehen ve1'mag. T1'otz diese1'
Sachlage da1'f man abe1' nicht tibe1'sehen, dass man nicht i1'dische Massstabe allein anwenden mnss, wenn
sich um die letzten Dinge han(Gal. 6,7).
delt: (,I1'1'et eucll nichtl Gott lasst sicll nicht
Es empfiehlt sich al.so,Vo1'sicht ancll hie1' - wie
allcn Schlagwo1'ten
lassen. Aus dem G1'nnde wo1Jen wi1'
heute
des Alltages - walten
hie1' bemtihen, dem E1'nst de1' F1'age entsp1'eclIend, die Dinge genau
unte1'suchen, um
eine1' Kla1'heit iibe1'
gelananzusehen und
gen. Wi1' we1'den uns al&o zunachst iibe1'legen, was m.an unte1' (,Ch1'istliche EinheitI)
ve1'stehen llat, um dann
dem Sinn eine1' «Einigung
de1'
tiberzugehen.
EinlIeit da1'; das ist
allen und
Die Ch1'isten stellen
bzw. wird vo1'aus esetzt,
wenn man
eine1' Gespaltenlleit der Christen spricht; denn ohne
vorausgegangene Einheit, gibt
gar keine Spaltung! Wo1'in besteht
diese Einheit?
.. nt dass der
l!user Herr
Christus, durch
ta
11'C e e
s-sind-miteinander--\Cerblillden.__ De1'
d1'uck: Jesns Haupt der Ki1'che, und: Kirche corpns mysticnm Chl'isti,
diesen Sachverhalt
Es wi1'd dabei auch zum Aus-
* Vort1'ag gellaJlen am 11.
(,Katholischen Akademike1'verbandes'I.
1963 in 13oclJulJ1 aHf EinladlIng' des
Christliche Einlleit und
der Christen
27
druck g3bracht, dass
nur
Kirche gibt, deren aupt Christus
ist;
kann ja nicht das Haupt
mehreren Karpern bzw. Kirchen
sein! Aber was ist die Kirche? Wie sieht
Entstehen und Weiterleben aus?
entscheidender BedeuHier treten Momente auf, welche
tung sind: Die Kirche 1 ist zunachst als
Gott-Menschen- Gemeinschaft
betrachten, wollte man der Vollstandigkeit halber nicht GottEngel - Menschen - Gemeinschaft sagen. Dicse Gemeinscllaft Kirche
ihrem Wesen nach sichtbar und unsichtbar: unsichtbar ist sie
Bezug auf Gott, Engel und verstorbene Mitglieder der Gemeinschaft, ,vie
auch
Bezug auf die geistige Wesenheit - also auf die Scelen - ihrer
auf Erden jeweils lebenden Mitgliedcr. Sichtbar ist die
Kirche
Bezug auf die leiblicll9 Weoonlleit der jeweils auf Erden ]ebenden Mitglieder.
1m Laufe der Zeit
entstand diese Gemeinschaft
che man vollstandig die Sache durchdenken - durch die Schopfung der Engel. Der erste Bruch der Gemeinschaft trat mit dem Abfall der bQsen Engel auf. Wollte man aber die Engel ausser Acht lassen, so muss man sagen, dass die erste Gemeinschaft Kirche auf Erden
und im Paradies auftrat.
Der Sundenfall des ersten Menschenpaares verursachte den zweiten Bruch
der Gemeinschaft Kirche. Dieser Abfall war
d.h.
die menschliche Natur, also alle Menschen, waren abgefallen, aber
nicht endgiiltig: Es wurde sogleich vom Schopfer Vater der Plan der
aufgestellt, der Heilsplan, und zwar zunachst als
Moglichkeit der Wiederller'stellung
al1e.
Menschen ,vurden ja
nicht alle individuell leicllzeiti
e
.
zende Species auf Erden und mit einer ewigen Existenz, auch nach dem
Tode auf Erden. Es steht ja
der
«Und Gott
segnete und sprach
ihnen: Seid fruchtbar und mehret auch und
let die Erde und machet sic eucll untertall» usw. (Gen. 1, 28).
Diesem perpetuellen Charakter der Mensclllleit entspricht auch
der Plan deI' Wiederherstellung der Gemeinschaft
als Gottgel- Menschen - Gemeinschaft.
ach dem Bruch dieser Gel1leinschaft,
d. i. nach der Erbsunde war die Fortpflanzung des Menschen geschadigt,
dass eine Wiederherstellung erst durcheine (iIleUe Geburt», durch
1. Vg!.
die
kircJl}icJIes Pro})}em,)
unseren Anfsatz: «Das soziale Problem aIs ein inneI"
Festsr,hrifl;
Prof. Dr. Ham.
1958,
28
Basil Exarchos
elne «vYiedergeburt», moglich \varj und diese vViedergeburt des Menschen erwlrkt ja die Taufe.
Aber auch nachdem dle M6glichkeit der Wieder'geburt gegebcn
wordcn lst, steht es dem elnzelnen Menschen zunacllst frei, ob er
dieser Moglicllkeit Gcbrauch machAn will odtr nlcllt! Auch daf" Verder \viedererlangten Gcmeinschaft oder die Apostasie steht
bleiben
jedem elnzelnen Menschen frei!
man die «Heils betracMen,
muss man bis
der
welcher die MogIichkelt
Wiederherstellung,
«\Yiederversollnung,) und zum
- Beltrltt,)
die GemeinscIlaft
durch die Clrarls geschaffen wurde, den HAiIs-Plan verfoIgen, \vobel
folgende
zu rnachen slnd:
Die «Offenbarung,) als VorbereItung
Aufnahme der Erlosnng bzw. der Wiedergebnrt, vollzog slch als (lUattirliclle» nnd als «ubernaturliche,) Offenbarnng.Die
berullt anf der Scllopfung sclllecllthin und auf der nlenschlichen Existenz lm besonderen. Sie \var und
ist allen Menschen zuganglicll. Dic
Offenbarung trat
lnnerhalb des hebralschen Volkes auf. Sie stiltzte slch auch auf die naOffenbarung. Denn man kann ruhig den Grundsatz aussprechcn, es gabe kelne
Offenharung lm einzelnen nnd lm
allgemelnen ollne
sel es nocll
gerlngen Funken
Offenbarung.
Die
Offenbarung .vurde besondcrs lnnerhalb des grleclllscllen Kulturkrelses entwlckelt. Man muss sogar noch fcststellen,
gegenseitige Bereicherung beider Fordass durch den Kontakt und
men der Offenbarung, der llebralscllen und der griechischen, die Zelt
der die Cllarls kommen konnte: die Menschwerdung des
der Zelt gekommen war,
Sollnes Gottes (Gal. 4,4: «AIs aber die
sandte Gott selnen
seln Lciden am Krenz stellt die letzte Pllase der Vorbereitung zur Wiederller'stel1ung der Gott - Menschen - Gemeinscllaft dar, weIche, .vie vorllln
gesagt, durcll den Sundenfall gebrochcn ,,'orden "rar.
ist die BefrfJiung
-' 'stern-im-GeHingnls
mltgekreuzigte Rauber der erste Menscll,
Erden
die
Kirche aufgenommen \vurde (Luk. 23, 43).
Das
Auftreten der .viedel'hergestellten Gemeinschaft Kirche
Chris tliche Elnheit uud Eilllgung der Christen
29
auf Erden vollzog sicll Pfingsten. Denn die Apostel und die ersten J
ger Christi ,vurden erst am Tage des Pfingstfostos durcll die Sendung
del' Moglicll'
des Heiligen Geistes getauft, also in die Lage versetzt,
machen der Gemeinschaft Kirche beizutreten. Denn
keit Gebrauch
die Apostel- allch die Z,YQlf bzw. elf Apostel - bedllrften nach der dreija)lrigen Evangelisation einer Ietzten
welc)le jllnen vierzig
Tage lang - z,vischen dcr Allferstellung und der Himme1fallrt - zuteil
geworden ist (vgl. etwa
24, 19f; 27,44; Apg. 1,3). Nach dieEer sozusagen letzten, intensiven Belehrung bzw. Katechese ,vurden sie der
Taufe
Nacll pfingsten bz,v. mit Pfingsten beginnt die Zeit der
die Gott- MenAufnaIlme ,veitel'er auf Erden lebenden Menschen
die Kirche, mit dem Endziel, dass di9
schen - Gemeinschaft, also
ganze Menschheit in die Kirche anfgenommen "\\'erde, und zwar gemass
ist alle Gewalt gegeben im Himmel und
den Worten des Herren:
Jiingern nnd
auf Erden. Darnm geht hin nnd machet al1e VOlker
tanfet sie anf 'den Namen des Vaters llnd des Sohnes llnd des Heiligen
alles haHen, was ich ellch befohlen habe»!
Geistcs, und lehret
(Matth. 27, 19 nnd 20).
Denn die Ausbl'Citung des Cl1ristentllms, ,vie man
sagen pflegt,
mllSS als eine fortschl'eitende Verwirklicll11ng der 'iViederherstel1ung
gelcennzeichnet werden. Dieder Gott-Menschen-Gemeinscllaft
Aufgabe ist dem sicIJtbaren
del' Gemeinschaft
gen, wobei das Wirken des nnsjchtbaren Teiles standig geg'enwartig
ist. Das Vaternnser enthalt anc)l dicse Bitte: «DEin Reich komme; Dein
Wil1e geschehe wie im Himmel
anch anf ErdeI1» (Mattll. 6,10). Diese
Ausbreitung der Kirche bis znr vollstiindigen
der
insc a
lS - em gottlichen Heilsplan gemiissAufgabe, aIso keine einfache «Gabe»; diese Aufgabe
weltlich-ausserlicll verstanden werden. Sie enthiilt das
darf aber
nicht
Vel'bleiben bzw. Verbleiben-Wollen nnd-Konnen in del' Kirche,
Austritt allein, sondel'll auch der Abfall moglicll ist! Die Gelncinschaft
mit Gott stellt allch Forderungen bzw. Bedingungen auf, welche
jedem Mitglied der Gemeins.chaft Kil'che
erftillen sind. Unter den
wesentlicllen BedingllDgen bzw. Voraussetzungen ist die erste, dass
man in dieser Gcmeinscllaft nicllt IIlit Gott allein steht, sondern zugleich - und unerlasslich mit allen MenscllCIl - Mitg'liedern dieser Gemeinschaft Kirche. Also: eine Gemeinschaft
Gott
unmoglich
ohne die Gemeinschaft mit den Menschen. Die zweite llnerlassliche
Voraussetzung ist die volIe Aneignung der geoffenbarten WalJrheiten,
:l3asil Exa1'chos
'vvelche sich auf Gott und Menschen (samt Engeln) und das objektive
Ve1'haItnis zueinande1' beziellen, sowie die da1'aus foIgenden G1'l1ndhaltungen und Lebensf01'men. Dadu1'ch manifestie1't sich die wi1'klich
v01'handene Zugeh01'igkeit
de1' einen, unsiclltba1'en Gott- MenschenGemeinschaft Ki1'che, und dadurcll "viede1' kann man ein Abbild de1'selben auf E1'den zeigen.
Testament
Diese G1'undwah1'heiten kQnnen wir auch im
fo1'mulie1't finden. Wi1' e1'wahnen hie1' einiges davon:
Unse1' Heiland Jesus Ch1'istus wi1'd bekanntlich aIs der zweite
Adam gekennzeichnet. De1' e1'ste, de1' alte Adanl, b1'achte die SUnde
die Welt, 'vvah1'end de1' zweite Adam, de1' neue Adam, die Gnade und
die Wiede1've1'sohnung
dem Gott Vate1'
scllenkte. Diese Ve1'sohnung mit Gott fiih1'te zu1' Wiede1'e1'langung de1' Gotteskindschaft
des Menschen schJechthin. Mit de1' Gotteskindschaft ist zugleich das
Heilige mit ihm
Ge«Heilig- Sein» gegeb'Jn, da Gott heilig ist und
meinschaft sein kOnnen. Mit diesem Hei1.ig-Sein und mit der' Gotteskindschaft ist auch die
de1' Ch1'isten miteinande1' gegeben.
Denn ohne diese gleichsam
ist die di1'ekte Ve1'bindung
mit Gott nicht mOglich. Wie die D1'eieinigkeit eine Einheit aufweist,
sind auch die an de1' Gott-Menscllen- Gemeinschaft Ki1'che teilhabendel1 Menschen miteinande1'
eine1' unauflosba1'en Einheit ve1'bunden;
und solange
miteinande1' ve1'bunden sind, solange sind sie auch Glieder de1' Gott-Menschen-Gemeinschaft Ki1'che; eine Locke1'ung diese1'
intermenschlichen Einheit b1'ingt auch eine Locke1'ung de1' Ve1'bundenheit mit de1' ganzen Gott-Menschen -Gemeinschaft Ki1'che mit sich.
Obe1' diesen Sachve1'halt lesen ,vi1' im
Testament unte1'
ande1'em auch folgendes:
AIs e1'stes sei hie1' das Gleichnis des He1'1'en e1'wahnt, dass
de1'
Weinstock
wah1'end die Christen, seine J iinge1', die Schosse seien.
Gott-Menschen-Gemeinschaft hin,
welcher die J unge1' Ch1'isti, die Ch1'isten g'eho1'en bzw. ge oren onnen
(vgl. Joh. 15,1ff).
Es wi1'd fe1'ne1' gesagt, dass die Liebe Gottes - also des Vate1'S und
des SolInes den ChristIJn
dn;\;e Liebe de1' Christen unte1'J " t Joh. 1512fI.
Es wird d1'ittens festgestellt, dass sich die l-,iebe
bzw.
emit dem He1'rn Jesus Ch1'istus da1'in zeigen so11, dass man
Gebote hat und
halt. 'Ve1' aber
,emelnsc a, 1
du1'ch die Liebe steht, dor steht zugleicll Gemeinschaft mit dem Vater
Gott (Joh. 14,21).
____
.
.
_ -_._----------_.
.
---- .. _- .. -------
...
---- .. ----.-
Christliche EinheIt und Einigung der Cllristen
31
Eskommt viertens hinzu, dass diese Gemeinschaft mit Gott wiederhergesteIlt und ,voiter gehalten wUI'de, indem die Menschen durch
den Heiland J esus Christus
die Genleinscllaft aufgenommen werden.
Wie
der Heiligen Trinitat dic Einheit herrsclIt, und der Vater den
Sohn, unseren Heiland, liebt,
werden auc11 die Clll'isten
dem
land geliebt: «Wie mich der Vater gelicbt hat, habe
euch geliebt.
meiner
(.Toh. 15,9); (,Hei1iger Vater, erhalte sie bei deinem
Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins seien wie ,vir!)} - «Nicht
diese allein aber, sondeI'n anch
die, \velche dUl'c11 ihr vVOI't an
mich glauben, bitte ich, dass alle eins seien, wie du, Vatcr,
mir ])ist
und ich
dir, ja, dass auch
uns eins seien, damit die
glaubt,
dass du mich gesandt 11ast. Und ic11 habe die Herrlichkeit, die du mir
gegeben hast, ihnen gegeben, damit
eins seien, wie wir eins sind ich
ihnen und du
mir - damit sie vollkommen eins seien, auf dass
die
erkennt, dass du mich gesandt hast und sie geliebt hast, ,vie
du
geliebt hast» (Joh. 17,11 und 20-23).
Die3e Einheit wird, fiinftens, realiter dadurch er\virkt, dass der
Geist Gottes
dem Christen «wohnt)}, und ihn, den
Kind
Gottes macht; «Denn alle, die
Geiste Got-tes getI'ieben werden, dir,
sind Sohne Gottes)} (Rom. 8, 14; vgl. Gal. 4,6). Diese ob,jektiv - reale
Verbundenheit d8r
mit Gott und durch seinen Geist zugleich
miteinander, sLellt die Gemeinsc11aft Kirche als
Einheit dar.
dieser Gemeinschaft nimmt man als Christ
und zwar solangc alsman ChI'iSt ist und bleibt; denn es gibt immer die Mog'lich.kei"t,
dass man aus dieser Gemeinschaft herausfallt! Diese Moglichkeit besteht
immer
jeden Christen als Menschen, da a1le Menschen Gefal1r laufen, eine eigenc
zu be ehen de e
gross sein l{onnen, wic die der
Die Erlosung und damit die
Zngehorigkeit
der Gemeinschaft Kirche zeigt
ihrer Verwirklichung
und Festigung
Reihe
Stufen. Und
sich die menschliche
Seele in standigem Werden befindet - bis zum IIinscheiden aus dieser
\Velt-, so lauft sie immer Gefahr, sich rtickwarts
be,vegen. Der Wille
und die Bemtihungen, wenn man all
KI'afte
einsetzt, konnen
allcin helfen und das Verbleiben
der Gemeinschaft Kirche
sichern; denn dadurch kann man al]ch mit der
Gottes, mit der
Gnade Gottes rechnen.
kann sowohl
der Vbernahme
Diese
und Aneignung der geoffenbarten christlichen Wahrheiten als auch
der standigen tatkraftigen Bekundung der Zugehorigkeit zu der GottMenschen - Gemeinschaft Kirche auftreten.
Apostel
32
Basil EXarC!lOS
Pau1us etwa fo1gendes: «Wisst i1l1' nicht, dass ih1' Gottes Tempel seid
und dass de1' Geist Gottes
euch ,vohnt? Wenn jemand den Tempe1
Gottes ve1'de1'bt, den wi1'd Gott ve1'de1'ben; denn de1' Tempe1 Gottes
ist heilig, und del' seid ih1'» (1 Ko1'. 3, 16-17).
Mit ande1'en Wo1'ten: 'Ve1' die ZugehQ1'igkeit
Gott bzv,'.
de1'
Gott-Menschen-Gemeinschaft, also de1' Ki1'che, nicht e1'nst nimmt und
sich diese1'
in seinem Leben auf E1'den zeigt, de1'
ab!
Und der Abfall
Gott bz'v. aus de1' Gemeinscllaft mit ihm, bedeutet
die Gemeinschaft mit dem Teufe1! Die ch1'istliche Einheit
ist 1'eal in Gott bz,v. mit Gott; de1' Abfall
Gott bedeutet B1'uch mit
diese1' Einlleit, bedeutet, dass ein Z,veig des Olbaumes he1'ausgescllnitten ,vu1'de (vgl. Ro. 11,17ff),
Wi1'
hio1' gleich hervorheben, dass diese Gemeinschaft
nicbt allein das Indi"iduum bet1'effend
ve1'stehen ist. 'Vi1' sp1'echen
nicht allein
dem Abfall des Einzelnen, sonde1'n aucll
dem Abfall eine1' G1'ulJPe
Ch1'isten samt ih1'e1' Ffih1'ung. Die
de1'
Ki1'clle muss die
mit dem vViede1'he1'stelle1' de1' GottMenschen - Gemeinschaft Ki1'che auf1'echt e1'llalten. Dieses ist das
sogenannte Moment de1'
Sukzossioll». Dieses Moment ist
und bleibt ein unentbeh1'liches Me1'kmal der Gomeinschaft Ki1'che.
Denn de1' Zut1'itt
de1' Gemeinscllaft Ki1'che vollzieht sicll bestimmten, wesentlichen !,'ol'men, ,ve1che eben vondem Heilan.d V01'ausgesetzt wu1'den. Die Gemeinschaft Ki1'che::wurde nicht du1'c1l «Bcschluss»
ode1' du1'ch
Menschenins Leben ge1'ufen. De1' Hc1'1'
sagte ja
seinen
(iNicht ill1'habt mich e1'wal11t, sonde1'n ich
hafie eucll erwah1t un'd euch dazu bestimmt, dass ih1' hingeht und F1'ucht
tragt und dass eu1'e F1'ucht b1eibe, damit euch de1' Vate1' gebe, um was
ich iJlll in meinem ame bitte». (J oh. 15, 16). Die Aposte1 wu1'den vom
Hei1and nach der Aufe1'stehung mit seiner Vollmacht in die We1t gee bis an das
,
. 'hnen alle
Ende de1' WeJt» sei (Matth. 28,18ff). Demzufolge gibt es
etwas wie
und eine
de1' Moglichkeit und des Gehaltes
cine
inne1'halb de1' Gemeinschaft Ki1'che, so dass auch die Mog1ichkeit de1'
M::::,1:t
Ge-
'. Wl1',
nun die zweite F1'age stellen: Wie hat sich diese un.sichtba1'e, 1'eale
B,8it Q'o'r Cbrist.en i!]]f E1'den zu bekunden?
Hie1'
wi1' uns gleich an das W o1't des He1'ren. e1'lnne1'n.:
neues Gebot gebe icll euch, dass ih1' einander lieben. sollt, wle ich
Cllristlicile Einheit und Einigung der Christen
33
euch geliebt habe, dass auch ihr einander lieben sol1t. Daran wird jeseid, wenn ihr Liebe unterdermann erkennen, dass ihr meine J
einander habt» (Joh. 13,34-35). Dies')
zitierten Worte des Heiland besagen, dass fiCll die Christen zunachst miteinander gesinnungsdass jeder Christ den Mitchristen gleichmassig verbunden wissen,
sam
Erweiterung
Selbst betrachtet und
Denn die LieZustand,
vollzogene Verbindung,
be ist im Grunde genommen
Vereinigung mit der geliebten Person. Die Bezeichnung der Mitchristen als
weist darauf hin; denn mit dem leiblichen
man sich ja «urverbunden», weil man eben auch (<urverwandt» ist, da
der gemeinsame Vater
beide
gilt. Das namliche sol1 auch
Bezug
die Mitcllristen gelten, da a11e Christen
Christo und
Glieder
und derselben Famillie sind, d.
der Gott-Menschen-Gemeinschaft, also der Kiche. Man kann weiter sagen, dass diese Verbundenheit die Anspragung der religios-sozialen Seelenfunktion voraussetzt, nnd zwar
ihrer b?stmoglichgten Form. Denn die religiose
Seelenfnnktion1
auf den Absoluten Geist gerichtet, also anf Gott,
nnd stel1t den Kontakt nnd die Gemeinschaft des Menschen mit Gott
her. Die soziale Seelenfnnktion ist anf den «relativen» Geist, also auf
den Mitmenschen gerichtet, nnd stelJt den Kontakt nnd die Gemeinschaft mit den Mitmenschen schlechthin her. Die Ansprag'ung dieser
beiden Seelenfnnktionen fordert das Gebot der Liebe
Gott nnd del'
Liebe zum
welche Anspragung zugleich die Grundlage
die Entfaltnng und Auspragung der
Seelenfunktionen darstelle:
«Dn sol1st den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen
und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Denken». Und
weiter: «Dn sol1st deinen Nachsten lieben wie dich selbst». Und znm
Schlnss: «An diesen zwei Geboten h angt das ganze Gesetz und die Prophetell». Das
Gebot «ist das grosste und eHlte», «das zweite ist
gleich» (Matth. 22, 37. 39). Das sind die a11gemein dekannten Fordekann aber
rungen der Bibel bzw. des Neuen Testamentes.
zngleich sagen, dass keines der beiten Gebote
wesensgemass
ausgepriigt
kann: Die Auspragung der religiosen Seelenfnnktion
und die Verwirklichnng d9S Gebotes der Liebe
Gott fordert
zugleich die Anspragung der
Seelenfunktion und die Verwir1. Vgl. unseren Aufsatz:
naheren Bestimmung des Gegenstandes der
relig'ionspsychologischen Forschung» in: (,Arclliv ftir Religionspsycholog'ie», Bd.
(1962). Griechisch in:
der Theologischen Fakultat
Thessalonike, Bd. 7 (1963).
3
Basii Exarchos
34
klichung des zweiten Gebotes, des Gebotes der Nachstenliebf', und umGemeinschaft mit
gekehrt. Und mit ekklesiologischen Worten:
Gott - also die Zugeh origkeit
der Kirche als Gott-Menschen-Gemeinnicllt moglich, wenn di!) Gemeinschaft mit
schaft - ist
dem Mitmenschen, also mit den anderen Christen zunachst, nicht. wirklich ist: «Geliebte, lasset uns einander lieben, denn die Liebe ist aus
Gott, und jeder, der liebt, ist aus Gott gezeugt und erkennt Gott. Wer
nicht liebt., hat Gott nicht erkannt; denn Gott
Liebe». ,. Und weiter:
«Niemand hat Gott j emals geschaut; wenn wir einander lieben, bleibt
Gott
uns, und seine Liebe ist
vollendet». - «Gott ist Liebe, und
wer
der Liebe bleibt, der bleibt
Gott,und Gott bleibt
ihm» (1.
J oh. 4, 7. 8. 12. 16). Und umgekehrt: die Nachstenliebe allein, d.h. ohne
die Gemein&chaft mit Gott durch den Heiland, ist und bleibt ohne objektiv unsicbtbaren Erfolg: «lch bin der Weg und die Wahrheit und
das Lebenj niemand kommt zum Vater ausser durch mich. Wenn ihr
mic}l erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen» (J oh. 14,
6. 7).
Wenn die Dinge Jiegan, wenn sich die Kirche als Gott-Menschendieser Einheit
Gemeinschaft durch ihre sichtbare Seite auf Erden
manifestieren hat, was konnen bzw.
wir
Zerspljtterung der Christen auf dsr Erde oder
ihre Vereinigung sagen?
Nach aUSsen hin finden wir eine mannigfache vVirklichkeit
Gemeinschaften und Gruppen, welche
sich den Anspruch erheben,
sein. Es fragt sich
«Kirchell» bzw. «Christliche
wie ist diese Ersclleinung
verstehen bzw.
beurteilen?
Grund dessen, was wir
die Kirche gesagt haben,
1.
kann eine solche Vielzahl
Gemeinschaften und Gruppen nicht a1s
gerechtfertigt betrachtet werden, sollte
sich dabei um wirklich christkann
eine Kirche auf der
liche Gemeinschaften handeln. Dann
Apostel Paulus
seiWelt existieren. Die Frage und Emporung
?
hier. Es gibt
ein Entweder-Oder: Entwfder gehort man
Gott-Menschen-Gemeinschaft, a180
der e n e n und al1 e
Kirche oder nicht.
der
gen
,
----
..
znniicbst.
wobei die menscllliche Schwache und Unzulanglichkeit wohl
.. . dieser Zustand muss sobald wie mD· Iich
den
welche sehr
aufgehoben werden. Schismen gehoren,
Christliche Einheit und Ein!g'ung' der Christen
35
grosssind und moglicllst schnelle Reue verlangen. Man mochte dabei
nicht .versauinen zu ·sagen, dass das Scllisma eher·· die
als
das Kirchenvolk betrifftj denn das Kirchenvo!k wird
und
bringt nicht selten aucll
Missfallen zum Ausdruck.
3. Anders stehell die· Dinge
Bezug auf diejenigen GruJ!pen,· deren ZugehOrigkeit zu der unsiclltbaren Gemeinschaft Kirche
entweder nicht vorhanden oder zweifelhaft ist. Denn
gibt auch den
Fa!l; wobei die Zugehorigkeit zu der e n e n, unsichtbaren Gott-Menschen-Gemeinschaft, also Kirclle, nicht existiert, 'und die betreffenden
Gruppen abgefallen sind. Solche Gruppen hat
scllon
der ersten
Zeit desChristentums gegeben: die Gnostiker etwa gehoren hierher.
Diese Kategorie
christlicih-genannten, nicht christlichen Gruppen
nennt man Haretiker. Es gehort zuz Haresie, dass
bei der
riahme der geoffenbarten Wahrheiten wesentliche Fehlgriffe begeht.
Das bedeutet, dass die Haretiker allein durcll ihre eventuellen <<praktischell» Lebensformen - auch wenn
ausserlic]} christlich erscheinen::' riicllt an der Erlosung teilnehmen, bzw. nicht
der
und
alleinigen Kirche als Gott-Menschen-Gemeinschaft gehoreri lcOnnen.
Wahrend alsobei dem Schisma die grundsatzliclle ZugehOrigkeit
der unsiclltbaren Gemeinschaft Kirc]le nicht zerstort wird, handelt
es sich bei der Haresie um
Abfall aus der Gemeinschaft Kirche,
dass jede praktische christliche
und jeder sonstige
gute Wi!le nicht erfolgreich
kann. Die· einzige Voraussetzung dazU:
und bleibt die
der geoffenbarten, wesentlichen
Wahrlleit.· Also:
Haresie
zum Bruch mit der unsichtbaren,
ein:en und alleinigen Gemeinschaft Kirche, gleich wie die Apostasie,
die
Ablehnung der ehristlichen \Vahrheit Denn beide
Male ist die Erlosung der Menschen, die
dieser abgefallenen bz\v.
draussen, ausserhalb der Kirche bleibenden Gruppe ge]loren, unmQglich. Es gilt der Satz: Extra ecclesiam nulla salus!
Wir haben
Klarheit
den Sachverhalt
scllaffen. 1ch mochte glauben, dass diese verhaltnismassig
Darstellung d9r Dinge und die Moglichkeit geschaffen llat, den Sinn
einer Okumenischen Be\vegung bz\v. den Sinn
Vereinigung' der
Christen lclar
verstehen.
Wir kQnnen abschliessend feststellen:
1.
Vereinigung der Christen bedeutet, dass die auf Erden
lebenden Menschen bzw. menschlichen Gruppen, die
der unsichtbaren
Gott-Menschen-Gemeinschaft gehoren, auch sichtbar ihre Einheit
bekunden haben, also irdische Hindernisse aufzuheben haben. Welche
Basii Exarchos
den als christliche Gruppen sich bezeichnenden zu dieser unsichtbaren, wirklichen Gott-Menschen-Gemeinschaft gehoren, das
jeweils
und
Fall zu Fall zu
denn ohne diese unsichtbare ZugehBrigkeit zu der unsichtbaren Kirche kann es sich nicht um eine
gung der Christen handeln. Darin sehen wir die erste, wiclltigste Voraussetzung
eine sinnvoHe und zugleich fromm3 Einigungsarbeit.
2.
Bezug auf diejenigen, welche sich
Christen halten, ist es unsere Pflicht zu helfen, dass dieser ihr Irrtum
aufgehoben werde. Das liegt auch im Interesse der namlichen, denn
kein Mensch mochte sicll
Irrtum befinden, und zwar Unheil seiner
besten Existenz, seiner Seele. Hier bedeutet eine Einigungsarbeitobjektiv gesehen - eine Hilfe zum Fortschritt auf dem Wege zu der
Kitcheals der Gott-Menschen-Gemeinschaft. Diese Hilfe hat umsomehr
einen besonderen Charakter a]s diese Menschen-Gruppen den heissen
Wunsch zeigen, der Gemeinschaft Kirche - der unsichtbaren und der
sichtbaren - anzugehOren.
nach weltlichen Massstaben, also nur
aussere Einigung, kann keinen Sinn haben. Man darf das «Irdische»
nicht obwalten lassen.
Das Vatikanische
unserer Tage und die aHgemein angenommene Okumenische Bewegung zu einer Bkumenischen
gung aller Christen, wollen wir als Gottes
ansellen. Lasset uns
hoffen, dass zunachst die - erlauben Sie mir diesen Ausdruck - gespaltene Einheit ,vieder hergestellt werde, und dass dann auch diejenigen,
die sich Christen nennen und schon gute Schritte auf dem \Vege zu der
unsichtbaren Einheit gemacht haben, zu einer voHen Vereinigung gewerden; dann konnen wir auch hoffen, dass letztlich die
Menschheit nach zwei J ahrtausenden endlich die ernste Neigung zeigt und
den Entschluss zu fassen fiihig werde, die Finsternis-Gemeinschaft zu
verlassen und der einen, heiJigen, allumfassenden Gott- Engel-Menschen
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