Aktionstag 17. April Wir nehmen den 17. April, den Tag des kleinbäuerlichen Widerstands zum Anlass um unsere Vorstellung einer zukunftsfähigen und sozialen Stadt-Landwirtschaft in die Praxis umzusetzen. Wir wollen auch in Wien diesen Tag nutzen um die Thematik Zugang zu Land hier und global zu diskutieren und uns ganz konkret Zugang zu Land verschaffen. So sind wir Teil der globalen und lokalen Kämpfe um Land und den Landnahmen und vielfältigen Aktionen, die jedes Jahr am 17. April stattfinden. Genaueres wird auf http://17april.blogsport.eu/ noch bekanntgegeben. Geschichte des 17. April Am 17. April 1996 wurden in der Stadt Eldorado dos Carajas im Norden Brasiliens 19 Aktivisten der Landlosenbewegung MST (Movimiento dos Trabalhaderos Rurais Sem Terra) von Polizeikräften brutal ermordet. Mitglieder von La Via Campesina, die sich gerade zu ihrer zweiten internationalen Konferenz in Mexiko versammelten, antworteten mit dem Marsch auf die brasilianische Botschaft und riefen den 17. April zum internationalen Tag des Widerstands und der Aktion gegen alle Formen von Unterdrückung der ländlichen Bevölkerung aus. Seither gibt es jedes Jahr am 17. April Aktionen, Landbesetzungen und vieles mehr. Ob sie gegen Freihandelsabkommen oder Gentechnik kämpfen, ob sie für Ernährungssouveränität oder Klimagerechtigkeit eintreten, den Mitgliedern von Via Campesina und denjenigen, die sich mit ihnen solidarisieren, geht es am 17. April darum, lokale Kämpfe mit dem Protest gegen globale Landwirtschaftspolitiken zu verknüpfen, gemeinsam Alternativen (weiter) zu entwickeln und zu leben, sowie für bäuerliche Rechte einzutreten. Und zwar weltweit. Wer sind wir? Wir sind eine Gruppe Landloser, Bäuer_innen und zukünftige Bäuer_innen sowie Menschen die sich die Kontrolle über die Produktion der Lebensmittel wieder aneignen wollen. Wir sind seit längerer Zeit auf der Suche nach fruchtbarem Land und wollen nun auf einer Fläche beginnen unsere Vorstellung einer zukunftsfähigen Stadt-Landwirtschaft in die Praxis umzusetzen. Was wollen wir? Wir wollen auf der Fläche gemeinsam und füreinander gärtnern und die Nachbar_innenschaft, Freundinnen und Freunde und alle Gemüsebegeisterten in unser Tun miteinbeziehen. Neben dem Anbau von Gemüse soll genug Raum und Zeit für Austausch von dissidentem Wissen und das Erzählen von Mutgeschichten bleiben. Weiters wollen wir die Fläche dafür nutzen Werkstätten einzurichten, regelmäßige Volxküchen zu veranstalten und gemeinsam mit SchülerInnen, unter anderem der benachbarten Schule an einer lebenswerten, städtischen Zukunft basteln. Wir wollen sozialen Raum bieten, umwuchert von leckerem Obst, Getreide und Gemüse. Wir haben Lust diese Fläche zu beleben und zu bewirtschaften. Die einzig gängige Praxis, in Österreich Zugang zu landwirtschaftlichem Grund zu bekommen basiert auf Kapital – in anderen Regionen der Welt sind bereits andere – genauso reale und konkrete Mittel erprobt. Das Land jenen, die es bewirtschaften (wollen)! Und davon gibt es viele. Junge städtische Menschen die bereit sind Land zu bewirtschaften, zu experimentieren, der kleinbäuerlichen Landbewirtschaftung neuen Aufschwung zu geben. Wofür kämpfen wir? Wir sind dabei Alternativen zum Kapitalismus zu entwickeln und Theorien in der Praxis umzusetzen. Durch kooperative, kollektive, autonome, bedürfnisorientierte, kleinbäuerliche Produktion und Initiativen verbinden wir lokale praktische Aktionen mit globalen politischen Kämpfen. Von 2003 bis 2007 gab es einen Rückgang von 782 auf 699 landwirtschaftliche Betriebe in Wien – das entspricht einem Rückgang um 10,6%. Der Rückgang an landwirtschaftlicher Nutzfläche in Wien (zwischen 1997 und 2001 um 4,4%) wird nun Großteils als Bau- und Verkehrsfläche genutzt. Viele landwirtschaftliche Flächen in Wien sind aktuell Opfer der Bauspekulation, wie am Donaufeld sichtbar wird, wo dieses fruchtbares Land weiteren, auf ökonomische Verwertungsinteressen ausgerichteten Bauprojekten weichen soll. Täglich gehen in Österreich 15 – 20 ha Boden irreversibel als Bau und Verkehrsfläche für die Landbewirtschaftung verloren. Das ist nicht nur für unser Ernährungssystem, sondern auch durch den Verlust des CO2 Speichers Boden für den Klimawandel eine folgenreiche Katastrophe. Gerade in vielen westeuropäischen Städten sind Menschen von immenser Infrastruktur abhängig um ausreichend mit Lebensmitteln versorgt zu werden. Wir wollen zu einem dringend notwendigen Gegenenwurf beitragen, in dem Städte nicht verdichtet und verbaut werden, sondern einen großen Teil der Eigenversorgung tragen können. Vor der eigenen Haustüre. In sozialer Interaktion mit den Produzierenden, in Interaktion mit der Produktionsgrundlage. Mehr Gärten, mehr Sozialräume, mehr Fahrräder und ihre Wege! Über die Hälfte der EU-Gelder zur Unterstützung bäuerlicher Betriebe gehen an nur 7% der Betriebe, 78% erhalten noch nicht einmal 5.000 Euro Zuschüsse im Jahr. Es gilt der weltweite Konkurrenzkampf „Jede_r gegen Jede_n“. Gleichzeitig verteuern sich die Produktionskosten für Saatgut, Wasser und Kraftstoffe. Das Recht zu produzieren gibt es daher in Europa nur für diejenigen mit viel Kapital. Durch das Zusammentreffen der globalen Finanz-, Umwelt-, Energie- und Nahrungsmittelkrise in den vergangenen Jahren besteht ungeheure Nachfrage nach der Kontrolle über Land, speziell im globalen Süden. Transnationale Konzerne, genauso wie nationale Ökonomien, kaufen Land in kapitalschwächeren Ländern im großen Stil auf. Zwischen 2005 und 2009 haben diese enormen Landverkäufe rund 20 Millionen Hektar betroffen. Wir wollen Bewegungsfreiheit und das Recht auf Bewirtschaftung von Land für alle Menschen anstatt der freien Zirkulation von Kapital und Waren, die zur Zerstörung von Existenzen führt und Menschen in die Migration zwingt. Unser Ziel ist Kooperation und Solidarität im Gegensatz zu Konkurrenz. Wir fordern daher Ernährungs- Saatgut- und Landsouveränität und setzen uns für kleinstrukturierte, bedürfnisorientierte Landwirtschaft in Stadt und Land ein. Der Zugang zu Land muß kapitalarmen Menschen offenstehen. Ihnen muß effektiver Zugang zu und Kontrolle über Land sowie über dessen Nutzung möglich gemacht werden. Sie müssen auf diesem Land leben und wirtschaften dürfen.