Physikalisch-analytisches Praktikum FS 2009 Versuch GC Gaschromatographie Version 1, Gruppe M 14 Jorge Ferreiro, Studiengang Chemieingenieur, 4. Semester, [email protected] Natalja Früh, Studiengang Interdisziplinäre Naturwissenschaften, 4. Semester [email protected] Arman Nilforoushan, Studiengang Chemieingenieur, 4. Semester [email protected] Assistent: Stefan Schmid Abstract: In diesem Versuch wurde man in die Methode der Gaschromatographie eingeführt. Zuerst wurden zwei verschiedene Alkan-Mischungen mit unterschiedlichen Geräteparameter und Injektionstechniken gemessen. Anschliessend wurde mit Hilfe einer Kalibrierung der Ethanolgehalt in zwei Whiskysorten gemessen. Man errechnete einen Ethanolgehalt von 44.2 ± 6.0% für Jack Daniel‘s und 50.9 ± 7.0% für Jim Beam. Beide Werte weichen vom angegebenen Wert von 40% bzw. 44% ab. Zürich, 22. Mai 2009 Jorge Ferreiro Natalja Früh Arman Nilforoushan 1 Physikalisch-analytisches Praktikum FS 2009 Versuch GC 1. Theoretische Einführung Bei der Gaschromatographie (GC) handelt es sich um eine Methode, welche die Trennung von Gemischen flüchtiger Komponenten erlaubt. Im Vergleich zur HPLC (high performance liquid chromatographie) ist die Trennleistung deutlich geringer; da man aber längere Säulen verwendet ist die Trennleistung der GC grösser. Wie alle chromatographischen Methoden, braucht es in der GC eine stationäre und eine mobile Phase. Als stationäre Phasen werden oft adsorbierende oder absorbierende Flüssigkeiten eingesetzt, wobei dabei zwischen verschiedenen Säulearten unterschieden wird: gepackte Säulen adsorbieren den Analyten mittels eines inerten Trägermaterials, der auf der stationären Phase enthalten ist; Kapillarsäulen bestehen aus langen dünnen Quarz- bzw. Glasröhren. Letztere werden nochmals unterteilt, und zwar in Dünnschichtkapillarsäulen, in welcher das Trägermaterial der stationären Phase auf der Rohrinnenwand als dünne Schicht aufgetragen ist (Adsorption) und in Dünnfilmkapillarsäulen, in welcher die stationäre Phase als dünner Flüssigkeitsfilm auf die Kapillarwand aufgetragen wird (Absorption). Die mobile Phase wird aus eine Trägergas (H2, He oder N2) gebildet. Ein gutes Trägergas weisst bei einer hohen Strömungsgeschwindigkeit Minimum für die Bodenhöhe HEPT (height equivalent to a theoretical plate) auf. Die Eddy-Diffusion spielt bei Kapillarröhren keine Rolle. 𝐻 =𝐴+ 𝐵 𝑢 + 𝐶∙𝑢 (1) Die Effizienz einer Säule nimmt mit kleiner Bodenhöhe zu. Ein Boden bezeichnet in der Chromatographie allgemein den Ort, wo je eine Trennung abläuft, d.h. wo sich das Teilchen zwischen der stationären und mobilen Phase im Gleichgewicht befindet. 𝐻= 𝐿 𝐻 (2) Der Gaschromatograph besteht im Wesentlichen aus vier Hauptteilen: Ofen, Injektor, Detektor und der Säule. Es gibt prinzipiell zwei Arten von Injektoren: on column injetor und split injector. Beim on column injetor wird die Probe (etwa 3 μl) direkt in die Säule eingespritzt; beim split injector spritzt man die Probe durch ein Septum in einen Verdampfungsraum, in welchem die Probe verdampft wird und durch das Trägergas in die Säule transportier wird. Die Menge kann hier elektronisch geregelt werden. Um die Substanzen dann anschliessend zu identifizieren, braucht es einen Detektor. Im vorliegenden Fall wurde ein FID (flame ioniziation detector) benutzt. Die zu detektierende Substanz wird dabei in einer Diffusionsflamme verbrannt, wobei durch Abregung vibratorischer Molekülzustände Ionen entstehen, welche anschliessend in einem elektrischen Feld beschleunigt werden. Gemessen wird der resultierende Strom. Der grosse Vorteil des FID gegenüber anderer Detektoren ist seine hohe Empfindlichkeit. Ein grosser Nachteil ist, dass nur organische Substanzen gemessen werden können. 2 Physikalisch-analytisches Praktikum FS 2009 Versuch GC Die Identifizierung der Substanzen aus dem Gemisch erfolgt durch die Messung der Retentionszeit. Im vorliegenden Fall werden Alkangemische untersucht, so dass die stationäre Phase apolar ist. Je apolarer die Komponente des Gemisches ist, umso kleiner ist seine Retentionszeit. Weil jeder Stoff eine andere Retentionszeit aufweist und die chromatographische Auftrennung von verschiedenen Parametern abhängt, benutzt man einen Retentionsindex. Diesen kann mit Datenbanken abgleichen, welche bei diesen bestimmten Parametern gemessen haben. Für unverzweigte Alkane wurden die Retentionsindizes so festgesetzt, dass die Anzahl Kohlenstoffatome mit 100 multipliziert wurde. Der Retetionsindex Ix für die isotherme GC ist definiert als: 𝑙𝑜𝑔𝑡𝑥 − 𝑙𝑜𝑔𝑡𝑛 𝐼𝑥 = 100 ∙ 𝑛 + 100 ∙ 𝑙𝑜𝑔𝑡 𝑛+1 − 𝑙𝑜𝑔𝑡𝑛 (3) Für die nicht-isotherme GC rechnet man den Retentionsindex wie folgt aus: 𝐼𝑥 = 100 ∙ 𝑛 + Formelzeichen A B C Ix HEPT L N u 100∙(𝑡𝑥 −𝑡𝑛 ) (𝑡𝑛+1 −𝑡𝑛 ) (4) Bedeutung Eddy-Diffusion longitudinale Diffusion Massenübergang Retentionsindex Bodenhöhe Länge der Säule Anzahl Trennstufen Geschwindigkeit der mobilen Phase Tab. 1: Verwendete Formelzeichen und deren Bedeutung 3 Physikalisch-analytisches Praktikum FS 2009 Versuch GC 2. Experimenteller Teil 2.1. Apparativer Aufbau Im vorliegenden Fall wurde eine Dünnfilmkapillarsäule (Durchmesser 0.32 mm, Filmdicke 0.25 μm) des Typs SE 54 (DB8) mit einer Länge L von 30 m verwendet. Als Trägergas wurde Helium verwendet und als Detektor ein FID (Arbeitstemperatur 290°C). Weil das FID mit H2 und Luft gezündet wird, hat man einen H2-Sensor, welcher allfällig hohe H2-Konzentrationen anzeigt und somit für die nötige Sicherheit sorgt. Es wurde an zwei Geräten gearbeitet: einer ausgestattet mit einem on column Injektor; der andere mit einem split Injektor. 2.2. Verwendete Chemikalien Stoff C10-C15 Gemisch/ C10-C23 Gemisch1 Butanol Hexan R-Sätze 10-22-37/38-4167 11-38-48/20-6265-67-51/53 S-Sätze 7/9-13-26-37/3946 9-16-29-3336/37-61-62 Tab.2: Verwendete Chemikalien [2] 2.3. Einspritztechniken Die Einführung der Probe in die Säule ist ein wichtiger Teil des analytischen Verfahrens. Weil der on column Injektor und der split Injektor sich in der Einführung des Analyten in die Säule unterscheiden, lassen sich nicht dieselben Einspritztechniken anwenden. Für den on column Injektor wird nur eine Technik verwendet: die on column technique. Dabei wird die spezielle μl Spritze bis knapp vor das Ventil eingeführt; dieses geöffnet und der Analyt wird direkt in die Säule eingespritzt. Bei split Injektor unterscheidet man zwischen drei verschiedenen Techniken: filled needle technique: Die Probelösung befindet sich nur in der Nadel der Spritze. Man steckt die Nadel in das Septum und die Probe verdampft sofort. Das Kanülenvolumen wird einberechnet. hot needle technique: Man zieht ein gewünschtes Volumen Probelösung auf und zieht anschliessend Luft herein. Nach dem Einführen der Nadel ins Septum wartet man drei Sekunden, bevor die Probe eingespritzt wird. solvent flush technique: Man zieht zuerst Lösungsmittel auf, anschliessend Luft. Danach zeiht man die Probe auf und zuletzt wieder Luft. Die Probe wird dann in das Septum eingeführt und eingespritzt. 1 Es handelt sich um ein Gemisch, so dass keine genauen R- und S-Sätze angegeben werden können. Alkane sind im Allgemeinen nur bei Verbrennungsreaktionen und bei längerer Exposition gefährlich. 4 Physikalisch-analytisches Praktikum FS 2009 Versuch GC 2.4. Vergleich der Injektionstechniken Ein C10-C23-Gemisch von n-Alkanen gelöst in Hexan (1:5000) wurde mit den vier verschiedenen Injektionstechniken auf den zwei Säulenarten untersucht. Die Injektion erfolgte bei 80°C. Anschliessend wurde sofort mit einem Gradienten von 20°C/min aufgeheizt bis 240°C, bis das letzte Alkan eluiert worden war. Einspritztechnik on column technique filled needle technique hot needle technique solvent flush technique Einspritzvolumen [μl] 0.5 3-4 5 1 (Hexan), 1 (Luft), 5 (Analyt) Tab. 3: Einspritzvolumina bei den verschiedenen Einspritztechniken 2.5. Isothermer GC-Lauf und Retentionsindex von 1-Dekanol Das C10-C15-Gemisch von n-Alkanen mit 1-Dekanol versetzt wurde mittels der hot needle technique in den split Injektor eingespritzt (5 μl). Die Probe wurde bei 100°C eingespritzt. Anschliessend wurde sofort mit drei verschiedenen Gradienten (5°C/min, 10°C/min, 15°C/min) bis 240°C aufgeheizt. Die Messung wurde ebenfalls einmal am on column Injektor gemessen, und zwar mit einem Temperaturgradienten von 10°C/min. Das Einspritzvolumen betrug 0.5 μl. Es wurde anschliessend der Retentionsindex für 1-Dekanol gemessen. 2.6. Isothermer GC-Lauf Auf dem on column Injektor wurde das gleiche Gemisch wie in 2.5. untersucht, und zwar wurden drei Messungen bei konstanten Temperaturen (160°C, 140°C, 120°C) durchgeführt. Dabei wurde folgende Beziehung verifiziert: log(𝑉𝑅 ) ∝ 1 𝑇 (5) Daraus lässt sich das Retentionsvolumen berechnen: 𝑉𝑅 = 𝐿𝑐𝑜𝑙 𝑡0 ∙ 𝑡𝑟 ∙ 2 ∙ 𝜋 ∙ 𝑅𝑐𝑜𝑙 (6) Wobei Lcol die Länge der Säule und Rcol dessen Durchmesser ist. 2.7. Bestimmung von Ethanol in Jack Daniel’s und Jim Beam Mittels split Injektor und hot needle technique wurde der Ethanol in den beiden WhiskeySorten Jack Daniel’s und Jim Beam ermittelt. Dazu wurde zuerst eine Kalibration durchgeführt mit drei verschiedenen Ethanolstammlösungen (30%, 40% und 50%). Es wurden jeweils 100 μl Stammlösung in Wasser (50 ml Messkolben) gelöst, das im GC unsichtbar ist. Das Einspritzvolumen betrug auch hier 5 μl. Die Messungen wurden isotherm (T = 90°C) durchgeführt. In alle Stammlösungen wurde jeweils 50 μl Butanol als interner Standard hinzugegeben. 5 Physikalisch-analytisches Praktikum FS 2009 Versuch GC 3. Resultate 3.1. Vergleich der Injektionstechniken 20 Retentionszeit [min] 18 16 14 hot needle 12 on column 10 solvent flush 8 filled needle 6 4 2 0 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 Anzahl C-Atome Abb. 1: Retentionszeiten in Minuten aufgetragen gegen die Anzahl der C-Atome. Man erkennt deutlich, dass die Retentionszeiten für für höhere Alkane fast linear ansteigen; unabhängig der Einspritztechnik. 1600 1400 Peakintegrale 1200 hot needle 1000 on column 800 solvent flush 600 filled needle 400 200 0 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 Anzahl C-Atome Abb. 2: Peakintegrale aufgetragen gegen die Anzahl C-Atome. Man erkennt hier, dass die Integrale für die on colum Technik sehr stark schwanken, weil dort das Einspritzvolumen nicht elektronisch geregelt werden kann. 3.2. Isothermer GC-Lauf und Retentionsindex von 1-Dekanol Gradient [°C/min] 5, split 10, split 15, split 10, on column Retentionszeit [min] 8.04 6.76 5.55 6.7 Retentionsindex 1273 1273 1273 1275 Literaturwert [3] 1247 Tab. 3: Resultate für isothermen GC-Lauf. In der Tabelle sind dargestellt die verschiedenen Retentionszeiten für 1-Dekanol bei verschiedenen Gradienten. Die Retentionsindices wurden gemäss () berechnet. 6 Physikalisch-analytisches Praktikum FS 2009 Versuch GC 3.3. Isothermer GC-Lauf 0 0.002543558 0.002420428 0.002308669 -1 n-Undecan log(Vr) -2 n-Dodekan n-Tridecan -3 n-Tetradecan n-Pentadecan -4 n-Dekan -5 -6 1/T [1/K] Abb. 3: logarithmisches Retentionsvolumen aufgetragen gegen reziproke Temperatur. Man erkennt den Zusammenhang aus (), da mit zunehmender Temperatur die Retentionsvolumina kleiner werden. 3.4. Bestimmung von Ethanol in Jack Daniel’s und Jim Beam Whiskey Jack Daniel’s Jim Beam berechneter Ethanolgehalt [Vol%] 44.2 ± 6.0 50.9 ± 7.0 Angabe auf Etikette [Vol%] 40 44 Tab. 4: Berechneter Ethanolgehalt in den beiden Whiskeysorten verglichen mit den entsprechenden Angaben auf den Etiketten. 7 Physikalisch-analytisches Praktikum FS 2009 Versuch GC 4. Diskussion 4.1. Vergleich der Injektionstechniken Die Retentionszeit nimmt mit der Anzahl der C-Atome im Molekül bei allen vier Injektionstechniken zu. Die Retentionszeit ist daher nicht volumenabhängig und wird für jede Technik etwa gleich gross sein. Das Integral sollte proportional zur Anzahl C-Atome sein und deshalb erwarten wir eine Gerade (unter Voraussetzung, dass alle Komponenten der Mischung in gleichen Mengen vorhanden waren), welche die Beziehung zwischen C-Atomen und Integralen beschreibt. Experimentell haben wir keinen linearen Zusammenhang entdeckt. Es wird vermutet, dass einige Komponenten in grösseren menge vorhanden waren als andere. Für die höheren Alkane könnte ihre tiefe Fugazität ein Grund für die relativ tiefen Integrale sein. Die on column Injektionstechnik zeigte in den Resultaten die grössten Integralunterschiede. Der Grund dafür ist, dass man das Volumen nur von Augen „regulieren“ kann, wenn man die Flüssigkeit mit der Spritze aufzieht. Dies macht es unmöglich immer dieselbe konstante Menge in die Säule einzuspritzen, so dass die Integrale sich extrem unterscheiden. Die anderen drei Injektionstechniken unterscheiden sich in den Integralen kaum, da dort das Einspritzvolumen durch den split Injektor geregelt wird. Die hot needle Technik ist von diesen drei die einfachste und eignet sich somit, um die weiteren Experimente durchzuführen. 4.2. Isothermer GC-Lauf und Retentionsindex von 1-Dekanol Man hat für alle drei Messungen am split Injekotr denselben Wert erhalten, d.h. der Retentionsindex eines Stoffes unabhängig des gewählten Gradienten konstant. Beim on column Injektor liegt der Wert leicht höher, was auf das nicht konstante Einspritzvolumen deuten könnte. Alle vier Werte liegen nahe dem Literaturwert. 4.3. Isothermer GC-Lauf Die Abhängigkeit zwischen dem Retentionsvolumen und der Temperatur wurde verifiziert. 4.4. Bestimmung von Ethanol in Jack Daniel’s und Jim Beam Die berechneten Ethanolkonzentrationen liegen leicht höher als die Werte, die auf den Flaschen angegeben sind; statistisch gesehen liegen sie aber noch im Vertrauensintervall. Da man für die Bestimmung der Flächen einen Referenzpeak wählen muss, sollte man die Resultate nicht als präzise einstufen. Wichtig ist, dass man keine Verunreinigungen (wie z.B. das giftige Methanol) gefunden hat. 8 Physikalisch-analytisches Praktikum FS 2009 Versuch GC 5. Literaturverzeichnis [1] Praktikum Physikalische und Analytische Chemie, Anleitung Gaschromatographie, Frühlingssemester 2009 [2] Fluka Katalog, 2007/2008 [3] Haken, J.K.; Korhonen, I.O.O.; Journal of Chromatography, 1985, 319, 131-142 6. Anhang 6.1. Chromatogramme 6.2. Tabellen 6.3. Berechnungen 6.4. Laborjournal 9