F14 - Lehrstuhl für Technische Chemie - Ruhr

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Ruhr-Universität Bochum
Lehrstuhl für Technische Chemie
Fortgeschrittenen-Praktikum Technische Chemie
Versuch F14:
Oszillatorisches Verhalten eines
polytropen Rührkesselreaktors
Versuchsanleitung
Betreuer: Dr. Wilma Busser
Symbolverzeichnis
2
Symbol
Bezeichnung
Einheit
a
Elemente de Systemmatrix
variabel
c
Konzentration
mol/l
cp
Wärmekapazität
kJ / (kg K)
Da
Damköhler-Zahl
-
EA
Aktivierungsenergie
kJ / mol
F
Wärmeübertragungsfläche
m2
RH
Reaktionsenthalpie
kJ / mol
k
Geschwindigkeitskonstante (Reaktion 1. Ordnung)
1/s
kW
Wärmedurchgangskoeffizient
kJ / (m2 s K)
k
Häufigkeitsfaktor für Rkt. 1.Ordnung
1/s
n
Stoffmenge
mol
n
Stoffstrom
mol / s
r
Reaktionsgeschwindigkeit
mol / (l s)
R
allgemeine Gaskonstante
kJ / (mol K)
t
Zeit
s
T
Temperatur
K
T0
Bezugstemperatur
K
Tad
adiabate Temperaturerhöhung
K
VR
Reaktionsvolumen
l

V
Volumenstrom
l/s
X
Umsatz
-

relative Kühlintensität (Stanton-Zahl)
-

Frequenz
s-1
i
stöchiometrischer Koeffizient
-

Dichte
kg / l

mittlere Verweilzeit
s

Kreisfrequenz
-
Index
a
Zulauf
s
stationär
K
Kühlmittel
0
Gesamt-
3
1. Einleitung
Bei der kontinuierlichen Prozeßführung von Reaktoren wird das Aufrechterhalten stationärer
Betriebspunkte angestrebt. Deshalb beschäftigen sich typische Fragestellungen oft mit Störungen
des stationären Betriebes: An- und Abfahren des Reaktors, Verhalten bei Laständerungen oder
Betriebsstörungen, wie Ausfall der Kühlung oder des Zulaufs, zeitliche Schwankungen der
Eingangskonzentrationen oder Eingangstemperatur.
Normalerweise laufen die Betriebsgrößen in einem kontinuierlich betriebenen Rührkesselreaktor
(CSTR)
nach
einer
sprunghaften
Änderung
der
äußeren
Bedingungen
über
eine
Exponentialfunktion in einen neuen stationären Zustand ein. Mitunter sind gekühlte Reaktoren
bei stark exothermen Reaktionen aber relativ labile Systeme, die in bestimmten Betriebsbereichen oszillatiorisches Verhalten zeigen, d. h. Temperatur und Umsatz ändern sich bei
konstanten äußeren Bedingungen periodisch. Eine anschauliche Erklärung für ein solches
Verhalten kann anhand Abb.1 leicht erklärt werden, wenn man den Reaktor als ein System aus
einem sich gegenseitig beeinflussenden Massen- und Wärmespeicher ansieht.
T
TS
t/
X
XS
t/
Abb.1: Verhalten von Umsatz / Temperatur
Steigt die Temperatur aus beliebigem Grund über den stationären Wert, so steigt zunächst die
Reaktionsgeschwindigkeit. Infolgedessen steigt auch der Umsatz über seinen stationären Wert,
die Reaktortemperatur steigt weiter und die Reaktandenkonzentration sinkt unter die stationäre
Konzentration. Die Reaktionsgeschwindigkeit verringert sich und nach kurzer Verzögerung
verringert sich der Umsatz. Da die momentan im Reaktor vorliegende Reaktandenkonzentration
kleiner als die stationäre Konzentration ist, fällt die Temperatur unter ihren stationären Wert. Die
4
nun mehr wieder ansteigende Reaktandenkonzentration führt zur erneuten Erhöhung der
Reaktionsgeschwindigkeit und damit auch zur Erhöhung der Temperatur, d. h. die periodische
Temperatur- und Umsatzänderung beginnt erneut.
2. Aufgabenstellung
Im Rahmen des Fortgeschrittenen-Praktikums zur Technischen Chemie soll ein kontinuierlich
betriebener, gekühlter Rührkesselreaktor untersucht werden.
Folgende Aufgaben sind durchzuführen:
1.) Untersuchung der auftretenden Oszillationen
a) Berechnung der Eingangskonzentrationen
b) Bestimmung der Schwingungsdauer, Amplituden und des Wärmedurchgangskoeffizienten
kW
2.) Computersimulation des Reaktorverhaltens
a) Simulation und Anpassung des Reaktorverhaltens an den gemessenen Temperaturverlauf
b) Untersuchung des Einflusses verschiedener Parameter (EA, k, kW F) auf das Reaktorverhalten
3.) Vergleich und Diskussion der experimentellen Daten mit der Theorie
5
3. Theoretische Grundlagen
Im Fall oszillatorischen Verhaltens handelt es sich um zeitlich veränderliche Vorgänge, so daß
die instationären Bilanzgleichungen zu verwenden sind. Zur Vereinfachung wird von einer
vollständigen Durchmischung und einem konstantem Volumen ausgegangen. Darüber hinaus
werden alle Stoffkonstanten als temperaturunabhängig angesehen
3.1 Bilanzgleichungen des CSTR
3.1.1 Stoffbilanz
Die Stoffbilanz für einen kontinuierlich betriebenen Reaktor lautet
dn i
 n i a  n i    ij  r j  VR
dt
j
(3.1)
bzw.
VR 
dc i
  c ai  V
 c i    ij  r j  VR .
V
dt
j
(3.2)
Für eine Reaktion 1. Ordnung gilt ij  1 , d. h.
VR 
dc A
  c aA  V
  c a  r  VR
V
dt
(3.3)
 ergibt
Die Division durch V

dc A
 c aA  c A  r  
dt
(3.4)
Nach Division durch c aA
 dc A c aA  c A r  


 a
c aA dt
c aA
cA
(3.5)
c aA  c A
ergibt sich mit X 
und dc A  c aA  dX
a
cA
 - caA  dX
c
a
A

dt
 X
r 
.
c aA
(3.6)
Mit dem Arrheniusansatz
E  a

r  k  c A = k   exp 
  c  1  X 
 R  T A
(3.7)
6
und r  k   c aA erhält man
E 

r = r  exp 
  1  X  r   *  X,T .
 R  T
(3.8)
Einsetzen des erhaltenen Ausdruckes in Gl. 3.6 ergibt
 
Mit Da  

r   *  X,T  
dX
 X
.
dt
c aA
(3.9)
r  
erhält man die dimensionslose Form der Stoffbilanz
c aA
dX
  X  Da    *  X,T .
dt
(3.10)
3.1.2 Wärmebilanz
Die Wärmebilanz für einen kontinuierlich betriebenen Reaktor lautet
Akkumulation
  c p  VR 

Re aktion

Konvektion
Wärmedurchgang
dT
    c p  (Ta  T)  k W  F  (T  TK )
 VR     R H j  r j  V
dt
j
(3.11)

Zur Umformung der Wärmebilanz in die dimensionslose Form wird zunächst durch  c P  V
dividiert



rj
k F
dT
    RH j 
 (Ta  T)  W   (T  TK ) .
dt
cP  
  cP  V
j
(3.12)
Durch Einführung der auch als Stantonzahl (St) bezeichneten relativen Kühlintensität

kW  F
 resultiert
  cP  V



dT
r
    RH 
 Ta  T    T    TK .
dt
  cP
(3.13)
Mit r  k  1  X  c aA folgt

k  1  X  c aA
dT
    RH 
 Ta  T    T    TK .
dt
  cP


Durch Einführung der adiabatischen Temperaturerhöhung
 *  X,T ergibt sich
Tad 
(3.14)
  H  c
R
  cP
a
, Da  und
7

dT
 Ta    TK  T  1     Da   Tad   *  X,T .
dt
(3.15)
Als Bezugstemperatur T0 wird die Temperatur definiert, die das Reaktionsgemisch ohne
ablaufende Reaktion und bei konstanter Kühlmitteltemperatur TK als stationären Endwert erreicht
(Konvektion = Akkumulation = 0)
T0 
Ta    TK
1 
(3.16)
Weitere Umformungen ergeben die dimensionslose Form der Wärmebilanz

dT
 (T0  T)  (1   )  Da   Tad   * (X, T) .
dt
(3.17)
3.2 Stationäre Lösungen
3.2.1 Stoffbilanz
Arbeitet der Reaktor stationär so geht die Stoffbilanz in eine einfache algebraische Gleichung
über

Stationär
dX
  X  Da    *  X,T   X  Da    *  X,T  0
dt
E
)
RTS
XS 
E
1  Da   exp( 
)
RTS
(3.18)
Da   exp( 
(3.19)
3.2.2 Wärmebilanz
Für die Wärmebilanz gilt gemäß Gl. 3.16

dT
 (T0  T)  (1   )  Da   Tad   * (X, T) .
dt
(3.17)
Im stationären Zustand ist dT / dt = 0:

dT
E
 (T0  T)  (1   )  Da   Tad  (1  X)  exp( 
)0
dt
RT
(3.20)
8
Durch Umformung nach Da   exp( 
E
) und Einsetzen der Lösung der stationären Stoffbilanz
RT
in Gl. 3.20 erhält man die sogenannte Kopplungsgleichung
XS 
(1   )
(1   )
TS 
T .
Tad
Tad 0
(3.21)
XS 1
TK,2
TK,1<TK,2
TK,1
0
TS
Abb. 2: XS/TS Diagramm mit Betriebspunkten
Im obigen Diagramm liefert Gl. 3.19 eine S-Kurve, die Kopplungsgleichung (Gl. 3.21) eine
Gerade. Die Schnittpunkte dieser Kurven geben die stationären Betriebspunkte des untersuchten
Reaktors wieder. Aufgrund von Gl. 3.16 ist die Bezugstemperatur T0 abhängig von der
Kühlmitteltemperatur TK, woraus die Abhängigkeit der Betriebspunkte von TK resultiert.
Das Auftreten von Oszillationen läßt sich aus den stationären Lösungen allein nicht erklären.
Hierzu muß eine genaue Stabilitätsanalyse durchgeführt werden, die im Anhang angegeben ist.
4. Experimentelles
Die im CSTR zu untersuchende Reaktion ist die Zerfallsreaktion von Wasserstoffperoxid in
Gegenwart katalytischer Mengen von Fe3+-Ionen.
Fe 3
H 2 O 2 
 H 2 O  12  O 2
9
Diese Zersetzungsreaktion verläuft nach einer irreversiblen Reaktion 1.Ordnung ([H2O2] >>
[Fe3+])
in Bezug auf H2O2. Aus experimentellen Untersuchungen wurde für die
Reaktionsgeschwindigkeit
k   k 0  exp( 
E
)  k0
RT
cFe
 mol 
cH  0,01

 l 
 exp( 
E
)
RT
(4.1)
ermittelt.
Mit den folgenden Kenngrößen, welche die Reaktion beschreiben, ist der Versuch auszuwerten:
(-HR) = 94,8 kJ/mol
EA
= 105 kJ/mol
k 0
= 1,5 .1016 s-1
cH
= 0,09 mol/l
4.1 Versuchsaufbau
Die Anlage (vgl. Abb. 3) besteht aus einem kontinuierlich betriebenen Rührkesselreaktor. Für die
Durchmischung des Reaktorinhaltes sorgt ein über dem Reaktor angebrachtes KPG-Rührwerk
mit einem Dreifach-Scheibenrührer. Das Reaktionsvolumen wird im Experiment durch einen
Überlauf auf konstant 0,5 l gehalten. Der Kühlmantel des CSTR ist über zwei Dreiwegehähne
mit den Thermostaten 1 (T = 298 K) und 2 (T = 343 K) verbunden, um ein schnelles Umschalten
der Reaktortemperatur zu ermöglichen. Aufgrund der Wärmeproduktion des Thermostatenrührwerks wird der Thermostat 1 mit Gegenkühlung betrieben. Der Eduktströme werden am
Reaktorkopf getrennt eingespeist. Die H2O2-Lösung wird durch eine Doppelschlauchpumpe, die
Eisennitrat-Lösung durch eine HPLC-Pumpe gefördert. Die Registrierung der Reaktortemperatur
erfolgt mittels eines Ni-Cr-Ni-Thermoelementes, welches mit einem Kompensationsschreiber der
Firma Servogor gekoppelt ist.
10
11
5
6
8
7
2
1
4
3
1 Vorratsgefäß H2O2/HNO3 -Lsg.
2 Dosierpumpe H2O2/HNO3 -Lsg.
(Doppelschlauch - Pumpe)
3 Vorratsgefäß Fe(NO3)3 - Lsg.
4 Dosierpumpe Fe(NO3)3 - Lsg.
9
5 CSTR
6 Thermoelement
7 Rührer
8 Überlauf
9 Thermostat 1 mit Gegenkühlung
10 Thermostat 2
11 Schreiber
Abb. 3: Fließbild des polytropen Rührkessels
10
11
4.2 Versuchsdurchführung
Zu Beginn des Versuches werden die Thermostaten 1 und 2 auf die vorgegebenen Temperaturen
eingeregelt. Die Gegenkühlung für Thermostat 1 wird eingestellt. Während der Temperierung
(ca. 1 h) werden die beiden Eduktlösungen wie folgt angesetzt
Vorlage H2O2 :
2,5 l techn. H2O2-Lsg. (35 %)
1,0 l dest. Wasser
22,5 ml Salpetersäure (65 %)
Vorlage Fe3+ :
72,8 g Fe(NO3)3  9H2O
1,0 l dest. Wasser
Zum Anfahren des Reaktors werden 0,5 l H2O vorgelegt und Rührer, Thermoelementverstärker
und Kompensationsschreiber angeschaltet. Die zu Beginn des Versuchs einzustellende
Kühlmitteltemperatur beträgt 70°C. Ist die Reaktortemperatur konstant, werden die Pumpen in
Betrieb genommen. Hierbei wird die HPLC-Pumpe auf eine Förderleistung von 114 ml/h
(1,7 Skt.) und die Doppelschlauchpumpe auf 900 ml/h (8,6 Skt.) eingestellt. Nach Einstellung
einer konstanten Reaktortemperatur (ca. 1 h) wird mittels der beiden Dreiwegehähne auf den
kälteren Thermostaten umgeschaltet (25 °C). Nach fünf Oszillationen wird der Versuch beendet.
Zur Bestimmung der Wärmedurchgangszahl kW werden zum Zeitpunkt t = 0 0,5 l heißes Wasser
(T = 70 °C) in den Reaktor gegeben, welcher mit einer Kühlmitteltemperatur von 298 K
betrieben wird. Während des Abkühlungsprozesses wird kontinuierlich der Temperatur-ZeitVerlauf registriert.
Nach Beendigung des Versuchs ist der Reaktor zu entleeren und die Pumpen mit destilliertem
Wasser zu spülen.
12
4.3 Versuchsauswertung
1. Berechnen bzw. bestimmen Sie die Eingangskonzentrationen (Stoffmengen auf den gesamten
Volumenstrom beziehen),  sowie Amplitude und Schwingungsdauer.
2. Bestimmen Sie kWF durch Auftragung von ln
TR  TK
gegen die Zeit t
T  TK
(TR = die sich zum Zeitpunkt t = 0 einstellende Temperatur)
3. Simulieren Sie mit dem zur Verfügung gestellten Computerprogramm mit den von Ihnen
berechneten bzw. bestimmten Werten das Reaktorverhalten. Versuchen Sie die Simulation
durch Variation von k, kW F und EA an den aufgezeichneten Temperaturverlauf anzupassen.
4. Die experimentell bestimmten und berechneten Temperaturverläufe sind miteinander zu vergleichen und im Hinblick auf die Annahmen und Voraussetzungen zu diskutieren. Welchen
Einfluß haben k, kW und EA auf den Verlauf?
4.4 Sicherheitsanweisung für Versuch 14
Beim Arbeiten im Labor muß die Allgemeine Betriebsanweisung für das Arbeiten im Labor
beachtet werden! Da während des Versuchs mit hochkonzentrierten Lösungen gearbeitet
wird, ist das Tragen von Kittel, Schutzbrille und Handschuhen Pflicht!
Weitere Hinweise zu den verwendeten Chemikalien entnehmen Sie bitte Abschnitt 5 bzw. den an
der Anlage ausliegenden Sicherheitsdatenblättern. Bei auftretenden Störungen informieren Sie
bitte sofort den Assistenten.
Um eine sichere Betriebsweise des Reaktors zu gewährleisten, ist dieser wie unter Punkt 4.2
beschrieben anzufahren.
5 Verwendete Chemikalien und deren Stoffeigenschaften
Wasserstoffperoxid
Molekulargewicht:
34.01 g/mol
Summenformel:
H2O2
MAK- Wert:
1 ml/m3 bzw. 1,4 mg/m3
Flüssig, farblos, leicht stechender Geruch
13
Vorschriften:
Symbol:
C
Bezeichnung: Ätzend
R- Sätze:
34
Verursacht Verätzungen
S- Sätze:
3-26-36/37/39-45
Kühl aufbewahren. Bei Berührung mit den Augen
gründlich mit Wasser abspülen und Arzt konsultieren.
Bei der Arbeit geeignete Schutzkleidung,
Schutzhandschuhe und Schutzbrille tragen. Bei Unfall
oder Unwohlsein sofort Arzt hinzuziehen.
Eisen(III)-nitrat- Nonahydrat
Molekulargewicht:
404,00 g/mol
Summenformel:
Fe(NO3)3*9H2O
Fest, hellviolett, Geruch nach Salpetersäure
Vorschriften:
Symbol:
O
Xi
Bezeichnung:
Brandfördernd
Reizend
R- Sätze:
8-36/38
Feuergefahr bei Berührung mit brennbaren
Stoffen. Reizt die Augen und die Haut.
S- Sätze:
26
Bei Berührung mit den Augen gründlich mit
Wasser abspülen und Arzt konsultieren.
Salpetersäure
Molekulargewicht:
63,01 g/mol
Summenformel:
HNO3
Flüssig, farblos, leicht stechender Geruch
Vorschriften:
Symbol:
O
C
Bezeichnung:
Brandfördernd
Ätzend
R- Sätze:
8-35
Feuergefahr bei Berührung mit brennenden Stoffen.
Verursacht schwere Verätzungen.
S- Sätze:
23-26-36-45
Gas/Rauch/Dampf/Aerosol nicht einatmen. Bei
14
Berührung mit den Augen sofort mit Wasser abspülen
und Arzt konsultieren. Bei der Arbeit geeignete
Schutzkleidung tragen. Bei Unfall oder Unwohlsein
sofort Arzt zuziehen.
Darüber hinaus wird auf die sich an der Anlage befindlichen Datenblätter verwiesen.
6 Literatur
[1] Dissertation von H. P. Wirges (1977), Technische Universität Berlin.
[2] M. Baerns, U. Hofmann, A. Renken; ”Lehrbuch der Technischen Chemie Bd. I”; 2. Auflage
1992, 270 ff.; Georg Thieme Verlag Stuttgart.
15
A1 Dynamische Stabilitätsanalyse
Die Frage nach der Oszillationsfähigkeit eines Betriebspunktes um einen stationären Wert läßt
sich erst beurteilen, wenn das Zeitverhalten in der Umgebung des stationären Zustandes
untersucht wird. Zur Untersuchung dieses Zeitverhaltens, werden die Abweichungen der
Zustandsgrößen (X,T) von ihren stationären Werten betrachtet.
Zur numerischen Auswertung werden die Funktionen um das Entwicklungszentrum XS bzw.
TS wie folgt entwickelt
X  X  X S , T  T  TS

 F1
dX
 F1 (X,T)  F1 (X S ,TS ) 
dt
X
1  2 F1
 
2!  X 2

XS ,TS
1  2 F1
 X  
2!  T 2
 F2
dT
 F2 (X,T)  F2 (X S ,TS ) 
dt
X
1  2 F2
 
2!  X 2
XS ,TS
XS ,TS
 F2
T
 T
X S ,TS
(A2)
 T .....
2
XS ,TS
(A1)
2
 X 
1  2 F2
 X  
2!  T 2
 T
X S ,TS
 T .....
2
XS ,TS
 F1
T
 X 
2
X S ,TS
Mit F1(XS,TS) = 0 und F2(XS,TS) = 0 und unter Vernachlässigung der Glieder zweiter und
höherer Ordnung werden folgende Differentialgleichungen erster Ordnung erhalten :

 F1
dX
 F1  X,T 
dt
X
 X 
XS ,TS

dX
 a 11  X  a 12  T
dt

 F2
dT
 F2  X,T 
dt
X

dT
 a 21  X  a 22  T
dt
 T
(A3)
XS ,TS
(A4)
 X 
XS ,TS
 F1
T
 F2
T
 T
(A5)
XS ,TS
(A6)
mit den Koeffizienten:

 F1
XS 
  1 
  a 11
X
 1  XS 
(A7)
16
 F1
E
 XS 
 a 12
T
R  TS2
(A8)
 F2
XS
  Tad 
 Tad   a 11  1  a 21
X
1  XS
(A9)
 F2
 1     Tad  a 12  a 22
T
(A10)
Die Differentialgleichungen können auf ein Matrizen-Eigenwert-Problem zurückgeführt
werden.
A   I
(A11)
det(A    I) 
a 11  
a 21
a 12
a 22  
(A12)
  2    ( a 11  a 22 )  a11  a 22  a 12  a 21
Eine nicht triviale Lösung existiert, wenn das charakteristische Polynom Null ist. Somit ergibt
sich als Lösung der Determinanten
 a 11  a 22
a a 
  11 22   a 12  a 21  a 11  a 22

2
2 
2
 
1
2
(A13)
oder mit 2 = a11 + a22 ,  = a11a22 - a12a21
 12     2  
Mit dem Exponentialansatz wird als Lösung für die Differentialgleichung erhalten:
X t   C1  e 1t  C 2  e 2 t
(A14)
T(t)  C 3  e 1t  C 4  e 2 t
(A15)
Der Zustand des Systems ist stabil, wenn kleine Abweichungen von den stationären Werten
mit fortlaufender Zeit abklingen. Falls die Eigenwerte i negativ sind, liegt asymptotische
Stabilität vor:
 < 0,  > 0, ² > 
(asymptotisch stabil)
Falls ² < , läßt sich das konjugiert-komplexe Eigenwertpaar der Form
 12    i  2  
mit den Eulerschen Formeln umformen
X  e t (C1sin(  t )  C 2 cos(  t ))
(A16)
17
T  e t (C 3sin(  t )  C 4 cos(  t ))
(A17)
wobei die Kreisfrequenz  wie folgt definiert ist :
    2
(A18)
Für  < 0 klingen die periodischen Veränderungen der Zustandsgrößen ab:
      ²   oszillatorisch stabil)
Ausbildungen von Oszillationen sind zu erhalten, wenn kleine Abweichungen der Zustandsgrößen vom stationären Wert periodisch anwachsen, d.h. für
 > ,  > , ² < 
(oszillatorisch instabil).


oszillat.
stabil
oszillat.
instabil
Asymp.
stabil
instabil



Abb. A1: Verhalten und Stabilität eines Systems mit zwei Zustandsgrößen
Die Schwingungsdauer, d. h. die reziproke Frequenz 1/, läßt sich aus der Kreisfrequenz 
berechnen
1


2  

.
(A19)
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