Heilkräuter

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Seite aus: Prisma Biologie 1, ISBN: 3-12-028473-4
Autor: Friedlind Porten
Grafiken: Jörg Mair, Herrsching
www.klett-verlag.de
Heilkräuter sammeln und verarbeiten
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Klassenstufe: 5/6
„Kaffee-Schraubgläsern“ oder Ähnlichem. Zur
länge-
Schwerpunkt: Pflanzen (Artenkenntnis)
Voraussetzungen: Grundkenntnisse der
Pflanzenbestimmung; Begriff „Pflanzenfamilie“
Sachinformation
Vorbereitung
Schülerinnen und Schüler sollten den
allgemeinen Aufbau einer Pflanze kennen und
bereits über etwas Übung im Umgang mit einem
Pflanzenbestimmungsbuch verfügen. Gut wäre
es, wenn sie schon einige Pflanzenfamilien mit
ihren speziellen Merkmalen kennen gelernt
hätten.
Zum Sammeln und Bestimmen der Heilkräuter
werden – neben den Arbeitsblättern – folgende
Materialien benötigt: Bestimmungsbücher, Lupen,
kleine Scheren und Sammelkörbe (notfalls
Leinentaschen). Durch eine Vorerkundung lässt
sich sicherstellen, dass die gesuchten Pflanzen
auf der Exkursionsstrecke auch zu finden sind.
Pflanzen sammeln
Für das Sammeln von Heilkräutern gibt es einige
Regeln:
Sammelzeit: Juni / Juli (zum Teil noch im August),
möglichst an warmen, trockenen Tagen morgens
nach dem Abtrocknen des Taues. Dann sind die
vorgestellten Pflanzenarten in Blüte und der
Wirkstoffgehalt ist am größten.
Sammelort: Stark begangene oder verschmutzte
Standorte sollte man meiden! Pflanzen von einem
guten Standort müssen nicht unbedingt
gewaschen werden. Es sollten nie alle Pflanzen
eines Standortes abgepflückt werden. Außerdem
sollte man grundsätzlich nur die benötigten
Pflanzenteile ernten (nicht mit den Wurzeln
ausreißen!). Vor Ort werden die Pflanzen sofort
auf Kleintiere untersucht, die gegebenenfalls
abgesammelt werden müssen. Anschließend
kommen die Pflanzen ins Sammelkörbchen, wo
sie luftig und unzerdrückt transportiert werden
können. Zuhause, evtl. noch nachmittags in der
Schule, werden sie sofort zum Trocknen
vorbereitet.
Pflanzen trocknen und aufbewahren
Das Trocknen der Pflanzen muss schnell und
zugleich so schonend wie möglich erfolgen.
Kleine Mengen können an einem schattigen Ort
auf sauberen Tüchern ausgebreitet werden.
Ansonsten werden die Pflanzen in Büscheln
kopfüber schattig und luftig aufgehängt. Das
könnte z. B. in einem Klassenzimmer sein, in dem
zumindest tagsüber die Fenster geöffnet sind.
Notfalls können die Pflanzen auch bei maximal 40
bis 50 °C in den Trockenschrank gelegt werden.
Dauert das Trocknen zu lange, so schimmeln die
Pflanzen. Wenn die Kräuter wie trockenes Laub
rascheln, sind sie gebrauchsfertig.
Aufbewahren lassen sie sich – von den Stängeln
abgezupft, aber nicht zu sehr zerkleinert – in dicht
schließenden Blechdosen, gut gereinigten
ren Lagerung werden die Kräuter sortenrein
bevorratet, Teemischungen werden in kleineren
Mengen abgefüllt.
Teezubereitung
Pro Tasse rechnet man so viel getrocknete Kräuter, wie man zwischen drei Fingern fassen kann.
In eine größere Teekanne nimmt man ca. zwei
gehäufte Esslöffel voll. Bevor man sie mit dem
kochenden Wasser überbrüht, werden die grob
zerkleinerten Kräuter mit den Fingern noch etwas
stärker zerrieben. Zum Aufbrühen benutzt man
ein geräumiges Teesieb oder gießt lose in der
Kanne auf und filtert beim Einschenken erst ab.
Auf jeden Fall sollten Kanne oder Tasse, während
der Tee zieht, bedeckt sein, da sich ätherische
Öle sonst zum Teil mit dem Wasserdampf
verflüchtigen.
Didaktisch-methodische Hinweise
Ist es denn nützlich, Pflanzen zu kennen? Diese
Frage stellt sich im Unterrichtsalltag häufig gar
nicht, da die Botanik angesichts der Fülle des
Lehrplans nur allzu oft auf der Strecke bleibt.
Aber: Artenkenntnis ist die Grundlage des
Artenschutzes! Dies gilt selbstverständlich nicht
nur für die Tierwelt. Außerdem wird ein gewisser
Grundstock an Pflanzenkenntnis spätestens dann
gebraucht, wenn im Unterricht ökologische
Zusammenhänge vermittelt werden sollen. Es
wäre wünschenswert, wenn Schülerinnen und
Schüler sich dann an die eine oder andere
Pflanzenart erinnern könnten.
Ein sehr augenfälliger Nutzen der
Pflanzenkenntnis lässt sich mit dem Thema
„Heilkräuter“ deutlich machen. Diese können z. B.
bei einer Exkursion im Frühsommer gegen Ende
des Schuljahres gesammelt werden. Eventuell
lässt sich die Einheit sogar im Projektunterricht
durch Herstellung und Verkauf von „HeilkräuterProdukten“ ergänzen. Weitere Rezepte dazu sind
auf Seite 17 angegeben. Verzichtet man auf die
Arbeit im Gelände und lässt die Pflanzen
ausschließlich im Klassenzimmer bestimmen,
gehen wichtige Aspekte verloren, z. B. der des
Unterscheidens der Heilkräuter von anderen,
ähnlichen Pflanzen.
Literaturhinweise
AICHELE, D., GOLTE-BECHTLE, M.: Das neue „Was
blüht denn da?“. Verlag Franckh-Kosmos,
Stuttgart 1997
BERGAU, MÜLLER u. a.: Streifzüge durch Dorf und
Stadt. Bestimmungsbuch Pflanzen. Ernst Klett
Verlag, Stuttgart 2000
FITTER, FITTER, BLAMEY: Pareys Blumenbuch.
Verlag Paul Parey, Hamburg 2000
MAYER, E.: Wildfrüchte, -gemüse, -kräuter.
Leopold Stocker Verlag, Graz 1999
© Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser editierbaren Druckvorlage ist die Vervielfältigung und Veränderung für den eigenen
Unterrichtsgebrauch gestattet. Für Veränderungen durch Dritte übernimmt der Verlag keine Verantwortung.
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PAHLOW , M.
(Apotheker): Das
große Buch der
Heilpflanzen.
Genehmigte
Lizensausgabe f.
Weltbild Verlag
GmbH, Augsburg
2000 by Gräfe u.
Unzer Verlag
GmbH, München
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Das Gänse-Fingerkraut
Mai – August
Rosengewächse
Das Gänse-Fingerkraut wächst niederliegend und
bildet bis zu 1 m lange Ausläufer. Es blüht gelb.
Seine Blätter sind aus 10 bis 20 gegenständigen
Fiederblättchen zusammengesetzt, die auf der
Unterseite silbrig weiß behaart sind. Form und
Aussehen der Blätter helfen bei der sicheren
Unterscheidung von anderen Fingerkräutern!
Das Gänse-Fingerkraut wächst gerne auf feuchten
Böden; du kannst es in Gräben, auf Wiesen, an
Wegrändern auf Äckern und auch auf Ödland
(ungenutzten Flächen) finden.
Sammle die Fiederblätter, auch Ausläufer und Blüten
kannst du verwenden. Tee aus Gänse-Fingerkraut
kann gegen leichte Entzündungen im Mund- und
Rachenraum eingesetzt werden – ungesüßt
natürlich.
Der Tee hilft auch bei Durchfall mit Bauchkrämpfen und ebenso gegen Krämpfe während der Menstruation. Zusatz
von Pfefferminze und Melisse verstärkt die Wirkung des Tees und verbessert dessen Geschmack erheblich. Diese
Kräuter kannst du aus dem Garten nehmen oder getrocknet in der Apotheke kaufen.
Der Odermennig
Juni – September
Rosengewächse
Die kleinen gelben Blüten des Odermennig sitzen
eng an einem bis zu 1 m hohen Blütenstängel. Die
Blätter der Pflanze tragen abwechselnd große und
kleine Fiederpaare, die auf der Unterseite meist
deutlich graufilzig sind. Man unterscheidet zwei sehr
ähnliche Arten, den Kleinen und den Großen
Odermennig.
Odermennig ist entlang von Hecken, an Wegrändern
und auf eher trockenen Wiesen anzutreffen.
Alle oberirdischen Pflanzenteile eignen sich zur
Teebereitung. Sammle nur saubere, vollständige
Teile.
Odermennig-Tee kann bei leichtem Durchfall oder
als Gurgelmittel bei Zahnfleischentzündung
empfohlen werden.
Ein Geheimtipp ist er für Redner und Sänger: Ein leichter Tee (2 bis 5 Minuten gezogen) als Getränk oder ein
starker Tee (10 Minuten gezogen) zum Gurgeln, und die Stimme ist gerettet! Bei trockenem, entzündetem Hals
und Husten hilft ein Tee aus Thymian, Odermennig und Anis. Mische die Anteile nach deinem Geschmack. Anis
und Thymian gibt es in der Apotheke. Feld-Thymian oder auch Quendel kannst du aber auch in der Natur finden.
Nimm ein Bestimmungsbuch zu Hilfe. Klagt jemand über Gallenschmerzen, so kannst du mit deinem OdermennigTee ebenfalls helfen. Er muss dazu möglichst warm und ungesüßt schluckweise getrunken werden.
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Das Gänseblümchen
Februar – November
Korbblütengewächse
Erkennst du Gänseblümchen sicher? Sie sind eigentlich nicht zu verwechseln. Ob die randständigen
Strahlenblüten rein weiß oder leicht rötlich sind, hat
nichts zu bedeuten.
Gänseblümchen sind nicht selten. Du findest sie auf
Rasen, Wiesen, Weiden, an Wegrändern und auch in
Gärten. Das Problem wird eher sein, eine Stelle zu
finden, wo nicht so viele Hunde unterwegs sind...
Die beste Zeit um Gänseblümchen für deinen
Kräutertee zu sammeln, ist gegen Ende Juni, denn
dann ist der Wirkstoffgehalt am höchsten. Möchtest
du die Blüten nur als essbare Salatdekoration
nutzen, so kannst du sie auch im Winter an
schneefreien Stellen zupfen. Sammle Blüten und
Blätter und trockne sie rasch.
In der modernen Medizin wird das Gänseblümchen nicht verwendet. Dies erstaunt, denn in der Volksmedizin hat
es schon sehr lange seinen festen Platz. Der Tee kann zur Appetitanregung, bei Husten und bei Hautproblemen
getrunken werden. Bei Hautausschlägen oder unreiner Haut kannst du auch folgendes Rezept ausprobieren:
Übergieße je 1 Esslöffel Gänseblümchen- und Stiefmütterchenkraut (aus der Apotheke!) mit
1 Liter zimmerwarmem Wasser und lasse die Mischung über Nacht ziehen. Morgens wird abfiltriert; die Flüssigkeit
dient als Waschlotion.
Die Echte Kamille
Juni – November
Korbblütengewächse
Kamillenblüten erinnern an kleine Margeriten oder
etwas größere Gänseblümchen. Die Echte Kamille,
aus der man Tee bereitet, duftet stark und hat einen
hohlen Blütenboden. Willst du dies überprüfen,
musst du das Blütenköpfchen mit den Fingernägeln
zerteilen.
Die Echte Kamille triffst du an Ackerrändern, an
Wegrändern, auf Schutthalden u. ä. Plätzen an.
Für den Kamillentee werden nur die Blütenköpfchen
abgezupft, für ein Kamillenbad oder ein Schlafkissen
dürfen auch Blütenstiele und Blätter dabei sein.
Kamillentee hat vielfältige Heilwirkungen, man soll
ihn aber nicht über längere Zeit täglich trinken.
Besonders gut wirkt er bei Magenschmerzen,
Magenentzündungen und Blähungen.
Ein Kamillenbad hilft bei entzündeter Haut oder bei kleinen Wunden. Wenn du erkältet bist, kannst du einen
Kamillendampf aufbrühen. Er hilft auch bei Problemen mit der Gesichtshaut. Wenn du eine größere Menge Kamille
gesammelt hast, kannst du dir ein Schlafkissen nähen. Das „Schmusekissen“ wird zunächst mit Dinkelspelzen oder
getrocknetem Waldmoos gefüllt. Dinkelspelzen kannst du in vielen Ökoläden bekommen. Dazu gibst du eine
Kräutermischung, die zu einem Drittel aus Kamille besteht und z. B. mit Hopfen, Waldmeister, Rosenblüten,
Melisse, Thymian und Lavendel ergänzt wird. Wenn du darauf schläfst, gibt das Kissen durch Druck und
Körperwärme seine Düfte ab.
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Rundum Kräuterzauber
Pastinak ist häufig an Wegrändern, auf Schuttplätzen
und ähnlichen Stellen zu finden. Er enthält sehr
aromatische Öle. Die Blätter können schon frisch,
aber auch getrocknet als Gewürz verwendet werden.
Im Sommer kann man auch die kleinen Früchte an
den gelblich grünen Dolden ernten und trocknen.
Diese sind vielseitig verwendbar, z.B. zerrieben als
Salatgewürz, zu Essiggurken oder im Sauerkraut.
Leckerer Kräuteressig: Setze 700 ml Apfelessig mit
3 großen Pastinakblättern und 2 Stämmchen Giersch
an. Giersch ist z. B. an Waldrändern sehr häufig. Der
Essig soll 14 Tage lang hell und warm stehen bevor
er abfiltriert wird.
Kräutersalz: Auf 100 g Meersalz werden 9 g
getrocknete Kräuter portionsweise fein gerieben.
Nimm einen Teil Schafgarbenblättchen, einen Teil
Giersch oder Pastinak und als dritten Teil eine
Mischung aus Beifuß, Thymian und Gundermann.
Aus dem Echten Johanniskraut lässt sich ein hervorragendes
Hautpflegeöl herstellen, das gegen raue Stellen, Schrunden oder bei
leichten Verbrennungen hilft. (Seine Blätter sehen gegen das Licht wie
zerstochen aus und der Stängel ist zweikantig!) Eine Hand voll Blüten wird
in eine dunkle Flasche gegeben und mit Öl – am besten mit Olivenöl –
übergossen. Man lässt die Mischung dann vier bis sechs Wochen an
einem warmen Platz stehen. Das abfiltrierte Öl solltest du dann in kleinen
Portionen kühl und dunkel lagern.
Eine Hausteemischung für jeden Tag kannst du aus Himbeer-, Brombeer- und Erdbeerblättern herstellen. Für
einen Morgentee fügst du Brennnesselblätter hinzu und ergänzt, je nach Geschmack, mit Wegwartenblüten, RotKlee, Schafgarbe, Gänseblümchen und auch Pfefferminze, Rosenblüten oder Ringelblumenblüten aus dem
Garten. Ein entspannender Abendtee ergibt sich, wenn du zur Grundmischung Zitronenmelisse hinzufügst und die
Komposition mit Steinklee, Lindenblüten, Holunderblüten, evtl. auch mit Gewürznelken ergänzt.
Brennnesseltee ist eine wohlschmeckende kalte Erfrischung. Dazu überbrühst du frische oder getrocknete
Brennnesselspitzen, lässt sie 5 Minuten ziehen und kühlst den Tee anschließend ab. Vor dem Servieren gibst du
einen kleinen Spritzer Zitronensaft hinzu und Eiswürfel in die Gläser.
Im Herbst, wenn viele Früchte
reif sind, bekommst du vielleicht
Lust, einen Früchtetee
herzustellen: Trockne dazu ungespritzte Apfelschalen,
halbierte Hagebutten,
Weißdornbeeren und
Holunderbeeren. Mische die
Zutaten nach deinem
Geschmack. Mit
Zimtstangenstückchen,
Gewürznelken und
Kardamomfrüchten gewürzt,
bekommt der Tee ein
weihnachtliches Aroma.
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