SupraQuantEnergie Kapitel 1 Vorgeschichte auf der Erde. Die Zeiten waren recht turbulent, Wirtschaftskrise, Terrorismus, Diktatoren führten Kriege, Arbeitslosigkeit, das Geld verlor täglich an Wert, die Wissenschaft entwickelte immer raffiniertere technische Systeme und Maschinen. Der Mensch wurde angeblich immer intelligenter - zumindest auf dem Papier und in den Medien wurde dies immer wieder behauptet. Das Jahr 2012 - stand auf dem Kalender geschrieben. Die Alten waren unzufrieden weil sie Wucherpreise für ihre Pflege bezahlen mussten und meist zu zweit in einem Zimmer dahinsiechten bis der Tod sie von ihrem Leiden erlöste. Die Jungen nahmen’s gelassen, lebten ihr eigenes Leben ohne sich viel – oder wenn möglich, gar nicht - um die Probleme der Alten zu kümmern. Sie verdienten so viel Geld, um sich im Grunde genommen alles leisten zu können was die Technik und das Leben bot. Noch konnten sie es sich leisten – das sorgte momentan für Zufriedenheit. Mit den gesellschaftlichen Sozialleistungen konnte es sich auch noch gut leben lassen – das gab den Politikern eine gute Wählerschaft. Zwar schimpfte fast jeder über die Politiker, besser machen konnte es allerdings keiner. Es war die Zeit, in der nicht nur ein kleines Unternehmen pleite ging sondern ganze Staaten. Griechenland, Spanien, auch in Frankreich brodelte die Wirtschaftskrise fleißig vor sich hin - von den kleineren Staaten sah und hörte man schon gar nichts mehr in den Nachrichten die waren für die Weltwirtschaft anscheinend nicht so wichtig. In Deutschland schien man das Problem der Weltwirtschaftskrise einfach zu ignorieren. Die Banken und die Politiker vermittelten den Eindruck, als ob es das Land der unbegrenzten Möglichkeiten schlechthin sei und wenn man Geld benötigte um das Ausland zu unterstützen, dann wurde bis über beide Ellenbogen in den Steuergeldertopf gelangt und großzügig verteilt. Insider im Ländle wussten aber schon längst, dass es überall auch in diesem angeblich so krisensicheren Land mehr als krankte. Das Schulwesen war am sterben weil hinten und vorne Geld für Lehrkräfte fehlte. Facharbeitermangel – nicht weil es keine Leute mehr gab sondern weil immer weniger einen guten Schulabschluss zustande bringen konnten und hernach für eine Lehre keinerlei Voraussetzungen mehr besaßen. Hilfsarbeiterjobs gab es keine mehr – die Anforderungen der Industrie waren so hoch geschraubt, dass man sogar um einen Nagel in die Wand zu schlagen einen Abiturabschluss benötigte. Natürlich versuchten viele junge Leute ein Studium – mit dem Effekt, dass mehr als 60% es letztendlich einfach nicht schafften. So eine Entwicklung konnte bei Menschen mit einem gesunden Verstand nicht unbedingt eine Begeisterung auslösen. Es war eine Zeit, in der man über Börsenkurse ganz offiziell ohne dafür bestraft zu werden, Millionen aus der Wirtschaft ziehen konnte - einfach nur durch geschickte Zahlenschieberei - und einige zu Multimilliardären wurden während andere, die immer fleißig arbeiteten, nicht mehr wussten, wie sie ihren Lebensunterhalt finanzieren sollten. Die Milliardäre zeigten gerne ihren Luxus - natürlich nie mit der Information wie sie eigentlich an den Reichtum gekommen waren. Andererseits sah man auch Berichte über Familien, in denen sowohl Vater und Mutter rund um die Uhr berufstätig sind und es trotzdem finanziell nicht bis zum Monatsende reichte. Die Energiekosten stiegen Jahr um Jahr im zweistelligen Prozentbereich - und die Spekulanten prahlten mit Rekordgewinnen aus ihrer Zahlenschieberei. Die einen wurden „subventioniert“ wenn sie sich für „erneuerbare“ Energien Solarzellen aufs Dach bauen liesen – vom Geld der anderen, die wussten, dass dieses System auf Dauer gar nicht funktionieren konnte weil in ein paar Jahren das Problem kam, wie man den ganzen nicht mehr funktionierenden Schrott per Sondermüll entsorgen sollte. Da jetzt mehr Strom als benötigt produziert wurde, sanken zwar die Herstellerpreise, aber durch die zwanzigjährig versprochene und zu zahlende Subvention dieser erneuerbaren Energien, wurde der Endverbraucher immer mehr zur Kasse gebeten. Irgend jemand musste diesen Wahnsinn ja schließlich bezahlen – und die Spekulanten wollen auch noch kräftig Reibach machen bevor das ganze Wirtschaftssystem irgend wann in die Knie gezwungen war. Es hatte zuvor keiner darüber nachgedacht, was eigentlich passieren würde, wenn sich jeder Verbraucher solche Solarzellen aufs Dach schrauben würde: Er bekommt pro KW erzeugtem Strom 50 Cent, bezahlt aber für erhaltenen Strom 24 Cent pro KW. Da hätten die Stromhandelsgesellschaften den Verbrauchern jeden Monat sogar noch Geld zahlen müssen. So zahlen diejenigen Verbraucher, welche nicht diese risikoreiche Investition in die angeblich billigeren erneuerbaren Energien getätigt haben, praktisch die entstandenen Kosten der anderen und die Differenzverluste zwischen geliefertem und erhaltenem Strom mit – und dies über einen Zeitraum von zwanzig Jahren. Mit Speck fängt man bekanntlich Mäuse wenn sie zuvor den Weizen fressen. Wenn aber der Speck plötzlich weitaus teurer ist als der Weizen, den die Mäuse fressen, dann kann man es sich wirklich überlegen, ob man überhaupt noch die Mäuse fangen will. Wenn der Strompreis einmal deutlich über der 50-Cent Grenze steht, dann werden alle „Solarbetreiber“ schnell merken, dass man sie ganz elegant übers Ohr gehauen hat. Wenn der Speck gefressen ist, schlägt die Falle auch irgend wann einmal zu! Eine wirklich verrückte Sache: Die Versicherungen. Trotz enorm gestiegener Abgaben vom Bruttolohn musste man viele Kostenanteile zum Beispiel beim Zahnarzt bis zu 75%, oder bei Medikamenten - jetzt selbst übernehmen. Was keiner mehr verstand war die Tatsache, dass die Versicherungen dann aber andererseits am Jahresende stolz Milliardengewinne verkündeten. Trotzdem wurde der Beitrag nicht gesenkt sondern den Versicherten erklärt, man würde diese „Überschüsse“ mit den kommenden Teuerungsraten verrechnen. Da wurde der Beschiss quasi quadriert und als positives Ergebnis den Versicherungsnehmern verkauft. Vermutlich hofften die dafür Verantwortlichen bei den Versicherungsgesellschaften, dass die Menschheit inzwischen doch nicht so viel intelligenter geworden war wie man offiziell annahm – oder, was viel wahrscheinlicher ist, sie wussten, dass die schnell schleichende Degeneration inzwischen durchaus beim überwiegenden Teil der Bevölkerung in der Lage war, ein zu intensives logisches Nachdenken zu verhindern. Die Wissenschaft beschäftigte sich schon jahrzehntelang mit der Enträtselung des Universums und seiner Entstehungsgeschichte. Milliarden Euros waren in die Forschung investiert worden um dem Rätsel auf die Spur zu kommen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es irgendwo da draußen in den unendlichen Weiten das Alls intelligentes Leben gab, wuchs nach jedem Erfolg der Wissenschaft, ein kleines Teilstück enträtselt zu haben. Man stellte sich jetzt immer öfters die Frage, was wohl passieren würde, wenn auf der Erde plötzlich Lebewesen aus einer anderen Galaxie auftauchen würden. Währen sie freundlich eingestellt, oder etwa mit dem Gedanken an Eroberung und Krieg behaftet. Natürlich war allen Wissenschaftlern klar: Wer so intelligent ist, ein Raumschiff für den interstellaren Raumflug bauen zu können, besaß mit Sicherheit eine den Menschen gleichwertige Intelligenz - oder war vermutlich doch ein bisschen dem Intellekt der Menschen überlegen. Welche Chance hatte die Menschheit, falls tatsächlich ein hochintelligentes Alien meinte, sich die Erde einverleiben zu müssen? Waren die Aliens von friedfertiger Natur, konnte man von ihnen vielleicht viel in dem Bereich der wissenschaftlichen Forschung lernen. Viele vernunftbegabte Menschen glaubten allerdings, dass wenn wirklich ein hochintelligentes Alien mit friedfertiger Natur die Erde entdecken sollte, würde es bestimmt zuerst einmal analysieren, wie „friedfertig“ die eindeckte Spezies Mensch war. In diesem Fall hatten die Menschen schlechte Karten: Wer will schon Kontakt mit jemand aufnehmen der Kriege führt und wissenschaftlich gesehen noch in den Kinderschuhen steckt. Auch die Sozialstruktur der Menschen kann eigentlich einen Außenstehenden wenig begeistern: Die einen schuften bis sie umfallen, die anderen beuten aus und leben in Sauß und Brauß. Viele Menschen verhungern auf der Welt, während gleichzeitig mehr als die Hälfte der erzeugten Lebensmittel vernichtet wird. Nach so einer Erkenntnis würde eine Kontaktaufnahme bestimmt nicht mehr stattfinden – wer will sich schon mit so einer unsozialen primitiven und rauflustigen Spezies einlassen? Man muss mit seinem Umfeld leben, Wissen ist Macht, Gesundheit stellt eines der höchsten Güter dar – und Geld, das wird immer weniger wert in den heutigen Zeiten und verliert so langsam seine eigentliche Bedeutung: Gegenwert für produktiv erbrachte Leistung. Um an Wissen zu kommen muss man sich heutzutage nicht mehr anstrengen – ein globales Datennetz steht Tag und Nacht für jeden zur Verfügung – Flatrate heißt das Zauberwort. Man konnte nie so viel wie heutzutage lernen – leider wird so wenig wie nie zuvor tatsächlich von dieser Möglichkeit genutzt und gelernt. Nun kommt meine kleine Lebensgeschichte - nicht spektakulär, und im Grunde genommen nicht viel anders als bei vielen anderen Bewohner dieses Planeten – aber doch ein bisschen anders als gewöhnlich erwartet. Am 30. November 1995 bei Eis und Schneegestöber geboren, den ersten Schrei im Kreißsaal eines Krankenhauses ausgestoßen nachdem ich vom Arzt mit der Hand für etwas bestraft wurde, was ich eigentlich gar nicht getan haben kann. Natürlich fand der Doktor eine Entschuldigung für den Schlag auf meinen Po. Den Atemreflex auslösen nannte er seine Gewalttätigkeit an dem gerade geboren Leben. Wer sollte ihn auch dafür verklagen – das wusste der Bursche bestimmt und so spürte ich deutlich einen anhaltenden Schmerz an der Stelle, an der seine Hand aufgetroffen war ohne etwas dagegen machen zu können. Die Eltern ließen diese Tat ungestraft – ja die bedankten sich sogar bei dem gewalttätigen Mann für seine Prügelaktion. Monate später hat dann ein anderer Wohltäter dieser Gesellschaft mich fast ersäuft mit Wasser – in einer Kirche. Alle schauten zu als mir das Wasser über den Kopf geschüttet wurde und auch noch in die Augen lief. Dass ich deshalb meinen Unwillen zeigte und anfing zu heulen was die Lungen hergaben, brachte diesen Mann nicht davon ab, sein Werk zu vollenden. Wieder halfen meine Eltern nicht dabei, mich von dieser Tortur zu befreien – denen war es offensichtlich nur mehr als peinlich dass ich mich lautstark gegen diesen Wasserangriff wehren wollte. Von dem Tag an wusste ich auch meinen Namen: Benjamin Julius Weigg. Und noch etwas wusste ich ab dem Tag: Die vielen Leute um mich herum konnten eigentlich gar nicht so intelligent sein wie sie sich gaben – die konnten nicht einmal meinen Namen aussprechen und nannten mich einfach nur Benni. Was war das für eine Zeit als Baby. Hilfe nein, da darf ich gar nicht mehr dran denken. Onkel Wolfgang, Tante Jennifer kamen fast jeden Tag zu Besuch, sie wohnten genau gegenüber meinem Elternhaus. „Ja wo ist er denn?“ - „Ja wo ist denn der kleine Spatz?“ - die meinten mich in meinem kleinen Bettchen. Waren die eigentlich bescheuert? Ich lag doch direkt, und bestimmt für jeden gut sichtbar, vor ihnen in dem Bettchen das mit Gitterstäben umgeben war. Zum Schutz dass mir nichts passieren würde, durch den Familienhund, oder dass mich unsere Hauskatze nicht davon schleifte, und nicht als Gefängnis gedacht – waren die Gitterstäbe. „Ja wo ist er denn?“. Das ging manchmal nervtötend lange, diese unnötige und dämliche Fragerei. Eine Brille wäre gut für die beiden – ich konnte leider noch nicht sprechen, beziehungsweise hatte es noch nicht versucht. Mein Vater Eduard war bei der Arbeit, musste das Geld für die Familie verdienen. Meine Mutter nannte ihn immer liebevoll Eddi – meist wenn sie etwas kaufen wollte und er in Zahlemannstimmung gebracht werden musste. Mein Vater war recht intelligent und wusste sogleich, dass meine Mutter wieder mal etwas größeres kaufen wollte, wenn er abends heimkam und das Essen besonders liebevoll auf dem Tisch angerichtet stand. Das Geld wurde am Monatsende immer recht knapp. Meine Mutter Veronika hatte deshalb einen kleinen Nebenjob als Fertigungshelferin in einer ortsansässigen Firma angenommen. Onkel Wolfgang besaß eine eigene Designerfirma, zusammen mit seiner Frau Jennifer und hatte sich bereiterklärt, tagsüber ein wenig auf mich aufzupassen während meine Mutter bei der Arbeit war. Er brachte immer seinen Laptop mit um mit ihm seine grafischen Entwürfe zu konstruieren. „Happy, Happy, Happy für den kleinen Spatz!“ - und schon hatte ich einen fürchterlich schmeckenden Brei mit einem Löffelchen in den Mund geschoben bekommen. „Gutes Hamm, Hamm“ - und sogleich war der nächste Löffel von dem Zeug in meinen Mund gestopft. Hamm Hamm war nicht gut – schmeckte irgendwie scheußlich – aber man brauchte es zum wachsen, zum groß und stark werden. Die Erwachsenen bezeichneten offensichtlich alles als Hamm Hamm was sie selbst nie mehr freiwillig essen würden. Man, wäre ich froh, wenn ich endlich auch erwachsen sein könnte und endlich dieses scheußliche Zeug nicht mehr essen müsste. Natürlich musste die ganze angewärmte Portion an mich verfüttert werden – ich war ja schließlich noch der Kleinste in der Familie und musste kräftig wachsen. Der Onkel war meiner Meinung nach doch ein bisschen intelligenter als seine Frau, der wusste inzwischen genau, dass ich den Brei irgend wann wieder herauswürgen musste und dass jedesmal hernach Kleiderwaschen angesagt war. Mein Sprachzentrum schien immer noch nicht zu funktionieren – die Formulierung von Wörtern gelang einfach nicht so, wie ich es wollte. Schade, wenn es funktioniert hätte, könnte ich meine Mutter oder die Tante davor warnen, dass kleine Babys nach dem Essen nicht so herumgeschaukelt werden wollen bis sie kotzen nur damit sie ein Bäuerchen machen müssen. Das war wirklich eine schwere Zeit, so als Kleinkind den ganzen lieben langen Tag die angeblich so intelligenten Erwachsenen ertragen zu müssen. Immerhin nahmen sie es nicht so tragisch, wenn die Windel wieder mal im ungünstigsten Augenblick gewechselt werden musste. „Hat der kleine Schatz in die Windel gemacht?“, war die Frage der Mutter, obwohl der Hund und die Katze ob dem Geruch bereits das weite draußen im Garten gesucht hatten. „Muss man Windel wechseln beim kleinen Schatzi?“, war die häufigste Frage gleich danach – und meist mehrmals. „Ja was denn sonst“, hätte ich liebend gerne zurückgefragt, „das zwickt ja schon überall, und die Haut schreit förmlich nach Penatenpuder“ - ging aber noch nicht wegen dem Sprachzentrum welches erst trainiert werden musste. Statt der gedachten Antwort kam leider nur Geplapper aus meinem Mund, welches Gottseidank meine Mutter offensichtlich als klares „ja“ interpretierte . War das nervig, diese lustigen Fragen der Erwachsenen ohne eigentlich eine Antwort zu erwarten: „Ja was macht er denn?“, wenn ich versuchte, meine Langweile an den Spielsachen abzureagieren die mir meine Mutter mit einer Schnur über dem Kinderbett aufgehängt hatte. Die sahen doch, dass ich versuchte die aufgefädelten Figuren mit den Händen zu greifen und zu bewegen. Wenn man dies mit einem Tier veranstaltet wird man bestimmt wegen Tierquälerei bestraft – obwohl, mache unterhielten sich mit dem Hund und der Katze der Familie genauso doof. Der Katze war es egal – die ignorierte dieses blöde Geschwätzt ganz einfach. Der Hund dagegen freute sich und wedelte mit dem Schwanz wenn er von jemand auf diese Art angesprochen wurde. So ein dummer Vierfüssler! Endlich war es soweit, ich konnte laufen und sprechen – war vor kurzem zwei Jahre alt geworden. Eines hatte ich inzwischen schon herausgefunden: Die anderen Kinder in meinem Alter verhielten sich allesamt recht merkwürdig. Denen schien der Schwachsinn der Erwachsenen so richtig zu gefallen. Wenn die zehnmal oder mehr gefragt wurden: „ Ja wo ist denn mein kleiner Liebling?“, dann freuten sie sich jedesmal und liefen zu ihrer Mutter wie ein dressierter Hund. Manche konnten noch gar nicht laufen – die robbten auf ihren Knien und Ellenbogen durch die Gegend wie die Soldaten in den Kriegsberichten beim Fernsehen. Deren Sprachzentrum schien ebenfalls etwas länger zu brauchen bis es richtig funktionierte. Um sich mit ihnen unterhalten zu können musste ich zusätzlich eine primitive Babysprache lernen. Manchmal bekam ich sogar mit, dass heranwachsende Jugendliche welche schon jahrelang in die Schule gingen, nicht viel mehr als diese Primitivsprache beherrschten. Dafür gab es bei den Erwachsenen einen Fachbegriff: SMS nannten sie diese Form der Kommunikation. Nach meinem fünften Lebensjahr wurde mir zum ersten mal so richtig bewusst, dass sich eigentlich nicht die anderen Kinder merkwürdig verhielten, sondern dass ich es war, der nicht den üblichen „Normen“ eines Kindes in diesem Alter entsprach. Meine Eltern waren in letzter Zeit immer nachdenklicher geworden, seit der Diskussion, wann ich endlich in die Schule gehen durfte um richtig etwas lernen zu können. Der Kindergarten war inzwischen recht langweilig geworden – mit den anderen Kindern konnte man sich nicht richtig unterhalten – die verstanden meist gar nichts wenn ich von ihnen etwas wissen wollte oder wenn ich ihnen erklären wollte, was ich neues entdeckt hatte. Mein Vater besaß viele Bücher über Physik und Astrologie. Natürlich hatte er sich anfangs dagegen gesträubt, dass ich mit diesen teuren Büchern spielen durfte. Aber ich wusste inzwischen, wie ich bei meiner Mutter erreichen konnte, dass sie mir so manchen Wunsch erfüllte. Tarnung war angesagt. „Benni Buch haben will“, war der Zaubersatz. Ich fand schnell heraus, dass wenn man so einen Schwachsinnssatz lange genug wiederholte und dann auch noch anfing irgend wann richtig kräftig loszuheulen, dann gaben die Erwachsenen meist nach und man bekam was man wollte. Natürlich hätte ich meine Mutter einfach fragen können „Darf ich das Physikbuch des Vaters bekommen um darin lesen zu können wie die Quantenphysik funktioniert?“ - aber das funktioniert nicht – so etwas schockierte die Erwachsenen. So etwas ähnliches hatte ich einmal bei einer Fernsehsendung probiert die meine Eltern sich ansahen und glaubten, ich sei derweil mit spielen beschäftigt. Ich habe gefragt, ob ich die Fortsetzung dieser „Sexualaufklärung“ anschauen darf – mit dem Ergebnis, dass beide Eltern entsetzt beschlossen, dass ich nie wieder in der Nähe sein darf wenn „Erwachsenenfilme“ im TV laufen. „Wenn der Kleine solche Dinge vom Fernsehen lernt, nachzuplappern, dann sind wir ja blamiert“, argumentierte meine Mutter ihre Entscheidung. Dabei war die Sache doch überhaupt nicht peinlich, es ging lediglich um die Fortpflanzung des Menschen und seiner biologischen Abstammung. Die nächste Sendung wäre gewesen, wie der Mann der Frau an den Puschel geht und wie dabei neues Leben entsteht. Hätte ich doch nur nicht gefragt sondern einfach nur zugeschaut. Da musste ich wohl oder Übel meine Neugier mit den Büchern stillen. Mein Vater war ganz und gar nicht begeistert, am Abend, als er müde von der Arbeit nach hause kam, zu sehen, dass sein teures Buch zum Kinderspielzeug umfunktioniert worden war. Erst als er sich vergewissert hatte, dass seinem Buch nichts bei der Spielerei geschehen war, gab er endlich Ruhe. „Sieh doch nur wie ihm die Bilder gefallen“, argumentierte meine Mutter um den Vater weiter zu beschwichtigen. Natürlich war da schon ein bisschen Eigennutz meiner Mutter dabei – so hatte sie Ruhe vor meinem Geheule weil ich etwas nicht bekommen hatte. Endlich war es soweit, die Einschulung mit sechs Jahren stand bevor. Warum ausgerechnet meine Eltern für meine Einschulungsqualifizierung einen Psychologen benötigten war mir zu der Zeit ein Rätsel. Intelligenztest nannte sich die gesamte Prozedur. Da wurde doch tatsächlich festgestellt, ob ich schon für die erste Klasse geeignet sei. Der Psychologe stellte recht lustige Fragen und ich hatte wohl schneller herausgefunden als er, dass ich ihm vermutlich in Puncto Intelligenz weit überlegen war. Natürlich gab ich ihm nur die Antworten, die ausreichten um den Test positiv verlaufen zu lassen. Außenseiter werden in der heutigen Gesellschaft meist nicht so gut behandelt – also war Vorsicht geboten. „Autistische Züge – aber trotzdem schultauglich“, lautete seine Diagnose. Von mir hätte der Bursche kein Examen bekommen – so einfach wie der Bursche als angeblicher Spitzenpsychologe zu manipulieren war. Aber egal – ich hatte erreicht, was ich erreichen wollte und durfte die Schule besuchen. Neben der Schule forschte ich natürlich viel im Internet – Tausend Fragen benötigten tausend Antworten. Der Freibrief des Autismus machte während der Schulzeit vieles möglich, um in der Gesellschaft nicht weiter aufzufallen. Kapitel 2 Das Geheimnis der Menschheit Man konnte sehr viel in der Schule lernen – und nebenher im globalen Datennetz noch viel, viel mehr. Ich war inzwischen 16 Jahre alt geworden, stand kurz vor der Schulabschlussprüfung. Die anstehende Prüfung war praktisch ein „Klacks“ die Fragen einfach und ohne viel Anstrengung lösbar. Es war ein recht warmer Tag gewesen und in der Nacht herrschten noch backofenartige Temperaturen im Haus. Die Fenster waren geöffnet um etwas kühle Luft in die Zimmer strömen zu lassen. Meine Eltern hatten sich im TV eine Sendung über Afrika und dessen Menschen angesehen und waren jetzt in eine Diskussion vertieft, wie man den armen Leuten dort helfen konnte. Das lenkte sie vermutlich von ihren eigenen Sorgen ab, wie sie künftig das Heizöl bei den gestiegenen Preisen bezahlen sollten. Ich begab mich wieder einmal im Internet auf die Suche, neuste wissenschaftliche Daten finden zu können. Mein persönlicher Datenspeicher war inzwischen auf viele Terabyte Größe angewachsen. Neuste Forschungen, Querverweise, Möglichkeiten, Thesen, Vermutungen, Erkenntnisse, jede noch so kleinste Idee irgend eines Science Fiction Schreibers – alles lag vor meinem geistigen Auge und wartete darauf entflechtet zu werden um eine allgemeingültige Lösung finden zu können. Es waren viele kleine Puzzlestücke die darauf warteten, in der richtigen Reihenfolge zusammengesetzt zu werden. Plötzlich lag die Lösung kristallklar vor mir: Es gab eine globale Antwort auf alle Fragen der Menschheit. Einfach und simpel – und doch zu tief versteckt, wenn man sich nicht nach allen Richtungen öffnete. Albert Einstein hatte den Anfang gemacht – das Unmögliche einmal als möglich anzuerkennen und als Basis zu verwenden. Für die Wissenschaft stand inzwischen fest, dass alles mit dem Urknall begonnen hatte. Eine unvorstellbar dichte Energie als Ursprung, in der alle bekannten Elemente im Grunde genommen schon versteckt waren die es heute gibt. Durch Wandlung der Energie in Materie und deren Ausdehnung sind letztendlich die Sterne und die Planeten entstanden. Nie hat sich ein Wissenschaftler gefragt, was in dieser gewaltigen Energie noch alles versteckt gewesen ist. Man hat die Forschung einzig und allein darauf beschränkt, wissen zu wollen, woher alles „sichtbare“ oder „nachweisbare“ kam. Aus reiner Energie wurden die ersten freien Elemente geboren, daraus entstanden die ersten Wasserstoffatome. Aus der Verschmelzung von Wasserstoffatomen wurden Heliumatome. Diese verschmelzen zu Kohlenstoffatomen. Danach entsteht Eisen, und so weiter. Die Wissenschaft behauptet, dass jedes Atom, aus dem ein Körper besteht, in der Anfangszeit des Urknalls schon geboren worden ist. Die Urenergie wurde in Materie und Antimaterie umgewandelt – über einen sehr langen Zeitraum. Materie und Antimaterie war im Wettstreit ums Überleben. Traf Antimaterie auf Materie, dann wurden beide in Energie zurückverwandelt. Der Anteil der positiv geladenen Materie überwiegte – die heutigen Sterne und Planeten sind letztendlich aus ihr entstanden. Was war noch in dieser Energie versteckt und ist bis in die heutige Zeit transportiert worden. Die Urenergie aller Gedanken die es gibt – und mit ihr das Wissen über Zeit und Raum. Die Ausdehnung nach dem Urknall fand offensichtlich mit millionenfacher Lichtgeschwindigkeit statt. Begründet darauf, dass zuvor im Weltall das Nichts herrschte und nur das „Nichts“ sich mit einer höheren Geschwindigkeit als Licht ausbreiten kann. Was ist aber noch schneller als das Nichts? Der Energiefluss eines Gedankens. Eine weitere Energieform neben Materie und Antimaterie und aller bekannten Energien, die in der Lage sind, Raum und Zeit in Nullzeit zu überwinden. Kein materielles Raumschiff kann jemals eine bestimmte Grenze der Geschwindigkeit überschreiten. Der Gedanke muss sich mit dieser Grenze nicht herumschlagen – es gibt keine Grenzen für Gedanken. Bis jetzt nur eine meiner Thesen aber doch sehr wahrscheinlich: Das „Nichts“ mit der gewaltigen Urenergie ist höchstwahrscheinlich aus der reinen Gedankenenergie geboren worden. Sie stellt die kleinste Einheit aller vorkommenden Teilchen im gesamten Weltall dar und ist doch letztendlich an Größe allem anderen überlegen. Warum hat noch nie ein Mensch seine Gedanken weiter als an die Grenzen des Universums lenken lassen? Weil er dahinter nichts vermutet und es deshalb als sinnlos erachtet. Da wäre genauso, wie wenn ich auf dem Meer keine Insel vermute und deshalb auch keine Ausschau nach ihr halte. Natürlich ist kein Mensch auf so eine Gedankentransformation geschult oder darin geübt – wozu auch? - er hat sie ja noch nie als notwendig erachtet. So wie sich die zu feinstem kosmischen Staub verteilte Materie im All durch die Kraft der Gravitation zu einem Stern oder Planet vereinen kann, so ist es auch möglich, eine Verbindung oder Vereinigung von Gedankenenergien herzustellen. Dabei spielen räumliche Entfernungen oder die Zeit keine Rolle – es gibt keinen begrenzten Raum oder eine zeitliche Frist für Gedankenenergie. Mit dieser Erkenntnis im Hintergrund lassen sich viele Geheimnisse der Menschheit auf einfache Art und Weise erklären. Warum konnten die Astronomen der Vorzeit ohne die heutige Technik den Weltraum doch so präzise wie kaum vorstellbar beschreiben? Beobachteten sie nicht nur mit den Augen, sondern auch mit der geheimnisvollen „Gedankenenergie“ aus der Zeit des Urknalls? Warum gab es immer wieder einzelne Wissenschaftler, die ihrer Zeit weit voraus waren und Ideen entwickelten, von denen die zu ihrer Zeit lebenden Menschen absolut nichts begriffen? Vor biblischen Zeiten gab es nur eine Sprache unter den Menschen – war es eine Art „Sprachübertragung“ mit Gedankenenergie – Telepathie - deren „Sprachmuster“ im gesamten Universum gleich sein muss? Sind die Träume der Menschen vielleicht die bewusste Wahrnehmung von Gedankenenergien anderer Menschen oder anderer, von der Erde weit entfernter Wesen? Woher kommen die Abbilder von Kreaturen die von Schriftstellern beschrieben werden – manchmal sogar von mehreren Personen zur gleichen Zeit an völlig verschiedenen Orten ohne dass der eine mit dem anderen je Kontakt bekommen hat? Ist dies alles ein Zufall oder doch die logische Erklärung dafür, dass es diese noch keinem Wissenschaftler bekannte Energieform der Gedanken doch schon seit Urzeiten gibt und man sie eigentlich nur nutzen muss um sein Wissen zu vergrößern, oder Kontakt mit weit entfernten Wesen aufnehmen zu können? Das ist schon lustig: Während meine Mitschüler sich momentan mit dem Lernen auf die Abschlussprüfungsfragen herumschlagen, sitze ich in meinem Zimmer und zerbreche mir den Kopf, wie ich eine Energieform nachweisen kann, deren Ursprung und Vorhandensein bis jetzt in keinem einzigen Buch der Wissenschaftler erwähnt wird. Außerdem muss ich noch einen passenden Namen für die neue Energieform finden. Vielleicht wäre SupraQuantEnergie nicht schlecht – kurz SQE genannt. „Bleib nicht zu lange auf“, wird meine „Forschung“ unterbrochen. Meine Mutter macht sich Sorgen wegen der morgen stattfindenden Abschlussprüfung. Dabei habe ich durchaus recht gute Schulnoten. Da in unserer Klasse Streber so richtig fies gemoppt werden, hielt ich mich bisher bei Klassenarbeiten immer ein wenig zurück, um nicht zu dem Streber-Kreis zu gehören. Bei der morgigen Prüfung ist es allerdings nicht mehr von Nöten mich in irgend einer Art und Weise der Klasse anzupassen zu müssen – ich sehe die Burschen hernach eh nicht mehr. „Ja, ist ja schon gut, ich gehe gleich zu Bett“, beruhige ich meine Eltern. Nachdem ich das Licht ausgeschaltet habe, aber noch nicht eingeschlafen bin, kann ich das Gespräch meiner Eltern durchs geöffnete Fenster hören. Mein Vater klingt besorgt. „Was soll bloß aus dem Jungen werden?“, äußert er nachdenklich, „träumt den ganzen Tag vor sich hin und hat fast keine Freunde“. „Jetzt warte es doch ab, was aus der Prüfung wird“, versucht meine Mutter zu beruhigen. „Vielleicht können wir ihn auf eine weiterbildende Schule schicken wo man in der Lage ist, den Autismus vollends in den Griff zu bekommen“. Ich könnte fast wetten was jetzt kommt. „Und woher nehmen wir das Geld, das eine solche Schule kostet?“, will mein Vater wissen. Mutter ist da viel spontaner und überlegt meist erst hinterher wie man alles finanziell verkraften kann: „Das wird auch irgend wie gehen – Hauptsache er lernt hernach einen richtigen Beruf der ihm Spaß macht“. Mein Vater ist ganz klar der realistischere Denker von den Beiden. „Du weist doch ganz genau dass der Junge immer mit seinen Gedanken bei der Physik und Astrologie ist. Dazu müsste er lauter Einser bei der Abschlussprüfung schaffen. Wir müssen realistisch sein und uns vielleicht sogar beraten lassen, wie es mit ihm weitergehen soll“. Mutter will beruhigen. „Nun mach dir keine unnötigen Sorgen und warte einfach die Prüfung ab“. Ich habe in ihrer Stimme allerdings auch einen Hauch von Besorgnis herausgehört. Stille, nur dass Zirpen der Grillen im Garten ist zu hören. Meine Eltern sind seltsam schweigsam geworden – sie scheinen sich wirklich Sorgen um das Gelingen der morgen beginnenden Prüfung zu machen. Na, die werden sich gewaltig wundern – schließlich kann ich jetzt endlich zeigen, über welches Wissen ich wirklich verfüge. Mit diesem fast belustigenden Gedanken schlafe ich ein. „Aufstehen, Frühstück“, ruft die Stimme meiner Mutter. Sie ist ein wenig im Stress weil sie selbst ja nachher auch noch zur Arbeit muss. Um 9:00 Uhr fangen die Prüfungen an, jetzt ist es kurz vor 8:00. Die Schule ist gerade mal 15 Minuten von unserer Wohnung entfernt – da kann ich mir ruhig Zeit lassen. „Los, beeile dich, du darfst heute nicht zu spät kommen“, mahnt meine Mutter und packt die Pausenbrote ein. Während ich meine Tasse Milch trinke und genüsslich auf dem Marmeladenbrot kaue, muss ich meiner Mutter Antwort geben, während sie nachfrägt, ob ich alles in meine Schulmappe gepackt hätte was heute gebracht wird. „Natürlich habe ich alles eingeräumt – reg dich nicht so auf“, versuche ich die nervige Fragerei meiner Mutter zu unterdrücken. „Die ist wirklich gut“ , rufe ich meiner Mutter vom Esszimmer aus zu während sie inzwischen in der Küche herumwerkt. „Wer ist gut?“, kommt eine nervöse Gegenfrage aus der Küche zurück. „Na, die selbstgemachte Himbeermarmelade von Oma Berta natürlich“, wie kann man denn so etwas fragen. Den letzten Teil rufe ich nicht laut, sondern denke es nur. „Ob wir da noch ein Glas davon bekommen können?“, will ich von meiner Mutter wissen. „Hast du sonst keine anderen Sorgen als an die Himbeermarmelade zu denken? Jetzt mach schon dass du endlich fertig wirst“. Das war schon eine Spur energischer als zuvor, diese Antwort meiner Mutter aus der Küche. „Dass die älteren Leute sich immer gleich über alles so aufregen müssen“ – murmle ich vor mich hin. Meine Mutter darf es nicht hören, sonst wird sie womöglich wirklich noch böse. Um 8:45 bin ich in der Schule – und so wie es aussieht nicht der Letzte der angekommen ist. Meine Mitschüler haben teilweise schon ihren Platz in dem großen Saal eingenommen. An allen Plätzen stehen kleine Namensschilder und ich finde meinen Namen ganz vorne in der ersten Reihe. „Viel Glück und halte die Ohren steif - das wirst du schon schaffen“, ruft mir meine Mutter vom Eingang des Raumes noch zu bevor sie sich zu ihrer Arbeitsstelle begibt. Ich kann ein Grinsen nicht mehr unterdrücken – meine Mutter scheint wegen der Prüfung um einiges aufgeregter zu sein als ich. Der Lehrer hat es bemerkt und schreitet sofort in meine Richtung. An die zwei Meter groß, steht er vor mir wie ein Berg. „Dir wird das Lachen heute schon noch vergehen – die Jugend hat einfach keinen Respekt mehr vor den Eltern heutzutage“, mahnt er mich, die ganze Prüfungsgeschichte etwas ernster zu nehmen. Sein Blick wird richtig durchdringend als er mich ansieht. „Hoffentlich hast du auch etwas auf die Prüfung gelernt und nicht nur deinen verrückten Gedanken nachgehangen“. Ich tue so, als ob ich beeindruckt wäre. Diese Geste stimmt den Hünen versöhnlich. „Streng dich an, du kannst mit einem guten Prüfungsergebnis deinen Eltern eine große Freude bereiten“, setzt er in versöhnlichem Tonfall nach. Er dreht sich um wie wenn er gehen wollte, verharrt einen Moment und sagt dann etwas völlig überraschendes. „Wenn du etwas nicht verstehst oder lesen kannst von den Prüfungsfragen, dann melde dich“. Es ist kurz vor 9:00 – und eine fast unerträgliche Spannung liegt in der Luft. Einige meiner ach so coolen Klassenkameraden hängen wie ein Häufchen Elend auf ihren Stühlen und scheinen immer noch mit dem Schicksal zu hadern, jetzt so eine schwere Prüfung absolvieren zu müssen. Ich blicke kurz zu unserem offiziellen Klassenstreber. Er entgegnet meinen Blick mit einem Gesichtsausdruck der deutlich Mitleid gegenüber mir zeigt. Ein wenig blasser als sonst ist er allerdings auch. 9:00 – Die Prüfungsaufgaben werden verteilt. „Nicht schnell, sondern sorgsam“. Dieser Satz eines meiner Klassenlehrer ist mir noch immer im Gedächtnis haften geblieben. Es ist seltsam ruhig in dem Saal. Ab und zu hört man ein tiefes aufatmen – einer hat vermutlich die Lösung zu einer Aufgabe gefunden. Ein stöhnendes Geräusch mit panischem Unterton kommt aus einer anderen Ecke, wo vermutlich noch die Lösung in weiter Ferne schwebt und der Zeiger der großen Uhr im Saal immer weiter und weiter rückt. Die Aufgaben sich recht einfach. Die könnte ich glatt in der halben Zeit machen, darf aber trotz allem nicht leichtsinnig sein. Ich weis genau, wer von den Lehrern die Prüfung hernach auswerten wird. Ich weis auch ganz genau, dass jeder der Lehrer eine bestimmte Art der Lösungswegaufzeichnung wünscht. „Es recht zu machen jedermann, ist eine Kunst die niemand kann“ – sagt ein altes Sprichwort. Nun habe ich aber nicht als Prüfer „jedermann“ sondern Lehrer, deren Eigenheiten ich im Laufe der Jahre eingehend studieren konnte und mich deshalb voll darauf einstellen kann. Zeit besitze ich genug, um auch einmal zwei mögliche Lösungswege auf den Prüfungsbögen darzustellen. Alles muss in gestochen sauberer Schrift ausgeführt werden – einer der Lehrer legt auf dieses Merkmal besonderen Wert. Eine viertel Stunde vor offiziellem Schluss bin ich mit dem ersten Aufgabenpaket fertig. Die Aufsicht hat es bemerkt. „Wer fertig ist kann schon abgeben, muss sich aber still verhalten um die anderen nicht zu stören“, ordnet einer der Lehrer in verhaltenem Tonfall an. Mehre Prüfungsblöcke am ersten Tag, die gesamte Prüfung dauert drei Tage. Als ich am ersten Tag nach hause komme wollen die Eltern natürlich sofort wissen wie es gelaufen ist. „Gut“, entgegne ich wahrheitsgemäß. „Wirklich?“ - Mein Vater ist misstrauisch. So ein Dorf ist klein – da weis jeder sofort alles wenn etwas passiert ist. „Und warum hast du dann immer als erster deine Prüfungsbögen abgegeben?“, will er von mir wissen. „Mir ist einfach nichts mehr eingefallen“, versuche ich ihn zu beruhigen. Es nützt wenig. „Du musst deine Zeit voll nutzen“, mahnt er mich. „Nun lass ihn doch in Ruhe, die Prüfung war doch Stress genug“, hilft mir meine Mutter aus dem Disput mit dem Vater herauszukommen. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber es ist wahr: Meinen Eltern zu erklären dass die Prüfung gut verläuft ist wirklich anstrengender als die Prüfung selbst. Tag zwei. Manche meiner Klassenkameraden sind noch deutlich vom Stress des Vortrags gezeichnet. „Na Autisti, hast gestern mal wieder voll neben dir gehangen“, muss ich mir als Lästerei gefallen lassen. Na der Bursche wird sich aber wundern wenn die Ergebnisse bekannt gegeben werden. „Schlaf doch gleich draußen auf dem Gang, dann störst du wenigstens niemand mit deinem Geschnarche“, lästert nun auch noch ein anderer. „Jetzt lasst doch den Benni endlich in Ruhe und seit froh dass wenigstens ihr so fit drauf seit“, hilft mir Simone. Ein anständiges Mädchen, sehr strebsam und überaus intelligent – und sieht sehr gut aus. Sie ist zwar sonst gegenüber anderen sehr zurückhaltend, aber solche Ungerechtigkeiten kann sie einfach nicht ausstehen. Als einer dieser Burschen sie einmal vor der ganzen Klasse eine Streberpussy genannt hat, hat sie ihm so eine auf die Gosche gehauen, dass er tagelang mit einer geschwollen Lippe herumlaufen musste. Von dem Tag an getraute sich niemand mehr über sie zu lästern. Das lustige war, dass der Lehrer ihr in der Pause erklären musste was dieser Ausdruck überhaupt bedeutet. Die Aufgaben sind auch heute mehr als leicht zu lösen. Gestern habe ich gelernt wie man Unbequemlichkeiten aus dem Weg gehen kann – ich gebe heute erst ab, nachdem die Zeit offiziell abgelaufen ist. Das spart abends daheim Erklärungen. „Gut gemacht!“ lobt abends der Vater zuhause. Woher der jetzt schon wieder weis was in der Schule bei der Prüfung passiert ist, ist mir ein Rätsel. Tag drei. Die letzten Prüfungsteile können fast keinen mehr schrecken. Wer bis jetzt alles richtig gemacht hat, kann auf ein recht gutes Ergebnis hoffen. Diejenigen allerdings, die bis jetzt nicht viel wussten, müssten eigentlich ein Wunder vollbringen um mit den restlichen Fragen die Gesamtprüfung noch bestehen zu können. 12:00 – Die Prüfung ist vorbei. Ein tiefes aufatmen geht durch die Klasse. Natürlich wird jetzt fleissig darüber spekuliert, wer wohl die besten Noten bekommt, wer es gerade noch so geschafft hat, und wer durchgefallen ist. Manche wissen sogar noch die richtigen Ergebnisse. Ein plötzlich aufkommender heftiger Streit hat seine Ursache darin begründet, dass zwei Prüflinge von sich behaupten, bei einer besonders schwierigen Rechenaufgabe das Ergebnis richtig getroffen zu haben. Natürlich hat jeder etwas anderes herausbekommen und will nun unbedingt recht bekommen. Andere, welche dem Streitgespräch zugehört haben, werden blass, sie haben wieder ein anderes Ergebnis im Gedächtnis behalten. „Jetzt ist aber Ruhe hier draußen“, mahnt ein Lehrer, als sich die beiden sogar an den Kleidern greifen und richtig raufen wollen. „In einer Woche bekommt ihr die Ergebnisse, da braucht ihr nicht zuvor unnötig zu raufen“, versucht er weiter zu schlichten. „Los, geht jetzt nach hause!“, beendet er endgültig den Disput der beiden Raufbolde. Eine Woche ist eine lange Zeit wenn man auf etwas wichtiges wartet. Ein bisschen Aufregung kam bei mir natürlich auch in dieser Zeit auf – nicht wegen der Prüfungen, sondern wegen der Erkenntnis, dass es außer den bekannten Energien noch eine bis jetzt unbekannte Energieform geben musste. Bekanntgabe der Prüfungsergebnisse. In der großen Aula der Schule war alles vorbereitet worden. Es gab etliche Belobigungen und für die drei besten einen Schulpreis. Die Eltern aller Schüler waren auch eingeladen worden. Karlheinz Schulz hat seine Eltern anscheinend zu hause gelassen oder sie sind getrennt in den Saal gegangen. Er ist der Bursche, der von Simone eine auf sein freches Mundwerk bekommen hat. Er drängt sich am Eingang der Aula an mir und meinen Eltern vorbei in den Saal. „Los Autisti, setz dich mit deinen Alten einfach ganz in die hinterste Reihe – du bist doch eh durch die Prüfung gerauscht ohne zu bremsen“, flüstert er mir so laut ins Ohr dass ein Teil davon meine Mutter noch hören kann. „So ein ungezogener Flegel“, entfährt es ihr laut. Die Mutter eines anderen Kindes dreht sich um, meiner Mutter ist es oberpeinlich. „Da haben sie allerdings recht, für solche Frechheiten hätte man uns früher die Ohren lang gezogen“, entrüstet sich die andere Mutter. Es dauert ein Weilchen bis Ruhe im Saal eingekehrt ist. Nun werden die Ergebnisse bekannt gegeben. „Von den 66 Prüfungsteilnehmern haben die Prüfung 62 Schüler bestanden. Es gibt 12 Belobigungen und drei Schulbestenehrungen. Eine besondere Überraschung in diesem Jahr ist ein herausragender Schüler der die gesamte Prüfung mit 100 Punkten absolviert hat. Das ist praktisch die bisher beste Leistung im gesamten Schulbezirk“. Ein anhaltendes Raunen im Raum unterbricht die Rede des Direktors. Manche der Schüler und auch einige Eltern blicken in Richtung des Klassenstrebers. Willi Meier weis nicht so richtig, wie er sich verhalten soll. Er ist sich ziemlich sicher, mindestens zwei Patzer bei der Prüfung gemacht zu haben - und dies reicht eigentlich nur noch zu maximal 97 Punkten. „Wir fangen nun an, die Namen derjenigen zu verlesen, die die Prüfung bestanden haben, danach kommen die Schüler mit den Belobigungen und zum Schluss die Bestenehrungen“, verkündet der Direktor. Name für Name wird verlesen. Einige kämpfen mit dem Gefühl, zwar froh darüber zu sein, die Prüfung bestanden zu haben, aber sind doch enttäuscht, keine Belobigung zu bekommen. Karlheinz Schulz ist wenig überrascht, als sein Name nicht vorgelesen wird. Dass er eine Belobigung bekommt ist so gut wie ausgeschlossen. Die Lehrer wollten allerdings die Namen der Durchfaller nicht öffentlich verlesen – die waren schon gestraft genug. Ich habe meine Eltern die ganze Zeit beobachtet – je mehr Namen verlesen wurden ohne dass meiner dabei war, um so größere Schweißperlen bildeten sich auf der Stirn meines Vaters. Nun kamen die zwölf Belobigungen. Meine Mutter rutschte auf ihrem Stuhl immer unruhiger hin und her. Sie sah mich an als ob die Welt untergehen würde. Ich nahm es gelassen – ich kannte ja meine Prüfungsleistung schon. Auch der Blick meines Vaters war auf mich gerichtet. Wut? - Tatsächlich schien er so langsam wütend zu sein, dass er mich nicht zu einem intensiveren Lernen gezwungen hatte. „So eine Schande, einen Durchfaller in der Familie zu haben“ dachte er, sagte aber nichts. Die letzte Belobigung war an Marcel Talmann, den Bruder von Simone, verteilt. Er hatte 94,1 Punkte bei der Prüfung erreicht und es schien heute sein glücklichster Tag im Leben zu sein als er seine Eltern umarmte und stolz die Urkunde zeigte. Die Laune meiner Eltern war nicht nur bei Null, sondern weit darunter. Ich glaube, wenn der Saal nicht so voll gewesen wäre hätte meine Mutter jetzt laut losgeheult vor Kummer. „Nun schreiten wir zur Bestenehrung“, verkündete der Direktor. Simone Talmann wurde auf die Bühne gerufen. „Herzlichen Glückwunsch zum dritten Platz bei den besten Schülern des Schuljahrabschlusses mit 95,4 Punkten“, wurde ihr die Urkunde übergeben. Sie freute sich natürlich mächtig über diesen Preis. „Und nun kommen wir zum zweiten Preis, mit 95,5 Punkten für den Schüler Willi Meier“, rief der Direktor unseren offiziellen Klassenstreber auf die Bühne. Er übergibt ihm die Urkunde mit den besten Glückwünschen. „Das war wirklich recht knapp gewesen“ betont er, dass es fast zwei zweite Plätze gegeben hätte. „Nimm dir ein Beispiel an diesen Schülern“ flüstert mir mein Vater wütend ins Ohr. „Das werde ich wohl niemals machen“, antworte ich ebenso leise. Jetzt war mein Vater wirklich stinksauer und konnte sich nicht mehr zurückhalten. Meine Mutter hat ihn im letzten Augenblick am Arme gepackt um zu verhindern, dass er mir wirklich eine auf die Backen haute ob dieser für ihn frech erscheinenden Antwort. Mein Onkel und meine Tante sahen schon gar nicht mehr in meine Richtung – es war ihnen wohl auch peinlich, dass bereits mehr als der halbe Saal wusste dass ich durchgefallen sein musste weil mein Name nicht verlesen worden war. Der Direktor machte eine lange Pause bis er sich anschickte, endlich den ersten Platz bekannt zu geben. Jeder war natürlich jetzt echt gespannt, wer sich hinter diesem Platz verbarg – viele Möglichkeiten gab es ja nicht mehr. „Es war für alle eine ganz besondere Überraschung bei der Auswertung der Prüfung, als wir diesen ersten Platz ermittelt haben. Die Ergebnisse wurden sogar mehrfach nachgeprüft weil wir es bald selbst nicht glauben konnten“, informierte er die Zuhörer im Saal. „Ich freue mich nun ganz besonders, den ersten Platz mit 100,0 Punkte für den besten Prüfling des Abschlussjahrgangs überreichen zu dürfen und bitte dazu Benjamin Weigg auf die Bühne“. Ein Königreich für eine Kamera - das Gesicht meines Vaters und meiner Mutter hätte in diesem Augenblick fotografiert gehört. Der Gang zur Bühne machte mir den Begriff „Spießrutenlauf“ das erste mal so richtig deutlich. Die diversen Äußerungen konnte ich teilweise verstehen. Erstaunen, Missgunst, Anerkennung, Lob, Neid, Bewunderung, Freude – alles konnte man daraus heraushören. Beifall auf der Bühne stehend zu bekommen war mehr als ungewohnt – dabei hatte ich eigentlich gar nichts besonderes geleistet sondern nur meine Aufgaben gelernt. Wenn ich jemand aus dem See gefischt und ihm das Leben gerettet hätte, dann könnte ich die ganze Prozedur ja noch verstehen. Ich bekam den ersten Preis überreicht und bedankte mich natürlich recht herzlich dafür. Die Aufregung vor den vielen Leuten war echt schlimmer als die Prüfung selbst. Die beiden anderen Schülern gratulierten mir, und ich ihnen auch . Im Hintergrund hörte ich den Direktor, wie er noch eine Information weitergab. „Der Schüler mit dem ersten Preis wird auch noch zu der Ehrung der Landesbesten eingeladen, und wir sind stolz an unserer Schule, dass wir in diesem Jahr einen Schüler mit der höchsten erreichbaren Punktzahl dorthin entsenden können“. Ich sah meine Mutter in der hinteren Reihe dass sie angefangen hatte zu weinen – vor Glück oder vor Erlösung, jetzt doch keinen Durchfaller in der Familie zu haben. Ich hatte mir mit dieser angekündigten Landesehrung einen mächtigen Stress eingehandelt – aber da musste ich jetzt einfach durch. „Hey, das müssen wir aber zusammen feiern“, machte Simone einen Vorschlag. Da war ich sofort dabei. Partytermin am Samstagnachmittag – damit waren meine Eltern bestimmt einverstanden. Das Leuchten in den Augen von Simone schien einen aufregenden Nachmittag zu versprechen. Stress ohne Ende. Der Weg von der Bühne war lange und schwierig. Händeschütteln ohne Ende – die Hälfte der Leute kannte ich gar nicht. Endlich war ich bei meinen Eltern angekommen und eine innige Umarmung entschädigte für den vielen Ärger der vergangen Tage und dem Stress der letzten Stunde. „Wie hast du das nur fertig gebracht?“ wollte mein Vater immer wieder wissen. „Viel lernen bis alles richtig verstanden ist – ganz einfaches Rezept“, verriet ich ihm. Das war heute ein wirklich aufregender und guter Tag gewesen. Die würden mich allerdings echt für verrückt halten wenn ich ihnen verraten würde, dass mir die Einladung zu der Samstagsparty mehr gefallen hat als diese Urkunde mit der angekündigten Landesbestenehrung. So ist das Leben – das eine gibt es leider nicht ohne das andere. Kapitel 3 Die Party Ich konnte es fast nicht mehr erwarten bis es Samstags war. Ich war bis jetzt noch nie zu einer Party eingeladen worden und freute mich schon so richtig darauf, einen aufregenden Nachmittag erleben zu dürfen. Natürlich gab es bei dieser Party im Elternhaus von Simone keinen Alkohol – das war für Jugendliche streng verboten. Da achteten die Eltern von Simone mit Argusaugen darauf, dass ja nichts ins Haus gemogelt wurde was irgend wie alkoholischen Ursprung besaß. Natürlich hatte ich schon einmal aus Neugier probiert, wie Alkohol schmeckt. Meine Eltern waren abends ins Kino gegangen und ich verfügte über eine sturmfreie Bude. Ich wusste, dass in einem Schrank im Wohnzimmer einige Flaschen mit alkoholischen Getränken standen. „Du darfst davon ja nichts trinken“ hatte mich meine Mutter ermahnt. Das war allerdings erst der Moment, wo meine Neugier geweckt wurde. Sterben konnte man ja nicht davon – sonst hätten die Erwachsenen auch nichts davon getrunken. Ein Jugendlicher musste nur aufpassen, dass er nicht zuviel davon kostete. Ich hatte herausgefunden, dass sich die Verträglichkeit über das Körpergewicht berechnen ließ. Je mehr jemand auf die Waage brachte, umso mehr Alkohol vertrug er gewöhnlich bevor es gefährlich wurde. Im Haus war es ruhig, der Kinofilm würde mehr als zwei Stunden dauern – ich hatte Zeit. Vor allen Dingen würden es meine Eltern gar nicht merken wenn ich den Alkohol probierte – ich lag ja schon lange im Bett wenn sie nach hause kamen. In dem Schrank standen auch so kleine Gläser herum – Schnappsgläser mit 10mL Fassungsvermögen. Da konnte nach meinen Berechnungen wirklich nichts passieren. „Echter 80% Strohrum“ stand auf der Flasche welche ich für meinen Probierversuch ausgewählt hatte. Natürlich füllte ich das kleine Glas nur bis zur Hälfte. Der Inhalt roch irgend wie so seltsam komisch – ein bisschen nach dem Putzmittel welches der Vater immer in der Garage verwendete – aber es war ja nur zum Probieren. Ich nahm den ersten kräftigen Schluck – und bekam im nächsten Moment keine Luft mehr. Es brannte fürchterlich im gesamten Mundraum und mir schossen die Tränen in die Augen. Ich hatte eigentlich nur einen Bruchteil von den Glasinhalt geschluckt, aber es war wie wenn ich eine heiße Kartoffel verschluckt hätte. Das Brennen kroch langsam die Kehle hinunter und im Magen breitete sich eine richtige Hitze aus. Ich bekam nach einigen Sekunden immer noch keine Luft und eine langsam aufkommende Panik brachte mich zum schwitzen. „Etwas kühles trinken“, kam mir in den Sinn. Ich rannte zum Kühlschrank und schnappte mir eine Packung Milch. Selbst nachdem ich einen Liter kalte Milch getrunken hatte, brannte immer noch ein Höllenfeuer in meinem Mund – aber ich konnte wieder richtig Luft holen. Jetzt war mir richtig übel – vor Schock, oder wegen der vielen Milch. Den Rest des Glasinhaltes leerte ich ins Spülbecken und spülte kräftig mit Wasser nach, damit meine Mutter nicht entdecken konnte was ich heute ausprobiert hatte. Glück gehabt – dachte ich und wusste ab dem Moment, dass ich nie mehr Alkohol probieren werde. Eine halbe Stunde später stellte sich dann aber ein seltsames Gefühl ein. Der Alkohol zeigte nun seine zweite Wirkung – im Blut. Das war recht seltsam. Ich hatte das Gefühl wie auf Watte zu laufen und die Koordinierung der Bewegungen wollte einfach nicht mehr so richtig gelingen. Hoffentlich wurde dieser Zustand nicht noch schlimmer – dies hätte mich sofort verraten, wenn meine Eltern nach dem Kinobesuch nach hause kamen. Ich räumte das Schnapsglas und die Flasche wieder auf den alten Platz im Schrank zurück – um die Spuren meiner verbotenen Ausprobe zu beseitigen. Eigentlich wollte ich noch im Internet ein paar Daten abrufen, aber der Alkohol zeigte so eine starke Wirkung, dass ich beschloss, heute ausnahmsweise recht früh zu Bett zu gehen. Als ich die Augen schloss passierte etwas sehr seltsames: Ich sah irgend welche Figuren wie wenn sie sich im Zimmer bewegen würden. Nachdem ich die Augen wieder öffnete war der Spuk sofort vorbei. Noch ein Versuch zu schlafen: Sofort nach dem schließen der Augen waren die Gestalten wieder wie real zu sehen. Es war fast wie wenn ein Film ablaufen würde. Anfangs natürlich etwas geschockt von diesem seltsamen Geschehen, war es irgend wann sogar mehr als interessant so ein Geschehen nur mit den Gedanken „sehen“ zu können. Fast wie real kämpften da eine Horde Krieger gegen urzeitliche Tiere die ich aber in dieser Form noch nie zuvor in irgend einem Buch oder einem Film gesehen hatte. Irgend wann bin ich dann aber doch richtig eingeschlafen – das war dann praktisch das Ende dieses unfreiwilligen gesehenen Filmes. Am nächsten Morgen war die Wirkung des Alkohols Gottseidank komplett verflogen. Das Erlebnis mit dem „geistigen Film“ blieb mir allerdings wie eingebrannt im Gedächtnis. Das war so real gewesen, wie wenn es richtig passiert wäre. Samstagvormittag. Meine Mutter hatte extra den Kleiderschrank durchforstet um für mich die passenden Kleider auszusuchen. Meine Auswahl allerdings fiel auf ein bisschen weniger „sonntägliche“ Kleidung sondern auf bequeme „Alltagskleider“ bei denen es nicht so auffiel, wenn mal ein bisschen Fett vom Grill daran haften blieb. „Man muss sich anständig kleiden, wenn man eingeladen worden ist“, argumentierte meine Mutter dafür, dass ich mich für ihre Auswahl entschied. „Bei der Party wird im Garten der Familie Talmann gegrillt und auch ein paar Spiele gemacht – da kann ich keine nagelneuen Kleider anziehen. Da müsste ich einfach zu sehr darauf aufpassen, dass nichts schmutzig wird“, argumentierte ich dagegen. „Das ist keine Hochzeitsfeier“, erklärte ich meiner Mutter, als sie weiter darauf beharrte, ich müsste mich zu der Gartenparty „anständig“ kleiden. „ich wäre wirklich der einzigste der im Festgewand herumrennt – ich ziehe meine bequemen Jeans und die leichte Sommerjacke an – basta!“, beendete ich den Disput der Kleiderwahl. Meiner Mutter war es nicht recht, dass ich mit den Alltagskleidern zu der Feier ging. Sie wusste aber auch, dass sie mich bei solchen Dingen nicht mehr umstimmen konnte, wenn ich mich einmal entschieden hatte. Auf 14:00 war ich eingeladen – mein Vater hatte sich bereit erklärt, mich zu dem Haus der Familie Talmann zu fahren. Simone hatte zuvor extra noch einmal angerufen und sich vergewissert, dass ich nichts für die Party außer einem gesunden Appetit mitbringen sollte. Ihre Eltern hatten die Party organisiert und alles benötigte dazu besorgt. Simones Eltern besaßen ein sehr großes Haus mit einem riesigen Garten. Da gab es genug Platz um eine Grillfeier durchführen zu können und auch genug Platz für Spiele. Die Fahrzeit mit dem Auto betrug nur knapp eine viertel Stunde - zu Fuß hätte ich allerdings bestimmt schon am frühen Morgen losmarschieren müssen um rechtzeitig zu der Party kommen zu können. Ich wurde von Simones Eltern an der Haustüre freundlich begrüßt – an meiner „Alltagskleidung“ schienen sie sich nicht zu stören. „Die anderen sind schon hinten im Garten“, erklärte mir die Mutter von Simone und geleitete mich durchs Haus bis zur Gartenterrasse. „Wir müssen nachher noch schnell wo hin fahren“ erklärte mir ihr Vater, „ aber ich denke mal, ihr kommt ganz gut alleine miteinander zurecht“. „Wenn ihr noch kalte Getränke braucht, Simone weis wo sie im Keller stehen“, erfahre ich von Simones Mutter. Ihr Vater scheint ein humoriger Mensch zu sein. „Zündet mir ja nicht das Haus an, während wir weg sind“, ruft er seinem Sohn zu, der sich am Grill zu schaffen macht. Simone, ihr Bruder Marcel Willi Meier, ein mir unbekanntes Mädchen und ich sind die Partygäste. Auf der Terrasse haben die Geschwister Talmann eine Stereoanlage aufgebaut und aus den Lautsprechern tönt gerade einer der neusten Discotitel – da ist für Unterhaltung gesorgt. „Ich heiße Petra und bin die Freundin von Marcel“, stellt sich das mir bis jetzt unbekannte Mädchen vor. „Ich heiße Benjamin“, stelle ich mich ebenfalls vor. „Das dachte ich mir schon“, antwortet Petra, „dein Name stand ja ganz groß in der Zeitung nach der Preisvergabe in der Schule“. „Das muss dir jetzt nicht peinlich sein“, lenkt Petra sofort ein, als sie merkt, dass mir dieses Thema etwas unangenehm ist. „Wer fleissig lernt hat es auch verdient, einen Preis zu bekommen“, macht sie ihre Einstellung klar. Eigentlich hat sie ja recht – und zudem sind ja heute alle Anwesenden in irgend einer Form „Preisträger“. Auf einem Tisch stehen die Becher für die Getränke – in einer Kühlbox sind die Flaschen untergebracht. Zwei lange Bankreihen bieten viel Platz um an dem Tisch alle Gäste unterbringen zu können. Große Schüsseln mit verschiedenen Salaten lassen eine reichliche Auswahl als Beilage für das Grillfleisch zu. „Die ersten Grillwürste sind fertig – los, schnappt euch einen Teller und fangt schon an“, ruft Marcel vom Platz des Gartens, an dem der Grill aufgebaut ist. Dieser Grillplatz ist richtig ideal gestaltet. Ringsum mit großen Steinen umsäumt kann praktisch auch bei Wind keine Glut über den angrenzenden Rasen geweht werden. Der Grillroost ist an einem Galgenbaum aufgehängt und kann für die Bestückung und Entnahme komplett zur Seite geschwenkt werden. Da ist sehr geschickt - da kann man sich nicht am Grillfeuer verbrennen. Der Grillrost ist mit so viel Fleisch bestückt dass es bestimmt für eine Fußballmannschaft gereicht hätte. Ich habe mir ein Teller geschnappt und ich bin zum Grill gelaufen. Marcel sieht mein verdutztes Gesicht ob der großen Auswahl. „Der Tag ist noch lang – das reicht auch für den zweiten Hunger“, erklärt er mir verschmitzt. „Nein, Spaß beiseite, wenn heute Abend meine Eltern nach hause kommen, reicht es auch noch für sie zum Abendessen“, klärt er mich jetzt auf. Als sich jeder bedient hat, dreht Marcel an einer Kurbel und hebt so den Grillroost vom Feuer ab. „Damit das Fleisch nicht anbrennt während wir essen – aber es wird warm bleiben“, erklärt er. „Das ist ja wirklich ein raffinierter Grill“, entfährt es mir. Marcel fängt an zu lachen und zeigt auf ein Brandloch in seiner Hose: „Ja, das stimmt, aber wenn der Grillmeister ungeschickt ist, nützt alle noch so raffinierte Technik nicht viel. Ist mir beim letzten Mal passiert als ich das Grillfeuer nachschüren wollte.“ „Wir fahren jetzt los“, ruft es plötzlich von der Terrasse. Die Mutter von Simone und Marcel winkt uns zu. „Lasst es euch richtig schmecken“, ermuntert sie uns noch, kräftig zuzulangen. Wenig später höre ich das Auto aus der Garage fahren. Das Motorengeräusch entfernt sich rasch. „Da habt ihr aber richtig gute Musik ausgewählt“, will ich mit Simone eine Unterhaltung anfangen. „Die neuste CD – habe ich zu meiner Abschlussprüfung von meinen Eltern geschenkt bekommen“, verrät mir Simone. „Die ist ja so richtig Techno – das gefällt mir echt gut“, verrate ich meine Musikgeschmacksrichtung. „Solche Titel darf ich zuhause allerdings nur laut spielen, wenn meine Eltern nicht zuhause sind“. Simone scheint dieses Geständnis offenbar mächtig zu amüsieren und sie kann sich ein Lachen nicht verkneifen. „Da sind meine Eltern ganz anderes eingestellt“, verrät sie mir, „mein Vater hat sich die CD gleich ausgeliehen und so laut abgespielt, dass sich sogar der Nachbar beklagt hat“. „Echt“, frage ich verdutzt nach. „Aber ja doch“, bestätigt Simone. „Aber das lustigste dabei war, dass der Nachbar gemeint hat, wir Kinder würden so laute Musik hören. Der hat nicht schlecht gestaunt, als er mitbekam, dass unser Vater der Übeltäter war und mit den Basstönen die Gläser im Nachbarhaus zum Hüpfen brachte“. „Da hättest du echt dabei sein müssen“, ergänzt nun Marcel, „am gesamten Nachmittag war praktisch richtiges Discofeeling angesagt bis unser Vater dem Nachbarn alle Funktionen der QuadrofonieSurroundanlage erklärt und vorgeführt hatte.“ „Die Nachbarsfrau hat schier die Krise bekommen weil es noch lauter wurde nachdem ihr Mann zu uns kam um sich über die Lautstärke zu beschweren. Gegen ihren Mann konnte sie jetzt allerdings ja nichts mehr sagen“, ergänzt Simone verschmitzt. Das ist schon eine lustige Familie – fällt mir dazu nur ein. Plötzlich hört man ein Klingeln an der Haustüre. „Erwartest du noch einen Gast?“, will Marcel von Simone wissen. „Nein“, antwortet Simone etwas zögerlich weil sie wirklich niemand mehr eingeladen hatte. „Vielleicht haben eure Eltern etwas vergessen“, fällt mir spontan ein. „Die haben doch einen Haustürschlüssel“, weis Simone mit Bestimmtheit. „Und wenn sie genau den vergessen haben?“, frage ich belustigt nach. Simone ist neugierig und will nun doch wissen, wer da noch zu Besuch kommt. Sie geht ins Haus um die Haustüre zu öffnen. „Na hoffentlich war die Musik für eure Nachbarn nicht doch zu laut“, sinniert Willi. „Aber nein“, beruhigt Marcel“, die sind viel lautere Musik gewöhnt – die würden sich wegen dem heutigen Pegel bestimmt nicht beschweren. Simone hat inzwischen die Haustüre geöffnet um nachzusehen wer sich da noch als Gast einfach anmelden will. Man kann nicht alles verstehen, nur einzelne Wortfetzen. „Geh nach hause und lass uns in Ruhe“, höre ich Simones aufgeregte Stimme. Das kann nicht der Nachbar sein. „Marcel, hilf mir“, schreit es gleich danach aus dem Haus. Alarmiert von dem panischen Ton rennen wir alle ins Haus. Es ist eine gespenstische Szene: Simone liegt im Flur und hat sich offensichtlich den Kopf angestoßen. Aus einer Wunde sickert Blut. Über ihr gebeugt steht Karlheinz Schulze und holt gerade noch einmal zum Schlag aus. „Verdammtes Streberlumpenpack – wegen euch bin ich durch die Prüfung gefallen“, schimpft er mit wutverzerrtem Gesichtsausdruck. Ich hechte zwischen ihn und Simone. Das nächste was ich sehe sind lauter glitzernde Sternchen. Irgend etwas hat mich voll am Kopf getroffen – aber es war bestimmt keine Hand. Ich fühle die Stelle, an der ich getroffen wurde. Eine warme Flüssigkeit kann ich zwischen den Fingern fühlen – mein eigens Blut. Alles ist verschwommen. In der Hand von Karlheinz sehe ich einen der großen Kieselsteine welche am Eingang vom Elternhaus von Simone und Marcel rechts und links vom Weg angefüllt sind. Simone hat sich inzwischen weiter hinten im Flur bei ihrem Bruder in Sicherheit gebracht. Dieser brutale Karlheinz eilt ihr nach und will noch einmal zuschlagen. Halb benommen rapple ich mich wieder auf – ich muss den Burschen stoppen. Dieses mal geht er auf Marcel los. Marcels Freundin hat zwar mächtig Angst vor dem Angreifer, will aber ihrem Freund helfen. Auch sie bekommt einen Schlag mit dem Stein ab. Ich versuche den brutalen Wüstling von hinten zu umklammern – doch, der Bursche ist zwar dumm wie Saubohnenstroh, hat aber Kräfte wie ein Bär. Er kann sich ohne große Mühe aus meinem Griff lösen. „Na Hirni – hast wohl gar nichts in den Armen – du halbe Portion“, lästert er während er einen Schlag mit der Faust direkt in meinem Gesicht landet. Sofort schießen mir vor Schmerz die Tränen in die Augen und ich fühle wie das Blut aus meiner Nase läuft. Jetzt packt mich auch eine nie gekannte Wut. In meinem Hieb zu seinem Kopf steckt die volle Energie dieser Wut. Direkt auf´s Auge getroffen. Der Bursche wird einen Moment in seinem Treiben gebremst – sein Auge scheint mächtig zu schmerzen. Meine Hand schmerzt jetzt bestimmt aber noch mehr – ich glaube, ich habe mir sämtliche Finger gebrochen. Die Welt um mich herum wird dunkel, als mich noch ein Hieb mit dem großen Kieselstein am Kopf trifft. Irgend wie ist alles so unnatürlich. Ich erinnere mich – ich war auf der Party bei Simone. Ich kann mich nicht bewegen, was war ist geschehen? Lampen blinken, ich höre viele aufgeregte Stimmen. Ich kann nichts mehr deutlich sehen – alles ist in weiter Ferne und verschwommen. „Der gehört für immer eingesperrt“, dringt an mein Ohr, „so wie der die jungen Leute zugerichtet hat – das ist ja eine richtige Bestie“. „Muss erst stabilisiert werden damit wir ihn transportieren können“, höre ich dicht an meinem Ohr. „Kannst du mich hören“, schreit mir jemand ins Ohr. Ich will antworten – kann aber nicht. Ich will fragen wie es Simone geht – so langsam fällt mir wieder ein was passiert ist. Neben mir scheint ein Notarzt zu stehen. Ich kann seine Jacke fassen. „Was ist mit Simone“, will ich laut fragen, bringe aber nur ein Flüstern zustande. Der Arzt beugt sich zu mir herunter – hat mich nicht verstanden. „Was ist mit Simone“, frage ich noch einmal. „Hat nur eine kleine Platzwunde am Kopf – das wird bald wieder werden“, gibt mir der Mann jetzt zur Auskunft. Plötzlich höre ich Simone neben mir. Sie scheint mit einem Polizeibeamten zu sprechen. „Er wollte mir helfen und dieser Karlheinz Schulz hat ihn dann brutal mit einem großen Kieselstein niedergeschlagen. Der hat immer wieder wie ein Verrückter auf Benni eingedroschen. Wenn nicht unser Nachbar gekommen wäre um zu helfen, der hätte Benni vollends totgeschlagen“. Simone hat angefangen leise zu weinen – das habe ich noch nie bei ihr gesehen. „Die Eltern von Benjamin sind schon verständigt, die müssen jeden Moment hier sein“, höre ich einen anderen Polizeibeamten im Hintergrund sagen. „Der Junge hatte doch gegen so einen brutalen Raufbold keine Chance“, stellt der Nachbar von Simone fest. Meine Eltern sind inzwischen eingetroffen. „Oh mein Gott“, entfährt es meiner Mutter als sie mich erblickt. „Er ist jetzt stabil“, versucht der Notarzt sie zu beruhigen. „Ist er in ein Auto gelaufen?“, will mein Vater sofort wissen, als auch er sich zu mir vorgedrängt hat und mich sieht. Der Polizeibeamte erklärt es ihm: „Ein Mitschüler hat sich durch Hausfriedensbruch Eintritt in das Haus der Familie Talmann verschafft und die Tochter der Familie, ihren Sohn und die Freundin von Marcel tätlich angegriffen. Die anderen haben ausgesagt, dass ihr Sohn versucht hat, den Angreifer abzuwehren und wurde daraufhin von ihm fast totgeschlagen. Wenn der Nachbar nicht dazwischen gegangen wäre würde ihr Sohn nicht mehr leben. Diesen Karlheinz Schulze erwartet auf jeden Fall eine Anzeige wegen schwerer Körperverletzung und versuchtem Totschlag“. Die mir verabreichten Beruhigungsmittel entwickeln so langsam ihre Wirkung. Die Realität rückt langsam in weite Ferne. Es war fast wie das Gefühl, als ich den Alkohol probiert hatte. Das letzte was ich noch mitbekomme, ist die Berührung durch die Hand meiner Mutter an meinem Arm bevor man mich in den Krankenwagen verfrachtet – und dass meine Mutter inzwischen in Tränen ausgebrochen ist. Kapitel 4 Künstliches Koma Es waren recht seltsame Träume – einerseits so unwirklich und doch auch wieder andererseits so realistisch.