4.2 Globale Verteilung, Tagesgänge und Jahresgänge von Klimaelementen B.) 1. Klimatologie der Luftfeuchte Die physikalische Sonderstellung des Wasserdampfes Das unsichtbare Gas „Wasserdampf“ [H2O] ist der wichtigste atmosphärische ‘Spurenstoff’ (bis zu 4 Vol%) der Luft. Seine Sonderrolle gründet sich auf seine energetische Wirksamkeit infolge der Emission/Absorption von Strahlung (Wasserdampf trägt zu ca. 63% zum natürlichen Treibhauseffekt bei) und infolge der Phasenumwandlungen (nur Wasser ist bei natürlich vorkommenden Temperaturen in allen drei Aggregatzuständen vorhanden). Der Transport von Wasserdampf bewirkt einen großen Teil des latitudinalen Energietransportes (2.500 J/kg Kondensations- bzw. 2.800 J/kg Sublimationswärme) zu den Polen: Wasserdampftransport = Energietransport. Außerdem ist Wasser an allen wesentlichen luftchemischen Reaktionen beteiligt, dient dem Stofftransport (z.B. nasse Deposition als effektiver Auswaschvorgang) und nimmt in Wolkenform (nur 1% des atmosphärischen Wassers ist in Wolkentröpfchen !) starken Einfluß auf den atmosphärischen Strahlungstransport und damit auf das Klima der Erde. Luftfeuchtigkeit ist für den Menschen in physiologischer Hinsicht von Bedeutung, da Schwüle den Wärmeausgleich durch Transpiration deutlich erschwert. 4.2 B Luftfeuchte (H. Bauer) --- nur für den Schulgebrauch --- Seite 1 2. Eigenschaften von Wasser Seine einzigartige Molekularstruktur einer polaren kovalenten Bindung zwischen einem Sauerstoffatom und zwei Wasserstoffatomen ermöglicht es Wasser in allen drei Zustandsformen vorzukommen. Eis Wassermolekül Polar: Das Wassermolekül besitzt ein großes elektrisches Dipolmoment (asymmetrische Ladungsverteilung) und kann daher nicht linear angeordnet sein. Die Elektronen der beiden Wasserstoffatome haben eine höhere Aufenthaltswahrscheinlichkeit beim Sauerstoffatom, so dass dieses elektrisch leicht negativ erscheint. Die beiden unvollständig abgeschirmten H-Atome stoßen sich elektrisch ab, wodurch sich der Bindungswinkel aufspreizt und größer als 90° wird. Kovalente Bindung: Um die Edelgaskonfiguration (8 Elektronen im 2. Niveau) zu erreichen, fehlen dem Sauerstoffatom noch zwei Elektronen, die von den beiden Wasserstoffatomen beigesteuert werden. Ein Elektron, das in den Bereich der Überschneidung beider Orbitale kommt, kann sowohl zum Sauerstoffatom, als auch zum H-Atom gehören, was das H-Atom an das O-Atom bindet. Die beiden OH-Bindungen und die freien Elektronenpaare des Sauerstoffes bilden entsprechend der Wahrscheinlichkeitsdichten für den Aufenthaltsort der Elektronen vier „Hybridorbitalkeulen“ in tetraederähnlicher geometrischer Anordnung. Die beiden ungebundenen „Keulen“ ragen in den Raum („ione pair hybrids“) und können Bindungen zu anderen Atomen eingehen. Diese Geometrie erzeugt die hexagonale Koordinierung der Wassermoleküle im flüssigen Wasser und Eis. Die freien Elektronenpaare sorgen für die negative Ladung auf der anderen Seite des Moleküls. 4.2 B Luftfeuchte (H. Bauer) --- nur für den Schulgebrauch --- Seite 2 Eine Wasserstoffbrücke (engl.: hydrogen bonding) ist die intermolekulare Bindung (elektrostatische Anziehung zwischen positiver und negativer Molekülseite), die ein H-Atom ausbildet, das sich zwischen zwei stark elektronegativen Atomen befindet. Sie spielt eine wesentliche Rolle in der Biochemie. Wasserstoffbrückenbindungen weisen mit rund 5% der gesamten Bindungskraft des Moleküls erheblich kleinere Bindungsenergien auf, als die direkte (kovalente) OH-Bindung. Sie sind aber rund 17mal stärker als die übliche Anziehungskraft zwischen zwei Molekülen. Bindung O2 (O=O) Wasser (O-H) Ion - Ion Wasserstoffbrücke Dipol - Dipol Bindungsenergie [kJ/Mol] 684 463 250 20 2 Durch die elektrische Unausgeglichenheit der Molekülhülle entstehen in der flüssigen Phase Bindungen (Wasserstoffbrücken) und damit größere, kristallähnliche Einheiten, die Cluster. Der Höhepunkt der Clusterbildung liegt bei +4C. Bei höheren Temperaturen ist die Molekülbewegung infolge der Wärme größer, so dass sich nur kleinere Cluster bilden können. Als Eis bezeichnen wir die sich bei Temperaturen zwischen -80°C und dem Tripelpunkt des Wassers aus der flüssigen oder gasförmigen Phase kristallisierende Festsubstanz mit sechsfach symmetrischer hexagonaler Gitterstruktur. In der Kristallstruktur des Eises hat jedes Sauerstoffatom vier nächst benachbarte Sauerstoffatome im Abstand von 2,76 Å, an die es durch eine Wasserstoffbrückenbindung gekoppelt ist. Jedes der beiden H-Atome des Moleküls ist also an die elektronegative Seite des NachbarSauerstoffatoms (also das dortige einzelne Elektronenpaar) gebunden, wodurch die Gitterstruktur entsteht. Ein Eiskristall wird als „ideale Eisstruktur“ bezeichnet, wenn die Positionen der Wasserstoffatome im Kristallverband den „Bernal-Fowler-Regeln“ folgen. In natürlichem Eis treten 4.2 B Luftfeuchte (H. Bauer) --- nur für den Schulgebrauch --- Seite 3 jedoch zahlreiche Defekte auf, vor allem Hohlräume: pro cm3 Eis fehlen an etwa 1012 Gitterpositionen die H2O-Moleküle („molekulare Leerstellen“). Schmelzendes Eis (0°C) hat um ca 3% größere Intermolekularabstände als kälteres Eis, aber eine um 9,1% höhere Dichte, da nun die unbesetzten Gitterpositionen gefüllt werden. Das Dichtemaximum liegt bei 4°C („Dichte- bzw Schwereanomalie des Wassers“). Bei höheren Temperaturen nehmen die Vibrationen der Moleküle so zu, dass sich das Wasservolumen ausdehnt (ca 4% zwischen 0 und 100 °C). Beim Schmelzen brechen die Wasserstoffbrückenbindungen auf, wobei aber (im statistischen Sinne) eine gewisse Anzahl pro Volumen erhalten bleiben, deren Positionen jedoch rapiden Fluktuationen unterliegen. Erst in der Gasform sind alle Wasserstoffbrücken aufgebrochen. Am Siedepunkt dehnt sich Wasser auf ein 1.600fach größeres Volumen aus – dieses Expansionsvermögen „macht den Turbinen Dampf“. Auf Eiskristallen bildet sich durch Oberflächenanschmelzen eine dünne flüssige Schicht, die (von ca 100 nm bei geringer Unterkühlung) mit sinkenden Temperaturen zunehmend verschwindet („quasi-liquid layer“). Quasi-flüssig deshalb, da die Moleküle an der Oberfläche in Richtung des Gasraumes lose hängende und dadurch bewegliche Enden haben, aber ansonsten im Gitter fest fixiert sind. Diese flüssige Oberflächenschicht ermöglicht das Zusammenhaften von Eiskristallen zu Schneeflocken, macht Eisflächen „rutschiger“ und unterstützt den Ladungsaustausch bei der Gewitterbildung und die Auswaschung von Luftschadstoffen. Unterhalb von 0°C bilden sich in unterkühltem Wasser voll mit Brückenbindungen durchorganisierte Cluster aus, die sich in Netzwerken organisieren und mit sinkenden Temperaturen anwachsen. In der Atmosphäre können kleinste Wassertröpfchen bis max -43°C unterkühlen, bevor der Phasenübergang zum Eis auftritt. Die Struktur flüssigen Wassers erfährt signifikante Änderungen, wenn Salze (unter Dissoziation in entsprechende Ionen) gelöst werden. Ionen haben einen strukturbrechenden Einfluß auf Wasser, wodurch die spezifische Wärmekapazität verringert wird. Da die Ionen die sonst vorhandene Wasserstoffbrückenbindungen brechen, ergibt sich eine „kompaktere“ Struktur der Lösung. 4.2 B Luftfeuchte (H. Bauer) --- nur für den Schulgebrauch --- Seite 4 Water's three phases are a key to the weather Spezifisches Volumen ν und Dichte ρ von Wasser oder Eis als Funktion der Temperatur T: T [°C] -20 0 4 20 40 60 80 100 Spezifisches Vol. ν [cm³/g] Eis flüssiges Wasser 1,08696 1,006580 1,09051 1.000160 1,000028 1,001797 1,007842 1,017089 1,029027 1,043453 Dichte ρ [g/cm³] Eis flüssiges Wasser 0,920000 0,994390 0,917899 0,999868 0,999972 0,998234 0,992247 0,983226 0,971819 0,958382 Spezifische Wärme (Energie um 1 Gramm um 1K zu erwärmen): Wasser 1,00 cal = 4,184 J 1 Kalorie ist die Wärmemenge, die nötig ist, um 1 Gramm Wasser von 14,5 °C auf 15,5 °C zu erwärmen. Eis 0,51 cal Luft 0,24 cal Die Wärmespeicherkapazität ist wahrscheinlich die ungewöhnlichste Eigenschaft des Wassers. Bei einer bestimmten Energiezufuhr steigt dessen Temperatur langsamer als bei den meisten anderen Substanzen, und entsprechend gemächlich kühlt es sich wieder ab – Voraussetzung für ein lebensfreundliches Erdklima. Wärmeleitfähigkeit: Wasser 0,001 cal/(°C cm s) Eis 0,005 cal/(°C cm s) Luft 0,00005 cal/(°C cm s) 4.2 B Luftfeuchte (H. Bauer) --- nur für den Schulgebrauch --- Seite 5 3. Phasendiagramm für Wasser Das Phasendiagramm zeigt die Abhängigkeit der Aggregatzustände von Druck und Temperatur. Das Diagramm enthält drei Flächenstücke, worin jeweils nur eine Phase existiert, und drei Kurven, an denen jeweils zwei Phasen vorhanden sind (Sättigungsdampfdruck- oder „Dampfspannungs“-kurven“ und Schmelzdruckkurve). Nur am Tripelpunkt (6,11 hPa, 0,0099°C) sind alle drei Phasen im Gleichgewicht. Im Phasengleichgewicht findet kein Nettotransport statt. Aufgrund der exponentiellen Steigung der SättigungsdampfdruckKurve mit der Temperatur kann durch Mischung von Luftmassen (d.h. lineare Kombination der Eigenschaften) die Grenze zur Übersättigung in der Mischluftmasse überschritten werden. Pro 10° steigt der Sättigungsdruck auf etwa den doppelten Wert: E (0°C) 6 hPa, E(10°C) 12 hPa usw. 4.2 B Luftfeuchte (H. Bauer) --- nur für den Schulgebrauch --- Seite 6 Im Temperaturbereich zwischen 0°C und 10°C kommen in Wolken häufig Eis-, Wasserund Dampfphase nebeneinander vor. Der Sättigungsdampfdruck über Eis ist etwas kleiner als über unterkühltem Wasser der gleichen Temperatur. Die fest-flüssig Linie im Phasendiagramm gibt an, wie die Schmelztemperatur sich als Funktion des Druckes verändert. Für kleine Schmelztemperaturänderungen sind enorme Druckänderungen nötig. Bis etwa 2.000 bar ist die Steigung der Kurve leicht negativ. Bei Druckerhöhung ist es für das Eis „günstiger“, das Volumen durch Schmelzen zu reduzieren, als die Hohlräume im Inneren gegenüber dem Druck aufrecht zu erhalten ( Fliessen der Gletscher, Eislaufen etc). Phasenwechsel Eis Wasser Schmelzen Eis Wasser Gefrieren Wasser W.dampf Verdunsten Wasser W.dampf Verdampfen Wasser W.dampf Kondensation Eis W.dampf Verdunsten Eis W.dampf Sublimation 0°C 0°C < 100°C 100°C < 100°C <0°C <0°C Umwandlungsenergie Schmelzwärme 80 cal/g Erstarrungswärme 80 cal/g Verdunstungswärme 539 - 600 cal/g Verdampfungswärme 600 cal/g Kondensationswärme 539 - 600 cal/g Sublimationswärme 680 cal/g Sublimationswärme 680 cal/g Sublimation Deposition 4.2 B Luftfeuchte (H. Bauer) --- nur für den Schulgebrauch --- Seite 7 Wenn man in München mit einem genauen Thermometer die Siedetemperatur von Wasser misst, so stellt man nicht 100 °C sondern je nach Wetterlage 97 - 98 °C fest. Noch deutlicher ist die Abweichung der Siedetemperatur von 100°C, wenn man sie auf hohen Bergen misst. Der Grund für die abnehmende Siedetemperatur von Wasser mit zunehmender Höhe ist offensichtlich die Abnahme des Luftdrucks. Nur beim Normaldruck von 1013 hPa ist die Siedetemperatur gerade 100 °C. Wird der Luftdruck über den Normaldruck erhöht, so steigt die Siedetemperatur über 100 °C. Wenn sich im Wasser beim Sieden Dampfblasen bilden, so muss der Dampfdruck pD in der Wasserdampfblase etwa so groß sein wie der Luftdruck b (aufgrund des hydrostatischen Druckes des Wassers muss pD sogar etwas größer als b sein). Nimmt der äußere Luftdruck ab, so reicht schon ein niedrigerer Dampfdruck zur Blasenbildung und damit zum Sieden aus. Dies bedeutet, dass die Wasserdampfmoleküle nicht mehr so intensiv auf die Grenzfläche Dampf-Flüssigkeit prasseln müssen. Die mittlere kinetische Energie der Moleküle und damit die Temperatur kann geringer sein. Die Druckabhängigkeit der Siedetemperatur macht man sich beim Schnellkochtopf zu Nutze, wo das Garen unter leicht erhöhtem Druck erfolgt. Während der Ankochzeit bildet sich Wasserdampf, der die Luft aus dem Topfinnern verdrängt. Den Druckanstieg regelt ein Überdruckventil, das auf zwei Garstufen einstellbar ist. Infolge höheren Drucks erhöht sich der Siedepunkt des Wassers. So kocht die Flüssigkeit erst bei 105°C (Stufe I) oder bei 120°C (Stufe II). Die höhere Temperatur im Topf bewirkt eine Verkürzung der Garzeit und hat einen niedrigeren Energieverbrauch zur Folge. 4.2 B Luftfeuchte (H. Bauer) --- nur für den Schulgebrauch --- Seite 8 4. Der Wasserdampfdruck Den Partialdruck, der nur von den in gasförmiger Phase vorliegenden Wassermolekülen erzeugt wird, bezeichnet man als (Wasser-) Dampfdruck e: 0 ≥ e ≥ 40 hPa Er ist unabhängig von den anderen Luftbestandteilen, d.h. jedes Gas verhält sich so, als ob es alleine existieren würde (Daltonsches Gesetz: p = pi = ptrocken + e ). Wenn die Temperatur in einem System (!) für einige Zeit konstant gehalten wird, stellt sich über der (ebenen) Flüssigkeit ein Gleichgewichtsdampfdruck ein, der als Sättigungsdampfdruck bezeichnet wird (und in der Atmosphäre meist auch der Höchstwert ist). Er beschreibt einen Zustand, in dem genauso viele Moleküle in die Flüssigkeit eintreten, wie aus der Flüssigkeit in die Gasphase austreten. Umgangssprachlich spricht man davon, dass die Luft mit Wasserdampf „gesättigt“ sei oder – entsprechend ihrer Temperatur – nur eine bestimmte Wassermenge aufnehmen kann. Entscheidend ist jedoch nur die Temperatur des Wassers ! Verdunstung Gleichgewicht Kondensation e < E (T1) e = E (T1) e > E (T1) Das Gleichgewicht zwischen flüssiger und gasförmiger Phase wird durch die Bindungskräfte der Moleküle bestimmt. Eine hohe Bindung im Molekülverband wird Teilchen am Verlassen hindern. a) Die Bindungskraft von Eis ist höher als die von Wasser, d.h. EEis < EWasser und Wasser diffundiert zur Eisfläche. (Bsp.: Wachsen von Eislinsen im Boden oder von Eisteilchen in Mischwolken) EEis (-10°C) = 2,59 hPa em > EEis 4.2 B Luftfeuchte (H. Bauer) Dampfdruckausgleich bei em= 2,72 hPa EWasser (-10°C) = 2,85 hPa em < EWasser --- nur für den Schulgebrauch --- Seite 9 b) Die Bindungskraft einer ebenen Wasseroberfläche ist höher als die einer konvex gekrümmten Oberfläche, d.h. Eeben < Egekrümmt und Wasser diffundiert zur schwächeren Krümmung ( große Tropfen wachsen auf Kosten der kleineren). Ø 2 µm c) E(Tropfen) = 1,001 E(eben) Ø 0,002 µm E(Tropfen) =3 E(eben) Die Bindungskraft einer Lösung ist (wegen der „hygroskopischen Wirkung“) höher als die reinen Wassers, d.h. ELösung < Erein und Wasser diffundiert zur Lösung. (Bsp.: Kondensationskerne bewirken als Lösungen Dampfdruckerniedrigung und Anlagerung von Dampfmolekülen) Eine weitere Eigenschaft von Lösungen, die von Bedeutung für die Atmosphäre ist, stellt die Gefrierpunktserniedrigung dar. Man kann die Übersättigung berechnen, bei der ein Wolkentröpfchen noch stabil bleibt (nicht verdunstet): Übersättigung 1 10 50 100 200 300 % % % % % % Kritischer Radius 121 nm 12 nm 3 nm 1,7 nm 1,1 nm 0,9 nm Anzahl der Moleküle im Tropfen 250 Millionen 280.000 3700 730 183 91 Der Sättigungsdampfdruck über einer Lösung ELös aus n Molekülen, die n0 Moleküle Wasser enthält, beträgt nach Raoult’s Gesetz (Francois-Marie Raoult, 1830-1901, Prof. für Chemie in Grenoble). E Lös E n n n0 Die gesamte Dampfdruckänderung über Lösungströpfchen setzt sich aus der Dampfdruckerhöhung über gekrümmten Oberflächen und der Dampfdruckerniedrigung von Lösungen zusammen und wird von der Köhler-Kurve beschrieben : e a b 1 3 E r r 4.2 B Luftfeuchte (H. Bauer) --- nur für den Schulgebrauch --- Seite 10 Der Krümmungsterm (Kelvin-Term a ) r beschreibt den Anstieg des Sättigungsverhältnisses e/EWasser über Tröpfchen, der Lösungsterm (Raoult-Term b ) r3 die Reduzierung des Dampfdruckes bei Gegenwart einer Lösung. Die Resultierende zeigt, dass der Lösungseffekt für kleine Tröpfchen dominiert. Sehr kleine Tröpfchen können unter f=100% im Gleichgewicht sein (Tröpfchenbildung ab 80%). Bei Anstieg der rel. Feuchte wächst das Tröpfchen (auch oberhalb f=100%) und mit Überschreiten von r* dann auch ohne Feuchteerhöhung weiter. Wassertropfen kondensieren aus reinem Wasserdampf erst bei rel. Feuchten von mehreren Hundert Prozent. In Wolken ist die Übersättigung jedoch selten größer als 1%, d.h. es gibt immer genug Kondensationskerne. Wolken sind insofern ungewöhnliche Systeme, als die Wassermenge auf sehr viele Tröpfchen verteilt ist, die jede einen der hexagonalen Wasserstruktur ähnlichen Gefrierkern benötigen, bevor die ganze Wolke gefroren ist. Wolken zeigen also einen erheblichen Widerstand gegen Gefrieren. Die Abkühlung reiner Tropfen gelingt bis -40°C infolge der kinetischen Hemmung der Kristallisation. Da Gefrierkernen eher selten auftreten, ist eine Unterkühlung bis -15°C sehr häufig. Eiskristalle in der Gegenwart unterkühlter Wassertropfen schaffen eine instabile Situation: der Eiskristall wächst, der Tropfen verdunstet. Der Effekt wird beim Impfen unterkühlter Wolken genutzt, um das Abregnen zu erreichen. 4.2 B Luftfeuchte (H. Bauer) --- nur für den Schulgebrauch --- Seite 11 Die Sublimation (Dampf -> Eis) erfordert -62°C und achtfache Übersättigung, wird also in der Atmosphäre nicht auftreten. Die Clausius-Clapeyron-Gleichung besagt, dass der Sättigungsdampfdruck abhängig ist von der Temperatur, der spezifischen Verdampfungswärme und der Differenz der spezifischen Volumina gasförmig/flüssig. Daraus ergibt sich die Magnus-Formel zu E = 6,108 exp ( 17,1 T [C ] ) 235 T [C ] in [hPa] Bei bekanntem Druck p folgt aus der Dampfspannungskurve die Siedetemperatur und umgekehrt aus der bekannten Siedetemperatur der Luftdruck (Siedebarometer). p = 1.013 hPa T = 100°C p = 700 hPa T = 90°C 4.2 B Luftfeuchte (H. Bauer) --- nur für den Schulgebrauch --- Seite 12 5. Feuchtemaße Wasserdampfdruck e (engl.: water vapor partial pressure) Partialdruck des Wasserdampfes [hPa] Absolute Feuchte (engl.: absolute humidity) Wasserdampfdichte [kg/ m3 Luft] Spezifische Feuchte q (engl.: specific humidity) Dichte des Wasserdampfes zur Dichte feuchter Luft [g/kg] Mischungsverhältnis w (engl.: mixing ratio) Dichte des Wasserdampfes zur Dichte trockener Luft [g/kg] Relative Feuchte f (engl.: relative humidity) entspricht näherungsweise dem Verhältnis des Dampfdruckes zum Sättigungsdampfdruck e/E [%] q und w sind konservative Größen, d.h. sie bleiben als Massenverhältnisse bei Vertikalbewegungen erhalten. Bsp: Wird die gleiche Wasserdampfmenge von einem System mit -10°C (E = 2,86 hPa) in ein System mit 20°C (E = 23,4 hPa) gebracht, so sinkt f von 100% auf 12%. Taupunkt (engl.: dew point temperature) Temperatur, bei der der Sättigungsdampfdruck den aktuellen Dampfdruckwert annimmt, d.h. e = E( ); Luftdruck und Mischungsverhältnis bleiben konstant. Für Eis kann analog ein Reifpunkt definiert werden mit e = E ( ). Feuchttemperatur (engl.: wet-bulb temperature) wird in einem nicht mit Wasserdampf gesättigten Luftvolumen so lange Wasserdampf isobar verdampft, bis Sättigung eintritt und wird die für die Verdampfung notwendige Energie dem Volumen entzogen, so kühlt sich das Volumen auf die Feuchttemperatur ab (das Mischungsverhältnis bleibt nicht konstant, so dass die Feuchttemperatur im allgemeinen nicht dem Taupunkt entspricht). Äquivalenttemperatur (engl.: equivalent temperature) wird der in einem Luftvolumen vorhandene Wasserdampf isobar zur Kondensation gebracht und die dabei frei werdende Energie zur Temperaturerhöhung verbraucht, so erwärmt sich das Volumen auf die Äquivalenttemperatur. Flüssigwasseräquivalent (engl.: precipitable water) die über die Höhe integrierte Wasserdampfmenge als Höhe der Wassersäule nach Kondensation [mm]. Bei der Abschätzung regionaler Verteilungen des Niederschlages aus dem Flüssigwasseräquivalent ist zu beachten, dass tatsächlich nur ~10% als Niederschlag ausfallen, während 90% immer in der Atmosphäre bleiben. 4.2 B Luftfeuchte (H. Bauer) --- nur für den Schulgebrauch --- Der Prozess wird durch die Gleichung cp dT = - L dw beschrieben, d.h. die Feuchttemperatur ist eine Funktion der Temperatur und des Mischungsverhältnisses Seite 13 Oberfläche bis 700 mb 700 mb bis 500 mb 500 mb bis 300 mb Flüssigwasseräquivalent [mm] in verschiedenen Höhenschichten, Juli 1989 4.2 B Luftfeuchte (H. Bauer) --- nur für den Schulgebrauch --- Seite 14 Mollierdiagramm Das Mollierdiagramm drückt in grafischer Form den Zusammenhang zwischen den Zustandsgrößen von Luft aus. In Abhängigkeit von Druck und Temperatur können z.B. die relative Feuchte, der Taupunkt, die Enthalpie usw. ermittelt werden. Mollierdiagramm für feuchte Luft mit Darstellung des empfohlenen Behaglichkeitsbereiches 4.2 B Luftfeuchte (H. Bauer) --- nur für den Schulgebrauch --- Seite 15 6. Wasserdampftransport Der Wasserdampftransport ( = Energietransport !) erfolgt (a) kleinskalig durch Verdunstung (turbulenter Transport latenter Wärme), (b) großskalig durch den hydrologischen Zyklus. Weniger als 10% des ozeanischen Verdunstungsstromes gehen in den Netto-Transport ein ! Die Verdunstung ist abhängig von der vorhandenen Strahlungsenergie und dem Aufnahmevermögen der Atmosphäre. Die höchsten Verdunstungsraten werden über den warmen tropischen Ozeanen angetroffen. Verweilzeiten des Wassers in einzelnen Reservoiren Reservoir Vegetation Atmosphäre Flußwasser Bodenfeuchte Seewasser Land Oberflächengrundwasser Außerpolare Gletscher Ozean Polare Eiskappe Tiefengrundwasser Eis im Permafrost Verweilzeit 5-6 Tage 10 Tage 14 Tage 1 Jahr 17 Jahre 900 Jahre 1.400 Jahre 1.600 Jahre 3.000 Jahre 9.700 Jahre 10.000 Jahre 10.000 Jahre Der größte Teil des irdischen Wassers befindet sich in den Ozeanen, nur 2% in Eisform und weniger als 0,5% in Atmosphäre und Boden. Die „Umwälzzeiten“ betragen in der Atmosphäre ein paar Tage, in Flüssen Wochen bis Monate und bis 10.000 Jahre in den Eisschilden. 4.2 B Luftfeuchte (H. Bauer) --- nur für den Schulgebrauch --- Seite 16 Ein Klima wird als arid (trocken) bezeichnet, wenn die Verdunstung größer als der Niederschlag ist, d.h. Niederschlag < Verdunstung + Abfluss (Wasserhaushaltsgleichung). In einem humiden (feuchten) Klima sind die jährlichen Niederschläge größer sind als die Verdunstung. Aride Gebiete: ganzjährig treten nur geringe Unterschiede zwischen Niederschlag und Verdunstung auf; die Bilanz ist im Jahresverlauf insgesamt positiv; z.B. Meeresflächen subtropischer Hochdruckgebiete, Teile der subtropischen Festlandswüsten und die polaren Eiswüsten. Humide Gebiete: ganzjährig positive Bilanz; z.B. innertropische Ozeanflächen und Regenwälder. Winter- oder sommer-wechselfeuchte Gebiete: es wechseln sich positive und negative Bilanzwerte jahreszeitlich ab; z.B. Mittelmeer, Pampa. Australien: Afrika: Südamerika etc.: Golfstromgebiet, Nordpolarmeer: 4.2 B Luftfeuchte (H. Bauer) 90% 80% 65% 55% des des des des Niederschlages Niederschlages Niederschlages Niederschlages verdunsten verdunsten verdunsten verdunsten --- nur für den Schulgebrauch --- Seite 17 7. Meßverfahren allgemein: Hygrometer (gr.: hygros = feucht) (a) Mechanische Feuchtemessung Das mechanische Verfahren beruht auf der Ausdehnung bzw. dem Zusammenziehen von verschiedenen (meist organischen) Meßelementen. Über ein Werk wird dann die Längenänderung des Meßelementes (2,5% beim Haar zwischen 0 und 100% rel. Feuchte) auf den Zeiger übertragen. (b) Elektronische Feuchtemessung Der feuchteempfindliche Kondensator besteht aus zwei flachen Elektroden, zwischen denen sich eine elektrisch isolierende, hygroskopische Kunststoffschicht befindet. Dieses Dielektrikum kann das in der Luft befindliche Wasser absorbieren. Mit steigender Luftfeuchte steigt auch die Kapazität des feuchteempfindlichen Kondensators. (c) Lithiumchlorid - Taupunkthygrometer Meßverfahren, das auf der hygroskopischen Eigenschaft des Lithiumchlorids beruht. (d) Taupunktspiegel Ein sehr präzises Meßverfahren zur Ermittlung der relativen Luftfeuchte, bei dem eine verspiegelte Fläche mit einem Peltierelement so weit abgekühlt wird, bis diese gerade anfängt, zu beschlagen ( wird opto-elektronisch festgestellt). Die in diesem Moment über ein Pt100Widerstandsthermometer gemessene Temperatur entspricht dem Taupunkt, aus dem sich über den Sättigungsdruck die relative Luftfeuchte berechnen lässt. (e) Mikrowellenhygrometer Der am 4. Mai 2002 gestartete Forschungssatellit 'Aqua' vermisst Tag für Tag die globale Temperatur und Luftfeuchte über die Absorptionsbanden im Mikrowellenbereich. Das Messinstrument AIRS (Atmosphere Infrared Sounder) ist das erste Instrument auf einem Satelliten, das speziell für die globale Wasserdampfmessung konzipiert wurde. 4.2 B Luftfeuchte (H. Bauer) --- nur für den Schulgebrauch --- Seite 18 Die Abbildung zeigt eine 6minütige AIRS-Messung der 3D-Wasserdampfkonzentrationen über Kalifornien und dem Pazifik als farbige Iso-Flächen. Die niedrigen Feuchtewerte im Zentrum sind durch ein häufig an der kalifornischen Küste vorgefundenes Hochdruckgebiet verursacht. Dadurch ist der für 7 km Höhe übliche Wert von 0,2 g/kg bis auf 1 km Höhe vorgedrungen. temperatures near 1 km in these high pressure systems. (f) Psychrometrische Feuchtemessung Psychrometer (gr.: psychros = kühl) arbeiten mit zwei Thermometern, an denen die zu messende Luft entlanggeführt wird. Das erste Thermometer misst die Temperatur der Umgebung TLuft, das zweite die Feuchtkugeltemperatur Tfeucht. Dazu ist die Meßspitze des Thermometers mit einem Baumwolldocht überzogen und mit destilliertem Wasser befeuchtet. Durch die Verdunstungskälte sinkt am feuchten Thermometer die Temperatur, und zwar umso stärker, je trockener die Luft ist. Nach kurzer Zeit ( 1 – 2 Minuten) bleibt die Temperatur am feuchten Thermometer konstant (= Feuchttemperatur). Mit den am feuchten und trockenen Thermometer abgelesenen Temperaturen kann die relative Luftfeuchte nach der Psychrometerformel bestimmt werden: 4.2 B Luftfeuchte (H. Bauer) --- nur für den Schulgebrauch --- Seite 19 eL = ET(feucht) – A p (TLuft – Tfeucht) A ist die Psychrometerkonstante (abhängig von der Strömungsgeschwindigkeit der Luft), p der Luftdruck und (TLuft – Tfeucht) die psychrometrische Differenz im Gleichgewichtsfall. Es gibt eine ganze Reihe von Psychrometertheorien. Es wird davon ausgegangen, daß die Energiebilanz des Meßfühlers im stationären Fall nur durch den latenten Wärmestrom QV und den fühlbaren (turbulenten) Wärmestrom QH bestimmt ist. Der Wärmestrom aus dem Körperinneren und die Strahlungsbilanz werden vernachlässigt. Dann stellt sich die Feuchttemperatur so ein, dass der durch die Dampfdruckdifferenz eL - ET(feucht) verursachte Dampfdiffusionsstrom beim Verdunsten gerade die latente Wärme verbraucht, die der durch die Temperaturdifferenz TLuft – Tfeucht verursachte Wärmestrom von der Luft an das feuchte Thermometer nachliefert. Geringfügige Abhängigkeiten der Latentwärme und der spezifischen Wärmekapazität der Luft von Temperatur und Feuchte werden dabei ignoriert 4.2 B Luftfeuchte (H. Bauer) --- nur für den Schulgebrauch --- Seite 20 8. Mittlere vertikale Verteilung des Wasserdampfes Die Vertikalverteilung wird von Temperatur und vertikalem Austausch bestimmt. Das größte Gefälle besteht über verdunstenden Oberflächen. Eine Umkehr des Feuchtegefälles (Inversion mit Bildung von Tau oder Reif) ist im Tagesgang wesentlich seltener und kurzfristiger als bei der Temperatur und kann z.B. durch großräumiges Aufgleiten feuchtwarmer Luft in mittleren Breiten verursacht werden. Der Wasserdampfgehalt nimmt mit der Höhe rasch ab. Vertikalverteilung des Wasserdampfes in verschiedenen Klimaregionen (Weischet, 2002) Während man am Boden noch deutliche Gradienten der Luftfeuchte von den Tropen zu den Polargebieten findet, ist die Feuchteverteilung im 500 hPa-Niveau ausgeglichen. Höhe Tropen 5.500 m 2.500 m 0m 3 g/m3 7 g/m3 19 g/m3 Mittlere Breiten 2 g/m3 4 g/m3 7 g/m3 Polargebiet 1,5 g/m3 2,0 g/m3 2,5 g/m3 Abnahme der absoluten Feuchte mit der Höhe (Lauer, 2004) Die Atmosphäre enthält bis rund 1.500m die Hälfte, bis 3.000m Dreiviertel der Gesamtmenge des Wasserdampfes. Die oberen Teile der Troposphäre sind relativ wasserdampfarm. Jahreszeitliche Schwankungen machen sich daher fast nur in den unteren 3 – 5 km bemerkbar. 4.2 B Luftfeuchte (H. Bauer) --- nur für den Schulgebrauch --- Seite 21 Das Flüssigwasseräquivalent beträgt in Äquatornähe ca. 45 – 60 mm. Aus dem beobachteten mittleren Monatsniederschlag (120 – 150 mm in der Regenzeit) lässt sich folgern, dass der gesamte Wasserdampfgehalt 2- 3x pro Monat umgeschlagen werden muß. Dabei sind Tropengebirge relative „Trockeninseln“ in feuchterer Umgebung, da die Luftsäule nur ~ 1/3 des Flüssigwasseräquivalentes der Tiefländer enthält. Messungen des stratosphärischen Wasserdampfgehaltes (15 – 28 km Höhe) in Boulder (40°N) zeigen einen Anstieg von 1% pro Jahr seit 1980. Dies entspricht Satellitenmessungen (60°S bis 60°N), die für den 25 – 50 km Höhenbereich in den Jahren 1991 – 2001 einen Anstieg von 0,6 – 0,8% pro Jahr ergaben. Der Anstieg des stratosphärischen Wasserdampfgehaltes spielt eine wichtige Rolle bei der Abkühlung der unteren Stratosphäre und im Ozonabbau durch chemische Reaktionen. 4.2 B Luftfeuchte (H. Bauer) --- nur für den Schulgebrauch --- Seite 22 9. Mittlere horizontale Verteilung des Wasserdampfes „Im 8 – 13 Mikrometer- Fenster dominiert nicht die Absorption durch Wasserdampflinien, sondern das sog. “Wasserdampfkontinuum”: eine kontinuierliche Absorption, die proportional zum Quadrat des Partialdampfdruckes von Wasserdampf ist, so dass in den innersten Tropen der Nettofluss langwelliger Strahlung bei Schönwetter auf etwa 35 Wm-2 schrumpft. Hier im Karlsruher Gebiet treten bei Schönwetter etwa 100 Wm-2 Nettofluss langwelliger Strahlung auf, also ein höherer Wärmeverlust der Oberflächen. Dieses Wasserdampfkontinuum schützt die Oberfläche in den wasserdampfreichen Zonen vor Verlust an Wärmestrahlung. Der Effekt ist im Warmpool bei 30°C Oberflächentemperatur sogar so stark, dass der Unterschied im Nettofluss langwelliger Strahlung zwischen bedeckt und wolkenlos nur noch 5 Wm-2 beträgt. Die unterste Atmosphäre ist dann so wasserdampfgeschwängert, dass die Gegenstrahlung der Atmosphäre auf 430 Wm-2 ansteigt und die Emission der Oberfläche bei 472 Wm-2 liegt. Wenn der Ozean nur um 1° wärmer wird, erhöht sich die Wasserdampfdichte um ca 6%.“ (Prof. H. Grassl) Im Einzelnen zeigt die Luftfeuchte eine sehr stark variierende Struktur, wie die folgende Abbildung der rel. Feuchte in der 700 hPa-Fläche (ca 3.000 m über NN) zeigt. Im GME-Modell des DWD wird eine rel. Feuchte über 60% mit dem Vorhandensein von Wolken (v.a. frontale Bewölkung) gleichgesetzt. 4.2 B Luftfeuchte (H. Bauer) --- nur für den Schulgebrauch --- Seite 23 Die relative Luftfeuchte ist räumlich und zeitlich sehr unterschiedlich verteilt. Als Beispiel soll die zeitliche Verteilung der relativen Luftfeuchte in Uppsala dienen. Tages- und Jahresgang der relativen Feuchte in Uppsala. Periode 18681957 (aus LILJEQUIST, 1990) Die horizontale Verteilung wird vor allem von der Temperatur bestimmt, zu einem geringeren Teil von der Wasserverfügbarkeit (potentielle Evapotranspiration). Die absolut niedrigsten Werte findet man mit ~ 0,13 hPa im jeweiligen Winterhalbjahr in Nordost-Sibirien und dem antarktischen Festland, sowie mit 5 – 10 g/m3 im Inneren der trockensten Wüsten. Min Max Breite 0,5 mb 5,6 mb 80° N 2,2 mb 15,0 mb 50° 8,2 mb 24,8 mb 30° 23,9 mb 27,6 mb 0° 9,5 mb 18,9 mb 30° 4,7 mb 9,2 mb 50° 0,2 mb 2,5 mb 80° S Breitenkreismittel der Luftfeucht [mb] für die bodennahe Luftschicht. Mit einer relativen Feuchte von > 80% findet man in den inneren Tropen bodennah rund 20 g/m3 abs. Feuchte. In den Subtropen nimmt die rel. Feuchte auf 50 – 60% ab, in den Wüsten unter 40%. Zu den Polen steigt die rel. Feuchte aber bis zu 85% wieder an. Auf der Südhalbkugel findet man generell höhere Werte der rel. Feuchte. Die Verteilung der Luftfeuchte zeigt entsprechend der Temperatur also die folgenden Charakteristika: 1. 2. 3. 4. Abnahme zu den Polen hin höchste Werte in den Tropen regionale Reduktion über Trockengebieten und subtropischen Hochdruckzellen extrem niedrige Werte in Polargebieten und höheren Breiten der jeweiligen Winterhalbkugel. 4.2 B Luftfeuchte (H. Bauer) --- nur für den Schulgebrauch --- Seite 24 Mittlere Breitenkreis-Verteilung der absoluten Feuchte (in g/m3) auf der Erde (aus LILJEQUIST, 1990): 1. Kurve I: mittlere BreitenkreisVerteilung der jährliche absolute Feuchte 2. Kurve II: mittlere Breitenkreis-Verteilung der jährlichen Sättigungsfeuchte 3. Kurve III: mittlere Breitenkreis-Verteilung der absolute Feuchte von Juni-August (Nordsommer) 4. Kurve IV: mittlere Breitenkreis-Verteilung der absolute Feuchte von DezemberFebruar (Südsommer) Es ist zu erkennen, daß die Erdatmosphäre im Mittel an keinem Ort auf der Erde mit Wasserdampf gesättigt ist. Breitenabhängigkeit Niederschlag Breitenabhängigkeit Wolkenbedeckung 4.2 B Luftfeuchte (H. Bauer) von von Verdunstung und Wasserdampfgehalt --- nur für den Schulgebrauch --- und Seite 25 Mittlere relative Bodennähe Feuchte in Verteilung des Wasserdampfs [g/kg] auf der 700 hPa-Fläche CHAMP-Messungen, 14. Mai - 10. Juni 2001. Man sieht deutlich den asiatischen Monsun, die innertropische Konvergenzzone und die wasserdampfärmeren Gebiete nach Norden und Süden hin.. 4.2 B Luftfeuchte (H. Bauer) --- nur für den Schulgebrauch --- Seite 26 4.2 B Luftfeuchte (H. Bauer) --- nur für den Schulgebrauch --- Seite 27 About 30% of land area of the world Most associated with subsidence in Hadley Cell Strong zonal asymmetry 4.2 B Luftfeuchte (H. Bauer) --- nur für den Schulgebrauch --- Seite 28 Simulation des NCAR Klimamodelles CCM3 Das CCM3 ist ein AGC (atmospheric general circulation) - Modell für Klimastudien. Die T170 Simulation (räumliche Auflösung von 75 km, 512x256 Gitterpunkte) der globalen Wasserdampfströme (weiss) und des Gesamtniederschlages (orange) in der Troposphäre erfolgt in Zeitschritten von 1 Stunde. Zu Jahresbeginn kann man den Australischen Monsun mit hohen Feuchtewerten über Nordaustralien sehen, Mitte Februar die Tiefdrucktätigkeit im Golf von Bengalen. Im späten April beginnt der Indische Monsun, wobei große Feuchtemengen gegen das Tibetanische Plateau strömen. Heftige zyklonale Störungen findet man Mitte Juli über Zentralamerika und zu Oktoberbeginn östlich von Madagaskar. Während des ganzen Jahres zeigt die Animation die starken Feuchteströme, die aus den Tropen in die höheren Breiten fließen. 4.2 B Luftfeuchte (H. Bauer) --- nur für den Schulgebrauch --- Seite 29 Quellenangaben: Ahrens, C. D.: Meteorology Today, 1999 Graßl, Hartmut: Klima und Wasser (Kliwa-Symposium), 2000 Häckel, H.: Meteorologie, 1999 Hupfer, P. und W. Kuttler: Witterung und Klima, 2005 Lauer, W. und J. Bendix: Klimatologie, 2004 Schönwiese, Ch.-D.: Klimatologie, 2003 Walch, Dieter und Harald Frater, Wetter und Klima (2004) Weischet, W. : Einführung in die Allgemeine Klimatologie, 2002 http://de.wikipedia.org http://www.vets.ucar.edu/vg/CCM3T170/index.shtml http://www.ngdc.noaa.gov/paleo/ctl/about6.html http://eobglossary.gsfc.nasa.gov/Newsroom/NewImages/images.php3?img_id=16485 http://biocycle.atmos.colostate.edu/~denning/at606/WorldClimates.pdf http://141.84.50.121/iggf/Multimedia/Klimatologie/klimaelemente_luftfeuchte.htm http://www.physik.uni-muenchen.de/leifiphysik/web_ph09/umwelt_technik/ http://www.Uni_Duisburg\Geo_Tutorium\index.htm http://www.wetterzentrale.de/topkarten/fsgmeeur.html 4.2 B Luftfeuchte (H. Bauer) --- nur für den Schulgebrauch --- Seite 30