Experimente zur Plattentektonik (Klassen 7/8) Reihe 12 S1 Verlauf Material LEK Glossar Mediothek Warum bewegen sich die Erdplatten? – Experimente zur Plattentektonik Ein Beitrag von Dr. Adrian Russek, Hattingen Mit Illustrationen von Julia Lenzmann, Stuttgart I/B1 Themen: Plattentektonik, Schalenbau der Erde, Kontinentalverschiebung, Richter-Skala, Seismograf, Plattengrenzen, Konvektionsströme, Scherungszone, Erdbeben, Vulkanismus Ziele: Die Schüler gewinnen Erkenntnisse aus verschiedenen Experimenten. Diese Ergebnisse zusammen mit weiteren Informationen aus Texten und Karten helfen ihnen die geologischen Vorgänge an den verschiedenen Formen der Plattengrenzen zu verstehen. Klassenstufe: Klassen 7/8 Zeitbedarf: 6–8 Unterrichtsstunden U A H C Hintergrundinformationen Eindrucksvoll sind die Bilder von Vulkanausbrüchen, die wir immer wieder in den Nachrichten sehen. Rauchende Schlote und austretende Lavamassen üben dabei eine ganz besondere Faszination aus. Es ist nicht schwer, das Interesse für solche Phänomene bei Schülern zu wecken. Schon bald ergeben sich die ersten Fragen zu den Naturereignissen: Wie entsteht Magma? Wie ist die Erde aufgebaut? Warum bewegen sich die Erdplatten? Und was passiert, wenn sich Erdplatten aufeinander zu bewegen? S R Grundvoraussetzung zum Verständnis dieser endogenen Prozesse ist es, den Schalenbau der Erde zu kennen. Die Erdkruste, die obere Lithosphäre, besteht aus festem Gestein und ist zwischen 30 und 50 km dick. Der darunter liegende Erdmantel setzt sich ebenfalls aus festem Gestein zusammen, weist jedoch stellenweise Fließbewegungen auf. Fachleute nennen diese Fließbewegungen auch Konvektionsströme. Sie werden durch unterschiedliche Temperaturen sowie Dichteunterschiede im Erdmantel verursacht. Wissenschaftler teilen den Erdmantel in den oberen und den unteren Erdmantel ein. Der obere Erdmantel reicht bis in eine Tiefe von 700 km und besteht aus einer festen Schicht. Diese bezeichnen Experten auch als untere Lithosphäre. Zudem besteht der Erdmantel aus einer plastischen Schicht, die auch Astenosphäre genannt wird. Die Astenosphäre enthält geringe Schmelzanteile und bildet die Basis für die Erdplatten. Der untere Erdmantel reicht bis zu einer Tiefe von fast 2900 km und ist fest. Die inneren Schalen der Erde werden durch den äußeren und den inneren Erdkern gebildet. Der äußere Erdkern ist lüssig und besteht aus einer EisenNickel-Schmelze, während der innere Erdkern fest ist. O V Kontinentaldrift nach Alfred Wegener Alfred Wegener war 1912 der erste Wissenschaftler, der seine Überlegungen zur Verschiebung der Kontinente der Öffentlichkeit vorstellte. Er hatte zwar viele Beweise für das Vorhandensein eines Urkontinents Pangäa gesammelt, aber erklären konnte der Geophysiker die Bewegungen nicht. Heutige Geowissenschaftler gehen davon aus, dass unterschiedliche Kräfte für die Bewegungen der Erdplatten verantwortlich sind. Aufgrund des hohen Eigengewichts der Platten gleiten sie von den Erhöhungen des Mittelozeanischen Rückens herab. Dies bezeichnen Experten als Rückendruck. Weiterhin sinkt durch ihr Eigengewicht die ozeanische Kruste in Subduktionszonen des unteren Erdmantels. Für einen Vulkanausbruch müssen Gesteine aufgeschmolzen werden, damit Magma entstehen kann. Das geschieht nur bei bestimmten Temperatur- und Druckverhältnissen. Der zur Vollversion 85 RAAbits Geographie März 2015 Experimente zur Plattentektonik (Klassen 7/8) Reihe 12 S2 Verlauf Material LEK Glossar Mediothek Schmelzpunkt von Gestein, genannt Solidus, wird unter den statischen Bedingungen in der Erdkruste nicht erreicht, obwohl die Temperaturen mit der Tiefe zunehmen. Der Solidus ist sowohl temperatur- als auch druckabhängig. Formen von Plattengrenzen I/B1 Der größte Teil, über 75 Prozent, des gesamten Magmas der Erde bildet sich am Mittelozeanischen Rücken. Sobald das Magma aufsteigt und mit dem Meerwasser in Kontakt tritt, erstarrt es. Es entstehen kleine kugelige Gebilde, die Fachleute als Kissenlava bezeichnen. Bewegen sich die Erdplatten nun weiter voneinander weg, entsteht neue ozeanische Kruste. Wissenschaftler bezeichnen diesen Vorgang auch als sea loor spreading, also Meeresbodendehnung. Erdplatten, die sich voneinander weg bewegen, weisen laut Experten divergierende Plattengrenzen auf. An anderen Stellen der Erde kollidieren hingegen Erdplatten. Diese Form der Plattengrenze heißt konvergierende Plattengrenze. Hierbei treffen die ozeanische und die kontinentale Kruste aufeinander. Die ozeanische Kruste hat eine höhere Dichte und taucht beim Aufeinandertreffen unter die kontinentale Kruste. Diesen Vorgang nennen Experten Subduktion. Es entstehen dabei Tiefseerinnen. Die ozeanische Kruste wird durch den hohen Druck in der Astenosphäre in metamorphes Gestein umgewandelt. Die großen Mengen Feuchtigkeit, die in der ozeanischen Kruste enthalten sind, führen dazu, dass Wasser schlagartig freigesetzt wird. Chemische Prozesse begünstigen durch den hohen Wassergehalt, dass sich der Schmelzpunkt des Gesteins absenkt. Es entstehen Magmakammern. Die Plattenbewegungen begünstigen das Eindringen von Magma in die Magmakammern, sodass an der Erdoberläche Vulkane entstehen. U A H C An den konservierenden Plattengrenzen kommt es kaum zum Aufschmelzen von Gestein. Hier gleiten die Erdplatten an sogenannten Transformationsstörungen aneinander vorbei. Die Gleitbewegungen erfolgen nicht kontinuierlich, sondern ruckartig. Dabei können starke Erdbeben entstehen, die u. a. die Stadt San Francisco im Jahre 1906 verwüstet haben. S R Didaktisch-methodische Orientierung O V Die Farbfolie M 1 dient als Einstieg in die Unterrichtsreihe. Das Foto soll die Schüler dazu anregen zu überlegen, wie der Graben entstanden sein könnte. Dazu kann die Lehrkraft das mögliche Vorwissen der Schüler in Form von Hypothesen an der Tafel festhalten. Am Ende der Unterrichtsreihe können die Schüler selbstständig überprüfen, ob ihre Vermutungen richtig oder falsch waren. Nachdem sie die übergeordnete Fragestellung an der Tafel festgehalten hat, sollte die Lehrkraft das weitere Vorgehen innerhalb der Unterrichtsreihe kurz erläutern. Die Schüler arbeiten möglichst in Zweier- oder Vierergruppen, je nach Verfügbarkeit der Materialien, an verschiedenen Stationen. Es bietet sich an, die Materialien für jede Station in kleinen Kartons bereitzuhalten, sodass sie zeitökonomisch im Unterricht eingesetzt werden können. So stehen sie auch für kommende Jahrgänge und Klassen griffbereit zur Verfügung. Das senkt den Vorbereitungsaufwand bei dieser Methode. Zunächst sollte die Lehrkraft mit den Schülern den Laufzettel (M 2) besprechen. So erhalten die Schüler zunächst eine Übersicht über die zu erledigenden Aufgaben in den kommenden Unterrichtsstunden. Die Lehrkraft sammelt am Ende jeder Unterrichtsstunde den Laufzettel ein. Das hat den Vorteil, dass der Lehrer eine Übersicht über den aktuellen Bearbeitungsstand von jedem Schüler erhält und eine Rückmeldung zu den einzelnen Stationen bekommt. Aufgetretene Probleme können die Schüler im Rahmen einer Abschlussbesprechung gemeinsam erörtern. In den folgenden Stunden arbeiten die Lernenden relativ frei. Diese Unterrichtsmethode fördert insbesondere die Individualisierung und geht auf Leistungsunterschiede innerhalb der Klasse ein. Dabei gliedert sich das Lernen an Stationen in sechs Plicht- und zwei Wahlstationen. In der ersten Station (Station 1) lernen die Schüler den Schalenaufbau der Erde kennen. Sie übertragen hierbei die Information aus einem Text auf ein Schaubild und in eine 85 RAAbits Geographie März 2015 zur Vollversion Experimente zur Plattentektonik (Klassen 7/8) Reihe 12 S4 Verlauf Material LEK Glossar Mediothek Stunden 2–8: Erdplattenbewegungen – divergierend I/B1 M 5a (Tx) Erdplatten, die sich voneinander weg bewegen / Durchführen eines Schülerversuchs M 5b (SV) Konvektionsströme im Mini-Format / Durchführen eines Schülerversuchs M 5c (SV) Dichteunterschiede sichtbar gemacht / Durchführen eines Schülerversuchs, Ausfüllen eines Lückentextes Stundenziel: Die Schüler erarbeiten sich die geologischen Vorgänge im Erdinneren speziell an divergierenden Plattengrenzen. U A Stunden 2–8: Erdplattenbewegungen – konservierend und konvergierend M 6a (Tx) Erdplatten, die sich aneinander vorbei bewegen / Durchführen eines Schülerversuchs M 6b (SV) Modellversuch zur Scherungszone / Durchführen eines Schülerversuchs, Ausfüllen eines Lückentextes M 7a (Tx) Erdplatten, die aufeinander treffen / Durchführen eines Schülerversuchs M 7b (SV) Veranschaulichen der Reibungswärme / Durchführen eines Schülerversuchs, Ausfüllen eines Lückentextes Stundenziel: Die Schüler erarbeiten sich die geologischen Vorgänge an den Plattengrenzen, vor allem an konservativen und konvergierenden Plattengrenzen. H C S R Stunden 2–8: Wie lassen sich Erdbewegungen messen? O V M 8a (SV) Was ist ein Seismograf? / Durchführen eines Schülerversuchs M 8b (Tx) Seismogramm und Richterskala – dem Erdbeben auf der Spur / Erarbeiten von Texten, Ausfüllen eines Lückentextes Stundenziel: Die Schüler können das Prinzip seismologischer Messungen von Erdbeben nachvollziehen. Stunden 2–8: Plattengrenzen in der Übersicht M 9 (Ab) Wie verlaufen die Plattengrenzen? – Eine Übersicht / Ausfüllen einer Tabelle Stundenziel: Die Schüler ordnen die verschiedenen Plattengrenzen entsprechenden Zeichnungen zu. Reale Beispiele hierfür inden sie im Atlas. Stunden 2–8: Lernerfolgskontrolle zur Plattentektonik M 10 (Ab) Kreuzworträtsel zur Plattentektonik / Finden von Fachbegriffen zum Thema „Plattentektonik“ Stundenziel: Die Schüler können die gelernten Unterrichtsinhalte anwenden. 85 RAAbits Geographie März 2015 zur Vollversion Experimente zur Plattentektonik (Klassen 7/8) Reihe 12 S5 Verlauf Material LEK Glossar Mediothek Materialübersicht Stunde 1: Plattentektonik – ein Einstieg M1 (Fo) Die Erdkruste – alles stabil oder immer in Bewegung? M2 (Ta) Stationenlernen Plattentektonik – ein Laufzettel Stunden 2–8: Der Schalenbau der Erde – Stationenlernen 1–8 M 3a (Tx) I/B1 Unglaublich: Erdkundler gräbt sich durch die Erde! M 3b (Gd/Ta) Der Schalenbau der Erde Stunden 2–8: Die Erdkruste – ein Puzzle? M4 (Ka) Die Erdkruste – ein Puzzle? U A Stunden 2–8: Erdplattenbewegungen – divergierend M 5a (Tx) Erdplatten, die sich voneinander weg bewegen M 5b (Sv) Konvektionsströme im Mini-Format M 5c (Sv) Dichteunterschiede sichtbar gemacht H C Stunden 2–8: Erdplattenbewegungen – konservierend und konvergierend M 6a (Tx) Erdplatten, die sich aneinander vorbei bewegen M 6b (Sv) Modellversuch zur Scherungszone M 7a (Tx) Erdplatten, die aufeinander treffen M 7b (Sv) Veranschaulichen der Reibungswärme S R Stunden 2–8: Wie lassen sich Erdbewegungen messen? M 8a (Sv) Was ist ein Seismograf? M 8b (Tx) Seismogramm und Richterskala – dem Erdbeben auf der Spur O V Stunden 2–8: Plattengrenzen in der Übersicht M9 (Ab) Wie verlaufen die Plattengrenzen? – Eine Übersicht Stunden 2–8: Lernerfolgskontrolle zur Plattentektonik M 10 (Ab) Kreuzworträtsel zur Plattentektonik Für diese Einheit benötigen Sie ... Atlanten, Overhead-Projektor, Beamer. Sie inden alle Materialien im veränderbaren Word-Format, eine Power-PointPräsentation sowie ein interaktives Erdplatten-Puzzle auf der beiliegenden CD-ROM 85. zur Vollversion 85 RAAbits Geographie März 2015 Experimente zur Plattentektonik (Klassen 7/8) Reihe 12 M1 Verlauf Material S1 LEK Glossar Mediothek Die Erdkruste – alles stabil oder immer in Bewegung? I/B1 U A H C Foto: A. Philpotts S R Quelle: Klett-Perthes O V Aufbau der Erdkruste 85 RAAbits Geographie März 2015 zur Vollversion Experimente zur Plattentektonik (Klassen 7/8) Reihe 12 M 3b Verlauf Material S4 LEK Glossar Mediothek Der Schalenbau der Erde Hier erfährst du, wie sich die Erde zusammensetzt. Aufgaben Erkläre den Schalenbau der Erde. a) Lies den Text und markiere wichtige Eigenschaften jeder einzelnen Schale. I/B1 b) Fülle die Graik und die Tabelle aus. Beginne an der Erdoberläche, bis du zum Erdmittelpunkt kommst. c) Erkläre mit eigenen Worten, wie sich die Temperaturen von der Erdoberläche bis zum Erdkern verändern. U A 1) 2) 3) H C 4) 5) O V Schale der Erde 1 S R Tiefe (bis … km) Eigenschaften der Schale (festes oder lüssiges Gestein) Maximale Temperatur in °C 2 3 4 5 zur Vollversion 85 RAAbits Geographie März 2015 Experimente zur Plattentektonik (Klassen 7/8) Reihe 12 M4 Verlauf Material S5 LEK Die Erdkruste – ein Puzzle? Glossar Mediothek Station 2 Vor 220 Millionen Jahren gab es nur einen Urkontinent namens Pangäa. Im Laufe der Zeit zerbrach dieser Urkontinent zunächst in zwei und etwas später in viele kleinere Teile, die wir heute als Erdplatten bezeichnen. Diese Erdplatten sind ständig in Bewegung, auch wenn wir selbst die Bewegungen – mit Ausnahme von Erdbeben – nicht bemerken. Die Erdplatten lassen sich mit Eisschollen, die auf dem Meer treiben, vergleichen. Jedoch „schwimmen“ die Erdplatten nicht auf einer Wasseroberläche, sondern auf dem plastischen Gestein des Erdinneren. In dieser Station lernst du, welche großen Erdplatten es gibt. I/B1 U A H C S R O V Aufgaben 1. Schneide die verschiedenen Puzzleteile aus und lege sie korrekt zusammen. Klebe die komplette Karte anschließend in dein Heft. 2. Benenne die verschiedenen Platten. Die Namen indest du auf einer Karte im Atlas. 85 RAAbits Geographie März 2015 zur Vollversion Experimente zur Plattentektonik (Klassen 7/8) Reihe 12 Verlauf M 5c Material S7 Glossar Mediothek Dichteunterschiede sichtbar gemacht Schülerversuch: · Vorbereitung: 5 min I/B1 LEK Durchführung: 15 min Materialien Geräte r rote Lebensmittelfarbe r großes Becherglas (600 ml) r heißes Wasser aus dem Wasserkocher (vom Lehrerpult) r kleines Becherglas (100 ml) r Spritzlasche r Streichhölzer r Teelöffel U A r Wasserkocher Versuchsdurchführung: 1. Fülle das große Becherglas mit 400 ml Leitungswasser und das kleine Becherglas zu etwa drei Viertel mit heißem Wasser aus dem Wasserkocher vom Lehrerpult. H C 2. Gib nun etwas rote Lebensmittelfarbe in das heiße Wasser im kleinen Becherglas und rühre kräftig um, sodass die Lösung gleichmäßig gefärbt ist. 3. Lasse nun das kleine Becherglas vorsichtig in das große Becherglas eintauchen. S R 4. Zeichne deine Beobachtungen. Versuchsbeobachtung: großes Becherglas O V kleines Becherglas Aufgabe Ergänze die folgenden Lücken sinnvoll. An einer weg. Die Plattengrenze bewegen sich die Erdplatten voneinander Bewegung der Erdplatten erfolgt durch Strömungen, die Experten nennen. Dabei strömt Magma aufgrund von nach oben. Erfolgt das Auseinanderrücken der Erdplatten im Bereich der Ozeane, so nennt der Fachmann das eine Meeresbodendehnung ( 85 RAAbits Geographie März 2015 ). zur Vollversion