Leitfaden zum Einsatz von Profilen bei der Planung von LCPP-Kursen (Kurse für fachsprachliche Sprach- und Kommunikationsfertigkeiten) Juni 2007 Cor Koster, Marjatta Huhta 1. Einführung Bei „CEF Professional“ handelt es sich um ein Leonardo-Projekt zu fachsprachlichen Sprach- und Kommunikationsfertigkeiten. Das Projekt basiert auf vorangegangenen Studien, in denen der gemeinsame europäische Referenzrahmen für Sprachen (GeR/CEF) der Vermittlung von fachsprachlichen Sprach- und Kommunikationsfertigkeiten (LCPP) dient. LCPP bezieht sich hier auf die Sprach- und Kommunikationskompetenzen, die ein Berufstätiger benötigt, um sich am Arbeitsplatz in einer Zweitsprache (L2) fachlich angemessen auszudrücken. Diese Kompetenzen beinhalten ein Verständnis des beruflichen Umfelds sowie das Wissen über die Kommunikationspraktiken der Diskursgemeinschaft. Die Verwendung des gemeinsamen europäischen Referenzrahmens für Sprachen (GeR/CEF) diente bis vor kurzem hauptsächlich der Messung und Evaluierung von Teilfertigkeiten einer Lerners in einer Fremdsprache. Diese Entwicklung trug zu gegenseitiger Transparenz der Fertigkeitsstufen in den EU-Mitgliedsstaaten bei. Es gab darüber hinaus einen Nebeneffekt, dass sich die Evaluierung überwiegend an kognitive Beschreibungen der Skalen orientierte und, zweitens, Kommunikationsfaktoren jenseits sog. „Kann“ –Beschreibungen geringere Beachtung fanden. Auch ein eher philosophisch und pädagogisch orientierter Ansatz hinsichtlich einer Begründung, was gute Sprach- und Kommunikationsfertigkeiten an einem Arbeitsplatz als fachlicher und sozialer Institution sind, fand geringere Beachtung. Darum gibt es einen guten Grund für die Frage: Was sind die Inhalte für einen guten, arbeitsplatzgerechten fachsprachlichen Sprach- und Kommunikationsunterricht? Ein Arbeitsplatz repräsentiert einen beruflichen Bereich, der „alle Aktivitäten und Beziehungen einer Person in der Ausübung seines oder ihres Berufs einbezieht“ (CEF/GeR, S. 15). Fachsprachliche Kommunikation findet an Arbeitsplätzen statt, die als soziale Institutionen, zusammengehalten durch kommunikative Praktiken, verstanden werden können. Dort werden verschiedene Ressourcen erzeugt und reguliert, Probleme gelöst und fachliche Expertise geschaffen. (Sarangi und Robert 1999:1). Soziale Institutionen sind Teile eines Bereichs (Domäne), wie etwa Gesundheitsfürsorge oder Industrieorganisationen. Diese Faktoren – Lebensbereich (Domäne), Institution und Ort – setzen einen kontextuellen Rahmen für Kommunikation, wie er in den „CEF Professional“ –Profilen ausgeführt wird. Das “CEF Professional” –Projekt zielt auf die Erarbeitung einer Anzahl von berufsspezifischen Sprachfertigkeitsprofilen, die auf Untersuchungen am Arbeitsplatz im LCPP-Bereich, auch bekannt als Bedarfsanalysen, beruhen und zwei Hauptziele verfolgen: 1 Profile ermöglichen Lehrern, die mit einem Bereich oder Berufsfeld nicht vertraut sind, ein besseres Verständnis über die fachliche Arbeit in einer spezifischen beruflichen Umgebung zu erhalten; Profile bieten eine handfeste Grundlage für die Kursplanung.1 Dieser Leitfaden bietet Vorschläge zum Einsatz der Profile in der Kursplanung. Die Profile wurden hauptsächlich auf der Grundlage von detaillierten Interviews mit Fachleuten aus dem entsprechenden Berufsumfeld entwickelt, die berufsspezifische Informationen und Details im Hinblick auf ihre charakteristischen Erfahrungen mit einer Fremdsprache bereitstellten, wie etwa den Ort, an dem eine bestimmte Handlung stattfindet (Kundenbüro, Besprechungsraum, Messe, Restaurant etc.), im Hinblick auf die beteiligten Personen, Gemeinschaften, Unternehmen oder Institutionen (von direkten Kollegen bis zu Vertretern von Regulierungsbehörden), die Kommunikationssituationen (z. B. face-to-face, per E-Mail, als Gastgeber, als Hotline-Mitarbeiter etc.) und schließlich mit Blick auf die gebrauchten Textsorten (einfache Anfragen, Produktpräsentationen, Einstellungsinterviews u. a.). Darüber hinaus wurden die häufigsten Situationen beschrieben, in denen die Fremdsprache benutzt wird, wie auch deren kommunikativ anspruchsvollsten Situationen herausgearbeitet. Um das Wesentliche einer Bestandsaufnahme aufzuzeigen, werden Schnappschüsse eines „typischen Arbeitstages“ eines Vertreters jeder Disziplin oder typische Handlungsbeispiele von Fachleuten vorgestellt. 2. Organisatorische Prinzipien Vor einer Kursplanung sind die Lernziele auf der Grundlage der erstellten Profile festzusetzen. Dabei sind die zur Verfügung stehende Zeit, das Ausgangsniveau zu Beginn des Kurses, bereitstehende Ressourcen, andere Randbedingungen wie Gruppen- oder Einzelunterricht, Homogenität bzw. Heterogenität der Gruppe, mögliche obligatorische „allgemeine Lernziele“ eines Fremdsprachenkurses oder die verpflichtende Teilnahme an dem Kurs oder einem Examen zu berücksichtigen. Auf jeden Fall ist ein allgemeines organisatorisches Prinzip zu wählen. Es gibt sechs verschiedene traditionelle curriculare Herangehensweisen: strukturelles, 1 2 Wir gebrauchen “Kurs” hier im Sinne von Sprachprogramm, einer organisierten Ganzheit von instruktiven - und Lernaktivitäten, die sich mit einem spezifischen Thema oder Gegenstand auseinandersetzen. „Curriculum“ und „Lehrplan“ werden demnach ähnlich gebraucht. In den USA werden Lehrplan und Curriculum synonym gebraucht, obwohl woanders der Begriff Lehrplan als engerer Begriff verstanden wird. Curriculum wird definiert als “die Gesamtheit der Inhalte, die gelehrt werden, und die Ziele, die innerhalb einer Schule oder eines Bildungssystems angestrebt werden“ (White 1988:4), wobei der Lehrplan als Exposé für die Ziele und Inhalte eines bestimmten Lehrprogramms verstanden wird. Wir lassen weniger verbreitete Curriculumtypen wie analytisch/synthetisch, prozedural oder lexikalisch unberücksichtigt. 2 begrifflich/funktionales, fertigkeitsorientiertes, situatives, aufgabenorientiertes, 2 inhaltsorientiertes Curriculum. Seit Anfang der 70er Jahre sind die ersten drei Curricula die maßgeblichen gewesen, wobei sich ein Ausschlag des Pendels vom ersten zum dritten zeigte, das insbesondere Sprach- und Kommunikationskompetenzen hervorhebt. Wie ausschlaggebend der kompetenzorientierte Ansatz wurde, zeigt mit Blick auf die gängigen GeR/CEF-Interpretationen der Schwerpunkt der „Kann“ –Beschreibungen auf Kursplanung und Pädagogik. In der Tat bezieht sich auch „CEF Professional“ ausdrücklich auf das, was die Leute „können“ oder in ihrem Beruf in der Lage sind zu können. Zugleich ist kaum ein curricularer Ansatz eindimensional; in den meisten Fällen werden zwei oder drei organisatorische Ansätze genutzt: zum Beispiel fertigkeitsorientierter und funktionaler und lexikalischer. Wir präferieren auch einen mehrdimensionalen Ansatz, wobei der Fokus von einem Aspekt auf einen anderen wechseln kann, abhängig von den Fortschritten des Lerners oder dem Thema, aber auch hinsichtlich des Berufsbildes, für das die StudentINNen ausgebildet werden. Somit ist es naheliegend, dass ein Kurs für Krankenpfleger, bei dem die mündliche Kommunikation von großer Bedeutung ist, ein anderes Organisationsprinzip erfordert als ein Kurs für Juristen, die juristische Dokumente anzufertigen haben und deren Arbeit meist schriftlich ausgerichtet ist. 3. Der Einsatz von Profilen zum Maßschneidern von LCPP-Kursen In diesem Leitfaden stellen wir einige Vorschläge zum Einsatz der Profile bei der Entwicklung von LCPP-Kursen vor. Zuerst beschreiben wir unter Berücksichtigung eines mehrdimensionalen Ansatzes kurz die allgemeinen organisatorischen Merkmale eines Kurses. Danach schauen wir uns im Detail die „Kontextinformationen“ in den Profilen an, und abschießend geben wir eine Reihe von Annahmen vor, von denen wir ausgehen, um eine Ausarbeitung separater Richtlinien für jeden einzelnen Kurs zu vermeiden. Checkliste auf der Basis des gemeinsamen europäischen Referenzrahmens (GeR/CEF) GeR/CEF präsentiert am Anfang von Kapitel 4 (CEF 2001:44) eine Checkliste in Form von Fragen zu „Lehrererwartungen hinsichtlich der angenommenen zukünftigen Verantwortlichkeiten der Lerner, die sie sprachlich zu bewältigen haben, und hinsichtlich des Wissens, um adäquat handeln zu können.“ Die Liste ist es Wert, auch hier aufgeführt zu werden: Kann ich vorhersagen, in welchen Lebensbereichen (Domänen) die Lernenden agieren werden und welchen Situationen sie gerecht werden müssen? Wenn ja, welche Rollen müssen sie in diesen Lebensbereichen und Situationen übernehmen? Mit welcher Art von Menschen werden sie zu tun haben? Was werden ihre persönlichen oder beruflichen Beziehungen sein, und in welchem institutionellen Rahmen werden sie stattfinden? Auf welche Objekte werden sie sich beziehen müssen? 3 Welche Aufgaben werden sie zu bewältigen haben? Mit welchen Themen werden sie umgehen müssen? Werden sie auch sprechen müssen, oder nur verstehend zuhören oder lesen? Was werden sie hören oder lesen? Unter welchen Bedingungen werden sie handeln müssen? Welches Weltwissen oder welches Wissen über eine andere Kultur werden sie nutzen müssen? Welche Fertigkeiten müssen dafür entwickelt worden sein? Wie können sie sie selbst bleiben ohne missverstanden zu werden? Für welche dieser Aspekte kann ich Verantwortung übernehmen? Wenn ich die Situationen, in denen die Lernenden die Zielsprache anwenden werden, nicht vorhersagen kann, wie kann ich sie dann am besten auf eine kommunikative Sprachverwendung vorbereiten, ohne sie unnötigerweise auf Situationen vorzubereiten, die sich vielleicht nie einstellen? Was kann ich ihnen mitgeben, das für sie langfristig wertvoll bleibt, wie unterschiedlich auch immer sich ihre spätere Entwicklung gestalten mag? Wie kann Sprachenlernen ihre persönliche und kulturelle Entwicklung als verantwortungsbewusste Bürger in einer pluralistischen demokratischen Gesellschaft am besten fördern? Im Falle von „CEF Professional“ reduzieren und spezifizieren wir die Liste auf sechs Hauptschritte (Punkt 3.2 bis 3.7), die für die Kursentwicklung auf der Basis der Profile genutzt werden können. In Übereinstimmung mit der GeR/CEF „Checkliste“ bringen wir sie ebenfalls in Frageform. 3.2. Was sind die Bedingungen für die Kursplanung? Bei der Entscheidung, was aus dem weiten Kommunikationsrepertoire des Referenzrahmens einzubeziehen bzw. auszuschließen ist, helfen drei praktische Werkzeuge: Lehrplanbeschreibungen der Institution Bedarfsanalysen zum Verständnis der Bedürfnisse der Zielgruppe und diagnostische Tests (oder Ad-hoc-Methoden) zum Verständnis des Fertigkeitsniveaus der Studenten. Anforderungen der Institution Darüber hinaus sollte man sich vergewissern, welche Ressourcen zur Verfügung stehen: Anzahl der Unterrichtsstunden (und Planungsstunden), Studienpunkte oder Kompetenzziele materielle Ressourcen: Klassenraum, Computerklasse, Sprachlabor Kursmaterial: Bücher, Artikel, Ton/Videomaterial Einzel/Teamunterricht Terminierungs- und Planungsbeschränkungen die Zusammensetzung der Lernergruppe 4 3.3. Wurden für diesen Fachbereich oder angrenzende Bereiche Profile entwickelt? Überprüfen Sie den “CEF Professional” –Index [http://www.cefpro.org/] oder [http://www.artemisland.fi/]. Falls ein Profil für den oder einen angrenzenden Bereich existiert, prüfen Sie ihn im Detail. Falls nicht, besteht die Möglichkeit, die Studenten unter Berücksichtigung eines spezifischen Profils und ihrer eigenen Erfahrungen und Erwartungen anzuhalten nach entsprechenden Kompetenzen in ihrem zukünftigen Berufsumfeld wie auch nach potenziellen Berufen Ausschau zu halten. Nachfolgend können die Interviewfragen, die für „CEF Professional“ benutzt wurden, nützlich sein und als Folie zur Informationsbeschaffung eingesetzt werden (Internetseite von „CEF Professional“) [Link]. Folgende Fragen können beispielsweise gestellt werden: Welchen Beruf werden Sie nach ihrem Abschluss an ihrer Institution ihrer Ansicht nach wählen? (Falls Studenten nicht über ihre Möglichkeiten nach einem Abschluss informiert sind, geben Sie eine Liste mit möglichen Berufen in diesem Bereich. Dafür können Sie eine entsprechende Liste von Berufen aus den Studiengängen ihrer lokalen Ausbildungsinstitute sowie die Lehrpläne für den fachsprachlichen Unterricht nutzen.) Wie viele von Ihnen denken, dass sie Englisch in ihrem zukünftigen Beruf brauchen werden? Mit was für Situationen werden Sie sich ihrer Meinung nach auseinandersetzen müssen? Mit was für Leuten werden Sie zu tun haben? Haben Sie irgendwelche Filme gesehen, die Ihnen einen Eindruck vermittelt haben? Alternativ kann ein Lehrer die Studenten bitten, sich die folgenden Links anzuschauen [Link zu zwei Profilen, A. Zielberufen und B. Beruflichen Informationen]. Dort finden sich Beschreibungen von Unternehmen und Organisationen, die Stellen im Bereich Maschinenautomation in Finnland anbieten. Es ist selbstverständlich, dass jedes Land in Europa seine eigenen speziellen Institutionen hat. Nichtsdestotrotz sind sie ähnlich in ihrer Arbeitsaufteilung und in ihren Stellenbeschreibungen. Die Studenten könnten in ihrer Umgebung nach parallelen Beispielen Ausschau halten oder ähnliche Stellenbeschreibungen, wenn möglich auf Englisch, im Internet suchen. 3.4. Kann ich vorhersagen, in welchen Lebensbereichen (Domänen) die Lernenden agieren werden und welchen Situationen sie gerecht werden müssen? Wenn ja, welche Rollen müssen sie unter Mithilfe der Profile in jenem oder einem anderen Lebensbereich übernehmen? Die ersten Seiten der Profile geben Hintergrundinformationen über die typischen Berufe für Fachleute in dem Bereich und welche Aufgaben Teil der täglichen Routine der Fachleute sind. So gibt uns zum Beispiel das Profil eines Büroangestellten folgende Informationen: Der Lebensbereich (Domäne) eines Büroangestellten kann beschrieben werden als 5 Assistent des Managers oder eines mittleren Managers, abhängig von der Größe des Unternehmens Verwaltungsassistent / Angestellter / SekretärIn unterschiedliche Abteilungen, z. B. Einkauf, Verkauf, Marketing, Personal, Rechnungswesen, oder Verantwortlichkeit für verschiedene Bereiche, abhängig von der Erfahrung und / oder zusätzlicher Qualifikationen. Die Organisation ist in verschiedene Abteilungen aufgeteilt, z. B. Einkauf, Verkauf, Marketing, Personal, Rechnungswesen, oder verantwortlich für verschiedene Bereiche, abhängig von der Erfahrung und / oder zusätzlicher Qualifikationen Beispiel für solche Organisationen sind z. B. BASF (Chemie) Ludwigshafen (http://www.basf.com), Bosch (Automobilzubehör) Karlsruhe (http://www.bosch.com), DaimlerChrysler (Autoindustrie, http://www.daimlerchrysler.com), Autohändler, Versandhandel (http://www.klingel.de), Möbelhändler, Versicherungen (Aachener + Münchner; http://www.amv.de/internet/amven/amven_inter.nsf/docs/home), etc. Die Aufgaben eines Büroangestellten umfassen typischerweise verschiedene administrative und geschäftliche Aktivitäten innerhalb eines Unternehmens, einer Behörde / eines Gremiums oder einer Vereinigung (NGO). Dazu gehören z. B. allgemeine Verwaltungsarbeiten (z. B. Verteilung eingehender Post / Absenden ausgehender Post, Sekretariatsarbeiten, Reisearrangements) Buchhaltung, Gehaltsbuchhaltung, Kostenbuchhaltung Handelskorrespondenz Assistenz in Steuer- und Versicherungsfragen Statistik (aufstellen / aktualisieren), z. B. Verkaufszahlen oder Bestände Rechnungslegung und Mahnungen Bestandsverwaltung / Lagerhaltung: Überprüfung eingehender Lieferungen, des aktuellen Lagerbestands, Überwachung der Lagerkosten Verkaufs-, Marketing- oder Einkaufsassistenz Assistent im Projektmanagement Betreuung von Unternehmensbesuchern. Mit diesem Beispiel möchten wir demonstrieren, wie ein Profil dem Lehrer oder Kursplaner behilflich sein kann, bestimmte Settings für relevante Kurssimulationen in authentischen Situationen zu identifizieren und auszuwählen das Wissen des Kursplaners über die Teilnehmer mit den Informationen aus dem Internet über aktuelle und motivierende Unternehmen und Organisationen zu Kurssimulationen zu verknüpfen. 3.5. Was für Informationen beinhalten die Profile im Hinblick auf die zentralen Kommunikationssituationen, Kontexte und Texte? 6 Alle Profile geben Informationen zu Texten3 und Genres, denen der Fachmann in seinem Bereich begegnet. Gefolgt von tiefer gehenden Kontextinformationen zu den Texten und Genre. Mehr dazu im Abschnitt 4, Kontextinformationen. Zur detaillierten Beschreibung der Kommunikationsereignisse beschreiben die Profile sowohl frequente als auch anspruchsvolle Situationen und sie geben „Schnappschüsse“ eines mehr oder weniger typischen Arbeitstages. Frequente Situationen in dem Profil für graduierte Betriebswirte sind zum Beispiel: (1) Telefonische Kundenkontakte im Rahmen von spezifischen Ersatzteilnachfragen oder der Instandhaltung von Papiermaschinen. [link] (2) Kontakte per E-Mail oder Telefon mit den Auslandsniederlassungen des Unternehmens (= großer multinationaler Nahrungsmittelhersteller). [link] Eine anspruchsvolle Situation für einen Ing. grad. (Maschinenautomation) ist zum Beispiel „Verhandlung mit öffentlichen Behörden“. [link] Diese spezifische Situation war anspruchsvoll, weil: der Verhandlungspartner kein Ingenieur sondern ein Hygieniker war; deshalb musste man mit der Terminologie vorsichtig sein; der Verhandlungspartner / Repräsentant des US-Landwirtschaftsministeriums die Befugnis hatte, die Pläne zu akzeptieren oder zurückzuweisen. Deshalb konnte man sich nicht das Risiko von Missstimmung oder Irritationen erlauben; der Zeitplan eng war; der Beamte hatte eine Woche für die Pläne reserviert; deshalb stand man unter großem Zeitdruck. Diese Situationen, Schnappschüsse und die Kontextinformationen sind eine gute Informationsquelle. Die Situationen sind detailliert beschrieben, auch hinsichtlich Ort und der beteiligten Personen, und es wurde der Versuch unternommen, die wesentlichen Erfolgsfaktoren für die Kommunikation zu beschreiben. Diese Daten vermitteln dem Lehrer ein Verständnis für die kommunikativen Aufgaben, die seine Studenten in ihrem gewählten Berufsfeld zu gegenwärtigen haben, und verweisen auf Kursmaterialien und Aktivitäten / Aufgaben (Simulationen, Rollenspiele, Klassenrauminteraktion etc.) in solcher Weise, dass sowohl Input (Materialien, Instruktionen etc.) als auch Output (Produkte wie Texte, Tabellen, Präsentationen und Lernergebnisse wie verbesserte Kompetenzen, Bewusstsein und Strategien) mit den zu erwartenden Praxissituationen harmonisieren. 3.6. In welchem Maße sind Studenten in der Lage, in den frequenten und anspruchsvollen sowie Schnappschusssituationen zu bestehen. Beschreibungen wirklicher Situationen und die Schnappschüsse eines typischen Arbeitstages sind nicht nur wichtig für eine fachsprachliche Kursplanung, sondern auch für das Verständnis der Studenten über die Inhalte der Kursmaterialien. Folglich sollte das Material der Profile, wenn nur irgend möglich, Eingang in die Unterrichtsmaterialien 3 “Ein Fragment natürlich gesprochenen, geschriebenen oder anderen zeichenhaften Diskurses für die Analyse ist oftmals eine sprachliche Einheit mit einer definierten kommunikativen Funktion wie eine Konversation, oder ein Poster.“ (Crystal 1992:72) 7 finden (Dialoge, Telefongespräche, E-Mails, Briefe, Berichte, Tabellen, Mitteilungen etc.). Dies stärkt die Motivation für die Teilnahme an dem Kurs. Der Einsatz dieser Elemente als Diskussionsgegenstände zeigt dem Lehrer diejenigen Elemente, die sich als schwierig für die Studenten erweisen. Dieser Aspekt legt dem Kursplaner nahe, frequente und anspruchsvolle Situationen oder Schnappschüsse als Einführung in den Kurs einzusetzen, um die Kenntnisse über den Lebensbereich (Domäne) und die Kommunikationsweisen in ihm zu „testen“. Das kann z. B. geschehen: indem die Studenten einige häufige Situationen simulieren (z. B. am Telefon, auf der Messe) indem man über die Erfahrungen der Teilnehmer in diesen Interaktionen diskutiert indem man die anspruchsvollen Situationen diskutiert und prüft, ob die Studenten mit den Kontexten dieser Interaktionen vertraut sind. 3.7. Können Teile des Profils für Unterrichtsaufgaben, Prüfungen und Evaluierungen genutzt werden? Profile können als Benchmark für Kurs- und Studentenevaluierungen dienen. Sie beschreiben Leistungskriterien, die zur Bestimmung der Erreichung von Lernzielen eingesetzt werden können. Idealerweise ist ein Kurs erfolgreich, wenn die Studenten – abhängig von der Stufe - in der Lage sind, mit den häufigen und/oder anspruchsvollen Situationen aus den Profilen umgehen können. Einige Beispiele für Aufgaben der Studenten: Gespräch über Lebensstile mit einer Mutter eines Patienten und einem Sozialarbeiter: Alkohol, Drogen, Sportübungen, Essgewohnheiten, Stress, Schlaf, Medikamente etc. Vermittlung von Informationen über ein aktuelles Impfprogramm Informierung der Studenten über Gesundheitsdienstleistungen und mögliche Unfallgefahren während der Praktika (z. B. Nadelstichunfälle und Kontakte mit Fremdblut) Einige Beispiele für Prüfungsfragen: Einem Diabetespatienten Anweisungen zur aktiven Teilnahme an der Selbstversorgung geben Patientenbefragung zur Krankenakte Durchführung eines Telefongesprächs über die Gesundheitssituation eines Patienten, Überweisung eines älteren Patienten in ein Krankenhaus der Gemeinde 4. Kontextinformationen für die Relevanz der Kursinhalte 8 Vier Kontextkategorien zum Verständnis des soziokulturellen Umfelds von Fachleuten in ihrer Arbeitsumgebung: a) Ort b) Teilnehmer (Personen, Gemeinschaften, Unternehmen, Institutionen) c) Kommunikationssituationen und d) Texte. Die vier Kategorien in den “Kontextinformationen” der Profile beinhalten reichlich Informationen zum Kontext, in dem die verschiedenen Fachleute ihre Arbeit verrichten, und sind somit sehr informativ hinsichtlich einer fachlichen Ausrichtung eines Kurses an die Bedürfnisse von Fachleuten. Danach diskutieren wir einige Aspekte der Inhalte der „häufigsten / anspruchsvollsten Situationen“ sowie der Erfahrungen aus dem Realleben und den „Schnappschüssen“. Abschließend untersuchen wir die verschiedenen Fertigkeiten sowie den Zeitaufwand für ihr Training. Wenn wir die verschiedenen Orte, Personen, Gemeinschaften, Unternehmen, Institutionen, Kommunikationssituationen und Texte in einem bestimmten Profil berücksichtigen, so wird klar, dass nicht alles Eingang in den Kurs finden kann. Folglich ist es wichtig, einen Kernbereich in jedem Profil zu identifizieren, der die typischsten berufsbezogenen und häufigsten Aspekte bei der Kursplanung berücksichtigt. Dies hat einige Folgen für das auszuwählende Material. Aspekte die typischerweise zum “Allgemeinenglisch/-deutsch“ gehören, bleiben außen vor. Wir konzentrieren uns, auf jeden Fall mit fortgeschrittenen Lernern, auf solche Aspekte, die charakteristisch für den Sprachgebrauch in dem beschriebenen Profil eines Arbeitsumfelds sind. Außer bei einem niedrigen Fertigkeitsniveau, sollten grundlegende schriftliche und mündliche Kommunikation für die Studenten kein Problem mehr sein. Der exakte Ort, an dem die Sprache eingesetzt wird, ist wahrscheinlich nicht von großer Bedeutung. Beispiele sind die Sprachregister in Restaurants, auf der Straße, auf der Bank oder am Flughafen. Diese Situationen können insbesondere für berufsbildende Lehrer in der Sekundarstufe relevant sein, deren Lerner oftmals nur über ein sehr niedriges Fertigkeitsniveau verfügen. Sie werden hinreichend in „Allgemeinkursen“ abgehandelt. 4.1. Ort Der Arbeitsplatz ist offensichtlich ein wesentlicher Sinnbereich als Umgebung für eine Simulation im Sprachunterricht. Eine Datenerhebung am Ort hilft dem Kursplaner bei der Entwicklung von Vorgängen, die an einem relevanten Ort oder Orten stattfinden der Verzahnung von Profildaten mit den Erfahrungen der Teilnehmer und der Auswahl der Orte, die motivierend und herausfordernd – und nicht zu einfach – für die Gruppe sind. Die folgenden Details zu einem Ort stammen von Interviewten aus zwei verschiedenen Bereichen: Bautechnik Betriebsgelände des Unternehmens: 9 Werkstätten und Büros, wenn etwa ein ausländischer Kunde an einer Projektbesprechung teilnimmt Auf Geschäftsreisen: alle gewöhnlichen Orte und Plätze (Flughafen, Mietwagen, Hotel, Restaurant, Bank, Post, Geschäfte, Freizeitstätten, Ärzte etc.) Orte mit festen Ausrüstungen (Industriegebiete, Häfen, Lagerhallen etc.). In anderen Profilen ist das Betriebsgelände des Unternehmens unterschiedlich. So gibt es beispielsweise in einer Rechtsanwaltskanzlei keine Werkstatt, und die Hauptarbeiten erfolgen in einer Umgebung in der man liest oder schreibt oder mit Klienten spricht. Darüber hinaus verbringen Rechtsanwälte ihre Zeit bei dem Klienten oder im Verhandlungssaal und gelegentlich bei einem Arbeitsessen im Restaurant. Manche Fachleute reisen viel: man besucht Kunden oder demonstriert oder verkauft seine Produkte auf Messen. In anderen Fällen, wie etwa Berufen im Gesundheitsbereich, wird wenig gereist; KrankenpflegerInnen arbeiten in der Regel an einem bestimmten Ort. Der Ort ist Teil der Profile, weil Sprache immer im sozialen Kontext gebraucht wird und nur mit Bezug auf die Auswirkungen der Situation auf das Sprachverhalten verstanden werden kann. In dem Ansatz „situatives Curriculum” führt dies oft zu Materialien in Form von Konversationen und Dialogen, in denen eine Verbindung zwischen Situation (Ort) und Thema signifikant ist. In manchen Fällen ist insbesondere der exakte Ort für die Entwicklung von Kursmaterialien und die Auswahl von Simulationen von besonderer Bedeutung. Zum Beispiel im Krankenpflegebereich ist der Arbeitsplatz wichtiger als in einem Büro. So müssen KrankenpflegerInnen, wenn sie in einer fremdsprachlichen Umgebung oder mit fremdsprachlichen Kollegen zusammenarbeiten, oder bei der Pflege ausländischer Patienten ihre Hilfsmittel, Krankenhausabteilung, Kleidung des Personals, Medikamente und ihre Wirkungen vorstellen und erklären, weil diese sehr verschieden von den Erfahrungen der Patienten sein können. Teilweise trifft dies auch auf den Arbeitsplatz eines Bauingenieurs zu. Der Ort, z. B. eine Baustelle, ist eng mit der Sprache verbunden. Es ist leicht eine Situation vorstellbar, in der ein Ingenieur dem Vorarbeiter aufträgt, mit einem Kran ein Bündel Rohre näher an ein Baugerüst heranzuführen, aber vorher zu überprüfen, dass die Fundamentplatte mit einem großen Betonblock verschraubt ist. Alles was man vor Ort oder auf Zeichnungen sieht kann Teil der Kommunikation sein. Aber in vielen Fällen einer normalen Arbeitsumgebung sind folgende Requisiten von geringerer Bedeutung: es handelt sich nur um lexikalische Einheiten: Telefax, Kopierer … In realer Kommunikation spielen sie nur eine geringe Rolle, insbesondere mit einem fremdsprachlichen Sprecher. 10 4.2. Personen, Gemeinschaften, Unternehmen, Institutionen Wir beginnen wieder mit einem Vergleich von drei Profilen, was diese über in der Sprachsituation beteiligte „Personen, Gemeinschaften, Unternehmen und Institutionen“ aussagen, z. B. mit wem Repräsentative einer bestimmten Disziplin kommunizieren. Diese soziokulturellen Informationen helfen dem LCPP-Lehrer die Gemeinschaften und Organisationen, mit denen er oder sie noch nicht vertraut ist, näher zu untersuchen über Berufe nachzudenken, die dem Kompetenz- und Erfahrungsniveau der Teilnehmer entsprechen bei der Auswahl und Entwicklung von anspruchsvollen und realistischen Rollen für die Teilnehmer (eine Telefonistin sollte nicht als Vorsitzende agieren) Ein Beispiel aus dem Sozial- und Pflegebereich kann dies illustrieren. Im Gesundheitsund Sozialbereich kommuniziert man typischerweise mit: Patienten/Klienten Familienangehörigen und Verwandten Mitarbeitern des Gesundheitsbereichs (eine Krankenschwester mit einer anderen Krankenschwester, Labor- oder Apothekenmitarbeiter, ein Arzt oder Chirurg). Im Gesundheitsbereich kommt man auch mit Personen unterschiedlicher kultureller Hintergründe zusammen, sowohl als Kollege als auch als Patient und seiner Angehörigen. Im Maschinenbau sind die Beteiligten ganz unterschiedlich: Im Profil für den Bereich Metallarbeit und Maschinenbau werden genannt Kollegen, Vorarbeiter und anderes Projektpersonal. manche Behörden (Zoll, Inspektoren, Arbeitssicherheit und Qualitätskontrolle). Personen, die mit einem Kunden zu tun haben (Zulieferer etc.). Obwohl sich die Profile in ihrer Detailliertheit unterscheiden, ist die Kommunikation mit Kollegen (direkte Kollegen oder Mitarbeiter in höherer oder niedriger Position innerhalb der Firma), Kunden (bezeichnet sowohl Klienten als auch Zulieferer) und gelegentlich mit Mitgliedern anderer Organe, gewöhnlich (lokale) Behörden oder zufällige Kontakte auf Reisen (Außenstehende), offensichtlich. Meistens handelt es sich um Face-to-faceInteraktion, aber ziemlich oft auch per Telefon und manchmal über das Internet (MSN, Skype). Im Falle von beteiligten Kunden kann es sich um andere Fachleute aus dem gleichen oder einem anderen Bereich oder Laien handeln, z. B. Personen aus der Öffentlichkeit. Daraus folgen zwei Implikationen für die Kursplanung. Zuerst muss die im Kurs gebrauchte Sprache verschiedene Niveaustufen umfassen, z. B. zur Kommunikation mit Fachleuten und Laien. Mit anderen Worten reicht es nicht, sich auf die Fachterminologie und – wie etwa im Falle der Rechtswissenschaften – komplexe Formulierungen in komplexen Texten zu konzentrieren; es kann vielmehr von Bedeutung sein, Personen, die nicht den gleichen Beruf haben, berufliche Aspekte alltagssprachlich zu vermitteln. Zweitens 11 haben Fachleute sich der Tatsache zu stellen, dass sie bei ihrer Arbeit mit Menschen kommunizieren, deren technisches Wissen über das ihrige hinausgeht. Dies wird besonders klar im Bereich Bautechnik, wo der Jargon eines Elektroingenieurs sich von dem eines Vermessungsingenieurs unterscheidet und beide Jargons für örtliche Behörden oder gar den Bauleiter Kauderwelsch sind, ganz zu schweigen vom Eigentümer des Gebäudes. Das gleiche gilt für den Gesundheitsbereich: Krankenpfleger müssen in der Lage sein, den Patienten und ihren Angehörigen in einfachen Worten die medizinische Situation zu erklären, welche Maßnahmen ergriffen wurden und welche Wirkung bestimmte Behandlungen haben können. Hiobsbotschaften verbreiten sich in allen Berufen, aber im Gesundheitsbereich mehr als in anderen Bereichen. Mit Blick auf die Tatsache, dass Studenten im tertiären Ausbildungsbereich nicht damit vertraut sind, was sich exakt zwischen Fachleuten unterschiedlichen Hintergrunds abspielt, erscheint es sinnvoll, die Sprache von Fachleuten aus dem gleichen Bereich und zwischen Fachleuten und Laien anzuwenden. In diesen Fällen werden insbesondere Diskursfunktionen wie Erklärung und Erläuterung zum Einsatz kommen, denn es ist oftmals notwendig, eine bestimmte Situation oder ein Phänomen einer Person näher zu bringen, die nicht damit vertaut ist. In der Tat sind Erklärung und Paraphrasierung essenziell und bedürfen sorgfältiger Übung. 4.3. Kommunikationssituationen Dieser Punkt ist ohne Zweifel von großer Bedeutung, weil es um die Situation geht, in der die Kommunikation am Arbeitsplatz stattfindet. Es ist selbstverständlich, dass es eine Vielfalt an kommunikativen Bedürfnissen gibt: alle Fachleute sind in verschiedene Sprachaktivitäten eingebunden: Rezeption, Produktion, Interaktion oder Mediation; alle diese Aktivitäten stehen in Verbindung zu mündlichen oder schriftlichen Texten oder beiden. Sie illustrieren (hier im Fettdruck), was im Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen (s. 24) auf dem B2-Niveau beschrieben wird: Kann die Hauptinhalte komplexer Texte zu konkreten und abstrakten Themen verstehen; versteht im eigenen Spezialgebiet auch Fachdiskussionen. Kann sich so spontan und fließend verständigen, dass ein normales Gespräch mit Muttersprachlern ohne größere Anstrengung auf beiden Seiten gut möglich ist. Kann sich zu einem breiten Themenspektrum klar und detailliert ausdrücken, einen Standpunkt zu einer aktuellen Frage erläutern und die Vor- und Nachteile verschiedener Möglichkeiten angeben. Für die Kursplanung bedeutet das, dass man sich anstatt auf alle kommunikative Situationen auf die häufigsten oder – auf einem höheren Niveau – auf die (kommunikativ) anspruchsvollsten konzentrieren sollte. Das bedeutet nicht, andere kommunikative Situationen unberücksichtigt zu lassen. Für motivationale – und Abstufungszwecke kann es sinnvoll sein, Material einzusetzen oder zu entwickeln, das für andere, einfachere Kommunikationssituationen geeignet ist. Aber unter 12 Berücksichtigung der gewöhnlich begrenzten Zeit ist es am effektivsten, die Studenten in die häufigsten Situationen (s. unten) einzuüben und später während des Kurses und / oder auf einem relativ hohen Kursniveau an anspruchsvolle Situationen heranzuführen. Idealerweise sollte es möglich sein, eine Anzahl an sowohl häufigen wie auch anspruchsvollen Kommunikationssituationen herauszuarbeiten und diese in Simulationen einzusetzen. Ein Fremdsprachennutzer agiert in zahlreichen Situationen als Berater oder Coach oder Moderator unter Einsatz seines Expertenwissens und Rats für Kunden/Klienten, die ein bestimmtes Produkt, Wissen oder Dienstleistung nachfragen. Zur Illustration einige Befunde aus zwei gänzlich unterschiedlichen Profilen. Im juristischen Bereich liegen die hauptsächlichen Kommunikationssituationen in: der juristischen Beratung von Unternehmenskunden und Einzelpersonen im Wirtschafts- und Zivilrecht dem Aufsetzen juristischer Dokumente nach Kundenvorgaben der Vertretung und Begleitung der Kunden bei Geschäftsverhandlungen und großen Geschäften der Vertretung von Klienten vor Gericht und bei Rechtsstreitigkeiten der Bürokommunikation Fall vorbereitenden Arbeiten der Konversation mit Geschäftspartnern oder Klienten außerhalb des Büros (Geschäftsessen etc.); Small talk Im Gesundheitsbereich hängen die Kommunikationssituationen sehr vom Ort ab, wahrscheinlich mehr als in anderen Berufen: Gesundheitszentren: Schwangerschaft, Geburt, Kindeswohl und Gesundheit, Impfung, Schwangerschaftsverhütung ambulante Krankenstationen: Gesundheitsförderung, Anweisungen face-toface oder am Telefon, Überwachung des Zustands der Patienten, Unterstützung der Patienten zu aktiver Teilnahme an der Selbstversorgung, z. B. Diabetes, Asthma, Cholesterin, Bluthochdruck, Fettleibigkeit, Herzerkrankungen, Skelettmuskelkrankheiten, Krankenpflege, Krankenberichte an das Pflegeteam und die Familienmitglieder des Patienten, Diskussion über Veränderungen und Entwicklungen in der Krankenpflege und –vorsorge in der Gesellschaft Gesundheitsvorsorge in der Schule, für Studenten und am Arbeitsplatz: Gesundheitserziehung, Gesundheitsförderung, Untersuchungen, Impfungen, Immunisierungen, Diskussion über Lernschwierigkeiten und Probleme in der Schule, Diskussion über Lebensstile: Rauchen, Alkohol, Drogen, Training, Essgewohnheiten, Stress, Schlaf, Medikamentengebrauch etc., Diskussion über Arbeitsbedingungen, Arbeitsfähigkeit, Betreuungsbedarf Heimpflege: Pflegemaßnahmen, aktive Teilnahme des zu Pflegenden Organisationen und Projektaufgaben: Diskussion mit Akteuren aus verschiedenen privaten und gemeindlichen Sektoren sowie Regierungs- und Fachorganisationen, Planung und Einführung von Interventionen zur 13 Zielerreichung, Evaluierung der Wirkungen auf die Volksgesundheit; siehe Programm „Gesundheit 2015“ [Link]. Eine Liste der kommunikativen Situationen öffnet dem Kursplaner eine weite Perspektive auf die Berufe in diesem Bereich und vermeidet einen stereotypischen Blick auf Fachleute und bietet ein weites Spektrum möglicher Kommunikationsereignisse, aus denen sich der Kursplaner diejenigen herausarbeiten kann, die am besten den Bedürfnissen und den Bestrebungen der Gruppe dienen 4.4 Texte Unsere vierte Kategorie zu den „Kontextinformationen“ der Profile sind „Texte“. Der CEF/GeR hebt die Wichtigkeit dieser Kategorie hervor: “Der Text ist bei jedem Akt linguistischer Kommunikation von zentraler Bedeutung, die externe, objektive Verbindung zwischen Produzent und Empfänger, sei ihre Kommunikation face-to-face oder auf Distanz.“ Er ist auch bei jedem Fremdsprachenkurs von zentraler Bedeutung (Morrow & Schocker, 1987). In unseren Profilen umfasst die Kategorie ‘Texte’ Daten über verschiedene Textsorten in mündlicher und schriftlicher Form. Obwohl nicht in allen Profilen aufgeführt, sind manche Textsorten für alle (Profile) gültig. Alle Fachleute benutzen E-Mail und Telefon (Dialoge). Nahezu jeder nimmt während seiner Arbeit an informellen Besprechungen mit seinen Kollegen über den Stand der Arbeit oder eines Projekts teil. Einige nehmen während ihrer Arbeit an formellen Besprechungen teil, so dass sie Tagesordnungen und Zeitpläne zu beachten haben, und andere führen Verhandlungen. Projektdokumentationen und Prozessbeschreibungen sind typische Textsorten, und selbst Produktpräsentationen sind ziemlich häufig, obwohl die Art der Präsentation von einer PowerPoint-Präsentation eines neuen Schweißgeräts bis zu einer mündlichen Präsentation eines Juristen über die Vor- und Nachteile eines Joint Ventures reichen kann, oder von einer hoch formalisierten Präsentation auf der Vorstandsetage bis zu einer sehr informellen Erklärung über die Bedeutung eines bestimmten Punkts in einer Zeichnung. Insbesondere geschriebene Texte variieren enorm hinsichtlich Thema, Stil und Komplexität, von einfachen E-Mails bis zu einem Angebot oder einer Bilanz. In „CEF Professional“ gehen wir davon aus, dass die Studenten ein hinreichendes Niveau (B1) erreicht haben und nur geringe Probleme mit Texten über Themen und in Situationen haben, mit denen die meisten Leute vertraut sind. Das bringt uns wohl zum wichtigsten Punkt, dass nämlich alle “Texte”, ob mündlich oder schriftlich, in der betreffenden Domäne handeln sollten und – selbstverständlich – authentisch sein sollten. Texte in einem Kurs für angehende Bauingenieure sollten immer einen deutlichen Bezug zur Bautechnik aufweisen. Das gilt auch für alle anderen Disziplinen: Recht, Technologie und Transport, Maschinenbau, Metallarbeit und Anlagenbau etc. Die Profile bieten hinreichend Vorschläge, um angemessene Texte auszuwählen. Authentizität heißt, dass 14 die Texte jene Texte repräsentieren, mit denen Fachleute regelmäßig in Kontakt kommen. Im Internet herrscht kein Mangel an passenden Texten, und es besteht kein Problem solche Texte zu finden, die im zukünftigen Beruf eines Studenten relevant sind, obwohl es nicht immer leicht ist, angemessene Beispiele für Geschäftskorrespondenz oder Transkripte von Besprechungen zu finden. Mithilfe einiger gut gewählter Suchbegriffe aus einem Profil lassen sich bei Google Texte mit hinreichender Relevanz für die berufliche Praxis finden, z. B. zur linguistischen Vorbereitung von Studenten auf ihr zukünftiges Berufsleben. Ein Beispiel: angenommen jemand möchte wissen, was in einer Besprechung mit Bauingenieuren besprochen wurden, kann man zwei Worten eintippen: Besprechung Bautechnik. Wenn man eine Reklamation/Beschwerde über eine Dienstleistung diskutieren möchte, findet man eine Sammlung entsprechender Reklamationen unter Reklamation, Fragen zur Reklamationsbehandlung unter „Behandlung von Reklamationen“. Im Sprachunterricht werden Texte typischerweise auf dreierlei Weise eingesetzt: als (1) Quelle für linguistische Phänomene, (2) als Informationsmedium und (3) als Ausgangspunkt für die Sprachproduktion. (1) Texte bieten im Kontext Beispiele für linguistische Aspekte, die geübt werden sollen. Abhängig von der Bedürfnislage der Studenten kann ein Kursziel die Verbesserung des Leseverständnisses und kritisches Lesen der Studenten sein, wofür die entsprechenden Aufgaben zur Interaktion der Studenten mit den Texten entwickelt werden müssen. Textinduzierte Aktivitäten können solche sein, die auch in allgemeinen Sprachkursen eingesetzt werden: Identifizierung der Hauptgedanken mithilfe von Vorwissen, und relativ einfache Übungen auf allen Stufen, wie Textvervollständigung, Arrangierung von Wörtern, Phrasen oder Abschnitten in eine angemessene Ordnung, Gruppierung (Zuordnen von Wörtern und Phrasen zu bestimmten Kategorien) etc. (2) Die Hauptbedeutung von Texten ist natürlich die Übermittlung von Informationen. Im Kontext von „CEF Professional“ ist das der Fall, weil Studenten noch nicht über hinreichendes Wissen über ihre zukünftige berufliche Karriere verfügen. Selbst der Profil-Text bietet Informationen zu Themen, Situationen, Kontext, Kontakte, Texte etc., die für den zukünftigen Beruf des Studenten relevant sind. Das heißt: beginnen Sie mit einem kompletten Profil als Lesetext. Stellen Sie aussagekräftige Fragen (aussagekräftig in Bezug zum zukünftigen Beruf und dem aktuellen Kurs) zur Diskussion zwischen den Studenten über einzelne Punkte verschiedener Kategorien. (3) Insbesondere auf höherem Niveau werden Texte hauptsächlich als Grundlage für die Sprachproduktion, wie Stellungnahmen oder Analyse und Diskussion eines kontroversen Texts, genutzt. Ein Beispiel wäre ein Text für Krankenpfleger zu Überlebenschancen von Patienten auf einer Krebsstation, ein Text über die Schweigepflicht von Rechtsanwälten und ihre ethischen Implikationen in einem Kurs für Rechtsanwälte, oder ein Text für Bauingenieure zur Verantwortlichkeit beim Einsturz eines Gebäudes. Die Kategorien von Texten in den Profilen helfen dem Kursplaner, die Vielseitigkeit vorherrschender Gattungen in dem Beruf zu erfassen und eine 15 Begrenzung der Inhalte auf eine begrenzte Auswahl von Genre zu vermeiden; die relevanten beruflichen Gattungen zu identifizieren und einzubeziehen, welche die Bedürfnisse und Bestrebungen der Teilnehmer berücksichtigen und hinreichend anspruchsvoll sind. 5. Profile für sachgerechte Aktivitäten und Materialien Drei Bereiche in den Profilen geben Aufschluss über die oben genannten Kommunikationssituationen. Es handelt sich dabei um 1) die häufigsten Situationen, 2) die anspruchsvollsten Situationen und 3) Schnappschüsse. Darauf aufbauend sollte es möglich sein, motivierende und anspruchsvolle Aktivitäten und Aufgaben zu entwickeln Simulationen und Texte für Kursmaterialien anzufertigen gute Materialien auszuwählen. 5.1. Die häufigsten Situationen Wir geben hier zwei Beispiele aus den Profilen, Auszüge aus detaillierteren Beschreibungen: Bauingenieur Das Treffen findet im Büro des Bauingenieurs (BI) oder Architekts statt. Ein Bauingenieur (BI) spricht mit einem Architekt, um Einvernehmen über eine gute Baukonstruktion zu erreichen und wie diese in das ästhetische Konzept der Architektur des Gebäudes passt. Sie diskutieren aus der Sicht des BIs, was möglich und was nicht möglich ist, und sie versuchen einen Kompromiss zu erreichen, der eine elegante und solide Konstruktion ermöglicht. Manchmal erfordern architektonische Pläne extrem herausfordernde, wenn nicht gar unmögliche, bautechnische Lösungen. Letzteres passiert gewöhnlich mit unerfahrenen Architekten. In einer solchen Situation ist das Kommunikationsziel zu erklären: warum eine Säule oder Scherwand (verstärkte Betonwand zur Aufnahme von Erdbebenkräften), die der BI für einen bestimmten Platz vorgesehen hat, nicht verschoben werden kann, wie es der Architekt wünscht; oder durch eine alternative Lösung einen Kompromiss zu suchen und zu finden, so dass am Ende beide Seiten über die gefundene solide und ästhetische Lösung vergleichsweise zufrieden sind. Jurist Das Treffen findet im Büro des Rechtsanwaltes statt. Die Beteiligten sind der Rechtsanwalt und wenigstens zwei Vertreter des Mandanten, von denen einer ein Ausländer, ein leitender Angestellter oder Vorstandsmitglied ist. Die Kommunikationssituation ist eine einführende Besprechung – mit folgenden Phasen - in den Sachverhalt, um das Mandat abzustecken: allgemeine Unterrichtung durch den Anwalt über das Procedere und die rechtlichen Grundlagen Beantwortung der Fragen des Mandanten Analyse der relevanten juristischen und geschäftlichen Dokumente des Mandanten Ausarbeitung eines konkreten Ansatzes und Zeitplans für die weitere Zusammenarbeit. Texttyp ist die Face-to-face-Konversation. Dokumente des Mandanten (z. B. Bescheid, Ausschreibung, Arbeitsvertrag, Pachtvertrag, Vertriebsvertrag, Handelsvertrag, Unternehmenssatzung, Bilanz, Gewinnund Verlustrechnung, Jahresbericht etc. abhängig vom Fall). In beiden Fällen, wie auch in vielen anderen in den Profilen beschriebenen Fällen, haben wir ein ziemlich informelles Treffen mit zwei oder drei Personen, in denen 16 Situationsbeschreibungen, Pläne und ähnliches im Zentrum stehen und in denen das Gespräch um Pro und Kontra verschiedener Alternativen geht. In diesen Situationen sind in erster Linie die funktionalen Fähigkeiten in einer bestimmten Domäne und als Hauptsprachfunktionen Erklärung und Argumentation eines Falls erforderlich. Darüber hinaus ist hier das Stellen und Beantworten relevanter Fragen entscheidend, was der Lehrer entsprechend betont, und im Material und den Aktivitäten hebt er die Bedeutung der Verständnissicherung bei Fragen und Antworten hervor. Ein Beispiel wäre hier die Einübung der Struktur „Wenn Sie sagen ....., bedeutet das, dass ...?“ Die Auswahl an Texten für den Kurs, sollte Lehrer und Studenten in die Lage versetzen, diese Struktur zu üben. Wichtig ist hier, dass die Beschreibung helfen kann, den Diskurs einer häufigen Kommunikationssituation auszuarbeiten, und den Studenten die Möglichkeit gibt, den Diskurs als Rollenspiel mündlich zu simulieren oder teilweise schriftlich auszuarbeiten. Das kann für den Kursplaner bedeuten, dass er/sie die Formalität der Situation analysieren und berücksichtigen muss – möglicherweise stärker im Fall des Gesprächs in der Anwaltskanzelei als bei der Diskussion zwischen dem Architekten und dem Ingenieur – und entsprechendes Material entwickelt, was den Studenten bei der Einübung von Diskussionen unterschiedlichen Formalitätsgrades hilft. Nicht alle Besprechungen sind informell. Und Argumentation und Erklärung sind nur zwei Funktionen im multifunktionalen Diskurs von Besprechungen. Die Teilnahme an Besprechungen, insbesondere an formellen, ist ein hoch entwickeltes Ritual mit klaren Regeln was man tun oder lassen sollte. Das Ritual variiert abhängig vom Grad der Formalität und den beteiligten Kulturhintergründen, aber auch im Hinblick auf den Zweck der Besprechung. Insbesondere während formaler Besprechungen werden Fehler in der interkulturellen Kommunikation gemacht, die den beteiligten Parteien teuer zu stehen kommen können. Es ist sinnvoll die Studenten darauf hinzuweisen, dass es im Internet eine Fülle an Informationen darüber gibt, was man mit Sprechern aus anderen Ländern tun oder lassen sollte: http://www.executiveplanet.com/index.php?title=Main_Page. 5.2. Die anspruchsvollsten Situationen Wie im CEF/GeR (S. 162) dargestellt wird, kann eine Aufgabe „linguistisch anspruchsvoll aber kognitiv einfach, oder umgekehrt, sein (...). Bei der Durchführung einer Aufgabe müssen Lerner beides, Inhalt und Form, beherrschen.“ Die verschiedenen Interviewten in „CEF Professional“ sagten, welche Situationen sie als anspruchsvoll einschätzten. Hier zwei Beispiele. (1) Aus dem Wirtschaftsprofil Ort: Büro / am Telefon oder per E-Mail Anwesende Personen: Sachbearbeiter , Kunde (per Telefon oder E-Mail) Situation: Dem Kunden unerfreuliche Nachrichten mitteilen Die Situation ist in verschiedener Hinsicht anspruchsvoll. Zuerst muss der Sachbearbeiter versuchen die schlechte Nachricht, den abzusehenden Ärger und mögliche Kosten für den Kunden abzumildern. Er muss dafür sorgen, den emotionalen Pegel niedrig zu halten und seine Argumente in professioneller und fester aber nicht arroganter oder unfreundlicher Art vorzubringen. Er muss sich auch kooperativ zeigen, alternative Lösungen anbieten, um dem Kunden entgegenzukommen, oder einen Ausgleich anbieten, so 17 dass das Unternehmen in der Zukunft keine Geschäfte verliert. Interkulturelle und soziale Fertigkeiten sind ebenso wichtig, da der Kunde aus einer anderen Geschäftskultur kommen kann. Er muss überzeugend klingen und versuchen, den Kunden in dieser unglücklichen Situation für sich einzunehmen. Eine solche Situation ist nicht untypisch im Geschäftsleben. Wenn sie nicht angemessen bewältigt wird, kann dies in der Folge zu geschäftlichen Nachteilen führen. Der Kursplaner sollte für das Material solche Beispiele entwickeln, die als Rollenspiele für das Training solcher Situationen eingesetzt werden können. Diese umfassen nicht nur eine entschuldigende Sprache – wobei der Lehrer klar machen muss, dass unterschiedliche Sprachen Entschuldigungen auf unterschiedliche Weise4 behandeln, aber ebenso eine beschreibende Sprache: detaillierte Problembeschreibung, Erklären was zu dem Problem führte und ähnliches. Weiterhin bedarf es einer Sprache, die es erlaubt, alternative Lösungen zu einem Problem vorzustellen. Ebenso Höflichkeit ist von Wichtigkeit, wie auch in vielen anderen Sprachsituationen. (2) Aus dem Bautechnikprofil Ort: Baustelle Anwesende Personen: Ein Bauingenieur und Bauleiter Situation: Ein Bauingenieur (BI) besucht eine Baustelle, wo er/sie die Bauarbeiten hinsichtlich ihrer Übereinstimmung mit den technischen Zeichnungen inspiziert. Es sind einige ernste Abweichungen von den technischen Zeichnungen festzustellen, welche die Haltbarkeit der Konstruktion und ihre Erdbebensicherheit beeinträchtigen. Die Situation erfordert sofortige Maßnahmen: Einstellen der Bauarbeiten und Festsetzen von Abhilfemaßnahmen und weiteren korrigierenden Maßnahmen. Die Situation ist hinsichtlich möglicher linguistischer Defizite (z. B. Nichtbeherrschung der bautechnischen Begriffe/Vokabeln) oder unzureichender Kommunikation (Unfähigkeit klare Aussagen, Erklärungen und Anordnungen zu geben) anspruchsvoll und kann zu einem Mangel an Kommunikation über die Baufehler und notwendigen Maßnahmen zwischen dem BI und dem Bauleiter führen. Der Bauleiter ist deshalb nicht in der Lage, dass Problem und die erforderlichen Maßnahmen zu verstehen. Ebenso wird er nicht in der Lage sein, diese mit den Bauarbeitern zu kommunizieren, die für die Umsetzung der korrigierenden Maßnahmen zur Problembeseitigung zuständig sind. Diese Situation ist ähnlich der vorangegangenen aber gewissermaßen aus der anderen Perspektive: etwas ist schief gegangen und die Situation muss korrigiert werden. Hier geht es nicht so sehr um die Frage, wie man sich entschuldigt, sondern wie „Fehler“ anund ausgesprochen werden. Offensichtlich gibt es einen komplizierenden Faktor: kommunikative Unzulänglichkeit eines der Beteiligten. Studenten müssen Strategien lernen, um ihr Sprachniveau, falls niedriger als das ihrer Gesprächspartner, anzupassen: langsamer sprechen, kürzere Sätze benutzen, z. B. längere Abschnitte für den Gesprächspartner in kleinere, handhabbarere Einheiten teilen, komplexe Begriffe vermeiden – obwohl dies bei einem Problem der Interpretation technischer Zeichnungen schwierig sein kann. In nahezu allen Fällen stellen sich diese Situationen sowohl linguistisch als auch kognitiv als ziemlich komplex dar. Nahezu ausnahmslos erfordern sie ein Sprachniveau, was man nicht zu beherrschen glaubt, inklusive der Beherrschung sozio-kultureller Aspekte. Die zwei beschriebenen Situationen sind typisch für viele: es gibt einen (potenziellen) 4 Siehe zum Beispiel http://www.iles.umn.edu/Apologies/Apologies.html über Entschuldigungen im Japanischen und andere interessante Beispiele zu interkulturellen Phänomenen. 18 Konflikt. Deshalb ist es ratsam, vielleicht eine komplette Einheit auf verschiedene Aspekte des Konfliktmanagements und seine linguistischen Funktionen zu widmen. Mit Blick auf die Wichtigkeit des Themas könnte man in Erwägung ziehen, die Studenten z. B. zu einer Untersuchung im Internet über „Konfliktmanagement am Arbeitsplatz“ anzuregen, etwa zur Vorbereitung eines Klassengesprächs über Konfliktlösungen vor der eigentlichen Simulation in Form eines Rollenspiels. 5.3. Auswahl von Kurseinheiten und Aufgaben Die Profile umfassen eine große Zahl an spezifischen Beispielen charakteristischer, häufiger und anspruchsvoller Situationen auf der Grundlage von Interviews, die mit Personen aus dem entsprechenden Bereich geführt wurden. Sie sollten nicht nur beispielgebend für Materialien, Aktivitäten und Aufgaben bei der Planung des kompletten Kurses sein, sondern auch bei der Planung jeder Einheit einfließen. Es ist wenig sinnvoll, in diesen Richtlinien die große Vielfalt an möglichen Aufgaben für den Sprachunterricht auszuführen. Es gibt eine große Anzahl an brauchbaren Büchern, die detaillierte Informationen zu „Wie unterrichte ich eine Fremdsprache“ bereitstellen, mit zahlreichen Vorschlägen, die auch für den Unterricht von Sprache und Kommunikation für berufliche Zwecke relevant sind. Aber einige Aspekte, welche die Auswahl an linguistischen Elementen, Fertigkeiten und Aktivitäten etc. bestimmen, sollen hier erwähnt werden. Benutzen Sie Aufgabentypen (konvergierende und Teilinformationsaufgaben, siehe Ellis (2003)), in denen die Inhalte innerhalb eines bestimmten Rahmens leicht ausgetauscht werden können. Ein Beispiel wäre eine spielerische Aufgabe, in der ein Student eines Studentenpaares versucht, ein bestimmtes Fachwort oder einen Fachbegriff zu erklären/paraphrasieren und der Partner erraten muss, um was für einen Begriff es sich handelt. Das ist eine sehr nützliche Aufgabe, die den Studenten Übung im Gebrauch einer „Vermeidungsstrategie“ gibt, die es ihnen wiederum erlaubt, einen Begriff herüberzubringen, ohne das entsprechende Wort dafür zu kennen. Der Aufgabenrahmen ist ein Ratespiel, dessen Inhalte (10 Wörter etwa) leicht durch eine Reihe anderer Wörter ersetzt werden können. Der spezifische fachsprachliche Wortschatz für LCPP ist zum Teil identisch mit dem aus den Studiengängen der Studenten und erfordert, abhängig vom Niveau der Studenten, unter Umständen hohe Aufmerksamkeit in LCPP-Kursen. Dennoch werden Studenten voraussichtlich erwarten, dass der Vokabelarbeit große Aufmerksamkeit zukommt, was bedeutet, dass für Auswahl und Unterrichtszwecke die bewährten Strategien eingesetzt werden können: ausdrückliche Hinführung zur Vokabellernstrategie soll Teil der regelmäßigen Kursaktivitäten sein, Studenten sollen einen Überblick über mögliche Vokabellernstrategien erhalten, so dass sie die ihnen angemessene nutzen können, Vermittlung und Lernen von kontextgebundenen und nicht-kontextgebundenen Vokabeln sollten ihren Platz haben. 19 Insbesondere bei Bedarf an mündlichen Fertigkeiten sind nützliche Aufgaben Diskussion / Simulation (die hier angesprochenen Typen sind: divergierende und geteilte oder gemeinsame Informationen), wobei die Studenten eine Situation aus dem entsprechenden Profil simulieren. Ein Beispiel: Teilnehmer: Ingenieur + Eigentümer / Kollegen / Architekt ... Themen: Bauplan für Brücke / Turm / Spielplatz, untersuche mögliche Ursachen für den Einsturz eines Balkons oder einer Brücke ... Fertigkeiten Es war nicht überraschend, dass die meisten Interviewten in den Profilen insbesondere mündliche Fertigkeiten als Gegenstand von Sprachtrainings hervorhoben und dass Lesen (und zum Teil Schreiben) weniger zusätzliches Training erfordern, weil das Niveau hinreichend sei. Hier einige Zitate aus den Schnappschüssen zum Bauingenieur: Ein anderer wichtiger Kommunikationskanal ist das Telefon. Ismo schätzt, dass er etwa eine Stunde pro Tag am Telefon mit finnischen, europäischen und asiatischen Kollegen und Kunden kommuniziert. (s. Schnappschuss 4 (FI)) Karl sagt, dass seine schriftliche Kompetenz im Englischen stärker aber nicht notwendigerweise wichtiger als seine mündlichen Fertigkeiten ist. Mit dieser Aussage scheint er zu bedauern, dass er geringere mündliche Fertigkeiten im Englischen hat. Gelegentlich macht er die Erfahrung, dass ihn die lückenhaften Fertigkeiten frustrieren, z. B. bei Telefongesprächen, wenn er seine Gedanken nicht schnell genug mit den entsprechenden Ausdrücken oder Paraphrasen erklären und umsetzen kann. (s. Schnappschuss 5 (FI)) Lesen und Verstehen der Fachliteratur ist ein Leichtes für einen Ingenieur. Doch es führt ziemlich in die Irre und zu einem ausgeprägten Selbstvertrauen im Hinblick auf Fremdsprachen. (s. Schnappschuss 1 (BG)) Ein näherer Blick in die verschiedenen Profile zeigt selbst bei Leuten, die mehr oder weniger die gleiche Arbeit haben, unterschiedliche Aufgaben und linguistische Anforderungen. Einige berichten sogar, dass sie mehr Zeit am Tag mit Lesen und Schreiben verbringen, wie der folgende Fall zur E-Mail-Korrespondenz: Da Ismo (ein Finne) nicht oft beruflich verreist, ist E-Mail für ihn sein wichtigstes Werkzeug für seine Kontakte mit Kollegen und Kunden außerhalb seiner Niederlassung. Die E-Mail-Korrespondenz nimmt etwa 70 % seiner täglichen Arbeitszeit in Anspruch. (s. Schnappschuss 4 im Profil Bautechnik). Der Zeitaufwand für die verschiedenen (sprachlichen) Aktivitäten sollte auf den „normalen“, z. B. häufigen, Aktivitäten und solchen beruhen, welche die größten Probleme bereiten. Das heißt, dass mündlichen Fertigkeiten relativ mehr Zeit und Aufmerksamkeit gewidmet werden sollte als schriftlichen Fertigkeiten. Interkulturelle Kommunikation Die Bedeutung interkultureller Fertigkeiten wird oftmals von Fachleuten wie auch Studenten unterschätzt. In den Profilen werden selten von den Interviewten Probleme aufgrund von Kulturunterschieden erwähnt, wie in dem folgenden Auszug aus einem Schnappschuss: 20 Der Ingenieur aus Südostasien kann in seinem CV über Erfahrungen und Kompetenzen berichten, die er selbst nicht hat aber andere Kollegen in der gleichen Abteilung oder Organisation erworben haben. Es ist sinnvoll darauf hinzuweisen, dass nicht nur Unterschiede zwischen Europäern und Asiaten bestehen, sondern auch zwischen verschiedenen europäischen Kulturen. Studenten können Beispiele dazu in einer Sammlung zu „interkulturellen Zwischenfällen“ finden: http://www.worldenough.net/picture/. 6. Zusammenfassung Die Profile zeigen uns, was an Themen, Situationen, Kontext, Kontakten, Texten etc.5 gebraucht wird. Es bedarf aber einiger genereller Annahmen, um eine Produktion von Leitfäden für jedes einzelne Profil oder jede Niveaustufe zu vermeiden. Die wichtigsten sind: Die Kursteilnehmer sind Studenten in der sekundaren Oberstufe oder aus dem tertiären Bereich. An zahlreichen Universitäten, Fachhochschulen und sekundaren Berufsausbildungsinstitutionen Europas müssen Studenten Fremdsprachenkurse belegen. Manchmal handelt es sich dabei um allgemeines Englisch / Deutsch, manchmal bezieht sich ein Kurs auf eine spezifische Domäne wie etwa Englisch für Handel und Industrie oder Akademisches Englisch. In diesem Leitfaden gehen wir davon aus, dass der Kurs ein „LCPP-Kurs“ und stark auf den Studiengang ausgerichtet ist. In zahlreichen Ländern sind in einem Studiengang die Sprachstudien obligatorisch, insbesondere in Betriebswirtschaft, Technologie und Jura. Das bedeutet nicht, dass der Leitfaden nicht in anderen Kontexten relevant ist, so etwa in kommerziellen Sprachschulen oder Unternehmensschulungen. Ein großer Unterschied besteht zwischen dem Unterricht in der Sekundarstufe und der tertiären Ausbildung und Unternehmensschulungen, nämlich dass die Studenten nur über geringe Erfahrung verfügen und die Grundlagen der Praxis vermittelt bekommen, etwa eines Bauingenieurs, Juristen oder eines Chemielaboranten. Relativ homogene Gruppen im Hinblick auf Lernziele Es wird angenommen, dass beispielsweise Studenten der Bautechnik oder der Betriebswirtschaft in einem Kurs als homogene Gruppe auftreten. Manchmal ist 5 6 Der Leser wird auch auf die Anhänge im Handbuch verwiesen. An manchen Ausbildungsinstitutionen werden etwa Studenten im Fachbereich Informatik von Englischlehrern einer speziellen Einheit für die Lehre der englischen Sprache, die dem Fachbereich zugeordnet ist, unterrichtet. An anderen gibt es wiederum einen Fachbereich für Fremdsprachen, der Kurse für alle Studenten der Universität anbietet. 21 dies nicht der Fall und Studenten unterschiedlicher Disziplin finden sich in einem Kurs.6 In diesem Fall muss unter den Profilen ein gemeinsamer Nenner gefunden werden. Angemessenes Einstiegsniveau Es wird davon ausgegangen, dass das übergeordnete Kursziel die lernzielorientierte Aneignung der Fachsprache für berufliche Zwecke ist – mehr im Sinne eines Weges als eines Endes. Hinsichtlich des Niveaus geht man davon aus, dass die Kursteilnehmer mehr oder weniger das gleiche Niveau haben. Die Annahme hinsichtlich der Profile war B1 oder höher, aber in der Praxis kann es vorkommen, dass sich die Studenten auf dem Niveau A2 oder sogar darunter befinden. Andererseits müssen in manchen Ländern die Studenten schon im ersten Jahr der tertiären Ausbildung Bücher und andere fremdsprachliche Texte (gewöhnlich in Englisch) lesen, was selbst schon ein Einstiegsniveau von wenigstens B1 erfordert. Begrenzte Zeit An europäischen Universitäten und anderen Instituten der tertiären Ausbildung stehen nur eine begrenzte Anzahl von Stunden (oftmals nicht mehr als 60-120 Unterrichtsstunden) für fachsprachlichen Fremdsprachenunterricht zur Verfügung. Das ist unabhängig davon, ob ein Fremdsprachenkurs obligatorisch oder freiwillig ist. Alle Fertigkeiten werden für LCPP benötigt Im Rahmen des CEF/GeR zielen die Kursinhalte und Aktivitäten hauptsächlich auf die kommunikative Kompetenz und umfassen Rezeption, Produktion, Interaktion und Vermittlung. Am Arbeitsplatz sind oft mehr als eine dieser Fertigkeiten im gleichen Kommunikationsereignis integriert. Darum eignen sich integrierte Aufgaben gut für die Übung der Arbeitsplatzkommunikation. Didaktische Erwägungen Obwohl die Auswahl der zu unterrichtenden Inhalte auf Anforderungen basieren, mit denen die Studenten erst später konfrontiert werden, wie in den Profilen ausgeführt, machen es möglicherweise notwendig, die Aufmerksamkeit auf Aspekte zu lenken, die von den Studenten als wichtig erachtet werden. Auch wenn unser Ansatz suggeriert, dass ein profilbasierter Kurs diskurs- und aufgabenzentriert ist, geht man davon aus, dass die Lehrer die Wichtigkeit eines studentenorientierten Ansatzes pflegen, z. B. ein Kurs, der sich in Planung und Unterricht an den Bedürfnissen, Fähigkeiten und Interessen der Studenten orientiert, deckt sich nicht immer mit den Bedürfnissen, Fähigkeiten und Interessen der Fachleute, die für die Entwicklung der Profile interviewt wurden. 22 Die Profile liefern solche Daten, die im Rahmen einer Bedarfsanalyse oder TSA (Target Situation Analysis / Zielsituationsanalyse) gesammelt wurden und beschreiben die linguistischen Anforderungen des (zukünftigen) Fachmannes aus beruflicher Perspektive. Das stellt dem Kursplaner einen Rahmen zur Auswahl von Inhalten und Aktivitäten zur Verfügung, die auf den Erfahrungen von Fachleuten beruhen, die oftmals schon viele Jahre in ihrem Beruf tätig sind und über entsprechende Erfahrungen verfügen. Das hat zwei Konsequenzen. Das bedeutet zuerst, dass der „CEF Professional“ –Ansatz nicht immer den persönlichen Erwartungen, Forderungen und Bedürfnissen der Studenten gerecht werden kann, die an dem Kurs teilnehmen. Diese Studenten sind relativ jung, mit wenig oder geringer Erfahrung in ihrem gewählten Berufsfeld und oft ohne realistische Erwartungen hinsichtlich der Anforderungen ihrer angestrebten Berufskarriere. Ihr Bedürfnis kann beispielsweise sein, mehr die sozialen Fertigkeiten zu entwickeln als vorhandene soziale Fertigkeiten im Kontext einer Fremdsprache einzusetzen. Zweitens sind die Interviewten in den Profilen in zahlreichen Fällen erfahrene Fachleute, manche in leitender Position. Sie müssen Aufgaben, wie etwa Präsentationen auf Konferenzen, ausführen, die nicht jungen Mitarbeitern überantwortet würden. Wir müssen die Tatsache berücksichtigen, dass die Leute ihre Karriere als Nachwuchskräfte und nicht als Manager beginnen. Deshalb ist es kaum realistisch oder notwendig von unseren Studenten zu erwarten, dass sie beim Start ins Berufsleben in der Lage sind, Dinge zu tun, die von leitenden Angestellten erwartet werden. Profile können aber von großer Hilfe für die Kursplaner sein, die eine Gruppe Spezialisten oftmals kurzfristig unterrichten sollen. Sie vermitteln Kursplanern und Studenten ein realistisches Bild über den Arbeitsalltag. Damit können sie Material auswählen und einen Sprachunterricht mit Aktivitäten praktizieren, der den normalen Aktivitäten ähnelt, und so nicht nur die Motivation der Studenten, sondern auch die Authentizität des Sprachunterrichts heben und möglicherweise die Lernzeit verringern. Literaturhinweise Common European Framework of Reference for Languages: Learning, teaching, assessment. (2001). Cambridge: Cambridge University Press. Crystal, G. (1992). Introducing Linguistics. London: Penguin. Ellis, R. (2003). Task-Based Language Learning and Teaching. Oxford: Oxford University Press. Hofstede, G. (1980). Culture's Consequences: International Differences in Work-Related Values. Thousand Oaks: Sage. Morrow, K. and Schocker, M. (1987). Using texts in a communicative approach. 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