Praktikum Physikalische Chemie C3 Gruppe 6, Block: I Wintersemester 2002/03 Grazyna Schmidt Carsten Schweder Versuch 11: Konduktometrische Bestimmung der Dissoziationskonstanten einer schwachen Säure 1. Ermittelung der molaren Leitfähigkeit von Ameisen-, Essig- und Propionsäure Zunächst wurde anhand einer 0,1 molaren KCl-Lsg bei 25°C die Zellkonstante der Leitfähigkeitsmesszelle bestimmt. Die molare Leitfähigkeit m einer 0,1 mol/l KCl-Lösung beträgt nach Literaturangaben (Atkins, Physikalische Chemie) 129 S*cm²*mol-1 . Damit kann die theoretische spezifische Leitfähigkeit 0 der KCl-Lsg. berechnet werden, deren Verhältnis zu der tatsächlich gemessenen Leitfähigkeit Mess die Zellkonstante ergibt: 0 = m * c(KCl) = 129 S·cm²·mol-1 * (1,00 * 10-4 mol·cm-3) = 1,29 * 10-2 S cm-1 = 12,9 mS cm-1 Als Messwert ermittelten wir eine Wert von 14,32 mS = Mess. Daraus ergibt sich die Zellkonstante: = *0 / Mess = 12,9 mS·cm-1 / 14,32 mS = 0,901 cm-1 Hiermit lassen sich nun aus unseren Messwerten die jeweiligen spezifischen und molaren Leitfähigkeiten bestimmen: 0 = · LF - wobei LF jeweils unser gemessener Leitwert abzgl. der gemessenen Untergrundleitfähigkeit (U-LF = 1,226 µS) des nachgereinigten Wassers darstellt Einheit: µS/cm m = / ( c(HA) · 1000) - Einheit: S·cm²/mol m lässt sich dann grafisch gegen die Konzentration auftragen, womit sich das Verhalten der molaren Leitfähigkeit beim Annähern an die unendliche Verdünnung sehr gut veranschaulichen lässt. a) Methansäure/Ameisensäure M=46,3 g/mol Proben-Nr. c(HA) / mol/l T/K LF/µS (Messwerte) LF abzgl. U-LF/µS 0/µS cm-1 m /S cm² mol-1 1 2 3 4 5 6 0,05 0,01 0,005 0,001 0,0005 0,0001 298 298 298 298 298 298 1474 624,7 430,8 167,7 108,7 34,36 1472,8 623,5 429,6 166,5 107,5 33,1 1327,0 561,8 387,0 150,0 96,8 29,9 26,5 56,2 77,4 150,0 193,7 298,5 b) Ethansäure/Essigsäure M=60,05 g/mol Proben-Nr. c(HA) / mol/l T/K LF/µS (Messwerte) LF abzgl. U-LF/µS 0/µS cm-1 m /S cm² mol-1 1 2 3 4 5 6 0,05 0,01 0,005 0,001 0,0005 0,0001 298 298 298 298 298 298 486,5 214,9 149,4 65,45 44,25 17,69 485,27 213,67 148,17 64,22 43,02 16,46 437,2 192,5 133,5 57,9 38,8 14,8 8,7 19,3 26,7 57,9 77,5 148,3 c) Propansäure/Propionsäure M=74,08 g/mol Proben-Nr. c(HA) / mol/l T/K LF/µS (Messwerte) LF abzgl. U-LF/µS 0/µS cm-1 m /S cm² mol-1 1 2 3 4 5 6 0,05 0,01 0,005 0,001 0,0005 0,0001 298 298 298 298 298 298 363,4 155,9 112,5 47,67 34,06 13,32 362,17 154,67 111,27 46,44 32,83 12,09 326,3 139,4 100,3 41,8 29,6 10,9 6,5 13,9 20,1 41,8 59,2 109,0 Vergleich der molaren Leitfähigkeiten 350,0 300,0 LF [S cm² mol^-1] 250,0 200,0 Ameisensäure Essigsäure Propionsäure 150,0 100,0 50,0 0,0 0 0,01 0,02 0,03 c (HA) [mol/l] 0,04 0,05 0,06 1. Ermittelung der Dissoziationskonstanten von Ameisen-, Essig- und Propionsäure Es zeigt sich, dass die molare Leitfähigkeit in Richtung unendlicher Verdünnung gegen unendlich verläuft. An dieser Stelle findet nun das Ostwaldsche Verdünnungsgesetz c0 1 1 0 2 K 0 seine Anwendung: Es besagt soviel, dass, wenn man m*c gegenüber 1/c in einem Graphen aufträgt, man eine Gerade erhält, deren Nulldurchgang man per Ausgleichsgeraden ermitteln kann. Somit erhält man den Wert für die molare Leitfähigkeit bei unendlicher Verdünnung. (siehe Berechnungen in der Anlage). Für die drei Säuren erhalten wir zunächst als Gleichung der Ausgleichsgeraden: Ameisensäure: y = 0,0265x + 0,0026 Essigsäure: y = 0,2552x + 0,0023 Propionsäure: y = 0,4595x + 0,0034 Aus dem Nulldurchgang erhalten wir durch Bildung des Kehrwertes unseren Wert für die Molare Leitfähigkeit bei unendlicher Verdünnung °m °mAmeisensäure) = 384,6 S·cm²/mol °mEssigsäure) = 434,8 S·cm²/mol °mPropionsäure) = 294,1 S·cm²/mol Mit Hilfe dieser Daten lassen sich nun auch Dissoziationsgrad und Dissoziationskonstante Ks bestimmen. = m / °m (Säure) Ks = ² c / (1-) Zum einfacheren Vergleich lässt sich schließlich noch der pKs-Wert mittels logarithmieren von Ks berechnen. a) Methansäure/Ameisensäure ProbenNr. c(HA) / mol/l T/K 1 2 3 4 5 6 0,05 0,01 0,005 0,001 0,0005 0,0001 298 298 298 298 298 298 m /S cm² mol-1 26,5 56,2 77,4 150,0 193,7 298,5 Ks pKs 0,0691 0,1463 0,2018 0,3929 0,5093 0,8049 2,56E-04 2,51E-04 2,55E-04 2,54E-04 2,64E-04 3,32E-04 3,59 3,60 3,59 3,59 3,58 3,48 b) Ethansäure/Essigsäure ProbenNr. c(HA) / mol/l T/K 1 2 3 4 5 6 0,05 0,01 0,005 0,001 0,0005 0,0001 298 298 298 298 298 298 m /S cm² mol-1 8,7 19,3 26,7 57,9 77,5 148,3 Ks pKs 0,0202 0,0445 0,0619 0,1356 0,1834 0,3666 2,07E-05 2,08E-05 2,04E-05 2,13E-05 2,06E-05 2,12E-05 4,68 4,68 4,69 4,67 4,69 4,67 Ks pKs 0,0223 0,0478 0,0689 0,1460 0,2087 0,4080 2,54E-05 2,40E-05 2,55E-05 2,50E-05 2,75E-05 2,81E-05 4,60 4,62 4,59 4,60 4,56 4,55 a) Propansäure/Propionsäure ProbenNr. c(HA) / mol/l T/K 1 2 3 4 5 6 0,05 0,01 0,005 0,001 0,0005 0,0001 298 298 298 298 298 298 m /S cm² mol-1 6,5 13,9 20,1 41,8 59,2 109,0 3. Fehlerabschätzung und Vergleich mit Literaturdaten: Unsere Messwerte sind abhängig von der Genauigkeit der benutzten Messgeräte. Das Messgerät für die Leitfähigkeit hatte ein Genauigkeit von 0,001µS, 0,01µS bzw. 0,1µS, je nach Größe des gemessenen Wertes. Da sich die Genauigkeit also während einer Messung änderte, kann ein systhematischer Fehler rechnerisch nicht so einfach angegeben werden. Er fällt auch weit weniger ins Gewicht als beispielsweise mögliche Ungenauigkeiten beim Ansetzen der Verdünnungsreihen, da die hier verwendeten Stoffmengen doch sehr gering waren. Ein Vergleich mit den Literaturdaten zeigt, wie groß unsere Abweichungen sind: Molare Leitfähigkeit bei unendlicher Verdünnung: °mAmeisensäure) = 384,6 S·cm²/mol Literaturwert: 404,2 S·cm²/mol Abweichung: 4,8% unterhalb des Lit.Wertes °mEssigsäure) = 434,8 S·cm²/mol - Literaturwert: 390,5 S·cm²/mol - Literaturwert: 385,4 S·cm²/mol Abweichung: 11,3% oberhalb des Lit.Wertes °mPropionsäure) = 294,1 S·cm²/mol Abweichung: 23,7% oberhalb des Lit.Wertes Es sollte hier allerdings zu denken gegeben werden, dass der Dissoziationsgrad hier eine Rolle spielt, welches erst mit der Betrachtung von Ks (unter Berücksichtigung des Dissoziationsgrades) korrigiert wird! Zur Vereinfachung der Lesbarkeit vergleichen wir gleich die pKs-Werte mit den Literaturdaten. Wir verwenden zum Vergleich jeweils den Mittelwert unserer Messungen. pKs-Werte der Säuren im Vergleich: Ameisensäure: pKsMess= 3,57 - Literaturwert: 3,75 Abweichung: ~4,8% unterhalb des Lit.Wertes Essigsäure: pKsMess= 4,68 - Literaturwert: 4,75 Abweichung: ~1,5% unterhalb des Lit.Wertes Propionsäure: pKsMess= 4,59 - Literaturwert: 4,87 Abweichung: ~5,7% unterhalb des Lit.Wertes Es zeigt sich, dass bei Betrachtung der pKs-Werte eine recht hohe Übereinstimmung unserer durch Messung ermittelten Daten mit den Literaturwerten auftritt. Die dennoch existierenden Abweichungen lassen sich durch die Versuchsbedingungen erklären. Obwohl darauf Wert gelegt wurde, für die Verdünnungsreihen nur nachgereinigtes Wasser zu verwenden, kann jederzeit (beispielsweise durch Carbonate aus der Luft) die Ionenanzahl von außen beeinflusst werden. Um diesen Effekt völlig auszuschließen müsste schon unter einer Schutzatmosphäre gearbeitet werden! Bei so kleinen Konzentrationen wie 0,0001 mol/l können bereits kleinste Verunreinigungen erheblich Auswirkungen haben. Auszuschließen ist natürlich auch nicht ein gewisser Fehler beim Ansetzten der KCl-Lösung zur Bestimmung der Zellkonstante, auch wenn hier auf den Milligramm genau abgewogen wurde. Dadurch wäre auch diese Konstante, die einen erheblichen Einfluss auf die Rechnung hat, mit einem Fehler behaftet. Anlage: Berechnungen der molaren Leitfähigkeit bei unendlicher Verdünnung graphische Darstellung der Messergebnisse