100 (2013-06-11)

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100 (2013-06-11)
Repros: Zeume
Diesmal nicht das Hemd
Die Überschrift samt Foto in der Märkischen
Oderzeitung meiner Geburtsstadt Frankfurt, diesseits
und jenseits der Oder, an diesem Montag, den 10.Juni,
war ziemlich hart: Kraftpaket: Der Pole Piotr
Malachowski schleudert den Diskus in Hengelo auf
überragende 71,84 Meter – Malachowski entzaubert
Harting
–
Polnischer
Diskuswerfer
schlägt
Jahresweltbestweite den Olympiasieger aus Berlin.
mit
Nach 35 Siegen in Folge
In dem Artikel vermisse ich die von Harting gemessene
Weite. Nach 1024 Tagen hatte er wieder einmal einen
Wettkampf verloren nach 35 Siegen in Folge. Einige werden
sich im Stillen die Hände reiben. Bei der Auszeichnung zum
Sportler des Jahres zerriss er auf der Bühne des Kurhauses
von Baden-Baden nicht sein Hemd, sondern zerriss vor den
Augen des DOSB-Präsidenten die deutsche Sporthilfe.
Er machte sich zum Sprachrohr der Olympiaathleten, die
sich ungenügend gefördert sehen. Es löste einen scharfen
Streit aus. Harting hatten sehr viele Sympathiepunkte
verbucht…Da traute sich keiner ihn zu attackieren. Wir in
Deutschland haben doch die beste Sporthilfe der Welt, so
glaubten viele Unbedarfte. Und vielleicht noch immer.
In der großen MOZ-Schwester
Und dann fand ich beim Zeitungsstudium auch eine
ganzseitige Anzeige in der großen FAZ, dem bürgerlichen
Zentralorgan aus Frankfurt am Main. Gewissermaßen die
große Schwester der kleinen MOZ von der Oder… Da stand:
Sehr geehrte Damen und Herren, die Stiftung Deutsche
Sporthilfe hat die Initiative „Sprungbrett Zukunft – Sport
& Karriere“ gestartet, um die langfristige Ausweitung der
Athletenförderung zu gewährleisten und die berufliche
Situation der Athleten nach der sportlichen Karriere
abzusichern.
Zwei Drittel sind High
Da schien es mir, dass mein langjähriger Kollege Jörg Hahn
als neuer Kommunikationsdirektor der Sporthilfe und
einstiger Sportchef der FAZ neuen Wind in die von Robert
Harting so massiv kritisierte Unterstützung der deutschen
Olympiasportler gebracht hatte.
Zwei Drittel aller Deutschen sind „glücklich“ und „stolz,
wenn deutsche Sportler internationale Medaillen gewinnen,
für 93 Prozent der jungen Deutschen sind Spitzensportler
hinsichtlich ihres Leistungswillens und ihrer
Leistungsbereitschaft Hoffnungsträger und Vorbilder.
Laptopwerk siehts wohlwollend
Dann diese Erkenntnis aus mehreren Studien der Deutschen
Sporthochschule in Köln: Die Risiken der
Spitzensportkarriere bleiben jedoch bei den Sportlern: Der
durchschnittli-che Sporthilfe-Athlet lebt von 626 Euro –
bei einer 60-Stunden-Woche. 57 Prozent der Athleten
leiden unter Existenzängsten, viele sehen für sich die
Gefahr eines Fehlverhaltens und fühlen sich nur
unzureichend gerüstet für die Zeit nach dem Sport.
Was nun? Muss auch künftig ein erfolgreicher Sportler um
einen Arbeitsplatz nach Karriere und Berufsausbildung in
deutschem Land regelrecht betteln? - Auch wenn das
Laptopwerk noch so klein ist, an dieser Stelle wollen wir die
Aktion wohlwollend bewerten.
Statt Bettelstäbe der Athleten . Gemeinsame Aktion.
Unterschriften von Minister, Präsidenten, Vorsitzende mit
bekannten Namen. Robert Harting wird zufrieden sein und
die Niederlage gegen seinen polnischen Rivalen mit Fassung
tragen.
Zz_hans-jürgen zeume_11-06-2013
99 (2013-06-01)
Joachim Ziesches Wahrheit
Oben: Seine Autogramme sind gefragt; unten: Zu Gast im Marzahner Sportmuseum.
Fotos: Zeume
Wer nicht gekommen war, der hat ein Stück
Aufklärung DDR-Sport verpasst. Oder kamen die
nicht, die ahnten dassß die Eishockey-Legende
Joachim Ziesche mehr berichten würde, die nicht in
den geschriebenen DDR-Geschichtsbüchern stand?
Eishockey im Museum
Ziesche, 197 Spiele im Auswahldress, 1970 bis 1976 und
1980 bis 1989 Nationaltrainer, wurde - assistiert von seinem
Sohn Steffen -, 320 DEL-Spiele und aktuell so etwas wie
Sportdirektor bei den Eisbären und deren Jugendtrainer.
Für die Moderation konnten die Macher des BerlinMarzahner Sportmuseums Lothar Zoller gewinnen, der
absoluten Insider in Sachen Eishockey des DDRFernsehens und einst selbst Nationalspieler.
Zwei Stunden erzählten die Drei. Die ersten sechzig
Minuten waren dem frischen WM-Geschehen mit dem
sensationellen Finale Schweden – Schweiz (5:1)
vorbehalten, die zweiten sechzig in Sachen DDR bei den
WM mit besonderen Verhaltensregeln für das von Ziesche
als Trainer geführte Nationalteam.
Eine Mini-Liga
Nach einem für den Sportbund-Präsidenten
enttäuschenden achten Platz im Olympiaturnier von
Grenoble 1968 regte dieser als Konsequenz an, das
Eishockey in der DDR sterben zu lassen. Das lehnte der
Vorsitzende der SV Dynamo ab, aber nicht der Vorsitzende
der SV Vorwärts. So spielten die einen mit zwei
Mannschaften in Berlin und Weißwasser weiter Eishockey,
und die anderen bauten in Oberhof eine Bob-und
Schlittenbahn.
Ich verzichte bewußt hier bei Laptopwerk auf Originalzitate.
Jedenfalls soll intern der Sportbund-Präsident geäußert
haben, das mit dem Eishockey erledigt sich bald von allein.
Tat dieses aber nicht und bei der WM der B-Gruppe 1972 in
Bukarest spielte die aus absolvierten Abiturienten und
eingetragenen Studenten an Universitäten und
Hochschulen gebildete DDR-Dynamo-Mannschaft tapfer
auf. Sie war mit der Devise losgeschickt worden, die
Republik gut zu vertreten, aber nicht als Gruppensieger
heimzukehren.
Wie die Schlosshunde
Entscheidend wurde das Spiel mit dem imperialistischen
Großfeind USA. Dieser führte sich ziemlich rüpelhaft oder
rustikal auf, stand statt mit fünf nur meistens mit vier
Spielern auf dem Eis und lag nach dem ersten Drittel 1:4
gegen die Kommunisten-Bengels zurück.
Die beiden Delegationsleiter aus dem Sportbund
fürchteten Schlimmes und ermahnten Trainer Ziesche.
Ihr dürft hier nicht gewinnen. Ziesche verordnete
daraufhin seinem Torhüter nur im Tor zu stehen, am
besten bewegungsfrei. Das geschah dann auch. Am Ende
siegten die Amis 7:4 und in der Kabine zerlegten die
DDR-Männer das Mobilar und weinten wie Schlosshunde.
Nur nicht Gruppensieger!
Davon bekam der mitgereiste Sportchef des ND
Meldung und der telefonierte mit der Heimat. Nicht nur
mit seiner Redaktion. Auf dem Flughafen BerlinSchönefeld begrüßte der Sportbund-Präsident
persönlich die Mannschaft und versprach sich dafür
einzusetzen, künftig mit beiden Dynamo-Mannschaften in
der Nationalliga der Tschechoslowakei bei den
sozialistischen Brüdern mitzuspielen. Beruhigende
„Sonntagsrede“.
Ein Jahr später bei der nächsten B-WM-Meisterschaft
in Graz in Österreich war die Vorgabe ebenso. Die DDR
gut vertreten, aber nicht Gruppensieger werden. Dann
passierte es. Die DDR-Auswahl besiegte das USA-Team.
Was nun? Nun hätte man gegen Rumänien 2:4 verlieren
müssen. Ziesche verhandelte mit den sozialistischen
Brüdern. Die wunderten sich, waren aber einverstanden.
Die DDR-Männer wurden von Ziesche eingewiesen. Doch
nach dem Sieg über die Großimperialisten gab es
plötzlich zu Hause in Berlin eine Wende. Ziesche saß
schon Bus mit seinen Jungen zur Fahrt ins Eisstadion, da
kam die Hotel-Empfangschefin gerannt und rief: Herr
Ziesche, Telefon, Berlin, es ist sehr wichtig.
Kommando zurück...
Am Apparat der Sportbund. Kommando zurück. Ihr müßt
gewinnen. Befehl vom Politbüro. Ziesche zurück im Bus
und erläuterte seinen Jungen die neue Lage. Ratlosigkeit.
Angekommen im Eisstadion klopfte Ziesche an die Kabine
der Rumänen und erläuterte die neue Lage. Er wurde mit
Spucksalven davongejagt. Das Spiel begann und die
Rumänen mußten tüchtig geladen gewesen sein. Sie
führten 2:0 nach dem ersten Drittel.
Neuer Anruf aus Berlin. Der Verantwortliche der SV
Dynamo am Telefon. Er bestätigte die neue Lage des
unbedingt siegen müssens. Also weiter. Die Kräfte der
Rumänen ließen nach. Am Ende hieß es 4:2 für die DDR.
Auftrag erfüllt. Gruppensieg wie dann später auch 1975
und 1977. Aufstieg in die A-Gruppe folgte jedoch der
sofortige Abstieg. Auf die Dauer konnt man mit zwei
Mannschaften im nationalen Meisterschaftsbetrieb im
Weltmaßstab nicht bestehen. Die Spieler Peters und
Frenzel wollten die Kanadier sofort mitnehmen für ihre
Liga.
In die Hall of Fame
Alt-Journalist und Moderator Lothar Zoller findet
anerkennende Worte zu Joachim Ziesche. Nach den WM
1963 in Schweden wählten die Journalisten Ziesche in
die Weltauswahl. Später fand er auch Aufnahme in die
Hall of Fame des Eishockey, die sich im kanadischen
Toronto befindet. Zusammen mit Wayne Gretzky und
Boris Michailow. Das die nun gemeinsamen Deutschen
sich nicht für das Olympiaturnier 2014 in Sotschi
qualifizierten erklärt er auch mit diesen Zahlen. Von 154
Spielern in der DEL, der Deutschen Eishockey-Liga, sind
84 Ausländer und 70 Deutsche. Da muß sich der Verband
neue Regeln ausdenken sonst geht das deutsche
Eishockey weiter den Bach runter.
2017 finden in Köln die Weltmeisterschaften statt.
Zoller hat noch einen Vergleich mit der Schweiz parat.
„Sie hat 1000 Eishockeyspieler weniger als in
Deutschland, aber mehr Spieler in der NHL in
Nordamerika spielen, als die Deutschen. Warum die
Deutschen derzeit kein Spitzenniveau haben erklärt
Ziesche ganz einfach: „Die Reaktionszeit der deutschen
Spieler beträgt zwei Sekunden, die der Weltspitze eine
halbe. Wir müssen einfach mehr üben und dafür die
Voraussetzungen schaffen.“
Für alle drei Gäste gibt es großen Beifall und ihr
Versprechen wiederzukommen. Vielleicht kommen dann
auch die, die sich diesmal vor Ziesches Wahrheit
gefürchtet hatten.
Zz_hans-juergen zeume_31-05-2013
Anhang aus meinem Notizblock
Joachim Ziesche, Steffen Ziesche und Lothar Zoller zu
Gast im Sportmuseum – Dr. Jens Ziesche musste absagen. Er
weilte zu einem Ärztekongreß in Garmisch-Partenkirchen
L.Z.: 41mal in der deutschen Eishockey-Geschichte kam der
Meister aus Berlin, 19mal durch den Berliner
Schlittschuhclub, 15mal durch den SC Dynamo und 7mal
durch die Eisbären
L.Z. Die Sensation war nicht, dass Schweden bei den WM in
Finnland und Schweden Weltmeister wurde, sondern der
Zweite, die Schweiz. Mit diesen hatten wir zu DDR-Zeiten
auf Augenhöhe gespielt.
S.Z.: In der Schweiz wird viel in den Nachwuchs investiert
und geben diesem auch eine Perspektive. Sie waren bei den
WM sechsmal vorher schon im Viertelfinale.
L.Z.: In der Schweiz wird jedes Eishockeyspiel im TV
übertragen. Ich mußte mir eine neue Antenne kaufen, um TV
Servus aus Österreich empfangen zu können. Die machen
das mit dem Eishockey sehr gut.
J.Z.: Die Schweiz hat im Eishockey eine große und lange
Tradition. Vor dem Weltkrieg waren sie schon Weltspitze.
Eishockey ist in der Schweiz Sportart Nummer eins. In
Deutschland hat das Eishockey die gleichen Probleme wie
das Eiskunstlaufen. Es wird kaum übertragen, angeblich
mangels Erfolge… Deutschland hat aktuell gegen Österreich
die Olympia-Qualifikation für Sotschi 2014 verspielt. Aber
wenigstens sind unsere Frauen vertreten. Die Förderung
durch den Staat wird immer weniger mangels Erfolge. Im
westdeutschen Sport arbeitet man wie vor 30, 40 Jahren.
Ich kann Robert Harting nur loben, der ähnliche Kritik übte,
damit sehr viel Mut bewies und sich damit nicht überall
Freunde machte.
1972 ging der schwedische Spitzentrainer Arne Strömberg
in die Schweiz und legte dort neue Wurzeln mit seinem
riesigen Erfahrungsschatz. Wir hatten mit Dynamo in Berlin
immer ein Sommerturnier. Strömberg kam mit seiner
Schweizer Klubmannschaft und wir haben mit ihm viel über
sein Training gesprochen. Ich besuchte mit ihm alle
Trainingsstätten auf unserem Sportforum. Danach sagte er,
jetzt wisse er, warum der DDR-Sport so erfolgreich ist. Er
setzte danach einige seiner Ideen in der Schweiz um, so zum
Beispiel die gezielte Förderung von Kindern und
Jugendlichen. Es war für ihn ein langer Prozess, verbunden
auch mit Rückschlägen. Nach ihrem Finaleinzug bei den WM
in diesem Jahr glaube ich, daß die Schweiz sich unter den
besten acht Mannschaften festsetzen wird.
L.Z. Die Schweiz hat 1000 Eishockeyspieler weniger als es in
Deutschland gibt, aber mehr Spieler in der NHL in
Nordamerika als die Deutschen. Von 1931 bis 1937 spielten
in elf Berliner Vereinen Kanadier. Sie hätten zusammen eine
eigene Mannschaft bilden können. In der DEL spielen aktuell
84 Ausländer mit 70 Deutschen. Dazu kommen noch die
Ausländer in der zweiten Liga. Da müssen neue Regeln im
Verband her..
J.Z.: Die Reaktionszeit der deutschen Spieler sind 2
Sekunden, die der Weltspitze eine halbe. Wir müssen mehr
üben. Deutschland hat kein einheitliches Trainingskonzept.
Das machen uns die weltbesten Mannschaften vor. Wir
müßten uns methodisch umstellen, sonst fällt Deutschland
noch weiter zurück. Schließlich sind wir 2017 Gastgeber für
die Weltmeisterschaft. Die DDR-Nationalmannschaft ist aus
den besten Spielern zweier Klubs gebildet worden.Das war
ohnehin ein Wunder – ein ähnliches wie die Schweiz heute.
Der neue DTSB-Präsident wollte Ende der achtziger das
Eishockey reformieren. Doch dann kam alles anders…
(Auszüge gewählt von Hans-Jürgen Zeume)
Weitere Impressionen:
98 (2013-05-26)
Kater Felix und der Tag danach
Ich werde wie jeden Tag von unserem Kater Felix geweckt.
Auch er hat leiden müssen. Nach Mitternacht inszenierten
wohl vor allem junge Marzahner ein großes Feuerwerk. Wohl
alles Bayern-Fan. Und der Kater suchte Schutz vor ihrem
Lichtergeschosse unter Frauchen Bett. Wie zu Silvester.
24-Stunden-Trommelfeuer
Es ist Morgen und es regnet am Sonntag immer noch. Auf
der Fanmeile in der Innenstadt zwischen Siegerssäule und
Brandenburger Tor wird es wohl nicht sehr viele Besucher
gegeben haben…Ich mache das Radio an und erfahre, statt
30tausend waren es nur ein paar 100. Es wird umgeschalten
nach London, und es meldet sich Sabine Töpperwien, die
Schwester des einstigen ZDF-TV-Mannes, und heute selbst
Sportchefin des WDR-Radio. Sie fragt: Was wäre wenn der
italienische Schiedsrichter das schwere Foul eines Bayern in
der ersten und ein weiteres in der zweiten Spielhälfte mit
der angebrachten Roten Karte geahndet hätte. Zu Neunt
hätten es die Bayern sehr schwer gegen Elf BVBer gehabt.
So ihr Resümee.
Ich erinnere mich an ein paar Bruchstücke aus dem
mehrtägigen 24-Stunden-Trommelfeuer der Medien. Jupp
Heynckes, der FCB-Trainer werde sich nun auf einen kleinen
Bauernhof nahe Mönchengladbach zurückziehen. In seine
alte Heimat. Dort hatte er seine Jungen nach dem letzten
Bundesligaspiel empfangen und wohl auch aus seinem Leben
und seinen Träumen berichtet. Er war nun in der Londoner
Nachtstunde derjenige, der auch stillschweigend über den
Rasen schritt. Thomas Müller, der bayrische Sturmvogel, ist
dabei seinen Wadenkrämpfe zu lösen. Er ist bis zum Letzten
gefordert worden.
Mal ein zufriedener Sammer
Ich bewundere, mit welcher Ruhe Niels Kaben, der gebürtige
Mecklenburger, seine Interviewfragen stellt. Mit ihm habe
ich noch ein paar andere Ostdeutsche entdeckt. Bernd
Schmelzer, der Linksverteidiger und –stürmer des BVB.
Tony Kroos, der sich nach einer Operation noch seine
Medaille beim UEFA-Präsidenten Platini abholte und vorher
einen Händedruck von seiner Landsfrau Angela Merkel
abholte. Und ich erlebe einen sehr zufriedenen und
besänftigend formulierenden Bayern-Sportdirektor
Matthias Sammer. Der Sachse hatte 17 Jahre zuvor
Deutschland zum EM-Titel im alten Wembley-Stadion
geführt und war im gleichen Jahr Europas Fußballer des
Jahres geworden. Wer weiß das noch? Erwähnt wurde es in
den Übertragungen nicht. Wer wird diesjahrs nun Europas
Fußball-King.
Wieder kommt eine heiße Meldung in unserem kleinen Radio.
Das große brasilianische Fußballtalent Neymer vom FC
Santos ist von diesem an den FC Barcelona verkauft worden.
Für welche Summe? 50 Millionen Euro. Er soll im nächsten
Jahr dazu beitragen, daß es nicht wieder ein deutschdeutsches Endspiel gibt. In seinem Interview sagte nämlich
BVB-Trainer Klopp, daß er jetzt nur noch an Urlaub denke,
aber vorher noch ein paar Geschäfte auf dem
Transfermarkt erledigen wolle. Schließlich machen die
Dortmunder auch dicke Aktiengeschäfte als
Aktienunternehmen, kassieren Prämien von der UEFA und
beim Verkauf seiner Talente…
2015 in Berlin
Da erinnere ich mich des Bildes. Gündogan verwandelt den
Foulstrafstoß im Kasten von Neuer und auf der Tribüne
jubelt Freund Götze. Ganz in Zivil mit Baseball-Kappe als
Tarnkappe. Das TV-Bild entdeckt ihn trotzdem. Da wird die
BBC wohl vom ZDF ein paar Insider ins System eingebaut
haben. Bei der Medaillenvergabe vermisse ich ihn. Vielleicht
schickt ihm die UEFA eine an seine neue Münchner Adresse,
denke ich mir so. Oder der Geschäftsführer, der für diesen
Handel 37 Millionen Euro eingestrichen hat.
Am Tag danach überlege ich aber auch wie das nun
weitergeht mit der Fußball-Euphorie im Germanen-Land. Es
gibt doch ganz bestimmt auch andere Themen. Die
Arbeitsministerin hat 9000 gut ausgebildeten spanischen
Jugendlichen einen Ausbildungsplatz versprochen. Wenn sie
da sind, werden sie auch zum Fußball sich hingezogen fühlen.
2015 ist das Finale für das Berliner Olympiastadion
anberaumt. Neymer gegen Gündogan oder Götze? Oder
kehrt Özil wieder heim. Oder ein in England spielender
Germane.
Im TV wähle ich im stillen Augenblick den Kanal Phoenix.
Dort zeigen sie Erinnerungen aus den siebziger Jahren aus
den alten Bundesländern. Ich habe die meinen. Auch wir
trugen damals lange Haare und unsere Mädels Miniröcke.
Und mit Magdeburg hatte der Osten auch einen
Europapokalsieger. - Am Tag danach. Schöne Grüße nach
Gotha an unseren in die alte Heimat zurückgewanderten
Webmaster.
Zz_hans-jürgen zeume_26-05-2013
97 (2013-05-15)
Grafik: Archiv Zeume
Was tun?, sprach Zeus
Am heutigen 15.Mai ist eine neue Biographie zur
Bundeskanzlerin Angela Merkel in den Buchhandlungen
erschienen. Zeitzeugen sind von zwei Springer-Autoren zu
ihrer DDR-Vergangenheit befragt worden. Eine, durch den früheren FDJSekretär der Akademie der Wissenschaften beglaubigte
Aussage, war und ist, die heute damalige NachwuchsPhysikerin und heutige Bundeskanzlerin gehörte als
Verantwortliche für Kultur, Agitation und Propaganda der
Leitung der Jugendorganisation ihres 4000-köpfigen
Unternehmens an. Eine Medienschelte über die Anhängerin
eines Reform-Kommunismus brach ins Land…
Mit Panasonic zu Merkel
Da erinnere ich mich an einen Arbeitstag nach dem Anschluß der DDR an die BRD, der am
3.Oktober als große Wiedervereinigung gefeierte wurde.
Einer meiner neuen Kollegen in meiner neuen Zeitung hatte
einen Termin bei der Jung-Politikerin Angela Merkel bekommen. Er kam in die Sportabteilung und fragte, ob nicht einer
von uns ein Reporter-Aufzeichnungsgerät besäße und es
ihm für sein Interview leihen könne.
Ich gab ihm mein Panasonic-Gerät. Einer meiner Kollegen
ergänzte, er solle doch Frau Merkel fragen, wie sie denn zu
den zwei Legislatur-Perioden als FDJ-Sekretärin in der Akademie stehe. Hatte sie in dieser Zeit nicht
auch ihre Doktorarbeit geschrieben…
Ihre Stimme in Oberstdorf
Der Kollege erzählte uns nachher von seinem erfolgreichen
Interview und gab auch ihre Antwort auf unsere
Wunschfrage wieder: Auf die Frage, sie sei doch auch in
das DDR-System involviert gewesen, kam es als Antwort
zurück: „Was ich, ich habe doch nur Theaterkarten
besorgt…“
Wochen später hatte ich bei der Vier-Schanzen-Tournee in
Oberstdorf mein kleines Panasonic im Einsatz, führte an der
Schanze ein paar Interviews und spulte dann im
Pressezentrum das Band des Aufzeichnungsgerätes
zurück.. Plötzlich eine fast kreischende Stimme „ Was ich?
Ich habe doch nur Theaterkarten besorgt…“ Die beiden
Kollegen großer BRD-Zeitungen fragten sofort, wer und was
ist denn das? Ich erzählte ihnen die Geschichte…
Und nun 22 Jahre später ist das ein großes nationales
Thema.
100.-Long-Geburtstag

Wohin zappelt der Zeume nun?, so werden ein paar User
fragen. Er zappelt zum 100.Geburtstag des berühmten
deutschen Leichtathleten und erfolgreichen Weitspringers
Dr. Luz Long. Am 27.Aprtil wurde im Foyer der Leipziger
Volkszeitung (LVZ), die vor 100 Jahren einmal das
berühmte SPD-Blatt des Wilhelm Liebknecht war und heute
zum Springer-Konzern gehört, in Anwesenheit der Familie
Long, die aus Münster angereist war, und herausragender
Leipziger Persönlichkeiten, eine besondere Ausstellung des
Sportmuseum Leipzig eröffnet. „Ein Leipziger hat sich seine
Menschlichkeit bewahrt“, formulierte in seiner Laudatio der
LVZ-Sportchef.

Dem hielt jedoch ein Berliner Sportwissenschaftler,
Vorsitzender des Förderkreises des offiziellen Berliner
Sportmuseums, entgegen, daß Long auch strammes SAMitglied war und seine Doktorarbeit beim NSDAP-Mitglied
Prof. Dr. Ernst Rudolf Huber als Doktorvater schrieb. Huber
war führender Staatsrechter. Der Gast vermißte diesen
Hintergrund und zitierte später auch in einem Beitrag via
Internete
:
Aus der Dissertation
In der Dissertation von Long, der uneingeschränkt den
Gedanken seines Doktorvaters folgt, heißt es auf den
Seiten 98/99:
„Das erste Verdienst der nationalistischen Regierung auf
dem Gebiete des Sportes war die Einziehung des
Vermögens der ‚Kampfeinheit für Rote Sporthilfe‘ und deren
Verbot. … Weiterhin hat die nationalistische Regierung
auch die marxistischen (=Arbeiter) Sportverbände aufgelöst.
… Der Nationalsozialismus konnte und durfte den Sport in
die politische Sphäre aufnehmen. Denn die nationalistische
Regierungsform ist der Ausdruck und die Lebensform aller
Deutschen schlechthin. Deshalb muß sie aus dieser
Erkenntnis heraus alles tun, was der Volksgemeinschaft
nützlich ist. … Die zentrale Gewalt über alle Fragen des
Sportes in einer Hand des Reichssportführers war eine Notwendigkeit, um dadurch entstandene
Zuständigkeits-überschneidung und ungesunde
Konkurrenzerscheinungen zu beseitigen.“
+++
Das war auch mir neu. Ich habe in meiner Bibliothek zu
Hause auch das Heinz-Maegerlein-Büchlein „Der Wille
siegt. Meister des Sports erzählen“, einst herausgegeben
vom Verlag Dürrsche Buchhandlung in Bonn. Darin gibt es
das Kapitel „Dr. Luz Long. Mein Kampf mit Jesse Owens.“
Zitat: „Owens…setzt zu seinem märchenhaften Sprung von
8,06 m an, unbeschwert frei, ohne Nerven und gewinnt, wie
er mir später sagte, seinen schwersten Kampf. Ich bin der
erste, der ihm gratuliert, kann am besten verstehen, was diese Weite bedeutet. Er umarmt mich und
antwortet: You forced me to give my best (Du zwangst mich,
mein Letztes zu geben.) Es ist dies für mich die schönste
Anerkennung:“
Gold für den „Nigger“ – Silber für den „Germanen“.
Legendär sind bis auf den Tag beider Gespräche nach dem
Wettkampf und die gemachten Fotos. Ein Schwarzer und
ein Weißer. Der „Führer“ soll das Stadion verlassen
habe…Das bestreiten Zeitzeugen.
Die Geschichte umschreiben?
Und nun 77 Jahre später die Enthüllungen zu seiner
Doktorarbeit und zu seiner Mitgliedschaft in der SA. Wird
man nun die Geschichte des Dr.Luz Long, der vermisst im
Zweiten Weltkrieg in Italien fiel und in einem Massengrab
ruhen soll, umschreiben? Das müßten dann aber auch
Autoren und Wissenschaftler aller Ressorts bei jenen 26
einstigen NSDAP-Mitgliedern tun, die als Bundesminister
der Eid auf Gott und Vaterland geschworen hatten und
unlängst medial enttarnt worden waren.
Was tun?, sprach einst Zeus.
Ich versuche an dem Thema dranzubleiben. Wir sind
schließlich in einem Wahljahr. Und da ist man vor
Überraschungen und Enthüllungen nicht gefeit.
Zz_hans-juergen zeume_15-05-2013_erscheinungstag der
neuen merkel-biographie
96 (2013-04-26)
Meine Y-3-Schuhe, Foto: Zeume
Kein alter Schuh
In der TV-Abendschau des RBB. Eine fast euphorische
Ankündigung des Moderators: „Yohji Yamamoto in Berlin…“
Bleiben sie dran. Ich tue es, habe ich doch vor ein paar
Monaten ein paar funkelnagelneue Y-3-Schuhe bei Ebay im
Internet ersteigert. Dem Käufer, der diese geschenkt
bekam, waren sie zu klein. Sie sollen mal mehr als 300
Euro gekostet haben. Ich ersteigere sie für eine Null
weniger und recherchiere, dass das Y für den Künstler und
die 3 für das große Unternehmen im fränkischen
Herzogenaurach stehen.
Schwarz ist keine Farbe
Bei www.yohjiyamamoto.co.jp ist „Cutting Age: Yohji
Yamamoto in Berlin“ angekündigt. An anderer Stelle finde
ich den Anzeigentext im Berlin Fashion Blog: Einer der
größten Sales der Stadt ist der zweimal jährlich
stattfindende Designer Sale in der STATION-Berlin. Vom
26. – 28.April ist es wieder so weit: Rund 200 Marken, bis
zu 70 Prozent reduziert, das klingt toll und ist es auch,
allerdings…Die Fashion hatte einst unser Regierender
Bürgermeister mit initiiert.
Über unseren großen TV-Schirm in Marzahn (ein
mietgünstiger Stadtteil am Rande der deutschen
Hauptstadt) schreiten im Eiltempo die Grazien. Alle in
schwarzen Kleidern. Das High-Society-Publikum ist
begeistert. Schwarz ist die Lieblingsfarbe des
weltberühmten Designers aus dem fernen Japan, wird mir
im TV erläutert. Die meisten Deutschen werden nur den
Lagerfeld kennen. Im übrigen Schwarz ist keine Farbe.
Auf Dachboden in München
Was soll dieser Quatsch, wird der Laptopwerk-Master und
Erfinder sich so denken. Mir kommen andere Gedanken.
Ein Menge adidas-Schuhe sah ich beim Boston-Marathon.
Einige lagen mit schwarzen Schleifen versehen später im
Zielbereich zwischen Blumen, Kerzen zum Gedenken an
die Opfer des terroristischen Anschlages, den zwei
sportbegeisterten Einwandersöhne ehemaliger
Sowjetbürger ganz allein verübt haben sollen.
Waren sie es wirklich alleine? Ich denke an den ganzen
Trubel um den Präsidenten des weltberühmten FC Bayern,
der mit Hilfe des adidas-Chefs und einer schweizerischen
Bank im Millionen-Bereich zockte und die Gewinne nicht an
den deutschen Fiskus abführte. Auch in Berlin gibt es eine
Spielbank und es gibt auch Zocker in Berlin. Vor Jahren gab
es mal eine weltoffene Pokermeisterschaft. Der Boris
Becker war auch dabei. Einer der berühmtesten deutschen
Steuerhinterzieher. Er ließ sich in Monte Carlo als
Bewohner eintragen und hatte stattdessen sein Bett auf
dem Dachboden eines Münchner Hauses.
Um in die Nähe seines Lieblings-Fußballverein zu sein?
Steuerfreie Inselbewohner
Was sollen diese ollen Kamellen, wird der Webmaster so
denken? Und auch andere… Ich denke, da sich die High
Society zur Yamamoto-Gala drängt, auch an meine mutigen
Journalisten-Kollegen, die nicht ein Schildchen Investigativ
vor sich hertragen. Sie hatten die Steuerparadiese weltweit
enttarnt. Hans Leyendecker ist zwar nicht dabei gewesen
von der Süddeutschen Zeitung. Oder hat er nur seine
jungen Kollegen angeleitet, die dann tolle Arbeit bei der
Entzifferung der Daten auf den CD’s und DVD’s geleistet
haben.Sie erstellten mittlerweilen auch eine Liste, wo die
steuerfreien „Inselbewohner“ in Deutschland zu Hause sind.
Sie fanden auch einen aus Bad Langensalza in Thüringen
und en masse Berliner.
Ich will jetzt nicht weiter streiten. Ich trage heute wieder
meine Y-3-Schuhe. Solche und andere Artikel entwirft der
Japaner für adidas seit vielen Jahren. Ich weiß nicht, wo
mein Paar Schuhe gefertigt wurde. Ich nehme an in einem
kleinen Unternehmen In Tokio, wo der große Meister 1943
geboren wurde und wo man keinen Stundenlohn von 50
Cent wie in anderen adidas-Produktionsstätten im fernen
Asien zahlt.
Heute geht es los
Was soll diese Anmache, werden wieder ein paar User oder
Beobachter denken. Sollen sie doch. In Berlin gibt es einige
Y-3-Shops – so in der Schlüterstraße, in der Wilhelmstraße,
in der Bleibtreustraße, in der Münzstraße, natürlich auch am
Kürfürstendamm, aber auch in der Torstraße (und das
gleich zweimal). Letztere hieß einmal Wilhelm-Pieck-Straße
zu alten DDR-Zeiten.
Die jungen Leute wissen heute nicht mehr, wer der
Namensgeber war. Oder? Schlußsatz: Heute wird die
Yamamoto-Fashion eröffnet. Ich brauche nicht hinzugehen.
Ich habe meine Schuhe schon. Hoffentlich halten sie noch
einige Zeit…
Zz_hans-juergen zeume_26-04-2013
95 (2013-04-04)
Steuer-Oase. Foto: Archiv LWP
HART aber FAIR
Hier lädt nicht Frank Plasberg im ARD-TV-Montagabend ein.
Hier hat zunächst im Wiener Standard (www.standard.at) eine Frau
eine tolle Überschrift ausgeprägt:
SIGRID SCHAMALL, 4. April 2013, 10:39
Repro: Zeume
Ich warte schon gespannt auf Frank Plasbergs nächste
Sendung. An dem nicht nur von meiner Wiener Journalisten-
Kollegin dargestellten Tatbestand wird es viele Antworten, auch
ein paar Ausreden, fürchterliche Mutmaßungen, wie es nun
weitergeht, geben. –
Ich habe einfach originelle Zitate der USER aus dem Wiener
Online-Standard im aktuellen Block kopiert…, worunter man
die Leser des Online-Beitrages versteht, die ihre Meinungen im
ersten Schreck formulierten, nachdem die „Bombe“ geplatzt
war.
+++
Hier meine ersten zehn Zitate, die ohne Ende scheinen. Warum
auch?
1 - Ha, der Schaeuble, der den Ankauf von SteuerCDs
noch als Verbrechen darstellte, will jetzt ploetzlich die
Unterlagen von den Medien, um selbst forschen zu
koennen. Der sagt echt nur, was man von ihm hoeren will
und fuehlt sich in keinerlei Art an gesagtes oder
versprochenes gebunden, ausser es geht um seine
Brieftasche oder seinen Geltungsdrang.
2 - Ich warte jetzt eigentlich nurmehr darauf, dass den
betreffenden Steuersündern absolut garnix passiert und
die 2 Informanten aufgedeckt, ruiniert und eingesperrt
werden.
Sein wir uns ehrlich, die Chance auf dieses Szenario ist
x-mal höher als dass die Bonzen tatsächlich büßen
müssen.
3 - Die Anwälte und Steuerberater reiben sich die Hände!
Die sind ausgebucht für die nächsten Jahrzehnte. :)
4 – Tsunamiewarnung Da das Geld auf den Offshore-Konten
nicht nur "abhängt" und weltweit in Finanzprodukten
investiert ist, könnte ein "Offshore-Bankenrun" durchaus
ein gewaltige Welle schlagen. Wenn sich 20.000 Mrd. Euro in
Bewegung setzen kann man schon eine Tsunamiewarnung
aussprechen. Bei der Gelegenheit muss wieder angemerkt
werden, dass bei einem Bürger-Bailout die Höhe der Welle
nur eine Rechengröße ist. Der ESM hingegen mit seinen
läppischen 750 Mrd. könnte leicht baden gehen.
5 - wenn ich daran denke,wer aller jetzt schwitzt, schlecht
schlafen wird, die Koffer packt, schnell alles seiner Frau
überschreibt, dann muss ich lächeln.
6 - ich pack es nicht......die Wirtschaftssysteme wenden
sich immer gegen die Menschen anstatt uns zu dienen. Die
Realität ist ja schlimmer als in den meisten Sci-Fi Comics
dargestellt (wo böse Weltkonzerne die Weltherrschaft
unter sich aufteilen und die Staaten nichts mehr zu melden
haben). Warum regen sich die Leute darüber nicht mehr
auf? Wäre es nicht langsam Zeit für eine Revolution von
"unten"??
7 - Er derpackt´s ned! Schon mal auf den Gedanken
gekommen "Das Kapital" von Karl Marx zu lesen? Bevor das
übliche "Kommunist"engeheule ansetzt: Marx hat von den
Jesuiten abgekupfert! Siehe Jesuitenstaat in Paraguay
8 - Eigentlich tragisch......was für Panik die "Reichen"
dieser Welt so haben...
Irgendwie wäre es hier wirklich tröstlich, wenn es wirklich
irgendeine Art von Leben nach dem Tod geben würde, damit
die Strafe wirklich erfolgen würde...
so kann ich mich nur damit trösten, dass ich gut schlafe, weil
ich keine Angst haben muss, dass mir irgendein ein pöhser
pöhser Staat irgendetwas wegnehmen will....
9 - Wenn ... Gunther Sachs der bekannteste der
Steuersünder ist, dann ging die Recherche wohl nicht sehr
tief. Lustig auch die Reaktion der EU-Kommission, wo doch
jedes kleine Kind weiß, dass die "City of London" und deren
Kanalinseln seit Jahrzehnten vom weltweiten Steuerbetrug
leben ... unter dem Schutz der EU (freier Kapitalverkehr)
Der weiterer Skandal, um nichts geringer, wäre sicher auch,
wenn sich jemand mal das österreichische
Stiftungs(un)wesen genauer ansehen würde.
10 - Es schien schon fast realistischer, an das Christkind
zu glauben, als daran, dass der Tag kommt, an dem man
(offensichtlich) nachweisen kann, was theoretisch
ohnehin vermutet wurde. Es bleibt nur zu hoffen, dass
die geschädigte Staatengemeinschaft nun endlich genug
Mut und Überzeugung an den Tag legt, diese Praxis
endlich aktiv und entschlossen zu bekämpfen. Ganz ohne
kleinkarierte zwischenstaatliche Grabenkämpfe.
Belassen wir es bei diesen zehn Meinungen. Gespannt bin ich
wie der neugewählte Papst aus Argentinien reagieren und
sich artikulieren wird. Wer es noch nicht weiß wie die Dinge
an die Öffentlichkeit gelangten. Meine Wiener JournalistenKollegin schrieb:
Zwei geheime Informanten sandten die Unterlagen vor
einem Jahr auf einer Festplatte per Post
dem Internationalen Konsortium Investigativer
Journalisten (ICIJ) zu. Zur Auswertung der Dokumente
arbeitete das ICIJ mit Journalisten von "The Guardian",
der BBC, "Le Monde", "Washington Post", The Canadian
Broadcasting Corporation, der "Süddeutschen Zeitung"
(SZ), dem Norddeutschen Rundfunk (NDR) und weiteren
31 Medien zusammen.
Aber sie hat auch das mir mitgeteilt und sei den Usern
von „Laptopwerk new „ nicht vorenthalten:
… Das Deutsche Bundesfinanzministerium hat die die
beteiligten Medien unterdessen um die Unterlagen
gebeten. "Wir gehen davon aus und begrüßen es, wenn
nunmehr die relevanten Unterlagen an die zuständigen
Steuerbehörden der Länder übermittelt werden", sagte
der Sprecher von Bundesfinanzminister Wolfgang
Schäuble (CDU). Die Behörden könnten dann zügig
Ermittlungen aufnehmen und entsprechende Verfahren
einleiten
+++
Als kleiner Laptopwerker, der nun auc h schon auf die 70
zugeht, werde ich an dem Thema dran bleiben und weiter
durch das Internet zappen. Bis bald.
Zz_hans-jürgen zeume _04-04-2013
94 (2013-03-24)
Miriam Gössner und ihr "Ebenbild" der
norwegischen Stadt Molde - Fotos: Archiv
Zeume
Was die "Herzinfarkter" meinen
Skifliegen in Planica in Slowenien! Ein paar Mal war auch ich in den
Bergen der Julischen Alpen. Unser Webmaster übrigen 1973 auch. Den
ersten 200er erlebte ich da. Wer ihn sprang? Der Finne Toni Nieminen.
Letzter Sieger des endlosen Winters 2012/13 wurde der einheimische
Slowene Jurij Tepes.
Laura soll die neue Lena werden
Ist nun der Winter endlich vorbei?, fragten mich meine Marzahner beim
Herzsport der „Herzinfarkter“. Meine Antwort war, vom 8. bis 12. April
finden in Gall in Österreich noch die internationalen
Biathlonmeisterschaften der weiblichen und männlichen Zöllner statt.
Aus jenen der Alpenländer. Also auch mit Laura Dahlmeier und Miriam
Gössner.
Beide starten ansonsten für Deutschland oder den SC Partenkirchen wie
einst auch Magdalena Neuner, die indes auch ihre Karriere beim Zoll
beendete. Laura wird vielleicht mal eine neue Lena, meinen meine
Herzsportler. Die Miriam schafft das wohl nie…
Kein gemeinsames Zimmer
Ein großflächiges Doppelinterview mit Lena und Miriam, in
großer Erwartungshaltung vor den Weltmeisterschaften in Nove
Mesto, las ich im sich seriös gebenden gleichnamigen bunten
Journal. In diesem posaunte die Ältere aber auch heraus, dass
die Miriam nach Norwegen auswandern werde, aber erst nach
Beendigung ihrer Laufbahn. Vielleicht findet sie da den Mann
ihres Lebens, meinte die Lena, die selbst davor steht, unter
eine bayrische Haube zu kommen. Miriam selbst hatte es in
gemeinsamer Wohnung mit Kollegen Schempp mal probiert. Es
blieb dabei. Zu den WM wollte der Delegationsleiter mangels
Zimmer den beiden eines gemeinsam geben. Daraus wurde
nichts…
Miriam, das erfuhr ich nicht erst jetzt, spricht perfekt norwegisch
und isst leidenschaftlich norwegisch. Das ist auch kein Wunder.
Ihre Mutter Siv ist in Molde an der Westküste Norwegens zu
Hause, lernte dort den Bergführer und Skilehrer Joachim
Gössner aus Partenkirchen kennen, der heute ihr Ehemann
und Miriams Vater ist. In Molde startet Miriam allsommerlich
beim Querfeldein Rad-Cross. Mitten in dem sehr modern
angelegten Städtchen gibt es einen Brunnen mit einer
weiblichen Statue. Davon hatte ich bei einer NorwegenRundreise auch ein Foto gemacht. Eine bestimmte Ähnlichkeit
mit der Miriam scheint mir indes nicht gegeben. Schauen sie
bitte selbst…
Sogar auf dem Mont Blanc
Wenn sie sich selbst bei einer ihrer vielen Reisen ins
mütterliche Heimatland zurückzieht, dann in der Hütte ihrer
Großeltern. Alle Norweger haben eine. „Ihre“ liegt in der
Ortschaft Vinstra nördlich von Lillehammer. Dort sucht sie
Erholung vom Biathlon und von anderen Sports. Mit letzterem
ist das Besteigen von Berggipfeln gemeint. Mit ihrem Vater
erklomm sie im Sommer des vergangenen Jahres den höchsten
Berg Europas, den Mont Blanc. Für den Sommer 2014 haben
sich Vater und Tochter die Besteigung des höchsten Berges
von Nordamerika, den Mount McKinley vorgenommen. Davon
habe ich auf den vielfältigen TV-Biathlonstationen noch nichts
erfahren. Meine Quellen lagen da in Norwegen…
Miriams Biathlonsaison brachten ihr in diesem Winter drei erste
und zwei zweite Plätze sowie einen dritten Rang im stressigen
Weltcupzirkus. Bei den WM blieb sie ohne Medaille, dafür hatte
sie viele Bewunderer im 10 km WM-Skilanglauf der nordischen
Ski-WM in Val die Fiemme. Eine halbe Sekunde fehlten ihr zur
Medaille als Vierte. Es war wohl ihr bestes Rennen im
vorolympischen Winter. Damit es im nächsten auch mit
optimalen Schießergebnissen wird, soll sie in der Vorbereitung
außerhalb der Nationalmannschaft Lehrgänge abhalten. Mehr
verriet ders Auswahltrainer nicht…
Zahnverlust an der Slalomstange
Vielleicht schlägt sie ihre Zelte im Norden von Berlin auf. AltBiathlet Frank Luck, der der schnellste und beste Schütze einst
war und den sich selbst die Franzosen und Norweger zum
Leitbild nahmen, arbeitet im Revier von Schloss und Gut
Liebenberg als Jagdmeister. Mit Unterstützung der Deutschen
Kreditbank sind dort Skirollerstrecke und Schießhalle
entstanden, ein großes und ein kleines Hotel befinden sich
samt kleinem Bergsee in der Nähe. Es wäre das richtige Umfeld
für die Miriam. Und ein bissel würde sie die dörfliche Ruhe auch
an die Heimat ihrer Mutter erinnern…
Ihre Mutter ist übrigens in der Gastronomie von GarmischPartenkirchen tätig, aber auch beim Weltcup der alpinen
Skisportler agierte sie im Organisationsteam oben auf dem
Berg und kümmerte sich um die Athleten. Ihre Tochter wollte
einst auch alpine Rennläuferin werden. Bei einem
unangenehmen Trainingssturz gegen die Slalomstangen verlor
sie mehrere Zähne. Als Ausgleich trainierte sie etwas Langlauf
und versuchte sich bei einem Biathlontest auch beim Schießen.
2008 gewann sie bei den Junioren-WM in Ruhpolding mit der
deutschen Staffel ihre erste internationale Goldmedaille.
In Vancouver Olympiasilber
Weitere Medaillen folgten, zunächst beim WM-Staffellauf der
Spezialisten 2009 Silber wie auch bei Winterolympia 2010.
Erstes großes Biathlon-WM-Staffelgold gab es 2011 und 2012.
Sie wird am Sommer-Anfangstag erst 23 Jahre alt, also scheint
es noch nicht zu spät, eine zuverlässige Biathletin zu werden.
Eine Antje Misersky und eine Kati Wilhelm haben es ja als
Umsteigerinnen auch geschafft. Lassen wir uns alle
überraschen, Frau Zollhauptwachtmeis-terin…
Übrigens: das Silberne Lorbeerblatt, das ihr der damalige
Bundespräsident Horst Köhler 2010 überreichte, befindet sich
auch schon in der Schatzkammer der deutsch-norwe-gischen
Bayerin…
Zz_hans-jürgen zeume 24-03-2013
93 (2013-03-17)
Berühmte Springer mit der 44: Helmut Rechnagel,
Janne Ahonen und Richard Freitag - Fotos: Archiv
Zeume
Recknagels Zahlenmystik
Bringt die 44 von Lahti Richard Freitag
auch olympisches Glück 2014?
Ist Richard Freitag der nächste deutsche Skispringer, der zu
den Olympischen Winterspielen in Sotschi 2014 einen
olympischen Sprunglauf gewinnen wird – nach Helmut
Recknagel (1960), Hans-Georg Aschenbach (1976), Jens
Weißflog (1984 und 1994) ? Wie ich darauf komme? Ganz
einfach. Bei seinem jüngsten Erfolg im Weltcupspringen von
der großen Schanze in Lahti trug er mit der 44 jene
Startnummer, mit der einst Recknagel und Weißflog
olympisches Gold gewannen.
Wie der Sohn – auch der Vater
Vater Holger Freitag, der in seiner Laufbahn bei den WM
1982 am Holmenkollen und 1984 bei Olympia in Sarajevo den
Springerdress der DDR trug, hat auch ein besonderes
olympisches Erlebnis. Er bewohnte bei seinem gemeinsam mit
Jens Weißflog ein Zimmer im Olympischen Dorf. Mit seiner
ruhigen Art trug er dazu bei Weißflog seine Unruhe zu
nehmen. Dieser trug mit dem Finnen Matti Nykänen zwei
große Kämpfe aus. Jeder gewann je eine goldene und eine
silberne Medaille.
Vater Freitag hat in seiner Laufbahn ein einziges
Weltcupspringen gewonnen, jenes von Harrachov. Sohn
Richard gewann auch dort sein erstes Weltcupspringen,
fügte aber mit dem Erfolg beim Skifliegen in Oberstdorf
und nun in Lahti mittlerweilen zwei weitere hinzu.
Österreichs und Norwegens Skispringer sind sich nicht erst
seit diesem dritten Streich einig, daß auf den Anlagen der
Winterspiele von Sotschi er der heißeste Konkurrent sein
wird.
Das Spiel mit den Zahlen
Richard ist als Typ Skispringer anders als der vor Kraft
strotzende Recknagel und der stille Weißflog, den nichts aus
der Ruhe gebracht hatte. Er ist ein technischer
Perfektionist mit unglaublicher Dynamik in der Luft und mit
der unglaublichen Sicherheit bei der Telemark-Landung.
Unwichtig wird es dann wohl sein, welche Startnummer er
auf den beiden olympischen Bakken dann tragen wird.
Obwohl das der Helmut ganz anders sehen wird. Das Spiel
mit den Zahlen war und ist das Steckenpferd von Recknagel
seit dem olympischen Sprunglauf 1960 in Squaw Valley. Er
trug damals die 44. Tagszuvor entstand da seine
Überlegung, die er jedoch geheim hielt: 4 geteilt durch vier,
das macht eins. Es wurde ein magisches Spiel, das er bis auf
dem Tag immer wieder bei Veranstaltungen bemüht.
Recknagel selbst: „Ich trug 1960 in Squaw Valley die
Startnummer 44. 4 durch 4 ist 1. Ich wurde Erster. 1994 in
Lillehammer trug Jens Weißflog die Nummer 44. Und wieder
war 4:4 gleich 1, er wurde Olympiasieger.“
Psychologische Brücken
Ein hübsches Zahlenspiel mit Recknagels 44 gab es beim
olympischen Sprunglauf von Turin 2006. Er selbst stand
unter den Zuschauern an der Großschanze, mitten drin im
Touristenteam des Berliner Olympiastützpunktes. Seine 44
trug der Österreicher Andreas Kofler, die 45 dessen
Landsmann Thomas Morgenstern. Beide standen nach dem
Wettkampf auch auf dem Siegerpodest. Doch Morgenstern
auf dem höchsten Treppchen und Kofler rechts neben ihm.
Recknagel schwört auf die Magie der Zahlen. Er sagt: „Das
sind psychologische Brücken. Das müssen die Jungs wissen.
Stark genug sind sie sowieso.“
Ein Blick in die olympischen Bücher von Salt Lake City 2002
verriet uns, daß der Schweizer Simon Ammann damals mit
der 58 und mit der 42 auf dem Leibchen geschrieben zu
seinem ersten doppelten Olympiasieg flog. Er war damals so
jung wie Morgenstern und Kofler zusammen geteilt durch 2.
Also 20. Und seine beiden Startnummern zusammen addiert
ergaben 100. Doppelt vergoldet.
Gleiches Spiel bei Toni Nieminen
Der Finne Toni Nieminen war erst 16 Jahre alt, da er
1991/92 die deutsch-österreichische 4-SchanzenTournee gewann. Und das mit fast 70 Punkten Vorsprung
und mit drei Tagessiegen sowie einem zweiten Rang am
Neujahrstag in Garmisch-Partenkirchen. Der Finne war
danach, obwohl noch blutjung, natürlich der hohe Favorit
für den olympischen Sprunglauf von der Großschanze in
Albertville. Recknagel: „Er konnte dort auch nicht
verlieren, denn er trug die Startnummer 55.“ Helmut
nimmt es gelassen. Genauso wie Toni Nieminen, der wohl
1992 auch Olympiasieger mit einer anderen Startnummer
als mit der 55 geworden wäre. Indes: 5:5=1. Stimmt
immer. Und Nieminen erlebte am eiseskalten aber
sonnenüberfluteten Sonntag von Lahti auch Freitags
perfekte Sprünge. Für seinen ersten gaben die Juroren
auf dem Turm viermal die 19,5 und einmal die Traumnote
20.
Da frage auch ich mich: Ist das nicht ein deutliches Signal
für nächstes Jahr? Recknagel hatte einst in Lahti nie
gewonnen, aber Weißflog war dort 1989 Weltmeister
geworden. Ich stand damals auf der Pressetribüne. Ich
suchte nach Jens seiner Startnummer in meinem Notizbuch.
Ich fand sie leider nicht.
Zz_hans-jürgen zeume_ 12-03-2013
Hallo, liebe User – ich habe von bekannten Olympiasiegers
bei Google ihre Startnummern auf ihren Leibchen gefunden.
Jeder kann sich selbst seine Formel aufstellen, welche Zahl
auf „Richis“ Dress 2014 stehen sollte…
92 (2013-03-06)
Oben: Die beiden norwegischen "Sünder" Jacobsen und Bardal; unten: FISPräsident Gianfrancao Kasper bei der Abschlusszeremonie.
Fotos: Archiv Zeume
Brecht an der Schanze
Fehler oder unredlicher Versuch, Fair Play
oder was?
Seien mir ein paar Nachträge zu den
zurückliegenden nordischen Skisport-WM im Val di
Fiemme erlaubt.
Zunächst die offizielle Medaillenliste:
Norwegen
8 Gold 5 Silber 6 Bronze
Frankreich
3-0-1
Russland
2-0-3
USA
2-0-1
Schweden
Österreich
Deutschland
Polen
1-6-0
1-5-1
1-1-3
1-1-1
Lukenwechsel
Nun zu einem Vorkommnis besonderer Art:
Ich suche nach der geeigneten Form und erinnere
mich an Bertolt Brechts Gedicht Fragen eines
lesenden Arbeiters. Darin hieß es:
„Cäsar schlug die Gallier.
Hatte er nicht wenigstens einen Koch bei sich?“
Nun die Frage eines zum TV-Sportler mutierten alten
Skisport-WM-Berichterstatters
Norwegens Skispringer Bardal und Jacobsen
befolgten am finalen Team-Wettbewerb der
Spezialspringer nicht die taktischen Anweisungen
ihres Trainers Stöckl und gingen bei einem ihrer zwei
Sprünge nicht eine Luke tiefer im Anlauf und
brachten damit ein ganzes System durcheinander.
Heißer Tipp von Austria
War es Absicht oder nur ein Fehler? Dadurch wurde
die norwegische Mannschaft besser berechnet in
ihren Sprüngen und führte zur Ausrufung als WMSilbermedaillen-Gewinner. Zur traditionellen BlumenZeremonie erschien die deutsche Mannschaft nicht.
Sie hatte gegen das Resultat Protest eingelegt.
Beim Wiener Standard las ich online, daß für die
Beschwerde der Deutschen der österreichische
Trainer der Deutschen einen „heißen Tipp“ von seinen
Landsleuten und harten Konkurrenten bekommen
habe. – Die Jury tagte und machte sich an die Arbeit
die Fehler in der Berechnung der Gesamtnote der
Norweger zu finden. Das dauerte an die vierzig
Minuten. Computerlisten und Videoaufzeichnungen
mussten verglichen werden. Und es stimmte, die
Norweger waren vom Computer zu Unrecht zu hoch
bewertet worden.
Die Polen jubelten
Dann jubelten plötzlich die Polen. Sie waren nach
Jury-Entscheid plötzlich vom vierten auf den dritten
Platz vorgerückt. Die Deutschen registrierten ruhig,
dass sie statt Platz drei nun den zweiten einnahmen.
Lange Gesichter bei den Norwegern. Sie waren nun zu
Recht Vierte. Irgendwie waren sie an dem ganzen
Kuddelmuddel nicht ganz unschuldig.
Ich gehe mal als alter WM-Berichterstatter davon
aus, dass es keine böse Absicht war, sondern
Unabsichtlichkeit in der höchst spannenden
Wettkampf-Auseinandersetzung. Es haben auch die
Kampfrichter an den Luken gepennt (und wohl auch
der Mann am Computer). Sie hatten doch das Signal
für die beiden Norweger deren Anlauflänge zu
verkürzen. Oder wollten das beide nicht? Dann hätte
der Mann am Computer reagieren müssen.
An Heiligkeiten gerüttelt
Am abschließenden Tag der Welttitelkämpfe (die
nächsten finden 2015 in Falun in Schweden statt, für
2019 bewirkt sich Oberstdorf in Deutschland)
erklärte sich FIS-Präsident Gianfranco Kasper vor
der deutschen TV-Kamera, dass die Möglichkeit des
Wechselspiels mit den Luken überhaupt nicht
zuschauerfreundlich vor Ort und an den Bildschirmen
sei und man überlegen solle, diese Regel aus dem
Reglement zu streichen. Und bei der Gelegenheit
auch gleich die fünf Sprungrichter. Es würde reichen
wenn im Auslauf zwei Richter über die Qualität der
Landung, ob Telemark ja oder nein, ob Sturz oder
nicht, urteilen. Er rüttelte damit an ein Heiligkeit,
das einst die Norweger vor mehr als einhundert
Jahren in die Skisprungbewertung eingebracht
hatten.
Um mit Bertolt Brecht meinerseits zu fragen:
Ein Präsident hat gesprochen,
sollte er nicht lieber erst Trainer und Springer
befragen?
Zz_zappelei_hans-jürgen zeume, 04-03-2013
91 (2012-02-21)
Oben: Gaby Seyferts Autogramm waren auch im Sportmuseum Marzahn geftagt;
unten: Gaby-Blues zum Finale vom Betty Heidler-Fan
UNS Gaby im Sportmuseum
Die Eislauflegende erzählte in Marzahn über ihr
bewegtes Leben
An einem Freitag im Februar diesen Jahres. Der 15. war
es. Im TV war die Frauen-Biathlon-WM-Entscheidung
angesetzt… Die Pressemitteilung trug die Überschrift
„Eiskunstlauflegende im Sportmuseum“. Auszug aus der
Info: „Die Tochter der weltweit erfolgreichsten Trainerin
Jutta Müller errang zwischen 1961 und 1970 zehn DDRMeistertitel in Folge. Mit zwei bzw. drei Goldmedaillen
bei Welt-und Europameisterschaften sowie Silber bei
den Olympischen Winterspielen 1968 in Grenoble
avancierte sie zur erfolgreichsten Einzelläuferin jenes
Jahrzehnts…“
Oma von Charlotte
Abends, 18 Uhr, im Haus des Sports an der Eisenacher
Straße, an der Grenze zwischen Marzahn und
Hellersdorf in Berlin. Gleich neben den Gärten der Welt
gelegen – mehr als 100 alte Fans von Gabriele Seyfert
kamen ins neue kleine Sportmuseum, welches in puncto
Veranstal-tungen längst dem alten großen Bruder auf
dem Gelände des Olympiastadions den Rang
abgelaufen hat. Ich finde einen Stehplatz hinter den
vielen Reihen neugieriger interessierter Besucher. Und
das mehr als 40 Jahre nach „Gabys“ letztem großem
Auftritt. Bei schwacher Deckenbeleuchtung lauschen die
Gäste den Erzählungen des einst weltbekannten „DDRSportstars“ bis zum Schluss. Gaby plaudert munter drauf
los, laut und deutlich und verständlich. Da kann man
nicht einschlafen.
Sie ist Großmutter einer kleinen Charlotte geworden.
Ihre eigene Tochter Sheila stammt aus der Ehe mit dem
früheren Eistänzer Eberhard Rüger. Die Ehe hielt nicht
lange , wie übrigens auch die ihrer Mutter, die den Vater
der kleinen Gaby – da war sie ein Jahr alt – verließ.
Ersatzvater, und das war er viel mehr, wurde der
Fußball-Nationalspieler Bringfried Müller. So erklären
sich die unterschiedlichen Namen der Tochter und der
Mutter.
Auf Hawaii geheiratet
„Er hatte auch künstlerisches Talent und garnierte die
Sammlungen meiner Laufbahn mit vielen
Zeichnungen….“ Und dann überrascht der Gast die
Besucher damit, sie habe ein drittes Mal geheiratet, auf
Hawaii. Wie sie nach Rüger und Messerschmidt nun
heiße, das verriet sie nicht. Für alle im kleinen Saal war
sie nur Frau Seyfert.
Sie wird am 23. November 65 und in die Rente gehen.
Sie freue sich sehr darauf, obwohl sie beim großen
Unternehmen Gegenbauer in der Vertriebsabteilung eine
ausgefüllte Tätigkeit hat. Als das „DDR-System“
zusammenbrach, da war sie noch Macherin des EisBallett im Berliner Friedrichstadt-Palast. Und das seit
1985. „Es war für mich wie ein Ersatz dafür, dass man
mich in der DDR nicht zu Holiday on Ice ließ…“ – Was
wäre wenn? Auf die nichtgestellte Frage antwortete sie
trotzdem: „Meine Mutter hätte wohl den meisten Ärger
und Berufsverbot bekommen. Und mein Freund, meine
große Liebe, hätte auch aufhören können. Und dann
wollte ich die vielen Anhänger nicht enttäuschen.
Oftmals erhielt ich Waschkörbe von Post…“
Erste „Reise“ nach Westberlin
Ihre erste Reise in den kapitalistischen Westen war 1961
die kürzeste. Sie war schon damals mit ihrer Mutter und
anderen Talenten Wahlberli-nerin, gemeinsam wohnten
sie in einer kleinen Pension nahe der Warschauer
Straße und trainierten auf Kunsteis in der WernerSeelen-binder-Halle. Sie gingen aber auch zur Schule in
der Hauptstadt. Gaby war damals 12, erstmals in jenem
Jahr DDR-Meisterin geworden.
Wie sie von Ost-Berlin nach West-Berlin zu den Europameisterschaften fuhren, das verriet sie nicht, und der
Moderator gab keinem im Saal die Gelegenheit nachzufragen. Schade. Gaby belegt im Sportpalast der noch
nicht durch eine Mauer geteilten Stadt den 21. Platz
unter 24 Bewerberinnen. Sie erzählte, dass bei solchen
Reisen in den Westen ihre Mutter Würste und
Konserven im Gepäck hatte. Sie wollte das vom DDRSportverband mitgegebene Verpfle-gungsgeld von 10
Westmark pro Tag sparen, auch um dafür Stoff und
anderes für neue Kostüme einzukaufen, die dann immer
eine Eislauf-Mutti in Karl-Marx-Stadt nähte…“ Bei Anett
Pötzsch und bei Katarina Witt war es dann später
anders. Da halfen die sächsische Oper ihrer Heimatstadt
und der Berliner Friedrichstadt-Palast.
Job im Friedrichstadtpalast
Stichwort Pötzsch, Olympiasiegerin von 1980, die heute
noch als internationale Preisrichterin im Geschäft ist.
Nach einem Fernstudium an der früheren DHfK bekam
Gaby ihren Trainerschein. Als sie stolz auf das
besondere Talent der kleinen Anett war und es zur
Weltspitze führen wollte, da entschied der Verband
anders. Diese bekam ihre Mutter in ihre Meistergruppe.
Das sah die Gaby nicht ein – und kündigte. Sie nahm in
Leipzig an der einstigen Karl-Marx-Universität ein
Sprachenstudium zur Sprachmittlerin auf. „Es wurden
meine schönsten Jahre…“
Der Job in Berlin danach – sie wollte nicht mehr zurück
nach Karl-Marx-Stadt und zurück zu ihrer Mutter in die
Nähe – lag ihr nicht. Im neuen Handelszentrum nahe
dem S-Bahnhof Friedrichstraße arbeitete sie als Hostess
am Empfang. Dort erhielt sie auch eine Einladung
zusammen mit einer anderen ehemaligen EiskunstlaufWeltmeisterin, Christine Errath, zur Eröffnung des neuen
Friedrichstadt-Palastes. Da nutzte sie ihren NochBekanntheitsgrad und fragte den Intendanten, ob er
auch plane ein Eis-Ballett aufzubauen. Die Antwort war
nein, aber er könne ihre Nachfrage auch als Angebot
betrachten. Ja, kam die Antwort. Sie hatte ihren neuen
Job, der damals noch Tätigkeit oder Arbeit oder Beruf
hieß.
Auf Wolke eins
Eine Tätigkeit, an die sie nie selbst gedacht hatte, ergab
sich rein zufällig nach dem Zusammenbruch des DDRSystems. Zu alten Zeiten hatte der Vater ihrer Tochter
ein Buch mit ihr gestaltet. Es war eines in reiner
Interviewform. Nun im größer gewordenen Deutschland
in der Immobilienbranche tätig fragten die Leute öfters
mal als sie sich vorgestellt hatte: „Gaby Seyfert – die
Gaby Seyfert?“ Ja. Erzählen sie bitte. Daraus
entwickelte sich ihre Autobiographie. Es halfen ihre
vielen Trainingsbücher und Aufzeichnungen. Das
Gedächtnis öffnete sich wieder. „Da muss noch was
sein. Mein Leben mehr als Pflicht und Kür“ entstand
ohne Mithilfe eines Ghostwriters oder eines Zensors.
Der Verlag verkaufte ganz gut 1998. Zwei Jahre später
stellte sie ihr eigenes zweites Buch vor „Auf Wolke eins
ist immer Platz.“ Untertitel Single sucht Single “.
Amüsant erzählte sie vom eigentlichen
Schaffensprozess. Dabei lernte sie wohl ihren nun
dritten Ehemann kennen. Der saß auch unter den
Besuchern an diesem Abend im etwas schummrigen
Sportmuseum, wo die Deckenbeleuchtung ausgefallen
war. Er wartete auch geduldig bis sie alle
Autogrammwünsche im Showroom des Sportmuseums
erfüllt hatte. Dann hatte sie es doch eilig. Sie wollte noch
zu Klein-Charlotte - Oma und der nun geheiratete neue
Opa.
Zz_hans-jürgen zeume_21-02-2013
Fotos: Sportmuseum Marzahn/ Horst Löser
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