05_Ernst:_Die Heilszusage Gottes

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Univ. Prof. Dr. Michael Ernst
Inst. f. Neues Testament d. Universität Salzburg
DIE
HEILSZUSAGE
Mittwoch, 12. Okt.2005
GOTTES
Die Bibel ist voll von Texten, die uns sagen, daß Gott das Heil der Menschen will und daß er
es uns zusagt. Nachdem ich Neutestamentler bin, erzähle ich Ihnen das vorallem an Hand von
Texten aus den Evangelien.
Heil, Heilung, Rettung, Retter, Erlöser - das ist im Griechischen Soter.
Ich möchte zunächst das Lukasevangelium hernehmen und da die Texte herausgreifen, in
denen dieses Wort Heil oder Retter vorkommt.
Den ersten Text kennen Sie alle, es ist das
Magnificat:
„Meine Seele preist die Größe des Herrn und mein Geist jubelt über Gott meinen Retter
(Heiland)“
Das Wort Heiland ist ein altes deutsches Wort und meint einen, der das Heil will, der das
Heil bringt. Zur Zeit Jesu ist das ein riskanter Titel, denn die hellenistischen Könige und
Machthaber haben sich selbst solche Ehrentitel verliehen. Der Titel soter – Retter, kommt oft
als Königsbeinamen vor. Diesen Titel hat aber auch z.B. der Kaiser Augustus , - er, der Retter
der Welt!
Das Christentum aber sagt, das sind ja in Wirklichkeit alles keine Retter, es gibt nur den einen
Retter und das ist Gott, bzw sein Gesandter, der Messias nämlich Jesus.
Maria hat Gott als den Retter erfahren, weil er auf die Niedrigkeit seiner Magd
( eigentlich seiner Sklavin) geschaut hat. Maria sieht sich als eine Sklavin Gottes – eine
Sklavin ist immer ganz unten. Sie fühlt sich von Gott emporgehoben. „Denn der Mächtige hat
Großes an mir getan, und sein Name ist heilig!“
Das Benedictus
Diese Lied singt der Vater von Johannes dem Täufer, Zaccharias, als er von seiner Stummheit
geheilt wurde. Es ist ein Lobpreis Gottes, den die Kirche täglich in den Laudes singt Hier
kommt 3 Mal das Wort von der Rettung Gottes vor.
„Gepriesen sei der Herr der Gott Israels, denn er hat sein Volk besucht und ihm Erlösung (
Rettung, Heil ) geschaffen.“
Freuen Sie sich wenn Gott sie besucht? – Die alte Lutherübersetzung hieß: denn er hat sein
Volk heimgesucht – wenn wir von einer Heimsuchung Gottes sprechen, so ist das nach
unserem Sprachgebrauch eher etwas Unangenehmes. – So sind wir Menschen!
Er hat uns einen starken Retter erweckt im Hause seines Knechtes David“.............
„Er hat uns errettet vor unseren Feinden, aus der Hand aller, die uns hassen.“...........
„ Und du, Kind, wirst Prophet des Höchsten heißen¸denn du wirst dem Herrn vorangehen und
ihm den Weg bereiten. Du wirst sein Volk mit der Erfahrung des Heils beschenken in der
Vergebung der Sünden.“
Das taucht hier zum ersten Mal auf. Wir sind alle von Paulus geprägt. Wenn ich Sie frage,
wodurch werden wir erlöst, so sagen Sie sicher gleich: durch den Tod Jesu am Kreuz. Bei
Lukas gibt es aber Erlösung und Sündenvergebung nicht nur durch das Kreuz Jesu,sondern
durch Gott direkt, durch das Bekenntnis der Sünden und die Umkehr, dann wird Erlösung
möglich, weil nur Gott die Sünden vergibt.
1
Die Engel bei den Hirten von Bethlehem
Sie rufen: „Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen
Volk zuteil wird: heute ist in der Stadt Davids der Retter (der Heiland) geboren; er ist der
Messias, der Herr.“ Hier haben wir die Zentralaussagen darüber, wer Jesus eigentlich ist: der
Retter, der Messias und der Herr – außerdem steht hier das Wort: heute.
Herr ist im Neuen Testament eindeutig Gott. Wenn ich zu Jesus Herr sage, sage ich damit,
daß er Gott ist. Er ist aber auch der Messias: Das ist die Erlösergestalt, auf die Israel seit 500
Jahren gewartet hat, der Gesalbte des Herrn, und so ist er Retter und bringt das Heil. In der
Stadt Davids, das ist eine Anspielung darauf, daß Jesus der Sohn Davids ist, die Verheipßung
des Nathan an David hat sich erfüllt: „Einer aus deiner Nachkommenschaft wird als König
herrschen“, das ist keine politische Königsherrschaft, sondern ein religiöser, priesterlicher
Messias.
Das Wort heute spielt im Lukasevangelium eine große Rolle. Jedesmal wenn ich in der
Verkündigung das Wort heute verwende, geht es um das jetzt, um das hier und heute. . an
jedem Weihnachtsfest, wenn Sie diesen Text hören, dann geht es um heute, nicht um vor 2000
Jahren. Das muß ich für mich aktualisieren. Für dieses Heute gibt es noch 2 berühmte Stellen
„Heute noch wirst du bei mir im Paradiese sein – Jesus am Kreuz zum mitgekreuzigten
Schächer und dann noch in der Erzählung von Zacchäus, zu dem Jesus sagt: Heute will ich
dich besuchen.
Der Lobgesang des greisen Simeon
„ Nun läßt du Herr, deinen Diener (Sklaven), wie du gesagt hast, in Frieden scheiden, denn
meine Augen haben das Heil gesehen.“
Was ist das für ein Heil? Dem alten Simeon, der auf den Trost Israels wartet, und von dem
es heißt:der Hl. Geist war mit ihm – dieser Simeon ist eigentlich ein Prophet. Ihm wurde
gesagt:“er werde den Tod nicht sehen, ehe er den Messias des Herrn nicht gesehen hat.“
Deshalb jubelt er in seinem Lied:meine Augen haben das Heil gesehen, das du bereitet hast
vor allen Völkern. Hier ist schon der Blick über Israel hinaus gerichtet auf die Heidenmission
und Lukas beschreibt dann in der Apostelgeschichte, wie das Heil zu den Völkern gebracht
wird. Das Heil Gottes bleibt nicht auf Israel beschränkt.
Die Vorgeschichte des Lukasevangeliums ist nicht so sehr eine Kindheitsgeschichte Jesu,
sondern die ersten 2 Kapitel sind ein Programm seines gesamten Evangeliums.
Hier wird gesagt wer Jeus eigentlich ist.
Das Auftreten des Johannes
„Eine Stimme ruft (wörtlich brüllt) in der Wüste, bereitet dem Herrn den Weg!Ebnet ihm die
Straßen.........ff und er schließt mit den Worten:
Und alle Menschen werden das Heil sehen, das von Gott kommt!
Das ist das große Thema des Johannes, das große Thema Jesu, das Heil, das von Gott kommt.
Man kann sich diesen Satz auch als personale Formulierung vorstellen, nämlich, der Heiland
der von Gott kommt und das ist Jesus.Das Heil in der Sündenvergebung, wie das im
Benedictus gesagt war oder den Heiland Gottes selbst.
In 3 Wundergeschichten kommt ein Satz vor, den Sie alle kennen:“Dein Glaube hat dir
geholfen!“ Korrekt müßte es heißen: Dein Glaube hat dich gerettet!. Das kommt im
Lukasevangelium mehrfach vor, z.B. bei der Heilung der 10 Aussätzigen. Alle 10 wurden
gesund, einer kehrte um und dankte: er wurde geheilt. Das ist hier ganz deutlich ausgedrückt,
nämlich der Unterschied zwischen gesund sein und heil sein.
2
Im Kapitel 18/42 ff wird die Geschichte der Heilung des Blinden von Jericho erzählt.
Der Blinde ruft:“ Jesus, Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir!“ Es sind die gleichen Rufe, die
wir beim Kyrie in der Messe rufen, und es wird uns nahegelegt nachzudenken: bin ich eher
ein Aussätziger oder ein Blinder vor Gott. Jesus sagt zu dem Blinden: „Du sollst wieder
sehen, dein Glaube hat dich gerettet.“ Es gibt im Menschen ein Element, das hier Glaube
heißt, das uns dazu führt, daß wir von Gott gerettet und geheilt werden.
Die Geschichte von Zacchäus: Kapitel 19
Zacchäus ist neugierig und klettert auf den Baum um Jesus zu sehen. Jesus entdeckt ihn und
lädt sich zu ihm ein .
Wer war dieser Zacchäus? In der Übersetzung heißt es Oberzöllner. Das Wort Zöllner bringt
uns in die verkehrte Richtung. Es geht hier nicht um Leute, die an den Grenzen sitzen und
Zoll verlangen. Zacchäus war Steuerpächter. Die Römer hatten einSystem ihre Steuern
einzutreiben, das ganz unterschiedlich von dem unseren ist. Die Steuern wurden verpachtet,
und zwar an den Meistbietenden und zwar alle Steuern und Abgaben, mit Ausnahme der
Kopfsteuer.
Nehmen wir als simples Beispiel die Hundesteuer, die bei uns zu entrichten ist. Der
Finanzminister erwartet eine gewisse Mindestsumme, um die er diese Steuer verpachtet,
sagen wir 10 Millionen Euro in ganz Österreich. Ein Oberzöllner allein schafft es meist nicht,
diese hohe Summe aufzubringen, die er im Moment der Pacht an den Staat abliefern muß. Er
sucht sich also Partner, und gemeinsam bringt man diese Summe auf. Bietet aber einer mehr,
so erhöht sich der Preis, denn die Steuersumme wird versteigert. Die Pächter müssen nun
schauen, wie sie wieder zu ihrem Geld kommen und auch noch einen Gewinn machen. Sie
organisieren eine Untergruppe von Zöllern, das sind dann keine Oberzöllner mehr, die dürfen
von diesen Oberzöllnern die Steuer pachten, brauchen aber natürlich auch einen Gewinn, der
ihnen bleibt. Die Oberzöllner teilen das Gebiet, das sie gepachtet haben z.B. in 10 Bezirke
ein, und verlangen von jedem Pächter 2 Millionen. Die normalen Zöllner müssen schauen,
daß sie mehr als diese 2 Millionen eintreiben und von dieser Differenz leben sie dann. Man
kann sich leicht vorstellen, wie „beliebt“ also diese Zöllner beim Volk waren, denn sie
gehörten der Oberschicht an und sie erpressten das Geld der Bevölkerung. Alle Steuern und
Abgaben wurden auf diese Weise eingetrieben. Das hat für den römischen Staat enorme
Vorteile: der Finanzminister hat sofort sein Geld, er erspart sich sämtliche Finanzbeamten –
aber dieses System ist natürlich besonders assozial und korruptionsanfällig. Aber es
funktionierte sehr gut im ganzen römischen Imperium und war relativ einfach und doch sehr
raffiniert.
Ein solcher Lump war also Zacchäus. Die Höhe der Abgaben war ja nicht festgesetzt, da sie ja
versteigert wurde. Wenn es mehrere gab, die die Steuern pachten wollten, dann erhöhte sich
die Steuersumme. Es erhielt der, der am meisten bot, und der schaut dann wieder, daß er es
nach unten weitergibt. Zöllner sind nicht deshalb so unbeliebt, weill sie sich der römischen
Besatzungsmacht andienten, so viel mit Heiden zu tun hatte, das auch, aber das ist nicht der
springende Punkt. In Wirklichkeit sind die Zöllner Ausbeuter und als Mitglieder der
Oberschicht verstärkt das darüberhiaus ihre Unbeliebheit bei den Menschen.
Bei solch einem Typen lädt sich Jesus ein. „Zacchäus komm schnell herunter! Denn ich muß
heute in deinem Haus zu Gast sein!“ Dann kommt in der Erzählung zwei Mal das Wort
Rettung und Heil vor. Es ist eigentlich eine ärgerliche Geschichte, wieso gerade der?Weil er
sich auf Jesus einläßt.
Zacchäus aber wandte sich an den Herrn und sagte: Herr, die Hälfte meines Vermögens will
ich den Armen geben, und wenn ich von jemandem zu viel gefordert habe, gebe ich das
Vierfache zurück!
3
Da sagte Jesus zu ihm: heute ist diesem Haus Heil geschenkt worden, weil auch dieser Mann
ein Sohn Abrahams ist. Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten,
was verloren ist.
Es geht also darum, diese persönliche Begegnung mit Jesus zuzulassen, auch für uns.
Die Passionsgeschichte Kapitel 23:
Hier kommt das Wort Rettung und Heil im Spott der Leute vor:
„Das Volk stand da und sah zu, auch die Oberen spotteten und sagten: er hat anderen
geholfen(andere gerettet) nun soll er sich selbst retten.“ „ Die Soldaten aber sagten:Wenn du
der König der Juden bist, so rette dich selbst!“
Die Antwort auf diesen Spott ist die Auferstehung. Gott hat Jesus nicht gerettet, ihm nicht den
Kreuzestod erspart, er hat ihn auferweckt.
Das ist also der große Bogen im Lukasevangelium, wo diese Begriffe Heil, Heiland, heilen,
Rettung, Retter und retten vorkommen.
Nun zum Johannesevangelium:
Dieses Eevangelium betrachten wir nicht nach den Begriffen, sondern von der gemeinten
Sache her, damit Sie es noch ein bißchen anders sehen können.
Zum Einstieg: Johannes der Täufer: Vers 19 ff
„Dies ist das Zeugnis des Johannes: Als die Juden von Jerusalem aus Priester und Leviten zu
ihmsandten mit der Frage: Werbist du? Bekannte er und leugnete nicht:Ich bin nicht der
Messias. Sie fragten ihn: Wer bist du dann? Bist du Elija? Und er sagte ich bin es nicht. Bist
du der Prophet? Er antwortete :Nein. Da fragten sie ihn: Wer bist du? Wir müssen denen, die
uns gesandt haben Auskunft geben. Was sagst du über dich selbst? Er sagte:
Ich bin die Stimme, die in der Wüste ruft (brüllt wörtlich): ebnet den Weg für den Herrn! Wie
der Prophet Jesaia gesagt hat.
Vs 29:Am Tag darauf, sah er Jesus auf sich zukommen und sagte:Seht das Lamm Gottes, das
die Sünde der Welt hinwegnimmt!
Wenn in der Bibel dieses Wort – seht! – vorkommt, dann sollte man aufpassen. Es ist ein
Aufmerksamkeitssignal, ein Hinweis darauf: jetzt kommt etwas sehr Wichtiges.Man könnte
auch sagen: Augen auf!
Was aber ist das Lamm Gottes?
Es gibt Erklärungsversuche vom Paschalamm her. Ich glaube das reicht hier nicht. Die beste
Vorlage im alten Testament für das was hier gemeint ist haben wir beim Propheten Jesaia im
4. Lied vom Gottesknecht im Kap.53. Das ist ein Text, den Sie aus der Karfreitagsliturgie
kennen.
„Wie einer, vor dem man das Gesicht verhüllt, war er verachtet; wir schätzten ihn nicht. Aber
er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen. Wir meinten, er sei
von Gott geschlagen, von ihm getroffen und gebeugt. Doch er wurde durchbohrt wegen
unserer Verbrechen, wegen unserer Sünden zermalmt. Zu unserem Heil lag die Strafe auf
ihm, durch seine Wunden sind wir geheiltWir hatten uns alle verirrt wie Schafe, jeder ging für
sich seinen Weg. Doch der Herr lud auf ihn die Schuld von uns allen. Er wurde mißhandelt
und niedergedrückt, aber er tat seinen Mund nicht auf.
Wie ein Lamm, das man zum Schlachten führt, wie ein Schaf angesichts seiner Scherer, so tat
er seinen Mund nicht auf..............
Doch der Herr fand Gefallen an seinem zerschlagenen Knecht , er rettete den, der sein Leben
als Sühnopfer hingab...........
4
Nchdem er so vieles ertrug, erblickt er das Licht...Mein Knecht, der gerechte, macht die
vielen gerecht; er lädt ihre Schuld auf sich.
In diesem Gottesknecht, von dem kein Mensch genau weiß, wer er wirklich ist – ist es der
Prophet selbst oder ist es ein Bild für das Volk Israel, oder ist es die Vision des Messias, in
dieser Figur hat das frühe Christentum das Vorbild für Jesus gesehen, oder anders gesagt: In
Jesus hat sich diese Prophezeiung erfüllt.
Das ist es was im Johannesevangelium gemeint ist , wenn vom Lamm Gottes die Rede ist, das
die Sünde der Welt trägt.
Die eine Sünde – welche ist es. Das ist die Sünde, die Gott ablehnt und mit ihm nichts zu tun
haben will. Das ist die Sünde schlechthin – und die nimmt er weg. Wohin? Er nimmt sie auf
sich und damit ist sie weg von den Menschen.
Im Johanneseevangelium heißt es nicht die Sünde der Menschen, sondern die Sünde der Welt.
Das ist ein Ausdruck, der einiges offen läßt.
Was heißt Welt im Johannesevangelium? Im griechischen Text steht Kosmos. In der
Vorstellung der Griechen gibt es zwei Prinzipien: entweder es ist etwas chaotisch oder es ist
geordnet. Am Anfang der Schöpfung ist alles irgendwie chaotisch. Aus dem Chaos muß eine
Ordnung werden. Ordnung heißt Kosmos. Wenn Ordnung herrscht, dann ist es auch schön –
deshalb steht der Begriff Kosmos nicht nur für die geordnete Schöpfung, die Welt, sondern
auch für Schmuck. Die Welt, die geordnet ist, ist schön!
Im Petrusbrief ist vom Kosmos der Frauen die Rede, das ist keine Frauenwelt, sondern das ist
der Schmuck der Frauen. (Das nur am Rande)
Die Welt ist von Gott erschaffen, „alles ist durch das Wort geworden und ohne das Wort
wurde nichts, was geworden ist“ heißt es im Prolog des Johannesevangeliums. Und weiter
heißt es:“Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.“ Die Welt will von
Gott nichts wissen. Warum nicht? Wir wissen es nicht, aber die Erfahrung lehrt es uns..
Ab nun ist das Wort Welt negativ besetzt. Es gibt allerdings auch Ausnahmen, es gibt Leute,
die durchaus etwas von Gott wissen wollen – aber eben ganz viele wollen das nicht.
Deshalb heißt es weiter im Prolog: „Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder
Gottes zu werden, allen , die an seinen Namen glauben.“
Die Welt im negativen Sinn bedeutet also Finsternis, Gott hingegen bedeutet Licht
Damit meint Johannes: Entweder du glaubst, oder du glaubst nicht, Gott zwingt dich nicht!
Wenn du nicht willst, dann gehörst du auf die Seite der Welt, auf die Seite der Finsternis und
des Teufels. Wir sprechen hier vom existentiellen Dualismus.
Das hat etwas mit meinem Leben zu tun. Da muß ich mich entscheiden und Gott wird meine
Entscheidung ganz ernst nehmen. Das ist eigentlich sehr unangenehm, denn so festlegen
wollen wir uns auch wieder nicht. Wir wissen nicht, wie viele Gelegenheiten Gott uns noch
geben wird, irgendwann nimmt er uns ganz ernst.
Diese Welt also, die Gott ablehnt hat also diese Sünde der Welt.
War also diese Schöpfung ein Fehlschlag?
Nein sagt Gott: Es gibt noch eine Chance und die ist mit Jesus gekommen. Damit also alle
diese Chance ergreifen können, deshalb und dafür wird diese Sünde der Welt hinweg
genommen. Das ist also der Grund warum Johannes der Täufer sagt: Seht das Lamm Gottes,
das die Sünde der Welt hinwegnimmt.
Die berühmteste Darstellung dieser Szene ist wahrscheinlich die von Matthias Grünewald auf
dem Isenheimer Altar: Hier steht Johannes der Täufer unter dem Kreuz und weist mit einem
sehr langen Zeigefinger auf Jesus am Kreuz hin und dieser Vers ist neben ihm
aufgeschrieben.
Das ist eine theologische Interpretation dieses Satzes – Jesus nimmt durch seinen Tod die
Sünde der Welt auf sich.
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Kapitel 9: Die Heilung eines Blindgeborenen.
Diese Geschichte hat viel mit Glauben zu tun und mit der Heilszusage, weil Blindheit auf 2
verschiedenen Ebenen gesehen wird.
Jesus ging vorüber an dem Mann der blind geboren war. Dann kommt die Frage der Jünger:
Rabbi, wer hat gesündigt, er oder seine Eltern.- Hier kommt die uralte Frage auf: Ist
Krankheit Strafe für die Sünde? – Jesus antwortet: Weder er noch seine Eltern haben
gesündigt – Krankheit ist keine Strafe Gottes. Er heilt den Blinden. Mit dem Teig aus
Speichel und Erde salbte er , heißt es wörtlich, die Augen des Blinden. Christus ist der
Gesalbte (eine doppelbödige Formulierung) Der Blinde wird zum Teich Schiloach geschickt,
Schiloach heißt der Gesandte. Jesus ist der Gesandte des Vaters. Dann kommt der Verhör des
Bindgeborenen und seiner Eltern mit den Pharisäern. Heilung am Sabbath ist doch verboten!
Dann wird der Geheilte aus der Synagoge ausgestoßen, es trifft ihn der Synagogenbann.
Als er Jesus wieder trifft, fragt ihn dieser:
Glaubst du an den Menschensohn? Und dieser antwortet: Wer ist das Herr? Sag es mir,
damit ich an ihn glaube. Jesus antwortet: Du siehst ihn vor dir; er, der mit dir redet, ist es.
Darauf antwortet der Blindgeborene: Ich glaube Herr! Und er warf sich vor ihm nieder.
Aus der Blindheit ist er zum Glauben gekommen.
Daß das Ganze nicht nur körperlich zu verstehen ist sagen die Schlußverse
“Um zu richten bin ich in diese Welt gekommen: damit die Blinden sehend und die Sehenden
blind werden. Einige Pharisäer, die bei ihm waren hörten dies. Und sie fragten ihn: Sind etwa
auch wir blind? Jesus antwortete ihnen: Wenn ihr blind wärt hättet ihr keine Sünde. Jetzt
aber sagt ihr: Wir sehen. Darum bleibt eure Sünde.
Merken Sie, wie hier mit den Begriffen sehen und glauben gespielt wird auf der sprachlichen
Ebene? Jesu Zuhörer merken , daß das, was Jesus zum Thema sehen sagt etwas mit dem
Glauben zu tun hat.
Etwas nur mit den Augen anschauen zu können, hat mit sehen im Sinn von Glauben gar nichts
zu tun. Ich muß an Gott glauben, daß ich in Wirklichkeit sehe, ansonsten bleibe ich blind.
Diese zwei Bedeutungen von sehen haben offenbar etwas mit Glauben und mit der
Heilszusage Gottes zu tun.
Wenn ich das Heil durch Jesus erfahre, dann kann ich nur so reagieren wie der Blindgeborene
oder wie die Pharisäer. Es gibt 2 Möglichkeiten: entweder ich werfe ihn hinaus, oder fasse
den Beschluß ihn zu töten oder ich werfe mich vor Jesus nieder und sage: ich glaube.
Das ist die Einladung Wenn ich Jesus begegne und mich darauf einlasse kann ich selbst an
mir erfahren was Heil im Sinne von Rettung, gesund werden und ganz werden vor Gott heißt.
Das ist ein Angebot, - hier im Johannesevangelium, aber insgesamt in der ganzen Bibel.
Das ist die Heilszusage Gottes: Wenn du dich auf mich einläßt, dann wirst du heil!
Das ist das Angebot Gottes und es anzunehmen ist nicht schwer. Die Bibel erzählt ständig von
Menschen, die das getan haben, und sie erzählt, wie gut es ihnen dabei geht. Versuchen sie es,
sich so jemanden wie diesen Blindgeborenen zum Vorbild zu nehmen, lassen Sie sich darauf
ein, dann können Sie diese Erfahrung machen von der die Bibel erzählt und können es dann
auch weiter erzählen.
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