1 Tagung zur Interkulturellen Seelsorge, 14.Juni 2010, Zürich Workshop 5 Prosperity, Heilung und Heil – Seelsorge im magisch-animistischen Kontext Einleitung Wir leben alle unter der unbewussten Glasglocke unserer Welt-, Mensch- und Gottesbilder. Die wichtigste Voraussetzung in der interkulturellen Kommunikation und auch der christlichen Seelsorge ist es, dass wir unserer eigenen Bilder bewusst werden und die der andern zu verstehen versuchen. Ohne dies wird das Gespräch zum Dialog der Tauben. Ich möchte das dominierende Weltbild vorstellen, welches afrikanische Immigranten und Christen aus ihren Herkunftsländern mitbringen und Hinweise geben, wie wir in der Seelsorge darauf eingehen können. Vorgehen im thematischen Dreischritt: 1. Das magisch-animistische Weltbild im Vergleich mit dem säkularen und biblischen Die magisch-animistisch Vorstellungen prägen in Afrika nicht nur die traditionellen Religionen sondern auch die volkstümliche Religion von Christen und Moslems. Sie wirken in ungebildeten, wie gebildeten Volksschichten. 2. Wohlstandsevangelium als christlich verpackter Animismus? Das Prosperity Gospel prägt heute eine Mehrheit der afrikanischen Christen. 3. Kontextualisierte Seelsorge im animistischen Kontext Wie können wir die animistischen Vorstellungen unserer Klienten aufnehmen und sie zu biblisch fundierten Lösungen führen? Adaptation und Konfrontation. 1. Welt- und Menschenbilder Jede Gruppe, jeder Mensch hat seine eigene Weltanschauung. Sie lassen sich aber alle drei grossen Kategorien zuordnen. Vereinfachender Vergleich der Weltbilder mit dem Plan eines Hauses. (Siehe nachfolgend Schema und Erklärung) 2 3 Materialistisches Weltbild Haus mit nur einem Raum, der sichtbaren Welt. Wahr ist was man wahrnehmen kann, d.h. was mit wissenschaftlichen Methoden gemessen und nachgewiesen werden kann. Geschlossener Raum, ohne Tür und Fenster. Geschlossenes System von Ursache und Wirkung. Alles was in der sichtbaren Welt geschieht, hat auch seine Ursache in der sichtbaren Welt. Alles wird durch innerweltliche (naturwissenschaftliche) und innerseelische (psychologische) Ursachen erklärt. Mit dem Erforschen und Nutzen dieser Gesetzmässigkeiten versucht man die Wirklichkeit in den Griff zu bekommen. Die unsichtbare Wirklichkeit gibt es nicht oder man kann nichts über sie aussagen. Mag sein dass es Götter und Geister gibt, auf alle Fälle haben sie keine Bedeutung für die Vorgänge in der sichtbaren Welt. Trennung zwischen Geistlichem und Materiellem: Der Pfarrer für den Geist und der Arzt für den Leib. Vorwurf dass die Missionen das säkulare Weltbild in Afrika förderten: Kirchen für das Heil und Spitäler für die Heilung. Weltbild der sog. Moderne prägte das Denken bei uns seit der Aufklärung, demontiert durch die Postmoderne. Animistisches Weltbild Animismus: alles ist beseelt. Keine tote Materie. Der Baum muss erst beschworen werden, um ihn zu fällen; der Erde wird geopfert damit sie Saat hervorbringt; die Fische im Teich werden als die Ahnen angerufen; Menschen können auch die Gestalt von Tieren annehmen. Alles ist in einem spirituellen Kraftfeld miteinander verwirkt und aufeinander bezogen. Ein prekäres Gleichgewicht, das nicht gestört werden darf. Dreizimmerhaus: Sichtbare Welt der Menschen /unsichtbare Welt der spirituellen Mächte und Kräfte und darin ein Chambre séparée für Gott. Die Türen zwischen diesen Welten stehen weit offen. Ständige Wechselwirkung. Alles was in der sichtbaren Welt geschieht, hat seine Ursache in der unsichtbaren Welt. Bei jedem Übel gilt es die geistlichen Ursachen herauszufinden, um dann unzufriedenen Geister mit einer Opfergabe zu besänftigen oder den Zauber mit Gegenzauber abzuwehren. Spezialisten dafür sind Seher, Priester Heiler, Medizinmänner und Marabus. Da Erfolg und Wohlstand von den spirituellen Mächten und Kräften abhängt versucht man diese mit Ritual und Magie zu manipulieren und für sich nutzbar zu machen. Und wo ist Gott? Ganz hinten im Abstellraum. Afrikanische Mythen erzählen von einem höchsten Gottwesen, das früher nahe bei den Menschen war, sich dann aber wegen einer Unbotmässigkeit der Menschen zurückgezogen hat. Dieses Gottwesen kümmert sich nicht mehr direkt um die Menschen und ihre alltäglichen Sorgen, dies überlässt es den Geistern. Deus absconditus. Man führt zwar seinen Namen im Mund, aber man opfert ihm nicht, man ruft ihn kaum an und hat ihn auch nicht zu fürchten. Dieses Weltbild wirkt nicht nur in den Stammesreligionen, es bleibt auch oft Fundament im volkstümlichen christlichen und islamischen Glauben. Es werden Namen und Riten ausgetauscht, aber die Vorstellungen bleiben die gleichen. Dieses Weltbild beeinflusst jeden Lebensbereich: Politik, Sport, Arbeit usw. und verhindert die Entwicklung. Immigranten bringen dieses Weltbild mit, aber sie reden darüber nicht mehr so explizit, vor allem wenn sie fürchten müssen, deswegen belächelt zu werden. Theistisches Weltbild Weltbild der Bibel. Viel Übereinstimmung mit dem animistischen Weltbild. Wechselwirkung von sichtbarer und unsichtbarer Welt. Dämonische und göttliche Geistermächte beeinflussen die sichtbare Wirklichkeit, sollen aber umgekehrt nicht von den Menschen angerufen werden. Gott ist einzige die einzige Ansprechsperson in der unsichtbaren Welt; er ist nicht distanziert und desinteressiert, sondern nah und nimmt teil am menschlichen Ergehen. Fundamentaler Unterschied zum Gottesbild des Animismus wo Gott wesensmässig nicht von den Geistern unterschieden wird: Gott ist der Schöpfer, die Geister und Menschen sind Geschöpfe. Wenn der Schöpfergott für uns ist, welches Geistergeschöpf kann gegen uns sein? 4 Menschenbilder Entsprechend den Weltbildern ist auch animistische Weltbild offen und das materialistische geschlossen. Das individualistische Menschenbild des Materialismus Jeder Mensch wird als Individuum wahrgenommen, als eine in sich geschlossene Person mit eigenem Denken, eigenem Willen, eigenen Wünschen, eigener Bestimmung, eigener Verantwortung, eigenem Geist und eigener Seele - alles schön verpackt in einen Körper, wie die Kokosnuss in ihrer Schale. Selbstbestimmung und Eigenverantwortung sind gefragt. Das gruppenorientierte Menschenbild des Animismus Der Mensch empfindet sich als Glied im hierarchischen Beziehungsfeld seines Clans, mit seinen Verpflichtungen und Privilegien. Er definiert seine Identität von seinem Clan her: statt „Ich denke darum bin ich“ – „ ich gehöre dazu, darum bin ich“. Die Verbindung mit dem Clan hat für ihn nicht nur psychologische und soziologische, sondern auch ontologische Bedeutung. Im Clan ist er eingebunden in den Zyklus des Lebens. Hier wird das Leben von Generation zu Generation weitergegeben. Die Verstorbenen kehren in das Dorf der Ahnen zurück und reinkarnieren sich wieder in der übernächsten Generation. Die wichtigste Verpflichtung ist es, diesen Lebenszyklus fortzusetzen und Nachkommen zu zeugen. Unfruchtbarkeit ist ein Fluch. Sich zu lösen vom Clan oder von ihm ausgeschlossen zu werden, kommt einem Todesurteil gleich. Immigranten leben oft in einer spannungsvollen Beziehung zu ihrer Familie im Heimatland: Suchen Freiraum und sind doch eingebunden. Körperseele und Freiseele Als Seelsorger muss ich mir bewusst sein, dass mein Gegenüber eine ganz andere Seelenvorstellung haben kann. Im Gegensatz zum Individualisten versteht sich der Animist auch seelisch nicht als eine in sich geschlossene Person. Je nach Volksgruppe wird zwischen verschiedenen seelischen Komponenten unterschieden. Allen gemeinsam ist die Unterscheidung von Körperseele und Freiseele. Während die Körperseele die körperlichen Funktionen unterhält, verkörpert die Freiseele die Persönlichkeit. Sie ist nicht wie die Körperseele an den Leib gebunden sondern kann vor allem im Schlaf in ätherischer Form den Körper verlassen und in der unsichtbaren Welt agieren. Was die Person träumt, erlebt sie real in der unsichtbaren Welt. Die Freiseele kann bei nächtlichen Ausflügen von Hexern gefangen und verzehrt werden oder kann selber hexerische Machenschaften ausüben. Wenn die Freiseele nicht rechtzeitig in den Körper zurückkehrt wird dieser schwach und stirbt. Es ist Aufgabe des Sehers die „verlorene“ Seele zu orten und in den Leib zurückzubringen. Die Angst in Afrika, dass die Seele von Hexern „gefressen“ werden könnte ist allgegenwärtig. John Taylor redet im Buch „Primal Vision“ vom „zentrifugalen Selbst“. Im Gegensatz zur zentripetalen Konzeption, bei der die Person im Körper eingeschlossen ist, hat der Animist eine zentrifugale Konzeption, bei der die Person nicht nur psychologisch, sondern auch energetisch über den Körper hinauswirkt. Emotionen, Verwünschungen, Segnungen und neidische Blicke wirken als spirituelle Energie auf andere (böser Blick). Die Elemente des Körpers stehen für die ganze Person: Haare, Fingernägel, Blut, Urin, Speichel, Schweiss, Schatten, Bild und Name sind Extensionen des Körpers und enthalten die Seele. Wenn z.B. in der Zauberei auf sie eingewirkt wird, wirkt dies auf die ganze Person. Vom biblischen Menschbild her gilt es aufzuzeigen, dass Gott den Menschen als unteilbares Ganzes geschaffen hat. Er ist mächtig, uns nach Leib, Seele und Geist zu bewahren. Animistisch-magische Vorstellungen werden von Immigranten in unserem Umfeld vielleicht weniger explizit vertreten, vor allem wenn diese fürchten, damit belächelt zu werden. Vor allem in Krisensituationen greift man aber immer wieder zurück auf diese Erklärungsmodelle. 5 2. Ausbreitung des Prosperity Gospels in Afrika Südlich der Sahara wachsen die Wohlstands-orientierten, charismatischen Kirchen mehr als jede andere religiöse Gruppierung, der Islam eingeschlossen. Nach einer Erhebung von 2006 können von 890 Mio. Einwohnern Afrikas 147 Mio. dazu gezählt werden - ein Viertel der Bevölkerung von Nigeria, mehr als ein Drittel von Südafrika und sogar mehr als die Hälfte von Kenia. (Christianity Today, July 2007). 90-95% der Anhänger der Pfingstkirchen in diesen Ländern bejahen die Aussage, dass Gott denen, die genügend Glauben haben, materiellen Wohlstand vermittelt. Die Entwicklung der Kirchen scheint die These zu bestätigen. David Oyedepo's „Winners Chapel International“ hat in Lagos das weltgrösste kirchliche Zentrum mit einem Auditorium von 54 000 Sitzplätzen gebaut. An einem Treffen kamen 3 Mio. Anhänger zusammen. Der Leitsatz der Kirche: „Glaube ist der Schlüssel zu einem triumphierenden Leben“. Die Kirche führt die beste Privatuniversität Nigerias unter dem Motto:„Birthplace of Kings and Queens.“ Während die wohlstandsorientierten Kirchen boomen, schrumpfen die traditionellen Missionskirchen. Das Wohlstandsevangelium beeinflusst inzwischen fast alle Kirchen, auch die traditionell protestantischen und katholischen. Wer nicht mitzieht wird überrollt. Bei uns sind auch die Immigrantenkirchen davon beeinflusst – die englischsprachigen mehr als die französischsprachigen. Das Wohlfahrtsevangelium verkündet, dass das Erlösungswerk von Christus nicht nur das ewige Heil im Jenseits, sondern schon Gesundheit, Wohlstand und Erfolg im Diesseits garantiert. Es gilt nur, diese Segnungen im Glauben zu beanspruchen. Es gibt aber Unterschiede in der Verkündigung: Während die einen tägliche Genüge versprechen, verheissen die andern materiellen Überfluss; während die einen als christliche Scharlatane ihre Kirche wie eine Goldmine ausbeuten, suchen die andern einer demoralisierten Gesellschaft neue Hoffnung zu vermitteln. Die Bewegung wurde in den siebziger Jahren von Amerika eingeführt und wird auch heute noch von amerikanischen Fernsehsendern verbreitet. Es stellt sich die Frage, warum besonders in Afrika dieser Import auf so fruchtbaren Boden fiel. Ein Grund dafür sind die ökonomischen und politischen Verhältnisse. Ein Drittel der Bevölkerung Afrikas muss mit weniger als einem Dollar pro Tag leben. Korrupte Regierungs- und Verwaltungssysteme eröffnen wenig Perspektiven für die Zukunft. So bringt das Wohlstandsevangelium Hoffnung in die Hoffnungslosigkeit. Der Grund liegt aber noch tiefer. Das Wohlstandsevangelium findet im animistisch-magischen Denken der Afrikaner einen ausgezeichneten Nährboden. Die Kirchen verwerfen zwar vehement die traditionellen animistischen Religionspraktiken, aber im Grunde genommen führen sie diese oft, einfach in christlicher Verpackung, weiter. Ich möchte dazu einige Parallelen aufzeigen: Wohlstandsevangelium als christlich verpackter Animismus? Wohlstandsevangelium Traditionelle Religion Hoffnung im Diesseits: Nicht nur Heil für das Jenseits sondern schon Gesundheit, Erfolg und Reichtum im Diesseits wird verheissen Religiöse und magische Praktiken um die Wohlfahrt des Clans im Diesseits zu sichern. Jenseits nur als Durchlaufstation im Lebenszyklus Glaubensgesetz: Segen wird durch positive Glaubensüberzeugung und Glaubensproklamation (claim and proclaim) freigesetzt. Was ich mit meinem Mund bezeuge, besitze ich bereits. (you possess what you confess) Worte und Gedanken haben eine innewohnende Wirkkraft; sie wirken was sie meinen, sei es als Fluch oder Segen. Mit der richtigen Formel und dem entsprechenden Ritual können Geistermächte manipuliert werden. Vervielfältigungsgesetz: Was ich als Zehnten oder als Spende in die Kirchenkasse gebe, erhalte ich hundertfältig zurück ("Saatgeld"). Gesetz der Reziprozität: Ohne Spenden kein Segen. Mit der Opfergabe werden die Geistermächte zur Gegengabe verpflichtet. Segen, der nicht mit einem Opfer verdankt wird, geht wieder verloren. 6 Geistlicher Kampf: Alle Probleme haben eine geistliche Ursache und müssen geistlich gelöst werden. Der Teufel und seine Dämonen sind verantwortlich für Armut, Krankheit und Misserfolg und werden im geistlichen Kampf konfrontiert. Teufel ist Prügelknabe für eigenes Versagen. Befreiungsrituale. Dualistisches Weltbild. Unheil wird durch verstimmte Geister oder böswillige Hexerei verursacht. Um das Unheil zu bannen, müssen diese Mächte mit Opfer besänftigt oder mit Schutzzauber abgewehrt werden. Ständiges Gefühl der Bedrohung. Ganzheitlichkeit: Geistlicher Wohlstand drückt sich in materiellem Wohlstand aus. Erfolg und Reichtum einer Person hängen davon ab, über welche Geister und geistliche Kraft (Mana) sie verfügt. Wunderglaube: Erwartung, dass Gott auf wundersame Art eingreift und die Verhältnisse ändert. Lösungen fallen vom Himmel und müssen nicht erarbeitet werden. Grosse Träume und Realitätsverlust. Statt durch eigenen Einsatz versucht man die Verhältnisse durch Manipulation von Geistermächten und Magie zu ändern. Pragmatischer Ansatz: Wahr ist was wirkt. Auf biblische Lehre wird weniger Gewicht gelegt als auf die Manifestation von göttlicher Kraft. Geistliche Salbung ist wichtiger als theologische Ausbildung. Einführung in die Religion nicht durch Lehre sondern durch Kultus, Ritual und Initiation. Angerufen werden die Geister, welche am meisten Kraftwirkungen versprechen. Pastor als Bigman: Vermittler von göttlichem Segen und Sprachrohr Gottes. Priester, Seher und Medizinmann als Mittler zu den Geistesmächten. Direkte Offenbarung: Ein Wort oder eine Vision aus direkter Eingebung wird höher bewertet als das biblische Zeugnis. Direkter Kontakt mit den Geistern durch Divination, Träume und Visionen. Keine Schriftreligion. Utilitarismus: Der Geber wird um seiner Gaben willen angerufen und geehrt. Geisterbeziehung ist durch Nützlichkeitsdenken und nicht durch persönliche Zuneigung motiviert. Macht des Rituals: Zehntengeben, Fasten, Gebetswachen, Gebets-und Beschwörungsformeln, Kraftworte, Gesten, Handauflegung, „Fallen im Geiste“, geweihtes Wasser, Öl und Salz, Taschentücher, Ekstase usw. Das Ritual richtig ausgeführt ist selbstwirkend. Anrufungsformeln, rituelle Gesten und „Medizin“ wirken zusammen. Heilung durch Trance. Fazit Es gilt die negativen Seiten des Wohlstandsevangeliums kritisch zu benennen, anderseits aber auch von den positiven Seiten zu lernen. Positiv: Das Wohlstandsevangelium ist im afrikanisch-animistischen Umfeld gut kontextualisiert. Es spricht die Menschen bei ihren empfundenen Nöten (felt needs) an, holt sie bei ihren animistischen Vorstellungen ab und vermittelt Hoffnung in einem Umfeld, das durch Resignation und Fatalismus geprägt ist. Negativ: Es konfrontiert zwar äusserlich die Praktiken der traditionellen Religionen, passt sich aber innerlich dem magisch-animistischen Welt- und Gottesbild an. Die Bibel wird selektiv ausgelegt. Der Gottesdienst wird zum Götzendienst. Gott wird manipuliert statt wirklich angebet. Falsche Hoffnungen werden geweckt und Menschen noch desillusionierter zurückgelassen. 7 3. Seelsorge - biblisch fundiert und relevant im animistischen Kontext Einige Thesen 1. Kontextualisierte biblische Seelsorge geht auf die animistische Welt- und Menschenbilder ein und konfrontiert sie von den biblischen Ansätzen her. 2. Seelsorge muss sich auf das offene Weltbild der Bibel gründen und sowohl die sichtbare wie die unsichtbare Wirklichkeit einbeziehen. 3. Erwartungsvolles Vertrauen in Gott-Vater, der uns nahe ist, für uns sorgt und uns beschützt auch in alltäglichen Belangen; der souverän in Verhältnisse eingreifen und sie verändern kann. (Gegensatz zum abwesenden Gott des Animismus und Materialismus) 4. Bedrohung durch Geistermächte nicht negieren oder verharmlosen, aber sie in die richtige Perspektive stellen. Gott ist Schöpfer, die Geister sind Geschöpfe - kein Dualismus. Bei geistlichen Belastungen einfaches Lossagegebet und Zuspruch der Befreiung in Christus. 5. Verantwortung für eigenes Fehlverhalten nicht auf Teufel, Geister und Hexer abschieben. Veränderung und Entwicklung kann nur geschehen, wo der Mensch Verantwortung übernimmt. Nachfragen und Klienten in die Pflicht nehmen (Schamorientierung). 6. Keine Dichotomie zwischen materiellen und geistlichen Segnungen, zwischen Heilung und Heil. Gott verheisst beides zu seiner Zeit. Nicht nur Seel-, sondern Menschensorge. Wer den Mund auftut, kann die Hand nicht verschliessen – zur Seelsorge gehört auch praktische Hilfe. 7. Biblische Hoffnung statt menschlicher Optimismus. Biblische Hoffnung steht in der Spannung des Reiches Gottes, das schon da ist und noch kommt. . 8. Leiden und Segen im biblischen Kontext: Weder sind Wohlstand und Erfolg immer ein Segen Gottes noch sind Krankheit, Armut und Misserfolg immer ein Fluch des Teufels. 9. Gott will um seiner selbst und nicht nur um seiner Gaben willen gesucht werden. Von der utilitaristischen zur liebenden Beziehung. 10. Den seelsorgerlichen Zuspruch auf die Autorität biblischer Verheissungen gründen. (Bedeutung der göttlichen Eingebung) 11. Emotioneller und nicht nur rationaler Zuspruch 12. Gebete und gottesdienstliche Zeichenhandlungen einschliessen. Versuchen sie vor magischen Umdeutungen zu bewahren 13. Träume und Visionen ernst nehmen und sie anhand des biblischen Zeugnisses prüfen. 14. Afrikanisches Sprichwort „Der Weg auf den Berg führt um den Berg herum.“ Nicht bei den vorgeschobenen Fragen stehen bleiben, sondern ergründen, was dahinter steckt. 15. Der Seelsorger übernimmt mehr die Rolle des geistlichen Vaters (oder Mutter) als die eines fachlichen Beraters. (Hierarchie und Beziehungsorientierung) Hans Rothenberger, WEC International, MA in Missiologie und Intercultural Studies. Stampfenbrunnenstr 30, 8048 Zürich