Sterblichkeit variiert zwischen den Bundesländern deutlich

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Pressemitteilung vom 1.10.2010
Herzerkrankungen: Sterblichkeit variiert zwischen den
Bundesländern deutlich
Neuer Herzbericht dokumentiert weit überdurchschnittliche Sterblichkeitsrate in neuen
Bundesländern und dem Saarland; Entwicklungen bei Eingriffszahlen verdeutlichen
Notwendigkeit umfassender Patientenaufklärung über Behandlungsalternativen
In den neuen Bundesländern und im Saarland sterben deutlich mehr Menschen an
Herzkrankheiten als im Bundesdurchschnitt. Das ist eine der wichtigsten Erkenntnisse des
aktuellen Herzberichtes, der heute auf der `2. Fokustagung Herz´ der Deutschen
Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) und der Deutschen Gesellschaft
für Kardiotechnik in Duisburg präsentiert wurde. Kritisch wird von den Fachmedizinern der
starke Anstieg kathetergestützter Herzklappenimplantationen kommentiert. Die Patienten
müssten anhand von Fakten besser über alle zur Verfügung stehenden
Behandlungsverfahren mit ihren Vor- und Nachteilen informiert werden, appellierte
beispielsweise Professor Friedhelm Beyersdorf, Präsident der Deutschen Gesellschaft für
Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG), an Herzchirurgen und Kardiologen.
„Gemessen am Bundesdurchschnittswert weisen bei der altersbereinigten Sterbeziffer der
Herzkrankheiten Hamburg, Berlin sowie Bremen die niedrigsten und Sachsen-Anhalt,
Thüringen sowie Brandenburg vergleichsweise die höchsten Werte auf. Während in Hamburg
18,1 Prozent Sterbefälle weniger als der Bundesdurchschnitt zu verzeichnen sind, sind es in
Sachsen-Anhalt 23,2 Prozent mehr“, erläuterte Ernst Bruckenberger, Autor des
Herzberichtes, auf der Tagung seine vergleichende Auswertung der offiziellen Daten aus der
Sterbestatistik 2008 der einzelnen Bundesländer. Insgesamt starben im Jahr 2008 220.071
Menschen in Deutschland an einer Herzerkrankung.
Als Gründe für die zum Teil deutlich voneinander abweichenden Sterbeziffern in den
einzelnen Bundesländern werden unter anderem die unterschiedliche Lebensweisen
aufgrund der sozialen Situation mit Zigarettenkonsum, Fettleibigkeit und Bewegungsmangel,
aber auch Schnelligkeit, Qualität und Organisation des Rettungsdienstes vermutet. "Doch
gibt es auch in Regionen mit geringer Arbeitslosigkeit teilweise überdurchschnittliche
Sterbeziffern, sodass wir letztlich über die Ursachen nur spekulieren können“, sind sich
Bruckenberger und Beyersdorf einig.
Rapider Anstieg der kathetergestützten Aortenklappeneingriffe wirft Fragen nach
Einhaltung der Vorgaben von DGHTG und DGK auf
Bei rund 12.000 Patienten haben die deutschen Herzchirurgen im Jahr 2009 die erkrankte
Aortenklappe ersetzt oder rekonstruiert. Diese Operation ist der Goldstandard bei der
Behandlung von schwerwiegenden Aortenklappenerkrankungen. Seit Kurzem steht mit der
kathetergestützten Aortenklappenimplantation ein Verfahren zur Verfügung, bei dem die
Herzklappenprothese unter Zuhilfenahme eines Katheters mit Zugang über die
Leistenarterie („transfemoral“) oder über die Herzspitze („transapikal“) eingepflanzt wird.
Die Anzahl dieser kathetergestützten Aortenklappenimplantationen hat sich von 2006 auf
2009 von 41 auf 2.152 erhöht, was eine Steigerung um über 5.000 Prozent darstellt.
Seit Beginn des Jahres 2010 wird diese Behandlung über eine Fallpauschale im G-DRGKatalog vergütet, was potenziell wirtschaftliche Anreize zum Einsatz dieser Behandlungsform
mit sich bringt. Um die Einführung dieses innovativen Therapieverfahrens wissenschaftlich
konsequent zu begleiten, wurde von den Fachgesellschaften der Herzchirurgen und
Kardiologen das Deutsche Aortenklappenregister eingerichtet, welches kurz-, mittel- und
langfristige Ergebnisse zu den verschiedenen Therapiemöglichkeiten liefern soll. Bis das
Register die notwendigen wissenschaftlich-fundierten Aussagen ermöglicht, gelten weiterhin
die Festlegungen eines gemeinsamen Positionspapiers der Deutschen Gesellschaft für
Kardiologie (DGK) und der DGTHG, dass Entscheidungen zur Durchführung einer
kathetergestützten Aortenklappenimplantation gemeinsam von Herzchirurgen und
Kardiologen getroffen werden, die Therapie von beiden gemeinsam in Kliniken mit
kardiologischer und herzchirurgischer Fachabteilung durchgeführt wird und ausgewählten
multimorbiden Menschen über 75 Jahren vorbehalten bleibt.
„Die Entwicklung der Fallzahlen bei der kathetergestützten Aortenklappenimplantation lässt
vermuten, dass nicht in jedem Fall gemäß den Vorgaben der beiden Fachgesellschaften die
für den Patienten beste Behandlungsmethode ausgewählt wird“, äußerte sich der DGTHGPräsident Prof. Beyersdorf.
Überlebensraten bei Herzoperationen sind Zeichen für Qualität der deutschen
Herzchirurgie
Besonders stolz zeigte sich Beyersdorf angesichts der Entwicklung der Überlebensrate nach
Herzoperationen: „Bei der Bypass-Operation haben wir eine bereits weit über ein Jahrzehnt
konstante Überlebensrate von rund 97 Prozent. Und dies, obwohl der Anteil der Patienten
über 70 Jahren in den letzten zehn Jahren von 37 auf fast 51 Prozent angewachsen ist und
diese Patienten immer öfter neben der Herzerkrankung an zahlreichen weiteren
Erkrankungen wie Diabetes und Bluthochdruck leiden.“ Eine ganz ähnliche Entwicklung sei
bei den Aortenklappenoperationen zu beobachten, die in den deutschen herzchirurgischen
Abteilungen im vergangenen Jahr durchgeführt wurden. Hier sei die Überlebensrate auf
einen neuen Rekordwert von 97,1 Prozent gestiegen, was auch im internationalen Vergleich
hervorragend sei. „Nicht umsonst würden die deutschen Herzchirurgen weltweit zur
Spitzengruppe ihres Fachs gezählt, so Professor Beyersdorf.
Mit dem Herzbericht dokumentiert der Autor Ernst Bruckenberger jedes Jahr seit 1989
fundiert alljährlich die aktuellen Zahlen und Entwicklungen in den Bereichen Herzchirurgie,
Kardiologie und Kinderkardiologie.
Die Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) vertritt als
medizinische Fachgesellschaft die Interessen der rund 750 in Deutschland tätigen Herz-,
Thorax- und Gefäßchirurgen im Dialog mit Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit.
Weitere Informationen erhalten Sie bei:
Thomas Krieger, Pressereferent der DGTHG
Tel: 033439 18746
Mobil: 01577 783268520
Mail: [email protected]
www.dgthg.de
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