Trinken : vom ewigen Durst der Fische - E

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Trinken : vom ewigen Durst der Fische
Autor(en):
Lincke, Till
Objekttyp:
Article
Zeitschrift:
Du : die Zeitschrift der Kultur
Band (Jahr): 61 (2001-2002)
Heft 714:
Wasser : das Thema des Jahrhunderts
PDF erstellt am:
02.11.2017
Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-300440
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Vom ewigen Durst der Fische
Als der Überlebenskünstler Alain
Bombardier in den sechziger Jahren
im Schlauchboot über den Atlantik
paddelte, hat er einen grossen Teil
seines Flüssigkeitsbedarfes mit
Hilfe einer Fischpresse gedeckt. In
Tag — trinken musste, würde innert
Kürze zugmnde gehen. Um die
Nieren zu entlasten, verfügen die
marinen Knochenfische über Salz¬
drüsen, die in den Kiemen lokalisiert
sind. Das Hinausbefördern der
überschüssigen Na+- und CLTonen
Anbetracht der deprimierenden
Alternativen an Flüssigem Meer¬
gegen das Konzentrationsgefälle
-
wasser oder der eigene Urin -, mag
der fragwürdige Geschmack des
so gewonnenen Getränkes in den
Hintergrund getreten sein. Die
Geniessbarkeit von Bombardiers
Fisch-Drink ist in erster Linie dem
geringen Salzgehalt der Meeres¬
bewohner zu verdanken. Die meis¬
ten marinen Knochenfische sind
imstande, die Salinität ihrer Körper¬
flüssigkeit konstant zu halten, und
dies auf einem Niveau, das mit rund
einem Prozent drei- bis viermal tie¬
fer ist als dasjenige des umgebenden
Meerwassers.
Das ist eine beachtliche Leis¬
ist allerdings mit beträchtlichem
Energieaufwand verbunden, so dass
ein Fisch, der vom Atlantik ins
salzhaltigere Mittelmeer schwimmt,
an Fitness einbüsst.
Im Gegensatz zu den
Meeresbewohnern sind die Süsswasserfische äusserst zurückhaltende
Trinker die Wasseraufnahme
durch den Mund beschränkt sich
-
aufdie geringen Mengen, die sich
beim Fressen nicht vermeiden lassen.
Ihre Körperflüssigkeit enthält eine
grössere Konzentration an Elektro¬
lyten, ist also salziger als das Aussenmilieu. Der osmotische Druck wirkt
deswegen von aussen nach innen,
tung. Die schuppige Haut eines
Fisches ist zwar weitgehend wasser¬
sie «saugen» sich
dicht, wegen des Konzentrations¬
schliesslich platzen, ein Schicksal,
dem sie nur dadurch entrinnen, dass
gefälles zwischen ihrer Körperflüssig¬
keit und des salzhaltigeren
Aussenmilieus entsteht jedoch ein
osmotischer Druck von innen nach
aussen.
Aufgrund dieses physika¬
lischen Gesetzes tendieren fast alle
marinen Fische dazu, Wasser
durch ihre permeablen Oberflächen
(Kiemen, Mund- und Nasen¬
schleimhaut) zu verlieren und
Salzionen aufzunehmen. Um den
osmotischen Wasserverlust zu
kompensieren, sind sie grosse Säufer
und müssen eine tägliche Wasser¬
menge trinken, die rund zwölf
Prozent ihres Körpergewichtes ent¬
spricht. (Die Trinkrate ist vom
Salzgehalt des Wassers abhängig.
Aale, die versuchsweise in doppelt
konzentriertem anstatt normalem
Meerwasser gehalten wurden,
tranken mehr als das Zweifache.)
Ein Mensch, der eine seinem
mit dem umgeben¬
den Wasser voll und würden
sie
zehn- bis hundertmal mehr
als ein vergleich¬
Urin ausscheiden
barer Salzwasserfisch.
Aber Vorsicht: Nicht jeder
Meeresbewohner eignet sich für die
Verarbeitung in Bombardiers
Fischpresse. Verschmähen soll man
die Krabbe Maja oder den Seestern
Asterias, beides osmotische Oppor¬
tunisten, die den Salzgehalt ihrer
Körperflüssigkeit der Umgebung an¬
passen. Hai- und Rochen-Drinks
wiederum sind nur fur Liebhaber
eines strengen Geruchs empfehlens¬
wert - diese Knorpelfische reichern
ihre Körperflüssigkeit mit
Trymethylamin und Harnstoff an,
osmotisch aktiven Substanzen, die
ihnen erlauben, sich der Umgebung
-
isosmotisch mit gleichem
osmotischem Druck anzupassen
-
Till Lincke
Gewicht entsprechende Menge
an Salzwasser
—
etwa zehn
Liter pro
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Mein Leib, die Schenkel und der stille Arm
Die untersuchten Vögelfuhren nicht genügend Wasser mit sich, um bei diesen
Aussentemperaturen eine längere Strecke zu bewältigen. Nicht das Fett, sondern das
Wasser wird zur beschränkenden Grösse. Die Vögel müssen, wollen sie ein Meer
Wir liegen still im Wasser, ganz geeint
Nur wenn die kühlen Fische durch uns schwimmen
Fühl ich, dass Sonne überm Tümpel scheint.
oder eine Wüste überqueren, bei tieferen Temperaturen fliegen. Bei einer Tempera¬
tur von 5 Grad und weniger würde das selbsterzeugte
Bertolt Brecht
Ich sah drei Sirenen, die sich sehr hoch aus dem
Meer erhoben. Sie sind nicht so schön,
wie sie gemalt werden, denn in gewisser Weise haben sie ein Gesicht wie ein Mann.
Logbuch des Kolumbus
Wasserfür die Kühlung
ausreichen. Daher müssen Zugvögel sehr hoch oder bei Nachtfliegen. Dies können sie
aber nur tun, wenn die 5-Grad-Celsius-Zone nicht zu hoch liegt, da in der
dünnen
Luft die Atmung sonst zusätzliches
Wasser
efordern würde. Optimal wäre
eine so niedrige Temperatur auf der Höhe von 700 bis 1000 Meter über Meer.
Daraus wird ersichtlich, aufweiche Gratwanderung sich Zugvögel begeben.
Idont drink water. Fishfuckin ' in
it.
«Neue Zürcher Zeitung», Forschung und Technik, 20. Dezember 2000
W.C. Fields
Ein asiatischer
Elefant auf
Tauchgang
im Golf von
Bengalen.
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