PHYSIKALISCHES INSTITUT – F-PRAKTIKUM Protokoll Differenz-Thermoanalyse Intsar Ahmad Bangwi und Sven T. Köppel 04.05.2011 Versuchsdurchführung: 24.01.2011 KORREKTUR Kontakt: Intsar Bangwi : [email protected] Sven Köppel: [email protected] Thermische Analyse Der Begriff „Thermische Analyse“ beschreibt verschiedene Messverfahren, durch deren Hilfe Materialien charakterisiert werden können. Es wird die Eigenschaft der Materialien in Abhängigkeit der Temperaturänderung und Zeit gemessen. Es gibt drei wichtige Thermoanalyseverfahren: - die Differenzthermoanalyse (DTA) - die Thermogravimetrie (TG) - die Dynamische Differenzkalorimetrie (Differential Scanning Calometry, DSC) Weitere Verfahren, die sich Teilweise durch Kombination der der Hauptverfahren ergeben sind: - die Simultane Thermische Analyse (STA) Differenzthermoanalyse (DTA) Hierbei werden zwei Materialproben gleichzeitig verwendet. Das zu untersuchende Material wird zusammen mit dem Referenzmaterial zeitgleich – in der gleichen Messaparatur – erhitzt und wieder abgekühlt. Das Referenzmaterial ist meist, je nach Situation, Korund für keramische Proben und Molybdän für metallische Proben. Außerdem ist zu beachten, dass das Referenzmaterial und evtl. Umgebungsgas chemisch inert sind, also sich im Versuchsaufbau weitgehend Reaktionsunfreudig zeigen. Das Referenzmaterial sollte im Untersuchungstemperaturbereich keinen Phasenübergang aufweisen. Die Messung erfolgt durch zwei Thermoelemente, die sich je im Material und Referenzmaterial befinden. Die Messdifferenz kann als Messkurve aufgetragen werden, und anschließend Reaktionstemperatur und Reaktionswärme bestimmt werden. F-Praktikum –Differenz-Thermoanalyse - Intsar A. Bangwi – Sven T.Köppel Seite 1 Thermogravimetrie(TG) Bei der Thermogravimetrie wird die Massenänderung eines Materials untersucht, die bei Aufwärm -und Abkühlprozessen auftritt. Die Massenänderung wird mit Hilfe von Thermowaagen bestimmt. Die Thermowaagen arbeiten nach dem elektromagnetischen Prinzip. Die metallische Waage wird durch EM-Spulen in der Ausgangsposition gehalten. Neben der Messung der Massenänderung in Abhängigkeit der Temperatur wird diese auch in Abhängigkeit der Zeit aufgezeichnet, die DTG-Kurve. Während der Aufheiz- und Abkühlphase tritt eine gewisse Massenänderung ein, welche durch Änderung der Auftriebskraft zustande kommt. Die Massenänderung βπ bei einer Temperaturänderung von π0 nach π ist: βπ = ππ(π0 ) [1 − π0 ] π πππ‘ π β ππππ’πππ π’ππ π β π·ππβπ‘π πππ π0 Dynamische Differenzkalorimetrie (DSC) Die Dynamische Differenzkalorimetrie ist eine Weiterentwicklung der DTA. Hierbei werden die Differenzströme zwischen Ofen und Material gemessen und als Funktion der Zeit bzw. Temperatur aufgetragen. Die Messkurve zeigt nun Peaks auf, deren Fläche proportional zur Wärmeaufnahme bzw. Abgabe sind. Das DSC wird wiederum unterschieden in: - Wärmefluss-DSC: Die Proben werden auf einer wärmeleitenden Scheibe gestellt. Bei Erhitzung fließt die Wärme über die Scheibe zum Temperaturfühler. Bei gleichen Proben fließen gleiche Wärmeströme, die Wechselstromdifferenz ist also Null. Bei Zustandsänderung der Proben F-Praktikum –Differenz-Thermoanalyse - Intsar A. Bangwi – Sven T.Köppel Seite 2 entsteht eine Wärmestromdifferenz, welche proportional zur Temperaturdifferenz ist. - Leistungskompensierte-DSC Hier werden die Proben in thermisch isolierten Öfen untergebracht. Die Proben werden Temperatursynchron erhitzt bzw. abgekühlt, sodass zu jedem Zeitpunkt die Proben die gleiche Temperatur haben. Die dafür eingesetzte Leistung wird als Funktion der Temperatur aufgezeichnet. Simultane Thermische Analyse (STA) Die STA ist eine Kombination aus DTA und TG. Hierdurch ist es möglich die Temperatureffekte aus der DTA und die Massenänderung aus TG gleichzeitig zu betrachten und die Enthalpieänderung zu bestimmen. Außerdem wird durch die Kombination die Messunsicherheit verringert. F-Praktikum –Differenz-Thermoanalyse - Intsar A. Bangwi – Sven T.Köppel Seite 3 Das Thermoelement Das Thermoelement basiert auf dem Effekt der Wärmeleitung. Grundvoraussetzung für die Wärmeleitung ist, dass ein Temperaturgefälle in einem Körper vorhanden ist. Dadurch, dass die beiden Enden des Körpers ein Temperaturgefälle aufweisen, befinden sich die Elektronen auf der „wärmeren“ Seite in heftiger Schwingung. Das heißt auch, dass es durch die höhere Bewegungsenergie einen schnelleren Elektronenfluss von warm zu kalt gibt. Somit ist das eine Ende elektronenärmer und das Andere elektronenreicher. F-Praktikum –Differenz-Thermoanalyse - Intsar A. Bangwi – Sven T.Köppel Seite 4 Der Seebeck Effekt Der Seebeck Effekt besagt nun, dass bei Verbinden zweier unterschiedlicher Leiter, die eine unterschiedliche Temperatur besitzen bei geöffnetem Stromkreis eine Spannung, also die Thermospannung gemessen werden kann. Die Thermospannung ist proportional zur Temperaturdifferenz. Aufbau des Thermoelements Bei Aufbau 1 wird die Referenztemperatur an den Klemmen des Messgerätes verwendet. Bei Aufbau2 wird T1 als Referenztemperatur verwendet. F-Praktikum –Differenz-Thermoanalyse - Intsar A. Bangwi – Sven T.Köppel Seite 5 Eutetikum & Peritetikum Für die thermoanalytische Betrachtung besondere Stoffe sind die Eutektikum und die Peritetikum. Als Eutektikum wird eine Legierung oder Lösung bezeichnet, deren Bestandteile in einem solchen Verhältnis zueinander stehen, dass sie als Ganzes bei einer bestimmten Temperatur (Schmelzpunkt) flüssig bzw. fest wird. Eutektika haben einen eindeutig bestimmbaren Schmelzpunkt, der entsprechende Punkt im Phasendiagramm heißt eutektischer Punkt. Andere Mischungsverhältnisse weisen einen Schmelz- bzw. Erstarrungsbereich auf, in dem neben der Schmelze auch eine feste Phase vorliegt. Abbildung 1 Phasendiagramm eines eutektischen Systems. Die Grenzlinie, die den flüssigen Bereich abgrenzt, wird als LiquidusLinie bezeichnet und jene, die den festen Bereich abgrenzt, als Solidus-Linie. Oberhalb der Liquidus-Linie ist die Substanz komplett flüssig , unterhalb der Solidus-Linie ist sie komplett fest. Der Bereich zwischen Liquidus- und Solidus-Linie wird als Mischungslücke bezeichnet. [Quelle: wikipedia.de/Liquidus] Aufgrund der Tatsache, dass alle Bestandteile gleichzeitig erstarren und dies bei einer viel niedrigeren Temperatur geschieht, als dies bei den reinen Komponenten der Fall wäre, entsteht ein feines und gleichmäßiges Gefüge. Die bei dieser Temperatur niedrige Bewegungsenergie der Atome lässt nur kurze Wege und damit nur die Bildung sehr kleiner Kristalle (auch Kristallite genannt) zu. F-Praktikum –Differenz-Thermoanalyse - Intsar A. Bangwi – Sven T.Köppel Seite 6 Da der Schmelzpunkt einer eutektischen Legierung deutlich unter dem der reinen Metalle liegt, werden solche Legierungen häufig, insbesondere zum Löten, verwendet. Dies hat den Vorteil, dass man relativ wenig Wärme einbringen muss und bei der Wahl des Lotes die Materialverwandtschaft von Lot und Fügepartner nutzen kann. Weiterhin nutzt man den herabgesetzten Schmelzpunkt zum Erstellen von Legierungen, bei denen die Schmelzpunkte der beiden Komponenten weit auseinander liegen. Ein Peritektikum oder peritektischer Punkt ist ein invarianter Punkt in einem thermodynamischen Zweikomponentensystem, der bei konstantem Druck und bei Kenntnis der beteiligten Phasen eindeutig durch die sogenannte peritektische Temperatur und die peritektische Zusammensetzung gekennzeichnet ist. Bei der peritektischen Reaktion befinden sich eine flüssige Phase S und eine feste Phase α im thermodynamischen Gleichgewicht mit einer festen Phase β. Kühlt man ein Gemisch der Phasen S und α langsam ab, so wandelt sich bei der peritektischen Temperatur der Anteil des Gemisches, der der peritektischen Zusammensetzung entspricht, in die Phase β um. Nach dieser Umwandlung beginnt die Temperatur des Gemisches weiter zu sinken. Da die Zusammensetzung der Phase β von der Phase S und α verschieden ist, handelt es sich bei der peritektischen Reaktion um eine inkongruente Phasenumwandlung. Bei peritektischen Umwandlungen wird die feste Phase β an der Grenzfläche zwischen den Phasen α und S gebildet. Sie wirkt als Diffusionsbarriere, wobei der entstandene β-Mischkristall sich um den bestehenden α- Mischkristall ablagert. Peritektische Reaktionen laufen i.d.R. langsamer als die eutektischen Umwandlungen ab und daher meist von geringer technischer Bedeutung sind. F-Praktikum –Differenz-Thermoanalyse - Intsar A. Bangwi – Sven T.Köppel Seite 7 Theoretische Grundlage Wie bereits im Punkt „Differenzthermoanalyse“ erwähnt, werden bei dem DTAVerfahren eine Material- und Referenzprobe gleichmäßig erwärmt. Erhöht man die Temperatur im Ofen, in dem sich die beiden Proben befinden, kontinuierlich, kommt bei dem Phasenübergang von fest zu flüssig eine Temperaturdifferenz zwischen beiden Probenbehältern(Tiegel) zustande. Diese Differenz wird bei dem Verflüssigungsvorgang kontinuierlich größer. Die Temperaturdifferenz zwischen beiden Proben als DTA Signal aufgetragen. Bei dem Versuchsaufbau wurde nun jedoch ein DSC-Signal verarbeitet. Dabei macht man sich zu Nutze, dass in einem Leiter, der einen von Null verschiedenen Temperaturgradienten hat, eine Spannung messbar ist(wobei 1000ππ~100°πΆ). Die Schmelztemperatur kann an dem Diagramm einfach abgelesen werden, da das DSC-Signal gegen die Zeit aufgetragen wird. Bei Einstoffsystemen oder kongruent schmelzenden Systemen sieht man auf dem DSC-ZeitDiagramm schmale Peaks mit steiler Anstiegsflanke und exponentiellem Abfall zurück auf die Grundlinie. Dabei beginnt die Umwandlung von einer Phase zur Anderen mit dem Ansteigen der Kurve, dieser Punkt wird OnsetPunkt genannt. Abbildung 2: DTA (bzw. DSC)-Signal eines Einstoffsystems. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Basis-Linie nicht durch den Ursprung geht, sondern etwas darüber liegt. Daher muss man diesen Unterschied subtrahieren. πππ = ππ,πππ ππ‘ = ππ ,πππ ππ‘ − βππ΅ππ ππ F-Praktikum –Differenz-Thermoanalyse - Intsar A. Bangwi – Sven T.Köppel Seite 8 Bei der Betrachtung von DTA- bzw. DSC-Diagrammen muss man auch Störungen erkennen können. So weist ein Abfallen der Temperaturdifferenz beim Schmelzen vor dem Anstieg auf eine Unterkühlung hin. Beim Erstarren bemerkt man Unterkühlung durch eine zu steile Flanke. Berechnung der Temperaturdifferenz nach DSC (mit R für Referenzprobe und P für Probe; Ο Wärmefluss): π0π = ππ0π π0 − ππ = ππ‘ π 0π ππ analog zum elektrischen Strom πΌ = = ππ definieren: π0π = βπ π kann man einen Wärmestrom ππ0π π0 − ππ = ππ‘ π 0π Während der Umwandlung(„U“): π0π + ππ = πππ πππ πππ β = πΆπ β ππ‘ πππ ππ‘ wobei πππ = ππ0π + πππ Die Temperaturdifferenz berechnet sich somit nach(R steht für Wärmeübertragungswiderstand): βπ(π‘) = ππ − ππ = π β π0π − π β π0π βπ(π‘) = π β πΆπ β πππ πππ + π(βπ) − π β πΆπ β + π β ππ ππ‘ ππ‘ βπ(π‘) = −π β (πΆπ − πΆπ ) β Hierbei entspricht πππ ππ‘ πππ π(βπ) − π β πΆπ β + π β ππ ππ‘ ππ‘ der Heizrate β. Die Basislinie hängt von der Heizrate und der Temperaturdifferenz von Probe und Referenz ab. Diese sind Aufgrund unterschiedlicher Wärmekapazitäten immer etwas unterschiedlich. F-Praktikum –Differenz-Thermoanalyse - Intsar A. Bangwi – Sven T.Köppel Seite 9 Die Basislinie lässt sich nun auch bestimmen, wobei ππ = 0 und π(βπ) ππ‘ =0 : βπ(π‘) = −π β (πΆπ − πΆπ ) β π½ Nach der Umwandlung, also wenn wieder ππ = 0 ist gilt für die Temperaturdifferenz: 1 βπ‘ βπ(π‘) = βπ0 β π πΆπβπ − π β (πΆπ − πΆπ ) β π½ 1 βπ‘ πΆπ βπ Da der Term βπ0 β π exponentiell abfällt, entspricht die Funktion wieder der Funktion der Basislinie. Nun können wir mit Hilfe mathematischer Überlegungen sehen, dass die Flanke unter dem Peak gerade der Schmelzenthalpie entspricht (H steht für die Enthalpie). βπ(π‘) = π β βπ(π‘) Mit näherungsweise ππ»~ππ gilt βπ(π‘) β ππ‘ = π β ( πππ πππ π − ) β ππ‘ = π β ( β (βπ»)ππ‘) = π β π(βπ») ππ‘ ππ‘ ππ‘ F-Praktikum –Differenz-Thermoanalyse - Intsar A. Bangwi – Sven T.Köppel Seite 10 Der Versuch Im ersten Schritt wurde die Masse des Probenmaterials, in unserem Fall Gold, bestimmt. Da sich die Proben bei der Versuchsdurchführung(DSC-Messung) anschließend in Tiegel(kleine Schälchen) befinden, müssen diese bei der Massenbestimmung berücksichtigt werden. leeres Referenz-Tiegel leeres Gold-Tiegel Gold (ohne Tiegel) 0,1591g 0,16163g 0,12214g Die Tiegel wurden im zweiten Schritt in die DSC-Messapparatur eingesetzt. Nach Schließen des Ofens und Evakuierung der Messapparatur konnte ein Programm gestartet werden, welches die Messung vollautomatisch durchführt und die Messkurven aufzeichnet. F-Praktikum –Differenz-Thermoanalyse - Intsar A. Bangwi – Sven T.Köppel Seite 11 Bei obigem Messbild ist in Rot (gestrichelt) das typische Temperaturprofil dargestellt. In Grün sind die beiden Peaks beim Aufheiz- bzw. Abkühlvorgang zu erkennen. Die blaue Kennlinie zeigt die TG Messung an. Wir sehen an der insgesamt fallenden kurve, dass ein gewisser Massenverlust gegeben ist. F-Praktikum –Differenz-Thermoanalyse - Intsar A. Bangwi – Sven T.Köppel Seite 12 Mit Hilfe der zweiten Grafik können wir die Schmelztemperatur bestimmen. Wir erhalten folgende Ergebnisse für unsere Messprobe GOLD: - Schmelztemperatur (gemessen): 1066,60 °C Literaturwert(wikipedia.de): 1064,18 °C - Schmelztemperatur beim Schmelzen: 1676°C - Schmelztemperatur beim Erstarren: 1655°C Der Erstarrungspeak von unseren Proben ist sehr schlecht. Das liegt daran, dass sich die Probe beim Erstarren wieder zu einer Kugel zusammenzieht und deshalb nur noch punktuell aufliegt, wodurch die Temperatur nicht mehr genau erfasst werden kann. βπ» =12,46 - Schmelzenthalpie: ππ½ πππ π½ βπ» π πππ πππ π π πΊπππ - Schmelzenthalpie (in ): = 63,26 π½ π Die Enthalpie ist beim Erstarren genauer messbar, der Schmelzpunkt dagegen ist beim Phasenübergang von fest zu flüssig besser zu bestimmen. F-Praktikum –Differenz-Thermoanalyse - Intsar A. Bangwi – Sven T.Köppel Seite 13