So ein Leben von Klara Wagner 1 Vorwort Ich bin die Erstgeborene Tochter meiner Mutter Klara Wagner, die im Alter von 74 Jahren der Rappel packte und sie ihre Memoiren schrieb. Diese verfasste sie handschriftlich auf liniertem Papier und vervielfältigte sie dann, um jeweils ein Exemplar ihren 5 Kindern zu schenken. Nachdem ich nach 36 Berufsjahren zum ersten Mal arbeitslos wurde, fand ich die Zeit, die handgeschriebenen Memoiren meiner Mutter auf meinem Computer zu erfassen, wobei sie von mir und meinem Mann Konstantin ein bisschen redigiert wurden. Meine Mutter war zeitlebens eine einfach Frau, die keine grosse Ausbildung genossen hatte und ein sehr hartes und arbeitsames Leben führte, dass ihr zunächst viel Leid und Mühen verursachte. Mit ihrem Mann Alois wurde es dann nur unwesentlich besser, da im Laufe der Zeit 5 Kinder aus dieser Ehe hervorgingen und die materielle Not kein Ende fand. Im Jahre 2006, da ich dies nun niederschreibe, wurde mir wieder all das Leid und das Elend bewusst, dass arme Leute wie meine Eltern noch zu erdulden hatten, ohne je grosse Chancen in ihrem Leben bekommen zu haben. Auch wussten sie nicht recht wie sie ihr Leben durch Bildung und Wissen verbessern konnten, noch bekamen sie dazu irgendeine Motivation. Um so mehr erstaunte mich, dass meine Mutter sich eines Tages aufrappelte und diese Sätze niederschrieb, die im folgenden zu lesen sind. Waltraud Milenkovic, geborene Wagner im August 2006 2 Geburt und Kindheit Ich, Klara Lutzenberger bin geboren am 10.08.1920, in Unterlauterbach, damals zum Kreis Rottenburg zugehörig. Meine Eltern waren Johann und Kreszenz Lutzenberger, geborene Rekenbauer. Wir waren 7 Kinder. 3 Mädchen und 4 Buben: Veronika, Kreszenz und ich, Johann, Willi, Sebastian und Georg. Wir hatten eine kleine Landwirtschaft. Da war noch ein alter Vetter, der passte auf uns auf, wenn die Eltern auf dem Feld waren. Wir hatten nie genug zu Essen. Meine Eltern hatten viele Schulden, da meine Mutter die vielen Schulden vom Vetter übernehmen musste. Letzterer war ein grosser Raufbold, wenn er besoffen war, und hatte somit immer mit der Polizei und den Gerichten zu tun. Die Base und meine Mutter hatten grosse Angst, wenn er wieder getrunken hatte, und mussten sich dann immer verstecken. Er vergewaltigte meine Mutter, daher stammte meine Schwester Zenz. Wann die beiden Eltern gestorben sind, weiss ich nicht so genau, zwischen 1920 und 1924. Wir hatten viel Obst. Meine beiden Schwestern gingen noch nach Oberlauterbach in Niederbayern zur Schule. Meine Eltern konnten die Schulden nicht mehr bezahlen und mussten so ihr Anwesen verkaufen. Sie kauften in Biburg bei Abensberg ein Haus, mit einer kleinen Krämerei. Dort wurde ich dann auch eingeschult, mit 5 ½ Jahren. Ich kam in der Schule mehr schlecht als recht mit. Wir mussten einmal alle drei in der Schule bleiben und nachsitzen. Meine Schwester Zenz war sehr dumm. Es wurde schon früh dunkel und der Lehrer, der uns eingesperrt hatte, hatte uns doch glatt vergessen. Wir schrien aus dem Fenster, damit wir raus gelassen wurden. So erbarmte sich der Hausmeister unser und liess uns wieder aus dem Kammerl raus. Als wir heim kamen, bekamen wir viel Ärger und nichts zu Essen. Aber Mutter kam dann noch mit einer Schüssel Kaffee, als Vater schon im Bett war. Meine Eltern konnten sehr wenig Lebensmittel einkaufen für ihren Laden, weil ständig das Geld fehlte. Sie mussten wieder verkaufen. Da kauften sie in Weihmichl ein Haus. Das Geld lieh ihnen ein Wirt aus Landshut, 1.300 Mark. Das Haus in Biburg brannte bald nach unserem Auszug ab. In Weihmichl mussten wir zu acht in einem Zimmer hausen, weil wir das Geld noch nicht hatten. Meine Mutter trug für den Bäcker Brot aus. Die alte Hausbesitzerin kam, wenn Wastl weinte, er war ja noch so klein, und schlug ihn. Da bekam Mutter das Geld. Da hatten die Hausbesitzer keine Wohnung mehr. 3 Sie bettelten, dass wir sie herein lassen sollten. Am Essen hatten wir immer noch zu wenig, oft tagelang kein Brot. Vater war arbeitslos. Er hatte nur bei den Bauern eine Saisonarbeit. Am 16. Mai 1930 kam Schorsch zur Welt. In der Erntezeit mussten wir Ähren lesen, dass uns der Reithmeier gedroschen hatte. Mutter liess den Weizen in der Mühle mahlen, da hatten wir 60 – 70 Pfund Mehl. Wir hatten somit wieder eine Weile zu Essen. In der Beerenzeit mussten wir fleissig pflücken. Wir pflückten alles, angefangen von den Erdbeeren, Heidelbeeren, von denen hatten wir oft 1 ½ Zentner, Himbeeren und Brombeeren. Es wurde alles verkauft. Marmelade wurde bei uns nicht gemacht, weil kein Geld für den Zucker da war. Zur Ersten heiligen Kommunion wurden wir von den Augsburger Tanten eingekleidet. Die Kleider hatten wir auch zur Firmung noch an. Die Tanten stellten sich auch als Firmpaten zur Verfügung. Vroni war schon mit 8 Jahren in einem Gut als Laufmädchen untergekommen. Die Bäuerin machte auch ihre Firmpatin. Ich selbst musste mit 10 Jahren zum Bauern nach Oberndorf, auch als Laufmädchen, zum Brotzeit austragen, Holz reinfahren, Eier abnehmen. Es kam dort ein Mädchen zur Welt. Ich musste die Windeln waschen und auf das Kind aufpassen. Solange ich zur Schule ging, schlief ich zu Hause. Kühe musste ich auch noch hüten und das alles, damit ich etwas zu essen bekam, das war mein Lohn. Wir wurden ganz schön ausgenutzt. Ich war 4 Jahre an diesem Platz. Mit 13 Jahren kam ich aus der Schule. Gleich am nächsten Tag musste ich um 3.30 Uhr aufstehen und mit zum Futter holen gehen. Ich war ja so müde. Um 6 Uhr musste ich mit den anderen aufs Feld. Um 8 Uhr war Brotzeit. Es gab nur Brot und Limo. Diese halbe Stunde habe ich geschlafen, ich war zu müde zum Essen. Um 11:00 Uhr gab es dann Mittagessen und um 12.00 Uhr ging es wieder aufs Feld. Um 15. 00 Uhr war Brotzeit und um 17.30 Uhr ging es auf den Hof zurück. Es gab um 18.00 Uhr noch Abendessen. Ich musste dann noch die Kinder hüten, es waren inzwischen 2 Kinder, bis diese dann endlich ins Bett mussten. Und zusammen mit den Kindern musste ich auch ins Bett. Ich durfte mich niemals mit den anderen Knechten und Mägden vors Haus setzen. Mit 14 Jahren ging ich dann weg von diesem Gut. Noch zu erwähnen war, dass ich in der Woche 1,50 Mark Lohn bekam und da wurde mir das Essen auch noch vorgeworfen. Ich ging dann zu einem anderen Bauer, dort war ich allein. Eine Grossmagd hatten sie noch. Ich lernte dort melken und im Stall arbeiten und natürlich auf dem Feld. Ich hatte so grosses Heimweh, da wir bei dem vorhergehenden Bauern 6 Dienstboten hatten, und hier 4 war ich allein. Abends ging ich immer hinaus, um wenigsten den Kirchturm von Weihmichl sehen zu können, da weinte ich immer. Ich war dort 6 Wochen, dann nahm mich Mutter dort weg und ich kam auf ein Gut nach Regen. Dort war ich Hausmädchen. Manchmal musste ich mit aufs Feld. Es gab dort nur einen Herrn und eine Köchin, die die Hausherrin spielte. 2 Jahre hatte ich noch Sonntagsschule. 6 Uhr Morgens musste der Kaffee bereit stehen. Einmal stiess ich mit einem Holzscheit den Topf um und verbrühte mir meinen Fuss. Ich hatte nicht einmal Zeit mir den Fuss anzuschauen. Erst nach dem Frühstück konnte ich mich um meinen Fuss kümmern. Da hatte ich schon grosse Brandblasen. Ich musste trotzdem arbeiten. Ich war sehr unglücklich dort und weinte viel. Es gab dort eine Magd, die mir meine Strümpfe gestohlen hatte, ich hatte doch nur 2 Paar. Ich erzählte es der Köchin, die dann die Magd zur Rede stellte, und von der bekam ich dann eine solche Watschn, dass mir hören und sehen verging. In meiner grossen Verzweiflung betete ich zu Gott und Maria, sie mögen wir doch bitte eine Krankheit schicken. Und ich wurde sogar erhört. Einige Wochen später hatte ich in der rechten Hand kein Gefühl mehr. Mir fielen am Abend 3 Tassen aus der Hand. Mutter ging mit mir zum Arzt. Diese sagte, ich hätte Sehnenzerrung. Das dauerte 15 Wochen. Wir mussten immer ins Krankenhaus fahren, zum elektrisieren. Es tat sehr weh. Mein rechter Zeigefinger hatte sich ganz eingezogen und den kleinen Finger in Mitleidenschaft gezogen. Ich wurde immer geschimpft, weil Mutter meinte, ich würde mich nur so verstellen. Ich betete viel und es wurde wieder gut. Meine nächste Anstellung war dann in Täubenmühle zum Kühe hüten. Zu Lichtmess 1936 kam ich zum Holzner nach Unterschwendt als Hausmagd. Der Wochenlohn war schon bei 3,50 Mark, da ging es einigermassen mit dem Überleben. Dort waren auch mehrere Dienstboten und es gab noch keinen Samstagsgottesdienst. Einen Sonntag kochte die Bäuerin, den 2. ich. Es gab nur Fleisch, Fleisch, Knödel und Kraut. Im Sommer dann auch Salat und Gurken. Die Erntearbeit war sehr schwer. Wir hatten 20 Tagwerk Korn, ,das musste alles von Hand gemäht werden. Die Männer mähten und wir Frauen mussten auslegen. Es war schwer, denn das Korn war oft 1½ m lang. Dann wurde es gebunden und aufgestellt. Der Weizen wurde mit dem Ableger gemäht, da mussten wir bloss binden und aufstellen. Alle 14 Tage wurde Brot gebacken, 30 Laib. Die erste Magd und ich mussten um Mitternacht aufstehen, um 6.00 Uhr kam das Brot schon aus dem Ofen. . 5 Dann kam die 2. Heumaht und anschliessend das Kartoffel klauben, davon gab es auch 20 Tagwerk. Wir hatten auch viele Runkelrüben. Im Winter ging es ans Dreschen, oft 4 Tage lang, das war auch schwere Arbeit. Bis Weihnachten waren wir meistens damit fertig. An diesem Platz war ich nur 1 Jahr. Zu Lichtmess ging ich weg. Ich ging dann zur Frau Pflüger nach (2.6.1936) Edenland. Ihr Mann war 3 Monate vorher gestorben. Da ging es mir einigermassen gut und wir brauchten keine trockene Brotzeit zu essen. Ihr Bruder war Knecht und einen Fremden hatten wir auch. Ich bekam 4 Mark Wochenlohn. Es war die gleiche Arbeit. Kartoffel legen, heuen, Ernte, Kartoffelund Rübenernte und zuletzt dreschen. Ich war ½ Jahr bei ihr. Die Frau half mir auch im Stall. Wir mussten jeden Tag die Kühe putzen. Das Essen war sehr gut. Ich musste bei ihr schlafen. Wenn ein Ball war, gab sie mir immer etwas. Eine Schürze oder sonst etwas, dass ich ja zu Hause blieb, was mir nicht schwer fiel. Der Bruder heiratete, da kam der 2. Bruder. Ich kam gut aus mit ihm. Sie selber kam nicht so gut aus, er liess sich nicht so viel dreinreden. Einen Knecht hatten wir auch noch sowie ihre Schwiegermutter und eine Schwägerin. Mit ihnen verstand sie sich sehr schlecht. Der Hof hatte 90 Tagwerk und keine eigenen Kinder, dafür aber viele Schulden. Anfang 1937 zog sie dann weg. Am 26. Juli 1937 kamen Hofmanns aus der Oberpfalz. Sie mussten dort weg, weil der Truppenübungsplatz Grafenwöhr gebaut wurde. Es war gerade Erntezeit und es gab wieder sehr viel Arbeit. Ich musste den ganzen Stall alleine versorgen. Beim Melken half mir die Anna. Wir hatten 8 Kühe, im Ganzen 18 Stück Vieh. Im Januar kam das 1. Kind zur Welt, Marianne. Ich hatte das Mädchen sehr gerne. Wir mussten viel arbeiten. Die Bäuerin war auch auf dem Feld. Abends half ich ihr immer noch arbeiten. Mein Vater war zwischenzeitlich sehr schwer krank, er hatte Darmkrebs. Meine Mutter war ebenfalls sehr krank, sie hatte Magenkrebs. Die letzten 8 Tage, an denen Vater noch lebte, ging ich jeden Tag heim und schlief auf dem kalten Fussboden und in der früh um 5.30 Uhr ging ich wieder heim in den Stall. Am 9. Dezember starb Vater. Bei Hofmann kam Schorsch zur Welt. Zu Lichtmess ging ich wieder weg und wieder zum Steiger nach Oberndorf, wo ich 4 Jahre war, was ich jedoch schwer bereut habe. Meine Brüder Hans und Wastl waren auch dort, wir wurden sehr ausgenutzt. Wir hatten auch kein gutes Essen. Am 6.10.1938 wurden wir geholt, weil Mutter im Sterben lag. Es war schlimm, sie war bei vollem Bewusstsein. Sie starb in meinen Armen. Es war sehr schwer für Schorschl, er war erst 8 Jahre alt. Zenz war in anderen Umständen und geistig behindert. Der 6 Mann, der Zenz vergewaltigte, war unser bester Nachbar, und hatte damals selbst 13 Kinder. Wir gingen alle drei zu Lichtmess weg. Ich kam wieder zu Hofmanns nach Edenland. Da bekamen sie auch eine 2. Magd. Das Kind von Zenz kam am 2.2.1939 zur Welt. Es gab auch eine Gerichtsverhandlung, er wurde frei gesprochen, weil ihm der Bürgermeister sehr geholfen hat. Das Kind war auch geistig behindert. Es kam von einem Platz zum Anderen, weil niemand für das Kind bezahlen wollte. Nun wieder zu Hofmanns. Wir kamen alle gut miteinander aus. Wir hatten einen Knecht, der auch nicht ganz normal war. Wenn er in der Früh grimmig schaute, brauchten wir keine Angst zu haben, wenn er lachte und mit sich alleine sprach, mussten wir uns in acht nehmen. So ging der Sommer vorbei. Wir fuhren in die Dult und sahen Soldaten. Am 1.9. brach der Krieg aus. Für meine 3 Brüder musste ich waschen und flicken, alles am Abend. Wir bekamen dann auch Kriegsgefangene, Weissrussen. Mit ihnen kamen wir soweit ganz gut aus. Vom Lagerführer aus sollten wir nicht mit ihnen sprechen, aber wir mussten ihnen ja die Arbeit zeigen. Dann bekamen wir auch noch Franzosen. Einer von ihnen war Musiker aus Paris, den konnten wir nicht gebrauchen, der kam wieder ins Lager zurück, das war 1940. Der Knecht, der nicht ganz normal war, der sollte eines Tages Mist auflegen, was er auch tat, dann ging er ins Bett. Als der Bauer heim kam, standen die Ochsen im Misthaufen. Als der Bauer zu ihm ins Zimmer kam, warf er ihm eine Gabel nach, ohne ihn jedoch zu treffen. Beim Kartoffelglauben drohte er mir, da bin ich vom Feld davon gelaufen, habe dann mit ihm nicht mehr zusammengearbeitet. Er kam dann in eine Nervenklinik, da musste er dann sterben. (Er wurde in einem Lastwagen vergast) Zu Lichtmess 1941 kam ich zum Krämer Pflüger nach Weihmichl. Da blieb ich 2 Jahre. Ich hatte viel Arbeit, weil ich alleine war, aber es ging mir gut. Die Frau war lustig und ich habe von ihr viel bekommen. Hans und Willi waren inzwischen eingerückt. Hans wurde in Ansbach und Berlin ausgebildet. Willi wurde Meldereiter. 1943 ging ich zu den Maristen nach Furth. Da war ein grosses Gut und eine Brauerei, da war ich ein Jahr dort. Ich bekam dort Tariflohn 10,80 Mark und am Tag 3 Liter Bier. Wann wir das Bier nicht nahmen, gab es Marken 40 je Liter, so kam ich fast auf 20 Mark die Woche. Vroni heiratete 1940. Sie hatte einen ledigen Sohn. Ihr Mann musste auch einrücken zur Marine. Sie bekam dann noch 2 Mädel. Im Schlossgut wurde von 6.00 –11.00 Uhr und von 12.00 –18.00 Uhr gearbeitet. 7 In Weihmichl hatte zu dieser Zeit die Milchprüferin aufgehört, da musste ich von der Gemeinde aus diese Stelle übernehmen. Da verdiente ich im Monat 100 Mark. Je Kuh, 25 Mark und 5 Mark wurden für Versicherung einbehalten. Musste oft schon um ½ 4 Uhr aufstehen, denn die grossen Bauern hatten Melker. Ich musste die Milch wiegen, in Hefte eintragen. Die Kälber musste ich aufschreiben, wann geboren, was mit ihnen geschah, ob verkauft oder zur Zucht aufgestellt, bei den Kühen ebenso. Die Bauern betrogen mich und melkten die Kühe nicht ganz aus, bis ich wieder weiter war. Bei den Einödbauern bin ich im Winter über Nacht geblieben. An Neujahr musste ich den Abschluss machen, das war viel Arbeit. Einen Bauer hatte ich, der musste keine Milch liefern, sondern Schmalz, weil im Stall Tuberkulose war. Einmal war ich dort, da hatte er 3 junge Kühe gekauft, die hätte ich aufschreiben müssen, auch wenn sie nur 2 Tage im Stall gestanden hätten. Er sagte mir, „die kommen diese Woche wieder weg“. Er hatte auch eine Mühle dabei. .Viele mochten ihn nicht, weil er ihnen so viel Getreide stahl. Es war gerade Dult, dort sind sie mit ihren Kinder hingefahren. Ich war dann Abends früh dort. Zwischenzeitlich kam die Polizei. Er wurde festgenommen. Mich wollten sie auch mitnehmen. Ich war jedoch mit Anni Reithmeier, später von uns „Sissi“ genannt, in Regensburg bei einer Cousine für 3 Tage. Die Stadtpolizei kam jeden Tag, wurde mir erzählt. Als ich zu Hause war, musste ich gleich nach Landshut zur Polizei. Wie ich gezittert habe, kann sich wohl niemand vorstellen. Sie sagten mir, der Müller hätte ihnen gesagt, dass ich Fleisch und Mehl bekommen hätte. Ich sagte, dass kann er nicht gesagt haben, weil es nicht wahr ist. Ich bekam ein Stück Brot, und das schon von Anfang an. Umgekehrt sagten sie das Gleiche zum Müller. Der Depp hätte nur sagen müssen, die Kühe waren im Pferdestall, aber er sagte, dass hat er mit mir so ausgemacht. Ein Kalb hat er schwarz geschlachtet, aber da wusste ich wirklich nichts. Milch abliefern wurde sehr streng gehandhabt, ebenso das Schwarzschlachten. So kam es, wie es kommen musste, zu einer Verhandlung. Den Rechtsanwalt zahlten sie mir, ich hatte ja nicht so viel Geld. Bei der Verhandlung waren geladen: Als Angeklagte, das Ehepaar Müller und ich. Als Zeugen geladen waren 1941 der Tierarzt, Viehhändler und die Mehlbauern. Die zwei Mägde sassen neben mir. Ich habe so gezittert, dass mein Fuss auch mitzitterte. Als die Verhandlung begann, wurde die Ehefrau und ich frei gesprochen. Der Viehhändler sagte, „als Klara hörte, dass sie frei gesprochen ist, wurde sie schon grösser“. Der Müller bekam ein Jahr. Er war fast 1 Jahr in Untersuchungshaft und bekam eine hohe Geldstrafe. Geld hatte er ja genug. 8 Was schon früher erwähnt gehörte hätte war, dass Schorschl, als Mutter gestorben war, zu unserem Vormund, da wir alle noch nicht volljährig waren, zu dieser Zeit erst mit 21. Er wurde dort sehr ausgenutzt und musste dort bleiben bis 21. Er bekam keinen Pfennig Lohn. Er fing dann an, mit dem Jagdbesitzer zu wildern. Nach dem Milch prüfen, war ich immer bei Anni. Sie und ihre Familie hatte eine kleine Landwirtschaft, da half ich überall mit. 25 Gräber haben wir gerichtet für auswärtige Besitzer. Das Giesswasser mussten wir vom Bach 45 Treppen hoch schleppen. Heute gibt es natürlich dort einen Brunnen. 1943 mussten wir Flüchtlinge aufnehmen, weil die Front immer näher rückte. Meine beiden Brüder waren in Russland. Ich musste 2 Flüchtlinge aufnehmen, eine Frau und ihre schwangere Tochter. Es waren schlesische Eisenbahnerfamilien, die am Bahnhof in 2 Waggons hausten. Menschen, die keine Bleibe fanden, blieben im Zug. Ich nahm inzwischen die ganze Familie auf, den Vater und zwei Töchter. Nach einigen Wochen kamen Tiefflieger und schossen in die Waggons. Es gab 4 Tote und 5 Verletzte. . Eine 40jährige Frau, ein 20jähriges Mädchen, ein 10jähriges Mädchen, der die Därme heraushingen. Sie fragte immer, ob sie sterben müsste. Es gab noch eine Frau. Die restlichen blieben dann natürlich nicht mehr im Zug. Ich nahm dann noch eine Familie auf mit 4 Personen. Sie lagen in der Stube auf dem Fussboden. Das Mädchen war schwanger und der Vater war so brutal, er schlug sie. Nach 8 Tagen kamen sie nach Vilsbiburg. Beim Abschied sagte sie zu mir, sie wollte noch hier sterben. Ich dachte, sie macht Spass. Zwei Tage später kam ihr Bruder und sagte, als sie dort ankamen, starb sie unter furchtbaren Schmerzen. Ich konnte sie so gut leiden. So verging auch das Kriegsjahr 1943. Wastl musste zum Arbeitsdienst nach Dillingen einrücken für ein halbes Jahr. Zu Weihnachten kam er in Urlaub. Er wollte gar nicht mehr fort. Vom Dorf war noch einer bei ihm, zu dessen Eltern sagte er „ich komme nicht wieder“. Dann musste er nach Grenobl, Frankreich, zur Ausbildung. Sie kamen anschliessend nach Russland. Gleich beim ersten Einsatz wurde er von einer Granate getroffen. Wie mir geschrieben wurde, soll er gleich tot gewesen sein. Bevor ich aufstand, rief jemand laut „Klara“. Ich hatte Angst, und merkte mir dann das Datum, weil ich eine Vorahnung hatte. Es war der 24.02.1944, an diesem Tag ist er gefallen und 8 Wochen später sein Kamerad, mit dem er eingerückt war, beide waren 9 sie 18 Jahre alt. Mein Bruder Willi wurde zwei mal verwundet. Den ersten Luftangriff erlebten wir in Landshut. Anni und ich waren bei meiner Cousine, da wurde der Bahnhof getroffen. Wir sollten dort über Nacht bleiben, da der Zug nicht mehr fuhr. Wir gingen dann zu Fuss heim. In Furth wurde ein Amibomber abgeschossen, alle vier Soldaten waren tot, das gab vielleicht Löcher. Im Friedhof wurden sie beerdigt. Der Bürgermeister sagte zu den Kindern, sie sollten aufs Grab scheissen. Nach dem Krieg kam ihm das teuer zu stehen. Gefangene Franzosen von den Maristen waren dabei, die werden es wahrscheinlich gemeldet haben. Die Amerikaner wurden ausgegraben und der Bürgermeister musste sie mit den eigenen Händen rausholen. So verging auch das 4. Kriegsjahr. Es waren sehr kalte und schneereiche Winter. Die Lebensmittel wurden knapper. Das Pfund Butter kostete 300 Mark. Gehamstert wurde alles. Die Bauern hatten alles an Wäsche, was man sich nur denken konnte. Die Städter vertauschten alles. Sie kamen von überall her, bis vom Rheinland. Am Essen hatte ich wenigstens keine Not. Ich bekam von den Bauern immer etwas. Dann kam der letzte Kriegswinter. Am 19. März wurde der Landshuter Bahnhof dem Erdboden gleich gemacht. Ein Lazarettzug stand gerade am Bahnhof. Wie viele Tote es da gab, wurde nie bekannt gegeben. Die Leichen hingen auf den Bäumen. Als das Kriegsende näher kam, verstauten wir unsere Wäsche im Keller. Da war eine Hebetüre. Der Keller war nicht gross. Anni hatte ihre Sachen auch dort gelagert. Wir wollten noch einen Bunker graben, gleich an der Strasse. Viele Soldaten hauten schon ab. Als sie fragten was wir da machten, sagten sie nur, wir graben da unser eigenes Grab, denn wenn die Panzer kämen, fällt alles ein. Wir hatten sehr viel Angst, weil soviel SS ankamen. Der Liedl hängte die weisse Fahne auf die Kirche. Dann suchten sie den Pfarrer, den wollten sie erschiessen. Einen Panzer sprengten sie im unteren Dorf. Dann kamen die ersten Panzereinheiten, der lief auf die SS durch den Wald zu. Einen jungen Soldaten hatten sie bei der Kirche erschossen weil er eine Panzerfaust abziehen wollte. Zwei Gefangenenlager waren bei uns, die wurden gleich alle frei gelassen. Die freigelassenen Gefangenen klauten bei den Bauern Vieh und Lebensmittel. Wir hatten auch vier Gefangene. So gut ist es mir im ganzen Leben noch nie ergangen. Die bekamen aus Amerika Carepakete. Sie gaben uns Kaffee, Schokolade, Butter, Zucker, Erndnussbutter, alles weiss ich gar nicht mehr. Wir mussten den ganzen Tag kochen. Vom Lagerhaus brachten sie Mehl, davon sollten wir bei Anni Brot backen, weil wir keinen Ofen hatten. Anni knetete und ich schüttete Wasser dazu. Desto mehr ich zuschüttete, desto fester wurde der Teig. Annis Vater sagte uns, wir hätten lauter Gips, somit war das Backen vorbei. Sie 10 brachten noch eine Gans, die wir 2 Tage kochten uns sie war immer noch nicht weich. Wir erfuhren, es war ein alter Ganter und bereits 21 Jahre alt, so wussten wir auch von wem er war. Wir haben uns gut mit den Amerikanern verstanden. Nach 8 Tagen kamen sie in ihre Heimat. Wir bekamen von den Amerikanern für 2 Tage Einquartierungen. In der 1. Nacht mussten wir alle, 4 Flüchtlinge, Zenz und ich bei Anni schlafen. Am Morgen, als wir heim kamen, haben sie mir mein Geräuchertes und Butter geklaut und in der Kuchenform gebacken. Sie hatten eine Menge Zigaretten hier gelassen, die hatten sie zuvor im Lagerhaus gestohlen. Ein Zigarettenhändler aus Landshut hatte sie dort eingelagert. Wir freuten uns darüber. Die zweite Nacht musste Annis Familie bei mir schlafen. Die Kriegsgefangenen, die bei den Bauern arbeiten mussten, haben sich schwer gerächt bei den Bauern, bei denen es ihnen nicht gut gegangen ist und von denen sie schlecht behandelt wurden. Sie haben viel gestohlen und manch einen umgebracht. Den Bürgermeister von Gündlkofen zum Beispiel brachten sie um. Seine Frau und die Kinder sperrten sie in einen Raum. Sie waren alle tot. Wir waren auf der Beerdigung. Meine Freundin Anni war dort schon in Stellung. Bis heute kam nicht auf, wer das getan hatte. Nach kurzer Zeit wurde dann die Milchprüferei eingestellt. Ich war arbeitslos. Beim Weinzierl–Wirt war ich dann in der Gaderobe, wenn ein Ball war. Das kostete 50 Mark, die Hälfte gehörte mir. Am Montag musste ich von 6.00 Uhr bis 18.00 Uhr putzen, um 3 Mark und das Essen. Ich ging dann noch zu den Bauern, wenn sie Arbeit für mich hatten, wie z.B. Rüben hacken und heuen sowie Kartoffeln klauben. In der Erntezeit war ich bei den Bauern. Ich habe dort dann immer übernachtet. Ich bekam dort 2 Zentner Weizen, davon bekam ich 120 Pfund Mehl. Mein kleiner Hund, ein Rehpinscher, wurde mir vergiftet. Ich konnte nicht einmal zum Tierarzt, weil ich beim Kartoffel klauben war. Als ich am 3. Tag endlich zum Tierarzt konnte, sagte er, er hätte schon die Totenstarre. In dieser Nacht starb er. Ich weinte 8 Tage um ihn. Ich wollte auch keinen Hund mehr. In Landshut gab es damals keine Fabriken, wo ich evtl. Arbeit gefunden hätte. Da meinte die Wirtin, ich soll doch eine Heiratsanzeige aufgeben. Sie schrieb den Brief, beim Altöttinger Frauenboten. Nach einigen Wochen bekam ich 6 Briefe. 2 Friseure, ein Schreiner, ein Bauernknecht und zuletzt den Brief von Alois. 11 Jugend und Hochzeit Ich habe noch etwas vergessen. 1948 war die Währung. Wir bekamen 40 Mark Kopfgeld. Davon konnte man alles kaufen, wenn man genug davon hatte. Nun wieder zu Alois. Das Ganze war im Mai. Wir schickten uns Fotos und ich hörte dann lange nichts mehr von ihm. Da schickte ich ihm das Foto zurück. Aber zwischenzeitlich wurde er in München am Kropf operiert und seine Schwester Mari hat ihm den Brief unterschlagen. Sie wollte nicht, dass er heiratet. Er machte Krach und schickte mir das Foto wieder zurück. Wir trafen uns das erste Mal am 24. Juni. Der Zug kam um 22.00 Uhr an. Er verschlief den Bahnhof und fuhr bis nach Neuhausen. Da musste er dann zurück laufen. Er kam dann um 24.00 Uhr an und musste mich erst suchen. Am Sonntag früh war in Edenland Fahnenweihe, da gingen wir dann hin. Nachmittags fuhren wir nach Landshut ins Kino. Ich gab ihm meinen Schlüssel zum Einstecken. Er hatte es dann sehr eilig auf den Zug und keiner dachte mehr an den Schlüssel. Unser Flüchtling machte mir dann die Türe auf, er war Schlosser. Am nächsten Tag kam der Schlüssel dann per Post. Ich ging zum Lehrer zum Waschen, bekam dafür 3 Mark und das Klara 1948 Essen. Samstags ging ich die Schule putzen. Ich hatte 2 grosse Schulzimmer, 8 Toiletten und 2 grosse Gänge, 2 Treppen und das Vorhaus. Ich bekam im Monat 10 Mark, pro Putzen 2,50 Mark. Die Gemeindekanzlei putzte ich ein Mal im Monat, dafür bekam ich 5 Mark. Der Mann von der Flüchtlingsfrau war auch schon länger aus der Gefangenschaft zurück. Der Platz war uns zu wenig und sie bekamen dann eine eigene Wohnung. Die Tochter von Zenz kam in eine Einöde nach Geisenhausen, wir haben sie dort einmal besucht. Sie wollten sie behalten. Nachdem sie zur Schule kam, stellte sich heraus, dass sie schwachsinnig war. Zenz haute mal ab und fuhr zu ihr. Sie brachte sie mit nach Hause. Mir blieb dieses Kind ein ganzes Jahr und ich bekam keinen Pfennig für 12 sie. Ich hatte wieder Kleidung von den Augsburgern gehamstert. Als das Kind dann fort kam, hat sie sehr geweint, mir tat sie von Herzen leid. Ich musste sie nach Landshut bringen zur Fürsorge. Bald darauf bekam Zenz einen sogenannten Verfolgungswahn. Sie meinte, man wolle sie vergiften. Sie ass nichts mehr und sprang vom Balkon. Sie hatte nur einen Kratzer. Man brachte sie ins Krankenhaus und von da aus kam sie nach Mainkofen in die Nervenklinik. Diese Seite hätte schon früher geschrieben werden müssen, aber nach so vielen Jahren habe ich es verwechselt. Nun wieder zu Alois. Er schenkte mir einen schönen Stoff. Da wollte ich mir ein Kostüm machen lassen, zur Hochzeit. Ich hatte aber von Tante einen weissen Stoff, da sagten die Leute, ich soll doch weiss heiraten, was ich dann auch tat. Wir haben uns drei Mal gesehen und das 4. Mal geheiratet. Am 30. September gingen wir zum Pfarrhof und anschliessend fuhren wir nach München. Wir gingen ein wenig aufs Oktoberfest. Am Abend fuhren wir nach Grub zur Schwiegermutter und seinen Geschwistern. Da war der schwerkranke Bruder mit epiletischen Anfällen, namens Franz, noch da. Am 21.10.1950 haben wir geheiratet. Bei der Feier waren 14 Personen. Gegessen haben wir beim Wirt, bei dem ich geputzt hatte. Das Essen kostete pro Person 10 Mark mit Kaffee und kaltem Abendessen. Alois musste seinen Geschwistern den Zug bezahlen. Ich hatte am Hochzeitstag noch ganze 5 Mark. Alois 1000 Mark. Das Kostüm und das Kleid kosteten je 32 Mark, der Schleier 20 Mark. Alois arbeitete in München auf dem Bau. Da er 2 Tage zu spät wieder anfing, wurde er entlassen. Er fand bald wieder Arbeit. Freitag Abend kam er heim und Sonntags fuhr er weg. Er bekam 25 Mark die Woche. Das Schule putzen musste ich dann aufgeben, weil ich sonst überhaupt nicht zu Hause gewesen wäre. Anni (Sissi) ging dann fort in Stellung und fragte mich, ob ich dem Bruder Sepp nicht den Haushalt führen und melken würde. Das 13 machte ich einige Zeit und Sepp heiratete nicht. Alois war das Ganze gar nicht recht . So musste Sepp endlich heiraten. Recht lange fuhr Alois dann nicht mehr nach München. Er fing dann in Pörndorf in der Grube an. Er musste alles zu Fuss gehen, da er noch nicht Radfahren konnte. Ein Weg war 6,5 km und das alles mit Gummistiefeln, also 13 km hin und zurück. Alois und seine Waldarbeiterkollegen 1951 musste ich mich operieren lassen, weil ich so grosse Schmerzen hatte, wenn die Periode kam. Ich hatte Gebärmutterverlagerung. Im Krankenhaus hatte ich so ein schlechtes Bett, dass bei der Matratze der Draht durchkam. Hernach hatte ich noch lange Leibschmerzen. Das war im März. Im April starb meine Schwiegermutter. Sie war eine brave, christliche Frau. Ich habe sie nur zwei mal gesehen und hatte sie lieb gewonnen. 14 Die Kinder gross ziehen Unsere Flüchtlinge zogen aus. Es war zu Papa Alois mit Klein Hansi wenig Platz. 1952 am 12. Juni, am Frohnleichnamstag kam Johann zur Welt. Die Hebamme hatte den Arzt so lange nicht gerufen, da waren die Herztöne schon sehr schwach. Der Arzt schimpfte dann die Hebamme. Als das Kind kam war es ganz blau und die Nabelschnur war 2 mal um den Hals gewickelt. Ich weinte sehr aber dann hat es Johann doch geschafft, er wog 8 Pfund. Alois brachte damals die Woche 35 Mark nach Hause. Johann wuchs und gedieh und wurde ein lustiges Kind. Mit 10 Monaten bekam er den Keuchhusten sehr stark. Es dauerte sehr lange, bis er vorüber war. 18 Monate später kamen Waltraud und Richard zur Welt, 13. Februar. Die Geburt dauerte 24 Stunden, es war sehr schwer und ich war zu Hause. Traudl kam um 3 Uhr und Richard um 5.45 Uhr zur Welt. Er war scheintot. Der Arzt legte in auf die Seite. Nach einer Weile sagte er, die roten Lippen irritierten ihn. Sie machten dann Wechselbäder und er bekam Klapse auf den Hintern. Richard war eine Steisslage. Er bekam 2 Kreislaufspritzen. Nach einiger Zeit begann er zu schreien. Um 9 Uhr sagte der Arzt, jetzt schafft er es. Traudl wog 6,050 Pfund und Richard 6,350 Pfund. Ich musste die ganze Schwangerschaft über nur brechen. Die Zwillinge beim spielen 15 Ich nahm dann noch einmal eine Flüchtlingsfrau mit 2 Kindern auf. Wenn ich irgendwo hin musste, passte sie auf die Kinder auf. Alois hatte seiner Mutter versprochen, sich um seine Geschwister zu kümmern, was ein schwerer Fehler war. Wir wollten eine Landwirtschaft kaufen, die hätte 35.000,-- Mark gekostet, durch die Umsiedlung und weil Alois Flüchtling war. Das wurde uns aber nicht genehmigt, weil wir den Preis nicht bezahlen konnten. Währenddessen haben wir unser Haus verkauft, für nur 3.000,-- Mark. Die neuen Besitzer sind eingezogen und wir sollten raus. Den kranken Bruder hatten wir auch da. Der kam aber bald weg, der Arzt meinte, dass man mir nicht zumuten könnte, mit den kleinen Kindern und mit Maria war ich wieder schwanger. Der Bruder kam ins Krankenhaus nach Straubing, wo er dann auch bald starb. Wir wussten nicht wohin. Meine Schwester Vroni hat uns in Niedermünchen 2 Zimmer besorgt. Sehr schlechte Zimmer. Die Zwillinge waren 14 Monate und fingen dort gleich zu laufen an. Alois musste gleich die Löcher im Boden vernageln, sonst hätten sie sich in den Löchern sehr weh getan. Der Hausbesitzer war sehr eifersüchtig, obwohl er überhaupt keinen Grund dazu gehabt hätte. Der Hof war sehr dreckig, so dass ich die Kinder nicht alleine raus lassen konnte. Am 17. Juni 1955 kam Maria zur Welt, um 8.45 Uhr morgens. Die Wirtin wusch mir die Wäsche mit der Maschine, dafür musste Alois Heuen helfen. Für die Kinder hätten wir ihn so notwendig gebraucht, weil wir niemanden bekommen hatten. Das einzig Gute war, dass Alois in der Zwischenzeit das Radfahren gelernt hatte. Das hatte ihm die Hausfrau gelernt, so konnte er wenigstens zur Arbeit fahren. Zum Einkaufen hatten wir ziemlich weit, entweder nach Furth oder nach Obermünchen. Maria und ihr Kinderwagen 16 Die Fenster unserer Behausung waren so schlecht, dass ich einen ganzen Bettbezug in die Ritzen gesteckt hatte, da dieser Winter sehr kalt war. Mein Bruder Georg (Schorsch) aus Mühlhausen besorgte Alois in der Alusingen einen Arbeitsplatz. Am 16.01.1056 ging er dort hin. Wohnen konnte er bei Schorsch. Er musste dafür 80 Mark Miete bezahlen und ich zahlte 25 Mark. Mir konnte er 80 Mark schicken. Es ging mehr recht als schlecht. Im Mühlhausen ging es dann auch nicht mehr, denn die Alte war sehr schlimm. Er bekam dann in Singen mit noch einem Mann ein Wohnung. Beide zahlten je 35 Mark. Endlich am 15. Mai 1956 konnten wir nachkommen. . Es war eine Wohnung von Privat. Alois bekam 2 Tage Urlaub. Um 6 Uhr morgens mussten wir in Mainburg am Bahnhof sein. Es war sehr kalt und regnerisch. Maria war gerade 11 Monate alt. In Ulm hatten wir 3 Stunden Aufenthalt. Die Milch für Maria war sauer geworden. Von der Bahnhofsmission bekam ich dann Milch für Maria. Um 8.30 Uhr abends kamen wir in Singen an. Es war Freitag. Alois musste um 21.30 Uhr zur Nachtschicht. Wir hatten ein komplettes Bett dabei. Johann und ich schliefen auf dem Boden. Die beiden Zwillinge hatten von den Hausleuten ein Bettstadl bekommen. Maria schlief im Kinderwagen. Am Samstag bekamen wir Sachen, es regnete sehr. Sie brachten erst das Holz. Gegen Abend hörte der Regen auf, so dass die Betten und das andere Zeug kam. Die Möbel, Küche und Wohnzimmer hatten wir noch in Bayern bestellt. Der Vertreter sagte uns, wenn wir sie jetzt bestellten, sind sie noch billiger, denn sie würden teuerer werden. Vier Wochen später hatten wir die Möbel immer noch nicht. Alois rief dann an. Dort sagten sie ihm, wenn wir 40 Mark mehr bezahlten, dann würden sie geliefert. Die Möbel waren am anderen Tag da. Wir zahlten 40 Mark für die Möbel, für die Kochherde und 70 Mark für die Miete. Alois brachte in der Zwischenzahlung 280 Mark und in der Restzahlung 400 Mark nach Hause. Wir konnten uns nicht viel leisten. Das Haus, in dem wir eine Wohnung bezogen hatten, war ein Neubau. Ich half der Frau die Erde für den Garten durch ein Gitter werfen, dafür bekamen wir ein Stück Garten. Alois half noch den Speicherboden aufnageln. Wir gingen mit den Kindern viel spazieren. Es ist ja eine schöne Gegend dort. Wir gingen viel zum Güterbahnhof, da gefiel es den Kindern sehr. Ich nahm mir immer ein Strickzeug mit. 17 Ich hatte im nächsten Jahr so viele schöne Salatköpfe. Ich gab einer Nachbarin welche davon, daraufhin wurde uns der Garten wieder weggenommen. Wir bekamen dann in einer neu angelegten Gartenanlage einen Garten. Er war sehr weit von uns weg. Wir mussten an einer viel befahrenen Strasse immer vorbei und wir hatten ja immer alle Kinder dabei. Dort war ein schöner Spielplatz dabei, den die Anlieger selbst machen mussten. Zu Hause durften die Kinder nicht im Hof spielen. Sie waren nur auf der Das nette Gartenhäuschen mit den 4 Kindern davor Strasse. Wir mussten viel arbeiten bis der Garten hergerichtet war. Alois baute ein nettes Gartenhäuschen. Wir hatten auch Obstbäume und Beerensträucher und Gemüse hatten wir, was wir brauchten. Nur ¾ Jahr tat es gut mit dem Hausbesitzer, dann wurde er so gemein. Wenn die Kinder ein bisschen laut waren, klopfte er mit dem Besen an die Decke oder er kam zur Türe hoch. Er hätte uns 10 Jahre behalten müssen, weil er dafür ein zinsfreies Darlehen bekam, da Alois Heimatvertriebener war. Diese Leute machten uns das Leben so schwer. 5 Jahre hielten wir das aus. Ich hatte dann noch eine Fehlgeburt. Es wären wieder Zwillinge gewesen. Ich war 4 Wochen im Krankenhaus, da die Kinder operativ entfernt werden mussten. In dieser Zeit bekamen wir eine Pflegerin von der Aluminium. Das Wohnen wurde nicht besser. Das Haus war so hellhörig und sehr schlecht isoliert. Traudl war Bettnässerin bis die Nasenpolypen entfernt waren, dann war es vorbei. Einmal kam sie nicht mehr schnell genug raus, da ging ein Teil des Wassers auf den Boden. Diese Flüssigkeit tropfte bei den Hausbesitzern durch die Decke ins Schlafzimmer. Als sie mir das sagten, hätte ich sogar hellauf lachen können. 18 Baby Josef mit den stolzen Eltern 1961 Dann war ich mit dem Josef schwanger. Ich hatte so viel geweint. Es gab mir jemand den Rat, wir sollten zum Direktor (Alu) gehen. Alois sagte, er gehe nicht aber er besorgte mir einen Termin. Ich war doch noch nie in der Aluminium. Das Herz klopfte mir bis zum Hals. Ich fragte mich durch und stand vor der Tür und klopfte. Er fragte mich väterlich, was ich für ein Anliegen habe. Ich fing gleich an zu weinen. Er bot mir einen Stuhl an und ich erzählte meinen Kummer. Dann sagte er: „Frau Wagner, sie bekommen eine Wohnung“. Es war ein 4stöckiger Wohnblock. Jeden Sonntag schauten wir, wie weit sie waren. Ich glaube, nach 8 Wochen konnten wir einziehen. Es war ein schönes Stück zu laufen, so gute 20 Minuten. 35 Säcke Holz fuhren wir mit dem Handwagen. Die Möbel fuhr uns ein Eisenhändler für 50 Mark. Er musste 3 x fahren. Wir zogen am 15.5.1961 ein. Das Einräumen fiel mir schon sehr schwer, denn am 28.08.61 kam Josef zur Welt. Wir waren so froh, denn dort waren lauter kinderreiche Familien eingezogen. 25 Kinder gab es im ganzen Block. Es waren 8 Wohnungen in diesem Eingang. Ich haben noch vergessen zu erzählen, dass ich Johann in der alten Wohnung zum Frühkommunionunterricht gefahren habe. Er brachte den Fuss ins Rad. Ich stürzte und brach mir den Fuss beim Knöchel. Die Leute, die in der Nähe wohnten, brachten mich in ihr Haus. Es war 15.30 Uhr und um 18.00 Uhr kam ich erst ins Krankenhaus, weil die Sanitäter mich nicht fanden, da die Strasse umbenannt worden war. 4 Wochen war ich im Krankenhaus. Eine Frau, die ich nicht kannte, kam nachts, weil Alois Nachtschicht hatte. Die Kinder mochten sie gern, weil sie immer etwas mitbrachte. In diesen Werkswohnungen waren in den 6 Blöcken gut 120 Familien untergebracht. Viele Kinderreiche aber nicht ein einziger Sandkasten. In den Rasen durften die Kinder nicht. Die Leute über uns hatten auch 5 Kinder. Die kauften dann in Mühlhausen ein Haus und gaben uns dann ihren Garten, der ganz in der Nähe war. Es war ein grosser 19 Garten, der der Stadt gehörte. Er war sehr billig. Wir konnten unseren alten Garten, der jetzt noch weiter weg für uns gewesen wäre, aufgeben. Wir hatten auch in unserem neuen Garten wieder sehr viele Johannisbeeren und Stachelbeeren, viele Rhabarberstöcke. Ich machte sehr viel Saft daraus. Ich hatte immer 160 Gläser Obst und Gemüse eingeweckt, ungefähr 100 Gläser Marmelade. Alois bekam von der Stadt Singen einen Reisschlag, den machte Alois mit den Kindern. Auch ich war einmal dabei, aber das war mir zu schwer, es musste fast alles auf den Berg gezogen werden, wegen des abfahrens. Ein Bauer aus der nächsten Ortschaft fuhr ihn uns dann heim. Wir zahlten dafür 20 Mark. Wir wollten uns das Holz schneiden lassen aber das kostete 40 Mark. So kauften wir uns eine gute Säge und Johann und ich sägten das ganze Holz in 3 Tagen. Alois machte es dann klein. Die Mädel mussten auf Josef aufpassen. Alois wurde 1972 am Magen operiert. Ich ging 2 Jahre in einem Lebensmittelgeschäft um die Ecke zum Putzen 85 qm um 2,50 DM, dann 3 DM, die Stunde. Mir wurde das dann zu viel und ich hörte auf. Dann ging ich in die Edeka Obstgrosshandlung 2 mal die Woche zum Putzen für 5 DM und ich bekam immer eine Menge Obst und Gemüse geschenkt. Ich wurde dann am Unterleib operiert. 10 Monate später bekam ich so starke Blutungen, dass ich am Pfingstmontag gegen Abend mit dem Sanka ins Krankenhaus gefahren wurde. 8 Tage später bekam ich dann die Totaloperation. Ich hörte dann das Putzen auf, weil es mir zu schwer wurde. Später wurde Alois am Bruch operiert. Als Josef 14 Tage alt war, hat Johann Maria den Fuss gestellt, sie fiel hin und brach sich den Arm. Richard stürzte von der Teppichstange und brach sich das Schlüsselbein. Traudl fiel von der Garage und blieb im Haken der Wäscheleinen hängen und hatte ein Loch im Arm. Kurz vor Weihnachten hatte Richard Blindarmentzündung und musste ins Krankenhaus. Als er heim kam, musste Maria auch den Blindarm herausnehmen lassen. Richard ging gerne in Kiesgruben, da fand er alles Mögliche und kam dann auch meistens mit Blessuren heim. Einmal im Jahr durfte ich einen Tagesausflug mit dem Mütterverein mitmachen, dessen Mitglied ich war. Alois nahm sich dafür immer einen Tag Urlaub. 20 Das war noch in der alten Wohnung. Am Heiligen Abend klingelte es, als ich runterkam stand vor der Türe eine mit Kerzen beleuchtete Puppenküche. Für jeden war ein Geschenk dabei. Das war mein schönstes Weihnachten in meinem Leben Bis heute weiss ich nicht von wem es kam. 1959 kam Johann in die Schule. Das Jahr drauf Richard und Traudl. Dann kam Maria 1961 und Josef 1968. Johann ging nach der Hauptschule auf die Wirtschaftsschule und dann aufs Wirtschaftsgymnasium. Die Beiden blieben auf der Hauptschule. Josef ging in die Realschule und Maria ging nach der Hauptschule nach Radolfzell in eine Berufsfachschule um dort die mittlere Reife zu machen, da sie Krankenschwester werden wollte. Sie lernte dann in Ravensburg Kinderkrankenschwester. Josef wollte einen sozialen Beruf erlernen in der Psychiatrie. Später lernte er dann Krankenpfleger. Johann ging nach Freiburg und studierte Sozialpädagogik. Traudl lernte einen kaufmännischen Beruf und Richard machte eine Lehre als Buchdrucker. Am Wochenende brachten die Kinder, die auswärts wohnten immer die Wäsche mit, so dass ich am Wochenende schauen musste, dass ich alles trocken brachte. Alois bekam jedes Jahr seine Nervenkrankheit (Depression), es war sehr schlimm. Am 21.10.1975 hatten wir Silberhochzeit. Alois hatte zu dieser Zeit wieder seine Krankheit und es ging ihm sehr schlecht. Die Kinder waren alle da, ausser Maria. Mein Bruder mit Frau aus Mühlhausen, Toni Kratkey sowie mein Bruder Hans aus Ostberlin, der zum ersten Mal ausreisen durfte, waren da. Am Nachmittag fuhren wir in die Stadt, um für meinen Bruder etwas zu kaufen. Als wir heim kamen, war Alois dabei die Strasse zu kehren. Es dauerte 8-10 Wochen, bis er sich wieder in einem anderen Zustand befand. Am liebsten ging er während dieser Zeit in den Garten, oft schon um 4.30 Uhr morgens. Traudl ging dann in eine Wohnungsbaugesellschaft, ganz in der Nähe. Johann lernte dann seine spätere Frau Erika kennen und ich musste seine Wäsche nicht mehr waschen. Richard hatte auch eine Freundin, die eine Waschmaschine hatte. Alois und ich besuchten dann Johann in Freiburg. Wir kauften für Alois einen Anzug, den er nur ein Mal trug. Dann fuhren wir nochmal nach Altötting mit ihm. Im Juli, zwei Monate vor seinem Tod, fuhren wir noch nach Weihmichl zu Maria. Wir haben dort noch alle 21 Bekannten besucht, wie wenn es so hätte sein müssen. Maria heiratete am 30.04.1976 Leonhard Eder. Alois freute sich so sehr, dass er Trauzeuge machen durfte. Er war so gerührt während der Trauung, was man selten bei ihm feststellen konnte. Maria hat dann in Moosburg gearbeitet. Im August fing Alois dann wieder zu kränkeln an. Er ging dann nicht zur Arbeit, wie die Jahre zuvor. Am 15.8.1977 starb mein Schwager Alois aus Niedermünchen, er war erst 58 Jahre alt und hatte sehr schweres Asthma. Mit meinem Alois ging es auch immer schlechter, er konnte nur noch Brei essen. Dann wurde er ins Krankenhaus eingewiesen, da er immer schwächer wurde. Ich besuchte ihn jeden Tag und ging den Gang auf und ab mit ihm. Er konnte kaum mehr gehen. Ich ging dann noch zum Pfarrer und er bekam die Sterbesakramente. Samstag und Sonntag besuchten wir ihn, aber er wollte, dass wir gehen. Johann, Traudl und Richard waren auch dabei. Er hatte Lungenentzündung. Er war schon so schwach, man verstand ihn kaum noch. Von Sonntag auf Montag ist er gestorben, das Herz hatte versagt. Mein Nachbar im 3. Stock klingelte und sagte, dass er im Sterben sei. Ich rief im Krankenhaus an, die Schwester sagte, dass er schon gestorben sei. Ein Nachbar fuhr Johann und mich hinaus. Es ist ein schauriger Anblick, wenn man die letzten Habseligkeiten, wie Zähne, Hemd und Schlafanzug in die Hände bekommt. Das war der 12. September 1977. Rentnerdasein Ich war so froh, dass Johann da war und alles regeln konnte, weil ich mir das alles nicht hätte merken können. Von der Aluminium bekam ich noch 3 Monatsgehälter, ebenso das Weihnachtsgeld. Ich bekam 578 DM Rente. Von der Krankenkasse bekam ich 1.695,50 Sterbegeld. Die Beerdigungskosten waren bei 3.961,56 DM, wovon der Grabstein schon DM 700,00 kostete. Es ist schon schwer, wenn man dann alleine ist. Richard war dann auch wieder eine Zeit Zuhause. Er kaufte sich einen grossen Hund, einen irischen Wolfshund. Er war so gross wie ein Kalb. Er mietete sich einen Obstgarten und baute sich dort eine Hundehütte hinein. Richard arbeitete zu dieser Zeit bei der Maggi. Als er den Hund heimbrachte war ich schon im Bett. In der früh, als ich die Türe öffnete, war ich so erschrocken, denn so einen grossen Hund hatte ich noch nie gesehen. Jetzt kommt das Beste. Ich sollte den Hund in den Garten zurückbringen, weil Richard zur Arbeit musste. 22 Der Weg war eine gute halbe Sunde von meiner Wohnung entfernt. Ich ging also mit dem Hund an einem Fluss entlang (Arche) und musste dann unter einer Bahnunterführung mit dem Hund durch. Zu meinem Leidwesen kam gerade in diesem Moment ein Zug, der einen solchen Krach machte, da ging glatt der Hund mit mir durch. Ich kann niemandem sagen, wie der sprang und rannte. Ich konnte kaum mehr laufen. Ich hatte Angst, wenn ich ihn los lassen würde er in ein Auto laufen. Wir liefen ungefähr einen Kilometer, bis er sich beruhigte. Richard kaufte sich dann noch einen gleichen Hund dazu. Ich hatte meinen Garten noch, gab jedoch die Hälfte davon meinen Nachbarn. Traudl kam fast jeden Tag vorbei. Einmal im Jahr fuhr ich nach Weihmichl und Furth sowie Niedermünchen. In Singen ging ich oft zum Friedhof. Johann und Erika wohnten in Freiburg in einer Wohngemeinschaft, einige Jahre. Ich besuchte sie jedes Jahr und wir machten Ausflüge mit dem Auto. Ich bin mit den beiden viel herumgekommen, das war meine schönste Zeit. Erika hatte ein Reitpferd, damals war es in der Nähe der Wohnung bei einem Bauern untergebracht. Später kam es weiter weg 3 Jahre nach dem Tod von Alois zog ich von der Erdgeschosswohnung in den 4. Stock. Ich brauchte ja keine grosse Wohnung mehr. Es zogen Italiener dort ein, mit denen kam ich sehr gut aus, ebenso mit allen anderen Mietern. Richard gab seine Hunde wieder her, denn er zog dann weiter weg. Johann und Erika waren nach dem Studium Sozialarbeiter. 1980 wurde ich an der Gallenblase operiert, denn ich hatte einen grossen Gallenstein. Es ist alles gut gegangen. Alle 8 Wochen mussten wir den Speicher kehren und putzen sowie den Hof kehren, der sehr gross war. Wir hatten grosse Pappeln im Rasen, da mussten wir das Laub zusammen rächen und in Säcke füllen. Eine Nachbarin, ebenfalls Witwe, half mir dabei und ich dann wiederum ihr. Die Schwiegereltern meines Bruders Georg in Mühlhausen, hatten ein Schuhgeschäft, da kaufte ich all die Jahre unsere Schuhe, da ich sie so zahlen durfte, wie ich konnte. 23 Einmal waren die Freiburger da, da fuhren wir zum Friedhof, Traudl war auch dabei. Hernach fuhren wir auf den Hohentwiel, da ist es sehr schön, besonders die Aussicht. Traudl wollte dann nicht mehr in Singen bleiben, sie wollte nach München. Huber’s Luzia war auch schon dort. Sie suchten sich gemeinsam eine Wohnung. Traudl ging in das Büro einer grossen Supermarktkette in München. Richard war zu dieser Zeit in Ulm, dann Beimerstetten, Heidelberg und nach Boppart in ein Behindertenheim. Dort lernte Richard seine neue Freundin Christa kennen, die auch dort arbeitete. Sie hatten zusammen das Haus gekauft, in dem Richard zuvor wohnte. Er hat dort sehr viel hineingerichtet und renoviert. Zu dieser Zeit besass Richard 3 Hunde. Josef war in der Haslachmühle in Ravensburg um dort seine Ausbildung als Krankenpfleger zu machen (3.9.79 – 31.9.81). Singen- 1.10.81 – 31.2.82 und Mariaberg 1.9.9.82 - 30.5.84. In Nürtingen bis Mai 86. Ravensburg und Weingarten bis Juli 86-Juli 92 und ist seit 1993 in Radolfzell in einem Altenheim. Traudl wohnte ein Jahr mit ihrem Mann Konstantin Milenkovic in Penzberg und ist dann wieder nach München gezogen. Leonhard und Maria zogen im November ins neue Haus. Julia kam am 28.02.82 zur Welt. Ich zog am 9.5.92 nach Furth. Ich passte auf Julia auf, weil Maria Nachtwache in einem Krankenhaus machte. Auch pflegte ich Marias Garten. Dann wurde ich am Bauchdeckenbruch operiert. Am 18.8.85 hatten Johann und Erika Hochzeit, es war sehr schön und lustig. Julia hatte auch fest mitgefeiert, sie war derzeit 3 ½ Jahre alt. Konstantin und Traudl hatten am 22.8.86 Hochzeit. Klara betreut Julia und spielt mir ihr 24 Wir haben in einer Wirtschaft am Starnberger See gefeiert. Traudl und Konstantin’s Hochzeit am 22.08.1986 im Midgardhaus in Tutzing/Starnberger See Zu Johann und Erika fuhr ich jedes Jahr. Mit ihnen kam ich viel herum. Bei meinem Vermieter musste ich ausziehen. Johann und Erika liehen mir das Geld und wir bauten bei Leonhard und Maria den Speicher aus. Ich habe jetzt eine schöne Wohnung . Vom Pfingstsonntag 22.5.94 bis 29.5.94 war ich bei Josef und Franziska zu Besuch. Mein kleiner Enkel Jurek ist jetzt fast 9 Monate alt. Er ist so ein drolliger Kerl und sehr brav. Gestern am 30.5. bin ich mit ihnen nach Freiburg gefahren und sie fuhren für 2 Wochen nach Frankreich in Urlaub. Ich bin zwischenzeitlich bei Erika, denn Johann kommt erst am Wochenende. Er macht eine Lehrerausbildung. Ich fahre am Wochenende wieder nach Hause. Gesundheitlich geht es mir nicht besonders gut. Ich kann nicht mehr so richtig laufen, weil mir die Füsse so schmerzen und und mir oft schwindlig ist. Ich leide auch sehr unter Kopfschmerzen. Auch habe ich schon 17 Jahre Durchfall. Es ist kalt, schade, dass wir alle so weit auseinander sind und uns so wenig treffen können. Hier in Freiburg ist es sehr schön, ebenso in Markelfingen. Zum Bodensee sind es nur 5 Minuten. Mit Franziska und Jurek waren wir zwei Mal am See. Leider hat es in dieser Woche sehr viel geregnet. 25 Da Traudl einen guten Fotografen geheiratet hatte, konnten zu meinen runden Geburtstagen immer vortreffliche Gruppenfotos gemacht werden, wie hier bei meinem 65. Geburtstag, den wir im Haus von Maria und Leonhard in Furth feierten. Meinen 70. Geburtstag habe ich dann wiederum im größeren Kreise der Familie Furth gefeiert: 26 Hier das Gruppenfoto von meinem 75. Geburtstag. Wie man sieht kommen immer mehr Familienangehörige zusammen und die Enkel sind auch schon gut vertreten. Den 80. habe ich dann schon nicht mehr in Furth gefeiert, sondern in Landshut, weil Leonhard der Maria abgehauen ist. 27 Meinen 85. Geburtstag habe ich dann wieder im Kreise meiner grossen Familie bei Waltraud und Konstantin in Mering gefeiert. Es war wohl eine meiner schönsten Geburtstagsfeiern. Konstantin hatte so eine neue Kamer, bei der man im Rückteil gleich die fertigen Bilder sieht. Dann hat er sie noch ausgedruckt und sie allen mitgegeben. Auch in die Zeitung bin ich gekommen Und damit will schliessen. Ich bin müde und weiss nicht mehr wie lange ich noch leben werde. 28