Geisteswissenschaft Feryal Kor Zuverlässigkeit von Schizophrenie-Diagnosen - eine soziologische Sichtweise Streit um Verhalten: Soziologische Thematisierungen „psychischer Störungen“ Studienarbeit Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung ............................................................................................................................... 1 2. Schizophrenie ......................................................................................................................... 2 3. Die Diagnose .......................................................................................................................... 4 4. Das Rosenhan-Experiment ..................................................................................................... 7 5. Fragwürdigkeit der Schizophreniediagnose ........................................................................... 8 6. Fazit...................................................................................................................................... 11 7. Literaturliste ......................................................................................................................... 14 1. Einleitung „Geisteskrankheit, jenes Krankheitsmodell, das aus dem umfassenderen mechanistischen Paradigma abgeleitet wurde, war seit dem Untergang des Glaubens an Geister und Dämonen der anerkannte Modus der Darstellung abweichendem, unerwünschten Verhaltens.“1Krankheit ist eine Art Abweichung von bestimmten Normen, welche Gesundheit oder Normalität repräsentieren. Sobald ein Individuum von der Norm der Gesundheit oder Normalität abweicht, so hat es Folgen. Die Diagnose und die Behandlung sind soziale Vorgänge. Die Krankheit kann eine biologische Erkrankung sein, der Gedanke der Krankheit ist es nicht, genauso wie die Art und Weise in der der Mensch darauf reagiert. Demnach wird die Krankheit sozial definiert und ist von sozialen Vorgängen, die sie bedingen, umgeben.2 Die Medizin kann eine enorme heterogene Sammlung von Krankheiten aufzeigen, angefangen von konkreten Anzeichen und Beschwerden, die mit einem infektiösen Mikroorganismus verbunden sind. Aber sie enthält auch vage Bezeichnungen, wie beispielsweise die Beschreibung der geistig-seelischen Erkrankung. „Tatsächlich befindet sich die Medizin offenbar in einem ziemlich verwirrten Übergangsstadium, in dem die alten, „festen“ Variablen immer unzureichender zu sein scheinen und subjektive, vom sozialen Leben geschaffene Faktoren selbst zu „Ursachen“ werden.“3Eine Sammlung von Variablen an denen Schizophrenie erkannt werden kann, liefert die ICD-10. Die Diagnose der Schizophrenie beinhaltet die Theorie, dass die Symptome dieser Krankheit zuverlässig bestimmt werden können. In der medizinischen Wissenschaft wird eine theoretische Feststellung durch Labor- oder klinische Verfahren überprüft. Dadurch soll die Ursache der Krankheit identifiziert werden. Je mehr unterstützende Daten es gibt, desto glaubwürdiger wird die medizinische Diagnose. Doch betrachtet man die psychiatrischen Diagnosen, so sind sie „weniger „sicher“ als Diagnosen anderer medizinischer Disziplinen.“4 Psychiatrische Diagnosen sind soziale Konstrukte, d.h., sie orientieren sich am Verhalten und an den Äußerungen des Patienten. Die Psychiatrie bezieht sich also auf die Kommunikation der Patienten über sich selbst und ihrer Umwelt. Hierbei 1 2 3 4 Manusco, J.C., Sarbin, T.R. (1982): Schizophrenie- Medizinische Diagnose oder moralisches Urteil?, S.92. Vgl. Freidson, E. (1979): Der Ärztestand, S.175. Vgl. ebd, S.175. Richter, D. (2003): Psychisches System und soziale Umwelt. S.65. 1 kommt es auf die subjektive Wahrnehmung des Psychiaters an. Dieser Punkt soll in der vorliegenden Arbeit noch deutlicher aufgezeigt werden. Gestützt an die Klassifikationen der ICD-10 wird im ersten Teil der Hausarbeit versucht, nach der Begriffsklärung Schizophrenie, aufzuzeigen, dass diese Klassifikationen zu vage sind, um Schizophrenie daran fest zu machen. Desweiteren wird aufgeführt- wie bereits erwähnt, dass die subjektiven Kriterien des Diagnostikers die Grundlage seiner Arbeit bilden. Im zweiten Teil der Ausarbeitung dient das Rosenhan-Experiment als Basis. Mit dieser soll beschrieben werden, dass Diagnostiker nicht immer in der Lage sind Gesunde von Kranken unterscheiden zu können und dass, wie im ersten Teil aufgeführt wird, die subjektiven Kriterien des Diagnostikers bedeutend für die Diagnose sind. Der darauf folgende Teil soll die These Fehldiagnose Schizophrenie durch die Arbeiten von Manusco und Sarbin (1982), Rosenhan (1973) und Braginsky (1974) unterstützt werden. Das Fazit bildet den letzten Teil dieser Ausarbeitung, indem die wichtigsten Komponenten noch einmal zusammenfassend aufgezeigt werden sollen. 2. Schizophrenie Unter diesem Punkt wird versucht oberflächlich Schizophrenie darzustellen. Ein ausführlicher Erklärungsversuch mit all seinen Schizophrenieformen würde den Rahmen dieser Hausarbeit sprengen, zudem kommt hinzu, dass die verschiedenen Formen der Schizophrenie für diese Ausarbeitung nicht wesentlich sind. Die Krankheit, die heutzutage als Schizophrenie bezeichnet wird, wurde 1896 durch Emil Kraepelin als Dementia praecox beschrieben. 1906 führte der Psychiater Eugen Bleuler den Begriff der Schizophrenie ein, der den Zwiespalt seiner Patienten bezüglich auf ihr Denken, Fühlen und Handeln beschreiben wollte. Das Wort Schizophrenie stammt aus dem Griechischen, wobei schizo Spaltung bedeutet und phren den Verstand bezeichnet. Schizophrenie ist eine Spaltung der eigenen Gefühle in Bezug auf ihr Handeln, Wahrnehmen und Erleben. Dies wird nun etwas detailierter 2