Lösungsskizze zur Klausur Sommer 2010

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PD Dr. Wolfgang Schindler
Proseminar „Morphologie“ – Sommer 2010 – Lösungsskizze Abschlussklausur
Aufgaben: (a) Analysieren Sie die Wortformen
1 Spracherkennungssoftware (10f.) 1 Flexion: N, Akk.Sg. (Fem.), unmarkiert
2 Spracherkennungs
Software
2 ‚Software für die Spracherkennung’, Det.komp. N+N
3 (Bildung Kompositionsstamm N mit) unparadigmat. Fuge -s
3 Spracherkennung -s
4 ‚Erkennung von Sprache’, Det.komp. N+N, -e-Tilgung
4 Sprache
Erkennung
5 sprach -e
6 sprech
7 erkenn -ung
8 er-
kenn
5 expl. Der. V+N-Suf, ‚Resultat, wenn man spricht’
6 Ablaut st.V e > a
7 expl. Der. V+N-Suf, ‚Vorgang, wenn x y erkennt’
8 expl.Der./Präfigierung V-Präf+V, idiomatisch
Gegen eine Zusammenbildung Sprache erkenn- + -ung spricht, dass Erkennung lexikalisiert ist und u. a. in
Erkennungsmerkmale, Erkennungsdienst (Krimi: erkennungsdienstliche Behandlung des Verdächtigen) und
Erkennungszeichen gebraucht wird. Ich werde zwar die Zusammenbildungspunkte geben, aber der restlichen
Punkte, siehe oben, geht man dann verlustig.
1 Registrierungsnummer (19f.)
1 Flexion: N, Nom.Sg.(Fem.), unmarkiert
2 Registrierungs
2 ‚Nummer für die Registrierung’, Detkomp N+N
Nummer
3 Registrierung -s
3 (Komp.stamm mit ) unparadigamtischem Fugen-s
4 Registrier
-ung
5 Register
-ier
4 ‚Vorgang/Handl., wenn jmd. etw. registriert’, expl. Deriv.,
V+N-Suf
5 ‚in ein Register schreiben’ o.ä. (ggf. mit leichter Idiomat.),
N+V-Suf; auffällig: e-Tilgung, Akzentwechsel (re.GIS.ter >
re.gis.TRIER, nicht *re.GIS.trier)
1 Nachtrainieren (22)
2 nachtrainier
1 Flexion: V, Inf.
2 Infinitiv durch V + Flexionssuffix –en,
-en
3 Partikelverbbildung Verbpartikel + V, ‚nachträglich/ zu einem
späteren Zeitpunkt zusätzlich trainieren’
3 nach trainier
4 train (-ier/-ing/-er)
Für diesen Schritt gibt es Punkte, wenn man entweder ein Konfix
train von den WB-Suffixen isoliert oder durch train-ier ‚Training durchführen’ auf eine mögliche
Ableitung von Training (mit Suffixersetzung, evtl. Analogiebildung) hinweist.
1 Anfängerfehler (23)
1 N, Nom.Sg.(Mask.), unmarkiert
2
Anfänger
2 ‚Fehler, der einem Anfänger unterläuft’, Detkomp N+N
3
anfang
5 an
Fehler
-er
fang
4 fehl
-er
3 ‚jmd., der mit etw. anfängt’, expl. Der. V+N-Suf; Umlaut
4 ‚Resultat, wenn jmd. fehlt (sich irrt)’, expl. Der V+N-Suf
5 Partikelverbbildung V-Partikel+V, idiomat.
Diktator (1)
Diktator ist lexikalisiert als ‚unumschränkter Machthaber, Gewaltherrscher’.
Wenn man im Text von der Überschrift (1) in den Text hineinliest (Z. 2, 5 z.B.), erkennt man, dass
Diktator hier auf diktier(en) zu beziehen ist; Analogien hierzu sind etwa Agit(ier)-at-or, Termin(ier)ator ‚jmd., der jmdn. agitiert, terminiert’.
Diktator bedeutet zunächst hier neologistisch ‚Diktierer’, über diktier > dikt(Konfix)-at(Fuge)-or(NSuf), evtl. auch über Diktat+or ‚jmd., der das Diktat „beherrscht“’. (Dikt(ier)+ator lasse ich auch gelten,
dgl. Austauschbildung –ier durch –ator, Analogie nach BECKER.) Angereichert durch die Semantik des
lexikalisierten Diktator kommt man so auf ‚Mensch, der unumschränkt über das Diktieren/Diktat
herrscht’. Hier wenden sich die ursprünglich negativen Konnotationen (‚finsterer, gewalttätiger
Herrscher’) zum Positiven, also zur „flinken“ (schon dieses Adjektiv würde in Kombination mit dem
lexikalisierten Diktator etwas merkwürdig wirken) Beherrschung des Diktierens/Diktats.
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