Grammatikstunde „Nebensätze“ (=tu-gr-nebensaetze-6-gy; Prof. Dr. Wolfgang Boettcher, Ruhr-Universität Bochum) Thema: Grammatik: Nebensätze, Nebensatztypen, sinnvoller Einsatz von Nebensätzen Teilnehmende: Lehrer, Schüler einer 6. Klasse (Gymnasium) Aufzeichnung: Tonbandaufnahme; Transkript freigegeben ohne Bedingungen Transkription: Eva Schlüter; 31.03.1998; Textverarbeitungssystem: Word unter Windows 6.0 Legende: auffällige Betonung wird durch Großbuchstaben der entsprechenden Silbe markiert, also "GROSSartig" simultanes Sprechen durch Unterstreichen in beiden Spalten markiert; fällt dabei die Äußerung eines der Sprechenden (teilweise) in die Zeit zwischen zwei Wörtern des/r anderen Sprechenden, wird der dortige Leerschritt bzw. die Pausenangabe (mit) unterstrichen; wird innerhalb einer Zeile mehrfach simultan gesprochen, werden die Unterstreichungen in beiden Spalten entsprechend oft portioniert Abbruch im Wort (z.B. vor Selbstkorrektur) durch schrägen Balken ohne Leerzeichen, also "Ich werde bald anf/ anfangen" unabgeschlossen gelassene Äußerungen erhalten statt Punkt einen Gedankenstrich "aber ob man so etwas -"; Unabgeschlossenheit aufgrund 'gewaltsamer' turn-Übernahme durch andere Sprechende wird nicht markiert (= weder Punkt noch Gedankenstrich); in Zweifelsfällen wird der Gedankenstrich in runde Klammern gesetzt. Wörter in runden Klammern "Sie war (gestern) hier" = vermuteter Wortlaut zitierte Wörter in Anführungszeichen 3 Punkte in runden Klammern "(...)" = unverständliche Passage Zahlen in eckigen Klammern "[3]" = Pause/Schweigephase in Sekunden Angaben zu nicht-verbalen Auffälligkeiten = eckige Klammern "[lacht]"; begleiten solche nicht-verbalen Akte die verbalen, wird der Erstreckungsbereich links durch die entsprechende Angabe mit nachfolgendem Doppelpunkt, rechts durch ein Begrenzungszeichen "|" markiert, also "Du [schnell:] kannst mich nicht immer für alles | verantwortlich machen" die dem Unterricht zugrunde liegende Fabel „Der Wolf und das Lamm“: Version Aesop: "Ein Wolf kam an einen Bach, um dort zu trinken. Da gewahrte er ein Lamm, das ein Stück unterhalb von ihm seinen Durst löschte. Warum trübst du mir das Wasser, das ich trinken will? wollte er wissen. Wie kann ich dir das Wasser trüben, das von dir zu mir herabfließt? antwortete das Lamm. Jedenfalls weiß ich, sagte der Wolf, daß du vor fünf Monden übel von mir geredet hast. Wie sollte das möglich sein, erwiderte das Lamm, damals war ich noch gar nicht geboren. Dann ist es dein Vater gewesen, schrie der Wolf und zerriß das Lamm, um es zu verschlingen." Version Lessing: "Der Durst trieb ein Schaf an den Fluß, eine gleiche Ursache führte auf der anderen Seite einen Wolf herzu. Durch die Trennung des Wassers gesichert und durch die Sicherheit höhnisch gemacht, rief das Schaf dem Räuber hinüber: Ich mache dir doch das Wasser nicht trübe, Herr Wolf? Sieh mich recht an, habe ich dir nicht etwa vor sechs Wochen nachgeschinpft? Wenigstens wird’s mein Vater gewesen sein. Der Wolf verstand die Spötterei. Er betrachtete die Breite des Flusses und knirschte mit den Zähnen. Es ist dein Glück, antwortete er, daß wir Wölfe gewohnt sind, mit euch Schafen Geduld zu haben, und ging mit stolzen Schritten weiter." Lehrer 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 Schüler/Schülerin So. Guten Morgen wünsche ich. [im Chor:] Guten Morgen, Herr L. So, ich darf euch die Frau T. vorstellen, die studiert an der [0] Uni Bochum, will selber demnächst Deutsch-Lehrerin werden und die möchte gerne eine Stunde [0] hier bei uns mit diesem aufregenden Apparat aufnehmen, um dann hinterher da [0] eine Arbeit zu schreiben und alles da 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 auszuarbeiten, was ich falsch gemacht hab. O Mann. Ja. Ich glaub [0] ja. [2] Ich hoffe, ihr helft mir dabei, daß das also nicht son großer Reinfall wird. [1] So, ich bitte euch zunächst mal einfach, eure Bücher rauszunehmen. Wir brauchen heute das [1] Lesebuch und dieses Arbeitsheft, ja? [13] So. [5] (...) Noch ein bißchen flotter. [7] Also, das Thema der heutigen Stunde ist [1] zum Abschluß unserer Reihe Haupt- und Neben-. [1] M., darf ich einfach jetzt mal anfangen? [5] Also, das Thema ist, zum Abschluß unserer Reihe Haupt- und Nebensätze, mal einfach diesen Text zu vergleichen, in dem sehr viele Nebensätze vorkommen, mit einem Text, in dem wenig Nebensätze vorkommen und mal zu überlegen, ob wir Regeln daraus ableiten können für das Schreiben von Texten. Ob man viele Nebensätze verwenden soll, ob man wenig Nebensätze verwenden soll, und wenn ja, wann man überhaupt Nebensätze verwenden soll, ja? [1] So, dann schlagt mal bitte im Lesebuch die Seite 130 auf. [Geraschel] [9] So. Da ist die Fabel, die wir alle schon kennen, die wir in verschiedener Form schon mehrmals jetzt gesehen haben: Wolf und Lamm. [1] Da ist [1] ein Text mit vielen Nebensätzen und einer mit so gut wie keinem Nebensatz. Versucht doch erstmal rauszufinden bei den [0], es geht um die oberen beiden Fabeln, Aesop und Lessing, versucht doch einfach erst mal, zunächst rauszufinden, welcher welcher Text ist. [2] Mit vielen oder mit wenig Nebensätzen. (1:20) D. hast du schon alle Nebensätze? [Gelächter/Gemurmel] Wat? [1] Ich denke, wir sollen herausfinden, welcher der Neben(sätze). Ja, da muß man natürlich 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 die Nebensätze markieren in dem Text. Ach so, ja (...) [Geraschel] [Lehrer geht bei den Schülern herum] [2:58] So, alle durch? [8] Was habt ihr herausgefunden? [14] Hat nur D. was herausgefunden? [2] Hm? [1] S.? Also, das Obere hat mehr Nebensätze und das Untere hat nur, das Untere ist das, was wir (...). Also, die obere Fabel hat viele Nebensätze und die untere [1] hat die untere überhaupt keine Nebensätze? Wo wäre unten ein Nebensatz? [Durcheinander] Also, ich hab jetz da stehn: "ha -habe ich dir nicht etwa vor sechs Wochen nachgeschimpft?" [1] Ist das ein Nebensatz? Nein (alle). Sondern? Was ist das für ein Satz? F. was ist das für ein Satz, den die S. grad genannt hat? "Habe ich dir nicht nachgeschimpft?" Frage. Das ist eine direkte Frage! Ist ja auch ein Fragezeichen am Satzschluß. Also das ist kein Nebensatz. Ham wir im zweiten Text überhaupt keinen Nebensatz, oder gibt's da auch einen Nebensatz? Doch. F. "Was wir Wölfe gewohnt sind." Wo ist das? Ähm, das ist (andere: vorletzte Reihe) vorletzte Reihe. "Das ist dein Glück, daß wir Wölfe gewohnt sind". Also das "daß", mit dem "daß" ist eine Konjunktion, also ist ein Nebensatz, ganz eindeutig. Aber ansonsten is richtig, unten sind sicher ganz wenige Nebensätze, bis auf diesen kleinen, äh, ist dort nichts zu finden. Und oben ham wir aber sehr viele Nebensätze. Könn wir vielleicht erstmal durchgehn, welche Nebensätze wir dort finden? Vleicht noch mal zur Wiederholung. D., ja? "Ein Wolf kam an ein Bach, 155 156 157 158 159 160 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 172 173 174 175 176 177 178 179 180 181 182 183 184 185 186 187 188 189 190 191 192 193 194 195 196 197 198 199 200 201 202 203 204 205 206 207 208 209 210 211 212 213 214 215 216 217 218 219 220 221 222 223 um dort zu trinken". "Um dort zu trinken" ist ein Nebensatz. Was ist das für ein Nebensatz? Relativ. "Um dort zu trinken", M., D.? (...) Das ist ein Infinitivsatz. Jawohl. Noch mehr [0] Nebensätze? D.? "Da gewahrte er ein Lamm, das ein Stück unterhalb von ihm seinen Durst löschte". Das ist? Konjunktion. [Gemurmel] S.? Relativ. Das ist ein Relativsatz, ja? D., noch was? Das is? D.? "Warum trübst du mir das Wasser, das ich trinken will?" [Gemurmel] Relativsatz. Sehr (korrekt?). Und das "das" mit einfachem "s" (...) Relativpronomen. Ähm. S. ja? "Wie kann ich das Wasser trüben, das von dir zu mir herabfließt?" Relativnebensatz. (Relativsatz) Jawohl. [1] M.? "Auf jeden Fall weiß ich, daß du vor fünf Monden übübel von mir geredet hast." Und das ist? Ähm, Konjunktionalsatz [0] ne. Mit "daß" wird ein Konjunktionalsatz eingeleitet. Gibt's noch n Nebensatz? D.? Ähm, (...). Nein, falsch. "Schrie der Wolf und zerriß das Lamm, um es zu verschlingen". Konjunktionalsatz. Wo? "Um es zu verschlingen". (Nä (...) Infinitiv.) Das ist wieder ein weiterer Infinitiv mit "um", also ein sogenannter Infinitivsatz. Noch ein, ja? "Wie sollte das möglich sein?" Ähm, ein indirekter Fragesatz. Denkste. [leise:]Da ist doch ein Fragezeichen hinter. | Ist doch ne Frage. Hm. Da ist ja gar nicht mit nem Komma abgetrennt, sondern 's ist so ein ganzer Satz mit Fra- 224 225 226 227 228 229 230 231 232 233 234 235 236 237 238 239 240 241 242 243 244 245 246 247 248 249 250 251 252 253 254 255 256 257 258 259 260 261 262 263 264 265 266 267 268 269 270 271 272 273 274 275 276 277 278 279 280 281 282 283 284 285 286 287 288 289 290 291 292 gezeichen am Schluß. Das ist also eine direkte Frage. Ja? Ist ja auch nicht das konjugierte Verb am Schluß. [1] Gut. Also das [1] wir stellen fest, wir hams oben mit eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs Nebensätzen zu tun. Unten nur mit einem ganz kleinen. Ähm. [0] Wenn wir jetzt einfach mal die Texte von ihrer Wirkung her betrachten. Warum verbindet der eine Autor viele Nebensätze und der andere wenige? [17] Ja, D.? [Gemurmel] Vielleicht weil im einen mehr wörtliche Rede drin ist? Im oberen, vom ersten? [5] D. meint, das hat was mit der wörtlichen Rede zu tun. [5] S.? Vielleicht weil man oben mehr hinzufügt, also was dazugehört, was, ähm, weil man so viel erzählen hat dazu, daß man da die Nebensätze. Ähm, also die Nebensätze fügen etwas hinzu, was man auch noch erzählen will. [1] Jaa. [4] Aber [1] der Text oben ist ja nicht länger als der untere, stecken oben mehr Informationen drin als unten [8] D.? Nee. Nein? [2] Ähm. [2] Aber ich meine, so falsch ist es natürlich nicht, wenn die S. sagt, da werden Informationen zusätzlich gegeben. [0] Äh, welcher Nebensatz ist denn besonders gut dazu geeignet, also andere, äh Dinge zusätzlich zu erläutern? [12] Welcher Nebensatz kommt denn besonders häufig vor? Welcher Typ? [3] [leise:] Relativ. | Ja, S.? Relativsatz. Ja, Relativsatz, n Relativsatz hatten wir ja auch schon in einem anderen Zusammenhang kennengelernt. [1] Äh, nämlich, wo war der schon mal aufgetaucht? (...) F.? In Attributen. Richtig. Und Attribute 293 294 295 296 297 298 299 300 301 302 303 304 305 306 307 308 309 310 311 312 313 314 315 316 317 318 319 320 321 322 323 324 325 326 327 328 329 330 331 332 333 334 335 336 337 338 339 340 341 342 343 344 345 346 347 348 349 350 351 352 353 354 355 356 357 358 359 360 361 sind Erläuterungen von Nomen. Also das sind zusätzliche Erläuterungen, zusätzliche Informationen, das ist soweit sicher richtig, was die S. gesagt hat. Ähm, [0] ist die [0] gibt es denn einen Unterschied in der Spannung? Ist eine der beiden Geschichten spannender? [33] Keine? [Gemurmel, Seufzen] [leise:] Doch. | Doch? F., ja dann sachs doch. Ja, also bei (...) da is, bei beiden is äh [0] is irgendwie n bißchen ähnlich, also oben, oben macht, hm, oben fragt man sich immer: Wann wird, wann wird er es fressen, und unten (...). Ähm. Also oben nich aber unten. Du meinst also, in beiden Geschichten sei der Ausgang von vorneherein gleich klar, das is ja Spannung. Spannung erzeugt man ja dadurch, daß man den Ausgang der Geschichte offen läßt. [leise:] Ja. | So. Du meinst also in beiden Geschichten ist der Ausgang der Geschichte gleich offengehalten. [1] [D. schüttelt den Kopf] Nein, das mein ich gar nich. [Gelächter] Ja, dann sachs doch, was du meinst. Ja also, guck, oben, wenn man das liest, dann denkt man sich schon, daß der Wolf das Lamm frißt. Und wenn man das unten liest, dann denkt man das auch. (Ja, aber unten stimmt's ja nich.) Ja, aber das denkt man. D. Ja, so wie sie das schildert ist das Untere spannender,also wenn der Ausgang unten überraschend ist... [einige:] Ja. | ...dann müßte das ja eigentlich so stimmen, wie die D. das sagt. (Ja.) Wenn es andere Ausgang [0] wenn es also die Geschichte einen anderen Ausgang hätte, als man von vorneherein erwartet. 362 363 364 365 366 367 368 369 370 371 372 373 374 375 376 377 378 379 380 381 382 383 384 385 386 387 388 389 390 391 392 393 394 395 396 397 398 399 400 401 402 403 404 405 406 407 408 409 410 411 412 413 414 415 416 417 418 419 420 421 422 423 424 425 426 427 428 429 430 Sehen das die anderen auch so? [9] Also könnte es sein, daß eine Folge von Hauptsätzen mehr Spannung erzeugt als eine Reihe von Satzgefügen. Hm? [1] Ja, Spannung ist immer bloß der Inhalt. [4] Äh. [3] n anderer Ansatz: ist eine der Geschichten schöner gel/, besser gelungen? [6] Gefällt euch besser? [3] D. [Gemurmel] Mir gefällt die obere besser. Ich finde die untere, die is mehr so ne geschwollene Redensart, also, ähm, "es ist dein Glück, daß" ähm. [0] Also, ich find das oben natürlicher sozusagen. [Zustimmung] S. hatte sich gemeldet. Ja, die, die obere ist so ganz locker geschrieben, so auch, also, daß man so denkt, da, da. Unten denkt man so, der hat das so heruntergeschrieben, und oben kommt auch mal sowas vor, was man gar nicht so so richtig ab und zu so denkt. Man erwartet, daß irgendetwas an, irgendetwas kommt und dann kommt dabei was anderes vor. Also, wenn ich das richtig verstanden hab, wirfst du dem Unteren vor, sich nicht so viel Mühe gegeben zu haben. [lachend:] Ja. | Aha. [0] Ja. [1] Hm? Ich find die untere besser. Nein (...) is ja jetz n schöner Streit und jetz müssen we ma versuchen, Argumente zu finden. Also, du äh sagst, der Untere is, also [1] auf unser Thema bezogen: Mangel an Nebensätzen heißt Mangel an Qualität, heißt nich so viel Mühe ver(...). F. Also, ich finde die untere schöner, weil em das Ende kommt dann auch überraschend. Also, zum Beispiel bei der oberen, da kann man sich das, also, da kann man sich richtig denken, daß der den auffrißt, bei der unteren denkt man sich auch, aber es passiert dann nicht. (Ich find bei der unteren denkt man das nich, weil die ja durch den Fluß getrennt 431 432 433 434 435 436 437 438 439 440 441 442 443 444 445 446 447 448 449 450 451 452 453 454 455 456 457 458 459 460 461 462 463 464 465 466 467 468 469 470 471 472 473 474 475 476 477 478 479 480 481 482 483 484 485 486 487 488 489 490 491 492 493 494 495 496 497 498 499 sind. Weil, der Wolf kann ja nich schwimm und das Schaf ha äh [0] Lamm.) [Durcheinander] Jetzt seid ihr doch wieder auf der inhaltlichen Ebene. Wir wolln jetzt einfach mal schaun. [1] Wir wollen doch Lehren ziehn, wie euer, für euer eigenes Aufsatz schreibt. Sie wollen das vielleicht, aber wir nich. Ja, genau, ich will das. Richtig. Ich will, daß ihr am Ende ein Gefühl dafür habt, wann soll ich Nebensätze einsetzen und wann nich. Jetzt is da (...) der Vorwurf von der S., daß sie sagt, daß, der hat sich nicht so viel Mühe gegeben. F. hat inhaltlich dagegen (argumen). Kannst du auch von der äh formalen Seite, also von der Häufigkeit von Haupt- und Nebensätzen da ein Argument finden? Ich find. das is irgendwie nich so umständlich erklärt, da, dadurch. Das is irgendwie direkter und, ich weiß nich. Aha. Also (Stimmen) Also, ich schreib ma an. [18] Äh. [2] S., was war noch mal dein Attribut? Was hast du gesagt? Das untere ist? Zu streng geschrieben. Zu streng [schreibt es an]. Ja. Äh. [2] Du has gesagt, das Obere ist zu kompliziert und zu langweilig? Nein, ich hab gesagt, das Untere ist direkter. Direkter [schreibt]. (Jetz versteh' ich.) Und oben haste gesagt. [3] Ja? Ich hab oben gesagt, daß ich oben, ich hab da beide einmal durchgelesen. Ich hab das Obere besser verstanden als das Untere. Besser verständlich [schreibt]. Könn' wir noch was finden? Hm? Von S., eben [0] könntest du deins nochmal als äh als (...) bringen? Also bei dem oberen da sind mehr Nebensätze (...) der, der das geschrieben hat, der fügt mehr dazu, zum Beispiel 500 501 502 503 504 505 506 507 508 509 510 511 512 513 514 515 516 517 518 519 520 521 522 523 524 525 526 527 528 529 530 531 532 533 534 535 536 537 538 539 540 541 542 543 544 545 546 547 548 549 550 551 552 553 554 555 556 557 558 559 560 561 562 563 564 565 566 567 568 was noch wichtig ist, da setzt er das noch an den Hauptsatz dran. Mmh, also mehr Information halt (der, der das schreibt?). Ja. Das Spannende habe ich jetzt noch aufgenommen. Also hier ham wir bisher stehen: besser verständlich, mehr Information, weniger spannend. Hier: Streng, äh [0] direkter, spannender. Ham wir da noch was zu ergänzen? [4] Wie wirkt denn [1] diese Menge von Nebensätzen? Auf den Leser? [3] Mh? Daß der viel in seine Geschichte reinbringen will, also daß er trotzdem es kurz machen will aber trotzdem äh informitive Sachen in der Geschichte hat. Ja, also fügt zusammen aber [0] ja und äh diese Folge von Hauptsätzen, wie wirkt die? Em. Naja, also der also der, dem ist das anscheinend egal, ob er da viel reinbringt oder nicht. Also bei dem unteren also würd ich mal sagen. Die anderen? [7] Können wir das vielleicht an dieser Stelle noch einmal lesen, vielleicht hören die anderen einfach nur zu, wie also der Klang dieser beiden Geschichten ist. Vielleicht kommen wir darüber noch etwas [0] weiter. Äh [3] ja, D. lies doch bitte nochmal die beiden Geschichten und die anderen hören zu, brauchen gar nicht in das Buch zu schauen, sondern einfach nur das auf sich wirken lassen. "Ein Wolf kam an einen Bach, um dort zu trinken. Da gewahrte er ein Lamm, das ein Stück unterhalb von ihm seinen Durst löschte. Warum trübst du mir das Wasser, das ich trinken will? Wollte er wissen. Wie kann ich dir das Wasser trüben, das von dir zu mir herabfließt? Antwortete das Lamm. Jedenfalls weiß ich, sagte der Wolf, daß du vor fünf Monden übel von mir geredet hast. Wie sollte das möglich sein, erwiderte das Lamm, damals war ich noch gar nicht 569 570 571 572 573 574 575 576 577 578 579 580 581 582 583 584 585 586 587 588 589 590 591 592 593 594 595 596 597 598 599 600 601 602 603 604 605 606 607 608 609 610 611 612 613 614 615 616 617 618 619 620 621 622 623 624 625 626 627 628 629 630 631 632 633 634 635 636 637 geboren. Dann ist es dein Vater gewesen, schrie der Wolf und zerriß das Lamm, um es zu verschlingen." Mmh. (...) Dann die zweite Geschichte. "Der Durst trieb ein Schaf an den Fluß, eine gleiche Ursache führte auf der anderen Seite einen Wolf herzu. Durch die Trennung des Wassers gesichert und durch die Sicherheit höhnisch gemacht, rief das Schaf dem Räuber hinüber: Ich mache dir doch ich mache dir doch das Wasser nicht trübe, Herr Wolf? Sieh mich recht an, habe ich dir nicht etwa vor sechs Wochen nachgeschinpft? Wenigstens wirds mein Vater gewesen sein. Der Wolf verstand die Spötterei. Er betrachtete die Breite des Flusses und knirschte mit den Zähnen. Es ist dein Glück, antwortete er, daß wir Wölfe gewohnt sind, mit euch Schafen Geduld zu haben und ging mit stolzen Schritten weiter." [Räuspern] Na, wie hat das jetzt auf euch gewirkt so beides hören? Haben wir da noch (seine Empfindungen? (...)) D. Das Untere ist irgendwie so lockerer find ich richtig. Das obere ist (...) bestimmt. Das Untere ist langweiliger? Ja. Na, das widerspricht allem, was wir rausgefunden haben. Ja. (Ich find das auch!) K. Also ich find das Obere, das ist irgendwie so locker halt irgendwie also also soviel fast nur wörtliche Rede. Lockerer? Ja. [2] Ja. Und da kommt auch das Ende irgendwie so plötzlich. Mmh. Und bei dem Unteren nich. Also ich finde das Untere nicht langweilig, aber em ich würde sagen, das Obere kann man besser verstehen als das Untere, weil da die Handlung mehr klar ist. Beim Unteren nicht so. Du meinst, dies ist halt besser verständlich? Ja, ich denk schon. Steht doch schon ganz oben. 638 639 640 641 642 643 644 645 646 647 648 649 650 651 652 653 654 655 656 657 658 659 660 661 662 663 664 665 666 667 668 669 670 671 672 673 674 675 676 677 678 679 680 681 682 683 684 685 686 687 688 689 690 691 692 693 694 695 696 697 698 699 700 701 702 703 704 705 706 Ja, da oben ja, wunderbar! Äh [0] ja, kann man, habt ihr so einen Unterschied in der Geschwindigkeit gehört? [3] In der Information oder Inhalte [0] dargestellt werden? D. Ich find, daß bei der oberen [3] da kommen die äh Informationen em schneller als in der unteren. Also in der unteren, da kommen son bißchen [0] nicht plötzlicher aber so [0] so. (...) D. Ich find, daß das Ende kommt ziemlich schnell bei oben bei der unteren kommt das Ende eher langsamer. Also ihr meint, das Tempo in der oberen Geschichte sei schneller als das in der unteren Geschichte. Ja. [Durcheinander] Ne, ich bin nicht eurer Meinung, nein, ich bin nicht eurer Meinung, ich denke mal, daß also die Fülle dort von Relativsätzen dazu führt, daß äh eigentlich immer wieder noch etwas nachgesagt wird, daß also die Fülle von Hauptsätzen dazu führt, daß sehr schnell die Informationen hintereinandergestellt werden [0] und von da eigentlich ein Tempo erhöht wird. [1] Und daß das hat auch was mit der Spannung zu tun. [4] Und daß also so nachgeschobene Informationen grad durch Relativsätze immer auch Moment des Einhaltens sind. [3] Ja, meine Meinung. Äh [0] (...) vielleicht für euch Regeln formulieren, wann man viel mit Reli/ äh mit Nebensätzen arbeiten soll, und wann man da vielleicht ein bißchen vorsichtig sein soll? [14] [unverständliches Durcheinander] Also was meint ihr nun nach unserer [0] ja längeren Beschäftigung mit Haupt- und Nebensätzen. [1] Wann ist es vernünftig [2] viele Nebensätze oder Nebensätze zu gebrauchen und wann eher [0] sparsam 707 708 709 710 711 712 713 714 715 716 717 718 719 720 721 722 723 724 725 726 727 728 729 730 731 732 733 734 735 736 737 738 739 740 741 742 743 744 745 746 747 748 749 750 751 752 753 754 755 756 757 758 759 760 761 762 763 764 765 766 767 768 769 770 771 772 773 774 775 damit umzugehen? [1] D. Also ich find, wenn man so irgendwie ne spannende Geschichte schreibt, sollte man weniger Nebensätze nehmen. Wenn man zum Beispiel äh oder wenn man nen Aufsatz schreibt irgendnen spannenden Aufsatz em an irgendner Stelle, wo es spannend werden soll, da sollte man dann weniger Nebensätze benutzen. [17] Ja. J. Wenn man äh ne witzige Geschichte machen will, dann sollte man nich so viele Nebensätze reinschieben. Witzig, witzig is irgendwie [2]. Das ist. Weiß nicht, das haben wir jetzt erstmal sozusagen untersucht, da müssen wir [0] äh [0]. Man könnte vielleicht auch wenig Nebensätze nehmen, wenn man zum Beispiel möchte irgendwie bei ner spannenden Geschichte, daß die Handlung ganz schnell vorbei geht, also, daß das alles auf einmal kommt und man wenn man irgendwie, daß es also auf die ganze Geschichte verteilt also dann sollte man schon Nebensätze nehmen. Hm. [3] So, andere Dinge, wie is das, wir haben ja nicht nur spannende Geschichten. [4] Auch langweilige. Wann könnte es günstig sein, Nebensätze zu verwenden? Also wenn, wenn man was beschreibt. Hmh? Zum Beispiel bei einer Beschreibung. Ja! Bei Beschreibungen müssen wir mal schauen, wir haben ja hier hier auch noch Stichwörter, die dazu führen, daß diese Nebensätze verwandt werden. Informationen, also wenn man bei Beschreibungen oder bei Darstellungen viele Informationen vermitteln will, da kann es günstig sein, die Nebensätze zu bilden, um Informationen zusammenzubringen, zu verdichten. [28] Also viel verschiedene Informationen kann man durch 776 777 778 779 780 781 782 783 784 785 786 787 788 789 790 791 792 793 794 795 796 797 798 799 800 801 802 803 804 805 806 807 808 809 810 811 812 813 814 815 816 817 818 819 820 821 822 823 824 825 826 827 828 829 830 831 832 833 834 835 836 837 838 839 840 841 842 843 844 Nebensätze übersichtlicher machen em [0] Problem bei einigen Aufsätzen ist oft, daß man sich wiederholt und dann in langweilige Ausdrucksweisen verfällt. Helfen einem Nebensätze da? Ne! Nich? [0] Hm. Doch. Doch? D. nämlich wozu können Nebensätze führen? Hm. Ja, ein bißchen aufzufrischen. Wodurch? [1] Was ist äh ja. Ja, is irgendwie lockerer wie da wie da nich so streng da immer Punkt und Punkt (...). Ja. Ja. Lockerer hast du gesagt. Auflockern der Texte. Auflockern der Texte. [7] Ja, wodurch eigentlich? Wodurch D. werden die Texte dann möglicherweise lockerer? Ja eben durch die Nebensätze. Was bieten euch die Nebensätze? Ja, die machen den Text lockerer. [Lachen] Die machen den Text länger. Schreibt man unter em Abwechslung. (...) Ja [3] oder natürlich Möglichkeit der Abwechslung. [unv. Durcheinander] So, gibt es noch Dinge, die [2] uns zwar jetzt [2] weiterhelfen? [19] Also grad Relativsätze, wie wir sie in der ersten Geschichte hatten, können doch noch können vielleicht noch was bieten, was einem helfen kann, in Texten Übersicht zu behalten oder zu bekommen. [13] M., Stichwort Übersichtlichkeit. [Lachen] Guckst ja von oben immer auf alle herab. [unv. Passage] Was? Abwechslung, oder was das da unten heißen soll. Abwechslung, ja! Ach so, Abwechslung. [Raunen] Abwechslung, ja! Wo steht denn das "g"? Na hier, da, hier! 845 846 847 848 849 850 851 852 853 854 855 856 857 858 859 860 861 862 863 864 865 866 867 868 869 870 871 872 873 874 875 876 877 878 879 880 881 882 883 884 885 886 887 888 889 890 891 892 893 894 895 896 897 898 899 900 901 902 903 904 905 906 907 908 909 910 911 912 913 [Durcheinander] Wie lange sind wir jetzt zusammen? [im Chor:] Zwei Jahre. | Zwei Jahre. (Durcheinander) Häh? Und Sie haben immer noch nicht gelernt, vernünftig zu schreiben. (Mittlerweile habe ich mich sogar gebessert, nur Sie immer noch nich! Sowas gibt's doch gar nicht.) [Durcheinander] So, kommen wir [0] kommen wir noch mal zum Thema also äh Relativsätze denk ich mal können auch dazu dienen, Zusammenhänge, Bezüge im Text zu verdeutlichen. [Durcheinander] So, [3] so habt ihr noch was zu ergänzen? Was steht da? Zusammenhänge verdeutlichen! Verdeutlichen? [gedehnt:] Ach soo! | So, zum Abschluß unserer Beschäftigung sollt ihr jetzt einfach mal selber einen ziemlich mißratenen Text [1] verbessern dadurch, daß ihr vernünftig mit Haupt- und Nebensätzen umgeht und zwar ist das Seite 80 in unserem Übungsheft. [8] S., Chefvorleserin, lies das doch mal vor den Text. "Thomas, Marco, Michael und ich gingen immer zusammen in die Schule und ich holte die anderen ab, wir gingen zusammen wir gingen zusammen, Thomas fragte, ob (...) noch auf Autos werfen. Alle sagten gut, das machen wir, jeder formte sich drei Schneebälle um sie abzufeuern. Wir warteten. Ein Auto kam. Ein Polizist stand plötzlich vor uns. Wir ließen unsere Schneebälle fallen. Wir rannten so schnell wir konnten weg. Nach der Schule gingen wir zusammen nach Hause. Ich fühlte eine Hand auf meiner Schulter. Ich drehte mich um. Ich sah den Polizisten von heute Morgen. Wir rannten schnell weg. Wir gingen (eiligst) nach Hause." Das war ein Text, den man so nicht (lassen kann?). 914 915 916 917 918 919 920 921 922 923 924 925 926 927 928 929 930 931 932 933 934 935 936 937 938 939 940 941 942 943 944 945 946 947 948 949 950 951 952 953 954 955 956 957 958 959 960 961 962 963 964 965 966 967 968 969 970 971 972 973 974 975 976 977 978 979 980 981 982 [Gemurmel] Sarah hat schon durchs Lesen versucht, irgendwie Ordnung reinzukriegen.[0] Das kann man sicher noch viel, viel besser machen. Indem man Satzzeichen setzt Indem man nicht nur Satzzeichen setzt. Was könnte man noch machen? Nebensätze reinbringen. Man könnte sich überlegen, ob alles Hauptsatz bleiben muß, oder ob man da nicht auch mit Nebensätzen den Text umbaut. Was könnte man noch machen? [3] Äh. Konjunktion einsetzen. Ja, man könnte zum Beispiel äh ein äh NebenKonjunktionalsätze überlegen. Was kann man noch überlegen? [0] Jetzt äh P. sachte grad das Stichwort wörtliche Rede. [0] Da is n paar Mal drin. Da könnte wörtliche Rede drin sein, man könnte natürlich auch überlegen, ob man zum Beispiel aus den Fragesätzen indirekte Fragen macht. Das ist dann auch nicht wär auch eine Möglichkeit, Nebensätze reinzubringen. [3] Also, [2] eine ziemlich [0] komplizierte Aufgabe, ich bitte euch, diesen Text jetzt einfach mal jeder für sich oder vielleicht mit dem Partner zusammen äh hier umzuarbeiten. da werden wir jetzt sicher nicht ganz zuende kommen, das werden wir dann in der nächsten Stunde uns nochmal vornehmen, ja. Ja, stimmt doch, hör auf! [Getuschel] Ach so, vielleicht noch mal zum Abschluß, vielleicht daß wir einen Satz mal hier gemeinsam machen und überlegen, wo der vielleicht überhaupt endet. M. mach doch mal nen Vorschlag für den ersten Satz, wie weit man den [0] wie man den machen könnte. Ähm, "Thomas, Marco, Michael und ich gingen immer zusammen in die Schule" Punkt. [im Chor:] Punkt. | Punkt. Könnten wir den 983 984 985 986 987 988 989 990 991 992 993 994 995 996 997 998 999 1000 1001 1002 1003 1004 1005 1006 1007 1008 1009 1010 1011 1012 1013 1014 1015 1016 1017 1018 1017 1018 1019 1020 1021 1022 1023 1024 1025 1026 1027 1028 1029 1030 1031 1032 1033 1034 1035 1036 1037 1038 1039 1040 1041 1042 1043 1044 1045 1046 1047 1048 1049 Satz noch länger machen? Das ist wieder zu lang. Gibt es eine Möglichkeit, hier mal den die nächste Information mit an -hey! [0] Gibt es noch eine Möglichkeit, die nächste Information mitanzuschließen? D.? Ich glaub "Thomas, Marco, Michael und ich gingen zusammen in die Schule" Komma "und ich holte die anderen immer ab" oder so. Also dann mit einem Und -Satz würdest du den zweiten Hauptsatz anschließen, könnte man machen. Andern Vorschlag. S. "Thomas, Marco, Michael und ich gingen immer zusammen in die Schule" Komma "denn ich holte die anderen ab". Da stimmt irgendwas nicht. Das ist doch ganz klar. Wir gingen zusammen in die Schule, denn ich holte die anderen ab. Ja, wenn der die anderen nicht abholen würde, dann würden sie vielleicht nicht zusammen gehen. (unv. Gemurmel) Das das war sehr spitzfindig. [2] Noch ne vielleicht noch nen anderen Vorschlag? [5] Gut, dann vielleicht den äh einen nächsten Satz noch. B.? Äh, "ich holte die anderen immer ab". Punkt? Ja. Nee, Komma! Ja, natürlich können wir immer kurze Sätze machen. Punkt und so weiter. [3] Aber vielleicht ist es nicht das [0] Eleganteste. [1] D. Ja, mit ‚und‘ also einfach die zweite Information angeschlossen. Jetzt vielleicht noch auch dazu noch eine Alternative. [3] Warum holt er denn die anderen ab? "Ich holte die anderen ab und wir gingen zusammen". Um zusammen zur Schule zu gehen. Um zusammen zur Schule zu gehen, damit wir zusammen gemeinsam zur Schule gehen können ja, wegen des gemeinsamen Schulweges [4] also es gibt 1050 1051 1052 1053 1054 1055 1056 1057 1058 [0] immer mehrere Möglichkeiten. Ja, ich denke mal, die Aufgabe ist klar, oder? Es versucht also jeder und jede, einen schönen geschlossenen Text zu formulieren, ja? (Stillarbeit) <Klingeln>