Radiological findings of inflammatory and neoplastic spinal lesions

Werbung
Für Studium und Praxis
© Schattauer 2011
Röntgenologische Darstellung entzündlicher
und neoplastischer Veränderungen der Wirbelsäule
bei Hund und Katze
K. Gäbler; Th. Flegel; C. Köhler; Ch. Niesterok; G. Oechtering; E. Ludewig
Klinik für Kleintiere der Universität Leipzig
Einleitung
Untersuchungstechnik
Die Röntgenuntersuchung spielt bei Erkrankungen der Wirbelsäule nach wie vor eine bedeutende Rolle. Knöcherne Veränderungen, die die Wirbel selbst, die Intervertebralspalten oder die Achse
der Wirbelsäule betreffen, sind im Röntgenbild zuverlässig darstellbar. Veränderungen des angrenzenden Weichteilgewebes und
des Spinalkanals können oft nur eingeschränkt bewertet werden.
Der Zustand des Rückenmarks lässt sich in Nativaufnahmen hingegen nicht beurteilen. Wirbelsäulenerkrankungen unterschiedlicher Ätiologie, wie benigne und maligne Knochentumoren sowie
entzündliche, degenerative und traumatische Veränderungen, verursachen oft ähnliche knöcherne Reaktionen. Anhand radiologischer Befundmuster können sie jedoch differenziert werden. Die
Befundmuster werden durch die Anzahl, Lokalisation und Verteilung der knöchernen Veränderungen sowie durch deren Wachstumsverhalten charakterisiert (6). Die Interpretation der Röntgenaufnahmen erfolgt stets in Zusammenhang mit Signalement,
Anamnese, Vorbehandlung und klinischen Symptomen des Patienten.
In der weiterführenden Diagnostik von Erkrankungen der Wirbelsäule spielen Schnittbildverfahren eine wichtige Rolle. Sie dienen der Diagnosesicherung und liefern genaue Informationen
über die Ausdehnung und Schwere der Läsionen. Die Computertomographie (CT) ist das Verfahren der Wahl zur Beurteilung knöcherner Veränderungen. Spinale Läsionen lassen sich mithilfe von
Myelographie, Myelo-CT oder Magnetresonanztomographie besser darstellen. Die vorliegende Arbeit soll dazu befähigen, radiologische Befundmuster zu unterscheiden, die für entzündliche und
neoplastische Wirbelsäulenerkrankungen typisch sind.
Die Röntgendiagnostik der Wirbelsäule erfordert korrekt gelagerte Aufnahmen in zwei Ebenen. Die Beurteilung von Veränderungen ist sonst erschwert oder nicht möglich (13, 30; 씰Abb. 1). In der
laterolateralen Projektion ist darauf zu achten, dass sich die Transversalfortsätze der Wirbel sowie die Rippenköpfchen übereinander projizieren. Eine korrekt gelagerte ventrodorsale Aufnahme
bildet die Processus spinosi als tropfenförmige Strukturen in der
Mitte der Wirbelkörper ab. Die exakte Positionierung der Wirbelsäule erfordert meist eine Sedation bzw. Narkose des Tieres. Um
die Bewegungsunschärfe zu reduzieren, sollte eine kurze Belichtungszeit gewählt werden. Außerdem ist die Ausrichtung der Wirbelsäule im Zentralstrahl wichtig für eine artefaktfreie Abbildung.
Die Verwendung eines Streustrahlenrasters wird bei einer Schichtdicke von mehr als 10 cm empfohlen (6, 13, 34).
Radiological findings of inflammatory and neoplastic spinal lesions in the dog
and cat
Tierärztl Prax 2011; 39 (K): 51–59
Eingegangen: 27. Juli 2010
Akzeptiert nach Revision: 22. November 2010
Korrespondenzadresse
Katrin Gäbler
Klinik für Kleintiere
der Universität Leipzig
An den Tierkliniken 23
04103 Leipzig
E-Mail: [email protected]
Entzündliche Veränderungen
der Wirbelsäule
Entzündliche Erkrankungen der Wirbelsäule können verschiedene
Strukturen involvieren. Eine Diskospondylitis betrifft speziell eine
Bandscheibe und die angrenzenden Wirbelendplatten. Sie führt zu
einer lytischen Destruktion von Endplatten und Wirbelkörpern
(씰Abb. 2). Im Unterschied dazu ist eine Spondylitis auf die Wirbelkörper begrenzt, wobei gewöhnlich mehrere benachbarte Wirbel
an ihrer ventralen Oberfläche osteoproliferative Veränderungen zeigen (씰Abb. 5). Bei chronischem Verlauf und in der Heilungsphase
ändert sich das radiologische Bild. Beide Erkrankungen entstehen
meist durch die hämatogene Ausbreitung bakteriell bedingter Infektionen. Eine Spondylitis wird nicht selten auch durch paravertebrale Infektionen verursacht, die den direkten Eintritt von Erregern
in die Region der Bandscheibe ermöglichen (2, 18, 31, 34).
Diskospondylitis
Vorkommen und Ätiologie
Eine Diskospondylitis tritt vorwiegend bei adulten Hunden großwüchsiger Rassen auf (2, 5, 28), wobei männliche Tiere etwa doppelt
so häufig erkranken wie weibliche (2, 5). Die Infektion der Bandscheibe wird meist durch eine hämatogene Streuung von InfektionsTierärztliche Praxis Kleintiere 1/2011
Downloaded from www.tieraerztliche-praxis.de on 2017-11-03 | IP: 88.99.70.242
For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved.
51
52
K. Gäbler et al.: Wirbelsäulenerkrankungen im Röntgenbild
Abb. 1
Europäische Kurzhaarkatze, weiblich, 5 Jahre.
a) In der Längsachse stark verdrehte Aufnahme
der Lendenwirbelsäule, Veränderung am fünften Lendenwirbel nicht zuverlässig beurteilbar.
b) In korrekt gelagerter Röntgenaufnahme
deutlich sichtbare Veränderungen: Wirbelkörper
von L5 verkürzt, glatt begrenzte, knöcherne
Struktur, die sich in den Wirbelkanal vorwölbt
(Pfeil), knöchernes Fragment ventral der kranialen Endplatte (Pfeilspitze). Diagnose: Fraktur
der kranialen Endplatte von L5, Verdacht auf
Kompression des Rückenmarks.
a)
Fig. 1
Domestic shorthair cat, female, 5 years. a) Lumbar spine markedly rotated along the longitudinal axis: lesion of L5 cannot be diagnosed with
certainty. b) Correctly positioned radiograph
shows clearly visible alterations: vertebral body
of L5 is shortened, bulging of a smoothly margined bony structure into the vertebral canal
(arrow), fragment on the ventral portion of the
cranial endplate (arrowhead). Diagnosis: fracture of the cranial endplate of L5, spinal cord
compression is suspected.
b)
Abb. 2 Deutsch Kurzhaar, weiblich, 6 Monate, laterolaterale Aufnahme
der kaudalen Lendenwirbelsäule. Vorstellungsgrund: Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule, steifer Gang, rezidivierendes Fieber. Neurologische Untersuchung: verzögerte Korrekturreaktionen beider Hintergliedmaßen, leichte Ataxie. Befund: bei L3/4 vollständig zerstörte Wirbelendplatten, osteolytische Veränderungen beider Wirbelkörper von breitem, vermehrt sklerosiertem Bereich umgeben (Pfeile), deutlich verkürzte Wirbelkörper von L3 und L4 stehen in Fehlposition zueinander, Gelenkspalt der
Zwischenwirbelgelenke erweitert (weiße Pfeilspitze). Dies können Hinweise
auf Instabilität der Wirbelsäule sein. Unregelmäßige Periostreaktionen ventral an den Wirbelkörpern von L3 und L4 (schwarze Pfeilspitzen), kollabierter
Intervertebralspalt zwischen L7/Os sacrum, Konturen der Wirbelendplatten
nicht abgrenzbar, starke Sklerose der Wirbelkörper. Diagnose: Diskospondylitis bei L3/4 und L7/Os sacrum, Verdacht einer Instabilität der Wirbelsäule (bakteriologische Untersuchung einer Gewebeprobe aus L3/4: Staphylococcus pseudintermedius).
Fig. 2 German shorthaired pointer, intact female, 6 months. Laterolateral
radiograph of the caudal lumbar spine. Cause of referral: pain in the lumbar spine, stiff gait, recurrent fever. Neurological examination: proprioceptive deficits of both pelvic limbs, mild rear limb ataxia. Radiographic
findings: completely destroyed vertebral endplates at L3/4, osteolytic lesions of both vertebral bodies, surrounded by a large sclerotic area (arrows),
considerably shortened vertebral bodies L3 and L4 show malposition, with
widened joint space of their articular facets (white arrowhead). These signs
could indicate instability of the spinal column. Irregular, periosteal new bone
formation in the ventral position of the vertebral bodies of L3 and L4 (black
arrowheads), collapsed intervertebral disc space at L7/sacrum, unclearly
defined outline of the endplates, marked sclerosis of the vertebral bodies.
Diagnosis: discospondylitis at L3/4 and L7/sacrum. Instability of the spine
is suspected (bacterial culture of a tissue sample from L3/4: Staphylococcus
pseudintermedius).
Tierärztliche Praxis Kleintiere 1/2011
© Schattauer 2011
Downloaded from www.tieraerztliche-praxis.de on 2017-11-03 | IP: 88.99.70.242
For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved.
K. Gäbler et al.: Wirbelsäulenerkrankungen im Röntgenbild
a)
b)
Abb. 3 Mischling, weiblich, 14 Jahre. Vorstellungsgrund: progressive
Ataxie, Schmerzen in der Halswirbelsäule. a) Laterolaterale Aufnahme der
Halswirbelsäule. Befund: vollständig kollabierte Intervertebralspalten zwischen C3 und C6, Endplatten der Wirbelkörper nicht abgrenzbar, bei C3/4 und
C4/5 osteolytische Destruktion der Endplatten mit Ausbreitung auf die Wirbelkörper (Pfeile). Reaktive knöcherne Zubildungen mit stellenweise unregelmäßiger Oberfläche an der ventralen Kontur von C3 bis C6. Diagnose:
Verdacht auf chronisch aktive Diskospondylitis bei C3–6 (bakteriologische
Untersuchung von Punktionsharn: Escherichia coli). b) MRT-Untersuchung
(T2-Wichtung, sagittale Ebene): fleckig hyperintense (helle) Areale im Bereich der Intervertebralspalten und Wirbelendplatten (weiße Pfeile) sowie in
der umliegenden Muskulatur (hochgradige entzündliche Veränderungen),
bei C4/5 dezente Vorwölbung der Bandscheibe mit milder Kompression des
Rückenmarks (schwarzer Pfeil).
Fig. 3 Mixed-breed dog, female, 14 years. Cause of referral: progressive
generalized ataxia, cervical pain. a) Laterolateral radiograph of the cervical
spine. Radiographic findings: collapsed disc spaces between C3 and C6,
irregularly shaped vertebral endplates, osteolytic destruction of the endplates at C3/4 and C4/5 spreading into the vertebral bodies (arrows). Reactive new bone formations on the vertebral contour of C3–6 show an irregular surface. Diagnosis: Chronic activated discospondylitis at C3–6 is suspected (bacterial culture of a urine sample obtained by cystocentesis: Escherichia coli). b) MR imaging (T2-weighted, sagittal plane): patchy hyperintense
(bright) areas in the region of intervertebral disc spaces and vertebral endplates (white arrows) as well as in the surrounding muscle (severe inflammatory lesions), at C4/5 slightly bulged disc causing a mild spinal cord compression (black arrow).
erregern hervorgerufen. Als Ursachen kommen vor allem bakterielle Entzündungen des Urogenitaltrakts sowie des Zahnhalteapparats,
des Herzens und der Haut in Betracht. Auch paravertebrale Infektionen als Komplikation nach chirurgischen Eingriffen oder durch penetrierende Wunden – z. B. Bissverletzungen – können zu einer Diskospondylitis führen. Durch wandernde Fremdkörper (aspirierte
Grannen) hervorgerufene Veränderungen befinden sich vor allem
im Bereich der kranialen Lendenwirbelsäule (L2 bis L4) (13, 18, 27).
Die am häufigsten isolierten Erreger sind Staphylokokken (Staphylococcus aureus, Staphylococcus pseudintermedius) sowie Streptokokken, Escherichia coli und Brucellen (2, 5, 12, 29). Auch Pilzinfektionen können eine Diskospondylitis verursachen (2, 18).
© Schattauer 2011
Tierärztliche Praxis Kleintiere 1/2011
Downloaded from www.tieraerztliche-praxis.de on 2017-11-03 | IP: 88.99.70.242
For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved.
53
54
K. Gäbler et al.: Wirbelsäulenerkrankungen im Röntgenbild
a)
b)
Abb. 4 Deutsche Dogge, weiblich, 11 Monate. Vorstellungsgrund: Dolenz im Halsbereich seit 5 Wochen, vorberichtlich Fieber. Radiologische Veränderungen einer Diskospondylitis im Verlauf von 3 Monaten. a) Akutes Stadium: ausgeprägte Osteolyse der Endplatten und Wirbelkörper des betroffenen Intervertebralspalts (Pfeile), kollabierter Zwischenwirbelspalt, knöcherne, leicht irreguläre Zubildungen ventral an den Wirbelkörpern (Pfeilspitzen)
– vergleiche Abb. 2. b) Zeichen der Organisation 3 Monate später: rückläufige osteolytische Veränderungen, deutlich verkürzte Wirbelkörper von C7
und Th1 mit starker Sklerosierung, ausgeprägte periostale Zubildungen ventral an den Wirbelkörpern, die den kollabierten Zwischenwirbelspalt fast vollständig überbrücken (Pfeilspitzen), fortschreitende Ankylosierung.
Röntgendiagnostik
Eine Diskospondylitis kommt vor allem im Bereich der Brustund Lendenwirbelsäule vor, wobei der lumbosakrale Übergang
besonders häufig betroffen ist. Die Halswirbelsäule zeigt hingegen
Abb. 5 Mischling, weiblich, 11 Jahre, Schrägaufnahme der kranialen Lendenwirbelsäule. Vorstellungsgrund: Paraplegie ohne Tiefenschmerz. Befund: ausgedehnte unstrukturierte Periostreaktionen ventral und ventrolateral an den Wirbelkörpern von L2 und L3 (Pfeilspitzen), Intervertebralspalten gleichmäßig breit. Diagnose: Verdacht auf Spondylitis von L2 und L3
(histopathologische Untersuchung: hochgradige chronisch-aktive eitrige
Entzündung).
Fig. 5 Mixed-breed dog, intact female, 11 years. Lateral oblique radiograph of the cranial lumbar spine. Cause of referral: paraplegia and loss of
deep pain perception. Radiographic findings: irregular periosteal reactions
ventral and ventrolateral at the vertebral bodies of L2 and L3 (arrowheads),
intervertebral disc spaces of equal width. Diagnosis: suspected spondylitis
of L2 and L3 (histopathological examination: severe chronic activated purulent inflammation).
Fig. 4 Great Dane, female, 11 months. Cause of referral: cervical pain for
5 weeks, history of fever. Radiographic appearance of a discospondylitis over
a period of 3 months. a) Acute phase: marked osteolysis of the endplates and
vertebral bodies of the involved intervertebral disc space (arrows), collapsed
intervertebral disc space, irregularly shaped bony proliferations ventral at the
vertebral bodies (arrowheads) – see Fig. 2. b) Signs of reorganization
3 months later: disappearing osteolytic character, markedly shortened vertebral bodies of C7 and Th1 show severe sclerosis, pronounced periosteal reaction bridges the intervertebral disc space (arrowheads), progressive ankylosis.
seltener entzündliche Veränderungen (2, 5, 28). Bei etwa 40% der
Patienten finden sich multiple Läsionen, die insbesondere in der
Brust- und Lendenwirbelsäule lokalisiert sind (2; 씰Abb. 2). Es
wird deshalb empfohlen, eine Röntgenuntersuchung der gesamten
Wirbelsäule durchzuführen. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass
ein negativer Röntgenbefund das Vorliegen einer Diskospondylitis
nicht ausschließt, da klinische Symptome wie Fieber, Anorexie und
Dolenz der Wirbelsäule bereits mehrere Tage oder Wochen bestehen können, bevor im Röntgenbild Veränderungen sichtbar werden (18, 27, 34).
Frühe radiologische Veränderungen zeigen sich in einer verminderten Dichte der Wirbelendplatten am betroffenen Intervertebralspalt. Die normalerweise dicht kalzifizierte kortikale Begrenzung des Wirbelkörpers geht verloren und die Endplatten weisen
unregelmäßige Ränder auf. Der betroffene Intervertebralspalt
kann anfangs erweitert sein. Später kollabiert er in den meisten
Fällen und ist im Röntgenbild nicht mehr sichtbar. Im weiteren
Verlauf kommt es zu einer lytischen Destruktion der Endplatten,
die sich auf die beiden angrenzenden Wirbelkörper ausbreitet (1,
31, 34; 씰Abb. 2, 3a, 4a). Sehr ausgeprägte Läsionen können zu einer Instabilität der Wirbelsäule bis hin zur Subluxation führen
(13; 씰Abb. 2). Ventral an den veränderten Wirbelkörpern bilden
sich meist ausgedehnte unregelmäßige Periostreaktionen. Sie tragen nachfolgend zu einer Stabilisierung der Wirbelsäule bei. Die
lytischen Areale der Wirbelkörper werden zunehmend von sklerosierten Bereichen begrenzt (6, 28, 34; 씰Abb. 2, 4a). Mitunter kann
sich entzündliches Weichteilgewebe – seltener auch knöcherne Reaktionen – in den Spinalkanal ausbreiten und eine extradurale
Kompression des Rückenmarks verursachen (5; 씰Abb. 3b). Zur
Abklärung ist eine MRT-Untersuchung indiziert. Damit lassen
Tierärztliche Praxis Kleintiere 1/2011
© Schattauer 2011
Downloaded from www.tieraerztliche-praxis.de on 2017-11-03 | IP: 88.99.70.242
For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved.
K. Gäbler et al.: Wirbelsäulenerkrankungen im Röntgenbild
sich Veränderungen von Weichteilgeweben anhand ihres unterschiedlichen Signalverhaltens gut differenzieren (7).
Das späte Stadium einer Diskospondylitis ist von röntgenologischen Zeichen der Organisation geprägt (씰Abb. 4b). Diese werden
ebenso wie bei der anfänglichen Manifestation der Erkrankung
nur zeitverzögert zum klinischen Zustand des Patienten im Röntgenbild sichtbar (13, 28). Im Stadium der Remission stagnieren die
osteolytischen Läsionen bzw. verschwinden vollständig. Stattdessen überwiegt eine vermehrte Sklerosierung der angrenzenden
Endplatten und Wirbelkörper. Häufig bilden sich knöcherne Verbindungen über den betroffenen Zwischenwirbelspalten. Bei jungen Hunden unter einem Jahr Lebensalter sind Zeichen der Remission im Röntgenbild bereits 6 Wochen nach Diagnosestellung
sichtbar. Ältere Hunde hingegen zeigen diese Veränderungen erst
nach 6–12 Wochen (28).
Im Heilungsverlauf kommt es zu starker Spondylosenbildung,
die extensiver und unregelmäßiger ausfällt als die mit einer Spondylosis deformans einhergehenden Veränderungen. Die beteiligten Wirbelkörper sind häufig verkürzt und der Zwischenwirbelspalt verengt. Eine Fusion der Wirbelkörper ist möglich. Weisen
die Spondylosen eine glatte Begrenzung auf, ist der Heilungsprozess abgeschlossen (15, 18, 27, 28). Diese organisierten Spondylosen können mitunter schwer von rein degenerativen Prozessen im
Sinne einer Spondylosis deformans abgrenzt werden (24). Das typische radiologische Bild einer Spondylosis deformans ist durch
einen regulär breiten Zwischenwirbelspalt und gut strukturierte,
glatt berandete Endplatten gekennzeichnet. In der Peripherie der
Endplatten entspringen schaufelförmige, gut umschriebene Knochenzubildungen, die allmählich in den Kortex des Wirbelkörpers übergehen (씰Abb. 8, L7–Os sacrum). Bei fortgeschrittener
Degeneration der Bandscheibe lassen sich häufig ein verengter Intervertebralspalt und eine vermehrte Sklerosierung der Endplatten
nachweisen (13, 23, 24).
Abb. 6 Hovawart, männlich, 1 Jahr, laterolaterale Aufnahme der kranialen
Halswirbelsäule. Vorstellungsgrund: seit 6 Wochen phasenweise starke
Schmerzen im Halsbereich, keine neurologischen Ausfälle. Befund: aggressive Knochenläsion: lytische Destruktion von C3, Verkürzung des Wirbels,
vollständig kollabierter Intervertebralspalt bei C3/4 (schwarze Pfeilspitze),
durch feine weiße Linien dargestellte Kontur des Wirbelkanals (weiße Pfeilspitzen) vollständig zerstört. Diagnose: Tumor des dritten Halswirbels (Osteosarkom).
Fig. 6 Hovawart, male, 1 year. Laterolateral radiograph of the cranial cervical spine. Cause of referral: intermediately severe pain in the cervical region over 6 weeks, normal neurological presentation. Radiographic findings: aggressive bony lesion: lytic destruction of C3, shortened vertebra,
completely collapsed intervertebral disc space at C3/4 (black arrowhead),
contour of the vertebral canal, marked by white lines (white arrowheads), is
completely destroyed. Diagnosis: tumour of C3 (osteosarcoma).
ren proliferative Veränderungen und Knochenneubildung, während kaum osteolytische Läsionen auftreten. Meist sind mehrere
benachbarte Wirbel betroffen (1, 34). Die wenig organisierten periostalen Reaktionen können mitunter nur schwierig von neoplastischen Veränderungen differenziert werden (씰Abb. 9).
Neoplastische Veränderungen
der Wirbelsäule
Spondylitis
Vorkommen und Ätiologie
Vorkommen
Eine Spondylitis ist eine Infektion des Wirbelkörpers, die vor allem
die kraniale Lendenwirbelsäule (L2 bis L4) betrifft. In dieser Lokalisation führen aspirierte, durch das Zwerchfell wandernde Grasähren häufig zu einer bakteriellen Infektion des paravertebralen
Weichteilgewebes, die sich auf die Wirbelkörper ausbreitet. Als weitere Ursachen kommen hämatogene Infektionen, Bissverletzungen,
Fremdkörper und Wundinfektionen nach chirurgischen Eingriffen
in Betracht (18, 31, 34). In sehr seltenen Fällen verursachen systemische Pilzinfektionen eine Spondylitis (16).
Röntgendiagnostik
Das typische radiologische Bild besteht in ausgedehnten unstrukturierten Periostreaktionen, die vor allem ventral und ventrolateral an den Wirbelkörpern vorkommen (씰Abb. 5). Dabei dominie-
Wirbeltumoren kommen bei Hunden und Katzen relativ selten vor
(15, 25). In einer Nativaufnahme der Wirbelsäule stellen sich Neoplasien nur dar, wenn sie mit Veränderungen knöcherner Strukturen einhergehen und diese aufgrund ihres Ausmaßes im Röntgenbild nachweisbar sind. So zeigten experimentelle Untersuchungen
an der Lendenwirbelsäule des Menschen, dass 50–75% des spongiösen Knochens im Wirbelkörper zerstört sein müssen, bevor die
Läsion auf der laterolateralen Röntgenaufnahme erkennbar ist
(11).
Bei einer monoostotischen Läsion beschränken sich die knöchernen Veränderungen auf einen Wirbel (씰Abb. 6–8). Hierbei
handelt es sich häufig um Primärtumoren, z. B. Osteosarkome,
Chondrosarkome, Fibrosarkome und Hämangiosarkome (13, 20,
25). Die angrenzenden Wirbel stellen sich meist unauffällig dar. In
seltenen Fällen dehnt sich der neoplastische Prozess auf die benach-
© Schattauer 2011
Tierärztliche Praxis Kleintiere 1/2011
Downloaded from www.tieraerztliche-praxis.de on 2017-11-03 | IP: 88.99.70.242
For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved.
55
56
K. Gäbler et al.: Wirbelsäulenerkrankungen im Röntgenbild
a)
b)
Abb. 7 Europäische Kurzhaarkatze, weiblich-kastriert, 9 Jahre. Vorstellungsgrund: Schmerzen im Rückenbereich, milde Ataxie. a) Laterolaterale
Aufnahme der kranialen Lendenwirbelsäule. Befund: ausgedehnte osteolytische Veränderungen der kleinen Wirbelgelenke und des Wirbelbogens von
L2 (Pfeilspitze), dorsale Kontur des Wirbelkanals unterbrochen (Pfeile), von
einer Ausbreitung in den Wirbelkanal ist auszugehen. Diagnose: Tumor des
zweiten Lendenwirbels (Osteosarkom). b) CT, Transversalschnitt durch die
kaudale Region von L2: Kortikalis des Wirbelbogens vollständig zerstört,
durch dünne Knochenschale (sog. Neokortex) ersetzt (Pfeil).
Fig. 7 Domestic shorthair cat, spayed female, 9 years. Cause of referral:
pain in the lumbar spine, mild rear limb ataxia. a) Laterolateral radiograph of
the cranial lumbar spine. Radiographic findings: extensive osteolytic
lesions of the articular facets and the vertebral arch of L2 (arrowhead), interrupted dorsal outline of the vertebral canal at L2 (arrows), alterations most
likely affect the vertebral canal. Diagnosis: Tumour of L2 (osteosarcoma). b)
Transverse CT-image of the caudal region of L2: Cortical bone of the vertebral
arch is completely destroyed, replaced by formation of a neocortex (arrow).
barten Wirbel aus (22). Das Osteosarkom stellt beim Hund den
häufigsten Primärtumor der Wirbelsäule dar (3, 9, 25, 30), wobei
nur 15% der Osteosarkome in der Wirbelsäule lokalisiert sind (14).
Polyostotische Läsionen sind durch Veränderungen mehrerer
Wirbel gekennzeichnet (씰Abb. 9, 10). Zu den polyostotischen Tumoren der Wirbelsäule gehören das multiple Myelom, das Lymphosarkom (malignes Lymphom) sowie Metastasen (13, 25, 26,
33), wobei alle diese Tumoren gelegentlich auch nur einen Wirbel
befallen (17). Metastasen kommen in der Wirbelsäule häufig vor.
Verschiedene Untersuchungen zu Wirbeltumoren bei Hunden er-
gaben, dass die festgestellten Tumoren bei 56% (30) bzw. 57% (3,
25) der Patienten Metastasen waren.
Abb. 8 Mischling, weiblich, 10 Jahre, laterolaterale Aufnahme der mittleren Lendenwirbelsäule. Befund: großes rundliches lytisches Areal im Wirbelbogen von L4 (Pfeil), keine Randsklerose, dorsale Begrenzung des Wirbelkanals bei L4 unterbrochen, bei angrenzenden Wirbeln als feine weiße Linie erkennbar (Pfeilspitzen). Diagnose: Knochentumor des vierten Lendenwirbels
(Adenokarzinom der Mamma mit Metastasierung in die Lendenwirbelsäule),
zusätzlich Spondylose bei L7/Os sacrum.
Fig. 8 Mixed-breed dog, intact female, 10 years. Laterolateral radiograph
of the midlumbar spine. Radiographic findings: large round osteolytic area
in the dorsal arch of L4 (arrow) without sclerotic margin, dorsal border of the
vertebral canal, visualized as a thin white line at the adjacent vertebrae
(arrowheads), is interrupted in L4. Diagnosis: Bone tumour of L4 (mammary adenocarcinoma with metastases into the lumbar spine), additionally,
spondylosis deformans at L7/sacrum.
Röntgendiagnostik
Primärtumoren sind vorwiegend im Bereich der Brust- und Lendenwirbelsäule lokalisiert (3, 14, 20, 25). Metastasen kommen hingegen besonders häufig (71%) in der Lendenwirbelsäule vor (25).
Innerhalb des Wirbels finden sich die neoplastischen Läsionen vor
allem im Wirbelkörper und im Wirbeldach. Dornfortsatz, Transversalfortsätze sowie Facettengelenke sind seltener betroffen (25).
Tumoren der Wirbelsäule zeigen in 50% (25) bis 66% (30) der
Fälle ein osteolytisches Destruktionsmuster (씰Abb. 6–8, 10), das
bei Primärtumoren und Metastasen etwa gleich häufig auftritt
(25). Des Weiteren sind gemischt osteolytische und osteoproliferative Veränderungen bei zirka 21% (25) bis 25% (30) der Wirbeltumoren nachzuweisen. Rein osteoproliferative Läsionen (씰Abb. 9)
werden bei Metastasen (34%) deutlich häufiger diagnostiziert als
bei Primärtumoren (19%) (25).
Röntgenologische Zeichen eines aggressiven, schnell wachsenden neoplastischen Prozesses im Wirbelknochen sind unregelmäßige und schlecht abgegrenzte Läsionen. Sie weisen keine Randsklerose auf und besitzen eine breite Übergangszone zwischen
dem Zentrum der Veränderung und dem normalen Knochen (6,
34; 씰Abb. 8, 10). Es liegen unstrukturierte, teilweise unterbrochene Periostreaktionen vor (씰Abb. 9). Außerdem zeigt sich bei
Knochentumoren häufig eine Zerstörung der Kortikalis und der
Endplatten des betroffenen Wirbels (씰Abb. 6). Nicht selten bestehen pathologische Frakturen. Der angrenzende Zwischenwirbelspalt ist oft kollabiert und der Wirbelkörper verkürzt (25;
씰Abb. 6, 10). Die feine sklerotische Linie, die die Begrenzung des
Wirbelkanals darstellt, geht teilweise oder vollständig verloren
(씰Abb. 6–8, 10). Eine Verbreiterung des Intervertebralspalts ist bei
einem osteolytischen Tumor ebenfalls möglich. Sie wird durch
Tierärztliche Praxis Kleintiere 1/2011
© Schattauer 2011
Downloaded from www.tieraerztliche-praxis.de on 2017-11-03 | IP: 88.99.70.242
For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved.
K. Gäbler et al.: Wirbelsäulenerkrankungen im Röntgenbild
Erosion der Wirbelendplatte(n) hervorgerufen. Mitunter können
auch sehr langsam und expansiv wachsende, im Wirbelkanal gelegene Raumforderungen oder Tumoren der Nervenwurzeln im
Röntgenbild sichtbar werden. Durch eine Erweiterung des Wirbelkanals oder eine Vergrößerung des Foramen intervertebrale lassen
sie sich indirekt darstellen. Eine Verkleinerung des Foramen intervertebrale wird gelegentlich bei einem proliferierenden Knochentumor des angrenzenden Wirbels festgestellt (6).
Weist die Wirbelsäule multiple Läsionen auf, kommen differenzialdiagnostisch ein multiples Myelom, ein Lymphosarkom
oder Metastasen in Betracht. Das typische radiologische Bild eines
multiplen Myeloms zeigt mottenfraßähnliche Läsionen. Es sind
rundliche, wie ausgestanzt wirkende, osteolytische Areale von
3–10 mm Durchmesser sichtbar, die keinen sklerotischen Randsaum aufweisen (씰Abb. 10). Sie kommen meist multipel, weniger
häufig auch solitär vor. Gelegentlich besteht eine generalisierte
Dichteminderung des Knochens – im Sinne einer Osteopenie –
ohne osteolytische Läsionen. Pathologische Frakturen sind möglich (6, 21, 26). Die radiologische Verdachtsdiagnose eines multiplen Myeloms kann durch Knochenmarkbiopsie, Serumelektrophorese und den Nachweis von Bence-Jones-Proteinen im Harn
gesichert werden (21).
Lymphosarkome sind nur sehr selten primär in der Wirbelsäule lokalisiert (17, 32). Ihr typisches radiologisches Bild ist durch
osteolytische Läsionen gekennzeichnet (8, 17, 25, 32). Sie zeigen
nur selten osteoproliferative Veränderungen (33). Meist sind nur
a)
Abb. 9 Berner Sennenhund, männlich, 6 Jahre, laterolaterale Aufnahme
der Lendenwirbelsäule. Vorstellungsgrund: Hämaturie seit 2 Wochen. Befund: unregelmäßige Periostreaktionen an ventraler Kontur von L5 bis L7
und am Os sacrum (Pfeile), breiter Weichteilschatten (weiße Pfeilspitzen), der
Kolon und Rektum nach ventral verlagert, großer rundlicher Weichteilschatten (schwarze Pfeilspitzen) kranial des Beckens (moderat vergrößerte Prostata). Diagnose: Prostatatumor mit Metastasierung in kaudale Lendenwirbelsäule, Kreuzbein und sublumbale Lymphknoten.
Fig. 9 Bernese mountain dog, intact male, 6 years. Laterolateral radiograph of the lumbar spine. Cause of referral: hematuria for 2 weeks. Radiographic findings: irregular periosteal proliferation on the ventral outline of
L5 to L7 and sacrum (arrows), enlarged soft tissue layer (white arrowheads)
which displaces the colon and rectum ventrally, large round soft tissue structure (black arrowheads) cranial to the pelvis indicates moderate prostatomegaly. Diagnosis: Prostate tumour metastasizing to the caudal lumbar
spine, sacrum and sub-lumbar lymph nodes.
b)
Abb. 10 Tibet Terrier, männlich-kastriert, 7 Jahre. Vorstellungsgrund:
Schmerzen in der Wirbelsäule, langsam progressive Ataxie der Hintergliedmaßen. a) Laterolaterale Aufnahme der Lendenwirbelsäule. Befund: multiple rundliche osteolytische Herde in der gesamten Lendenwirbelsäule, im Os
sacrum und in den Darmbeinflügeln, unscharf begrenzte Läsionen ohne sklerotischen Rand (gut sichtbar in den Dornfortsätzen von L4 und L5), ventrale
Kontur des Wirbelkanals bei L1 und L2 unterbrochen (Pfeilspitzen), L7 deutlich verkürzt mit schweren osteolytischen Veränderungen. Differenzialdiagnosen: multiples Myelom, Tumormetastasen. Diagnose: multiples
Myelom (zytologische Untersuchung des Knochenmarks, Bence-Jones-Proteine im Harn). b) CT, Transversalschnitt des 7. Lendenwirbels: ausgeprägte
osteolytische Veränderungen, Wirbelkörper von L7 nicht mehr erkennbar,
vollständig zerstörte Kortikalis, Ausbildung einer Neokortex (Pfeilspitzen),
osteolytische Läsionen des rechten Darmbeinflügels (Pfeil).
Fig. 10 Tibetan Terrier, neutered male, 7 years. Cause of referral: spinal
pain, slowly progressing rear limb ataxia. a) Laterolateral radiograph of the
lumbar spine. Radiographic findings: multiple osteolytic foci without sclerotic borders in the lumbar spine, the sacrum, and the iliac wings, clearly visible in the dorsal spinous processes at L4 and L5, interrupted ventral outline
of the vertebral canal at L1 and L2 (arrow heads), considerably shortened
body of L7 with severe osteolysis. Differential diagnoses: multiple myeloma, metastatic neoplasms. Diagnosis: multiple myeloma (cytologic examination of the bone marrow, Bence-Jones-proteins in the urine). b) Transverse
CT-image of L7: nearly completely destroyed vertebra, vertebral body is replaced by soft tissue dense material, formation of a neocortex (arrowheads),
right iliac wing with osteolytic alterations (arrow).
© Schattauer 2011
Tierärztliche Praxis Kleintiere 1/2011
Downloaded from www.tieraerztliche-praxis.de on 2017-11-03 | IP: 88.99.70.242
For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved.
57
58
K. Gäbler et al.: Wirbelsäulenerkrankungen im Röntgenbild
Literatur
Fazit für die Praxis
Durch eine Röntgenuntersuchung der Wirbelsäule können Veränderungen knöcherner Strukturen nachgewiesen werden, sofern sie ein
bestimmtes Ausmaß erreicht haben. Bei der Interpretation der Aufnahmen erleichtern typische radiologische Befundmuster die Unterscheidung zwischen entzündlichen und neoplastischen Erkrankungen. Geht die Veränderung von einem Intervertebralspalt aus und involviert die angrenzenden Wirbelendplatten, liegt wahrscheinlich eine
entzündliche Erkrankung (Diskospondylitis) vor. Ist die Läsion hingegen auf einen Wirbel begrenzt und zeigt Merkmale eines aggressiven, schnell wachsenden Prozesses, ist von einem Tumor auszugehen.
Bei unklaren Röntgenbefunden sollten Schnittbildverfahren – vor allem die Computertomographie – eingesetzt werden und eine Biopsie
erfolgen.
einzelne Wirbel betroffen (8, 17, 25). Die Veränderungen können
jedoch auch multipel auftreten (32, 33). Auch bei Lymphosarkomen kommt es häufig zu pathologischen Frakturen (8).
In der Wirbelsäule lokalisierte Metastasen treten häufig multipel auf. In einer Untersuchung zu Wirbeltumoren beim Hund wiesen über die Hälfte (54%) der Patienten Metastasen in mehreren
Wirbeln auf (25). Tochtergeschwülste im Bereich von Lendenwirbelsäule, Kreuzbein und Becken gehen oftmals von einem Primärtumor der Beckenorgane aus. Neben Prostatatumoren und Neoplasien von Harnblase und Urethra kommen Tumoren der kaudalen Gesäugekomplexe und des Perianalbereichs in Betracht (6, 25).
Prostatakarzinome metastasieren besonders häufig in die kaudalen Lendenwirbel und Beckenknochen. Bei nahezu 75% dieser
Metastasen finden sich typische osteoproliferative oder gemischte
Läsionen (4, 10). Die ventrale Kontur der Wirbelkörper, insbesondere des 5.–7. Lendenwirbels, zeigt unregelmäßige wolkige Periostreaktionen (씰Abb. 9) als Ausdruck einer raschen Knochenneubildung. Diese ist auf Mediatoren zurückzuführen, die von den
Tumorzellen des Prostatakarzinoms produziert werden und die
Osteoproliferation stimulieren (4, 19). Im Retroperitonealraum
ventral der kaudalen Lendenwirbel ist gelegentlich ein breiter
Weichteilschatten darstellbar. Dieser führt zu einer Verlagerung
von Colon descendens und Rektum und kann Mineralisationen
aufweisen (씰Abb. 9). Es handelt sich hierbei um Metastasen in den
sublumbalen Lymphknoten (6, 10, 19). Sind im Röntgenbild hingegen nur unregelmäßige, wenig organisierte Periostreaktionen
ventral am Wirbelkörper sichtbar, lassen sich neoplastische Läsionen nicht sicher von entzündlichen Veränderungen wie einer
Spondylitis differenzieren. Zur Diagnosestellung empfiehlt sich in
diesen Fällen eine Biopsie.
1. Burk RL, Feeney DA. Small Animal Radiology and Ultrasonography. A Diagnostic Atlas and Text. 3rd ed. Philadelphia: Saunders 2003.
2. Burkert BA, Kerwin SC, Hosgood GL, Pechman RD, Fontenelle JP. Signalment and clinical features of diskospondylitis in dogs: 513 cases
(1980–2001). J Am Vet Med Assoc 2005; 227 (2): 268–275.
3. Cooley DM, Waters DJ. Skeletal neoplasms of small dogs: a retrospective
study and literature review. J Am Anim Hosp Assoc 1997; 33 (1): 11–23.
4. Cornell KK, Bostwick DG, Cooley DM, Hall G, Harvey HJ, Hendrick MJ,
Pauli BU, Render JA, Stoica G, Sweet DC, Waters DJ. Clinical and pathologic
aspects of spontaneous canine prostate carcinoma: a retrospective analysis of
76 cases. Prostate 2000; 45 (2): 173–183.
5. Davis MJ, Dewey CW, Walker MA, Kerwin SC, Moon ML, Kortz GD, Koblik
PD, Mahaffey MB, Budsberg SC, Slater MR. Contrast radiographic findings
in canine bacterial discospondylitis: a multicenter, retrospective study of 27
cases. J Am Anim Hosp Assoc 2000; 36 (1): 81–85.
6. Dennis R, Kirberger RM, Wrigley RH, Barr FJ. Handbook of Small Animal
Radiological Differential Diagnosis. Philadelphia: Saunders 2001
7. De Stefani A, Garosi LS, McConnell FJ, Diaz FJ, Dennis R, Platt SR. Magnetic
resonance imaging features of spinal epidural empyema in five dogs. Vet
Radiol Ultrasound 2008; 49 (2): 135–140.
8. Dhaliwal RS, Reed AL, Kitchell BE. Multicentric lymphosarcoma in a dog
with multiple-site skeletal involvement. Vet Radiol Ultrasound 2001; 42 (1):
38–41.
9. Drost WT, Love NE, Berry CR. Comparison of radiography, myelography
and computed tomography for the evaluation of canine vertebral and spinal
cord tumors in sixteen dogs. Vet Radiol Ultrasound 1996; 37 (1): 28–33.
10. Durham SK, Dietze AE. Prostatic adenocarcinoma with and without metastasis to bone in dogs. J Am Vet Med Assoc 1986; 188 (12): 1432–1436.
11. Edelstyn GA, Gillespie PJ, Grebbell FS. The radiological demonstration of
osseous metastases. Experimental observations. Clin Radiol 1967; 18 (2):
158–162.
12. Gonzalo-Orden JM, Altónaga JR, Orden MA, Gonzalo JM. Magnetic resonance, computed tomographic and radiologic findings in a dog with discospondylitis. Vet Radiol Ultrasound 2000; 41 (2): 142–144.
13. Hecht S, Morandi F. Wirbelsäule (Neuroradiologie inkl. Kontrastverfahren).
In: Röntgendiagnostik in der Kleintierpraxis. Hecht S, Hrsg. Stuttgart: Schattauer 2008; 77–113.
14. Heyman SJ, Diefenderfer DL, Goldschmidt MH, Newton CD. Canine axial
skeletal osteosarcoma. A retrospective study of 116 cases (1986 to 1989). Vet
Surg 1992; 21 (4): 304–310.
15. Kealy JK, McAllister H. Diagnostic Radiology and Ultrasonography of the
Dog and Cat. 4th ed. St. Louis: Saunders 2005.
16. Kuwamura M, Ide M, Yamate J, Shiraishi Y, Kotani T. Systemic candidiasis in
a dog, developing spondylitis. J Vet Med Sci 2006; 68 (10): 1117–1119.
17. Lamagna B, Lamagna F, Meomartino L, Paciello O, Fatone G. Polyostotic
lymphoma with vertebral involvement and spinal extradural compression in
a dog. J Am Anim Hosp Assoc 2006; 42 (1): 71–76.
18. LeCouteur RA, Grandy JL. Diseases of the spinal cord. In: Textbook of veterinary internal medicine. Diseases of the dog and cat. Ettinger SJ, Feldman
EC, eds. 6th ed. Philadelphia: Saunders 2005; 842–887.
19. LeRoy BE, Northrup N. Prostate cancer in dogs: comparative and clinical aspects. Vet J 2009; 180 (2): 149–162.
20. Luttgen PJ, Braund KG, Brawner WR Jr, Vandevelde M. A retrospective study
of twenty-nine spinal tumours in the dog and cat. J Small Anim Pract 1980;
21 (4): 213–226.
21. Matus RE, Leifer CE, MacEwen EG, Hurvitz AI. Prognostic factors for
multiple myeloma in the dog. J Am Vet Med Assoc 1986; 188 (11):
1288–1292.
22. Moore GE, Mathey WS, Eggers JS, Estep JS. Osteosarcoma in adjacent lumbar vertebrae in a dog. J Am Vet Med Assoc 2000; 217 (7): 1038–1040.
23. Morgan JP. Spondylosis deformans in the dog: its radiographic appearance.
Vet Radiol 1967; 8 (1): 17–22.
Tierärztliche Praxis Kleintiere 1/2011
© Schattauer 2011
Downloaded from www.tieraerztliche-praxis.de on 2017-11-03 | IP: 88.99.70.242
For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved.
K. Gäbler et al.: Wirbelsäulenerkrankungen im Röntgenbild
24. Morgan JP, Miyabayashi T. Degenerative changes in the vertebral column of
the dog. Vet Radiol 1988; 29 (2): 72–77.
25. Morgan JP, Ackerman N, Bailey CS, Pool RR. Vertebral tumors in the dog: a
clinical, radiologic, and pathologic study of 61 primary and secondary
lesions. Vet Radiol 1980; 21 (5): 197–212.
26. Rusbridge C, Wheeler SJ, Lamb CR, Page RL, Carmichael S, Brearley MJ,
Bjornson AP. Vertebral plasma cell tumors in 8 dogs. J Vet Intern Med 1999;
13 (2): 126–133.
27. Schwartz M, Boettcher IC, Kramer S, Tipold A. Two dogs with iatrogenic discospondylitis caused by meticillin-resistant Staphylococcus aureus. J Small
Anim Pract 2009; 50 (4): 201–205.
28. Shamir MH, Tavor N, Aizenberg T. Radiographic findings during recovery
from discospondylitis. Vet Radiol Ultrasound 2001; 42 (6): 496–503.
29. Stern L, McCarthy R, King R, Hunt K. Imaging diagnosis—discospondylitis
and septic arthritis in a dog. Vet Radiol Ultrasound 2007; 48 (4): 335–337.
30. Tassani-Prell M, Kessler M, Matis U. Vertebral tumors in dogs and cats:
Radiographic and computer tomographic evaluation of 12 cases. Vet Radiol
Ultrasound. 1995; 36 (5): 429 (abstract).
31. Thomas WB. Diskospondylitis and other vertebral infections. Vet Clin North
Am Small Anim Pract 2000; 30 (1): 169–182.
32. Turner JL, Luttgen PJ, VanGundy TE, Roenigk WJ, Hightower D, Frelier PF.
Multicentric osseous lymphoma with spinal extradural involvement in a
dog. J Am Vet Med Assoc 1992; 200 (2): 196–198.
33. Vascellari M, Tasca S, Furlanello T, Carli E, Patron C, Mutinelli F, Caldin M.
Vertebral polyostotic lymphoma in a young dog. J Vet Diagn Invest 2007; 19
(2): 205–208.
34. Wrigley RH. Malignant versus nonmalignant bone disease. Vet Clin North
Am Small Anim Pract 2000; 30 (2): 315–347.
© Schattauer 2011
Tierärztliche Praxis Kleintiere 1/2011
Downloaded from www.tieraerztliche-praxis.de on 2017-11-03 | IP: 88.99.70.242
For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved.
59
Herunterladen