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Einleitung
Wundersame Ordnung
Michal Yakir
Wundersame Ordnung: Systematische
Tabelle der Homöopathischen
Pflanzenmittel
Teil 1: Blühende Pflanzen
Von Dr. Michal Yakir
In Zusammenarbeit mit
Ronen Levi und Kobi Nechustan
Englische Übersetzung:
David Northman
(Unter Mitarbeit von Rafael Neu)
1
Einleitung
Wundersame Ordnung
Michal Yakir
Überarbeitung:
Jenni Tree
Deutsche Übersetzung:
Andra Dattler
Wundersame Ordnung: Systematische Tabelle der
Homöopathischen Pflanzenmittel
Teil 1: Blühende Pflanzen
Von Dr. Michal Yakir
In Zusammenarbeit mit
Ronen Levi und Kobi Nechustan
Vorderer Buchdeckel: Basiert auf einer Zeichnung von Shmuel Charuvi:
Capparis spinosa L, 1923-1927, Gouache auf Papier, aus dem Buch „The
Botanist‘s Brush“ mit freundlicher Genehmigung des Israelischen
Museums in Jerusalem.
2
Einleitung
Wundersame Ordnung
Michal Yakir
Hinterer Buchdeckel: Nachdruck aus einem alten Botanik-Buch:
Scrophularia nodosa, herausgegeben vom Botanic Garden of Oxford,
1840 (private Sammlung).
Die Fotos im Buch stammen von Michal Yakir (wenn nicht anders
angegeben), Elia Onne und verschiedenen anderen im Internet
veröffentlichenden Fotografen und werden mit ihrer freundlichen
Genehmigung abgedruckt.
Layout, Design und Satz von Michal Yakir.
Erste Auflage: Januar 2005 (hebräisch)
Zweite Auflage: März 2007 (hebräisch)
Dritte Auflage: August 2009 (hebräisch)
Vierte Auflage: 2011 (hebräisch)
Fünfte Auflage: 2013 (englisch)
© Alle Rechte liegen bei Michal Yakir. Dieses Buch darf weder
ganz noch teilweise in irgendeiner Form oder auf irgendeine
Weise ohne Genehmigung der Autorin vervielfältigt oder
übertragen werden. Zitate ausgenommen.
Veröffentlichung: Narayana
3
Einleitung
Wundersame Ordnung
Inhalt
4
Michal Yakir
Einleitung
Wundersame Ordnung
Michal Yakir
Part
Teil AA
EINLEITUNG UND EINSTIEG
ÜBER DAS
WIE &
WARUM
Bild von Ofra Borer, 1994
Michal Yakir
5
Einleitung
Wundersame Ordnung
Michal Yakir
Vorwort – Was, Wie und Warum
Warum – oder die Suche nach einer Ordnung
Liest man alte homöopathische Manuskripte, findet man schnell heraus, dass vor
weniger als einhundert Jahren eine riesige Vielfalt von Pflanzenmitteln in täglichem
Gebrauch war, wohingegen die Homöopathen heutzutage nur einen kleinen Teil der
erhältlichen und einen noch viel kleineren Teil aller existierenden Pflanzenmittel
benutzen. Das alte Wissen ist zum Großteil in Vergessenheit geraten – vielleicht
zusammen mit dem allgemeinen Rückgang der Pflanzenheilkunde in der Welt – um
durch die intensivere Verwendung von Mineralien und neuen Substanzen ersetz zu
werden.
Die moderne Homöopathie macht sich die Anordnung der Mineralien, ihre Platzierung
und Beziehungen im Periodensystem zunutze, um die Natur der Mittel, die aus diesen
Substanzen hergestellt werden, zu verstehen. Dabei geht man davon aus, eine
Stellung am Anfang oder weiter hinten in der Tabelle eine Implikation für die
Homöopathie hat. In anderen Worten: Die Ordnung des Periodensystems und
demnach die Ordnung der Natur beinhaltet eine Bedeutung für die Homöopathie.
Eine weniger bekannte Tatsache ist, dass das Pflanzenreich seine eigene
systematische, botanische Ordnung hat, die auf evolutionär verwandten
Pflanzengruppen basiert, die in ihrer evolutionären Reihenfolge angeordnet
sind. Wäre es nicht hilfreich, über eine Methode zu verfügen, durch die man einen
systematischen Zugang zu den homöopathischen Pflanzenmitteln auf der Grundlage
eines umfassenden Verständnisses der natürlichen Ordnung des Pflanzenreichs
bekommen könnte? Eine Methode, die gleichzeitig die einzelnen Pflanzen anhand
ihrer homöopathischen Eigenschaften in Gruppen einordnen würde?
Bereits am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts stellte Farrington fest, dass es bei
botanischen Pflanzenfamilien gemeinsame Themen gab. In den letzen Jahrzehnten
haben zeitgenössische Homöopathen, darunter Scholten, Vermeulen, Mangialavori,
Kreisberg, Sankaran mit seiner Gruppe und Rupal Desai begonnen, die Mittel in
botanische Gruppen einzuordnen (in Familien und Ordnungen) und ihre
gemeinsamen Charakteristika, Themen, Miasmen etc. zu beschreiben. Alles in allem
wurden bereits für zahlreiche Pflanzenfamilien homöopathische Themen definiert.
Aber was ist mit einer allumfassenden Systematik von Pflanzenfamilien, wie bei den
Mineralien? Es gibt keine Gesamtübersicht der Prozesse, welche die Natur jeder
Familie oder Gruppe von Pflanzen bestimmen. Sobald diese das Pflanzenreich
steuernden Prinzipien erfasst sind, sobald die allgemeine, in der Natur herrschende
Ordnung herausgearbeitet ist, wird ein Verständnis der „Gesetze“, welche die
6
Einleitung
Wundersame Ordnung
Michal Yakir
gemeinsamen Symptome der botanisch verwandten homöopathischen Pflanzenmittel
regieren, in seiner wundersamen Ordnung entstehen.
Wie ist die Pflanzentabelle entstanden? Gestaltung der
Pflanzentabelle.
Als ehemalige Botanikerin und Modell-Ökologin war ich fasziniert von der Idee, der
evolutionären Ordnung in der Natur und der Frage, was diese dynamische, natürliche
Ordnung des Pflanzenreiches für die Homöopathie bedeuten könnte. Im Laufe der
jahrelangen Erforschung dieser Materie, hat sich mein Verständnis davon nach und
nach entwickelt. Wie die Teile eines Puzzles fügten sich kleine Informationsstückchen
zu einem Gesamtbild zusammen. Klinische Beobachtungen, nächtliche Studien von
Materia Medica und Prüfungen, die Lektüre innovativer homöopathischer Ansätze,
Gespräche mit Kollegen über deren Erkenntnisse über die verschiedenen botanischen
Gruppen – all das wuchs mit meinem eigenen botanischen, psychologischen und
kabbalistischen Verständnis zusammen.
Die Zusammenführung all dieser Daten führte zur Entwicklung eines
allgemeingültigen Modells, das man in einer zweidimensionalen tabellarischen
Struktur darstellen kann. Es handelt sich um eine Tabelle, welche die erstaunliche
Ordnung darstellt, die der Verknüpfung zwischen den Pflanzenmitteln und ihren
evolutionären Entwicklungsstadien sowie der menschlichen Gesundheit,
Entwicklung und den Prozessen einer Krankheit zu Grunde liegt.
Aufbau der Tabelle
Der erste Schritt war der Aufbau einer botanischen Grundlage. Die einfachste
Tatsache ist, dass der eigentliche Charakter von Pflanzen Entwicklung ist.
Betrachtet man die Individuen, so wachsen und entwickeln sich die meisten Pflanzen
ihr ganzes Leben lang. Aus einer allgemeinen Sicht veranschaulichen die Pflanzen im
Laufe der gesamten Erdgeschichte einen deutlichen evolutionären Prozess. Schon
die Tatsache, dass man eine Ordnung offensichtlich entwicklungsgeschichtlichen
Eigenschaften im Pflanzenreiche beobachten kann, bestätigt, dass das Universum
eine Ordnung hat.
Aus einer rein botanischen
Perspektive ist die Taxonomie
der Pflanzen als Baum der
evolutionären
Entwicklung
strukturiert und aufgebaut,
wobei die Platzierung jeder
Pflanzenfamilie innerhalb des
„Baumes“ das Ergebnis eines
7
Einleitung
Wundersame Ordnung
Michal Yakir
sukzessiven oder unabhängigen Entwicklungsweges dieser spezifischen Familie ist.
Diese Hauptwege der Entwicklung können auf zwei separaten Achsen dargestellt
werden. Und dies kann im Prinzip in eine zweidimensionale Tabelle 1 umgewandelt
werden. Um eine der Achsen in der Tabelle wiederzugeben, wird jede botanische
Unterklasse (die Hauptabteilung innerhalb jeder Pflanzenklasse) als Spalte
dargestellt, und zwar in der evolutionären Reihenfolge der Pflanzen.
Ist diese botanische Achse erst einmal
definiert,
kann
man
alle
homöopathischen Mittel innerhalb
jeder Spalte (Unterklasse) „wie ein
einziges Mittel“ betrachten, und so
ihre gemeinsamen Eigenschaften
herausarbeiten.
Diesem
Gedankengang folgend, sammelte
und analysierte ich alle gemeinsamen oder wiederkehrenden Themen jeder
Unterklasse. Als die gemeinsamen Eigenschaften jeder Spalte sich abzeichneten,
kam ein deutlicher Zusammenhang mit der menschlichen Entwicklung zum Vorschein.
Diese Entwicklung wurde von C. G. Jung treffend als Entwicklung des Ich, Separation
und Individuation beschrieben. Dieser gesamte Prozess gipfelt in der Erkenntnis, dass
die Natur des Menschen eine fortschreitende Entwicklung zu bewussten, kreativen
(Lebe-)Wesen ist, was sowohl in der gesamten menschlichen Entwicklung als auch in
jedermanns individuellem Lebensweg Ausdruck findet.
Nachdem ein allgemeines Verständnis der horizontalen Struktur der Tabelle erreicht
worden war – nämlich, dass die botanische evolutionäre Ordnung mit dem uns
bekannten menschlichen Entwicklungsprozess in Einklang gebracht werden
kann – war eine Präzisierung erforderlich. Dies wurde erreicht, indem der
Entwicklungsprozess des Ich (wie er in den Spalten dargestellt wird) entsprechend der
feineren botanischen Klassifizierung weiter unterteilt wurde, was zu einem
zweidimensionalen Entwicklungsprozess führte.
Innerhalb jeder Spalte (Unterklasse) wird eine zweite Unterteilung eingearbeitet, die
auf der botanischen Abteilung jeder Unterklasse basiert, der Ordnung. Die Ordnung
steht als hierarchische Ebene unter der Unterklasse aber über der Familie. Also
wurden die großen und kleinen Mittel innerhalb jeder Ordnung wieder „wie ein
einziges Mittel“ betrachtet und ihre gemeinsamen Eigenschaften wurden noch einmal
herausgearbeitet. Wenn die Themen der Ordnungen in ihrer evolutionären
Reihenfolge angeordnet wurden, zeigten sie einen weiteren Aspekt der menschlichen
1Ich verwende die botanische Systematik von Cronquist als Basis, da diese traditionellere Methode der
Klassifizierung meiner Meinung nach den homöopathischen Themen am besten entspricht.
8
Einleitung
Wundersame Ordnung
Michal Yakir
Entwicklung, nämlich die Entwicklungsstadien von der Geburt bis zum Alter.
Diese Reihenfolge konnte man in jeder Spalte erneut beobachten.
In diesem Buch wird nun weiter erläutert, wie die botanischen Achsen (d. h. die
Spalten und Reihen) mit den zwei Achsen, des menschlichen Wachstums (d. h.
psychologisches und entwicklungsbiologisches Wachstum) korrespondieren und so
das Fundament für eine umfassende Tabelle der Pflanzenmittel sind.
Die Quellen
Die Quellen für jedes Mittel waren verschiedene Materia Medicae, Repertorien,
botanische Informationen und Quellen der volkstümlichen Pflanzenheilkunde. Häufig
griff ich auf die Prüfungen der einzelnen Mittel zurück, da dort die Gefühle und
körperlichen Empfindungen in ihrem exakten Wortlaut zu finden sind. Jedes Symptom
einer jeden Mittelbeschreibung ist einer bestimmten homöopathischen Quellen
entnommen und basiert nicht auf Theorien. Die primären Quellen, die verwendet
wurden, waren verschiedene Materia Medicae, Computer-Repertorien wie RADAR
und MacRepertory und Computer-Enzyklopädien wie ReferenceWorks. Vermeulens
Materia Medica Prisma war eine weitere hervorragende Quelle, genauso wie
Mangialavoris Ergänzungen in ReferenceWorks. Prüfungen von Jeremy Sherr, Louis
Kelin, Todd Rowe und vielen anderen waren äußerst aufschlussreich. Andere wichtige
Quellen waren Seminare von Vega Rozenberg, Jan Scholten, Rajan Sankaran 2 und
Gespräche mit Homöopathie-Kollegen (Vega Rozenberg, Mahesh Gandhi, Irit
Vishlitsky, Elia Onne, Ronen Levi, Tali Lubin, Kobi Nechustan und andere) über Fälle,
die mit kleinen Mitteln geheilt wurden. Weitere Informationen habe ich aus über 200
meiner eigenen und weiterer Fälle meiner Kollegen in den letzten Jahren gesammelt.
Es gab eine umfangreiche Zusammenarbeit mit Ronen Levi bei der
Zusammenstellung, Analyse und beim Aufbau der Information der oben genannten
Quellen, und er hat das Buch zum Teil mitverfasst. In jüngerer Zeit ist Kobi Nechustan
zu dem Projekt gestoßen und hat sein einzigartiges Wissen und seine Erfahrung dazu
beigetragen.
Eine detaillierte Bibliographie findet sich am Ende des Buches. Verweise werden
immer dann angegeben, wenn die Quelle nicht aus MacRepertory oder
ReferenceWorks stammt. Wenn eine Quelle nicht aus einem Repertorium entnommen
wurde und nur einmal erscheint, dann ist sie im Fließtext angegeben.
Die wichtigsten botanischen Quellen waren M. Zaharis botanische Enzyklopädien The
Complete World of Plants, Internet-Artikel und eigenes Wissen.
2
Die von mir hoch geschätzten Werke von Jan Scholten und seinen Kollegen sowie Rajan Sankaran und dessen
Kollegen, die jeweils eine eigenständige hervorragende Arbeit über die Pflanzenfamilien geschrieben haben, lieferten
oft wertvolle zusätzliche Informationen. Sie waren aber in keiner Weise die Grundlage für das Verständnis der in
diesem Buch präsentierten Gesamtdarstellung. Dieses Gesamtverständnis ist das Werk der Autorin. Die Analyse und
Knüpfung von Verbindungen sind Gedanken und Ideen der Autorin, die im Text in der Regel in eckigen Klammern
angegeben werden [ ].
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Einleitung
Wundersame Ordnung
Michal Yakir
Ich fühle mich all jenen zu tiefem Dank verpflichtet, die mir erlaubt haben, von ihnen
zu lernen und sie zu zitieren.
Inhalt des Buches
Im ersten Teil dieses Buches wird der grundlegende botanische Hintergrund geliefert,
der für das Verständnis der Regelmäßigkeit des Pflanzenreiches notwendig ist.
Außerdem geht es hier um den theoretischen Hintergrund der homöopathischen
Sichtweise auf das Pflanzenreich.
Im zweiten Teil wird ein detailliertes Portrait der Eigenschaften, Merkmale und
Qualitäten der Spalten und Reihen gezeichnet und logisch erklärt. Hinzu kommen
wichtige psychologische Begriffe als Grundlage für die darauf folgende Diskussion der
besonderen Merkmale der Tabelle.
Der dritte Teil beinhaltet eine Analyse der Eigenschaften und Hauptthemen jeder
Pflanzengruppe, die an den Kreuzungen der Reihen (Ordnung und Familie) und
Spalten (Unterklassen) dargestellt werden. Die Materia Medica (d. h. die
homöopathischen Eigenschaften) findet man unter den einzelnen Pflanzenmitteln.
Jedes Mittel wird anhand seiner Platzierung innerhalb der Gruppe veranschaulicht. In
diesem Buch werden praktisch alle Samenpflanzen der Materia Medica zumindest im
Ansatz aufgeführt. Manchmal wird ein bislang unbekanntes Bild der
Gemütsverfassung gezeichnet, das aus der Platzierung innerhalb der Tabelle
abgeleitet wird. Körperliche Symptome und Affinitäten von Mitteln zu Organsystemen
werden in Verbindung mit der Position in der Tabelle gebracht.
Die Beschreibungen der einzelnen Mittel beinhalten hauptsächlich Symptome und
Themen, die mit der Tabelle zu tun haben, und sollen keine Materia Medica Werke
ersetzen!
Der Sinn und Zweck der Pflanzentabelle
Verständnis: In erster Linie liefert die Tabelle zusätzliche Dimensionen zum
Verständnis Ihres Falles, indem man ihn aus dem Blickwinkel der Tabelle betrachtet.
Durch die zusätzlichen Informationen über die Pflanzengruppe, zu der das Mittel
gehört und die Platzierung des Mittels in der Tabelle wird der Zusammenhang des
Falles mit der Situation, in der der Patient sich befindet, deutlicher und
allgemeingültiger. Sie haben beispielsweise Paeonia aufgrund einer Analfissur
verschrieben. Sieht man sich nun die Merkmale der Paeonia-Familie an, kann man
die Geisteshaltung des Patienten erkennen und verstehen. Dies ist für den weiteren
Verlauf nützlich.
Differenzierung: Die Logik der Tabelle kann aber auch dabei helfen Familien
anhand
ihrer
Platzierung
zu
differenzieren
(auch
wenn
man
die
„Empfindungsmethode“ anwendet, in der sich Themen ähneln). Sind es eher
Labiales oder Piperales? Die Platzierung des Falles in der Tabelle wird bei der
Entscheidung helfen.
10
Einleitung
Wundersame Ordnung
Michal Yakir
Mittelwahl: Der logische Aufbau der Tabelle kann auch dabei helfen, ein Mittel zu
wählen. Passt das Mittel auf den Fall, wenn man den Grad der Entwicklung in der
Tabelle betrachtet? Zum Beispiel denken Sie daran, Pulsatilla zu verschreiben, aber
Ihr Fall gehört ganz klar an das untere Ende der Spalten. Dann muss der Fall
vielleicht noch einmal überdacht werden.
Kleine Mittel: Durch die Tabelle ist es auch möglich auf ein kleines Mittel zu
kommen, das im Repertorium kaum vertreten ist und dessen mentale Natur oder
psychologische Symptome unbekannt sind. Folglich können kleine Mittel jetzt durch
die gemeinsamen Themen ihrer botanischen Gruppe („Ordnung und Familie“) in
größerer Tiefe verstanden werden. Da man Pflanzen in Kategorien einteilen kann,
die auf einem gemeinsamen, botanischen Nenner basieren, kann man ihre
gemeinsamen Charakteristika herausarbeiten – ähnlich wie bei einem Genus
epidemicus. In der Tabelle wird jede Familie und Ordnung vollständig durch die
Reihe von Mitteln beschrieben, die sie umfasst. Diese Qualitäten können im
Gegenzug Licht auf kleine (d. h. weniger bekannte) Mittel dieser Gruppe zu werfen,
die sonst kaum zu entdecken gewesen wären. So hat Cephalandra beispielsweise
nur wenige Symptome aber über seine Verbindung mit den Cucurbitales bekommt
man die Gruppen-Themen Geld, finanzielle Sicherheit, Wohlstand und ungehemmte
Großzügigkeit.
Mittelwechsel: Die Tabelle kann als Anhaltspunkt für eine alternative
Verschreibung dienen. Wenn in einem Fall mehrere Themen einer spezifischen
Ordnung oder Familie auftauchen, kann man sich alle Mittel in dieser Gruppe ansehen
und so dem passenden Mittel näher kommen, auch wenn es klein und unbekannt ist.
Wie Frans Vermeulen vorschlägt: „Hat man ein Mittel aus einer Familie verschrieben
und die Wirkung ist nicht so deutlich, lohnt es sich, auf ein kleineres Mittel der selben
Familie zu wechseln, bevor man die Richtung komplett ändert, wenn man sich der
Familie sicher ist, oder sogar zu einer lokal vorhandenen Art dieser Familie, da diese
zu einer Person, die in diesem Land lebt, besser passen kann. [Vermeulen, Seminar
in Israel, 2009.] Hat man z. B. Ignatia ohne großen Erfolg gegeben, ist vielleicht
Strychninum oder Spigelia aus der selben Ordnung das Mittel, das am besten auf den
Fall passt.
Differenzialdiagnose (DD): Die Tabelle kann eher für die Differenzialdiagnose
nach einer normalen Repertorisation genutzt werden, denn als Ersatz dafür. Wenn
man verstanden hat, welche Stadien in der Tabelle die Essenz der Geschichte des
Patienten am besten beschreiben, kann man aus den in der Repertorisation
herausgekommenen Mitteln dasjenige wählen, das zu diesen Stadien in der
Pflanzentabelle gehört. Anders ausgedrückt, jede Mittelgruppe (Ordnung) hat
charakteristische Themen. Wenn diese Themen in einem Fall auftauchen, können wir
die Wahl der passenden Mittel eingrenzen. Es ist auch möglich, Mittel
auszuschließen, die in der Repertorisation herauskommen aber definitiv nicht zu dem
entsprechenden Stadium passen.
11
Einleitung
Wundersame Ordnung
Michal Yakir
Information über Pflanzenmittel: Zusätzlich enthält das Buch fast jedes
Pflanzenmittel in der Homöopathie und liefert detaillierte botanische und
volksheilkundliche Informationen über diese Mittel, die an sich nützlich sein können.
Ich hoffe aufrichtig, dass durch dieses Buch das Wissen über kleine Pflanzenmittel
verbreitet wird, sodass sie häufiger benutzt werden, dass die Behandlungen der
Homöopathen dadurch wirksamer werden und dass es gleichzeitig einen Einblick in
die wundersame Welt der Pflanzen bietet – um den Homöopathen selbst vielleicht den
Zugang zu dieser Welt zu erleichtern. Was wäre unser Planet schließlich ohne
Pflanzen?
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Einleitung
Wundersame Ordnung
Michal Yakir
Einleitung – die Struktur der
Pflanzentabelle, und wie man sie benutzt
Was ist die Pflanzentabelle?
Die Pflanzentabelle ist ein Modell, um das homöopathische Wissen über
Pflanzenmittel auf organisierte Art und Weise aufzubauen und basiert auf einem
umfassenderen, systematischen Wissen von Ordnung und Klassifizierungen, das in
der Botanik bereits benutzt wird. In der Systematik des Periodensystems hat die
Position jedes Elements innerhalb der Tabelle eine homöopathische Bedeutung.
Ebenso ist es auch in der Systematik des Pflanzenreichs. Die Tabelle stellt eine
botanische, systematische Ordnung da, die durch Spezies, Familien, Ordnungen etc.
sortiert und kategorisiert wird. Diese hierarchische Ordnung wird, vergleichbar mit der
botanischen Analyse, dazu benutzt, um eine zweidimensionale Tabelle zu
konstruieren. Ein Gitter, in dem jede Achse eine progressive Entwicklung beschreibt,
die sich im Pflanzenreich ebenso wie in den entsprechenden Mitteln widerspiegelt.
Die erste (horizontale) Achse symbolisiert die botanische, evolutionäre Entwicklung
von größeren Gruppen – den Unterklassen. Die zweite (vertikale) Achse symbolisiert
einen internen Entwicklungsprozess von Familien und Ordnungen. So ist jede
botanische Pflanzengruppe an einer Kreuzung von Reihen und Spalten platziert, am
Schnittpunkt von zwei Achsen der evolutionären und strukturellen Entwicklung: der
menschlichen und der botanischen.
Die Struktur der Pflanzentabelle
Die Pflanzentabelle basiert auf dem botanischen System von Cronquist, welches das
Pflanzenreich in Gruppen verwandter Mittel anhand ihrer Ähnlichkeiten und der
Richtung ihrer evolutionären Entwicklung einteilt (d. h. in Familien, Ordnungen und
Unterklassen). Dieser evolutionäre Prozess kann anhand von zwei tabellenartigen
Achsen dargestellt werden, wenn jede botanische Gruppe von Pflanzen sich an einer
Kreuzung von Reihe und Spalte befindet, an einem Schnittpunkt von zwei Achsen
evolutionärer und struktureller Entwicklung, der menschlichen und der botanischen.
Betrachtet man nun die Materia Medica der Pflanzen, die auf diesen Achsen liegen,
sieht man, dass die evolutionäre Ordnung und Entwicklung der Pflanzen sowie die
dazu gehörenden Positionen der Mittel in der Tabelle parallele Prozesse
widerspiegeln, aber mit menschlichen emotionalen, mentalen und physischen
Aspekten. So können die Entwicklungsstadien der Pflanzen mit den Stadien der
menschlichen Entwicklung, in der verschiedene Krankheiten, Blockaden,
Fehlfunktionen und Beschränkungen vorkommen, in Einklang gebracht werden.
13
Einleitung
Wundersame Ordnung
Michal Yakir
Die Spalten: Die Achse der Ausformung des eigenständigen
Ich aus dem Selbst
Auf der horizontalen Achse, sind die
botanischen Gruppen in ihrer evolutionären
Reihenfolge (nach Cronquist) in Spalten von
links nach rechts angeordnet und spiegeln die
Entwicklung durch die verschiedenen Stadien
von Differenzierung und Separation wieder.
Differenzierung und Separation beginnen mit
dem anfänglichen Stadium des ursprünglichen
Einsseins, der Einheit, dem Mangel an Separation und setzen sich durch eine erste
Trennung und das Herausbilden von Grenzen („hier oder dort“) fort, um später die
Begegnung und Auseinandersetzung und dann die Trennung vom weiblichen,
mütterlichen, nährenden Prinzip zu durchlaufen. Schließlich kommt es zur
Konfrontation mit und der Trennung von dem männlichen, väterlichen Prinzip. Das
väterliche Prinzip hat mit der Fähigkeit zu tun, Beziehungen mit vielen „anderen“
einzugehen – d. h. es geht um die Beziehung zur Gesellschaft, die gesellschaftliche
Stellung und um Partnerschaft. Dieser Prozess führt zu einem separaten und
bewussten „Ich“ (Ego), das den anderen anerkennt, ihm begegnet, mit der Gruppe
und der ganzen Welt kooperiert und gleichzeitig die eigene Individualität bewahrt. Das
Ich geht durch diese Stadien von Separation vom unpersönlichen, archetypischen
Selbst, durch Phasen der Trennung und erneuten Verbindung, bis es schließlich als
differenziertes und individuelles Wesen mit einer Beziehung zu den Eltern, den
anderen, der Familie, der Gemeinschaft und der Gesellschaft bestehen kann. (Diese
Prozesse basieren zum Großteil auf den Theorien von C. G. Jung.)
Zusammenfassung: Das Ego geht durch den Prozess der Individuation vom
archetypischen, unpersönlichen Selbst durch Stadien der Trennung und erneuten
Verbindung über die weiblichen und männlichen Prozesse, bis es sich schließlich zu
einem separaten, reifen individuierten „Ich“ entwickelt. In diesem Stadium begegnet
das Selbst den Eltern, dem größeren Familienkreis, Fremden sowie der ganzen
Gesellschaft mit der erlangten Selbstsicherheit.
Die Reihen: Die Achse der Entwicklung und Reifung
Die Reihen auf der vertikalen Achse skizzieren die Entwicklungsstadien der Reifung
innerhalb jeder Spalte.3 Jede Spalte macht eine Reise der Reifung, die von der
3
In der Botanik ist eine Spalte die Gruppierung von botanischen ‚Ordnungen‘. Ordnungen sind mehrere
miteinander verwandte botanische Familien, die sich in der Evolution ähnlich entwickelt haben.
14
Einleitung
Wundersame Ordnung
Michal Yakir
Schwangerschaft über die Geburt, das Säuglingsalter, die Kindheit und die späteren
Stadien der Jugend, des Erwachsenenalters und Alters bis hin zum Ende des Lebens
geht. (Die Stadien der Reihen basieren weitgehend auf den Stadien der Entwicklung
von E. Erikson und Rolf Moss.)
Die Schnittpunkte von Spalten und Reihen
Der Schnittpunkt einer Spalte mit einer Reihe stellt die Eigenschaften der dort
positionierten botanischen Ordnung dar. Das sind die Themen, die an der Kreuzung
von jedem Stadium der Separation (Spalte) mit einer Stufe der Entwicklung und
Reifung (Reihe) entstehen. Deswegen geht die Tabelle nicht auf die Eigenschaften
jedes einzelnen Mittels ein. Sie skizziert eher die Themengruppen, welche ganze
Pflanzengruppen charakterisieren, nämlich die Familien und Ordnungen. Jede
Ordnung wird so durch eine Kombination von Themen beschrieben, während die
einzelnen Mittel aber nur ein oder zwei Themen davon aufweisen. Die Themen
beschreiben jede Sorte von Fehlfunktion, Stagnation, Schwächung und
Verschlechterung oder Beendigung der Entwicklung, zu denen es in dieser Phase
kommen kann, wenn der Zustand pathologisch wird. Das Stadium kann dem
wirklichen Alter entsprechen oder nur ein Zustand sein, in dem die Pathologie verweilt
und sich eine emotionale, mentale oder körperliche Wahrnehmung einer subjektiven
Realität manifestiert.
Beispiele:
- In der ersten Spalte und der ersten Reihe kommt bei vielen Mitteln Hellsichtigkeit
vor, weil diese Mittel die Thematik des Einsseins ausdrücken: Sie sind nicht völlig
inkorporiert in dieser physischen Welt, noch nicht da, noch nicht inkarniert und
deshalb in Verbindung mit den ätherischeren Aspekten der Existenz. Alkoholismus ist
ebenfalls ein häufiges Thema bei den Mitteln der ersten Spalte und Reihe. Es ist ein
Fluchtweg, weil sie nicht in der Lage sind, mit der Härte dieser Welt umzugehen. Es
gibt eine Tendenz zur Realitätsflucht, was erklärt, warum die Hälfte der Mittel aus der
Rubrik „Verlangen zu lesen“ ebenfalls in die erste Spalte gehören. Es überrascht auch
nicht, dass sich in der ersten botanischen Spalte und Reihe viele Drogenpflanzen
finden.
- In der zweiten Reihe der vierten Spalte (die Spalte, in der das Bedürfnis nach
Fürsorge und die Unabhängigkeit davon im Gleichgewicht sind) drücken die Mittel
(wie Drosera) eine existenzielle Unsicherheit aus, weil sie die grundlegende Fürsorge
nicht erhalten haben. Oder, im Fall von Thea: Will keine Mutter sein, möchte ihr Baby
in den Fluss werfen. Während am Ende der Spalte, in der Reihe des
Erwachsenenalters Bryonia steht: Versucht für die Familie zu sorgen; deswegen
sparsam und geizig; überverantwortlich der Familie gegenüber. Und auf der
körperlichen Ebene gibt es Verdauungs- und Stoffwechselprobleme. Wie nicht anders
zu erwarten finden sich die meisten Pflanzen der Grundnahrungsmittel in dieser
Ordnungen stehen hierarchisch über den Familien und werden in den Spalten aufsteigend, in ihrer evolutionären
Reihenfolge angeordnet.
15
Einleitung
Wundersame Ordnung
Michal Yakir
Spalte: Weizen und Gerste, Mais, Reis, Zucker, Schokolade, Tee und sogar
fleischfressende Pflanzen.
- In der sechsten Spalte, in der das voll entwickelte Ich der Welt die Stirn bietet, finden
wir Arnica, Bellis und andere Mittel. Diese haben alle damit zu tun, gebissen, verletzt
und angegriffen zu werden (Allergien). (Eine vollständige Beschreibung folgt weiter
hinten im Buch.)
Wie man mit der Pflanzentabelle arbeitet – nützliche
Hinweise
Die Botanik ist ein komplexes Thema, für die Homöopathie sind aber lediglich
Grundkenntnisse notwendig. Wenn der grundsätzliche Aufbau des Pflanzenreiches
erst einmal verstanden wurde, benötigt man kein weiteres botanisches Fachwissen,
um die botanischen Eigenschaften der Mittel nutzen zu können. Dann kann man die
Struktur der Pflanzentabelle als gegeben annehmen und ihre Eigenschaften und
Details auf diese Weise studieren. So lässt sich die Tabelle ohne umfangreiches
botanisches Fachwissen benutzen.
 Das Mittel eines Falles finden
Es empfiehlt sich, zunächst die Eigenschaften der sechs Spalten und neun Reihen in
der Einleitung zu lesen, wo sie detailliert beschrieben werden. Wenn die Grundlagen
klar sind, versuchen Sie herauszufinden, wo sich der Fall in der Tabelle befinden
könnte. Das bedeutet, den Schnittpunkt des passenden Stadiums (Spalte) und der
Ebene (Reihe) darin zu finden, der zu den Hauptthemen, zum Kern des Falles passt.
Hat man so eine Vermutung aufgestellt, kann man überprüfen, ob in der
Repertorisation ein Mittel aus diesem Stadium vorkommt. Es kann auch sein,
dass man herausfindet, dass ein Fall besser von einem weniger bekannten Mittel aus
der selben botanischen Ordnung dieses Abschnitts abgedeckt wird. (Manche
Programme beinhalten bereits Komponenten dieses Schemas und können ebenso
benutzt werden).

Das Mittel verstehen
Dann macht es Sinn, die theoretische Einleitung des Kapitels über die Familie oder
die Ordnung des Mittels zu lesen, d. h. über die Spalte und Reihe, in der das Mittel
steht. Über die allgemeinen Themen der Gruppe lernt man das Mittel aus einer
umfassenderen und weiteren Perspektive kennen. Bei Mitteln, die nur wenige
Symptome haben, können die Gruppenthemen und die Position Informationen liefern
und so die Mittelwahl absichern, auch wenn sie nur auf ein oder zwei Mittelspezifischen Symptomen beruht.
Sich im Buch zurecht finden
Schließlich bietet dieses Buch auch komprimierte Informationen über Botanik und
Materia Medica der meisten homöopathischen Blütenpflanzen und kann auch so
16
Einleitung
Wundersame Ordnung
Michal Yakir
benutzt werden. Da die Mittel in Familien einsortiert werden und nicht in
alphabetischer Reihenfolge aufgeführt sind, stehen der Index der Mittelnamen und die
Tabellen am Ende des Buches zur Verfügung, um diese Information direkt zugänglich
zu machen.
Die Pflanzentabelle schließt andere Systeme und Beschreibungen von Themen der
Pflanzenfamilien nicht aus. Tatsächlich scheinen sich andere Systeme mit ihren
Themen genau an der richtigen Stelle mit der Tabelle zu verflechten, da die
Pflanzentabelle die Ordnung des Pflanzenreiches und seine evolutionäre und
steuernde Logik beschreibt. Zudem verschafft die Pflanzentabelle durch ihre
Beschreibung der allgemeinen, die Pflanzen regierenden Logik, ein Verständnis dafür,
warum gewisse Themen in einer speziellen Familie auftauchen und nicht in einer
anderen.
Außerdem bietet die Pflanzentabelle ein Modell, um ein neu geprüftes Mittel, ein
unbekanntes Mittel oder sogar eine Mittelfamilie anhand ihrer Platzierung in der
Tabelle besser verstehen zu können.
Wichtiger Hinweis
Obwohl das Schema in diesem Buch im Laufe von mehr als 15 Jahren Form
angenommen hat und entwickelt wurde, enthält es theoretische Informationen, die aus
der Sicht anderer Homöopathen noch bestätigt werden müssen. Die Ideen, die in
diesem Buch präsentiert werden sind also unvollständig. Die Mittelbeschreibungen in
dem Buch wurden aus Sicht der Autoren zusammengestellt und jedes Mittel kann
natürlich auf verschiedenste Art und Weise dargestellt werden.
Die Tabelle ist in keiner Weise dazu gedacht, eine anfängliche Hypothese über die
Position des Mittels aufzustellen, sondern als Werkzeug, um den Fall zu verstehen,
als Hilfsmittel zur Differenzialdiagnose nach einer normalen Repertorisation oder als
Hilfe bei der Überprüfung, ob ein Mittel auf den Fall passt.
Das hauptsächliche Ziel der Veröffentlichung dieses Buches ist es, den Homöopathen
die Möglichkeiten, welche die Pflanzentabelle birgt, zur Verfügung zu stellen und die
Theorie einem Feldversuch zu unterziehen – natürlich in der Hoffnung, dass es sich
für die tägliche Arbeit als nützlich erweisen wird.
Michal Yakir, Ronen Levi und Kobi Nechustan
* Bitte testen Sie, ob die Pflanzentabelle für Sie nützlich und gültig ist. Leser können mir gerne Fragen,
Fälle und Erfahrungen im Zusammenhang mit diesem Buch schicken:
[email protected].
17
Einführung in die Botanik
____ Wundersame Ordnung
__ _ ______ ________Michal Yakir
Teil B
EIN ZUGANG ZU DEN
GRUNDLAGEN VON BOTANIK
UND SYSTEMATIK
Von Michal Yakir
18
DIE
BOTANISCHE
TABELLE
Einführung in die Botanik
____ Wundersame Ordnung
__ _ ______ ________Michal Yakir
Einführung in die Botanik
Botanik auf einen Blick
Die Natur ist durch eine entwicklungsgeschichtliche Reihenfolge strukturiert, die
sich in jedem Reich wiederfindet: bei den Mineralien, den Pflanzen und den Tieren.
Diese Reihenfolge bildet die Struktur der Pflanzentabelle. Dieses Kapitel stellt die
botanische Ordnung (Phylogenese), die Pflanzensystematik und ihre Bedeutung für
die Homöopathie vor.
Bei den Pflanzen basiert die systematische Ordnung auf der evolutionären
Entwicklung der Arten von niedrigeren zur höheren Ordnung und so von der
einfacheren zur komplexeren und spezialisierteren Struktur – zum Beispiel die
gleichbleibende Anzahl der Organe in einer Familie. Je augenscheinlicher diese
Eigenschaften werden, umso fortgeschrittener scheinen die Pflanzen zu sein. Die
evolutionäre Entwicklung der Pflanzen wird in der Regel als Baum der Evolution
dargestellt (Abbildung 1) und ist aus dem Wissen über die Entwicklungsgeschichte
der Pflanzen abgeleitet.
Kurz gesagt: Das Pflanzenreich wird immer weiter in Fraktale aufgeteilt und
untergliedert und schreitet dabei durch die Evolution voran, von den primitiven
Algen über die blütenlosen Pflanzen zu den neuzeitlicheren und fortgeschritteneren
Blütenpflanzen. Diese entwicklungsgeschichtliche Reihenfolge ist die Grundlage der
Pflanzentabelle.
Die Entwicklung der Pflanzen – in ganz einfachen Worten
Alles begann im Wasser
Man geht davon aus, dass die erste organische Materie aus einzelligen
Organismen bestand, die im Wasser lebten und sich von thermischer Energie
ernährten, die aus der Erde selbst austrat. Mit der Zeit, als die Erdkruste abkühlte,
mussten sich die Organismen anderweitig umsehen, um an neue Energiequellen
heranzukommen. Da die am leichtesten zugängliche Quelle die Sonne war,
19
Einführung in die Botanik
____ Wundersame Ordnung
__ _ ______ ________Michal Yakir
entwickelten sich die Lebewesen so, dass sie Energie aus Sonnenlicht und
Kohlendioxid gewinnen konnten. Dieser Prozess wird „Photosynthese“ genannt. Ein
Organismus, der Photosynthese betreibt, ist eine Pflanze.
Nach dem Essen kam das nächste wichtige Problem: die Fortpflanzung. In dieser
frühen Phase war die Fortpflanzung asexuell. Diese frühen Photosynthese
betreibenden Organismen reproduzierten sich durch einfache Zellteilung und später
durch vegetative Fortpflanzung oder durch die jungfräuliche Mitose von Sporen
(ähnlich einer Parthenogenese). Diese asexuelle Fortpflanzung kommt auch heute
noch bei einigen einzelligen Algen vor.
Sexuelle Fortpflanzung
Die Vorteile der asexuellen Fortpflanzung liegen darin, dass die genetisch
identischen Nachkommen die Eigenschaften ihrer Eltern erben und so den selben
ungünstigen Umständen widerstehen können wie diese. Aber die sexuelle
Fortpflanzung hat den noch größeren Vorteil, dass die Nachkommen daraus
unterschiedliche genetische Merkmale bekommen, die das Potenzial haben, den
vielen neuen Umständen einer sich ständig ändernden Welt zu widerstehen. Diese
neue Art von Genetik ermöglicht es den Arten, neue Nischen und Habitate zu
besiedeln. Im Wasser, vielleicht im Meer, begann die sexuelle Fortpflanzung (und
bleibt bis heute ein Hauptthema in unserem Leben). Die frühen Pflanzen gaben
Eizellen und Sperma-ähnliche Zellen ins Wasser ab, die in diesem wässrigen
Medium herum schwammen, sich trafen und die Befruchtung und den Austausch
von Genen vollzogen. Auf diese Art wurde eine Nachkommenschaft mit etwas
anderen Eigenschaften geschaffen, als denen der Eltern. Diese Varianten haben
die Evolution beschleunigt. Während die Algen im Wasser blieben, haben sich die
meisten anderen Pflanzen ein neueres und freieres Habitat gesucht – das Land.
Die ersten Landpflanzen - samenlos
Die ersten Lebensräume an Land waren sehr feuchte Regionen. Die ersten
Pflanzen auf dem trockenen Land benötigten Feuchtigkeit als Ersatz für die
wässrige Umgebung. Die „Spermien“ – Sporen oder Pollen – brauchten Wasser als
Medium um zu den „Eizellen“ schwimmen
zu können und sie zu befruchten so, wie
es früher im Meer geschah. In dieser
Phase hatten die Pflanzen keine Samen,
Früchte oder Blumen. Sie hatten nur
Fortpflanzungszellen
für
ihre
Fortpflanzung. Die ersten Pflanzen waren
einfach eine Matte von Photosynthese
betreibenden Zellen. Diese frühen
20
Einführung in die Botanik
____ Wundersame Ordnung
__ _ ______ ________Michal Yakir
Landpflanzen sind größtenteils ausgestorben; nur wenige lebende Arten, wie die
Flechten, gibt es noch.
Bei der Weiterentwicklung der Landpflanzen fällt auf, dass die neueren Pflanzen,
wie die frühen Farne, jetzt schon komplexer in ihrer Struktur sind. Sie teilen sich in
drei grundlegende Organe: Wurzel, Stamm und Blatt, von denen jedes eine andere
Form und Funktion hat. Die Wurzel und der Stamm leiten Wasser und Mineralien
weiter. Das Blatt betreibt Photosynthese, produziert die Fortpflanzungszellen
(Abbildung oben) und schafft einen Platz, an dem diese Zellen sich vereinigen und
ein Embryo formen können – eine winzige neue Pflanze. Die Fortpflanzung ist
einfach: Fortpflanzungszellen verschmelzen auf einem Tropfen Flüssigkeit auf dem
ungeschützten Blatt. Samenlose Pflanzen waren die frühesten einer großen Klasse
– den Embryophyten, Pflanzen mit einem Embryo. Davon gibt es noch die Moose,
die Lebermoose und die Farne.
Der Samen als Gefäß für
Feuchtigkeit und Befruchtung
Als die Welt trockener wurde,
entwickelten sich Pflanzen, die in
einer trockenen Umgebung leben und
sich fortpflanzen konnten. Diese
Pflanzen brauchten eine geschützte
Umgebung zur Fortpflanzung, die
den Wassertropfen, der für den
Fortpflanzungsprozess
notwendig
war,
bewahren
konnte.
So
entwickelte sich eine bedeckte
Umgebung:
Die
weiblichen
Samenanlagen wurden von einer harten Schale umschlossen und konnten so eine
wässrige Umgebung bewahren, in der der Pollen (die männlichen, Spermienähnlichen Zellen) die Samenanlagen befruchten kann. Diese bedeckten
Samenanlagen erschufen den ersten Samen, der Leben bewahren kann, auch
wenn die Umstände ungünstig sind.
Diese ersten Samenpflanzen entwickelten einen ziemlich ungeschützten,
freiliegenden Samen, der eine sehr feuchte Umgebung benötigte, um keimen zu
können. Zudem waren die großen Pakete proteinreicher Samen für die neuen
pflanzenfressenden Tiere sehr von Nutzen, was erklärt, warum diese Gruppe zum
Großteil ausgestorben ist. Diese Pflanzen werden Gymnospermen (Nacktsamer)
genannt – Pflanzen mit ungeschützten Samenanlagen – von denen nur noch einige
Familien und einzelne Arten übrig sind: die Palmfarne, die Koniferen, der Ginkgo,
die Gattung Ephedra (Meerträubel) und die Welwitschia.
21
Einführung in die Botanik
____ Wundersame Ordnung
__ _ ______ ________Michal Yakir
Um weiter überleben zu können,
musste ein Same geschaffen
werden,
der
der
Trockenheit
standhalten konnte. Um dieses
Bedürfnis zu befriedigen, machte
eine Pflanzengruppe einen großen
Schritt. Die Koniferen schufen einen
Schutz, indem sie den Samen mit
dem Ast umhüllten und bedeckten.
Die Zapfen der Kiefer sind eigentlich
verkürzte Ästchen, wobei jede
Schuppe ein verkürzter, noch
kleinerer Zweig ist. Dieser verhärtete
Zapfen schützt die Samen, bis sie reif sind und verbreitet werden können. Diese
Strategie erwies sich als erfolgreich, die Koniferen bedecken immer noch einen Teil
der Erde.
Eine Frucht, um die Samen zu bedecken
Die Idee eines geschützten Samens wurde noch effizienter von einer neuen Gruppe
umgesetzt: den Angiospermen, den Bedecktsamern. Das Blatt, das die weiblichen
Samenanlagen trug, wurde eingeschlossen um die befruchtete Samenanlage zu
beschützen, so wie in der Gebärmutter. Dieses eingeschlossene Blatt (das
Fruchtblatt) wird auch Fruchtknoten genannt. Der Fruchtknoten beschützt und
ernährt die fruchtbare Samenanlage, sodass der Same sich entwickeln kann und
längere Zeit sicher ist und überlebt, als bei den früheren Pflanzen. Der bedeckte
Fruchtknoten entwickelte sich zu dem, was wir jetzt Frucht nennen. In ihrem
Inneren entwickelt sich der Samen, um später zu einer neuen Pflanze zu werden.
Die Pflanzen bildeten verschiedene
Ausprägungen und Formen von
Früchten. Manche Früchte bestehen
aus einer sehr harten Schutzhülle, wie
die Nüsse und Eicheln. Manche
enthalten
viel
nahrhaftes
Speichermaterial, wie die Avocado;
manche enthalten Wasser, um den
Samen bei der Keimung zu helfen wie
die
Tomate.
Manche
Früchte
entwickelten
ein
sehr
wohlschmeckendes Fruchtfleisch wie
Trauben und Kirschen, um Vögel und
Tiere zum Fressen zu verführen, die
dann den unverdaulichen, harten Teil des Samens an einem anderen Ort wieder
22
Einführung in die Botanik
____ Wundersame Ordnung
__ _ ______ ________Michal Yakir
ausscheiden und so der Art bei der Verbreitung helfen. Diese Gruppe, die
Gymnospermen, ist die am weitesten fortgeschrittene Pflanzengruppe auf der
Erde und umfasst die größte Vielfalt an Pflanzen. (Die meisten unserer Mittel
kommen aus dieser Gruppe.)
Die Blüte
Ein Problem blieb ungelöst: Wie sollten die Eizelle und der Pollen zusammen
kommen? Im Wasser war diese Vereinigung einfach. Sie ließen sich einfach von
der Strömung tragen. Aber auf dem Land können die Träger der männlichen und
weiblichen Fortpflanzungszellen weit voneinander entfernt sein. Wie können diese
Zellen sich finden?
Da Pflanzen unbeweglich sind, transportieren sie den männlichen Pollen en Masse
über einen externen Mittler. Die älteste Methode macht sich Wasserströmungen
zunutze, also ist es nur logisch, dass an Land der Wind und Luftströmungen benutzt
werden. In dieser Phase produzierten die Pflanzen riesige Mengen an Pollen, die
durch die Luftströmungen transportiert wurden, um sich mit den weiblichen
Samenanlagen zu vereinen. Die Bestäubung durch Wind ist ein effektives System
aber sehr verschwenderisch. Um sicher zu stellen, dass die männlichen und
weiblichen Pflanzen der selben Art sich vereinen, müssen riesige Mengen von
Pollen produziert in der Hoffnung werden, dass ein wenig davon am richtigen Ort,
also auf der weiblichen Samenanlage der selben Art, landen wird. Obwohl die
Windbestäubung ein verschwenderisches System ist (d. h. sykotisch), gibt es viele
Pflanzen, die sich dieser Methode bedienen, weil sie so einfach ist. Zum Beispiel
die Koniferen und die Graminales, die Gräser. (Auf dem Foto baumeln die
verlängerten Staubbeutel der Blüte eines blühenden Wildgrases im Wind.)
Blüten und Bestäubung: Eine effizientere Strategie der Pflanzen spannte mobile
Lebewesen für ihre Bedürfnisse ein – Säugetiere, Vögel und Insekten, die sowieso
zu den Pflanzen kamen, um von ihnen zu fressen. Wir stellen fest, dass wir bis jetzt
noch nicht über Blüten gesprochen haben, sondern nur über Früchte. Die Rolle der
Früchte ist es, den Samen zu schützen und zu verteilen. Die Rolle der Blüte ist es,
Bestäuber anzulocken und eine effiziente sexuelle Fortpflanzung zu ermöglichen.
Die frühen Pflanzen hatten keine Blüten, wie wir sie jetzt kennen – nur
Fortpflanzungsorgane, die im Wind baumelten. Die weiter entwickelten Pflanzen
23
Einführung in die Botanik
____ Wundersame Ordnung
__ _ ______ ________Michal Yakir
begannen, eine „Reklametafel“ mit bunten Blättern und attraktivem Duft um diese
baumelnden Organe herum zu entwickeln. Das ist die Blüte, wie wir sie heute
kennen. Die farbenprächtigen, auffälligen und duftenden Blüten benutzen ihre
bunten Blütenblätter und ihr attraktives Parfum, um Kundschaft anzulocken und ihre
Ware feilzubieten: energiereicher Nektar und Pollen voller Protein. Sobald der
potenzielle Bestäuber die Blüte berührt, wird er mit Pollen beladen, den er dann zu
einer anderen Blüte trägt und diese so bestäubt. Ist die Blüte erst einmal bestäubt,
folgt die Befruchtung und neue Nachkommen entstehen, die Samen für die nächste
Generation.
Die frühen Blüten waren riesig, wie
riesige Werbetafeln, und hatten viele
Staubgefäße und Samenanlagen. Diese
Blumen produzierten eine große Menge
Pollen (eine gute Protein-Quelle) und
manchmal auch Nektar und gaben sie
an die Bestäuber ab. Die Blütenblätter
waren riesig, damit man die Blüte aus
großer Entfernung sehen konnte (wie
bei dieser Mohnblüte), was vermutlich
den großen fliegenden Tieren dieser
Zeit entgegenkam. Blumen waren groß.
Die Absicht bestand darin, von einer großen Entfernung aus zu werben, ganz nach
dem Motto: „Jeder der uns sieht soll kommen, keine Diskriminierung.“ Die
Magnoliales und Papaverales sind Relikte der Blüten-Strategie aus dieser Zeit.
Als die Evolution voranschritt, kam es zu verstärktem Wettbewerb. Blumen mit
unterschiedlichen Formen entwickelten sich, um die Bienen zu ihren Blüten zu
locken. So wurden die Blumen, wie jede gute Werbung, aufwendiger und
verführerischer. Einzigartige und vielfältige Formen und Farben entwickelten sich
und waren von Art zu Art unterschiedlich. Gleichzeitig entwickelten sich auch
verschiedene Bestäubungsmethoden.
Parallel zu den Bestäubungsmethoden wurden auch die Samenanlagen und
Früchte komplexer in ihrer Form und effizienter.
Und wie man sich denken kann, entwickelten
sich auch andere komplizierte Vorgänge:
effizientere Strukturen für die Weiterleitung von
Wasser und Kohlehydraten in den Stängeln der
Pflanzen, neue Chemikalien, um Schädlinge
abzuwehren und so weiter.
24
Einführung in die Botanik
____ Wundersame Ordnung
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Je weiter die Blüten sich entwickelten, desto mehr kann man Ordnung und
Einheitlichkeit in Form und Farbe bei den Organen der Pflanzen einer Familie
beobachten. Die archaischen oder primitiven
Pflanzen haben eine wechselnde Anzahl von
Blüten-Organen (Blütenblätter, Staubgefäße,
Stempel und Samenanlagen). Die weiter
entwickelten Pflanzen haben eine feste Anzahl
von
Organen
, die auf
dem
Vielfach
en der
Zahlen drei, vier oder fünf basiert.
Beispielsweise haben alle Cruciferae vier
Blütenblätter, vier Staubgefäße und vier
Stempel, egal ob es sich um eine Art
handelt, die in Nepal wächst oder in den
Anden. Als sich die Form der Blüten
weiterentwickelte,
erschienen
kompliziertere Strukturen. Beispielsweise lang gestreckte Blüten mit einer
schlauchförmigen Krone oder komplizierte Formen wie die Orchideen. Wenn frühe
Blüten wie ein Teller waren, der jeden einlud, davon zu essen, dann strebten die
moderneren Blüten eher nach Exklusivität mit langen, schlauchförmigen Kronen.
Nicht jeder vorbeifliegende Käfer kann den Nektar bekommen, sondern nur die, die
eine parallele Entwicklung durchmachen und deren Rüssel oder Zunge lang genug
ist, um in die Tiefe der Krone einzudringen bekommen jetzt noch den Nektar. Der
Preis ist höher und die Belohnung größer. Durch diese Strategie der Exklusivität
locken die Blüten „Kunden“ an, die fast nur ihre eigene Art besuchen und deswegen
auch hauptsächlich ihre eigene Art bestäuben.
Daraufhin folgte die Kooperation in einer Gruppe als Weiterentwicklung der
Strategie. Im Gegensatz zu der Strategie „Jede Blüte für sich“, entwickelten die
fortgeschritteneren Blumen einen zusammengesetzten Blütenstand, der aus einer
Menge von winzigen, kompakt wachsenden Blüten besteht. Diese winzigen Blüten
arbeiten zusammen und bieten ihre Ware (Nektar und Pollen) gemeinsam feil, aber
jeder kann seine eigene Frucht und seinen Samen produzieren. Die
Zusammenarbeit wahrt die Individualität jedes einzelnen, kombiniert aber
Ressourcen und ermöglicht es, dass eine Blume viel Werbefläche bei relativ
geringen Kosten erreicht. Das beste Beispiel ist die Sonnenblume. Der Blütenstand
sieht wie eine riesige Blume aus, aber wenn man ihn genauer untersucht, entdeckt
man, dass er aus einer Vielzahl winziger Blüten besteht. Seltsamerweise stellte sich
heraus, dass diese gemeinschaftliche Strategie, wodurch jeder etwas von sich für
25
Einführung in die Botanik
____ Wundersame Ordnung
__ _ ______ ________Michal Yakir
ein größeres Wohl hergibt, dafür aber dann vom Ganzen profitiert, die am weitesten
entwickelte und effizienteste Strategie von allen ist. Wir sehen, dass die
fortgeschrittensten Blumengruppen, die Asteridales, die Apiales und sogar einige
der Capparales, diese Taktik verfolgen: eine bewusste Zusammenarbeit. Könnte
dieser Gipfel der Evolution mit einer wünschenswerten menschlichen Entwicklung
zusammenhängen?
Ein paar Worte zu den Früchten: Genauso wie die Blüten bewegliche Lebewesen
für ihre sexuellen Zwecke, also die Bestäubung, rekrutierten, machte die Früchte
sie sich für die Verbreitung der Samen zunutze, indem sie ebenfalls äußerlich
anziehender, fleischiger und süßer wurden oder indem sie Haken zum Festhalten
entwickelten. Andere Früchte entwickelten sich zurück zu der alten Methode, in der
die Verbreitung der Samen durch Wind oder Wasserströmungen erfolgt.
Alles in allem wurden die Pflanzen über die Zeit und im Laufe der Evolution hoch
entwickelt und raffiniert - und sie rissen den Rest der Natur mit sich.
Taxonomie und grundlegende botanische
Unterteilung
Die botanische
Pflanzenreich
Ordnung:
Die
Evolution
der
Arten
im
Die Pflanzentabelle basiert hauptsächlich auf der evolutionären Ordnung ihrer
Arten, Familien und Ordnungen, weswegen es unerlässlich ist, zu verstehen, wie
die Pflanzen sich entwickelt haben.
Im Laufe der Evolution der Pflanzen blieben einige Arten eng miteinander verwandt,
während andere sich in unterschiedliche Richtungen entwickelten und sich auf diesem
Weg veränderten. Ihre chemische Zusammensetzung und physischen Komponenten,
die Struktur ihrer Blüten, ihre Früchte, ihre Samen und ihr Pollen wurden anders, als bei
ihren Vorfahren. Als sich die Form und Struktur veränderte und ausdifferenzierte,
drifteten einige Arten ab, Gruppen lösten sich voneinander und begannen ihre eigenen
Entwicklungslinien, während andere Gruppen verkümmerten und ausstarben. Auf diese
26
Einführung in die Botanik
____ Wundersame Ordnung
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Art und Weise wurde im Laufe der Geschichte ein weitverzweigter, baumähnlicher
Prozess der Evolution gezeichnet (Abb.1).
Das heutige Bild der Evolution der Pflanzen: Da viele der alten, primitiven Arten jetzt
ausgestorben sind, ist das, was von diesem weitverzweigten baumähnlichen
Evolutionsprozess übrig bleibt vergleichbar mit seinen Spitzen. Die heute noch übrig
bleibenden Pflanzen sind wie Inseln, die aus dem Wasser hervorschauen. Dies macht
es schwierig abzuschätzen, wie der Lauf der Evolution wirklich stattfand. Dennoch kann
der Lauf der Evolution erkannt werden, wenn man die Nähe bzw. Verwandtschaft
zwischen den Arten anhand von vielen „Symptomen und Zufällen“ misst. Diese
Symptome beinhalten die Blüte, die Frucht, die Form des Samens, die Anordnung der
Pollen, die Struktur des Stängels, die chemische Zusammensetzung und heutzutage
die DNA-Verwandschaft. Die unterschiedliche Nähe oder Distanz zwischen den
Gruppen gibt Auskunft darüber, wo die jeweilige Gruppe innerhalb des
Evolutionsprozesses eingeordnet wird.
Zusammengefasst: Wie oben beschrieben, ist es möglich, die Hauptwege der
Evolution von den sehr primitiven und archaischen Gruppen, den Samenlosen Pflanzen
(Sporenpflanzen genannt), über Gruppen von frühen Pflanzen ohne Blumen
(Nacktsamer oder Gymnospermen genannt), bis zu den hoch entwickelten,
fruchttragenden und blühenden Pflanzen (die Bedecktsamer oder Angiospermen)
darzustellen. Dieser Weg der Evolution stellt die Grundlage der Tabelle dar.
Phylogenetische Systematik
Systematiken beschreiben Muster und Wege der Evolution indem sie Pflanzen anhand
ihrer molekularen und morphologischen Information in Gruppen einordnen und stellen
dabei eine Entwicklungstendenz dar, welche die Verwandtschaft verschiedener Arten,
Familien und höherer Gruppierungen in ihrer entwicklungsgeschichtlichen Reihenfolge
aufzeigt.
Die Struktur von Blüten und Früchten ist die Grundlage der Pflanzensystematik. Je
deutlicher die Stabilität und Uniformität der Blüte ist, desto höher entwickelt scheint die
Pflanze zu sein. Wenn zum Beispiel die Anzahl der Teile einer Blüte fest ist, dann ist
ihre Bestäubungsmethode effektiver.
Die Systematiken benutzen Symptome der Blüten- und der Fruchtstruktur, um eine
entwicklungsgeschichtliche Reihenfolge aufzustellen. Die entwicklungsgeschichtliche
Reihenfolge ermöglicht es, Pflanzen wie in einem Flussdiagramm zu organisieren, in
dem Gruppen hierarchisch angeordnet werden können. Diese hierarchische Ordnung
hat eine Richtung und kann deshalb auch als Tabelle mit zwei Achsen dargestellt und
benutzt werden, um Stadien und Prozesse für homöopathische Zwecke zu beschreiben.
27
Einführung in die Botanik
____ Wundersame Ordnung
__ _ ______ ________Michal Yakir
Die Art (oder Spezies) ist die Grundeinheit der lebendigen Natur, auf denen die
Klassifizierung und Systematik basiert. Pflanzen werden in aufsteigender Reihenfolge
sortiert:
Art > Gattung > Familie > Ordnung > Unterklasse > Klasse > Stamm > Reich
Jede Pflanze gehört zu einer Art, dann zu einer Gattung, zu einer größeren Familie,
Ordnung Unterklasse, Klasse und so fort.
.
 Art – die Grundeinheit. Eine Gruppe eng verwandter Organismen, die sich
miteinander paaren und fruchtbare Nachkommen produzieren können.
 Gattung – umfasst eng verwandte Arten. Jede Pflanze (und demnach jedes
Pflanzenmittel) wird nach seiner Gattung und der Art benannt, beispielsweise:
Pulsatilla (Gattung) pratensis (Art), wie der Vor- und Nachname bei Menschen)
 Familie – beinhaltet eng verwandte Gattungen. Der Name einer Familie endet
immer mit dem Suffix „aceae“ – wie „Liliaceae“.
 Ordnung – eine höhere Hierarchiestufe, die eng verwandte Familien umfasst. Der
Name einer Ordnung endet immer mit dem Suffix „ales“ – wie „Liliales“.
 Unterklasse – enthält evolutionär miteinander verbundene Ordnungen, die in
aufsteigender Reihenfolge ihrer Entwicklung (von der ältesten zur jüngsten)
angeordnet sind. Die Unterklasse ist eine Spalte in der Pflanzentabelle. Der Name
einer Unterklasse endet mit dem Suffix „ides“ („Hamamelides“), oder „dae“
(„Hamamelidae“) in der altmodischeren Nomenklatur.
 Klasse – bezeichnet eine große Gruppe Pflanzen, die eine spezielle grundlegende
Eigenschaft gemeinsam haben – wie ein oder zwei Keimblätter. Eine Gruppe von
Unterklassen, die in aufsteigender evolutionärer Reihenfolge angeordnet sind, bildet
eine Klasse.
 Klassen sind eine Hierarchiestufe unter dem Pflanzenreich.
Die botanische Einteilung des Pflanzenreiches (nach
Cronquist)
Einfacher schematischer Überblick über die Entwicklung der
Pflanzen und deren grundlegende Einteilung
28
Einführung in die Botanik
____ Wundersame Ordnung
__ _ ______ ________Michal Yakir
Die Entwicklung der Pflanzen kann wie ein Flussdiagramm von Gruppen dargestellt
werden, die sich aus frühen,
längst
ausgestorbenen
Abbildun
Abbildung
1
g1
Ursprüngen entwickelt haben.
Ihre Relikte sind die Algen
und
Flechten.
Später
entwickelten sich komplexere
Pflanzen,
wie
die
samenlosen,
Lycopodium
ähnlichen Pflanzen, Farne
und
andere.
Diese
samenlosen Pflanzen sind
zum Großteil ausgestorben,
wir haben aber fossile
Nachweise ihrer Existenz. Als
das Klima trockener wurde
und abkühlte, kam es zu
höher entwickelten Pflanzen:
die Samenpflanzen, aber
immer noch ohne Blüten. Nach einiger Zeit überschritten die blütenlosen Pflanzen
ebenso ihren Zenit und wurden wieder weniger, während eine neue Gruppe sich auf
der Erde entwickelte: die Bedecktsamer, die am höchsten entwickelte Gruppe mit
Früchten, Samen und vielfältigen Blütenformen. Dies ist die Gruppe, die heute 9095% der Pflanzen der Erde beinhaltet sowie 95% unserer homöopathischen
Pflanzenmittel. Diese Gruppe, die Bedecktsamer, unterteilt man in Dikotyledonen
(Zweikeimblättrige) und Monokotyledonen (Einkeimblättrige), welche in diesem
Buch behandelt werden.
Abbildung 1:Überblick über die evolutionäre Entwicklung der Pflanzen – Von den ersten Algen
über die Nichtblühenden Pflanzen (Sporenpflanzen und Nacktsamer) zu den modernen Blütenpflanzen
(Bedecktsamer). Die zwei Hauptgruppen werden Phylum4 genannt. Die meisten Pflanzen der Erde
gehören zu den Bedecktsamern (wie auch die meisten homöopathischen Mittel).
Zwischen den Nacktsamern (Nichtblühende Pflanzen) und den Bedecktsamern (Blütenpflanzen) muss
es eine Zwischengruppe gegeben haben, die vermutlich ausgestorben ist. Einige der ersten Familien
der Zweikeimblättrigen kommen als solche Zwischengruppen in Betracht.
Botanische Hauptgruppen (nach Cronquist):
1. Thallophyten – die primitivsten Pflanzen, sie sind nur eine Ansammlung von
blütenlosen und samenlosen Photosynthese betreibenden Organismen: Algen,
Bakterien, Pilze und Flechten. Thallophyten bestehen alle nur au seiner einzigen Zelle
oder aus Zellansammlungen, die Pflanzen sind nicht deutlich in Wurzel, Stamm und
Blatt unterteilt. (Thallophyten werden in diesem Buch nicht beschrieben.)
4
Die Systematik richtet sich nach A. Cronquist. Andere Formen der Klassifizierung werden weiter hinten beschrieben.
29
Einführung in die Botanik
____ Wundersame Ordnung
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2. Embryophyten – moderne und fortgeschrittene Gefäßpflanzen. Die
Embryophyten teilen sich in zwei Hauptäste:
2.1 - Petridophyten – primitive Pflanzen wie Farne und Moose, hauptsächlich
ausgestorben.
2.2 - Spermatophyten – hoch entwickelte Pflanzen mit klarer Unterscheidung von
Wurzel, Blättern und Stamm, die alle Samen produzieren. Spermatophyten
werden in zwei Gruppen unterteilt:
2.2.1 – Gymnospermen (Nacktsamer) – die primitivere Gruppe der Koniferenähnlichen Pflanzen, die durch blütenlose Fortpflanzungsorgane und ungeschützte
Samen definiert ist (werden nicht in diesem Buch beschrieben).
2.2.2 – Angiospermen (Bedecktsamer) – die Blütenpflanzen, die größte und am
weitesten entwickelte Gruppe der bekannten Pflanzen ist durch die komplexe Struktur
von Blüten, Früchten und Samenanlagen umschließende Samen charakterisiert. (Das
Buch handelt hauptsächlich von dieser großen Gruppe.)
Die Angiospermen werden in zwei Klassen unterteilt: Einkeimblättrige
(Monokotyledonen) und Zweikeimblättrige (Dikotyledonen), von der jede sich
unabhängig entwickelte. Jede dieser Gruppen enthält Pflanzen, die wieder nach Genus,
Familien und Ordnungen unterteilt werden und jeweils in ihrer evolutionsgeschichtlichen
Reihenfolge angeordnet sind.
30
Einführung in die Botanik
____ Wundersame Ordnung
__ _ ______ ________Michal Yakir
Der Aufbau der Pflanzentabelle aus botanischer
Information
Die Entwicklung der Blütenpflanzen
Abbildung 2
kann als baumähnlicher Prozess
dargestellt werden (Abbildung 2), der
sich
in
zwei
Hauptrichtungen
verzweigt hat: die Zweikeimblättrigen
und Einkeimblättrigen. Jeder Ast hat
seine eigenen Zweige entwickelt,
von denen jeder ein wenig weiter
fortgeschritten ist, als der vorherige.
Diese
Richtung
erzeugt
eine
horizontale Achse der Entwicklung
(Abbildung 3, A). Zusätzlich hat sich
jeder Zweig (Spalte) in weitere kleinere Gruppen unterteilt (Ordnungen), von denen
wiederum jede weiter entwickelt ist, als die vorhergehende. Dies erzeugt eine vertikale
Entwicklungsachse (B).
Diese Äste des evolutionären Entwicklungsverlaufs der Pflanzen können als
zweidimensionale Tabelle (Abbildung 3) dargestellt werden, in der die Zeitachse
von der evolutionären Platzierung der botanischen Gruppen definiert wird. So
wurde die Pflanzentabelle aufgebaut und strukturiert.
Abbildung 3
B
A
31
Einführung in die Botanik
____ Wundersame Ordnung
__ _ ______ ________Michal Yakir
Die Pflanzentabelle umfasst also die zwei Unterabteilungen der Bedecktsamer: die
Einkeimblättrigen und Zweikeimblättrigen, die für eine effizientere Anordnung der
Tabelle übereinander liegen und somit auch die selbe Phase der Evolution
widerspiegeln (Abbildung 4). In den beiden Unterabteilungen kommen die selben
Themen mit kleinen Unterschieden vor,
wie weiter hinten detailliert beschrieben
wird.5
Die
Zweigenauso
wie
die
Einkeimblättrigen werden anhand der
Kriterien der Systematik aufgrund von
„botanischen Symptomen“ der Gestalt,
Struktur und Genetik der Pflanzen (nach
Cronquist) festgelegt. Die Spalten sind
durch die botanischen Unterklassen,
gemäß ihrer evolutionären Anordnung
organisiert. Die Reihen bestehen aus
Feldern mit kleineren Pflanzengruppen,
den Familien und Ordnungen.
Abbildung 4
Ordnungen:
Die Felder der Tabelle stellen immer ganze botanischePapaverales
Gruppen
& auf der Ebene
Ranunculales
von Familien oder Ordnungen dar, keine einzelnen Pflanzen oder Mittel. Deshalb
kann jedes Feld in einer Spalte eine oder mehrere Pflanzengruppen enthalten, (wie in
Abbildung 4 hervorgehoben).
In der Pflanzentabelle sind keine einzelnen Mittel aufgeführt, weil im Gegensatz zu
den 118 Elementen des Mineralienreiches das Pflanzenreich aus Tausenden von
Pflanzen besteht und man sie deshalb in Gruppen einer höheren Ebene, als der Art,
nämlich in Familien und Ordnungen zusammenfassen muss.
Die Tabelle bezieht sich normalerweise auf Ordnungen und nicht auf Familien, auch
wenn es üblicher geworden ist, die Pflanzenmittel auf Familien-Ebene zu beschreiben.
Ordnungen, die größere Abstufung, enthalten mehr Mittel und es ist statistisch
wahrscheinlicher, dass sie gemeinsame Eigenschaften aufweisen, vor allem wenn es
nur wenige Mittel in jeder Familie gibt. Zudem wurde meistens kein großer
Unterschied zwischen den Familien der selben Ordnung gefunden.
5
Die Tabelle der Zweikeimblättrigen hat sechs Spalten, während die Einkeimblättrigen nur vier haben. Die
Einkeimblättrigen durchleben eine ähnliche Reise wie die Zweikeimblättrigen aber auf eine weniger komplizierte Art und
Weise: Die erste Spalte enthält keine Mittel. Die 2. Spalte entspricht der 2. Spalte der Zweikeimblättrigen. Die 3. Spalte gibt
es botanisch nicht. Die 4. Spalte ist in beiden Gruppen analog. Die letzte Spalte (hauptsächlich Liliales) entspricht der 5. Und
6. Spalte der Zweikeimblättrigen. Die evolutionäre Anordnung basiert auf der botanischen Entwicklung von Organen, Zellen
und Funktionen.
32
Einführung in die Botanik
____ Wundersame Ordnung
__ _ ______ ________Michal Yakir
* Um die beiden gut auseinanderzuhalten, kann man sich merken, dass die
Ordnungen normalerweise mit dem Suffix „-ales“ (wie Papaverales) enden, die
Familien mit „ceae“ (wie Papaveraceae).
In jeder Spalte sind die Ordnungen nach der Ebene ihrer botanischen Entwicklung
angeordnet, eine weiter entwickelt, als die vorhergehende (die Richtung verläuft von
der Mitte nach unten bzw. oben). Diese Ebenen bilden die Reihen der Tabelle. Die
erste Reihe, welche die primitiveren Ordnungen jeder Spalte enthält, repräsentiert die
anfänglichen Phasen in der Spalte, die späteren, weiter entwickelten Pflanzen
gehören zu den späteren Phasen und somit zu einem reiferen Ausdruck der Themen
der Spalte.
Wichtiger Hinweis: Pflanzen sind keine Mineralien, sie leben und entwickeln sich
ständig dynamisch fort. Sie sind auch weniger strukturiert und können nicht so einfach
in der strengen Form einer Tabelle
gehandhabt werden, wie die Mineralien. Es
gibt Tausende von Pflanzenarten aber
Tausende sind auch ausgestorben. Manche
haben sich schnell entwickelt und manche
blieben in ihrer ökologischen Nische ohne sich
viel zu verändern. Deshalb sind manche
Spalten kürzer und enthalten nur wenige
Familien oder Ordnungen, sodass nicht alle
Ebenen (Reihen) in der Tabelle vollständig
sind. Manche Spalten sind weiter entwickelt
und enthalten sehr viele Ordnungen, sodass
zwei oder drei Ordnungen sich eine Reihe
Abb. 5
teilen. Im Gegensatz dazu kann manchmal ein
Feld leer bleiben, wenn die jeweilige
botanische Ordnung keine homöopathischen
Mittel beinhaltet.
Im Gegensatz zur Tabelle der Mineralien ähnelt die Pflanzentabelle einem Baum mit
Ästen verschiedener Länge6. Manche sind kurz, andere lang, manche verkümmert
und manche strecken sich weit über andere Äste hinaus. Die Pflanzentabelle ist nicht
so symmetrisch wie das Periodensystem der Elemente, aber dennoch herrscht eine
klare Ordnung.
6
Der Weg der Evolution ist keine gerade Linie, weil die Evolution sich in verschiedene Richtungen verzweigt. Sie springt vor,
seitwärts und auch zurück. Oft findet man rückläufige Entwicklungen, wodurch komplexe Formen einfacher werden, indem
Organe verkümmern oder sich zurückbilden (z. B. die Reduzierung der Anzahl der Staubgefäße, der Übergang von einem
normalen Blatt zu einem Dorn, usw.), ganz abgesehen von dem Verschwinden und dem Aussterben mancher Familien, was
zu Löchern in der Kontinuität der Evolution geführt hat. Deswegen kann eine botanische Tabelle nicht so geordnet und
strikt sein, wie die Tabelle der Mineralien.
33
Einführung in die Botanik
____ Wundersame Ordnung
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Welche phylogenetische
Systematik benutzen:
Cronquist oder APG?
Die große offene Frage
Die
evolutionäre
Ordnung
des
Pflanzenreiches entstand als Produkt einer
langen wissenschaftlichen Diskussion, die sich über viele Jahrzehnte erstreckte. Diese
Ordnung wurde in verschiedenen Klassifizierungen (Sortiersystemen) dargestellt, die
auf morphologischen, chemischen oder ökologischen Kriterien beruhen, angefangen
bei Linné im 18. Jahrhundert bis zu Tkhtajan, Thome, Dahlgren und anderen in den
letzten Jahrzehnten.
In den 80er Jahren hat der Botaniker Arthur Cronquist7 (1919–1992) ein
Abb. 6
systematisches Schema vorgeschlagen, das den Evolutionsprozess der Pflanzen so
definierte, dass eine deutliche Verbindung zwischen Familien, Ordnungen und
höheren taxonomischen Ebenen etabliert wurde (Abbildung 5). Dieser Prozess wurde
als Art genealogischer Baum abgebildet, in dem die Entwicklung des Pflanzenreiches
durch das Aussehen und die „Zeichen und Zufälle8“ der enthaltenen Arten definiert
wurde: hauptsächlich anhand der evolutionären Entwicklung der Blüten, Früchte und
Samenstrukturen und durch das Aussehen und die Struktur des Pollen. In dieser
Erzählung sind die primitivsten Pflanzen – Botaniker benutzten immer noch diesen
scheinbar politisch unkorrekten Ausdruck für die frühen Pflanzen! – am Fuß des
Baumes platziert, während sich die am weitesten entwickelten Pflanzen in der Krone
(oben) finden. Diese allgemeine Anordnung des Pflanzenreiches in einer Baumform
basiert auf System, Morphologie, Hierarchie und Evolution und wurde fast weltweit von
den Botanikern für eine ganze Weile bis ins späte 20. Jahrhundert hinein akzeptiert
(eine andere, ähnliche Systematik von Tkhtajan fand auch einige Anhänger).
Cronquist Annäherung an die Pflanzensystematik wird als Grundlagen für das
Klassifikationsschema dieses Buches benutzt, da es hauptsächlich auf den „Zeichen
und Zufällen“ von Funktion und Empfindung im Pflanzenreich basiert.
Da die Evolution ein zeitabhängiger Prozess ist, kann man diese evolutionäre
Entwicklung der Pflanzen als zweidimensionale Tabelle (analog des Periodensystems
7Arthur J. Cronquist (1919–1992) war ein US-amerikanischer Botaniker, der ein System der Taxonomie der Pflanzen 7
aufstellte, ein Klassifikationsschema der Blütenpflanzen (Angiospermen). Cronquist hat sein System in den Werken An
Integrated System of Classification of Flowering Plants (1981) und The Evolution and Classification of Flowering Plants
(1968; zweite Auflage 1988) vorgestellt. Cronquists System unterteilt die Blütenpflanzen in zwei große Klassen, die
Einkeimblättrigen und Zweikeimblättrigen und unterteilt diese weiter in Unterklassen innerhalb derer Ordnungen,
Familien und Arten anhand ihrer morphologischen Merkmale angeordnet werden
8
Zeichen und Symptome. Vgl. Organon § 17. Anm. d. Ü.
34
Einführung in die Botanik
____ Wundersame Ordnung
__ _ ______ ________Michal Yakir
der Elemente von Mendeleev) darstellen, die auf einer Haupt- und einer Nebenachse
basiert, welche zusammen den Fluss der Evolution wiedergeben. So eignet sie sich
für unsere Zwecke, nämlich eine homöopathische Pflanzensystematik, d. h. eine
logische Anordnung von Hunderten von Pflanzenmitteln aufzustellen, die in der
Homöopathie verwendet werden.
Moderne Systematik – Das APG System
Man muss auch erwähnen, dass in den letzten Jahren neuere und modernere
Ansätze des botanischen Systems vorgestellt wurden. Der Wichtigste davon ist die
APG9, die derzeit in der Botanik den Ton angibt und eine etwas andere
Herangehensweise an die Pflanzensystematik hat. Diese basiert auf einer
molekularen und genetischen Analyse der DNA und der chemischen
Zusammensetzung der Pflanzen, meist ohne deren morphologische und ökologische
Charakteristika zu beachten. Dadurch kann man die genetischen Beziehungen (die
Nähe in Bezug auf die DNA) zwischen zwei Pflanzen festlegen und so eine andere
Anordnung von Pflanzen in Familien und größere Gruppierungen aufstellen. Dies
betrifft dann auch die Nomenklatur (das Benennungssystem).
Bei dem Übergang vom Cronquist- zum APG-System blieben die Namen der Familien
zum Großteil erhalten aber die höheren Hierarchiestufen oder Unterteilungen wurden
zusammengefasst oder neu arrangiert. Die meisten Unterklassen wurden gestrichen
und die Familien unter relativ wenigen „Supergruppen“ zusammengefasst. Eigentlich
wurde bislang noch kein einheitliches, vollständiges Bild des gesamten
Pflanzenreiches mit der APG-Systematik festgelegt. Dies lief in einigen Fällen darauf
hinaus, dass Gruppen aufgeteilt wurden oder in den größeren Supergruppen
aufgingen, ohne dass eine klare entwicklungsgeschichtliche Verbindung zischen
Ihnen bestünde (Abbildung 6), sodass diese Ansichtsweise für die Homöopathie
weniger brauchbar ist. Wenn nicht klar festgelegt ist, was zuerst kam und was danach
- wenn der gesamte Entwicklungsprozess noch nicht deutlich dargelegt wurde – wie
kann er dann als verständliches, logisches Modell für eine Pflanzensystematik
dienen? Zudem ist es besser, ein System zu verwenden, das ein klares Modell der
Entwicklung des Pflanzenreiches beinhaltet, wenn wir ein Modell aufstellen wollen,
das die Gesamtheit der menschlichen Entwicklungsphasen darlegt und mit den
homöopathischen Mitteln des Pflanzenreichs in Zusammenhang bringt.
Cronquist vs. APG: Das Problem von Phänotyp und Genotyp
Es gibt keine eindeutige Antwort auf die Frage, welches System – Cronquist oder
APG – das bessere ist. Es ist eher eine pragmatische Frage, weil beide Systeme ihre
Vorteile haben. Einerseits scheint der genetische Ansatz moderner, präziser und
objektiver zu sein. Auf der anderen Seite ist er weder so umfassend noch so
evolutionsorientiert. Um Entwicklungsprozesse zu beschreiben, war es notwendig
eine umfassende Sichtweise auf das Pflanzenreich zu bekommen, die ein
9
APG: Angiosperm Phylogeny Group – eine Gruppe von Molekularphylogenetikern, die in einer weltweiten Zusammenarbeit
in verschiedenen, über die Welt verstreuten Universitäten und Laboren die DNA von Pflanzenarten analysieren und ihre
Ergebnisse auszutauschen.
35
Einführung in die Botanik
____ Wundersame Ordnung
__ _ ______ ________Michal Yakir
fortlaufendes Modell von Parallelen zwischen der menschlichen und der pflanzlichen
Entwicklung liefert. Wie bereits erwähnt, bietet das APG-System noch keine so
umfassende Übersicht. Und vor allem orientiert es sich nicht an der Evolution und
drückt deswegen nicht unbedingt den Fortschritt innerhalb des Pflanzenreiches aus,
was wir aber benötigen.
Noch wichtiger ist, dass der moderne molekularbiologische Ansatz, auf dem das APGSystem basiert der herkömmlichen Medizin ähnelt: Beide basieren auf
Laboruntersuchungen, die nicht unbedingt die klinisch relevante Sicht der Realität
widerspiegeln. Dies passiert, weil die genetische Nähe der Pflanzen (festgelegt durch
ihren Genotyp) nicht unbedingt mit ihrem phänotypischen Ausdruck zusammenpasst,
mit den morphologischen und ökologischen Merkmalen der Pflanzen (die Form und
Farbe der Blüten, die Struktur der Fortpflanzungsorgane, die Beziehung zu anderen
Pflanzen und Tieren, usw.), die in Wirklichkeit aber ausschlaggebend für den Lauf der
Evolution und die Überlebenschancen für jede einzelne Pflanze sind.
Der Phänotyp ist das individuelle Erscheinungsbild – der körperliche Ausdruck einer
einzelnen Pflanze mit einem bestimmten genetischen Code als Antwort auf den
Einfluss der Umwelt. Es ist der Ausdruck der Einzigartigkeit einer Pflanze und der
Dynamik der Lebenskraft ihrer Art in einer Zeitspanne der Evolution. Der Genotyp,
verkörpert natürlich die Geschichte der Pflanze und ihr Potenzial, spiegelt aber nicht
unbedingt ihr Aussehen und ihre Funktionen wider, noch den eigentlichen
Zusammenhang mit der Umwelt. Dies wurde vor allem durch die Wissenschaft der
Epigenetik klargestellt, die sich in den letzten Jahren entwickelte, und die erkannt hat,
dass Gene einem Einfluss ausgesetzt sind, der sich dann wiederum genetisch
weitervererbt.
Als Homöopathin finde ich, dass es für unsere Zwecke sinnvoller ist, ein System zu
verwenden, das darauf basiert, wie die Dinge aussehen und sich ausdrücken
(„Zeichen
und
Zufälle“)
und
nicht
auf
ausschließlich
molekularen
Untersuchungsergebnissen. Deswegen finde ich, führt die APG zu keinem so
umfassenden Verständnis der Beziehungen zwischen den homöopathischen Mitteln
des Pflanzenreichs und den menschlichen Entwicklungsprozessen. In den mehr als
15 Jahren, in denen ich dieses System entwickelt habe, hat das Cronquist System
immer am besten gepasst, um die Parallelen zu den allgemeinen menschlichen
Entwicklungsprozessen zu ziehen und hat gleichzeitig ein unabhängiges,
umfassendes Modell geliefert, welches das Pflanzenreich komplett umfasst.10
Ein versöhnlicher Nachsatz
Trotz all der oben erwähnten Gründe können wir nicht weitermachen, indem wir die
neuen botanischen Ansätze und ihre genetischen Erkenntnisse ignorieren. Was wir
10
Es ist wichtig zu wissen, dass die verschiedenen homöopathischen Software-Anwendungen unterschiedliche Ansätze
der Pflanzensystematik verwenden, ebenso wie die verschiedenen Systeme der Pflanzenklassifizierung. Zum Beispiel
basieren Sankarans Familien auf den älteren Systematiken, während Scholtens Klassifizierung auf dem APG-System
beruht, wie auch die Darstellung des Pflanzenreichs in Vermeulens Buch Plants: Homeopathic and Medicinal Uses from
a Botanical Family Perspective (Saltire Books, 2012). Wenn man die botanische Zugehörigkeit einer Pflanze
nachschlägt muss man also wissen, welche Systematik die Quelle (das Buch oder die Software) verwendet, um sie mit
der gewünschten Analysemethode zu vergleichen, da jedes Klassifizierungssystem ein anderes Ergebnis aufweisen
wird.
36
Einführung in die Botanik
____ Wundersame Ordnung
__ _ ______ ________Michal Yakir
eigentlich am liebsten sähen, ist ein fruchtbarer Dialog zwischen den älteren und
neuen Systematiken, der die Beziehung zwischen den beiden Systemen beleuchtet,
was z. B. dazu führen könnte, dass einige Mittel oder Familien neu klassifiziert werden
würden. Dies könnte in Bezug auf die Organisation der Pflanzentabelle ein
vielversprechendes Vorhaben für die Zukunft sein, sowohl in der Botanik als auch in
der Homöopathie.
Um solche Erkenntnisse zu erlangen, wird es selbstverständlich nötig sein, tief in die
Botanik einzutauchen, was sowohl Zeit als auch Fachwissen erfordert. In der
Zwischenzeit könnte auf der Grundlage der vorläufigen Vergleiche, die ich zwischen
den zwei Systemen aufgestellt habe, der Hauptbeitrag des APG-Systems sein, die
Wechselbeziehungen innerhalb der Tabelle zu erklären, wie die Beziehungen
zwischen den Spalten, und die Teile des Evolutionsbaumes von Cronquist zu
verbinden, die derzeit noch unterbrochen oder unklar sind.
So sind zum Beispiel im APG-System die Familien Ulmaceae und Cannabiaceae mit
der Familie der Rosen (Rosaceae) verwandt und werden deshalb alle in eine größere
Gruppe, die Rosiden eingeordnet. In der Pflanzentabelle mit dem Cronquist System
gehören die Ulmaceae und die Cannabiaceae in die zweite Spalte, während die
Rosaceae in die fünfte Spalte eingeordnet sind. Kann man diese Diskrepanz
überbrücken?
Im APG-System geht man davon aus, dass diese Gruppen aufgrund ihrer genetischen
Ähnlichkeiten verwandt sind, aus Sicht des älteren, Phänotyp-basierten Systems von
Cronquist, sehen sie aber wie zwei unterschiedliche Gruppen aus. Dies könnte damit
zusammen hängen, dass sie früher einmal einen gemeinsamen Vorfahren
hatten. In der Pflanzentabelle könnte man das als „Substruktur“ darstellen, die ihre
gemeinsame Abstammung widerspiegelt, wie in Abbildung 7 gezeigt. Es ist eine Art
„gemeinsame Verwurzelung“, wobei sich jede Gruppe später phänotypisch anders
entwickelt hat (was der APG Ansatz nicht leugnet).
Man kann also sagen, dass obwohl diese Gruppen einen gemeinsamen Vorfahren
haben, die Ulmaceae und die Cannabiaceae sich vor den Rosaceae entwickelt haben,
was aus der Cronquist Klassifizierung klar hervorgeht, und dass jede Gruppe danach
einen anderen Evolutionsweg eingeschlagen hat. Dennoch haben sie eine genetische
Verbindung, die nahelegt, dass es Gemeinsamkeiten geben sollte. Und tatsächlich
zeigt die homöopathische „Beweisführung“, dass diese Familien alle das gemeinsame
Thema „Spaltung“ aufweisen. In der zweiten Spalte kommt es zur ersten Separation
(ein männlicher Impuls innerhalb des immer noch dominanten Weiblichen), während
in der fünften Spalte eine vollständige Spaltung stattfindet (hier überwindet das
Männliche das Weibliche gänzlich).
Wenn man mit dieser Logik weiter vorgeht, sieht man:
- Die Caryophylliden haben eine Beziehung zur ersten Spalte aber auch zu den
frühen Gruppen innerhalb der Dilleniden, wie die Sarraceniales (eine Ordnung von
37
Einführung in die Botanik
____ Wundersame Ordnung
__ _ ______ ________Michal Yakir
fleischfressenden Pflanzen) und sie haben das gemeinsame Thema
„Verteidigung“.
- Die Magnoliden sind genetisch mit den Einkeimblättrigen verwandt und teilen mit
ihnen deshalb das Thema „Einssein“.
- Die Orchidales sind genetisch mit den Iridaceae (Ordnung Liliales) verwandt und
haben deshalb das gemeinsame Thema „Platz in der Gesellschaft“.
- Die Asteriden (sechste Spalte) sind genetisch mit den Celastrales (darunter
Stechpalmengewächse) und den frühen Apiales (fünfte Spalte) verwandt, deshalb
haben sie das gemeinsame Thema „rigide Männlichkeit“.
Abbildung 7: Die Annäherung
von APG und Cronquist:
Das APG stellt die gemeinsamen
Ahnenreihen der Spalten dar,
während die Cronquist
Systematik die morphologische
Evolution der Formen und
Funktion zwischen und innerhalb
der Spalten im Laufe der Zeit
verdeutlicht.
Abbildung 7
38
Einführung in die Botanik
____ Wundersame Ordnung
__ _ ______ ________Michal Yakir
TEIL C
ENTWICKLUNGSASPEKTE
PSYCHOLOGIE
DER TABELLE
Der Mensch, die Geschichte und die Mythologie spiegeln die Evolution der Natur
wider. Deshalb kann die menschliche Entwicklung aus der Evolution der
Pflanzen abgelesen werden, wenn die gesamte Materia Medica der
Pflanzenmittel in evolutionärer Reihenfolge des Pflanzenreiches angeordnet und
gelesen wird. Wie ein Buch, in dem das Alphabet auf eine bedeutsame Weise
angeordnet ist, bis es Wörter und Sätze ergibt, wird die Materia Medica so zu
einem kunstvoll ausgearbeiteten Lebenslauf, der die Phasen der menschlichen
Entwicklung und des Wachstums beschreibt.
Michal
Yakir
39
Übersicht über die Tabelle
Wundersame Ordnung
Michal Yakir
Die Pflanzentabelle – allgemeine Übersicht
Ein Überblick über die gemeinsamen Themen, die an einem Schnittpunkt von Spalte und
Reihe entstehen können. Die Ichwerdung und die Separationsphasen (Spalten) wie sie in den
verschiednen Entwicklungsstadien (Reihen) ausgedrückt werden.
Alter
Junges
Erwachsenenalt
er
Jugend
Schulalter
Frühe Kindheit
Babyalter
Urvertrauen
-
Beginn des Lebens
Vor der Geburt
Klein – Groß,
Veränderung,
Zeitalter des
Transports,
Verwirrung
Wasser und
Geschlechtsorg
ane.
Unreife der
Geschlechtsorgane
Wasser,
Schleimhäute,
Unsicherheit
und Verwirrung. Hier oder
dort sein
Intimität, Sex und
Verführung, Hitze und
Stauung, Fruchtbarkeit,
frühe Trennung,
Nervensystem, Unreife
Elterliche Fürsorge. Zu viel
Geben. Unterstützung oder
Mangel daran. Separation
und Klammern. Verbindung
mit der Familie, den
nährenden Wurzeln.
Beinhalten. Überfluss.
Hormon- und
Nervensystem.
Wasser, zu viel.
.
Intimität, Beziehungen,
Vermeiden. Herz. Das Ich in
Beziehung zur Gruppe. SelbstIdentität in der Welt. Sünde und
Sexualität. Religion und
Gemeinschaft. Hierarchie. Darüber
und darunter, innen und außen.
Königin und Prinzessin. Auf sich
alleine gestellt sein. Diktatur,
Invasion der Welt.
Herz und Blut.
Assimilation der Welt
Verdauung
Arecidae
Commelidae
Lilidae
Alismati
dae
Vor der
Trennung
Entwicklungssta
dien
Vor
der
Geburt
Das Unbewusste,
Vor-, prä-…
Säuglingsal
ter.
Orale Phase.
Grundlegende
Sicherheit & UrVertrauen
Babyalter
Ur-Vertrauen,
Wille und
Scham
Magnolidae
Grundlage.
Ur-, Anfang,
nicht
bewusst.
Verwirrt.
Ich will – ich
bekomme.
Befriedigung.
Nervenreizun
g.
Behalten,
keine Grenzen,
keine
Dauerhaftigkei
t oder
Vertrauen.
Hier/ Dort
Grenzen
Hamamel
idae
Einkeimblättrige
Fürsorge
Der Andere
Der
Reifen
Tun
Held
Zweikeimblättrige
Caryophy
llidae
Nicht
geboren
werden
wollen.
Nicht
existieren,
Eskapist
Grenzen zu
Beginn des
Lebens, in
der Mutterschaft.
KleinGroß, Hier
oder dort.
Klammern.
Kraft
Dilleniidae
Todeswunsch.
Angst vor
Mutterschaft.
Frühgeburt
Unreife
Systeme.
Keine
existentielle
Sicherheit.
Grundlegende
Fürsorge.
Die
Matriarchin:
40
Verlassen,
Mutterschaft,
Separation.
Nicht tun.
Paralyse des
Ichs.
Rosidae
In der Gruppe
Krieg/Frieden
Asteridae
Tod, Anfang.
anfänglicher
Zusammenbruc
h, Emotional.
Liebe,
Verbindung,
Herz
Mangel an
existenziellem
Vertrauen.
Keine Stärke.
Angst, etwas zu
tun.
Feindliche Welt.
Krieg. Flüchten
oder Verfolgte
beschützen,
Ängste, Instinkte.
Der Schatten.
Spasmen.
Rigidität,
Zwanghaftigkeit
, festhalten.
Arbeit!!
Gelähmte
Fähigkeit.
Kontrolle, halten.
Kontraktionen.
Loslassen.
Übersensibilität.
Feindselig.
Kann die Welt
Übersicht über die Tabelle
Wundersame Ordnung
Beschwichtigen.
finden
Instabil,
verwirrt,
Eindringen.
Schwaches
Ich.
Frühe
Kindheit
Eindringen
Schulalter
Fähigkeit,
Regeln und
Normen
Jugend
Verhinderung,
Identität
Junge
Erwachsene
Intimität und
Aktion
Erwachsenen
alter
Zur Reife
bringen
Eindringen
anderer,
beeinflusst.
Riesig vs.
winzig.
Unausgeglic
hen.
Insistieren,
dagegen.
Die Welt
durch
Rigidität
retten. Herz,
Polarität.
Kontrolliert,
irritiert,
ängstlich.
Ideale Welt
Kindisches Ich
wird mit
Pflichten
Erwachsener
konfrontiert.
Angst
Konfrontation.
Flucht.
Losgelöst,
Versuch zu
halten. Dem
Schmerz
entkommen.
Schläfrig.
Nicht
kontrollieren/
zu kontrollierend, rigide.
Leber und
Lähmungen.
Begrenzt.
Schwach,
Nicht-Tun,
verwirrt
handeln.
Nicht
bewältigen.
Unterstützu
ng,
Verantwortu
ng
übernehmen
– ohne die
Stärke dazu.
Stimmungss
chwankunge
n, Verlangen zu
wachsen vs.
Angst. Erste
Mutterschaft
. Wie gibt
man. Haut,
Gelenke.
Für alle:
Schwierigk
eiten, Ziele
zu
erreichen.
Ausdrucksschwi
erigkeit.
Grenzen. Haut
und und
Schleimhaut.
Stechend,
gewaltsame
Interaktion.
Früher Sex.
Depression.
nicht umfassen.
Gesetzt,
Struktur,
Ordnung.
Rigidität.
Religion Druck,
Arbeit,
Ruhelosigkeit
Ziele setzen. Kraft
vs. Schwäche.
Gesellschaftliche
Normen. Familiäre
Pflichten.
Eindingen und
Grenzen setzen.
Der Welt
begegnen.
Absonderung,
Verdickung.
Freiheit,
Grenzen.
Essstörungen.
Schuld. Sex.
Überstimulierung.
Wunsch, in der
Welt zu handeln.
Vorstellungskraft.
Körperbild. Sex.
Fülle.
Getrennt.
Fürsorge,
Familie.
Isolation.
Separation,
Parasit,
Willens- und
Handlungsschw
äche
Sich selbst
beweisen. Kampf.
Ehrgeiz. Will mehr.
Überaktiv.
Verstecken. kalt.
Angst vor
Weiblichkeit,
Kastration,
Entmannung.
Ende.
Depressiv.
Fürsorge. Alt
Verdauung.
Gesellschaft
und Arbeit.
Ärger und
Streit.
Schwellung und
Schrumpfen.
Kälte.
Lähmung.
Ich gegen die Welt.
Eingenommen/Zurück
kämpfen. Krieg, Blut,
Parasiten, Allergien.
Überwältigt.
Sehnsucht nach
Intimität. Berührung nur unter den eigenen
Bedingungen.
Überempfindlich,
verteidigen.
Fruchtbarkeitsproble
me. Schmerz. Ende
und Anfang.
Veränderungen.
Kindisch.
Tumore,
Kindisch,
schwach. Alt,
Tod, trocken.
Narben, rigide,
blockiert.
Vergangenheit.
Alter, Ende
Resumée
Lebens/
Prozesses
Michal Yakir
des
Definition verwendeter
psychologischer Begriffe
(Nach der Psychologie Jungs, angepasst an die Erfordernisse der Tabelle)
Das Selbst: Die Ganzheit der Person, die Gesamtheit der Seele/Person. Das tiefe, innerste
Zentrum des Menschen, das sein gesamtes Potential beherbergt, seine innerste Essenz. Die
41
Begriffe und Konzepte der Tabelle
Wundersame Ordnung
Repräsentation des Kosmischen und Göttlichen im Menschen. Das Selbst ist der Tempel von Gott
im Menschen. Das Selbst ist er Entwurf, der große Plan des Geistes. Im Selbst sind auch die
Instinkte und Entwicklungsprozesse jedes Stadiums enthalten: Abstillen, Reifen, der Drang sich
zu paaren, all dies sind Archetypen, die im Laufe des Lebens erfüllt werden. Das Selbst trägt in
sich alle Potenziale, nicht nur die des Individuums sondern die der gesamten Art. Deshalb ist das
Potenzial der Art innerhalb des Selbst zu finden und wird nicht innerhalb eines einzigen Lebens
erfüllt, sondern im Laufe der Zeitalter (wobei die Stadien der embryologischen Entwicklung den
Forschritt der Spezies bis zum jetzigen Zeitpunkt repräsentieren). In Bezug auf die menschliche
Entwicklung spricht man davon, dass das Selbst sich entfaltet. Die Archetypen, die bereits darin
enthalten sind, entfalten und entwickeln sich im Laufe des Lebens. In der Tabelle ist das Selbst
der gänzlich weibliche Aspekt und wird in seinem Stadium vor jeder Entwicklung in der ersten
Spalte dargestellt.
Das „Ich“ (Ego): Der Teil der sich vom Selbst separiert, der persönlich wird, einzigartig, bewusst
und gewahr durch einen Prozess von Wachstum und Lektionen (der Prozess der Spalten). Das Ich
umfasst die Wahrnehmung der Welt, innere Überzeugungen, Gefühle, Wissen und Erinnerungen,
die dem Bewusstsein direkt zugänglich oder verborgen aber zugänglich sind. Die Eltern und die
Gesellschaft erlösen das Kind von dem Selbst indem Sie ihm Liebe und Grenzen geben. Liebe
und echte Grenzen sind für das Ich nötig, damit es sich als Individuum entwickeln kann, das seine
Einzigartigkeit behält und doch mit dem Kollektiv in Verbindung steht. Der Drang, sein
persönliches Ich zu entwickeln ist natürlich und für die Menschen ebenso unerlässlich wie das
körperliche Wachstum.
Entwicklung des Ich entlang der Achse des Selbst: Die Entwicklung hin zum Bewusstsein. In
der jungianischen Terminologie kann man es als Partikularisierung entlang der Selbst-Ich Achse
bezeichnen, als einen Prozess, in dem das Ich aus dem Selbst hervorbricht und sich von ihm
entfernt, um seine Einzigartigkeit und Individualität zu finden und so der ausführende Arm des
Selbst wird. Das Selbst eist eine dimensionslose Gesamtheit aller Potenziale, aller
Möglichkeiten, die man hat, und als solche kann es sich selbst nicht ausdrücken und sich in der
physischen Welt verwirklichen. Auf der anderen Seite befindet sich das Ich in dieser Welt. Es
wird aus dem Selbst heraus als Potenzial geboren, und repräsentiert es in dieser Welt, auch wenn
es nicht das gesamte Potenzial, das es vom Selbst geerbt hat, ausschöpfen sollte. (Das Ich ist
eigentlich ein Archetyp, der eine spezielle Personalisierung, eine besondere Verwirklichung in
seinem Hervortreten aus dem Selbst durchgemacht hat – und Teilaspekt des Ganzen geworden ist,
der Teil, der sich in dieser Welt verwirklicht und entwickelt hat.)
Vom Sein zum Tun: Das Bedürfnis sich zu entwickeln, das allen lebenden Wesen angeboren ist,
diktiert einen Prozess der dynamischen Evolution. Der Ablauf dieses Prozesses beginnt mit dem
ursprünglichen, undifferenzierten, unbewussten, naiven Bewusstseinszustand des „Selbst“, einem
Zustand in dem man mit dem grenzenlosen Bewusstsein des Alleinen verbunden ist (eine
mütterliche/weibliche Qualität*). Dieser Zustand des Einsseins ist der erste Trittstein für die
Entwicklung zu einem getrennten, individuellen Ego, einem einzigartigen Ich, das sich selbst und
seinen Platz kennt, auf seine innere Stimme horcht und das was es vernimmt durch das, was man
die Ausübung des eigenen Willens nennt, verwirklichen kann, das in einer ausgewogenen Position
42
Begriffe und Konzepte der Tabelle
Wundersame Ordnung
zwischen Nehmen und Geben sein kann. Das Ich, das dem entgegentreten kann, was anders ist, als
es selbst, ohne dabei seine Grenzen zu verlieren (eine väterliche/männliche Qualität*), indem es
dem Anderen erlaubt einzudringen, damit es sich selbst entwickeln kann. Und das am Ende in der
Lage ist, mit der Welt zusammenzuarbeiten, sich durch das Verständnis und das Bewusstsein
einer ehemals tiefen Verbindung mit der Welt mit den anderen wieder zu identifizieren und
wieder zu verbinden und dabei seine Einzigartigkeit und Individualität bewahrt.
Die identitätsbildenende Reise geht vom Erleben über Empfinden zum Wissen, vom eingetaucht
und einbezogen sein – einem vereinten und doch unbewussten Zustand der Wahrnehmung – zum
einzigartig sein und bewusst sein und deshalb in der Lage sein, willentlich mit der Schöpfung zu
kooperieren, in der Lage zu sein, mit der Schöpfung wieder zu verschmelzen ohne den Kern des
Selbst und der Ich-Identität zu schmälern.
Diese Reise wird vom einzelnen Menschen und von der gesamten Menschheit unternommen und
spiegelt sich geschichtlich im Bewusstsein der Menschheit wieder, in ihrer Evolution vom
Stammesbewusstsein über die Wahrnehmung als Monarchie und die Demokratie hin zur
individualistischen Gesellschaft in der wir heute leben. Diese Reise wird symbolisch in den sieben
Tagen der Schöpfung erzählt und in vielen anderen Mythologien und Philosophien. Die Reise zur
Individualität drückt sich hauptsächlich entlang der Spalten der Pflanzentabelle aus (mehr dazu
lesen Sie im nächsten Kapitel).
*Das mütterliche/weibliche Prinzip initiiert die Reise indem sie das Kind (oder das Ich) in die
Welt gebiert. Indem sich das Kind ernährt und seine Bedürfnisse befriedigt, ermöglicht es die
Mutter oder die mütterliche Qualität dem Kind, welches sie als ganze Welt erlebt, zu spüren und
zu lernen, dass die Welt es akzeptiert und ernährt. Die Welt ist sicher – oder nicht! Die Art, wie
das Kind die Mutter erlebt, hat viel damit zu tun, wie es die ganze Welt erlebt. Eine verletzende,
gewalttätige oder auch überängstliche Mutter wird das Erleben einer negativen, schlechten Welt
hervorrufen und dem Kind einprägen, ein Eindruck, der bis zum Erwachsenenalter so bleiben
wird.
In den anfänglichen Stadien des Lebens hilft die Mutter dem Kind sein anfängliches Bewusstsein
zu bilden, indem sie Emotionen für es „verdaut“. Wenn sie gute Grenzen setzt, bewahrt die Mutter
das Kind außerdem davor, dass es in einen „inflationären“ Zustand von Endlosigkeit oder
fehlenden Grenzen kommt. Das mütterliche Prinzip ist in verschiednen Formen in den ersten vier
Spalten der Pflanzentabelle aktiv, in denen alle möglichen Arten von Problemen aufgeführt sind
die aus einem zu schwachen oder zu starken Mutter-Prinzip resultieren.
„Der Kampf mit dem Drachen“: Als Erweiterung des mütterlichen Prinzips gibt es ein
Zwischenstadium, durch das man sich entwickeln muss, um eine persönliche Identität zu
entwickeln und in dem man sich um jeden Preis von der Identifizierung mit dem ursprünglichen
undefinierten Selbst (oder weiblichen Element) separieren muss, um die Abhängigkeit von der
Mutter/den Eltern als Archetyp (nicht die wirklichen Eltern) zu überwinden. Um das zu
bewerkstelligen, beginnt das Kind zwischen Innen und Außen zu unterscheiden und entwickelt ein
gewisses Ich-Bewusstsein. Das ist der Zustand in dem das Ich kämpft, weil es aus dem
zyklischen, verschlingenden Aspekt des Selbst hervortreten will. Der Drache ist ein mütterliches,
archetypisches Ungeheuer (das durch den Ouroboros – die kreisförmige, sich selbst
verschlingende Schlange, einen geschlossenen Kreis symbolisiert wird) und der Kampf findet
43
Begriffe und Konzepte der Tabelle
Wundersame Ordnung
statt, um sich aus seinen Klauen zu befreien. Das Ich ist noch nicht gänzlich aus dem Selbst
hervorgegangen und ist noch nicht resilient genug; deshalb muss es kämpfen und große Kraft
ausüben um zu entkommen. Dieser Zustand ist in der dritten Spalte der Pflanzentabelle
abgebildet.
**Das väterliche/männliche Prinzip führt die Reise weiter und vervollständigt sie indem es
Grenzen setzt und alles definiert und so Gewahrwerden und Bewusstheit ermöglicht, indem es in
die spirituelle Welt, in das Potenzial des göttlichen Geistes hinein gebiert. Das väterliche oder
männliche Element repräsentiert die Regeln der Gesellschaft, Gewissen, Moral, die Art und Weise
der Vorväter, Tradition und Strenge (im Gegensatz zu Grenzenlosigkeit, Eintauchen, Umarmen,
Akzeptieren, Empfinden und Fühlen, den Eigenschaften des weiblichen Aspekts). Indem der
Vater Grenzen setzt, erlöst er das Kind aus der Abhängigkeit von der Mutter und erlaubt ihm sich
ganz aus ihrer Umarmung zu befreien. Wenn ein ausreichend solides Ich gebildet ist, eröffnen
sich die archetypischen Potenziale des Vaters für das Kind. Wenn der Vater in diesem Stadium
mit dem Kind in Beziehung geht, bringt er es in die Welt hinaus und ermöglicht ihm, sich mit
allem was anders ist, als es selbst, zu vereinigen. Er bringt es in Berührung mit den
Herausforderungen und den Entwicklungsmöglichkeiten der Außenwelt. Der Vater ist für das
Kind die Alternative, das „Andere“. Er eröffnet Wahlmöglichkeiten und die Anerkennung des
„Andersseins“. Wenn der Vater das Kind herabwürdigt und unterdrückt, wenn es zu viel Strenge
gibt, entstehen daraus Gefühle von Machtlosigkeit, Passivität, Minderwertigkeit, Ungleichheit und
Wertlosigkeit. Das ist im Grunde ein hierarchisches Stadium. Das väterliche Prinzip ist
hauptsächlich in den letzten Spalten aktiv.
Komplikationen in der Entwicklung
Der Schatten: Die Gesamtheit aller unbewussten Anteile der Psyche. Alles, was nicht das Ich ist,
ist der Schatten, sowohl im positiven wie auch im negativen Sinne. Im engeren Sinne repräsentiert
der Schatten alle Aspekte der Psyche, die abgelehnt werden: Teile, die als schlecht, unsauber oder
als unvereinbar mit den Normen der Familie und der Gesellschaft, in der die Person lebt, erlebt
wurden. Der Schatten ist oft der Punkt, an dem man nicht weiter kommt und an dem sich die
Pathologie in den Spalten oder Reihen ausdrückt. Diese Anteile werden dem Ich zugänglich,
indem sie ihm immer deutlicher bewusst werden und damit zu seinen Führern oder Lektionen
werden, die seine Entwicklung vorantreiben. Der Schatten sagt „Rette mich“. Die Integration des
Schattens bietet das größte Potenzial für echte Veränderung, ein lehrreiches Erlebnis für die
weitere persönliche Entwicklung. Häufig leitet sich die Pathologie, die Symptome des Mittels, aus
diesem Schatten-Anteil ab – was zur Heilung führt.
1. Ein Übermaß des weiblichen Prinzips führt zur Überflutung, wobei das Ich völlig oder teilweise
vom Selbst umschlossen wird oder sich mit diesem identifiziert. Einfacher ausgedrückt: Es führt
zu Problemen, eine eigene, separate Identität zu erlangen.
2. Ein Übermaß des väterlichen Prinzips schafft Unterdrückung, anstatt zu Grenzen aufzubauen
und Selbstdefinition zu fördern, wobei dem Ich äußere Regeln, Gebote, Diktat und Grenzen im
Übermaß aufgezwungen werden, was zu Verhärtung führt und es daran hindert, flexible
Verbindungen und Beziehungen mit einem anderen aufzubauen. So wird eine Blockade oder
44
Begriffe und Konzepte der Tabelle
3.
Wundersame Ordnung
Trennung zwischen Ich und Selbst geschaffen, eine Spaltung, die sich auf jeder Ebene
ausdrücken kann (Entfremdung auf der Ich-Selbst Achse).
Wenn das Ich oder die Individualität sich nicht richtig herausbilden: Das Ich muss sich von
Natur aus entwickeln um einzigartig und „es selbst“ zu werden und sowohl eine Verbindung mit
anderen eingehen als auch gleichzeitig seine einzigartige Identität bewahren. Die Konfrontation
und Identifikation mit den anderen verschafft dem Individuum eine Verbindung zu Kultur,
Gesellschaft und einem größeren Ich. Der Entwicklungsprozess, den die Person durchläuft, geht
deshalb von einem Stadium des Mangels an Bewusstsein (weil man mit dem Unendlichen
verschmolzen, nicht wirklich getrennt davon ist) zu einem Stadium von vereintem Bewusstsein.
Jegliche Hemmnisse im Prozess der Ich-Werdung sind Pathologien, die in der Tabelle dargestellt
werden: Unterscheidungsmangel, Selbstlosigkeit, Kleinheit, Machtlosigkeit, Grenzenlosigkeit,
Ablehnung, Unreife, Instabilität, Rigidität, Unterdrückung von Ausdruck und Emotionen,
Egoismus, Machtspiele, Ehrgeiz, Position und Status, Kampf und Krieg.
45
Entwicklungsaspekte - Übersicht
Wundersame Ordnung__
Michal Yakir
Entwicklungsaspekte der Pflanzentabelle
- Übersicht
In Zusammenarbeit mit Kobi Nechushtan
Pflanzen sind die Quelle, aus der das Leben seine Fähigkeit zu Veränderung und Wachstum
zieht. Wenn wir die Natur beobachten, lernen wir, dass Entwicklung den Pflanzen angeboren ist.
Pflanzen passen sich an ihre Umwelt an und spielen im Gegenzug eine wichtige Rolle bei deren
Gestaltung, indem sie ständig wachsen und sich immer weiter entwickeln. Diese essentielle
Eigenschaft des Pflanzenreiches wird durch die Art ihres Wachstums deutlich. Anders als bei den
Tieren, wachsen Pflanzen während ihres ganzen Lebens immer weiter und anders als die
Mineralien, haben die Pflanzen eine selektive Membran entwickelt, die sie von ihrer Umwelt
trennt, dabei aber einen dynamischen Austausch von Mineralien und Gasen erlaubt. Diese
Trennung von der direkten Umgebung erlaubte es dem Pflanzenreich, sich in seiner eigenen, und
verglichen zu den langsamen Veränderungen im Mineralreich beschleunigten evolutionären
Geschwindigkeit zu entwickeln.
Deshalb ist die Essenz des Pflanzereiches Entwicklung und Trennung. Pflanzen treiben die
Evolution der gesamten Biosphäre voran und beeinflussen sowohl belebte als auch unbelebte
Aspekte unserer Welt, indem sie auf die Veränderungen der Umwelt mit einer evolutionären
Entwicklung reagieren.
Darüber hinaus sind Pflanzen die Grundlage für das Leben auf der Erde, indem sie Essen,
Sauerstoff, Kohlenstoff, Nährstoffe und alle notwendigen Bausteine liefern, um Leben in der
Atmosphäre zu ermöglichen. Pflanzen befördern Mineralien vom Inneren der Erde nach außen
und aus der Luft nach innen, zurück in die Erde, sind somit ein Katalysator für das Wachstum
und bewirken den Fortbestand des Lebens. Auf diese Art und Weise agiert das Pflanzenreich als
Mediator zwischen diesen Reichen und als Transformator von Energie zu Materie und
umgekehrt. So verkörpern sie den Archetypen von unaufhörlichem Wachstum und Entwicklung
und den Archetypen der Zeit.
Es ist eine Regel, dass das, was auf einer Ebene des Lebens passiert, eine Folge auf einer anderen
Ebene nach sich zieht. Auf eine fraktale Art und Weise drückt sich das Leben in einer
wundersamen Ähnlichkeit auf jeder Ebene der Existenz aus und spiegelt so das hermetische
Prinzip der Entsprechung wider: „wie oben, so unten“. In diesem Sinne kann die Evolution des
Pflanzenreichs mit der Entwicklung des menschlichen Geistes und der Psyche in Einklang
gebracht werden (da beide die natürlich angeborenen Qualitäten von Wachstum und Entwicklung
teilen), um als Anzeiger für Wegscheiden im Leben zu dienen, an denen die Entwicklung zum
Stillstand gekommen, ungenügend oder übermäßig, deformiert oder auf eine andere Art
unausgewogen ist. In diesen Zeiten der Krankheit, wenn wir die entsprechende Pflanze dazu
benutzen, um dieses Ungleichgewicht wieder in Balance bringt, macht uns die Natur ein weiteres
Geschenk: Die Möglichkeit der Heilung.
46
Entwicklungsaspekte der Tabelle - Übersicht
Wundersame Ordnung
Wie schon erwähnt, können die Pflanzen, ähnlich wie im Periodensystem in einer Tabelle
angeordnet werden, wobei die Achsen die tatsächlichen Evolutionsstadien der botanischen
Entwicklung widerspiegeln. Bemerkenswerterweise verlaufen diese Achsen der botanischen
Entwicklung parallel zu den Stadien der Entwicklung des menschlichen Ich-Bewusstseins:
 Die Spalten repräsentieren die Unterklassen der beiden Hauptklassen (Abteilungen) des
Pflanzenreiches – Einkeimblättrige und Zweikeimblättrige – und zeichnen eine
Entwicklungsreise der Ich-Werdung, die in dem Hervortreten, der Differenzierung und der
daraus folgenden Separation vom weiblichen Einssein und schließlich der Unabhängigkeit
besteht. Aus einem Zustand, in dem man noch Teil des Ganzen ist, ein unbestimmtes
Selbst, entwickelt sich das schwache Ich bis zur Herausbildung und Verwirklichung einer
bewussten Individualität. Die Reise von der Einheit zur Individuation beginnt damit, sich
erfolgreich gegen das überflutende, weibliche Element zu behaupten, weiter zu reifen und
sich schließlich davon zu trennen, was das Ich befreit, damit es sich mit dem männlichen
Element verflechten kann und damit die Lehren beider Elemente lernen und verinnerlichen
kann. Indem es sich gegenüber dem weiblichen und dem männlichen Element behauptet,
schaffte es das Ich, die „Ich-Sperrung“ (Egozentrik) zu verlassen und sich weiter in
Richtung Interaktion und Beziehung mit den „Anderen“ zu bewegen um schließlich eine
neue, bewusste Verbindung mit der Welt einzugehen. Deswegen stellen die Spalten die
Reise der Seele vom Einssein, der Einheit zu einem differenzierten Ich, das jetzt in der
Lage ist, als Individuum in der Außenwelt zu handeln und mit anderen zu kooperieren,
wobei es immer seine Bedeutung und Unverwechselbarkeit unter Beweis stellt.
In der Transformationsreise, die in den Spalten abgebildet ist, strebt der menschliche Geist
Bewusstwerdung an und bildet seine Einzigartigkeit und sein Selbstsein heraus, damit er dann
zur Quelle zurückkehren kann, als nun bewusster und engagierter Beteiligter, als erwachter
Zeuge des essentiellen Wunders der Schöpfung.
*Die Merkmale der Spalten sind an C.G. Jung angelehnt.
 Die Reihen, die jede Spalte (botanische Unterklasse) in die botanischen ZwischenGruppen namens Ordnungen unterteilen, beschreiben das Maß der psychologischen
Entwicklung und Reife innerhalb jeder Spalte. Jede Spalte beginnt mit der ersten Reihe
vom unvorbereiteten „Vorstadium“ des entsprechenden Spalten-Themas und schreitet
durch die verschiedenen Ebenen der Reifung bis zur letzten Reihe fort, die das Alter
repräsentiert. Die letzte Reihe jeder Spalte beinhaltet auch erste Anzeichen der ersten
Reihe der nächsten Spalte. Die neun Reihen sind nach den menschlichen
Entwicklungsstadien eingeteilt, sie gehen vom vorgeburtlichen Stadium über
Säuglingszeit, Kindheit, Jugend und Erwachsenenalter bis zum Alter.
*Die Eigenschaften der Reihen basieren auf Erik Eriksons Stadien der menschlichen
Entwicklung.
Zusammenfassung: Jede Phase der Ich-Werdung wird in ihrer Spalte mit einem
unterschiedlichen Maß an Bereitschaft und Reife erlebt und durchläuft dabei die
47
Entwicklungsaspekte der Tabelle - Übersicht
Wundersame Ordnung
Entwicklungsstadien, die durch die Reihen ausgedrückt werden. Jeder Schnittpunkt von
Spalte und Reihe enthält eine oder mehrere Ordnungen und Pflanzenfamilien, die zu
diesem Stadium gehören.
Indem man die evolutionäre Anordnung des Pflanzenreiches durch eine homöopathische Brille
betrachtet, kann man sehen, dass diese Ordnung sich auch in den aufeinanderfolgenden Stadien
der menschlichen Entwicklung und deren Richtung und Ziel widerspiegelt. Die selbe
transformierende, sich entwickelnde Ordnung wird auf vielfältige andere Weise in der ganzen
Welt reflektiert. Die Pflanzentabelle beleuchtet diese innere Logik und eröffnet einen Weg,
Entwicklungsphasen in anderen Bereichen als der Homöopathie zu verstehen. Einige davon sind:
die geschichtliche Entwicklung der Erde und der Menschen, die sechs Tage der biblischen
Schöpfungsgeschichte, die Anordnung und Merkmale der Chakras im Körper und die Stadien der
psychologischen und spirituellen Entwicklung des menschlichen Wesens. Auch Mythen und
Märchen, die Geschichten, die der menschliche Geist heraufbeschworen hat um seinen eigenen
Seinszustand zu beschreiben, spiegeln diese archetypischen Stadien wieder. Die Struktur der
Tabelle bietet also eine Art „einheitliche Feldtheorie“ an, welche die Dynamik verschiedener
Prozesse beschreibt, die eine bemerkenswert ähnliche Entwicklung durchlaufen.
Das Wissen um diese natürliche Ordnung ist ein mächtiges Werkzeug in den Händen des
Homöopathen da er dadurch lernt, den ihm vorliegenden Fall zu interpretieren und eine
Mittelwahl zu treffen. Die Fallanalyse anhand dieser Entwicklungsstadien ermöglicht einen
tieferen Einblick in den Patienten, ungeachtet der Repertorisationsmethode. Schließlich
ermöglicht sie auch eine weitreichendere Nutzung der Materia Medica der Pflanzen, sogar bei
Mitteln, über die es nur spärliche Informationen gibt.

Im Folgenden wird ein Überblick über die Stadien und Eigenschaften der
Pflanzentabelle gegeben. Es ist sehr empfehlenswert, diese ausführlichere
Beschreibung jeder Spalte und Reihe genau durchzulesen, da sie die Grundlage
für das Verständnis der gesamten Tabelle sind. Weiter hinten im Buch, steht zu
Beginn jedes Kapitels eine Beschreibung der jeweiligen Spalte. Aber diese
Beschreibungen sind kürzer und haben eher mit den praktischen Aspekten der
danach folgenden Mittel zu tun, und es wird vorausgesetzt, dass die genauere
Beschreibung bereits en Detail studiert wurde. Deswegen wird die hier folgende
Information über die Spalten und Reihen bei der Studie der Materia Medica dieses
Buches immer wieder nachgelesen werden müssen.
48
Entwicklungsaspekte der Tabelle - Übersicht
Wundersame Ordnung
Der Aufbau der Spalten:
Separation und Ich-Werdung
Das Bedürfnis nach Entwicklung wohnt der Seele inne und für sie so natürlich, wie das Bedürfnis des
Körpers zu wachsen. Dieser Weg von Wachstum und Entwicklung kann in Stadien der Trennung von
Qualitäten unterteilt werden, die zu bestimmten Zeiten die Entwicklung der Seele unterstützen und ihre
Bedürfnisse befriedigen, aber später zu einer Last werden und ihre Entwicklung einschränken. Diese
Reise wird durch die Spalten beschrieben.
Die Seelenreise durch die materielle Welt hin zu Ich-Bewusstsein und Selbstsein beginnt an ihrer
Quelle, dem Unendlichen. Anfangs ist der Geist ein Teil des Unendlichen und ist in völliger
Einheit mit ihm. Daraufhin beginnt die irdische Reise hin zur Herausbildung des eigenständigen
Ich und zum Erwerb der eigenen Bewusstwerdung, was der Sinn der individuellen Existenz der
Seele ist. Diesen Entwicklungsweg kann man sowohl in der gesamten Geschichte der
Menschheit, als auch in der individuellen Lebensgeschichte von Einzelnen beobachten.
Diese Reise beginnt, wenn Bewusstsein aus dem Zustand der ursprünglichen Einheit hervortritt.
Das herrschende Element ist die Weiblichkeit, mir ihrer empfangenden, umhüllenden,
umarmenden und lebenspendenen Natur. Das Weibliche ist in seiner Essenz ebenso ewigfließend wie uranfänglich und ideal11. Das Ich ist in diesem Stadium noch mit der großen
Totalität des Seins verschmolzen (Jungs „Selbst“), ungeformt und ohne viele Besonderheiten,
ohne Abgrenzung vom Rest der Realität. Am Anfang der Reise ist die Individualität (das „Ego“
oder „Ich“) in seinem Urzustand und wirkt mehr auf der emotionalen Ebene, da die Kraft des
Verstandes noch verschwommen und undeutlich ist.
In der ersten Spalte beginnt der Geist zu realisieren, dass er in diesem Zustand ist und fühlt sich
damit unbehaglich. In der zweiten Spalte werden erste Grenzen gesetzt, die Seele sammelt ihre
Kräfte und sucht von da an ihr Selbstsein indem sie sich mit dem mütterlich-weiblichen Element,
das sie geboren, ernährt und ihr die Grundlage für ihr Wachstum gegeben hat, auseinandersetzt,
von ihm lernt und sich schließlich von ihm trennt. Wenn sie die weiblichen Qualitäten erworben
und assimiliert hat (siehe Tabelle weiter hinten) kommt in der vierten Spalte die Zeit, die
Lektionen der väterlich-männlichen Qualität anzugehen, die der Bewusstseinsentwicklung des
Ich, Selbsterkenntnis, klares Denken und ein Verständnis für Ziel und Sinn schenken. Dank der
klaren Grenzen, die durch die männliche Qualität eingeführt wurden, erkennt der Geist sich selbst
und die „Anderen“ als separate Wesen und wird mit Geistesstärke und „Ego“ belohnt. Das jetzt
gereifte Ich wird ermutigt, eine Beziehung mit dem Anderen und der ganzen Welt einzugehen,
woraufhin es als einzigartiges, differenziertes und unabhängiges Wesen bestehen kann. Jetzt geht
es einen wohl definierten Weg und trotz der Hindernisse, die es aufgestellt hat, wird vom Ich als
nächstes verlangt, sich wieder zu verbinden, zu mit anderen zu kooperieren und an gemeinsamen
11
Ideal, nicht-dual, Einssein: Die unabgemilderte Präsenz der Weiblichkeit in der ersten Spalte erzeugt das Bedürfnis, dass
alles in einer idealen, heil-samen (ganzheitlichen) Form ist.
49
Entwicklungsaspekte der Tabelle - Übersicht
Wundersame Ordnung
Zielen teilzuhaben. Die bewusste Realisierung des Unendlichen, des göttlichen, gemeinsamen
Ursprungs aller Dinge wird ein Akt der bewussten Liebe, die es dem menschlichen Geist erlaubt
zur Quelle zurückzukehren, jetzt beladen mit Geschenken, die das Ergebnis seiner Reise sind.

Alles in allem beschreibt die Tabelle einen dynamischen Entwicklungs- und
Evolutionsweg, der mit dem Erleben des Einsseins der ersten Spalte beginnt und in der
letzten Spalte bei vollem Bewusstsein und Gewahrsein ankommt, wodurch die Seele
realisiert und anerkennt, dass es zugleich Trennung und Einheit gibt. Es scheint so, als
gehe die Richtung dieser Evolution zurück zu dem Alleinen, zur Quelle, aber dieses Mal
geschieht es aus freiem Willen und freier Wahl. Wenn die Entwicklung gehemmt wird,
wenn dieser dynamische Prozess verzögert wird, dann stockt der Fluss des Lebens und ein
Zustand von Krankheit kann auftreten.
Mann kann auch sagen, dass die dynamische Bewegung in den Spalten den Aufbau von Gefäßen
oder Behältnismöglichkeiten für die Lebensenergie beschreibt, die von Natur aus transformativ
ist und so alle anderen Arten von Entwicklung in der Welt in Bewegung setzt. Wenn die Gefäße,
in denen sie aufgehoben wird, schwach oder unausgeglichen sind, dann stockt dieser
Energiefluss, staut sich oder wird geschwächt, was zu Krankheit führt. In jeder Spalte müssen
Gefäße von unterschiedlicher Qualität ausgebildet werden. Daher spiegelt die Art der Pathologie
(Ungleichgewicht, Überfülle oder Mangel dieser Qualitäten), die in einer Spalte auftritt, die
Themen dieser Spalte wieder.
Vom Einssein zur Dualität zurück zum Einssein – die weibliche und
männliche Rolle
Der Ablauf der Spalten in der Tabelle beschreibt auch eine Entwicklungsreise, welche die
Dualität der Natur von seinem weiblichen zu seinem männlichen Pol durchquert. Die Spalten
enthalten am Anfang weibliche und am Ende männliche Lektionen einer Reise, welche die
Spannweite der Erfahrungen abdeckt, die durch die zwei Polaritäten entstehen, und die sie zu
einem dynamischen Ganzen vereinen soll, einer Dynamik, die alles erzeugt, was es in der Welt
gibt.
Das Weibliche und das Männliche sollten sich in der Dynamik, die jedem von uns innewohnt,
Mann oder Frau, ergänzen und unterstützen. Weil das Ungleichgewicht aber als Pathologie in der
einen oder anderen Qualität ausgedrückt wird, hat jede der Spalten einen eindeutig weiblichen
oder männlichen Charakter.
Die Dynamik zwischen dem elementar Weiblichen und Männlichen, wie sie hervorkommen,
wachsen, reifen, ihr Gegenüber absorbieren, aufeinander reagieren, erblühen und Früchte
tragen ist die Kraft, die den Prozess der Tabelle in Bewegung setzt.
1. Spalte
Weibliches
Element
dominiert.
Umfassen, in
Einheit, noch
formlos &
undifferenzie
2. Spalte
Das weibliche
Element ist immer
noch dominant,
aber der erste
Impuls des
Männlichen teilt
es und beginnt es
3. Spalte
Das
Männliche
kämpft um
seine
Freiheit –
fühlt sich
aber unter
4. Spalte
Das
Weibliche &
Männliche
erreichen
Ausgegliche
nheit. Das
Weibliche
50
5. Spalte
Das
männliche
Element ist
dominant. Es
spaltet sich
von dem
Weiblichen
6. Spalte
Weibliche und
männliche Elemente
sollen wieder vereint
werden, aber das
dominante Männliche
kann das Weibliche
nicht in sich
Entwicklungsaspekte der Tabelle - Übersicht
rt.
zu formen. Stark
& Schwach.
Wundersame Ordnung
erreicht
Reife.
Kontrolle.
und
unterdrückt
es.
einlassen, daraus
entsteht Krieg und
Kampf
In der Spalte Eins ist das Weibliche in seinem ursprünglichen Aspekt aktiv: lebenspendend,
allumfassend, vereinheitlichend, formlos und ewig-fließend. Von da an fängt es an den
männlichen Aspekt in sich aufzunehmen und ihm Richtung zu geben. Das Weibliche entwickelt
und bildet sich also aus und erreicht seinen Gipfel und seine Reife in der 4. Spalte, wo es lernt,
das Männliche gleichmütig in sich aufzunehmen, was es formt und ihm Richtung gibt. Von da an
wird das Männliche dominant und diktiert die weitere Seelen-Entwicklung indem es sich von
dem Weiblichen abspaltet, dessen Aktivität dann unterdrückt wird.
Weibliche archetypische Qualitäten
(Spalten 1-4)
Männliche archetypische Qualitäten
(Spalten 5-6)
Vitalisieren, stimulieren, strahlende, frei fließende
Energie
Liebe ist die Essenz des Lebens
Man ist was man fühlt
Fließen
Sein
Beeinflussende, bewegende Energie, fokussiert,
bestimmt, selektiv und exklusiv
Führend, bezeichnend, Grenzen setzend,
entschlossene Energie
Formend, eindringend, forschend
Befruchten, Leben formen, Vaterschaft
Herausforderung, Verwirklichung von Richtung,
zukunftsorientiert
Erkenntnis, denken, rationalisieren, Klarheit
Entschlossenheit, Entschiedenheit, Mut
Trennung und Einzigartigkeit
Leben wird durch Ziele und Aufgaben mit Absicht
geschaffen
Das Ziel im Leben ist die Essenz des Lebenssinns
Man ist was man tut
Festigkeit
Tun
Weibliches Ungleichgewicht in Spalte 1-4
Männliches Ungleichgewicht in Spalte 5-6
Mangel an Gleichgewicht, Formlosigkeit, Stagnation
Unbeständige Wandelbarkeit, Wankelmut
Unbegründete Ängste
Äußerer Rahmen ersetzen innere Stärke
Hysterie
Ideen und Formen werden zu strengen Gesetzen
Will nichts verändern
Aberglaube
Belebend, animierend, veränderliche Energie
Umfassend, durchlässig, kommunikativ
Nähren und Leben gebären, Mutterschaft
Hier und Jetzt, existierende Wirklichkeit, Präsenz
Emotionen und Intuition
Hingabe, Aufgabe und Ekstase
Vereinigung, verbinden, verschmelzen, Einheit
Leben entsteht aus Liebe
Religiöser Fanatismus, Rigidität, Zwangsstörungen
Einschränkung und Gesetz, Kritik, Verdrängung
oder Unterdrückung, Diktatur, hierarchische
Einstellung
Eindringend, zudringlich
Mangel an Grenzen und Unterscheidungskraft,
undifferenziert, Selbstverlust
Durchdrungen, verschlungen, aufgelöst, überflutet
Keine Kapazität etwas aufzunehmen, schwaches
Gefäß, Mangel an Unterscheidung
Mangel an Klarheit
Unfähig Emotionen zu regulieren, in Emotionen
ertrinken, Süchte, Realitätsflucht
Engstirnig, straffend, in Richtung Lähmung gehend
Mangel an Entschlossenheit und Zielstrebigkeit
In der alltäglichen Routine verloren, Ziel und
Vision aufgeben
51
Entwicklungsaspekte der Tabelle - Übersicht
Wundersame Ordnung
Trügerisch, verlockend, umgarnend, verführend
Feigheit, diktatorisch, kämpfen, Krieg
Der weibliche Aspekt (auf der linken Seite der Tabelle in Spalte 1-4) beschreibt den Prozess der Ich-Herausbildung
und Ich-Integration und schafft die Basis für Urvertrauen und die Fähigkeit zu lieben und geliebt zu werden. Erreicht
wird dies durch die unterstützende Mutterliebe und andere weibliche Qualitäten, der ersten Dimension der Liebe
(nach Didier Grandgeorge12).
Ab der fünften Spalte (auf der rechten Seite der Tabelle) setzt sich die Entwicklung über den männlichen Aspekt
fort, dessen Aufgabe es ist, das aktive Handeln in der Welt zu vermitteln und das Ich in Grandgeorges zweite
Dimension der Liebe zu transferieren. Die Liebe anderer. Ist das Fundament des Ich sicher, kann die Männlichkeit es
weiter verstärken, indem sie eine komplette Spaltung innerhalb der Einheit bewirkt, eine Separation, die Anderssein
ermöglicht. Das Ich entwickelt sich bis es das Andere, die Welt und alles jenseits des persönlichen „Ich“ anerkennt
und sollte bewusst handeln können, indem es die zwei Aspekte seiner Natur integriert.
Traurigerweise findet man in der sechsten und letzten Spalte wenig Integration des Weiblichen und des Männlichen
und die Entwicklung zur nächsten Ebene steht noch aus. Die nächste Ebene, die höchste Dimension der Liebe, ist die
Ebene von bedingungsloser Liebe und schafft es das eigene Leben mit dem Leben in der Gemeinschaft, das
Männliche und das Weibliche zusammenzubringen. Der immanente Drang zur Vollendung einer neuen Ebene der
Liebe, die sowohl bewusst als auch (seiner) selbst-bewusst erlebt wird, ist die ultimative Instanz hinter der
Entwicklung und der Evolution in der Tabelle. Deshalb läuft die Tabelle auf siebte Spalte zu: Das Ende der Oktave,
der siebte Tag der Schöpfung (der Sabbat), das Kommen des Messias, das Erreichen eines Christus-Bewusstseins
oder eines Buddha-Bewusstseins, etc.
In dieser Reise sind Weiblichkeit und Männlichkeit, egal ob positiv oder negativ, egal ob ausgeglichen oder
unausgeglichen, immer die Kraft, die den Entwicklungsprozess in der Tabelle antreibt.
Schlussfolgerung: Die Entwicklungsstadien sind aus dem Stoff der Menschenwelt 13 gemacht. Deshalb können die
selben Muster in der Evolution und im Mineralreich, in der menschlichen Entwicklung und in der Evolution der
Menschheit und der Zivilisation beobachtet werden. Jede Phase dieser Entwicklung findet in den Lektionen eines
Menschenlebens Ausdruck. In der Beziehung mit sich selbst, mit der Familie und mit anderen, in Partnerschaft und
Sexualität, in den Bereichen Arbeit, Geld, Glaube und Religion. Sogar in den sechs Chakren des Körpers finden wir
Parallelen zu diesen Entwicklungsstadien. Auf makroskopischer Ebene, hat jede Spalte einen analogen Ausdruck in
der Geschichte der Menschheit, in der kulturellen Entwicklung und sogar in der Literatur und anderen
Dokumentationen dieser lehrreichen Wanderschaft in Richtung Reife und Menschsein: in Mythen, Legenden,
Volkstum und Schöpfungsgeschichte und in allen Märchen, in denen der Mensch sich für sich selbst beschreibt. Wie
Fraktale drückt das Universum die selben Muster oder Vorlagen in unzähligen Formen und Varianten aus. Durch
genaues Beobachten entdeckt man die Ordnung, welche die Archetypen und Muster der Schöpfung14 wiedererzählen
und wiedergeben – die Geschichte der wundersamen Ordnung der Welt.
12
Das dreimal beseligte Herz – Liebe und Homöopathie
13
‘Menschenwelt’ ist ein Begriff, der von dem Philosphen Rudolf Steiner stammt und bezeichnet die Verbindung zwischen
dem menschlichen Wissen und dem Weltwissen. Der Mensch wird als Mikrokosmos beschrieben, der alle Archetypen des
Universums beinhaltet. Diese Idee, dass der Mensch die Personifizierung der gesamten Natur ist (‘wie oben, so unten’) taucht
auch in anderen Quellen wie den alten esoterischen Texten und der Kabbalah auf.
14
In der Kabbala beschreibt der Begriff „Adam Kadmon“ (der erste Mensch) die Muster und Wege der Schöpfung,
den holographischen Bauplan des Universums, die archetypische, fraktale Gussform der Welt. Das Porträt von
Adam Kadmon ist das Bild des Universums in seiner Ganzheit, beinhaltetet aber auch eine detaillierte
Beschreibung der menschlichen Entwicklung und Evolution, woher die Menschen kommen und wohin sie gehen,
bis hin zu ihrer Verschmelzung mit dem Unendlichen, wenn Mensch und Schöpfung ihren Zweck erfüllt haben. Ein
weiteres Bewusstsein. Dieser Begriff beschreibt die Verkörperung des Göttlichen im menschlichen Geist und wie
dieser hinab stieg in die Materie um Seelentransformation und Transzendenz zu erreichen.
52
Entwicklungsaspekte der Tabelle - Übersicht
Wundersame Ordnung
Erst wenn die gesamte Materia Medica auf die botanischen evolutionären Achsen
übertragen wird, kann man ihre ganze Bedeutung ermessen. Wie die Buchstaben eines
Alphabets, die eine zusätzliche Bedeutung erhalten, wenn sie auf eine besondere Art
angeordnet werden und ein Wort oder einen Satz formen, enthüllt auch die Materia
Medica, wenn sie in die natürliche, entwicklungsgeschichtliche Ordnung des
Pflanzenreiches gebracht wird, einen zusammenhängenden historischen Bericht der
Evolution der Menschheit und der menschlichen Entwicklungsstadien.
53
Entwicklungsaspekte der Tabelle - Übersicht
Wundersame Ordnung
54
Spalte 1
_________________
_
Wundersame Ordnung
Spalte Eins – Vor der Trennung
Ursprünglich, grenzenlos, unterschiedslos, vor dem Ich
Im weiblichen Prinzip aufgehoben und aufgelöst, während das Ich schwach, undeutlich,
abhängig, leicht zu beeinflussen und zu beeindrucken ist
Die grundlegende Aufgabe der ersten Spalte ist, dass man lernt, die Lebensenergie in einem Gefäß
(die materielle Realität) zu bewahren. Hauptthemen dieser Spalte sind Einssein, ideale
Perspektive, Einheit, nicht-Dualität, Anfang, Naivität, unrealistischer Idealismus, kindische
Lebensanschauung, zum Ganzen zurückkehren und sich darin auflösen, schwaches Ich, verborgen,
undefiniert, grenzenlos, undifferenziert, mangelnde Unterscheidung, fehlende Grenzen,
wechselhaft, weibliche Qualität.
Schlüsselwörter
Eins, Einheit, Vereinigung, ideale Existenz, unreife Vorstellungen
Anfang und Durchbruch – Initiative und anfänglicher Antrieb
Künstlerisch, erfinderisch, phantasievoll, emotional, wechselhaft
Ursprünglich, naive Weltanschauung, ideale (ideelle, nicht duale) Wahrnehmung
Unreife, Impulsivität, kann wenig bewältigen
Amorph, undeutlich und verschwommen, uneindeutig, undifferenziert
Mangel an Grenzen, ohne schützende Haut, nicht geerdet
Hellsichtig, naturverbunden, spirituell
Beeindruckbar, abhängig, hilfsbedürftig. Symbiose. Grundbedürfnisse.
Bedürfnis dazuzugehören, sich wieder zu vereinen, Teil zu sein. Suche nach
unterstützendem Rahmen.
Flucht, spaced out, zerstreut, geistesabwesend, ADS, Sucht
Reaktion: äußerliche Rigidität und Grenzen setzen. Kontrollbedürfnis
Weibliche Qualität, Wasser und Emotionen, empfangend, rund
Bevorstehendes Materialisieren – die weibliche Qualität
Der Anfang der Ich-Entwicklung ist die ursprüngliche, elementare, allumfassende Lebensenergie, die einen Zustand
von Einheit und Ganzheit darstellt, der zwar erfahren aber nicht bewusst erkannt
werden kann. Aus dieser Unendlichkeit und diesem Einssein heraus beginnt ein
Prozess der Reduzierung (Tzimtzúm15), eine Folge von Emanationen des
Göttlichen, weil sie sich aufmachen und sich in die endliche Pluralität der
Schöpfung umwandeln. Es handelt sich um einen Prozess der Separation aus der
einheitlichen Existenz heraus und um die Materialisierung in die vielen
Möglichkeiten, wobei alle endlich sind aber jede unterschiedlich ist, das heißt, um
die Materialisierung in diese Welt.
15
Tzimtzúm (Reduktion, Kontraktion, Rückzug) ist ein kabbalistischer Begriff, der die ersten Schritte im Schöpfungsprozess beschreibt, wenn
sich das Unendliche kontrahiert und seine eigene, absolute Essenz aus seiner Mitte heraus zurückzieht. Dies eröffnet einen Hohlraum, in dem die
von Natur aus endliche Schöpfung scheinbar selbständig entstehen kann. Außerdem wurden in diesem Moment der Schöpfung Gefäße in dem
leeren Raum erschaffen die sich langsam mit Licht füllten. Weil diese Gefäße aber nicht stark genug waren, um die Kraft des unendlichen Lichts
zu fassen, zerbrachen sie (‚Zerbrechen der Gefäße‘ oder shevirát ha-kelím). Daraus entstand das Bedürfnis nach Verbesserung (tikkún): Der
Prozess die Unzulänglichkeiten der materiellen Welt zu korrigieren, zu reparieren und zu perfektionieren, indem die Gefäße bis zu einem Zustand
von Ganzheit aufgebaut werden, und die größte Kapazität erreichen, um das Unendliche Licht fassen zu können. In anderen Worten: Während
durch die Kontraktion des Unendlichen die Materialität der Welt die spirituellen Ursprünge der Schöpfung verbirgt, stellt das Reparieren der
Gefäße die Einheit bewusst wieder her und deckt die vollendet göttliche Natur der Welt wieder auf.
55
Spalte 1
_________________
_
Wundersame Ordnung
Diese Bewegung, dieser Fluss der elementaren Lebensenergie wird in der ersten Spalte als weibliche, lebenspendende
und gebärende Qualität ausgedrückt. Die grundlegende Lebensenergie ist in Wahrheit eine einheitliche Energie und
deshalb asexuell. Aber in der Schöpfung verkleidet sie sich. In den ersten Stadien beginnt sie das Leben zu formen.
Aus der Leidenschaft zu geben, erwächst die feminine Natur des Lebens, die Energie kleidet sich also weiblich. (Und
tatsächlich kommt jede Geburt aus einer weiblichen Energie, d. h. aus der Spaltung in weiblich/männlich der zu
Grunde liegenden Ur-Energie). In der ersten Spalte entsteht der Antrieb für das menschliche Ich: die mentale,
emotionale und körperlichen Ebene. Sie sind anfänglich nur in einer ganz ursprünglichen Form zu beobachten.
Die Fähigkeit, sich in der physischen Welt zu materialisieren beginnt mit der lebenspendenden Qualität des
Weiblichen. Das Weibliche hört den Ruf der Schöpfung: „Wo bist Du?“ [Wo ist Bewusstsein?] und antwortet darauf
indem es anfängt sich zu verändern und zu entwickeln. Der hier beginnende Lernprozess, wie etwas in der physischen
Welt funktionieren kann, ist wie eine einsetzende Bewegung ohne klare Richtung oder ohne Ziel, eine flüssige
Qualität. Da das Zusammentreffen von formlosem Geist und Materie so uranfänglich ist, wird der Kampf um
genügend psychische oder körperliche Stärke, damit man diese Energie fassen16 kann, voller Schwierigkeiten sein.
Menschen der ersten Spalte leben oft in ihrer eigenen Welt, schwebend, abgehoben (spaced out) und abwesend oder
sie versuchen diese Welt auf jede erdenkliche Weise zu vermeiden.
Schwierigkeiten mit dem bewussten Gewahrwerden und der Verwendung des (männlichen)
Verstandes
Wir haben bereits festgestellt, dass eines der Ziele des menschlichen Daseins die Entwicklung zu einer größeren
Bewusstheit ist und dass Krankheit entsteht, wenn man diese innere Stimme ignoriert. Ein Mensch der ersten Spalte
stoppt diese Entwicklung durch seinen Widerwillen sich zu materialisieren (deshalb lebt er in einer Blase, ohne
Verbindung zu materialistischen Tätigkeiten), durch das Bedürfnis in dem Erleben des Einsseins zu bleiben und durch
die Unfähigkeit Bewusstsein zu erlangen oder den bewussten Verstand in die Vorgänge des Lebens zu integrieren.
Deswegen sind Aufmerksamkeitsdefizit-Störungen und eine schwebende Empfindung typisch für diese Spalte, von
Nux-m über Asar bis Op. Der Mangel an Bewusstheit und der Schwäche des Geistes lassen unerklärliche Ängste
(Acon, Adon, Actea, Berb, Camph, Cimic) und eine Tendenz zur Flucht entstehen, anstatt sich den Herausforderungen
zu stellen. Daraus erwachsen Schwierigkeiten sich verbal auszudrücken. Patienten kommen mit einer Liste zum
Termin, weil sie es schwierig finden, ihre Beschwerden zu berichten. Sie erleben die Realität zwar lebhaft aber sie
können es nicht beschreiben, weil ihr ursprüngliches Erleben in dieser frühen Phase der Entwicklung noch nicht
kommunizierbar ist. Ihre Abwehr und ihre Reaktion auf Schwierigkeiten sind eine Flucht und ein Rückzug in einen
abgeschirmten, abgeschlossenen und geschützten Zustand.
Mangel an Differenzierung, Bedürfnis nach Klärung
Die Herausforderung für die Menschen aus der ersten Spalte ist es, die Vielschichtigkeit der materiellen Welt zu
entschlüsseln und zu erlernen: Was ist das Objekt und was das Subjekt? Was ist Einbildung und was Realität? Was bin ich
und was bin ich nicht? Solche Leute finden es schwierig zwischen ihrem eigenen Willen, Wünschen und Gefühlen und
denen anderer zu unterscheiden.
Mangel an Grenzen und Unfähigkeit etwas zu behalten
Das Behalten in einem Gefäß ist eine weibliche Fähigkeit. In dieser Spalte sieht man eine beginnende aber noch
unzureichende Fähigkeit etwas bei sich zu behalten. Das Ich ist noch nicht stark genug um die Emotionen
zurückzuhalten. Dies kann zu impulsivem, irrationalem, vom Unbewussten gesteuerten Verhalten wie der Angst von
Acon, der Maßlosigkeit von Pip-m, dem großen Sexualtrieb von Lotus und den Suchttendenzen von Staph führen.
Launenhaftigkeit und unverständliche Emotionen sind typisch und führen in extremen Fällen zum „Brechen des
Gefäßes“, was sich als psychotischer Ausbruch manifestieren kann, wie bei Nymph und Camph. Meistens wird dies
aber seinen Ausdruck als Reizbarkeit und Empfindlichkeit finden. Aufgrund des nebulösen Zustandes ihres eigenen
Ein Behältnis oder ‘Gefäß’ bezieht sich in der Kabbala auf die Fähigkeit, Bewusstsein in der materielle Sphäre zu manifestieren, indem man
lernt Potenzial in Realität zu transformieren. D. h. die Sefirot auf der einen Seite und die menschliche Entwicklung auf der anderen (K.
Nechustan).
16
56
Spalte 1
_________________
_
Wundersame Ordnung
Bewusstseins werden sie von anderen leicht beeinflusst und überredet. Ihre Nerven liegen blank und werden leicht von
externen Faktoren beeinflusst, was zu Unbeherrschtheit führt.
Die Grenzen sind schwach und leicht zu überwinden, was bei den Grenzen zu Flüssigkeiten (weibliches Element)
besonders ins Auge fällt. Die Schleimhäute produzieren ein Übermaß an Flüssigkeit als Reaktion auf ein Eindringen
von Außen (wie bei den Allergien und der Diarrhö von Podo und den Blutungen von Cinnam), die Blutgefäße können
ihre Flüssigkeiten nicht halten, so dass es häufig zu Hämorrhagien kommt (Cinnam). Es kann Probleme mit dem
Wasserlassen geben und der Uterus kann eine Schwangerschaft nicht aufrechterhalten (Sass, Cinnam, Arist). Auf der
anderen Seite kann es zu Trockenheit kommen (Camph), da der Körper insgesamt nicht als Gefäß funktioniert und so
die Flüssigkeiten aus dem Körper entweichen. Analog kann der Verstand Gedanken nur schwer „behalten“, und
mangels eines deutlichen Gefühls für die eigene Identität, gibt es Probleme mit der Aufmerksamkeit und
Konzentration. Der mentale Aspekt ist noch formlos, so dass der Verstand zur Fluch tendiert. Gedanken entkommen
leicht (Clem, Hell, Op, Ran-b, Nux-m, Asar, Magnol), und man findet häufig eine schwebende Empfindung, ein
schwaches Gedächtnis und die Tendenz sich zu verlaufen. Kurz gesagt kann der Organismus die elementare Energie
mit ihrem grenzenlosen Potenzial nicht umfassen und „leckt“ deshalb in jeder Hinsicht – körperlich, emotional und
mental.
Schwaches Ich
Die gänzlich weibliche Essenz der ersten Spalte, die potenziell alles enthält, von der aber bislang noch nichts verbreitet
wurde (das „Selbst“ nach Jung), soll das Ich gebären. Da dies der erste Schritt auf der Suche nach Einzigartigkeit und
Erlagen einer Selbst-Bewusstheit ist, erscheint das Ich in der ersten Spalte noch in einer unterentwickelten, schwachen
Form. Deshalb tendiert es dazu, sich von allem leicht beeinflussen zu lassen, z. B. von erschreckenden Ereignissen
(Acon), Ärgernissen (Staph) und überzeugenden Leuten (Puls, Heroin). Das Ich ist in der ersten Spalte noch ganz
kraftlos und dies ist ein wichtiger Punkt in der Differenzialdiagnose. Trotz der Fähigkeit die Natur einer Situation zu
erkennen, ist das Ich nicht stark genug, um richtig darauf zu reagieren. Ein besonders typisches Symptom tritt nur bei
Sang und Cocc auf: Erkennt alles, kann sich aber nicht bewegen. Deswegen ist ein Gefühl der Hilflosigkeit häufig
(Chel, Camph, Hell, Puls, Staph), das die Person oft lähmt (Sang). Der Wille ist schwach, er wendet Kraft auf, hat aber
keinen Erfolg.
Für das schwache Ich ist es schwierig, den schnellen, anspruchsvollen und stürmischen Rhythmus unseres heutigen
Lebens zu bewältigen. Der Mangel an Selbstbewusstsein ist typisch für diese Leute und führt oft dazu, dass sie sich
Unterstützung von einer starken Person oder einer Gemeinschaft suchen, in der sich jeder aufgehoben fühlt. Das
Streben, an etwas teilzuhaben, weil sie Schwierigkeiten haben, sich in der Welt zu behaupten (Wahnidee, allein in der
Welt: Puls, Camph).
Anpassung
Da es heutzutage eher ungünstig ist, weich zu sein und ein schwaches Ich zu haben, entwickeln diese Menschen oft
kompensatorische Lebensstrategien. Durch ihre grenzenlose Natur sind sie in der Lage, sich zu verformen und sich an
verschiedene Situationen anzupassen, deshalb werden manche heftig, andere verschleiern und verschönern die
unangenehme Wahrheit und wieder andere lügen und täuschen (Puls, Staph, Op, Morph). Der Homöopath
Krishnamurthy beschreibt Puls als Mittel für aggressive, betrügerische Geschäftsleute, die sich an jede Situation
anpassen können. Sie können eine Maske aufsetzen und eine starke Identität zur Schau stellen, die mit ihrer inneren
Formlosigkeit und ihrem Klammern nicht in Einklang steht.
Mangel an Differenzierung und Unterscheidung
Der Mangel an Grenzen und das schwache Ich beruhen auf der ursprünglichen Natur der
ersten Spalte. Wie ein Embryo im Bauch der Mutter erlebt ein Mensch aus der ersten Spalte
in jeder Hinsicht einen Mangel an Grenzen, Differenzierung und Urteilsvermögen:
zwischen sich und den anderen, Menschen und Tieren, zwischen gut und schlecht, zwischen
angemessenem und übermäßigem Geben, zwischen dem Reinen und dem Unreinen, usw.
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Wundersame Ordnung
Dies kann auch ein fehlendes Urteilsvermögen im sexuellen Bereich (Promiskuität, mangelnde Libido, Verwirrung um
die sexuelle Identität), beim Essen (Adipositas, Magersucht), zwischen Realität und Traumwelt oder bei der
Orientierung in Zeit und Raum sein.
Kontrolle
Grenzenlosigkeit ist heutzutage unvorteilhaft. Deshalb lernen diese Menschen mit der Zeit, diesen Mangel zu
kompensieren, indem sie ihre diffuse, zerstreute Art kontrollieren und in Schach halten (Chel, Puls). Sie versuchen das
Chaos in ihnen und in ihrem Leben zu kontrollieren. Sie kommen vielleicht mit Listen zur Anamnese und diktieren
dem Homöopathen, was er sich notieren soll. Angst vor Kontrollverlust ist häufig (Furcht, Kontrolle verliert – Staph;
Dinge zweimal überprüfen: Puls, Podo; Furcht/Wahnidee geisteskrank: Acon, Chel, Cimic, Hell, Puls, Staph), aber
zum Großteil geht es bei dem Kontrollbedürfnis um die Empfindung, dass alles kurz vor dem Zerbrechen, Zerfallen
und der Auflösung ist und sie reagieren darauf, indem sie krampfhaft an ihrer eigenen Welt festhalten (normalerweise
ohne andere zu kontrollieren).
Überempfindlichkeit, „Ich habe keine Haut“
Durch die Grenzenlosigkeit, die Beeindruckbarkeit und die Ich-Schwäche kommt es zur Überempfindlichkeit. Alles
dringt ein, verletzt, übererregt und reizt, was in einer Überempfindlichkeit gegenüber Geräuschen (Asar, Op), Schmerz
(Acon), Licht (Sang) und alle externen Eindrücke (Staph, Sang) resultiert. „Dies wird oft als Empfindung ‚keine Haut
zu haben‘ oder als völlige Schutzlosigkeit gegenüber der Außenwelt ausgedrückt“, (Mahesh Gandhi). Ohne Schutz ist
die Hauptverteidigungsstrategie Flucht oder Ausweichen, was zu den typischen Zuständen führen, in denen sie sich
abgehoben (spaced-out) und getrennt fühlen. Die Empfindsamkeit des Ich und ihre Naivität vergrößern den Schock
und Schmerz noch, der empfunden wird, wenn sie die Welt als mangelhaft wahrnehmen.
Naivität und Harmonie, braucht eine Idealwelt
Über die Ich-Schwäche hinaus, erzeugt die einheitliche Qualität der realen Welt, die man in der ersten Spalte findet,
ein Bedürfnis nach einem konfliktfreien und harmonischen Leben. Es gibt eine Sehnsucht nach einer ganzheitlichen,
idealen (nicht zweigeteilten, nicht dualen), einfachen Welt, welche die einzig wahre Wahrheit verkörpert. Menschen
der ersten Spalte suchen nach dem Ideal in Beziehungen und in jeglichem Ereignis im Leben (Scholten), und ihre
Empfindsamkeit verstärkt den Schock, den Schmerz und die Enttäuschung, wenn Dinge sich als anders erweisen
(Acon, Cimic, Cocc, Lotus, Podo, Puls, Staph, alle Ranunculales). „Deswegen kann Staph keine Ungerechtigkeit
ertragen“ , (C. Rosenthal).
Phantasie, Gefühle und Intuition, Instinkt, Sucht und Ekstase
Das ursprüngliche, nicht unterscheidende und grenzenlose „Ich“ der ersten Spalte existiert in einem träumerischen,
emotionalen, intuitiven, phantasievollen, nicht-verbalen Zustand. Häufig hinterlassen Bilder keine Erinnerung, außer
eines vagen Eindrucks, einer Empfindung oder eines Gefühls. Oft können diese Leute sich gut emotional und
künstlerisch ausdrücken, gleichzeitig sind sie schwach im intellektuellen Ausdruck.
Die Fähigkeit zu träumen und zu phantasieren, fördert das künstlerische Talent. Durch die Fließfähigkeit des Ich kann
das aber auch dazu führen, dass sie zu sehr in eine Phantasiewelt abgleiten, woraus eine Rückentwicklung des Ich und
Suchttendenzen resultieren können (mehr die Hälfte dieser Mittel wird unter Alkoholismus aufgeführt). Dies führt zu
einem allgemeinen Zustand von Ängstlichkeit und der Tendenz in den Tiefen der Seele verloren zu sein (Camph,
Cimic, Hell, Morph).
Unter Kontrolle des Unbewussten, transzendente Qualität, gering oder erhaben
Es kann sich eine Art existenzielle Skeptik entwickeln: „Lebe ich, oder ist das alles eine Illusion?“. Es gibt ein
instinktives, intuitives Gewahrwerden, entweder unbewusst oder über-bewusst (Hellsichtig, prophezeit: Acon, Chel,
Camph, Fum, Hell, Hydr, Nux-m, Op, Podo, Puls, Staph). Dies kann dazu führen, dass sich diese Menschen mit
vergangenen Leben und Spiritualität beschäftigen. Starke innere Gefühle, die nicht vom Intellekt und vom IchBewusstsein mitgetragen werden, können zu irrationalen Emotionen führen. Deshalb ist Camph höchst ängstlich und
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Wundersame Ordnung
schreit um Hilfe und Chel und Op erleben schreckliche, unaussprechliche Schmerzen. Alte, versteckte Traumata
führen zu einem unbewussten Leiden, das nicht artikuliert werden kann und deshalb im Verborgenen bleibt.
In der ersten Spalte hat die Reise des Geistes zur Selbst-Erkenntnis begonnen. Nachdem sie durch die niedrigeren
Stufen der Bewusstwerdung und den träumerischen Zustand der ersten Reihen („Wer bin ich und warum bin ich
hier?“) verlief, endet die Reise in der ersten Spalte mit dem Verständnis und dem grundlegenden Erkennen des
Potenzials des Wachstumsprozesses. Aber weil der Geist noch keine Fähigkeit zum Handeln hat, führt dies zu einer
Empfindung von emotionaler oder körperlicher Lähmung (Acon, Arge, Asar, Camph, Fum, Morph, Nux-m, Op,
Morph, Pip-m, Sang).
Körperliche Affinitäten
Die körperlichen Probleme dieser Spalte drücken sich im Gehirn (Unfähigkeit, einen Gedanken zu behalten, Tumore
wie bei Cocc, Hell, Hydr, Staph und vielleicht Lotus), im Fortpflanzungssystem (Unfähigkeit eine Schwangerschaft zu
erhalten und Menstruationsblut zu behalten), durch Allergien (Eindringen und Unfähigkeit, Flüssigkeiten zu behalten)
und generell in allen Körperflüssigkeiten (das Wasser-Element des Weiblichen) aus.
Geld in der ersten Spalte
Es gibt eine riskante und manchmal unrealistische Haltung zu Geld. Anfänglich ist Geld kein Thema. Man verdient es
(und gibt es aus), einfach und ohne viel Anstrengung, es kommt und geht mehr als dass es einen Selbstzweck hätte. Es
kann zu einem Mittel zum Hedonismus und monetären Vergnügungen werden. Auf der anderen Seite kann es als
etwas Schlechtes angesehen werden, als notwendiges Übel. Es kann schwierig werden, im Berufsleben Fuß zu fassen
und seinen Lebensunterhalt zu verdienen, also entwickelt sich mit der Zeit, um den ungeerdeten Zustand und das
unaufmerksame Geldausgeben zu kompensieren, das Bedürfnis, seine Finanzen zu kontrollieren. Weil sie ein
schwaches Ich haben, kann es sein, dass diese Menschen in ihrer Karriere feststecken oder scheinbar nie genug Geld
haben, was zu einer Angst vor finanzieller Knappheit führt.
Beziehungen und Sexualität
Das Bedürfnis nach einer Beziehung ist stark, aber es wird aufgrund der Unfähigkeit sich selbst von den anderen zu
trennen, aufgrund der Schwäche im Wahrnehmen von Nuancen und Signalen in Beziehungen und aufgrund von
Schwierigkeiten beim Verbalisieren der eigenen Gefühle nicht so leicht offensichtlich. Eine Tendenz zur CoAbhängigkeit besteht durch den Wunsch, sich wieder zu vereinen. Es ist eine Suche nach jemandem, der stark ist, an
den man sich anlehnen kann, und emotionale Enttäuschungen sind unvermeidbar, wenn der andere als unnahbar
wahrgenommen wird. Dennoch geht die Suche nach der idealen Beziehung weiter. Auf der anderen Seite führt der
Mangel an Grenzen eventuell zu wahllosen Beziehungen mit vielen Partnern (Lotus, Nuph). Es kann dazu kommen,
dass diese Person zu einem schwachen, verletzlichen, abhängigen oder sogar unterwürfigen Partner wird. Die
Schwierigkeit, für seine eigenen Rechte einzustehen, resultiert oft in unterdrücktem Ärger und dem kompensatorischen
Bedürfnis nach Kontrolle in der Beziehung (wie bei Chel).
Die erste Spalte hat mit einer gestaltenden, kreierenden Energie zu tun, die erklärtermaßen sowohl sexuell als auch
feminin ist. Deshalb kann die Sexualität stark (aber unreif), wahllos und zügellos sein (Camph, Cub, Cinnam, Nuph,
Lotus, Pip-m, Staph). Je weiter wir durch die Reihen nach unten gehen, desto mehr wächst das Bedürfnis, diese
regellose Sexualität unter Kontrolle zu bringen und zu lernen, auf eine angemessene Art und Weise Sexualität zu leben
(Puls, Ran-b, Staph).
Andererseits kann die Sexualität auch einen schwachen Ausdruck haben. Das Ich ist noch schwach und seine
Fähigkeit, die sexuelle Energie auf körperlicher Ebene zu kanalisieren ist nur vorläufig, da das Behältnis [das Ich]
noch nicht in der Lage ist, die gesamte Kraft der ursprünglichen sexuellen Energie zu handhaben. Deswegen kann es
zu Impotenz oder exzessiver Selbstbefriedigung (Cocc, Nux-m, Op, Podo, Puls, Staph) und zu einem Mangel an
sexuellem Verlangen (Abneigung oder Verschlechterung durch Geschlechtsverkehr: Arist, Berb, Clem, Hell, Hydr,
Op, Puls, Staph, Podo, Ran-s) mit allgemeiner Lethargie kommen.
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Wundersame Ordnung
Auf der körperlichen Ebene der Sexualität, drücken sich die Unfähigkeit, die ursprüngliche Energie des Lebens zu
beinhalten und die schwachen Grenzen in der Schwangerschaft aus. Verschiedenste Verschlimmerungen in der
Schwangerschaft und bei der Geburt sind in den meisten Mitteln dieser Spalte zu finden. Der Uterus (das weibliche
Gefäß) kann eine Schwangerschaft nur schwer erhalten, der Fötus bleibt nicht, was zu einer Neigung zu Fehlgeburten
(vor dem Eintritt und dem Materialisieren in dieser Welt zurückschrecken), Hämorrhagien und Leukorrhö führt. Es
gibt Schwierigkeiten bei der Empfängnis und dem gesunden Schwangerschaftsverlauf (Cimic, Acon und Puls sind die
Hauptmittel um den Fötus im Bauch umzudrehen). Die Ur-Energie kann nicht gut behalten werden, so dass alles, was
zur Fortpflanzung gehört, eine Herausforderung wird. Deswegen treten bei Männern Prostata-Probleme auf. Das
schwache Ich, die Unfähigkeit, eigenständig zu existieren und der Mangel an Grenzen können zu sexuellem
Missbrauch auffordern (Berb, Arist, Acon, Op, Staph), was zu weiteren sexuellen Problemen führt.
Religion
Die Menschen der ersten Spalte sind in ihrem innersten Wesen noch an das Göttliche gebunden. Rein im Erleben des
Göttlichen zu verweilen ist für sie Selbstzweck. Sie suchen nach ekstatischen, ideellen Erfahrungen, wünschen sich,
mit dem Göttlichen vereint und verschmolzen zu sein (wie auf dem spirituellen Pfaden von Osho, Subud und im
Chabad) oder mit dem Repräsentanten auf Erden, dem Lehrer oder Guru zu verschmelzen. Sie suchen nach
Erlebnissen, die sie völlig einnehmen und mit sich forttragen. Ihr spirituelles Leben oder ihre religiösen Neigungen
gründen hauptsächlich auf Emotionen, Ekstase und einer tief im Herzen empfundenen Hingabe.
Sie suchen nach einer starken Führer-Persönlichkeit, auf die sie sich verlassen können. Religion liefert ihnen den
äußerlichen Rahmen den sie angenehm finden und ohne den sie verloren sind. Doch sie suchen hauptsächlich nach
Wärme und einem Pfad des Herzens und der Hingabe, egal welcher Religion sie angehören oder nach einer nichtrigiden, höchst spirituellen Richtung. Häufig begeben sie sich auf einen spirituellen Pfad, haben aber nicht die
Fähigkeit, das Erlernte zu verwirklichen und besuchen und probieren andauernd verschiedenste Seminare und
Methoden.
Die emotionalen, ekstatischen Qualitäten, die in der ersten Spalte erreicht werden, bilden die Basis für die
Entwicklung eines ideellen Standpunkts, der den Samen für das moralische Bewusstsein und Verständnis pflanzt und
für die Erkenntnis von gut und böse in den darauffolgenden Spalten 17. Auf ganz ähnliche Weise formt die reiche
Vorstellungskraft, die in dieser Spalte entwickelt wird, den mythologischen Hintergrund für das Regel-basierte
religiöse Leben, das typisch für die fünfte Spalte wird.
Genesis: Der erste Tag der Schöpfung und die erste Spalte
Spalte Eins entspricht dem ersten Tag der biblischen Schöpfungsgeschichte im Buch Genesis:
„Am Anfang …. war die Erde Chaos und leer, und Finsternis lag über der Tiefe. Und Gottes Geist schwebte über dem
Wasserspiegel. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war… und
schied das Licht von der Finsternis.“
Dies ist eine archetypische Beschreibung der ersten Phase der Schöpfung. Es beginnt mit der formlosen Leere – dem
unendlichen, absoluten, grenzenlosen, nicht-kausalen, „zirkulären“ Zustand ohne Anfang und Ende. Die Separation
wird als Vorbereitung für die zweckgebundene, gerichtete, „lineare“ Existenz geschaffen. Ein Übergang vom
Unendlichen zum Endlichen und von der kosmischen Einheit zur Dualität findet statt. Das Licht wird von Gott als gut
(vortrefflich) erachtet und deshalb wird es von der dunklen Leere getrennt. Dieser ganze Schritt der Schöpfung beginnt
und Endet innerhalb der Grenzen eines einzigen kosmischen Tages, was impliziert, dass alle Ereignisse noch in dem
Einen enthalten sind. Dieses archetypische Muster bezeichnet etwas, das noch ganz manifest werden muss, genau wie
ein Same, der bereits empfangen wurde aber noch nicht gekeimt hat. Dieses Stadium erschafft die erste Abgrenzung
im uranfänglichen Auseinanderstreben des Einen. Deshalb lernen wir, dass die größte Herausforderung dieses Tages
(und dieser Spalte) es ist, die Fähigkeit zu differenzieren und zu unterscheiden zu erlangen.
17
Rudolf Steiner, Aus der Akasha-Chronik
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Spalte 1
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Wundersame Ordnung
Das Wasser hat die weibliche Rolle bei der uranfänglichen Einheit und beim Empfangen der Lebenskräfte von dem
„…Geist Gottes, der über dem Wasserspiegel schwebte.“ Später wird das Wasser als kreative, alles erzeugende Quelle
der körperlichen Ebene, der Erde und des Firmaments, der Pflanzen und der Tiere dargestellt, ebenfalls mit einer
weiblichen, lebenspendenden Qualität. Der erste Tag der Schöpfung handelt also von dem Uranfänglichen und vom
Beinhalten, von Flüssigkeit, Unterscheidung und Differenzierung.
Die erste Spalte in der Geschichte der Zivilisation und in der gesellschaftlichen Evolution
Die reale Zeitspanne der ersten Spalte ist die längste und die am wenigsten definierte. Sie erstreckt sich über die
prähistorische Zeit, etwa von dem Ende der letzten Eiszeit bis vor 6000 bis 8000 Jahre. Am Anfang dieser Epoche
stiegen die Wasserspiegel der Ozeane, ein Ereignis, dass sich in den Mythen der Sintflut widerspiegelt, die es im
gesamten Menschheitsbewusstsein gibt. Im Mythos der Sintflut und der Arche Noah, deutet das Auftauchen der
(uterusförmigen) Arche aus der Flut bereits den Beginn einer neuen Ära und die bevorstehende Trennung an.
Das steigende Wasser aus dem abschmelzenden Eis trennte die zwei kontinentalen Hauptmassen: Amerika und
Eurasien, die zwei Hemisphären der Erde, die sich von da an unabhängig weiterentwickelten und sich der Existenz des
jeweils anderen nicht mehr bewusst waren (erst in der Zeit der sechsten Spalte werden sie durch die „Entdeckung“
Amerikas wiedervereint). Mit dieser Spaltung begann ein neuer Lauf der Evolution18. Tatsächlich beinhaltet die
erste Spalte etwas Neues, Reines: Ein neuer evolutionsgeschichtlicher Zyklus begann. Der Homo sapiens hatte sich
über den Großteil der Erde verbreitet, und der Kern des entstehenden menschlichen Bewusstseins wurde gebildet, die
Sprache entwickelte sich, der Mensch entdeckte das Feuer und lernte Materialien zu Werkzeugen zu formen und somit
bewusst in die materielle Ebene einzugreifen. Andere Menschen-Arten existierten noch, starben aber langsam aus. An
einem bestimmten Punkt führte ein kognitiver Sprung zur Revolution der Sprache und damit zur Entwicklung der
Vorstellungskraft und des symbolischen Denkens, wie man es an Höhlenzeichnungen sehen kann. Die Menschen
fingen an Mythologien und Geschichten zu entwickeln und sie über die Kunst und die Sprache weiterzugeben. So war
die Steinzeit die erste eindeutige Epoche der menschlichen Zivilisation.
Die biblische Parallele begann mit Adam und endete mit Noah und der Sintflut, dem Ansteigen des Wassers nach der
Eiszeit. Es heißt, dass sich nach der Flut verschiedene Stämme über die ganze Welt ausgebreitet ausbreiteten. Dies ist
die erste Epoche der jüdischen Zeitrechnung.
Es ist eine schamanistische Ära in der kulturellen Entwicklung der Menschen. Die Menschen kamen in kleinen
Gruppen zusammen, lebten als Nomaden, Sammler und Jäger, wurden in ihrem Leben durch naturverbundene,
schamanistische Fähigkeiten geführt: Durch spirituelle, intuitive, meditative und natürliche Visionen konnten sie
„sehen“ oder „in Träumen gehen“, wodurch sie eine Anleitung für die reale Welt erhielten. Da die Grenzen zwischen
Mensch und Natur nicht so deutlich waren, konnten die Schamanen ihr Volk in völligen Einklang mit den
Naturgesetzen führen, wodurch die Menschen ihr Leben in Harmonie mit der natürlichen Umwelt führten. Die
Menschen lebten in einer Kultur von kleinen Stämmen, in denen jedes Mitglied seine Aufgaben erledigte und die doch
wie eine Einheit funktionierten. Die heutigen Relikte solcher Kulturen sind die Aborigines und manche
18
Die Zeitalter vor der letzten Eiszeit waren ursprünglicher. Die Relikte aus dieser Zeit, die primitiven Pflanzen (von Lycopodium
bis zu den Koniferen) weisen die selben archetypischen Entwicklungsstadien wie die Blütenpflanzen (Angiospermen) auf und
deuten so darauf hin, dass sich die Evolution der Welt wie ein Fraktal immer wieder wiederholt, wenn auch in fortschrittlicheren
und weiter entwickelten Variationen. Die Grenzenlosigkeit dieser Zeit, mit ihrem charakteristischen Überfluss an Wasser, der
Grenzenlosigkeiten und Opulenz, was die Entwicklung riesiger Lebensformen ermöglichte (Dinosaurier, Riesen-Libellen,
Mammutbaum), und die [spirituelle] Grenzenlosigkeit dieser Zeit prägten sich in das kollektive Gedächtnis ein und drücken sich
als Mythen von Atlantis und vorsintflutlichen seltsamen Wesen aus. Es wird erzählt, das sich in dieser Zeit die höheren und
niederen Welten mischten, Engel oder Riesen [Nephilim] und Menschen kamen zusammen, Grenzen wurden überschritten, bis
die Naturgesetze übertreten wurden und alles wieder in den Ur-Wässern der Sintflut unterging. Diese grenzenlose und
fantastische aber noch unklare Charakteristik wird in den primitiven Pflanzen deutlich, deren Relikte noch in der ersten Spalte
nachhallen. Es heißt (bei R. Steiner), dass die Welt damals astraler und weniger materialistisch war, was der Grund für den
Mangel an Grenzen und die Fähigkeit, sich zwischen den Reichen zu bewegen war.
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Spalte 1
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Wundersame Ordnung
Indianerstämme wie das Volk der Kobi im nördlichen Amazonasgebiet Kolumbiens. Jedes Gruppenmitglied war
gleich wichtig und erledigte seine Aufgaben innerhalb des Stammes, und sie funktionierten zusammen wie eine
Einheit, das persönliche Ich spielte weniger eine Rolle.
Was wir aus dieser Zeit wissen, ist natürlich eher spekulativer Natur und stammt aus Geschichten und Mythen,
Channeling und von seltenen Stammeskulturen, deren Leben und Bewusstsein sich seitdem nicht so sehr verändert hat
und die immer wieder entdeckt werden.
* Typische Mythen für diese Zeit sind die verschiedenen Schöpfungsmythen, irische, keltische und nordische
Erzählungen über Feen, Wechselbälger, Selkies, Elfen, Frauen, denen ihre animalische Natur gestohlen und
weggebrannt wurde, Zwerge und elementare Kräfte. Die Mahabharata der indischen Tradition und in ähnlicher Weise
das Tao Te King, wenn auch später geschrieben, beschreiben ebenso charakteristische Themen dieser Spalte. Es gibt
auch moderne Geschichten wie Die Prinzessin auf der Erbse, Dornröschen, der Himmel über Berlin und Ein gewisser
Plume von Henry Michaux.
Die Spalten und die menschlichen Chakren
Setzt man voraus, dass der menschliche Körper eine Manifestation des gesamten Universums ist, scheint es so
zu sein, dass die sechs inneren Chakren (Energiezentren, die mit bestimmten emotionalen, körperlichen und
energetischen Funktionen in Verbindung stehen) sowohl mit den sechs Spalten oder Stadien der archetypischen
menschlichen Entwicklung, als auch mit den Entwicklungsstadien der menschlichen Zivilisation und der ganzen
Welt korrespondieren.
Die erste Spalte wird durch das erste Chakra oder Wurzelchakra verkörpert
Aus diesem Chakra entspringt die Grundenergie des ganzen Körpers, seine Lebenskraft und der grundlegende
Überlebensinstinkt. Dieses Chakra verbindet man mit Stabilität und Sicherheit in Bezug auf unseren Platz in der
Welt, wie auch mit einem existenziellen Selbstvertrauen (Urvertrauen), der Fähigkeit sich in dieser Welt zu
verwurzeln und dem Sinn für Erfolg und Misserfolg der eigenen Handlungen. Körperlich hängt es mit einem
guten Gleichgewicht, Erdung und der gesunden Sexualfunktion zusammen.
62
Spalte 2
Wundersame Ordnung
Spalte Zwei: hier oder dort
Seine Stärke suchen, klein oder groß, zwischen. Grenzen
Weder hier noch dort, zwischen den Welten – anfängliche Unterscheidung. Beschränkungen und Grenzen. Gerade getrennt, nicht
voll inkarniert. Eine anfängliche Separation hat stattgefunden aber man kann noch nicht voll wirken. Deswegen Gefühl, klein,
schwach zu sein, Stärke anstreben dabei aber noch oft versagen.
Schlüsselwörter
Hier oder dort, zwischen, Zweiteilung, dem anderen entgegentreten, nebeneinander gehen.
Unentschlossenheit, den eigenen Platz nicht finden, unreife oder wirre Sexualität
Grenzen
Separation und Zusammenkommen, „Ich“ in Beziehung zu etwas außerhalb (oder gegen) mich.
Grenzen setzen, Grenzprobleme (am Anfang der Spalte).
Klein und unvorbereitet vs. versuchen größer und stärker zu werden.
Atrophie und Zwergenwuchs oder Adipositas.
Versuch sich zu manifestieren und zu materialisieren.
Versuch stark zu werden, unverhältnismäßige Anstrengung, sykotisches Übertreiben.
Last, Verantwortung übernehmen, eine Last ohne die dafür notwendige Stärke tragen
Schwere, Anstrengung, Strapaze, unter der Last zusammenbrechen. Sisyphusarbeit.
Mangel an Selbstvertrauen, Versagen, sykotisches Verbergen und Verstecken.
In diesem anfänglichen Trennungsstadium fängt das Ich an, sich zu zeigen
und lugt aus der einheitlichen Grenzenlosigkeit des Selbst heraus. Es ist das
anfängliche Hervortreten aus dem überfluteten Dasein in dem unendlichen
und vereinten Zustands in der ersten Spalte. Das Ich fängt an, die
Unendlichkeit aufzugeben und sich selbst zu begrenzen um sich zu definieren
und zu trennen, damit es anfangen kann, seine eigene Identität aufzubauen
(deshalb kommen in dieser Spalte die Fragen bezüglich der Leistungsfähigkeit
auf). Eine Identität auszuformen erfordert eine Begrenzung und die
Bewusstwerdung dessen, was nicht Teil der eigenen Identität ist. Deshalb kommen in dieser Spalte Probleme mit
Grenzen und Beschränkungen auf und mit dem Zögern bei der Entscheidung zwischen zwei Optionen, diese Seite oder
jene, soll ich wachsen oder klein bleiben? Soll ich vereint bleiben oder soll ich mich trennen und meine eigene
Außenhaut entwickeln? Wenn ich Grenzen habe, sind sie stabil? Andere dringen in mich ein oder dringe ich bei
anderen ein? Analog dazu entwickeln sich die physischen Symptome entlang der Körpergrenzen (Haut, Schleimhäute,
Blutgefäße und Atmungsorgane).
Dies ist das erste Trennungsstadium, in dem das Ich anfängt, hervorzutreten und aus dem ungetrennten,
unbeschränkten, formlosen Selbst zu keimen. In diesem Stadium muss für die Entwicklung die Unendlichkeit
aufgegeben werden, um ein eigenes, definiertes Ich abzugrenzen, das in der Lage ist, seine eigene Identität aus dem
Feld aller Möglichkeiten (dem Selbst) herauszubilden. Deshalb kommt in dieser Spalte die Frage nach den Fähigkeiten
auf, die es ermöglichen, dass man in dieser Welt funktioniert. Denn das Herausformen einer Identität erfordert die
Definition von Grenzen, Fragen in Bezug auf Beschränkungen treten auf, Invasion und invadiert werden. Dazu
kommen die passenden körperlichen Symptome an den Körpergrenzen (Haut, Blutgefäße, Atmungsorgane und andere
Schleimhäute).
Die Menschen der zweiten Spalte präsentieren ein starkes Äußeres sind aber noch formlos und haben einen Mangel an
innerer Stärke, vor allem in den frühen Phasen der Spalte. Sie streben sehr danach, ein solides Selbstgefühl zu
Erlangen, verfallen aber oft in das Gefühl, klein und machtlos zu sein. Zum Beispiel ist Cann-i (Familie der Urticales)
voller Ideen wenn diese sich in der realen Welt aber nicht manifestieren, fahren sie fort Luftschlösser zu bauen, als ob
sie glaubten, dass die Reaktion anderer ihnen eine Selbstdefinition liefern würde. Sie müssen ein starkes Äußeres
zeigen, um ihre innere Schwäche zu verbergen.
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Spalte 2
Wundersame Ordnung
Etablieren von Grenzen, Separation, Zwischenzustand, Ameisenlaufen und Taubheit
Was ist eine Grenze? Was passiert in mir und was passiert außerhalb von mir, wenn ich mit der Welt in Berührung
komme? Wenn ich einen Apfel esse, wann hört er auf ein Apfel zu sein und fängt an Ich zu sein? Da die Grenzen nicht
klar sind, treten Probleme an den Begrenzungen des physischen Körpers auf. Z. B. an den Wänden der Blutgefäße
(Blutungen bei Fic-m), Ameisenlaufen und Taubheit oder die Empfindung, Insekten würden unter der Haut Krabbeln
(eine Eigenschaft der ganzen Spalte, die aber nur bei Ham aufgeführt ist). Viele der Mittel dieser Spalte zeigen
zahlreiche Hautsymptome (Jug-c, Ham, Urt): Die Körpergrenzen reagieren durch übermäßige Absonderung,
Überaktivität oder mit Taubheit. Es gibt eine Neigung zu Ekzemen, Urtikaria und einer Menge anderer Hautprobleme.
Die Spalte stellt zum ersten Mal existenzielle Fragen, in Bezug auf Grenzen: „Bin ich in dieser Welt oder in der
anderen?“, „Bin ich hier oder dort?“, „Bin ich ins nächste Stadium gegangen oder bin ich noch machtlos und stecke im
vorigen fest?“
Die Vorstellung, zwischen zwei Phasen festzustecken ist in der Regel ein Teil des Mittelbildes. Dies wird körperlich als
ein juckender, „unentschlossener“ Zustand der Haut oder als Konflikt mit der Existenz in dieser Welt (Cann-i, Jug)
ausgedrückt und bringt die Frage nach Autonomie, Kontrolle und Hilflosigkeit, Separation und Einheit, Größe und
Kleinheit hervor. Die Betonung liegt auf dem „Zwischenzustand“, auf dem Zögern: Im Niemandsland sein, eine
Unschlüssigkeit ohne Auflösung in die eine oder andere Richtung. In zwischenmenschlichen Beziehungen geht die
Tendenz dahin, dass man sich selbst als Gegner oder neben dem anderen herlaufend wahrnimmt, sich aber nicht mit dem
anderen verbunden fühlt.
Anstrengung und unvorbereitet sein
Weiter unten in der Spalte sieht man immer mehr Bemühungen, Macht zu erlangen und diese zu manifestieren (Carp,
Fagus, Querc-r). Der Geist möchte sich manifestieren, der Wille ist da, aber die Fähigkeit dies zu tun ist noch in den
Anfängen. Die maskuline Stärke des Ich ist noch nicht weit genug entwickelt um den Prozess zum Materialisieren zu
bringen. Deshalb sieht man am Anfang der Spalte hauptsächlich Tagträumen, einen Mangel an Präsenz, ein
Empfinden, klein zu sein und dabei die Anstrengung präsent zu sein und die materielle Welt in Angriff zu nehmen. Im
Laufe der Spalte entwickelt sich eine immer größere Bereitschaft und Fähigkeit zum Handeln, aber darunter bleibt das
Gefühl, klein zu sein und die Unfähigkeit, das Leben in dieser Welt zu bewältigen.
Klein vor einer Herausforderung sein. Kleinheit und Atrophie
Typische Probleme der zweiten Spalte haben damit zu tun, dass man im Unendlichen
absorbiert ist und den ersten Schritt macht und sich in die Welt hinaus wagt. „Soll ich klein
bleiben oder soll ich wachsen?“ Das Unendliche loslassen und nicht mehr Teil des Ganzen
zu sein, führt dazu, dass man sich klein und einsam fühlt. Während man vorher ein Teil
von etwas gewaltigem, unendlichem war, stellt sich durch die Separation heraus, wie klein
und beschränkt man in Wirklichkeit ist.
Wegen dieser Empfindung von Schwäche und Machtlosigkeit, kommt es zu dem Versuch,
Stärke zu sammeln. Aber dieser Versuch endet im Misserfolg weil das Ich noch nicht weit
genug entwickelt ist. Die Anstrengung ist zu groß und führt zur Erschöpfung: „Ich habe versucht, diese Last zu
schultern, aber sie ist einfach zu groß für mich.“ Die Hoffnung auf etwas, was sich noch nicht entwickeln kann, keimt
auf, was zu Frustration führt. Die materielle Welt zu konfrontieren erweist sich als zu große Anstrengung und Last,
was zu Ermüdung, Trägheit sowie Gelenk- und Leberbeschwerden führt. Es kann eine Entwicklungsverzögerung oder
Adipositas (Arales) geben, die mit dem selben Thema zu tun habe: zu groß oder zu klein sein.
Atrophie der Genitalien. Sykose
Im sexuellen Bereich, der jeden Wachstums- und Trennungsprozess begleiten sollte, findet man kleine, atrophierte
oder missgebildete Genitalien sowie Prostata-Probleme bei Männern. Die Differenzierung in Mann oder Frau aus dem
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Spalte 2
Wundersame Ordnung
Zustand der Einheit der ersten Spalte ist noch unvollendet. Dies wird als Mangel an Maskulinität bei Männern und
Mangel an Femininität bei Frauen ausgedrückt. Sie bleiben „dazwischen“. Die allgemeine Eigenschaft dieser Spalte ist
sykotisch, und einige der Mittel haben venerische Krankheiten, vor allem Gonorrhö (Calad, Ham, Lup, Sabal, Cann-i,
Cann-s).
Unverhältnismäßig viel Verantwortung übernehmen, übermäßige Anstrengung, sich übernehmen
In der zweiten Spalte fängt das Ich an zu realisieren, dass es auf sich gestellt ist. Von jetzt an hängt sein Schicksal
immer mehr von seiner eigenen Stärke ab, ein Thema das in der weiteren Entwicklung durch die folgenden Spalten
noch deutlicher wird. Deshalb gibt es eine deutliche Tendenz dazu, Verantwortung zu übernehmen, als ob alles von
einem abhängen würde (Querc-r). Aber das frisch getrennte Ich hat noch zu wenig wahre Stärke um diese Last zu
tragen und bricht unter der Anstrengung zusammen (Cann-s, Betul, Fic-r, Ham, Jug-c, Ulm), was schließlich zu
Auszehrung und Erschöpfung führt (Aln, Carp, Cecrop, Fag-s, Querc-r, Myric). Carb-v – Holzohle aus der Birke
(Betula), verkörpert als ausgebranntes Holz ohne Energie um die Last des Lebens zu tragen, diesen Zustand am
extremsten
Schwaches Handeln, sykotische Überaktivität
Poetisch könnte man sagen, dass, während es am Ende der ersten Spalte zur Empfindung kommt, die zukünftige Reise
vorherzusehen und sich das darin innewohnende Potenzial auszumalen, es in der zweiten Spalte den Wunsch gibt,
dieses erlangte Wissen „auf den Flügeln des Windes“ zu verbreiten. Diese Überaktivität spiegelt sich auch in der
Bestäubungstechnik der Pflanzen dieser Spalte wieder, die (bei den Zweikeimblättrigen) wieder zur alten Methode der
Windbestäubung zurückkehren, wobei eine enorme Menge Pollen produziert werden muss, um die Bestäubung zu
gewährleisten. Um mit dem Gefühl des „Kleinseins“ umgehen zu können, wird die Aktivität verstärkt. Die zweite
Spalte reagiert also mit sykotischer Überaktivität um sich an die Erfordernisse der materiellen Welt anzupassen, in die
der Geist sich in diesem Entwicklungsstadium zum ersten Mal gewagt hat.
In Spalte Zwei hat der Prozess der Materialisierung und der Erfüllung der Seele in dieser Welt ernsthaft begonnen und
zum ersten Mal wird die Realität als Quelle von Anforderungen und Herausforderungen wahrgenommen. Vorher, in
der ersten Spalte, gab es noch keinen Sinn für Anforderungen der Außenwelt, sondern es war eher die reine Existenz
einer ursprünglichen, elementaren, kreativen Energie. Dennoch erwächst das Bedürfnis, sich selbst auszudrücken,
etwas zu tun und präsent zu sein, was schließlich zu dem Wunsch führt, für seine Taten Anerkennung zu bekommen
(Respekt, Verlangen nach; Beschwerden, weil er nicht anerkannt wird: Ham). Die kreative, sexuelle Energie möchte
sich jetzt manifestieren und in dieser Welt präsent sein.
Das Grundproblem der zweiten Spalte ist Kleinsein. Auch wenn die Lebenskraft das Individuum dazu antreibt, kreativ
zu sein und in der Welt zu agieren, manifestiert sich diese Aktivität nicht gänzlich, weil das Ich als Gefäß noch nicht
stark genug ist, um die kreative Energie zu beinhalten. Das Ergebnis davon ist fruchtlose Aktivität: Zum Beispiel kann
Urt fordernd und grob in der Arbeit sein und drängt immer darauf, mehr zu schaffen, aber durch diese übermäßige
Tätigkeit bauen sie keine Stärke auf und die innere Schwäche bleibt bestehen. Ulm ist hierin ähnlich und findet es
schwierig, die Herausforderungen, vor die er in dieser Welt gestellt ist zu bewältigen. Die enorme Anstrengung
schwächt ihn bis hin zur völligen Erschöpfung.
Das Gefühl „Ich tue, also bin ich“ wird im Laufe der Spalte nach unten stärker. Identität wird durch Handeln definiert,
denn durch fortdauerndes „sein“ bleibt man für immer klein, ein Niemand. Aber das Handeln findet keinen Nachhall
und trägt keine Früchte, da die Wände des Gefäßes noch zu schwach sind um die Anforderungen, die ihnen auferlegt
werden, zu erfüllen. Dem Verstand fehlt es noch an Struktur und dem Ich an Stärke. Obwohl man versucht
weiterzumachen und hofft, dass dies eines Tages zur vollständigen Materialisierung führen wird, sind die eigenen
Anstrengungen durch das Fehlen der männlichen Qualität gegenüber der immer noch dominanten weiblichen Qualität
beeinträchtigt.
Grenzen, Blutgefäße und Körperflüssigkeiten
Körperlich gibt es Probleme mit einem Ungleichgewicht im Flüssigkeitshaushalt (Übermaß oder Mangel) und mit dem
Element Wasser im Allgemeinen weil die zweite Spalte noch unter dem Einfluss des weiblichen Aspekts steht. Die
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Spalte 2
Wundersame Ordnung
Wände der Blutgefäße und die Schleimhäute sind schlecht definiert, vor allem am Anfang der Spalte, was zu
Hämorrhagien, Flüssigkeitsverlust, Katarrh und urogenitalen Beschwerden führt.
Die Tragweite der bevorstehenden Reise realisieren: Verantwortung ohne Erkenntnis
Während es in der ersten Spalte einen Sinn von Einheit, beschützt sein und durch den göttlichen Willen oder das
Schicksal getragen sein gibt, wird dem Geist in der zweiten Spalte erstmals bewusst, dass er vom Unendlichen
getrennt ist (Theoretisieren: Cann-i). Gleichzeitig bleibt das Gewahrsein der ursprünglichen Einheit zu einem
gewissen Grad erhalten, was erklärt, warum Cann-i den Mitteln der ersten Spalte so ähnlich ist und warum Urt nicht
mit der Trennung vom Vater klarkommt (Beschwerden durch Tod des Vaters) sowie die Neigung der Moraceae
(Feigenbaum) zu Problemen mit den Blutgefäßen und Hämorrhagien.
Am Anfang der Spalte (Urticales) ist die Verbindung zwischen dem ätherischen und dem physischen Körper noch
mangelhaft, aber später ist der Geist besser geerdet. Dementsprechend kommt in der zweiten Spalte ab einem gewissen
Punkt das Thema „Last der Verantwortung für die eigenen Taten in der Welt“ immer mehr zum Vorschein, eine
Tendenz, die durch die Eigenschaften der Bäume, die den unteren Teil der Spalte alleine besiedeln, noch potenziert
wird. In diesem Stadium kommt es zu einer Vision, was als nächstes passieren soll und der Realisierung, dass man sich
zuerst im physischen Körper erden muss, bevor man sich in der materiellen Welt weiter entwickeln kann und dass das
eigene Schicksal nur von einem selbst abhängt. Von diesem Punkt an gibt es kein Zurück mehr. Man kann nicht mehr
„dazwischen“ sein und die Empfindung, klein zu sein und eine schwere Last zu tragen überwiegt, da das Ausmaß der
bevorstehenden Reise gänzlich verstanden wird.
(Bäume wie Betula und Quercus haben ein großes Verantwortungsbewusstsein. Aber es ist eine Verantwortung ohne
kognitive Richtung. Durch den Zwischenzustand kommt es zu einer Sisyphus-artigen Anstrengung. Sie sind vielleicht
Anführer, aber es wird eine Führerschaft ohne Richtung sein.)
Die Empfindung von „hier oder dort“ bleibt in der gesamten Spalte als Ausdruck des Zögerns erhalten. Ein Zögern, ob
man dem Drang zu wachsen und sich zu entwickeln weiter Folge leisten soll oder ob man dem Gefühl des Kleinseins
und der Schüchternheit angesichts der Größe der bevorstehenden Reise (in den folgenden Spalten) nachgeben soll. Die
Herausforderung der Reise könnte dazu führen, dass das Ich sich in die Sicherheit des vereinten Zustands der ersten
Spalte zurückentwickelt. Aber der Impuls der Seele sich zu entwickeln, führt auch dazu, dass man realisiert, dass
zurückzugehen dennoch der falsche Schritt wäre. Dieser Entwicklungsimpuls wird in der dritten Spalte eine noch
stärker antreibende Kraft werden, und mit allem Krieg führen, was ihm bei seiner Entwicklung im Weg steht oder ihn
sogar in den Zustand der Einheit zurückzuziehen scheint. Dies gehört zum Archetypen des Helden, dem wir in der
nächsten Spalte begegnen werden.
Ausdruck wichtiger Themen in der zweiten Spalte
Geld
In Spalte Zwei gibt es das Gefühl, dass man hart arbeiten muss um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Während
Geld in der ersten Spalte genauso leicht kam, wie es ging, findet das Ich, dass es hier, wo es den Zustand der Einheit
verlassen hat und jetzt alleine ist, allgemein nach etwas streben muss. Geld ist dabei nur ein weiterer Aspekt, der eine
solche Anstrengung verlangt. Diese Anstrengung seinen Lebensunterhalt zu verdienen wird gegen Ende der Spalte
immer größer, da das Bedürfnis alleine zu handeln und die eigenen Fähigkeiten zu erproben intensiver wird. Das
vorherrschende Gefühl ist: „Ich Bin noch klein, unfähig und alleine, obwohl ich mein Bestes gebe, um an dieser Welt
Teil zu haben? Es fühlt sich schwer an, eine Last, die einen zu Boden drückt.“ Ein weiteres Merkmal ist ein
übertriebenes Verantwortungsbewusstsein den Angehörigen gegenüber, was oft zu unermüdlichem Fleiß bei dem
Versuch Geld zu verdienen führt.
Beziehungen und Sexualität
Während es in Spalte Eins noch unerlässlich war, ein Paar zu sein, damit die Empfindung der Einheit erhalten werden
konnte, ist das in Spalte Zwei nicht mehr so zentral, sondern eines von vielen Problemen, die man bewältigen muss,
wenn man der Vielschichtigkeit der „Realität“ entgegentritt. Im Laufe der zweiten Spalte, entwickelt sich das Ich von
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Spalte 2
Wundersame Ordnung
der Einheit zu einem getrennten Zustand. Am Anfang der Spalte, hat man noch kein eindeutiges Ich, deshalb sucht
man nach jemandem, an den man sich anlehnen kann und der stärker als man selbst ist und einen unterstützt. Weiter
unten in der Spalte bleibt die Schwierigkeit, die Mission des Lebens weiterzuführen. Die Sicherheit in der Einheit
wurde aufgegeben, jetzt muss man alleine klarkommen, eine Aufgabe, die sich als sehr anstrengend erweist. Deshalb
benötigt man einen Partner, der einem hilft, diese Mission zu erfüllen. Aber da man gerade die Grenzen des Ich
entwickelt hat, sollte dieser Partner eher neben einem existieren, als in Einheit mit einem zu sein.
In der ersten Spalte erinnert man sich noch an die Kooperation, während in der zweiten Spalte ein Verlangen existiert,
unabhängig zu handeln, anfangs allerdings mit Unterstützung von Außen. Weiter unten in der Spalte, wo es keine
Vereinigung in der Partnerschaft mehr gibt, kann kein Miteinander entstehen. Damit die Partnerschaft überlebt, trägt
man sie wie eine Last. Deshalb gibt es in der zweiten Spalte etwas Sykotisches in der Partnerschaft, das mit
Überaktivität die Tatsache verbirgt, dass sie nicht funktioniert. Wenn man mehr Verantwortung übernimmt, als man
kann, kommt es zum Zusammenbruch. In einer Situation der zweiten Spalte kommt es zu einer Partnerschaft, in der
zwei Menschen Seite an Seite gehen. Vielleicht tragen sie Verantwortung füreinander, aber es fehlt die emotionale
Verbindung. Diese Unfähigkeit, sich gegenseitig wirklich zu berühren und den Graben zu überbrücken führt dazu, dass
man sich nach mehr Intimität sehnt sowie zu Traurigkeit und Verzweiflung.
Sexualität: In der zweiten Spalte will die kreative, sexuelle Energie sich manifestieren und drängt den Menschen
dazu, in die Welt zu treten und zu zeigen, dass man da ist. Die Lebenskraft treibt einen zu mehr Aktivität an, aber die
die Aktivität kann von dem immer noch schwachen und unterentwickelten Ich nicht getragen werden und sich so nicht
richtig manifestieren. Die männliche Qualität steckt noch in den Kinderschuhen, weswegen man häufig sexuelle
Schwäche, Atrophie der Genitalien, Verwirrung um die sexuelle Identität und Prostata-Probleme findet (Calad, Canni, Sabal). Die erwachende Sexualität ist noch instabil und schwankend, manchmal übernimmt sie die Kontrolle über
den Menschen und manchmal ist sie eine Quelle von Unruhe. Eine solche Sexualität zusammen mit dem Bedürfnis
Grenzen zu setzen, kann eine lang andauernde Beziehung beeinträchtigen, vor allem am Anfang der Spalte. Gegen
Ende der Spalte kann es zu Schwäche und drohendem Versagen kommen, was zu Ängstlichkeit im sexuellen Bereich
führt. Die zweite Spalte ist von Natur aus sykotisch, daher gibt es eine Neigung zu venerischen Krankheiten in
extremen Fällen und in harmloseren Fällen zu Problemen im Urogenitaltrakt.
Religion
In der zweiten Spalte ist das religiöse Erleben nicht mehr so devotional, wie in der ersten, sondern hat mit Trennung zu
tun: „Ich bin hier und Gott ist dort – mir wirklich nahe aber getrennt.“ Am Anfang der Spalte bietet Religion eine
Möglichkeit, vor der Verantwortung und der Differenzierung zu fliehen. Aber weiter unten wird sie zu einem Mittel,
um Verantwortung zu übernehmen, zum Beispiel indem man die Regeln einer Religion vorschriftsmäßig befolgt, sei
es zum eigenen Wohl oder zu dem anderer. „Gott ist groß und ich bin klein, also kann ich nichts tun, als ganz
getreulich meine Pflichten zu erfüllen.“
Da durch den Zwischenzustand das Handeln noch keine Richtung hat, und alle Anstrengungen in einer Sisyphus
Arbeit enden (selbst als Anführer werden sie einen Mangel an Richtung haben), kann es auch zu Schwierigkeiten
kommen, wenn sie fokussieren sollen und einen Standpunkt in Bezug auf Religion einnehmen sollen. Sie schwanken
zwischen zwei Optionen oder wechseln von einem spirituellen Weg zum nächsten. Es gibt keine Klarheit. Darin
ähneln sie den Menschen der ersten Spalte, allerdings ohne deren tiefe Spiritualität.
Genesis: Der zweite Tag der Schöpfung und die zweite Spalte
Die zweite Spalte entspricht dem zweiten Tag der Bibelgeschichte der Schöpfung der Welt: „Dann sprach Gott: Ein
Gewölbe entstehe mitten in den Wassern und scheide das Wasser vom Wasser. Und Gott machte das
Gewölbe und schied das Wasser unterhalb des Gewölbes von dem Wasser oberhalb des Gewölbes. So
geschah es. Und Gott nannte das Gewölbe Himmel. Und es wurde Abend und es wurde Morgen: zweiter
Tag.“
Am zweiten Tag der Schöpfung wird die Abgrenzung zwischen den Wassern hergestellt –„oberes“ Wasser und
„unteres“ Wasser, die himmlischen Wässer (Wasserstoff) und das irdische Wasser, wie wir es kennen. Es kommt zu
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Spalte 2
Wundersame Ordnung
einer feinen Unterscheidung, die Grenzen und Beschränkungen schafft, eine subtile Unterscheidung zwischen dem
Wasser als solchem und den Himmeln, die daraus empfangen werden. Am zweiten Tag beginnen die Daseinsweisen,
die am ersten Tag entworfen wurden, sich zu manifestieren, aber noch ohne Verwirklichung. Der strikte Befehl lautet,
die Realität zu manifestieren, aber es gibt noch keine inneren Ressourcen, keine innere Stärke, als ob das Universum
aus seinem beschützten Zustand der Einheit verbannt worden wäre um in eine neue Situation zu gelangen, wo es zum
ersten Mal alleine „handeln“ muss. Deshalb ist die Empfindung von Anstrengung und Mühe so überwältigend.
Die zweite Spalte in der Geschichte der Menschheit und der gesellschaftlichen Entwicklung –
der Aufstieg der Landwirtschaft
In der geschichtlichen Entwicklung der Menschheit korrespondiert die zweite Spalte mit der langen Phase vom Ende
der Steinzeit und dem Aufkommen der Landwirtschaft vor etwa 8-10 tausend Jahren, bis zur späten Bronzezeit (etwa
1800 bis 1200 v. Chr.). Während dieses späten prähistorischen Zeitalters gab es schon ein beträchtliches Wissen über
Materialien und wie man sie für menschliche Zwecke nutzen kann. Diverse Handwerkszweige entwickelten sich, die
Menschen schufen Kupfer- und Bronzewerkzeuge, teils um das Land zu bearbeiten, teils zum Jagen und teils für die
Kriegsführung.
Zu dieser Zeit blühte eine Vielzahl von Kulturen in Mesopotamien, der Wiege der Zivilisation: die Reiche der
Sumerer, Akkadier, Assyrer und Babylonier und im Fruchtbaren Halbmond die Ägyptische Kultur. Gemäßigte
Temperaturen und fruchtbares Land sowie domestizierbare Tiere (Esel, Ziegen, Kühe) und essbare Körner (Weizen)
ermöglichten es zusammen mit den seit kurzem verfügbaren Werkzeugen, dass die Menschheit das Wanderleben
aufgab. Kleine Stämme siedelten sich dauerhaft an einem Ort an, bestellten das Land und pflanzten Getreide, was eine
härtere Arbeit war (zweite Spalte), als das Nomadentum (erste Spalte). 19
Das Vertrauen in die Landwirtschaft ermöglichte eine größere Bevölkerungsdichte, meist entlang eines großen
Flussdeltas (Nil, Indus und Ganges, Jangtsekiang, Tigris und Euphrat). Kleine, Agrarsiedlungen wurden schließlich zu
großen Städten, die eine Verwaltung benötigten. So entwickelten sich lokale Regierungen als Basis für die großen
Reiche, die so gewaltige Monumente hinterließen wie die Pyramiden und die Zikkurats (die Geschichte sprang von
klein auf groß).
Haustiere, Nutzpflanzen und Landbesitz mussten geschützt werden. So entwickelten sich die Grenzen der Dörfer
zu Burgen und Festungen und es wurden um fast jede altertümliche Stadt Festungsmauern zur Verteidigung errichtet,
was die Begriffe Grenzen und Beschränkungen der zweiten Spalte veranschaulicht. Als der Handel und der Fernhandel
aufgrund von domestizierten Packtieren aufblühten, machte die Menschheit einen Sprung nach vorne, und Wissen
wurde schnell von einem Ort zum anderen transportiert. Aus homöopathischer Sicht ist dies eine übermäßige,
sykotische Entwicklung die auch tatsächlich in der Übertragung von Krankheiten und Seuchen über die Handelswege
gipfelte.
Die landwirtschaftlichen Zyklen und die Einlagerung von Ernten mussten überwacht werden, was wiederum die
Entwicklung einer größeren mentalen Leistungsfähigkeit begünstigte und die Entwicklung des menschlichen
Verstandes förderte (dies ist die Verbindung zwischen Spalte zwei und fünf). Die Kehrseite war aber, dass die
Menschen, als sie aufhörten zu wandern und als Teil der Natur zu leben, ihre direkte Verbindung zur Erde verloren.
In Amerika gingen die vorklassischen Majavölker vom Jäger- und Sammler-Leben zu einer Kultur über, die sich um
landwirtschaftliche Dörfer herum ansiedelte. Auch hier trennte die Wende zur Landwirtschaft die unmittelbare und
enge Verbindung des Menschen mit der Erde. Diese Abspaltung und Separation findet man auch in der menschlichen
Seele. (Dies könnte die Verfehlung solcher schamanischer Gesellschaften erklären, die in der fünften Spalte Menschen
opfern).
19
In der zweiten Spalte kommt es zur Erkenntnis des Bedürfnisses der Seele, sich auf die beschwerliche und mühselige Reise
zum Erlangen einer Identität zu machen. Diese strapaziöse Dynamik kann man sowohl in der menschlichen Geschichte als auch in
der Pflanzentabelle beobachten. Die Urticales beginnen diese Reise mit einem Empfinden der Machtlosigkeit oder mit einer
schlafenden Kraft und Taubheit. Weiter unten in der Spalte beginnen die Juglandales und Fagales zu handeln, erleben das aber als
enorme Last, die sie tragen müssen, was zu Müdigkeit und Erschöpfung ohne klares Verständnis für den Grund dieser
Schwierigkeiten führt.
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Spalte 2
Wundersame Ordnung
Die Hindu-Zivilisation blühte entlang von Indus und im Ganges, wo man Zeugnisse von sehr effizienter städtischer
und landwirtschaftlicher Planung, Keramik, Bronzewerkzeugen und von polytheistischem Glauben findet, der sowohl
in Bildern als auch schriftlich dokumentiert wurde. Yoga entwickelte sich zu dieser Zeit als Möglichkeit, um Materie
zu reinigen. Die Veden, die Sammlung von altem spirituellem Wissen wurden zwar begrenzt aber dennoch durch die
Sprache verdeutlicht, als Geschichten und Mythen weitergegeben.
In China findet man entlang des Gelben Flusses Zeugnisse von blühenden Agrarkulturen und von spezialisiertem
Handwerk, Verwaltung und symbolischer Religion. Es ist interessant und sogar beispielhaft für die chinesische Kultur,
dass ihre Frühgeschichte durch die enge Verbindung der Chinesen mit ihrer Vergangenheit im Unklaren bleibt.
„Jahrhunderte der Introspektion haben in Bezug auf die Frühgeschichte die Grenzen zwischen Fakten und Fiktion
verwischt“, (Wikipedia). China gehört gewissermaßen in die erste Spalte.
In der Bibel wird die Entstehung der Geschichte durch den Mythos des Turmbaus von Babel erzählt, in dem die
ursprüngliche, universelle Sprache („Es hatte aber alle Welt einerlei Zunge und eine Sprache.“) verwirrt wird,
wodurch die Menschen in verschiedene Nationen zerstreut und Sprachbarrieren errichtet werden. Die direkte Sprache
der Natur, die schamanische, nicht-verbale, magisch kreative Fähigkeit der ersten Spalte wird langsam in dem von den
vielen Sprachen festgesetzte Rahmenwerk begrenzt. Die absolute Sprache der Natur wurde in eine Vielzahl von
menschlichen Sprachen aufgeteilt, sodass jeder Stamm und jede Nation ihre eigene Sprache, Götzen, Götter und
Göttinnen hatte, die immer mehr wurden. So gab es eine Bewegung weg von dem direkten Erleben des Einsseins hin
zu einer polytheistischen Götzenverehrung, die durch ihren Materialismus, das Wissen, dass alles Eins ist, verdunkelt.
Wie bei dem Wandel von der Jäger und Sammler Gesellschaft zur Landwirtschaft, repräsentiert die zweite Spalte die
Abkehr von der ursprünglichen Einheit. Das Ich hat immer noch die Erinnerung an diese Einheit, ihm wird jetzt aber
bewusst, dass es eine folgenreiche und doch fremdartige Reise der Individuation des Bewusstseins antreten muss. Weil
es aber immer noch unreif ist, nimmt es die materielle Welt als Last wahr oder hält ihr nicht stand.
 Die archetypischen Geschichten, die dazu passen, sind Märchen von Zwergen und Riesen, Kain und Abel, dem
Turmbau zu Babel, den Reisen von Gilgamesch, den Nephilim und der Mythos von Sisyphus. Modernere Geschichten
sind Der kleine Däumling und Däumelinchen oder Hans und die Bohnenranke.
Spalte zwei wird durch das zweite Chakra verkörpert
Das zweite Chakra mobilisiert die Energie im Körper, verteilt die Lebenskraft für die Fortpflanzung, für Kreativität,
um sich im Leben zu verwirklichen und um „Dinge in die Realität umzusetzen“. Es repräsentiert auch die
Verbundenheit mit dem inneren Kind und allgemein mit der Vergangenheit. Als Quelle für die sexuelle Energie
fördert es Motivation und die Richtung im Leben und hängt mit dem Erkennen der eigenen Bedürfnisse und deren
Befriedigung zusammen. Sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart.
Es hat einen Bezug zu Sexualität, Intuition, Ausdruck der weiblichen Kraft und den Fortpflanzungsorganen. Die
Essenz des zweiten Chakras ist gebären. Da es das Energiezentrum des Körpers ist, verleiht es ebenso die Fähigkeit
sich fortzupflanzen, als auch die Fähigkeit Dinge in der Welt zu erschaffen und zu manifestieren. Das uranfängliche
Einströmen aus dem ersten Chakra fängt hier an, sich in seine verschiedenen Ausdrucksformen innerhalb des ganzen
Körpers zu differenzieren.
Eine Schwäche des zweiten Chakras führt zu Schwäche und Atrophie der Fortpflanzungsorgane, was zu sexueller
Unreife und Asexualität führen kann. Das sexuelle Verlangen ist vermindert oder gestört, was dazu führen kann, dass
man sich zu einem unpassenden Partner hingezogen fühlt. Die Lebenskraft ist schwach und die Fähigkeit zu handeln
und etwas zu erschaffen ist vermindert.
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Spalte 3
Wundersame Ordnung
Spalte Drei: Der Held
Überflutung vs. Separation.
Der Kampf um Unabhängigkeit
Der Held: Das Ich, das Ego, versucht hervorzutreten, sich von der großen Mutter [dem Drachen] loszulösen und als
Held zurückzukehren oder sich wieder zu vereinigen. Seiner selbst willen großartig.
Schlüsselwörter
Unter dem Einfluss einer erstickenden weiblichen Qualität, dominanten Mutter.
Zu hoch steigen und zu tief fallen, zu viel zu wenig. Der Herzschlag
Rebellion, äußere Einflüsse ablehnen (oder davon dominiert werden)
Rauheit, Dornen, vermeiden.
Distanzierung, Autonomie, Selbstbestimmung, unabhängiges Denken.
Möchte es alleine machen, möchte sich trennen.
Möchte nur das tun, was er will.
Einsamkeit, Kampf sich von jemand nahestehendem zu trennen.
Asket, Mönch, wie ein Eremit
Kind distanziert sich radikal von der Mutter, Extremismus.
Kampf gegen das Weibliche, grobe Weiblichkeit, schwache und impotente Männlichkeit.
Der Drache, Mutter Erde, Erdbewusstsein, ökologisches Bewusstsein.
Pulsieren, Herzklopfen, Brust, Stillen
Der Kampf um Separation, Distanzierung und Selbstbestimmung
In Spalte Drei kommt es zum Kampf, um sich zu trennen und die erstickende
Umarmung der mütterlichen Kraft oder jeder anderen dominanten Rolle zu
überwinden, die das eigene Leben kontrolliert um Distanz und
Unabhängigkeit zu erlangen. Die erstickende Rolle kann die Mutter
einnehmen aber auch ein Stamm, eine Nation oder eine Religion. Das sich
entwickelnde Ich muss sich selbst bestimmen, wofür ein kurzer, intensiver
und oft auch schmerzhafter Kampf notwendig ist. Dieser Kampf ist der zweite
männliche Impuls, der auf das Ich einwirkt und es dazu drängt, als
bedeutsame Kraft in der Welt zu handeln. Um diese Macht zu erlangen, muss
man sich erst vollständig trennen und die mütterlichen oder matriarchalen
Einflüsse hinter sich lassen, die mythologisch von Mutter Natur, der alles überschwemmenden kreativen Ur-Energie
symbolisiert werden. Diese dominierende Eigenschaft wird auch durch den Drachen dargestellt oder (in der
Babylonischen Mythologie) von dem Ur-Reptil Tihamat. In der Bibel steht der Leviathan für das elementare Drachenähnliche Wesen aus dem die Welt geschaffen wurde. Aber nachdem es seinen Zweck der Erschaffung der Welt erfühlt
hat, muss der Leviathan entmachtet werden, damit er nicht die Welt durch seine unkontrollierte, kreative (weibliche)
Kraft zerstört.
Der Kampf gegen den Drachen symbolisiert den Kampf gegen ein unverhältnismäßig beeinflussendes Elternteil oder
eine dominante Persönlichkeit. Deswegen hat der Held in vielen Sagen oft einen göttlichen Vater oder eine göttliche
Mutter (z. B. Herkules‘ Vater Zeus), während der Held selbst jung und unerfahren im Bezwingen von Drachen ist… In
der zweiten Spalte wird der männliche Aspekt aus der matriarchalen Wiege herausgezwungen. Der Held wird aus dem
schützenden Mutterbauch des Garten Edens in die harte Welt hinausgeworfen, wo er sich trotz seiner Unreife seine
eigene schützende Rüstung zulegen muss. In den traditionellen Märchen tritt dieser namenlose Jugendliche in der Regel
in die Welt um sein Glück zu finden, bekämpft bei Gelegenheit einen Drachen, macht sich einen Namen und wird zum
Helden. Der Held repräsentiert den anfänglichen Drang zu Selbsterkenntnis und Individualität. Weil er jung und
unvorbereitet ist, empfindet er Zorn und Ablehnung gegenüber der aggressiven Welt, die ihn zu verschlingen droht, und
verteidigt sich aktiv, mit Stacheln und Rüstung, um die Realität, die ihm jetzt aufgezwungen wird zu vermeiden und sich
von ihr zu lösen.
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Spalte 3
Wundersame Ordnung
Rauheit, Härte, Stacheln, Vermeiden, Enthaltsamkeit vs. weicher Kern
Wie schon erwähnt, passen sich die meisten Pflanzen der dritten Spalte an widrige Umgebungen wie Wüsten, Sümpfe
oder Regionen mit hohem Salzgehalt und anaerobe Bedingungen an. Botanisch ist diese Pflanzengruppe direkt aus der
ersten Abteilung (Spalte Eins) entstanden und hat sich daraufhin weiter entwickelt und die zweite Abteilung (Spalte
Zwei) überholt und übertroffen. Weil die Menschen der dritten Spalte die Phase der Differenzierung (Spalte Zwei)
übersprungen haben und dennoch den Standpunkt eines weiter entwickelten Ich einnehmen, sind sie unreif und ihre
Fähigkeit zur Stressbewältigung ist nur rudimentär. Deshalb müssen sie Superkräfte und eine starke Fähigkeit zur
Verteidigung entwickeln, um die weiter „fortgeschrittenen“ Aufgaben, welche ihnen die dritte Spalte in dieser
Entwicklungsphase stellt, bewältigen zu können.
In dieser Spalte wird der Held aus einer idyllischen, paradiesischen Umgebung in die Apokalypse hinausgeworfen. Ein
Mensch der dritten Spalte muss schnell mit schwierigen, sich ständig ändernden Bedingungen umgehen können, wie ein
Baby in einer Familie in Sparta oder jemand, der in einem geschützten Mutterbauch lebt (Spalte Eins) und plötzlich
einer harten Umgebung ausgesetzt ist. Am Ende der zweiten Spalte, ist das Ich einigermaßen reif, weil das zweite
Stadium aber übersprungen wurde, wird diese Reife der dritten Spalte nicht zuteil. Deshalb kann man die Entwicklung
von Panzern und Stacheln beobachten, die gleichzeitig mit Relikten der Erinnerung an die uranfängliche Harmonie
existieren. Äußere Rauheit und Aggressionen verbergen die weiche und freundliche innere Natur (Opun-v). Deshalb
sieht man in dieser Spalte oft sensible Menschen, die in einfacheren Fällen ihr Potenzial nicht erfüllen können oder ein
asketisches Leben führen, während es in schwereren Fällen zu ernsten katatonischen oder autistischen Zuständen
kommen kann.
Sich äußeren Einflüssen entziehen: „Ich will das tun, was ich will!“
Die Probleme der dritten Spalte drehen sich um das Thema Trennung vom überbehütenden, dominanten, potenziell
kastrierenden mütterlichen Einfluss oder von jedem erdrückenden und unterdrückenden Einfluss. Dies kann die Form
eines unterdrückenden, kastrierenden Elternteils oder einer solchen Erziehung sein, aber es kann genauso ein Ausdruck
des Verlangens der Seele sein, aus den Gedankenmustern des Stammes auszubrechen, wie man es bei einer Person sehen
kann, die sich danach sehnt, einen neuartigen Gedanken in ihrer Religion auszudrücken. In dieser Spalte, wird man dazu
aufgefordert, die eigene Kraft zu sammeln und störende psychische Probleme zu überwinden, um so eine Identität
aufzubauen, die frei von alten Lasten ist.
Um den Samen des Ich keimen und wachsen zu lassen, muss man gegen alles rebellieren, was als kastrierend, erstickend
oder das Wachstum der Individualität behindernd erlebt wird (so wie in der Subkultur des Punk oder anderen
Gegenkulturen). Das Motto ist: „Ich will tun was ich will, denn wenn ich meinen Wurzeln treu bleibe, verliere ich meine
Individualität.“ Es kommt zu stiller Sturheit und rebellischem Verhalten.
Anders sein: Menschen der dritten Spalte möchten ihre Unterschiedlichkeit unterstreichen und aus der Einförmigkeit
der Gruppe hervorstechen (eine mütterliche undifferenzierte Einheit, wie im Fall einer Stammes- oder
Religionsgemeinschaft). Sie kämpfen wie jemand, der für seine eigene Religion oder seinen Glauben gegen die Kräfte
des Konformismus einstehen muss. Es erinnert an die rebellische Phase in der Jugend, in der die Eltern oder der das
Umfeld des Kindes abgelehnt werden, was ein notwendiger Schritt ist durch den sich der Mensch als andersartiges
Wesen definiert und sich darauf vorbereitet, der Außenwelt entgegenzutreten. Deshalb muss das Ich, um sich zu trennen
und sich selbst zu definieren, seine Verbindung mit der mütterlichen, lebenserhaltenden Qualität aufgeben. Dieser
entscheidende Entwicklungsschritt ist heroisch, weil der Verzicht auf die mütterliche Qualität seinen Preis hat. In der
Spalte wird dieser Aspekt als Bedürfnis, anders als die Eltern oder Einfluss nehmende Personen zu sein, zu rebellieren
und Autoritäten anzuzweifeln. Es ist ein Bedürfnis, das nicht immer befriedigt wird.
Auf der anderen Seite gibt es ein naives Element das noch aus der ersten Spalte übrig bleibt. Deswegen kann es
Schwierigkeiten bei der Loslösung von den behütenden Eltern und allgemein von externen Einflüssen geben (Wahnidee,
er sei unter übermenschlicher Kontrolle). Die dritte Spalte ist also eine ausschlaggebende Phase der menschlichen
Entwicklung, denn hier kommt zum ersten Mal die eigene Individualität zum Vorschein.
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Spalte 3
Wundersame Ordnung
Mühsal und Leid
Um unabhängig zu werden, muss man die Verbindung zur Quelle, durch die man so lange ernährt wurde, abbrechen und
jedes Merkmal einer fremden Identität in sich annihilieren, auch das der beschützenden Mutterrolle oder eines
unterdrückenden Umfeldes. In gewissem Sinne bleibt man deshalb völlig ohne Fürsorge, was für eine Weile zu starker
Einsamkeit führt: „Ich habe mich von meinen kontrollierenden Eltern getrennt aber jetzt bin ich alleine.“ Kurz gesagt,
diese Spalte verschaffte einem schwierige Erfahrungen! Es kommt zu den schmerzhaften Gefühlen von Einsamkeit und
Trennung. Verletzungen bleiben verborgen, unausgesprochen und auch unbemerkt. Am Anfang der Spalte, ist das
Leiden über alle Maßen groß da es eine Ur-Form des Leiden ist: Man wurde gerade aus dem Paradies verbannt. „Im
Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen.“ Sobald man die erste Spalte verlassen hat, muss man mit großer
Mühsal und in einem existenziellen Zustand der Einsamkeit das Land bestellen. Der Same, der in Spalte Eins empfangen
wurde, und in Spalte zwei aufgegangen ist, beginnt jetzt den schützenden Mutterbauch der Erde zu verlassen, um im
sich ständig ändernden Wind und Wetter in äußerster Isolation zu wachsen (Chaim Rosenthal). Das Paradoxon ist, dass
der Erfolg, der im Kampf des Samens um sein Recht sich zu trennen errungen wurde, zu Isolation und Einsamkeit führt.
Die Begegnung und der darauffolgende Kampf mit dem Drachen oder dem Leviathan repräsentiert den Versucht, die
elementare Lebenskraft zu zähmen, sie in einem Gefäß zu bewahren und ihr eine individualisierende Form zu geben
ohne in diesem Prozess zerstört zu werden. Erst in Spalte Vier zeichnet sich die Lösung ab, indem für die Entwicklung
der Individualität passendere Mittel des Nährens und der Fürsorge verfügbar werden.
In dieser Spalte durchlebt man Kämpfe und Erfahrungen, die Narben in der Psyche zurücklassen. Aber gleichzeitig sind
diese Kämpfe Bausteine der weiteren Bewusstwerdung. Deshalb sind Menschen, die ein Mittel aus dieser Spalte
benötigen, eher stark und können Mühsal ertragen. Egal was die Reaktion ist, sie tendiert zur Radikalität. Ob man
verschlungen wird oder kämpft, ob man sich den äußeren Einflüssen ergibt oder sich trennt und seine eigene Identität
wahrt. Diese Trennung kann deshalb auf einen extremen spirituellen oder religiösen Weg führen (siehe Abschnitt
Religion).
Distanzierung und Individualismus für die Trennung
Die Eigenschaften dieser Spalte beruhen auf dem Gegensatz zwischen dem Drang, sich zu trennen und zu wachsen und
dem Drang, verbunden zu bleiben. Am Anfang der Spalte sieht man dies in der Beziehung zwischen einem Kleinkind
und einer Übermutter (oder -Vater). Es ist ein Kampf um die Trennung von der Mutter oder einer anderen Autorität oder
dominanten Person, wie einem Guru oder einem Geistlichen. Später wird es zu einem Bedürfnis sich fern zu halten, um
das zu tun, was man will und um sich Gehör zu verschaffen, was im Konflikt zu dem Ur-Bedürfnis sich wieder zu
verbinden und unter den Schutz des Weiblichen zu begeben steht. Die gesamte Spalte stellt einen Kampf um die
Individualität dar. Es ist ein Kampfe gegen die hartnäckige, unterdrückende, mütterliche Energie um ein unabhängiges
Selbst herausbilden zu können.
Am Anfang der Spalte kommt es noch zu Schwierigkeiten beim Verlassen der schützenden Obhut des Zuhauses - beim
Aufkeimen und Verlassen der schützenden Erde - weil das Ich noch keine Basis hat und seine maskuline Qualität noch
zu schwach ist, um ganz hervortreten zu können. Deshalb finden die Menschen, die in einer überbehütenden Umgebung
groß geworden sind, es schwierig, unabhängig zu werden. Es kann ein Gefühl geben, unter einem mächtigen Einfluss zu
stehen. Weiter unten in der Spalte kommt es zu Rebellion, die auch selbstzerstörerisch werden kann. Gegen Ende der
Spalte wird das Bedürfnis des Ich, sich vom weiblichen Aspekt zu distanzieren bei Frauen als Derbheit (Mangel an
Freundlichkeit und Weiblichkeit: Phyt), als Schwierigkeit des weiblichen Ausdrucks (Fago), als Säuerlichkeit bei
Kindern, die ihre Mutter ablehnen (Rheum) und als Probleme mit der Milchbildung vorkommen.
Großherzigkeit, die Welt retten vs. Angst, sich selbst zu verlieren
Es gibt das Bedürfnis, sich zu trennen, ein erwachsener Mensch zu werden, der es aus eigener Kraft geschafft hat und
nicht mehr seinen Eltern verpflichtet ist. Aber um zu wachsen, kann es sein, dass der Held versucht, alles zu
verschlingen, alles zu behalten und die „Welt zu retten“. In dieser Spalte gibt es tatsächliche Visionen, die Welt zu retten
und Verantwortung für die Welt (Familie der Cactaceae: Cere-b, Anh) zu übernehmen, Großmut, Großzügigkeit,
Grandiosität und grenzenlose Güte, das Verlangen nützlich zu sein (Cere-b) und ein Verantwortungsgefühl bis zur
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Spalte 3
Wundersame Ordnung
Selbstaufgabe und Erschöpfung. Im Gegensatz dazu gibt es auch die Themen Widerwille und Ablehnung: Angst davor,
überrollt zu werden, Vermeidung von Intimität, übermäßiges Beharren auf den eigenen Grenzen und deutliches Setzen
von Grenzen. Die Menschen dieser Spalte fliegen zu hoch, sie riskieren es, sich selbst im Namen der Welt aufzugeben,
und fallen dann zu tief – in der Mitte entsteht eine Leere. Das Zentrum der Iwwwwww3c wdentität ist noch nicht voll
herausgebildet und der Kampf dreht sich darum, es zu finden, was eine Spannung zwischen der Seite erzeugt, die nach
einer Selbstdefinition strebt und der Seite, die diese Entwicklung stört und in die andere Richtung zieht. Dazwischen
entsteht ein „Rhythmus“: Der Wechsel zwischen oben und unten ist der Herzschlag im innersten Kern dieser Spalte.
Herz, Herzschlag, zwischen oben und unten, Pulsieren, Bipolarität
Viele Mittel der dritten Spalte haben einen Bezug zum Herzen oder zur Brust. Eigentlich ist das Thema oder die „Geste“
dieser Spalte Pulsieren oder Schlagen. Der Wechsel zwischen oben und unten, zu hoch steigen und dann fallen (viele
Cactaceae-Prüfungen haben das Thema von Steigen und Fallen). Grandiosität gefolgt von einem Gefühl des Kleinseins
und der Unterordnung. Das Gebaren wechselt ab zwischen Trennung (das Männliche versucht zu handeln) und
Wiederanbindung, zwischen Grandiosität und Selbstverleugnung mit einer Assimilation in das Weibliche.
Diese bipolare Dynamik ist das Ergebnis des männlichen Dranges sich zu trennen, der gegen den weiblichen
Wunsch an etwas festzuhalten wirkt, wobei die eine Kraft nach oben steigt und die andere nach unten, zur Erde
zurückkehrt. Dies erzeugt eine Leere in der Mitte, die sowohl körperliche als auch psychische Herzschmerzen und
Leiden verursacht. Das Herz ist beschädigt, genau wie das Herz-Kreislauf-System und die Nieren, was zu einem hohen
oder niedrigen Blutdruck und führt und eine Prädisposition zu Stauungen (Kongestion) mit sich bringt. Häufig
„verschließt“ sich das Herz und es kommt zur Vermeidung von Beziehungen.
Übermäßiges weibliches Element, Mutter Erde, ökologisches Bewusstsein
Dies Spalte hat die Themen übermäßiger matriarchalischer Einfluss, frühe Mutterschaft, Stillen und generell eine
überbehütende Mutter. Sie hat auch einen Bezug zur Trennung von Mutter und Kind oder zur Ablehnung von einem der
beiden, dem jeweils anderen gegenüber. Diese Spalte hat immer noch mit dem weiblichen Aspekt des Stammeslebens zu
tun: „Wir sind eine Einheit.“ Der Charakter der Spalte ist der von matriarchalischen Gesellschaften, die nährend,
fürsorglich und um den anderen besorgt sind – aber auch erdrückend.
Eine bemerkenswert Eigenschaft dieser Spalte ist Hingabe, was eine weibliche Qualität ist. Es kann eine Tendenz
zum übermäßigen Geben bestehen und ein starker Wunsch nützlich zu sein (Cere-b). Es gibt eine tiefe Verbindung mit
Mutter Erde, mit der Erde als Lebewesen (in der keltischen Mythologie wird die Erdenseele als Drache bezeichnet) und
zur Muttergottes. Es gibt ein großes ökologisches Bewusstsein, ein Kampf für den Naturschutz und die Hingabe zu
einem Ideal, einer Gruppe, die für ein gemeinsames Zielt oder Prinzip kämpft oder zu einem Guru. Dies mag dazu
führen, dass man sich bis zur Selbstaufgabe dem Ziel widmet, während in anderer Hinsicht die innere Stärke erhalten
bleibt.
Körperlich
Der körperliche Schwerpunkt dieser Spalte liegt hauptsächlich auf Herz und Brust, was die Region ist, die zwischen zu
viel „Oben“ und zu viel „Unten“ vermittelt. Da die Themen Wasser und Streben nach Unabhängigkeit zusammen
kommen, findet man Stillprobleme, vor allem weiter unten in der Spalte. Es gibt auch Zahnungsprobleme und ein
Übermaß oder einen Mangel an Flüssigkeiten. Der Kampf gegen die fürsorgliche Weiblichkeit kann in
schwerwiegenden Verdauungsproblemen resultieren (vor allem in den unteren Reihen) und sogar zu Magersucht oder
Bulimie führen (Opun-v), was nichts anderes ist, als der Versuch, aus sich selbst ein Übermaß an Mutter auszutreiben.
Geld
Wie in anderen Bereichen, ist es wichtig, finanziell unabhängig zu werden und eine autarke Ökonomie zu erreichen:
„Ich bin autark und kann für mich selbst sorgen.“ Diese Menschen sind vielleicht lieber selbstständig, als unter jemand
anderem zu arbeiten. Die asketische Neigung dieser Spalte kann sich auch als übergroße Sparsamkeit und Eremitenartige Haltung gegenüber Geld ausdrücken.
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Spalte 3
Wundersame Ordnung
Beziehungen und Sexualität
Die zwischenmenschliche Kommunikation ist problematisch, weil es eine Neigung zur Kontaktvermeidung durch ein
stacheliges Äußeres gibt, was manchmal unangenehm oder abstoßend sein kann, wie der saure Geruch bei Rheum. In
dem Kampf um die Ausformung einer unabhängigen Identität, isoliert sich die dritte Spalte selbst und erschwert den
Aufbau von Beziehungen. Das Gefühl von Isolation bleibt auch in längeren Beziehungen bestehen.
Ein Mann wird oft gegen seine überbehütende Mutter ankämpfen, die er in seine Partnerin hineinprojiziert, was
entweder zur Entfremdung von der Partnerin führt oder dazu, dass er sich eine dominante Partnerin sucht, gegen die er
ankämpfen kann. Der Mann sieht sich selbst von einer Drachenfrau dominiert, und kann selbstunsicher oder fügsam,
werden, was vielleicht zu Impotenz führt.
Eine Frau kann unter Vaginitis oder Blutungen leiden, die den Geschlechtsverkehr beeinträchtigen, was ein unbewusstes
Streben nach Unabhängigkeit repräsentiert. Frauen können übermäßig dominant und diktatorisch, in extremen Fällen
sogar aggressiv und kriegerisch sein.
Da die Sexualität (normalerweise) die Zusammenarbeit von Mann und Frau voraussetzt, ist die die sexuelle Energie hier
vermindert.
Religion
In dieser Spalte findet die Verbindung mit dem Göttlichen durch Kampf oder Unterwerfung statt: das Ich gegen das
religiöse Establishment. Deshalb gibt es eine Tendenz dazu, innerhalb eines religiösen Umfeldes unabhängig zu denken,
oder sich dem Atheismus zuzuwenden. Auf der anderen Seite, kann ein Mensch dieser Spalte auch unter den Einfluss
eines Lehrers oder Gurus kommen oder sich von einer Religion angezogen fühlen, die von einer autoritären, Befehle
erteilenden Führungsfigur geleitet wird, der er dann ausschließlich gehorcht. Durch das Bedürfnis, sich von anderen zu
distanzieren, könnte es auch einen Hang zu einem asketischen Eremitenleben geben.
Häufig findet man eine spirituelle Suche oder die Rückkehr zu einer alles-einhüllenden Spiritualität oder Religion
(Religiöse Affektionen: Achi, Carneg-g, Cere-b, Cere-s, Opun-v; Mystisch: Cere-s, Chen-a, MDMA), ähnlich wie in der
ersten Spalte. Der Wunsch, einer hochstehenden Persönlichkeit treu ergeben zu sein, verknüpft sich durch die
unbewusste Angst, die eigene einzigartige Identität zu verlieren, mit Kampf, Widerstand oder einfach eigenwilligem
Verhalten, das einen vom Rest der Gruppe absondert (wie den Clown zu spielen). Jeder Zwang führt zu sofortigem
Widerstand. Dies ist ganz anders, als in Spalte eins, wo die ekstatische Hingabe häufiger vorkommt.
Genesis: der dritte Tag der Schöpfung und die dritte Spalte
Spalte Drei entspricht dem dritten Tag der Schöpfung: „Dann sprach Gott: Das Wasser unterhalb des Himmels sammle
sich an einem Ort, damit das trockene Land sichtbar werde.“ Das Wasser muss jetzt begrenzt werden.
Dieses Wasser ist nicht das Ur-Wasser des ersten Tages der Schöpfung. Das Firmament hat sich schon davon getrennt.
Jetzt muss das trockene Land noch dasselbe vollbringen, damit eine klare Zweiteilung zwischen Wasser und Erde
etabliert wird. Dies repräsentiert den Kampf sich zu differenzieren, ein Kampf um die Kontrolle des Elements Wasser:
Wie man Wasser benutzt, wie man damit umgeht, ob man es sammelt oder verteilt, es austrocknet oder es vermehrt.
Diesen Kampf sieht man in der Familie der Cactaceae, bei Phyt (eine Sumpfpflanze) und bei den Symptomen von
Rheum und Chen. Der Kampf um die Kontrolle des Wassers repräsentiert die Phase der Trennung vom nährenden
Wasser und den Übergang zum unabhängigen Leben auf dem Land. Danach wurden die Pflanzen erschaffen: „Und Gott
sprach: Die Erde soll Gras und Kraut hervorbringen, das Samen trägt, nach ihrer Art, und Bäume, die Früchte tragen,
und deren Samen in ihr selbst ist, nach ihrer Art, auf Erden. Und so geschah es.“ Dies bedeutet, dass eine Phase
entstand, die wie ein Same unabhängig ist und eine in sich selbst enthaltene Fähigkeit besitzt, sich unabhängig von den
äußeren Einflüssen zu entwickeln. Dies ist die Essenz des Kampfes der dritten Spalte für die eigene Unabhängigkeit.
Am dritten Tag existieren weder Zeit, noch Sonne oder Mond. Die Pflanzen kamen also noch vor dem Auftreten der
irdischen Zeit, die erst am vierten Tag erschaffen wurde. Deswegen werden die Pflanzen vom Ur-Licht des ersten Tages
genährt. Die erste Handlung war es, das Wasser an einem Ort zu sammeln: Wasser ist immer Einheit. Am ersten Tag
enthielt das Wasser jedoch noch Himmel und Erde, was bedeutet, dass eher die Idee von Wasser gemeint war, als das
74
Spalte 3
Wundersame Ordnung
wirkliche Wasser. Jetzt, am dritten Tag bleibt das Konzept von Zeit immer noch formlos, dennoch erscheint Wasser in
konkreter Form. Der Kampf richtet sich gegen die formlose Ur-Eigenschaft des Wassers, weil nur mit der Trennung des
Wassers vom Himmel und der Erde die Schöpfung stattfinden kann. Die Schöpfung wird also durch die Differenzierung
der Dinge Wirklichkeit. Dies ist eine zielgerichtete Reduktion (Tsimtsúm, siehe Anmerkung unter Spalte Eins), die es
dem Unendlichen ermöglicht, viele und konkrete Formen anzunehmen. Deshalb agiert das Wasser, das vorher nur eine
Idee war, jetzt konkret und fördert das Wachstum von Gras und Bäumen auf der Erde.
Ein Mensch, der ein Mittel der dritten Spalte benötigt sucht Unabhängigkeit und Trennung von der dominanten
weiblichen Qualität, damit der eigene Same aus ihm selbst heraus wachsen kann, um sich selbst erneuern zu können. Für
dieses naturgegebene Recht kämpft er (die Dornen der Cactaceae und die Säuerlichkeit der Polygonales).
Spalte Drei in der Geschichte der Menschheit und der gesellschaftlichen Entwicklung
In der menschlichen Geschichte reicht dieser Zeitraum von der späten Bronzezeit bis zur frühen Eisenzeit (etwa von
1800 - 1200 v. Chr. bis 550 n. Chr., da die Zeitalter in den verschiedenen Teilen der Welt etwas unterschiedlich sind).
Die Macht von Eisen wurde entdeckt. Da es härter als Kupfer und Bronze war, konnten stabilere Werkzeuge
hergestellt werden, vor allem Kriegswaffen. Jetzt ritten die Männer auf Pferderücken in die Schlacht (diese waren gerade
domestiziert worden) und waren mit Eisenwaffen ausgerüstet – unbesiegbar!!! Neue Reiche stiegen auf (China,
Griechenland) und das Zentrum des Geschehens bewegte sich langsam von Zentralasien nach Südeuropa.
Die weitreichende Verwendung der Schrift, die sich in dieser Zeit entwickelte, kündigte den Beginn der
Geschichtsschreibung als Mittel zur Dokumentation der Realität an.
Zu dieser Zeit, brachte das Judentum ein Konzept der bewussten Wahrnehmung des Einen ins kollektive
Bewusstsein. In dieser Einheit, wurde die Individualität in Bezug auf die Wahlfreiheit gefördert, dem großen Potenzial
der Menschheit. (Dies bedeutet, dass das Gefühl dieser Spalte „unter übermenschlicher Kontrolle zu stehen“ wirklich
pathologisch ist.). Dieses Konzept der bewussten Einheit stand auch im Widerspruch zur Idolatrie (Götzenanbetung),
die zu dieser Zeit üblich war. Die Verehrung von Objekten unterwirft die Seele des Menschen dem Materiellen, das auf
einer niedrigeren Ebene steht, als sein göttliches Und indem er durch materielle Einflüsse kontrolliert wird, geht ihm
sein größtes Potenzial verloren. Das Judentum stellt sich sehr deutlich gegen die Idolatrie und sortiert das, was zum
Materiellen gehört von dem aus, was zum Göttlichen gehört, was zu einem ersten Bewusstsein dessen, was außerhalb
von sich selbst existiert führt, und so eine eigene Entscheidung ermöglicht. So entsteht eine Ur-Bewusstheit, die über die
Ebene von reinem Erfahren hinausgeht, für das, was jenseits des Menschen steht. Dies erzeugt eine andere,
persönlichere Verbindung zur Gottheit (wenn der Mensch einen persönlichen Weg einschlägt) und für das, was den
Menschen mit der Vorsehung Gottes verbindet.
Ein weiterer Aspekt, der zu dieser Zeit vom Judentum eingeführt wurde, war die bewusste Realisierung, dass das
Göttliche ein „sich änderndes Alles“ ist. In der Bibel bekommt man davon einen Eindruck: Als Moses nach Gottes
Namen fragt, antwortet er „Ich werde der sein, der ich sein werde“, (Ehyeh ašer Ehyeh), was eine dynamische, sich
ändernde und allumfassende Existenz impliziert, die in ihrer eigentlichen Präsenz singulär und einzigartig ist, genauso
wie der Mensch als einzigartiges Wesen geschaffen wurde.
Die Bibelfigur Abraham symbolisiert das jüdische Bewusstsein der dritten Spalte, weil er eine heldenhafte Figur ist
und sich gegen den konformistischen, polytheistischen Glauben seiner Zeit stellt. Während überall Götzen angebetet
werden, unterstützt er unbeirrt die Einheit des Göttlichen. Das Judentum führt hier die Idee der Distanzierung des
Individuums vom Kollektiv und die Vorstellung einer persönlichen Botschaft Gottes an die Menschen und dessen
Beziehung zu den Menschen ein.
Historisch ist es die Zeit der Stammesgesellschaft der hebräischen Könige und Richter (darunter Samson, der
archetypische Held, der neben seiner offensichtlichen Stärke und Heldentaten dafür bekannt war, ein Separatist zu sein).
Der Auszug aus Ägypten und die Reise der israelitischen Stämme durch die Wüste versinnbildlicht ebenfalls diese
Phase, vor allem mit ihrer Rebellion und der darauf folgenden Akzeptanz der Gesetze Gottes20. Diese Zeit wir passend
20
Die Besonderheit dieser Zeit sieht man am besten an den Geschehen am Berg Sinai, also dem Empfang der Zehn Gebote und
der Tora (den ersten fünf Büchern des Alten Testaments, die auch Pentateuch genannt werden), denen die endgültige Rebellion
75
Spalte 3
Wundersame Ordnung
mit „unter Gottes Einfluss“ beschrieben, als wäre jede Tat, jeder Krieg, durch die Propheten von der göttlichen
Vorsehung geführt und überwacht worden. Es scheint, dass diese Ära direkt aus der naiven, direkt erfahrbaren
Beziehung mit dem Göttlichen hervorgeht. Deswegen heißt es, dass Abraham „in Unschuld vor Gott trat“. Es war eine
Zeit der Offenbarungen, in der ein spiritueller Einfluss direkt von Gott empfangen wurde, doch diese göttlichen
Offenbarungen wandelten sich später zu Prophezeiungen von Grimm und Dornen und endgültiger Verbannung in die
Wüste.
Am Ende dieser Ära mit der Zerstörung des Ersten Tempels, hörten die Prophezeiungen auf, und kamen nur noch in den
Randzonen der Zivilisation, in den Wüsten vor (was bedeutet, dass die direkte Verbindung der Menschen zum
Göttlichen schwächer wurde). Die Diaspora begann, führte zum Zusammenbruch der Stammesstruktur (der
mütterlichen, familiären Struktur) und machte Platz für eine andere Auffassung von Nachbarschaft (in Spalte Vier).
Gegen Ende dieser Zeit (800 v. Chr.), stieg die griechische Zivilisation aus den Dunklen Jahrhunderten hervor,
die dem Fall der Mykenischen Kultur folgten. Mit ihren ausgeklügelten Kriegstaktiken und Strategien, breitete sie sich
immer weiter aus, nahm Kontinente ein und beeinflusste alles mit ihrer asketischen, materialistischen Kultur und
Ästhetik. Da das Schreiben für viele zugänglich war, gab es zum ersten Mal eine komplett dokumentierte Kultur.
In der westlichen Welt waren zu dieser Zeit die großen Reiche der Vergangenheit verschwunden. Neben
Griechenland, bekämpften sich viele kleine Nationen und unabhängige Stämme, von denen zahlreiche umherzogen,
eroberten und dabei zerstörten. (Es war immer noch eine Zeit der Stammeskultur in der die individuelle Einheit der
Familie weniger wichtig war.).
In Indien verloren die vedischen und die mystischen yogischen Traditionen an Einfluss, obwohl sie kulturell und
ökumenisch noch in ihrer Blüte standen, schwanden gegen Ende der Eisenzeit dahin und waren fast nur noch in Klöstern
vertreten. Die Upanischaden, welche mystische Offenbarungen der realen Natur und spirituelle Pfade beschreiben,
wurden mündlich überliefert. Sie vermittelten die Idee von Brahman und Atman. Brahman war der universelle Geist und
Atman das individuelle Selbst. Aus der Weite des universellen Geistes begann Individualität zu sprießen.
* Die archetypischen Mythen, die zu dieser Phase passen, drehen sich um den Kampf des Helden mit dem Drachen,
Kämpfe zwischen Gut und Böse, die Erzählung des Helden Samson, Märchen von Seeungeheuern, die ganze Schiffe
verschlingen und von Riesenschlangen, die das Leben gebären (wie die alte Legenden von Tihamat). Der Epos von
Beowulf und dem Ungeheuer und andere Märchen der nordischen Mythologie. Ödipus und moderne Geschichten wie
der Zauberer von Oz, Harry Potter, Star Wars und Matrix enthalten deutliche Elemente dieses Archetypen. Joseph
Campbells Werke zu diesem Thema sind ebenfalls wichtig.
Spalte Drei und das dritte Chakra
Das dritte Chakra liegt mittig am Solarplexus und somit auf dem Schwerpunkt des Körpers, wo es für die eigene
Willenskraft und wahre innerliche Stärke steht. In der Kampfkunst ist dies die Region, aus der Kraft oder Qi gezogen
wird. Dieses Chakra ist der Ausdruck des Kerns unserer Individualität, dessen, wer wir wirklich sind. Es ist die Basis
unserer Stärke und der Fähigkeit, Herausforderungen anzunehmen und hat einen Bezug zu Willenskraft und Wagemut.
Es ermöglicht einem, schmerzhafte Emotionen wie Ärger, Frustration und Verzweiflung zu kontrollieren.
folgt. Götzenanbetung in Form des Baus und der Verehrung des Goldenen Kalbs. Man spekuliert, dass zu dieser Zeit der
menschliche Geist noch nicht ganz in der Lage war, das Licht anzunehmen, weil das Gefäß (Ich) noch nicht stark genug war, noch
nicht ganz ausgebildet, um die Worte Gottes bewusst anzunehmen. Deswegen war ein Mediator notwendig: „Sie sagten zu
Mose: Rede du mit uns, wir wollen hören; aber lass Gott nicht mit uns reden, wir könnten sonst sterben.“ (Exodus 20,19). Und
sogar dann, als Moses entsandt wird, um das Wort des Herrn zu empfangen, baut Joshua das goldene Kalb. Wenn der Mensch
nicht Gott direkt gegenübertreten kann, geht das tiefe, unmittelbare Wissen um Gottes Essenz verloren und wird durch
Götzenanbetung ersetzt. Tatsächlich wird dieses gesamte Zeitalter der Könige und Richter in der Bibel als fortwährender
Kreislauf von Rebellion und darauf folgender Strafe, erneuter Rebellion etc., beschrieben (Deuteronomium 6,18). Das Wort
Gottes wurde nicht frei und bei vollem Bewusstsein akzeptiert, was darauf hindeutet, dass eine weitere Entwicklung des Ich
noch notwendig war, bevor die Menschheit sich frei für die Realität einer einzigen Gottheit entscheiden konnte – eine
Erinnerung an die kontinuierliche Entwicklung, die von der Menschheit gefordert ist.
76
Spalte 3
Wundersame Ordnung
Dieses Chakra reicht von Angst bis Liebe und hat mit unserem allgemeinen Wohlbefinden und dem Gefühl zu tun, ob
wir uns mit uns selbst gut fühlen oder nicht.
Wenn die Aspekte dieses Chakras Schaden genommen haben, fühlt man sich als Opfer, machtlos in der Welt und
kämpft mit einem schlechten Selbstwertgefühl und Selbstzweifeln.
77
Spalte 4
Wundersame Ordnung
Spalte 4: Reife und Fürsorge
Trennung von Mutter und Familie. Mutter-Kind-Beziehung, Fähigkeit zur Stabilität beim Geben und
Nehmen
Schlüsselwörter
Fluss, Fülle, Fürsorge, Nahrung, Mutterschaft.
Mangel an Schutz, Wehrlosigkeit, Existenzängste.
Reife/unreife Mutterschaft, mütterliche Fürsorge.
Mutter-Kind Beziehung, Familienbeziehungen
Geben und Empfangen. Versorgen
Vernachlässigt, verlassen, Frühgeburt.
Verantwortung für die Familie, Fortgehen von der Familie.
Auf eigenen Füßen stehen, ins Gleichgewicht kommen.
Speicherung, Bindung, Sicherheit, Geld.
Überemotional, hormonelles Ungleichgewicht,
Schwangerschaft
und Geburt.
Probleme im Verdauungstrakt (von Mund bis Anus) und
Stoffwechsel.
Reife, Geben und Erhalten
Die vierte Spalte drückt durch einen letzten Dialog mit dem weiblichen Prinzip die
fürsorgliche Qualität, welche die Entwicklung bis hin zur Reife unterstütz, und allmählich
zur Trennung von der eigenen Mutter, der Familie und allem, was von außen nährt, führt.
In diesem Stadium wird das Ich ganz friedlich ausgebildet und das Selbstgefühl ist gut
entwickelt. Die Lektion dieser Spalt beinhaltet eine Zusammenfassung und Assimilation
der weiblichen Qualität, die das Leben ermöglicht und uns sowohl körperlich als auch
emotional ernährt. Aus dem Samen, der in der dritten Spalte gepflanzt wurde, sprießt das
Ich in dieser Spalte reif und harmonisch empor. In diesem Stadium muss das Ich lernen, für
sich selbst zu sorgen, was ihm auch ein Bedürfnis ist, und so entwickelt sich die Fähigkeit von innen heraus genährt
zu werden. Das Ziel ist es, sich selbst als Versorger in Stellung zu bringen und sich auf die folgenden Stadien der
Individuation in der fünften und sechsten Spalte vorzubereiten. Deshalb gibt es ein Streben nach dem Gleichgewicht
zwischen Geben und Empfangen, was den weiblichen und den männlichen Eigenschaften entspricht. Um Gleichmut
und Reife der weiblichen Qualität zu erreichen, muss man sich unter anderem fragen: „Was passiert mit mir, wenn ich
von außen ernährt werde und nicht von innen?“, „Habe ich alles, was ich brauche, um die Reise zum nächsten
Stadium fortzusetzen?“, „Ist meine Weiblichkeit reif genug?“ und „Wurde ich genug umsorgt und ernährt, um ein
starkes Fundament zu haben und reif genug zu sein, damit ich die Lektionen der Männlichkeit lernen kann?“
Vertrauen und Misstrauen, existenzielle Unsicherheit
Eine mangelhafte mütterliche Basis führt dazu, dass die Grundlage des Lebens nicht ausreicht, was die Fähigkeit zu
Vertrauen und Glaube unterminiert und eine existenzielle Unsicherheit erzeugt (Fleischfressende Pflanzen). Dies
führt zu Ängsten, Ängstlichkeit und der Tendenz, sich an jede unterstützende Person im Umkreis zu klammern.
Kinder aus dieser Spalte haben oft Schwierigkeiten dabei, sich von der Mutter zu trennen, in den Kindergarten zu
gehen (sie werden deswegen oft krank) und alleine zu schlafen (Theales, Getreide und Malvales).
Bindung vs. Trennung: Die Unabhängigkeit von Mutter und Familie erreichen
In dieser Phase der Ich-Entwicklung muss man die Abhängigkeit von Mutter, Vater, der Unterstützung der Familie
und jeder anderen Person, die einen nährt, umsorgt und beschützt aufgeben. Daher treten Fragen bezüglich der
78
Spalte 4
Wundersame Ordnung
grundlegenden, existenziellen Sicherheit auf, bezüglich der eigenen Bedürfnisse und Anforderungen, bezüglich der
Beziehung mit der Mutter, bezüglich Schutz, Verletzlichkeit, Fürsorge, Verlassenheit sowie Geben und Empfangen
im Allgemeinen. Weitere Themen sind: zu frühe Mutterschaft, bereit sein für die Mutterschaft, sich an die Mutter
klammern, Ermangelung einer Mutter. Bindung oder Trennung, Abhängigkeit oder Unabhängigkeit, bedürftig sein
oder zu viel geben. Vernachlässigt werden oder andere verlassen, überfürsorglich und eine Übermutter sein oder
gleichgültig und nicht mütterlich genug sein, die Archetypen der weißen Mutter und der schwarzen Mutter. Es gibt
eine Neigung zur Frühreife und dazu, dass zu früh Verantwortung übernommen wird.
Je weiter wir in dieser Spalte entlang der botanischen Evolutionslinien durch die Reihen nach unten kommen, desto
reifer werden die Themen, um die es geht. In den oberen Reihen geht es mehr um Bindung und Abhängigkeit. Weiter
unten drehen sich die Fragen um die Natur der Eltern-Kind Beziehung und die Fähigkeit eine Elternrolle zu
übernehmen: Sich um andere kümmern und sie unterstützen, Vorräte einlagern, sparen und sich um den größeren
Familienkreis kümmern und (schließlich) die Familie loslassen können. In der letzten Phase kommt das Thema der
Trennung zwischen dem Männlichen und dem Weiblichen auf. Dies kann als Problem eines unharmonischen
Zusammenspiels von Logik und Emotion, Weiblichkeit und Männlichkeit auftreten und wird in der nächsten (der
fünften) Spalte seinen vollen Ausdruck finden.
Familiendynamik
In Spalte Vier geht es nicht nur um die Mutter-Kind Beziehung sondern auch um die Beziehung zu Familie und
Verwandten, kurz um unsere Beziehung zu allem, was uns ernährt, umsorgt und uns ein stabiles Fundament gibt.
Deswegen kommt es zu Problemen mit der Familiendynamik, mit Überverantwortlichkeit oder Abhängigkeit der
Familie gegenüber. Dies führt schließlich zu dem Bedürfnis, sich von der Familie zu trennen um seine eigene
Entwicklung fortführen zu können und damit, dass man sich nicht zu sehr mit seiner Rolle als Versorger identifiziert.
Die vierte Spalte wägt die Bedürfnisse der Familie gegen die persönlichen
Bedürfnisse ab und hat mit den Generationen zu tun. Die Weitergabe der
Familiengeschichte oder der erlebten Traumen von einer Generation an die nächste,
von Mutter zu Tochter. Diese Dynamik endet mit dem starken Wunsch der
Capparales, sich von der Familie zu trennen, damit das Ich sich weiter entwickeln
kann. Die Eigenschaften dieser Spalte werden in Kulturen unterstützt, in der
Familienwerte wichtig sind, wohingegen sie in modernen Gesellschaften, in denen
Familienwerte ihren Reiz verlieren, ein Grund für Krankheiten sind.

Man sollte beachten, dass die vierte Spalte (genauso wie die zweite) zwei gegenüberliegende Äste, bei den
Zweikeimblättrigen und den Einkeimblättrigen hat. Beide sind sich ziemlich ähnlich, haben aber auch
Unterschiede. Die Zweikeimblättrigen benötigen von Natur aus mehrgleisige, zweipolige Interaktionen. Sie
brauchen den anderen, sie brauchen entweder eine Mutter oder eine Familie um diese zu bewerten oder von
ihnen als Geber bewertet zu werden. Die Einkeimblättrigen sind im Gegensatz dazu einpolig veranlagt. Sie
empfinden einfach, dass ihre Bedürfnisse nicht erfüllt werden und wenden sich dafür an die Familie. Sie können
sogar Versorger sein, das ist aber einfach nur ein Ausdruck ihrer Natur und kein Austausch.
Stabilität, Balance und Wurzeln, Gleichgewicht beim Empfangen
Das Hauptproblem dieser Spalte ist, wie man stabil bleiben kann, während man empfängt, wie man versorgt werden
kann und mit der Familie in Kontakt ist, ohne von ihr überrollt zu werden, wie man ein Gleichgestellter den Eltern
gegenüber sein kann und wie man im Gegenzug zu Eltern wird. In der vorherigen Spalte (Spalte Drei), war es
eigentlich eine völlige Ablehnung des mütterlichen Prinzips in dem Versuch sich zu trennen. Dadurch wurde eine
unmögliche Situation geschaffen: Den lebenspendenden mütterlichen Aspekt völlig aufzugeben wird den Fortbestand
des Lebens gefährden, deswegen ist der Konflikt in Spalte Vier: „Wenn ich weiter in der empfangenden Position
bleibe, könnte das gerade gesprossene Ich verwelken. Wie kann ich Ich selbst bleiben? Aber wenn ich alles ablehne,
wie kann ich genährt und umsorgt werden und wie soll ich überleben? Habe ich die Basis für das Leben von meiner
Mutter bekommen, damit ich selbst ein fürsorglicher Erwachsener werden kann?“ Diese existenziellen Fragen
spiegeln die kontinuierliche Suche nach Gleichgewicht zwischen Geben (das aktive, männliche Element) und
79
Spalte 4
Wundersame Ordnung
Empfangen (das rezeptive, weibliche Element), als Teil einer größeren Suche nach Harmonie und Gleichgewicht im
Ich wider.
 Die Gruppe der Getreide (Poales, Gräser) bei den Einkeimblättrigen drückt das Bedürfnis nach Gleichgewicht und
Stabilität in zahlreichen Symptomen der Extremitäten aus, vor allem in den Füßen. In Rajan Sankarans Themen
ist die Empfindung von Stabilität und Instabilität charakteristisch für diese Gruppe. Die vierte Spalte ist die
Mittellinie der Pflanzentabelle und entspricht der Säule des Mitgefühls (die mittlere der drei Säulen des Baum
des Lebens der Kabbala), in der das weibliche Empfangen und die männliche Aktivität, Gnade und Urteil, ihr
Gleichgewicht suchen.
Wie dieser Konflikt in der Familiendynamik ausgedrückt wird, hängt vom Reifegrad innerhalb der Spalte ab. Am
Anfang der Spalte sind die Mittel wie Paeon, Thea und Sacch noch abhängig und zeigen ihre Unreife. Dies wird
körperlich in der Plazentaretention von Gossyp und durch viel Zorn ausgedrückt. Gegen Ende der Spalte, besteht die
reife Lösung darin, die Verantwortung für die Familie zu übernehmen, zu geben und zu versorgen, während man
gleichzeitig seine Unabhängigkeit bewahrt (Kola, Bry und Brassicaceae wie Cochel und Brass). Am Ende der Spalte
kommt es dann zu einer Neigung zu sauren Familienbeziehungen (Louis Klein) als Schritt zur Befreiung von der Last
der Familie.
Typische Beschwerden in Fällen der vierten Spalte
Mutterschaft, Schwangerschaft, Geburt, emotional unvorbereitet auf die
Mutterschaft sein. Extreme Verlassenheitsgefühle. Allein gelassen sein.
Widerstand, sich von einem verletzenden oder überfürsorglichen Elternteil oder
von einem Partner, auf den das Problem mit den Eltern projiziert wird, zu
trennen. Widerwille, das zu Hause zu verlassen und ein unabhängiges Leben zu
beginnen (symbolisch durch Gelenk- oder Fuß-Probleme ausgedrückt) oder
Frühreife, Überverantwortlichkeit für die Familie und übermäßige
Unterstützung eines Familienmitglieds. Bedürftigkeit oder zu viel gebraucht
werden.
Gegen Ende der Spalte will man sich von seiner Familie lösen, die jetzt als abhängig, fordernd, kastrierend und die
eigenen Reserven aufsaugend wahrgenommen wird. Rückenschmerzen sind typisch (die Familie auf dem Rücken
tragen…).
Es kann ein Gefühl des Mangels herrschen, das zum Horten, zu Habgier und der Abneigung, Geld auszugeben oder
Dinge loszulassen (auch die eigenen Wurzeln) führt. Es kann Gleichgewichts- und Koordinationsprobleme geben,
sowie Probleme mit dem Temperaturausgleich und Rückenprobleme. In anderen Worten, Probleme dabei, auf eigenen
Füßen zu stehen und die Familie zu tragen, sowohl wörtlich, als auch im übertragenen Sinn. Die Pathologie der Füße
legt einen Mangel an „Wurzeln“ und an Verbundenheit zur Familie nahe.
Affinitäten
Das gesamte Verdauungssystem vom Mund bis zum Rektum kann betroffen sein. Es kann zu Stoffwechselproblemen,
Fehlernährung, Bulimie, Verdauungsstörungen und Krankheiten im Verdauungstrakt wie Morbus Crohn und
Divertikulitis kommen. Der weibliche Aspekt kann auch als Überschuss oder Mangel des Elements Wasser
ausgedrückt werden, was zu Allergien und Absonderungen (Graminales) sowie zu Problemen mit den Brüsten, dem
Stillen, der Mens und in der Schwangerschaft, sowie bei der Entwicklung des Fötus, vor allem bei dessen
Nervensystem (unreifes Nerven- und Verdauungssystem bei Neugeborenen: Orchidales) führt.
Zusammenfassung
Während die erste Spalte nur den Motor herstellt, mit dem das menschliche Ich läuft, nämlich die geistige, emotionale
und körperliche Ebene, sorgt die vierte Spalte für den Inhalt, die Bausteine und den Treibstoff für die Motoren und
baut somit den Wachstumsprozess des menschlichen Ich auf. Am Ende der vierten Spalte hat man die Lektionen
gelernt, die der weibliche Entwicklungsaspekt vermittelt und ist nun reif, als getrenntes, unabhängiges, einzigartiges
menschliches Wesen zu bestehen. Die übermäßige Emotionalität des Weiblichen wird gezügelt und der Intellekt
beginnt zu regieren (Capparales).
80
Spalte 4
Wundersame Ordnung
Das weibliche Prinzip, das in den ersten Spalten so bestimmend war, kommt nun zur Ruhe, nachdem es (idealerweise)
integriert wurde, was zu einem Gleichgewicht von Geben und Empfangen führt - die Reise zu den Lektionen der
Männlichkeit kann beginnen.
Geld
In der vierten Spalte steht Geld symptomatisch für die beutende Rolle, die das Materielle bei der weiblichen Qualität
spielt. Geld bietet eine Möglichkeit der Ernährung, um Reserven für Zeiten anzuhäufen, in denen man sie benötigt,
und es schützt uns vor Not. Geld bedeutet Sicherheit und nicht ein Weg zu Ansehen, wie es in der fünften und
sechsten Spalte der Fall ist. Geld bedeutet Essen, ein Dach über dem Kopf und materielle Sicherheit, deshalb ist es
eine gute Wahl, ein Geschäftsmann oder Unternehmer zu sein. Geld in Bezug zur Sicherheit der Familie kann auch
ein Thema sein.
Die Geldorientiertheit wird ab der Mitte der Spalte stärker, weil sich Verantwortungsbewusstsein und Reife
herausgebildet haben. Die Cucurbitales sind die ersten, die etwas anhäufen und für die Zukunft vorsorgen, weil sie
die ersten sind, die Angst vor Armut erleben und deshalb Vorräte anlegen und Geld sparen (Bry – der Geizhals).
Beziehungen und Sexualität
In der vierten Spalte resultiert das Bedürfnis nach einer Beziehung aus dem Bedürfnis nach Fürsorge. So lange sie die
Unterstützung des Partners oder der Familie haben, sind diese Menschen stark. Starke wie auch schwache Männer
werden nach einer starken Frau suchen, weil Erfolg davon abhängt, ob man von einer starken Frau genährt und
umsorgt wird, was anders herum eine Ursache für Probleme in der Paarbeziehung sein kann. Frauen der vierten Spalte
suchen sich einen beschützenden, väterlichen Mann oder das Gegenteil, einen Mann der ohne ihre Unterstützung nicht
klarkommen würde, aber keinen ebenbürtigen. Wir sollten die vierte Spalte in Betracht ziehen, wenn es in dem Fall
darum geht: „Wie viel bekomme ich von meinem Partner?“ (Bry, Choc, Sal-fr, Sacc, Thea). Ein Schwerpunkt liegt
auf dem Mangel an dem, was der Partner geben kann, oder an dem was aufgrund der Haltung des Partners fehlt
(Gefühl, verlassen zu sein: Bamb, Choc, Cycl, Kola, Dros, Hott, Trit-v, Sacc, Sal-a, Sal-f, Vanil.)
Obwohl sie eine gesunde Libido haben, kann man Probleme mit der Schwangerschaft und dem Fötus antreffen. Zu
lange Menstruation, Menstruationsschmerzen und Uterusprolaps. Am Ende der Spalte (Capparales) belegen
verhärtete Fibrome und Tumore der Prostata, dass der Prozess zu seinem rigiden Ende kommt. Das Herz sollte
„aufpassen“, dass es niemanden verletzt oder verletzt wird.
Religion
In der vierten Spalte ist die Religion hauptsächlich ein soziales Bedürfnis, sie hilft beim Gleichgewicht im Leben, ist
aber nicht der Schwerpunkt. Eine Synagoge, Kirche oder Moschee ist eher ein Ort für gesellschaftliche Aktivitäten
und eine Möglichkeit, sich sozial in der eigenen Gemeinde einzubringen. Sieht man sich die geschichtliche Zeitachse
der Spalten an, wird klar, dass am Ende der vierten Spalte Jesus die Bühne betritt und die Priester dafür schilt, dass sie
den heiligen Tempel in einen normalen Marktplatz verwandeln, während die fünfte Spalte mit einem religiösen
Fanatismus beginnt.
Hier geht es in der Religion mehr darum, mit der göttlichen Fülle (eine weibliche Qualität) zu verschmelzen, eine
nährende, dynamische Beziehung, die das religiöse Leben mit dem Privatleben harmonisch verbindet. Erst am Ende
der Spalte kommt es zur Unzufriedenheit damit, dass man Teil einer Gruppe oder eines Establishments ist, das man
als erstickend empfindet. Die persönliche Entwicklung wird durch soziale und kulturelle Anforderungen
eingeschränkt, was wiederum die Suche nach einem persönlichen, individuellen Ausdruck fördert, die in der nächsten
Spalte angegangen wird.
Genesis: Der vierte Tag der Schöpfung und die vierte Spalte
„Und Gott sprach: Es werden Lichter an der Feste des Himmels, die da scheiden Tag und Nacht und geben Zeichen,
Zeiten, Tage und Jahre… Und Gott machte zwei große Lichter: ein großes Licht, das den Tag regiere, und ein kleines
Licht, das die Nacht regiere… und schieden Licht und Finsternis.(Genesis1, 14-18)
81
Spalte 4
Wundersame Ordnung
Spalte Vier spiegelt den vierten Tag der Schöpfung wieder, der einen Bezug zur Ausstrahlung des Unendlichen Lichts
hat (was vor der Sonne und dem Mond existierte), das zur Erde hinabsteigt und diese mit Nahrung und Fülle versorgt.
Erst jetzt, am vierten Tag werden die Sonne und der Mond – der männliche und der weibliche Archetypus in der
materiellen Welt – als Gefäße erschaffen, um verschiedene Arten der Fülle für die materielle Welt zu kanalisieren 21.
Das Leben beginnt seinen materiellen Lauf und die Zeit wird erschaffen. Bis zu diesem Punkt war Zeit noch die
Unendlichkeit eines göttlichen Moments, es gab kein Konzept von der Zeit als etwas, das gezählt werden könnte. Mit
der Erschaffung von Sonne und Mond entstand der 24-Stunden Zyklus und die historische Uhr der materiellen Welt
begann zu ticken: „…und geben Zeichen, Zeiten, Tage und Jahre.“ Die Zeit wird erschaffen, als das Licht weltlich
wird. Die Einheit spaltet sich in Weiblich und Männlich, die in ihrem Wechselspiel das Leben erschaffen.
Von dieser Bühne aus, kann das Licht verschiedene konkrete Formen annehmen. Weil die materiellen Gefäße jetzt
das Leben zu beinhalten können, kann sich die Schöpfung von ihrer Quelle lösen und anfangen sich zu entfalten,
indem sie selbst etwas erschafft und selbsterhaltend wird. Die Sonne ermöglicht Photosynthese und beleuchtet die
Fähigkeit des Lebens, Licht zu absorbieren und in Materie zu verwandeln. Die Alchemie dieser Spalte ist tatsächlich
ein echtes Wunder, weil das Licht die Evolution belebt indem es nährt und neues Leben erzeugt. Ein Leben, das dazu
bestimmt ist, sich zu wandeln und zu wachsen.
Die Schöpfung der Samen am dritten Tag („und Bäume, die Frucht tragen, deren Same in ihr selbst ist, nach ihrer
Art“) deutet die Fähigkeit an, etwas Neues zu erschaffen, das anders ist als sein Ursprung (ein Same ist immer das
Ergebnis von zwei unterschiedlichen Zellen, die ein neues Lebewesen produzieren). Am vierten Tag muss der Same
sich von seiner „Familie“ trennen, um keimen zu können. Er muss sich von seinen Wurzeln abschneiden, von der
Mutterpflanzen aufbrechen, so dass er individuieren kann, aus sich selbst heraus leben kann, neuartig und individuell,
wobei er immer noch abhängig bleibt und von der Sonne ernährt wird.
Anders als das Ur-Licht, sind die Sonne und der Mond von der Quelle entfernt. Sie generieren Bewegung und
Transformation, fördern Wachstum, Nahrung und Fülle: Sie liefern Nahrung und ermöglichen es, dass das Leben aus
dem Zustand des dritten Tages, „deren Same in ihr selbst ist“, aufkeimt und selbsterhaltend wird.
Die Sonne und der Mond sind verantwortlich für den Strom der Fülle oder den Über-Fluss, aber verglichen mit dem
Ur-Licht ist es ein limitierter Fluss, denn er ist quantifizierbar und messbar. Der Fluss ist deshalb relativ, hängt von
der Beziehung zwischen Geber und Empfänger ab, wie auch das Fließen einer Flüssigkeit von einem Gefäß in ein
anderes von deren Lage zueinander abhängt. Wegen seiner Beziehung zur Schöpfung der physischen Welt, stellt der
vierte Tag Fragen wie: „Habe ich oder habe ich nicht?“, „Habe ich gegeben oder empfangen?“, „Wie viel Liebe
bekomme ich?“, „Wie sicher bin ich?“, „Wie viel Geld habe ich?“, „Sollte ich Kinder bekommen, wenn die Finanzen
so stehen?“. Geld ist tatsächlich eine Maßeinheit der materiellen Welt und während des vierten Tages kann alles
gemessen, gezählt und in Beziehung zu Fürsorge und Nahrung bzw. zu materieller oder spiritueller Fülle bzw. Mangel
gebracht werden.
Die Schöpfung von Sonne, Mond und Sternen am vierten Tag symbolisiert auch die Familie. Die Eltern, Sonne und
Mond, die selbst einmal Kinder waren, in Beziehung zu den Kindern. Deswegen hat dies neben den unmittelbaren
Familienangelegenheiten auch einen Bezug zur Übertragung durch die Generationen und dem universellen
Familiendrama. In der Familiendynamik ist man einmal ein Kind und ein andermal ein Vater, jetzt ein Baby, später
eine Mutter, einst ein Empfänger und ein anderes Mal ein Geber. Diese Konstellation lässt Fragen aufkommen wie:
„Beeinflusse ich, oder werde ich beeinflusst?“, „Wer bekommt mehr?“, „Wie viel habe ich gegeben und wie viel habe
ich bekommen?“, „Wie gut kann ich Geben oder Empfangen?“. Jede Art von kleinlicher Aufrechnung und Bewertung
in der Familie erinnert an den vierten Tag.
Die Sonne und der Mond wurden zusammen mit der Teilung von Tag und Nacht beauftragt, was eine Ebenbürtigkeit
zwischen Sonne und Mond, Vater und Mutter andeutet. In der vierten Spalte gibt es das Problem, zwischen Geben
21
Die gleichzeitige Schöpfung von Mond und Sonne spiegelt die Dualität von Körper und Seele wider, die jeweils eine eigene
Geschwindigkeit haben. Der Rhythmus des Körpers hängt davon ab, wie man in dieser Welt klarkommt, mit “seinem Gang auf
der Erde”. Der Rhythmus der Seele hängt mit ihrer eigenen Entwicklung zusammen. Am vierten Tag geht es eher um das
Manifestieren und Materialisieren in der physischen Welt. Es ist eine konkrete Spalte, die ganz deutlich auf der materiellen
Seite der Realität verwurzelt ist, im Gegensatz zur ersten Spalte, die es nicht war. Am vierten Tag erlebt die Seele die
Inkarnation ins Zentrum des Körpers. Das Ich, das Ego, wird gebildet und die weibliche Qualität erreicht ihre volle Wirkung in
der materiellen Welt. (K. Nechustan)
82
Spalte 4
Wundersame Ordnung
und Empfangen zu unterscheiden, was aber auch die Möglichkeit eröffnet, „gleichzeitig als Sonne und Mond“ zu
existieren. Das ist eine große Lektion des harmonischen Zusammenlebens.
Spalte Vier in der Geschichte der Menschheit und der gesellschaftlichen Entwicklung
Die vierte Spalte entspricht dem Zeitraum von etwa 850 v. Chr. Bis 250 n. Chr., in dem das spirituelle Wissen
verschiedenster Weltkulturen schriftlich niedergelegt wurde. Fast simultan begannen Kulturen in der ganzen Welt, ihr
Erbe und heiliges Wissen aufzuschreiben, das vorher von Generation zu Generation mündlich durch Lieder und
Geschichten überliefert wurde. Bis dahin waren die Menschen mit der intuitiven, weiblichen Kraft, der Natur,
verbunden. Es gab keine Notwendigkeit, etwas aufzuschreiben. Aber als der der Verstand der Menschen
materialistisch und erdgebunden wurde, verloren sie die Fähigkeit, sich die intuitive Seite des Lebens nutzbar zu
machen. Sie bekamen eine Verbindung zur materiellen Seite. Unter der Angst, dass Information verloren gehen
könnte entwickelte sich das Bedürfnis, diese aufzuschreiben, auch wenn das bedeutete, dass sie dadurch beschränkt
wurde. Dies passierte in allen Traditionen.
Das geschriebene Wort gewann an Einfluss und heilige Texte wurden zusammengefasst und abschließend
aufgeschrieben, so dass sie eine permanente Form bekamen und ihre jeweilige Tradition mit Struktur erfüllten. Die
Bildhaftigkeit der ägyptischen Hieroglyphen und der antiken chinesischen Schrift wurden durch abstraktere Symbole
ersetzt. Hippokrates übertrug die medizinische Wissenschaft vom Magischen ins Logische. In Indien wurden die
Veden niedergeschrieben, die jüdischen Überlieferungen und die Bibel wurden versiegelt. Information wurde nicht
mehr auf einer emotionalen Ebene übertragen, durch Märchen, die von Geschichtenerzählern am Lagerfeuer des
Stammes erzählt wurden und Lieder, die von Minnesängern vorgetragen wurden, sondern sie wurden immer häufiger
durch codierten Text übermittelt.
Nationen, bis heute die Hauptform der politischen Organisation, entstehen in dieser Ära überall und bieten den
Einzelnen Schutz, die jetzt immer mehr in Familien anstatt in Stämmen zusammenleben und denen deshalb deren
physischer Schutz fehlt.
In Europa, begann diese Zeit mit der frühen, sehr materialistischen, griechischen Kultur, die sich allmählich
ausbreitete und ihren wirtschaftlichen und kulturellen Einfluss auf weit entfernte Teile der Erde ausübte. Es wurde
von dem noch einflussreicheren und materialistischeren Römischen Reich überflügelt, das Religion, Kultur, Literatur
und Kunst verschmolz um ganze Gesellschaften umzuformen. Der Stamm war nicht länger die Grundeinheit der
sozialen Organisation und wurde langsam durch die kleinere Einheit der Familie ersetzt. Die Benutzung von Geld als
Zahlungsmittel wurde alltäglich und ersetzte den traditionellen Tauschhandel. Der internationale Handel weitete sich
in bislang ungekanntem Ausmaß aus. Die Wirtschaft wurde in den Nationen ein einflussreicherer Faktor.
In England, florierte die keltische Kultur: Im Wesentlichen war das eine weibliche Religion, mit einem starken
Bezug zur Magie, zu Geistern, Heilkräutern, Gemeinschaft mit der Natur und mystischen Mächten, und es war eine
der letzen Religionen, die die weiblichen Fähigkeiten bewusst einsetzte, um die Kräfte der Natur zu zügeln und damit
Wohlstand anzuziehen, die Fruchtbarkeit und Ernten zu beeinflussen und um Kinder zu zeugen und materielle
Sicherheit zu erlangen. Deshalb wurden die Kräfte der Natur jetzt für die Bedürfnisse von Mensch und Haus, für den
Haushalt und die persönlichen Vorteile kanalisiert und nicht als reine Anbetung (wie in Spalte Eins) zum Zwecke
einer höheren Offenbarung (wie in Spalte fünf).
In China vereinte der Gelbe Kaiser alle Stämme der Region zu einer Nation und fasste gleichzeitig das kaum
greifbare Wissen der Chinesischen Medizin zusammen, das bis dahin von Vater an Sohn weitergegeben worden war
und zeichnete es auf. Auch hier wird das weitgehend intuitive Wissen in eine kognitivere Form übertragen. Konfuzius
betonte in seiner Philosophie moralische Verhaltensweisen für den Einzelnen und die Regierung und befürwortete
eine starke Loyalität in Familie und Ehe, den Respekt vor den Älteren und die Verehrung der Ahnen. Er befürwortete
auch die Familie als Basis einer idealen Regierung. China verbindet sich durch den Handel über die Seidenstraße mit
den anderen Nationen.
In Indien verbreitete sich die Lehre Buddhas, in der der Verzicht auf den Materialismus der Welt gelehrt wurde,
was Indien von einem Kontinent des riesigen Reichtums und Wohlstands in das genaue Gegenteil verwandelt:
Weltliche Reichtümer werden jetzt durch spirituelle Reichtümer ersetzt. Die selbe Nachricht wird hundert Jahre später
von Christus im Mittleren Osten überbracht.
83
Spalte 4
Wundersame Ordnung
In der biblischen Geschichte kehrten die Israeliten aus der babylonischen Diaspora nach Israel zurück, bauten den
Zweiten Tempel, vollendeten und besiegelten die Version des Alten Testaments, wie wir es heute kennen. Sie bildeten
damit die erste Form von religiösen Studien in Gruppen und legten die Bibel als Buch von Regeln fest. Die
Bedeutung dessen liegt in der Tatsache, dass es das Ende der intuitiven, prophetischen Ausdrucksweise markierte
(die ab da in den Untergrund ging und heimlich von isolierten Sekten wie den Essenern, einer Gruppe, die mit
Johannes dem Täufer in Verbindung stand, praktiziert wurde).
Gegen Ende dieses Zeitraums, tritt unter der harten Herrschaft des materialistischen Roms ein anderer
Bewusstseinsimpuls auf die Bühne der Geschichte der Menschheit: Jesus Christus. Sein Erscheinen bedeutet,
dass das, was bis dahin nährend war (Religion, Staat) jetzt durch Überernährung oder exzessiven Materialismus
stagnierte. Seine Lehren warfen die alte Ordnung um und zeigten auf, wie wichtig es war, auf das Physische
zugunsten einer echten Nahrung zu verzichten, die von der größten Entwicklungsmöglichkeit geboten wird, die in der
vierten Spalte verborgen liegt.22 Indem er die weitere menschliche Entwicklung auf den Weg
der Liebe lenkte, zur universellen, bedingungslosen Liebe, etablierte Jesus die Liebe als
tiefste Quelle der Nahrung, wie er es zweimal bei der wunderbaren Brotvermehrung zeigt.
Jesus‘ Ausruf, „Wer Vater oder Mutter mehr liebt denn mich, der ist mein nicht wert; und
wer Sohn oder Tochter mehr liebt denn mich, der ist mein nicht wert.”(Matthäus 10, 37),
weist auf das Ende der vierten Spalte hin, wo die enge Familie für ein höheres Ideal von
Liebe verlassen werden muss, was einen fortgeschritteneren Bewusstseinszustand
widerspiegelt und die Möglichkeit ankündigt, dass die Menschheit sich zu einem höheren
Grad der Liebe entwickelt, bis dahin, dass die Seele frei von den Beschränkung des
physischen ist.
Es ist kein Wunder, dass die Muttergottes mit dem Kind im Arm ein Archetyp für die Mutterliebe in der Kunst
geworden ist, wie man in diesem Gemälde von Sassoferrato (oben) und vielen anderen sieht.
Das körperliche Ende von Christus: Jesus wird ans Kreuz genagelt, was durch die größte Pflanzengruppe in dieser
Spalte, die Cruciferae oder Kreuzblütler widergespiegelt wird. Dies zeigt auf traurige Weise (genauso wie die
Geschichte des goldenen Kalbs auf dem Berg Sinai) dass die Zeit für seine Botschaft, die materiellen Reichtümer in
spirituelle zu verwandeln, noch nicht reif war. Die menschliche Seele muss noch mehr Bewusstheit entwickeln, damit
sich die Fähigkeit Liebe bewusst zu halten entwickeln kann. Deswegen werden wir in die nächste Spalte
weitergeleitet, deren Aufgabe es ist, die Kräfte des Verstandes und des Bewusstseins zu wecken, damit der Mensch
von der körperlichen Ebene erlöst wird und schließlich ins Spirituelle zurückkehren kann.
Abschließend lässt sich sagen, dass die vierte Spalte das Dilemma des Überernährens wiedergibt. Wenn man davon
ausgeht, dass die Existenz von externen Einflüssen abhängt, von Essen, Familie, Naturgottheiten oder Geld, wird man
von der dadurch angebotenen Sicherheit in Versuchung geführt und wird zum Gefangenen des eigenen Körpers in
einem goldenen Käfig. Diese Korruption des materiellen Bereichs wird auch im Aufstieg und Fall der riesigen Reiche
dieser Zeit ausgedrückt, China, Rom und Griechenland, ebenso wie durch die erlösenden Kräfte wie Buddha und
Christus, die dem menschlichen Bewusstsein eine Möglichkeit eröffneten, aus den Klauen der Zeitlichkeit des
Materiellen als Quelle von Nahrung in die Ewigkeit des Geistes befreit zu werden. Die Lektion dieser Spalte liegt in
dem Gleichgewicht, das man erreichen kann, in dem irdische Reichtümer und spirituelle Reichtümer sich nicht
widersprechen. Dennoch, benötigt der Mensch die Kräfte des Ich und des Verstandes, um jenseits des Materiellen und
jenseits der Sinne zu gelangen. Diese werden sich im nächsten Stadium, der nächsten Spalte bzw. in der nächsten Ära
entwickeln.
22
„Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden... Sammelt euch aber Schätze im Himmel... Denn wo euer Schatz ist, da ist auch
euer Herz... Niemand kann zwei Herren dienen... Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon [materiellen Wohlstand]... Sorget
nicht für euer Leben, was ihr essen und trinken werdet... Ist nicht das Leben mehr denn Speise? Und der Leib mehr denn die
Kleidung? Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit. “ (Matthäus 6, 16-33).
Hier erneuert Jesus Moses’ alte Worte in der Wüste, die er in der Zeit der vorherigen, der dritten Spalte gesprochen hat: „... daß
der Mensch nicht lebt vom Brot allein, sondern von dem Wort, das aus dem Mund des HERRN kommt.” (Deuteronomium 8, 3).
Ein altes Sprichwort wird erneuert und in die nächste Spalte übertragen.
84
Spalte 4
Wundersame Ordnung
*Die archetypischen Geschichten dieser Epoche sind die verschiedenen traditionellen Erzählungen über weise
Frauen und Geschichten in denen Kinder zu Erwachsenen heranreifen, sowie Märchen über die schlechte Beziehung
mit der bösen Mutter, wie Schneewittchen und Aschenputtel.
Das vierte Chakra und die vierte Spalte
Das vierte Chakra befindet sich im Bereich des Herzens, wo es als Sitz der Fähigkeit zu Lieben, zu akzeptieren und zu
vergeben dient. Spirituelle Liebe, andere und sich selbst lieben und akzeptieren. Es ist der Inbegriff der Mutterliebe.
Es ist die Liebe, die sich durch das Nähren und Genährtwerden zieht, wenn Geben und Empfangen in harmonischem
Gleichgewicht sind. Eine Liebe, die die Kräfte zu geben und zu empfangen weckt. Das vierte Chakra bringt die
Bausteine des Lebens hervor: LIEBE. Durch dieses Chakra erleben wir Emotionen und können sie in einer reifen und
ausgewogenen Art ausdrücken. Das vierte Chakra ist eine Kreuzung und ermöglicht das Fließen zwischen den unteren
und den oberen Chakras. Deshalb ist es der energetische Schwerpunkt des Körpers, ein Ort, wo sich extreme
Gegensätze treffen und harmonisieren.
Ein Ungleichgewicht im vierten Chakra drückt sich entweder als emotionaler oder materieller „Geiz“ aus, oder als
Tendenz zu viel zu geben, was zu Schwierigkeiten mit dem Geben und Empfangen führt. Ängste, verlassen zu
werden, Traurigkeit, Kummer. Es kommt zu einer Neigung, sein Herz zu verschließen und „auf der Hut“ zu sein, um
nicht verletzt zu werden.
.
85
Spalte 5
Wundersame Ordnung
Spalte Fünf: Spaltung: Ich und der andere
Spaltung, ich und der andere. Seinen eigenen Weg gehen. Sein verlorenes Herz finden. Verstand, Bewusstsein und
Über-Ich. Das männliche Prinzip konfrontieren, männliche Unterdrückung: Der Vater. Regeln, Vorschriften und
Rigidität. Arbeit. Sich durch Leistung definieren. Ich bin was ich arbeite. Den Weg gehen.
Schlüsselwörter
Spaltung, Trennung, Teilung
Spaltung zwischen Emotionen und Intellekt, zwischen männlich und
weiblich.
Die Macht des Verstandes, Kognition, Ratio, Selbst-Bewusstwerdung.
Arbeit, Fleiß, Workaholic, übermäßige Anstrengung, Strapaze.
Der richtige Weg, Richtung, Lebenssinn.
Gelehrsamkeit, Belesenheit, den Verstand bis zur Erschöpfung
benutzten. Unterdrückung des Herzens.
Grenzen, Gesetz, Vorschriften, soziale Strukturen, Religion.
Unterdrückung, Strenge, Rigidität, Trockenheit, kritisch sein, Vorwurf,
Schuld
Emotionale Unterdrückung, Rigidität, Fixiertheit, religiöser Fanatismus,
Aberglaube.
Ich und der andere, Beziehung mit jemand anderen. Jenseits des
anderen.
Bei der Reise der fünften Spalte geht es darum, sich eine Reihe mentaler, emotionaler und
körperlicher Werkzeuge anzueignen, durch die das Ich sich von allem, was anders ist,
unterscheiden kann. Je weiter wir in der Spalte nach unten kommen, desto mehr kommt
das männliche Element in Schwung. Es spaltet sich komplett vom Weiblichen ab. Die
Spaltung ermöglicht es, dass sich Bewusstsein und Gewahrsein in Richtung Funktionieren,
Leisten, und in-der-Welt-Handeln formen und entwickeln, wodurch das Ich an
Abgrenzung gewinnt. Ich tue, also bin ich. Seinen eigenen Weg, seinen eigenen Pfad
beschreiten, Aufgaben erledigen, die Lebensaufgabe erfüllen, Erfüllung finden und eine Spur hinterlassen - darauf
wird in der fünften Spalte Wert gelegt. Das Ich will über sich selbst hinauswachsen und seine Fähigkeit zur Liebe
vergrößern. Indem sich das männliche Prinzip erhebt, wird die schwierige Kommunikation mit dem Andersartigen
ermöglicht. Der Preis, der dafür gezahlt werden muss, ist aber das Versiegen der weiblichen Qualität.
Spaltung zwischen dem Männlichen und dem Weiblichen
In Spalte Fünf entsteht eine Spaltung, weil sich das männliche Prinzip völlig vom weiblichen Prinzip trennt, es unterdrückt
und anfängt, die aktive Komponente der Ich-Werdung zu sein. Die Rolle der männlichen Qualität ist es, eine Trennung zu
schaffen, eine Grenze, die dabei hilft ein wohldefiniertes, bewusstes Ich als Teil der Reise des inneren Wachstums zu
etablieren. Grenze bedeutet Spaltung, was wiederum ein Empfinden der Entfremdung verursacht.
Das Thema der inneren Spaltung oder Dualität, sei es nun eine Teilung innerhalb der Seele, im kognitiven Prozess oder
zwischen Ratio und Emotion, taucht in dieser Spalte immer wieder auf. Die Spaltung schafft Trennung, Distanz und
Entfremdung, was zu Hartherzigkeit führt.
Die Spaltung innerhalb der Einheit führt auch zu der Idee von Hierarchie. Sie schafft eine Distanz zu den anderen, so dass
jetzt einer höher sein kann, während der andere niedriger ist, dass einer wichtig ist, während der andere vernachlässigt
werden kann. Die Spaltung macht auch anfällig für einen Konflikt zwischen verschiedenen Bereichen der Seele oder der
Psyche, was in der bekannten Spaltung von Anac gipfelt.
86
Spalte 5
Wundersame Ordnung
Der Andere, Getrenntsein, ein selbstreflektierenden Bewusstseins entsteht
In Spalte Fünf beobachten wir den Wechsel des Schwerpunkts vom Weiblichen zum Männlichen. Im Laufe der
vorhergehenden Spalten, wurde die Dominanz der symbiotisch-weiblichen Qualität allmählich vom männlichen Element
durchdrungen, was der weiblichen Qualität half, Form anzunehmen und Reife zu erlangen. Jetzt, in der fünften Spalte,
verfinstert das Männliche schließlich das Weibliche und wird zur dominanten Kraft. Die männliche Dominanz ermöglicht
es jetzt dem „Andersartigen“, die runde, in sich geschlossene, weibliche Qualität zu durchdringen und bringt eine
Bewusstwerdung dessen mit sich, was jenseits des Selbst, der symbiotischen Eltern-Kind Beziehung und der Familie liegt.
Dies gipfelt in der Fähigkeit, den Anderen als eigenständiges Individuum mit seiner unabhängigen Existenz und seinen
eigenen Bedürfnissen anzuerkennen. Was ebenfalls aus dieser Erweiterung der eigenen Wahrnehmung resultiert, ist das
Vermögen, sich selbst als Individuum, das unabhängig von den eigenen Eltern und der Familie existiert, zu begreifen. Diese
Bewusstseinsebene benötigt eine Selbst-Bewusstwerdung und eine rationelle Wahrnehmung, was pathologisch in zu viel
Rationalisieren umschlagen kann oder auf der anderen Seite zu geistiger Erschöpfung und schlechter Konzentration führt,
wie man es oft in dieser Spalte findet.
Die Spaltung und die Empfindung des Getrenntseins, die für diese Spalte so fundamental sind, führen zu Ehestreit und
zu Konflikten in der Familie (besonders in der Vater-Kind Beziehung) und mit allen möglichen anderen Autoritäten. Die
Herausforderung in diesem Stadium ist es, die Autonomie zu bewahren, indem man in einer Beziehung von gegenseitiger
Liebe ist.
Man erwirbt die Fähigkeit, eine Beziehung mit dem Andersartigen, und dies führt zu einer Offenheit neuen Ansätzen, Ideen
und Systemen gegenüber und wird als Weg zur Entwicklung und Erweiterung des Bewusstseins (z. B. als Schüler eines
spirituellen Pfades oder Gelehrten) genutzt. Wenn diese Eigenschaft sich nicht entwickelt, kann es andererseits passieren,
dass es zu Engstirnigkeit, Zwangsvorstellungen, zur Abweisung und Verurteilung anderer, zu deren Erniedrigung und
schließlich zur Ausrottung dessen, was anders als man selbst ist kommt (wie bei religiösen Fanatikern, Rassenvorurteilen,
Rassismus und Ähnlichem).
In Spalte Fünf entsteht zum ersten Mal ein sich selbst reflektierendes Bewusstsein. Die Fähigkeit, sich selbst in Beziehung
zur Welt zu sehen, erreicht ihren Höhepunkt in Form der Bewusstwerdung der eigenen Individualität und der Möglichkeit
der eigenen Entscheidung: Dass man anders sein kann, als es die Umstände der Vergangenheit, in der Kindheit, der Familie
und der Geschichte es gebieten. Das sich erweiternde Bewusstsein erzeugt eine Alchemie der Wandlung. Auf der Suche
nach dieser Veränderung, wird in diesem Stadium das männliche Prinzip aber durch die ihm eigene Rigidität behindert.
Durch das Verlangen, sich zu transformieren und sich jenseits des jetzigen Bewusstseinszustandes weiterzuentwickeln,
anders zu sein, ist es so wichtig, „es auf meine Art zu machen“. Das Tun und das Leisten wird ein Schwerpunkt.
Im Zusammenhang der Evolution der Tabelle in Richtung eigenständiges Bewusstsein, führt die fünfte Spalte die Aspekte
von Spaltung und Andersartigkeit ein, was wiederum den Weg für die Verwandlung der Liebe von der persönlichen, zur
bedingungslosen, universellen Liebe23 bereitet.
Beziehungen und Kommunikation
Weil die menschliche Seele ein Ganzes ist und Einssein ihre Essenz, generiert die
Spaltung in ihr eine sofortige Gegenreaktion: die Sehnsucht, sich in einer Beziehung
wieder zu vereinigen, mit jemandem zusammen zu sein, um jeden Preis den Kontakt
zu jemand anderem aufzubauen. Sogar ein Konflikt wird als Kontakt angesehen. Alles
was eine Beziehung wiederherstellen könnte um den Fluss zwischen dem Männlichen
und dem Weiblichen aufrechtzuerhalten. Aber diese Sehnsucht zu erfüllen ist
angesichts der Spaltung und der Entfremdung nicht einfach. Deshalb sehnen sich die
23
Während in den früheren Stadien die weibliche Liebe in sich selbst eingeschlossen ist („Du wirst geliebt, weil
Du mein bist, ein Teil von mir“), führt die in der fünften Spalte gesetzte Grenze zu einer Anerkennung des
Anderen als eigenständiges Wesen, was den Weg für eine höhere Ebene der Liebe bereitet, nämlich die
bedingungslose Liebe eines anderen Wesens, außer sich selbst. Um dies geschehen zu lassen, opfert die Seele
zeitweilig einen Teil ihrer Essenz, schafft eine Teilung, eine Spaltung in sich selbst. Dies passiert durch das
männliche Element, dessen Natur es ist, zu zerteilen und Grenzen zu setzen. (Siehe Didier Grandgeorge: „Das
dreifach beseelte Herz“.)
87
Spalte 5
Wundersame Ordnung
Rosales nach einer Beziehung, die nicht erfüllt oder lange aufrecht erhalten werden kann, währen die Papilionaceae eine
fortwährende Beziehung benötigen um nicht krank zu werden und bei den Anacardiaceae verhindert ihre Spaltung einen
tiefen Kontakt, obwohl sie sich eine Beziehung wünschen. Der Fluss zwischen dem Männlichen und dem Weiblichen ist
aufgrund des überaktiven männlichen Elements gestört, was zu Rigidität in verschiedenen Bereichen führt, darunter auch
Beziehungen (Beleidigend, verletzend oder tadelsüchtig, kritisch: Anac, Asaf, Cic, Con, Der, Gran, Guaj, Hura, Mez,
Oenat, Rhus-g, Rhus-t, Ruta).
Beziehung ist ein Problem, sie wird gemieden und doch herbeigesehnt. Man muss sich anstrengen, um den Kontakt und
Beziehungen mit anderen aufrecht zu erhalten, seien es Partner, Kollegen, Fremde oder sogar Familienmitglieder. Obwohl
man sich wünscht, eine Beziehung aufrechtzuerhalten, führt die emotionale Trockenheit zu Schwierigkeiten und Konflikten
in engen Beziehungen (Con, Ruta, Rhus).
Die väterliche Qualität: Grenzen, Gesetze, Regeln, Rigidität, Struktur und Religion
Damit das Ich seine Entwicklung durch die Spalten fortsetzen kann, muss es jetzt den Archetypen des Vaters
konfrontieren. Obwohl in Wirklichkeit die Liebe jedes Elternteils idealerweise sowohl väterliche als auch mütterliche
Eigenschaften aufweist, beinhaltet die archetypische Vaterrolle es, das Kind aus der Einheit mit dem Weiblichen zu
befreien und ihm so die weitere Entwicklung zu ermöglichen, indem Grenzen gesetzt werden. Dies würde die innere
Spaltung bedeuten und das Bewusstsein von der Vorherrschaft des Emotionalen und Intuitiven trennen. Zu diesem
Zweck müssen die archetypischen Eigenschaften der Männlichkeit wie Struktur, Grenze, Limitation, Rigidität,
Regeln, Disziplin, Religion, Hierarchie, Kritik, Vergleich und Urteil eingeführt werden. Tun, leisten, führen,
anvisieren. Intellekt, Orientierung und Zielerfüllung.
Der männliche Archetyp regiert die letzten beiden Spalten (fünfte und sechste) mit all seiner Macht und führt weg von
der animalischen Natur der Mutter Erde. Dies kann in unreiferen Fällen dazu führen dass man sich auf einen groben
Materialismus einlässt, der in Regeln und Vorschriften ausgedrückt wird, die ein strukturiertes und ordnungsgemäßes
Benehmen, Handeln und Arbeiten fördern. In verfeinerten Fällen, führt der männliche Aspekt dazu, dass man sich
bewusst um die Entwicklung des Selbst kümmert, um eine spirituelle Reise und die Suche dessen, was hinter den
Grenzen des Ich liegt. Deshalb bekommen in diesem Stadium die Begriffe Religion, Ideologie, Regeln, Hierarchie
und höchste Hierarchie eine besondere Bedeutung (Meditieren: Coca, Eug, Guaj, Manc, Olib-s, Phel, Rhus, Ruta).
Wenn diese Qualität aus dem Gleichgewicht kommt, kann die religiöse Neigung strikt und fanatisch werden – viele
Mittel dieser Spalte kommen in der Rubrik Religiöse Affektionen (Anac, Olib-s, Rhus-g) vor.
Körperlich drücken sich diese Themen als Steifheit und Rigidität der Gelenke und Sehnen, Expansion oder
Kontraktion der Gewebe und als Kongestion aus.
Ein starker Verstand unterdrückt Emotionen (und Sexualität)
Die Rolle der fünften Spalte ist es, das rationale Denken zu stärken um eine Trennung zu erleichtern, damit die bewusste
Wahrnehmung sowohl sich selbst als auch den anderen beobachten kann. Diese Fähigkeit wird als Impuls in Richtung
Entfaltung und Entwicklung benutzt. Wird der rationale Intellekt aber zu dominant, dann werden Emotionen als
bedrohlicher Abgrund erlebt, als chaotische Irrationalität, die zur völligen Zerstörung führt. Deshalb schreitet das rationale
Denken ein und versucht sowohl die emotionale als auch die sexuelle Energie zu unterdrücken und sie dafür zu opfern,
damit der Verstand sein rationales Selbstbild erhalten kann (unter Gemütsbewegungen/Emotionen müssen vom Intellekt
kontrolliert werden steht nur Viol-o, diese Rubrik ist aber auch für viele andere Mittel der Spalte charakteristisch). Extreme
Religiosität und unterdrückte Sexualität werden häufig zusammen als doppelte Folge eines zu strengen Verstandes
auftreten.
Da dem Verstand die intuitive Stimme des Herzens fehlt, eine Stimme, die dazu geschaffen ist, die Aktivitäten des
Verstandes zu lenken, neigt er dazu sich an Regeln und Definitionen zu klammern, während er alles bis ins Detail
analysiert, um es zu verstehen und ihm eine logische Struktur zu geben. Der fundamentale Fehler dieser Spalte ist
deshalb die völlige Identifikation des Ich mit der Vernunft und dem selbstreflektierenden Bewusstsein: „Ich denke,
also bin ich.“
Leistung, etwas erreichen, zielorientiert, Arbeit
88
Spalte 5
Wundersame Ordnung
Spalte Fünf fördert das Tun und das Handeln als Ausdruck der gerade erst, am Ende der vierten Spalte, erworbene
Individualität. Zu diesem Zweck wird der aktive, männliche Teil herangezogen. Da der rationale, männliche Teil aber
zu stark wird, kommt es dazu, dass er alle Emotionen, die ihm begegnen zerquetscht und sie unterdrückt um seine
Ziele zu erreichen oder sie im besten Falle als unwichtig abtut, wenn er sie nicht völlig verleugnet.
Dies lässt einen Konflikt zwischen zwei entgegen gesetzten Kräften im Menschen aufkommen. Eine Kraft ist die
aktive Willenskraft, die mit dem Handeln und der Motivation sich zu entwickeln und voran zu kommen zu tun hat, es
ist die aktive, dynamische Kraft, die von innerer Stärke eskortiert wird. Die andere Kraft sind die weiblichen
Eigenschaften, die immer weiter unter die Oberfläche gedrückt werden. Die emotionalen Bedürfnisse bleiben
unerfüllt, was zu einer immer größer werdenden emotionalen Atrophie und Rigidität führt. Es gibt den Wunsch zu
handeln, aber handeln wird, rigide ausgeführt, zum Selbstzweck. Deswegen ist die Pathologie in der fünften Spalte
von Trockenheit und Rigidität gekennzeichnet.
Das gespaltene Herz
Die Spaltung in der fünften Spalte erzeugt einen Widerspruch in der Seele, weil sich das Männliche und das
Weibliche auf einen Konflikt einlassen, anstatt sich ebenbürtig zu sein. Aber diese Spalte ist unabdingbar, weil die
Bewusstseinsentwicklung mit einem internen Streit einhergeht. Der Ort, an dem die beiden Seiten aufeinandertreffen,
ist das Herz, wo die Dualität sich in ein Ganzes auflöst. Umgekehrt leidet das Herz, wann immer diese Gegensätze
nicht in Einklang gebracht werden können. Daher kommt die Neigung zu Herzkrankheiten (egal ob emotional oder
körperlich), die in dieser Spalte beobachtet werden kann.
Es muss betont werden, dass sobald die Spaltung in der menschlichen Seele stattgefunden hat, der entgegengesetzte
Wunsch, wieder zusammenzukommen und sich zu vereinigen entsteht. Deswegen verursacht die Spalten
Herzschmerzen, weil sie das innerste Wesen und die Essenz eines Menschen berührt 24: Ein gut verschriebenes Mittel
der fünften Spalte heilt das Herz, fördert die Fähigkeit zu Lieben und Zärtlichkeit auszudrücken und führt zu einer
weiteren Selbst-Bewusstwerdung, die schließlich dazu führt, sich mit dem Anderen in Liebe wiederzuvereinigen.
Deshalb sind in Spalte fünf oft so viele Emotionen vorhanden, deren Beteiligung aber im „Untergrund“ bleibt, bis sie
geheilt sind.
Unterdrückte Emotionen, rigider oder unkontrollierter emotionaler Ausdruck
Die Emotionen werden, wie vorher erwähnt, aktiv zugunsten des bewussten Verstandes unterdrückt, was soweit geht,
dass das Ich mentale Barrieren errichtet, um die emotionalen Wunden zu überleben. Der Ausdruck des Herzens ist
blockiert, aber das Herz, als Zentrum unseres Seins, kann nicht lange verneint und ignoriert werden. Deshalb werden
verdrängte Emotionen vielleicht rigide, spasmodisch oder auf eine wilde und unkontrollierbare Art ausgedrückt. Die
Emotionen kämpfen um ihr Leben, sie wollen nicht bezwungen werden, was (bei manchen Gruppen dieser Spalte) zu
extremen Ängsten und ungezügelten Zuständen (Euphorbiales) führt, die als selbsterfüllende Prophezeiung, so
chaotisch sind, wie der rationale Verstand sie wahrnimmt…
Unterdrückte Emotionen werden schnell zu Neurosen und Phobien, die wiederum religiösen Fanatismus,
Zwangstendenzen oder ritualistisches Benehmen fördern. Die Emotionen kämpfen um ihr Überleben gegen den
Verstand, der alles zu einer mentalen Gießform macht. Da die Seele eher auf der Grundlage von Emotionen
funktioniert, als auf Vernunft, zwingt man sie dadurch, dass man ihr das Hauptventil nimmt, sich anderweitig
auszudrücken.
In der fünften Spalte, ist die emotionale Dynamik im Ungleichgewicht. Wie jeder, der sich um die Entwicklung des
Selbst bemüht, erlebt hat, ist es für einen Transformationsprozess und eine Vorwärtsbewegung notwendig, sich
bewusst aus der Balance zu bringen indem man aus der Komfortzone tritt und sich selbst Verwundbarkeit zugesteht.
Nachdem man aber in diesen ungewohnten emotionalen oder spirituellen Bereich eingetreten ist, kann es sein, dass es
unmöglich wird, diese tückischen Gewässer zu befahren und die hohe „Spannung“, die dadurch erzeugt wurde
24
Um sich auf eine höhere Ebene der Liebe zu entwickeln, der Liebe des Anderen, muss die instinktive, mütterliche Liebe
(von jemandem, der Teil von einem selbst ist) durch die bewusste Entscheidung vermindert werden. Für die Seele ist es ein
schmerzlicher Verzicht, die Hälfte von sich zu unterdrücken.
89
Spalte 5
Wundersame Ordnung
auszuhalten. Dies kann zu einer emotionalen Ablösung und Instabilität, zu Zurückgezogenheit, Ängsten und Phobien
(Bani-c) führen. Die inneren Dämonen schreien immer lauter aus dem Unbewussten, da die spirituelle Ebene aus
Versehen angezapft wurde und ihre ganze Kraft (Manc) freigibt. Im Extremfall führt dies zur Geisteskrankheiten
(Fabales).
Durch die Heilung entsteht die Fähigkeit das Herz mit einzubinden, da das Bewusstsein genügend Selbstkenntnis
gewonnen hat, um herauszufinden, wer es ist und wer es sein möchte.
Kritik, Vorwurf, Schuld, Fehler, unmoralisches Gefühl, Korrektur, Wiederherstellung
Die männliche Qualität dieser Spalte fördert eine kritische Haltung, weil es die Natur des Bewusstseins ist, zu
vergleichen und gegenüberzustellen. So funktioniert es technisch. Es führt zur Kritiksucht, zum Fehlerfinden,
strengen Beurteilungen, Schuldzuweisungen, Verachtung, Verdrängung, Unterdrückung und Kritik, was vor allem
durch den Vater häufig vorkommt. Unterdrückung und Schuldzuweisung führen oft zu religiösen oder sexuellen
Schuldgefühlen.
Kritik erzeugt Leiden: „Ich muss eine bewusste Anstrengung unternehmen, um mich zu verbessern, immer mehr auf
mich nehmen, um meine Fehler zu korrigieren und mich zu verändern, hart an mir arbeiten, um anders zu werden.“
Trifft man auf Lehrmethoden und Denkweisen, die etwas zum besseren verändern wollen, rufen diese trotzdem das
Gefühl hervor, dass man so wie man ist, nicht in Ordnung ist. Tatsächlich ist dieses Gefühl von „Ich bin nicht
richtig.“, das Hauptgefühl der Spalte. So kann es sein, dass man eine Angst vor den eigenen bösen Neigungen 25 hat,
die besiegt werden müssen, egal wie viel Leid das kostet. Die Lösung oder Kompensation für diese Neigung bedeutet
also harte Arbeit und viel Anstrengung, um gut zu sein. Dazu gehört auch die Unterdrückung und Ausrottung aller
negativen Wesenszüge und Emotionen bei sich selbst oder bei anderen (die kritische Haltung richtet sich nach innen
und nach außen). Insgesamt ist die fünfte Spalte syco-syphilitisch.
Weil die Eigenwahrnehmung unvermeidlich auf die eigene Wahrnehmung des Göttlichen projiziert wird, stellen sich
die Menschen der fünften Spalte Gott als zornige und rachsüchtige Autorität vor, die streng ist und anspruchsvolle
Anforderungen hat, zur Vernichtung der Ungläubigen aufruft und fundamentalistische Ansichten fördert (Anac, Mel,
Mez, Olib, Rhus-t, Ruta, Rob).
Das Wort Korrektur ist in sich schon verurteilend, da es andeutet, dass etwas in einem selbst fehlerhaft und
reparaturbedürftig ist. Gerade weil diese Spalte eine klare Erkenntnis und perfekte Selbstreflektion gewährt, ist die
Lektion hier, sich selbst genau so zu akzeptieren wie man ist, ohne Urteil. Umgekehrt führt Beurteilung in dieser
Spalte zu Pathologien. Ein gut verschriebenes Mittel der fünften Spalte wird eine zu strenge Weltsicht mildern und
dem Patienten helfen, sich seines Lebens aus einer Sichtweise der Liebe bewusst zu werden.
Konfrontation
In der fünften Spalte gibt es viel Anstrengung, Kämpfen und harte Arbeit, was mit ihrem männlichen Standpunkt zu
tun hat: den Anderen konfrontieren, einem Freund, dem Partner oder dem Arbeitskollegen entgegentreten. Der
ständige Kampf führt zur typischen Ruhelosigkeit dieser Spalte, in der jede Handlung mit übertriebener Anstrengung
ausgeführt wird.
Für den eigenen Lebensunterhalt sorgen ist ein gutes Beispiel. Währen in Spalte vier Geldmangel in eine Notlage
führt, geht es in der fünften Spalte bei dem Bedürfnis nach Geld um Anstrengung, Kämpfen und hartes Arbeiten, was
einen so sehr erschöpft, dass die eigene Gesundheit geschädigt wird. Kein Wunder, dass Coca und Citrus in der
Rubrik „Erschöpfter Geschäftsmann“ stehen.
Arbeit, Workaholic, Erfüllen der Lebensaufgabe
25
Im Judentum stehen die bösen Neigungen (yétser ha-rá) den guten Neigungen (yétser ha-tóv) gegenüber. Es bezieht sich
auf den Missbrauch dessen, was für das physische Überleben notwendig ist, wie Völlerei oder Sexsucht, und nicht auf eine
böse Absicht. Der Ausdruck stammt aus folgenden Versen der Genesis: “Da aber der HERR sah, daß der Menschen Bosheit
groß war auf Erden und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war immerdar,…“ (6,8) und „…denn das Dichten
des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf.”, (8,21). (D. Northman)
90
Spalte 5
Wundersame Ordnung
Die Spalte Fünf entsteht direkt aus der fürsorglichen, nährenden Qualität der vierten Spalte. Die daraus resultierende
Empfindung der Selbstgenügsamkeit führt jetzt dazu, dass das Ich seine Individualität ausdrücken will. In dem man
erklärt: „Ich will tun, ich will handeln!“, erfüllt man die zweite Spalte, die dazu aufruft, sich in die Welt zu wagen.
Nur ist das Ich jetzt besser für diese Aufgabe gerüstet, es hat im Laufe seiner Reise in den vorhergehenden Spalten
weitere Werkzeuge angesammelt.
Die Qualitäten des männlichen Prinzips (bei Männern und Frauen) liegen im Sich-hinaus-Wagen, in der
Geradlinigkeit, der Hingabe zur Berufung im Leben und der Fähigkeit, sich auf seine Bestimmung einzulassen. Da
diese Eigenschaften und das Bedürfnis, in der Welt Spuren zu hinterlassen, der hauptsächliche Antrieb des
Männlichen sind, ist die Spalte Fünf die Spalte der Arbeit: Man gehorcht den Anweisungen des Ich: „Geh raus in
die Welt, verdiene Deinen Lebensunterhalt, beweise Deinen Wert durch harte Arbeit.“, „Deine Arbeit wird Dir
Bedeutung verleihen und Dich definieren.“. Alles kann durch harte Arbeit geschafft werden. Der Brennpunkt ist das
Tun, mit viel Anstrengung und Arbeit, die sich auf die eigene Verbesserung und Wandlung konzentriert, was oft zu
Erschöpfung führt.
Die Haltung zur Arbeit ist je nach Stadium innerhalb der Spalte unterschiedlich. Am Anfang der Spalte hat das Ich
den Wunsch etwas zu leisten und die Entwicklung von etwas wichtigem zu bewirken, aber noch ohne die Fähigkeit
das zu tun (Fabales). Weiter unten in der Spalte sieht man Workaholics (Sapindales), was die Themen Ehrgeiz und
Wettbewerb auf den Plan ruft. Gegen Ende der Spalte kommt es zu einer extremen und übermäßigen Hingabe an die
eigene Arbeit, was zu Erschöpfung führt (Apiales).
Arbeit wird als Mittelpunkt des eigenen Lebens betrachtet. Oder man nimmt eine Aufgabe an, die zur Lebensaufgabe
wird, die man blind und ohne Rücksicht auf (eigene) Verluste verfolgt, was zu Monomanie, Rigidität und Fixierung
führt. Auf der einen Seite gibt es eine starke Motivation in der Welt zu Handeln und etwas aufzubauen, sobald man
der Welt aber begegnet und Schwierigkeiten auftauchen, tendieren diese Menschen dazu, dicht zu machen und sich
emotional abzukapseln, eine Haltung die die eigene Fähigkeit zum Handeln vermindert.
Seinen Weg gehen, Streben
In der fünften Spalte geht es darum, in der Welt zu handeln, und um das Bedürfnis sich
von innen heraus zu etwas größerem zu entwickeln. Die daraus folgende Suche führt
zum Streben nach der Ich-Entwicklung, während man alles, was diesem Ziel im Weg
stehen könnte, konfrontiert. Dieser Antrieb wird noch stärker, bis hin zu Ruhelosigkeit,
zu Mühe und Kampf, wobei diese wiederum durch die mentale und körperliche
Rigidität, die in dieser Spalte einsetzen, beschränkt sind.
In der fünften Spalte kommt es zu dem Versuch, einen neuen Weg im Leben
einzuschlagen. Während es stimmt, dass es in der gesamten Pflanzentabelle um die
Entwicklung des Bewusstseins geht, führt in der fünften Spalte speziell das männliche
Prinzip die Eigenschaft des bewussten Strebens nach Entwicklung und Wandlung ein.
Dazu gehört, dass man sich selbst und andere beobachtet und seinen Stand in der Welt
beurteilt sowie die noch notwendige Arbeit, um die gewünschte Veränderung zu
bewirken. Dafür kann eine bewusste Anstrengung notwendig sein sich durch die Änderung tief sitzender
Gewohnheiten zu entwickeln, und es kann zu einem sinnlosen, ständigen Kampf mit den Gewohnheiten kommen (der
Andere innerhalb des Ich).
Jedes bewusste Verfolgen eines Pfades der eigenen Entwicklung gehört, wenn es auf eine rigide oder fanatische Art
und Weise erfolgt höchstwahrscheinlich in diese Spalte: „Ich investiere ganze Tage in dieser Arbeit, dennoch
bekomme ich keine Beförderung.“, „Ich habe jahrelang Yoga praktiziert, aber ich sehe keine Veränderung.“
In Spalte Fünf geht es um eine enorme Anstrengung und einem Kampf mit dem Selbst um Selbstverwirklichung zu
erreichen. Es geht nicht um eine spirituelle Suche. Es geht um die harte Arbeit, die nötig ist, wenn ein Kampf der
Mittelpunkt der Aktivität im Leben ist (egal um welches Thema es sich dreht). Diese Anstrengung kann auch
intensives Beten, Fasten, Rituale, tägliches Training, Arbeit bis spät in die Nacht oder Ähnliches bedeuten.
All diese Aktivitäten stellen einen Versuch dar, vom jetzigen unerwünschten Zustand in einen erwünschten
zukünftigen Zustand überzugehen, der oft außer Reichweite bleibt.
91
Spalte 5
Wundersame Ordnung
Ruhelosigkeit und Suche
In der fünften Spalte realisiert man, dass man nicht da ist, wo man sein sollte: „Ich bin nicht zufrieden mit meinem
Zustand, mit meinem Leben.“ Dieses Bedürfnis, etwas zu tun (Leistung, Aktivität), damit das Sein (im jetzt sein, Kern,
Existieren, Selbstsein) hervorsticht, zusammen mit der Tendenz proaktiv vorzugehen, wird sowohl körperlich als auch
psychisch als Ruhelosigkeit und Unzufriedenheit ausgedrückt, was wiederum durch die Steifheit der Gelenke und der
Emotionen dieser Spalte in Schach gehalten wird. Anders herum kann die Ruhelosigkeit aus dem Bedürfnis
herrühren, eine schon vorher bestehende Steifheit zu überwinden.
Die Schlüsselwörter sind hier: Ruhelosigkeit, ständige Bewegung, Arbeit und Anstrengung, durch Unterdrückung
begrenzt, Steifheit, Rigidität und Trockenheit.
Unwohlsein und Krankheit
Die tiefe Spaltung zeigt sich selbst in unterschiedlichen Formen wie Ambivalenz, übertriebenes Bedürfnis nach
Ordnung, emotionale oder körperliche Rigidität, unabänderliche Meinungen und Zwangshandlungen. Es kann auch zu
einer übermäßigen Selbstbeobachtung, einer wissenschaftlichen Orientierung und Selbstwahrnehmung sowie der
Unterdrückung und Nichtwahrnehmung von Emotionen kommen. Die persönliche Geschichte kann von Dominanz
durch eine wichtige Person, einer schwierigen Beziehung mit dem Vater, Kritiksucht oder der Zugehörigkeit zu einer
strengen religiösen Gemeinschaft mit einer stark ausgeprägten Hierarchie geprägt sein. Trockenheit auf allen Ebenen
ist deutlich, da der Verstand den Organismus kontrolliert, die Emotionen unterdrückt und seinen Bedürfnissen
unterwirft.
Körperliche Affinitäten sind unter anderem die Extremitäten (was mit Machen zusammenhängt), Herz und Lunge.
Gegen Ende der Spalte, sieht man häufig Tumore sowie Verhärtungen und Trockenheit auf allen Ebenen.
Geld
Geld ist in der fünften Spalte ein Mittel um sich zu beweisen. Sei es durch Arbeit, Wettbewerb oder Leistung. Geld
schafft Hierarchien und sozialen Status, verleiht einem Macht und hilft einem, in der Welt voran zu kommen. In der
fünften Spalte gibt es, wie erwähnt, eine Neigung, unermüdlich zu arbeiten, etwas zu schaffen und Ziele zu erreichen.
Das selbe gilt in Bezug auf Geld. Aber die Arbeit kann sich auch als Achillesferse erweisen, da der ständige Stress zu
Erschöpfung und zu Arbeitsunfähigkeit führt (Citr-l), was wiederum das Einkommen beeinträchtigt und vielleicht zu
einem Gefühl des Versagens führt.
Beziehungen und Sexualität - Guns N‘ Roses
In der fünften Spalte werden Beziehungen als Machtkampf zwischen den
Geschlechtern erlebt. Frauen neigen dazu, zu männlich zu sein, vor allem gegen
Ende der Spalte und es kann sein, dass sie sich einen passiveren Mann suchen.
Männer sind mit der Arbeit beschäftigt und emotional ausdruckslos oder sogar
trocken. Obwohl man gegen Ende der vierten Spalte das Bedürfnis nach
Ebenbürtigkeit in Beziehungen erfährt, hat man die damit zusammenhängende
Abhängigkeit irgendwann satt. Deshalb gibt es in der fünften Spalte den Versuch,
eine Beziehung zu führen, aber gleichzeitig ihre Fußfesseln zu vermeiden, indem
man einen großen Abstand zum anderen und die emotionale Unabhängigkeit wahrt, was durch den Kampf um die
Dominanz zwischen den Partnern noch verschärft wird.
Guns N‘Roses
Die Rigidität der Gefühle erzeugt in intimen Partnerschaften aber auch in Beziehungen im Allgemeinen
Schwierigkeiten. In den unteren, „älteren“ Stadien dieser Spalte wird die Rigidität und Trockenheit immer stärker.
Am Anfang (Rosales, Papilionaceae), sehnen sich die Menschen noch nach einer Beziehung und dem Kontakt mit
anderen. Die mittleren Stadien (Sapindales [inkl. Anacardiaceae], Euphorbiales) erleben Emotionen innerlich stark,
können sie aber nur schwer ausdrücken (z. B. sehr distanziert aber voller Sehnsucht sein). In den späteren Stadien
92
Spalte 5
Wundersame Ordnung
(Celastrales, Apiales) kommt es zur emotionalen Verhärtung und einer Abneigung gegen Beziehungen, die vielleicht
sogar als Kampf betrachtet werden. Rosen und Waffen (Guns n‘ Roses) - die Andersartigkeit kann nicht einfach ohne
Auseinandersetzung und Kampf durchbrochen werden. Es wird klar, dass die Liebe anderen gegenüber eine sehr tief
sitzende Notwendigkeit ist, es kommt sogar zu einer Sehnsucht nach Liebe, wie bei den Rosales. Die Lektion der
fünften Spalte ist es, den Verstand zu entwickeln, ohne das Herz zu unterdrücken. Aber auf diesem Weg beschwören
die Spaltung und Trennung Hindernisse herauf.
Sexualität
Die Sexualität der fünften Spalte ist fundamental männlich, das heißt, sie neigt dazu, offen und stark präsent zu sein,
vor allem am Anfang der Spalte. Weiter unten, trocknet sie jedoch ein. Die im Lauf der Spalte stärker werdende
Rigidität mündet in einer Unterdrückung der Sexualität (was häufig an einer religiösen Erziehung liegen kann) und zu
sexuellen Funktionsstörungen, Schwäche und Müdigkeit führt. Das Ende der Spalte (Apiales), ist durch ein sehr
starkes sexuelles Verlangen charakterisiert, das, wenn es unterdrückt wird, sich als Uterustumor und Erkrankung der
Prostata äußert.
Religion.
Die Haltung zur Religion basiert in der fünften Spalte mehr auf der Ansammlung von Wissen, auf dem Studium und
auf viel Übung oder langem Beten, als auf Hingabe und Ergebenheit. Um das Göttliche zu berühren, muss man
arbeiten, sich mühen, praktizieren und studieren. Die Verbindung mit dem Göttlichen geschieht nicht spontan und
direkt, wie in der ersten Spalte, sondern unterliegt den eigenen Handlungen und der persönlichen Stärke. Die
Betonung liegt mehr auf der Kraft der reinen Vernunft als auf dem Herzen, was zu einer rigiden Haltung führt. Spalte
Fünf ist die Hauptspalte für die spirituelle Entwicklung aber ohne Führung des Herzens übernimmt der rigide
Verstand: Religion wird als Ansammlung von Regeln, Ritualen, Beschränkungen und Vorschriften über richtig und
falsch angesehen. Der Pfad der religiösen Entwicklung bedarf des Studiums, der Forschung und der Anhäufung von
Wissen, in der Hoffnung den Verstand dafür einsetzen zu können, richtig von falsch zu unterscheiden. Daher kommen
auch Probleme mit richtig und falsch, Sauberkeit und Unsauberkeit, Reinheit und Sünde zusammen mit einem
religiösen Schuldgefühl und einer Furcht, die bis hin zur Furcht vor der Rache Gottes ausarten kann. Der Verstand
versucht einen rationalen Beweis für die Existenz Gottes zu liefern, steckt aber in der materiellen Erscheinung fest
und sorgt sich um Kleinigkeiten und Belanglosigkeiten, wie der Frage, wie viele Engel auf eine Nadelspitze passen.
In der fünften Spalte wird Religion als einschränkend und beengend erfahren und wegen der Neigung, Emotionen zu
unterdrücken, kann es dazu kommen, dass man ein Mönch oder eine Nonne sein möchte. Dies steht im Gegensatz zur
dritten Spalte, wo die Zuwendung zur Religion mit dem Verzicht auf die Welt und der Vermeidung des Kontakts mit
den Menschen zusammenhängt.
Da die Art, wie man sich selbst erlebt mit der eigenen Vorstellung von Gott in Zusammenhang steht, beeinflussen die
unterdrückten Emotionen auch die Vorstellung von Religion. Gott wird als zornig und rachsüchtig wahrgenommen,
als ein strenger und vorwurfsvoller Gott, der belohnt und bestraft und sich kleinlichen Betrachtungen widmet.
Im Extremfall führt diese Wahrnehmung zu einer religiösen Hierarchie, zu Fundamentalismus, Eroberung und
Plünderung in Gottes Namen. Es ist eine calvinistische Sichtweise von Gott, welche die Auffassung hervorbringt,
dass Gott „auf unserer Seite“ sein kann, während andere, wer auch immer die sein mögen, verdammt sind. Diese
fanatische Tendenz kann sich auch auf modernere, nicht-religiöse Themen beziehen, wie Umweltschutz oder
Tierrechte (Aeth). Die Religion der fünften Spalte kommt aus der Höhle des Eremiten heraus und verlässt den Stamm
mit dem Wunsch, die Welt zu verändern. Aber dieser missionarische Idealismus wird fanatisch und es kommt zu
heftigen Vorwürfen und zum selbstgerechten Missionieren. Eine so radikale Doktrin muss schließlich zum Krieg
führen.
Genesis: der fünfte Tag der Schöpfung und die fünfte Spalte
Spalte Fünf entspricht dem fünften Tag der Schöpfung, als die Tiere erschaffen und benannt werden und sich paaren:
Und Gott sprach: „Es errege sich das Wasser mit webenden und lebendigen Tieren, und Gevögel fliege auf Erden
unter der Feste des Himmels. Und Gott schuf große Walfische und allerlei Getier, das da lebt… ein jegliches nach
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Spalte 5
Wundersame Ordnung
seiner Art, und allerlei gefiedertes Gevögel, ein jegliches nach seiner Art. … Und Gott segnete sie und sprach: Seid
fruchtbar und mehrt euch und erfüllt das Wasser im Meer; und das Gefieder mehre sich auf Erden.“
So werden die männlichen und weiblichen Formen erschaffen und sofort dazu aufgefordert, sich fortzupflanzen, was
auf die Idee von Dualität hinweist, von zwei unterschiedlichen Wesen, die sich miteinander vereinen und sich wieder
verbinden müssen. Dies ist der Energiefluss zwischen Männlichem und Weiblichem, der, wenn er gestört wird, zu den
Beziehungsproblemen dieser Spalte führt. Der fünfte Tag drückt darüber hinaus den Willen aus, dass der Samen, der
„am Tag vorher“ aufgekeimt war, mehr von seiner Arte produzieren soll, eine Aufforderung zu mehr Diversität und
Variation.
Der Baustein des Lebens, das Wasser ist schon seit dem ersten Tag da und wird jetzt weiter aufgeteilt, so dass es jetzt
Leben in unzähligen Formen und Varianten hervorbringen kann. Das Wasser ist am Anfang nur abstrakt und wird
jetzt konkret und vielfältig, da es sich aus der Welt der reinen Vorstellung heraus abtrennt, um die vielen Meere der
Welt zu bilden.
Die Verbindung zwischen der Schöpfung der Tiere und der Bewusstseinsentwicklung wird offensichtlich, wenn man
den Schöpfungsbericht weiter liest: „Und Gott der HERR sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; ich will
ihm eine Gehilfin machen, als sein Gegenstück (Genesis 2, 18-19). Danach wird berichtet, wie alle Tiere erschaffen
wurden, und der Mensch aufgefordert wurde sie zu benennen: „…brachte er sie zu dem Menschen, daß er sähe, wie
er sie nennte; denn der wie Mensch allerlei lebendige Tiere nennen würde, so sollten sie heißen.“
Die Schöpfung der Tiere hängt also durch die Namensgebung mit der Bewusstseinsentwicklung zusammen, weil die
Namensgebung an das Verstehen der Essenz von etwas gebunden ist: Um etwas zu benennen muss man sich selbst
von diesem Ding trennen, nur dann kann ein Erkennen und die Bewusstwerdung dessen erreicht werden. Und erst
nach diesem Prozess wurde erkannt, dass der Mensch keinen „Lebensgefährten“ hatte: „…aber für den Menschen
ward keine Gehilfin gefunden, die sein Gegenstück wäre.“ Der Prozess der Namensgebung beinhaltet also die
Spaltung zwischen „mir“ und den „anderen“, was den Beginn der bewussten Reflexion ermöglicht.
In vielen mythologischen Traditionen sind Tiere Sinnbilder menschlicher Eigenschaften, und den Namen oder Geist
eines Tieres anzurufen macht auch dessen Eigenschaften dem Bewusstsein zugänglich. Deswegen kann man „mächtig
wie ein Adler“, „mutig wie ein Löwe“, „schlau wie ein Fuchs“, „listig wie ein Rabe“ oder „weise wie eine Eule“ sein.
Diese verschiedenen Eigenschaften bewirken eine klare Unterscheidung und ermöglichen das Entstehen eines
höheren Bewusstseins.
Der Mensch wurde als Spiegelbild der Göttlichkeit, als Ganzheit von Weiblichkeit und Männlichkeit geschaffen.
Aber um ein Fließen, einen Dialog innerhalb der Schöpfung zu erschaffen, musst der Mensch in männlich und
weiblich aufgespalten werden. Tiere funktionieren (normalerweise) mit diesem dualen Prinzip, während Pflanzen sich
auch selbst auf verschiedene ungeschlechtliche Weise fortpflanzen können, wenn es nötig ist. Tiere müssen sich
paaren. Zudem wird der Großteil des sexuellen Austauschs zwischen Pflanzen durch Tiere vermittelt. Die Tiere, die
am fünften Tag geschaffen wurden, haben mit Sexualität zu tun, mit der Bewusstwerdung und Wahrnehmung des
Anderen und deshalb mit Beziehungen. An diesem Tag wird der Grundstein für die vollständige Individuation und das
vollständig entwickelte Ich erschaffen und gelegt – den Menschen, der am sechsten Tag der Schöpfung erschaffen
werden wird.
Spalte Fünf in der Geschichte der Menschheit und der gesellschaftlichen Entwicklung
Die historische Ära, die der fünften Spalte entspricht begann etwa 200 n. Chr. und ging bis zum Ende des Mittelalters.
Dieser Zeitraum war durch die Eroberungskriege und die Herrschaft des Christentums und des Islams gekennzeichnet.
In ganz Europa und der Mittelmeerregion verbreiteten die Römer das Christentum und veränderten seine
ursprüngliche Botschaft der Liebe in eine rigide, auf Gesetzen basierende Religion, die zum Instrument des Reiches
wurde. Die Han Dynastie in China und das römische Reich in Europa sind durch Seuchen, Intrigen und Krieg
untergegangen (Spalte Fünf ist hauptsächlich syko-syphilitisch). Der Überfluss der vorherigen Spalte wurde
unterdrückt um durch Rigidität und Tod ersetzt zu werden.
In Europa, nahm die christliche Kirche innerhalb kurzer Zeit eine wohldefinierte Struktur an und entwickelte sich
über kleine Gemeinschaften hinaus zu einer Paneuropäischen, zentral gesteuerten Kontrollinstanz. Der Bischof von
Rom beanspruchte bald die Vorrangstellung gegenüber den anderen Bischöfen und verursachte so Spannungen, die
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Spalte 5
Wundersame Ordnung
über Jahrhunderte hinweg anhielten. Die Christenheit spaltete sich allmählich in viele Richtungen, vor allem (in der
Kirchenspaltung oder dem „Schisma“) in die östliche (Byzantinische Griechisch-Orthodoxe) und die westliche
(Römisch-Katholische) Kirche.
Das Bild der Alten Weisen Frauen der vorherigen Spalte wurde zur Hexe degradiert und verzerrt. Der wilde,
natürliche Aspekt der Frau wurde unterdrückt, was in der weit verbreiteten Hexenverbrennung des späten Mittelalters
gipfelte. Später wurde eine ähnlichen Vorgehensweise, die eine Reaktion gegen die heidnischen Wurzeln und die
weibliche Herkunft der Christenheit war, durch die Kreuzzüge, die Inquisition und andere heilige Kriege fortgesetzt.26
Religiöse und spirituelle Geheimnisse wurden versiegelt. Der Graben zwischen den verborgenen und den offenbarten
Informationen wird größer. Jene, die versuchen sie zu offenbaren, mussten sterben, gekreuzigt oder verbrannt – in fast
jeder Religion.
Im nahen Osten, in Nordafrika und in Südeuropa führte der Islam seine eigenen heiligen Kriege und eroberte
Länder bis nach Indien und Spanien. Das Schießpulver wurde aus China nach Europa gebracht, wo es für die
Benutzung in Kanonen und Handfeuerwaffen perfektioniert wurde, was ungeahnte Kräfte der Zerstörung freisetzte.
Das große Handelsnetz der Moslems verband weite Teile der Welt und ermöglichte die Verbreitung von Ideen und die
Benutzung von Papier (ein Hinweis auf die akademischen Neigungen dieser Zeit).
Weiter im Norden und in Russland, eroberten die Wikinger viele Gebiete über das Meer und über Flüsse. Die
Mongolen plünderten große Gebiete in Asien und Osteuropa und errichteten das größte verbundene Reich aller
Zeiten. Zum Großteile (die Mongolen sind da eine auffallende Ausnahme), wurden diese Eroberungen, das Plündern,
die Folter und die Hinrichtungen im Namen einer Religion und ihres Gottes verbrochen.
In dieser Zeit, strebten Thomas von Aquin und andere Theologen danach, eine rationalistische, christliche
Metaphysik zu etablieren. Jüdische Gelehrte analysierten die Bibel, stellten detaillierte Vorschriften über die täglichen
Verhaltensweisen auf und schrieben sie in dicken Bänden nieder, was die Tiefe und Ernsthaftigkeit der intellektuellen
Debatte zeigt, die die verstandesorientierte religiöse Haltung dieser Zeit charakterisiert 27. Die islamische Welt
hingegen hat mit der Mathematik und dem Dezimalsystem zu dieser Kultur des Intellekts ihren Beitrag geleistet. Es
ist, als würde die Menschheit versuchen, die Geheimnisse Gottes allein durch den Verstand zu ergründen. Ein Zitat
von Ibn Arabi illustriert diese Geisteshaltung gut: „Wer sich selbst kennt, kennt seinen Herrn“, eine Erkenntnis durch
den bewussten Geist
Auf subtilere Art und Weise verbreitete sich der Buddhismus, dessen Essenz es ist, den Verstand zu trainieren um
Emotionen zu überwinden, durch den Mönch Bodhidharma von Indien nach Tibet und China, und überrollte lokale
Religionen, während er sich zu neuen Formen weiterentwickelte, wie zum japanischen Zen Buddhismus (eine
Mischung aus Taoismus und Buddhismus). Zen vertritt den Verzicht auf alles Materielle und die Sexualität zugunsten
eines asketischen Lebensstils, der Abstinenz, Fasten und andere Wege, um Emotionen und die Gelüste des Fleisches
zu überwinden (oder zu unterdrücken) beinhaltet.
Der männliche Geist dieser Zeit, der durch die rationalistischen religiösen Traditionen ausgedrückt wird, hat auch die
Kampfkünste geschaffen: Shaolin, Kung Fu, Ninjas und andere Traditionen brachten Kämpfer hervor, die den
stärksten Feind besiegen konnten. Als das Männliche das Weibliche übernahm, wurde das, was als
Selbstverteidigungsmethode für fromme Mönche begann schließlich eine Methode um Mörder auszubilden. Die
Samurai-Krieger in Japan wurden ebenfalls in der Zen-Tradition ausgebildet. Ein Samurai zu sein, bedeutete, sein
Leben seiner Kriegskunst zu opfern, was die Vorbereitung auf einen perfekten Tod beinhaltete. War ein ritueller
Die Sage der Ritter der Tafelrunde war ein Versuch, diese Abkehr von der Botschaft Jesu, wieder in ein besseres Licht zu
rücken.
26
27
Im ersten Jahrtausend n. Chr. entstanden einige der wichtigsten post-biblischen Schriften des Judentums. Der Talmud, eine
Sammlung von Gesetzen, Traditionen und rabbinischen Kommentaren beschrieb zu dieser Zeit detailliert, wie sich die Juden in
der Öffentlichkeit und privat verhalten sollten. Damals stiegen die jüdischen Gelehrten zu großer Bedeutung auf, was mit dem
Philosophen Maimonides, einem Rabbi, Arzt und wichtigen jüdischen Gelehrten seinen Höhepunkt fand. Mit einem
rationalistischen philosophischen Ansatz führte er Vernunft und Ordnung in die oft mystischen jüdischen Schriften ein. Wie seine
indischen Kollegen, versuchte Maimonides durch seine umfangreichen Kommentare und Aufzeichnungen der jüdischen Gesetze,
die Widersprüche zwischen Glaube und Vernunft zu überbrücken. Er war auch der erste jüdische Gelehrte, der die deduktive
Argumentation von Aristoteles anwandte um mit dieser Logik die Existenz Gottes zu beweisen. Er sah diesen rationalistischen
Ansatz als richtigen Weg religiöser Observanz an und gleichzeitig als größten Weg der spirituellen Entwicklung.
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Wundersame Ordnung
Selbstmord nötig (Harakiri), krönte der Samurai sein Leben, indem er eine Zusammenfassung dessen in Form eines
Haikus (minimalistisches Zen-Gedicht) mit seinem eigenen Blut niederschrieb.
Aber welch ein Kampf gegen den eigenen Körper und Geist, den man durchmachen muss um ein Meister dieser
Kampfkünste zu werden! Welch übermenschliches Training man erdulden muss, um solch ein Können zu erreichen!
All diese Beispiele spiegeln den Evolutionsweg der fünften Spalte wieder, der über die innere Entwicklung geht,
indem man die Begegnung mit etwas sucht, was der eigenen Natur, den Instinkten oder der Erziehung entgegen läuft.
Diese Unterdrückung führt entweder zur Selbsterkenntnis (wenn die Sichtweise des Herzens respektiert wird) oder
zum Krieg (wenn sie ausgeschlossen wird).
In Indien wurden in dieser Zeit umfassende Kommentare zu Patanjalis Yoga Sutra (der Original-Schriften über
Yoga) verfasst. Die metaphysische Grundlage von Yoga war nicht mehr das Vedanta, mit dem Schwerpunkt auf der
absoluten Realität, sondern entwickelte sich zum Dualismus: Nagarjuna führte den „Mittleren Weg“ (Madhyamaca)
ein. In 24 Bänden arbeitet er in rein logischer Argumentation aus, wie offensichtliche Widersprüche (d. h. eine
gespaltene Realität) logisch (d. h. durch den Verstand) aufgelöst werden können. Später standen die Schriften der
Upanishaden für einen extremen Asketismus und das Hatha Yoga verlangte von seinen Anhängern eine strenge und
intensive Praxis um die spirituelle Entwicklung zu fördern. Man sieht also, dass die spirituelle Entwicklung durch
harte Arbeit erreicht wurde – ein weiterer Zug der fünften Spalte.
Im präkolumbischen Amerika, brach die weit entwickele Maya-Kultur, die seit der zweiten Epoche geblüht hatte,
vermutlich durch eine lange Dürre plötzlich zusammen. Diese erdverbundene Agrargesellschaft ist vielleicht deshalb
untergegangen, weil die einst schamanische Führung sich offensichtlich, wie bei anderen etablierten Religionen dieser
Zeit auch, in Zeremonien verlor (fünfte Spalte), in denen Form und Ritual wichtiger wurden, als die Verbindung mit
der Quelle. Der echte schamanische Geist verschwand und die häufige Praxis der Menschenopfer zeigt dessen
Niedergang. Der grausame Brauch, den Opfern das Herz zu herauszureißen, ist sehr symbolisch für die fünfte Spalte:
Diejenigen, die in Richtung Logik marschieren, entwurzeln das weibliche Prinzip und lassen das Herz zurück.
Die fünfte Spalte repräsentiert die Vernunft oder die verstandesorientierten Kulturen, die ihre Vorstellungen anderen
vorschreiben, aufzwingen und sie kontrollieren wollen: Der Kolonialismus Roms mit der zwangsweisen Einführung
seiner zentralistischen Religion und Kultur, das mongolische Reich, dessen Motiv oder Ausrede für die Eroberung
riesiger Gebiete es ist, dass Dschingis Khan der Bote des Herrn ist (obwohl er unter seiner Herrschaft die
Glaubensfreiheit zuließ) und die christlichen Kreuzzüge und islamischen Eroberungen, die offen als Religionskriege
ausgetragen wurden. Während es Eroberungen zur Gebietserweiterung, um mehr Nahrung für das Volk zu
bekommen, in der Geschichte schon immer gegeben hat, war es Ziel der mittelalterlichen Eroberer, ihre eigene Kultur
und Religion anderen aufzuzwingen (und ihnen dann ihr Land, Essen und Gold zu rauben). Diese Vorgehensweise
gipfelte in der Eroberung Amerikas und seiner Völker, die unter dem Motto stand: „Gott ist auf unserer Seite.“
Insgesamt kann man am Anfang dieses Zeitraums ein intensives Wachstum zahlreicher religiöser Traditionen
beobachten, während sich dann (am Ende der fünften Spalte) im Mittelalter Rigidität, Strenge, Unterdrückung, Angst
und Aberglaube zu neuen Höhen aufschwangen (Apiales).
* Archetypischen Geschichten der fünften Periode sind Legenden von Gelehrten, Kriegern und Zauberern, und auch
Geschichten von Hexen (wie Hänsel und Gretel).
Das fünfte Chakra und die fünfte Spalte
Das fünfte Chakra ist auf Höhe des Halses und der Schilddrüse. Dieses Chakra hat mit der Selbstdarstellung und Kommunikation
mit anderen zu tun, mit der Fähigkeit, sich selbst durch eine innere Bewusstwerdung zu verstehen und von anderen durch verbale
Kommunikation verstanden zu werden. Durch Worte wird ein unendliches aber persönliches Erleben in eine logische,
kommunizierbare Botschaft verwandelt. Deshalb unterstützt das fünfte Chakra die Entwicklung der individuellen Identität in
Bezug auf den Anderen.
Das fünfte Chakra ist auch dafür verantwortlich, dass man beobachten, unterscheiden und ein bewusstes Urteil über eine Situation
fällen kann und die Fähigkeit hat, Situationen und Konflikte zu analysieren, indem man ein abstraktes Verständnis von ihnen
einsetzt und dass man kulturelle Regeln und Bräuche berücksichtigt und anwendet. Das Chakra hat auch mit dem Prozess zu tun,
sich frei von Unterdrückung und Kritik zu machen, während man die eigene Individualität entwickelt und Harmonie zwischen
Verstand und Herz herstellt.
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Spalte 5
Wundersame Ordnung
Ein Ungleichgewicht im fünften Chakra erscheint als Schwierigkeiten mit dem Ausdruck der eigenen Stimme, was zur
Unterdrückung der Emotionen, zu schlechtem Selbstwertgefühl, übermäßiger Selbstkritik und Fehlkommunikation mit anderen
führt. Die körperlichen Symptome beinhalten Steifheit der Muskeln vor allem im Bereich des Nackens.
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Spalte 6
Wundersame Ordnung
Spalte 6 – Ich gegen die Welt
Der Kampf für den eigenen Platz in der Welt. Wieder mit der Welt zusammen sein, gleichzeitig Individualität
wahren
Schlüsselwörter
Einzigartig und speziell, egozentrisch, starkes Ich. Selbständig.
Ich gegen die Welt. Die Welt ist ein Hintergrund für mich.
Mein einzigartiger Platz in der Welt, Status und Ehre
Koexistenz von Emotion und Männlichem, männlich-weibliches
Ungleichgewicht
Das Weibliche übernimmt die Rolle des Männlichen.
Das Weibliche wird männlich
Überempfindlichkeit und Überreaktion, Kontraktionen und Spasmen
Krieg, Verletzung, Blut
Immer mehr, massenhaft, Vielzahl – bis einer von der Welt besiegt wird.
Das Thema der sechsten Spalte ist die Entwicklung des Ich im
Zusammenhang mit der Gruppe und der Welt. Während dieser Reise,
erreicht das individuelle Ich den Gipfel seiner Entwicklung, bevor es
versucht zurückzukehren und sich mit der Welt aus einer voll bewussten
Lage heraus, wieder zu verbinden. Wir beobachten, wie mächtige innere
Kräfte gegen äußere Kräfte um ihren Ausdruck kämpfen, eine Schlacht,
die sowohl auf der persönlichen, als auch auf der kollektiven Ebene
ausgetragen wird. Der Kampf des Ich kann eine syphilitische Intensität annehmen in der Tod und Überleben auf
Messers Schneide stehen. Dies ist der Gipfel der Ich-Entwicklung und jetzt kann das Ich nur noch gegen andere
abgewogen werden, nämlich gegen eine Gruppe oder die ganze Welt. Das Ich erhält von der Außenwelt Anerkennung
und wird so durch sie definiert, während es gleichzeitig danach strebt, diese Welt zu definieren. Der aktive, männliche
Aspekt dieser Spalte kämpft und misst sich mit dem Weiblichen, wobei die beiden keinen harmonischen Fluss finden
und das Ungleichgewicht, das dadurch zustande kommt, dass sie sich nicht in Einklang bringen können, wird ein
großes Problem in dieser Spalte, das verschiedene Auswirkungen von Aggression bis Unfruchtbarkeit hat.
Starkes Ich, Egoismus und Egozentrik. Besonders sein. Glänzen und glitzern.
Das Ich (oder Ego), das vorher einmal ein Mittel zum Aufbau des Bewusstseins des Menschen war, wird jetzt zum
Selbstzweck und zum Hindernis dieser Entwicklung. Indem es sich selbst als Zentrum des menschlichen Wesens
ausgerufen hat, wird es jede Maßnahme ergreifen, um nicht entthront oder gemindert zu werden. Doch weil es ein
Geburtsrecht des Menschen ist, ganz zu sein und er aus der Ganzheit heraus erschaffen wurde, wird er die stärkste
Waffe aus seinem Arsenal einsetzen: Krankheit. Das Zentrum der Pathologie in der sechsten Spalte ist das Ich selbst,
ob es zu zerbrechlich oder zu stark ist.
Typischerweise wird das Ich in den Fällen dieser Spalte zu stark ausgedrückt. Man ist definitiv präsent in dieser Welt,
mit deutlich nach außen gerichteten, ein- und durchdringenden männlichen Qualitäten. Das Ich ist selbsterhaltend und
stark, reagiert aktiv auf alles, sucht neue Herausforderungen und Interessen, möchte voran kommen, sich verbessern,
sich erweitern, Neuland betreten und immer weiter machen, koste es, was es wolle. Es gibt eine Empfindung von
Ermächtigung, was zu Handlungswillen führt und dazu, dass diese Menschen, viel auf sich nehmen (viele Mittel
dieser Spalte findet man in der Rubrik Fleißig, arbeitsam). Es gibt ein Bedürfnis, sich selbst zu beweisen, Leistungen
vorzuweisen, sein Gefieder zur Schau zu stellen und einen starken Ehrgeiz (Verat, Stram, Sars, Oleand, Nux-v,
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Spalte 6
Wundersame Ordnung
Menth, Lil-t, Ign, Cur, Coff und andere) sowie das Bedürfnis im Vergleich zu allen anderen besonders und exklusiv zu
sein (Lamiales, Rubiales, Liliales).
Das Ich kommt in den Bereich der Egozentrik (Egoismus, Selbstsucht: Verat, Valer, Stram, Senec, Par, Menth, Ign,
Chin, Bell-p, Bell, Arn). Viele Liliales sind egozentrisch, sie benehmen sich, als würde die Welt sich nur um sie
drehen oder sie beschäftigen sich mit einem Mangel an Aufmerksamkeit: „Was würde ich tun, wenn sich die Welt
nicht um mich drehen würde?“
Das Bedürfnis anders zu sein und außergewöhnliche Taten zu vollbringen, ist deutlich. Sei es als Maler, Therapeut
oder Manager, man muss glänzen und glitzern, damit alle einen sehen können. Um einen hohen Status zu erreichen,
sind sie zielstrebig im Beruf und würden jedes Mittel für die Erreichung ihres Ziels einsetzen, auch wenn es auf ihre
eigenen Kosten geht oder ihnen schadet. Man braucht die Welt, um zu glänzen und von allen gesehen zu werden,
damit die eigenen einzigartigen Fähigkeiten bekannt und von der ganzen Welt anerkannt werden. In den späteren
Stadien dieser Spalte wandelt sich der Ehrgeiz zu dem Bedürfnis mit der Welt zu kooperieren und einen Beitrag zu
leisten (Coff, Chin).
Verletzliches Ich und Krebs
Die andere Seite der Egozentrik ist Verletzlichkeit: Das Ich kann übermäßig angreifbar, leicht beleidigt und verletzt
sein. Eine verletzte Ehre (Compositae), das Gefühl von Wertlosigkeit und die Unfähigkeit mit Kritik oder
Missbilligung umzugehen sind typisch. Das Ich wird in diesen Fällen milde und nachgiebig, manchmal zerbrechlich
sein, und es schafft es nicht, seine Grenzen oder seinen Einflussbereich aufrechtzuerhalten. Es gibt eine Tendenz zum
Befall mit Parasiten und eine Überempfindlichkeit mit extremer Abneigung gegen Berührung oder Intimität. Dies sind
Merkmale von Krebs, der sich, was kaum verwunderlich ist, in unserer Zeit des Egoismus ausbreitet: Das Ich
überschreitet seine Grenzen, ohne an andere zu denken oder es ist unfähig, andere auf Abstand zu halten (was ein
bekannter Charakterzug von Krebs-Patienten ist). Etwa 40% aller Pflanzenmittel mit Krebsbezug gehören in diese
Spalte. Die Spalte hat deshalb das Thema, das Ego (Ich) auszubalancieren.
Die Reise der erstickten Individualität
Die fünfte Spalte hat einen rigiden, regelbasierten Rahmen geschaffen, der jetzt an seine Grenzen kommt und
einengend ist, weil das Ich sich jetzt ausdrücken und seine ganze farbenfrohe Einzigartigkeit und Individualität
entfalten will, die es im Laufe der vorangegangenen Spalten entwickelt hat. Deshalb wird es zum Kampf um die
eigene Unverwechselbarkeit kommen (z. B. Lamiales: Lavend, Menth, Oci-sa und Rubiales: Coff, Chin, Ip), in dem
man allem entgegentritt, was die eigene Entwicklung verzögern könnte (Wahnidee, er werde behindert: Chin). Die
Außenwelt wird als Hindernis wahrgenommen, die das Erreichen von Großartigkeit und Unverwechselbarkeit
verzögert.
Durch das Bedürfnis, wirklich einzigartig zu sein und als „Ich“ identifiziert zu werden, folgt auf jegliche Bedrohung
des Ich eine sofortige Reaktion. Diese kann sich als Kontraktion ausdrücken (Convolvulaceae, Loganiaceae [z. B.
Ign], Gentianales), als Ärger (Nux-v) oder als Aggression. Man fühlt sich sehr leicht angegriffen und antwortet
demnach mit der ganzen Macht des Ich, als wäre ihm der Krieg erklärt worden. Durch diesen unangenehmen
Charakterzug kommt es zur Abneigung gegen Gesellschaft. Diese Menschen bleiben lieber alleine, als mit anderen in
Konflikt zu geraten.
Konflikt zwischen „anders bleiben“ und „sich mit der Welt verbinden“
Durch den aktiven, männlichen Aspekt, möchte das Ich weitermachen und seine eigene Einzigartigkeit ausbauen, aber
der ganze Mensch, die Seele, sehnt sich danach, sich wieder mit der Gemeinschaft und der ganzen Welt zu verbinden,
mit etwas, das größer ist, als man selbst. Deshalb sind Kommunikationshindernisse hier ein großes Problem. Den
Konflikt der sechsten Spalte kann man leichter verstehen, wenn man in Betracht zieht, dass die Menschheit neben der
offensichtlichen Reise zur Individualisierung seit dem Beginn ihrer Entwicklung auch einen anderen, parallelen Weg
eingeschlagen hat, anscheinend in eine entgegengesetzte Richtung: Von rein sozialen Wesen hat die Menschheit [auf
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Spalte 6
Wundersame Ordnung
globaler Ebene und aus vielerlei Gründen28] eine komplizierte, gemeinschaftliche, schwarmartige Gesellschaft
entwickelt. Rollen und Aufgaben werden verteilt und man spezialisiert sich (z. B. auf Bergbau, Nahrungsmittelanbau,
Fertigung von Kleidung etc.), nur zusammen kann die gesamte Funktionalität erreicht werden. Nur wenige Tiere
(Ameisen und Bienen) haben eine so interdependente und kooperative Gesellschaft entwickelt. Nur dass in der
menschlichen Gesellschaft die Mitglieder eine freie Wahl haben, was vermutlich aus den parallelen Pfaden der
Bewusstseinsentwicklung, die wir in den Spalten beobachtet haben, resultiert. Dennoch erreichen diese
Entwicklungspfade in der sechsten Spalte ihren Höhepunkt. Das Bedürfnis, das eigene einzigartige Ich und die im
Laufe der Reise durch die Spalten erreichte Individualität zu bewahren kontrastiert mit dem aufkommenden
Bedürfnis, sich wieder zu verbinden, mit der Gruppe zu kooperieren und Teil der Welt zu sein. (Die kleinen, eng
aneinander gepressten Einzelblüten der Asterales symbolisieren den Gipfel des Kampfes zwischen dem Ich und der
Gruppe. Sie sagen schon die Kooperation vorher, bewahren aber doch ihre Individualität). Das Ich, das furchtbare
Angst davor hat, das Unendliche zu treffen und darin aufgelöst zu werden, ergreift die Hand seiner Verwandten Geld und materielle Dinge - was zu Wettbewerb, übermäßigem Ehrgeiz, Habsucht, Überheblichkeit, Arroganz,
Egozentrik und Egoismus führt und entweder dazu, Geld zu verschwenden oder zum Geiz. Dies führt zu einer
grundsätzlichen Trennung der eigenen Interessen von denen der Gruppe und man sorgt sich nur noch um sich selbst:
„Wenn ich nicht für mich selbst da bin, wer wird denn dann für mich da sein?“. Dies passiert auf einer niedrigeren
Bewusstseinsebene. Aber auf einer höheren Entwicklungsebene in der Spalte beobachten wir die erneute
Anerkennung der unerlässlichen, lebensnotwendigen Verbindung zwischen dem individuellen Leben und der Existenz
der Welt. Dieser Konflikt wird in unserer heutigen Gesellschaft intensiv erlebt, da unsere jetzige Epoche mit der
sechsten Spalte korrespondiert. Deswegen sieht man in dieser Spalte Großzügigkeit und die Sorge um andere
gleichzeitig mit einer starken Persönlichkeit (Wohlwollen, Wohltätigkeit, Güte und Sorgen um andere: Bell, Dulc,
Hyos, Stram, Ign, Nux-v, Coff, Chin-s, Grat, Oci-sa, Symph, Erech, Trios, Croc, Sabad, Verat).
Komplexität, immer, immer mehr, zu viel, überwältigt
Die sechste Spalte orientiert sich nach außen und tritt der Welt gegenüber. Dies erzeugt das Bedürfnis zu probieren,
zu fühlen, zu feiern, zu genießen und alles Mögliche zu erleben. Daraus resultiert eine materialistische
Herangehensweise an die Welt (siehe Religion weiter unten), stoffliche Substanz ist aber an sich leblos und der
Bedarf danach ist ein bodenloses Loch, deswegen erzeugt diese Haltung höchstwahrscheinlich ein ständiges Gefühl
von „zu viel“. Es gibt zu viel von allem: zu viel Stimulation, zu viele Gedanken, zu viele Optionen, zu viel
Information, zu viel Kommunikation, zu viel zu tun, zu viele Leute, zu viele Freunde, und dazu den ständigen
Wunsch zu erneuern, zu verbessern, zu ersetzen: „Wonach soll ich noch fragen in dieser vielfältigen Welt?“. Gegen
Ende der Spalte, beschleunigt sich der Rhythmus der Veränderungen noch bis man sich geschlagen und von der Welt
überwältigt und überfordert fühlt, ständig seinem eigenen Schwanz hinterher jagt und dabei doch mehr und immer
noch mehr will.
Ein Mensch der sechsten Spalte hat viele Facetten zahlreiche Talente und viele Interessen. Da er sich zu vielen
Dingen verpflichtet, ist er am Ende überfordert: „Ich kann gar nichts mehr ertragen!“. Das Thema von „zu viel“ ist ein
roter Faden, der sich durch die gesamte Spalte zieht. Es beginnt am Anfang der Spalte mit der Empfindung der
Solanaceae, für diese Welt nicht vorbereitet zu sein, über die Rubiales, deren überaktiver Verstand von der Welt
überflutet wird, und die mit deren Anforderungen nicht klarkommen. Die Lamiales wünschen sich zu viel und tun zu
28
Arbeitsteilung ist die Spezialisierung von kooperierenden Individuen, die spezifische Aufgaben ausführen
und Rollen einnehmen. Historisch verbindet man eine zunehmende und komplexere Arbeitsteilung mit dem
Wachstum der Gesamtproduktion und des Handels, dem Aufstieg des Kapitalismus und der Komplexität
industrialisierter Prozesse. Das Konzept und die Umsetzung von Arbeitsteilung wurde schon bei den alten
Sumerern (Mesopotamien) beobachtet, wo die Zuweisung von Arbeit in manchen Städten mit der Zunahme
des Handels und der wirtschaftlichen Interdependenz zusammenfiel. Zusätzlich zum Handel und zur
ökonomischen Interdependenz verbessert die Arbeitsteilung normalerweise die Produktivität des
Produzenten und des einzelnen Arbeiters. Arbeitsteilung bezeichnet die Zuweisung von Aufgaben an
Individuen oder Organisationen, je nach Fähigkeit und/oder Ausrüstung dieser Personen oder Organisationen
(Wikipedia.com).
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Wundersame Ordnung
viel und die Asterales erleben die Welt als überfüllt und überfordernd, was das Verlangen nach ihrem eigenen Raum
hervorruft.
Es muss betont werden, dass das Gefühl von „zu viel“ nicht aus einer Schwäche herrührt, sondern auf der großen
Aktivität und der speziellen Fähigkeit der sechsten Spalte, Herausforderungen anzunehmen beruht. Dies schaffte eine
Art Intensität ein „Starkstrom-Gefühl“. Alles wird schneller, zu schnell, mit viel Ruhelosigkeit.
Die exzessive Männlichkeit der Spalte produziert eine unflexible Haltung und eine rigide Reaktion auf alle Einflüsse
der Welt. Deshalb kommt man, obwohl man aktiv ist, schließlich zu einem Punkt von Erschöpfung und alles wird
einfach zu viel um es auszuhalten. Es ist als ob man von der Welt besiegt wurde: Das Immunsystem bricht zusammen
und es kann sein, dass man von allem möglichen Parasiten befallen wird (Cina, Spig, Santin, Sabad und viele andere).
Im Extremfall, führt dieser Kollaps zu Lähmungen (Brucin, Calen, Cur, Gels, Ign, Jasm, Oleand, Queb, Strych, Vib
und andere).
Suche nach Bewusstwerdung
Das Fortschreiten durch die Stadien der sechsten Spalte, bringt einen wachsenden inneren Drang, sich zu entwickeln
und die Kräfte des menschlichen und göttlichen Bewusstseins zu vereinen mit sich. Weder das Ignorieren noch das
Vermeiden von Emotionen sind akzeptable Entschuldigungen für einen Mangel an Fortschritt: In diesem weit
fortgeschrittenen Zustand der Entwicklung, versucht die Seele jeden Mangel an Selbst-Bewusstwerdung mit der
Wurzel auszureißen. Da ein Mangel an Selbst-Bewusstsein für einen Menschen der sechsten Spalte unverzeihlich ist,
führt jede Art von Unterdrückung eines Teils des Selbst schnell zu Krankheiten.
Überstimuliert, überschwemmt, überflutet
Durch die übergroße Sensibilität der Welt gegenüber, wird man anfällig dafür, dass die Welt mit ihren unzähligen,
endlosen Reizen hereinflutet. Nervliche Übererregtheit und Übersensibilität führen zu einem Gefühl überschwemmt
und überwältigt von körperlichen Reizen und sinnlichen Eindrücken zu sein. Dies verursacht Ruhelosigkeit, vor allem
bei Kindern.
Ich gegen die Welt. Mein Platz in der Welt
In dieser Spalte erreicht das Ich seine volle Entwicklung, was den
Wunsch mit sich bringt, die eigenen Leistungen öffentlich zu zeigen.
Erfolg wird deshalb an der Außenwelt gemessen: „Bin ich für andere
sichtbar? Wo ist mein Platz in der Welt? In der Gesellschaft? Was habe
ich erreicht? Wen kontrolliere ich und wer macht mich dadurch
wichtiger? Wer kontrolliert mich? Was ist mein Wert? Wie ist meine
Beziehung zur Welt, sollte ich sie bekämpfen oder mit ihr in Frieden
leben?“ All das wird in männlichen Größen gemessen.
In der Spalte gibt es insgesamt ein starkes Empfinden von Getrenntsein, deshalb ist es unabdingbar, die
Entwicklungsstadien innerhalb der Spalte zu verstehen, um die Art der Begegnung des Individuums mit der Welt
bestimmen zu können (d. h. die passende Reihe).
In den Anfangsphasen ist es: „Ich leiste Widerstand gegen diese bedrohliche, ungewisse Welt“, also eine primitive
Ur-Erfahrung einer aggressiven Realität, die versucht Besitz von einem zu ergreifen und den einzigartigen Geist zu
beschränken, so dass man keine Alternative hat, außer aggressiv und wettbewerbsorientiert zu werden, um zu
überleben (Solanaceae).
Die Begegnung mit der Welt setzt sich durch die Reifungsphasen fort - Kindheit, Jugend, Erwachsenenalter und Alter
– was verschiedene Probleme mit der Beziehung zu dem, was außerhalb des Selbst ist, hervorbringt: Familie, Arbeit,
Freunde, Zugehörigkeit oder Entfremdung von der Gesellschaft, einzigartige Kreativität, Kampf um die
gesellschaftliche Stellung und Beziehungen im größeren Familienkreis und mit der ganzen Gesellschaft. Die letzte
Lektion für das individuelle Ich ist es, mit anderen in Beziehung zu leben, sowohl sich selbst, als auch die anderen
wertzuschätzen.
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Spalte 6
Wundersame Ordnung
Die sechste Spalte versucht den Platz und die Bedeutung der Entwicklung eines einzelnen Menschen im
Vergleich zum Interesse der Gruppe zu definieren. Dies kann man manchmal als Kampf einer Person gegen eine
große Gruppe, wie Supermärkte, Handelsketten und Regierungsinstitutionen beobachten.
Das Ich ist das Zentrum der Pathologie. Sein hoher Entwicklungsstand führt zusammen mit dem Bedürfnis, sich einen
Platz in der Welt zu sichern, zu einer Neigung, sich selbst an anderen auf eine männliche, hierarchische, tadelnde Art
zu messen und sich zu vergleichen. Dies mag zu einem erhöhten Selbstwertgefühl, Aggressivität und
Konkurrenzsucht führen oder zum Gegenteil. Deswegen findet man manchmal an Stelle der typischen kämpferischen
Haltung eine Magnesium-ähnliche Milde und Nachgiebigkeit, sowie eine Abneigung zu streiten (Atro, Bell, Caps,
Dulc, Stram, Nux-v, Ign, Coff, Chin, Euph, Symph, Arn, Card-m, Cina, Calen, Erech).
Auf alles, was unterschiedlich oder anders als man selbst ist, gibt es eine extreme Reaktion durch eine Identifikation
damit oder (häufiger) durch eine Abneigung dagegen. Es gibt eine Abneigung gegen mentalen als auch körperlichen
Kontakt weil diese Menschen empfinden, dass die Welt ihre Individualität verletzt, dass sie übervoll ist und insgesamt
ein schmerzhafter Anblick. Deshalb enthält die Spalte eine Lektion über die Vereinigung von Gegensätzen.
Das Thema „Ich [das Ego] gegen die Welt“ kann sich durch Gegendruck, in Initiationsriten oder Übergangsritualen,
durch Herausforderungen, in Führerschaft und dem Wunsch sich zu beweisen, in Ehrgeiz und Konkurrenzdenken
ausdrücken. Es kann ein übermäßig hierarchisches Denken geben sowie eine große Verantwortung gegenüber der
Welt (oder gegenüber der Familie als deren Erweiterung) mit dem Bedürfnis, ihr gewachsen zu sein. Im weiteren
Sinne, wird es zu Problemen mit Verantwortung und Entscheidungen führen, mit dem Gefühl, von der Welt
überfordert zu sein und sogar der Angst, als reifes Individuum in die Welt zu treten.
Arbeitsstress. Ein aktiver Teil der Welt sein. Sich in der Welt beweisen.
Das starke Ich der sechsten Spalte mit seinem ständigen Bedürfnis, etwas zu leisten, weiterzukommen und sich selbst
in der Welt zu beweisen, führt zu Fleiß und Stress in der Arbeit (Nux-v, Ign, Lamiales). Während man in der fünften
Spalte hart arbeitet um sich selbst den eigenen Wert zu beweisen, macht man das in der sechsten Spalte, um ihn
anderen zu beweisen. Vor allem bei Frauen kann dies zu einem Konflikt zischen der aggressiven, männlichen,
leistungsorientierten Mentalität und ihrer vernachlässigten weiblichen Seite führen. Dieser Konflikt wird körperlich
oft als Hormonproblem, prämenstruelles Syndrom (PMS), Unfruchtbarkeit, Verdauungsprobleme, schlechtes
Immunsystem und stressbedingte Kopfschmerzen ausgedrückt.
Hypersensibilität und Überreaktionen
Da die Selbst-Bewusstwerdung weiter voranschreitet, erweitert sich der Bewusstseinshorizont über sich selbst hinaus,
in dem Wunsch, sich mit der äußerlichen Realität wieder zu vereinen. Das Ergebnis daraus ist eine Hypersensibilität
sowohl emotional als auch körperlich mit einer übermäßigen Reaktivität auf Ereignisse und Vorkommnisse in der
Umgebung.
Dies mag zu einem intensiven Bedürfnis, sich gegen die äußere Welt abzugrenzen führen, die häufig als bedrohlicher
Angriff erlebt wird: „Die Welt ist gegen mich, dringt in mich ein.“ Die Sensibilität und die hitzige Qualität dieser
Spalte führt zu einer Besorgnis und einer sogar spasmodischen Introvertiertheit, sobald man einem äußeren Reiz
ausgesetzt ist. Berührung, wenn es erwünscht ist, kann nur auf eine sehr spezielle Art und Weise erfolgen, sonst wird
sie vehement abgelehnt. Auf der körperlichen Ebene, schafft diese Überempfindlichkeit eine Neigung zu bakteriellen
und parasitären Infektionen und Allergien. Schmerzen und Verletzungen, Blut und Blutungen, Gefäßwände, Kampf
und Krieg sind Hauptthemen dieser Spalte.
Da das Ich in der sechsten Spalte zunächst stark und robust ist, fällt die Reaktion auf Angriffe nicht passiv und ruhig
aus, wie in der ersten Spalte, sondern aggressiv und kämpferisch mit einer vehementen, syphilitischen Antwort. Im
Gegensatz dazu sind die erste und zweite Spalte typisch weiblich, also unfähig auf einen Angriff auf ihre Grenzen zu
reagieren, sodass sie einfach nur auf psorische Art leiden.
Manchmal wird die Aggression direkt gegen das Selbst gerichtet, anstatt nach Außen, was zu einem Mangel an
Selbstwertgefühl, zu Selbstkritik und Sozialphobie führen kann. Der typische gemeinsame Nenner ist die Intensität
der Reaktion: die Reaktion auf alles ist stark. Intensität ist im Allgemeinen die Hauptmodalität der sechsten Spalte.
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Spalte 6
Wundersame Ordnung
Starker Verstand, Pathologie am Kopf
Wie in der fünften Spalte ist in der sechsten Spalte der Verstand überaktiv und erhebt sich über die Emotionen.
Deshalb gibt es eine Veranlagung zu Kopfschmerzen (Liliales), Gedächtnisproblemen, Dyslexie,
Konzentrationsproblemen und Kopfverletzungen. Auf der anderen Seite gibt es auch Aufgeschlossenheit und
Kreativität (Liliales, Rubiales) und eine Flut von neuen Ideen, wie bei China, dem Mittel der sechsten Spalte, das für
Hahnemanns kreativen Ausbruch verantwortlich ist, der zur homöopathischen Revolution führte. Deshalb kann man
auf einer höheren Ebene des Ausdrucks in dieser Spalte Originalität und ein verstärktes soziales Bewusstsein erwarten
(Coff, Olive).
Der Rebell der Emotionen
Emotionen, die in der fünften Spalte gedämpft wurden, tauchen hier wieder aus der Unterdrückung durch den
repressiven Verstand auf. Es gibt den Versuch, zu lernen, wieder mit den eigenen Emotionen zu leben, aber diesmal
von einem männlichen Standpunkt aus. In den frühen Stadien der Spalte erscheinen die Emotionen unkontrollierbar,
sie entladen sich kraftvoll oder auf eine konvulsivische manchmal sogar perverse Art (Solanales, Loganiaceae). In
den mittleren Phasen liegen die Emotionen unter der Oberfläche, stark aber immer noch unter Zensur des Verstandes.
Es ist, als hätte der Verstand Angst, dass, wenn er seinen Griff lockert, man von der weiblichen Qualität
weggeschwemmt wird, die droht die Grenzen der Individualität zu durchbrechen, die man bis dahin errichtet hat. Aus
diesem Grund werden Emotionen in den späteren Stadien der Spalte vielleicht puritanisch ausgedrückt (Lamiales).
Zum Großteil aber, werden die Emotionen deutlich und männlich ausgedrückt. Mit viel Drang und Verlangen, als ob
man das Leben verschlingen wollte (Labiales, Asteridales) und mit viel Leidenschaft (Liliales). Das Problem ist, dass
das emotionale, weibliche Element auf diese energische, männliche Art agiert und ihm die Weichheit fehlt, die für die
Vereinigung zwischen dem Weiblichen und dem Männlichen nötig ist. Es kann eine Sehnsucht nach dieser
Wiedervereinigung sein, nach Beziehungen und Freundschaften und nach der Rückkehr zur Einheit (Ign), aber in
dieser Spalte wird es immer zu Schwierigkeiten bei der Erfüllung dieser Wünsche kommen.
Die Unfähigkeit, sich wieder zu vereinen und zu verschmelzen stammt von dem nach außen gerichteten männlichen
Aspekt, der in seiner Natur, anders als das Weibliche, das die ersten Spalten dominiert, nicht weiß, wie man
„aufnimmt“ ohne in einen Kampf zu geraten. Das Ich bleibt beschränkt und rigide, reagiert mit Widerstand,
Konkurrenz und dem Wahren seiner Grenzen, immer dann, wenn es die weicheren, weiblichen Eigenschaften an den
Tag legen sollte (Ign, Arn, Vib und andere). Bei Männern und Frauen kann man ein leistungsorientiertes Benehmen,
kämpferisch und voller Testosteron beobachten, während die weibliche Seite als illegitim erachtet wird und sich nicht
so ausdrücken kann, wie sie es verdient hätte – als Hälfte unseres Wesens.
Unausgeglichenes weibliches Element, Unfruchtbarkeit
Der Mangel an Harmonie und der fortwährende Kampf zwischen weiblich und männlich um die Vorherrschaft
schwächt die weibliche Fähigkeit des Organismus zu empfangen und fruchtbar zu sein. In dieser Spalte sind Frauen
stark von Arbeitsstress betroffen, der für unsere derzeitige, leistungsorientierte Kultur so typisch ist. Diese Spannung
verursacht hormonelle Probleme, vor allem in Bezug auf die Fruchtbarkeit (weibliche Unfruchtbarkeit kommt bei
etwa 30 Mitteln der Spalte vor, im Gegensatz zu 7 Mitteln bei männlicher Unfruchtbarkeit). Frauen können als zu
kompetitiv, rigide und maskulin erscheinen (Arn, Senec). Die exzessive Männlichkeit übernimmt und schädigt die von
Natur aus weiblichen, gebärenden Eigenschaften und führen zu Unfruchtbarkeit, Fehlgeburten und anderen
Pathologien der Schwangerschaft, der Geburt und des gesamten Fortpflanzungssystems.
Das Thema Unfruchtbarkeit kann sich auch als Probleme mit der Kreativitiät im Leben darstellen (Iris), da in beiden
Fällen die selbe Energie blockiert ist. Immer wenn bei einer Frau dem weiblichen Aspekt nicht der richtige Platz
eingeräumt wird, neigt er zu pathologischen Reaktionen.
Geld in der sechsten Spalte
In Spalte sechs, ist Geld ein Mittel um ein eigenes, herausragendes Ich zu schaffen. Geld erzeugt einen Hintergrund,
vor dem das einzigartige Ich glänzen kann und bewundert wird. Geld sorgt dafür, dass das Ich sich seiner Existenz
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Spalte 6
Wundersame Ordnung
versichern kann, und ermöglicht es ihm, einen gesellschaftlichen Status und Respekt zu erlangen, in der Welt voran
zu kommen und etwas Einzigartiges zu tun, andere zu regieren und sich über sie zu erheben. Auf der anderen Seite
kann Geld auch ein Mittel für soziales Handeln, Wohltätigkeit und der Förderung von Werten, Ideologien und
spirituellen Zielen sein, welche den männlichen Schwerpunkt der Spalte charakterisieren.
Menschen der sechsten Spalte neigen dazu, viel ins Geldverdienen zu investieren und sind auch dazu gemacht. Da sie
aber zum Exzess tendieren, führt dies schließlich trotzdem zur Erschöpfung der männlichen Energie und der Fähigkeit
effektiv in der Welt zu handeln.
Partnerschaft und Beziehungen
Im Laufe des Entwicklungsprozesses, den die sechste Spalte verkörpert, trennt sich das Männliche vom Weiblichen
um ein bewusstes Ich auszubilden. Aber eine Person kann nur dann ganz werden, wenn seine zwei Aspekte
harmonisch miteinander existieren. Man kann sehen, dass in der sechsten Spalte die Fähigkeit, die gespaltene Flamme
wieder zu vereinen immer noch ungenügend ist und die Herausforderung eine harmonische Partnerschaft aufzubauen
bleibt.
Männliches und Weibliches sind so voneinander entfremdet und die passive, weibliche Seite ist so unterdrückt, dass
eine Wiedervereinigung (zum Beispiel um ein Kind zu bekommen) nahezu unmöglich ist, und deshalb kommt es zu
den zahlreichen Fruchtbarkeitsproblemen. Das Problem ist, dass die zwei Seiten, die beide so individuell sind in
ihrem Wunsch unverwechselbar zu sein und die persönliche Erfüllung zu finden, es schwierig finden sich wieder zu
vereinen, obwohl sie sich so sehr danach sehnen. Deshalb sind Enttäuschungen in Liebesbeziehungen und ein
gebrochenes Herz so häufig. Diese Sehnsucht spiegelt sich in vielen Mitteln der Spalte als Sentimentalität und
Heimweh wieder, während sie in extremen Fällen zu einer Perversion der Liebe werden kann (mehr als die Hälfte der
Mittel in dieser Rubrik gehören zur sechsten Spalte).
Die immerwährende Sehnsucht nach Wiedervereinigung, Partnerschaft oder Freundschaft trifft auf viele Hindernisse
auf ihrem Weg zur Erfüllung: Platz für Partnerschaft und Karriere zu schaffen wird eine Herausforderung. Männer
finden es natürlich leichter das zu tun als Frauen, da diese übermäßig rigide und maskulin werden und so nicht in der
Lage sind, diese beiden Bereiche in Einklang zu bringen. Die Karriere geht daher auf Kosten der Weiblichkeit und der
Beziehungen, was zu einem Großteil der Traurigkeit und Enttäuschung beiträgt (Ign, Coff). Schließlich entscheiden
sich viele Frauen, allein zu bleiben (Abneigung gegen Gesellschaft ist typisch für viele Mittel der Spalte).
In Spalte Sechs wird die Familie oft als weniger wichtig angesehen, als der Einzelne, was häufig zu Scheidungen
führt (wie es so typisch für unsere Zeit ist), und zu Untreue aus ähnlichen Gründen. Zusätzlich zu der eher
egozentrischen Tendenz brauchen Menschen der sechsten Spalte Abwechslung und Würze in ihrem Leben, jemand
der sie erregt, stimuliert, herausfordert und fortwährend ihre grenzenlose Neugier befriedigt. Dies ist tatsächlich die
Kultur unserer Zeit, geprägt durch Ruhelosigkeit und der ständigen Suche nach einem Realitätsupgrade, das unsere
Erwartungen noch besser erfüllt, unser Image verbessert und die Leere der materiellen Existenz mildert.
Sexualität ist in der sechsten Spalte grundlegend männlich, kraftvoll und leistungsorientiert. Sie beinhaltet Triumph
und die Eroberung von immer mehr Partnern, was zu Erschöpfung führen kann. Machtspiele und Dominanz oder
Unterwerfung sind typisch. Die ganze Zeit kämpfen das Männliche und das Weibliche um Dominanz, darum wer der
Herr im Haus ist oder wer mehr Erfolg hat, wer schöner glänzt in der Welt und das alles aufgrund des Bedürfnisses,
die eigene Individualität zu wahren. Es gibt den Wunsch zusammen zu sein, aber aufgrund der Sensibilität gegenüber
Penetration kann die Reaktion aggressiv sein oder eine körperliche oder emotionale Kontraktion oder Spasmen als
Reaktion auf die Berührung auftreten.
In dieser Spalte ist Sexualität noch kraftvoller als in der fünften Spalte. Da sie auf der emotionalen Unterdrückung
und der Sexualität der fünften Spalte aufbaut und von dem starken Ich dieser Spalte unterstützt wird, kann sie auf
verzerrte Art und Weise hervorbrechen (Liebe, Perversion: Agn, Grat, Hyos, Mand, Nux-v, Orig, Stram, Verat, Verb),
wie es mit allem was zu lange unterdrückt wird, früher oder später passiert. Dies ist vor allem am Anfang der Spalte
(Solanaceae, Lamiales) der Fall. Eine syphilitische Tendenz (Zerstörung, Verzerrung und Perversion) zieht sich durch
die gesamte Spalte und viele Mittel sind tatsächlich für die Behandlung der Syphilis bekannt.
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Spalte 6
Wundersame Ordnung
Religion in der sechsten Spalte: Individualismus oder Atheismus
Spalte Sechs erbt ihre religiöse Auffassung von der fünften Spalte. Es ist ein rigides Konzept, engstirnig und
unterdrückend, einschränkend und ein Hindernis für das freie Fließen des menschlichen Geistes. Es ist eine soziale
Religion, welche einem das Verhalten und die Art zu Leben diktiert, die Seele kontrolliert und unvermeidlich den
Ausdruck der Individualität einschränkt. Die Gruppe kontrolliert das Individuum durch strenge Regeln und Bräuche,
die den menschlichen Geist gefangen halten. Da die Individualität ihren Gipfel in der sechsten Spalte erreicht, beginnt
der Widerstand durch eine Distanzierung von Religion, was sich später zu einer voll entwickelten Abneigung dagegen
und am Ende zu ihrer Abschaffung entwickelt. All das ist ein Versuch, die durch die Religion aufgezwungenen
Grenzen und Beschränkungen zu durchbrechen und so das Hervortreten der eigenen Individualität zu ermöglichen.
Regeln werden gebrochen und die Religion wendet sich gegen sich selbst und wird am Ende zerstört.
Schon in der fünften Spalte begann die Religion, den menschlichen Geist einzuschränken und ihn schließlich
einzusperren, anstatt ihn zu stärken. Aber der menschliche Geist kann nicht lange eingesperrt bleiben, deshalb fängt er
in der sechsten Spalte an zu zweifeln, was zunächst zu einer Angst vor Religion oder zu übertriebenem Eifer führt
(Zelotismus), mit dem krampfhaften Festhalten am Glauben (Solanaceae) oder dem Gegenteil davon, zu Atheismus
oder der Herausbildung eines individuellen Glaubens. Am Anfang wird der Glaube radikal, basiert auf Angst und ist
voller Regeln, später wird er als Böse erlebt. Dies führt schließlich zu Rebellion und zur totalen Ablehnung jeglichen
von außen aufgezwungenen Glaubens. So bleibt am Ende eine atheistische Haltung, ein Trend der in größerem
Rahmen zuerst in der modernen Wissenschaft auftrat (sprich am Ende der sechsten Spalte). Im Gegensatz zur fünften
Spalte, in der der individuelle Geist immer noch die Regeln der Gruppe einhält, möchte er in der sechsten Spalte aus
den Fußfesseln der Gesellschaft ausbrechen.
Während in der frühen Geschichte der sechsten Spalte die einzelnen Religionen noch weite Teile der Länder regierten
und religiöse Kriege geführt wurden, werden in unserer Zeit die etablierten Religionen von einer scheinbar
unendlichen Vielzahl individueller Glaubensrichtungen ersetzt. Es scheint, dass die Globalisierung Raum für alle
neuen Glaubensrichtungen schafft und die alten Richtungen zusammenwirft und miteinander vermischt, so dass sie
sich gegenseitig beeinflussen. Deshalb trifft man buddhistische Christen, Sufi-Juden und Ähnliches. Leute bekennen
sich zu zwei oder mehr Glaubensrichtungen und durchbrechen damit häufig die Bräuche ihrer Vorfahren. Im
Gegensatz zur eindimensionalen Rigidität der Religion der fünften Spalte, wird am Ende der sechsten Spalte Raum
für den individuellen Ausdruck geschaffen, so dass jeder Gott von einem individuellen Standpunkt aus betrachten
kann und sich eine ganz persönliche Art der Gottesverehrung finden kann.
Der Glaube bietet heutzutage eine noch nie da gewesene Vielfalt mit so vielen Möglichkeiten, sich einer Vielzahl von
Dimensionen des spirituellen oder religiösen Erlebens zu öffnen. Dennoch droht die Leugnung von Emotionen durch
den Verstand in den fortgeschrittenen Stadien der Spalte die farbenfrohe Vielfalt der möglichen Erfahrungen zu
beeinträchtigen: In einem Stadium der sechsten Spalte (Scrophulariales, Lamiales) werden diese Optionen durch den
selbstbeschränkenden Verstand ausgeschlagen, was zu einer strengen und puritanischen Religiosität führt. Aber
anders als in Spalte Fünf, verpflichtet einen die sechste Spalte nicht zum Asketismus und Religion und Sexualität
dürfen nebeneinander in einer Person existieren.
Die heilsame Erkenntnis und der Abschluss dieser Spalte ist die Fähigkeit, mit den grundlegenden Konflikten in
Frieden zu leben: „Der Wolf wird bei dem Lamm liegen.“ Der pathologische Aspekt kommt mit der neuen
Glaubensstruktur, in der die Zerstörung des Glaubens unvermeidbar ist, ein syphilitischer Nihilismus, in dem kein
Platz für das Göttliche ist, was zu einem absoluten Atheismus und einer Trennung vom Ich führt - nichts bleibt übrig.
Die Reise der Spalte in Richtung Getrenntsein ruft eine Situation hervor, in der der Mensch eine Außenperspektive
annimmt, die zu einer so deutlichen Selbst-Entfremdung führt, dass das Erleben des Einsseins unmöglich wird. Für
den menschlichen Geist ist das, als würde ein Teil von ihm von dem anderen entfremdet werden, so dass er sich nicht
mehr selbst zu kennen scheint. In dem Raum zwischen diesen zwei Teilen wird eine hohle Leere empfunden, ein
Vakuum, welches das Ich mit Materie füllen möchte, was zu unserer heutigen geistlosen, materialistischen
Konsumwelt führt. Durch die neue gesellschaftliche Ordnung, in der persönlicher Glaube die religiöse Tradition
übertrumpft, übernimmt am Tiefpunkt der Spalte ihr radikaler Aspekt die Führung und zerstört jeden Glauben, was zu
einem syphilitischen Nihilismus führt: Es bleibt nichts übrig, außer dem Ich, es gibt keinen Platz für das Göttliche und
absoluter Atheismus wird zum einzig bleibenden „Glauben“.
105
Spalte 6
Wundersame Ordnung
Dennoch kann genau an dem tiefsten Punkt der Leere und des Materialismus, die Wiederanbindung an den Geist
stattfinden. Deswegen leben heute New-Age Glaubensrichtungen und eine mystische Spiritualität wieder auf, und
spirituelle Pfade, die früher nur wenigen zugänglich waren, wie Buddhismus, Kabbala oder der Schamanismus der
amerikanischen Ureinwohner, sind wieder weltweit begehbar. Diese neue Religiosität der sechsten Spalte ist offen für
Zweifel und Unterschiede und ermutigt eine individuelle spirituelle Forschung. Eine Suche, die jedem seinen
persönlichen Weg zu Gott erlaubt und zu der Realisierung führt, dass jeder einzelne und alles einfach nur ein Teil des
großen Ganzen ist. Dieses spirituelle Bewusstsein ist umfangreicher und ganzheitlicher als jemals vorher, und erzeugt
eine Sorge um das Wohlergehen der Menschheit und der nicht-menschlichen Welt, sowie die Wahrnehmung von
sozialen, pädagogischen und ökologischen Problemen auf weltweiter Ebene.
Die reife, religiöse Orientierung der sechsten Spalte ist deshalb durch das globale Bewusstsein mit dem Schwerpunkt
auf einer „grünen Denkweise“ von Tierrechten (Vegetarismus) bis zu Ökologie und Umweltschutz (Naturschutz,
grüne Wirtschaft) charakterisiert.
Genesis: Der sechste Tag der Schöpfung und die sechste Spalte
Spalte sechs entspricht dem sechsten Tag der Schöpfung: Und Gott sprach: Die Erde bringe hervor lebendige Tiere,
ein jegliches nach seiner Art… Laßt uns Menschen machen, nach unserem Bild, das uns gleich sei … Und Gott schuf
den Menschen ihm zum Bilde, … und schuf sie einen Mann und ein Weib. Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen:
Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde und macht sie euch untertan…
Der sechste Tag ist der komplexeste: Die Himmel und die Erde, Wasser, Tiere und Vögel, Bäume und Sträucher und
die gesamte bis dahin erschaffene Schöpfung nehmen an der Erschaffung des Menschen teil. Der Mensch wird nach
dem Bild Gottes geschaffen und enthält in ihm, im Mikrokosmos, die Ganzheit der Schöpfung. „Gott schuf den
Menschen ihm zum Bilde.“ Dies ist das Fazit der Schöpfung: „Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte; und siehe
da, es war sehr gut.“, im Gegensatz zu nur „gut“ wie bei den Schlussfolgerungen der einzelnen Tage.
Deswegen ist der Schöpfungsprozess eine Entwicklung zu einem Menschen, der in sich das ganze Universum trägt.
Angstfrei lässt er sich von der Unendlichkeit nähren, seine zwei Seiten greifen harmonisch ineinander, und er ist, was
er ist: Einzigartig. Diese Menschen-Welt ist der Grund, warum die Teilnahme der ganzen Schöpfung gebraucht wurde.
Aber was macht die Einzigartigkeit des Menschen aus? Es ist die Kombination von einem Herzen, das wahrnehmen
kann und einem Bewusstsein, dass sich selbst reflektieren kann. Diese Kombination erzeugt eine Neigung zum
Göttlichen, die auf einem tiefen Wissen über die Natur der Realität basiert und auf einem ausgeprägten Bewusstsein
der Absicht hinter der Schöpfung. Deshalb wird der Vielzahl der Möglichkeiten der Schöpfung eine Individualität
zugestanden und durch das Bewusstsein des Menschen wird diese Individualität der Schöpfung wieder
zurückgegeben. Individualität steht am sechsten Tag an erster Stelle. Deshalb wird so oft betont, dass „jegliches nach
seiner Art“ geschaffen wurde. Dies ist die Essenz der Beziehung zwischen dem sechsten Tag und der sechsten Spalte.
Der Mensch umfasst die ganze Welt und damit auch die Fähigkeit, sie mit seinem Bewusstsein zu betrachten, weil er
nach dem Bild des Schöpfers erschaffen wurde. Dies ist der Grund, warum der Mensch die Aufgabe bekommt, jedes
Lebewesen zu benennen (Genesis, 2). Aber in einer Welt, in der alles zweigeteilt ist, in der Polarität jede Bewegung
und jede Entwicklung antreibt, muss der Mensch ebenfalls in männlich und weiblich geteilt werden, damit er sich
weiter entwickeln kann. Doch die Erinnerung an seinen Ursprung, nämlich das Wissen, dass er sowohl Eins ist, als
auch einzigartig, hallt in ihm am sechsten Tag nach. Deshalb ist die sofortige Reaktion auf alles, was die
Einzigartigkeit eines Menschen der sechsten Spalte bedroht eine Kontraktion, Gewalt und Krieg.
Die Spaltung innerhalb seiner Natur schafft ein Bewusstsein dafür, dass etwas fehlt und die Sehnsucht, diesen
fehlenden Teil, die andere Hälfte zu finden. Deswegen gibt es eine endlose Unrast und das Streben nach diesem Ideal,
das, weil die stoffliche Welt von Natur aus zweigeteilt ist, immer unerreichbar bleibt. Deswegen findet man diese Art
der existenziellen Ruhelosigkeit so häufig in der sechsten Spalte.
Ein weiteres Thema, das den sechsten Tag charakterisiert ist die Vielfalt. Da die ganze Vielfalt der Schöpfung
aufgefordert wird, ihre Rolle einzunehmen, stellt sich die Frage der Einzigartigkeit des Individuums innerhalb des
Plans der Schöpfung (was das Thema der sechsten Spalte ist). Der mittelalterliche jüdische Philosoph Maimonides hat
den sechsten Tag der Schöpfung als Prophezeiung des geschichtlichen Verlaufs der Welt verstanden, wonach das
106
Spalte 6
Wundersame Ordnung
nächste Jahrtausend (d. h. das gerade vergangene Jahrtausend), das dem sechsten Tag entspricht, von Fülle, Vielfalt
und einer enormen Vermehrung von allem gekennzeichnet ist. Und das können wir tatsächlich in unserer Zeit
beobachten: Eine Vermehrung von Glaubensrichtungen und Religionen durch die sich ethnische Gruppen mischen,
wie nie zuvor. Es ist ein interreligiöser Dialog und eine gegenseitige Befruchtung mit Ideen, alles ist schnellen
Veränderungen unterworfen, jeder möchte viel von allem, es gibt eine nie da gewesene Zahl von Menschen auf der
Erde, und Globalisierung ist unsere neue Realität. „Laßt uns Menschen machen, nach unserem Bild, das uns gleich
sei“, am sechsten Tag der Schöpfung strebt die Vielfalt wieder dazu, Eins zu werden.
Die evolutionäre Lektion der sechsten Spalte handelt von der Vereinbarung von Gegensätzen. In der sechsten Spalte
muss sich der Mensch gegen eine Vielzahl von externen Reizen behaupten, die von der Welt generiert werden. Wenn
sein Blick immer nach Außen geht und er sich nicht mit sich selbst verbinden kann, dann wird er von der Welt
getrennt bleiben. Wenn er es aber schafft, gleichzeitig einen Blick nach innen beizubehalten, kann er seine Einheit mit
der Vielfalt der externen Realität aufrechterhalten, Maya, die illusorische Verblendung der Welt, überwinden und sich
wieder mit dem Einen verbinden. Dann kann er zurück zum reinen Überfluss des Gartens Eden kommen.
Spalte Sechs in der Geschichte der Menschheit29
Alle Elemente der sechsten Spalte finden sich auch im letzten Zeitabschnitt der Geschichte. Spalte Sechs und
eigentlich die gesamte Reise durch die Tabelle können diese Zeit erklären aber auch durch sie erklärt werden. Die
sechste Spalte endet in unserer Zeit und beginnt gegen Ende des Mittelalters, mit dem Aufstieg der Renaissance und
der Entdeckung der Neuen Welt. Die darauffolgende Horizonterweiterung (sowohl physikalisch, als auch in Bezug
auf das gesellschaftliche Bewusstsein), das Bevölkerungswachstum und die daraus resultierende Bevölkerungsdichte,
das Emporkommen der Individualität, der Wunsch nach Abgrenzung, das Streben nach Innovationen und die rastlose
Suche nach Neuem, Besserem, Schnellerem und Modernerem, all das gipfelte darin, dass die Atomkraft entfesselt
wurde (was der Pathologie der Spalte seine syphilitische Note gibt) oder in dem hoch entwickelten Sinn für Realität
und Bewusstsein: sozial, wissenschaftlich und spirituell – das Neue Zeitalter (New Age).
Die Renaissance ist der Anfang dieses Zeitraums und eröffnet der Menschheit neue Horizonte mit ihrer kulturellen,
künstlerischen und philosophischen Entwicklung und den entsprechenden Innovationen (wie sie von Leonardo da
Vinci, dem exemplarischen Renaissance-Mann verkörpert werden, der zugleich Künstler, Wissenschaftler und
Ingenieur war). Kunst und Kultur wurden durch neue Ideen und technische Fortschritte wiederbelebt. Die moderne
Wissenschaft wurde durch die rigorose Anwendung von empirischen Methoden entwickelt, neue Ideen entstanden
und klassische Texte wurden wieder hervorgeholt, der religiöse Mystizismus florierte. Wissenschaft und Religion
gingen getrennte Wege, und die Möglichkeit religiöse und weltliche Institutionen zu kritisieren eröffnete sich. Kunst
und Wissenschaft stellen beide den Menschen in den Mittelpunkt.
Der Humanismus und die Aufklärung sind die wichtigsten Philosophien, und stellen die Menschheit und ihren
Fortschritt an Stelle der Gottesverehrung in ihr Zentrum. Die menschlichen Fähigkeiten wurden wichtig und die
komplementären Methoden des Rationalismus und Empirismus waren die Grundlage der Wahrheit. Wichtige
Persönlichkeiten dieser Zeit, wie Kopernikus, Kepler und Galileo wurden zu Häretikern, waren gegen die
konventionelle Religion und behaupteten, hauptsächlich auf der Grundlage ihrer persönlichen Forschung, als durch
das Festhalten an einem Dogma, dass das Universum weit größer sei als die Kirche (der angeblichen Repräsentation
von Gott auf Erden) es bis dahin angegeben hatte. Viele einflussreiche Persönlichkeiten dieser Zeit waren
Wissenschaftler (Bacon, Boyle, Hooke, Newton, Lavoisier, Faraday, Darwin) und Philosophen (Erasmus, Descartes,
Spinoza, Locke, Hume, Kant, Hegel, Montesquieu, Thomas Payne, Moses Mendelssohn, Rousseau, Voltaire, Marx,
Kierkegaard, Nietzsche). Und viele ihrer Theorien gründeten auf der allgemeinen Auffassung von dem Menschen, der
die Natur kontrolliert (eine männliche Qualität), die auf Bacon zurückgeht. Darwins Theorie der Evolution
unterminierte die Grundlagen des Glaubens ebenso, da sie scheinbar eine Welt in Betracht zog, die ohne den direkten
göttlichen Eingriff auskam.
29
Vielen Dank an David Northman für die Überarbeitung und Korrektur der Abschnitte über die Geschichte der letzten
beiden Spalten.
107
Spalte 6
Wundersame Ordnung
Religiöse Institutionen wurden durch säkulare Lehranstalten verdrängt. Bildung wurde dagegen immer offener
und ermutigte die Studenten zu forschen und individuelle Meinungen über die Realität zu formulieren.
Kunst und Literatur wurden aufgerufen, den einzelnen Menschen glorifizieren und nicht das universelle und das
Göttliche: El Greco brach mit dem unpersönlichen, symbolischen Stil der mittelalterlichen Malerei und bildete
religiöse Themen ab, indem er eine ganz individuelle Farbgestaltung wählte. Pieter Brueghels Werk markierte eine
dramatische Wendung, indem er Alltägliches minutiös und detailliert abbildete, wobei irdische Subjekte die religiösen
und mythologischen ersetzten. Rembrandt. Van Gogh und die Impressionisten stellten den einfachen Menschen als
Objekt der Schönheit dar, sie malten lieber Menschen als religiöse Szenen, symbolische Ideale, Engel oder Porträts
Adliger, wie es vorher üblich war. Die Vertreter der Moderne, die darauf folgte, setzten diesen Trend fort und legten
die Hauptaufmerksamkeit auf das persönliche subjektive Erleben des Künstlers selbst, und benutzten ihre persönliche
Freiheit zuweilen, um sich konventionellen Bräuchen oder dem gesellschaftlichen Konsens zu widersetzen.
Diese Zeit wurde von durch die Wiederentdeckung Amerikas geprägt. Kolumbus, ein einzelner Mann,
überzeugte die spanischen Monarchen, seine Expedition auf dem westlichen Seeweg nach Indien zu unterstützen.
Seine unerwartete Entdeckung vereinte die zwei Hemisphären der Erde, Eurasien und Amerika, was zu dem
prägendsten Ereignis der nachfolgenden geschichtlichen Entwicklung wurde. Die seit dem Abschmelzen der
Gletscher gegen Ende der letzten Eiszeit (die Zeit der ersten Spalte) getrennten Menschengruppen erlebten eine
Wiedervereinigung, wenn diese auch alles andere als friedlich war. Zivilisationen, die sich seit Jahrtausenden
unabhängig voneinander, alleine entwickelt hatten, wurden im Guten wie im Schlechten durch Handel und Wirtschaft,
neue Kultur und Religion beeinflusst, worauf gewaltsame Auseinandersetzungen folgten. Trotz ihrer geografischen
Trennung, wurden die zwei Landmassen, die sich Millionen Jahre vorher geteilt hatten und auseinanderdrifteten, jetzt
wieder durch die interkontinentale Kommunikation vereint. Deshalb sind Wiedervereinigung und Kommunikation
wichtige Themen der Spalte.
Nahrungsmittel (und Krankheiten) die vorher auf einen Kontinent beschränkt waren, wechselten die Plätze:
Mais und Kartoffeln wurden in der Alten Welt eingeführt, während Weizen und Gerste in Amerika zu
Grundnahrungsmitteln wurden. Die Syphilis kam nach Europa und während die Pocken die Indianischen Völker
dezimierten. Durch die bessere Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln wuchs die Bevölkerung. In den dreihundert Jahren
danach hatte sich die Weltbevölkerung mehr als verdoppelt. Die Menschen breiteten ihr Machtgebiet und ihre
Herrschaft über die Erde aus.
Am Anfang dieser Zeit stand Europa noch im Mittelpunkt und beherrschte den allergrößten Teil des Welthandels.
Später verschob sich das Zentrum der Macht nach Nordamerika und die USA wurden im 20. Jahrhundert die
dominante Weltmacht, wobei sie die einst großen Kolonialmächte Europas überholten. Die Vereinigten Staaten
wurden, nach ihrer frühen Geschichte der Zerstörung ganzer Völker und der Versklavung einer ganzen Rasse (der
indianischen), schließlich ein Ort, an dem die persönliche Freiheit (im Guten wie im Schlechten) als Leitspruch
aufgegriffen wurde: Die Freiheit, die eigene Meinung auszudrücken, einen unabhängigen Glauben zu haben, das
Recht auf Bildung und die Freiheit, jedes Ziel im Leben zu verfolgen und zu erreichen, egal welchen Hintergrund
man hatte.
Während wir in die Gegenwart kommen (die dem Ende der Spalte entspricht), wird eine neue gesellschaftliche
Struktur errichtet, die Demokratie verbreitet sich weiter und die Mobilität der Gesellschaft wird immer mehr zur
Realität. Die industrielle Revolution brachte eine Beschleunigung der sozialen und demografischen Veränderungen
mit sich, ebenso wie Fortschritte in Technologie und Kommunikation. Von der Dampfmaschine zum modernen
Transport, von der Elektrizität und dem Telegrafen bis zu Telefon, Fernsehen und Internet, all das hat mit dem
schnellen Transport und der Kommunikation über weite Strecken zu tun. Dieser Trend gipfelt in der Gegenwart mit
einer sich ständig ändernden, modernisierten Gesellschaft und Technologie, in der jeder seinen sozialen Status nahezu
selbst wählen kann und sein Geschlecht oder sogar seine Hautfarbe ändern kann. Es ist kein Wunder, dass wir durch
die immer schnelleren Veränderungen in jedem Bereich vielen Herausforderungen begegnen, die über unsere
108
Spalte 6
Wundersame Ordnung
Möglichkeiten hinausgehen. Es ist ein „Zukunftsschock“, der unsere biologischen Organismen unter nie da
gewesenen Stress setzt. 30
Gewalt, Töten und Zerstörung waren die ständigen Begleiter der Menschheit, aber im Laufe dieser Ära haben sie
syphilitische Dimensionen erreicht. Über neunzig Prozent der amerikanischen Ureinwohner wurden durch die
europäischen Krankheiten (Pocken) und ihren Krieg ausgerottet. Syphilis wurde dagegen aus Amerika nach Europa
gebracht und tötete schließlich in den darauf folgenden Ausbrüchen viele Millionen Europäer. Und doch haben wir im
20. Jahrhundert mehr Kriegstote gesehen, als in den zwei vorangegangenen Jahrtausenden zusammen. Die
Entdeckung der Atomkraft und ihr destruktives Potenzial ist, wie es sich in Hiroshima, Nagasaki, Tschernobyl und
Fukushima gezeigt hat, eine ständige Erinnerung an die Möglichkeit einer syphilitischen, völligen Zerstörung, wenn
dieser Weg beibehalten wird. Syphilis, die Zerstörung des Alten, um etwas Neues aufzubauen, zeichnet sich als
vorherrschendes Miasma der sechsten Spalte ab.
Im Gegensatz dazu, war diese Zeit aber auch von Freiheitskämpfen gekennzeichnet: die Amerikanische und die
Französische Revolution, verschiedene sozialistische Revolutionen, die Abschaffung der Sklaverei, die Emanzipation
der Frauen, Tierrechte und Vegetarismus sowie Antikriegsbewegungen (Olive: kämpft für den Frieden). Die
Geschichte von Amerika symbolisiert diese Dynamik ebenfalls. Nachdem das Gold und das Silber geraubt worden
war, wurden große Flächen für den Anbau von Zuckerrohr genutzt, was immensen Reichtum versprach aber nur wenn
sie durch die billigen Arbeitskräfte der Sklaven bewirtschaftet werden konnten. Die Existenz der Sklaverei löste aber
schließlich den Freiheitskampf aus, was zu ihrer Abschaffung (im Bürgerkrieg) und der Aufhebung der
Rassentrennung (Martin Luther King) führte, und andere Teile der Welt durch die Idee, dass Freiheit möglich ist,
inspirierte.
Dennoch kann die Freiheit, weil sie teilweise durch den hinter dieser Spalte stehenden Egoismus angetrieben wird,
selbst Quelle von Chaos und Pathologie in dieser Spalte werden31. Das syphilitische Vorgehen, Chaos und Anarchie
zu verbreiten um Konflikte zu lösen und die eigenen Vorstellungen voranzubringen, hat sich im letzten Jahrhundert
weit verbreitet. So benutzen Gruppen terroristische Taktiken um ihre individuellen Absichten durchzusetzen, und das
im Namen einer Ideologie.
All diese Veränderungen, das Zusammenbrechen alter Mauern und Gesetze sind eine Vorbereitung auf den nächsten
Schritt in der Evolution. Ein Zyklus wird beendet und wir kehren zurück zum ursprünglichen Einssein. Einstein hat
dies aus seiner wissenschaftlichen Sicht angekündigt und bewiesen, dass Materie und Energie austauschbar sind.
Materie wird wieder mit ihrem spirituellen Ursprung verbunden. Kein Wunder, dass die Wissenschaftler heute wieder
nach einer einheitlichen Feldtheorie suchen.
Deshalb ist das Ideal der Einheit ein weiteres Thema, das die Gegenwart prägt: Kommunikation, Verbindung und
Wiedervereinigung. Zuerst war die nationale Identität ein Wert, der zahllose nationalistische Bewegungen in Europa
hervorgebracht hat. In jüngerer Zeit wurden erfolgreiche (und erfolglose) Versuche unternommen, größere Teile der
Menschheit zu einen, sei es unter der praktischen Fahne der Wirtschaft oder unter dem Ideal der Gleichheit: Die
Französische und die Kommunistische Revolution, die Kommunen der 1960er Jahre und die heutigen
Gemeinschaften, die sich um eine ähnliche Ideologie oder das Ideal von Kooperation gruppieren.
30
Durch das hohe Tempo der Veränderungen des Lebensstils und der äußeren Umgebung, können sich der menschliche Körper
und die Emotionen nicht schnell genug anpassen und ein konstitutionelles Mittel reicht vielleicht für den modernen Menschen
nicht. Veränderung ist eine Forderung der Seele, die durch ihr Streben nach Entwicklung den physischen Organismus dazu
bringt, diese Veränderung durch den Körper zu manifestiert. Deshalb bedeutet der Übergang von einem Mittel zum anderen
eine Entwicklung des Geistes, so dass es nicht unbedingt auf eine gute Gesundheit hindeutet, wenn man nur ein Mittel
benötigt: In früheren Generationen war das vielleicht so, aber in unserer Generation kann es auch ein Zeichen für eine
Fixiertheit der Seele sein. Die reizüberflutete neue Zeit bringt die Menschen in Situationen, die vom normalen Erleben
abweichen und bringt sie so aus dem Gleichgewicht. Dies schafft eine neue spirituelle Dynamik, die durch immer weitere Krisen
geprägt ist und somit durch das Bedürfnis, sich an diese anzupassen. Letztlich kann man sagen, dass die Pflanzentabelle als
Gedankensystem aus der Ära der Asterales, diese reflektiert und dabei hilft, die entwicklungsgeschichtlichen Schnittpunkte zu
finden, an denen die Menschen sich heutzutage befinden. (K. Nechustan)
31
Einen Einblick in diese Dynamik gibt folgende Geschichte: Im 14. Jahrhundert wurde eine ethnische Gruppe vom indischen
Subkontinent von den Tartaren nach Europa gebracht. Diese Gruppe, die später als Zigeuner oder Roma bekannt wurden,
brachten die weicheren, feminineren und emotionaleren Qualitäten Indiens mit sich. Weil aber Europa stark von männlichen
Kräften regiert wurde, wurden diese weiblichen Qualitäten als chaotisch verstanden.
109
Spalte 6
Wundersame Ordnung
Der grundlegende Antrieb, Gemeinschaften zu errichten, in denen die Individualität ihrer Mitglieder erhalten bleibt,
während sie gleichzeitig unter einer sozialen oder konzeptionellen Idee vereinen und sie so einem höheren sozialen
Zweck dienen können. Diese neuen Gemeinschaften basieren nicht auf Blutsverwandtschaft sondern auf einer
ideologischen Verwandtschaft. Beispiele sind spirituelle Gemeinschaften, wie Tamera in Portugal, anthroposophische
Dörfer und urbane Dörfer. Manche Gemeinschaften sind noch nicht einmal geografisch am selben Ort, sondern halten
nur aufgrund ihrer gemeinsamen Ideologie eine Verbindung aufrecht, indem sie sich auf die moderne
Kommunikationstechnologie verlassen, die alle materiellen Grenzen sprengt: Zeitungen, Bücher, Telefon, Fernsehen
und Internet (wobei Facebook und ähnliche soziale Netzwerke nur extreme Beispiele desselben Trends sind). Solche
Gemeinschaften streben nicht nur danach zusammen zu denken und etwas zu erschaffen, sondern auch danach, eine
warme, emotionale Bindung zu schaffen, die aus der Verfolgung des gemeinsamen Ideals herrührt. Deshalb ist der
zugrunde liegende Wunsch der modernen Zeit (und des Endes der sechsten Spalte), bei dem Vorantreiben neuer Ideen
zu kooperieren, in anderen Worten, etwas Neues zu schaffen (Spalte Sechs), um zur Einheit der ersten Spalte
zurückzukehren.
Dieses Zeitalter ist durch einen extremen Egoismus geprägt aber auch von der erneuten Realisierung, dass die
menschliche Rasse und die Welt nur durch Kooperation, durch die erneute Verbindung miteinander überleben
können.
Die ökologischen Aussichten, die schon in der Arbeit des Renaissance Mannes Leonardo da Vinci dargestellt wurden,
erreichen in unserer Zeit ihren Gipfel. Es ist ein Streben nach der Wiederherstellung des Flusses zwischen den
entfremdeten Aspekten der Welt, damit die Welt als einzelner Organismus oder als ökologische Ganzheit gesehen
wird, in der das Leben eines Individuums eher zum Überleben eines anderen beiträgt, als dieses behindert. Dies
spiegelt sich zum Beispiel auch in der Gaia-Hypothese wider, in der man davon ausgeht, dass die Erde ein lebender
Organismus ist, dessen Teile (darunter auch die Menschheit) von Natur aus miteinander verbunden sind. Dennoch
kann man nicht ignorieren, dass die entgegengesetzte, materialistische Sichtweise noch dominanter und
einflussreicher ist und die Ressourcen der Erde in dieser egozentrischen und kurzsichtigen Sichtweise des Ich
verschwendet.
Das universelle Ideal von Gleichheit trat erst in der jüngeren Geschichte hervor und entspricht dem Ende der Spalte.
Im Laufe des letzten Jahrhunderts, hat die soziale Ideologie es begünstigt und es ermöglicht, dass jeder sich für eine
Ausbildung nach seinem Gutdünken entscheiden kann und die freie Wahl bei seiner Religion oder Glaubensrichtung
hat. Im Grunde gehören alle revolutionären Bewegungen in diese Spalte: die amerikanische und die französische
Erklärung der Menschenrechte konnte nur in dieser Ära bewusst ausformuliert werden:
„Wir halten diese Wahrheiten für selbstverständlich, daß alle Menschen gleich erschaffen wurden, daß sie von ihrem
Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten bedacht wurden, wozu Leben, Freiheit und das Streben nach Glück
sind. Daß zur Absicherung dieser Rechte Regierungen unter den Menschen eingeführt worden sind, welche ihre
gerechte Gewalt von der Einwilligung der Regierten herleiten; daß sobald einige Regierungsform anfängt, diese Ziele
zu zerstören, es das Recht des Volks ist, sie zu verändern oder abzuschaffen, und eine neue Regierung einzusetzen,
die auf solche Grundsätze gegründet, und deren Macht und Gewalt so gestaltet wird, dass sie ihnen möglichst zur
Erwirkung ihrer Sicherheit und ihres Glücks dient. (Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika,
4. Juli 1776).
Die Ansicht, dass der Einzelne wichtig ist und dass er die Welt definiert, ist eine neue Idee in der Geschichte der
Menschheit und muss am Ende der Spalte noch seine Vollendung erreichen. Jede soziale Protestbewegung hat auf die
eine oder andere Art, die Rechte des Individuums auf Leben, auf die Verfolgung des eigenen Glücks und auf die
Redefreiheit, sowie das Recht auf Bildung und Arbeit vertreten. Alle haben mit dem Recht des Einzelnen auf die
eigene Entscheidung zu tun, mit dem Recht, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, anstatt die Gruppe über ihn
bestimmen zu lassen.
Das Wachstum der Weltbevölkerung ist explodiert exponentiell. Millionen drängen sich in urbanen Zentren
zusammen. Zum ersten Mal ist die Menschheit in der Lage, eine globale Katastrophe zu erzeugen, sei es durch
Umweltverschmutzung, die Ausrottung von Arten oder eine Atomkatastrophe. Es ist nicht mehr möglich, „natürlich
zu leben“. Nur eine bewusste Wahrnehmung und freiwillige Änderung unserer Lebensgewohnheiten kann die
Menschheit und das Leben auf der Erde zu einem positiven Schicksal führen. Dies ist die Ebene des Gewahrseins der
sechsten Spalte, die Entscheidung der sechsten Spalte.
110
Spalte 6
Wundersame Ordnung
An diesem Gipfel der menschlichen Entwicklung gibt es zwei Wege: Einer geht über die Realisierung des
einzigartigen Potenzials eines jeden Individuums, was die Grundfesten der Welt bewegen kann und das andere ist eine
radikale Egozentrik, die nichts außerhalb von sich selbst wahrnimmt bis sie sogar das Leben der gesamten Welt durch
Umweltverschmutzung, Radioaktivität und vieles mehr gefährdet. In beiden Fällen ist es, als ob der Mensch zum
Zentrum der Schöpfung geworden wäre, um das Göttliche zu ersetzen, und die Entscheidung, göttliche Handlungen
zu vollziehen fällt ihm damit zu: Entweder zerstört er die Welt oder er verkleinert seine Fußabdrücke und nimmt sich
selbst auf ein Mindestmaß zurück, um sie zu retten. Um letzteres zu erreichen, hat der Mensch keine andere
Möglichkeit, als seine Egozentrik zu überwinden, sich mit dem Rest der Menschheit wieder zu verbinden und mit ihr
zu kooperieren. 32
Die archetypischen Märchen der sechsten Spalte sind moderne Erzählungen von Einzelnen, über Superkräfte eines
einzelnen Helden, von Superman bis Spiderman, von Innovationen und Abenteuern. Und noch aus einer anderen
Sichtweise: Es geht um den Machtkampf zwischen Frauen und Männern wie in dem Film Rosenkrieg.
Viele Geschichten verbinden Neues und Altes. In unserer Zeit erzählen wir Geschichten und Märchen in denen wir nach und nach
Altes und Neues verschmelzen.
Die sechste Spalte entspricht dem sechsten Chakra
Das sechste Chakra befindet sich in der Mitte der Stirn, dem Sitz für eine klare und deutliche Sicht (der Dinge).
Deshalb steht es für die Fähigkeit, sich aus festen Mustern zu befreien und für die Fähigkeit, seine Träume in dieser
Welt zu erfüllen indem man Erkenntnisse und Vorstellungen realisiert. Das sechste Chakra hängt mit einer klaren
spirituellen Sicht und theoretischer Klarheit zusammen. Es fördert die Fähigkeit, Dinge sowohl aus einer Entfernung
als auch von Nahem wahrzunehmen und verschiedene Standpunkte einzunehmen, auch wenn diese gegensätzlich
erscheinen.
Das Chakra liegt an der Verbindung der zwei Hirnhälften und repräsentiert deshalb Widersprüche, die in einer Person
zusammen kommen können und sich gegenseitig stärken: Verstand und Gefühl, die rechte, praktische, männliche
Seite und die linke, intuitive, weibliche Seite. Hier können beide harmonisch in einer Person zusammen leben und
sich gegenseitig Kraft geben.
Mit seiner klaren Vision, ermöglicht es das sechste Chakra, das man sich von den Fesseln der Materie und von der
Identifikation mit Emotionen, Verstand, körperlicher Existenz und der ganzen Welt löst.
Ein Gleichgewicht dieses Chakras fördert ein allgemeines körperliches Gleichgewicht, eine gut entwickelte und
ausgeglichene Weiblichkeit und Männlichkeit, entwickelte spirituelle und intuitive Fähigkeiten, eine gute
Konzentration, klares Denken und eine hohe Moral, Optimismus Toleranz und die Anteilnahme an der ganzen
Menschheit.
Ein Ungleichgewicht dieses Chakras verursacht verschwommenes Denken, eine unklare Intuition, Verwirrung und
fixe oder wiederkehrende Muster, Zwänge, die Unfähigkeit mit Widersprüchen umzugehen, Stolz, Reizbarkeit und
Anspannung. Auf der körperlichen Ebene kommt es zu Bluthochdruck, Krankheiten der Hypophyse, zu Problemen
mit dem Gehirn und Kopfschmerzen.
32
Interessanterweise war die Strategie der Kooperation biologisch so effektiv, dass die letzte Pflanzengruppe der sechsten
Spalte sich entschieden hat, sie in der Struktur ihrer Blüten einzusetzen, wie man später sehen wird.
111
Spalte 7
Wunderbare Ordnung
Die siebte Spalte, der Sabbat
Gedanken über die Essenz der Pflanzentabelle
Sie sechste Spalte prophezeit die Existenz einer anderen Spalte, dem Ende des Entwicklungsprozesses.
Die siebte Spalte existiert derzeit nicht. Sie ist noch unrealisiert, existiert
potenziell und beeinflusst so die anderen Tage der Woche. Es gibt keine
Pflanzen, die sie repräsentieren und sie hat keine Entsprechung in der
Geschichte. Sie hat einen Zusammenhang mit der Schöpfung und mit der
Zukunft, dem Potenzial unseres Daseins und dem Ort wohin wir gehen.
Der Anfang und das Ende treffen sich, verschmelzen wieder mit dem
unendlichen Schöpfer.
Der Alte wird wieder zum Kind.
Die siebte Spalte ist die siebte Ära, der siebte Tag, der Sabbat. Der Sabbat repräsentiert das Eine, das Ganze, das
Perfekte. Der Sabbat ist nicht von dieser Welt: Arbeit und körperliche Tätigkeit sind an diesem Tag verboten. Er gehört
zum spirituellen Sphäre, die die Evolution des Menschen und der Welt lenkt. Eben darum existiert die siebte Spalte
nicht physisch…
Der Sabbat trägt in sich ein Versprechen der persönlichen Entwicklung. Werde ich meinen Sabbat erreichen, meine
Ruhepause, meine Rast, meine Perfektion? Werden wir alle das Ende der Zeiten erleben, wenn Löwe und Lamm
beisammen liegen? Können die Differenzen überwunden werden? Können die zwei Hälften von mir in Frieden
zusammen leben?
Am Sabbat, sucht die Dualität, die sich durch die Ur-Spaltung (welche die Evolution der Welt katalysiert hat)
entstanden war, ihre Reise zu beenden und in die Einheit zurückzukehren. In diesem Stadium hat man idealerweise
gelernt, innerhalb der Vielfalt ein Ganzes zu bleiben, seine Individualität durchgehend zu bewahren. Denn die eigene
Einzigartigkeit wurde ganz klar herausgebildet, es besteht keine Gefahr, sich selbst im Anderen zu verlieren, wenn man
Teil von etwas Größerem wird.
„Denn die Erde ist voll Erkenntnis des Herrn, wie das Wasser das Meer bedeckt.“ (Prophezeiung von Jesaja 11,9). In
der Vorstellung des Sabbats ist jeder ein Herz und eine Seele mit Gott und nimmt die göttliche Einheit direkt wahr.
Jeder ist an seinem eigenen Platz und alle berühren die Unendlichkeit. Es ist das Emporkommen des Todes, wenn der
Tod seine Richtung ändert. Auf diese Weise verleiht der siebte Tag der anstrengenden Reise der Woche einen Sinn und
Zweck. Sogar die Schöpfung hat ihren Sinn vergessen, erfährt Schmerz und Leid und ihr Zweck wird erst durch den
Sabbat klar, der das Ende darstellt, auf das alles zustrebt.
Die Tabelle stellt als Ganzheit eine Entwicklungsreise von der einzelnen kosmischen Einheit zum einzelnen Individuum
dar. Von dem Erleben der Einheit zu einer vollen Bewusstwerdung und dem Gewahrsein der Einheit. Im Laufe der
Spalten wurde das Selbst aufgespalten, bis es die Fähigkeit verloren hat, mit sich selbst in Verbindung zu sein oder die
weiblichen und männlichen Kräfte ins Gleichgewicht zu bringen und sie wieder zum höheren Zwecke ihres Daseins zu
verbinden… Aber weil die göttliche Natur des Menschen nach Ganzheit sucht, erzeugt jede Spaltung den Wunsch, sich
wieder zu verbinden. Um zur Einheit zurückzukehren, versucht man sich mit der Welt wieder zu vereinigen, aber die
Grenzen, die man aufgebaut hat, erschweren dies und verhindern die Wiedervereinigung.
Die sechste Spalte, deren Männlichkeit immer noch von dem Weiblichen getrennt ist, fordert aus diesem Grund das
Mitwirken all der vorhergehenden Spalten um die Grenzen aufzulösen und sich wieder zu verbinden. Spalte Eins
ermöglicht ein Leben in Einheit, Spalte Zwei überbrückt die Grenzen zwischen den beiden, Spalte Drei lehrt uns den
Wert von Hingabe, Spalte Vier ermöglichte es uns, die gegensätzliche Kräfte auszugleichen, Spalte Fünf lehrt die
Macht des Bewusstseins, in der Welt zu handeln und seinen Weg zu gehen, ohne sein Herz zu verlieren.
Eigentlich warten auch die ursprünglicheren (nicht-blühenden) Pflanzen noch drauf, bei der Aufgabe, die Spaltung zu
heilen, eine Rolle zu spielen. Diese Spaltung die einst die menschliche Bewusstwerdung vorantrieb, hat jetzt, im
späteren Entwicklungsverlauf, das weitere Voranschreiten behindert. Die sechste Spalte fügt die Fähigkeit, mit einer
112
Spalte 7
Wunderbare Ordnung
Vielfalt, Unterschieden und Gegensätzen umzugehen hinzu und ermöglicht es, dass diese Aspekte nebeneinander
existieren und sich gegenseitig fördern. Es ist die Vorbereitung auf die siebte Spalte, die siebte Epoche.
Um also das siebte Stadium herbeizuführen, muss man all die hart erarbeiteten Lektionen der vorherigen
Entwicklungsebenen ebenso wie das ältere, ursprünglichere Wissen und die Fähigkeiten, die zu den frühen Zeitaltern
gehören (z. B. der nicht blühenden Pflanzen wie Sequoia, Ephedra und Thuja), verinnerlichen. All diese muss in der
sechsten Spalte gesammelt und zur Reife gebracht werden, da die sechste Spalte die Möglichkeit hat, eine Varietät und
Vielzahl zu umfassen, um das nächste Stadium entstehen zu lassen, auf persönlicher oder globaler Ebene.
Die genaue Natur der siebten Spalte bleibt ein Mysterium. Der kabbalistischen 10-fachen Kosmologie zufolge, ist das
siebte Jahrtausend die Apokalypse, während nach der 7-fachen Kosmologie das siebte Millennium die Erlösung ist –
zwei mögliche Realitäten von denen sich bislang keine manifestiert hat. Vielleicht wird unsere heutige Zeit, die sich
dem Ende der sechsten Spalte nähert, entscheidend für den Lauf der Geschichte der Menschheit sein.
Der Prozess 6+1 oder die Zahl 7, zum Beispiel, die sechs Tage der Schöpfung, die von einem siebten Tag des Ruhens
gefolgt werden, wurde immer schon mit der Beziehung zwischen dem Menschen und Gott in Verbindung gebracht. Im
kabbalistischen Baum des Lebens stellen die unteren sieben Emanationen die Manifestierung und Verwirklichung in der
physischen Welt dar, z. B. die menschliche Entwicklung. L. Yarden zufolge, wurde der Baum des Lebens in den alten
Zeiten als echter Baum mit sieben (anstatt 10) Ästen symbolisiert, was Zeichnungen auf verschiedenen archäologischen
Gegenständen belegen. Mit der Zeit, als das Licht des Bewusstseins sich im menschlichen Verstand anfing
auszubreiten, wurde das Symbol des Früchte tragenden Baumes des Lebens zu einem Baum des Lichts, der Früchte aus
Licht trug. Diese Transformation spiegelt den Übergang von der prähistorischen, erfahrbaren, schamanistischen und
animalischen Welt, in der das Symbol entstand, zum späteren, verstandesbasierten Bewusstsein, wobei das Licht das
bewusste Gewahrwerden symbolisiert. Der Höhepunkt dieses Prozesses wird in der Geschichte des Brennenden
Dornbuschs erzählt, als Gott Moses erscheint. Dies ist das Stadium, in dem der Lebensbaum zum Lichtbaum wird, und
wird, was die Menora, der siebenarmige Leuchter im jüdischen Tempel symbolisiert, in dem die sieben Kerzen die
sechs Tage der Schöpfung, mit dem Sabbat als Krönung darstellen33, ebenso wie die Entwicklung der Menschheit und
der Welt innerhalb der Schöpfung und der Entwicklung des Lichtes des Bewusstseins - des Lichtes der Weisheit.
Die Sieben ist auch die Zahl von Sophia (der Sphäre der heiligen Weisheit in vielen Überlieferungen). Es ist der Geist
von Gott, der durch Wissen übermittelt wird und zwischen dem Menschlichen und dem Göttlichen vermittelt. Sophia
wird oft als Frau dargestellt, die auf einem Drachen steht (d. h. dem Urzustand der Schöpfung), gekrönt von sieben
Sternen. Die sieben Sterne sind die sieben Chakras und die sieben Noten, die in der Oktave der Musik umfasst werden,
deren Noten zusammen die musikalische Perfektion repräsentieren, wobei immer die letzte Note einer Oktave das
Sehen und Streben nach der nächsten Oktave darstellt, da die erste Note dieser wiederum den nächsten Zyklus der
unendlichen Symphonie des Lebens beginnen wird.
33
Yarden, L. The Tree of Light: a Study of the Menorah. Ithaca: Cornell University Press, 1971.
113
Materia Medica der Pflanzenmittel
Wunderbare Ordnung
Michal Yakir
Die Reihen: Entwicklung und Reifung
innerhalb der Spalten
Die Reihen sind Stadien, welche den Grad der Reife festlegen, mit dem man dem
Problem der Spalte entgegentritt. Die Reihen sind den Stadien der psychologischen
Entwicklung vom Säuglingsalter bis ins hohe Alter gemäß Erik Erikson
zugeordnet, der den Lebensprozess als Aufeinanderfolge von acht Stadien
beschrieben hat. In jedem Stadium wird ein Mensch mit einer typischen Krise
konfrontiert. Wenn sie überwunden wird kann er auf dem Weg einer gesunden
Persönlichkeit und Ich-Ausbildung zum nächsten Stadium weiterzugehen. Wenn
die Krise aber nicht überstanden wird, bleibt die Entwicklung der eigenen
Persönlichkeit stecken. Im Gegensatz zu Freud oder Jung, die sich hauptsächlich
auf die frühe Kindheit konzentrieren, beinhaltet Eriksons Modell die Phasen des
ganzen Lebens, von der frühesten Kindheit bis zum späten Erwachsenenalter und
zum Alter.
Die Reihen basieren auf den
Theorien des Psychoanalytikers
Erik Erikson: Kindheit und
Gesellschaft (1950)
Dieses Modell von archetypischen Ebenen der Reife ist für uns zweckmäßig, weil
es die Entwicklungsstadien enthält, in denen Störungen passend zu den Themen
der jeweiligen Spalte auftreten können. Wichtig ist, dass die unten beschriebenen
Reihen, ein Muster von Wachstum und Entwicklung darstellen. Nämlich die
Entwicklung der Fähigkeit, mit dem Leben in einem bestimmten Stadium der
Differenzierung umzugehen, je nachdem, was die typische Haltung der jeweiligen
Altersgruppe ist. Dies geschieht innerhalb jeder Spalte, während die Abfolge der
Spalten die Ebenen der Differenzierung bei der Ausbildung eines voll
individuierten Ich in der Tabelle darstellen.
Die Reihen beschreiben also die Bewegung und Entwicklung von Emotionen
innerhalb jeder Spalte. Der Anfang jeder Spalte stellt diese Gefühle dar, die die
Reise des Ich eröffnen und die für das Bewusstsein immer leichter verfügbar oder
zugänglich werden.
1. Reihe: Vor-Leben. Unvorbereitet, vor dem Anfang
Vor dem Leben, Schwangerschaft und Geburt
Das erste Stadium ist nicht Teil von Eriksons Modell sondern wird aus dem
homöopathischen Wissen um die Probleme, die vor dem Anfang des Lebens
entstehen, abgeleitet: bei der Geburt, in der Schwangerschaft, bei der Empfängnis
oder sogar in vergangenen Leben.
Dieses Stadium beschreibt die Phase, bevor die Dinge beginnen, bevor das Leben
seinen Anfang nimmt, vor der Geburt, während der Schwangerschaft. Bevor der
Prozess der Spalte beginnt. Es ist das Stadium, in dem die Probleme der Spalte
noch nicht bereit sind anzufangen, in dem es ein Zögern oder eine mangelnde
Bereitschaft und manchmal sogar eine Regression in die Themen der vorherigen
Spalte gibt. Deshalb wird es Themen geben, die „prä-“ oder „vor“ oder „nicht
bereit“ sind in Bezug auf das Problem, um das es sich in der Spalte dreht.
Dieses Stadium hängt mit der Form des Lebens zusammen, die unserem richtigen
Leben vorangeht: dem Ort von dem wir einst kamen und zu dem wir wieder gehen.
Es kann Themen der Unterwelt und der Dunklen Seite geben, von Geistern,
Dämonen und Monstern (Solanaceae), von früheren Leben und Reinkarnation und
vom Tod (Camph).
Es kann sein, dass es rund um den Geburtsprozess zu Traumen gekommen ist:
Frühgeburten, Geburtseinleitung, Kaiserschnitt, Geburtsunterbrechungen, Nahtod-
114
 Die erste Reihe ist der Same der
ganzen Spalte, d. h. sie gibt den
Weg an, den die Entwicklung
jeder Spalte nimmt. Die
grundlegenden Beweggründe, die
diese Spalte bestimmen. Was die
Lektion der Spalte ist.
Materia Medica der Pflanzenmittel
Wunderbare Ordnung
Erlebnisse während der Geburt oder eine Gedeihstörung. Psychologisch kann es
Probleme mit einem mangelnden Wunsch geboren zu werden geben oder die
Frage, ob man hier, in dieser Welt sein sollte oder nicht (wie bei den
Drogenmitteln, von denen die meisten in dieses Stadium gehören).
Es ist ein vorbereitendes Entwicklungsstadium, in dem die Seele noch nicht ganz
in die Welt eingetreten und das beobachtende Ich noch ungeformt ist. Deshalb
wird es ein Problem mit der Selbstbeobachtung geben und damit, verbal mit dem
eigenen inneren Leben umzugehen. Weitere schamanische oder symbolische
Elemente können auftauchen, da das Ich-Bewusstsein noch eher symbolisch ist
und nicht verbal. Themen wie Hellsichtigkeit, Angst vor dem Unbekannten, in der
Welt noch nicht ganz präsent sein (Hyper) oder einfach der allgemeine Drogenähnliche Eindruck des Patienten (der nicht nur auf Drogenmittel sondern auch auf
jedes andere Mittel dieses Stadiums hinweisen kann).
Die erste Reihe zeigt einen rohen Zustand von Emotionen und Bewusstsein. Ein
anfänglicher (Vor-) Zustand mit einem impulsiven oder oft auch heftigen
Ausdruck. Die Reihe zeigt die emotionale und bewusste Energie, welche die
Spalte in Bewegung setzt in ihrem ursprünglichsten und rohen oder
unvorbereiteten Zustand.
Der Mangel an Bereitschaft dieses Stadiums wird in jeder Spalte in Beziehung zu
ihrem Thema ausgedrückt.
 In Spalte Eins werden wir Zeugen einer mangelnden Bereitschaft,
allgemein in die materielle Existenz zu treten, einen Geist zu formen.
 In Spalte Zwei geht es darum, nicht bereit zu sein, Grenzen zu
überschreiten und alleine zu sein.
 Spalte Drei hat in der ersten Reihe keine Mittel.
 Spalte Vier ist die mangelnde Bereitschaft eine Mutter oder ein Ernährer zu
werden.
 Die Spalte Fünf ist nicht vorbereitet, in Aktion zu treten (Fabales) oder
Beziehungen einzugehen (Rosales).
 Spalte Sechs ist nicht bereit, als Individuum sicher mit der Welt umzugehen
oder die Weiblichkeit mit der Männlichkeit zu vereinen.
2. Reihe: Grundbedürfnisse, existenzielle
Sicherheit, Vertrauen und Misstrauen
Säuglingsalter (Erster Monat bis ein Jahr)
Dies ist das Stadium des Lebensbeginns und des frühen Säuglingsalters.
Es ist die oral-sensorische Phase, in der das Baby an der Brust der Mutter
saugt und ganz grundlegende Bedürfnisse wie Essen, Wärme, Liebe und
Schlaf hat. Dies ist die Phase, in der der Mensch am abhängigsten ist, die
Phase, in der das Vertrauen in unsere ganz grundlegende Existenz
aufgebaut wird. Sie repräsentiert die Baby-Phase oder den ersten Schritt
bei den Problemen der einzelnen Spalten.
Jedes Entwicklungsstadium wird durch einen speziellen Konflikt charakterisiert,
der zwei mögliche Ausgänge hat: Entweder wird das Problem gelöst und man
kann zum nächsten Stadium weitergehen oder man kommt nicht weiter und bleibt
in dieser Phase stecken. Wenn hier der Konflikt gelöst ist, geht man mit (Ur)Vertrauen in die Welt, wenn nicht, dann sind Misstrauen, Argwohn und eine
115
Michal Yakir
 Generell werden alle Themen der
Spalten in diesem Stadium einen
Zusammenhang mit etwas haben, das
„vor“ ist, das vorher kommt. Die
Themen zeigen einen Mangel an
Bereitschaft für die Lektion der
Spalte und die bevorstehende Reise
sowie die Unfähigkeit, die Probleme
der Spalte anzugehen. Symbolisch
treten unbewusste Probleme und
Hellsichtigkeit auf.
 Oft werden in der ersten Reihe
noch Merkmale der vorherigen Spalte
beibehalten.
Materia Medica der Pflanzenmittel
Wunderbare Ordnung
grundlegende existenzielle Unsicherheit das Ergebnis.
Das erste Erleben eines Babys ist das von völligem Vertrauen: „Ich will – ich
bekomme.“ Aber wenn ein Problem mit dieser ersten Mutter-Kind-Bindung
auftritt, kann das Grundgefühl einer existenziellen Unsicherheit (Urangst,
mangelndes Urvertrauen) Überhand nehmen. Daraus entsteht Misstrauen, was
später dazu führt, dass man zu überhaupt nichts Vertrauen haben kann (wie bei
den fleischfressenden Pflanzen).
Das Säuglingsalter hat mit der unmittelbaren Bedürfnisbefriedigung zu tun. Eine
Störung in diesem Stadium wird zu Schwierigkeiten mit der Verzögerung von
Belohnungen führen (Piperales) und ein allgemeines Gefühl, dass die
Bedürfnisse nicht erfüllt werden sowie der Unfähigkeit den Drang nach
Bedürfnisbefriedigung zu kontrollieren. In den ersten Spalten wird sich dieses
erste Stadium hauptsächlich durch die Unfähigkeit, grundlegende Triebe zu
kontrollieren zeigen (Sexualität, Heißhunger, Schlaf, etc.). Genau wie bei dem
Baby, das nicht lange warten kann, bis sein Bedürfnis erfüllt wird, sehen wir
dieses: „Ich will es, also muss ich es jetzt haben.“ Während sich die erste Reihe
in den hinteren Spalten als Ärger zeigt, sobald diese Grundbedürfnisse unerfüllt
bleiben und der Notwendigkeit, sie mit Gewalt erfüllt zu bekommen.
Das Thema Regelmäßigkeit ist so wichtig in der frühen Kindheit, weil die Mutter
dem Baby sein Urvertrauen vermitteln sollte. Das Baby benötigt regelmäßige
Essenszeiten, Essen muss vorhersehbar sein und vor allem braucht es die
regelmäßige Anwesenheit der Bezugsperson. In einem gesunden Zustand führt der
Sinn für Regelmäßigkeit dazu, dass das Kind weiß, dass die Mutter immer
zurückkehren wird, auch wenn sie vielleicht im Moment weg ist. Dadurch wird die
enge Beziehung zwischen Regelmäßigkeit und Hoffnung klar. Fehlt solch eine
Regelmäßigkeit, bricht der grundlegende Sinn für Ordnung und Sicherheit
zusammen, die Fähigkeit zu hoffen wird zerstört und das grundlegende Gefühl
dieses Menschen wird Verzweiflung, ein Empfinden von Instabilität und
Bedrohung macht sich breit, was leicht zu Misstrauen, Hoffnungslosigkeit und
Verzweiflung führt: „Ich wollte, aber ich hab es nicht bekommen, deshalb werde
ich es nie wieder bekommen.“
In der zweiten Reihe gibt es das Grundgefühl, dass die Welt häufig enttäuschend
ist und es immer wieder Misserfolg gibt (hat nie Erfolg). In den ersten drei Spalten
wird sich dies als Unfähigkeit, die eigenen Bedürfnisse zu kontrollieren äußern mit
dem kindischen Verlangen, dass die Grundbedürfnisse und Wünsche unmittelbar
befriedigt werden, auf jede erdenkliche Weise. In den hinteren Spalten wird Ärger
die Antwort auf die unerfüllten Bedürfnisse sein, sowie die Neigung, sie mit
Gewalt zu erfüllen. Das Ergebnis dieser ständigen Enttäuschung ist ein Abbruch
der Verbindung, in extremen Fällen sogar Autismus.
Der rohe, grobe Zustand der ersten Reihe entwickelt sich in der zweiten Reihe zu
einem ersten Schritt des Tuns, wobei man aber noch nicht weiß, wo und wie.
Emotionen fangen an, sich zu entwickeln aber die Kraft der Aktion wird durch das
Unvermögen des Babys aufgehalten, das sich im Laufe der Spalte auflöst, weil das
Ich gestärkt wird.
In der ersten Spalte, bringt die zweite Reihe die Unfähigkeit mit sich,
 Triebe und Wünsche zu kontrollieren.
 In der zweiten Spalte, bringt die zweite Reihe die Unfähigkeit, die bereits
erwünschte Trennung zu vollziehen mit sich.
 In der vierten Spalte geht es um die Unfähigkeit genährt und umsorgt und
116
Michal Yakir
 Im Allgemeinen stellt die
zweite Reihe die Spalte in ihrer
Säuglings-Phase dar. Es gibt
eine Bewegung in Richtung
Tun, aber dieser Vektor wird
von einer Empfindung der
Unfähigkeit gestoppt, die eine
Art von Überschuss oder Stau
verursacht. Themen dieser
Phase werden mit den
Grundbedürfnissen zu tun
haben, mit Urvertrauen,
Misstrauen und Unsicherheit,
immer in Bezug auf die
Probleme der Spalte.
Materia Medica der Pflanzenmittel
Wunderbare Ordnung
Michal Yakir
dennoch dafür geliebt zu werden. Es ist die Unfähigkeit, zu bekommen und zu
geben, deswegen entsteht Misstrauen und eine grundlegende Unsicherheit.
 In der fünften Spalte geht es um die Unfähigkeit, seinen eigenen Weg zu
gehen, dem Anderen entgegenzutreten und dennoch das eigene Ich zu wahren.
Das ist eine eher introvertierte Handlung.
 In der sechsten Spalte, kann man in der zweiten Reihe der Welt nicht
standhalten, ohne gehört zu werden, was zu aggressiven, heftigen Handlungen
der Welt gegenüber führt.
3. Reihe: Selbstständigkeit und Wille vs. Scham
und Zweifel
Babyalter. Kleinkind von 1-3, anale Phase
Dies ist die anale Phase in der das Baby zum Kleinkind wird, indem es die ersten
Schritte in ein selbstständiges Leben geht. Das Kind fängt an, Fähigkeiten zu
entwickeln die ihm eine grundlegende Körperkontrolle und die Kontrolle über
ihre Grundbedürfnisse ermöglichen. Es fängt an, Konzepte zu verstehen und
entwickelt sich vom Krabbeln zum Gehen. Dies ist die erste Phase, in der das
Kind das Gefühl bekommt, dass es handeln kann, etwas tun kann, im Gegensatz
zu der relativen Passivität des Säuglings. Deshalb kommt in dieser Phase
Dickköpfigkeit (der Wunsch und die Fähigkeit für sich selbst einzustehen) auf.
Ein weiterer Aspekt der Selbstständigkeit ist die frühe Trennung von der Mutter,
die in dieser Phase beginnt.
Die Rolle der Eltern in diesem Stadium ist es, dem Kind Bestätigung und
Unterstützung zusammen mit der Freiheit, selbst zu handeln, zu geben. Das Kind
muss anfangen, etwas alleine zu machen, und ein überbehütetes Kind wird
Probleme mit der Entwicklung seines Willens haben. Gleichzeitig sollten die
Eltern klare Grenzen setzen, die sowohl die Autorität der Eltern als auch einen
Sinn für Ordnung im Chaos des Lebens etablieren und später für Vertrauen
sorgen.
Diese Phase hängt mit Erfolg, Schamgefühl, Machtlosigkeit zusammen, und
auch Misserfolg tritt erstmals auf. Das Kind versucht etwas zu tun und versagt,
weint und wird frustriert. Aber nur durch dieses Erlebnis lernt es dass es wieder
aufzustehen kann, wenn es hingefallen ist und es weiter zu versuchen, bis es
Erfolg hat. Diese Phase, in der sich auf der einen Seite die Willenskraft
entwickelt und zu Erfolg führt, bringt Versagen aber auch Selbstkritik und
Scham mit sich.
Ein Kind, das diese grundlegenden Fähigkeiten in dieser Phase nicht lernt, wird
es sehr schwer haben, sie später zu erwerben und der Konflikt, der sich
entwickelt wird mit der Frage zusammenhängen: „Vertraue ich mir selbst und
akzeptiere ich mich oder muss ich an mir selbst zweifeln?“ Die Themen in
diesem Stadium hängen mit einem übermäßigen Klammern und Festhalten an
etwas zusammen. Das Kind hängt an Dingen, will sein Spielzeug nicht teilen und
reagiert vielleicht mit Hysterie oder Zorn, wenn ein Elternteil weggeht.
Wutanfälle und Zwangsverhalten sieht man häufig, ebenso wie Egozentrik: die
Unfähigkeit, nachzugeben oder sich mit dem Anderen zu identifizieren.
Die Kehrseite von Festhalten ist Loslassen. Wenn das Kind emotionale
Selbstständigkeit entwickelt, weiß es, wann es festhalten und wann loslassen
117
 Im Allgemeinen haben die
Themen dieses Stadiums mit
Gesetzen, Regeln und
Vorschriften, Einschränkungen,
Überkontrolle und damit zu
tun, was erlaubt und was
verboten ist. Wutanfälle,
Festhalten und Dickköpfigkeit
sowie Gefühle von Scham und
Machtlosigkeit begleiten den
Prozess. Der Patient scheint
von einer starken, jungen
Energie erfüllt zu sein, die mit
der Herausbildung des Willens
zu tun hat.
 Es ist eine anale Phase, die
körperlich durch Rigidität,
Obstipation oder Steifheit
ausgedrückt wird.
Materia Medica der Pflanzenmittel
Wunderbare Ordnung
Michal Yakir
muss. Es lernt, seine Emotionen zurückzuhalten: Die Unfähigkeit dies zu tun
führt zu Wutanfällen oder extremer Aggression – oder zum extremen Festhalten.
Es führt von der emotionalen Verstopfung zur körperlichen Obstipation. Diese
Spalte hängt mit der Herausbildung der Willenskraft zusammen. Wenn dieses
Stadium gut gelöst wird, entwickelt sich die Fähigkeit, sich um einen anderen zu
kümmern, die Fähigkeit sich um ein jüngeres Geschwisterchen oder um ein
Spielzeug zu kümmern und zu teilen, zu behalten, zu bewahren und zu
unterstützen.
Im Gegensatz zu der Fähigkeit, sich um andere zu kümmern, findet man
Egozentrik, eine Konzentration auf sich selbst mit der Unfähigkeit, sich mit
anderen zu identifizieren und der Unfähigkeit auch einmal aufzugeben.
Diese Reihe hängt in jeder Spalte mit dem Beginn der Herausbildung der
Willenskraft zusammen, mit zu viel Kontrolle, mit Problemen einer
Beschränkung gewachsen zu sein, zu wissen, was richtig und falsch ist. Es ist die
anale Phase mit Steifheit und übermäßiger Anhänglichkeit.
4. Reihe: Initiative, Neugier, Zielsetzung vs. Schuld.
Persönliche Grenzen durchbrechen
Frühe Kindheit, Alter von 3-5
Bis zu diesem Alter hat das Kind die meisten körperlichen Fähigkeiten
ausgebildet, die es befähigen, viele Möglichkeiten wahrzunehmen. Das Kind
kann jetzt rennen, Dinge kaputt machen, seine Vorstellungskraft benutzen, sich
als denkendes Wesen wahrnehmen und seine unmittelbare Umgebung wählen,
indem es sich bewegt. Kinder in dieser Phase sind neugierig, verspielt, erkennen
bekannte Dinge und entdecken Neues. Fleißig entdecken sie die Welt. Sie
nehmen wahr, dass es ein anderes Geschlecht gibt und was den grundlegenden
Unterschied zwischen Vater und Mutter ausmacht.
In diesem Stadium spielt sich der Konflikt zischen dem Ergreifen der Initiative,
dem Setzen von Zielen auf der einen Seite und der Unfähigkeit zu Handeln, einer
Fixiertheit und Lähmung auf der anderen Seite ab. Wie kann man also ein Ziel
für diese Spalte setzen?
Die Probleme mit Grenzen und dem Eindringen in den eigenen, persönlichen
Raum kommen daher, dass das Kind anfängt, die Welt durch Spiele und
Rollenspiele zu entdecken. Das Kind testet die Welt, indem es sie kaputt macht,
zum Beispiel indem es nachsieht, „woraus die Leute im Fernseher gemacht
sind“. Die übermäßige Zerstörung führt aber zur Überschreitung von Grenzen,
die man nicht überschreiten darf.
Während das Kind mit Spielen, Rollenspielen und der Erforschung der Welt zu
tun hat, kann es auch die Sexualität entdecken. Es bemerkt, dass es ein anderes
Geschlecht gibt, dass Vater und Mutter verschieden sind. Es ist das erste Mal,
dass eine frühe, unreife und beginnende Sexualität aufkommt, aber diese naive
Offenheit kann zum Sprengen ihrer Grenzen führen und sogar zu sexuellem
Missbrauch, womit oft Scham einhergeht.
Dies ist in den früheren Spalten viel eher der Fall, weil das unterentwickelte Ich
118
 Im Allgemeinen, werden die
Themen aller Spalten in dieser
Reihe mit der Fähigkeit, Grenzen
zu
setzen
bzw.
deren
Durchlässigkeit
und
mit
psychischem oder körperlichem
Missbrauch zu tun haben. Die
Fähigkeit sich in Bezug auf die
Spalte Ziele zu setzen, ist
ebenfalls ein wichtiges Thema.
 Themen von Eindringen und
Grenzen
sprengen
können
auftreten und wieder der sexuelle
Missbrauch. Erkrankungen im
Urogenitaltrakt, Sexualität und
Scham entstehen zusammen mit
Erkrankungen des Uterus bei
Frauen.
Materia Medica der Pflanzenmittel
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zu schwach ist, um sich selbst zu verteidigen. In den hinteren Spalten, könnten
sie selbst der Aggressor oder ein Eindringling sein. In den ersten Spalten führt
das Eindringen zu einem heillosen Trauma, in den hinteren Spalten kann die
Reaktion auf das Überschreiten von Grenzen, auf die Annäherung eines anderen
gewaltsam sein. Schließlich fördert es die Bildung von Verhärtungen als Schutz
gegen das Eindringen der Welt.
5. Reihe: Fähigkeit und Geschick vs. Versagen und
Minderwertigkeit. Die Regeln lernen, eingrenzen
Schulalter, Latenzperiode, Alter 6-12
In dieser Phase wird jegliche vorher aufkeimende Sexualität zugunsten einer
Beschleunigung der kognitiven Entwicklung des Kindes aufgeschoben. Die
emotionalen Fähigkeiten werden stark verbessert und das Kind ist jetzt in der
Lage, in die Gesellschaft einzutreten. Es besitzt jetzt feine motorische
Fähigkeiten, die es ihm ermöglichen, Werkzeuge zu benutzen. Es beginnt,
bewusst Freundschaften mit anderen Kindern einzugehen, übernimmt Pflichten
und Verantwortung (deshalb hat dieses Stadium mit Arbeit und dem Verdienst
des Lebensunterhalts zu tun), lernt die Regeln des Zusammenlebens und hält sich
an Normen der Gesellschaft.
In diesem Alter ist die Präsenz einer Vaterfigur entscheidend. Der Mangel einer
solchen Figur während der Latenzperiode kann für ein Kind traumatisch sein, da
es niemanden gibt, der für das Kind Grenzen setzt und es zu externen Aktivitäten
und Pflichten drängt. Im optimalen Fall, ist die Entwicklung so, dass die Mutter
dem Kind zuerst übermittelt: „Ich liebe Dich so wie Du bist.“ Dies schafft ein
emotionales Fundament und eine Grund-Sicherheit, die das Kind befähigen,
seine ersten Schritte in die Welt zu tun. Aber dies reicht noch nicht für die ganze
Entwicklung, denn es gibt das Bedürfnis nach einer treibenden Kraft – nach
einer männlichen Art von Liebe, die von den Handlungen des Kindes abhängt.
Deshalb ist die verborgene Botschaft der väterlichen Liebe: „Wenn Du dich
benimmst, werde ich Dich lieben, wenn nicht, werde ich Dich kritisieren.“
Um diese externe Zensur und die Enttäuschung zu vermeiden, stimuliert
diese Botschaft der Erwartung beim Kind das Verlangen zu handeln,
etwas Neues zu erschaffen – ein Weg, der das Kind später dazu
befähigen wird, ganz es selbst zu werden – anders als seine Eltern (die
Entwicklung des Über-Ich). Nur auf diese Art kann das Kind sich richtig
von der Mutter trennen und seine Grenzen und sein Ich auf einem
unabhängigen Fundament aufbauen.
In der 5. Reihe wird das Kind zum Handeln angetrieben, weil die verborgene
Botschaft lautet: Du bist nicht gut genug, so wie Du bist, Du musst mehr
machen, handeln und etwas produzieren, damit Du geschätzt wirst. Diese
Botschaft kann bei zu kritischen Eltern leicht ein Gefühl von Scham, Schuld und
Selbstkritik, zu übermäßigen Erwartungen und zu Enttäuschungen führen.
In dem Falle, dass das väterliche Prinzip zu häufig und zu starke Kritik äußert,
werden zu rigide Grenzen verinnerlicht (Rhus-t). Diese vermeinen die Fähigkeit
des Kindes, selbstständige Entscheidungen zu treffen und führen zu der
Notwendigkeit, sich auf Regeln und einen äußerlichen Rahmen, wie eine strikte
Religion oder einen strengen Lebensstil, zu verlassen. Oder es kann ein
119
 Im Allgemeinen, werden die
Themen in dieser Reihe in jeder
Spalte mit Gesetzen und
Begrenzungen, Regeln und
Religion, Rigidität, fixen Ideen
und Aberglauben zu tun haben.
Pflicht, Können, Leistung und
Arbeit, begleitet von einem
Gefühl des Versagens und von
Selbstkritik.
Materia Medica der Pflanzenmittel
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Schuldgefühl auftreten, dass man die entsprechenden Regeln nicht gelernt hat.
Insgesamt, repräsentiert dieses Stadium die Themen Fähigkeit Absicht im
Kontrast zu Schwäche, Versagen und Minderwertigkeit. „Nie gut genug, auch
wenn Du in der Prüfung 99% Richtige hast.“ Fragen von Stärke und Schwäche:
„Bin ich fähig oder unfähig?“, können im Extremfall zu einem Gefühl der
Ziellosigkeit und einem Verlust der Richtung im Leben führen. 34
Die Grundideen der Spalten werden in dieser Reihe jeweils im Hinblick auf
Gesetze und Beschränkungen, Regeln und Pflicht umgesetzt und die Aufgaben
der Spalte werden mit Rigidität und fixen Ideen erfüllt.

In der ersten Spalte, bringt die fünfte Reihe Begrenzungen und Gesetze in
Bezug auf Emotionen und Begierden mit sich und ermöglicht somit den Anfang
der Ausbildung des bewussten Ich.

In der zweiten Spalte, geht es in der fünften Reihe um Begrenzungen und
Schwäche in der materiellen Existenz in der Welt und darum, Widerstand gegen
etwas zu leisten.

In der dritten Spalte kommt es in dieser Reihe zu einem rigiden Kampf
der eine Trennung von jeder beeinflussenden Qualität ermöglicht, was zu
Unabhängigkeit führt.

In der fünften Spalte geht es um eine erbitterte und rigide Spaltung
zwischen Emotionen und Verstand, zwischen Handeln und Herz.

In der sechsten Spalte, bringt die fünfte Reihe Probleme rund um das
Erreichen von Zielen in der Welt mit sich und damit Verantwortung in der Welt
auf sich zu nehmen und die Regeln der Welt zu akzeptieren.
6. Reihe: Ideen und Erneuerung, Integration der
Identität vs. Verwirrung; Individualität vs. Rudel.
Wendepunkt
Jugend, Alter von 12-18
Die Jugend ist durch weitreichende körperliche Veränderungen gekennzeichnet,
durch schnelles Wachstum und die hormonelle Umstellung sowie häufige
Stimmungsschwankungen und einem Gefühl des Zusammenbruchs. Die
Persönlichkeitsstruktur, die über die Kindheit aufgebaut worden ist, zerfällt um
durch den Jugendlichen auf seinem Weg zu einer reifen Identität alleine wieder
aufgebaut werden zu können. Der Jugendliche fängt an, sich in einer
erwachsenen Rolle auszuprobieren (ohne die dazu gehörenden Fähigkeiten, diese
auch zu erfüllen) und hat eine Neigung zum Tagträumen, zu phantasieren, sich
zu verlieben, süchtig zu werden und gesellschaftliche Normen in Frage zu
stellen. In dieser Zeit ist es gesellschaftlich erlaubt, dass das Kind instabil ist, es
darf eine Zeit von Entscheidungslosigkeit ohne Verpflichtungen erleben.
Deshalb ist es hier möglich der Verantwortung (das ewige Kind) zu entkommen.
Die Pattsituation, die sich aus dem Widerspruch des Drangs nach Reife und dem
34
 Im Allgemeinen, haben die
Themen, die in jeder Spalte in
diesem Stadium der Jugend zu
finden sind, mit neuen Ideen,
Wenn im kabbalistischen Baum des Lebens, die Eltern es schaffen, Güte [Hésed] (die durch die rechte Seite des Baumes dargestellt wird) und
Urteil [Dín] (auf der linken Seite) aufrechterhalten, können Sie dem Kind Barmherzigkeit [Rahamím] beibringen. Dies ermöglicht es dem Kind in
kreativer Freiheit mit richtigen Grenzen zu leben und sich flexibel an die Anforderungen jedes einzelnen Moments und jeder Situation im Leben
anzupassen.
120
Materia Medica der Pflanzenmittel
Wunderbare Ordnung
Wunsch ein Kind zu bleiben ergibt, kann sich entweder in Form des rebellischen
Teenagers zeigen oder als gleichgültiger, apathischer Jugendlicher, der in einer
Depression versinkt und endlos auf den Fernseher starrt. Dieses
Verhaltensmuster kann man auch bei älteren Menschen sehen, die zwischen
Aktivität auf der einen Seite und Inaktivität und Apathie auf der anderen Seite
feststecken. Es gibt eine Neigung zur Müdigkeit und Tatenlosigkeit, die mit
Stimulanzien wie Kaffe (Coffea gehört auch in dieses Stadium) überwunden
werden kann.
Das Seelenleben der Jugendlichen ist reich an Möglichkeiten. Pläne, Phantasien
und neue Ideologien entstehen in ihrem Denken. Dementsprechend hängt dieses
Stadium mit den Themen neue Ideen, Erneuerung, Veränderung und
Wendepunkt (Coff, Chin) zusammen. Aber dann können diese Ideen nicht in die
Praxis umgesetzt werden, weil man noch zu jung ist: kein Kind mehr, aber auch
noch kein Erwachsener. Zu jung um eine Mutter zu sein, um zu arbeiten, zu
denken und so weiter. Dies resultiert in der Erfahrung einer von außen
aufgezwungenen Begrenzung, von Blockade oder Steckenbleiben (Wahnidee
gehindert zu werden). Während dieser Zeit der jugendlichen Rebellion, werden
die Eltern und gesellschaftliche Zwänge als extrem beengend empfunden. Das
Thema von Rebellion als Versuch um die Autorität zu durchbrechen und seine
eigene Identität aufzubauen tritt in dieser Zeit natürlich stark hervor. Im
Extremfall kann es in Richtung Anarchie oder gewaltsame Richtungen abgleiten
und zerstörerisch werden.
In vielen Fällen werden die neuen Ideen von außen verhindert, manchmal weil
sie ihrer Zeit weit voraus sind oder weil man noch nicht bereit dafür ist. Die
Homöopathie, eine revolutionäre Idee, wurde durch China entdeckt, eine Pflanze
der sechsten Reihe.
Die sechste Reihe ist aufgrund ihrer Beziehung zu Veränderungen, der
Wendepunkt, der Umkehrpunkt, der Punkt der Veränderung in den
Themen jeder Spalte. Von da an, ist genügend Reife erreicht, um die
Verantwortung für die Lektion der Spalte zu übernehmen. Oft ist es von
dieser Reihe an, dass sich in der Qualität der Spalte etwas fundamental
ändert.
Die Suche nach der eigenen Identität erfordert es, dass der Jugendliche die Eltern
und die Familie als bewunderte Autoritäten aufgibt. Stattdessen sucht sich der
Jugendliche neue Figuren (wie berühmte Helden), die er bewundern kann, und
Freunde werden wichtiger als die Eltern. Die Integration der Identität tritt auf
dieser Ebenen im Kontrast zur Verwirrung um die Identität auf. Es wird sehr
wichtig, zu einer Gruppe zu gehören, die nicht die eigene Familie ist. Von den
Gleichaltrigen akzeptiert oder abgelehnt zu werde spielt im Leben der
Jugendlichen eine wichtige Rolle, die auf dem schmalen Grat zwischen der
Herausbildung der eigenen Identität und der möglichen Ablehnung wegen dieser
wandern. „Die Gleichmäßigkeit und Kontinuität, auf die sich das Kind bis dahin
verlassen hat, werden erschüttert. Der Kontrast zwischen der Art, wie andere sie
wahrnehmen und ihrem eigenen inneren Gefühl erhält eine zentrale Bedeutung.“
(Erickson).Um dazuzugehören verzichten sie auf ihre Individualität: z. B. ziehen
sie sich an, wie der Rest der Gesellschaft und äußern eine ähnliche Meinung. Auf
die äußere Erscheinung wird viel Wert gelegt: „Was denken die anderen von mir
und wie soll ich aussehen?“ Eine verstärkte Wahrnehmung des Körperbildes
kann zu Bulimie und Anorexie (Ip) führen.
Schließlich taucht das Thema Sexualität in diesem Stadium in der Form einer
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Idealismus, Wendepunkten zu
tun – immer in Bezug auf die
Themen der Spalte. Oder
damit, dass man nicht bereit ist,
auf eine Reife Art mit diesen
Problemen umzugehen. Es ist
ein Zwischenzustand.
 Verwirrung um die Identität
oder die eigenen Identität im
Kontrast zu den Anderen ist
auch ein Thema.
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übermäßigen Libido (aufgrund der Hormonflut) gemeinsam mit Aufwallungen
von Leidenschaft, erster Liebe und Verwirrung um die sexuelle Identität auf.
7. Reihe: Intimität vs. Einsamkeit. Intime
Beziehungen eingehen, seine Macht austesten, in
die Welt schnuppern
Frühes Erwachsenenalter – in die Welt hinaus gehen
Es ist das Stadium der jungen Erwachsenen: Man hat das Elternhaus verlassen,
ist in die Welt hinaus gegangen und soll jetzt als selbstständiges Wesen
funktionieren. Dadurch kommen Fragen nach der Verbindung oder Trennung
von den Eltern auf, nach der Unabhängigkeit und danach, seinen Platz und seine
Position in der Welt aufzubauen. Der junge Erwachsene testet seine Fähigkeiten,
in der Welt zu handeln und tut dies in der Regel mit einem Gefühl der
Omnipotenz: Er ist kraftvoll, jung, die ganze Welt steht ihm offen, zum Greifen
nahe. Die Welt wartet nur auf Dich. Es ist ein aggressives Gefühl, dass man alles
tun kann, überall hin vordringen kann, alles werden kann, was man will. Alle
Möglichkeiten stehen einem offen.
Hinter dem Wunsch etwas zu probieren, zu erleben und zu genießen (ähnlich wie
bei den Nitricum Verbindungen) liegen Wagemut und eine aggressive
Aufbruchstimmung. Aussehen und Sexualität sind wichtig weil sie mit einem
starken sexuellen Verlangen und dem Verlangen nach intimen Beziehungen
zusammenhängen, was zu diesem Stadium gehört, in dem es darum geht,
Beziehungen aufzubauen.
Während dieser Zeit entwickelt sich gleichzeitig die Fähigkeit, reife Bindungen
einzugehen, Beziehungen, die mit echter Freundschaft zu tun haben, die
Fähigkeit zu tiefer Liebe und die Fähigkeit eine Familie zu gründen. Um
miteinander zu leben, ist ein gewisses Maß an Reife nötig, nämlich die Fähigkeit
sich um jemanden zu kümmern und mit anderen intim zu sein ohne dabei
Grenzen zu übertreten (im Vergleich zu Pulsatilla, das eher eine symbiotische
Liebe, als echte Intimität will). Das Thema Liebe und Intimität wird je nach
Spalte in verschiedenen Variationen gespielt: In der ersten Spalte geht es um die
Frage, ob man sich trennen und ein individuelles Wesen werden kann. In der
zweiten Spalte geht es darum, ob man die Kraft hat, als separates Wesen aktiv zu
sein. In der vierten Spalte, ob man die Fähigkeit hat, eine Beziehung einzugehen
und eine Familie zu gründen. In der fünften Spalte, ob man unabhängig aktiv
sein kann und in der sechsten Spalte, ob man eine intime Beziehung mit jemand
anderem eingehen kann und sowohl Einzigartigkeit als auch Zweisamkeit
erhalten kann.
In diesem Stadium kann der Verstand das Herz regieren oder die Sexualität kann
Emotionen ersetzen. Kein Wunder, dass der Zugang zu Intimität hier nicht leicht
fällt. Probleme bezüglich Intimität, die Vernunft kontrolliert das Herz,
Schwierigkeiten mit Beziehungen in der Familie und die Unfähigkeit oder der
mangelnde Wille eine Familie zu gründen und ein Kind zu bekommen, treten
hier auf. Gefühle von Einsamkeit können aufkommen, gepaart mit einem Gefühl
des Versagens wenn es um den Aufbau von Beziehungen zu anderen geht
(aufgrund übermäßiger psychischer Abwehrmechanismen), sowie die Angst,
verlassen zu werden, was in eine allgemeinen Abneigung Freundschaften und
Beziehungen gegenüber münden kann. Dies sind keine Probleme der
Funktionalität, sondern Partnerschaftsprobleme.
122
 Im Allgemeinen haben die
Themen, die man in dieser Reihe
in den Spalten findet mit
Intimität, Beziehungen, auf
eigenen Füßen stehen und aktiv
sein zu tun – in Bezug auf die
Lektion der Spalte. In einigen
Spalten, ist die siebte Reihe nicht
vertreten, vielleicht weil es keine
Mittel gibt, oder vielleicht weil
die Frage von Intimität nicht in
jeder Spalte relevant ist.
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Hinweis: Es gibt Spalten, in denen dieses Stadium nicht vertreten ist, entweder
weil es keine bekannten Mittel gibt, oder weil die Frage der Intimität nicht
unbedingt in jeder Spalte aufkommt.
8. Reihe: Fürsorge, Fruchtbarkeit und Kreativität
vs. Stagnation. Das Leben trägt Früchte
Mittleres Erwachsenenalter, ab 35, Midlife Krise
In diesem Alter kümmert sich der Mensch mehr um soziale Kontakte, um das
Geben und die Weitergabe seiner Lebensleistung und seines Wissens an andere.
Dies ist die Phase in der vorangegangene Bemühungen fruchten, wie ein Baum,
der nach Jahren des Wachstums und der Vorbereitung endlich Früchte trägt. Die
Haupteigenschaften, die in diesem Stadium ausgedrückt werden sind Fürsorge
und Verantwortung.
In diesem Stadium ist der Mensch auch stärker mit anderen verbunden und trägt
viel Verantwortung, unter anderem für die Kinder, die alternden Eltern und die
Karriere (in der man bis dahin schon zu einer Position mit großer Verantwortung
aufgestiegen sein kann). Ein Scheitern in diesem Bereich wird sich als
Vermeidung von Verantwortung zeigen oder darin, dass man unter der Last der
Verantwortung zusammenbricht, die man sich aufgeladen hat, als mangelnden
Fähigkeit zu geben, als fehlende Besonnenheit, als Zurückgezogenheit,
Depression, psychische oder körperliche Verhärtung (inklusive Tumore) und als
fehlendes Fließen oder Stagnation.
In diesem Alter fängt der Mensch an, sein eigenes Leben zu leben. Während er
bis dahin seine Vergangenheit ausgelebt hat, die Projektionen seiner Eltern, ihre
Erwartungen, die von der Gesellschaft verlangten Werte und andere Relikte aus
der eigenen Lebensgeschichte und seinem Erbe. Jetzt ist man gefragt, seine
Berufung und sein Schicksal zu leben, sich selbst vollständig auszudrücken und
seine eigenen Früchte zu tragen. Um aber das eigene Potenzial zu verwirklichen,
benötigt man ein Ich, das stark und mächtig genug ist, und idealerweise ist man
in diesem Stadium reif genug um Zugang zur eigenen, innere Stärke zu haben,
um dies zu bewerkstelligen.
Idealerweise, hat man sich in diesem Stadium sein Fundament gebaut, ist reif
geworden und hat Zugang zu seinen inneren Ressourcen gefunden, wodurch man
auf den Übergang zum individuellen Lebensweg vorbereitet ist. Dies bedarf
sowohl einer Reife des Ich als auch der Flexibilität, der Fähigkeit, eine andere
Position einzunehmen. Schafft man diesen Übergang nicht, führt dies zu einer
Midlife Krise, die auftritt, wenn man keine soliden Fundamente hat, wenn man
seinen Weg nicht im Einklang mit dem eigenen Wesen gewählt hat, wenn man
sein eigenes Schicksal verpasst und immer noch die Träume eines anderen lebt.
Diese Krise verursacht Unzufriedenheit, wodurch man sich schließlich von allen
Errungenschaften abwendet um sich erneut auf die Suche nach der eigenen
Individualität zu machen. Wenn ein Mensch diesen Übergang nicht schafft und
den alten Weg, der ihm nicht entspricht, immer weitergeht, kann man
Unzufriedenheit, Ruhelosigkeit, Fixiertheit und Verschlossenheit beobachten:
Folgt man nicht seinem Herzen, wird das Herz immer schwächer und verschließt
123
 Das achte Stadium stellt die
Frage, ob das Thema der
jeweiligen Spalte nun Früchte
trägt ob es zur Reife gekommen
ist oder ob es zu Stillstand und
Unbeweglichkeit geführt hat.
 In diesem Stadium kommen
die eigentümlichen Themen der
Spalten zu einem Stillstand und
präsentieren sich auf eine
festgefahrene Art ohne zu
Fließen. Schließlich tritt in
diesem Stadium die Frage in den
Vordergrund, ob man die ganze
Verantwortung für das Thema
der jeweiligen Spalte tragen
kann oder nicht. Fruchtbarkeitsprobleme treten häufig auf.
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sich.
Hat man die Vierzig überschritten, schwinden langsam die körperlichen Kräfte,
und man muss sich immer mehr auf die Kraft des Verstandes und des
Bewusstseins verlassen. Auf die naturgegebene Energie der Jugend kann man
sich nicht mehr verlassen und Handlungen müssen durch eine innere, tiefere
Kraft veranlasst werden, als durch die körperliche Lebenskraft, die einem früher
gedient hat. Die Energie muss aus einem tiefer liegenden Ort bezogen werden,
sie beruht auf einer sich verstärkenden Gewahrwerdung, sie kommt von innen
und ermöglicht den Übergang zur nächsten Entwicklungsebene. Fehlt diese
Fähigkeit, kommt es zu Themen von Verlangsamung, Blockade, Beschränkung,
Fixiertheit und Verhärtung im Gemüt und im Körper. Beispielhaft dafür stehen
Wechseljahrbeschwerden, Arthritis, Hyperlipidämie, kanzeröses Wachstum und
alles, was für das Fehlen von freiem Fließen steht.
Das achte Stadium stellt die Frage, ob das Thema der jeweiligen Spalte nun
Früchte trägt, ob es zum Abschluss gekommen ist, zur Reife und ob die
Verantwortung für Veränderungen übernommen wurde, oder ob es das System
zum Stillstand gebracht hat, ob es unbeweglich und blockiert ist.
9. Reihe: Abschluss, Integration und Perspektive
vs. Unfähigkeit weiterzugehen, Fixiertheit,
Verzweiflung, Ende des Prozesses und Tod
Das Alter, Ende des Prozesses oder Neuanfang
Die letzte Reihe hat mit Abschluss mit dem Ende zu tun. Es markiert das Ende
der Themen, denen man in der Spalte begegnet und den Wunsch zum nächsten
Satz an Herausforderungen weiterzugehen. Bei jedem Ende geben wir etwas auf,
um etwas Neues zu gewinnen, gewisse Merkmale oder Positionen müssen
zurückgelassen werde, damit man neues angehen kann. In diesem Stadium bleibt
die letzte Reihe stecken, zwischen dem Alten und dem Neuen. Als Pathologie
kann dies die Unfähigkeit oder der mangelnde Wille sein, die eigene Position zu
verändern, auch wenn einem bewusst ist, dass es bereits Zeit für eine
Veränderung ist.
Gegen Ende des Lebens, führt die mangelnde Gesundheit oder allgemeine
Zeichen der Alterung zu der Erfahrung, dass man körperlich eingeschränkt ist.
Wenn die Grenzen des eigenen Lebens so intensiv erlebt werden, zieht man sich
auf einen Beobachtungsposten zurück und fragt sich, welchen Sinn das Leben
hat. Idealerweise haben das eigene Bewusstsein und die eigenen Interessen bis
dahin einen erweiterten Blickwinkel bekommen, so dass größere Anliegen wie
die Gesellschaft, die Welt, die Zukunft und das Universum überblickt werden.
Als wäre man auf einen Berggipfel gestiegen und als könnte man jetzt die
Landschaft überblicken und auch andere Gipfel sehen, die von unten nicht
sichtbar waren. Es ist das Stadium des Abschlusses eines Lebens, in dem man
dazu aufgerufen ist, die Lektionen des Lebens zu integrieren und eine neue
Ebene der Erkenntnis zu erreichen. Man könnte sagen, dass man in der Lage sein
sollte, das Leben zu überblicken und es als vollständige Kette zu sehen, die das
Ganze beinhaltet.
Die Fähigkeit, gelassen auf das Leben zurückzublicken und es so zu akzeptieren,
wie es sich entwickelt hat, geht mit der Fähigkeit, die eigene Rolle in dem
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 Die letzte Reihe beendet die
Ideen einer Spalte. Themen von
Tod, Unfähigkeit in das nächste
Stadium weiterzugehen,
Unfähigkeit etwas abzuschließen
oder die Aufgabe der Spalte zu
erfüllen. Rigide und blockierte
Energie. Sie zeigt die Probleme
auf, die eine Blockade darstellen,
aber auch als Vorbereitung zur
nächsten Phase (der ersten Reihe
der nächsten Spalte) dienen.

Man weiß, was man tun sollte
um sich zu ändern, aber man
kann nicht. Dies wird das Ende
jeder Spalte kennzeichnen.

Auf der anderen Seite können
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großen Spiel der Dinge zu beobachten einher, damit das angesammelte Wissen
als Grundlage für die nächste Erfahrung dienen kann. Die nächste Phase kann
jedes Entwicklungsstadium sein, sogar der Tod. Die Fähigkeit die
Kreisförmigkeit und Periodizität des Lebens, die Höhen und Tiefen mit
Gleichmut anzunehmen ist die Lektion dieser Reihe. Wenn diese
Herausforderung nicht gemeistert wird, kann das zu starker Angst vor dem Tod
und dem Verstreichen der Zeit führen und den Übergang zum nächsten Stadium
verhindern. Das „nächste Stadium“ kann genauso jede Art von spiritueller
Entwicklung sein, wie die einfache Akzeptanz des Todes. Es kann genauso die
Lektion der nächsten Spalte repräsentieren, da die Integration der Lektionen
einer ganzen Spalte einen darauf vorbereitet, in der nächsten Entwicklungsebene
„wiedergeboren“ zu werden, d. h. in der nächsten Spalte, welche dies auch sei.
Die Themen Tod und Zeit kommen vor, mit Angst vor dem Tod, vor dem
Altern, als Gefühl, dass die Zeit zu kurz ist, mit der Betrachtung der
Vergangenheit und dem Wunsch jung zu bleiben. Es kann den Wunsch geben,
im Hier und Jetzt zu leben oder den Moment festzuhalten. Der nahende Tod
verleiht den wichtigen emotionalen Zielen besondere Kraft, was dazu führen
kann, dass es starke emotionale Reaktionen auf alltägliche Vorkommnisse gibt.
Die letzte Reihe erzeugt den Wunsch, in die nächste Ebene, d. h. in die nächste
Spalte, weiterzugehen. Auch wenn man weiß, was zu tun ist, führt ein Versagen
in diesem Stadium zu der Unfähigkeit weiterzugehen, da man es nicht geschafft
hat die Lektionen der entsprechenden Spalte zu lernen oder zu verinnerlichen.
Das letzte Stadium repräsentiert die letzte Hürde, bevor man zu etwas Neuem
kommt. Dennoch muss man das Alte loslassen wollen. Um Zugang zu dem
Neuen zu bekommen, muss man gewisse Eigenschaften und Charakterzüge
aufgeben, damit neue Situationen und Lektionen ins Leben einziehen können.
Weigert man sich in diesem Stadium loszulassen, wird das Fließen gestoppt und
es entsteht unvermeidlich Fixiertheit und Lähmung. Dies kann aussehen, als
würde die Energie eines Patienten immer wieder um das selbe Problem kreisen,
egal wie viel Arbeit getan wurde. Es kann sogar sein, dass ihm das Problem
bewusst ist, dennoch ändert sich die Situation nicht.
Probleme in dieser Phase werden zu Erkrankungen in Gemüt und Körper, die
durch Rigidität und Trockenheit charakterisiert sind. Alles ist (körperlich oder
emotional) verhärtet oder vernarbt mit Unzufriedenheit, dem Wunsch, alles so zu
belassen, wie es war und der Unfähigkeit oder mangelnden Bereitschaft die
Lebenserfahrungen miteinander zu verbinden und zu integrieren. Man steckt
zwischen dem Alten und dem Neuen fest. Gefühl der Einsamkeit, Bitterkeit, eine
feindselige Haltung dem Leben gegenüber, das Gefühl, das Leben verschwendet
zu haben und Verzweiflung können die Folge sein. Gutartige und kanzeröse
Tumore sind in diesem Stadium häufig zu finden und spiegeln die Blockade, die
Verhärtung und den Tod wider.
Schließlich muss auch darauf hingewiesen werden, dass Themen wie die
Unfähigkeit eine Entwicklung zu vollenden oder Angst vor dem Tod auch bei
Babys und Kindern auftreten. Deshalb kann ein Baby, das eine geerbte oder
erworbene Angst vor dem Tod hat auch mit einer Conium-Pathologie in die
Praxis kommen, auch wenn es die Geschichte der Eltern ist.
Das Ende einer Spalte trägt in sich immer den Samen für die nächste: Der Tod
einer Spalte ist die Geburt der nächsten, deshalb gibt es in jedem Ende
Anzeichen für einen Neuanfang. Kindische Symptome, wie die Regression in die
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auch kindliche Anzeichen oder
Symptome der Jugend auftreten.
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Kindheit oder eine „zweite“ Kindheit, sind in Fällen von Sklerose oder Demenz
so typisch für das Alter. Deshalb kann es sein, dass im Gegensatz zu dem oben
beschriebenen Muster der Reihe auch kindische Symptome auftreten (wie bei
Cic, Cina, Cham und anderen), was die Verbindung zur ersten Reihe schafft und
damit den Kreis schließt.
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