Rock'n'Roll saves our souls III – Zurück in die Zukunft von Axel Klingenberg Filme kann man auch zuhause gucken. Aber auch wenn einem keiner zuguckt beim Zugucken sollte man auf Qualität achten. Also: Bitte grundsätzlich keine Filme mit oder von Kevin Costner anschauen. Aber auch vor dem evangelikalen Propagandafilm „The Book of Eli“ möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich warnen. Ich hatte ihn mir ausgeliehen, weil er auf dem Einband mit „Mad Max“ verglichen wurde. Sinnlose Gewalt in sandiger Landschaft – da bin ich dabei! Dachte ich mir. Die Story ist schnell erzählt: Ein Mann namens Eli wandert durch eine postapokalyptische Kulisse. In seinem Gepäck hat er eine Bibel. Alle, die ihm das Buch wegnehmen wollen, bringt er um oder verstümmelt er. Stimmen haben ihm nämlich den Auftrag gegeben („Ich bin nicht verrückt!“, behauptet er), das religiöse Werk in den Westen zu bringen. Dort sammelt jemand, der genauso wenig verrückt ist wie Eli, allerlei Bücher und Schallplatten, die er für wertvoll erachtet. Zum Beispiel Wagners wirre Werke. Also: Ein Weltkrieg hat die Erde verwüstet, woraus man ja schließen könnte, dass irgendetwas schief gelaufen ist („Manche behauptet, dass die Bibel schuld daran sei“, sagt auch noch jemand) – und die Menschen haben nichts besseres zu tun, als zu versuchen, eine möglichst exakte Kopie der untergegangenen Zivilisation zu errichten. Hört sich nach einem verdammt guten Plan an! Dass Eli zwar jede Menge Leute umlegt, aber keusch bis zum Tod bleibt, verwundert da wohl nicht. Die Schauspieler agieren übrigens mit einer beachtlichen Anstrengungslosigkeit und erweisen sich als völlig unfähig zu einer irgendwie gearteten Ausformung ihrer Rollen. Wird ja aber auch nicht von ihnen verlangt: Der Gute ist gut, der Böse ist böse. Fertig. Wer also Lust hat, sich eine Mischung aus „Mad Max“, „Matrix“ und „Die Passion Christi“ anzuschauen, sollte hier zugreifen. Wie schaffe ich jetzt einen geschickten Übergang zu „Power of Soul“? Vielleicht so: Filme guckt man am besten im Kino. Und am besten in einem Programmkino. Also im Universum. Und „Sound on Screen“ steht ja bekanntlich für Qualität. Da guckt man sich am besten jeden Film an. In „Power of Soul“ geht es natürlich um Soul. Beziehungsweise um Funk. Beziehungsweise um James Brown. Der Film wurde von dem Braunschweiger Regisseur Marc Fehse produziert, der in den 90er Jahren (Gepriesen seien sie!) in der tollen HipHopBand „Phase V“ Bass gespielt hat. Der ebenfalls aus Braunschweig stammende DJ Pari sprach dafür mit diversen Soul-Größen, unter anderem eben auch mit James Brown und dessen Gattin. Die Interview-Parts mit den beiden sind großartig, obwohl oder gerade weil sie leicht bizarr wirken. Besonders die Dame wirkt ziemlich aus der Welt gefallen. Und sie kann sogar auf Kommando Joplins „Mercedes Benz“ singen. Applaus, Applaus! Überhaupt hat der Film viel Charme und Witz. Einziger Kritikpunkt ist vielleicht der, dass es keinen so richtigen roten Faden gibt, dafür aber viele Zeitsprünge und Ortswechsel. Trotzdem ist das ein sehenswerter Film und eine tolle Veranstaltung – nicht zuletzt deshalb, weil Marc Fehse und DJ Pari im Anschluss Rede und Antwort stehen und erzählen, wie sie dazu gekommen sind, den Film zu machen. Insbesondere Marc ist an diesem Abend offensichtlich allerbester Laune. Und über DJ Pari erfahren wir, dass er der Sohn von Walter Schmidt ist, der ja – wie wir alle wissen – in der 67er-Meistermannschaft kickte! (Und jetzt alle: EINTRACHT!) Zurück zum Film bzw. zur Aftershow-Party, bei der natürlich DJ Pari himself auflegt – und man Angst bekommt, dass sich die „jungen Leute“ noch die Beine brechen, so verrenken sie dieselben. Noch lange bevor die Party zu Ende ist, muss ich dann aber nach Hause, um ein paar Stunden später in den Alltag zurückzukehren. Bis zum nächsten Sound on Screen. Oder spätestens dem übernächsten!