2. Forschungsplan (max. 20 Seiten)

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1. Zusammenfassung des Forschungsplanes (max. 1 Seite)
Ziel des Projektes „Orts- und Flurnamenbuch der Nordwestschweiz“ ist es, die lebenden und
abgegangenen Orts- und Flurnamen der Nordwestschweiz zu sammeln und zu erläutern und
die Ergebnisse in allgemein gut verständlichen, aber wissenschaftlichen Ansprüchen
genügenden kantonalen Namenbüchern zu veröffentlichen. Zu diesem Zweck sollen die
bisher autonom funktionierenden Orts- und Flurnamenforschungsstellen der Kantone
Baselland und Solothurn sowie eine neu ins Leben zu rufende Forschungsstelle für den
Kanton Basel-Stadt in fachlicher, logistischer und teilweise administrativer Hinsicht
zusammengeführt werden –denkbar ist, dass zu einem späteren Zeitpunkt auch eine
Forschungsstelle für die Namen des aargauischen Fricktals oder des Kantons Aargau
insgesamt integriert wird. Die Leitung dieser Dachorganisation übernähme das Deutsche
Seminar der Universität Basel unter der Führung von Prof. Dr. Annelies Häcki Buhofer und
eine den Partikularinteressen gerecht werdende Aufsichtskommission. Für die Finanzierung
sind zum Einen der Schweizerische Nationalfonds, zum Anderen die beteiligten Kantone und
weitere Drittmittel vorgesehen. In jedem Kanton soll eine Arbeitsstelle mit separatem Budget
tätig sein.
Das Teilprojekt Baselland wird Ende 2007 den publizistischen Zwischenschritt, in welchem
für jede der 86 Gemeinden des Kantons eine Ortsmonographie mit kurzer Deutung und mit
Lokalisierung der lebenden Namen herausgegeben wurde, abgeschlossen haben und mit der
Erarbeitung des zehnbändigen wissenschaftlichen Werkes beginnen, für welches schon weit
fortgeschrittene Vorarbeiten existieren. Der Abschluss des „Baselbieter Orts- und
Flurnamenbuches“ ist auf das Jahr 2015 projektiert.
Das Teilprojekt Solothurn wird 2008 Band II des „Solothurner Orts- und Flurnamenbuches“
veröffentlichen, das die rund 11'000 Flurnamen der Amtei Dorneck-Thierstein enthält.
Anschliessend werden die Arbeiten an den restlichen 4 Amteibänden in Angriff genommen,
die bis zum Jahr 2018 abgeschlossen sein sollen.
Das Teilprojekt Basel-Stadt wird, sofern die Finanzierung zustande kommt, auf den 1.
Oktober 2008 seine Arbeit beginnen. Zunächst soll eine ausreichende Belegsammlung
aufgebaut und zugleich an der Publikation des ersten von drei Bänden gearbeitet werden. Der
Abschluss des „Baselstädtischen Orts- und Flurnamenbuches“ ist auf 2014 vorgesehen.
Das beantragte Grossprojekt ist insofern bedeutend, als es erstmals in der mittlerweile langen
Geschichte der Schweizer Orts- und Flurnamenforschung einzelne Projekte
zusammenschliesst und damit den Austausch von Daten und Forschungsergebnissen
systematisiert. Der zu erwartende Nutzen dieses Zusammenschlusses ist vielfältig: An erster
Stelle ist der fachliche Nutzen zu nennen: Vermeidung von Parallelforschung zu identischen
Namen und verlässlichere Deutung von Namen durch breitere Datenbasis; durch die
Anbindung des Projektes an die Universität Basel wird die Namenforschung darüberhinaus
wieder vermehrt in der universitären Lehre verankert, wodurch auch dringend benötigte
Nachwuchsforschende gewonnen werden können; der Kanton Basel-Stadt schliesslich kann
von dem vorhandenen technischen und fachlichen Know-How (existierendes spezifisches
Datenbanksystem, Archivkenntnisse etc.) profitieren. Nicht zuletzt erhoffen sich die Initianten
eine deutliche Beschleunigung bei der Erarbeitung der drei kantonalen Namenbücher.
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2. Forschungsplan (max. 20 Seiten)
2.1. Darstellung des Standes der Forschung auf dem Gebiet der geplanten Arbeit, mit
den Titeln der wichtigsten einschlägigen Arbeiten anderer Autoren.
Orts- und Flurnamen sind ein Kulturgut. Sie sind wichtige sprachliche und historische
Quellen, da sie abgegangene Zustände aus alter und ältester Zeit konservieren können.
Flussnamen gehen teilweise in vorrömische Zeit zurück. Orts- und Siedlungsnamen, z.T. auch
Flurnamen, zeugen von der galloromanischen Präsenz in unserer Gegend. Aus den deutschen
Namen kann die Besiedlung durch die Alemannen, können aber auch wirtschaftliche,
juristische, religiöse und soziale Verhältnisse aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit
rekonstruiert werden. Aus diesem Grund muss ein vollständiges Namenbuch nicht nur die
lebenden Bezeichnungen für Orte enthalten, sondern auch die in mindestens ebenso grosser
Zahl vorhandenen abgegangenen Namen. Ein Namenbuch, das wissenschaftlichen Kriterien,
aber auch gehobenen Ansprüchen interessierter Laien genügt und das sowohl der
Sprachwissenschaft und der Geschichte, als auch Nachbardisziplinen wie der
Rechtsgeschichte, der Archäologie oder der Geologie dienlich ist, muss also
o die noch lebenden Bezeichnungen ebenso wie
o alle abgegangenen Namen sammeln,
o die lokale Aussprache der lebenden Namen kennen,
o durch die Realprobe vor Ort den Charakter der benannten Flur überprüfen,
o zu jedem Namen den ältestmöglichen Beleg aus Archivalien eruieren,
o eine durch die Jahrhunderte ausreichend dichte Belegreihe für jeden Namen
zusammenbringen, um seine Veränderungen überblicken und erklären zu können.
Die Erforschung von Orts- und Flurnamen nach diesen Prinzipien wird vielerorts im
deutschen Sprachraum betrieben. Ebenso existieren oder entstehen vielerorts Namenbücher.
Um nur einige ausserhalb der Schweizer Grenzen zu nennen: ‘Geographische Namen in
Bayern’ von Albrecht GREULE; ‘Bayerisches Flurnamenbuch’ von Wolf-Armin Frhr. von
REITZENSTEIN (Mitherausgeber); ‘Namenbücher Baden-Württembergs’ von Lutz
REICHHARDT, ‘Südhessisches und Mittelhessisches Flurnamenbuch’ von Hans RAMGE;
‘Historisches Ortsnamenbuch des (Alt-) Landkreises Donauwörth’ an der Universität
Augsburg; ‚Vorarlberger Flurnamenbuch’ (9 Bände) von Werner VOGT; ‚Liechteinsteiner
Namenbuch’ (6 Bände) von Hans STRICKER;
Im Rahmen der internationalen Organisation ICOS (International Council of Onomastic
Sciences) sind die Namenkundler weltweit zusammengeschlossen. An deren dreijährlich
stattfindenden Kongressen (letzter: 2005 in Pisa, nächster: 2008 in Toronto) ist die Schweizer
Namenforschung stets mit qualitativ hochstehenden Vorträgen präsent.
Die Schweizer Namenforschung geniesst international einen guten Ruf. An der
„Alemannentagung“ (15. Arbeitstagung zur alemannischen Dialektologie) in Lochau/Bregenz
im Jahr 2005 forderte Prof. Albrecht Greule (Universität Regensburg) in einem Plenarvortrag
von der wissenschaftlichen Orts- und Flurnamenkunde in Deutschland eine Neubesinnung
und mehr Effizienz unter Berufung auf die Namenbücher der ‚Schweizer Kollegen’,
insbesondere unter Hinweis auf das damals neuerschienene Lexikon der Schweizer
Gemeindenamen (LSG), das von einem Autorenteam verfasst und von Prof. Andres KRISTOL
von der Université de Neuchâtel herausgegeben wurde.
In der jüngsten Vergangenheit sind in der Schweiz von Albert HUG und Viktor WEIBEL das
fünfbändige, aufwändig gestaltete Lexikon „Nidwaldner Orts- und Flurnamen“ sowie seit
2003 und bis 2007 alljährlich 16 Ortsmonographien von Markus RAMSEIER zur
Namenlandschaft in den Gemeinden des Kantons Baselland herausgegeben worden. Im
Herbst 2007 finden Vernissagen des fertiggestellten „Zuger Namenbuches“ von Beat DITTLI
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und des „Thurgauer Namenbuches“ (Die Flurnamen des Kantons Thurgau. Thurgauer
Namenbuch Band 2.1 / 2.2 und Band 3.1 / 3.2) von Eugen NYFFENEGGER und Martin H.
GRAF statt. Zu erwarten sind ausserdem für das Jahr 2008 Teilpublikationen des „Berner
Namenbuches“ (Ortsnamenbuch des Kantons Bern, Bd. 1.3 L-M) von Erich BLATTER und
Thomas Franz SCHNEIDER sowie des „Solothurner Namenbuches“ (Die Flurnamen der Amtei
Dorneck-Thierstein. Solothurner Namenbuch Band 2) von Markus GASSER, Claudia JEKER,
Rolf Max KULLY und Thomas Franz SCHNEIDER.
Die Namenforschung insgesamt bleibt aber nicht bei der ‚klassischen’ Erarbeitung von
lokalen oder regionalen Namenbüchern stehen. In den vergangenen Jahren sind eine Reihe
neuer Impulse zu verzeichnen, die teils auch von der Schweizer Namenforschung ausgehen,
teils auf diese Einfluss nehmen werden. Erwähnt werden sollen hier drei Punkte: a) Die
Bündelung der Kräfte, b) die Präsenz in der Öffentlichkeit und c) die Nutzung der neuen
Medien.
a) Aus Deutschland sind aufgrund unbewältigbar grosser Namenbestände in den zu
bearbeitenden Regionen und aufgrund der Ungeduld von Geldgebern Signale erkennbar, von
einer Veröffentlichung des gesamten Datenbestandes abzusehen und die Buchpublikationen
knapp und überblicksartig zu halten. Als Beispiele seien der oben erwähnte dringliche Aufruf
von Albrecht GREULE sowie das Südhessische Flurnamenbuch von Hans RAMGE erwähnt.
Dieses vereint in einem einzigen Band den Flurnamenbestand von 369 Gemarkungen (eine
Gemarkung kann eine Einzelgemeinde oder ein Gemeindeverbund sein) und ist somit zu
extremer Verknappung der Informationen und der präsentierten Daten gezwungen.
Entsprechend wird im Vorwort als Anspruch definiert, „den Gesamtbestand der südhessischen
Flurnamen in repräsentativer Auswahl ... zu erschliessen“ (RAMGE, 2002, S. 27). Als Folge
davon werden bspw. keine abgeleiteten Flurnamen aufgenommen, wo ein Simplex vorhanden
ist (Bsp.: gibt es in einem Ort die Namen Brühl, Brühlweg und Brühlgraben, wird nur Brühl
aufgenommen) und die Lokalisierung jedes Namens wird nur ganz grob durch Angabe der
Gemarkung gemacht; die Belege sind nur zu einem Bruchteil abgedruckt worden.
Eine derart rigorose Reduktion der Informationen würde in der Schweiz nicht den
Erwartungen an die kantonalen Namenbücher entsprechen. Durch ihre lange Laufzeit geraten
die Namenforschungsstellen aber trotzdem zusehends unter Legitimationsdruck v.a. bei den
kantonalen Geldgebern. Die Zusammenarbeit zwischen den Forschungsstellen, die bis anhin
weitgehend autonom funktioniert haben, ist deshalb eine nicht nur elegante, sondern auch
notwendige Möglichkeit der Aufwandsbegrenzung, um so mehr, als sich die Namenbestände
in den einzelnen Dialektregionen zu ansehnlichen Teilen (geschätzte 60-70%) decken. Eine
Vorreiterrolle für solchen intensivierten Austausch von Strukturen, Daten und Ergebnissen
soll das hier beantragte „Namenbuch der Nordwestschweiz“ übernehmen.
b) Die verstärkte Medienpräsenz der Orts- und Personennamenforschung wird in Deutschland
hauptsächlich repräsentiert und gefördert durch Prof. Jürgen UDOLPH, Inhaber des Lehrstuhls
für Namenforschung an der Universität Leipzig. Ausgehend von der rege genutzten
universitären ‘Namenberatungsstelle’ entstand im Leipziger Lokalradio radioeins die
Sendung ‘Numen Nomen Namen’, bei der Zuhörer die Bedeutung eines Orts- oder
Personennamens erfragen können, und die nun seit Jahren erfolgreich weitergeführt wird
(inzwischen, Stand 14.09.07, 2028 erläuterte Namen, d.h. ebensoviele Sendungen). Darauf
folgten in den vergangenen zwei Jahren unzählige Auftritte Udolphs in Radio und Fernsehen.
Mit seinem jüngst herausgegebenen Werk ‘Professor Udolphs Buch der Namen’
(Bertelsmann 2005) setzt sich seine grosse Popularität fort.
Die Präsenz der Schweizer Namenforschung in der Öffentlichkeit ist bis jetzt etwas weniger
schrill. Erwähnt sei der Pavillon ONOMA an der Expo 01 in Yverdon, der Teil des bereits
erwähnten Forschungsprojektes Lexikon der Schweizer Gemeindenamen war. In der
Nordwestschweiz bereist Markus RAMSEIER, Leiter der Forschungsstelle „Namenbuch der
Gemeinden des Kantons Basel-Land“, unermüdlich und mit grossem lokalem Erfolg die
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Dörfer des Baselbietes und wirbt anlässlich der Vernissagen von jährlich 16
Gemeindemonographien für die Flurnamenforschung (bis jetzt insgesamt 23'000, bis Ende
2007, nach der Veröffentlichung der letzten Staffel, geschätzte 30'000 verkaufte
Gemeindenamenbroschüren). Die Solothurner Forschungsstelle war 2006 verstärkt in der
lokalen Presse mit ausführlichen Artikeln zu einzelnen Namen und Forschungsergebnissen
präsent. Aus der Innerschweiz war vor längerer Zeit Victor WEIBEL, Mitverfasser des Urner
und Nidwaldner Namenbuches, derzeit mit dem Projekt Schwyzer Namenbuch beschäftigt,
Gast in der Radiosendung Schnabelweid und gab ausführlich Auskunft über das Wesen der
Flurnamenkunde. Über erste Ansätze der Internetpräsenz von namenkundlichen Projekten vgl.
den folgenden Abschnitt.
Das von Manfred Niemeyer (Professor für Slawistik an der Universität Greifswald) initiierte
Projekt „Deutsche Ortsnamen“ hat zum Ziel, alle Namen von Ortschaften mit mehr als 7'500
Einwohnern aus den historisch und aktuell deutschsprachigen Gebieten Mitteleuropas in
einem Buch zu vereinen. Zu diesem Zweck werden von regionalen bzw. kantonalen
Forschern und Forscherinnen Deutungen beigesteuert, so auch in der Schweiz. Auch dieses
Projekt will die dezentralen und regionalen Kompetenzen nutzen und zusammenführen und
Ergebnisse über einen grossen Raum hinweg einer breiten Öffentlichkeit präsentieren.
c) Durch die Tatsache, dass heute alle Belegsammlungen von Namenforschungsstellen in
digitaler Form aufgebaut werden (und die älteren Zettelsammlungen zunehmend digitalisiert
werden) und dass das Internet eine Kapazität und Reichweite erreicht hat, welche solche
Datenbestände verarbeiten kann, ergeben sich interessante, publikumswirksame und effiziente
Nutzungsmöglichkeiten für diese wertvollen und in jahrelanger Detailarbeit aufgebauten
Sammlungen.
RICHTER (2001) expliziert in dieser Hinsicht ausführlich die Möglichkeiten eines
elektronischen oder Hypertext-Flurnamenbuches. Weil es keine Platzbegrenzung gibt, kann
grundsätzlich der gesamte Datenbestand publiziert werden, benötigt dafür aber eine starke
Strukturierung, um verschiedenen Informationsbedürfnissen gerecht zu werden. Auch bei der
Namendeutung kann die Dokumentationstiefe über verschiedene Komplexitätsstufen
zugänglich gemacht werden. Einer der grössten Vorteile der Hypertextstruktur ist der direkte
Verweiszugriff durch Eintippen des gesuchten Namens. Dadurch wird die Makrostruktur des
Namenbuches, sein Aufbau, d.h. die Frage nach der Einordnung der Stichwörter, sekundär.
Nützliche Hilfsmittel können die visuelle oder akustische Dokumentation des Namengutes
sein (Tonaufnahmen zur Aussprache, Bildmaterial zur lokalen Charakterisierung), die direkt
vom Namenartikel aus aufgerufen werden können. Mit Sicherheit wird durch die Publikation
eines Namenbestandes im Internet die Reichweite der Forschungsarbeit erhöht.
Den Zugang zu onomastischen Daten über das Internet bereits realisiert haben z.B. das
Liechtensteiner Namenbuch von Hans STRICKER, dessen erster Teil ‘Ortsnamen’ als
Printversion in 6 Bänden 1999 erschienen war (www.hvfl.li/namenbuch), sowie seit Anfang 2007
eine Testseite des Luzerner Namenbuches von Erika WASER und Alex BAUMGARTNER, wo
der Zugang zu den Informationen über eine Online-Karte erfolgt
(www.staluzern.ch/namenbuch/onlinekarte/home.html).
Im Forschungsumfeld des ‘Südhessischen Flurnamenbuchs’ sind von RAMGE und RICHTER
auch Untersuchungen zur Nutzung von Flurnamenbüchern und zu neuen Methoden in der
Flurnamenforschung veröffentlicht worden (Richter 2000 und Richter/Ramge 2003).
Solche Überlegungen werden auch in der Schweizer Namenforschung zusehends an Gewicht
gewinnen, eröffnen sie doch die Möglichkeit der Erschliessung neuer Nutzerschichten, der
Popularisierung der Namenforschung und nicht zuletzt der erleichterten Generierung von
Forschungsgeldern aus Drittmitteln.
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Literatur
(Auswahl aus den letztvergangenen Jahre)
Brendler, Andrea (Hrsg.) et al.: Namenarten und ihre Erforschung. Ein Lehrbuch für das
Studium der Onomastik, veröffentlicht anlässlich des 70. Geburtstages von Karlheinz Hengst.
Hamburg / Baar 2004 (= Lehr- und Handbücher zur Onomastik, Bd. 1).
Dittli, Beat: Zuger Ortsnamen. Lexikon der Siedlungs-, Flur- und Gewässernamen im Kanton
Zug. Zug 2007.
Eichler, Ernst (Hrsg.): Namenforschung. Ein internationales Handbuch zur Onomastik / Name
studies. An international handbook of onomastics / Les noms propres. Manuel international
d’onomastique. Berlin 1995.
Gottschald, Max: Deutsche Namenkunde. Mit einer Einführung in die Familiennamenkunde,
6. durchges. und bibliogr. aktual. Aufl. Berlin 2006.
Holtus, Günter, Metzelin, Michael, Schmitt, Christian: Lexikon der romanistischen Linguistik
(LRL). Tübingen.
Hug, Albert und Weibel, Viktor: Nidwaldner Orts- und Flurnamen. Lexikon, Register,
Kommentar in 5 Bänden. Historischer Verein Nidwalden (Hrsg.). Stans 2003
Koss, Gerhard: Namenforschung. Eine Einführung in die Onomastik, 3., aktualis. Aufl..
Tübingen 2002 (= Germanistische Arbeitshefte, 34).
Kristol, Andres (Leitung) et al.: Dictionnaire toponymique des communes suisses / Lexikon
der schweizerischen Gemeindenamen / Dizionario toponomastico dei comuni svizzeri.
Frauenfeld 2005.
Nyffenegger, Eugen, und Graf, Martin: Die Flurnamen des Kantons Thurgau. Frauenfeld
2007.
Ramge, Hans (Hrsg.): Südhessisches Flurnamenbuch. Bearbeitet von Jörg Riecke, Herber
Schmidt, Gerd Richter. Unter Mitarbeit von Jasmin S. Rühl und Gerda Weigel-Greulich.
Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission, Neue Folge, Bd. 23. Darmstadt 2002.
Ramseier, Markus et al.: Namenbuch der Gemeinden des Kantons Basel-Landschaft. Pratteln
2003-2007 (Gemeindemonographien zu allen 86 Baselbieter Gemeinden).
Richter, Gerd / Ramge, Hans: Neuere Methoden der Flurnamenforschung. Am Beispiel der
Dokumentation und Präsentation der Flurnamen Hessens. In: Meineke, Eckhard (Hrsg.):
Perspektiven der thüringischen Flurnamenforschung. Frankfurt/Main 2003, S. 203–248.
Richter, Gerd: Das elektronische Flurnamenbuch – Innovationen in der Flurnamenforschung
durch den Einsatz neuer Medien. In: Lemberg, Ingrid/ Schröder, Bernhard/ Storrer, Angelika
(Hrsg.): Chancen und Perspektiven computergestützter Lexikographie. Tübingen 2001, S.
179–197.
Richter, Gerd: Wer nutzt wie, warum und zu welchem Zweck Flurnamenbücher?
Prolegomena zu einer systematischen Benutzungsforschung in der Flurnamenforschung. In:
Richter, Gerd/ Riecke, Jörg/ Schuster, Britt-Marie (Hrsg.): Raum, Zeit, Medium – Sprache
und ihre Determinanten. Festschrift für Hans Ramge zum 60. Geburtstag. Darmstadt 2000, S.
755–787.
Schneider, Thomas Franz, und Blatter, Erich: Ortsnamenbuch des Kantons Bern, Bd. 1.3 LM. Bern 2007.
Udolph, Jürgen, und Fitzek, Sebastian: Professor Udolphs Buch der Namen. Woher sie
kommen, was sie bedeuten. Bertelsmann 2005.
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2.2. Kurze Darstellung des Standes der eigenen Forschung auf dem Gebiet der
geplanten Arbeit, mit den Titeln der wichtigsten einschlägigen Arbeiten.
2.2.1. Allgemeine Ausgangslage
Die systematische wissenschaftliche Erforschung der Orts- und Flurnamen wird in der
Schweiz seit Jahrzehnten hauptsächlich auf der Ebene der Kantone betrieben, wesentlich
unterstützt allerdings von Forschungsgeldern des Bundes.
In der Schweiz existieren aktive Orts- und Flurnamenforschungsstellen in den Kantonen
Appenzell, Basel-Land, Bern, Luzern, Schaffhausen, Schwyz, Solothurn, Tessin, Thurgau,
Wallis und Zug. Dazu kommt das Projekt ‘Datenbank der Schweizer Namenbücher’, das
langfristig die Zusammenführung der Daten aller kantonalen Projekte plant (Leitung: Hans
Bickel, Schweizerdeutsches Wörterbuch). Seit Herbst 2006 bietet dieses Projekt ein InternetPortal für die Ortsnamenforschung in der Schweiz an, über welches sich die regionalen
Projekte präsentieren können (www.ortsnamen.ch).
Die Auftraggeber bzw. Sponsoren Schweizerischer Nationalfonds SNF und jeweiliger
Einzelkanton ergänzen sich nicht nur in finanzieller Hinsicht, sondern auch hinsichtlich der zu
erreichenden Forschungsresultate: Liegt bei den Kantonen das Interesse schwergewichtig auf
der Publikation von möglichst populären Namenbüchern, in welchen der Namenschatz ihres
Territoriums gesammelt und erläutert wird, so legt der Nationalfonds Wert auf den Aspekt des
Fortschrittes und der Vertiefung in der Namenkunde durch Grundlagenforschung einerseits,
auf die flächendeckende Sammlung und Aufbereitung dieses schwindenden Kulturgutes
andererseits. Diese Struktur erlaubt einen Gewinn für alle Beteiligten, denn seriöse
Namenforschung ist eine aufwändige und langwierige Angelegenheit, ihre Resultate sind aber
von allgemeinem Interesse.
In den vergangenen Jahren ist die Bereitschaft der Kantone, einen Anteil an der Finanzierung
‚ihrer’ Forschungsstellen mitzutragen, in eine Krise geraten (so geschehen in Luzern,
Baselland, Solothurn und St. Gallen). Dies lässt sich einerseits sicher mit der allgemeinen
Verknappung der Geldmittel, welche die öffentliche Hand zur Verfügung hat, erklären. Auf
der anderen Seite spiegelt es auch die Tatsache, dass seriöse Namenforschung zeitintensiv ist.
Dass nach zehn, fünfzehn Jahren der Subventionierung eines Projektes noch immer kein
fertiges Namenbuch im Buchhandel greifbar ist, ist für Politik und Öffentlichkeit schwer
nachvollziehbar. Deshalb geraten einzelne Forschungsprojekte zu einem Zeitpunkt in
finanzielle Nöte, in dem die akribische Aufbauarbeit, das aufwändige Zusammentragen der
Datenbasis, weitgehend abgeschlossen ist und die Auswertung und Publikation dieser Daten
bevorsteht. Die Forschungsstellen müssen in zeitraubender Eigeninitiative Drittmittel
generieren, um ihre Arbeit weiterführen zu können. Der Zwang, Leistungsvereinbarungen für
die Veröffentlichung der Namenbücher abzuschliessen und dadurch quantitative
Kompromisse einzugehen, nimmt zu. Weil die benötigten, relativ hohen Beiträge aus der
Privatwirtschaft normalerweise nicht zu gewinnen sind und auch viele Stiftungen sich nicht
auf langfristige Projekte einlassen wollen, laufen die Forschungsstellen Gefahr, ihre Arbeit
einstellen zu müssen.
Vor diesem Hintergrund sind gegenüber der bisherigen Struktur der Schweizer
Namenforschung neue Ideen gefragt, mit welchen die umfangreichen Vorarbeiten und
Datensammlungen, das erworbene Fachwissen und die vorhandenen Ressourcen effizienter
genutzt werden können.
2.2.2. Ausgangslage in der Nordwestschweiz
In der deutschsprachigen Nordwestschweiz (Kantone Basel-Stadt, Baselland, Solothurn und
Aargauisches Fricktal) sind derzeit zwei Forschungsstellen aktiv: Die „Stiftung für Orts- und
Flurnamen-Forschung Baselland“ in Pratteln unter der Leitung von Markus Ramseier und die
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„Forschungsstelle Solothurnisches Namenbuch“ in Solothurn unter der Leitung von Thomas
Franz Schneider und Markus Gasser. Im Kanton Basel-Stadt und im Aargau wird derzeit
keine Flurnamenforschung mit vergleichbarem Aufwand betrieben. Das hier beantragte
Projekt umfasst die Fortführung der Forschungsstellen Baselland und Solothurn sowie die
Neugründung einer solchen in Basel-Stadt unter einer gemeinsamen Dachorganisation. Das
Fricktal oder der gesamte Kanton Aargau könnten, eine entsprechende Initiative aus dem
Kanton vorausgesetzt, zu einem späteren Zeitpunkt in das Gesamtprojekt integriert werden.
Die drei Forschungsstellen für das beantragte Projekt sollen im Folgenden kurz porträtiert
werden.
2.2.2.1. Baselland
Die „Stiftung für Orts- und Flurnamen-Forschung Baselland“ arbeitet seit 1995 an einem
„Namenbuch der Gemeinden des Kantons Basel-Landschaft“. Das Forschungsteam wird von
einem Stiftungsrat und einer Forschungskommission beaufsichtigt.
Die rund 50'000 lebenden und abgegangenen Orts- und Flurnamen des Kantons sollen
systematisch dokumentiert und gedeutet werden. Die Forschungsstelle kann sich auf
Vorarbeiten im Gelände stützen, die der Kanton zwischen 1988 und 1993 im Rahmen eines
50%-Pensums aus dem Lotteriefonds finanzierte. Von 2008 bis 2015 soll das vollständige
Gesamtwerk mit den Deutungen aller lebenden und abgegangenen Orts- und Flurnamen
entstehen.
Bezüglich des Aufbaus einer Namensammlung werden gewöhnlich verschiedene Phasen
unterschieden. Das Baselbieter Projekt hat Phase 1 (Namenerhebung im Gelände) vollständig
und Phase 2 (Aufarbeitung der historischen Quellen) grösstenteils abgeschlossen. Weit
vorangeschritten ist Phase 3: Wissenschaftliche Bearbeitung des Materials und Zusammenzug
der gesonderten Datenbanken zu einer etymologisch aufgebauten Datenbank. Grössere
Vorarbeiten liegen für Phase 4 vor: Aufbau der Namenartikel, Anordnung der Etyma und
Veröffentlichung.
In einem publizistischen Zwischenschritt veröffentlicht die Stiftung seit 2003
Ortsmonographien mit Kurzdeutungen aller lebenden Namen. Ende 2007 werden für alle 86
Gemeinden des Kantons wissenschaftlich fundierte und ansprechend gestaltete Hefte
vorliegen. Diese Einzelbände sind sehr populär und werden jedes Jahr im Rahmen von
Bezirksvernissagen in den Gemeinden lanciert. Diese Publikationsreihe erreicht 10-20% der
Kantonsbevölkerung (bis anhin 23'000 verkaufte Hefte). Die Basellandschaftliche
Gebäudeversicherung ist Hauptsponsor dieser Ortsmonographien, deren Finanzierung bis zum
Abschluss gesichert ist. Sie ersetzen allerdings kein wissenschaftliches Werk, weil sie unter
dem hohen Produktionsdruck und mit Rücksicht auf eine knappe Darstellung sowohl auf eine
Belegauswahl zu den Namen als auch auf eine differenzierte Argumentation verzichten
müssen. Zudem umfassen sie ausschliesslich den lebenden Namensbestand, nicht aber die für
namenkundliche und historische Interessen wichtigen abgegangenen Namen.
Der Schweizerische Nationalfonds unterstützt die Stiftung seit 1995 mit einem jährlichen
Beitrag von Fr. 100 000.-. Weitere Franken 150 000.- bis 200 000.- pro Jahr kommen durch
Spenden von Gemeinden, Firmen, Institutionen und Privaten sowie den Verkauf von
Publikationen zusammen.
Publikationskonzept:
Das Baselbieter Namenbuch wird nach dem Schlagwort-Prinzip aufgebaut sein: Unter einem
Schlagwort folgen jeweils die dazugehörigen Einzelnamen in alphabetischer Reihenfolge,
nach Gemeinden geordnet.
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Beim Schlagwort finden sich: 1. Verweise auf Namen, in denen das Schlagwort als
Grundwort auftritt, 2. Herkunft/Etymologie/Bedeutung, 3. Auftretenshäufigkeit und
‚Motiviertheit’, 4. Einordnung in den kulturgeschichtlichen Kontext und 5. benutzte Literatur.
Das Namenbuch soll in gedruckter Form in zehn Bänden publiziert werden. Der
Einführungsband umfasst ca. 480 Seiten, die neun Bände mit den Deutungen je ca. 640
Seiten:
Band 1 Einführung in das Gesamtwerk
(480 S.)
Geleitworte (4 S.)
Aus der Werkgeschichte (6 S.)
Forschungsbericht (30 S.)
• Zielsetzung und Begründung des Namenbuchs (4 S.)
• Forschungsmethode (14 S.)
• Aufbau des Namenbuchs (12 S.)
Der Untersuchungsraum (20 S.)
• Geographie/Landschaft – Lage und Grösse, Oberflächengestalt, Klima und Vegetation, Gewässer,
Gemeinden/Siedlungen, Bevölkerung (20 S.)
Zur Geschichte des Untersuchungsraums (10 S.)
• Ur- und Frühgeschichte (1 S.)
• Kelten (2 S.)
• Römer (2 S.)
• Alemannen und Franken (3 S.)
• Mittelalter bis Neuzeit (2 S.)
Zur sprachlichen Situation des Untersuchungsraums (20 S.)
• Stellung des Alemannischen innerhalb des deutschen Sprachraums (3 S.)
• Der geschichtliche Aufbau der Baselbieter Sprachlandschaft (3 S.)
• Lautstand der Mundart (4 S.)
• Morphologie und Syntax (2 S.)
• Wortschatz der Mundart (4 S.)
• West-Ost-Gegensätze (4 S.)
Die Baselbieter Namenlandschaft (80 S.)
• Schichtung der Flurnamen (10 S.)
• Motivgruppen (30 S.)
• Aussagen zur Siedlungs-, Agrar-, Sozial- und Kulturgeschichte des Kantons Basel-Landschaft (40 S.)
Quellen, Literatur (160 S.)
• Gedruckte und ungedruckte Quellen, mit Quellenkritik (110 S.)
• Verwendete Literatur (50 S.)
Anhang (150 S.)
• Abkürzungen und besondere Zeichen (4 S.)
• Glossar (32 S.)
• Trankriptionsschlüssel (10 S.)
• Register: Orts- und Flurnamen (80 S.), Personennamen (Vor-, Familien-, Dorf-, Über-, Sippennamen)
(12 S.), Grammatisches, Wortbildung (12 S.)
Band 2
Band 3
Band 4
Band 5
Band 6
Die Orts- und Flurnamen A–C
Die Orts- und Flurnamen D–F
Die Orts- und Flurnamen G–I
Die Orts- und Flurnamen J–L
Die Orts- und Flurnamen M–O
(640 S.)
(640 S.)
(640 S.)
(640 S.)
(640 S.)
9
Band 7
Band 8
Band 9
Band 10
Die Orts- und Flurnamen P–R
Die Orts- und Flurnamen S–T
Die Orts- und Flurnamen U–W
Die Orts- und Flurnamen X–Z
(640 S.)
(640 S.)
(640 S.)
(640 S.)
Das Gesamtwerk erscheint nach Möglichkeit in der Reihe ‚Namen in der Regio Basiliensis’
(Schwabe Verlag) in einer Auflage von 1'000 Exemplaren. Vorgesehen ist auch eine
Präsentation in elektronischer Form. Auf diese Weise können die umfangreichen historischen
Belegreihen vollständig veröffentlicht werden.
Erreichter Stand:
Die breit angelegte Sammlung von Flurnamen-Belegen aus historischen Quellen ist
weitgehend abgeschlossen. Dies ist auch dem Einsatz von Stellenlosen eines
Beschäftigungsprogramms und seit fünf Jahren dem Engagement von freiwilligen
Mitarbeiter/innen zu verdanken. Letzte Lücken in den Belegreihen einzelner Gemeinden
werden durch Dokumente aus dem Staatsarchiv Basel-Stadt gefüllt, insbesonders durch
Bereine der ehemaligen Basler Stadtklöster.
Die Datensammlung enthält historische Belege von Flurnamen aus verschiedensten ungedruckten und gedruckten Quellen, die vom Mittelalter bis ins 20. Jh. reichen. Die
ergiebigste und umfangreichste serielle Quelle für die Baselbieter Flurnamen-Forschung
stellen die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Bereine (Güterverzeichnisse) im
Staatsarchiv Basel-Landschaft dar. Weiter bearbeitet wurden Bereine aus dem
Staatsarchiv Aarau und dem Fürstbischöflichen Archiv in Pruntrut, Quellen aus dem
Stadtburgerarchiv Laufen, aus den Gemeindearchiven des Laufentals und dem
Stadtarchiv Liestal, Gemeinderatsprotokolle aus allen Baselbieter Gemeindearchiven,
Waldwirtschaftspläne aus dem Forstamt, Karten und Pläne im Staatsarchiv BaselLandschaft, Helvetischer Kataster, Schaller Berein, Landeskarten, Siegfriedkarten,
Namenverzeichnisse, Nomenklaturen, Strassenverzeichnisse, Urkundenbücher,
Heimatkunden, Heimatbücher, Heimatblätter, Periodica sowie grundlegende
Sekundärliteratur zur Geschichte des Kantons Basel-Landschaft.
Die Datenbank mit historischen Belegen enthält Mitte 2007 ca. 300 000 Einträge,
diejenige mit Sekundärliteratur ca. 74 000. Für über 50 000 Flurnamen liegt mindestens
ein schriftlicher Beleg vor.
Anfangs 2001 wurde die systematische Deutung der über 50'000 Einzelnamen
aufgenommen, im Hinblick auf die im Herbst 2007 abgeschlossene Publikation der 86
Baselbieter Ortsmonographien begann man mit den noch gebräuchlichen Flur- und
Strassennamen (insgesamt 17 000 Namen). Vollständige wissenschaftliche Artikel zu den
Schlagwörtern wurden bis September 2006 etwa 2300 verfasst, die das lebende Namengut
fast vollständig abdecken. Ab 2008 werden jene Namen lemmatisiert und integriert, die
ausgestorben sind.
Kernstück der Gemeindehefte, die je nach Gemeinde 32 bis 64 Seiten umfassen, ist der
alphabetisch geordnete Lexikon-Teil mit Artikeln zu allen lebenden Flur- und
Strassennamen. Sie enthalten Schreibweise, mundartliche Lautung, grammatikalisches
Geschlecht, Lokalisierung, Geländebeschrieb, Deutung in Kurzsatzform. In der Mitte der
Hefte gibt ein Plan Aufschluss über die Lage der Flurnamen.
Die Vernissagen wurden zu lokalen Grossereignissen mit bis zu 250 Besucher/innen und
breitem Medienecho. Durch die Ortsmonographien erlangte die Forschungsstelle grössere
Bekanntheit, was sich zum Beispiel in vermehrten Anfragen für einzelne Deutungen oder für
Vorträge zeigt. Als Kompetenzzentrum für Namenfragen verfasst sie Beiträge für
10
Heimatkunden und erteilt mündliche und schriftliche Auskünfte auf namenkundliche
Anfragen. Das Fluren-Büro in Pratteln wird als Kompetenzzentrum wahrgenommen. Daneben
betreibt die Forschungsstelle eine aktive Öffentlichkeitsarbeit mit dem Jahresbulletin
„Ischlag“ mit einer Auflage von 3'000 Exemplaren sowie durch Vorträge, Exkursionen und
Kurse.
2.2.2.2. Solothurn
Die Forschungsstelle existiert seit 1989. Die ersten Jahre waren fast ausschliesslich dem
Aufbau der Sammlung historischer Belege gewidmet. Daneben realisierte die
Forschungsstelle von Anfang an Aufträge für Gemeinden, die entweder eine
Flurnamenmonographie oder ein Flurnamenkapitel in ihrem Dorfbuch wünschten. In
wissenschaftlichen Publikationen und an Fachveranstaltungen wurden regelmässig
Forschungsergebnisse präsentiert (vgl. Publikationsliste im Anhang).
Das Solothurner Namenbuch erscheint in 6 Bänden: Band I zu den Bezirks- und
Gemeindenamen, die Bände II-VI je zu den Flurnamen einer der 5 Amteien. Band I ist 2003
erschienen: „Solothurnische Ortsnamen. Die Namen des Kantons, der Bezirke und der
Gemeinden“ (2. Auflage 2005). Band II, der die Flurnamen der 23 Gemeinden der Amtei
Dorneck-Thierstein enthält, wird 2008 veröffentlicht („Die Flurnamen der Amtei DorneckThierstein“).
Der jährliche Finanzbedarf belief sich in den letzten Jahren auf etwa 180 000 Franken, die je
hälftig vom Schweizerischen Nationalfonds und vom Lotteriefonds des Kantons Solothurn
beigesteuert wurden. Seit 2006 knüpft die Solothurner Regierung ihr weiteres finanzielles
Engagement an die Bedingung, dass substantielle Beiträge von dritter Seite, namentlich von
den Gemeinden des Kantons und von Stiftungen, hinzukommen. Die Forschungsstelle hat im
Jahr 2006 eine personelle Rochade vollzogen: Der Gründer und bisherige Leiter, Rolf Max
Kully, gab die Leitung an seine langjährigen Mitarbeiter Thomas Franz Schneider und
Markus Gasser ab, bleibt aber als Fachkraft dem Team weiterhin erhalten.
Über ihren Kernauftrag hinaus leisten Mitarbeitende der Forschungsstelle als Mitglieder der
Kantonalen Nomenklaturkommission Arbeit für das Amt für Geoinformation des Kantons
Solothurn. Im Rahmen der kantonalen Neuvermessung wird für jede Gemeinde ein aktueller
Nomenklaturplan samt Namenliste erstellt, in welchem die Schreibung und der
Geltungsbereich jedes Namens in Zusammenarbeit mit lokalen Vermessungsbüros und mit
Gewährspersonen aus den Gemeinden vorgeschlagen und von der Kommission festgelegt
werden. Markus Gasser ist seit 2004 Vertreter für den Bezirk Thierstein, seit 2005, als
Nachfolger Rolf Max Kullys, ständiges Mitglied dieser Flurnamenkommission; Claudia Jeker
Froidevaux ist seit 2005 Vertreterin für den Bezirk Dorneck; Rolf Max Kully war von 19932005 Lokalvertreter für den Bezirk Solothurn, 1998-2005 ständiges Mitglied und von 20012005 zusätzlich Vertreter für den Bezirk Lebern; Heidi Blaser war 2005-2006 Vertreterin für
den Bezirk Gösgen; Thomas Franz Schneider ist seit 2006 Vertreter für den Bezirk Gösgen.
Publikationskonzept:
Die Komplexität der Flurnamen oder Stichwörter ist in toponomastischen Nachschlagewerken
gross. Der häufigste Fall ist der eines Kernwortes (bspw. Brüel), zu dem Komposita und
Mehrwortausdrücke gehören (Brüelacker, Brüelweg, Grosses Brüel, Underes Brüel, Hinder
dem Brüel etc.). Die Frage stellt sich deshalb, über welche Zugriffsstrukturen ein solches
Wörterbuch verfügen muss, um der zu erwartenden heterogenen Benutzergruppe
gleichermassen Zugang zu den gesuchten Informationen zu gewährleisten. Zudem muss in
einem Printwörterbuch Platz gespart werden. Redundanzen und Verdoppelungen sind
möglichst zu vermeiden.
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Das Solothurner Namenbuch ist nach dem Stichwortprinzip aufgebaut, d.h. die rund 11'000
Flurnamen des Schwarzbubenlandes (Band II) sind grundsätzlich alphabetisch angeordnet.
Durchbrochen kann das Alphabet in Fällen von Komposita und Mehrwortausdrücken werden,
die in einen Kernnamen-Artikel integriert, oder, wie der Fachterminus lautet, angenestet
werden. (Im Artikel Brüel werden also auch die dazugehörigen Namen wie Brüelacker,
Brüelweg, Hinder dem Brüel etc. integriert; ist ein Name wichtig, d.h. in erster Linie noch
gebräuchlich, wird die Auffindbarkeit durch einen Verweis gewährleistet, also bspw. beim
Buchstaben ‚H’: Hinder dem Brüel s. Brüel).
Jeder Namenartikel enthält einen Kopfteil, in welchem das Schlagwort einer Namengruppe
ausführlich und mit wissenschaftlichem Apparat erläutert wird (im Artikelbeispiel mit den
Brüel-Namen wäre das zu erläuternde Schlagwort des Kopfteils Brüel).
Der eigentliche Artikel besteht aus dem Flurnamen in normalisierter Schreibung, einer
einfachen Bedeutungsangabe, der mundartnahen Umschrift des Namens, der Lokalisierung
und kurzen Beschreibung aller mit ihm bezeichneten Fluren sowie einer Belegliste mit
Quellenangabe, welche die Entwicklung jedes Namens seit dem Anfang seiner Überlieferung
dokumentiert.
Das rund 1200-seitige Buch (wird möglicherweise in 2 Teilbänden publiziert) ist
folgendermassen aufgebaut:
I.
Theoretischer Teil mit überblicksartigen Angaben zur Sprache, Geschichte,
Geographie und Wirtschaft der Region. Dazu ein Überblick über und eine
toponomastische Einordnung des gesamten Namenbestandes (insgesamt ca. 100
Seiten).
II.
Namenteil mit
1. sämtlichen rund 11’000 Siedlungs- und Flurnamen in nestalphabetischer
Anordnung.
2. integriert in die Namenliste (jeweils am Kopf einer Namengruppe) die
etymologischen Angaben zum Lemma, d.h. zum Schlagwort, das für die
gesamte Namengruppe erläutert werden muss (wissenschaftlicher Teil mit
Herleitungen zu den einzelnen Namen und Namensbestandteilen);
3. Gemeinderegister, worin der Namenbestand jeder der 23 Gemeinden in einer
alphabetischen Übersicht aufgelistet und auf einem Kartenausschnitt
eingezeichnet ist.
III.
Quellen und Literaturverzeichnis
Konzeptuelles zum Aufbau des Namenbuches:
Der Zugriff sollte sowohl geographisch wie sprachlich möglich sein. Diesen Anforderungen
trägt das geplante Nachschlagewerk dadurch Rechnung, dass über die Gemeinderegister und
die Kärtchen (Teil II.3.) ein geographischer, über den nestalphabetischen Namenteil (Teil
II.1.) ein systematisch sprachlicher und über die ebenfalls alphabetisch eingeordneten
Artikelköpfe ein inhaltlicher, wissenschaftlicher Zugriff ermöglicht wird.
Band II (und die Folgebände) des Solothurner Namenbuches werden vom Basler Schwabe
Verlag herausgegeben. Die budgetierten Druckkosten für Band II sind bereits zum grössten
Teil gedeckt.
Erreichter Stand:
Die Forschungsstelle liess in den Jahren 2004–2006 von dem EDV-Spezialisten Hannes
Degen aus Basel ein Datenbanksystem entwickeln, das den verschiedenen Bedürfnissen der
Namenforschung gerecht wird und das die bisher genutzte einfache Access-Tabelle ersetzte.
Resultat ist eine mit dem Programm FileMaker erstellte, hoch funktionale relationale
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Datenbank, welche eine Vielzahl von Hilfsmitteln und Vereinfachungen für die
Datenerfassung, -verwaltung und -auswertung enthält. Insbesondere ermöglicht sie die
dezentrale Datenbearbeitung an theoretisch unbegrenzt vielen Computern und Laptops,
welche in einem einfach zu bedienenden Prozess mit der zentralen Serverdatei synchronisiert
werden können.
In diesem System sind derzeit 225'000 historische und aktuelle Belege für insgesamt rund
38'000 Orts- und Flurnamen, zu einem kleinen Teil auch Personennamen, erfasst, die aus
2289 Quellen zusammengetragen wurden (Urkunden, Urbare und Bereine, Karten und Pläne,
Grundbücher, Güterverzeichnisse und -dokumente unterschiedlicher Provenienz). Die
Dokumente wurden an folgenden Orten eingesehen und ausgezogen: Staatsarchive Solothurn,
Basel-Stadt, Basel-Landschaft, Aargau und Bern, Archiv des ehemaligen Bistums Basel in
Pruntrut (Fondation des Archives de l'ancien Evêché de Bâle), Generallandesarchiv
Karlsruhe, Zentralbibliothek Solothurn, Stadtarchive Olten und Liestal, Archiv des
Benediktinerklosters Beinwil-Mariastein, Gemeindearchive, Grundbuchamt Bezirk
Thierstein, Pfarrarchive, Kreisforstämter und Privatarchive. Für die lebenden Namen wurden
ausserdem Flurbegehungen in den Gemeinden mit alteingesessenen Gewährsleuten
unternommen und die Ergebnisse ebenfalls in die Datenbank integriert. Die Flurnamen lassen
sich auf rund 5'000 Schlagworte (die erläuterungsbedürftigen Bestandteile der Namen)
zurückführen.
Eine Publikationsliste mit den zahlreichen Veröffentlichungen von Mitgliedern der
Forschungsstelle findet sich im Anhang.
2.2.2.3. Basel-Stadt
Es gibt im Kanton Basel-Stadt bis anhin keine Orts- und Flurnamenforschungsstelle und
bisher existierten keine Pläne für ein historisches, wissenschaftliches Orts- und
Flurnamenbuch.
An Publikationen zum Thema sind greifbar:
o André SALVISBERG: Die Basler Strassennamen. Basel 1999.
o Paul ROTH: Die Strassennamen der Stadt Basel. Basel 1959.
o Paul SIEGFRIED: Basels Strassennamen. Basel 1921.
o Gaby BURGERMEISTER: Die Flurnamen der Gemeinde Bettingen 1995.
Die Arbeit von BURGERMEISTER zu Bettingen erfüllt wissenschaftliche Ansprüche und kann
in ein kantonales Namenbuch integriert werden. Sie enthält die 85 lebenden, d.h. bei älteren
Einwohnern noch bekannten Flurnamen mit gut dokumentierter Belegreihe, Realbefund und
phonetischer Transkription der lokalen Aussprache. Die verschwundenen Flurnamen sind
allerdings nur summarisch mit je einem Beleg aufgeführt und nicht aufgearbeitet (nicht
lokalisiert, nicht erklärt). Ausserdem gehen die Belege nicht vor das Jahr 1600 zurück, was,
wie Burgermeister selber betont, ein entscheidender Mangel für die Deutung vieler Namen ist.
Wie der Titel sagt, hat sich SALVISBERG auf die Strassennamen beschränkt. Alle
abgegangenen Flurnamen, die nicht in Strassennamen eingingen, fehlen also. Zudem ist die
Argumentation bei der Namendeutung vornehmlich historisch motiviert, was für
Strassennamen unbestritten ist. Jedoch wird der linguistische Aspekt, welcher bei der Deutung
der Namen oft entscheidend ist, vernachlässigt. Ein Orts- und Flurnamenbuch für die Stadt
Basel kann, bezüglich der Strassennamen, auf den Ergebnissen des Strassennamenbuches
aufbauen und dieses ergänzen.
Ausserdem existieren eine Reihe unpublizierter Vorarbeiten:
Vorarbeiten zu Riehen:
1) Von Gaby BURGERMEISTER eine Sammlung schriftlicher Belege auf ca. 600 Karteikarten
mit Auszügen v.a. aus den Bereinen der drei historischen Haupt-Güterbesitzer Domkapitel,
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Kloster St. Blasien und Kloster Wettingen, v.a. ab dem 16. Jh., und mit Notizen zu Geltung,
Bedeutung etc. der Namen. Es handelt sich um Vorarbeiten zu einer nicht abgeschlossenen
Dissertation über die Riehener Flurnamen (rund 700, davon rund 200 mündlich belegte).
Leider fehlen zu den Belegstellen die für eine allfällige Verifizierung unerlässlichen präzisen
Quellenangaben, so dass die konsultierten Archivalien nochmals exzerpiert werden müssen.
Es fehlen auffallenderweise auch Belege vor 1490, die aber mit Sicherheit für Riehen
existieren, sei es in älteren Bereinen oder Güterverzeichnissen, sei es in Urkunden.
Ausserdem wäre noch das erste Grundbuch, das um 1825 entstanden ist, systematisch
auszuziehen sowie die Belegsammlung im 19. und 20. Jh. zu vervollständigen.
2) Ebenfalls von Gaby BURGERMEISTER eine Sammlung mündlicher Belege, beruhend auf
Flurbegehungen und –besprechungen mit 5 Gewährspersonen im Jahr 1993, aufgearbeitet auf
A4-Blättern in einem Ordner, mit präziser Lokalisierung jedes Namens auf einem Ortsplan,
mit Transkription in eine phonetische Schrift und versehen mit Bemerkungen und
Beschreibungen. Dieser Teil der Vorarbeiten kann übernommen und digitalisiert werden.
3) Eine Seminararbeit ‚Die Flurnamen der Gemeinde Riehen’ von Beat VON WARTBURG.
Vorarbeiten zu Basel:
Dass auch innerhalb des heutigen Stadtbanns (und ausserhalb der historischen äusseren
Mauer) eine vielfältige und interessante Flurnamenlandschaft existierte, zeigen bspw. die
Karten aus dem 19. Jh., allen voran der Plan von Johann Heinrich Hofer aus den Jahren 1820
und 1822. Diese Vielfalt spiegelt sich zum Teil in den heutigen Strassennamen, aber nicht
nur. Viele Ortsbezeichnungen waren nur kurzlebig oder sind schon vor 1800 längst wieder
abgegangen. Sie sind aufgeführt in Güterverzeichnissen, Zinsrodeln, Verkaufsurkunden und
ähnlichen Dokumenten, die oft bis ins 15. und v.a. 16. Jh., bestenfalls bis ins hohe Mittelalter
zurückgehen.
Hansjörg HUCK, pensionierter BVB-Chauffeur und passionierter Namensammler, hat in den
Jahren 2004-2007 alle Stadtbasler Ortsbezeichnungen ausserhalb der ehemaligen
Stadtmauern, derer er habhaft werden konnte, gesammelt. Seine 21 Arbeiten, jede weit über
100 Seiten stark, sind im Staatsarchiv einzusehen. Es sind wertvolle Sammlungen an Text-,
Karten- und Bildmaterial aus dem Staatsarchiv Basel-Stadt, allerdings in okkasioneller
Zusammenstellung, ohne systematische Recherche in den Originalquellen, ohne Verifizierung
der Regesten-Belege am Original, ohne ausreichende Quellenangaben und ohne Beizug der
einschlägigen Nachschlagewerke und Wörterbücher für die Deutung der Namen. Zudem
unterscheidet der narrative Stil nicht zwischen Zitat und Eigentext, führt oft weit von den
Namen weg und vernachlässigt ihre Lokalisierung und Deutung. Kurz: Ein Orts- und
Flurnamenbuch mit wissenschaftlichen Ansprüchen können diese Sammlungen keineswegs
ersetzen. (Einer der Bände – Huck, Hansjörg: Vor dem St. Alban Tor. Flurnamen und
Ortsbezeichnungen. Basel, 2006 – kann auf www.ortsnamen.ch, Rubrik ‚Populäre Texte“ als
PDF heruntergeladen werden.)
2.2.3. Ein überkantonales Projekt
Die Idee, die Orts- und Flurnamenforschung in der Nordwestschweiz zusammenzuführen und
überkantonal zu betreiben, ist aus fachlicher, aus logistischer und aus finanzieller Perspektive
bedenkenswert.
Die heutigen Kantonsgrenzen zwischen Rhein und Aare zerteilen einen topologischgeographisch, besiedlungsgeschichtlich und dialektal recht einheitlichen Raum. Ohne die
kleinräumigen Eigenheiten und Spezifitäten negieren zu wollen – erinnert sei etwa an die
dialektale Sonderstellung der Stadt Basel, an die Sprachkontaktzone zum
französischsprachigen Jura entlang der Sprachgrenze oder an die Unterschiede zwischen dem
Flachland und den Gebirgsregionen – , kann von einer grossen Homogenität der
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Namenlandschaft gesprochen werden. Ein Grossteil der Flurnamen und der
erklärungsbedürftigen Etyma („Schlagwörter“) kommen in jedem der Kantone vor (geschätzte
60-70%). Da wissenschaftlich betriebene Namenkunde den Anspruch haben muss, fehlende
oder mangelhafte Erklärungen zu ergänzen, müssen für einen beträchtlichen Teil der im
Gebiet vorkommenden Flurnamen aufwändige Recherchen betrieben werden. Bisher wird
dieser Aufwand von jeder Forschungsstelle separat geleistet – nicht selten mit
unterschiedlichen Resultaten für identische Namen aufgrund der jeweils verschiedenen
Beleglage. Der Zusammenschluss der Datenbasis und der bisherigen Forschungsresultate
verspricht vom fachlichen Standpunkt aus betrachtet also nicht nur einen grossen SynergieEffekt, sondern auch eine breitere und damit verlässlichere Basis für die einzelnen
Deutungen. Dass damit gesamthaft gesehen auch die Zeithorizonte für die Fertigstellung der
einzelnen Namenbücher verkürzt und somit auch die finanziellen Anforderungen verringert
werden, versteht sich von selbst. Ein baselstädtisches Projekt bspw., das grundsätzlich von
vorne beginnen muss, kann mit einer Datenbank arbeiten, die in jahrelanger Entwicklung für
die spezifischen Zwecke der Namenforschung entstanden ist, hat einen wesentlichen
Bestandteil seiner Namen bereits gedeutet und kann vom Know-How erfahrener
Flurnamenforscher profitieren.
Die wichtigsten Stichwörter für die ‚Fusion’ zum „Orts- und Flurnamenbuch der
Nordwestschweiz“ sind demnach:
o Technische und konzeptionelle Harmonisierung der Datenbestände (Zeichensätze für
Sonderzeichen, Beleglänge und -auswahl, lexikographische Mikrostruktur bei der
Beschreibung der Schlag- und Stichworte)
o Gemeinsame Nutzung aller erhobenen Daten
o Austausch aller Forschungsergebnisse
Das Projekt „Namenbuch der Nordwestschweiz“ soll vom Deutschen Seminar der Universität
Basel aus geleitet werden. Die bestehenden Namenbücher arbeiten nach wissenschaftlichen
Grundsätzen und sollten deshalb auch universitär verankert sein. Zudem besteht dringender
Bedarf an qualifiziertem Nachwuchs in den Forschungsstellen, welcher durch die Integration
der Namenforschung in die universitäre Lehre und den möglichen Praxisbezug in den
Forschungsstellen gedeckt werden könnte. Nicht zuletzt eröffnen sich durch die universitäre
Anbindung möglicherweise neue Geldquellen für Drittmittel.
Eine Anmerkung: Das bestehende Nationalfonds-Projekt „Datenbank Schweizer
Namenbücher“ ist keine Dachorganisation der Schweizer Ortsnamenforschung im hier für die
Nordwestschweiz skizzierten Sinn, weil es keine Namenbücher erstellt, sondern lediglich die
Daten der aktiven und der beendeten Namenbuchprojekte sammelt, zugänglich macht und
langfristig konserviert. Mit dem Leiter dieses Projektes, Hans Bickel, besteht aber reger
Austausch über das mögliche Vorgehen und das Ausnutzen von Synergien.
2.3. Detaillierter Forschungsplan mit Angaben zu Forschungszielen, methodischem
Vorgehen, Datenlage bzw. Datengewinnung.
2.3.1. Forschungsplan Gesamtprojekt
Das Projekt wird aus drei selbständig funktionierenden Forschungsstellen unter einer
gemeinsamen Dachorganisation bestehen. Vor den einzelnen Forschungsplänen der drei
Büros folgen hier deshalb zunächst allgemeine Angaben zur gemeinsamen Dachorganisation:
Die Leitung des Gesamtprojekts liegt in den Händen von Prof. Dr. Annelies Häcki Buhofer,
Ordinaria für Linguistik am Deutschen Seminar der Universität Basel, operativ in
Zusammenarbeit mit den Leitern der einzelnen Forschungsstellen (Markus Ramseier (BL),
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Thomas Franz Schneider (SO), Markus Gasser (BS)). Eine Forschungskommission, die noch
zu besetzen ist, wird die Aufsicht über die Einhaltung der Zielvorgaben haben.
Durch die Verankerung in der Universität Basel erhält die Onomastik wieder mehr Raum in
der universitären Lehre. Hans Bickel und Markus Gasser führten in den vergangenen
Semestern je ein Seminar zum Thema durch. Im Frühjahrssemester 2008 werden Markus
Gasser und Thomas Franz Schneider ein Seminar „Praxis der Toponomastik“ geben, in
welchem den Teilnehmenden die praktische Arbeit in der Flurnamenforschung gelehrt wird.
Ein Fernziel der Veranstaltung liegt darin, für die Schweizer Namenforschung
Nachwuchskräfte zu gewinnen.
Als Drittmittelprojekt der Universität Basel gehen Buchhaltung und Logistik grundsätzlich
in die Hände der universitären Verwaltung über. Aus praktischen Gründen wird dies wohl nur
für das Basler Teilprojekt geschehen, während die existierenden Forschungsstellen ihre
funktionierende Administration beibehalten.
Personal: Die Arbeitsstellen in Solothurn und Pratteln arbeiten mit der bisherigen
Ausstattung weiter, wobei in beiden Büros mindestens je eine neue Arbeitskraft eingestellt
werden muss, um Abgänge zu kompensieren. Für ein Basler Büro müssen 200
Stellenprozente neu geschaffen werden, davon sind 150% am besten aus dem studentischen
Nachwuchs zu besetzen.
Zusammenführung der Daten: Eines der Hauptziele des organisatorischen
Zusammenschlusses im „Orts- und Flurnamenbuch der Nordwestschweiz“ ist der
unumschränkte gegenseitige Zugang zu Forschungsresultaten. Die beiden aktiven
Forschungsstellen arbeiten beide mit einer FileMaker-Datenbank, jedoch mit
unterschiedlichen Plattformen (MacIntosh in Pratteln, Windows in Solothurn). Ziel wäre
grundsätzlich die Zusammenführung aller Daten in einem einzigen, aus jetziger Sicht wohl in
dem in Solothurn entwickelten System, weil dieses über ein erprobtes Synchronisationssystem
für alle dezentral bearbeiteten Daten verfügt, das sich unter Umständen sogar über Internet
abwickeln lässt. Allerdings ist abzuklären, ob der Aufwand für die Fusion der Daten in einer
einzigen Datenbank zu rechtfertigen ist, oder ob es nicht einfacher ist, ein Metasystem zu
entwickeln, über welches die dezentral weitergeführten Datenbanken gemeinsam abgefragt
werden können.
Output: Für die Publikationen wird zwar ein einheitliches Erscheinungsbild angestrebt, die
einzelnen Bände sollen also in einer Reihe erscheinen, jedoch muss auf die unterschiedlichen
Vorstellungen der kantonalen Geldgeber Rücksicht genommen werden. Mit dem bereits
publizierten ersten und dem vor der Publikation stehenden zweiten Band des
„Solothurnischen Namenbuches“ sind hier bereits Entscheidungen bezüglich der
Buchgestaltung getroffen worden. Konzeptionell werden sich das Solothurner und das
Baselbieter Namenbuch wohl dadurch unterscheiden, dass das erste in Amteibänden
erscheint, also jeweils den gesamten Namenbestand einer Amtei enthalten wird, während das
zweite den gesamten Namenbestand des Kantons alphabetisch aufarbeitet, jeder Einzelband
also eine bestimmte Alphabetstrecke vollständig enthalten wird.
Finanzierungsplan: Es wird davon ausgegangen, dass der SNF sein bisher stets signalisiertes
Interesse an der Schweizer Namenforschung aufrecht erhält, d.h. die bestehenden Projekte im
bisherigen Rahmen weiterfinanziert und ein allfälliges Neuprojekt Basel-Stadt ebenfalls
mitfinanziert. Das Projekt „Namenbuch der Nordwestschweiz“ wird auf den 1. Oktober 2008
beantragt. Darin wird ein Globalbudget des für den Nationalfonds vorgesehenen Beitrags
erstellt, detailliert aufgeschlüsselt auf die einzelnen Teilprojekte. Jedes Teilprojekt beantragt
selbständig bei der Regierung des jeweiligen Kantons, bei Stiftungen und weiteren
Geldgebern Drittmittel.
Für die Verankerung in der Bevölkerung wäre die Schaffung eines Vereins sinnvoll, über
welchen Informationen zum Fortgang der Forschung regelmässig an die Mitglieder und an die
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interessierte Öffentlichkeit gelangen könnten. Entsprechende Vorarbeiten sind noch nicht
über den Stand des Besprechens hinausgelangt.
2.3.2. Forschungsplan Teilprojekt Baselland
Im historischen Bereich wird 2008 bis 2011 von der Aufarbeitung der historischen Quellen
zur Bearbeitung des gesammelten Materials übergegangen.
Nacherhebungen und Ergänzungen von Belegen werden im Staatsarchiv Basel-Stadt aus
Güterverzeichnissen (v.a. von Stadtklöstern), im Staatsarchiv Baselland aus Urkunden
gemacht (voraussichtlicher Abschluss: Mitte 2008). Die erhobenen Belege müssen gepflegt
und geprüft werden (Vereinheitlichung der Normalnamenschreibung, Überprüfung der
Quellenangaben, Jahresangaben und Gemeindezuordnungen, Selektion der im Namenbuch
erscheinenden Belegreihen, v.a. der ältesten und jüngsten Belege).
Deutung der Namen und Aufbau der Namenartikel nach einem festen Raster.
Die sprachwissenschaftliche Arbeit konzentriert sich bis Ende 2007 gänzlich auf die gemeindeweise Deutung der noch gebräuchlichen Orts-, Flur- und Strassennamen im
Rahmen der Publikation der letzten 22 Ortsmonographien. 2008 wird mit der Redaktion
der Artikel des auf zehn Bände angelegten Baselbieter Namenbuchs begonnen.
Vorgesehen ist, dass bis Mitte 2009 das Manuskript von Band 2 mit den Deutungen der
Orts- und Flurnamen mit dem Anfangsbuchstaben A–C vorliegt. Zudem werden parallel
Vorarbeiten zum Einführungsband 1 geleistet. In dieser Etappe soll sich auch zeigen, ob
allenfalls die Schlagworte in einem separaten Band zusammengestellt werden.
Aufgrund der weit vorangeschrittenen Quellenarbeit kann von einem Schlussbestand von
über 50 000 zu deutenden Namen ausgegangen werden. Die Zahl von Namen, die in der
Datensammlung bislang mindestens einmal erscheinen, liegt sogar einiges höher, doch ist
anzunehmen, dass viele Namen sich einem bestimmten Kernnamen zuordnen lassen und
vor allem untergliedernden Charakter haben (z. B. Schlatt, Nieder Schlatt, Hinter Schlatt,
Schlatthübel usw.).
Idealziel der technischen Verarbeitung ist die Herstellung eines Rohtexts, der sämtliche
relevanten Informationen aus den historischen Quellen und der Deutungsarbeit in der
richtigen alphabetischen Anordnung nach Schlagwörtern und Gemeinden in mindestens
90% bis 95% aller Fälle gewährleistet. Dieses Ziel scheint aufgrund des durchgeführten
Tests realistisch. Der danach zu leistende redaktionelle Aufwand darf aber keinesfalls
unterschätzt werden, da neben den erwähnten Arbeitsschritten noch eine Vielzahl weiterer
Ergänzungen dazukommen (zum Beispiel Fussnoten, Illustrationen, Fotos, Seitenzahlen,
Register usw.).
Finanzierungsplan:
Vorgesehen ist die Finanzierung je hälftig durch den SNF und durch die Regierung des
Kantons Basel-Landschaft (Lotteriefonds). Ein Gesuch an die Regierung um Übernahme des
bisher durch Spenden und Verkauf gedeckten jährlichen Betrages ist derzeit hängig.
2.3.3. Forschungsplan Teilprojekt Solothurn
Die allgemeine Zielsetzung des Projektes – die vollständige Erfassung der aktuellen und der
historischen Toponymie des Kantons Solothurn, ihre Bearbeitung unter
sprachwissenschaftlichen, historischen und geographischen Gesichtspunkten und ein
laufendes Vor- und zur Diskussion Stellen der Ergebnisse sowohl in wissenschaftlichen
Zeitschriften wie auch in Gemeindemonographien, vor allem aber in den zur Zeit entstehenden Teilbänden des ‘Solothurnischen Namenbuches’ – bleibt unverändert. Beibehalten wird
auch der wissenschaftliche Standard der Arbeit: die strenge Quellenkritik, die zeichengetreue
Transkription der Belege, die Absicherung der etymologischen Deutungen durch die
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Realprobe im Gelände, die Berücksichtigung der lokalen Mundart und die strikte Anwendung
der in Betracht zu ziehenden Sprachgesetze, wobei sicher zu Erschliessendes stets deutlich
von spekulativ Gewonnenem zu trennen ist.
Nach der Publikation von Band II werden die Arbeiten an Band III fortgesetzt. Dieser wird
alle Siedlungs- und Flurnamen der Stadt Solothurn und der 16 Gemeinden des Bezirks Lebern
enthalten.
Für diese Amtei sind bereits vielfältige Vorarbeiten gemacht worden:
– Insgesamt wurden bisher für die Amtei rund 400 Quellen exzerpiert, die 25'500 Belege
ergaben, welche sich auf 6'600 Normalnamen und 1'600 Lemmata (Schlagwörter) verteilen.
– Die Grundbücher von 1825/26 sind für sieben Gemeinden ausgezogen (Bettlach, Grenchen,
Günsberg, Lommiswil, Oberdorf, Rüttenen, Selzach), für 10 Gemeinden noch hängig (Balm
bei Günsberg, Bellach, Feldbrunnen-St. Niklaus, Flumenthal, Hubersdorf, Kammersrohr,
Langendorf, Niederwil, Riedholz, Solothurn).
– Bereits aufgenommen sind das Solothurner Urkundenbuch (Bde. 1–3), einzelne Urbare und
Bereine aus dem 16. Jh. (Flumenthal, Leberberg, Bernisch-Solothurnisches Urbar 1423),
einzelne Kopienbücher und Ratsmanuale, die Flurnamenverzeichnisse und die
Strassenverzeichnisse aus dem 20. Jh. von sämtlichen Gemeinden sowie eine Reihe von
Karten. Einige ergiebige Quellen, bspw. die Stiftsakten St. Urs sowie weitere Urbare,
müssen noch systematisch exzerpiert werden.
– Die Flurbegehungen samt Transkription mündlicher Belege und Aufnahme in die
Datenbank sind in vier Gemeinden abgeschlossen (Günsberg, Hubersdorf, Kammersrohr,
Niederwil), in weiteren sechs Gemeinden teilweise bearbeitet (Bettlach, Flumenthal,
Grenchen, Oberdorf, Rüttenen, Selzach), in den restlichen sieben Gemeinden ausstehend.
Ausführliche Lokalisierungen wurden ca. 800 gemacht.
– Von den rund 1'600 Lemmata sind rund 1’000 bereits jetzt erklärt und erläutert, da auch im
Schwarzbubenland vorkommend.
Diese Vorarbeiten in Rechnung stellend, sind wir optimistisch, diesen Band bis Ende 2009
vollenden zu können. Die Datenerhebung der schriftlichen Quellen ist allerdings schwer
einzuschätzen, insbesondere, weil für die Stadt Solothurn noch sehr wenig aufgenommen
wurde. Deshalb ist eine Verschiebung der Abgabe- und des Erscheinungstermins um ein
halbes Jahr nicht auszuschliessen (Erscheinen des Bandes im Sommer 2010).
Finanzierungsplan:
Vorgesehen ist eine Finanzierung je hälftig durch den SNF und durch Drittmittel vom Kanton,
von den Gemeinden und von Stiftungen.
2.3.4. Forschungsplan Teilprojekt Basel-Stadt
Das Baselstädtische Namenbuch soll, analog zu den existierenden und in Entstehung
begriffenen kantonalen Namenbüchern, alle lebenden und abgegangenen Ortsbezeichnungen
(Fluren, Geländeformationen, Gewässer, aber auch speziell benannte Objekte wie Häuser,
Anlagen oder Kanäle) enthalten. Die Strassennamen werden nur dann aufgenommen, wenn
sie entweder abgegangen sind (und damit bei Salvisberg: Die Basler Strassennamen nicht
aufgenommen oder nicht erklärt wurden) oder wenn sie sekundär aus einem Flurnamen
abgeleitet wurden (oder einen Flurnamen sekundär motivierten).
Zu diesem Zweck wird eine Belegsammlung für jeden Namen angelegt. Für die Speicherung,
Verwaltung und Bearbeitung aller Daten wird die von Forschungsstelle „Solothurnisches
Orts- und Flurnamenbuch“ entwickelte Datenbank verwendet. Diese Datenbank enthält nicht
nur jeden gefundenen Namenbeleg und seinen erweiterten schriftlichen Kontext, sondern auch
die Angabe der Quelle, aus welcher er ausgezogen wurde, ein Verzeichnis aller konsultierten
Quellen, die Angaben zur Lokalisierung und Beschreibung der benannten Flur sowie die
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Recherchen und Resultate zur Namendeutung – alle diese Angaben sind miteinander
verknüpft, so dass die Automatisierung der Bearbeitung als weit fortgeschritten bezeichnet
werden darf.
Bei den lebenden, d.h. Alteingesessenen noch bekannten Namen wird die lokale Aussprache
anlässlich einer Orts- oder Flurbegehung oder -besprechung eruiert, auf Tonträger
aufgenommen und anschliessend in einer phonetischen Schrift transkribiert. Dieser mündliche
Beleg wird Teil der gesamten Belegreihe des Namens.
Jede benannte Flur wird mittels Koordinaten und Höhenangabe präzise lokalisiert und mit
einer kurzen Beschreibung charakterisiert (Realbefund). Dies gilt, wo immer möglich, auch
für die abgegangenen Namen.
Um Belege für die lebenden und für die abgegangenen Namen zu eruieren, müssen
Archivdokumente exzerpiert werden. Das Anlegen einer solchen historischen Belegsammlung
macht, dies zeigen die Erfahrungen der benachbarten Projekte, den grössten Aufwand bei der
Erarbeitung eines Orts- und Flurnamenbuches aus. Die Situation in Basel ist insofern speziell,
als die Kantonsgrenzen erst seit der Kantonstrennung (1833) existieren. Das Land im näheren
Umfeld Basels gehörte vor 1800 in der Regel Grundbesitzern aus der Stadt – Klöstern,
Adligen, Zünften, Stadtbürgern, Spitälern und Armenhäusern. Ältere Namenbelege müssen
also erstens aus den vielfältigen und verzettelten Güterverzeichnissen, Urbaren, Bereinen,
Käufen und Verkäufen und sonstigen den Grundbesitz betreffenden Urkunden herausgesucht,
zweitens möglichst präzise lokalisiert werden, bevor entschieden werden kann, ob die damit
bezeichneten Güter auf heutigem Stadtgebiet lagen oder nicht. So enthält bspw. das Urbar und
Berainbuch des Klosters Gnadental von anno 1540 auf rund 10 Seiten Einträge zum
Kleinbasel („Bereinigung inn der kleinen statt Basell“) und auch Einträge auf dem
Bruderholz, bei denen in Detailarbeit herausgefunden werden muss, wo sie lagen.
Ausser dem Versuch, ein historisch möglichst weit zurückreichendes, flächendeckendes Bild
der städtischen Namenlandschaft zu erhalten, wird für jeden Namen eine möglichst
lückenlose Belegreihe bis in die Gegenwart angestrebt, wofür v.a. die Einträge in den
historischen Grundbüchern aus dem 19. und 20. Jh. herangezogen werden können.
Die Deutung der Namen wird nach den bereits mehrfach genannten wissenschaftlichen
Prinzipien und mittels der erwähnten Hilfsmittel vorgenommen, wobei die oft mühselige
Kleinarbeit der Deutung durch die Ergebnisse der Partner-Forschungsstellen deutlich
abgekürzt werden kann.
Die Buchpublikationen sollen sich in Erscheinungsbild und Informationsdichte an den ersten
veröffentlichten Bänden der Solothurner Forschungsstelle orientieren. Ziel ist es, in der
beantragten ersten Beitragsperiode (2008-2011) den ersten von drei Bänden des
Baselstädtischen Orts- und Flurnamenbuches präsentieren zu können.
Finanzierungsplan:
Vorgesehen ist die Finanzierung je hälftig durch den SNF und durch Drittmittel vom Kanton
bzw. von der Stadt, von der Gemeinde Riehen und von Stiftungen. Bis Mitte September
wurden diesbezüglich Kontakte geknüpft mit der Stadt Basel, mit der Gemeinde Riehen, mit
der Universität Basel, mit der Christoph Merian Stiftung und mit der Freiwilligen
Akademischen Gesellschaft. Weitere potentielle Geldgeber werden in den kommenden
Wochen kontaktiert (GGG, La Roche-Stiftung, Max Geldner-Stiftung). Positive Signale
hinsichtlich der Sprechung von Forschungsgeldern kommen von der Stadt Basel (Walter
Oswald, Kantonsgeometer und Präsident der kantonalen Nomenklaturkommission), von der
Christoph Merian Stiftung CMS (Verlagsleiter Beat von Wartburg) und, mit aller Vorsicht,
von der Gemeinde Riehen (Gemeindepräsident Willi Fischer). Die CMS kann bereits heute
einen namhaften Betrag und die Universität ‚virtuelles Geld’ in Form von Büroräumen und ausstattung sowie Abwicklung der Buchhaltung in Aussicht stellen. Nach mündlicher
Absprache mit den betroffenen Stellen werden zugleich mit diesem Gesuch an den SNF auch
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Anträge an die Regierung von Basel-Stadt (200'000 SFr), an die CMS (150'000 SFr), an die
Gemeinde Riehen (90'000 SFr) und an die Universität (keine Geldmittel) gehen, später auch
an die genannten weiteren Stiftungen (insgesamt 100'000 SFr). Auch wenn die meisten
potentiellen Geldgeber in Basel-Stadt den Entscheid des SNF abwarten werden, kann zum
jetzigen Zeitpunkt die geplante Forschungsstelle als realisierbar bezeichnet werden, indem
sich eine breit abgestützte Trägerschaft für das Projekt abzeichnet.
2.4. Zeitplan und Etappenziele für das Gesamtprojekt.
Milestones des Projektes „Orts- und Flurnamenbuch der Nordwestschweiz“ sind die
Publikationen von Teilbänden in einem je eigens bestimmten Rhythmus.
Die Finanzierungsgesuche für das gesamte Projekt „Namenbuch der Nordwestschweiz“
werden auf den 1. Oktober 2007 eingereicht, der Start des Projektes ist vorgesehen für den 1.
Oktober 2008. Der Fortbestand der Forschungsstellen in Solothurn und Pratteln ist bis zu
diesem Zeitpunkt finanziell gesichert. Als Arbeitsbeginn für die Forschungsstelle
„Baselstädtisches Namenbuch“ ist ebenfalls der 1. Oktober 2008 vorgesehen.
Teilprojekt Baselland:
Erarbeitung der 10 Teilbände von 2008-2015.
Manuskript von Band 2 mit den Deutungen der Orts- und Flurnamen mit dem
Anfangsbuchstaben A–C bis Mitte 2009
Parallel dazu werden Vorarbeiten zum Einführungsband 1 geleistet.
Danach Publikation der restlichen 9 Teilbände wenn möglich im Halbjahresrhythmus (Ziel
wäre es, die Verantwortung für Teilbände an einzelne Mitarbeitende, am besten an
DoktorandInnen, zu delegieren, so dass auch mehr als 1 Teilband pro Vernissage
veröffentlicht werden kann).
Teilprojekt Solothurn:
Erarbeitung der 4 Teilbände von 2008-2018.
Serielle Erarbeitung je eines der 4 ausstehenden Amteibände in Schritten von 2-3 Jahren.
Band III: Die Flurnamen der Amtei Solothurn-Lebern
Band IV – VI zu den Siedlungs- und Flurnamen der Amteien Olten-Gösgen, Thal-Gäu und
Bucheggberg-Wasseramt.
In Anbetracht der Vorarbeiten sollte es möglich sein, in jeweils zwei- bis dreijähriger
Forschungsarbeit die Belege zu jeder Amtei ergänzen und die Namen aufarbeiten zu können,
wobei eine zunehmende Beschleunigung durch die sich stets akkumulierenden Vorarbeiten
und durch den zu erwartenden Austausch mit den Forschungsstellen in Baselland und BaselStadt für jeden Folgeband angenommen werden darf.
Teilprojekt Basel-Stadt:
Aufbau der Datenbank und zugleich serielle Erarbeitung der drei Teilbände 2008-2014:
Band I: Riehen und Bettingen (nach 3 Jahren)
Band II: Kleinbasel und Kleinhüningen (nach 5 Jahren)
Band III: Grossbasel (nach 6 Jahren)
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2.5. Bedeutung der geplanten Arbeit, für die Fachwelt und allfällige andere Nutzniesser.
Eventuell Angabe des Umsetzungspotenzials in Bezug auf Politik, Wirtschaft,
Industrie oder Verwaltung. Beschreibung der entsprechenden Massnahmen.
In vielen Kantonen der Schweiz sind Forschungsstellen aktiv, Orts- und Flurnamenbücher im
Entstehen begriffen oder bereits abgeschlossen. Die Bedeutung dieser Sammlungen wird
heute allgemein anerkannt, wenn auch die Finanzierung der einzelnen Projekte immer wieder
neu, und nicht in jedem Fall erfolgreich, beantragt werden muss.
Namen gehören zu den Kulturgütern einer Region wie die Kunst- oder Naturdenkmäler. Den
veränderten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen seit Mitte des 20.
Jhs. (Güterzusammenlegungen, flächendeckende Überbauungen, Rückgang der
landwirtschaftlich genutzten Fläche bzw. ihre Konzentration auf wenige landwirtschaftliche
Betriebe, Nutzung der Natur für Sport und Freizeit) steht das offenkundige Interesse der
Bevölkerung an althergebrachten Namen und ihrer Geschichte entgegen. Diese Situation stellt
an die Namenkunde die Forderung nach Inventarisierung des über Jahrhunderte gewachsenen,
nun schwindenden toponymischen Systems. Damit wird dem verbreiteten Bedürfnis nach
Sicherung des bereits historisch gewordenen Namengutes Rechnung getragen und gleichzeitig
Grundlagenforschung für wissenschaftliche Nachbardisziplinen wie Dialektologie,
Siedlungsgeschichte, Wirtschaftsgeschichte, Rechtsgeschichte oder historische Klimatologie
betrieben.
Konkret liegt die Bedeutung der geplanten Arbeit in der
– Inventarisierung des Namengutes des grössten Teiles der deutschsprachigen
Nordwestschweiz (Kantons Solothurn, Kanton Basel-Landschaft, Kanton Basel-Stadt)
durch Grundlagenforschung: Sammlung historischer und aktueller Belegreihen;
Lokalisierung der Namen; Namenerläuterung,
– Einbettung dieser Grundlagenforschung in den sowohl schweizerischen wie auch
internationalen Kontext (das Projekt «Datenbank Schweizer Namenbücher» verfolgt das
Ziel, die kantonalen und regionalen Projekte dereinst zusammenzuführen, wodurch
deutlich verbesserte Grundlagen für namenkundliche und siedlungsgeschichtliche
Zusammenhänge geschaffen werden).
Das Namenbuch der Nordwestschweiz enthält einige richtungsweisende Vorzüge
gegenüber bisherigen Namenbuchkonzepten:
• Die Strassennamen werden systematisch einbezogen und gedeutet.
• Jüngere Quellentypen (Ortspläne auf dem Internet, aktuelle Nomenklaturpläne,
mündliche Belege aus Flurbegehungen) werden massgeblich berücksichtigt, um die
Dynamik der Entwicklung der Namenlandschaft in den beiden vergangenen
Jahrhunderten aufzuzeigen (zu denen die LeserInnen den direktesten Bezug haben).
• Die Artikel werden in einer Sprache verfasst, die wissenschaftlich genau, aber auch für
Laien verständlich und attraktiv ist. Da es sich um Lexika handelt, werden die
Namenbücher nicht narrativ sein, dafür den Vorteil der Vollständigkeit und, im Rahmen
dieses Publikationstyps gesehen, leichten Zugänglichkeit der Informationen haben.
• Die Deutung beschränkt sich nicht auf das Erarbeiten der Wortbestandteile und Namenbedeutung, sondern nimmt auf dieser Grundlage eine Einbettung in den geographischen
und siedlungsgeschichtlichen Zusammenhang vor, die auch Anekdotisches und
Volksetymologisches einschliesst.
Die Namensammlung der Nordwestschweiz kann nur dann die ihr gebührende Beachtung
finden, wenn sie sowohl der Fachwelt als auch der Bevölkerung durch gedruckte und /
oder elektronische Publikationen zugänglich ist. Vorgesehen ist, abgesehen von den
Printveröffentlichungen, eine Präsentation des gesamten Materials auf dem Internet – also
auch jener Teile, die aus Platzgründen nicht ins Buch übernommen werden können, wie
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z.B. die umfassenden historischen Belegreihen. Ansätze zu einer solchen
Veröffentlichung von Daten sind bereits heute über das Sammelportal www.ortsnamen.ch
einsehbar.
Der Heimatkundeunterricht in der Volksschule und die Deutung der Ortsnamen erhalten
zudem in den nordwestschweizerischen Gemeinden eine wissenschaftliche Basis jenseits
von Spekulationen und Namensagen, von denen noch viele heutige Heimatkunden
geprägt sind.
Das Interesse breiter Bevölkerungskreise an Flurnamen ist gross und die bestehenden
Projekte in Solothurn und Baselland sind in der Bevölkerung gut verankert.
Das langfristige Projekt eines kantonalen Namenbuchs bietet Gewähr für eine
systematische, umfassende und abgeschlossene Sammlung und Darstellung der
Örtlichkeitsnamen des jeweiligen Kantons. Auf diese Weise kann ein Quellenwerk
entstehen, das sowohl für die Geisteswissenschaft mit ihren verschiedenen Disziplinen
allgemein, wie für die Sprachwissenschaft im Speziellen von grossem Nutzen und im
Bereich der Namenforschung beispielhaft ist.
Das Nordwestschweizer Namenbuch ist darüber hinaus die erste Initiative, welche zum
Ziel hat, die Vereinzelung der Namenforschung in der Schweiz zu durchbrechen und die
Zusammenarbeit zwischen den Forschungsstellen zu systematisieren. Bereits heute ist der
Austausch der Solothurner Forschungsstelle mit der Forschungsstelle ‚Berner
Ortsnamenbuch’ und mit der Forschungsstelle ‚Baselbieter Ortsnamenbuch’ sehr intensiv:
Daten und Forschungsergebnisse werden, unter Einhaltung der wissenschaftlichen
Redlichkeit, d.h. der jeweiligen Angabe der Urheberschaft einer Deutung, ausgetauscht.
Damit ermöglicht die beantragte übergreifende Organisation die Einbettung der
kantonalen Forschungen sowohl in die übernationalen Zusammenhänge der Region am
Oberrhein, die siedlungsgeschichtlich von grosser Bedeutung ist, als auch in den
gesamtschweizerischen und gesamten deutschsprachigen Rahmen. Das Projekt ist deshalb
ein überaus wünschbarer Schritt auf dem Weg der Standardisierung der Schweizer
Namenforschung, ihrer Methoden und Techniken. Erst die Zusammenfassung der
kantonalen Einzelergebnisse ermöglicht eine Gesamtschau über die schweizerische
Namenlandschaft und damit ihre Deutung und Einordnung in grösseren
Zusammenhängen.
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