ARBEITSTECHNIK UND SICHERHEIT IM ORGANISCH-CHEMISCHEN LABOR Sicherheit und Gefahren Diese Sicherheitsregeln sind Voraussetzung für ein reibungsloses und erfolgreiches Arbeiten in den Übungen. Sie müssen daher durchgearbeitet und angewendet werden. Vor Beginn der praktischen Arbeit wird die Kenntnis dieser Anleitung zur Sicherheit und Arbeitstechnik im organisch-chemischen Labor durch Unterschrift bestätigt. Ein mehrmaliges Zuwiderhandeln hat den Ausschluss aus den Übungen zu Folge. Die Arbeit im chemischen Laboratorium birgt viele Gefahren in sich. Fehlverhalten beim chemischen Arbeiten gefährdet stets auch andere. Im Labor sind daher immer Labormantel (nicht aus Kunststoff) und Schutzbrillen zu tragen. Offene Flammen sind in der Nähe von brennbaren Flüssigkeiten zu vermeiden. Sollte es dennoch zu einem Brand kommen, verwendet man zum Löschen die unter den Waschbecken angebrachten Kohlensäurelöscher, bei Kleiderbränden die Löschduschen in den Türdurchgängen. Glasapparaturen müssen sicher und spannungsfrei aufgestellt werden. Brechendes Glas führt leicht zu Schnittverletzungen. Besonders beim Aufziehen von Schläuchen und beim Abwaschen ist hier Vorsicht geboten. Beim Umgang mit Chemikalien mache man es sich zur Gewohnheit, alle chemischen Verbindungen mit der gleichen Sorgfalt wie gesundheitsschädliche Stoffe zu behandeln: Dies erfordert insbesondere sauberes Arbeiten, bei dem das Verschütten, Verschmieren und Verstäuben (besonders im Bereich der Waage), vor allem aber der Körperkontakt vermieden werden soll. Lebensmittel sind nur außerhalb des Labors und nach sorgfältiger Reinigung der Hände zu sich zu nehmen. Außerdem besteht im Labor sowie im gesamten Gebäude strengstes Rauchverbot. Alle gefährlichen Stoffe sind nach internationalem Muster gekennzeichnet, die Gefahrenzeichen und die R- und S-Sätze (Hinweise auf besondere Gefahren) sind im Labor angeschlagen. Wichtig für die tägliche Laborpraxis sind die Gefahrenzeichen für die geringste Gefahrenstufe, Warnung/Gefahr (früher: X-Symbol, neu ab 2009: Rufzeichen oder Person), sowie Gefahr/Giftig (Totenkopfsymbol), Gefahr/Entzündlich (Flammensymbol) und Gefahr/Ätzend (2 Reagenzgläser). Im Rahmen der Übungen sind folgende Gefahrenklassen von Bedeutung a) Leicht entzündlich: Experimente mit Aceton, Essigester, Ethanol, Toluen, Cyclohexan. Sicherheitsvorschrift: Flaschen nicht in die Nähe offener Flammen bringen oder neben heiße Kochplatten stellen, beim Erhitzen Rückflusskühler verwenden. Bei Entzündung in den Ausguss oder den Abzug gießen und mit viel Wasser nachspülen. Bei Kleiderbränden die Löschduschen in den Eingangstüren verwenden. b) Ätzend: Konzentrierte Säuren und Laugen (Schwefel-, Salz-, Salpetersäure, Eisessig, Natronlauge etc.). Sicherheitsvorschrift: Keine Säure- und Laugenspritzer am Arbeitstisch verteilen bzw. sofort aufwischen. (Wie verdünnt man z.B. Schwefelsäure?). Achtung auf die Stopfen! Schutzbrillen verwenden, bei Hautkontakt sofort mit viel Wasser abwaschen und bei sichtbaren Verätzungen möglichst bald den Arzt aufsuchen. c) Giftig: z.B. Anilin. Sicherheitsvorschrift: Hautkontakt vermeiden bzw. schnellstens mit Wasser abwaschen, da z. B. Anilin auch durch die unverletzte Haut resorbiert werden kann. Abfallentsorgung Lösungsmittel: Alle organischen Lösungsmittel werden in zwei Behälter gesammelt, und zwar getrennt als halogenierte (z.B. Chloroform, Tetrachlorkohlenstoff) und nichthalogenierte (z. B. Toluen, Cyclohexan) Lösungsmittel. Bitte streng auf die Beschriftung achten und im Zweifelsfall zu den halogenierten Lösungsmitteln gießen. Aceton wird, da es in großen Mengen zum Waschen verwendet wird, gesondert in den im Abguss befindlichen Kanistern gesammelt. Feststoffe: Organische Feststoffe werden in eigenen Behältern zur späteren Entsorgung gesammelt, ebenso kommen hier die giftigen anorganischen Feststoffe hin. Für manche Stoffe gibt es ein eigenes Gefäß, da diese Substanzen weiterverwendet werden. Ungiftige anorganische Stoffe wie Natriumsulfat, Aluminiumoxid, Seesand etc. können in die allgemeinen Abfallbehälter entsorgt werden. Erste Hilfe Es wird vorausgesetzt, dass die wichtigsten Regeln allgemein bekannt sind. Bei allen Verletzungen ist der/die jeweilige Praktikumsleiter/in zu verständigen. Größere Schnittwunden sollten auf jeden Fall vom Arzt behandelt werden. Verätzungen werden lange mit viel laufendem Wasser gespült (spezielle Augendusche verwenden), ebenso kleinere Verbrennungen. Größere Verbrennungen werden nur steril abgedeckt. Chemikaliengetränkte Kleider müssen möglichst bald abgelegt werden (Gefahr der Hautresorption!) Informieren Sie sich, wo sich im Labor die Verbandskästen befinden! Zusammenfassung der wichtigsten Verhaltensregeln Vor jedem Versuch muss die Versuchsanleitung vollständig durchgelesen werden. Es muss klar sein, wie und womit der Versuch durchgeführt wird, da sonst durch Unkenntnis Gefahren drohen. Die Arbeitsvorschriften und Sicherheitsanordnungen müssen eingehalten werden, denn sie sind begründet. Keine eigenen Forschungen und Experimente durchführen! Informieren Sie sich über die jeweiligen Sicherheitseinrichtungen des Labors. Schutzbrillen sind beim Erhitzen, beim Arbeiten mit Vakuum (Rotavapor, absaugen) und bei Experimenten, wo heftige Reaktionen zu erwarten sind, stets zu tragen. Zum Pipettieren immer die Pipettierhilfe verwenden. Nicht mit dem Mund pipettieren. Bei allen Experimenten auch an die (oft ahnungslosen) Labornachbarn denken und sie nicht gefährden. Umgekehrt auch auf die experimentierenden Labornachbarn achten, um bei Gefahren vorbereitet zu sein. Im Labor nicht essen und trinken. Es besteht im gesamten Gebäude strengstes Rauchverbot! Bei Zwischenfällen nicht den Kopf verlieren, sondern ruhig überlegen, was zu tun ist. Schwangeren ist der Aufenthalt und das Arbeiten im Labor untersagt. Protokollführung Bei den organisch-chemischen Übungsbeispielen stehen nicht nur die Messdaten im Vordergrund, sondern vor allem die Beschreibung des Experiments. Während des Experiments protokollieren Sie alle Daten und Beobachtungen sofort in Ihr Laborjournal. Diese Daten werden dann nach Beendigung des Experiments auszugsweise in das Laborprotokoll-Blatt übertragen. Diagramme sind beizulegen. Das Protokoll wird spätestens am nächsten Labortag abgegeben. Beschreibung der Messdaten und Beobachtungen Alle Mengen-, Zeit- und Temperaturangaben werden in den korrekten Dimensionen (Molmassen, Molmengen, Konzentrationen) mit mathematisch relevanten Kommastellen angegeben. Benutzten Chemikalien werden exakt angegeben (Strukturformeln, Namen) eine kurze Diskussion der Ergebnisse (3-5 Zeilen) beim Auftreten von Fehlern (Unreinheit, Ausbeuteverlust, …) als Fehleranalyse den Hinweis auf kritische Versuchsteile - aber nur auf diese! (Temperaturkontrolle, Zeiten, Reagenzieneinfluss, Mengenverhältnisse etc) beschreiben. Allgemeine Statements sind zu unterlassen. Theoretische Lehrbuchweisheiten haben im Protokoll nichts zu suchen. Glas im Laboratorium - Standardgeräte Glas ist das am häufigsten verwendete Material im Labor. Der Grund: Es ist durchsichtig, verformbar, chemikalienresistent, porenfrei und relativ temperaturbeständig. Nachteil: geringe Bruchfestigkeit bei Stößen und starken Temperaturschwankungen. Im Labor werden in der Hauptsache zwei verschiedene Glassorten verwendet: Dünnwandiges Glas für Reaktionsgefäße: Die verwendeten Glassorten (z.B. Duranglas) haben zwar geringe thermische Ausdehnungskoeffizienten und sind sehr dünnwandig hergestellt. Trotzdem: Plötzliches Erhitzen oder rasches Abkühlen ist zu vermeiden! Chemisch wird Glas besonders stark von heißen, konzentrierten Laugen angegriffen. Dünnwandige Reaktionsgefäße mit flachem Boden (z.B. Erlenmeyerkolben) dürfen nicht evakuiert werden, da Implosionsgefahr besteht. Nur dünnwandige runde Gefäße wie z.B. Rundkolben sind zum Evakuieren und Erhitzen geeignet. Dickwandiges Glas für Unter- bzw. Überdruck: Diese Glassorte (insbesondere Saugflaschen) ist wegen ihrer Dicke nicht zum Erhitzen geeignet. Die Gefäße können aber trotz ihres flachen Bodens evakuiert werden. Achtung: Beim Erwärmen besteht Implosionsgefahr. Reaktionsgefäße Das einfachste, älteste und unentbehrlichste Reaktionsgefäß ist das Reagenzglas. Bei der Benutzung halte man das Reagenzglas immer so, dass eventuell herausspritzende Chemikalien weder den Körper des Nachbarn noch den eigenen treffen können! Für größere Volumina verwendet man Erlenmeyerkolben und Bechergläser. Soll beim längeren Erhitzen ein Flüssigkeitsverlust vermieden werden, so besteht im einfachsten Fall die Apparatur aus einem Rundkolben mit aufgesetztem Rückflusskühler. Im Rückflusskühler kondensiert die verdampfte Flüssigkeit und fließt wieder in den Kolben zurück (= unter Rückfluss erhitzen). Muss Luftfeuchtigkeit vom Reaktionsgut ferngehalten werden, setzt man ein Trockenrohr (mit Calciumchlorid gefüllt) auf den Kühler. Glasverbindungen In zusammengesetzten Glasapparaturen werden Schliffgeräte benutzt, wobei als Verbindung zwischen den einzelnen Elementen meist Kegelschliffe in genormten Größen (vorzugsweise NS 29 und NS 14.5) fungieren. Vor dem Zusammensetzen der Teile wird der Schliffkern sparsam im oberen Drittel mit Schlifffett eingefettet (Dichtung). Zur Halterung der Glasapparaturen dienen Stative, an denen mit Muffen geeignete Klemmen und Ringe befestigt werden, die ihrerseits die Apparaturen tragen. Sorgfältiger Aufbau und vermeiden von Verkanten, das zu Spannungen führt, ist sehr wichtig. Abmessen von Flüssigkeiten - Messgefäße Das exakte Abmessen von Lösungsvolumina ist bei allen quantitativen Arbeiten notwendig. Bei vielen Operationen ist es jedoch nicht notwendig, die Menge ganz genau zu bestimmen (z.B. für Lösungsmittel in der Synthese oder qualitative Reaktionen). Hier reicht es meist schon aus, die Volumsangaben an Erlenmeyerkolben und Bechergläsern zu benutzen. Bei Eprouvetten (Reagenzgläser) gilt als Faustregel, dass eine Fingerbreite (ca. 1 cm) 1-2 Milliliter entspricht. Eine halbvolle Eprouvette enthält ca. 10 mL. Zur exakten Volumenmessung werden die auf Einguss geeichten Messzylinder (Mensuren) und Maßkolben sowie die auf Ausguss geeichten Pipetten und Büretten verwendet. Messzylinder haben nur eine geringe Messgenauigkeit, mit Maßkolben können bei sorgfältigem und genauem Ablesen (waagrechte Ablesung des Flüssigkeitsmeniskus) exakte Werte erhalten werden. Maßkolben dienen zur Herstellung von Maßlösungen und zum Verdünnen von Lösungen auf ein genau definiertes Maß. Pipetten sind gläserne Saugrohre, die entweder die Abmessung eines einzigen definierten Flüssigkeitsvolumen erlauben (Vollpipetten), oder die Abmessung definierter Flüssigkeitsmengen gestatten (Messpipetten). Zur Abmessung wird die Pipette mit dem in eine Spitze auslaufenden Ende in die Flüssigkeit getaucht, die abgemessen werden soll, und zwar tief genug, um beim späteren Aufsaugen keine Luftblasen einzusaugen. Um Messfehler und Vergiftungen zu vermeiden, wird mit einer Pipettierhilfe (z.B. Peleusball) soweit angesaugt, dass der Flüssigkeitsmeniskus die Eichmarke berührt (Achtung: nie mit dem Mund ansaugen! Nicht in den Ball hineinsaugen und beim Einschieben der Pipette diese nicht tiefer als 1 cm in den Peleusball hineinstecken, da sonst das erste Ventil zerstört wird!). Zum Entleeren der Pipette wird diese senkrecht über das Aufnahmegefäß gehalten, unter dauerndem Anlegen ihrer Ablaufspitze an dessen Wandung. Etwa 20 Sekunden, nachdem sich die Pipette entleert hat, wird ihre Spitze an der Gefäßwand abgestrichen (nicht ausblasen). Unter Büretten versteht man Messpipetten, die an ihrem unteren Ende einen regulierbaren Auslauf besitzen. Eine Beschreibung der Büretten finden Sie im Beispiel "Gasgesetze und Glasbearbeitung". Die Titration einer vorgegebenen Lösung erfordert ein sehr langsames Zugeben aus der Bürette (tropfenweise) besonders am Ende der Titration, da es sonst zu merklichen Fehlern kommen kann. Die Ermittlung des Reaktionsendpunktes oder des Äquivalenzpunktes erfolgt meist mit Indikatoren, die einen Überschuss an Reagenslösung durch Farbumschlag anzeigen. Grundlegende chemische Operationen Extraktion Ausschütteln: Hierbei handelt es sich um das Verteilen einer oder mehrerer Substanzen zwischen zwei Lösungsmittelphasen; einer hydrophilen (meist wässrigen) und einer lipophilen (organischen). Die gelösten Substanzen reichern sich entsprechend ihrem eigenen hydrophilen oder lipophilen Charakter (= Polarität) vorwiegend in der gleichartigen Phase an. Kräftiges Schütteln beschleunigt den Prozess. Ziel des Ausschütteln ist es, bestimmte Substanzen mit einem Minimum an Lösungsmittel vollständig in eine Phase zu überführen, um eine Reinigung oder Trennung zu erzielen. Das wird erreicht, wenn man die Gegenphase mehrmals mit kleinen Portionen behandelt, anstatt einmal ein großes Volumen einzusetzen. Im Allgemeinen extrahiert man wässrige Lösungen oder Emulsionen beim ersten Mal mit etwa einem Drittel, dann jeweils ca. mit einem Viertel des Volumens an organischem Lösungsmittel. Geeignete lipophile Extraktionsmittel sind z.B. Ether, Petrolether, Toluen, Essigester, Chloroform. Der Schütteltrichter (auch Scheidetrichter genannt) muss einen gut passenden Glas- oder Teflonhahn und Glasstopfen haben (Dichtungsfett ist meist rasch herausgelöst). Durchführung: Der Schütteltrichter ist so groß zu wählen, dass etwa ein Drittel des Inhalts leer bleibt. Er wird in einen stabilen Stativring eingehängt. Unter den Trichterauslauf stellt man stets ein größeres Gefäß als Sicherheitsauffanggefäß. Die Flüssigkeiten werden durch einen Trichter eingegossen und dann der Schliff mit dem Stopfen verschlossen. Man fasst den Schütteltrichter so an, dass gleichzeitig Stopfen und Hahnküken mit beiden Händen fixiert werden. Flüchtige Lösungsmittel entwickeln beim Mischen einen erheblichen Überdruck. Man hält deshalb den Schütteltrichter zum Ausschütteln anfangs mit dem Hahn schräg nach oben, belüftet, schwenkt kurz, belüftet wieder und wiederholt, bis nach stärkerem Schütteln der Druckausgleich erreicht ist. Beim Schütteln von Carbonaten und Säuren ist höchste Vorsicht geboten! Beim Belüften werden stets auch Flüssigkeitsreste ausgepritzt, daher ist das Auslaufrohr vom Körper weg zu halten (Schutzbrille). Nachdem ca. eine Minute geschüttelt wurde, hängt man den Trichter in den Ring, entfernt den Stopfen und wartet dann, bis sich die Phasen klar getrennt haben, lässt die schwerere Phase auslaufen und gießt, wenn nötig, die leichtere Phase durch den oberen Schlifftubus aus. Der oft langwierige Prozess der Phasentrennung kann dadurch beschleunigt werden, dass man die Unterphase, soweit sie klar ist, ablässt und dann den Trichter ruckweise um die Längsachse dreht. Organische Lösungen, die mit Salz-, Säure- oder Basenlösung ausgeschüttelt wurden, muss man mit etwas Wasser nachwaschen. Vor dem Eindampfen der organische Phase bindet man das restliche im Lösungsmittel noch vorhandene Wasser mit einem Trockenmittel (siehe Abschnitt Trocknen). Erhitzen Nichtbrennbare Flüssigkeiten in Reagenzgläsern werden mit einer Heißluftpistole direkt erhitzt (näheres siehe Beispiel "Gasgesetze und Glasbearbeitung".) Bei längeren Kochzeiten wird auf elektrischen Heizplatten erhitzt, die größere Betriebssicherheit, aber auch größere Trägheit besitzen. Bei brennbaren Flüssigkeiten wird in Gefäßen mit Rückflusskühlern (= unter Rückfluss erhitzen) gearbeitet. Bei größeren Ansätzen und längeren Reaktionszeiten sind Heizpilze oder Heizbäder, die mit wärmeübertragenden Stoffen (Wasser, Öl, Metall) gefüllt sind, einer direkten Heizung vorzuziehen. Mit einer elektrischen Beheizung ausgestattet, kann eine genaue Temperaturkontrolle und gleichmäßige Wärmeübertragung ohne lokale Überhitzung erreicht werden. Flüssigkeiten neigen nämlich dazu, sich beim Erwärmen über den Siedepunkt aufzuheizen und dann mit großer Heftigkeit zu "stoßen". Man kann diesen Siedeverzug vermeiden, indem man v o r dem Erhitzen 2-3 Siedesteinchen (kleine, poröse Tonstückchen) in die Flüssigkeit wirft. Niemals Siedesteinchen in eine überhitzte Flüssigkeit werfen, da es dann zu einem explosionsartigen Überschäumen kommen kann. Die Gefäße dürfen nur zu 1/3 gefüllt werden. Reagenzgläser werden zum Schutz der Finger mit einem Reagenzglashalter gehalten; größere Gefäße werden mit drei Gummischlauchstücken gehalten, die längs aufgeschnitten werden und über die Fingerspitzen geklemmt werden (=Gummifinger). Kühlen Oft ist es nötig, das Reaktionsgut zu kühlen, um z.B. die bei exothermen Reaktionen freiwerdende Wärme abzuführen, eine Kristallisation zu fördern oder empfindliche Produkte vor der Zersetzung zu bewahren. Zur Kühlung wird Leitungswasser (fließend oder als Kühlbad), Eiswasser oder eine Eiskochsalzmischung (für Temperaturen bis -20° C) verwendet. Unterdruck Bei allen Arbeiten mit Unterdruck ist unbedingt eine Schutzbrille zu tragen. Mit Ausnahme von speziell dafür hergestellten dickwandigen Gefäßen (z.B. Saugflaschen, Exsikkatoren) dürfen nie Gefäße mit flachem Boden evakuiert werden, sondern nur Rund- und Spitzkolben mit angeschlossenen runden Apparateteilen. Für die meisten im Labor vorkommenden Unterdruckarbeiten (Absaugen, Destillieren, Trocknen), reichen etwa 12 mm Hg, die man mit einfachen Membranpumpen oder Wasserstrahlpumpen erreicht, völlig aus. Zum Aufheben des Vakuums ist zuerst die Apparatur zu belüften (z.B. Schlauch von der Saugflasche abziehen, Rotavaporhahn öffnen, etc.), erst dann darf das Wasser oder die Membranpumpe abgestellt werden. Bei den verwendeten Membranpumpen sollte die Pumpe noch ca. 10 min nachlaufen, um Feuchtigkeit aus der Pumpe zu entfernen. Umgang mit Quecksilber: In Thermometern (zur Temperaturmessung) und in älteren Manometern (zur Messung des Unterdrucks) befindet sich Quecksilber. Diese Geräte sind deshalb mit besonderer Sorgfalt zu bedienen und bei Nichtgebrauch sicher aufzubewahren. Sollte trotzdem Quecksilber verschüttet werden, so ist dieses sofort mit frischem Zinkstaub, Kupferpulver o.ä. aufzukehren (Amalgambildung). Quecksilber lässt sich wegen seiner hohen Dichte nämlich nicht leicht gießen oder einsammeln. Verschüttete Tropfen zerplatzen und rollen dann als kleinste Kügelchen in alle Ecken und Ritzen, um dort langsam zu verdampfen. Diese Quecksilberdämpfe verursachen – wenn sie über längere Zeiträume eingeatmet werden – chronische Gesundheitsschäden. Lösen, Zerkleinern, Rühren Die meisten chemischen Operationen können nur mit Hilfe eines Lösungsmittels durchgeführt werden. Während in der anorganischen Chemie Wasser das häufigste Lösungsmittel ist, werden in der organischen Chemie auch andere Lösungsmittel eingesetzt. Hier ist streng darauf zu achten, dass alle Gefäße peinlichst trocken sind und kein Wasser enthalten. Um eine gute Löslichkeit zu erreichen, werden Feststoffe vorher zerkleinert, z.B. in einer Reibschale mit Pistill fein pulverisiert. Zum Umrühren im Reagenzglas oder anderen offenen Reaktionsgefäßen verwendet man Glasstäbe, deren Enden rundgeschmolzen sind. Wenig viskose Flüssigkeiten mischt man mit Magnetrührern. Bei schweren Bodenkörpern oder Unterphasen, die sich durch Rühren kaum aufwirbeln lassen, muss das ganze Gefäß kräftig geschüttelt werden. Trennung durch Kristallisation Bei vielen chemischen Reaktionen erfolgt die Trennung und auch häufig die Reinigung durch Fällen oder Kristallisation. Eine Fällung wird häufig in der Hitze durchgeführt, da dann das Fällungsprodukt leichter filtrierbar wird. Beim Kristallisieren benutzt man die Eigenschaft vieler Präparate, dass sich diese in der Hitze in gewissen Lösungsmitteln besser lösen als in der Kälte. Man stellt gewöhnlich eine heiß gesättigte Lösung her, aus der sich beim Abkühlen die Kristalle abscheiden. Zur Reinigung wird oft die Umkristallisation angewendet. Dabei wird der Niederschlag nach Abtrennung von der Mutterlauge in wenig reinem Lösungsmittel heiß gelöst. Zur Entfernung gefärbter Verunreinigungen wird oft Aktivkohle zugegeben, das die Nebenprodukte adsorbiert und dann abfiltriert wird. Beim Erkalten scheiden sich dann reine Kristalle ab, wobei die Verunreinigungen großteils in Lösung bleiben. Filtrieren Leicht absetzbare, grobkörnige Niederschläge lassen sich am einfachsten durch Dekantieren, d.h. durch Abgießen von der überstehenden Flüssigkeit befreien. Zum Filtrieren dienen für anorganische, oft schleimige Niederschläge Filter, die durch zweimaliges Falten eines Rundfilters hergestellt werden. Für organische Produkte werden ausschließlich Faltenfilter verwendet. Die Filtergröße richtet sich nach der Menge des Filtriergutes und der Trichtergröße. Um Krustenbildung zu vermeiden, muss zwischen Filterund Trichterrand ein Rand von 1-2 cm bleiben. Der Filter wird nie ganz vollgegossen, damit die Flüssigkeit nicht über den Rand steigt. Nachdem das Filtrat fast abgetropft ist, wird der Niederschlag mehrmals nachgewaschen. Da im Trichter durch Abkühlung Feststoffe auskristallisieren können, verwendet man Trichter mit weitem, kurzem Auslaufrohr. Absaugen Für präparative Arbeiten ist zur Trennung von Flüssigkeit und Feststoffen das Absaugen durch einen Büchnertrichter (Porzellannutsche) besonders geeignet. Man benutzt dazu im Normalfall die im Bild gezeigte Apparatur: Porzellannutsche (Büchnertrichter) mit eingelegtem Rundfilter, Gummidichtung (Gummikonus) und dickwandige Saugflasche, die mit einem Schlauch an die Membranpumpe angeschlossen wird. Zum Absaugen wird der Filter (im Büchnertrichter) mit dem verwendeten Lösungsmittel befeuchtet, bis er dicht aufliegt, und dann die Pumpe angestellt. Die Suspension wird anfangs auf die Mitte des Filters gegossen. Ist die Hauptmenge der Flüssigkeit abgesaugt, presst man den halbtrockenen Filterkuchen zur Entfernung weiterer Flüssigkeitsreste mit einem Spatel oder Glasstopfen in der Nutsche fest. Zum Waschen des Rückstandes unterbricht man das Vakuum kurz, teigt den Filterkuchen mit der nötigen Flüssigkeitsmenge an, ohne dabei den Filter zu verletzen und saugt den dicken Brei scharf trocken. Anschließend wird der Filterkuchen auf ein Uhrglas oder Papierschiffchen gestürzt und bei der geeigneten Temperatur (Schmelzpunkt beachten!) getrocknet. Beachte: nur bei kalten Flüssigkeiten ist Absaugen sinnvoll! Bei heißen Lösungen verdampft durch das Anlegen des Unterdrucks ein Teil des Flüssigkeit. Dadurch kommt es zum Abkühlen der Lösung und ein Teil des gelösten Stoffes fällt im Filter aus und verstopft den Filter. Außerdem ist die dickwandige Saugflasche nicht temperaturbeständig und kann durch Hitzeeinwirkung implodieren. Trocknen Trocknen von Feststoffen: Anhaftende Lösungsmittelreste werden durch Erhitzen der Substanz im Trockenschrank oder Aufbewahren im Exsikkator über einem Trockenmittel (Calciumchlorid, Phosphorpentoxid, Natronplätzchen, konzentrierte Schwefelsäure) entfernt. Trocknen von Lösungsmitteln: Organische Lösungsmittel können geringe Wassermengen enthalten, auch wenn sie nicht mit Wasser mischbar sind. Da Wasser bei vielen Reaktionen und Operationen stört, muss das Lösungsmittel getrocknet (= wasserfrei gemacht) werden. Dazu wird entweder metallisches Natrium eingepresst oder das Lösungsmittel mit wasserentziehenden Substanzen (Phosphorpentoxid, Molekularsieb, Calciumchlorid) stehen gelassen. Eine weitere Möglichkeit ist die Destillation des Lösungsmittels. Befindet sich bereits ein Produkt im Lösungsmittel, so wird das Lösungsmittel mit weniger agressiven Trocknungsmitteln wie Natriumsulfat oder Magnesiumsulfat getrocknet bzw. geklärt. Der wasserentziehende Effekt beruht bei diesen Trockenmitteln darauf, dass sie normalerweise mit bis zu 10 Molekülen Wasser pro Molekül des Sulfats kristallisieren. Durch Erhitzen wurde ihnen das Wasser entzogen, in Anwesenheit von Wasser gehen sie dann wieder in die bevorzugte Hydratform über. Eine weitere Möglichkeit besteht noch in der azeotropen Destillation des Wassers während der Reaktion. Destillation Eine Beschreibung der Normaldruckdestillation findet sich im Beispiel "Destillation von Wein". Destillation bei vermindertem Druck Der Dampfdruck von Flüssigkeiten ist eine reziproke Funktion der Siedetemperatur. Schon der Unterdruck der Membranpumpe (8-15 mm Hg) reicht aus, um den Siedepunkt von Verbindungen, die bei Normaldruck zwischen 100-300 °C destillieren, um 70-120 °C zu senken. Die Messung des jeweils erreichten Vakuums kann mit Hilfe eines Manometers erfolgen. Druckverminderung wird verwendet, wenn: a) Lösungsmittel über 80 °C sieden, um beim Entfernen des Lösungsmittels die gelöste Substanz (die im Rückstand verbleibt) zu schonen. b) der Siedepunkt einer zu destillierenden Substanz über 150 °C liegt, um thermolabile Stoffe nicht zu zersetzen. Nach diesem Prinzip arbeitet auch der Rotationsverdampfer (Rotavapor), der ein schonendes und schnelles Abziehen von Lösungsmitteln gestattet. Er hat einen regelbaren Elektromotor, der den evakuierten Destillationskolben in einem Wasserbad um seine schräg liegende Achse dreht. Dabei wälzt sich die Lösung dauernd um und überzieht die obere Kolbenwand ständig mit einem dünnen Flüssigkeitsfilm. Die Flüssigkeit verdampft rasch, ohne dass es zum Sieden kommt. Es ist darauf zu achten, dass das Wasserbad nicht vor Beginn der Destillation schon warm ist (vielleicht vom Vorgänger). Ansonsten kann es passieren, dass nach einigen Minuten (solange kann es dauern, bis die Vakuumpumpe das Gerät evakuiert hat) der Kolbeninhalt weit über seinen Siedepunkt erwärmt ist und überschäumt und überspritzt. Das Kühlwasser darf nur schwach fließen. Schmelzpunktsbestimmung Der Schmelzpunkt eines Stoffes ist die Temperatur, bei der die feste Substanz mit ihrer Schmelze im Gleichgewicht steht. Verunreinigungen, Lösungsmittelreste etc. erniedrigen den Schmelzpunkt, der Luftdruck beeinflusst ihn nicht (im Gegensatz zum Siedepunkt). Daher ist der Schmelzpunkt eine genau bestimmbare Stoffkonstante. Zur Bestimmung des Schmelzpunktes wird die getrocknete, pulverisierte Substanz in einer ca. 3 mm hohen Schicht in ein ca. 1 mm weites, einseitig zugeschmolzenes Kapillarröhrchen gebracht. Dazu taucht man die Kapillare mit der Öffnung in die Substanzprobe und klopft das Pulver vorsichtig auf den Kapillarboden. Die Substanzprobe wird im Kapillarröhrchen im Schmelzpunktsgerät erhitzt, wobei in der Schmelzpunktsnähe nur sehr langsam erhitzt werden darf (2 - 4 °C pro Minute). Als Schmelzpunkt liest man die Temperatur ab, bei der die Substanzprobe klar geschmolzen ist. Messung des pH-Wertes von Lösungen Um den pH-Wert einer Lösung zu messen, sind im allgemeinen zwei Möglichkeiten anwendbar: die Messung mittels Indikatorstreifen (z.B. Merck Universalindikatorpapier für pH-Werte von 110) oder mittels Messgeräten, sog. pH-Meter. Messung mit Indikatorpapier: Als Indikatorpapiere dienen Papierstreifen, die mit organischen Farbstoffen getränkt sind, die bei pH-Änderung charakteristische Farbtöne erzeugen. Diese Farbtöne werden möglichst rasch mit einer dazugehörigen Farbskala verglichen. Die Messung erfolgt so, dass ein Tropfen der zu messenden Lösung mit einem Glasstab auf ein kurzes Stück Indikatorpapier aufgetragen wird. Ist nicht sicher, ob die zu untersuchende Lösung Wasser enthält, wird das Indikatorpapier zuvor mit destilliertem Wasser befeuchtet. Dasselbe gilt auch bei Festsubstanzen. Auf keinen Fall darf das Indikatorpapier selbst in die zu untersuchende Lösung getaucht werden (Verfärbung der Lösung etc.) Die Messung mit pH-Metern ist in anderen Übungsbeispielen beschrieben. MOL und Molare Masse Stoffmenge: Die Basiseinheit der Stoffmenge n ist das Mol. (Einheit mol). 1 mol ist die Stoffmenge eines Systems, das aus soviel Einzelteilchen (nämlich 6.022 * 10 23) 12 besteht, wie Atome in 12 g des Kohlenstoffnuklids C enthalten sind (mol ist daher eine Mengenangabe wie z. B. Dutzend!). Bei der Angabe der Stoffmenge muss das Teilchen (Atome, Moleküle, Atomgruppen, Ionen...) genannt werden, auf das die Größe bezogen ist. Mol ist die SI-Einheit einer Substanzmenge. Relative Atommasse Die relative Atommasse ist das Massenverhältnis der Atome der verschiedenen Elemente zueinander, bezogen auf 1/12 der gemessenen Atommasse des Kohlenstoffnuklids 12C. Als Massenverhältnis ist die relative Atommasse eine dimensionslose Zahl (Einheit g/g = 1). Sie kann auch in der atomaren Einheit u angegeben werden (1 u ist 1/12 der Masse des Kohlenstoffnuklids 12C = 1.66056 * 10-24 g). Molare Masse: Molmassen sind die Massen, mit denen man in der Chemie rechnet. Die Masse eines Mols Teilchen nennt man molare Masse oder kurz "Molmasse". Zwischen der relativen Atommasse (einer dimensionslosen Zahl, bzw. der Atommasse in der Einheit u) und der Molmasse (in der Einheit g/mol) besteht ein sehr praktischer Zusammenhang: relative Atommasse und Molmasse haben denselben Zahlenwert: Die molare Masse von Molekülen oder Atomgruppen ist gleich der Summe der darin enthaltenen Atome. Das gilt auch für Ionen, da die Masse der Elektronen (M(e-) = 0.0005486 g/mol) vernachlässigt werden können: Unterschied zwischen Wasserstoffatom und Proton: M(H) = 1.0079, M(H+) = 1.0074 g/mol Beispiel: Masse von 1 Atom 12C .................. 12.001 u Masse von 1 Mol 12 C .....................12.001 g relative Atommasse 12.011 Molmasse 12.011 g/mol Berechnung der molaren Masse von H2SO4: M(H) = 1.008 g/mol, M(S) = 32.066 g/mol, M(O) = 15.999 g/mol Daraus ist M(H2SO4) = 2* 1.008 + 32.066 + 4*15.999 g/mol = 98.080 g/mol Stöchiometrie Reaktionsgleichungen liefern nicht nur eine qualitative, sondern auch eine quantitative Beschreibung der chemischen Vorgänge: Die Anzahl der Atome auf der linken Seite einer Gleichung muss stets gleich der rechten sein. Aus dem Gesetz der Erhaltung der Masse folgt weiterhin, dass auch die Summe der Massen beider Seiten identisch ist. Die Ermittlung beliebiger Mengen einer Atom- oder Molekülart ist besonders einfach, wenn auf der Basis molarer Einheiten gerechnet wird. Chemische Formeln: Chemische Elemente werden durch die im Periodensystem angegebenen Symbole bezeichnet. Zur Symbolisierung miteinander verbundener Atome verwendet man chemische Formeln. Bei Verbindungen zu Molekülen bedeutet z. B. H2O, dass 1 Molekül Wasser aus 2 Atomen Wasserstoff (H) und 1 Atom Sauerstoff (O) besteht. Die Anzahl gleichartiger Atome wird durch eine kleine, tiefgestellte Zahl (Index) hinter dem Elementsymbol angezeigt. H2 bedeutet also 2 Atome H in einem Molekül; 2 H würde zwei Einzelatome H bedeuten. "3 H2O" bedeutet daher: * Art der Substanz.....Wasser * 3 Formeleinheiten Wasser (die Formeleinheit enthält 2 Atome Wasserstoff und 1 Atom Sauerstoff) * 3 mol H2O Chemische Reaktionsgleichungen: Die chemische Reaktionsgleichung drückt den Verlauf einer chemischen Reaktion durch chemische Formeln aus. Voraussetzung ist die Kenntnis der Ausgangs- und Endprodukte der Reaktion. Links vom Reaktionspfeil stehen die Ausgangsprodukte, rechts die Endprodukte. Die Atomanzahl muss links und rechts gleich sein und ist anhand der Wertigkeiten auszugleichen. Beispiel von quantitativ verlaufenden Reaktionen: H2SO4 + 2 NaOH Na2SO4 + 2 H2O (Üben Sie ähnliche Reaktionsgleichungen) Ca(OH)2 + 2 HNO3 Ca(NO3)2 + 2 H2O Grundgesetze der Stöchiometrie - Gesetz von der Erhaltung der Masse: Die Anzahl der Elemente ist vor und nach der Reaktion gleich - Gesetz der konstanten und multiplen Proportionen: Atome verbinden sich zu Molekülen stets in einem gleichbleibenden, ganzzahligen Atomverhältnis, z. B. verbindet sich Kohlenstoff mit Sauerstoff im Verhältnis 1 : 1 (CO), 1 : 2 (CO2), aber nicht z.B. im Verhältnis 1 : 1.5 (CO1.5). Die stöchiometrischen Zahlen einer Reaktionsgleichung geben die Anzahl der Moleküle an, die an der Reaktion teilnehmen. In der obigen Gleichung zur Herstellung von Natriumsulfat ist die Zahl 2 vor NaOH die stöchiometrische Zahl für NaOH. Beim Aufstellen einer Reaktionsgleichung werden die Ausgangs- und Endprodukte durch Formeln angeschrieben und dann die stöchiometrischen Zahlen der Reaktionspartner gesucht. Das Aufstellen der Reaktionsgleichung kann über die Stoffbilanz, die Elektronenbilanz oder mit Hilfe der Oxidationszahlen erfolgen. Berechnung des Umsatzes bei chemischen Reaktionen: Analog wie die chemische Formel hat auch die Reaktionsgleichung eine doppelte Bedeutung. Sie gibt nicht nur Aufschluss über den Reaktionsvorgang, sondern zugleich auch über die Massen der an der Reaktion beteiligten Ausgangs- und Endstoffe (= stöchiometrische Gleichung): Na2CO3 + 2 HCl 2 NaCl + H2O + CO2 1 Mol 2 Mol 2 Mol 1 Mol 1 Mol aus den Stoffmengen n und der Molmasse M können die Massen m nach der weiter oben besprochenen Gleichung m = n*M berechnet werden: 105.99 g + 2*36.46 g = 72.92 g 2*58.44g = 116.88 g + 18.02 g + 44.01 g Masse der Ausgangsstoffe: 178.91 g Masse der Endprodukte: 178.91 g Mit Hilfe der stöchiometrischen Gleichung können End- und Ausgangsprodukte durch einfache Schlussrechnung ermittelt werden. (Üben Sie ähnliche Umsatzberechnungen) Da bei Reaktionen der Stoffumsatz oft nicht vollständig ist, wird ein Reaktionspartner im Überschuss eingesetzt, um das Gleichgewicht auf die Seite der Reaktionsprodukte zu verschieben. Außerdem erhält man meist nur zu einem gewissen Prozentsatz das gewünschte Produkt (unvollständiger Umsatz, Verluste bei der Aufarbeitung und Isolierung des Reaktionsproduktes). Die Ausbeute an Produkt wird daher in Prozenten angegeben Rechenbeispiel zur Ansatz- und Ausbeuteberechnung für Synthesearbeiten: Angabe: 10 g Eisessig (100%ige Essigsäure) werden mit 20% Überschuss an Ethanol (Ethylalkohol) umgesetzt. Dabei wurden 12.4 g Ethylacetat (Essigsäureethylester) isoliert. Eisessig ist der limitierende Reaktionspartner! Aufstellen der Reaktionsgleichung: Eisessig und Ethanol reagieren nach folgender Gleichung zu Ethylacetat: Gleichung CH3COOH + C2H5OH CH3COOC2H5 + H2O Molmassen 60.05 g/mol 46.07 g/mol 88.11 g/mol Molequivalente 1 Mol + 1 Mol 1 Mol Ansatzberechnung: für 60.05 g Eisessig benötigt man 46.07 g Ethanol (bei einem Molverhältnis 1:1) für 10 g Eisessig .................. 7.7 g Ethanol, + 20% Überschuss: 7.7 + 1.54 = 9.2 g Ethanol Berechnung der Ausbeute durch Schlussrechnung: Daraus folgt die maximale (theoretische) Ausbeute Praktische Ausbeute (tatsächlich isoliert) Durch Umformen erhält man: 60.05 g Eisessig .......liefern .....88.1 g Ester, 10 g ............................. 14.7 g 14.7 g ................. 100% 12.4 g .............. x x= 12.4 * 100 : 14.7 = 84.3 % Ausbeute Konzentrationen: Es gibt Massenkonzentrationen (z.B. mg/L), Stoffmengenkonzentrationen (= Molarität, z.B. mol/L) und Volumenkonzentrationen (z.B. mL/100 mL). für Stoffmengenkonzentrationen: Die Stoffmengenkonzentration einer Natriumthiosulfatlösung c(Na2S2O3) = 0.1 mol/L (die Lösung ist 0.1 M). Wieviel Gramm Na2S2O3 sind in 5 L der Lösung enthalten? 5 L enthalten 5 L * 0.1 mol/L = 0.5 mol m(Na2S2O3) = n * M = 0.5 mol * 158.11 g/mol = 79.055 g Rechenbeispiel Mischungskreuz: Wenn zwei Lösungen mit bekannten Massenanteilen zu mischen sind, kann als Rechenhilfe das Mischungskreuz verwendet werden. Dazu werden die Massenanteile (in %) der beiden Ausgangslösungen untereinander geschrieben und Pfeile auf den Massenanteil (in %) der herzustellenden Lösung gerichtet. Die Pfeile werden verlängert und die Differenz der Werte gebildet, die den zugehörigen Massen (z.B. in Gramm) entsprechen. Die Ausgangslösungen müssen im Verhältnis der Differenzen gemischt werden, die Summe der Differenzen ergibt die Masse der gesuchten Lösung. Beispiel: Eine 78%ige Lösung soll mit einer 48%igen Lösung so gemischt werden, dass eine 66%ige Lösung entsteht: 78% (66-48=) 18 g 66% 48% (78-66=) 12 g 30 g Beim Mischen von 18 g der 78%igen Lösung mit 12 g der 48%igen Lösung erhält man 30 g der 66%igen Lösung (jetzt muss eventuell noch auf die gewünschte Menge umgerechnet werden). Wenn statt der Massen Volumina angegeben sind, muss auf Massen umgerechnet werden. Auch zum Verdünnen von Lösungen mit reinem Lösungsmittel kann das Mischungskreuz verwendet werden: da im reinen Lösungsmittel natürlich der betrachtete Stoff nicht enthalten ist, wird der Massenanteil des Stoffes im reinen Lösungsmittel mit 0% eingesetzt.