Institut für Deutsche Sprache und Literatur Universität zu Köln Proseminar: Magie Dozent: Prof. Dr. Göttert WS 2007/2008 Referenten: Daniela Fromme, Flora Anstatt, Sonja Brauer, Bernd Nordmann, Coloman Frantzen, Manuel Croon, Anna Christina Ecker, Claudia Reinhardt, Silvia Stiefermann, Eva Dörrstein, Sabrina Sieprath Datum: 26.11.2007 __________________________________________________________________________________________ Handout Referat: Wissenschaft von Talismanen 1. Einleitung - christliche Kirche war gegen Astrologie (Devise: „Die Sterne zwingen zu nichts“ Willensfreiheit) durch die Araber im 12 Jh. wurde die arabische Astrologie weiter verbreitet Blick richtete sich wieder auf Ptolemäus und die bereits aus dem Hellenismus bekannten astrologischen Systeme Albertus Magnus lehnt als Dominikaner die Normalform der Astrologie ab: - Himmelskörper haben auf den Körper des Menschen Einfluss, aber nicht auf die Seele (Verstand, Wille sind frei!) - Sterne dienen nur als Zeichen (Bsp.: nach Johannes v. Damaskus: Sterne können Regen oder Krieg anzeigen, aber nichts bewirken) - Nach Ptolemäus/Augustinus: Weise können aus den Sternen lesen, man darf sich den Sternen zuwenden, aber nicht erwarten, dass sie was bewirken - Aberglaube! - Nach Magnus sind Aspektenlehre und Theorie der Planetengötter Unsinn um Frauen zu verführen - Stellung der Sterne ist einzigartig kein Nachweis durch Experiment möglich (Ptolemäus) - nur allgemeine Aussagen der Astrologie möglich (Thomas v. Aquin: „Wo verschiedene Ursachen zusammenwirken herrscht Zufall.“) - kein Zusammenhang zwischen himmlischen Gestirnen und irdischen „Bewegungen“ Obwohl die Kirche gegen Astrologie war, kam sie in der Praxis vor: - Kaiser Friedrich II. hatte einen Hofastrologen - im Vatikan: Papst Julian II. ließ den günstigsten Tag für seine Krönung ausrechnen Frage: Inwieweit haben Planeten/Sterne Einfluss? Lässt sich dieser Einfluss verstärken/ablehnen? 2. Form der Astrologie beschäftigt sich damit : Amulett und Talisman Unterschied zwischen Amulett und Talisman Def.:Amulett - vom lat. amuletum: Brei aus Kraftmehl nach Martinus Fridericus Blumler - „Amulett ist alles das, was sich die Menschen um den Hals oder an irgendeinen anderen Körperteil anhängen oder auf irgendeine Weise anbinden, auch in den Kleidern bei sich tragen oder an einem best. Ort aufstellen, um Krankheiten zu vertreiben, die körperliche Verfassung zu kräftigen Körper, der mit Charakteren, mit einem Bilde o. best. Figur gezeichnet ist, um sich mit Hilfe überirdischer Kraft außerordentlicher Wirkung zu versichern 2 nach „Großer Brockhaus“: Gegenstand, der Dämonen, Unglück oder Gefahren abwehren soll, soll die Kraft des Träger stärken und ihm Glückbringen Def.: Talisman - vom griech. télesma: Aufgabe, Aufwand - Glücksbringer - sonst: siehe Amulett Wortgeschichte: liefert keinen wesentlichen Unterschied zwischen den Begriffen Wirkung: Amulette präventiv/Talismane übertragen Glück? Form: Amulette klein und dauerhaft am Körper getragen = beweglich mobil? Talismane sind groß, werden zu Hause/am Haus aufbewahrt = immobil? Fazit: - eine sinnvolle, allgemeine und allgemeingültige Unterscheidung zw. Amuletten und Talismanen ist nicht möglich - Amulett eher verbreitet, wegen geweihter Gegenstände von Kirche - Talisman eher im Juwelier- und Modegeschäft verbreitet Daran glaubte Albertus Magnus, obwohl er sonst gegen Astrologie war - Konstellation der Planeten ist unwichtig, jeder Planet hat direkten Einfluss Himmel = Vernunft- lässt sich durch Emanieren auf irdische Stoffe übertragen Stoffe mit besonderer Eignung hierfür: Edelsteine Alte Talismane sind nicht mehr zu gebrauchen Einfangen der Planetenkräfte - Verbindung der oberen Welt mit dem Irdischen - Abhängigkeit des Irdischen vom Himmlischen - Durch Emanieren: bringt man Kräfte zusammen, die zusammen gehören zur günstigen Zeit der Planeten - Konzept des Picatrix. Dinge im Inneren, auf der Oberfläche und in der Luft - Bei Picatrix: Wendung des Harmlosen in Zauberwelt Herstellung und Anbetung von Talismanen und Amuletten Herstellung und Gebrauch Anfertigung erfordert: - Konzentration - Seelenenergie - Besprechungen und Gebete - Einwirkung der Planeten => Analogien Das Beispiel Picatrix - Wendung ins Schwarzmagische - verstößt extrem gegen Werte und Normen der katholischen Kirche => wird zum größten Teil mit Distanz und Abscheu rezipiert „Dämonenpakt“ 3 zwei Formen der Astrologien (in großer Distanz zueinander) a) mathematisch fundiert, astronomisch orientiert - Konstellation der Planeten - prognostisch b) philosophisch fundiert, mystisch orientiert - -Planeten besitzen göttliche Kräfte - -zauberisch 2. Eigenschaften und Fähigkeiten des Talismans Die Wirkungen, die in Amuletten und Talismanen erschlossen werden können oder die Einflüsse, die von ihnen ausgehen, äußern sich in einer Vielzahl von Bereichen, denen nur gemeinsam ist, dass sie besondere Interessenslagen ihrer Benutzer repräsentieren. Krieg und Frieden - Erziehung und Erfahrung geben dem Menschen Verhaltensmuster und Techniken der Problemlösung an die Hand, die ihm auch in ständig wechselnden Situationen nützlich sind (sein können). Zu diesen Vorgaben gehören auch Amulette und Talismane - Die häusliche Verwendungsart von Amuletten weckte nicht in dem Maße das Interesse der Berichterstatter, wie jene Amulette, die für die Jagd oder gar im Krieg eingesetzt wurden (Bereiche, bei denen die Stärkung der notwendigen Fähigkeiten als besonders akut empfunden wird) - Da sich die Jagd in der Regel auf gewisse Tierarten konzentrierte, ist es nachvollziehbar, dass viele der verwendeten Amulette und Talismane zu der jeweiligen Tierart in direkter Beziehung stehen: Es werden oftmals Fell, Haut, Krallen, Zähne, Knochen oder Hörner eines schon erlegten Tieres verwendet, wenn man Tiere der gleichen Art erfolgreich jagen möchte Die Rolle von Amuletten und Talismanen in der Kriegsführung: Es sind Kampf- und Kriegstalismane aus der europäischen Geschichte bekannt. Zu erwähnen ist das „Grafenamulett“ des Philpp von Flandern. (Graf-Philipp-Segen) Hierbei handelt es sich um ein im 16. und 17. Jhh. weitverbreitetes Schriftamulett, das seinem Träger Unverwundbarkeit verleihen und bei Verletzungen die Stillung der Blutung bewirken sollte. Gesundheitszauber Einsatz von Amuletten und Talismanen in der Kinderzeit: Gerade hier sind durch die körperliche, geistige und soziale Entwicklung zahlreiche Risiken und Beschwerlichkeiten gegeben, denen man mit Hilfe von Amuletten und Talismanen begegnen will. - Außer besonderen körperlichen Fähigkeiten sollten und sollen den Kindern auch geistige Fähigkeiten durch Amulette und Talismane übertragen werden 4 Lust und Liebe Der Schuh - tritt bereits als Fruchtbarkeitsamulett im Altertum, in griechischen, ägyptischen und etruskischen Sagen auf - im deutschen Volksglauben entwickelte sich der Schuh zum Sinnbild für das weibliche Geschlecht - noch heute ist der Brauch weit verbreitet, frisch Verheirateten alte Schuhe nachzuwerfen - um sie fruchtbar und schwanger zu machen, hingen die Inuit ihren Frauen englische Schuhsohlen um, da sie das englische Volk für besonders stark und fruchtbar hielten Getreidekörner oder Reis - in vielen Gegenden Deutschlands und Rußlands, im angloamerikanischen Raum oder im klassischen Griechenland und in Rom - Brauch: Das Werfen von Getreidekörnern oder Reis auf das Paar bei einer Hochzeit - dient dazu dessen Fruchtbarkeit zu sichern - solche Körner, wie auch Nüsse, sind durchaus als Amulette und Talismane zu verstehen Amulette und Talismane als Aphrodisiaka - die meisten Amulette dieser Art entstammen dem Pflanzen- oder Tierreich - zur Förderung der Fruchtbarkeit, aber auch der Empfängnisverhütung - römische Männer hielten sich für besonders attraktiv, wenn sie an einem Armband als Amulett den rechten Hoden eines Esels trugen - in Deutschland: Glaube daran, in Frauen Begierde erwecken zu können, wenn man ihnen Beifuß unter das Kissen oder das Bett legte - Frauen banden sich ebenfalls Beifuß als Fruchtbarkeitsamulett an die Schenkel - zur Empfängnisverhütung trugen Römerinnen ein Säckchen Hasenkot um den Hals - in Deutschland: Die großen Zehen eines Kindes, ehe sie zum ersten mal den Boden berührt hatten, abtrennen, in Silber fassen lassen und der Frau um den Hals hängen Von Metallen und edlen Steinen - seit jeher wird vielerorts davon ausgegangen, dass von Edel- und Schmucksteinen sowie Metallen eine besondere Wirkung ausgeht - an oberster Stelle in dieser Gruppe steht das Gold (wird geschätzt wegen seiner Reinheit und Farbe, eingesetzt als Arznei- und Stärkungsmittel, Schutz gegen Zauberei, weiterhin Abwehr von Krankheiten, hilfreich insbesondere bei Ohrenkrankheiten und Rheumatismus) - Gold in der Landwirtschaft: Weizen soll gelb werden und das Feld gegen Hexerei schützen, wenn der Sämann einen goldenen Ring bei der Arbeit trägt - Eisen und Stahl haben angeblich zauberbrechende Kraft (Verstärkung der Wirkung noch durch eine besondere Form des Metalls wie das Hufeisen z. B.), Schutz nicht nur vor Spuk und Geistern, sondern auch vor Epilepsie, Gicht, Fieber und anderen Krankheiten - Zusätzliche Wirkung von Talismanen und Amuletten, wenn sie mit dem Tod in Verbindung stehen, besonders mit plötzlichem, gewaltsamem Tod (Übertragung der Lebenskraft 5 - Wirkung von Silber auf Zauber und Hexerei, diverse Krankheiten und Unpässlichkeit, verschiedentlich auch Kupfer (auch günstiger Einfluss auf rheumatische Erkrankungen) - Edelsteine: immense Qualitäten, die meistens mit ihrer Härte, Seltenheit und ihrer Farbe mit in Verbindung gebracht worden sind (unauffällig tragen bestenfalls, magisch und schmückend zugleich) - Man versprach sich von Amuletten und Talismanen aber auch charakterbildende Einflüsse (Chrysolithe: gegen Wutausbrüche, Saphir: bewirkte Keuschheit) - Darüber hinaus gibt es noch die so genannten „Indikationsamulette“: die intime Verbindung zwischen Stein und Besitzer sollte sich nach ihrer Vorstellung darin zeigen, dass das Amulett den Besitzer durch äußere Veränderungen, etwa durch einen Farbwechsel, vor drohenden Gefahren warnte (Beispiel Rubin als generelles Schutzamulett) - Granat: Warnung vor Unglück, Gemütslage wurde verbessert, überhaupt handelte es sich hierbei um ein Amulett, dass allen Geschäften und Unternehmungen seines Besitzers Erfolg verleihen sollte - Amethyst: Schutzamulett im Krieg (Unverwundbarkeit), gifthemmende Wirkung, Reduktion der Wirkung von Schlangengift, Immunität gegenüber Alkohol 3. Talisman als Glücksbringer Glücksbringer - beliebteste Amulette unserer Zeit: Glücksbringer - Glück bringende Amulette u. Talismane spielen dort eine Rolle, wo sich schwer voraussagen lässt, wie bestimmte Handlungs- und Verhaltensweisen ausgehen werden - früher: verbreitete Anwendung der Amulette und Talismane in elementaren Lebensbereichen: Jagd, Fischfang, Ackerbau, Reproduktion der eigenen Art - heute: Anwendungsfeld in unserer Kultur etwas verändert; trotzdem aber Beibehaltung der Verwendung von Talismanen bei Jägern und Anglern - Anwendungsgebiete heute vor allem: → Liebe, Leben und Tod, Spiel (auf Lottoscheinen: Glückssymbole; bei Sportlern: Maskottchen) Glücksbringer, die mit der Entstehung neuen Lebens verbunden sind: Glückshaube: - bei Geburt eines Kindes bleibt Blasensprung aus ↔ Embryonalhaut (oder Teile davon) überzieht den Kopf des Kindes haubenartig; es entsteht die so genannte Glückshaube oder Glückshaut - ein solches Ereignis ist nicht häufig, es wird deshalb in vielen Kulturen als Hinweis gesehen, dass das Kind viel Glück haben wird - Glückshaube dient nicht nur als Voraussage der Zukunft des Kindes, sd. auch als Amulett: zieht Glück aller Art auf den Besitzer - in Deutschland: Glaube an Glückshaube weit verbreitet; wurden oft in ein Band eingenäht, und dem Kind umgehängt 6 - Verwendung des Glückshaubenamuletts im Gerichtswesen: soll Glück im Rechtsstreit bringen; Vorstellung seit Antike bekannt Nabelschnur: - von jeher ein besonderer Platz im Amulettglauben, insbes. in der Volksmedizin - Bsp: Franken: Nabelschnur in Eierspeise ↔ um Verstand zu öffnen Hessen: in Kleider eingenäht ↔ Gedanke des Bandes Ostpreußen: am 1. Schuljahr mitgegeben ↔ um Lernfähigkeit zu steigern - allgemein: half gegen Unpässlichkeiten; als Pulver gegen Krämpfe oder als Amulett in goldenen oder silbernen Ring gefasst zur Bauchkrampflinderung - auch hier: Nabelschnur Beziehung zum Rechtsglauben Asien: Nabelschnur von männlichem Erstgeborenem in Rechthändeln aufgehoben; gleichlautende Berichte von Mongolen → Wie Glückshaube und Nabelschnur in vielen Kulturen zu Glücksbringern wurden, ist nicht genau zu erklären. → mögliche Erklärung: alles, was direkt mit Menschwerdung zu tun hat, wird als kraftvoll und vital angesehen! Hufeisen: Gründe für die große Verbreitung als Glücksbringer innerhalb kürzester Zeit: - die Zauberhafte Macht des Eisens - die besondere Kraft gefundener Gegenstände - die Form des Halbmondes, die magisch besetzt ist Das Hufeisen muss gefunden werden, darf allerdings nicht gesucht werden. Das Glück ist umso größer, je geringer die Wahrscheinlichkeit eines Fundes war. zahlreiche Regeln zur richtigen Handhabung nach dem Fund: - auf dem Heimweg - Zeitpunkt und Art der Anbringung Sehr vielseitiger Glücksbringer: Eheglück, Nahrungs- und Gewinnsicherung, Schutz vor Bösem und Unglück (Feuer, Blitzschlag, Krankheit) Glücksklee: Parallelen zum Hufeisen: - weite Verbreitung und allgemeine Wirksamkeit - sehr selten und zudem schwer zu finden Die religiöse Symbolik aufgrund der Kreuzform (Schutz vor dem Bösen) ist heute nur noch sekundär stattdessen gesteigerte Funktion als Glücksbringer im Spiel (Lotterie) Anwendung: - in den Schuhen gegen Müdigkeit und für einen erfolgreichen Reiseverlauf - in die Kleidung eingenäht: Schutz vor Gefahr - als Schlüsselanhänger oder Autoaufkleber: sichere Fahrt Das vierblättrige Kleeblatt soll außerdem auch Liebesglück unterstützen. Wurzeln: Die Alraune soll vor allem bei Geschäften und in der Liebe Glück bringen, außerdem den Besitzer unverwundbar machen und die Fruchtbarkeit steigern. 7 Gründe für dieses Amulettglauben: - giftige / narkotische Wirkung - Ähnlichkeit mit Menschen Quelle zahlreicher Märchen und Erzählungen, in denen die Alraune zu menschlichem Verhalten erwach. Alraune soll, wenn man sie aus der Erde reißt, ähnlich wie ein Mensch schreien. Dieser Schrei hat schlimme Folgen, bis hin zum Tod. Entsteht, dem Volksglauben nach, aus dem Samen oder dem Urin von Gehängten. 4. Amulette und Talismane als „Magischer Katastrophenschutz“ Hilfsmittel gegen Krämpfe - Krämpfe aller Art wurden „Fraisen“ genannt, daher leiten sich Hilfsmittel gegen Krämpfe von diesem Wort ab - „Fraisenstein“, „Fraisenkreuz“, „Fraiskräuter“, „Fraiskette“, „Fraisbrief“ Hilfsmittel gegen den „Schwarzen Tod- Pest“ - Amulette und Talismane gegen die Pest waren kirchlichen Ursprungs und Weiterentwicklungen christlichen Gedankengutes - verzweifelte Menschen griffen nach allen Mitteln, die Erfolg versprachen: Schriftamulette, Pestbriefe, Tragen magischer Objekte am Körper - Nutzung von Amuletten und Talismanen zum Schutz der Kollektivität, da die Pest ganze Familien und Dörfer ausrottete Hilfsmittel zum Schutz gegen schlechtes Wetter - Schutzamulett gegen Gewitter: Donnerkeil - Schutz gegen Blitzschlag: Holzstück eines vom Blitz getroffenen Baumes - weiteres Schutzmittel gegen Feuer und Wasser: Bild des Heiligen Florians 5. Schutz vor übernatürlichen Gefahren - - - Talismane und Amulette als magische Prophylaxe sozialer Phänomenen durch Verwendung von magischen Schutzmitteln: Verschiebung der Ursachen von Phänomenen wie dem „bösen Blick“ in eine überindividuelle Sphäre → Fokus auf Wirkung der Schutzmittel Einsatz von Schutzmitteln lenken das menschliche Schicksal vor allem bei Lebenseinschnitten und -übergängen, z.B. Geburt, Hochzeit Wechselbalg“: Austausch eines gesunden Kindes kurz nach der Geburt gegen ein geistig oder körperlich mißgebildetes Kind durch eine Hexe o. ä. Spiegelt Ängste von Müttern um ihre Stellung in der Familie und ihre Beziehung zum Ehemann wieder, da es keine medizinischen Erklärungen im heutigen Sinne gab→magische Rechtfertigung Schutzmittel: „zauberbrechendes“ Eisen mit christlichen Motiven (Messer in die Wiege oder vor der Hausschwelle), magische Schutzgrenzen durch Pentagramm/Drudenfuß „Berufen“/„Beschreien“: Verfluchungen, Verwünschung, aber auch Lob beschwören neidische Dämonen und Geister herauf Schutzmittel: Äußerungen („Unberufen!“), Abklopfen von Holz, rote/blaue 8 Bänder, Korallen, Agnus Dei aus Wachs, Balsam und Chrisam Der „böse Blick“: Vorstellung einer eigenen Kraft des Auges → Aristoteles: Auge hat eine nach außen gerichtete Lichtwirkung Formen der besonderen Sehkraft: starke Sehschärfe; das „zweite Gesicht“; der „durchdringende Blick“, wobei das Auge Strahlen aussendet, um die Umwelt zu beeinflussen Besitzer des Blicks können auffällige Merkmale um Augenpartie haben Wirkung auf die Umwelt: da meist Ausdruck von Neid, befällt er das Schöne und Gute und ist Ursache vieler Krankheiten (Kopfweh, Unfruchtbarkeit, Lähmung) riesige Auswahl von magischen Mitteln, da weltweites Phänomen: →Augen in allen Variationen →Korallen (der Sage nach aus dem Blut des Medusenhauptes entstanden) →ausgestreckte Händen oder Hände in abwehrender Geste, wobei die Finger als Hörner den Blick durchbohren oder als Symbol des Phallus gegen Unfruchtbarkeit wirken sollen (6. Novelle „Das Amulett“) Literatur: Göttert, Karl-Heinz: Magie: Zur Geschichte des Streits um die magischen Künste unter Philosophen, Theologen, Medizinern, Juristen und Naturwissenschaftlern von der Antike bis zur Aufklärung. München 2001. Hansmann, L. und Kriss-Rettenbeck, L. (1966): Amulett und Talisman. Verlag Georg D.W. Callwey München Knuf, Astrid und Joachim: Amulette und Talismane- Symbole des magischen Alltags, Köln: Dumont Buchverlag, 1984. 9