Argentinien (spanisch Argentina) ist eine Republik im Süden

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Argentinien (spanisch Argentina) ist eine Republik im Süden Südamerikas, dem
Südkegel. Es ist der achtgrößte Staat der Erde und der zweitgrößte des Kontinents.
Wegen seiner großen Nord-Süd-Ausdehnung hat das Land Anteil an zahlreichen Klimaund Vegetationszonen. Der Name kommt vom lateinischen Wort für Silber – argentum
– und liefert einen Hinweis darauf, welche Schätze die Eroberer auf seinem Territorium
zu finden glaubten. Bis zu seiner Unabhängigkeit 1816 war es Teil des spanischen
Kolonialreiches.
Geographie
Argentinien hat eine Fläche von 2,78 Millionen Quadratkilometern und ist damit der
zweitgrößte Staat Südamerikas. Seine Fläche entspricht 65 Prozent der gesamten EU. Die
Ausdehnung von Norden nach Süden beträgt 3.694 km, die von Westen nach Osten an der
breitesten Stelle circa 1.423 km. Es grenzt im Osten an den Atlantischen Ozean, im Westen an
Chile, im Norden an Bolivien und Paraguay, im Nordosten an Brasilien und Uruguay.
Argentinien erstreckt sich über 3.700 km von Nord nach Süd; die größte Ausdehnung in
West-Ost-Richtung beträgt 1.570 km. Die Westgrenze wird durch die nur wenig bewaldeten
Anden gebildet, die einige der höchsten Erhebungen Amerikas erreichen (Tupungato 6.635,
Bonete 6.759, Mercedario 6.770, Monte Pissis 6.882 und Aconcagua 6.959 m (höchster Berg
des Kontinents)). Südlich des Aconcagua fällt das Gebirge am Cumbre Pas auf 3.760 m ab,
wo durch einen Tunnel in 3.189 m Höhe eine Eisenbahnlinie Argentinien mit Chile verbindet.
Im Süden ist das Gebirge rund 2.500 m hoch. Von der Kordillere nach Osten verläuft das
Land durch zahlreiche Vorgebirge in die weite Steppenebene der baumlosen Pampa. Diese
erstreckt sich im Norden durch eine Zone trockener Steppen und Wüsten bis in den
subtropischen Gran Chaco und das wald- und regenreiche Gebiet zwischen den zwei
Hauptströmen Paraná und Uruguay und schließlich bis an die Vorgebirge des brasilianischen
Berglandes im Nordosten. Im Süden geht die Pampa in das trockene Tafelbergland
Patagoniens über (300 bis 600 m), das stufenförmig zur Ostküste abfällt. Die gesamte
atlantische Küste ist über 4.000 km lang.
Klima
Vom Hauptniederschlagsgebiet (2007: bis 2.153 mm/Jahr) im NO nimmt die Trockenheit zu
den Anden hin, im Westen und nach Patagonien zu. Ein zweites Trockengebiet liegt im Windund Regenschatten der Anden im Süden des Landes (z. T. unter 200 mm/Jahr); Feuerland ist
hingegen reich an Niederschlägen. Die Jahresdurchschnittstemperaturen liegen zwischen 6°C
(Ushuaia) und 22°C (Posadas). Kalte Südwestwinde bringen der Pampa starke
Temperaturschwankungen.
Umwelt
Die verschiedenen Regionen des Landes haben mit unterschiedlichen Umweltproblemen zu
tun: Luft-/Wasserverschmutzung, Abholzung der Wälder und Überweidung sind wichtige
Themen. Auch der Anbau von (Gen-)Soja in riesigen Monokulturen, wodurch dem Boden alle
Mineralien entzogen werden, und der starke Einsatz von Herbiziden ist problematisch. In den
Großstädten überwiegen Müll- und Verkehrsprobleme. Andererseits ist Argentinien ein
weltweit führendes Land bei der freiwilligen Einhaltung der Ziele zur Senkung des CO2Ausstoßes.
Bevölkerung
Von der Volkszählung 2001 bis zur Volkszählung 2010 nahm die Bevölkerung von
36.260.130 Einwohnern nach vorl. Angaben um 3,83 Mio. auf 40.091.359 Einwohner zu
Unter Juan Domingo Perón begann Argentinien seinen Charakter als klassisches
Einwanderungsland, in das einst Millionen Menschen v. a. aus Spanien und Italien kamen, zu
ändern. Nach dem Ende der Militärdiktatur 1983 kehrten einige Zehntausend der auf bis zu
80.000 geschätzten politischen Flüchtlinge zurück. 1992 wurden etwa 300.000 illegale
Einwanderer, vor allem aus den Nachbarländern, legalisiert. In den Jahren nach der
Wirtschaftskrise 2001/02 sollen rd. 300.000 Menschen, viele europäischer Abstammung, das
Land verlassen haben.
Ethnien
Über 90 % der Bevölkerung sind Weiße, meist italienischer oder spanischer Abstammung.
Die Zahl der ansässigen Deutschen (deutsche Staatsangehörige mit Pass) wird mit rd. 50.000
angegeben, davon 30.000 Doppelstaatler (Stand: Februar 2011); ca. 1 Mio. weitere
Deutschstämmige, u. a. Wolgadeutsche. Der Anteil der Mestizen soll etwa 5 % betragen. In
einem Sonderzensus 2004/05 gaben 600.329 Einwohner an, indigener Abstammung zu sein.
Sprachen
Amts- und Umgangssprache ist Spanisch (castellano) . Zu den noch gesprochenen indigenen
Sprachen gehören Mapudungun (Mapuche in Patagonien), Guaraní (Nordosten), Quechua
(Nordwesten) und Mataco (Chaco).
Religion
Rund 90 % der Bevölkerung bekennen sich zur röm.-kath. Kirche, die vom Staat gefördert
wird. Es herrscht gesetzliche Glaubensfreiheit. Die kath. Kirche Argentiniens besteht aus 14
Erzdiözesen und 50 Diözesen. Die protest. Kirchen haben nur geringe Mitgliederzahlen (etwa
2 % der Bevölkerung). Die jüdische Gemeinde ist mit rd. 230.000 Mitgliedern die größte
Lateinamerikas und gilt weltweit nach New York als die zweitgrößte außerhalb Israels. Das
National Institute against Discrimination, Xenophobia and Racism (INADI) kam 2007/2008
zu folgenden Schätzwerten: Katholiken 76 %, Agnostiker/Atheisten 12 %, Protestanten 6 %,
Juden 1 %, Zeugen Jehovahs 1 %; andere Religionsgemeinschaften über 2,5 %, ohne
Religionszugehörigkeit 1,2 %.
Soziales
Auf dem Human Development Index (HDI) 2010 von UNDP erreichte Argentinien mit einem
Wert von 0,775 den 46. Platz von insgesamt 169 Staaten. 12,0 % der städt. Bevölkerung
befanden sich 2010 nach offiziellen Angaben unter der Armutsgrenze. Die kath. Kirche und
zahlreiche NGOs schätzen die Armutsrate allerdings auf ca. 23 %. Hauptursache der
Differenzen ist die starke Abweichung im Wert des Grundbedarfswarenkorbs als Folge der
Unterschiede in der Inflationsberechnung.
Sozialversicherung
Arbeitnehmer genießen traditionell weitgehenden Schutz. Dazu gehören
Arbeitszeitregelungen, Verbot von Kinderarbeit, Kündigungsschutz und die
Gleichberechtigung der Frau im Beruf. Die Arbeitgeber sind gesetzlich verpflichtet, eine
Unfall- und Lebensversicherung für ihre Beschäftigten abzuschließen. Arbeitnehmer müssen
11 % des Lohnes an eine Rentenkasse abführen und eine öffentliche oder private
Krankenversicherung abschließen. Dadurch erhalten sie Anspruch auf eine kostenfreie
medizinische Basisversorgung. Zum 1. Jan. 2009 wurden die 1994 eingeführten privaten
Pensionsfonds verstaatlicht.
Gesundheitswesen
Das Gesundheitssystem ist in Argentinien besser ausgebaut als in vielen anderen Ländern
Lateinamerikas; im landesweiten Durchschnitt ist die medizinische Versorgung der
Bevölkerung ausreichend. Es besteht allerdings ein starkes Stadt-Land-Gefälle. Weite Teile
des Landesinneren sind ggü. der Metropole Buenos Aires deutlich unterversorgt. 2004 (keine
aktuelleren Angaben verfügbar) gab es in landesweit 8.000 öffentl. Krankenhäusern
insgesamt rd. 78.000 verfügbare Betten (davon fast die Hälfte in der Hauptstadt und der
Provinz Buenos Aires). Pro 10.000 Einw. gab es statistisch 32,1 Ärzte, 9,3 Zahnärzte und 1,1
Nach Angaben des Human Development Report 2009 haben 96 % der Bevölkerung Zugang
zu sauberem Trinkwasser. Zu den Haupttodesursachen zählen Kreislauf- und
Atemwegserkrankungen sowie Tumore.
Wirtschaftslage
Argentinien ist die wichtigste Volkswirtschaft des spanischsprachigen Südamerikas und liegt
innerhalb Lateinamerikas nach Brasilien und Mexiko auf dem dritten Rang. Die negativen
Auswirkungen der internationalen Wirtschafts- und Finanzkrise ab Ende 2008 waren in
Argentinien weniger stark ausgeprägt als in den meisten Industrieländern. Nach relativ hohen
Wachstumsraten des BIP in den Jahren nach der verheerenden Wirtschaftskrise 2001/02
(meist über 8 %) lag das Wachstum 2009 bei 0,8 %. 2010 und 2011 erlebte Argentiniens
Wirtschaft nicht zuletzt getragen durch eine hohe Inlandsnachfrage mit einem Plus von 9,2 %
bzw. 8,9 % einen deutlichen Aufschwung. Ein wichtiger Motor des Wachstums war die stark
wachsende Kfz-Branche. Nachfrageimpulse aus dem boomenden Nachbarland Brasilien, dem
wichtigsten Handelspartner Argentiniens, sorgten für einen kräftigen Auftrieb nicht nur in der
Kfz-Industrie, sondern auch in anderen Sektoren wie Metall, Textil, Nahrungsmittel, Chemie,
Kunststoff und Kautschuk.
Die expansive Fiskalpolitik der Regierung und die stark steigenden Ausgaben der öffentlichen
Hand im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen 2011 kurbelten die Konjunktur zusätzlich an.
2012 hat sich das Wachstum allerdings deutlich verringert (IMF-Prognose: +2,6 %). U. a. die
Aussicht auf eine Rekordernte nach den dürrebedingten Einbußen des Erntejahres 2011/12
ließen für 2013 einen günstigeren Konjunkturverlauf erwarten. Zudem muss die Regierung
2013/14 deutlich weniger Devisen für den Schuldendienst aufbringen.
Schätzungen gehen von einer realen Inflationsrate von ca. 25 % aus. Aufgrund von Inflation,
der staatlich verordneten Beschränkung von Dollarkäufen, Korruption und maroder
Infrastruktur kam es im Verlauf des Jahres 2012 auch wieder vermehrt zu Massenprotesten
gegen die Wirtschaftspolitik der Regierung. Am 20. Nov. 2012 fand der erste Generalstreik in
der Amtszeit von Präsidentin Kirchner statt, der sich vor allem gegen deren Steuerpolitik
richtete.
Die argentinische Industrie hat aufgrund stark gestiegener Lohnstückkosten bei gleichzeitig
relativ stabilem Wechselkurs international an Wettbewerbsfähigkeit verloren. Die Regierung
reagiert darauf mit zunehmendem Protektionismus und bekennt sich ausdrücklich zum Ziel,
Industriegüterimporte soweit wie möglich durch nationale Produkte zu substituieren. Auch
Privatisierungen aus den 1990er Jahren wurden rückgängig gemacht.
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