Bibelstunde Hebr 11,1-12,24

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Bibelstunden 22. Woche 2002; Hebr 11,1-12,24
Der Glaube ist das große Thema dieser Woche. Im Unterschied zu den Paulusbriefen besteht jedoch
die Front, in die der Hebr hineinspricht, nicht in den Werken, sondern im Unglauben.
Wir wollen noch einmal zurückblicken auf den inhaltlichen Weg, den der Hebr bis jetzt gegangen ist.
Rückschau
1. Den im Glauben erschlafften Judenchristen stellt der Hebr neu die Größe und Höhe Christi vor
Augen (Hebr 1,1-3,6).
2. Am Beispiel Israels zeigt Hebr auf, wie Gott alle seine Verheißungen wahr gemacht hat, aber
Israel durch den Unglauben das Ziel der Gottesruhe verpasst hat. Er warnt die Judenchristen
davor, jetzt den Fehler Israels zu wiederholen (Hebr 3,7-6,20).
3. Die Judenchristen waren durch den Verzug der Wiederkunft Christi und durch jüdische Kritik
am Christus in Glaubenszweifel geraten: Ist das wirklich alles wahr? Tun wir mit dem
Christusglauben wirklich das Richtige? Darauf antwortet der Hebr mit einer umfassenden
Darstellung alttestamentlicher Verheißungen für den neuen Bund. Er stellt dar, wie Christus
diese Verheißungen erfüllt und wie dadurch der neue Bund den alten in allen Belangen weit
überholt. (Hebr 7,1-10,18).
4. Aufgrund des Dargelegten fordert der Hebr nun auf, das Vertrauen nicht wegzuwerfen,
sondern aufgrund der Erkenntnis der Wahrheit Christi an ihn zu glauben. Er markiert hier
auch eine Endgültigkeit: Wer jetzt nicht glaubt, kann nichts mehr von Gott erwarten. (Hebr
10,19-39)
Was ist Glaube?
Hier im Hebräerbrief finden wir die einzige biblische Beschreibung dessen, was Glaube eigentlich ist.
Verdichtet in einem einzigen Satz kommt das „Unglaubliche des Glaubens“ zum Vorschein (Hebr
11,1). Der Glaube glaubt Gott auf sein bloßes Wort hin, quasi ohne Netz und doppelten Boden. Als
Beleg dafür führt der Hebr eine lange Reihe alttestamentlicher Glaubensväter an. Wir haben ja heute
den großen Vorteil, immerhin auf die Väter verweisen zu können, deren Glaube an Gottes
Verheißungen sich als wahr erwiesen hat. Die Väter hatten das nicht! Sie glaubten tatsächlich nur auf
das Wort Gottes hin. Damit sind wir immer schon in der schwächeren Position, denn wir brauchen
wohl doch so etwas wie Beweise. Aber so ist Gott: Er will uns ja das Glauben ermöglichen.
Aber nun zum Glauben der Väter. Hier noch einmal eine tabellarische Auflistung ihres Glaubens.
Abel Hebr 11,4):
Nicht das Opfer an sich (!) hat ihn vor Gott gerecht gemacht, sondern der Glaube des Opfernden.
Henoch (Hebr 11,5):
Henoch wurde entrückt aufgrund seines Glaubens. In V 6 nimmt Hebr noch einmal Abstand von
Formen und Gesetzen – ohne Glauben ist das alles nichts.
Noah (Hebr 11,7)
Noah baute die Arche auf trockenem Land, weit ab vom Meer, auf das bloße Wort Gottes hin. Das ist
ein Muster für Glaube ohne faktische Vorbedingung.
Abraham, Isaak, Jakob, Sara(Hebr 11,8-21)
Abraham zog aus seiner Heimat, in der es ihm gut ging, ohne zu wissen, wohin genau. Letztlich lebten
die Väter sogar, ohne selbst noch zu erleben, wie die Verheißung, dass er zum großen Volk würde,
wahr wurde (Hebr 11,13). Darin, dass sie trotzdem bis zum Schluss weiterglaubten, sieht der Hebr
schon vorgezeichnet, dass sie über die irdische Verheißung eines großen Volkes, auch für sich
persönlich daran glaubten, dass Gott auch für sie ein „besseres Vaterland“ bereithält (Hebr 11,14-16)
Abraham hielt Gottes Zusagen für so zuverlässig, dass er sogar Isaak, den verheißenen Sohn, aus dem
das große Volk kommen sollte, geopfert hätte. „Gott kann“ – war wohl sein großes Motto.
Sara
Obwohl Sara bei der Verkündung, dass sie als alte Frau einen Sohn gebären soll, gelacht hatte, wertet
der Hebr die Tatsache, dass sie den Sohn gebar als ein Indiz dafür, dass sie Gott doch geglaubt hat (Mt
21,28-32).
1
Isaak
Isaak legte auf Jakob und Esau Segen und Fluch im Namen Gottes, dem er glaubte. Beides wurde
wahr.
Jakob
Jakob segnete Ephraim und Manasse, die Söhne Josefs in Ägypten. Er sagte ihnen Land zu, dass ihm
noch gar nicht gehörte. Dieser Segen beinhaltete den Glauben, dass Gott seine Verheißung
wahrmachen wird. Ebenso ließ Josef in Ägypten sich einen Eid schwören, dass zu der Zeit, wenn Gott
seine Verheißung erfüllt, sein Leichnam mit in das Land genommen wird.
Mose (Hebr 11,23-30)
Wurde von seinen gläubigen Eltern gegen das königliche Gebot versteckt. Mose selbst legte alle
königlichen Würden ab und hielt sich an das Volk der Verheißung. Besonders beeindruckend ist der
Durchzug durch das Rote Meer, auf das Mose nur auf das Wort Gottes hin zu zog. Erst daraufhin teilte
Gott das Meer.
Rahab (Hebr 11,31)
Als letztes und krasses Beispiel. Eine Prostituierte, die merkt, dass sie es in den israelitischen
Botschaftern letztlich mit Gott zu tun hat. Sie glaubte an die Macht Gottes – diese Macht rettete ihr
das Leben.
Als Abschließendes Wort unter diesen Abschnitt setzt Hebr 11,39-40 die Aussage, dass die vorher
Aufgezählten durch ihren Glauben auch Teilhaber an der letzten Vollendung sind.
Darum...
Großartig ist für uns: Hebr kann darauf verweisen, wie Gott alle Verheißungen, denen die Väter und
Mütter glaubten, wahr gemacht hat. Die Judenchristen warteten darauf, dass Gott seine letzte
Verheißung der Wiederkunft Christi endlich erfüllt. Hier beruhigt der Hebr: Seht ins Alte Testament!
Nichts ist hingefallen, was Gott versprochen hat. Genau so wird auch seine letzte Verheißung nicht
fallen. Ihr müsst nur an ihm bleiben (Hebr 12,1-3) Gott wird das durchziehen. Die Frage ist nur: Wird
er am Ende euch als Glaubende vorfinden?
Wen der Herr lieb hat,... (Hebr 12,4-15)
Es wäre eine Fehlauslegung, wenn wir die Züchtigung, von der Hebr hier redet, mit Krankheit oder
persönlichen Schicksalsschlägen gleichsetzen würden. Hebr spricht hier besonders von der Verfolgung
und davon, dass Sünde nachvollziehbare (!) Konsequenzen hat. Es ist wie bei der Kindererziehung –
auch die funktioniert nur, wenn das Kind versteht, warum es ermahnt wird. Die spürbare Erziehung
durch Gott wird hier als ein Liebesbeweis vorgestellt. Schlimmer wäre es, wenn Gott uns einfach uns
selbst überließe (Hebr 12,7-11).
Der Glaube ist nicht schöpferisch!
An dieser Stelle möchte ich auch eine landläufige Fehleinschätzung des Glaubens ansprechen.
Bei allen Glaubensvorbildern ist es nie ihr Glaube, der die Verheißung erfüllt. Gott ist es. Nicht auf die
Glaubenskraft kommt es an, sondern auf Gottes Kraft. Glaube ist ja gerade der Vorgang, bei dem ein
schwacher Mensch sich vertrauensvoll in Gottes Hand legt. Nur so konnten aus Fischern und Zöllnern
Apostel werden. Das ist besonders wichtig bei Handlungen des Glaubens wie z.B. beim Gebet. Nicht
das Gebet – wofür auch immer – bringt die Veränderung, sondern Gott. Man kann also nicht schwach
oder schlecht, stark oder gut glauben, sondern sich einfach nur ganz Gott anvertrauen, seinen
Verheißungen glauben. Wenn wir „an unserem Glauben arbeiten“, heißt das also nicht: Glaube besser,
stärker, sondern: Glaube Gott ganz und in allen Dingen. Wo traust du ihm immer noch nicht zu, dass
er dein Leben tragen kann? Gleichzeitig ist es der Glaube, auf den hin Gott aktiv wird. Das kommt
besonders bei Jesus rüber, wenn er sagt: „Dein Glaube hat dir geholfen.“ (Mt 9,22)
LKG Verden, Prediger Gerd Voß, 28.5.2002
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