CHRISTLICHE EINIOUNO DER CHRISTEN STANDPUNKT DER ORTHODOXEN KIRCHE AUS* PROf. DR EXARCHOS STUTTGARTJ Das Thema, welches hie1' behandelt we1'den soJl, bezieht sich auf die Einigung de1' Ch1'isten nach aussen hin, \velche grundsatzlicll potentielle Einheit vo1'aussetzt. Es wi1'd de1' Ve1'sucll gemacllt we1'den, die beiden oben gcnannten Beg1'iffe, Einheit und l{la1'zumachen Bezug auf die ch1'istliche \Vi1'klichkeit. Man sp1'icht seh1' ge1'ne tibe1' die Einigung de1' Ch1'istenheit, abe1' man lauH dabei leicht Gefah1', die Dinge ehe1' i1'disch-sakula1' als genuin-ch1'istlich bet1'acllten und ve1'stehen. Die Okumenische Bewegung unse1'e1' Tage is·t nunme}l1' eine allgemein angcnommene Bewegung, 80 das8 man dem sta1'ken St1'om nicht wide1'stehen ve1'mag. T1'otz diese1' Sachlage da1'f man abe1' nicht tibe1'sehen, dass man nicht i1'dische Massstabe allein anwenden mnss, wenn sich um die letzten Dinge han(Gal. 6,7). delt: (,I1'1'et eucll nichtl Gott lasst sicll nicht Es empfiehlt sich al.so,Vo1'sicht ancll hie1' - wie allcn Schlagwo1'ten lassen. Aus dem G1'nnde wo1Jen wi1' heute des Alltages - walten hie1' bemtihen, dem E1'nst de1' F1'age entsp1'eclIend, die Dinge genau unte1'suchen, um eine1' Kla1'heit iibe1' gelananzusehen und gen. Wi1' we1'den uns al&o zunachst iibe1'legen, was m.an unte1' (,Ch1'istliche EinheitI) ve1'stehen llat, um dann dem Sinn eine1' «Einigung de1' tiberzugehen. EinlIeit da1'; das ist allen und Die Ch1'isten stellen bzw. wird vo1'aus esetzt, wenn man eine1' Gespaltenlleit der Christen spricht; denn ohne vorausgegangene Einheit, gibt gar keine Spaltung! Wo1'in besteht diese Einheit? .. nt dass der l!user Herr Christus, durch ta 11'C e e s-sind-miteinander--\Cerblillden.__ De1' d1'uck: Jesns Haupt der Ki1'che, und: Kirche corpns mysticnm Chl'isti, diesen Sachverhalt Es wi1'd dabei auch zum Aus- * Vort1'ag gellaJlen am 11. (,Katholischen Akademike1'verbandes'I. 1963 in 13oclJulJ1 aHf EinladlIng' des Christliche Einlleit und der Christen 27 druck g3bracht, dass nur Kirche gibt, deren aupt Christus ist; kann ja nicht das Haupt mehreren Karpern bzw. Kirchen sein! Aber was ist die Kirche? Wie sieht Entstehen und Weiterleben aus? entscheidender BedeuHier treten Momente auf, welche tung sind: Die Kirche 1 ist zunachst als Gott-Menschen- Gemeinschaft betrachten, wollte man der Vollstandigkeit halber nicht GottEngel - Menschen - Gemeinschaft sagen. Dicse Gemeinscllaft Kirche ihrem Wesen nach sichtbar und unsichtbar: unsichtbar ist sie Bezug auf Gott, Engel und verstorbene Mitglieder der Gemeinschaft, ,vie auch Bezug auf die geistige Wesenheit - also auf die Scelen - ihrer auf Erden jeweils lebenden Mitgliedcr. Sichtbar ist die Kirche Bezug auf die leiblicll9 Weoonlleit der jeweils auf Erden ]ebenden Mitglieder. 1m Laufe der Zeit entstand diese Gemeinschaft che man vollstandig die Sache durchdenken - durch die Schopfung der Engel. Der erste Bruch der Gemeinschaft trat mit dem Abfall der bQsen Engel auf. Wollte man aber die Engel ausser Acht lassen, so muss man sagen, dass die erste Gemeinschaft Kirche auf Erden und im Paradies auftrat. Der Sundenfall des ersten Menschenpaares verursachte den zweiten Bruch der Gemeinschaft Kirche. Dieser Abfall war d.h. die menschliche Natur, also alle Menschen, waren abgefallen, aber nicht endgiiltig: Es wurde sogleich vom Schopfer Vater der Plan der aufgestellt, der Heilsplan, und zwar zunachst als Moglichkeit der Wiederller'stellung al1e. Menschen ,vurden ja nicht alle individuell leicllzeiti e . zende Species auf Erden und mit einer ewigen Existenz, auch nach dem Tode auf Erden. Es steht ja der «Und Gott segnete und sprach ihnen: Seid fruchtbar und mehret auch und let die Erde und machet sic eucll untertall» usw. (Gen. 1, 28). Diesem perpetuellen Charakter der Mensclllleit entspricht auch der Plan deI' Wiederherstellung der Gemeinschaft als Gottgel- Menschen - Gemeinschaft. ach dem Bruch dieser Gel1leinschaft, d. i. nach der Erbsunde war die Fortpflanzung des Menschen geschadigt, dass eine Wiederherstellung erst durcheine (iIleUe Geburt», durch 1. Vg!. die kircJl}icJIes Pro})}em,) unseren Anfsatz: «Das soziale Problem aIs ein inneI" Festsr,hrifl; Prof. Dr. Ham. 1958, 28 Basil Exarchos elne «vYiedergeburt», moglich \varj und diese vViedergeburt des Menschen erwlrkt ja die Taufe. Aber auch nachdem dle M6glichkeit der Wieder'geburt gegebcn wordcn lst, steht es dem elnzelnen Menschen zunacllst frei, ob er dieser Moglicllkeit Gcbrauch machAn will odtr nlcllt! Auch daf" Verder \viedererlangten Gcmeinschaft oder die Apostasie steht bleiben jedem elnzelnen Menschen frei! man die «Heils betracMen, muss man bis der welcher die MogIichkelt Wiederherstellung, «\Yiederversollnung,) und zum - Beltrltt,) die GemeinscIlaft durch die Clrarls geschaffen wurde, den HAiIs-Plan verfoIgen, \vobel folgende zu rnachen slnd: Die «Offenbarung,) als VorbereItung Aufnahme der Erlosnng bzw. der Wiedergebnrt, vollzog slch als (lUattirliclle» nnd als «ubernaturliche,) Offenbarnng.Die berullt anf der Scllopfung sclllecllthin und auf der nlenschlichen Existenz lm besonderen. Sie \var und ist allen Menschen zuganglicll. Dic Offenbarung trat lnnerhalb des hebralschen Volkes auf. Sie stiltzte slch auch auf die naOffenbarung. Denn man kann ruhig den Grundsatz aussprechcn, es gabe kelne Offenharung lm einzelnen nnd lm allgemelnen ollne sel es nocll gerlngen Funken Offenbarung. Die Offenbarung .vurde besondcrs lnnerhalb des grleclllscllen Kulturkrelses entwlckelt. Man muss sogar noch fcststellen, gegenseitige Bereicherung beider Fordass durch den Kontakt und men der Offenbarung, der llebralscllen und der griechischen, die Zelt der die Cllarls kommen konnte: die Menschwerdung des der Zelt gekommen war, Sollnes Gottes (Gal. 4,4: «AIs aber die sandte Gott selnen seln Lciden am Krenz stellt die letzte Pllase der Vorbereitung zur Wiederller'stel1ung der Gott - Menschen - Gemeinscllaft dar, weIche, .vie vorllln gesagt, durcll den Sundenfall gebrochcn ,,'orden "rar. ist die BefrfJiung -' 'stern-im-GeHingnls mltgekreuzigte Rauber der erste Menscll, Erden die Kirche aufgenommen \vurde (Luk. 23, 43). Das Auftreten der .viedel'hergestellten Gemeinschaft Kirche Chris tliche Elnheit uud Eilllgung der Christen 29 auf Erden vollzog sicll Pfingsten. Denn die Apostel und die ersten J ger Christi ,vurden erst am Tage des Pfingstfostos durcll die Sendung del' Moglicll' des Heiligen Geistes getauft, also in die Lage versetzt, machen der Gemeinschaft Kirche beizutreten. Denn keit Gebrauch die Apostel- allch die Z,YQlf bzw. elf Apostel - bedllrften nach der dreija)lrigen Evangelisation einer Ietzten welc)le jllnen vierzig Tage lang - z,vischen dcr Allferstellung und der Himme1fallrt - zuteil geworden ist (vgl. etwa 24, 19f; 27,44; Apg. 1,3). Nach dieEer sozusagen letzten, intensiven Belehrung bzw. Katechese ,vurden sie der Taufe Nacll pfingsten bz,v. mit Pfingsten beginnt die Zeit der die Gott- MenAufnaIlme ,veitel'er auf Erden lebenden Menschen die Kirche, mit dem Endziel, dass di9 schen - Gemeinschaft, also ganze Menschheit in die Kirche anfgenommen "\\'erde, und zwar gemass ist alle Gewalt gegeben im Himmel und den Worten des Herren: Jiingern nnd auf Erden. Darnm geht hin nnd machet al1e VOlker tanfet sie anf 'den Namen des Vaters llnd des Sohnes llnd des Heiligen alles haHen, was ich ellch befohlen habe»! Geistcs, und lehret (Matth. 27, 19 nnd 20). Denn die Ausbl'Citung des Cl1ristentllms, ,vie man sagen pflegt, mllSS als eine fortschl'eitende Verwirklicll11ng der 'iViederherstel1ung gelcennzeichnet werden. Dieder Gott-Menschen-Gemeinscllaft Aufgabe ist dem sicIJtbaren del' Gemeinschaft gen, wobei das Wirken des nnsjchtbaren Teiles standig geg'enwartig ist. Das Vaternnser enthalt anc)l dicse Bitte: «DEin Reich komme; Dein Wil1e geschehe wie im Himmel anch anf ErdeI1» (Mattll. 6,10). Diese Ausbreitung der Kirche bis znr vollstiindigen der insc a lS - em gottlichen Heilsplan gemiissAufgabe, aIso keine einfache «Gabe»; diese Aufgabe weltlich-ausserlicll verstanden werden. Sie enthiilt das darf aber nicht Vel'bleiben bzw. Verbleiben-Wollen nnd-Konnen in del' Kirche, Austritt allein, sondel'll auch der Abfall moglicll ist! Die Gelncinschaft mit Gott stellt allch Forderungen bzw. Bedingungen auf, welche jedem Mitglied der Gemeins.chaft Kil'che erftillen sind. Unter den wesentlicllen BedingllDgen bzw. Voraussetzungen ist die erste, dass man in dieser Gcmeinscllaft nicllt IIlit Gott allein steht, sondern zugleich - und unerlasslich mit allen MenscllCIl - Mitg'liedern dieser Gemeinschaft Kirche. Also: eine Gemeinschaft Gott unmoglich ohne die Gemeinschaft mit den Menschen. Die zweite llnerlassliche Voraussetzung ist die volIe Aneignung der geoffenbarten WalJrheiten, :l3asil Exa1'chos 'vvelche sich auf Gott und Menschen (samt Engeln) und das objektive Ve1'haItnis zueinande1' beziellen, sowie die da1'aus foIgenden G1'l1ndhaltungen und Lebensf01'men. Dadu1'ch manifestie1't sich die wi1'klich v01'handene Zugeh01'igkeit de1' einen, unsiclltba1'en Gott- MenschenGemeinschaft Ki1'che, und dadurcll "viede1' kann man ein Abbild de1'selben auf E1'den zeigen. Testament Diese G1'undwah1'heiten kQnnen wir auch im fo1'mulie1't finden. Wi1' e1'wahnen hie1' einiges davon: Unse1' Heiland Jesus Ch1'istus wi1'd bekanntlich aIs der zweite Adam gekennzeichnet. De1' e1'ste, de1' alte Adanl, b1'achte die SUnde die Welt, 'vvah1'end de1' zweite Adam, de1' neue Adam, die Gnade und die Wiede1've1'sohnung dem Gott Vate1' scllenkte. Diese Ve1'sohnung mit Gott fiih1'te zu1' Wiede1'e1'langung de1' Gotteskindschaft des Menschen schJechthin. Mit de1' Gotteskindschaft ist zugleich das Heilige mit ihm Ge«Heilig- Sein» gegeb'Jn, da Gott heilig ist und meinschaft sein kOnnen. Mit diesem Hei1.ig-Sein und mit der' Gotteskindschaft ist auch die de1' Ch1'isten miteinande1' gegeben. Denn ohne diese gleichsam ist die di1'ekte Ve1'bindung mit Gott nicht mOglich. Wie die D1'eieinigkeit eine Einheit aufweist, sind auch die an de1' Gott-Menscllen- Gemeinschaft Ki1'che teilhabendel1 Menschen miteinande1' eine1' unauflosba1'en Einheit ve1'bunden; und solange miteinande1' ve1'bunden sind, solange sind sie auch Glieder de1' Gott-Menschen-Gemeinschaft Ki1'che; eine Locke1'ung diese1' intermenschlichen Einheit b1'ingt auch eine Locke1'ung de1' Ve1'bundenheit mit de1' ganzen Gott-Menschen -Gemeinschaft Ki1'che mit sich. Obe1' diesen Sachve1'halt lesen ,vi1' im Testament unte1' ande1'em auch folgendes: AIs e1'stes sei hie1' das Gleichnis des He1'1'en e1'wahnt, dass de1' Weinstock wah1'end die Christen, seine J iinge1', die Schosse seien. Gott-Menschen-Gemeinschaft hin, welcher die J unge1' Ch1'isti, die Ch1'isten g'eho1'en bzw. ge oren onnen (vgl. Joh. 15,1ff). Es wi1'd fe1'ne1' gesagt, dass die Liebe Gottes - also des Vate1'S und des SolInes den ChristIJn dn;\;e Liebe de1' Christen unte1'J " t Joh. 1512fI. Es wird d1'ittens festgestellt, dass sich die l-,iebe bzw. emit dem He1'rn Jesus Ch1'istus da1'in zeigen so11, dass man Gebote hat und halt. 'Ve1' aber ,emelnsc a, 1 du1'ch die Liebe steht, dor steht zugleicll Gemeinschaft mit dem Vater Gott (Joh. 14,21). ____ . . _ -_._----------_. . ---- .. _- .. ------- ... ---- .. ----.- Christliche EinheIt und Einigung der Cllristen 31 Eskommt viertens hinzu, dass diese Gemeinschaft mit Gott wiederhergesteIlt und ,voiter gehalten wUI'de, indem die Menschen durch den Heiland J esus Christus die Genleinscllaft aufgenommen werden. Wie der Heiligen Trinitat dic Einheit herrsclIt, und der Vater den Sohn, unseren Heiland, liebt, werden auc11 die Clll'isten dem land geliebt: «Wie mich der Vater gelicbt hat, habe euch geliebt. meiner (.Toh. 15,9); (,Hei1iger Vater, erhalte sie bei deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins seien wie ,vir!)} - «Nicht diese allein aber, sondeI'n anch die, \velche dUl'c11 ihr vVOI't an mich glauben, bitte ich, dass alle eins seien, wie du, Vatcr, mir ])ist und ich dir, ja, dass auch uns eins seien, damit die glaubt, dass du mich gesandt 11ast. Und ic11 habe die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, ihnen gegeben, damit eins seien, wie wir eins sind ich ihnen und du mir - damit sie vollkommen eins seien, auf dass die erkennt, dass du mich gesandt hast und sie geliebt hast, ,vie du geliebt hast» (Joh. 17,11 und 20-23). Die3e Einheit wird, fiinftens, realiter dadurch er\virkt, dass der Geist Gottes dem Christen «wohnt)}, und ihn, den Kind Gottes macht; «Denn alle, die Geiste Got-tes getI'ieben werden, dir, sind Sohne Gottes)} (Rom. 8, 14; vgl. Gal. 4,6). Diese ob,jektiv - reale Verbundenheit d8r mit Gott und durch seinen Geist zugleich miteinander, sLellt die Gemeinsc11aft Kirche als Einheit dar. dieser Gemeinschaft nimmt man als Christ und zwar solangc alsman ChI'iSt ist und bleibt; denn es gibt immer die Mog'lich.kei"t, dass man aus dieser Gemeinschaft herausfallt! Diese Moglichkeit besteht immer jeden Christen als Menschen, da a1le Menschen Gefal1r laufen, eine eigenc zu be ehen de e gross sein l{onnen, wic die der Die Erlosung und damit die Zngehorigkeit der Gemeinschaft Kirche zeigt ihrer Verwirklichung und Festigung Reihe Stufen. Und sich die menschliche Seele in standigem Werden befindet - bis zum IIinscheiden aus dieser \Velt-, so lauft sie immer Gefahr, sich rtickwarts be,vegen. Der Wille und die Bemtihungen, wenn man all KI'afte einsetzt, konnen allcin helfen und das Verbleiben der Gemeinschaft Kirche sichern; denn dadurch kann man al]ch mit der Gottes, mit der Gnade Gottes rechnen. kann sowohl der Vbernahme Diese und Aneignung der geoffenbarten christlichen Wahrheiten als auch der standigen tatkraftigen Bekundung der Zugehorigkeit zu der GottMenschen - Gemeinschaft Kirche auftreten. Apostel 32 Basil EXarC!lOS Pau1us etwa fo1gendes: «Wisst i1l1' nicht, dass ih1' Gottes Tempel seid und dass de1' Geist Gottes euch ,vohnt? Wenn jemand den Tempe1 Gottes ve1'de1'bt, den wi1'd Gott ve1'de1'ben; denn de1' Tempe1 Gottes ist heilig, und del' seid ih1'» (1 Ko1'. 3, 16-17). Mit ande1'en Wo1'ten: 'Ve1' die ZugehQ1'igkeit Gott bzv,'. de1' Gott-Menschen-Gemeinschaft, also de1' Ki1'che, nicht e1'nst nimmt und sich diese1' in seinem Leben auf E1'den zeigt, de1' ab! Und der Abfall Gott bz'v. aus de1' Gemeinscllaft mit ihm, bedeutet die Gemeinschaft mit dem Teufe1! Die ch1'istliche Einheit ist 1'eal in Gott bz,v. mit Gott; de1' Abfall Gott bedeutet B1'uch mit diese1' Einlleit, bedeutet, dass ein Z,veig des Olbaumes he1'ausgescllnitten ,vu1'de (vgl. Ro. 11,17ff), Wi1' hio1' gleich hervorheben, dass diese Gemeinschaft nicbt allein das Indi"iduum bet1'effend ve1'stehen ist. 'Vi1' sp1'echen nicht allein dem Abfall des Einzelnen, sonde1'n aucll dem Abfall eine1' G1'ulJPe Ch1'isten samt ih1'e1' Ffih1'ung. Die de1' Ki1'clle muss die mit dem vViede1'he1'stelle1' de1' GottMenschen - Gemeinschaft Ki1'che auf1'echt e1'llalten. Dieses ist das sogenannte Moment de1' Sukzossioll». Dieses Moment ist und bleibt ein unentbeh1'liches Me1'kmal der Gomeinschaft Ki1'che. Denn de1' Zut1'itt de1' Gemeinscllaft Ki1'che vollzieht sicll bestimmten, wesentlichen !,'ol'men, ,ve1che eben vondem Heilan.d V01'ausgesetzt wu1'den. Die Gemeinschaft Ki1'che::wurde nicht du1'c1l «Bcschluss» ode1' du1'ch Menschenins Leben ge1'ufen. De1' Hc1'1' sagte ja seinen (iNicht ill1'habt mich e1'wal11t, sonde1'n ich hafie eucll erwah1t un'd euch dazu bestimmt, dass ih1' hingeht und F1'ucht tragt und dass eu1'e F1'ucht b1eibe, damit euch de1' Vate1' gebe, um was ich iJlll in meinem ame bitte». (J oh. 15, 16). Die Aposte1 wu1'den vom Hei1and nach der Aufe1'stehung mit seiner Vollmacht in die We1t gee bis an das , . 'hnen alle Ende de1' WeJt» sei (Matth. 28,18ff). Demzufolge gibt es etwas wie und eine de1' Moglichkeit und des Gehaltes cine inne1'halb de1' Gemeinschaft Ki1'che, so dass auch die Mog1ichkeit de1' M::::,1:t Ge- '. Wl1', nun die zweite F1'age stellen: Wie hat sich diese un.sichtba1'e, 1'eale B,8it Q'o'r Cbrist.en i!]]f E1'den zu bekunden? Hie1' wi1' uns gleich an das W o1't des He1'ren. e1'lnne1'n.: neues Gebot gebe icll euch, dass ih1' einander lieben. sollt, wle ich Cllristlicile Einheit und Einigung der Christen 33 euch geliebt habe, dass auch ihr einander lieben sol1t. Daran wird jeseid, wenn ihr Liebe unterdermann erkennen, dass ihr meine J einander habt» (Joh. 13,34-35). Dies') zitierten Worte des Heiland besagen, dass fiCll die Christen zunachst miteinander gesinnungsdass jeder Christ den Mitchristen gleichmassig verbunden wissen, sam Erweiterung Selbst betrachtet und Denn die LieZustand, vollzogene Verbindung, be ist im Grunde genommen Vereinigung mit der geliebten Person. Die Bezeichnung der Mitchristen als weist darauf hin; denn mit dem leiblichen man sich ja «urverbunden», weil man eben auch (<urverwandt» ist, da der gemeinsame Vater beide gilt. Das namliche sol1 auch Bezug die Mitcllristen gelten, da a11e Christen Christo und Glieder und derselben Famillie sind, d. der Gott-Menschen-Gemeinschaft, also der Kiche. Man kann weiter sagen, dass diese Verbundenheit die Anspragung der religios-sozialen Seelenfunktion voraussetzt, nnd zwar ihrer b?stmoglichgten Form. Denn die religiose Seelenfnnktion1 auf den Absoluten Geist gerichtet, also anf Gott, nnd stel1t den Kontakt nnd die Gemeinschaft des Menschen mit Gott her. Die soziale Seelenfnnktion ist anf den «relativen» Geist, also auf den Mitmenschen gerichtet, nnd stelJt den Kontakt nnd die Gemeinschaft mit den Mitmenschen schlechthin her. Die Ansprag'ung dieser beiden Seelenfnnktionen fordert das Gebot der Liebe Gott nnd del' Liebe zum welche Anspragung zugleich die Grundlage die Entfaltnng und Auspragung der Seelenfunktionen darstelle: «Dn sol1st den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Denken». Und weiter: «Dn sol1st deinen Nachsten lieben wie dich selbst». Und znm Schlnss: «An diesen zwei Geboten h angt das ganze Gesetz und die Prophetell». Das Gebot «ist das grosste und eHlte», «das zweite ist gleich» (Matth. 22, 37. 39). Das sind die a11gemein dekannten Fordekann aber rungen der Bibel bzw. des Neuen Testamentes. zngleich sagen, dass keines der beiten Gebote wesensgemass ausgepriigt kann: Die Auspragung der religiosen Seelenfnnktion und die Verwirklichnng d9S Gebotes der Liebe Gott fordert zugleich die Anspragung der Seelenfunktion und die Verwir1. Vgl. unseren Aufsatz: naheren Bestimmung des Gegenstandes der relig'ionspsychologischen Forschung» in: (,Arclliv ftir Religionspsycholog'ie», Bd. (1962). Griechisch in: der Theologischen Fakultat Thessalonike, Bd. 7 (1963). 3 Basii Exarchos 34 klichung des zweiten Gebotes, des Gebotes der Nachstenliebf', und umGemeinschaft mit gekehrt. Und mit ekklesiologischen Worten: Gott - also die Zugeh origkeit der Kirche als Gott-Menschen-Gemeinnicllt moglich, wenn di!) Gemeinschaft mit schaft - ist dem Mitmenschen, also mit den anderen Christen zunachst, nicht. wirklich ist: «Geliebte, lasset uns einander lieben, denn die Liebe ist aus Gott, und jeder, der liebt, ist aus Gott gezeugt und erkennt Gott. Wer nicht liebt., hat Gott nicht erkannt; denn Gott Liebe». ,. Und weiter: «Niemand hat Gott j emals geschaut; wenn wir einander lieben, bleibt Gott uns, und seine Liebe ist vollendet». - «Gott ist Liebe, und wer der Liebe bleibt, der bleibt Gott,und Gott bleibt ihm» (1. J oh. 4, 7. 8. 12. 16). Und umgekehrt: die Nachstenliebe allein, d.h. ohne die Gemein&chaft mit Gott durch den Heiland, ist und bleibt ohne objektiv unsicbtbaren Erfolg: «lch bin der Weg und die Wahrheit und das Lebenj niemand kommt zum Vater ausser durch mich. Wenn ihr mic}l erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen» (J oh. 14, 6. 7). Wenn die Dinge Jiegan, wenn sich die Kirche als Gott-Menschendieser Einheit Gemeinschaft durch ihre sichtbare Seite auf Erden manifestieren hat, was konnen bzw. wir Zerspljtterung der Christen auf dsr Erde oder ihre Vereinigung sagen? Nach aUSsen hin finden wir eine mannigfache vVirklichkeit Gemeinschaften und Gruppen, welche sich den Anspruch erheben, sein. Es fragt sich «Kirchell» bzw. «Christliche wie ist diese Ersclleinung verstehen bzw. beurteilen? Grund dessen, was wir die Kirche gesagt haben, 1. kann eine solche Vielzahl Gemeinschaften und Gruppen nicht a1s gerechtfertigt betrachtet werden, sollte sich dabei um wirklich christkann eine Kirche auf der liche Gemeinschaften handeln. Dann Apostel Paulus seiWelt existieren. Die Frage und Emporung ? hier. Es gibt ein Entweder-Oder: Entwfder gehort man Gott-Menschen-Gemeinschaft, a180 der e n e n und al1 e Kirche oder nicht. der gen , ---- .. znniicbst. wobei die menscllliche Schwache und Unzulanglichkeit wohl .. . dieser Zustand muss sobald wie mD· Iich den welche sehr aufgehoben werden. Schismen gehoren, Christliche Einheit und Ein!g'ung' der Christen 35 grosssind und moglicllst schnelle Reue verlangen. Man mochte dabei nicht .versauinen zu ·sagen, dass das Scllisma eher·· die als das Kirchenvolk betrifftj denn das Kirchenvo!k wird und bringt nicht selten aucll Missfallen zum Ausdruck. 3. Anders stehell die· Dinge Bezug auf diejenigen GruJ!pen,· deren ZugehOrigkeit zu der unsiclltbaren Gemeinschaft Kirche entweder nicht vorhanden oder zweifelhaft ist. Denn gibt auch den Fa!l; wobei die Zugehorigkeit zu der e n e n, unsichtbaren Gott-Menschen-Gemeinschaft, also Kirclle, nicht existiert, 'und die betreffenden Gruppen abgefallen sind. Solche Gruppen hat scllon der ersten Zeit desChristentums gegeben: die Gnostiker etwa gehoren hierher. Diese Kategorie christlicih-genannten, nicht christlichen Gruppen nennt man Haretiker. Es gehort zuz Haresie, dass bei der riahme der geoffenbarten Wahrheiten wesentliche Fehlgriffe begeht. Das bedeutet, dass die Haretiker allein durcll ihre eventuellen <<praktischell» Lebensformen - auch wenn ausserlic]} christlich erscheinen::' riicllt an der Erlosung teilnehmen, bzw. nicht der und alleinigen Kirche als Gott-Menschen-Gemeinschaft gehoreri lcOnnen. Wahrend alsobei dem Schisma die grundsatzliclle ZugehOrigkeit der unsiclltbaren Gemeinschaft Kirc]le nicht zerstort wird, handelt es sich bei der Haresie um Abfall aus der Gemeinschaft Kirche, dass jede praktische christliche und jeder sonstige gute Wi!le nicht erfolgreich kann. Die· einzige Voraussetzung dazU: und bleibt die der geoffenbarten, wesentlichen Wahrlleit.· Also: Haresie zum Bruch mit der unsichtbaren, ein:en und alleinigen Gemeinschaft Kirche, gleich wie die Apostasie, die Ablehnung der ehristlichen \Vahrheit Denn beide Male ist die Erlosung der Menschen, die dieser abgefallenen bz\v. draussen, ausserhalb der Kirche bleibenden Gruppe ge]loren, unmQglich. Es gilt der Satz: Extra ecclesiam nulla salus! Wir haben Klarheit den Sachverhalt scllaffen. 1ch mochte glauben, dass diese verhaltnismassig Darstellung d9r Dinge und die Moglichkeit geschaffen llat, den Sinn einer Okumenischen Be\vegung bz\v. den Sinn Vereinigung' der Christen lclar verstehen. Wir kQnnen abschliessend feststellen: 1. Vereinigung der Christen bedeutet, dass die auf Erden lebenden Menschen bzw. menschlichen Gruppen, die der unsichtbaren Gott-Menschen-Gemeinschaft gehoren, auch sichtbar ihre Einheit bekunden haben, also irdische Hindernisse aufzuheben haben. Welche Basii Exarchos den als christliche Gruppen sich bezeichnenden zu dieser unsichtbaren, wirklichen Gott-Menschen-Gemeinschaft gehoren, das jeweils und Fall zu Fall zu denn ohne diese unsichtbare ZugehBrigkeit zu der unsichtbaren Kirche kann es sich nicht um eine gung der Christen handeln. Darin sehen wir die erste, wiclltigste Voraussetzung eine sinnvoHe und zugleich fromm3 Einigungsarbeit. 2. Bezug auf diejenigen, welche sich Christen halten, ist es unsere Pflicht zu helfen, dass dieser ihr Irrtum aufgehoben werde. Das liegt auch im Interesse der namlichen, denn kein Mensch mochte sicll Irrtum befinden, und zwar Unheil seiner besten Existenz, seiner Seele. Hier bedeutet eine Einigungsarbeitobjektiv gesehen - eine Hilfe zum Fortschritt auf dem Wege zu der Kitcheals der Gott-Menschen-Gemeinschaft. Diese Hilfe hat umsomehr einen besonderen Charakter a]s diese Menschen-Gruppen den heissen Wunsch zeigen, der Gemeinschaft Kirche - der unsichtbaren und der sichtbaren - anzugehOren. nach weltlichen Massstaben, also nur aussere Einigung, kann keinen Sinn haben. Man darf das «Irdische» nicht obwalten lassen. Das Vatikanische unserer Tage und die aHgemein angenommene Okumenische Bewegung zu einer Bkumenischen gung aller Christen, wollen wir als Gottes ansellen. Lasset uns hoffen, dass zunachst die - erlauben Sie mir diesen Ausdruck - gespaltene Einheit ,vieder hergestellt werde, und dass dann auch diejenigen, die sich Christen nennen und schon gute Schritte auf dem \Vege zu der unsichtbaren Einheit gemacht haben, zu einer voHen Vereinigung gewerden; dann konnen wir auch hoffen, dass letztlich die Menschheit nach zwei J ahrtausenden endlich die ernste Neigung zeigt und den Entschluss zu fassen fiihig werde, die Finsternis-Gemeinschaft zu verlassen und der einen, heiJigen, allumfassenden Gott- Engel-Menschen