Fritz Peyer-Müller, Michael Girgis (Hrsg.) Mit Jesus leben Impulsheft für ein aktives Leben mit Jesus Heft 1 Vorwort J Ulrich Eggers Jg. 1955 verheiratet, Cuxhaven (D), AUFATMEN-Magazin / SCM Bundes-Verlag eder weiss es: Der eine entscheidende Unterschied für die Zukunft der Kirche genauso wie für mich selbst – ist dieser Christus. Der auferstandene Sohn Gottes, an den wir glauben. Was ja vor allem eins heisst: Eine Beziehung zu ihm wagen. Kindlich, täglich, persönlich: Das Herz der Nachfolge. Der immer neue Versuch der Lebensbeziehung zu einem Unsichtbaren, Unbeweisbaren, Ungreifbaren – dem ich vertrauen und folgen will. Jeder weiss es – aber es ist so anspruchsvoll! So viel schwerer als ein religiöses Konzept. Mit Christus gesandt in die Welt – mitten hinein in die alltäglichen Lebensbezüge – ein «Glaube am Montag» (wie es die neue Initiative zum ChristSein im Alltag sagt). Wer so offen und sichtbar Christ sein will, der setzt sich Kräften aus, die viel dominanter scheinen als die oft so zarte und zerbrechliche Beziehung zu Christus, um die wir kämpfen. «Ein Haus mit weit offenen Türen braucht einen warmen Ofen», kommentiert Hanspeter Nüesch diese Situation. Missionale Christologie als Aufruf zu einem jesusgemässen Leben «mittendrin» verlangt deswegen vor allem eins: Eine starke, erkämpfte, lebendige Beziehung zu Christus selbst – sonst wird sie zu einer Idee, die aus eigener Kraft leben muss. Jeder weiss es. Sich täglich neu zu ihm hinkehren, wirklich aus ihm leben – darum geht es. Das Haus mit weit offenen Türen braucht einen warmen Ofen. Danke D ie in diesem Heft verwendeten Thesen wurden im Rahmen eines IGW ThinkTanks im Januar 2011 entstanden. Sie basieren auf der Vorarbeit von Dr. Peter Aschoff, Dr. Rainer Ebeling und Björn Wagner. Unter der Leitung von Michael Girgis haben folgende Personen an ihrer Entwicklung mitgearbeitet: Florian Bärtsch, Boris Eichenberger, Ste- fan Gerber, Cla, Gleiser (Redaktion), Michael Hodel, Leonardo Iantorno, Kurt Kammermann, Reiner Lorenz, Sabrina, Müller, Marc Nussbaumer, Dr. Fritz Peyer-Müller, Hans-Jörg Strahm, Urs Thalmann, Andrea Vara, Martin Voegelin und Barbara Wyss. Ganz herzlichen Dank für eure engagierte Mitwirkung. Impressum Herausgeber: IGW International, Josefstrasse 206, 8005 Zürich 1. Heft der Reihe «Impulsheft ». IGW-Impulshefte erscheinen regelmässig zu aktuellen theologischen Themen. Datum: 15. 9. 2011 Erstauflage: 1 000 Exemplare Bestellung: www.igw.edu, 044 272 48 08, [email protected] Layout: Benjamin Lanz, tridea.ch/Matthias Ziehli, igw.edu Redaktion: Dr. Fritz Peyer-Müller, Michael Grigis, Cla Gleiser 2 Editorial S ie halten die erste Ausgabe der IGW-Impulshefte in der Hand. Diese Publikationen bieten bieten Arbeitsunterlagen für die Gemeinde. Verschiedene Autoren schreiben darüber, wie wir Jesus ganz neu in der Bibel und in unserem Leben entdecken können. Die Autoren stiften zu einem Leben mit Jesus an. Sie schreiben für das persönliche wie auch für das gemeinsame Leben. Aus vielfältiger Perspektive werden die Thesen zu Christus geklärt. Die Texte laden ein, intensiv mit der Bibel in der Hand Jesus Christus neu zu entdecken. Die Zugänge dazu sind vielfältig. Wie kam es zur Idee der Impulshefte? Seit gut drei Jahren beschäftigen wir uns bei IGW intensiv mit einer missionalen Theologie. Oder anders formuliert: Wir beschäftigen uns mit einer Theologie, die zur veränderten Praxis führt. Unser Bemühungen gehen dahin, dass die Kirche am Ort neu ihren alten Auftrag in ihrem Kontext entdeckt. Oder wie wir es in der ersten These formuliert haben: Jede Generation muss für sich entdecken, wer für sie Jesus Christus ist. Und das in ihrem Kontext. Jährlich treffen sich 20 bis 30 Persönlichkeiten aus Theologie und Kirche zu einem intensiven Gedankenaustausch, zum ThinkTank. Daraus entstanden die Thesen zur missionalen Theologie (2010) und Christologie (2011). Da theologische Praktiker und praktische Theologen zusammen waren, entstanden Thesen für Theologie und Praxis. Die Impulshefte gehen über die Thesen hinaus. Sie führen in die Praxis und liefern die bibli- sche Grundlage. Sie zeigen auch Möglichkeiten und Beispiele auf, wie diese Praxis im Kontext der Gemeinde aussehen könnte. Sie laden zum Studium ein. Im Herbst 2011 wird das zweite Heft erscheinen. Wir werden es in Zusammenarbeit mit der Schule für Sozialmanegement herausgeben. Thema wird sein: Gesellschaftsrelevanter Gemeindebau. Nun wünsche ich Ihnen viel Segen bei der Lektüre und freue mich auf Rückmeldungen an: [email protected] oder als Gruppe (Hauskreis, Leitungsteam). Die 13 Einheiten enthalten die folgenden Elemente: 1. These (in Box, als Überschrift) mit entsprechender Nummer 2. Erläuterungen dazu (Fliesstext) 3. Biblische Texte zur möglichen Vertiefung 4. Story (als Illustration und Praxisbeispiel) 5. Fragen (zur Reflexion und weiterführenden Diskussion) sowie 6. Platz für Notizen Auf Seite 31 werden zudem einige zentrale Fachausdrücke in einer Übersicht kurz erklärt. Wir hoffen, dass die Impulse dieses Heftes einladend wirken, sich persönlich und als Gemeinschaft immer wieder von neuem auf Jesus Christus einzulassen und dabei den Mut aufzubringen, die eigene Nachfolge auf ihre Verbindung zur Person, der Lehre und dem Leben von Jesus Christus hin zu prüfen. Gibt es etwas, was uns der wilde, ungezähmte, radikal barmherzige, immer überraschende Messias der Evangelien sagen möchte? Gibt es Bereiche unseres Lebens, in welchen uns der wilde, ungezähmte, radikal barmherzige, immer überraschende Messias der Evangelien herausfordern möchte? Wir wünschen viel Inspiration und Reden Gottes bei dieser Lektüre, die sowohl die eigene Nachfolge als auch die Mitarbeit im Reich Gottes bereichern und befruchten wird. Dr. Fritz Peyer-Müller Jg. 1952; verheiratet, Lützelfüh-Goldbach (CH), Rektor IGW International, Initiator Think-Tank [email protected] Arbeitsanleitung D ieses Impulsheft ist von rund einem Dutzend namhafter Autoren für eine ganz spezifische Zielgruppe verfasst worden, nämlich für Nachfolger Christi – interessierte Laien, Hauskreisleiter, Leitungsteams, Pastoren, Männer, Frauen, Junge und Ältere. Das Heft ist also genau für dich bzw. für Sie geschrieben worden! Es ist eine Einladung, sich den ganz zentralen Fragen Dietrich Bonhoeffers zu stellen: Wer ist dieser Jesus Christus? Wer ist er für uns heute? Und: Was bedeutet ein Leben mit Jesus Christus heute? Die 13 Kapitel befassen sich jeweils auf 2 Seiten mit einem Teilaspekt dieser Fragen, indem sie je eine der «13 Thesen zur missionalen Christologie» erläutern. Die 13 Einheiten können aber in beliebiger Reihenfolge gelesen und studiert werden, allein Michael Girgis Jg. 1970; verheiratet, Bülach (CH), Co-Rektor IGW International, Initiator Think-Tank [email protected] 3 Jede Generation muss sich neu fragen: Wer ist Jesus Christus und was ist seine Mission? Daraus folgt: Was bedeutet ein Leben mit Jesus Christus für uns heute? 1 Biblische Texte: Mt 3,23-25; 13,54-58; Mk 2,1517; Lk 5,29-32; 19,1-8; Joh 3,16 W Andreas «Boppi» Boppart Jg 1979, verheiratet, Zizers GR (CH), Evangelist und Leiter von Campus Generation Ministry bei Campus für Christus [email protected] 4 ürde ich meine wunderschön geformtes linkes Ohr, das mit dem doppelten Ohrläppchen, auf den Kopierer legen und diese Kopie dann wiederum kopieren, um diese wieder zu vervielfältigen ... Irgendwo verzerrt sich das Bild nach zigfachem Kopieren. Mein Ohr wäre als solches nicht mehr wiederzuerkennen. Dasselbe geschieht mit Jesus. Als Nachfolger sind wir dazu berufen, sein Leben und sein Reden zu kopieren, natürlich immer verbunden mit einer Adaption auf unser persönliches Leben – aber leider kopieren wir oft nicht ihn, sondern nur die Kopie von der Kopie von der Kopie von ihm. Wir vervielfältigen nicht seinen Lifestyle, sondern den Lifestyle einer bestimmten Gemeinde oder Glaubensrichtung, der wir angehören. Wenn wir als Gemeinden nicht in einem stetigen Prozess bleiben, den ganzen Jesus und das ganze Evangelium immer wieder neu für uns und die Kultur, in der wir leben, zu entdecken und zu entfalten, dann werden wir eines Tages aufwachen und merken, dass unser Jesus nicht mehr viel von dem Jesus darstellt, den wir in der Bibel finden. Die Evangelien berichten über Geburt, Leben, Wirken sowie Sterben und Auferstehen von Jesus Christus. Er ist die zentrale Person. Daran scheiden sich Menschen, Gesellschaften. Aber an Jesus kommen wir nicht vorbei – diese Option hat er uns schlicht nicht gelassen. Mit Aussagen wie Joh 3,16 hat er sich selbst ins Zentrum gerückt. Und wer Jesus sieht, sieht direkt den Vater (Joh 14,9) – dadurch ist Gott für uns Menschen handfest und anfassbar geworden. Jesus stellt sich in den Evangelium in vielfältiger Weise vor. Diese verschiedenen Aspekte der Person Jesu müssen immer wieder «erforscht» und gelebt werden. Wenn die Evangelien von Jesus berichten, dann berichten sie vor allem von seiner Sendung. Ein Evangelium ohne Jesus – oder mit einem schwächelnden und schmalbrüstigen Jesus – ist bloss eine traurige Religion, ohne wirkliche Hoffnung auf Versöhnung im Jetzt und ohne Perspektive auf eine wunderbare Zukunft. «Die wichtigste Korrektur für die Kirche im angebrochenen einundzwanzigsten Jahrhundert liegt in unserer Christologie. Diese wird unsere Missiologie revolutionieren, welche dann wiederum unsere Ekklesiologie verändern wird» (Frost/Hirsch 2009:142). Jesus Chhristus und seine Sendung, unsere Sendung zu entdecken – so die Meinung von Frost und Hirsch – ist unsere wichtigste Aufgabe. Daran entscheidet sich unser Weg als Christen wie auch als Gemeinde. Die beiden erwähnen das Beispiel der NASA-Rakete (2009:209), die beim Start nur 0,5 Grad Abweichung hat, den Mond jedoch dann um mehrere tausend Kilometer verfehlt. Genauso werden wir am Evangelium vorbeischiessen, wenn wir in unserer Nachfolge Jesus «verfehlen». Ghandi hat einmal gesagt: «Ich mag euren Christus, aber ich mag eure Christen nicht. Eure Christen sind Christus gar nicht ähnlich.» Wir haben zwar den Namen von Christus angenommen, aber unsere Leben werden diesem Namen leider oft in keiner Weise gerecht. Auch mein Bild von Jesus hatte sich verzerrt, als ob ich ihm einen Strumpf über den Kopf gezogen und dann ganz nach meinen persönlichen Glaubensvorlieben ein wenig in die eine oder anderer Richtung gezogen hätte. Kein Wunder möchte niemand mehr etwas mit dieser entstellten Fratze zu tun haben, die wir manchmal von Jesus präsentieren. Ich musste fast dreissig werden, bis Foto: bigfloridacountry.com Gott in einem Slum in der Hauptstadt von Äthiopien mein Herz richtiggehend über den Haufen rannte. Dabei war ich gar nicht so entsetzt über das, was ich in diesen Slums vorfand – sondern vielmehr über den Zustand meines Herzens. Und über den einseitigen 2/3-Jesus, dem ich jahrelang voll Überzeugung nachgefolgt war. Die Erkenntnis brach wie eine Flutwelle in mein Leben herein und riss so einiges mit – aber anstatt Zerstörung machte sie Raum, für ein neues, ganzheitliches Jesus-Bild. Story st? Fragen glaube ich er su nach, oder s folge su Je •Folge ich Je h? Welchem sus kenne ic •Welchen Je ich nach? ne Gemeinde? sus kennt mei her•Welchen Je ist mir möglic l» an Jesus te ist rit e «D lg fo es •Welch von Nach welcher Teil weise fremd, geblieben? e ck re St r de e? irgen dwo auf meiner Freund össten Nöte Not? gr e e es di di d f sin au •Was t hat Jesus or tw An ne ei Was für kalen Umfeld Mankos im lo en st ös gr e di •Was sin d nde? e? Gibt meiner Gemei ner Gemeind ssourcen mei Re e di d sin •Was ngen? Überschnei du es mögliche Notizen Ich entdeckte einen Jesus, der nicht nur Menschen in den Himmel bringt, sondern den Himmel auch zu den Menschen. Claiborne (2010:23) spricht in diesem Kontext von einem Glauben, einer Art von Christentum, die über diese Welt genauso viel zu erzählen hat wie über die nächste. Ich entdeckte einen Jesus, der sich mitten in den Schlamm der Slums, mitten in die Not hineinkniet, um dort nicht nur über persönliches Seelenheil zu predigen, sondern die Menschen ganz praktisch auch eine überwältigende Liebe von Gott spüren lässt. Diese Liebe wummert und pulsiert in ihm, diese Liebe, die nicht abstrakt bleibt, sondern sich bei Zachäus (Lk 19,1-8) ganz praktisch äussert, indem sie in dieses Zöllnerleben hineinbricht, in seinen Alltag und dort einfach durch diese Begegnung das Herz von Zachäus völlig umkrempelt; oder in Mt 8,1-4 den Aussätzigen nicht einfach aus der Ferne mit einem Zaubersprüchlein heilt, sondern ihn dabei anrührt – man kann sich gar nicht vorstellen, was allein diese Berührung alles ausgelöst hat, bei einer Person, die damals, aller Beziehungen beraubt, abgesondert von der Gesellschaft gelebt hatte. Genau solche Menschen gibt es heute in Europa in unzählbaren Massen – isoliert und beziehungsunfähig. Jesus ist heute noch derselbe und sein Evangelium hat nicht nur einen Mund, sondern auch Hand und Fuss. 5 Jesus Christus ruft Menschen in die gemeinschaftliche Nachfolge (Imitatio Christi). 9 Biblische Texte: Gen 2,18a; Mt 4,18-22; Mt 10,1-4; Lk 10,1-2; A Björn Wagner Jg. 1975, verheiratet, Karlsruhe (D), Arbeitet beim CVJM [email protected] 20 m Anfang war der Gott der Gemeinschaft. Christus ist Teil der ewigen Gottesgemeinschaft, dem Geheimnis des Drei-in-Eins, verbunden im Liebestanz dessen Schritte ihren Widerhall durch die ganze Schöpfung hören lassen. Ein Gott der Gemeinschaft schafft nach seinem Bild ein Geschöpf der Gemeinschaft, das «nicht allein» (Gen 2,18a) sein soll. Ebenbild Gottes zu sein findet also seinen Ausdruck in Gemeinschaft; Ebenbild Christi, also des offenbarten Gottes, zu sein, bedingt ebenso Gemeinschaft. Zu lange haben wir im Wind eines übermächtigen Individualismus die «persönliche» Nachfolge in den Vordergrund gestellt, die «eigenen» Gaben gesucht und die Frage «meiner» Berufung geklärt. Der Ruf Bonhoeffers nach «gemeinsamen Leben» verhallt heute in der Leere zwischen den Individuen. Hier soll und muss die These 9 mit einem Wort nicht nur korrigierend, sondern im Gegenteil neu definierend einsetzen. Jesus Christus ruft Menschen in die gemeinsame Nachfolge (Imitatio Christi). Nur in dieser gemeinsamen Nachfolge findet die Imitiatio Christi, die Nachahmung Christi, ihre Vollendung. Alle Versuche ohne die Anderen der Gemeinschaft Jesus Christus für und in dieser Welt zu sein, sind zum Scheitern verurteilt. Allein, individuell und für sich sind keine gültigen Optionen im Reich Gottes – als Beispiel sollen vier Zahlen dienen: 3 Jünger bilden den engsten Kreis um Jesus herum (Johannes, Jakobus und Petrus), 12 sind die Stammjünger, 72 der erweiterte Kreis und 120 stellen die nachösterliche Gemeinschaft dar, die seinen Auftrag umsetzt, andere in die Nachfolge zu rufen. Gemeinschaftliche Nachfolge ist dabei unterschiedlich in ihrer Ausprägung – vom Zeloten Simon, der einen Eid geschworen hat jeden Römer umzubringen zu Levi, einem Zöllner und Kollaborateur mit eben jener verhassten Besatzungsmacht ist der Bogen gespannt – oder sollten wir sagen überspannt? Die Unterschiedlichkeit der Schöpfung spiegelt sich in der Gemeinschaft der Jünger wider. So bedeutet gemeinschaftliche Nachfolge auch eine Vielfalt der Geschichten, die in Jesus zu einer gemeinsamen Geschichte verwoben werden. Wie in einer Familie sucht man sich die Akteure nicht zielgruppengerecht aus, sondern lernt in der Nachfolge miteinander zu leben. Fragen nach der Wertigkeit (Wer ist der Grösste?) gehören dabei genauso dazu wie die Sorge um die Ressourcen der Gemeinschaft (Salböl). Der Ruf Jesu gleicht dabei einem Weckruf, der eine neue Dimension in das Leben der Nachfolger einführt: Die Bürgerschaft unter einem Herrn, einem Messias-König, dem Christus. Die 13 Thesen zur missionalen Christologie führen eine alternative Sicht auf Jesus Christus ein, darum soll hier nicht zu viel Platz verwandt werden – der Leser hat bereits einige neutestamentliche und systematische Sichtweisen kennen gelernt. Es sei aber darauf hingewiesen, dass der Beiname Christus Jesus von Nazareth qualifiziert und das vor allem als Herrn der Welt und ersehnten Retter Israels aus der Not. Diese Not bestand nicht zuerst in seiner Sündhaftigkeit, sondern in der Besatzung durch die Römer, welche aus seinem Unvermögen heraus resultierte, das Volk, die Vasallen, Gottes zu sein. Von diesem Hintergrund müssen wir Jesu Auftrag an das Volk Israel her deuten und auch seinen Ruf in die Nachfolge. Sein Ziel besteht in der Aufrichtung des Reiches Gottes im Hier und Jetzt. Und auch dieses Reich trägt die Kennzeichen einer Gemeinschaft. Aber genau wie dieses Reich Gottes bereits aufgerichtet ist und trotzdem auf seine Vollendung wartet, so ist menschliche Gemeinschaft bestenfalls unvollkommen, aber auf jeden Fall immer wieder von der Ent-Zweiung bedroht. Die Glieder streben nach Autonomie, die Ein-Gliederung in den Leib bringt in die Lebenspraxis was Jesus gemeint hat, als er von «sich selbst verleugnen» (Lk 9,23) sprach. Es muss daher nicht verwundern, wenn dieser Prozess der «Vergemeinschaftung» immer wieder schwer fällt und bedroht ist. Martin Buber, der grosse jüdische Philosoph spricht sehr deutlich von der Notwendigkeit des anderen – die Soziologie bestätigt dies an allen Enden: Erst in der Begegnung mit dem Anderen ist eine Entwicklung des Selbst möglich. Nachfolger haben untereinander den gleichen Status, sind aber nicht mehr autonom in ihren Lebensentscheidungen (Petrusverheissung). Nachfolge in der Gemeinschaft erschliesst Foto: tam_oliver | sxc.hu die praktische Anwendung der «Selbstverleugnung» (Lk 9,23ff) – was für eien Auswirkung hat das auf die Gemeindepraxis? Zunächst kann und muss die Gemeinschaft von Gemeinde mehr sein als nur die gemeinsame Teilnahme an Veranstaltungen. Nachfolge bedeutete zur Zeit Jesu gemeinsam durch den Staub Israels zu wandern und dabei eine Mission, ein Ziel vor Augen zu haben. Jede Gemeinschaft braucht ein Ziel, dass grösser ist als ihre blosse Selbsterhaltung – ist diese das Ziel, rückt der Aspekt der gemeinsamen Nachfolge schnell in den Hintergrund. Gemeinsame Nachfolge braucht die konstante Herausforderung und die Notwendigkeit des gegenseitigen Vertrauens. Dann entsteht das, was Alan Hirsch mit dem Begriff «communitas» beschreibt, dem lateinischen Begriff für eine enge Gemeinschaft, z.B. unter Soldaten oder in einem Kloster. Er setzt diesen dem Begriff «Gemeinschaft» (engl. community), wie wir ihn normalerweise füllen, gegenüber. Schnell wird deutlich, dass communitas nicht in der gemeinsamen Teilnahme an Veranstaltungen, sondern vielmehr im gemeinsamen Leben und Dienen ihren Platz findet. Mitarbeiter, Nachfolger auf dem Weg erleben sie und viele kennen sie: Das Glück sich nach getaner Aufgabe in die Arme zu fallen, den Kontakt zu alten Freunden und die Geschichten von Bedrohung und Gefahr (weisst Du noch, damals…). Viel zu selten findet gemeinsame Nachfolge, die das Potenzial zur Veränderung der Gesellschaft und der eigenen Persönlichkeit darstellt in unseren Gemeinschaft statt. Und dennoch ist das genau der Platz, an dem sie im neutestamentlichen Bericht immer und immer wieder entstanden ist. r geFragen nen Grun d fü Gemeinde ei gr le ne ge ei st m fe in •Gibt es gemeinsam chfolge? Ein geträu mt am ns ei m meinsame Na ge n Trau m, der aus? tes Ziel, eine – w ie sieht er ja n en W meinw ird? ei m nde, die ge , die en in der Ge en ab st fg Po Au es es n? Gibt •Gibt swege förder d? same Lösung oss sin gr zu on rs n ja für eine Pe ir» un d - wen Kultur des «W dieser Kultur des ne ei es bt Gi • en e Kennzeichn - was sin d di «Wir»? e Lachen un d das gemeinsam Gibt es Rahum es ist •Wie stellt? Gemeinde be sch un d Mit-Erleben Weinen der stau Au e di n, ge menbe dingun fördern? Notizen Story In der Vorbereitung und Durchführung einer Ferienfreizeit für Kinder. Gemeinsam im Team von bis zu 30 Jugendlichen betreuen wir bis zu 100 Kinder in den Ferien. Kinder, die in den Ferien nichts zu tun hätten, teils auf der Strasse herumhängen würden. Wir starten als Team und haben von Anfang die Vision, diesen Kindern das Evangelium von Jesus mit allen uns nur erdenklichen Möglichkeiten weiterzugeben. Bereits in der Vorbereitung waren wir von diesem Bewusstsein erfüllt, gesandt zu sein. Das gab uns die Motivation, die Rahmengestaltung und das inhaltliche Programm als Gesamterlebnis zu gestalten, zum Miterleben. – So haben wir z.B. einmal ein halbes Piratenschiff in der Grösse 1:2 aufgebaut, nur um die Bibelarbeiten interessanter gestalten zu können. Gemeinsam dem Auftrag Jesu folgen setzt in den einzelnen Nachfolgern immenses Potenzial frei, das ebenfalls gemeinsam eingesetzt werden kann. 21 Buchhinweise Eine kleine Auswahl vertiefender Literatur. Im Downloadbereich unserer Homepage (www.igw.edu) können Sie eine umfassende Literaturliste sowie weitere Informationen zur missionalen Theologie herunterladen. Hardmeier Roland 2009 Kirche ist Mission Auf dem Weg zu einem ganzheitlichen Missionsverständnis. Frost Michael & Hirsch Alan 2008 Die Zukunft gestalten Innovation und Evangelisation in der Kirche des 21. Jahrhunderts. Frost Michael & Hirsch Alan 2009 Der wilde Messias Mission und Kirche von Jesus neu gestaltet. Edition IGW Bd. 2. Glashütten: C&P. Schwarzenfeld: Neufeld. Schwarzenfeld: Neufeld. ISBN: 978-3-86770-077-1 (bei IGW porto- ISBN: 978-3-937896-75-5 ISBN 978-3-937896-77-9 (bei IGW porto- frei erhältlich) frei erhältlich) Die Autoren zeigen, vor welchen Herausforderungen die Gemeinden zu Beginn des 21. Jahrhunderts ste¬hen. Eine theologisch fundierte Zeitanalyse und zugleich ein leidenschaftliches Plädoyer für einen geistlichen Aufbruch hin zu einer missionarischen Kirche. «Unser Christsein ist geprägt von vielen Jesusbildern unserer Kindheit, unserer Kirche oder unserer Erfahrung. Aber wie ist Jesus wirklich? Frost und Hirsch versuchen, den ursprünglichen Jesus der Evangelien neu zu entdecken. Das Ergebnis ist gleichermassen unbequem, spannend und wichtig. Pflichtlektüre für engagierte Christen!» (Tobias Faix) Der Autor liefert eine umfassende biblische Begründung für ein transformatorisches Missionsverständnis. Durch die Aufarbeitung der missiologischen Entwicklungen in der Zwei-Drittel-Welt, die konsequente Einbeziehung des Alten Testaments vermittelt Roland Hardmeier eine für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts relevante Sicht von Kirche und Mission. Diese radikale Anstiftung bedeutet, dass die Kirche sich neu auf ihre missionarische Aufgabe besinnt und zugleich ihre soziale Verantwortung wahrnimmt – und so zur Heilung der Welt beiträgt. Reimer Johannes 2009. Die Welt umarmen Theologie des gesellschaftsrelevanten Eckstein Hans-Joachim 2010 Kyrios Jesus: Perspektiven einer christologischen Theologie Gemeindebaus. Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Transformationsstudien. 1. Marburg: Francke. ISBN: 978-3-86827-085-3 Reimer analysiert Gemeindemodelle und macht konkrete Vorschläge für einen gesellschaftsrelevanten Gemeindebau. Er beschreibt, wie Gemeinden mitten in der Welt leben und sie verändern können. 30 Es fasziniert, mit welcher Kreativität und Dynamik die ersten Zeugen ihre Glauben stiftende und Leben eröffnende Christuserkenntnis beschreiben konnten. Dabei orientiert sich ihre Rede von Gott durchgängig an dem Evangelium von der Identität und Bedeutung Jesu Christi. Und der Blick auf ihren Herrn erschliesst den Glaubenden zugleich die heilvollen Auswirkungen für sie und für die Welt als Ganzes. Begriffserklärungen Zum besseren Verständnis klären wir einige wichtige theologische Begriffe und Fremdwörter (in alphabetischer Reihenfolge): Anthropologisch: Die Anthropologie umschreibt die christliche Lehre vom Wesen und Sein des Menschen. Sie bildet einen Teilbereich der Dogmatik. Christologie: Die christliche Lehre über Leben, Dienst und Werk von Jesus Christus. Ekklesiologie: Die christliche Lehre über die Kirche. Sie bildet einen Teilbereich der Dogmatik. Eschatologie: Die christliche Lehre von den «letzten Dingen», von der Endzeit. Sie bildet einen Teilbereich der Dogmatik. Imitatio Christi: Die «Nachfolge Christi» ist die auf Jesus zurückgehende Aufforderung, seinem vorbildhaften und exemplarischen Lebensweg nachzufolgen: «Denn ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr tut, wie ich euch getan habe» (Joh 13,15; vgl. Mk 10,42 – 45; Lk 22, 25 – 27). Für seine Nachfolger wird Jesus damit zum Beispiel für den eigenen Lebensentwurf. Inkarnation: Die Inkarnation umschreibt das Geheimnis der Menschwerdung Gottes in der Person Jesu Christi mit der Konsequenz, dass sich Gott dadurch ganz in die Lebenswirklichkeit seiner Schöpfung und Geschöpfe hineinbegeben hat. Messianisch: auf den Messias oder auf seine Erlösung bezogen. Die messianische Erwartung bezeichnet die spezifisch jüdische Erwartung von Gottes Einwirken in die Geschichte, durch das er mit und für Israel seine gerechte Herrschaft in der Welt aufrichtet. Diese Herrschaft kann und soll im Lebensstil des Gottesvolkes schon jetzt sichtbar werden. Missio Dei: Die «Sendung Gottes» besteht in der Zuwendung Gottes zur Welt. Dieses (Heils-)Handeln Gottes ist im Verständnis der missionalen Theologie grundlegend für jegliches christliche Engagement. Missio Filii / Missio Christu: Die «Sendung des Sohnes» bezeichnet Gottes erlösendes Handeln durch Jesus Christus. Gott Vater sendet seinen Sohn Jesus Christus. Missiologie: Die christliche Lehre über die Geschichte und Praxis der christlichen Mission. Missionale Christologie: Missionale Christologie interpretiert Leben, Dienst und Werk von Jesus Christus aus der Perspektive der Sendung. grundsätzlich sendenden Wesen und Handeln Gottes in Welt und Geschichte bestimmen zu lassen. Grundsätzlich umschreibt der Begriff «missional» eine durch und durch dem sendenden Sein und Handeln Gottes in dieser Welt verpflichtete und davon durchdrungene Denk- und Handlungsweise. Praktisch-theologisch: Die Aufgabe der Praktischen Theologie liegt in der kritischen Vermittlung zwischen der theologischen Wissenschaft und der christlichen Praxis in Kirche und Gesellschaft. Systematisch: Die Systematische Theologie ist ein Teilbereich der Theologie. Ihre Aufgabe ist es, den christlichen Glauben in seinen Voraussetzungen (Fundamentaltheologie), in seinem Glaubensinhalt (Dogmatik) und in seinen Konsequenzen für das menschliche Handeln (Ethik) systematisch zu reflektieren. Transzendent: jenseits dessen, was der Mensch normalerweise mit seinen Sinnen wahrnehmen oder erfahren kann. Missionale Theologie: Das Bemühen, alles Reden und Lehren über Gott in erster Linie vom 31 DAS WEBPOR TAL VON SCHWEIZER CHRISTEN Bei uns sind sie kompetent und aktuell informiert: NEWS VIDEO-PORTAL STELLEN KONTAKTE NEWSLETTER E-MAIL-ADRESSE JESUS.CH-PRINT Bibel-SMS Täglich ermutigt durch einen n Bib bel ellve vers ve rs. Z Zu um Ab Abon onn niier e re eren en n sende eine SM MS mit «START T Bib Biib be el T» an an 939 39 Christliche Adressen Christ Neu auf Liven net: Ethnische Grrru upp ppen en (AG AGiK iK)),, Ch hrris riissttlliicche h Ges esch sch chäf äfts tsle leut ute ut te (CGS (C CGS S) Das Evangelium Evang in allle Häuser bringen Live Livenet führt die Arbeit von on n «C «Chr hristtu us fü für ür a alllle e Sch chw we eiiz eiz z» wei eite terr.. Übernimmst nimmst Du Verwantw wor ortu tung ng für ür Dei eiin Qu Quar arti arti t er er? ww www. w.cf cfaa sc schw h eiz. eiz.ch ei cch h Spenden per SMS JESUS 30 Um Livenet.ch und Jesus.ch zu unterstützen, sende ein SMS an 339: Jesus + gewünschten Betrag (1 – 999 CHF). Beispiel: um CHF 30 zu spenden, sende jesus 30 an 339 Dein Beitrag hilft, Menschen mit dem Evangelium zu erreichen. Herzlichen Dank! Die Webseite, die informiert, ermutigt und vernetzt.