Institut für Lebensmittelchemie Kurspraktikum Teil III „Gaschromatographie, UV-Spektroskopie“ Protokoll Identifizierung eines Speiseöls Analysennummer: 18 Probeneingang: 06.2007 Probenart: Speiseöl Probencharakterisierung: Aussehen: gelblich Konsistenz: ölig Geruch: blumig, charakteristisch nach Öl Geschmack: neutral, leicht bitter Ziel: Durch die Bestimmung der Iodzahl nach Kaufmann, der Verseifungszahl, der Aufnahme eines UV – Differenzspektrums sowie der gaschromatographischen Ermittlung der prozentualen Fettsäurezusammensetzung nach erfolgter Umesterung ist das ausgegebene Speiseöl einwandfrei zu identifizieren. 1. Bestimmung der Iodzahl nach Kaufmann Literatur: [1] [2] Praktikumsanweisung; Technischen Universität Dresden, Fakultät Mathematik und Naturwissenschaften, Fachrichtung Chemie und Lebensmittelchemie, Professur Lebensmittelchemie. Für das 5. Fachsemester Matissek,Schnepel,Steiner: „Lebensmittelanalytik“, 2.Auflage, Springer-Verlag Prinzip der Methode: Das gelöste Fett wird mit einem Überschuss Brom versetzt. Die nicht zur Anlagerung an die Doppelbindungen verbrauchte Bromlösung oxidiert eine Iodid-Lösung zu Iod, das im Anschluss durch Titration mit Natriumthiosulfat-Lösung bestimmt wird. Die Additionsreaktion wird im Dunkeln ausgeführt, um lichtinduzierte radikalische Nebenreaktionen (und dadurch einen vorgetäuschten Mehrverbrauch an Halogen) auszuschließen [2]. 1 R1 Br R2 Br2 + R2 R1 Br 2Br- + I2 Br2 + 2II2 + 2S2O32- 2I- + S4O62- Durchführung: Siehe Praktikumsanweisung [1] Analysendaten: Probe I II III Blindwert Einwaage des Öls in g 0,2635 0,3076 0,2032 0 Reaktionsdauer Verbrauchtes Volumen an in min:sec Na2SO32- in ml 30:45 22,5 30:30 18,3 30:00 27,6 30:02 45 Iodzahl 111,03 112,87 111,34 - Es wurde eine Reaktionsdauer von ca. 30 min eingeräumt, da eine niedrige Iodzahl erwartet wurde (IZ<120). Berechnungen: Iodzahl: b a c t 126 , 91 IZ E 10 b - Verbrauch an Na2SO3-Lösung der Probe in ml a - Verbrauch an Na2SO3-Lösung des Blindwertes in ml c - Konzentration der Na2SO3-Lösung in mol/l t - Titer der Na2S2O3-Lösung: t = 1,0200 E - Einwaage der Probe 3 Mittelwert: i i 1 IZ 3 Vertrauensbereich: Ergebnis: IZ 111 , 03 112 , 87 111 , 34 3 111 , 7 VB 0 , 59 x x 1 , 1 max min IZ = 111,7 1,1 2 Auswertung: Die ermittelte Iodzahl liegt zwischen 110,6 und 112,8. Anhand der Tabellen zu Fettkennzahlen [1] lässt sich die Auswahl auf einige wenige pflanzliche Öle und Walöl einengen. mögliche Öle: Baumwollsaatöl, Bohnenöl, Bucheckernöl, Erbsenöl, Gartenkressenöl, Gerstenöl, Haferöl, Kerbelsamenöl, Kirschkernöl, Krotonöl, evtl. Kürbiskernöl (sensorisch aber auszuschließen), Maiskeimöl, Möhrenhirsenöl, Paprikasamenöl, Pfirsichkernöl, Rapsöl, Reiskeimöl, Safloröl, Schwarzkümmelöl, Senfsamenöl, Sesamöl, Sonnenblumenöl, Teesamenöl, Tomatensamenöl, Traubenkernöl. Weiterhin handelt es sich bei Probe um ein schwach trocknendes Öl, da die Iodzahl zwischen 100 und 140 liegt [2]. 2. Bestimmung der Verseifungszahl Literatur: [1] [2] Praktikumsanweisung; Technischen Universität Dresden, Fakultät Mathematik und Naturwissenschaften, Fachrichtung Chemie und Lebensmittelchemie, Professur Lebensmittelchemie. Für das 5. Fachsemester Matissek,Schnepel,Steiner: „Lebensmittelanalytik“, 2.Auflage, Springer-Verlag Prinzip der Methode: Die Fettprobe wird mit einem Überschuss an ethanolischer Kaliumhydroxid – Lösung verseift. Die nicht verbrauchte KOH – Lösung wird durch Titration mit Salzsäure bestimmt [2]. Als Indikator wurde eine 1%ige ethanolische Phenolphthalein – Lösung verwendet. Durchführung: nach [1] Analysedaten: Probe I II III Blindwert Einwaage des Öls in g 2,00 2,03 2,02 - Verbrauch HCl (0,5N) in ml 11,7 11,8 11,8 25,3 VZ 181,7 177,7 178,5 Berechnung: Verseifungszahl: ( b a ) c t56 , 1 VZ E b a c - Verbrauch an HCl (0,5 N) im Blinversuch in ml - Verbrauch an HCl (0,5 N) im Hauptversuch in ml - Konzentration der HCl in mol/L (0,5 mol/L) 3 t E 56,1 - Titer der Salzsäure ( t = 0,9524) - Einwaage der Probe in g - molare Masse von KOH 3 Mittelwert: Vertrauensbereich: Ergebnis: VZ 181 , 7 177 , 7 178 , 5 i i 1 VZ 3 3 179 , 3 VB 0 , 59 ( VZ VZ ) 2 , 4 max min VZ = 179 ± 2 Auswertung: Die ermittelte Verseifungszahl liegt zwischen 177 und 181, das vorliegende Öl besteht demnach hauptsächlich aus C18 – Säuren. Berechnung der erwarteten Anzahl an Doppelbindungen: Mit Hilfe der der ermittelten Iodzahl und der Verseifungszahl ist es möglich die durchschnittliche Anzahl an Doppelbindungen zu berechnen. 1. Berechnung der mittleren Molmasse aus der VZ: m [ mg ] 179 mg [ KOH ] 0 , 179 g KOH KOH VZ 1 g Fett 1 g Fett 1 g Fett - 1 g Fett reagiert mit y mol KOH - 1 mol Fett reagiert mit 3 mol KOH (Triglyceride) - molare Masse der KOH entspricht 56 g/mol 0 , 179 g KOH 3 3 , 196 10 mol KOH g entspricht der Molmenge KOH für 1g Fett 56 mol 3 g mittlerMol masse 938 , 7 3 3 , 196 10mol 2. Berechnung der Anzahl der DB aus mittlerer Molmasse und Iodzahl: 111 g Hal , 7 g IZ 100 100 g Fett g Fett - für eine DB ist ein I2 nötig (Molmasse: 254g/mol) - für 100g Fett sind 111,7g Halogen notwendig - 1 mol des Fettes entsprechen 938,7 g 4 938 , 7 g g 111 , 7 g 1048 , 5 100 g mol mol für ein Mol des Fettes wird also 1048,5 g I2 benötigt pro Seitenkette: 1048,5g/3 = 349,5g I2 (Triglycerid) 349 ,5 g DB 1 ,4 254 g Jede Seitenkette des Triglycerids besitzt im Durchschnitt 1,4 Doppelbindungen. In einem Mol Fett sind demnach ca. 4 DB zu finden. 3. UV – Spektroskopie Literatur (zum Prinzip der Methode): [1] Praktikumsanweisung; Technischen Universität Dresden, Fakultät Mathematik und Naturwissenschaften, Fachrichtung Chemie und Lebensmittelchemie, Professur Lebensmittelchemie. Für das 6. Fachsemester Prinzip der Methode: Es wird ein UV-Differenzspektrum des zu untersuchenden Speiseöles gegen Stearinsäuremethyletster im Wellenlängenbeich von 210 bis 350 nm aufgenommen. Zur Charakterisierung des Öles sind die erhaltenen Spektren bezüglich auftretender Konjuenmaxima auszuwerten, eine Wertung nach der von HADORN und ZÜRCHER aufgestellten empirischen Skala vorzunehmen (s. S 14, Konzentration der Öllösung berücksichtigen!) und des Speiseöl in den zugehörigen Typ I bis VI einzuordnen [1]. Durchführung: Siehe Praktikumsanweisung. [1] Analysendaten: Nummer des Wellenlänge der lokalen Absorption Differenz lokalen Absorptionsmaxima in nm spektrum Maximums (1%ige 1 215,84 0,4547 Stearinsä 2 237,00 0,9508 uremethyl 3 278,51 0,1175 ester4 300,47 0,0494 Lösung in 5 315,38 0,0223 n-Hexan von Probe 18a abgezogen ergibt Probe 18b): Spektren sind als Anhang 6 beigeheftet Auswertung: 5 Die Form der des Absorptionsspektrums unserer Probe lässt nur Typ VI der Einteilung nach HADORN und ZÜRCHER zu, da eine starke Dienbande bei ca. 237 nm zu erkennen ist und diese die Trienbande (müsste bei 258 nm liegen) überdeckt. Des Weiteren sind bei 300 nm und 315 nm sehr schwache Tetraenbanden zu erkennen. Der Typ VI ist wie folgt definiert: Ausgeprägte Dienbande, die alle anderen Banden überragt und die Trienbande bei 258 nm meist überlagert. Es handelt sich wie beim Typ V um autoxidierte, mit Bleicherde behandelte Öle. Typ VI ist häufig bei raffinierten Rapsölen anzutreffen [1]. Da unsere GC-Analyse zweifelsfrei ein Rapsöl ergeben hat und diese Spektrenform für raffinierte Rapsöle häufig anzutreffen ist, kann von einem raffinierten Öl ausgegangen werden, welches sehr viele konjugierte Diene enthält. 4. Bestimmung der prozentualen Fettsäurezusammensetzung über Kapillargaschromatographie Literatur: [1] [2] [3] Matissek,Schnepel,Steiner: „Lebensmittelanalytik“, 2.Auflage, Springer-Verlag Praktikumsanweisung; Technischen Universität Dresden, Fakultät Mathematik und Naturwissenschaften, Fachrichtung Chemie und Lebensmittelchemie, Professur Lebensmittelchemie. Für das 6. Fachsemester Souci,Fachman,Kraut : „Zusammensetzung der Lebensmittel“ , 6.Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Januar 2000 Prinzip der Methode: Die Gaschromatographie (GC) ist ein Verfahren zur Trennung flüchtiger Verbindungen, die in einem Gasstrom über/durch die in einem langen, dünnen Rohr fixierte stationäre Phase strömen. Das Trägergas (Inertgas; im Versuch N2) übernimmt dabei den Transport der die eingespritzte Probe repräsentierenden Mischung. Grundvoraussetzung für eine Trennung ist, dass die einzelnen Komponenten von der stationären Phase gelöst und adsorbiert werden. Je nach den chemischen Eigenschaften der Komponenten und Phase wirkt die Phase als Löseoder Adsorbtionsmittel. Die verschiedenen Komponenten werden von der Phase somit mehr oder weniger stark zurückgehalten (retardiert) und erreichen den sich am Ende der Säule befindlichen Detektor dementsprechend nach kürzerer oder längerer Strömungszeit des Trägergases [1]. Die GC kann qualitative und quantitative Aussagen liefern. Prinzipiell können folgende Trennalternativen angestrebt werden: - bei hoher Auflösung ist die Trennung auch strukturell chemisch ähnlicher Verbindungen bei allerdings (relativ) hohem Zeitaufwand möglich - bei geringer Auflösung gelingt die schnelle Trennung von Mischungen einfacher bekannter Verbindungen [1] Nach Überführung der Triglyceride in die entsprechenden Fettsäuremethylester kann die prozentuale Fettsäurezusammensetzung eines Speisefettes verteilungschromatographisch in einer partiell polaren Kapillarsäule ermittelt werden [2]. 6 Die erfolgreiche Umesterung wurde mittels Mini – DC kontrolliert. Hierbei wurden die verschiedene Fettbestandteile dünnschichtchromatographisch auf einer Kieselschicht mit nHexan/Ether/Eisessig getrennt und mit Molybdatophosphorsäure detektiert. Durchführung: Siehe Praktikumsanweisung [2] Analysedaten: Kontrolle der Umesterung durch DC Reihenfolge des Auftragens (Anhang 1) 1 2 3 Probe 1 Probe 2 nicht umgeestertes Öl Rf = 1,3 Rf = 1,3 Rf = 0,3 Die Rf – Werte der umgeesterten Probe unterscheiden sich maßgeblich von dem Wert des nicht umgeesterten Öls. Die zu untersuchende Probe wurde je zweimal injiziert, des Weiteren wurde Cyclohexan (Anhang3) und eine Fettsäuremethylesterstandardzusammensetzung (Anhang2) vermessen. Es konnten mit deren Hilfe folgende Peaks der Proben identifiziert werden. tR(FS OMe ) tR(rel ) tR(IS ) tR(FS-OMe)… tR(IS)… tR(rel)… IS… Einwaage Retentionszeit des jeweiligen FS-Methylesters Retentionszeit des inneren Standards relative Retentionszeit Interner Standard Probe 1 = 22,1 mg Probe 2 = 17,6 mg Probe 11 Fettsäuremethylester Palmitinsäure Margarinsäure (IS) Stearinsäure Ölsäure Linolsäure Linolensäure Arachinsäure C 16:0 C 17:0 C 18:0 C 18:1 C 18:2 C 18:3 C 20:0 Retentionszeiten [min] tR(FS-OMe) tR(rel) 17,956 0,914 19,637 1,000 21,575 1,099 21,970 1,119 22,898 1,166 24,339 1,239 26,563 1,352 Fläche Flächenanteil [%] Retentionszeiten [min] Fläche Flächenanteil [%] 3093 ----1094 42512 13886 6516 899 4,55 -----1,61 62,52 20,42 9,58 1,32 Probe 12 Fettsäuremethylester 7 Palmitinsäure Margarinsäure (IS) Stearinsäure Ölsäure Linolsäure Linolensäure Arachinsäure C 16:0 C 17:0 C 18:0 C 18:1 C 18:2 C 18:3 C 20:0 tR(FS-OMe) 17,971 19,656 21,597 21,993 22,922 24,366 26,592 tR(rel) 0,914 1,000 1,099 1,119 1,166 1,239 1,352 3102 ----1096 42410 13845 6497 888 4,57 -----1,62 62,52 20,41 9,58 1,31 Probe 21 Fettsäuremethylester Palmitinsäure Margarinsäure (IS) Stearinsäure Ölsäure Linolsäure Linolensäure Arachinsäure C 16:0 C 17:0 C 18:0 C 18:1 C 18:2 C 18:3 C 20:0 Retentionszeiten [min] tR(FS-OMe) tR(rel) 18,001 0,914 19,695 1,000 21,649 1,099 22,061 1,119 22,982 1,166 24,425 1,239 26,653 1,352 Fläche Flächenanteil [%] Retentionszeiten [min] tR(FS-OMe) tR(rel) 18,001 0,914 19,699 1,000 21,652 1,099 22,068 1,119 22,987 1,166 24,427 1,239 26,656 1,352 Fläche Flächenanteil [%] 4333 ----1539 60686 19617 9101 1306 4,49 ------1,59 62,83 20,31 9,42 1,35 Probe 22 Fettsäuremethylester Palmitinsäure Margarinsäure (IS) Stearinsäure Ölsäure Linolsäure Linolensäure Arachinsäure C 16:0 C 17:0 C 18:0 C 18:1 C 18:2 C 18:3 C 20:0 4440 ----1601 61954 20053 9378 1321 4,50 -----1,62 62,74 20,31 9,50 1,34 Chromatogramme befinden sich im Anhang 4 Auswertung: Die relativen Retentionszeiten der verschiedenen Fettsäuremethylester unterscheiden sich in allen 4 Durchläufen nicht. Es ist nur zu erkennen, dass die Peakfläche und die damit verbundenen prozentualen Anteile konzentrationsabhängig sind und sich in Probe 1 und 2 leicht unterscheiden. Die Differenz der Einwagen liegt bei 4,5 mg und erklärt somit die geringen Abweichungen der Peakflächen Gemittelte Flächenanteile: Fettsäuremethylester Flächenanteil [%] 8 Palmitinsäure Margarinsäure (IS) Stearinsäure Ölsäure Linolsäure Linolensäure Arachinsäure C 16:0 C 17:0 C 18:0 C 18:1 C 18:2 C 18:3 C 20:0 4,53 -------1,61 62,65 20,36 9,52 1,33 Die Hauptbestandteile der Probe sind klar die C18 – Fettsäuren, des Weiteren ist die Palmitinsäure und ein geringer Anteil der Arachinsäure detektiert worden. 5. Zusammenfassung der Ergebnisse Iodzahl: 110,6 – 112,8 Verseifungszahl: 177 – 181 UV/Vis – Spektroskopie: stark ausgeprägte Dienbande, überdeckte Trienbande, sehr schwache Tetraenbande GC: hauptsächlich C18 – Fettsäuren, Palmitinsäure, Arachinsäure Im Anhang 5 befindet sich die chemische Zusammensetzung des Rüböls (Rapsöls) [3]. Mit der Bestimmung der Iodzahl und der Verseifungszahl konnten einige Öle ausgeschlossen werden. Weiterhin konnte mit Hilfe der UV/Vis – Spektroskopie eine Abschätzung der vorhandenen Diene und Triene erfolgen. Durch die gaschromatische Untersuchung der Fettsäurezusammensetzung konnte dann das Öl zweifelfrei als Rapsöl bestimmt werden. Ergebnis: Bei der zu untersuchenden Probe handelt es sich um ein raffiniertes, leicht autooxidiertes, mit Bleicherde behandeltes Rapsöl. Dresden, den ____________________ -----------------------Gottwald, Axel ----------------------Ronczka, Stefan 9