PRESSEMITTEILUNG “Welche Governance-Lösungen für mehr Effizienz, Sichtbarkeit und Demokratie in der Entwicklung der Großregion?“ Auf Initiative des Instituts der Großregion (IGR, www.institut-gr.lu), unter Präsidentschaft von Herrn Charles-Ferdinand Nothomb, belgischer Staatsminister, und auf Einladung von Herrn Jacques Santer, ehemaliger Präsident der Europäischen Kommission und Präsident der Politischen Kommission, die von 2001 bis 2003 die Arbeit zur Entstehung des Berichtes „Zukunftsbild 2020“ (als erste Definition eines globalen, integrierten Entwicklungsprojektes) für die Großregion geführt hat, hat am 12.07 im Schloss Monaise in Trier eine Arbeitssitzung zum Thema „Welche Governance-Lösungen für mehr Effizienz, Sichtbarkeit und Demokratie in der Entwicklung der Großregion?“ stattgefunden. Gastgeber der Tagung war Herr Günther Schartz, Landrat von Trier-Saarburg und Vizepräsident des IGR. Zusammengekommen sind die Mitglieder der „GovernanceKommission“ des IGR, unter der Leitung von Herrn Yves Sand, VR-Mitglied des IGR und Direktor für „Innovation und nachhaltige Entwicklung“ bei der Banque Populaire Lorraine Champagne (BPLC), die Mitglieder der Politischen Kommission „Zukunftsbild 2020, auch „Santer Kommission“ genannt, aus den 5 Teilen der Großregion, sowie die Vertreter von Herrn Jean-Pierre Masseret, Präsident des Conseil régional de Lorraine und aktueller Präsident des 13. Gipfels der Großregion. In seiner Einführung hat Herr Frans-Peter Basten, VR-Mitglied des IGR und Sekretär der „Santer Kommission“, die Stichhaltigkeit der Thematik hervorgehoben. Anhand konkreter Beispiele aus seiner Erfahrung hat er dargestellt, wie sehr die Last der „Governance-Fragen“ (Unvereinbarkeit der Gesetzgebungen, fehlende Verwaltungsstrukturen, mangelhafter politischer Will, fehlende demokratische Legitimität, …) die Umsetzung zukunftsträchtiger Projekte für die Großregion beeinträchtigt oder verhindert. Prof. Dr. Moll von der Uni Saarbrücken, Leiter des Redaktionsausschusses des „Zukunftsbildes“, hat im Anschluss den Entstehungsprozess des Dokuments geschildert, dabei seine Essenz (als normative Projektion, Ausdruck einer von politischem Wollen getragene Perspektiv und nicht als programmatisches Papier auf der Basis eines wahrscheinlichen Szenarios) und infolgedessen seine Stärken (allgemein angenommene Referenzlinie, symbolisch-beispielhafte Funktion, Anstoßeffekt) und seine Schwächen (gewollte Abstraktion ohne zeitlich/lokal situierte Verankerung, Mangel an Umsetzungsmittel und an Sanktionsmöglichkeiten) hervorgehoben. Herr Sand, anhand einer für die Metropolkonferenz des Sillon lorrain geführten Studie und eines Berichtes des Observatoire du Dialogue social et de l’Intelligence (ODIS) unter dem Titel „Governance, sozialer Zusammenhang und Leistungsfähigkeit“ hat schließlich bewiesen, wie sehr die beträchtlichen technologischen und soziologischen Umbrüche der letzten 10 Jahre (Globalisierung, Digitalisierung, Virtualisierung, Bevölkerungsalterung, …) die konkreten Erwartungen der Bevölkerung und den Anspruch auf Demokratie verändern und es uns gebieten, unsere Governance-Modelle diesen neuen Herausforderung anzupassen. Die Tischrunde, während der jede Region und vertretene Einrichtung zu Wort kam, hat den Ausdruck eines breiten Konsenses, sowohl über die Bilanz als auch über die Grundlinien für die Zukunft, ermöglicht. Jeder stimmt der Feststellung zu, dass das Umsetzungsdefizit in Sache „Zukunftsbild“ direkt und entscheidend mit dem Governance-Defizit verbunden ist: Mangel an gemeinsamen Organen und Verwaltungsstrukturen, Mangel an Kontinuität im turnusmäßigen Präsidentschaftssystem des Gipfels, Mangel an innerer und äußerer Sichtbarkeit und Mangel an demokratischer Legitimität. Ebenfalls ist jeder von der Notwendigkeit überzeugt, die Dimension der aktuellen soziologischen Umbrüche in die Erforschung neuer GovernanceWeisen einzubauen, als Antwort auf eine legitime demokratische Anforderung, aber auch, als Auffangen und Nutzen neuer zukunftsträchtiger Chancen im territorialen Wettbewerb: der Übergang von einer Governance für gefangene Mitbürger zu einer Governance für wandernde Verbraucher. Im Bezug auf die Zukunftsperspektiven, herrscht Einstimmigkeit über die Notwendigkeit, kurzfristig und anlässlich des 10. Jubiläums des Zukunftsbildes 2013 eine ausführliche, analytische Bilanz dieses Dokuments durchführen zu lassen, die den Weg zu einer effizienten Aktualisierung und Anpassung an die neuen Realitäten der Gegenwart anbahnen wird. In Sache Governance, um sich dem festgestellten Sichtbarkeit- und Effizienzdefizit zu stellen, werden einige konkrete Denkwege unter Anderem von Präsident Santer vorgeschlagen, die auf generelle Zustimmung stoßen: die Wahl eines Präsidenten der Großregion, eine verstärkte Abstimmung der Vertretungen der 5 Teile der Großregion beim Ausschuss der Regionen der Europäischen Union, um eine verstärkte Unterstützung der EU zur Errichtung gemeinsamer Verwaltungsorgane, die kurzfristige Gründung erster symbolisch starker und praktisch wirksamer, gemeinsamer Organe, wie in den Bereichen Kultur und Tourismus. Das IGR wird diese Arbeit, die 2013 zu seinem programmatischen Hauptthema werden soll, fortsetzen, in engem Kontakt mit der „Santer Kommission“, mit der lothringischen Präsidentschaft der Großregion und mit dem Saarland, das bereits 2001 die Initiative zur Entstehung des Zukunftsbilds 2020 ergriffen hat. Jean-Paul Detaille Generalsekretär IGR