Dr. med. Dipl.-Psych. Roland Heinzel, Steißlingen:

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Dr. med. Dipl.-Psych. Roland Heinzel, Steißlingen:
Gewalt, Trauma und Frieden - um uns und in uns:
Von der Sozialwissenschaft zur Tiefenpsychologie
Vortrag bei der AWC-Tagung Überlingen 2. Nov. 2013
LIED: KINDER DER ERDE (Roland Heinzel 1984)
Alle wünschen wir uns den Frieden,
Und dass die Völker sich besser versteh’n,
und dass die Menschen im Norden und Süden
sich als die Kinder der Erde seh’n.
Doch den Frieden, den muss man üben,
denn ganz von selber wird es nicht geh’n.
1. Wie viele Lieder singen von Liebe,
singen die Träume von Menschlichkeit doch unser Alltag ist oft so trübe,
und schon im Kleinen gibt es oft Streit
Und wie oft kommt mit der Liebe das Leiden,
und auf das Ja-Wort folgt bald das Nein !
Wie viele Menschen woll’n das vermeiden,
suchen die Freiheit - und bleiben allein !
Refr.: Alle wünschen .....
2. Unsere Wünsche sind oft verschieden,
zusammen leben, wie weh das oft tut.
Doch wir versuchen’s, denn für den Frieden
braucht man Vertrauen - und dazu viel Mut !
Ja, auch wir beide sind Kinder der Erde,
Teil ihrer Last und Teil ihrer Zier.
Sie hofft auf uns, dass Frieden werde,
und der fängt an zwischen Dir und mir !
Wenn ich früher in die Zimmer unserer Söhne ging, dann lagen da oft Schwerter,
Zorro-Masken und andere martialische Gegenstände, und ihre Lego-Raumschiffe
waren ausgerüstet mit Raketen und Laser-Kanonen. Wenn ich die beiden unten
spielen hörte, dann klang es oft wie eine Kriegsberichterstattung. Und auch noch
heute, nach ihrem Studium, bauen sie, wenn sie sich mal treffen, immer noch gern
gemeinsam gut bewaffnete Lego-Raumschiffe.
Meine Frau und ich hatten uns damals manchmal gefragt: Ist das normal? Müssen
wir doch mal einschreiten – spätestens bei der Wachsbombe, die wie ein kleiner
flammender Atompilz über unserem Grillplatz aufstieg? Aber sie erschienen uns ja
sonst ganz "normal", fröhlich, hilfsbereit und naturverbunden, v.a. wenn wir durch
den Wald zogen und Dämme und Hütten bauten. Heute weiß ich: Es IST normal –
vielleicht fast andersherum unnormal, denn sie klettern, snowboarden und reisen,
aber beide haben bis heute keinen Fernseher.
Aber wo ist die Grenze zur Gewalt? Beim Ego-Shooter-Spiel? Beim Mobbing?
Oder erst beim richtigen „Schlägern“ auf dem Schulhof oder in der U-Bahn ?
Ist das Böse „banal“, wie Hannah Arendt es ausdrückt? Vieles schon, aber
gibt es auch ein genuin tiefsitzendes Böses, Gewalttätiges in uns Menschen?
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1. EINFÜHRUNG:
Deine Gewalt ist nur ein stummer Schrei nach Liebe,
deine Springerstiefel sehnen sich nach Zärtlichkeit.
Du hast nie gelernt, dich zu artikulieren,
und deine Eltern hatten niemals für dich Zeit !
(„Die Ärzte“ 1984)
“I killed a man in Reno just to watch him die”
(Johnny Cash, Folsom Prison Blues)
1.1 Die Gewalt und wir:
Zur Einführung ein kleines Erlebnis, das ich als Grundschüler bei der Besichtigung
der Nürnberger Burg hatte:
Wir alle, auch etliche ältere Schüler und Erwachsene, liefen mit mäßigem
Interesse dem Fremdenführer hinterher. Plötzlich entstand ein unglaubliches
Gedränge. alle schoben sich „mit Gewalt“ nach vorn. Ich wusste erst nicht,
wie mir geschah, bis mich durch "Mundfunk" die Kunde erreichte: Dort vorne
ist die Folterkammer zu besichtigen !!
In Deutschland wurden schon in den 1990-er-Jahren pro Minute mehr als 10 Straftaten begangen, d.h. täglich 11000 Diebstähle, Einbrüche und Überfälle, 2000 Autos geknackt, fast 1400 Einbrüche in Wohnungen und Geschäften, 1500 Ladendiebstähle, 7 Morde, 15 Vergewaltigungen und 3 Banküberfälle. 1992 gab es weltweit 52 Kriege mit ca. 500.000 Todesopfern! Und bis heute trieft die zweite Hälfte
der Tagesschau von Bomben- und Selbstmord-Attentaten. Auch in unserem "friedlichen" Land: Hoyerswerda, Erfurt, Winnenden usw…..Ausländerhass, NSU-Morde,
Video- und Computerspiele.
Aber - auch kollektive und institutionelle Gewalt: ökonomisches und soziales Gefälle, die Schere zwischen Arm und Reich innerhalb und zwischen den Staaaten – vor
allem zwischen Nord und Südhalbkugel. Ausbeutung der Entwicklungsländer und
der Natur, Waffenexporte, Interessen-Egoismen, Lobbyismus, Macht multinationaler
Konzerne, umweltfeindliche Technik und Gentechnologie ("Diktatur der Zauberlehrlinge", F.Hacker). Alte und neue Feindbilder, und nicht zuletzt viele kleine Kämpfe,
Stiche und Sadismen in persönlichen Beziehungen, Mobbing in den Betrieben.
Dass nach dem Ende des 2. Weltkrieges die Menschen in Zivilisation und Demokratie allmählich "reifer" werden, hat sich wohl als Trugschluss erwiesen, es ist eine
Kränkung unseres Selbstbildes und Bedrohung unserer Hoffnung auf Frieden!
Gewaltphänomene haben nicht nur völlig verschiedene Ursachen und Auslöser,
man kann sie auch aus unterschiedlichen Blickwinkeln und in verschiedenen Dimensionen betrachten und analysieren. (Folie 1)
Zudem gibt es zumindest drei Ebenen, auf denen das Thema Gewalt und Macht
behandelt werden kann: Die Makro-, die Meso- und die Mikro-Ebene.(Folie 2a u. b)
1.2 Gibt es einen „Aggressionstrieb?
Dazu zunächst ein kleiner evolutionsbiologischer Rückblick:
Der Cro-Magnon, unser Stammvater, hat ja den Neandertaler verdrängt, nachdem
er sich (wie Genanalysen zeigen) ein bisschen mit ihm vermischt hatte. 2 Mill J. waren wir vorwiegend Jäger. Die Großwildjagd hatte allerdings nicht nur den Sinn des
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Nahrungserwerbs, sondern war - wie die archetypische Psychologie herausfand gemeinschafts- und bewusstseinsbildend (s. Giegerich 1988 u.1994), vielleicht auch
noch in europäischen Mittelalter, wie der Wikinger Hägar vermuten lässt. (Folie 3)
Also ist das "sogenannte Böse" (K. Lorenz) nicht ein biologisch, aber stammesgeschichtlich entstandener "Aggressionstrieb"? Nur ein gesundes "aggredi", ein "Etwas-in-Angriff-Nehmen"? Aber wie bei vielen unserer inneren Kräfte können wir unsere "innere Natur" auch hier nicht als Entschuldigung verwenden, sondern sie ist
auch eine Herausforderung. Immerhin wäre das eine erste Erklärung dafür, dass es
Gewalt zu allen Zeiten gab. Wahrscheinlich wurde sie früher eher als selbstverständlich hingenommen (wie Kinderarbeit, Sklaverei, Prügelstrafe, Hinrichtungen
usw.) Und es gab immer schon auch staatlich befohlene und organisierte Verbrechen, wie Christenverfolgung, Kreuzzüge, Hexenprozesse und Judenverfolgungen.
Aber der Neurobiologe Steven Pinker behauptet in seinem neuen Buch „Gewalt“, dass sie statistisch weltweit in den letzten Jahrtausenden stark abgenommen hat und die Menschheit sich heute in ihrer gewaltärmsten Phase befinde. Der Mensch lerne immer mehr, die Triebe zu beherrschen, die ihn früher
zu Mord und Totschlag gedrängt haben. Dieser Zivilisationsprozess begann
laut Pinker schon beim Übergang von der Sammler- und Jägergesellschaft zu
Ackerbau-Kulturen und Städtebau. Wahllose Überfälle und Stammesfehden
gingen zurück, die Mordrate sei auf einen Fünftel gesunken. Seine Thesen
werden natürlich kontrovers diskutiert – v.a. sein statistisches Material.
Eine gewisse Unterstützung bekommt diese These durch die Recherchen und Gedanken von Jeremy Rifkin in seinem Buch „Die empathische Zivilisation“.
„Aggression“ ist kein einheitliches Konzept. Aber inzwischen ist man sicher, dass es
keinen Aggressions-„Trieb“ im engeren Sinne gibt. Man geht heute davon aus, dass
aggressive Affekte und Verhaltensweisen eher eine Schutz- und Abwehr-Funktion
haben, nach außen und nach innen, für den Einzelnen und für die Gruppe. Wie sich
Gewalt in Gruppen, besonders in Soldatengruppen, entwickelt, die z.B. unschuldige
Zivilisten, auch Kinder, töten, dieser Frage geht ein Film des Oscar-Preisträgers
Stefan Ruzowitzky nach, mit dem etwas reißerischen Titel „DAS RADIKAL BÖSE“
(Doku-Drama mit Prädikat „Besonders wertvoll“). Er läuft am 14. Januar 2014 an.
Nach Jaak Panksepp u. a. gibt es zwei grundsätzlich verschiedene Arten von
Aggression, die auch hirnphysiologisch unterschieden werden können:
1. Wut-Aggression als Abwehr von Angst. Dieser Affekt liegt auch neurobiologisch nahe bei den Erregungszuständen der Angst.
2. Beute-Aggression: Hier handelt es sich, wie bei der Katze, die eine
Maus jagt, eher um ein lustvolles Geschehen, auch hirnphysiologisch.
Hierher gehört auch die „erlernte“ Aggression, die durch Nachahmung
von Vorbildern und durch Gruppendruck erzeugt wird ( sie ist z.B in einfach strukturierten Randgruppen-Milieus und unter Soldaten häufiger).
Natürlich gibt es auch Mischformen, z.B. kann zunächst eine Bedrohung WutAggression auslösen, die dann in Beute-Aggression übergeht. Nur der Mensch
kann (v.a. durch Waffen-Technik) den AHM, den Angeborenen Hemm-Mechanismus, überwinden, der eine Tierart daran hindert, sich selbst auszurotten. Auch kann
die Wut durchaus das Objekt wechseln, d.h., sich nicht gegen den Bedrohenden
wenden, sondern gegen einen Sündenbock.
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1.3 Versuche von Abgrenzung und De-Finition:
Wir hätten gern klare Grenzen zwischen den "Normalen" (also uns) und den Gewalttätern ! Und wenn es schon keine klare Trennung gibt, dann doch wenigstens
zwischen Opfern und Tätern! Aber das ist unrealistisch ! Gewalt, v.a. die destruktiven Folgen von Machtgefälle und Aggression, ist vom "Normalen" nicht zu trennen:
Ge-walt": Ver-walten, „Erziehungsgewalt", „Staatsgewalt" „das walte Gott" Althochdeutsch "Waltan" = "stark sein, herrschen". Gewalt besteht aus Handlungen, die entweder aufgrund einer Machtposition ausgeübt (oder verübt)
werden oder eine Bemächtigung darstellen, durch die man Macht gewinnen
will. Macht an sich ist weder gut noch schlecht, es kommt darauf an, wie und
warum sie ausgeübt wird und welche Funktion sie hat. Umgekehrt ist „Frieden“ ein Zustand von Gerechtigkeit und gleicher Augenhöhe, oder einer „legitimen“ Asymmetrie, wie zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer oder zwischen Eltern bzw. Lehrern und Kindern. Im privaten Bereich kann die Asymmetrie auch psychodynamisch begründet sein (s.u.) Destruktive Gewalt beruht immer auf einer nicht legitimen, „ungerechten“ Asymmetrie der Kräfte.
Auf allen 3 Ebenen geht es prinzipiell um die Frage: Wer hat die „Definitionsmacht“, wer bestimmt die Regeln? Z.B. wie man sich verhalten darf, was unterlassen werden muss, was wer wann sagen oder tun darf, welche Emotionen oder Affekte wer zeigen darf und wer nicht. Bei den Römern sagte man:
„Quod licet Jovi non licet bovi“, zu deutsch: Was dem Jupiter geziemt, darf
sich der Ochse noch lang nicht erlauben!“ Mehr dazu im Kap. Tiefenpschologie.
1.4 Ursachen-Suche und Hirnforschung
Wie bei Krankheiten wird auch bei der Gewalt immer mehr auch nach den "Ursachen" gefahndet. Aber das ist schwierig, wie bei allen „multifaktoriellen“ Phänomenen. Und natürlich werden von verschiedenen Seiten - ähnlich wie in der Medizin
die "Erreger" - immer wieder auch schnell "Schuldige" gefunden, wie der Aggressionstrieb (s.o.), die lebensfeindliche Umwelt in den Städten, das Fernsehen, die
"Überfremdung" - und immer wieder der Verlust der "Werte", den die Politiker bei
den Bürgern und die Bürger bei den Politikern beklagen, usw. Das ist ja alles auch
nicht falsch, denn alle diese "Erreger" erregen uns ja auch (hoffentlich!). Und wenn
man einen Schuldigen (im Außen) gefunden hat, kann man sich zurücklehnen, weil
man dann die Verantwortung abgeschoben hat. Folie 4
Je enger der Blickwinkel ist, desto eher findet man eine einfache (oft banale)
Ursache, aber je weiter man ihn fasst, desto mehr muss man sich auf Wechselwirkungen, Ineinandergreifen verschiedener Faktoren, also wie bei Krankheiten eine ganzheitliche Sichtweise. Anstelle der schlichten Suche nach
Schuldigen muss man also Gewalt als ein Symptom betrachten - aber für welche Krankheit? Um das besser zu verstehen, brauchen wir die genannten Dimensionen und die 3 Ebenen, die man auch kollektiv, sozial und individuell
nennen könnte und die in enger Wechselwirkung zueinander stehen - und wir
müssen uns zwischen diesen hin- und herbewegen.
1.5 Kampf- und Flucht-Reaktionen aus dem Zwischenhirn:
Im Laufe der Evolution haben sich unterhalb der langsam wachsenden Hirnrinde
schon früh Kerne, also Neuronen-Haufen, gebildet, die für das Überleben notwen-
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dig waren. Hier wurden alle wichtigen Erfahrungen, vor allem Bedrohungen und
Chancen zum Überleben, gespeichert. Das Zentrum für Angst, Flucht und Kampf ist
die Amygdala, der „Mandelkern“ im mittleren Teil der Schläfenlappen. Die darin gespeicherten Erfahrungen und die daraus entstandenen Programme können nie
mehr im Leben gelöscht werden. Das heißt, wenn eine neue Situation, in die der
Mensch gerät, Ähnlichkeiten mit einem frühen traumatischen oder schon bedrohlichen Geschehen hat, werden sofort die dafür zuständigen Affekte wie Angst und
Wut, und daraus folgend die Flucht oder Kampf-Programme aktiviert. Dazu ein Blick
auf die 4 Ebenen der Psyche im Gehirn. Folie 5
Gegenspieler der Amygdala sind v. a. Teile des Stirnhirns, die die Affekte mäßigen
und mit der Zeit symbolisieren und versprachlichen können. Aber je archaischer
und früher eine Beeinträchtigung und Traumatisierung stattfand, desto autonomer
laufen die Reaktionen ab, wenn alte Muster reaktiviert werden.
Wenn z.B. das Trauma darin besteht, dass das kleine Kind sich von der primären
Bezugsperson vernachlässigt und nicht wahrgenommen fühlt, ist das ein Warnsignal, denn in der Zeit der Jäger und Sammler war das lebensbedrohlich – d.h., das
Kind wurde evtl. vergessen oder aus anderen Gründen zurückgelassen, wenn die
Horde weiterzog. Deshalb sind diese Reaktionen fast immer vorsprachlich und viel
schneller als jede Vernunftreaktion. Doris Reile schreibt dazu:
Ein großer Teil der manifesten Gewaltausübung wird also vermutlich ausgelöst
durch derartige kaum bewusste Trigger-Reize, die bei den einen den Rückzug, bei
andern den Angriff auslösen. Dabei spielt natürlich – v.a. bei Skinheads und anderen gewaltbereiten Jugendlichen – auch der Gruppendruck (s.o.) eine Rolle. Wer
nicht mitmacht, ist ein Feigling und „gehört nicht mehr dazu“ !!!
Es gibt noch viele andere Mechanismen der Gewalt-Auslösung, aber die meisten sind Varianten dieses Musters: Um nicht (wieder) Opfer zu werden, wird
man lieber Täter, also „Angriff ist die beste Verteidigung“. (s. Anhang)
2. PSYCHOLOGIE : Die Brücke zur Dynamik von Psyche und Beziehung
2.1. Allgemeine Psychologie
2.11 Strukturelle Gewalt:
Im Gegensatz zur manifesten, aktuellen Gewalt steht die institutionalisierte, sog.
"strukturelle" Gewalt. Dieser von dem norwegischen Friedensforscher Johan Galtung stammende Ausdruck meint das
Maß an Terror und Repression, das in einem Gemeinwesen zur quasi selbstverständlichen Struktur geronnen ist.
D.h., wir sind uns dessen normalerweise gar nicht bewusst. Aber wenn wir uns
über die Bürokratie ärgern, empfinden wir vielleicht die Verwaltung eher als Vergewaltung !
Aber nicht nur in erstarrten Bürokratien ist strukturelle Gewalt zu finden. Auch wenn
Menschen unter ungewöhnlichen Bedingungen plötzlich überleben müssen, kann
sich ein gnadenlos hierarchisches, auf Gewalt basierendes System entwickeln - und
es kommt meist zu Polarisierungen und "Bandenkriegen". Siehe den Film "Herr der
Fliegen" nach dem Roman von William Golding. (Wenn kein Außenfeind da ist,
muss zur Solidarisierung der Gruppe einer geschaffen werden.).
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2.12 Giftmüll-Deponien
Tilmann Moser hat in seinem Buch "Politik und seelischer Untergrund" beschrieben
dass Nazi-Terror und schreckliche Kriegserlebnisse äußerlich und innerlich in den
Seelen der Ältesten von uns oder unserer Eltern-Generationen tiefe Spuren hinterlassen haben, die abgelagert wurden in "unterirdischen Giftmüll-Deponien“ und
nach dem Krieg in Wiederaufbau und Wirtschaftswunder nicht verarbeitet, sondern
an die nachfolgenden Generationen in verschiedenen Formen „vererbt“ wurden,
In einem Vortrag bei der Jahrestagung 2012 der Gesellschaft für Psychohistorie
und Politische Psychologie habe ich dieses Erbe „destruktive Implantate“ genannt
(Heinzel 2012). A. u. M. Mitscherlich haben ja schon Ende der 60er Jahre auf unsere "Unfähigkeit zu trauern" hingewiesen. (Internet-Gruppe: www.kriegsenkel.de)
Aus tiefenpsychologischer Sicht waren Wiederaufbau und Wirtschaftswunder Formen einer kollektiven progressiven Abwehr, d.h. einer "Flucht nach vorn" vor Trauer, Scham, Schuldgefühlen, aber auch der hilflosen Wut der von einer gnadenlosen
Staatsmaschinerie traumatisierten und um Jahre ihres Lebens und oft um ihre Gesundheit betrogenen Menschen.
Die Aufbruchsstimmung durch die Auflösung der Sowjetunion und die Wiedervereinigung hat inzwischen kräftige Dämpfer erlitten, so dass uns die Gewalt-Welle heute besonders schmerzt. Die Trauerarbeit wartet immer noch auf uns. H.E.Richter
gab deshalb einem Buch den Titel: "Wer nicht leiden will, muss hassen".
Jetzt droht uns in vielen Ländern durch die sich vergrößernde Schere zwischen Arm und Reich, durch Überschuldung und Massenarbeitslosigkeit eine
Schwächung der Demokratie und ein Auseinanderbrechen der Gesellschaft.
Oft führte früher eine solche Krise zu Diktaturen. Derzeit bewegen wir uns
global hin zu einer Diktatur der Finanzmärkte und multinationalen Konzerne –
unterstützt von NSA und Internet-Giganten (Siehe das Buch von Iliya Trojanow: „Der überflüssige Mensch. Unruhe bewahren!“
2.13 Persönliche Betroffenheit und Affekte:
Wir müssen uns wohl oder übel auch mit uns selbst befassen. Und da wird vieles
eine Zu-Mut-ung sein !! Zunächst einmal löst dieses Thema in uns Gefühle und Affekte aus, Und wir müssen sorgsam darauf achten, was wir mit diesen Affekten machen bzw. was die mit uns machen - oder was wir sie mit uns machen lassen!
Immerhin spüren wir in uns wahrscheinlich verschiedene Affekte.
Wir fühlen z.B Mitleid mit den Opfern, wir haben Angst davor, selbst einmal Opfer
einer Gewalttat zu werden, vielleicht schämen wir uns sogar für die Täter. Vorherrschend wird wohl eine eher hilflose Wut sein, wahrscheinlich gemischt mit Empörung. Aber Vorsicht! Dieses Wort weist uns schon auf drauf hin, dass wir uns empor
heben über Tat und Täter - und damit das Ganze auch vom Leib halten, so dass wir
selbst nichts damit zu tun haben und wieder zur Tagesordnung übergehen können.
Also lassen wir uns auf das Thema ein: D.h. mehr verstehen als bekämpfen!
Bei genauerer Betrachtung müssen wir also vermuten: Es besteht wohl in uns allen
im Hinblick auf diese Thematik eine tiefsitzende Ambivalenz, und zwar zwischen
einer (eher bewussten) Ablehnung (bzw. einem Ausweichen) gegenüber der Gewalt
einerseits und einer (eher unbewussten) Faszination andererseits.
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Ob wir besser, genauso oder schlimmer als die Tiere sind, ist noch offen. Neben
den Tricks, den „Angeborenen Hemm-Mechanismus“ technisch zu umgehen, haben
wir auch psychische Mechanismen, allen voran die Gefühlsunterdrückung bzw. –
abspaltung (s.u.). Bei Extremsituationen wie Krieg muss man differenzieren.
2.14 Krieg:
Dazu ein Bericht meines Vaters aus Stalingrad:
- Fühlen vermischt sich in Gefahrensituationen sehr mit dem Denken.
- Angst wurde immer kurzfristig erlebt und dann wieder weggeschoben, weil schon
wieder neue Bedrohungen kamen. Zur Verarbeitung war keine Zeit. Auch später haben die meisten Soldaten (die froh waren, davongekommen zu sein) wenig die
Angst und Trauer aufgearbeitet.
- Wut wurde wenig erlebt. Im Gegensatz zu früher, wo noch mehr mit der Hand und
Mann gegen Mann gekämpft wurde, hatten im zweiten Weltkrieg die meisten Soldaten keine besonderen Aggressionen gegen den "Feind".
Aggression ist in den Kriegen des 20. Jh. fast völlig instrumentalisiert, d.h..
1. Die Technik des Tötens auf Distanz überspielt den AHM (s.o.).
2. Die Befehlsgeber erleben nicht, was geschieht, und die, welche die Befehle
ausführen, sind im Befehlsnotstand (bzw. unter Gruppendruck), d.h., haben keine
Verantwortung. (s. auch den erwähnten Film „DAS RADIKAL BÖSE“)
2.15 Hierarchien:
Je größer die eigene Unsicherheit bzw. der unterschwellige Angstpegel, je größer
der Ordnungs- und Kontrollzwang und die latente hierarchische Struktur der Psyche, desto größer ist die Gefahr einer Manifestation von Gewalt.
Generell gilt: Wer Gewalt ausübt, fühlt sich fast immer subjektiv im Recht !
Eindrucksvoll waren die Experimente von Milgram und Zimbardo (die im Film ausführlich besprochen werden): Sie demonstrierten, dass auch im Frieden ein realer
oder eingebildeter "Befehlsnotstand" (bei Milgrams Experiment "Abraham") oder,
wie bei Zimbaros Stanford-Experiment, das auch verfilmt wurde, eine zufällige Einteilung der Versuchspersonen in "Wärter" und "Gefangene" fast alle Menschen dazu bringt, andere zu demütigen oder gar zu misshandeln.
Was die Gewalt in hierarchischen Institutionen betrifft, so ist bekannt, dass hier, z.
B. beim Militär oder im Strafvollzug, die Asymmetrie und Gewalt gleichsam „Teil des
Systems“ ist. Sowohl die strukturelle Gewalt zwischen Männern mit verschiedenen
Rollen in einer Hierarchie (s.o.) als auch die „gegenderte“ (von gender = Geschlecht) zwischen Männern und Frauen führt hier zu kaum lösbaren Problemen.
Über Gewalt im Knast siehe im Anhang einen Bericht der Psychoanalytikerin,
Gruppentherapeutin und Gleichstellungs-Beauftragten Franziska Lamott. Ebenso
bahnbrechende Überlegungen des türkischstämmigen Psychoanalytikers und Ethnologen Vamic Volkan über Gewalt als identitätsstiftende Kraft in Völkern.
2.2 Tiefenpsychologie:
Vorbemerkung:
Erstes Fazit: Gewalt und Macht beruhen auch psychologisch auf Asymmetrie
Asymmetrien kann man überall beobachten, manche sind naturgegeben bzw.
juristisch geregelt, wie zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern oder Vermietern und Mietern. Andere sind eher psychologisch bzw. tiefenpsychologisch begründet - um die geht es in diesem Kapitel.
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2.21 Kindliche Entwicklung und Versuche der Trauma-Verarbeitung
Um die individuelle Entstehungsgeschichte von Gewaltbereitschaft zu verstehen,
müssen wir uns mit den tiefenpsychologischen Entwicklungsphasen in der Kindheit
befassen. Dazu will ich nochmal auf unsere Söhne zurückkommen:
Auch wenn es manchmal heiß herging, der Kampf hatte und hat immer eine spielerische Qualität, ein Sich-Austoben und Kräftemessen. Auch wenn sie - wie leider
oft - mit mir kämpfen wollten. (Inzwischen reichen sie mir die Hände, wenn es bei
einer Bergtour über eine schwierige Stelle geht, und sie helfen sich beim Klettern.)
C.G.Jung und E.Neumann schildern die Stadien der kindlichen Entwicklung. Bei der
Reifung des Männlichen, bzw. des Animus (der männlichen Seite) der Frau, beschreiben sie u.a. eine "magisch-kriegerische" Phase, in die zu allen Zeiten auch
Kampfspiele gehörten (was Erzieherinnen heute leider manchmal zu schnell zu einem ADHS-Verdacht verleitet). Leider wurde, um später aus den jungen Männern
Soldaten zu machen – diese Tendenz oft von Machthabern missbraucht. Aber wie
sollte denn die kindliche Entwicklung im guten Sinne ablaufen, damit es zu weniger
Gewaltbereitschaft kommt? Dazu ein Exkurs in die frühkindliche Entwicklung.
Die beiden wichtigsten Voraussetzungen für eine gesunde Entwicklung des
Menschen in der Kindheit sind folgende:
1. Jeder Mensch muss von frühester Kindheit an erleben, dass er auf die Umwelt bzw. sein Gegenüber Einfluss hat, Wirkung und Resonanz erzielt (sog.
Selbstwirksamkeit). Wenn ein Säugling das zu wenig erlebt (z.B. weil die Eltern zu sehr mit sich selbst beschäftigt, überfordert oder traumatisiert sind),
entsteht in ihm ein Mangel im Gefühl der Bedeutsamkeit, ja überhaupt seiner
Existenz in dieser Welt, d.h., seine Identität kann sich nicht angemessen entwickeln. In der Tiefe wird sich ein "primäres Schuldgefühl" entwickeln
(Neumann), das man in Worten etwa so ausdrücken könnte: "So wie ich bin,
bin ich nicht in Ordnung - sonst würden die andern mich ja annehmen und
richtig auf mich reagieren!"
2. Er sollte um seiner selbst willen angenommen und geliebt werden und erst
einmal so gelassen werden, wie es ist. Aber hier stehen oft die Machtstrukturen in der Familie im Wege: Das Kind bekommt eine bestimmte Funktion in
der Familie: Es muss z.B. die Selbstwert-Defizite der Mutter bzw. ihre Depressionen ausgleichen, die Ehe kitten oder den frustrierten Ehrgeiz oder gar die
Kriegstraumata des Vaters auffangen und erlösen.
Diese beiden Störungen treten im allgemeinen zusammen auf, und die Deformierung des Kindes beruht auch auf diesen beiden Aspekten: "Wie ich wirklich bin, interessiert hier wohl niemand - aber wenn ich so "bin", wie sie mich
brauchen, dann darf ich weiterexistieren und bekomme das, was ich zum Leben brauche!" Allerdings führt eine solche Kompensation nicht nur zu Anpassung, denn das Kind verinnerlicht ja das ganze Beziehungsmuster. Es hat
also auch die Täter bald "internalisiert". Und daraus folgt: So, wie das Kind
behandelt wurde, so geht es später auch mit den andern um! Folie 6
Zweites Fazit: Gewalt ist Ausdruck einer Beziehungsstörung!
Unbewusst laufen später folgende "Überlegungen" ab:
“Um meiner selbst willen werde ich nicht geliebt. Um mich abzusichern, muss
ich also andere an mich binden und klein halten - oder ich muss mich dem
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oder den andern unterwerfen, mich (wie von den Eltern) benutzen lassen,
denn wenn ich dem andern nützlich bin, wird er mich nicht im Stich lassen.
Aber auf mein einfaches So-Sein, auf meine natürlichen Bedürfnis-Äußerungen bekomme ich keine Resonanz. Ich muss also entweder resignieren
oder Gewalt anwenden, um das, was ich brauche, zu bekommen.
Drittes Fazit: Gewalt resultiert aus einem Defitzit und aus Schwäche.
Fehlende Abgrenzung der Eltern, die Zerstörung der Identität eines Kindes
durch körperliche und psychische Gewalt sind zusammen mit der offen propagierten Gewalt in den Medien Haupt-Wegbereiter der erhöhten Gewaltbereitschaft, die auch durch die Anonymität und die Egoismen einer Leistungsgesellschaft gefördert wird. In vielen Kulturen, v.a. im Nahen und fernen Osten, geht manifeste Gewalt zum größten Teil von frustrierten, arbeitslosen jungen Männern aus, die kaum Lebensperspektiven haben, oft als Kinder traumatisiert wurden. Die erste Generation der Taliban waren Waisenjungen nach
dem Krieg zwischen Russland und Afghanistan, die in Koranschulen erzogen
(und instrumentalisiert) wurden. Hinzu kommen oft krasse patriarchale Gesellschafts-Strukturen, wie z.B. in Indien und hinterindischen Ländern.
Und so pflanzt sich eine Täter-Opfer-Dynamik durch die Generationen fort.
Auch im Alltag, zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen, auch
zwischen Partnern, gegenüber andern Menschen und gegenüber der Natur,
dominiert statt des Seins-Modus der "Haben-Modus".
Brennend aktuell ist die Weitergabe der Gewalt der immer mehr ent-humanisierten Arbeitswelt in die Familien: Die einen werden arbeitslos und deshalb
in der Familie depressiv oder gewalttätig, die andern müssen deren Arbeit
noch übernehmen – und geben den entstehenden Druck an die Familie weiter.
2.22 Die Macht von negativen Erfahrungen:
Wir müssen nochmals auf die Neurobiologie von Gewalt und Trauma zurückkommen, hier neben den selbst erlebten v.a. die indirekt, also transgenerational erlebten Traumata: Deren „logistisches Zentrum“ ist die beschriebene Amygdala („Mandelkern“). Wenn hier negative Vorerfahrungen einprogrammiert sind, so sind diese
nie mehr zu löschen. Sie können allenfalls durch sog „korrektive Neuerfahrungen“
(Heisterkamp) in stabilen menschlichen Bindungen ergänzt werden, die synaptische
Verbindungen wie „Umgehungskreisläufe“ oder „Kollateralen“ bilden, so dass eine
neuerliche negative Erfahrung nicht unbedingt die gleiche traumatische Reaktion
auslösen muss wie damals. Bei „Flashbacks“ wird das alte Programm wieder autonom reaktiviert, ohne Zutun des Bewusstseins. Aber es gibt auch im Alltag viele
Abstufungen, von milden Formen einer Negativ-Reaktion wie abfällige oder
angespannte Stimme bis zu Panikreaktionen oder cholerischem „Ausrasten“.
Die Entwicklung bzw. die „Abwehr“ der direkten oder indirekten Traumatisierung
kann – siehe mein Aufsatz über Destruktive Implantate - in zwei Richtungen weitergehen: Entweder es kommt zu Resignation, Rückzug, Krankheit, Minderwertigkeitsund Schuldgefühlen, später zu Depressionen, Angsterkrankungen usw.; d.h., das
Opfer bleibt Opfer (vielleicht mit Erlösungs-Erwartungen) und latenten Machtansprüchen – also der defensive „Typ D“, oder der Mensch tritt die Flucht nach vorn
an, das Opfer wird zum Täter, der selbst nicht mehr bewusst unter seinen Defiziten
leidet, sondern offensiv die andern angreift, benutzt oder schädigt, was ich „Typ O“
nenne. Anna Freud nannte das "Identifikation mit dem Aggressor".
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2.23 Asymmetrie und Kontrolle in persönlichen Beziehungen:
Im gesellschaftlichen Bereich kann man feststellen, dass alle Diktatoren Angst vor
Gegnern, Kritikern usw. haben und diese bekämpfen und verfolgen. Hierzu passt
ein Zitat des Finanzfachmanns und Jungianers Bernard Lietaer (Lietaer 2000):
„Dominanz ist das Bedürfnis, andere zu kontrollieren und zu dominieren, um
ein Gefühl von Sicherheit zu erlangen oder seine Identität zu finden.“
Diese Definition, die Lietaer vor allem zur Beschreibung politischer und insbesondere ökonomischer Machtstrukturen verwendet, lässt sich auch auf das Machtgefälle
zwischen individueller offensiver und defensiver Trauma-Verarbeitung anwenden.
Zur Vermeidung einer Retraumatisierung werde die Betroffenen, solange das
Trauma bzw. Implantat nicht oder nicht genügend bearbeitet, betrauert und integriert ist, von ihrer Amygdala zu verschiedenen Formen von „Prophylaxe“ getrieben:
Beim Typ D besteht diese v. a. in Vermeidungsstrategien, in Vorsicht und Anpassung, bis hin zu Unterwerfung und Verleugnung eigener Bedürfnisse (im Sinne einer frühen Abwehrform der „Idealisierung (bzw. Beschönigung) des „bösen Objekts“
zur Aufrechterhaltung des Gleichgewichts einer Gruppe, Familie oder Partnerschaft.
Beim Typ O besteht die Prophylaxe vor allem in Kontrolle der Situation und der/des
anderen, der, notfalls mit „Erziehungsmaßnahmen“, voreiliger Kritik, Unterstellungen bis hin zu Anschreien („Schimpfen“, nicht nur gegenüber Kindern), weil der oder die andern „zur Räson“ bzw. wieder „auf Linie“ gebracht werden muss oder
müssen, bevor bei O selbst auch nur ein Hauch von “Schuld“ (s.o.) bzw. eigener
Beteiligung zu identifizieren ist. Somit ergibt sich – komplementär zur Unterwerfung
von D – bei O die „Dominanz“ zur Aufrechterhaltung der Macht-Asymmetrie.
Wenn Typ O weiblich ist, passt hier die Erfahrung des Paartherapeuten Michael
Mary, dass in den Partnerschaften, die er erlebt hat, „die Frau ca. 90 % des emotionalen Territoriums beherrscht“. Der Schweizer Jung’sche Analytiker Alan
Guggenbühl drückt es noch treffender aus: „Ich erlebe es immer wieder: Wenn
die Männer heiraten, kommen sie in ein Nacherziehungs-Programm!“ Folie 7,8
Und wie machen das die Frauen? Indem sie, meist unbewusst, auf die obere und
mittlere Ebene des Limbischen Systems des Mannes einwirken, also Stimmung
herstellen: Der Mann kann gar nicht so schnell denken, da ist er emotional schon
beeinflusst. Und je mehr er in der Kindheit zu Anpassung und Harmonie erzogen
wurde oder je weniger Zuwendung er bekam, desto eher wird er nachgeben (oder
revoltieren, wenn er innerseelisch noch in der „pubertären Revolte“ steckt).
Man sieht, dass man ebenso wie bei der gesamtgesellschaftlichen Ebene auch auf
der privaten Ebene, in Familien und Partnerschaften, manifeste und strukturelle
Gewalt unterscheiden kann. Die manifeste Gewalt besteht vorwiegend aus Härte,
Schlagen (vor allem seitens der Väter und Ehemänner), bis hin zu Kindesmissbrauch, der ja in über 2/3 der Fälle unter Verwandten geschieht. Die strukturelle
Gewalt hingegen basiert darauf, wie die Machtverhältnisse in einer Familie bzw.
Partnerschaft gelagert sind. Wer bestimmt die „Regeln“ im System, z.B., wer eingeladen werden darf und wer nicht, wer welche Gefühle bzw. Affekte äußern darf und
wer nicht, wer die Stimme wie weit erheben darf, wer wem gegenüber wie viel von
früher oder zu einem Foto im Album erzählen darf usw…...
Und für Meinungsverschiedenheiten und Missverständnisse gilt: Da Machtausübung
ja fast immer eine Folge von psychischer Unsicherheit und Schwäche ist, wird O
11
immer die „Schuld“ beim andern sehen und meistens nicht einmal einen „eigenen
Anteil“ eingestehen - weder vor sich selbst noch vor D. (Blaming the victiim!)
Bis vor einigen Jahren galt die „Regel“, dass direkte Gewalt fast ausschließlich von
Männern, die emotionale vorwiegend von Frauen ausgeübt werde. Inzwischen mehren sich die Hinweise, dass auch Frauen manifeste Gewalt gegenüber ihren Partnern ausüben, dass diese aber aus Schamgründen kaum je davon sprechen.
Ebenso schwer fällt es ihnen, in Beratungsstellen oder Therapiegruppen von der
latenten, strukturellen und emotionalen „Gewalt“ bzw. Machtausübung ihrer Partnerinnen zu sprechen (s.u.). Ich habe beobachtet, dass sich häufig Typ O und Typ D
sowohl in Geschwisterkonstellationen als auch bei der Partnerwahl finden wie
Schlüssel und Schloss. Hier geht strukturelle Gewalt im Allgemeinen vom Typ O
aus. Hier nur ein einziges Beispiel aus dem „Alltag“, das für viele steht und Asymmetrie und „Machtgefälle“ zwischen den beiden Typen schlaglichtartig verdeutlicht:
# Hat D einen Satz von O nicht verstanden, hat D eben nicht richtig zugehört.
# Hat O etwas von D nicht richtig verstanden, hat D eben nicht deutlich genug
gesprochen.
Das Interessante ist, dass solche Szenen von Patienten (die fast alle vom Typ D
sind) in der Therapie, v.a. in der Gruppe, erst nach einem gewissen Selbsterfahrungsprozess geschildert werden, weil die Betroffenen solche subtilen Asymmetrien
vorher gar nicht gemerkt haben oder weil es ihnen peinlich ist, vor anderen darüber
zu reden. s.o. Worunter sie bewusst leiden, sind konkrete Vorwürfe, Unterstellungen usw., oder konkretes Dominanzverhalten (dieses v.a. von Männern).
Dagegen sind die auf der Ebene der Stimmung, Tonfall, Wortwahl usw. stattfindenden indirekten Machtausübungen (hier überwiegend von Frauen) meist beiden Beteiligten lange unbewusst - bis sich bei D genug Leidensdruck entwickelt hat. Aber
um sich effektiv zu wehren, muss er viel Mut aufbringen. Und auch dann wird Typ O
seine Machtposition nicht so schnell aufgeben und ihn „in die Schranken weisen“,
z.B., indem er ihm sagt, er möge doch nicht so empfindlich sein usw.
Mitpatienten, die schon weiter in der Entwicklung sind, raten dann den „Neulingen“,
so lange zu warten, bis die Selbstbehauptung („hol dir deine Würde zurück“ o.ä.)
„aus dem Bauch“ kommt. Dies gilt gleichermaßen für beide Geschlechter. Folie 9
2.24 Opfer-Täter-Dynamik: Gefühls-Einengung:
Bei D besteht die Gefahr, dass alle negativen Gefühle wie Ärger, Enttäuschung,
Schmerz oder Trauer letztlich in einem Gefühl der Unterlegenheit, Minderwertigkeit
und Angst landen, mit den entsprechenden somatischen Reaktionen wie Hypertonie, Magen-Darm-Beschwerden oder Muskelverspannungen. Bei O ist die häufigste Entwicklung, dass alle negativen Gefühle, auch Angst und Trauer, sobald sie
aufkommen, in die „Wut-Schiene“ einmünden, weil hier am wenigsten die Gefahr
besteht, als schwach oder schuldig zu erscheinen (vor den/dem andern und vor allem vor dem eigenen Über-Ich). Angriff ist die beste Verteidigung.
Hier erkennt man bei beiden Typen wieder die von den Eltern kommenden Implantate: Beim Typ O dominierte früher meist ein strenger, aggressiver bzw. cholerischer Elternteil, meist der Vater, beim Typ D ein depressiver oder masochistischer
Elternteil, im Allgemeinen eher die Mutter. Gewaltbereitschaft entsteht also sowohl
durch Gewalterfahrung als auch durch Grenzenlosigkeit und Schwäche der Eltern.
12
In einem Aspekt allerdings sind die beiden Abwehrtypen nicht symmetrisch: Beim
Typ D sind die latente Anpassungshaltung aus der Kindheit und die spätere Lebenshaltung eher kohärent: Typ D bleibt sozusagen in der „Opferrolle“ hängen. Patienten schildern das in der Gruppe oft so: „Als hätte ich ein Schild auf der Stirn:
Mit mir könnt ihr’s machen!“. Das hat man als Kind früh gelernt. Folie 9
O verfolgt die umgekehrte Strategie:
Um nicht wieder Opfer zu werden, bzw. wenn er sich vorbewusst millisekundenlang als Opfer einer Kritik fühlt (die er oft in die Worte eines Gegenübers
hineininterpretiert), springt O sofort in die Täter-Rolle und greift den andern
an, in den vielen mehrfach beschriebenen Varianten, je nach seiner derzeitigen Stimmungslage oder je nach Thematik. Das einzige von außen wahrnehmbare Gefühl ist – wie erwähnt – natürlich wie immer Ärger.
Der Grund für dieses „Umkippen“ ist, dass O als Kind ja selbst meist Opfer
eines traumatisierten, rigiden und cholerischen Vaters war: Somit bestehen in
O bis auf weiteres zwei Teilobjekte: ein Opfer-Anteil, nämlich das ängstliche,
unterdrückte Kind, und ein Täter-Introjekt, z.B. vom cholerischen Vater.
Viertes Fazit: Aus den Opfern von gestern werden die Täter von heute.
Je früher und je stärker die Beziehung eines jungen Menschen zu den Dingen
und dann auch zu den andern Menschen gestört ist, desto eher neigt dieser
später dazu, alles um ihn herum als "Objekt" zu betrachten und seinen Bedürfnissen und seiner Weltsicht unterzuordnen bzw. alles in sein narzisstisches System einzubauen - oder, da er gleichzeitig wegen seiner schwachen
Identität für Suggestionen und Verlockungen einer Gruppen-Identität sehr anfällig ist, sich selbst bereitwillig einem System, einer Sekte, Bande, einem Kult
usw. unterzuordnen. In der Gewalt paaren sich also äußerliche Demonstration
von Stärke mit innerer Identitätsschwäche (s. das Lied der „Ärzte“).
Kinder werden in unserer Gesellschaft ja wenig in ihren kindlichen Bedürfnissen
wahrgenommen, als vielmehr oft als notwendiges Übel, oder als "noch nicht ganz
Erwachsene", bei denen man nur darauf wartet, bis sie sich möglichst nahtlos in
das Leistungs- und Konsumdenken unserer Ego-Gesellschaft eingefügt haben. Und
das gelingt ja auch meistens recht schnell, was man daran sieht, dass Kinder bis
zum 18. Lebensjahr bereits ca. 15000 Stunden vor dem Fernseher verbracht haben. Und der überwiegende Teil der Sendungen, ob Krimis, Spielfilme, Comics oder
Tagesschau, handelt von Gewalt. Und in den wenigsten Familien wird über das Gesehene gesprochen, es wird nicht verarbeitet, sondern in die noch in Entwicklung
befindliche Psyche eingebaut. In Situationen von Belastung, oder Langeweile steht
das gewalttätige Verhalten dann als Modell bereit. (s. Bücher von Manfred Spitzer).
Es gibt noch einen „Ausweg“, um nicht zum Täter zu werden: Das „HelferSyndrom“ (siehe das „Drama-Dreieck“ der Transaktionsanalyse). Aber auch
hier muss man genau hinsehen: Braucht der Helfer die Hilfsbedürftigen, um
sein Selbstwert zu stabilisieren? Dann ist es auch eine Machtausübung !
2.25 Feindbilder:
Das Kind "schluckt" Schuld, das "Böse" der Eltern, um Harmonie herzustellen, auf
die es angewiesen ist. Dabei internalisiert es das Klima von Spaltung in Gut und
13
Böse, von Vorwürfen usw. Entweder steckt es in eine Koalition mit einem Elternteil
gegen den andern oder in einer Trutzburg Familie gegen die "böse" Außenwelt.
Fünftes Fazit: Schuldprojektionen und Machtausübung geschehen meist
auch aus Angst, selbst nicht gut (genug), also „schuldig“ zu sein (und
nicht mehr geliebt zu werden).
Dabei gerät die Frage, wie gut ich selbst mich wirklich fühle, völlig ins Abseits.
Feindbilder haben hier ihre Wurzeln. Sie dienen - im kleinen und großen Maßstab sowohl dem Zusammenhalt einer Gruppe und der Orientierung bei Unsicherheit und
der Angstbewältigung und Schuld-Projektion. Durch Zuschlagen oder Ausweichen
wird eine echte Auseinandersetzung vermieden. Je unsicherer die Identität eines
Einzelnen oder einer Gruppe, desto geringer ist die Konfliktfähigkeit und desto dringender werden zur Stabilisierung Feindbilder benötigt. Deshalb sind heute vor allem
Jugendliche, die sich ihrer Zugehörigkeit zu unserer Gesellschaft in Deutschland
und ihrer Zukunft nicht so sicher sind, besonders anfällig gegen Ausländerhass: Sie
bekämpfen die Fremden, um sich dadurch selbst bei uns nicht so fremd zu fühlen.
Bei den Übungen zur gewaltfreien Kommunikation leitet Marshall Rosenberg
die Konfliktparteien an, einander zuzuhören und zunächst das Leiden und die
Bedürfnisse der anderen Gruppe anzuerkennen.
2.26. "Schatten"-Konzept und Gewaltphantasien:
Die in allen erfolgreichen heutigen Mythen verbreitete Botschaft lautet: "Das Böse
kommt immer von außen und kann durch Kraft und Mut wieder abgewehrt werden."
Aber mittlerweile dürfte wohl klargeworden sein, dass es, was die Gewalt betrifft,
weder mit entschlossener "Bekämpfung" noch mit eigenen guten Vorsätzen schon
getan ist. Wir müssen uns wohl oder übel mit der "Gewalt in uns", also mit dem befassen, was C.G.Jung unseren "Schatten" nennt. Dieser Begriff ist ein anschauliches Bild für das, was ich vorher schon öfters angesprochen habe als "verdrängter"
und "projizierter" anderer Pol, als "abgespaltene Gefühle" usw. Aber auch unser
evolutionäres und menschheitsgeschichtliches Erbe liegt in diesen Regionen der
Seele verborgen. Je weniger wir diese Welt der Phantasien und Instinkte kennen,
desto ärmer ist unser "Innenleben" bzw. unser "seelischer Innenraum", desto mehr
müssen wir von außen bekommen, und auf der Handlungsebene bleiben.
In diesem Zusammenhang spricht man in der Tiefenpsychologie dann von der Rettung durch "Schatten-Integration": Das sagt sich leichter, als es getan ist. Aber es
ist immer wieder berührend, wenn ein Patient in der Gruppentherapie wirklich gefühlsmäßig an einen Schattenanteil herankommt und ihn der Gruppe "gesteht".
Eine Form von versuchter Schatten-Integration ist allen von uns geläufig: Davon kommt der Riesenerfolg der vielen Krimi-Serien im Fernsehen !
Sechstes Fazit: Es ist besser, vor der Empörung über Randalierer auch die
eigene gewalttätige Seite (auch die in Konsumverhalten, Dogmatismus, Besserwissen usw. versteckte) besser kennen zu lernen. Wer immer recht haben
und gut sein will, überlässt den andern das Böse und die Schuldgefühle.
H.E.Richter und viele andere weisen darauf hin, dass Kriminelle, Rechtsradikale
usw. uns allen einen Spiegel vorhalten. Ein Skinhead sagte einmal in einem Fernseh-Interview: "Wir machen doch nur mit der Hand, was ihr im Kopf denkt!"
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Hierher gehört auch der Umgang mit Gewalt-Phantasien, und hier scheiden sich oft
die Geister: Laien, Eltern, Berater, Sozialarbeiter usw. neigen eher dazu, Gewaltphantasien den Klienten auszureden. Tiefenpsychologen dagegen wissen, dass
das Imaginieren und ggf. das Berichten von solchen Phantasien eher eine reinigende Wirkung haben, wie ein Ventil. Wenn keinerlei solche Entlastung möglich ist,
steigt die Wahrscheinlichkeit, dass „der Kessel platzt“.
3. SOZIOLOGIE UND ETHIK: Brückenschlag zur kollektiven Ebene
3.1 Der Wachstums- und Machbarkeitswahn als Strukturprinzip
Wenn wir uns die Ideale, Grundhaltungen und Organisationsprinzipien unserer
mitteleuropäischen Gesellschaftsstrukturen genauer ansehen, müssen wir leider
feststellen, dass sie auf genau den Vorstellungen der Bemächtigung und der Machbarkeit aufgebaut sind, die ich als Folge einer verunglückten Eltern-Kind-Beziehung
beschrieben habe und die die Grundlage für die "strukturelle Gewalt" in unserer Politik und Wohlstandsgesellschaft bilden. Wer mir das jetzt noch nicht glaubt, soll sich
einmal der Tortur unterwerfen, ganz bewusst einige Minuten lang das Werbefernsehen anzusehen. Ich glaube, danach wird er mir zustimmen. Die Konsumhaltung
lernt z.B. ein Kind, das zu wenig Zuwendung von den Eltern bekommt und dafür
eine Ersatzbefriedigung bekommt. Falls dieses Kind dann Karriere macht, wird es
dieses Prinzip z.B. an der Börse fortsetzen.
Solche Zusammenhänge hat der britische Psychoanalytiker und Finanzfachmann
David Tuckett erforscht. Er hat 52 Geld-Manager, von denen jeder mindestens eine
Summe von 10 Mrd. Dollar im Jahr „bewegt“, nach den Faktoren für ihre jeweiligen
Entscheidungen befragt. Diese Interviews hat er zu einem Buch verarbeitet (2011).
Darin erklärt er die Entstehungsgeschichte der strukturellen Gewalt und der Finanzmärkte und die Finanzkrise:
Bei den Objekten des Geldhandels kann man folgende Entwicklung beobachten:
Vor der Finanzwirtschaft gab es auf der Erde Tauschhandel, nach dem Muster:
Hungriger Schneider trifft frierenden Bauern. Solange ihre Bedürfnisse zur selben
Zeit auftreten, können sie sich schnell einigen, aber wenn sie zeitlich auseinander
liegen, ist es günstiger, wenn sie sich auf symbolische Träger von Werten einigen.
So hat es sich eingebürgert, feste Vereinbarungen zu treffen, bestimmte Gegenstände als Tauschobjekte zu verwenden und deren Wert zu „normieren“: Schafe,
Muscheln usw.
1. Stufe: Gold oder andere Edelmetalle
2. Stufe: Münzen aus Edelmetall mit bestimmten Prägungen
3. Stufe: Papiergeld, „Cash“
4. Stufe: Schuldverschreibungen, Wertpapiere, Stocks, Currencies
5. Stufe: Weitere Derivate wie CDOs, CDS, Index futures, Bonds etc.
Je höher die Stufe, desto abstrakter und unanschaulicher wird der Wert-Träger.
Aber desto größer ist auch die Rolle, die dabei unbewusste Motive spielen.
In der Kreditwirtschaft bringt man Sparer (Verleiher) und Leiher (Kreditnehmer) zusammen. Das Risiko des Verleihers hängt davon ab, wem er das Geld leiht: Einer
vertrauenswürdigen alteingesessenen Firma, dem Staat (bislang risikofrei) oder einem neuen, einem „Start up“-Unternehmen mit einem neuen Produkt, von dem man
noch nicht weiß, wie es sich verkauft. Der Preis der assets (Papiere) ist abhängig
von zukünftigen Entwicklungen: Sozialen, emotionalen, ökonomischen…. Die Ent-
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wicklung hängt ab von vielen Gefühlen und psychischen Faktoren wie Imagination,
Hoffnung, Ängsten, also auch vom Zufall ! Tuckett nennt es „Story telling“ !
Liquidität ist ein Preis, der unabhängig von Käufern und Verkäufern ist und normalerweise konstant gehalten wird. Um eine hohe Liquidität zu gewährleisten, benötigt
man genug Kapital, das gerade nicht verliehen wird, also nicht „arbeitet“. Ab 2007
haben viele Banken ihre Liquidität reduziert, um höheren Profit zu machen, obwohl
damit das Risiko der In-Solvenz (das Gegenteil von Liquidität) anstieg. Trotz vieler
Warnungen dachten diese Banken, das sei clever – sie hatten auch längere Zeit
davon einen höheren Profit und Marktvorteil. Hier waren kleine Banken, Genossenschaftsbanken etc., viel vorsichtiger. Sie wurden durch die Krise auch viel weniger
getroffen.
Der Wert von Financial Assets hat oft wenig mit dem tatsächlichen Wert einer Firma
zu tun (Immobilien, Qualität der Produkte, Sicherheit und Zufriedenheit der Mitarbeiter etc.), sondern beruht auf Zukunftserwartungen der Anleger und ist deshalb sehr
schwer einzuschätzen. Was kriegt man statt Informationen? Stories !! Da viele Entscheidungen von Managern intuitiv und aufgrund eines „Narrativs“ getroffen werden, ist es schwer zu beurteilen, warum ein Manager Erfolg hat. Skills oder Luck ?
Und hier kommt die Tiefenpsychologie ins Spiel:
Es handelt sich bei den unbewussten Entscheidungsvoraussetzungen oft um
solche Kräfte wie Idealisierung, Ambivalente Objektbeziehungen, Liebe und
Hass. Sehr oft, viel zu oft, werden dabei Gefühle abgespalten, typischerweise
wird bei einem lockenden Geschäft (Aktivierung des Belohnungssystems im
Nucleus accumbens) das Bewusstsein des Risikos ausgeschaltet. Im Idealfall
werden das logische, deduktive Denken und das „Gutt“-Feeling, die Intuition
integriert zu einem angemessenen subjektiven Empfinden für die „Wahrheit“
oder Außenrealität.
Aber sehr oft werden sie auch gesteuert von unerfüllten Wünschen, (Sehn)Sucht nach Anerkennung, bzw. von narzisstischen Bedürfnissen, im Sinne
einer Ersatzbefriedigung, und auf der anderen Seite von z.T. unrealistischen
Ängsten vor Mangel (die oft aus der Kindheit stammen), die ein Gegengewicht
bilden könnten. Aber dann muss das Individuum diese „kognitive Dissonanz“
reduzieren, z.B. durch selektive Wahrnehmung – oder auch durch Spaltung.
Leider sind die „Manipulatoren“ selbst auch Getriebene, Opfer des Systems.
Deshalb nützt es nicht, sie ins Gefängnis zu stecken.
Tuckett plädiert für ein besseres theoretisches Verständnis der psychischen Mechanismen hinter den nur scheinbar rationalen Entscheidungen auf allen Ebenen,
vor allem der beteiligten psychischen Mechanismen (im Limbischen System !!!). Er
rät außerdem, immer mehr globale Vereinbarungen, Regeln, Grenzen zu finden, die
einen verlässlichen Rahmen für alle Arten von Finanzströmen und -aktionen bilden,
um die „needs and greeds“ in Schranken zu halten.
Das Problem sind weniger die Manager, die für ihren Konzern Gewinne und
Arbeitsplätze schaffen, sondern die, die Firmen „filetieren“ oder gar zugrunde
richten – und vor allem die, die NICHTS beitragen und viel höhere Gewinne
einstreichen als Manager, nur aus Dividenden, Spekulationsgewinnen oder
gar „Wetten“ auf den Misserfolg von Firmen (CDS etc.) oder Währungen – und
das dann großenteils nicht einmal in Deutschland versteuern !!
Z.B. bekommt die Familie Quandt als Anteilseigner ohne jede Leistung über
700 Mill. € / Jahr – das ist mehr als das Hundertfache von BMW-Chef Reithof-
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er, der für seine 6 Mill. etwas geleistet hat. Aber: Die wahren „TransferEmpfänger“ im obersten Promille (wo es KEINE STATISTIK gibt !) verstehen
es, säuberlich im Hintergrund zu bleiben ! Während der Volkszorn sich über
die Manager-Gehälter erregt, lachen die sich ins Fäustchen.
Es gibt also zumindest eine Parallele zwischen der strukturellen Gewalt, die
von „Eliten“ ausgeht, und der emotionalen Gewalt in Beziehungen:
In beiden Fällen besteht bei dem, der die Macht hat, ein Defizit an Selbsterkenntnis und Empathie-Fähigkeit, d.h., aus Gründen der Selbst-Sicherung
kann er sich nicht oder nur wenig in den/die andern hineinversetzen, sondern
setzt seine subjektive Meinung als Maßstab für den andern bzw. für alle. Und
dadurch, dass der Mangel an Einfühlungsvermögen fast immer aus der Kindheit stammt, wo die Eltern selbst traumatisiert oder weltfern und egoistisch
waren, schließt sich der Teufelskreis.
In Wissenschaft und Technik hat sich seit der Aufklärung eine Mentalität durchgesetzt, die schon Francis Bacon wie einen Auftakt zum "modernen" Umgang mit
der Natur formuliert hat (sinngemäß): "Wir müssen die Natur wie eine Sklavin auf
die Streckbank legen und foltern, bis sie uns ihre Geheimnisse preisgibt!" Die heutige Gentechnologie geht noch einen Schritt weiter, indem sie in das Getriebe der
Natur auf tiefster Ebene eingreift. Lauter Zauberlehrlinge? Man fühlt sich an den
Turmbau zu Babel oder den Golem erinnert.
Ein wichtiger Aspekt der kollektiven strukturellen Gewalt ist die erwähnte Definitionsmacht (Bourdieu 1988). Das ist eine Macht, die es im „soziale Feld“ einer Institution oder ihren Vertretern ermöglicht, "Bedeutungen durchzusetzen und sie als legitim zu verkünden". Beispiele: Der Jugend-Wahn in der Werbung, die Zuschreibung
oder Verweigerung der Krankenrolle durch Gutachter und das Sponsoring von Ärztekongressen durch die Pharmaindustrie, der Lobbyismus, der die Politiker infiltriert
und die Medien, die Begriffe wie „Wut-Bürger“ weitertragen, wo man sie doch besser „Mutbüger“ nennen sollte, usw. usf. Die ungesunden Prinzipien des neoliberalen
Markt-Radikalismus, die uns imprägnieren und uns und unseren Planeten dem Abgrund immer näher bringen, lassen sich in den Begriffen zusammenfassen:
Leistungsehrgeiz - Hektik - Verdrängung – Konsumzwang - Oder kurz:
Wir sind tüchtig, züchtig, flüchtig und süchtig.
3.2 Gewalt gegen die Natur:
Wie gut wir uns schon die Erde untertan gemacht haben und wie wir die Natur als
Selbstbedienungsladen missbrauchen, spüren wir gar nicht mehr. Es ist Gewohnheit geworden - das kann wirken wie eine schleichende Verseuchung, auch mit den
besten Absichten, wie bei der Arbeitsplatzerhaltung durch noch mehr Produktion
von Waren, die dann auch wieder konsumiert werden müssen (z.B. um die „Binnennachfrage“ zu erhöhen und die Abhängigkeit vom Exportüberschuss zu mildern
!).Oder in der Medizin: Schon das Wort ANTI-BIOTIKA ist bei genauer Betrachtung
verräterisch! Es heißt ja wörtlich "gegen das Leben"! Und dieses Leben, in dem Fall
die "Erreger", werden immer resistenter. Ganz zu schweigen von den nicht erneuerbaren Ressourcen und der Produktion von Müll und Gift, die uns wie unser materialisierter Schatten jetzt wieder einholen. (s. Al Gore 1992)
Hierher passt auch der angebliche "göttliche Auftrag" "Macht euch die Erde
untertan!". Das damit früher untrennbar die Verantwortung für die Natur übernommen wurde, geriet aus dem Blick. Doch Forderungen nach einer "Umwelt-Ethik", die
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nach der Bilanz des Club of Rome laut wurden, sind mit dem Verstand und dem
Über-Ich nicht zu erfüllen, es muss die Gefühsebene des Limbischen Systems dazu
kommen. kurz: Unser Umweltbewusstsein müsste, aus tiefenpsychologischer Sicht,
"vom Lustprinzip geleitet" sein, wie Sigrun Preuss in ihrem Buch "Umweltkatastrophe Mensch" empfiehlt. Und H. Welzer empfiehlt „Selber denken“ (2013) als ersten
Schritt zu einem sinnvollen Widerstand gegen die Dehumanisierungsprozesse.
Wir alle sind leider fast blind für das Ausmaß der grundsätzlichen, alltäglichen Gewalt gegen die Natur in allen Bereichen des Alltags im modernen Leben. ABER AUCH BLIND GEMACHT: Ein besonders krasser Fall ist die systematische Unterdrückung der Information über die "Globale Warnung" in
der über 1600 Wissenschaftler 1992 aller Fachgebiete aus der ganzen Welt
(darunter 101 Nobelpreisträger) die Menschheit dringend zu einer gründlichen
Kurskorrektur aufgerufen haben….. Und heute, über 20 Jahre später, gab es
wieder eine eindringliche Warnung der Klimaforscher, dass der Meeresspiegel wohl schneller steigen wird als bisher angenommen und die 2-GradErwärmung bis 2100 sicher nicht mehr einzuhalten sei. Das kam EINMAL in
der Tagesschau. An diesem Tag stand auf der Titelseite der BILD-Zeitung in
riesigen Lettern, dass man sich um Walter Scheel Sorgen machen müsse,
weil er in ein Pflegeheim kommt.
Das ist Strukturelle Gewalt des Boulevard-Journalismus !
3.3 Strukturelle Gewalt der Finanzmärkte
Der bekannte US-Analyst und Preisträger Noam Chomsky hat mehrfach darauf hingewiesen, dass das Hauptthema bei den Geheimdienst-Aktvitäten, Ausspähungen
usw. nicht die Abwehr äußerer Feinde ist, sondern
die Beschaffung von Informationen zur Absicherung der „Plutokratie“ (GeldHerrschaft) in ihrer Macht gegen die EIGENEN Bürger !! (Vortrag in Frankfurt,
FAZ-Archiv 19.6.2013.) Das nur als kurze Randbemerkung, denn dieses „gewaltige“ Thema benötigt im Grunde einen extra Vortrag – ich habe darüber schon einen
gehalten, im März 2013 in Singen. Hier nur vorläufig ein langer Satz:
Seit den 70-er Jahren, als die Goldbindung des Dollar aufgehoben wurde, und
erst recht seit Beginn der 90-er Jahre, als die Globalisierung dank Internet
und Computer-Währungshandel Fahrt aufnahm, werden die früher wirksamen
Selbstregulationskräfte des „freien Marktes“ und der „sozialen Marktwirtschaft“ immer mehr behindert und ausgehebelt, so dass die Asymmetrie der
Macht sich deutlich verstärkt, und zwar zwischen 99 % Armen und 1 % Reichen – innerhalb der Nationen und zwischen Nord und Süd. Folie 10, 11
4. AUSWEGE ?
4.1 Handeln im aktuellen Fall:
Was nicht hilft: Blauäugiger Pazifismus und masochistisches Tolerieren, Verordnete Feindesliebe, Rachedurst, Einfache Gegengewalt (Teufel mit dem Beelzebub
austreiben) Auch Vernunft und guter Wille reichen nicht !
Ein Begriff, der Haltung und Verhalten in einem Doppelsinn darstellt:
Der Gewalt "BEGEGNEN": (Statt "konstruktiver Umgang")
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Das bedeutet sowohl eine Grenzziehung als auch einen Kontakt (Kontakt kann nur
an Grenzen stattfinden !).
a) Gegenüber dem Gewalttäter:
Es gibt kein Rezept, nur eine ZuMutung: ein paradoxer Schwebezustand zwischen:
# der Fähigkeit, alle Gefühle, die der andere bei mir auslöst, wahrzunehmen und
mir zuzugestehen, aber sie nicht automatisch mein Handeln bestimmen zu lassen
(d.h. auch, mich von Imponiergehabe nicht zu sehr beeindrucken zu lassen)
# der Bereitschaft, auszuweichen und nicht den Helden zu spielen
# dem Bewusstsein, selbst auch zum Zurückschlagen fähig zu sein
# das latente Wissen, dass der Täter wahrscheinlich ein ehemaliges Opfer ist
# Alternativen aufzeigen bzw. zur gemeinsamen Suche nach ihnen bereit sein.
# ein klares Bekenntnis zu Humanität und Solidarität.
Welche Komponente dieser komplexen inneren Haltung dann im konkreten Verhalten die wichtigste Rolle spielt, hängt vom Einzelfall ab.
4.2
Gewalt und Frieden in Beziehungen:
a) Für sich selbst Die eigene Aggressivität konstruktiv und kreativ einsetzen, z.B.
in der Musik. Jazz ist dabei vielseitiger und "friedlicher" als Rockmusik, und Rockmusik ist vielseitiger und friedlicher als DIsco-, Rap, Heavy Metal usw.
b) Gegenüber der Jugend: spürbare Väterlichkeit Folie 6
Kinder brauchen eine emotional und körperlich präsente Vaterfigur. Idealerweise
der eigene leibliche Vater, bei alleinerziehenden Müttern ein erwachsener Verwandter, ein Lehrer, Jugendleiter o.ä. Ihn sollten sie auch körperlich erleben können, im
Sport, beim Raufen, Kräftemessen.
c) In der Schule: konstruktives "Aggredi", Anpacken:
Innovative Schul-Modelle: Gemeinschaftsarbeiten fördern die Solidarität. Verschiedene Qualitäten und Fähigkeiten der Schüler kommen zur Geltung, die im normalen
Schulbetrieb untergehen oder unterdrückt werden. usw.. (Projekt „Faustlos“ u. Gewalt-Präventionsprojekt SAFE (Sichere Ausbildung für Eltern) von K.H.Brisch)
d) Gegenüber dem Partner: Liebevolle Festigkeit und fröhliche Beziehungsarbeit:
Das heißt: Kontur zeigen, Position beziehen, seine Meinung und sein Gefühl
zeigen, also eine feste und durchlässige Grenze. Das heißt: Standhalten und in der
Beziehung bleiben ! Denn:
Nicht legitime Asymmetrien bzw. „Machtgefälle“ (wie oben beschrieben) sind
heutzutage langfristig mit „Frieden“, emotionaler Nähe und seelischer Gesundheit nicht vereinbar. Frieden ist nur mit Gerechtigkeit möglich.
Fast alle beschriebenen Mechanismen, die zu Gewalt führen, können in latenter,
milder bis bedrohlicher Form auch in Familien und Partnerschaften auftreten.
4.3 Macht-Asymmetrie in der Partnerschaft:
Wenn latente „Gewalt“ bzw. Asymmetrie die Folge einer eingefahrenen asymmetrischen Beziehungsstruktur ist, dann kommen wir auch hier nur heraus durch geduldige „Friedensarbeit“ an und in dieser Beziehung, das bedeutet auch eine Verbesserung unserer Wahrnehmung der Interaktionen und der Gefühle, die wir dabei spüren. Das wichtigste dabei ist, dass Gespräche in gleicher Augenhöhe geführt wer-
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den („gleiches Recht für alle“), dass also prinzipiell beide Beteiligten bei einem
Problem, ob Kommunikationsstörung, Meinungsverschiedenheit oder emotionaler
Konflikt, zunächst dem andern offen zuhören und dies auch signalisieren, und nicht
schnell den Spieß umdrehen und vom anderen etwas einfordern. Erst dadurch besteht die Chance für jeden, seinen eigenen Anteil zu erkennen. Wer zuerst eine
Störung in angemessener Form (also nicht als Vorwurf, oder pauschalisierte
Schuldzuweisung) anmeldet, soll das Recht haben, erst einmal vom andern ein
Signal zu bekommen, dass er „wahrgenommen und ernstgenommen“ wurde, bevor
man sich gemeinsam und möglichst kooperativ an eine Lösung herantastet.
Für diese Partnerschafts-Gespräche gibt es schon einige Erfahrungen und Beschreibungen, am bekanntesten sind wohl die Empfehlungen von M.L.Möller und
das Prinzip der „Gewaltfreien Kommunikation“ von Marshall Rosenberg.
4.4 Mitarbeit in Nichtregierungs-Organisationen
Viele „NGOs“ arbeiten gegen Gewalt und Ungerechtigkeit innerhalb und zwischen
den Gesellschaften. Allein in Deutschland wird ihre Zahl auf ca. 500 geschätzt. Im
Anhang ist eine Liste mit Namen und Stichworten. Folie 12
4.4 Zum Abschluss: Eine angemessene Haltung finden:
Wir sollten nochmal bedenken:
Wir alle sind Opfer und Täter, und alle wollen wir gut sein – aber das Gegenteil von "gut" ist "gut gemeint" (Karl Kraus)
Gewalt heißt auch:
- Unachtsam Genießen auf Kosten anderer (Reich gegen arm)
- Oben gegen unten und Konkurrenzkampf in der leider nicht mehr ganz so
"Freien Marktwirtschaft"
- Meine subjektive Sichtweise verallgemeinern (Partnerschaft!)
- Missionieren, auch für Vegetariertum oder Friedensbewegung
- Feindbilder pflegen
- Immer Recht haben wollen, das Gute für sich pachten,
- zuviel helfen wollen (als Eltern, soziale oder professionelle Helfer usw.)
- seine Unsicherheit und Verletzlichkeit überspielen oder kompensieren
4.5 Ein 10- Punkte-Programm:
1 Die strukturelle Gewalt in und um uns erkennen
2 Unsere Wachstums- und Sucht-Ideologie erkennen
3 Die Spannung zwischen dem Nötigen und dem Möglichen aushalten
4. Schuldbewusstsein statt lähmender Schuldgefühle und Schuldzuweisungen
5 Die seelischen Hintergründe von Gewalt und Naturzerstörung (an)erkennen
6 Konkrete kleine Schritte unternehmen, ohne dadurch das Gewissen zu beruhigen
7 In unserem persönlichen Bereich eine Beziehungskultur pflegen
8 Leidensfähigkeit und Verantwortungsgefühl üben
9 Grenzen setzen und Grenzen dankbar annehmen lernen, Konflikte üben
10 Frieden heißt:: Liebevolle und selbst-bewusste Beziehungs- und Konfliktfähigkeit auf Augenhöhe miteinander und in jedem einzelnen in seiner INNERSEELISCHEN DEMOKRATIE (s. mein Buch), d.h.: Wie gut kann ich mein inneres Chaos
ertragen? Ohne mein Handeln zu sehr davon infizieren zu lassen !!)
-> Auch "sadistisch" fühlen dürfen und human handeln! Menschsein ist paradox.
20
LITERATUR:
Arendt, Hannah: & Joachim Fest. Eichmann war von empörender Dummheit. Gespräche und Briefe. Hg. Ursula Ludz & Thomas Wild. Piper, München 2011
Bastian, Till: Gewalt, Fremdheit, Identität, Forschungsinstitut Umwelt, Kultur und
Frieden, Isny i.A., 1993
Giegerich, Wolfgang: Tötungen - Gewalt aus der Seele, Peter Lang, Frankf. 1994
Giegerich, Wolfgang: Die Atombombe als seelische Wirklichkeit, Schweizer Spiegel Verlag, Raben-Reihe 1988
Golding, William: Herr der Fliegen, München 2008, Fischer-Taschenbuch-Verlag
Gore, Al: Wege zum Gleichgewicht - Ein Marshallplan für die Erde, Fischer 1992
Hacker, Friedrich: Aggression, die Brutalisierung der modernen Welt, Wien 1971
Heinzel, Roland: Die Wiederentdeckung der Zuversicht, München 2008, Kösel
Heinzel, Roland: Destruktive Implantate des Krieges – Schmerz, Aggression und
Scham. Über die Weitergabe von Kriegs-Traumata an die nächsten Generationen,
in: Die Kinder der Kriegskinder und die späten Folgen des NS-Terrors, Jahrbuch für
psychohistorische Forschung Band 13, Heidelberg 2012, Mattes-Verlag
Heisterkamp, Günter: Heilsame Berührungen, München 1993, psychosozial
Lietaer, Bernard: Mysterium Geld. Emotionale Bedeutung und Wirkungsweise eines Tabus, Mönchengladbach 2000, Riemann-Verlag
Lamott, Franziska: Gewalt-Dynamiken in hierarchischen Welten (Tagung der Gesellschaft für Gruppenanalyse und Gruppentherapie, „D3G“ 14.-16.6.2013 in Bonn
Lorenz, Konrad : Das sogenannte Böse, Borotha-Schoeler, Wien 196
Mitscherlich, A. u.M.: Die Unfähigkeit zu trauern, Frankfurt 1967, Suhrkamp
Möller, Michael Lukas: Die Wahrheit beginnt zu zweit, Hamburg, Rowohlt, 32. Auflage Febr.2013
Moser, Tilmann: Politik und seelischer Untergrund, suhrkamp, Frankfurt 1993
Neumann, Erich: Ursprungsgeschichte des Bewusstseins, Kindler, München 1974
Panksepp, Jaak: The Archaeology of Mind: Neuroevolutionary Origins of Human
Emotions (Norton Series on Interpersonal Neurobiology. Norton, 30.11.2007)
Pinker, Steven: Gewalt, Eine neue Geschichte der Menschheit, 2012, Fischer
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Trojanow, Iliya: Der überflüssige Mensch: Unruhe bewahren! Pölten, Österreich.
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Tuckett, David: Minding the Markets, An Emotional Finance View of Financial Instability, Hrsg.v. CPI Anthony Rowe, Chippenham 2011
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Welzer, Harald: Selbst denken,eine Anleitung zum Widerstand.Frankf.2013,Fischer
------------------------------------------------Anschrift des Autors: Dr. med. Dipl.-Psych. Roland Heinzel
Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychosomatische Medizin
Psychoanalyse, Gruppentherapie, Supervision
Reitergäßle 15, 78256 Steißlingen, Tel. 07738-92610
[email protected] www.psychotherapie-heinzel.de
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