1 1. AKT (Vorhang.) (Garten mit zwei nackten, klassischen Statuen. Im Hintergrund Burg mit Burgmauer. Ganz im Hintergrund steht nochmals eine Burg auf Hintergrund gemalt.) GRÄFIN (in stummer, leidender Pose; dann auf Publikum zugehend und "wie aus der Pistolle geschossen") Wie kann man nur auf einer Burg leben? Den ganzen Tag sehe ich nichts als diese schreckliche Burgmauer um mich herum. 5 Meter dick? ist dieses Ding an manchen Stellen. Aber mein Mann, und das weiß ich, Er liebt diese Burgmauer mehr als mich. Er könnte diese Ding stundenlang anschauen. Anstatt diese Burgmauer endlich abzureisen würde er dieses Ding am liebsten nochmals 10 Meter höher bauen. Mein Mann: er lebt noch im tiefsten Mittelalter; Und mit ihm zu reden, das hat überhaupt keinen Zweck Aber das schwöre ich: diese Burgmauer. Die kommt mir dieses Jahr noch weg. Ich brauche einfach ein bisschen mehr Platz Und ein bisschen mehr Licht Diese Burgmauer macht mich direkt depressiv. Aber das versteht er nicht. Mein Mann: GRAF (unterbrechend, von hinter den Kulissen) Ja heidanei! (tritt auf in voller Rüstung) Wer verführt den am früha Morga scho so a Gschroi? (zu Publikum) Hot ses scho wieder von meiner Burgmauer ghet? GRÄFIN Noch dieses Jahr kommt dieses Ding mir weg. GRAF Mei Burgmauer bleibt schdanda! 2 GRÄFIN Nein, das bleibt sie nicht. GRAF Doch. Ond i will keinen Rasa um d Burg rom. GRÄFIN Darüber reden wir noch. GRAF (zu Publikum) Ond en Burggraba will se en Sprengbronna nei. Ja Heidanei! Ja saget a mol: was denkt die sich? Ich mach mich doch lächerlich. Jeden Dag fängt se vor ihrem Mo Mit ma andra Theater o. Ja, jeden Dag gibt´s wega ihr Des gröschte Theater hier. Jeden Dag! i hon no net gfrühstückt, Duat se mit wois Gott was ofanga. Ja mein Gott: ich will nicht der erschte Ritter mit ma Sprengbronna em Burgraba sei. So will ich net ent Geschichte eiganga. Isch des so schwer zom verschdanda? GRÄFIN (zu Publikum) Die Hohenlohers, die haben wenigstens ihre Zugbrücke weg. GRAF Ja, ond mit der Zugbrück hot ses au scho emmer ghet. Des schlimmste für Sie Isch die Zugbrück. Ond no komm glei i. Entschuldigung. Ich darf mich vorstellen: Hallo! Ich bin der Graf von Rittersloh. Ich bin die Hauptperson hier. Meine Gemahlin denkt oft sie sei die Hauptperson in diesem Stück aber da täuscht sie sich. Die Hauptperson bin ich. GRÄFIN Guten Morgen, (verbeugt sich tief) Mein Ritter. 3 GRAF Ahm, so weit komm i net nondr. (zu Publikum) Ha ja, mit dem Deng o. (VERÄNGSTIGTE MAGD tritt auf.) GRAF Guten Morgen, teure Gemahlin Magd! Magd! Ja kriegt mr denn auf dieser Burg nix zom trenka. Ja heidanei! GRÄFIN Oh Götter steht mir bei. GRAF Ha sag a mol, do isch doch geschdern no mei Burgmauer gwä? GRÄFIN Das ist mein neuer Palastgarten. GRAF Noi, i will mei Burgmauer seh. Dieser schöne Stein. Was isch en des für Grünzeug? (reißt Efeu weg) GRÄFIN Halt. Stop! GRAF (während er mehr Efeu wegreißt) A bisle leiser. Mir henn Se ghert. GRÄFIN Halt. Stop. Oder ich greife zom Schwert! (hält Schwert in die Höhe) GRAF (dreht sich, mit erhobenen Armen) Ah Hilfe! Koine Dommheida macha. Bitte. Om Gottes Willa. I hon des bloß a bisle schöner no do wella. Jetzt bitte leg des Schwert aus dr Hand. (GRÄFIN stellt Schwert ab und kümmert sich um abgerissenes Efeu.) GRAF (zu Publikum) Ah, noi, kaum oi Minut uff dr Bühne 4 GRAF (fortgesetzt) Ond du bisch scho en Lebensgefahr. Mei Frau will mich in diesem Stück jo sogar a mol ombrenga. Ja, ihr lerne se glei no kenna. (nach rechts) Wie bitte? Was? Wie will ses do? Se will´s ganz legal macha. Sie will mich hinrichda lassa. Ja ihrn eigana Mann Will die in diesem Stück - i glaub em 4. Akt hinrichda lassa. Mit Beil ond Henker ond allem drom und dran. Und da sie versucha wird mich omzombrenga Werd ich mir ihr in diesem Stück natürlich auch net grad zimperlich ombsprenga. Ja, aber so senn die heut: Nur Mord und Totschlag herrscht heutzutag In jedem Stück. (VERÄNGSTIGTE MAGD bringt große Bierkanne, Flaschen ect. auf Leiterwagen.) GRAF (zu Publikum) Ah, gucket, do kommt endlich mei Frühstück. I hon denkt, i erlebs nemma. Magd? Magd?! Hört sie a bisle schwer? Hier her. Sie soll des Denk hier her rucka. Jetzt guck net so blöd raus. Se isch hier zom Schaffa Ond net om domm aus dr Wäsch zom gucka. (zu Publikum) Des isch onsr Magd die emmer so zittert Ond bibbert. Mir hen viele Mägde hier Aber die hab ich mir speziell erzoga. Die hot wahnsinnig Respekt vor mir. (mit Bierkanne) Proscht! (trinkt) Und von nun an geht´s bergab. Also des war jetzt grad methaphorisch. Ja, i werd no viel methaphorisch schätza heute hier. Und Latein. Des isch eine weitere Spezialität von mir. Ja, ich benn Fließend im Methaphorischen und im Latein Bloß das r jetzt scho gwarnt senn. 5 GRAF (fortgesetzt, nach rechts) Methaphorisch? (zu Publikum) Entschuldigung, die sen emmer no net mitkomma. (nach rechts) Soll es erklära? Methaphorisch: Desch Lateinisch. Desch boides. GRÄFIN (zu Publikum) Und was habe ich im Schlafzimmer? GRAF (zu Publikum) Psst. s goht weiter. GRÄFIN (zu Publikum) Und was habe ich im Schlafzimmer? GRAF (zu Magd) Do fehlt no a bisle Zimt. GRÄFIN (zu Publikum) Eine Schießscharte. GRAF Was? (zu Publikum) I hon ihr doch die Toilette eibaua lassa? Des hot se doch scho älles. GRÄFIN Eine Schieß!scharte! (VERÄNGSTIGTE MAGD überreicht GRAF Zuckerdose.) GRAF (zu Publikum) Zimt und Zucker. Ja so trinkt man hier Das Bier. (zu Magd) Nein, kein Zucker. (während er die Zuckerdose von der Bühne wirft) 6 GRAF (fortgesetzt) Honig bitte! Desch weil se net zuhöret! Des langt. Aus. Naus. (nachrufend) Ond zom Mittagessa will ich a Faß Starkbier! GRÄFIN Nein, nur eine Kanne voll. GRAF Nein. Für meinen Durscht brauch i mehr wie nur ein Maß Für meinen Durscht brauch i a ganz Faß. (zu Publikum) Außerdem senn - ond i übertreib jetzt nicht Außerdem senn En dem Bier Vitamine drenn. (zu Verängstigter Magd) So ond jetzt ab ab. Ond a bisle zack zack. GRAF Teure Gemahlin, ich habe nun etwas wichtiges mit ihr zum besprechen. Ich darf Sie darum bitta a bisle Ruhe zom geba. Es geht nämlich om onser Überleba. Ja, die Sachlage auf Burg Rittersloh isch Hochdramatisch. Ich darf Sie darum bitta Nun eine Sendepause eizomlega, Und für des ganze reschtliche Stück Kein Tönchen mehr von sich zom geba. So, ond jetzt hör gut zu: GRÄFIN (zu Publikum) Und das Schlimmste, Das Aller-Allerschlimmste... GRAF (einwerfend) Teure Gemahlin, GRÄFIN Das ist für mich diese Zugbrücke. GRAF (einwerfend) Teure Gemahlin, 7 GRÄFIN Ah, diese Zugbrücke, Das ist das nächste das mir wegkommt. Und dieser Burggraben. Zugbrücke, Burgraben, Burgmauer, Das kommt mir alles weg. GRAF Daff i do bleiba? (zu Publikum) Ja, sie dät ihrn Mo Am liebschda uff en Schrotthaufa do. Teure Gemahlin, GRÄFIN Und was mich ja am meisten aufregt, GRAF Würde Sie mich bitte ausreden lassen? GRÄFIN Ich lasse ihn immer ausreden. GRAF Von wegen. Woisch, desch a Charakterschwäche von dir. GRÄFIN Was von mir? GRAF Ja von ihr. GRÄFIN Oh Götter. GRAF Läßt Sie heute noch einmal en Schrei no de Götter nauß No setzt bei mir aus. Wo sich mei Schwert?! (SCHWERTTRÄGER bringt großes Schwert.) GRAF (zu Publikum) Desch antik. Desch a Familaschtück. (zu Schwertträger) Noi, Friedebert, mir henns gseh, nemms wieder mit. Ond des au hier. 8 GRAF (fortgesetzt, zu Publikum) Besser koine so Waffa do romliega lassa. Sonsch semmr alle em 1. Akt scho hee. (SCHWERTTRÄGER geht mayestetisch mit zwei Schwertern ab.) GRAF Ja, auch ich habe ein Schwert. Ich wollte ihr hier nur etwas zum verstehen geben. (zu Publikum) Des war grad dr Schwertträger Egon. Er isch auch zu und von. Der war scho emmer ganz mayestetisch, scho als Kend. Er isch aber ganz niedriger Adel Also höchschdens 0,5%. Teure Gemahlin: und nun habe ich etwas wichtiges mit ihr zum Besprechen. Ich darf Sie bitten darum a bisle Ruhe zom geba. Es geht nämlich om onsr Überleba. Ja, die Sachlage auf Burg Rittersloh isch, Hochdramatisch. So, ond jetzt hör gut zu: (trinkt, zu Publikum) Augablick, so goht glei weiter. (zu Gräfin) Was isch? Ja, koi Geduld hon. Ond des isch eine weitere Charakterschwäche von dir. (zu Publikum) Ja, jetzt reg se sich scho wieder uff. Aber des isch mir Wurscht. I hon von dem viela Schwätza oifach Durscht. (trinkt) GRÄFIN (zu Publikum) Irgendwann einmal Bin ich mit diesem Mann am Ende. Und dann kann ich mit nichts mehr garantieren. GRAF (zu Publikum) Irgendwann einmal Wird auf Burg Rittersloh etwas passieren. Also no net jetzt. Sie überlebt bis en 3. Akt. (zu sich selber) Oder bis en 5.? Oder wann passierts? (zu Publikum) Ja heidanei! Ihr sollet net emmr so neugierig sei! 9 GRAF (fortgesetzt, zu Gräfin) Darf ich jetzt endlich weitermacha bitte? Darf ich? Danke sehr. So, ond jetzt hör gut zu. Teure Gemahlin, GRÄFIN (einfallend) Ich höre ihm immer zu. (kümmert sich um Efeu) GRAF Entschuldigung. Dr 1. Akt isch jetzt gleich rum. Ond woisch, wemmr jetzt net endlich weitermachet No werda mr nemme fertig heut. Und darum meine ich es isch nun an dr Zeit Sich weniger um des Grünzeug hier zom schera Und lieber ihrem Gatta etwas zuzomhöra. Ich habe eine große Rede auswendig gelernt Und die dät ich nun gern halda. Ich darf Sie darum bitten ihr Mundwerk nun endlich - etwas zu schließen. Und mir bitte nicht weiterhin auf die Nerva zom ganga, Ich möchte nun nämlich bitte endlich mit meiner großen Rede anfanga. Darf ich? GRÄFIN Aber natürlich. GRAF Danke sehr. Teure Gemahlin, (zu Publikum) Also i benn jetzt jo no glei am explodiera. Des merket dr jo. Ond wenn die so weitermacht, no wird net erscht em 5. No wird scho em 1. Akt hier was passiera. Mensch Maier, die Sachlage auf Burg Rittersloh isch Hochdramatisch. Das die des net begreifa will. Ja, seit 10 Johr scho hen mir koine Rechnunga me zahlt. D Rüschdunga senn bei ons an d Wand gmolt. En onserm Rittersaal. Des sehn r jo No no. Ond jetzt will se scho wieder a neus Gardahäusle. 10 GRÄFIN Einen Pavillon?! GRAF (zu Publikum) Ja, mir hen bei ons em Rittersaal oifach älles an d Wand gmolt: Ritter, Rüschunga, hohe Gäschde... (zu Gräfin) Ja, scho wieder willsch en neua Pavillon. Ond auf a Pilgerfahrt willsch au scho wieder fort Aber des geht net weil in einem Wort: Mir senn bankrott. (zu Publikum, von oben herab aber gutmütig) Bankrott, desch lateinisch. Wer net mitkommt soll sich melda. No überrsetzt es. (holt Luft zum Weiterreden) ZWISCHENRUF (von rechts) Übersetza! GRAF Wie bitte? Wacha! (HENKER erscheint.) GRAF (nach rechts) Bitte net vorlaut sei. Do hon i was dagega. (zu Henker) Zweite Reihe bitte notieren. Ha? Nein. Die ganze Reihe bitte. ((Ond den Disch dort au. Zur Abschreckung)) (HENKER geht ab.) GRAF (nach rechts) Mir hen hier auf Burg Rittersloh Für unsere Untertanen Neue Folterkammern eingerichtet, Mit den allerneusten Schikanen. Was mir investiert hen do dronda? Ja, i schwätz hier zur zweiten ReiheJa, zu euch. (zu Publikum) Aber ihr höret vielleicht alle besser a bisle gut zu. 11 GRAF (nach rechts) Was? Wie bitte? Was isch? Sei a bisle ts eng do dronda. Ja, koi Angscht. Do wirds vielleicht glei a bisle mehr Platz geba. (zu Publikum) So jetzt hon me uffgregt, Jetzt muß me terscht beruhiga. (trinkt aus Schnapsflache.) GRÄFIN Ich möchte einfach ein bisschen Stil Und elegante Lebensweise auf diese Burg bringen. GRAF (zu Publikum) Ja, on des isch jo au richtig. Stil isch heutzutag saumäßig wichtig. S isch nemme so wie früher. Mir hen halt früher lateinisch glernt Ond des war ´s. En Ritter zom sei isch jo heut scho fascht a Schimpfwort. Ja, so weit isch komma. Mei Großvater hot a mol zu mir gsagt, Ond do ko i mi no ganz genau dro erinnra. Ond der hot Recht. Ja, der hot Recht ghet. (kleine Pause) Ha saget a mol? Worom schdanda mir hier rom Ond schwätzet domm raus? Mir müsset weitermacha, ja heidanei! Mir solltet scho viel weiter sei. Mensch Maier, Die Sachlage auf Burg Rittersloh isch Hochdramatisch. Hennr des emmer no net mitkriegt? Ja, oh Gott oh Gott Jetzt sag es scho zom dritta mol: Mir senn bankrott. Zahlungsunfähig. Ja, mir senn die edelschde Familie em ganza Land, Mir henn Stil und Kultur... Aber hendr de Kulissa sen mir arm wie a Kirchamaus Aber das schwör ich: Noch heut mach ich unserer Finanzkrise dr Garaus. Und dr erschte Schritt dazu isch Meine Gemahlin aufzufordern Ihren considerablen Ausgaben etwas einzuschränken Und zwar sehr. Also mindeschdens om d Hälfte 12 GRAF (fortgesetzt) Oder sogar no a bisle mehr. Des muß i jetzt aber ganz diplomatish macha. Jetzt sehn r glei a ganz andere Seite von mir. Uffbassa. Teure Gemahlin, s Eikaufa isch dei Hobby Des wois i. GRÄFIN Und zu was brauchen wir eine 5 Meter dicke Burgmauer Frage ich ihn? GRAF Mei Burgmauer bleibt schdanda. GRÄFIN Nein, das b leibt sie nicht. GRAF Doch. Und ich fahr nicht nach Italien. GRÄFIN Darüber reden wir noch. GRAF (zu Publikum) Ich fahr nicht nach Italien. Jetzt hen se scho dr dritte Papst ombrocht. Des senn Zuständ do drona. (FRIEDRICH jagt lachendes "RITTERMÄDCHEN" das nur einen Keuscheitsgürtel trägt quer über die Bühne.) GRAF Ha saget a mol. (zu Publikum) Die kommt emmer om die Zeit. GRÄFIN Ah! Er sage bitte seinem Sohn, Dass wir von Rittersloh heißen. Zustände wie dem den Rullwallas auf der Nachbarburg... GRAF (einfallend, zu Publikum) Des sen die do drüba. 13 GRÄFIN Lasse ich hier nicht... GRAF (unterbrechend) Noi. Stop. (zu Publikum) Hennr ´s jetzt älle gseh? GRÄFIN Lasse ich hier nicht... GRAF (unterbrechend) Nein. Stop. Der do drüba. Ja, die moin e. Des do drüba senn onsere Nochbar. Hennr ´s jetzt älle mitkriegt? Und Zustände wie bei den Rullwallas auf der Nachbarburg Lässt sie hier nicht einreißen. Hot se saga wella. Oder irgend so was. I moin, des sen au Zuschtänd do drüba, Also do hot se scho a bisle Recht. (FRIEDRICH jagt "RITTERMÄDCHEN" in entgegengesetzter Richtung über die Bühne.) FRIEDRICH Ah, geil! GRAF (nachrufend) Friedrich! Wir heißen... Ah der wois wie mir hoißet. Friedrich! Was fällt dir ei?! Deiner Mutter und meine große Szene hier zom verhonza! Do hörsch sofort uff mit dem Mädle romzom - ahm schäkra. Ond des isch deine Schuld. GRÄFIN Was ist meine Schuld? GRAF Alles! Jetzt guck a mol do no: Henn die Statue was o? Des inspiriert den. (zu Publikum) In-spi-riert. Komm et dr mit? Ja. 14 GRAF (fortgesetzt) Do. Net a mol a Feigablättle hen die o. Ha saget a mol? Isch das ein Er oder eine Sie? Ha do brauchsch jo a Vergrößerungsglas. Das isch ein Er! Des kennet ihr net seh. Des müsset r mr halt glauba. Das isch ein typischer Grieche. Ja, so sehn die aus. Dorom brauchet die au koine Feigablätter. Es kann allerdings au italienisch sei. Jucka mr a mol was do schtoht: made in Honkong? Ja siesch, die brauchet au koine Feigablätter. Ja aber das isch ja allgemein bekannt. Und das isch eine Sie. Die sieht von heda fascht no schöner aus. Soll se a mol romdreh? (Statue fällt fast vom Sockel.) GRAF Ah, die Weiber. (Gelächter von FRIEDRICH und "RITTERMÄDCHEN von hinter den Kulissen.) GRAF Also noi, des isch doch... (von der Bühne) Moinet ihr ihr senn alloi uff dr Burg?! Ganget no wos a bisle schalldicht isch! Ja heidanei! Ganget ent Folterkammer nei! GRÄFIN Dieser Friedrich, Das ist durch und durch der Vater. GRAF Komm, jetzt mach koi so a Theater. GRÄFIN Was habe ich verbrochen?! GRAF Viel. Sehr viel. So, ond jetzt isch mit dem Theater aber Schluss. GRÄFIN Das ich mit solch einem Mann leben muss! 15 (GRÄFIN klatscht in die Hände. Altar wird von einem Mönch hereingefahren.) GRAF Muss des sei mit dem Altar? (GRÄFIN fällt vor Altar auf die Knie. EDELMUND tritt auf mit Keuschheitsgürtel in der Hand.) GRAF Ja, jetzt sehn r a mol wies bei ons zugoht. Om Gottes Willa: Die Sachlage auf Burg Rittersloh isch Hochdramatisch. Mir müsset weitermacha. EDELMUND Guda Morga Pappa, Guda Morga Mamma, Was machet ihr den scho so bald em Garda tsamma? GRAF Psst. Dein Mutter bedet. Edelmund, mein edler Sohn, Wo treibsch de du scho wieder rom? EDELMUND I hon grad... GRAF (unterbrechend) Ruhe! Wenn die Mutter bedet Und dein Vater mit dir redet. Was hosch en do? EDELMUND Wo? GRAF Do? EDELMUND Ach so. Der Keuschheitsgürtel isch a bisle weiter droba Aus ma Gebüsch gfloga. Ond mir uff Dr Kopf nuff. Do, i hon a richtige Beule. (zeigt) GRAF I seh koine. 16 EDELMUND Doch. Do. GRAF Ah ja. Do, kriegsch nochmol oine. (haut zu) EDELMUND Au! GRAF Was isch en des für a Model? Kenn i gar net. Der isch jo no ganz warm. Ha sag a mol, der hot jo gar koi Schloß? EDELMUND Ha ja, des zieht die bloß... GRAF (unterbrechend) Ruhe. Ja heidanei, Dun sollsch net emmr so vorlaut sei. Ach so, des ziehet die bloß so zur Zierda o, So als Art, ahm... was sennen des für Schnitzereia? Om Gottes Willa. Edelmund, du trägsch diesen Keuschheitsgürtel Sofort en mei Kammer nuff. Uff des Deng bass i besser a bisle uff. Desch beschlagnahmt. (EDELMUND geht ab.) GRAF (zu Publikum) Oh Gott, mir müsset weitermacha. Jetzt isch se scho so lang uff de Knia. Ihre Knia, ganz schlemm. Und für unsere Finanzlage mache ich auch den Kaiser verantwortlich. Ja. Und zwar zuallererscht. Onsr Kaiser, der wois net was vorna ond was henda isch. Des isch dem sei Problem. Net zom wissa was vorna ond was henda isch. Und ich habe nicht methaphorisch gesprochen! Doch, ich habe methaphorisch... ha jetzt wardet a mol. Jetzt komm e scho selber nemme mit. Habe ich oder habe ich nicht? Was, ich habe? Ich hätte? Was? Ich hätte gehättet? Jetzt kommet, des kennet dr nochher ausdiskutiera. 17 GRAF (fortgesetzt) Do hemmr jetzt koi Zeit. Ja heidanei, Die Sachlage auf Burg Rittersloh isch Hochdramatisch. Mir solltet scho viel weiter sei. Ja, oh Gott oh Gott, Mir senn bankrott. Hennr des emmer no net mitkriegt? GRÄFIN Können wir bitte mit der Finanzszene weitermachen. GRAF Noi. I benn no net fertig. Es wird fei nichts gekürtzt. (zu Publikum) Des dät ra so bassa. (zu Gräfin) Nodr uff d Kniea! (zu Publikum) Von was hon es jetzt geht? Von was? Vom Kaiser? Ah ja: onsr Kaiser: ond des isch no wichtig: Onsr Kaiser, dr, dr Friedebert dr nochmol was... GRÄFIN Friedrich, Friedrich der Große. GRAF Ja hab e doch gsagt. Hörsch mr a mol wieder net zu? (zu Publikum) Ja, die Burgmauer isch wirklich 5 Meter dick. Natürlich net überall. Weil so dick hen ses au net ghet. (GRÄFIN klatscht in die Hände. Es wird ihr von einer SEXY MAGD ein Kissen gebracht auf dem sie von nun an kniet.) GRAF Mei Großvater hot a mol zu mir gsagt, Ond do kann i mi no ganz ganz dran erinnra, Die hon i erscht letzschlich ogstellt. Die hot mr irgendwie gfalla. Wir Sind sehr zufrieden mit ihr. Se isch sehr geschickt ond gschwend Mit ihre Händ Ond hot au sonsch sehr viel Talent. Se isch so ein Mädchen für alles. 18 GRAF (fortgesetzt, nach rechts) Entschuldigung. Hier auf Burg Rittersloh Herrscht Zucht und Ordnung. Bei uns hot jede Magd en Keuschheitsgürtel o. Ond dr Schlüssel hon nur i. Des weiteren wird hier Auf Burg Rittersloh von mir Jeden Tag eine Keuschheitsgürtelinspektion durchgeführt Und dabei alles im Detail inspiziert. Des isch a Mords Gschäft. I komm manchmol zo nix anders. (SEXY MAGD geht ab auf Handzeichen von Gräfin.) GRAF Also ihr dürfet net schokiert sei. Weil in unseren erlauchten, höheren Kreisen Do isch älles anders. Außerdem kann ich sehr liberal sein. Ja, wenn´s um mich selber geht Kann ich äußerst liberal sein. Mei Großvater hot a mol zu mir gsagt... Ha saget a mol? Won was schwätze denn? Von was? Vom Kaiser? Was? Von meim Großvater? Vomma Keuschheitsgürtel? (zu Gräfin) Ha jetzt wisset se scho nemme von was i gschwätzt hon. (zu Publikum) Wie bitte? Von was hätte ich geschwätzt? Noi, jetzt kommet, Stop, Ruhe, Halt. Ja heidanei! Mir sollet scho fascht fertig sei. Mit em 1. Akt. (schaut auf seine Arbanduhr und haut sich dann auf seine Hand.) Was mach e denn? Mir krieget jo koine Überstonda zahlt. Noi. Wenn des so weitergeht no müssa mr bald A Tellerle romganga lassa zom sammla. Ja? S Tellerle brenga! (Ein KNECHT bringt großen Teller.) GRAF Oh Gott, jetzt isch se scho so lang uff de Knia. Ihre Knia, ond des wird au nemme besser. 19 GRAF (fortgesetzt, zu KNECHT) Nochher an d Tür stella. (zu Gräfin) Mach a mol a bisle Platz. (GRAF geht ächzend auf die Knie und kniet Hände haltend mit GRÄFIN auf Kissen vor Altar.) GRAF (zu Gräfin) Um auf unsere Finanz (zu Publikum) Kri-se. Kommet dr mit. Ja. (zu Gräfin) Zurückzukommen. KNECHT Onsr Graf hot mit seiner Gräfä Jo a Eselgeduld. Aber das es in der Ehe kriselt Des isch nicht nur ihre Schuld. GRAF Ha saget a mol? Jetzt wellet die scho mitschwätza. Wacha! (HENKER erscheint und führt KNECHT ab.) GRAF Um auf unsere Finanzkrise zurückzukommen... KNECHT (von hinter den Kulissen) Ah...! GRAF (zu Publikum) Bitte uffbassa. Ihr düret euch net emmer so ablenka lassa. Der wird jetzt halt a bisle gfoldert. Mir lebet schließlich em Mittelalter. (zu Gräfin) Jetzt werdet ´s jo hoffentlich die letschde au voll mitkriegt hon. (nach rechts) Ihr no net? Ja no, bei mache dauerts halt a bisle länger. Mittelalter. Idade Media. 20 GRAF (fortgesetzt, zu Publikum) Ja, no bei manche hilft au koi Lateinisch mehr. Jetzt weiter: Um auf unsere Finanz-kri-se zurückzukommen. (FRIEDRICH rennt von GRAF und GRÄFIN ungesehen auf die Bühne...) GRAF Woisch du was alloi dieser Altar koschdet hot? (zu Publikum) Den hot se sich aus Italien komma lassa. Mir hen au Altar hier, aber noi, net gut gnug. (FRIEDRICH dreht sich und verlässt die Bühne von GRAF und GRÄFIN ungesehen mit entblößtem Hinterteil.) GRAF (zu Publikum) Was hen ´r denn? Teuere Gemahlin, (GRAF und GRÄFIN stehen auf.) GRAF Nachdem du dich geschdern Bei mir wieder a mol so bitter beschwert... Brauchsch den no? Fort mit. (Altar wird von einem MÖNCH von der Bühne gezogen.) GRAF Hon i droba em Rittersaal Oi Kanne Bier noch dr andra glehrt. Über unsere Probleme ho i nachgedacht, I war scho ganz benomma. Do endlich isch mir en Eifall komma. Und jetzt hör gut zu: Unsere Nachbarin, die Gräfin Rullwalla, (zu Publikum) Des sen die do drüba. Des hennr jo scho glernt. Jetzt gucket a mol. Ha noi. Do schtoht se sogar, ganz kloi. (zu Gräfin) So, ond jetzt hör gut zu: 21 GRÄFIN Er fahre bitte nicht weiter fort. Er weiß genau, mit unseren Nachbarn Rede ich schon seit Jahren kein Wort. GRAF I wois, dass ihr euch überhaupt net möget, Und darum auch scho seit Jahre Bekrieget ond befehdet. Aber lass me ausschwätza! GRÄFIN Ich lasse ihn immer ausreden. GRAF Von wegen! Du läsch mich nie ausreden. (zu Publikum) Ja, sie lässt oin halt nie ausschwätza. So, ond jetzt hör gut zu: Die Gräfin Rullwalla, de sell näher sich in letschdr Zeit gefährlich dr Ewiga Ruh Ond bevor se macht ihre Auga zu Hätt se ihr Tochter, d Kunigunde, No gern schnell vermählt Ond wie du woisch: Unser Name als einer dr beschda em Lande zählt. Kann die ons do drüba au oms, ahm, Oms noch mol was net verbutza, Die dät ons ihr Kunigunde geba Denn die Heirat isch au en ihrem Nutza. GRÄFIN Diese Kunigunde... GRAF (einwerfend) Nein, nun rede ich. GRÄFIN Nein. Da täuscht er sich. GRAF Gibsch jetzt endlich a bisle Ruh. GRÄFIN Nein, nun hört er mir zu. Diese Kunigunde, kommt mir nicht auf meine Burg. Auf keinen Fall. Dieses Mädchen ist ein einziger Skandal. 22 GRAF Ach was, desch übertrieba, des isch... GRÄFIN Was ich erfahren habe: Zuhause läuft die nur Splitternackt herum. GRAF Desch Freikörperkultur. GRÄFIN Freikörperkultur machen die da drüben. Und mit dem Kaiser hätt Sie´s auch schon ge... Ahm, hätte sie auch schon etwas gehabt GRAF Ja heidanei, Du willsch doch emmer so up to date sei. (kleine Pause) Hon i jetz grad scho wieder lateinisch gschwätzt? (zu Publikum) Ruhe! (zu GRÄFIN) Ond Freikörperkultur, Desch, desch, desch gsond! (zu Publikum) Die Kunigunde, die duat halt gern a bisle em Buggraba bada Ond gern a bisle negedich rompflatra. Des stört jo niemand. Minderjähriga oder leich schokierbare müsset Wenn mir die Nackbadeszene henn Dann halt d Auga zumacha Oder halt so do als ob se nix sehn. Aber wer d Auga zumacht dät was verbassa. Die Kunigunde isch wirklich Erschde Wahl. Se isch sehr gut gebaut, überhaupt obarom Ond eigentlich überall. GRÄFIN Diese Kunigunde kommt mir nicht auf meine Burg, Auf keinen Fall, Dieses Mädchen ist ein einziger... GRAF (unterbrechend) Des hosch scho a mol gsagt. GRÄFIN Er läßt mich nie ausreden. 23 GRAF Von wegen. Du läsch mich nie ausreden. GRÄFIN Wie? Ich lasse ihn nie ausreden. GRAF Ja, Sie. Natürlich, i wois, die Kunigunde, Se goht noch ihrer Muadar. Se isch scho a bisle a Luadar. Aber das war ja nicht nur sie, boide do drüba Hen ´s jo mit em Kaiser - ahm, haben etwas mit ihm gehabt. Aber abgesehen von diesem kleinen Skandälchen Es ob des Mädle beschdens schteht, Dr Kunigunde ihr finanzielle Tugend Isch von höchschdr Qualität. (zu Publikum) Finanzielle Tugend, sehr sehr wichtig. (zu Gräfin) Jetzt denk doch: Dr Kunigunde ihr Aussteuer dät ons net bloß Von de drückenschde Schulda befreia, Zur Hochzeit kennsch du dir glei Dein neua Pavillon eiweiha. Ond koine Sorga mehr von wega s Bier dät net langa, Na, Sekt dätet mir ent Bierkanna. GRÄFIN Nein und nochmals nein. Diese Kunigunde... GRAF (unterbrechend) Mensch Maier, du siesch des alles a bisle ts krass. Die Kunigunde, die hat das bestimmte Etwas. GRÄFIN Diese Kunigunde... GRAF (unterbrechend) Ja heidanei! Kriegt mr des net endlich en dein Meckel nei? Die Kunigunde, die hot Geld wie Hei. Jetzt denk doch: Na, no viel me für dich Bei der Hochzeit rausguckt. Du kennsch dir endlich den Musikpavillon baua Der dr scho so lang em Kopf romspukt. 24 GRAF (fortgesetzt, zu Publikum) Ihr merkets jo hoffenltich: Diplomatisch muss mr sei em Leba. Sie wird ja grad von mir a bisle diplomatisch bearbeitet. Diplomatie, sehr sehr wichtig. Glaubet dr net. Ja, do werdet dr scho no druff komma. Durch diplomatisches Geschick Erreichet mir Regierende Zufriedaheit und Glück. Ja, ich regiera ja schließlich das Land. Finanzen und, oder ecetera! wie´s uff Lateinisch hoißt, Ja, s Lateinische lauft mir oifach viel leichter von dr Zong, Das mache ja alles ich. GRÄFIN Nein, es geht nicht, nein. GRAF Was geht nicht warum? (zu Publikum) Psst. So goht weiter. GRÄFIN Die Gräfin Rullwalla, (hält ein) GRAF Ja? GRÄFIN Die würde doch auf unsere Burg zur Hochzeit kommen. Und jetzt habe ich da so eine Dummheit begangen: Vor dem heiligen Antonius habe ich geschworen... (hält ein) GRAF Was? GRÄFIN Ich würde die nie mehr auf meiner Burg empfangen. GRAF Die Gräfin Rullwalla nähert sich doch en letschdr Zeit gefährlich dr Ewiga Ruh. Die kann net komma, Die isch scho zu krank und zu schwach Gemahlin, die Hochzeit, des wär doch a Sach. Heute noch lada mir ons erlesene Gäschde ei. Und glei morga soll die Hochzeit sei. 25 GRAF (fortgesetzt) Ein großes Fescht wird von mir befohla! Friedebert! (FRANCESCO erscheint im Malerkittel mit Palette.) GRAF Noml a paar an d Wand mola. (FRANCESCO geht ab.) GRAF (zu Publikum) Des war grad dr Francesco, so hoißt dr. Francesco, komm noml! Du en a mol a bisle wenka. (zu Publikum) Komm, wenket a bisle zrück. Ja. so. Aber nun an die Arbeit, Fridebert. FRANCESCO (streng) Francesco. (FRANCESCO geht endgültig ab.) GRAF Francesco de la Rimini. Ja. Nadirlich. So hoißt dr. Aber der isch von hier. Von Henderbüttels noch mol was. Der duat bloß so. Der ko au koi Italienisch. Der kann Spaghetti saga ond sonsch nix. Ufbassa. S goht weiter: Adieu, Gemahlin, Adieu, Glei werd i Boda uff d Nachbarburg ausschicka... (zu Publikum) Adieu, des war grad wieder lateinisch. Zwischenruf (von rechts) Französisch! GRAF Ach was? (HENKER erscheint. GRAF gibt HENKER Handzeichen: ich übernehme) GRAF Ach was? Französisch sei des? I hon euch bloß teschda wella. 26 (GRAF gibt Handzeichen zu HENKER: Abgehen. HENKER geht ab) GRÄFIN Er lasse bitte die Gräfin Rullwalla wissen... GRAF (unterbrechend) Glei werd i Boda ausschicka. Entschuldigung. Ich habe Sie unterbrochen. GRÄFIN Ich bin bereit Kunigunde auf meiner Burg zu begrüßen. GRAF Adieu Gemahlin, Adieu. Dr Edelmund wird Morga mit dr Kunigunde vermählt. GRÄFIN Nein, der Friedrich. GRAF Noi, woisch dr Edelmund... GRÄFIN (unterbrechend) Nein, mein Edelmund... GRAF (unterbrechend) Was heißt "dein Edelmund"? Noi, woisch was? Ob jetzt dr Friedrich oder dr Edelmund Die Kunigunde Morga heiratet Des entscheida mr nemme heut Des hot au no Morga Zeit. Des vertaga mr. Adieu, Gemahlin, Adieu, (DORABELLA kommt hereingerannt.) DORABELLA Wauw, wauw wauw wauw wauw. GRAF Was machsch den du scho do? Du kommsch doch erscht em 2. Akt? (zu Publikum) Se kos halt net verwarda. (GRAF nimmt DORABELLA auf den Arm.) 27 GRAF Jetzt kümmert sich jemand om den Hond! (HENKER erscheint und will GRAF DORABELLA abnehmen.) GRAF Noi, net du. (Andere SEXY MAGD mit sehr wenig an kommt hereingerannt und geht mit DORABELLA ab.) GRAF Ja, die isch au neu. (nach rechts) Ja, die hot au en Keuschheitsgürtel o. Den hab ich ihr persönlich angelegt. (zu GRÄFIN) So ond jetzt bass uff: Was die Freikörperkultur betrifft... Wie komm i jetzt do druff? Jetzt wart: I werd dr Kunigunde saga: Sonntags dürft se hier nicht nackt bada. I werd dr Kunigunde kategorisch beibrenga: Sonntags dürft se hier nicht negadich romschprenga. GRÄFIN Ja und mit dem Kaiser Hat sie doch immer noch ein Verhältnis? GRAF Ja du Donnerheidablitz, A bisle a Beziehung nach weiter oba schdet nix. Adieu, Gemahlin, Adieu, A tugendhafte Schwiegertochter Wird älles auf unser Burg zom Beschda wenda. No hon i Hoffnung unser Drama Wird net gar zu dramatisch enda. (GRAF und GRÄFIN gehen in verschiedene Richtungen würdevoll ab.) (Vorhang.) 28 2. AKT (Bühnenbild wie im 1. Akt.) (Vorhang) (Familie Rittersloh auf Bühne in Festtagskleidung. GRAF trägt elaboröse, FRIEDRICH und EDELMUND einfachere Rüstung.) GRAF (zu Publikum) Ja, do gucket dr. So a blankpolierte Rüschdung... (hält ein, nach rechts) Uffbassa! Vorhang zu. Mir fanget noch mal an. (Vorhang geht zu und wieder auf.) GRAF Ja, do gucket dr. Ja, jetzt müsset drs halt noml höra. Und noch einmal: Ja, do gucket dr. So a blankplierte Rüschung isch doch was schöns, Aber blankpoliert muss se sei. Ond wenn des no so spiegelt ond scheint No komm i mir emmer Wie dr König Arthur persönlich vor. Er war ja en Vorfahre von ons. Mir henn jo... (nach kurzer Pause nach rechts) Ja, mir stammet von dem ab. Des hemm mir schriftlich? (zu Publikum) König Arthur? Kommet dr überhaupt mit von wem i schwätz? Hennr en dr Schul von dem nix ghört? Friedrich Worom schdanda mir hier rom? Bitte uffkläre. GRAF Du bisch scho gnug uffkkärt. EDELMUND Ja, wowom schdanda mir ons hier d Füß en Bauch? 29 GRAF Und do auch. EDELMUND Ha mr wird doch wohl no froga derfa? GRAF Edelmund, d gosch deiner Muadar heut net so uff d Nerva. EDELMUND Ja was, i deff dr Mund net uffmacha? GRAF Er soll sich bitte hier net so ufführa. Also wo du dei Klapp her hosch Des dät me zu sehr intressiera. Aber jetzt macha mr die Klappe zu. (GRAF haut EDELMUND in den Bauch.) EDELMUND Ah! (Edelmund ´S Scharnier geht zu.) GRAF (zu Publikum) Ja, do kommt des her. "Die Klappe zu". Do kommt des her. Hen ´rs jetzt älle mitkriegt? (nach rechts) Ihr net. Wacha! (HENKER erscheint mit Beil.) GRAF Ihr hen ´s jetzt doch mitkriegt? Gut. (Handzeichen) (HENKER geht ab.) GRAF So, ond jetzt herrscht hier Silencio. Kapitschko? (zu Publikum) Noi, Stop, Halt. Des henn ´r net ghört. Weil ich bin der Meinung, Dass man nur reines, klassiches Latein reden sollte. 30 GRAF (fortgesetzt) Mei Teuerschde hot sich jo au sehr angschdrengt. Ihr dürfet net bloß emmer mi ogucka. GRÄFIN Wie geht das denn auf? GRAF Do machet ´r mr koin Gfalla. GRÄFIN Friedrich?! FRIEDRICH Do, so: oimol richtig uff ´s Gnick nuff. (FRIEDRICH haut EDELMUND in ´s Genick.) EDELMUND Au! (Edelmund ´s Scharnier geht auf.) FRIEDRICH Ond scho isch ´s wieder uff. (GRÄFIN putzt an Edelmund ´s Rüstung.) EDELMUND Musch emmer an mr romfommla? GRAF Ha, i glaub i spenn, En deiner Rüschdung isch jo a Dala dren. Wo hosch des wieder nokriegt? GRÄFIN Edelmund, er hat seine gute Rüstung an. GRAF Ja, blankpoliert. Ond was isch en do scho wieder bassiert? Magd! (GRAF haut auf Edelmund ´s Rüstung ein.) EDELMUND Au! GRAF Die Dall kommt naus! 31 (VERÄNGSTIGTE MAGD bringt Keule. GRAF haut mit Keule auf Edelmund ´s Rüstung ein.) EDELMUND Au! GRAF Do schtosch no. Jetzt isch do noml a Dall neikomma Weil er net ruhig noschdonda ko. (haut weiter mit Keule zu) EDELMUND Au. Ah. Au! GRÄFIN Gleich ist die Kunigunde da, Und er immer noch nicht seine Rede gehalten. GRAF Ja ja. Immer mit dr Ruhe. Des langt, Aus. Naus. (VERÄNGSTIGTE MAGD geht mit Keule ab.) GRAF Friedrich! Edelmund! Do schdanda dr no. Ond keine Widerrede Oder i fang a mol wirklich Zom lateinisch schwätza o. (EDELMUND folgt. FRIEDRICH lässt sich Zeit.) GRAF Wacha! (HENKER erscheint) GRAF Mein lieber Friedrich, FRIEDRICH Ja, Vati. 32 GRAF Ruhe, jetzt spreche ich. (zu Publikum) Ja, der isch scho emmer a bisle uffsässig gwä. Friedrich, i glaub du hosch scho lang nemme Onsr Folterkammr von enna gseh. Noch ein Tönchen ond du kommch mir fei Heut no schnurschtracks en onsr Folterkammer nei. No gibt ´s a private Führung. (zu Publikum) So, ond jetzt duen wieder a bisle uffbaua. Mein lieber Sohn, tief dronda, ganz tief dronda Liebt dein Vater dich. Aber eine gewisse Strenge isch einfach notwendich. Das sieht er doch sicherlich ein? Ich warte, Friedrich, ja oder nein? (HENKER dreht Friedrich ´s Arm.) FRIEDRICH Ah! GRAF Entschuldigung. Wie War das noch mal? FRIEDRICH Ja, Pappi. Ah. (HENKER lässt FRIEDRICH los.) GRÄFIN Euer Vater hat euch etwas Wichtiges zu sagen. GRAF Ja. Ond wer mr dazwischafährt Dem geht ´s an Kragen. (zu Edelmund sich abrupt zu ihm wendend) Ond des gilt für alle! (EDELMUND erschrickt) GRAF Außer meiner teuren Gemahlin natürlich. Meine Rede beginnt. Es geht los. Ich fange an. FRIEDRICH Ond i fang au zom lateinisch schwätza o Wenn e gnug intus hon. 33 EDELMUND Intus. Au des war guat. (lacht) Unser Vati hat sehr oft einen Schuß Zuviel Intus. FRIEDRICH Ond desch au dr oinzige Schuß Ansonschden hot dr net viel intus. (EDELMUND lacht bis GRAF ihn anschaut. Dann erstarrt er vor Schreck.) GRAF Friedrich, Latein rede auf dieser Burg nur ich. FRIEDRICH Ach was? GRAF Ja. Latein redet auf dieser Burg nur dein Papa. GRÄFIN Wir warten auf eine Dame Hohen Standes und hoher Qualität. Und diese Dame.... GRAF (unterbrechend) In einem Wort: es isch eine ganz tolle Frau. Ond was euer Mutter no vergessa zom saga hot: Sehr viel Tugend hot se au. Und diese Dame heiratet heut. Und Edelmund, jetzt hör gut zu: dr Bräutigam bisch... GRÄFIN (unterbrechend) Nein. GRAF Was isch? Ach so. Ja i hon denkt mir hen... jetzt noml: Friedrich, hör gut zu: Dr Bräutigam bisch... Jetzt isch mei ganze Rede durchanandr komma. Jetzt henn ´r mei ganze Rede ruiniert. Friedrich, du heiratesch heut, kapiert? (zu Publikum mit Händen vor dem Mund) Entschuldigung. 34 EDELMUND Ja was, dr Friedrich... Oh, on i hon me grad scho so gfreut. GRAF Du bisch no net so weit. EDELMUND Doch, i ben so weit. Ond i kann ´s beweisa. GRAF Aber net hier. Ond net vor älle Leut. FRIEDRICH Ond wie heißt die Braut? GRÄFIN Kunigunde. EDELMUND Was? Die Wild von do drüba. Die hot ´s doch scheins scho mit em Kaiser... (GRAF haut EDELMUND in den Bauch.) EDELMUND Ah. (Edelmund ´s Scharnier geht zu.) GRAF So geht ´s zu Ond so geht ´s wieder uff. (GRAF haut EDELMUND ins Genick.) EDELMUND Au! GRAF Ha wie goht denn des? FRIEDRICH Desch ganz oifach. So: oimol richtig uff ´s Gnick nuff. (FRIEDRICH haut EDELMUND in ´s Genick.) EDELMUND Ah! 35 FRIEDRICH Ond scho isch ´s wieder uff. GRAF Jetzt noml. Des muss e lerna. EDELMUND Noi! FRIEDRICH So geht ´s zu. (FRIEDRICH haut GRAF in den Bauch.) GRAF Ahh! (Grafens Scharnier geht zu.) FRIEDRICH Ond no haua mr richtig uff ´s Gnick nuff. GRAF Ah! (Grafens Scharnier geht auf.) FRIEDRICH Ond scho isch ´s wieder uff. GRAF Au. Mei Gnick. Ah. Danke sehr. FRIEDRICH Gern geschehen. Möchte er vielleicht nochmal eine Lektion Von seinem lieben Sohn? EDELMUND Und ich bin auch noch hier. Vielleicht möchte mein Herr Papa Auch a bisle Nachhilfeunterricht von mir. GRÄFIN Hat er auch die Zugbrücke runtergelassen? GRAF Natürlich habe ich die Zugbrücke runtergelassen. Oder? Jetzt wartet a mol. Ha i hon doch heut Morga, oder? 36 GRAF (fortgesetzt) Ha doch, i war doch heut morga... GRÄFIN Immer das gleiche. (GRAF haut mit je einem Ellenbogen FRIEDRICH und EDELMUND in den Bauch. Beide Scharniere gehen zu.) FRIEDIRCH/EDELMUND Au! Ah. GRAF Natürlich habe ich die Zugbrücke runtergelassen. Höchstpersönlich heute Morgen. (zu Publikum) Henn ´r des mitkriegt? Mr muss d Leut emmer ablenka Ond no em richtiga Augablick... (haut nochmals zu) FRIEDRICH/EDELMUND Au! Ah. GRAF Ond no haua mr oimol richtig uff ´s Gnick druff. (GRAF haut EDELMUND in ´s Genick.) EDELMUND Ah! (Edelmund ´s Scharnier geht auf.) GRAF Ond scho isch ´s wieder uff. (GRAF haut FRIEDRICH ins Genick.) FRIEDRICH Au. Ah. GRAF Ha do klemmt doch was? Wacha! (HENKER erscheint) 37 GRAF Kümmert de mol om den. Do klemmt was. (HENKER bearbeitet FRIEDRICH.) FRIEDRICH Au. Ah! (GRAF gibt dem auf Boden liegenden FRIEDRICH einen Fußtritt.) FRIEDRICH Ah! GRAF Ha saget a mol? (gibt weiteren Fußtritt) FRIEDRICH Ah! GRAF Des sollt doch viel me schettra? (gibt weiteren Fußtritt) FRIEDRICH Au! GRAF Desch, desch Plastik!? Ja, des isch diese Finanzkrise Von der ich schon die ganze Zeit rede. Aber jetzt wird ´s mir hier langsam A bisle zu bunt. Also wenn die auch noch an mir zom Spara ofanga wellet, Dann geht ´s hier rund. Dann schlage ich des ganze Management Em Viereck rom. Da kenne ich kein Pardon! FRRIEDRICH Au. Ah! GRÄFIN Bitte Vorsicht. Um Gottes Willen. GRAF Ja. Vorsicht. Der muss heut noch sei eheliche Pflicht erfüllen. 38 GRÄFIN Es ist diese unterschwellige Aggressivität In unserer Gesellschaft Die ich so verabscheue. GRAF Ja was? (zu Publikum) Jetzt hot se ´s net bloß mit meiner Burg? Jetzt basst ra onsr ganze Gesellschaft net?! Na, i kann verschdanda worom dr Henry in England Oi Frau nach dr andra köpfa lässt Na, Mitleid hon i mit dem Mann. (KUNIGUNDE tritt auf mit DORABELLA.) GRAF Mitleid! EDELMUND Ha wemme net älles täuscht, ha no, Do isch se doch scho. GRAF Wer?! EDELMUND D Kunigunde. GRAF Jetzt hebet ´s. Ja wo? Kunigunde sei gegrüßt auf Burg Rittersloh! GRÄFIN Ich grüße die Braut. Oh wie glänzt ihr Schmuck. Wir herrlich sie ausschaut. KUINIGUNDE Gegrüßt seit all ihr edlen Ritter. (KUNIGUNDE nimmt GRAF und EDELMUND an je einem Arm.) KUNIGUNDE Ond wer von euch zwoi Isch mei Zukünftiger? GRAF Ahm i, i, ahm, i zähl net mit. (zu Gräfin) Des schtemmt doch? 39 KUNIGUNDE Oh, desch aber schad. GRAF Es tut mir leid, dass ich sie enttäuschen muss. Ich bin dein Schwiegerpapa. KUNIGUNDE Kriegsch trotzdem es Begrüßungskuss. (KUNIGUNDE küsst Graf zwei Mal. GRAF küsst Kunigunde ein Mal.) KUNIGUNDE Noi, uff boide Backa. Desch französisch. GRAF Ja wie? Ja so? (küsst geräuschvoll zwei Mal) KUNIGUNDE Ja. Ond manchmol a drei Mol. (küsst drei Mal) GRAF Ja wie? Ja so? (küsst geräuschvoll drei Mal) GRÄFIN Kunigunde, hier steht Friedrich, mein Sohn. Bitte schau ihn dir gut an. Er ist dein Bräutigam. (KUNIGUNDE hält die Hand aus.) FRIEDRICH Was isch los? KUINIGUNDE Ha gibt mr denn bei euch koin Handkuss? Also en Handkuss isch bei ons dahoim a Muss. (KUNIGUNDE streckt beide Hände aus. GRÄFIN - überrumpelt - und FRIEDRICH küssen. GRÄFIN ist danach außer sich.) GRAF Also die Kunigunde die spennt genau so wie mei Gemahlin, die spennet boide. De henn boide en Vogel. Die hen boide a bisle en Macka, Ond werdet sich vielleicht gerade darum gut vertraga. 40 KUNIGUNDE Dorabella, guck en o. Desch onsr neuer Mo. GRAF Wie Der Ich Oh, wo wer was? Ach so. Hond. Hallo bin der Graf von Rittersloh. desch aber a netts Dengele. DORABELLA Wauw wauw wauw wauw wauw. FRIEDRICH Au. GRAF Er soll isch net emmer so oschtella. FRIEDRICH Die hot me bissa? GRAF Ach was, die hot bloß a bisle spiela wella. DORABELLA Wauw wauw wauw wauw wauw. GRAF Ond du hörsch uff zom Bella. (Ein KNECHT bringt Sektkelch und Binde für Friedrich.) GRÄFIN Ich habe die Hand der Kunigunde geküsst. GRAF Jetzt reg de net uff. Was isch en des? Seit wann Trenka mir aus so ma Deng? I frag Euch: seit wann? (wirft Sektkelch rückwärts von der Bühne) I will mei Bierkann! (KNECHT eilt ab.) EDELMUND No küsst mr sich also Iff dr Backa ond uff d Hand. Ond wo Küsst mir sich sonsch no no? 41 (GRAF haut EDELMUND in den Bauch.) EDELMUND Ah! (Edelmund ´s Scharnier geht zu.) KUNIGUNDE Und wer ist dieser charmante Mann? (FRIEDRICH haut EDELMUND ins Genick.) EDELMUND Ah! (Edelmund ´s Scharnier geht auf.) EDELMUND I ben dr Edelmund... (schleckt Kunigunde ´s Hand ab) GRAF Küssa. Net schlecka. Oh, die Jonge heutzutag. EDELMUIND ... em Friedrich sei Bruder. GRAF Das ist ein ganz durchtriebenes - Ding. (KNECHT bringt Bierkanne.) GRAF Proscht! FRIEDRICH Mit der hen se mr was eibrockt. Mann o Mann. GRAF Komm, jetzt stoßa mr alle uff onsr Kunigunde an. (ALLE haben schon lange abgesetzt wenn GRAF immer noch trinkt.) GRAF Trenka, net schlecka. Ha saget a mol? (zu Publikum) Von was schwätze denn?! 42 KNECHT (zu Publikum) I mach mr jo au meine Gedanka Was auf Burg Rittersloh so vor sich goht. Ond i moin, dass die Kunigunde Vielleicht auf reifere Männer schtoht. Vielleicht em Graf seine Gründe für die Hochzeit Gar net so oschuldig sen. Vielleicht hot der die Hochzeit ausgheckt Weil die tsamma was henn. Ha worom hot dr Graf diesen Keuschheitsgürtel Uff sei Kammr brenga lassa. Also wenn i d Gräfä wär, I dät wie der Lux uff en uffbassa. Dr Graf hot en seiner Kammr do droba Emmer en mordsmäßiga Spaß Also i ben sicher do droba, do lauft irgendwas. Mi dät zu intressiera was bei der Keuschheitsgürtelinspektion auf die dr Graf so schtoht Vor sich goht. GRAF Wacha! (HENKER führt KENCHT ab.) GRÄFIN Kunigunde um deine Aussteuer... KNECHT (von hinter den Kulissen) Ah...! GRAF (zu Publikum) Entschuldigung. Wir Sind hier. Bitte hier her gucka. GRÄFIN Kunigunde, um deine Aussteuer werde ich mich sofort kümmern. Ich werde deine Aussteuer... KUNIGUNDE (unterbrechend) Aber i hon doch no gar nix mit. GRAF Was? 43 KUNIGUNDE Erscht Morga mr alles zu euch herüberfährt. Unter strengschdr Bewachung. Denn des Zeug hot jo so en Wert. Also i hon manchmol s Gfühl, de ganz Welt Mog me bloß wega meim viela Geld. ALLE (gleichzeitig) Noi, Nein, Ach was... KUNIGUNDE Doch. ALLE (gleichzeitig) Noi, Nein, Ach was, desch doch... GRÄFIN (alle übertönend) Nun, lasst uns nach der alten Sitte, In langsam, abgemessnem Schritte, GRAF (einfallend) Das Paar zum Altare führen. Entschuldigung. I hon gmoint du bisch stecka blieba. GRÄFIN Ich bin noch nie steckengeblieben. Ich habe auf den Chor gewartet. GRAF Chor! (VERÄNGSTIGTE MAGD kommt auf die Bühne.) DORABELLA Waw waw waw waw waw. GRAF Die will mitsenga. VERÄNGSTIGTE MAGD Ich melde: Der Chor, die sen emmer no em Rittersaal dren. GRAF Was? Em Rittersaal. 44 VERÄNGSTIGTE MAGD Ja. Die probet emmer no? GRAF Was? Die probet emmer no? Ha i glaub, i schpenn. Chor! Augenblich hier erscheina! Oder mir sparet ons des Geld Ond i seng selber was vor. GRÄFIN Nein. Bitte nein. GRAF Ha dieser Chor, die sollet doch hier zur Untermalung... Ja heidanei Die solltet doch hier sei. (VERÄNGNSITGTE MAGD eilt ab.) GRAF Solla Mr se raushola? KUNIGUNDE (faltet Hände über ihr tiefes Dekolette) Aber Herr von Rittersloh! GRAF Die Leut? Aus em Rittersaal. KUNIGUNDE Ach so, dia. Ond i hon gmoint... (zeigt und lacht) Des sagt dr Kaiser au emmer. Er sagt emmer: solla Mr se raushola? GRAF Ja aber des hon i net gmoint! (zu Publikum) Noi, Stop, Halt, Aus. Desch a Missverständnis! Jetzt kommet. I hon gmoint: die Leut aus em Rittersaal... Ond net die... also noi, des ich doch... Ruhe! Silencio! Brenget a mol die Kanona. 45 (2 Kanonen werden von einem KNECHT hereingefahren.) GRAF (zu Edelmund) Helf a mol. (zu Publikum) Desch a ganz neue Erfindung. (zu Edelmund und Knecht) Noi, so rom! (zu Publikum) Mir henn ´s no nie ausprobiert. Das klappt nicht unbedingt. Aber wenn i Euch wär, wär e doch lieber a bisle vorsichtig. So, und jetzt noch einmal: I hon gmoint, die Leut aus dem Rittersaal hola. Ond net dia... Die Kanona zünda! (Wunderkerzen) GRÄFIN Würde er bitte die Kanonen ausmachen. GRAF Noi. I möcht seh ob des funktioniert. GRÄFIN Und was wenn was passiert? GRAF Die Kanona schießet net auf ons, die schießet do nondr. Ons wird nix bassiera. Die do dronda werdet, ahm Zwischenruf (von rechts) Krepiera! GRAF (nach rechts) Das vielleicht nicht überleben. Entschuldigung. I hon nix dagega wenn ´r lateinisch schwätzet. Lateinisch isch hier sogar erwünscht. Aber nur reines, klassiches Latein Isch in Gegenwart meiner Person erlaubt. Danke sehr. 46 GRÄFIN Nun lasst uns nach der alten Sitte In langsam, abgemessnem Schritte. GRAF Des hosch scho mol gsagt. Entschuldigung. GRÄFIN Das Paar zum Altare führen. Dort beim Schein... (feierliche Pause) GRAF Von strahlend hellen Kerzen. Ja wer macht jetzt weiter? Du oder I? Werde besiegelt der Bund der beiden Herzen. (Musik: "Treulich geführt..." ALLE gehen in langsam, abgemessenen Schritten die GRAF durcheinander bringt ab.) GRAF (zu Publikum) Diese neue Etikette. Ja, uff so Sacha kommt se Worom laufa mr jetzt rückwärts? (ALLE gehen vorwärts gehend ab. Ein KNECHT erscheint mit Tablett.) DORABELLA (von hinter den Kulissen) Waw waw waw waw waw waw! GRAF (von hinter den Kulissen) Was hot se denn? GRÄFIN (von hinter den Kulissen) Nein. Bitte den Hund nicht mit in die Kirche nehmen. GRAF (von hinter den Kulissen) Noi, onsr Dorabella kommt fei Mit en d Kirch nei. Knecht! Knecht! Hört er schlecht?! Mei Bierkann! 47 GRÄFIN (von hinter den Kulissen) Nein, nicht in der Kirche bitte. GRAF Ond nocher wemmr älle senget, mit dr Musik Bellsch du a bisle mit. (GRAF geht ab mit DORABELLA.) KNECHT (sammelt Kelche ein) Onsr Drama nemmt sein Lauf. Bis jetzt senn ´r glimpflich davokomma. S wurd n net viel gheult. Aber des wird sich ändra. S Schicksal mit Riesaschritte eilt. (setzt Servierbrett ab) I garantier Euch: Bald werdet se auf Burg Rittersloh ofanga Uffanandr los zom ganga. I garantier Euch: Nochem Ritterballett fanget se o sich omzombrenga Aber vorher werdet se noml älle Ritterlich feira, lacha ond senga. (eilt mit Servierbrett ab) (Vorhang. Explosion) (oder: Kanonenkugeln fallen aus Kanonen. Dann Explosion und Teile der Kanonen fliegen dem Publikum an Schnüren befestigt über die Köpfe.) (Vorhang.) 48 3. Akt (Vorhang) (Im Rittersaal. Große Tisch. Lanzen und Armbrust an der Wand. Minnesänger, Ritter und hohe Gäste auf Hintergrund gemalt. Musik: Minnegesang.) (GRÄFIN steht im Profil in großer Pose mitten im Rittersaal. Stimmen. FRIEDRICH, KUNIGUNDE, EDELMUND und DORABELLA kommen herein.) EDELMUND Oh, so schee Hon i onsern Rittersaal no nie gseh. GRÄFIN (während sie elegant quer über die Bühne geht) Wir alle wollen nun singen und tanzen und feiern, Und zwar mit Stil und Eleganz. (GRAF tritt auf mit Bierkanne in der Hand.) GRAF Ja, do ben i au dafür. GRÄFIN Dann wird er bitte nun für mich etwas auf der Leier leiern. GRAF Aber selbstverständlich. (setzt Bierkanne auf Tisch ab und begrüßt die auf Wand gemalten Gäste mit Verneigung.) Seit mir gegrüßt ihr edlen Ritter. (zu Publikum) Hot r schö gemacht. Dr Friedebert, Ihr hen en jo scho troffa. En ganz talentierter Mo. Dr, Friedebert, des isch der der bloß Spaghetti saga ko. (plaziert sich malerisch mit Leier in der Hand zu den Minnesängern) GRÄFIN Und nacher werdet ihr alle kämpfen mit euren Lanzen. Aber vorher wird er noch etwas mit mir tanzen. 49 GRAF Mit dem größten Vergnügen. Zupf. GRÄFIN Mit Stil und Eleganz wollen wir heute feiern. GRAF Zupf. Edelmund, auch er wird bitte nun Etwas auf der Leier leiern. EDELMUND Ja, i hon koi Leier. GRAF Mein Sohn möchte singen! EDELMUND Noi, des hon i net gsagt. GRAF Man möge ihm eine Leier bringen! (Eine MAGD bringt Leier und geht ab.) GRAF Do no standa. EDELMUND Wo? GRAF Hier neba mi. Ja so. Aufrecht. Und nun mein Sohn wird musiziert und mit Stil und Eleganz gefeiert. EDELMUND Ja aber i hin no nie uff dr Leier gleiert. GRAF Mir nochmacha: Zupf. (Mißton von EDELMUND) FRIEDRICH Do schtoht Vora halba Jetzt aber I glaub, i mei Frau, Schton war i no ledig, zu Tisch, hon a Stärkung nötig. 50 GRAF Ja, zu Tisch! (GRAF wirft Leier in großem Bogen von sich.) GRÄFIN Nein. (Leier zerbricht. EDELMUND legt seine Leier auf Tisch ab.) GRAF Laßt euch onsern Burgliebewei schmecka. (Ein KNECHT bringt Spanferkel.) ALLE Oh, ah... GRAF (zu Dorabella) Zong raus. Komm, jetzt demmr tsamma An der Wildsau romschlecka. (schleckt und beißt zu, zu Publikum) Vorher isch hier ja noch schwer was passiert: Die Kanona sen explodiert. Ein Wahnsinnschada; kaum waret mir om d Eck nom Hot des zom Kracha ogfanga. Also des isch alles erscht noch im Entwicklungsstadium. GRÄFIN (mit zerbrochener Leier in der Hand) Ah nein. GRAF Dorabella, schmeckt dr die Wildsau? DORABELLA Wauw! Wauw! (GRAF beißt in ´s Spanferkel.) GRÄFIN (zu Publikum) Er hat keine Tischmanieren. (( (eventuell: DORABELLA`S Freunde: mehr Hunde.) 51 GRAF Dorabella? Sen des deine Freunde und Bekannte? Mein Gott, das isch ja eine Bande? GRÄFIN Man möge bitte diese Hunde entfernen. GRAF Noi, die sen au eiglada. GRÄFIN Nein. Das ist total unhygienisch. GRAF Ach was? die Hond, die brenget a bisle Stimmung en Lada. (Sich schlecht benehmende Hunde werden von HENKER abgeführt.) GRAF (zu Publikum) Do, scho wieder oiner weniger. S passiert en nix. Der schmeißt se halt en Burggraba nodr. Die meischde überlebet. )) (wirft Teller rücklings von der Bühne) GRÄFIN Sein Teller. (EDELMUND will seinen Teller wegwerfen.) GRÄFIN Edelmund, bitte. Auf der Hochzeit seines Bruders wird er sich bitte etwas zusammenreißen. Außer deinen Vater werden wir heute alle von einem Teller speisen. (GRAF nimmt EDELMUND den Teller aus der Hand.) GRAF Noi, des wird fei fortgschmissa. Des Deng isch gfährlich. En so a Deng hon i scho a mol neibissa. Fort mit. En Burggraba. (wirft Teller rücklings von der Bühne) (GRAF setzt DORABELLA auf den Tisch.) 52 GRAF Do, zeig ons wie mrs macht. Proscht. (GRAF haut Bierkanne auf Tisch und auf die von Edelmund dort hingelegte Leier. Leier zerbricht.) GRAF Was hot den do so kracht? Ha sag a mol? I glaub, i schpenn, Scho wieder a Leier, Wie viele von dene Denger hemm ´r denn? Fort mit. En Burggraba. (wirft Leier rücklings von der Bühne) GRÄFIN Nein. (rennt kurz hinter Leier her) KUNIGUNDE Mh, des isch, noi des isch koi Spätlese. Aber Spanferkel, was für a Delikatesse. (Ein KENCHT bringt neues Spanferkel.) ALLE Oh, ah... GRAF (zu Dorabella) Komm, jetzt fress net so auf die Schnelle. Mir hen no gnug Wildsäu, des langt für älle. Au für di. Was isch en des? GRÄFIN Gemüse. GRAF Was Gemüse? Des sei jo überhaupt net gsond. Do, des frisst net a mol der Hond. Fort mit, en Burggraba. (wirft Gemüse rücklings von der Bühne) GRÄFIN (zu Publikum) Und von wegen auf einen Kreuzzug gehen. Wenn er da wieder davon anfängt. Er geht ja nicht mal in ´s Tal runter. Weil er käme ja nicht mehr bis hier rauf. 53 GRAF Was was was was? I gang net ens Tal Weil mei Großvater hot zu mir a mol gsagt: "Bei Hochwasser goht mr em Däle ondr, Ritter", hot r gsagt, "ganget nie ens Däle nondr." Ha jetzt tu doch a mol a bisle was denka, Mit der Rüschdung o, I dät doch sofort versenka. Teuerschde, müssen die Minnesänger Die ganze Zeit singen? Woisch, der Krach. Leiser bitte! Oder ganz ausmacha! (Musik geht aus.) GRÄFIN Ich könnte ihn manchmal... GRAF (einfallend) Aus vollem Herzen umarmen. Zu Tisch. (GRAF führt GRÄFIN elegant mit Schwung Richtung Tisch. Ein KNECHT bringt neues Spanferkel.) GRÄFIN Ah! GRAF Was isch bassiert? GRÄFIN Dieser Knecht hat mein Kleid total ruiniert. Mein schönes, neues Kleid. EDELMUND Ja aber worom hosch du no dr Vater Heut Morga ogschriea: "Jetzt muss i scho wieder den alda Fetza ozieha?" GRAF (hebt die Hand zum Schlag) Wo isch en dei Helm? EDELMUND Ahm, ahm... GRAF Des will i jetzt sofort wissa. 54 FRIEDRICH Den hemmr aus Freud über die Hochzeit En Burggraba gschmissa. GRAF Was? Du hosch jo au join? FRIEDRICH Des war em Edelmund sei Idee. EDELMUND Noi! Des schtemmt net! GRAF Ruhe! EDELMUND I hon bloß... GRAF (unterbrechend) Kein weitres Wort. EDELMUND Dr Friedrich hot gsagt: GRAF (unterbrechend) Und zwar sofort. (holt Nachttopf von unter Tisch hervor) Zur Strafe setzt er den Nachttopf uff. (GRAF setzt EDELMUND Nachttopf auf.) GRAF Noi, der bleibt druff. (haut auf Nachttopf) KUINIGUNDE (zu Gräfin) Des macht doch nix, des bisle Dreck. GRÄFIN Kunigunde, das is ´n riesiger Fettfleck. GRAF Teure Gemahlin, oh jeminee, desch aber schlemm, Jemand ra schnell en Lappa breng! (EDELMUND hat es fertiggebracht den Nachttopf von seinem Kopf zu nehmen.) 55 GRAF (zu Publikum) S war nix drenn. Ond er war sauber auskrieba. (holt anderen Nachtopf von unter dem Tisch hervor, zu Edelmund) Aber der isch voll. Ond den nemme nex mol. (stellt Nachttopf vor Gräfin auf Tisch) Ond dieser Knecht wird verbannt! (HENKER erscheint) GRÄFIN Nein, er wird mir auf die Folter gespannt. GRAF Richtig. GRÄFIN (sieht Nachttopf) Ah. Magd! (HENKER schnappt Graf und trägt ihn davon.) GRAF Hilfe! Noi, den. Hilfe! (HENKER lässt Graf fallen und schnappt KNECHT. GRÄFIN lässt ihr Taschentuch vor HENKER fallen.) GRAF Also du bisch doch nirgends sicher heutzutag. Also des ich doch wirklich en Skandal. Das de nirgends me sicher bisch heutzutag. Net a mol en deim oigana Rittersaal. (HENKER hebt Taschentuch auf und küsst es.) GRAF En Italien isch des ja heut Scho Gang und Gebe, dass se die Ritter abmurkset. Ond bei ons isch jetzt bald au so weit. (HENKER überreicht GRÄFIN Taschentuch.) GRÄFIN Merci. 56 (HENKER geht mit KNECHT ab.) GRAF Ond des sich die Schuld vom Kaiser! GRÄFIN Magd! GRAF Ja. Er hot ´s emmer bloß mit de Dama ond de Mädle Ond an statt zom regiera Duat ´r mit denne rom..., ahm, alles mögliche treiba. Sitzt au mei Rüschdung no? Magd! Ja, des dät eura Mutter so bassa, Ihrn arma Mann uff de Folter spanna lassa. GRÄFIN Das war ein Missverständis. GRAF Magd! Ja heidanei! Jetzt komm endlich rei! GRÄFIN Magd! GRAF Magd! Ja du donnerheidalitz. Die Mägda heutzutag, die daugt nix. Magd! Jetzt wird ´s mr so langsam ts domm! Wo treibt se sich scho wieder rom? Magd! Sie komme augenblicklich hier rein. Sie isch hier zom Schaffa ond net zur Kur. Meine Burg isch kein Kurheim! (VERÄNGSTIGTE MAGD kommt hereingeeilt.) GRAF Jetzt hot mr so viel Angestellte. Ond wemmr jemand braucht isch niemand do. GRÄFIN Magd. Bitte. (zeigt auf Nachttopf) (VERÄNGSTIGTE MAGD schaut auf Nachttopf, erschrickt und rennt mit Nachttopf ab.) GRAF Wo rennt se jetzt scho wieder no? 57 KNECHT (von hinter den Kulissen) Ah...! GRAF Jetzt langt ´s mr no so langsam. (von der Bühne) Bitte nur in der Folterkammer foltern! (VERÄNGSTIGTE MAGD kommt an Graf vorbeigerannt zurück und kümmert sich um Gräfin ´s Kleid.) GRAF So, ond jetzt zo dir: also i will jo nix saga, I moin, der Knecht war jo a bisle dappich. Aber dei Personalverbrauch Isch en letschdr Zeit a bisle happich. (zu Verängstigter Magd) I ben au no do. (VERÄNGSTIGTE MAGD poliert Grafens Rüstung.) GRÄFIN Muss er mich fortwährend kritisieren? Bitte sagt eurem Vater... GRAF (unterbrechend) Komm, jetzt mach net scho wieder so a Theater. GRÄFIN Ah. Der Graf und die Gräfin von Rittersloh Haben für euch eine Überraschung geplant. MAGD Au. (rennt ab) ALLE Oh, ah... GRAF Noi, jetzt net. GRÄFIN Haben eine Überraschung geplant. 58 GRAF Der hot no koi Zeit ghet. Sich umzuziehen. GRÄFIN Minnesänger! GRAF (zu Publikum) Wenn se sich a mol was en Kopf gsetzt hot... (zu Anwesenden) Werdet für euch nun senga. Ond die sollet ons noml a Wildsau brenga! (ALLE warten.) GRAF Ja, i hon dr ´s jo gsagt. Gucket a mol do isch ´r scho. EDELMUND Wer? GRAF Der Minnesänger. EDELMUND Wo? GRAF Ha do. EDELMUND I kann nix seh. GRAF Ruhe. Do. EDELMUND Ha wo? GRAF Do isch ´r scho. EDELMUND Ha wo? GRAF So, Ond jetzt isch dr Mo Endlich - fascht angekommen. 59 (MINNESÄNGER kommt herein.) GRAF So, Ond jetzt isch Endlich do. Hot jo au lang Ond jetzt aber Ond bitte koin der Mo gnug dauert. a bisle Dampf Krampf. (GRAF nimmt MINNESÄNGER die Leier aus der Hand.) GRÄFIN Bitte. (greift nach Leier) GRAF Nein, der Graf von Rittersloh wird euch nun eine musikalische Freude bereida, Und diesen Sänger mit Stil und Eleganz bekleida. Zupf. (Handbewegung: Bitte.) MINNESÄNGER Gibt es ein Land Wo alles schafft ond grubelt? Wo wird ´s Geld gschpart Anstatt verjubelt? GRAF Zupf. MINNESÄNGER Wo isch älles Von höchschdr Qualität? Wo sen die Menschen saumäßig gscheit Und die Kühe blöd. GRAF Zupf. MINNESÄNGER In welchem Land Wird "Guda Morga" mit em Staubtuch gwedelt? In welchem Land wurde das Fuhrwerk veredelt? Gibt es ein Land der guten Weine, Der grünen Wiesen und der Sportvereine. Gibt es solch Land? Der Dichter spricht: 60 GRAF Zupf! MINNESÄNGER Nein, auf Erden gibt ´s solch Ländle nicht. EDELMUND Oh, desch aber schad. GRAF Bravo. (ALLE applaudieren.) GRAF Uff Lateinisch wär ´s natürlich noch schöner gwä. MINNESÄNGRER Gibt es ein Land... GRAF (unterbrechend) Des langt. Aus. Naus. Halt. Stop. Dei Leier! (wirft Leier von der Bühne) (Krach von hinter den Kulissen.) GRAF So ond jetzt aber ab Ond a bisle zack zack. Dorabella, schmeckt dr die Wildsau? DORABELLA Wauw! Wauw! GRAF Vergesset net vor lauter Kunstgenuss, Dass s Essa ond ´s Trenka bei ons a Muss. Jetzt rücket a mol mei Bierkann A bisle zu mir her. Ha saget a mol? Worom isch en die scho wieder leer? Kunigunde, noml a Tröpfle? Noi, Isch Aber Also KUNIGUNDE Danke, uff die Dauer mr der a bisle ts - ahm zu herb. des Spanferkel isch oifach superb. i will me jo net beschwera, 61 KINUGUNDE (fortgesetzt) Aber ihr sollet a mol Meiner Mutter ihre Sänger höra. FRIEDRICH Verzählet se bei euch koi so en Käs? KUNIGUNDE Ha se hen scho a bisle me Rafinesse. GRAF (zu Gräfin während er Weinfalsche in seine Bierkanne leert) Komm, jetzt lass des Mädle latainisch schwätza. Ond wenn des net verschtosch I kann dr ´s jo übersetza. So, ond jetzt werd i euch was vorsenga. GRÄFIN Nein. Bitte nein. (WALTER VON DER VOGELWEIDE kommt alt und gebückt herein in weisem Gewand.) GRAF Ond die sollet ons noml a Wildsau brenga! Wer isch en des buckliga Männle? Isch des en Grieche? GRÄFIN Das ist Walter von der Vogelweide. KUNIGUNDE Noi, des isch net wohr? GRÄFIN Doch es ist wahr. Der erste Sänger im Land, Ein Star. GRAF Mitta dren sen mir en dr Feier. Friedebert, rann an die Leier. GRÄFIN Walter, Walter von der Vogel... ah. GRAF Aber i will fei mitsenga. 62 GRÄFIN Nein. Bitte nein. GRAF Ond die sollet ons noml en Kübel Moscht brenga! (zu Publikum) Moscht, des tu i mir immer gern a bisle en ´s Bier. Des schmeckt mir. Moscht! (GRAF nimmt WALTER VON DER VOGELWEIDE die Leier aus der Hand.) GRAF Was isch en heut wieder mit der Bedienung los. I schrei ond schrei: Bedienung! GRÄFIN Bitte. GRAF Ond jetzt senga mr alle. Aufgepasst: (dirigiert mit Leier in der Hand) Eins, zwei drei! (haut Leier aus Versehen auf Tischkante) Ja du Donnerheidablitz. (haut Leier vollens auf Tischkante kaputt) Die Denger dauget nix. GRÄFIN Nein. (GRAF will Leier von der Bühne werfen. GRÄFIN entwendet ihm Leier.) GRAF Komm, den dem Friedebert A mol en Kübel Moscht eischenka. WALTER VON DER VOGELWEIDE Koin Moscht bitte. I tu bloß Wasser trenka. GRAF Bloß Wasser? WALTER VON DER VOGELWEIDE Ja. I hon a Erleuchdung ghet. 63 GRAF Ach was? WALTER VON DER VOGELWEIDE Und seither ben i strenger Antialkoholiker. EDELMUND Ja aber Wasser hemm mir hier net. GRAF Doch. (GRAF führt WALTER VON DER VOGELWEIDE zum Fenster.) GRAF Nadirlich hem mir hier Wasser. Hier. WALTER VON DER VOGELWEIDE Wo? GRAF Hier. Ab en Burggraba mit dir. (GRAF will Walter von der Vogelweide aus dem Fenster werfen.) GRÄFIN Nein. Bitte. Friedrich! EDELMUND I hon en am Fuß. Helfet mr. (WALTER VON DER VOGELWEIDE wird gerettet und geht ab nachdem GRÄFIN ihm die zerbrochene Leier übergeben hat.) GRÄFIN (zu Friedrich) Schau mal was er angerichtet. Der ganze Tisch. GRAF (entdeckt Rüstung hinter großer Pflanze) Do hot se dr Großvater no. Oh. (stolpert über Blumenvase) Au. Blümla überall. Die verschandelt mr mein ganza Rittersaal. 64 GRÄFIN (zu Publikum) Ich kann nirgends mit ihm hin. Die Hohenlohers, die lassen uns nicht mehr in ihre Burg rein. Er hat denen ihren ganzen Tisch zusammengeschlagen. Natürlich laden die uns nicht mehr ein. Die haben ganz stilvolle Möbel. GRAF Ja du donnerheidablitz, Denne ihre Möbel dauget nix. Do guck a mol der Disch, (springt auf Tisch und hopft herum) Wie stabil der isch. Den Disch, den hot scho mei Großvater amol... Des isch so a schöne Gschicht... Mei Bierkann, hebet se! Kunigunde, ja worom moinsch du dass do a Wildsau schtoht? KUNIGUNDE Des schöne uff Feira isch, Dass do emmer so schö saumäßig zugoht. GRÄFIN Bitte kommt vom Tisch runter. (GRAF fällt fast vom Tisch.) ALLE Ah... GRAF Hände weg. (EDELMUND leert etwas in Grafens Bierkanne.) GRAF Was hosch du do neigleert? EDELMUIND Ahm, GRAF Des sagt er mir jetzt glei. EDELMUND Gelbarübasaft. 65 GRAF Oh, glei schlag i druff ond nei. (zu Publikum) Do kommet ihr net mit. EDELMUND Sei Vater hot bloß Gelbarübasaft tronka. GRAF Tronka? Der hot Gelbarüba tronka ond gessa. Der hot ganz gsond glebt Der hätt am liebschda Gras... (GRÄFIN räuspert sich.) GRAF ... zu sich genommen. Das war ein ganz seltsamer Mensch. GRÄFIN Sein Vater sollte uns allen ein Vorbild sein. Und der sprach Latein. GRAF (zu Publikum) Emmer will se so hoch hinaus. Dabei isch ihr Familie arm wie a Kirchamaus. Die hen jo net a mol a richtige Burgmauer ghet. GRÄFIN Wir hatten eine Burgmauer. GRAF (zu Publikum) Noi, des war bloß a bisle a Palisade, Was die ghet hen. (zu Edelmund) Erklär denne a mol was a Palisade isch. (EDELMUND steht auf und geht auf Publikum zu.) EDELMUND A Palisade, des isch... GRAF (unterbrechend) Des intressiert se vielleicht. EDELMUND A Palisade, des isch... 66 GRAF (unterbrechend) Jetzt basset a mol uff. EDELMUND A Palisade, des isch: Was isch en des? GRÄFIN Ah, ganz der Vater. GRAF Komm, jetzt hör uff mit dem Theater. Und ich gehe nicht nach Italien. Keine 10 Gäul mich nach Italien brenget. GRÄFIN Und warum nicht? Warum will er nicht nach Italien? GRAF I will net nach Italien Weil dort bloß Italiener romschprenget. Und diese schreckliche Küche. Die kennet net kocha! Na, Denne ihr Essa? Die sollet ihrn Fraß do dronda selber - zu sich nehmen. Meine lieben versammelten Gäste, hohe Ritter und Damen, GRÄFIN Bitte. GRAF Nein. Jetzt wird a Rede ghalda. I muss a bisle Stil en den Lada brenga. Des ghert sich so. (lallt "Bocherini: Menuette" und tanzt und haut dabei Spanferkel vom Tisch) GRÄFIN Vorsicht. GRAF Au noi, s Ritterballet, des kommt erscht nocher no. Hohe Gäschde, verehrte Damen, bla bla bla, Ect. Ect! Also des war jetzt grad net lateinisch. Also ect, des war jetzt aber ja du donnerheidablitz, Die verschdandet nix! Ruhe! So, Und herrscht Silencio! Hohe Ritter, ect, 67 GRAF (fortgesetzt) Bla bla bla, Eine bestimme Person Möchte unsere Burgmauer abreisen Ond ihrn Mann en a Museum stella. Des hot se heut au scho do wella. Ich werde nun diese bestimmte Person unmissverständlich und zum allerletschden Mal dazu auffordern... (sieht Armbrust) Au. (GRAF klettert die Wand hinauf) KUNIGUNDE Worom klettert der do nuff? Mensch, basset uff euern Vatr uff. GRAF So, ond jetzt schieß i dem Dackel... GRÄFIN Nein. Bitte. GRAF ... s Tupee vom Meckel. FRIEDRICH Ganget en Deckung! (ALLE außer GRÄFIN verschwinden hinter und unter Tisch. HENKER erscheint.) FRIEDRICH (en Deckung) En Deckung! GRÄFIN Nein. Bitte. FRIEDRICH En Deckung! (GRÄFIN geht in Deckung unter Tisch. HENKER nimmt Graf, von diesem unbemerkt, Pfeil weg.) GRAF Peng? Wia? Was isch en? Was machet ihr denn onderm Disch. 68 (HENKER hilft GRÄFIN auf die Beine.) GRÄFIN Darf ich Ihn bitten... GRAF (einwerfend) Aber nur auf... GRÄFIN (unterbrechend) Nur auf lateinisch. Ja. (GRÄFIN hat Nervenzusammenbruch und wird von HENKER dankbar getröstet. HENKER holt Taschentuch aus seiner Tasche und trocknet ihr damit die Augen.) GRAF Gebet a mol den Burgliebewei rüber. Ond rucket a mol den Moscht a bisle zu mir nüber. Ja krieg i denn heut überhaupt nix? (Wilder MINNESÄNGER kommt herein.) GRAF Ond a bisle Zimt. (zu Edelmund) Ja, do nei. Des soll guad für oin sei. (schmeißt Zuckerdose von der Bühne) Nein, kein Zucker! Honig bitte. Mh, des schmeckt net schlecht. Ha saget a mol, wo isch denn der Knecht? Ond wo isch die Magd? Die die emmer so zittert Ond bibbert. Diese Magd, se isch faul, se isch riegeldomm Magd! Wo treibsch de scho wieder rom?! Also mit denne Angestellte heutzutag kensch Giechdr kriega. Die werdet wahrscheinlich älle Stockbsoffa en dr Küche liega! Ond der Friedebert do drüba soll gefälligscht Senga! Oder i werd ´s em beibrenga! Du, i hon a mol so en Minnesänger En Würgegriff gnomma. Der hot so hohe Töne gmacht. So hoch isch der no nie nuffkomma. (rührt mit Kochlöffel in seiner Bierkanne) 69 MINNESÄNGER Nutzlos, blöd ond domm sen die Ritter. EDELMUND Also i darf doch bitta. MINNESÄNGER Ihr nutzlose Parasida. GRAF (ohne aufzuschauen) Net so laut bitte. GRÄFIN Er wird augenblicklich beginnen Unsere ritterliche Liebe zu besingen. MINNESÄNGER Von wega. I werd euch Sacha saga, Dr Götz von Berlching isch nix dagega. (zieht Schwert und springt auf Tisch) (ALLE außer Graf springen auf und zurück.) EDELMUND/GRÄFIN/KUINIGUNDE Ah... GRAF Was isch los? (GRAF schaut auf. MINNESÄNGER steht vor ihm mit erhobenem Schwert.) GRAF (mit Kochlöffel in der Hand) Ah. Hilfe! MINNESÄNGER En a paar Jährla, wenn ´s euch Minnesänger nemme gibt Alle Macht bei ons Minnesänger liegt! GRAF Wo isch mei Schwert?! (FRIEDRICH wirft Minnesänger Knochen zu.) FRIEDRICH Do fang. 70 (MINNESÄNGER fängt Knochen, lässt Schwert fallen und wird von HENKER überwältigt.) GRÄFIN (zu Henker) Merci. DORABELLA Wauw wauw wauw wauw wauw. (MINNESÄNGER wird von HENKER abgeführt.) GRAF Also des isch doch... wenn dr Pöbel En deim eigena Rittersaal vor dir steht, ond... Nein, also des isch wirklich heutzutag... Ond des isch die Schuld vom Kaiser. Ja. (haut mit Faust auf den Tisch) Des hätt mr gar net erscht so weit komma lassa solla! Onsern Kaiser, den sollt mr a mol hier her hola. Ond em zeiga wie ´s bei ons zugoht. Ond das dr Pöbel do scho mitta em Rittersaal uff em Tisch schtoht. Und die Dorabella? Du sollsch doch uff ons uffbassa? Do a bisle bella, ond auch no a halb Schtond ts spät No kannsch ´s jo glei ganz bleiba lassa. (VERÄNGSTIGTE MAGD bringt Grafens Schwert.) GRAF Was soll e denn jetzt no mit dem Deng do? En Zukunft lege sie des Deng do Neba me no! Ha saget a mol? Wo isch en mei Schwertträger? Dieser Feger? Der war des ganzs Stück über erscht oimol do. Wo isch en der scho wieder no? Wo isch en der scho a mol wieder heut? EDELMUND Der isch vielleicht krank gschrieba. GRAF Wie bitte? VERÄNGSTIGTE MAGD No, der hot Urlaub zur Zeit. 71 GRAF Was? VERÄNGSTIGTE MAGD Dr Schwertträger Egon Isch auf a Pilgerfahrt nach Rom. Der isch scho über d Alpa nüber Ond kommt erscht nächstes Jahr wieder. GRAF Also noi, also des, also do bisch Sprachlos. Worom wellet emmer alle nach Italien, Wenn ´s bei ons hier so schö isch? (GRÄFIN gibt VERÄNGSTIGTER MAGD Handzeichen abzugehen. VERÄNGSTIGTE MAGD geht ab.) GRAF Von was on i ´s jetzt geht. GRÄFIN Themawechsel bitte. Was mich interessieren würde, Kunigunde... KUNIGUNDE (unterbrechend) Ja, Themawechsel. (GRAF nickt ein.) KUNIGUNDE Ihr werdet doch sicherlich nix dagega hon Wenn i no heut mir em Garda En Swimmingpool ausbackra lass. GRÄFIN Einen was? KUNIGUNDE Des isch so a Art Burgraba mit Wasser dren. GRÄFIN In meinen Palastgarten. KUNIGUNDE Ja, mitta nei. Des muss doch a bisle windgschützt sei. GRÄFIN Und mein Pavillon? 72 EDELMUND Kunigunde, mir henn En Pavillon. KUNIGUNDE Isch des des omegliche Deng? Ha des sieht jo zom Schießa aus. Noi, also des Deng muss fort ond weg ond naus. I wois: mir den des Deng tsammahaua Ond dronda em Däle wieder uffbaua. Nein!" Noch besser: mir den den Pavillon dr Gemeinde Dronda em Däle schenka. Sehn ´r ihr müsset bloß mich froga Ab heut tu i für euch älle denka. Ond i hoff, ihr sen net schokiert, Aber beim Baden mache ich natürlich nur Freikörperkultur. GRAF Was was was was? Ja ondr solche Omständ dät ich ´s waga Direkt a bisle mitzumbada. GRÄFIN Kunigunde, über meinen Palastgarten Bestimme nur ich. Mein Palastgarten Ist mir hoch und heilig. Hat er gehört? Die Kunigunde will meinen Pavillion abreisen. Nein, das ist zu viel. KUNIGUNDE Noi, des hot Sie total missverstanda. GRAF Hosch wieder a mol net zughört? KUNIGUNDE Mir den den Pavillon bloß ens Däle nondr, Dort wo ´r niemand stört. Also OK, desch dann sorted, Der Pavillon wird em Däle dronda landa. Ha ja, ond wenn ´s regnet, no kennet denne ihre Viecher Do dronda en dem Deng au gleich noch em Trockna schdanda. GRÄFIN Hat er verstanden? Die Kunigunde will Aus meinem Pavillon einen Schweinestall machen. Nein, das geht zu weit, das ist zu viel. 73 GRAF Ha i fend des mit dem Swimming Pool Koi schlechde Idee. Ond i ben scho emmer für´s Bada gwä. GRÄFIN Nein, was die Kunigunde vorhat Das geht zu weit. GRAF Komm, jetzt hosch du a mol a bisle Sendepause für heut. FRIEDRICH Die Sau war saumäßig guad. GRAF Ond jetzt wird a bisle ausgruaht. GRÄFIN Nein. (klatscht in die Hände) Wir werden nun unser Ritterballet tanzen. GRAF Au noi, jetzt net. I will jetzt en mei Bett. KUNIGUNDE Was Ballett den ihr hier tanza? GRAF Also i dät saga nemme heut. KUNIGUNDE Ihr sen jo schwer up to date. Ond do hot mei Mutter gsagt: Bei euch musst me tsammareißa, Ihr dätet no uff dr Burghof (lacht) Dr Müll schmeißa. (Ein KNECHT kommt und nimmt LANZE von der Wand.) GRAF Komm, do demm ´r halt a bisle danza. Om Gottes Willa, ond nochher au no des Theater mit denne Lanza. (zu Knecht) Noi, nem die kloi. 74 GRAF (fortgeetzt, zu Publikum) Die groß isch bloß zur Zierde. (trällert und tanzt) La la la la la la. (zu Publikum) Ruhe. I muss proba. (KNECHT geht mit Lanze ab. GRÄFIN, KUNIGUNDE und EDELMUND machen sich im Hintergrund zum Tanzen fertig: Ballettschuhe, Lockerungsübungen.) GRAF Oh Gott, i hon scho wieder alles vergessa. (zu Publikum) Des isch so kompliziert, des Ballett. La la la la la la, also terscht goht ´s do nüber. Ond no do rüber. Ond no do nom. Ond dann, no wartet, Irgendwann drehe mr ons doch alle em Kreis rom. (zu Publikum) Jetzt brenget me net emmer ganz durchanandr! (probt) La la la la la la (zu Publikum) Jetzt langt ´s mr no so langsam! (probt) La la la la la la, (tanzt als Schwan) (VERÄNGSTIGTE MAGD kommt herein.) GRAF Noi. Ha saget a mol, des war grad aus dem Schwanensee Des war grad dr weise Schwan, Den i do danzt hon. Mein Gott, also nüchtern ben i wirlich nemme ganz Wenn i hier scho als Schwan romdanz. Ruhe! I muss proba! La la la la la la. Noi! Des war grad aus dem Lohengrin was i do danzt hon. Und dann gibt ´s ja auch noch einen sterbenden Schwan. Jetzt also für die, die mit dieser Geschichte vom sterbenden Schwan net ganz so vertraut sen: Em Lohengrin isch au a Schwan dren. Ond dieser Schwan, der kommt vom Hemmel droba Bevor er stirbt - angefloga. Und tut einem Ritter eine Nachricht überbrenga. 75 GRAF (fortgesetzt) Aber der Schwan danzt net? Der schwätzt bloß. Noi! Der Schwan em Lohengrin duat net schwätza, der duat Senga! La la la la la la. (zu Verängstigter Magd) Was isch?! (zu Publikum) Entschuldigung, Regierungsgeschäfte. VERÄNGSTIGTE MAGD Ich melde: em Palaschgarda, Bei dr Gräfa ihrem neua Pavillon, glei daneba, Denn a paar Leut a riesig Baugrub ausheba. Die sagtet, dess sei für dr Kunigunde Ihrn neua Swimming Pool. GRAF A Bauloch? Sei ruhig, sonsch haut ´s mei Gemahlin vom Stuhl. Ahm, vom Hocker. Wo isch en der Stuhl?! Natürlich baua mr des Deng. Aber erscht wemm ´r meiner Gemahlin ´s Erlaubnis dazu hen. Und dazu muss ich sie erscht noch a bisle Diplomatisch bearbeiten, und erscht dann Fanga mir zom Baua an. VERÄNGSTIGTE MAGD Die sagte, die Kunigunde hätt die Erlaubnis scho, Und zwar vom Graf von Rittersloh. GRAF Was? I hätt ra die Erlaubnis geba, i? Ha schpennt den di? Oh, des Luadar. Ja ond nocher? die ganze hohe Gesellschaft, Alles was zu und von, Trifft sich doch jetzt glei in meiner Gemahlin ´s neuem Pavillon? Do hot se doch a Überraschung geplant. GRÄFIN Er nehme bitte meine Hand. GRAF Ich komme! Mir dürfet mei Gemahlin Heut nicht noch mehr uffrega. Die sollet schnellschdens was Über die Baugrub lega. 76 (Musik beginnt. "Bocherini, Menuette". GRAF eilt zu seinem Platz. Schreie nach dem ersten Coda.) GRÄFIN Zu meiner Zeit Verführten die Minnesänger kein solch Gejammer. EDELMUND Aber Mamma, des kommt doch aus Aus onsrer Folterkommer. (Während restliches Ballet getanzt wird kommt VERÄNGSTIGTE MAGD und gibt GRAFEN Zeichen sie möchte mit ihm reden. Nach dem Ballett wird im Hintergrund gelacht und getrunken.) Ich Die Die Ond VERÄNGSTIGTE MAGD melde: könntet die Baugrub net abdecka, sei scho ts groß. die hättet dr Gräfä ihrn neue Pavillon beschädigt, GRAF Om Gottes Willa, des darf die net merka, Sonsch isch dr Teufel los. VERÄNGSTIGTE MAGD Der Pavillon, der dät scho En die Baugrub nei zom rutscha ofanga, Mr soll om Gottes Willa heut nemme en des Deng neiganga. GRÄFIN Und nun werdet ihr alle von mir Zu meinem neuen Pavillon geführt Wo eine Überraschung auf uns warten wird. ALLE Oh, ah... GRAF Ahm, i glaub, i gang jetzt lieber ens Bett. Ah, i hon gnug für heut geht. GRÄFIN Er wird mich nun zu meinem neuen Pavillon begleiten. GRAF Aber selbstverständlich. 77 GRÄFIN Und dort gibt es: Kaffee und Süssigkeiten. ALLE Oh, ah... EDELMUND Do gibt ´s bestimmt au Marzipan. (ALLE außer VERÄNGSTIGTER MAGD und GRAF gehen tanzend und lustig mit Musik ab.) GRAF Schnell, brenget mr mei Schwert. I muss me vielleicht heut no verteitiga. (VERÄNGSTIGTE MAGD eilt ab.) GRAF (nachrufend) Ond dr Gräf ihr verstecka! GRÄFIN (von hinter den Kulissen) Wo ist der Graf von Rittersloh? GRAF (von der Bühne) Ich komme! Oh Gott was hemm mir hier emmr für a Theater bloß. Om Gottes Willa, der Pavillon, des daff die net merka, Sonsch isch dr Deufel los. Mir dürfet heut fei Auf keinen Fall no en des Deng nei. Oh Götter! Bitte sehet zua, Dass wenn ´s a Unglück gibt I wenigschdens überleba dua. GRÄFIN (von hinter den Kulissen) Wa ist der Graf von Rittersloh?! GRAF (von der Bühne) Hallo! Hier bin ich! Bitte, ihr müsset uff mich uffbassa. Ihr dürfet mich jetzt net em Stich lassa. Ich komme! (eilt tanzend und singend mit den letzten Tönen der Musik ab.) (Vorhang 78 4. AKT 1. Szene (Bühnenbild wie im 1. Akt) (Lautes Pochen und Hämmern) GRAF (aus Burgfenster) Was isch en des für a Geklopfe ond Zemerei? Ja heidanei. Seit em 4re benne scho wach. Was isch en des für en Krach? (zu Publikum) Ja was? Ihr sen au scho wieder do? Proscht! Ond von wega "uff mich uffbassa". Ihr hen mich jo geschdern schwer em Stich glassa. Mein Gott, des isch geschdern noch ein Theater gwä. Ond von Euch war natürlich Weit ond broit niemand zom seh. Mir sen jo nach dem Ritterballett tatsächlich glei En des Deng neiganga. Ond wie mir do nei sen hot des zom Schwanka ogfanga. Ond ich übertreib jetzt net: mir sen wirklich alle geschdern in gröschder Lebensgefahr geschwebt. Ich hab gezittert ond gebebt. So richtig hin -ond her. Also methaphorisch natürlich nur. Na, hätt ´s geschern bloß a bisle gregnet Mir hättet alle tsamma des zeitliche gsenget. Mir wäret en des Bauloch abgrutscht, und also ich übertreib jetzt net: en dem Bauloch wäre mir dann von onserm oigana Pavillon erschlaga worde, ond so wär geschdern en dem Bauloch dronda Die Familie Rittersloh fascht aus der Deutschen Geschichte verschwonda. Aber wie durch ein Wunder Hmmr ´s dann doch noch alle überlebt, Ich hab gezittert und gebebt, (nach rechts) Ja. Aber dann damit uffhgöhrt. Von was schwätze denn scho wieder?! Von was? Von dem Pavillon? Noi. Doch. Also jetzt nochmal zusammenfassend: mei Gemahlin hot nix mitkriegt geschdern, Wie ich da gezittert ond gebet hon. Sie hot so en Dulli ghet. Sie war total weg. Also jetzt noch mal zusammenfassend: es war geschdern 79 GRAF (fortgesetzt) hochdramatisch; und ich habe gezittert und gebebt. Aber wie durch ein Wunder hemmr ´s dann doch noch alle überlebt. Ja, des war ´s jetzt, so. Also die Krise die kommt erscht no. Ihr hen no nix versäumt. Also nochmals zusammenfassend: seit wir uns zum letschden Mal gesehen haben isch eigentlich gar nichts passiert. Ja? Sonsch hon i nix zom saga. i ben net gut em dichda. Ond sonsch gibt ´s nix zom berichda. Aus Basta. Ah, Entschuldigung. Ah ja, doch, was vielleicht no wichtig isch:, Mei Gemahlin, d Gräfin von Rittersloh, isch vescholla. Seit geschdern, ja. Sie isch fort, weg, verschwonda. Se isch nemme da. Die Party war aus. Ond sie wollt noch mol kurz nauß. Sie wollt noch mol kurz en ihrn Palschgarda. Vielleicht isch se en diesen tiefa Brunnaschacht gfloga? Also wenn se bis nächschde Woch net wieder zrück isch werde mir a Suchaktion starda. (Ein KNECHT läuft über die Bühne.) GRAF Ha ja, Unfälle passieret. Do kammr no so do. Des isch halt so. Ond des isch schlemm. Ja. Knecht. Knecht! Hört er schlecht? (KNECHT versteckt sich.) GRAF Seit em 4re ben i wach. Was isch en des für en Krach? I hon denkt mi haut ´s aus em Bett. Warum versteckt er sich? KNECHT I versteck me net. (versucht zu flüchten) GRAF (mit je einer Pistole in der Hand) Hände hoch! Falls er versucht sich aus em Staub zom macha. 80 GRAF (fortgesetzt) Wir ´s hier glei ganz gehörig kracha. (zu Publikum) Desch isch a ganz neue Erfindung. I wois selber net richtig wie des funktioniert. (Schuß) GRAF Om Gottes Willa. (pustet) Lebet dr no alle? Der do drüba? Ja, der. Was? Wie bitte? Der sei eigschlofa? Wacha! Ha saget a mol? Wacha! Ha onsr Henker, der isch doch no nie ts spät gwä? Ha der ko was erleba wenn en seh. (Mehr Pochen und Gezimmer.) GRAF Hände hoch. Hände hoch! Hört er a bisle schwer? Ja, so isch ´s richtig. Und nun sage er mir: Wo kommt dieser Krach her? KNECHT Em, em... (hält ein) GRAF Ja? KNECHT Em ondra Burghof bauet a paar Leut a Schaffot. GRAF Em ondra Burghof. KENCHT Ja, dort. Die saget, dort ging ´s heut no Emma hoha Ritter an dr Kraga. Aber des dürft e doch net saga. Wenn des d Gräfä erfährt? GRAF I hon nix ghört. Ond wo isch mei Teuerschde? Wo Isch die Gräfin von Rittersloh? 81 KNECHT Vielleicht isch se no em Bett? GRAF Noi, do isch se net. Ond neba mir lag die ganze Nacht nur die Dorabella. KNECHT Isch des der Hond? GRAF Ja. DORABELLA Wauw wauw wauw wauw wauw. GRAF Se will Guda Morga saga. (GRAF hält DORABELLA in die Höhe.) GRAF Do guck a bisle nauß. Applaus. Dorabella? Wie war die Wildsau? DORABELLA Wauw! Wauw! GRAF (mit je einer Pistole in der Hand) Entschuldigung. Er wollte mir noch sagen, wo Isch die Gräfin von Rittersloh? KNECHT Se isch en dr Folterkammer dronda. GRAF Mit em Henker tsamma. KENCHT Ja, do sen se tsamma neiganga. GRAF No hot mei Teuerschde also de ganz Nacht Mit em Henker en dr Folterkammer zugebracht. So, jetzt wissa mr ´s. Ond i mach mr hier scho Sorga. 82 KUNIGUNDE (von hinter den Kulissen) Friedrich? Friedrich? Bisch des du? KNECHT Au, i deff nix saga. Sonsch goht ´s mr an dr Kraga. Oh schreckliches wird hier heut no passiera! GRAF I glaub, i muss die Sachlage do dronda A mol a bisle inspiziera. Hallo du? (fuchtelt mit Pistole) (Schuß) KENCHT Ah! (sinkt erschossen zu Boden) GRAF Om Gottes Willa. (KUNIGUNDE tritt auft. Sie trägt weises Negligee.) GRAF Kunigunde? Was machsch en du scho do? KUNIGUNDE Ich such noch meim Mo. GRAF Nach deim Mo? KUNIGUNDE Ja. Er isch nemme do. GRAF Nemme do? Dei Mo? Ja wie wo was? Hen ihr scho dr erschde Ehekrach geht? (KUNIGUNDE beugt sich über erschossenen Knecht.) 83 GRAF Koi Anscht, desch r net. En Augablick. Mir machet glei weiter. I muss bloß gschwend was saga. (zu Publikum) Das isch dr erschte, der erschte überhaupt, der von einem Ritter erschossen wurde. Mir hen hier grad Geschichte gmacht. Des war grad ein ganz großes geschichtliches Ereignis dem ihr hier beigewohnt haben durftet, oder wie mr do sagt. Oder wartet a mol. Kunigunde! Der Mo do drüba, Lebt der no? (zu Publikum) I will euch jo net olüga. KUNIGUNDE Noi. Der lebt nemme. Ja om Gottes Willa, was isch en do passiert? I hon halt denkt der sei von geschdern no a bisle ts voll. GRAF Do hem mir grad Weltgeschichte gmacht... Des erklärt dr anders mol. (zu Publikum) So, jetzt uffbassa. Mir machet weiter. Kunigunde? Worom bisch du schon hier? Ond wo isch dei Mo? (schaut auf seine Armbanduhr) Jetzt isch ´s grad zehne, Jonverheiratete fanget Om zehne Morgens mit dr Hochzeitnacht noml o. KUNIGUNDE Von wega Hochzeitsnacht. Also i hon scho älles do ond älles gseh. Aber des isch geschdern was gwä. I war direkt a bisle schokiert. GRAF Wegam Friedrich? KUNIGUNDE Ja. GRAF Was isch passiert? KUNIGUNDE Do isch oine romgschpronga... GRAF (einfallend) Oine mit somma Keuschheitsgürtel o? 84 KUNIGUNDE Ja. Ond mei Mo wollt, dass mr zu dritt. Mit der tsamma. Kommet dr mit? GRAF Die kommet mit Do brauchsch koi Angscht hon. (GRÄFIN eilt über die Bühne. Sie trägt Henker ´s roten Mantel.) GRAF Ah gucket a mol, mei Teurschde. Do daut se sich romschleicha. So, und jetzt werd ich do dronda augablicklich mit meiner ganza Autorität eigraifa. (zu Publikum) Jetzt basset a mol uff. (geht ab) GRÄFIN Kunigunde? So früh aus den Federn, Kaum hat der Morgen beendet die Nacht. KUNIGUNDE Oh, scho wieder des Gschwätz. GRÄFIN Aber Sie sage mir, wo ist Friedrich, mein Sohn? Wo hat sie ihn gelassen? KUNIGUNDE Den Friedrich, den suche ich gerade. GRÄFIN (überschneidend) Schau, hier plane ich meinen neuen Musikpavillon. Ah, ich habe zu viel getrunken. Ich muss in Zukunft mehr aufpassen. Ja und wo hat Sie de Friedrich gelassen? Und warum ist Sie schon hier. Ich habe Sie schon ein paar Mal gefragt. Redet sie nicht mit mir? KUNIGUNDE Den Friedrich, den suche ich gerade. 85 GRÄFIN (überschneidend) Oh Gott, im Ballkleid setze ich mich hier im Garten hin. Ich muss mich sofort umziehn. (GRÄFIN eilt GRAF in die Arme.) GRAF Guten Morgen. KUNIGUNDE Guda Morga. Hot von euch jemand dr Friedrich gseh? GRAF Teurschde, was ich en des de ganza Morga scho für en Krach gwä? Was wird denn da gebaut? GRÄFIN Wo? GRAF Im unteren Burghof? GRÄFIN Ein Schafott. GRAF Ein Schafott wird dort gebaut. GRÄFIN Ja. GRAF Ach so. Ond wem geht es da heute noch ans Leben? GRÄFIN Das werde ich in Kürze bekannt geben. GRAF Ich würde das aber gerne jetzt schon wissen. GRÄFIN Es tut mir leid, Er wird sich noch etwas gedulden müssen. GRAF Komm, denn den a mol a bisle weg. Wacha! 86 GRAF (fortgesetzt) Wacha. Ha saget a mol, wo Isch onsr Henker? GRÄFIN Der arbeitet heute für mich. GRAF Ach so. (zu Kunigunde) Komm, helf mr a mol. Oh Gott, mei Kreuz, noch mol, hau ruck. (Erschossener KNECHT wird von der Bühne gezogen.) KUNIGUNDE Komm, jetzt laß en doch oifach do liega. GRAF Nein, so en Erschossener vor dr Burg, des mach en schlechda Eindruck. Ja ond worom isch Sie scho hier? Ond wo hot Se dr Friedrich glassa? KUNIGUNDE Warum ich schon hier bin? GRAF Ja. Ond wo isch Ihr Mo? KUNIGUNDE Ha des dät me au intressiera. GRAF (zu Gräfin) Was hosch en do für a Mändele o? GRÄFIN Es war mir kühl. Und da hat man mir das Freundlicherweise ausgeliehn. KUNIGUNDE Do schprengt dr! GRAF Wer? 87 KUNIGUNDE Dr Friedrich, mei Mo. Er schprengt hender oiner her. GRAF Ha ja, des isch die mit dem Keuschheitsgürtel o. (EDELMUND tritt von ALLEN unbemerkt auf.) KUNIGUNDE I hon geschdern richtig brutal mitem werda müssa. Terscht hot ´r d Dorabella aus em Bett gschmissa. Ond no wollt ´r, dass mr zu dritt. Mit der tsamma. Kommet dr mit? GRAF (zeigt zu Publikum) Die kommet mit. Do brauchsch koi Angscht hon. Do, des isch dene doch über ´s ganze Gsicht gschrieba, Das die mitkommet. KUNIGUNDE Also so a Hochzeitsnacht zu dritt, des isch Oifach net romantisch. GRAF Ja, nadirlich. Aber Kunigunde, ahm, woisch, mr kann fei Au zu dritt romantisch sei. KUNIGUNDE OK OK. I hon scho älles gseh ond älles gmacht. Aber net in meiner Hochzeitsnacht. GRÄFIN Kunigunde, Sie soll um Gottes Willen Hier nicht so schauspielen. Sie sage mir bitte, sei wann Ist sie so ein Unschuldslamm? GRAF Komm, jetzt demm ´r älle a bisle Dampf ablassen. GRÄFIN Nein, der werde ich jetzt mal so richtig die Meinung, ahm, sagen. Mein Friedrich mag sein wie er sei. Aber diese Kunigunde bringt mich noch zur Raserei. 88 EDELMUND Guten Morgen, bezaubernde Kunigunde. Dein Name isch weit und breit in aller Munde (bleibt ruhig auf einem Fleck stehen) KUNIGUNDE Nach ich gekostet vieles welches gar so bitter. Höre ich gern Komplimente von einem jungen Ritter. I ben irgendwie romantisch. (Mehr Pochen und Gehämmer) GRAF Ja. Nadirlich. GRÄFIN Kunigunde, höre nun bitte auf mit diesem Gejammer. Und gehe nun bitte auf deine Kammer. Ich werde dir einen labenden Kräutertee schicken... KUNIGUNDE (unterbrechend) Was soll e den mit so ma Kräutertee? Mir langt ´s von eurem Burgliebewei. Der Tee wird ´s gleiche gallabittre Gsöff sei. Na, ond dät euer Abfall wie anno dazumals Uff dr Burgfliega fliega, No dätet eure Säu wenigschdens was zom fressa kriega! GRÄFIN Ah! KUNIGUNDE Ihr glaubet wohl, i dät bei euch älles schlucka! Ihr werdet no domm aus dr Rüschdung gucka! GRÄFIN Uns herunterzuputzen, Damit wird Sie sofort ablassen, Oder ich werde ihr mal so richtig Die Meinung - sagen. KUNGUNDE Sie halte besser ihr gräfliche Klapp ihr Großa. Ich bin hier dr Experte em Blosa Von dr Meinung. GRAF (zu Publikum) Von dr Meinung! Im Blasen von... also die Leut, die werdert emmer... Silencio! 89 GRAF (fortgesetzt) Entschuldigung. Wir fanget noml o. (zu ALLEN) Aber wir alle reden hier bitte nur Mit Stil und Kultur. GRÄFIN Kunigunde, uns herunterzuputzen Damit wird Sie sofort ablassen. Oder ich werde ihr mal so richtig Die Meinung - sagen. KUNIGUNDE No sag es halt noml: Sie halte besser ihr gräfliche Klapp ihr Großa, Ich bin hier dr Experte em Blosa Von dr Meinung. GRAF (unterbrechend) Halt. Stop. Aus Basta! Entschuldigung. Über ´s Blosa zom rede Höret ihr jetzt aber sofort uff. Mir sen hier ema gepflegte Palaschtgarda On net irgendwo emma - ahm, irgendwo anders. KUNIGUNDE Was? Des soll en gepflegter Palaschtgarda sei? Worm dappsch no do äll Fridolin En ´a Kuhflat nei?! GRÄFIN Ah! GRAF Vorsicht. Vorsicht. Du soll vorsichtig sei. Sonsch dappsch no en die Kuhflat nei. GRÄFIN (rutscht aus) Ah. (GRÄFIN wird von GRAF und EDELMUND aufgefangen. Kuhkopf erscheint.) GRAF Ja heidanei. I hon doch gsagt, du sollsch vorsichtig sei. Magd! 90 GRÄFIN Diese blöde Kuh. KUH Muh! KUNIGUNDE Wie bitte? GRAF Noi. Sie hot die Kuh, a richtige Kuh gmoint. KUNIGUNDE Des will i au hoffa. Ihr eigebildete Affa. (VERÄNGSTIGTE MAGD kommt und putzt Gräfin ´s Schuh und hält sich dabei die Nase zu.) GRÄFIN Der werde ich doch gleich was flöten. GRAF Nein. Wir werden nun ruhig und sachlich Vorsicht! Du sollsch vorsichtig sei, Sonsch dappsch do nomml nei! - miteinander reden. Und du, Kunigunde, Schwätsch net so overschämt raus Ond sagsch, Mei Gemahlin seh wie en Gorilla aus. EDELMUND Ha saget a mol, hier ´s om dem Friedrich Sei unmöglichs Benehma goht. Ha hen ihr denn dafür überhaupt koin Riecher? Ha was sen denn ihr für Rendsviecher? VERÄNGSTIGTE MAGD Ich melde: GRAF Ja heidanei! Emmer diese Melderei! VERÄNGSTIGTE MAGD En dr Küche dronda, Sei ´s Mittgessa verschwonda. GRAF S Mittagessa? 91 VERÄNGSTIGTE MAGD Ja. Die Hammelkeule sei nemme da. Der Koch sagt, er häb die Hammelkeule no gseh, Er hätt sich omdreht, Ond no sei se fort gwä. GRAF Mensch, mit dene Angestellte heutzutag Kensch Giechdr kriega. Sie sage dem Koch: i will heut no mei Hammelkeule Oder er wird von dr Burg fliega. GRÄFIN Nein. Ich meine: wir Sollte mehr vegetarisch leben. GRAF Ja, da bin auch ich dafür. Und was bitte isch Vegetarisch? GRÄFIN Nur Gemüse. Kein Fleisch. GRAF Ahm, ja, das isch eine gute Idee von Ihr. (zu Verängstigter Magd) Sie soll dem Koch saga: vegetarische Küche heute bitte. VERÄNGSTIGTE MADG Ja ond au für den Hond? GRAF Ja. Vegetarische Küche auch für die Dorabella. VERÄNGSTIGTE MAGD Ja was? GRAF Des langt. Aus. Naus. (GRÄFIN gibt VERÄNGSTIGER MAGD Handzeichen abzugehen.) KUNIGUNDE So, ond i fang jetzt zom Packa o. Mei Aussteier isch jo zom Glück no net do. 92 KUNIGUNDE (fortgesetzt) Die Ehe war a Fehler. Ond bloß zur Warnung: oi Wörtle von mir zom Kaiser, (Gräfin will abgehen.) KNIGUNDE Nein! Hierblieba! Und jetzt bitte zuhöra. Zuhöra und uffbassa: Noch ein domms Wort von Ihr ond dr Kaiser wird Sie, als Mischmagd auf ra Mischde mischda lassa. GRAF I glaub, I gang besser jetzt ent Burg nei. Edelmund, du greifsch jetzt hier a bisle ei. EDELMUND I? Ja aber wie? GRAF Mit Diplomatie. Und allem was ich dir ansonsten beigebracht habe. Also ade. (will abeilen) GRÄFIN Er bleibt hier. GRAF Ahm, nein, wichtige Regierungsgeschäfte... GRÄFIN (unterbrechend) Er bleibt hier, sage ich. GRAF Aber selbstverständlich. GRÄFIN Edelmund! Höre gefälligst auf Im Garten herumzuschreiten. Er wird mit Kunigunde nun Ein wenig ausreiten. KUNIGUNDE Was mit mir? GRÄFIN Ja, Kunigunde. So ein Ausritt Wird gut für deine Nerven sein. 93 GRÄFIN (fortgesetzt) Zum Mitttagessen Kehrt ihr irgendwo nettes ein. (Ein Sarg wird von einem KNECHT über die Bühne gezogen. Mehr Hämmern...) EDELMUND Kunigunde, komme, auf oim Gaul Jaga mir tsamma en ´s Däle nondr Ond wieder nuff. GRÄFIN Verabschiede dich von deinem Vater. EDELMUIND Ade. I versprech, mir basset uff dein Gaul uff. GRAF Ja. Ade. (winkt zögernd während er dem Sarg nachschaut) Ja aber om Gottes Willa, Die isch doch bloß ema Negligee? (EDELMUND und KUNIGUNDE rennen ab.) GRAF Nein. Halt. Stop. D Kunigunde so halbnegadich Uff ma Gaul romreida lassa, i wois net. S wär vielleicht besser gwä Wenn se sich was überzoga hätt. Au noi. Do reidet se. Oh Gott. Des kannsch von hier seh, (Handbewegung) Das die nix drondr hot. (Mehr Pochen und Hämmern) GRAF (während er Gräfin ´s Hand streichelt) Ahm, Liebschde, I hon a Idee. Mir hen scho so lang nemme Italien gseh. So a Pilgerfährtle, bloß mir zwoi, du ond i, Das schöne Italien, des gude Essa! Rom, Florenz ond a paar Woche en Capri. Ond die hen bestimmt au vegetarische Küche. (Pavillon stützt ein.) 94 GRÄFIN Was ist das für ein Krach? GRAF Au. Der Pavillon wird vollens abgsackt sei. Dei Pavillon. GRÄFIN Mein...? (hält ein) GRAF Ja. En des Bauloch nei. Dei Pavillon, der war scho geschdern hee. GRÄFIN Mein Pavillon? GRAF Ja, des hosch du en deim Dulli bloß net gseh. (Pavillon stürzt vollens ein. GRÄFIN rennt ab. GRAF will ihr folgen. HENKER stellt sich ihm in den Weg.) GRAF Guten Morgen. (nachrufend) Das der Pavillon hee isch tut mir leid! Was d Kunigunde do ogschdellt hot, Das geht zu weit. (Pause) Da stimmt Sie mir doch sicherlich zu. (Pause. GRÄFIN kommt zurück.) GRAF Also i war jo dagega. (Henkersbeil wird von einem KNECHT zu HENKER getragen.) KNECHT (zu Henker) Des Beil isch a bisle stumpf gwä. Mir henn ´s jetzt gschärft ond gwetzt, Goht des jetzt? (HENKER testet Beil und schneidet sich am Finger.) 95 HENKER Au. GRÄFIN Ah. (GRÄFIN umwickelt Henker ´s Finger mit ihrem Taschentuch.) KNECHT (zu Publikum) Die letschd Hinrichtung isch ho schwer daneba ganga. 5 Schläg, zack, zack, zack, Ond der Kopf war emmer no net ab. (zu Henker) Des Beil isch s letschde mol Oifach a bisle zu stumpf gwä. I glaub, i wetz lieber no a bisle me. (KNECHT geht mit Beil ab. Mehr Pochen und Hämmern.) GRAF Entschuldigung, die machet en arga Krach. GRÄFIN Ich werde mich sofort darum kümmern. GRAF Danke sehr. GRÄFIN Ich werde bitten etwas leiser zu zimmer. Ist das Ordnung? GRAF Ahm, GRÄFIN Ist das in Ordnung, frage ich? GRAF Ja, natürlich. Das isch sehr freundlich von Ihr. (BISCHOF tritt auf.) GRÄFIN Hochwürden. 96 BISCHOF Madam, es tut mir leid, I hon heut net viel Zeit. GRÄFIN Wir verstehen. Es wird äußerst rasch vor sich gehen. BISCHOF Ruck zuck. (BISCHOF, HENKER und GRÄFIN gehen ab.) BISCHOF Aber der soll nocher gut zulanga. Weil die letscht Hinrichtung Isch jo schwer daneba ganga. GRAF Also i ben jo dagega gwä. GRÄFIN Adieu. GRAF (zu Publikum) I hab euch scho gwarnt was bassiera wird. GRÄFIN Er wird sich nun für seinen letzten Auftritt fertig machen. (HENKER flüstert GRÄFIN ins Ohr.) GRÄFIN Wir lassen ihm 5 Minuten dafür. GRAF Das ist sehr freundlich von ihr. (HENKER und GRÄFIN gehen ab.) GRAF (von der Bühne mit hoher Stimme) Könnet ihr mir bitte, (räuspert sich, mit tieferer Stimme) Könnet ihr mir bitte den Altar brenga. Den Italienischa. (zu Publikum) Jetzt kommt glei mei große Bus -und Betszene. "Oh wär ich nur ein Mönch geworden..." 97 GRAF (fortgesetzt) Do brauch i den Altar dazu. Also die Bus -und Betszene, des steht nicht auf dem Program. Des mach i net emmer. Des mach ich heut extra. (Altar wird von einem MÖNCH auf Bühne gefahren.) GRAF Do müsset dr jetzt aber glei ganz ruhig sei. So ruhig, dass mr a Stecknadel falla hört. (zu Mönch) Nein, kein Kisse bitte. (zu Publikum) Bitte. (MÖNCH geht ab mit Kissen.) GRAF Ja, mir hen a paar Mönch angstellt nur om Den Altar so hin -ond her ond rom ond nom. Des henn r jo scho mitkriegt. Also net älle natürlich. Die Mönch des isch meiner Frau ihr Idee Gwä. Ond Altar und Mönch, des duat jo au irgend wie tsamma Ganga. Se will Halt emmer alles mit Stil. (Mehr Pochen und Hämmern. Knecht zieht Leiterwagen mit Kränzen und Beil über die Bühne.) KNECHT (mit Beil in der Hand zu Publikum) Des isch jetzt so scharf, mit oim Schlag, zack, Isch der Kopf jetzt ab. Mr muss halt emmer uff dr Hals schaua, Gut ziele und dann richtig zuhaua. GRAF Ach ond gucket a mol: die Kränz hat sie Auch schon für mi. (KNECHT geht mit Leiterwagen ab.) 98 GRAF Ja, se will Halt emmr alles mit Stil. (nachrufend) Knecht! Bitte der Magd saga, der Magd die emmer so zittert ond bibbert, Bitte ihr saga, dr Graf von Rittersloh Wird vielleicht bald für immer fortgehen. Und ich möchte sie gerne vorher Noch einmal sehen. Und jetzt darf ich um absolute Ruhe bitta. (kniet vor Altar mit betenden Händen) Noi. I will doch lieber des Kisse! (zu Publikum) Bitte. (MÖNCH bringt Kissen und geht ab.) GRAF Oh wär ich nur ein Mönch geworden, Dann müsst ich nun mein Haupt nicht senken, Und mit viel Buß und mit viel Reu An meine vielen Sünden denken. Oh wär ich nur ein Mönch geworden Dann herrschte nun um mich nicht tiefste Nacht. Oh hätt ich hier auf dieser Erden Bloß älles anders gemacht. (VERÄNSTIGE MAGD tritt auf.) GRAF (Pianissimo) Oh wär ich nur ein Mönch geworden Dann könnt auch ich nun zu den Sternen blicken, Anstatt zerknirscht im Staube hier zu liegen Mit: Mea Culpa, auf den Lippen. Magd, dieser Ring Isch mindestens 3 Jahresgehälter wert. Ich möchte, dass ihr dieser Ring Ab heute gehört. (VERÄNGSTIGTE MAGD geht ab mit Ring.) GRAF Ab heute bin ich ein andrer Mann. Ab heute fang ich a neus Leba an. Mei Keuschheitsgürtel-Sammlung (zu Publikum) Bitte. 99 (Pause) GRAF Nein. Noch ruhiger. So, dass mr a Stecknadel falla hört. Mei Keuschheitsgürtel-Sammlung Werd ich einem Museum spende, Ab heute werd ich nur noch Apfelsaft trenka... (Ein KNECHT tritt auf mit zwei Kübeln. Während er über die Bühne geht dreht er Kopf nach Geräusch von Pochen und Hämmern.) GRAF ... in einem Musterehemann werde ich mich verwandla. Ich schwöre! Meine Frau werde ich ab heute Nur noch mit Liebe und Güte behandla... (KNECHT fällt über GRAF.) GRAF Bass uff, du Dippl. Was will er den mit denne zwoi Kübel? KNECHT Ahm, GRAF (mit noch gefalteten Händen) Schwätz endlich, Oder de oine butzt kriegsch Dass de ent Mischde fliegsch. KNECHT Die lasset se aus dr Folterkammer Dem neua Doktor schicka. Die bräucht er Wollt ihm sein heutiges Experiment glücka. An boide Ärm gleichzeitig Ko der en Aderlass ausführa. Heut no will er ´s an mir ausprobiera. GRAF An boide Ärm gleichzeitig? Knecht, gang schnell zu dem Doktor, Dem guda Mo, Sag em, er soll mei Gemahlin zur Ader lassa Bis se koin Muckser me macha ko. 100 KNECHT Aber der wartet doch auf mich? GRAF em, d Gräfä braucht en Aderlass zwar augablicklich. em: sie käm glei. sei ´s dr ganza Tag scho net gut gwä. (entfaltet Hände und steht auf) Ond i wellt die Kübl No heut voll bis zom Rand seh. Ah. (zu Publikum) Do kommt se. Psst. Sag Ond Sag Ihr (GRÄFIN und HENKER erscheinen. HENKER mit Beil.) GRAF O wois, die 5 Minuta sen rom. Aber es isch die Sitte Einen letschden Wunsch äußern zu dürfen. GRÄFIN Bitte. GRAF Darf ich mich vor meinem letzten Auftritt Bitte a bisle zur Ader lassa? I ben von geschdern noch a bisle ts voll. A paar Liter weniger Ond i fühl me wieder wohl. (HENKER flüstert GRÄFIN ins Ohr.) GRÄFIN Wir wollen ihm diesen Wunsch gewähren. GRAF Darf ich des Weiteren um eine private Unterredung mit ihr bitten. GRÄFIN (nach kurzer Pause zu Henker) Er wird von mir hören. (HENKER geht ab mit Beil.) GRAF Danke sehr. Soll ich sagen, auch Sie käme Om sich a bisle zur Ader zom lassa? 101 GRÄFIN Nein Danke. GRAF Ja, des sich ihr Entscheidung. Aber i moin, mr sollt oifach a bisle uff sei Gesundheit uffbassa. GRÄFIN Niemand will mir glauben, Nach so einem Aderlass Wird ´s mir immer ganz schwindlig um die Augen. GRAF Nach somma Aderlass bisch du emmer so friedlich ond ruhig, ond i hon scho immer denkt, Des isch a wahre Kunscht Was onsr Doktor mit dir fertig brengt. Ond woisch, i hon en neua Doktor komma lassa, An boide Ärm gleichzeitig ko der en Aderlass ausführa, GRÄFIN An beiden Armen gleichzeitig? GRAF Ja. Des muss i unbedingt ausprobiera. GRÄFIN Niemand will mir glauben: Schon nach einem einfachen Aderlass Höre ich immer alles ganz von Ferne Es schwindelt mir vor den Augen Und ich sehe Sterne. GRAF Ja no, do kann i nix dazu saga. Außer: es kann jo nix schada. Ich fühle mich nach ma Aderlass Emmer so munter und frisch. Na, ond erscht noch mal doppelte Aderlass Do fühlt mir sich himmlisch. GRÄFIN Ich fühle mich heute ein wenig schlecht. Vielleicht sollte ich einen Aderlass haben, Vielleicht hat er Recht. (zu Publikum) Ausnahmsweise Mal. (nach kurzer Pause) Vor meinem Aderlass werde ich nur noch kurz Meinen großen Monolog vom Burgturm halten. 102 GRAF En großer Monolog? Vom Burgturm? GRÄFIN Ja. GRAF (nach sehr kurzer Pause) Ja aber nadirlich. Gang du glei uff dr Burgturm nuff. (zu Publikum) S isch dr gleiche Weg. Mach aber dein Monolog net so lang. Woisch, du hörsch manchmol nemme uff. Ich würde nun gerne mit meinem Aderlass ofanga. Darf ich bitte en ´d Burg neiganga? Darf ich? GRÄFIN Aber natürlich. GRAF Adieu Gemahlin, KNECHT (zu Publikum) Solla mr hoffa, dass em Graf sei Plan glückt? I wois nemma was i do soll? GRÄFIN Man wird sehen ob es auf dieser Welt Gerechtigkeit gibt. (geht ab) GRAF Adieu. Was steht er hier herum? Er soll sofort zum Doktor ganga. Ond der soll mei Gemahlin schnappa ond mit dem Aderlass ofanga. Er meinen Befehl kennt: Die Kübel sen heut Obend voll bis zom Rand, Oder er mache sein Teschdament. (KNECHT schaut im Hintergrund mit zwei Kübeln in der Hand auf Graf.) GRAF Des isch wirlich ein schöner Tag heute. Und wie alles so schön blüht. I glaub, i muss onserm Henker Den schöne Blick von dr Burgmauer zeige, 103 GRAF (fortgesetzt) Das der a Mol a bisle was anders sieht. Hallo! (geht winkend ab.) KNECHT Oh Götter, was werdet ihr entscheida? Muss onsr Graf a grausamms Schicksal erleida? Wird onsr Henker glei zom Schlag aushola? Oder hätt mr ons lieber Von onserer Gräfa verabschieda solla? Aus isch ´s. Für heut bei uns niemand mehr Ritterlich feiert, lacht und singt. Der Ernscht des Dramas beginnt! (Lauter, langer Schrei.) KNECHT (erschrickt) I wois, was grad passiert isch: Der Graf von Rittersloh isch hingrichtet worda. Ja, des grad isch sei letschdr Ufftritt gwä. Ja, grad hen ihr onsern Grafa zom letschda Mol gseh. Grad hen mir seine letschden Worte vernomma. - I hoff, ihr hen uffbasst. Nie mehr wird onsr Graf zu uns zrück komma. Was mir grad ghört hen Des war sei letschdr Schrei vom Schafott. Ja so goht ´s em Leba, grad war ´r no do Ond jetzt isch ´r für emmer fort. Entgültig isch onsr Graf uns nun für emmer gnomma, Nie me wird onsr Graf zu uns zrückkomma. Für unseren Grafa isch des Stück jetzt aus. Drom noml en kräftiga Applaus. Aber nicht nur mit Applaus, auch mit tiefer Trauer wella mir an onsern lieben Graf von Rittersloh jetzt denka. (( (nach rechts) Nein. Jetzt werdet keine Bestellunga aufgeba. Jetzt kommt zuerst die tiefe Trauer. Mit tiefer Trauer wollen wir an onsern Graf jetzt denka. )) Wir wollen nun alle unsere Häupter senka. So wie i, mir nochmacha. Mit Andacht und Trauer wollen wir... GRAF (aus Burgfenster) S isch nix bassiert. Was denn ´r den älle? 104 GRAF (fortgesetzt, mit Bierkanne) Proscht! S isch nix bassiert. Onsr Henker isch grad em hoha Boga Von dr Burgmauer gfloga. Dersch ausgrutscht. Ond jetzt gang i schnell zom Doktor, dem guda Mo, A mol seh ob e was mithelfa ko. (verschwindet) KNECHT Ja, so got ´s. Die Austrickste werdet mit em Leba büßa. I versprech Euch: em nächschda Akt (nimmt beide Kübel in die Hand) Wird bei ons s Blut fließa. Also no net ganz. Also glei wird ´s Blut fließa, Aber vorher wella mir noch a ganz gewagte Szene waga, Em nächschda Akt Wird d Kunigunde vor uns nackt bada. (KNECHT geht mit zwei Kübeln ab.) (Vorhang) 105 4. AKT 2. Szene (In Kunigundes Gemach. Bett umgeben von Vorhang. Spanische Wand. Negligee hängt auf Kleiderbügel. Es klopft.) KUNIGUNDE (von hinter spanischer Wand) Wer klopft denn hier an meine Kammer? EDELMUND (von hinter den Kulissen) I ben ´s, dr Edelmund, em Friedrich sei Bruder! KUNIGUNDE (von hinter spanischer Wand) Oh, aber i ben grad splitternackt En meim Badzuber! EDELMUND (tritt auf) Des macht nix. S isch egal was die Alde saget, I hon au au scho a mol badet. KUNIGUNDE (von hinter spanischer Wand) I komm glei! EDELMUND Beeil de net! Vom ausreida ben i a bisle müd. I leg me a bisle no. I war uff den em Bett! (öffnet Vorhang) Ha jetzt guck a mol do no. Dorabella, was machsch den du do? Du, die Dorabella liegt mit ra Hammelkeule em Bett! Ja sag a mol? Ha haidanei. KUNIGUNDE (von hinter spansicher Wand) I komm glei! EDELMUND Komm, ruck a bisle nom. An der Hammelkeule naga mr tsamma rom. 106 (EDELMUND verschwindet im Bett und zieht Vorhang zu. DORABELLA knurrt gefährlich. KUNIGUNDE erscheint in weises Handtuch gehüllt.) KUNIGUNDE Ah, en meim Badzuber Kennt i emmer schtondlang hocka. Ond jetzt bräucht e dr Kaiser. Der schleckt me emmer direkt trocka. Ah, en meim Badzuber Ko i emmer so richtig abschalda. Dorabella, wo bisch? Komm, bis zom Kaffee Dem mr a Schönheitsschläfle halda. Dorbella?! (KUNIGUNDE öffnet Vorhang. EINE MAGD kommt mit Handtüchern.) KUNIGUNDE Edelmund? Was machsch en du do? EDELMUND Kunigunde, mach den Vorhang zua. Komm, mir den ons tsamma a bisle ausruah. KUNIGUNDE Eigentlich a Schönheitsschläfle uff em Program steht, Aber i ben plötzlich wie uffdreht. EDELMUND Kunigunde, i hon me scho emmer a mol Mit jemand wie dir ausruah wella. (EDELMUIND befördert DORABELLA aus dem Bett.) EDELMUND Dorabella, du hälsch Wache, ond wenn jemand kommt No duasch so laut wie möglich bella. (EDELMUND schließt Vorhang. MAGD geht mit Handtüchern ab. DORABELLA springt zurück ins Bett.) (Vorhang) 107 5. AKT 1. Szene (Bühnenbild wie im 1. AKT) (GRÄFIN steht hinter Gitterfenster.) GRÄFIN Hier, hoch oben auf dem Burgturm, Weitab Von der Welten nichtgem Treiben, Find ich die langersehnte Ruh, Oh tiefe Stille; edles Schweigen! (hält Vogel an einem Stab) Husch, hier ein Vöglein lieblich flattert. Flieg du immer nur dem Sommer zu. (lässt Vogel verschwinden) Horch wie es rauscht und singt. (Rauschen und Vogelgezwitscher) GRÄFIN Hier find ich Frieden, find ich... (Kuhkopf erscheint) KUH Muh! GRÄFIN Diese blöde Kuh! Einsam... GRAF (kommt auf die Bühne geeilt) Gräfä! GRÄFIN ... mit mir im Stillen, GRAF Gräfä! GRÄFIN Hör ich nur auf des Allmächtgen... GRAF (unterbrechend, neben ihr stehend) Gräfä. 108 GRÄFIN Entschuldigung. Ich bin gerade mitten in meinem großen Monolog. GRAF Es isch etwas passiert. GRÄFIN Einsamm... GRAF Ich muss ihr etwas sagen. GRÄFIN Muss er mich fortwährend unterbrechen? GRAF Ich muss mit Ihr sprechen. GRÄFIN Aber nicht jetzt. GRAF Dr Edelmund hot bei onserer Schwiegertocher a Viside ghalda, Ond dr Friedrich hot gmoint, sei en Eibrecher, Ond do hot ´s oifach bei ihm ausgschalda. Ond er hieb mit furchbarem Blicke Unseren Edelmund in verschiedene große Stücke. Es sich kaum zu fassen. GRÄFIN Noch so eine Nachricht Und ich werde diese Welt verlassen. GRAF So höre, so kommt no schlemmer: Die Götter ließen ihn des rechte Maß berauben Au d Kunigunde musste daran glauben. GRÄFIN Ich werde mich vom Burgturm stürzen! GRAF I hon no net ausgschwätzt. Und d Dorabella, hat man mir gesagt, Hätt dr Friedrich mit em Schwert en dr Hand Durch ´s Schlofzimmer gjagt. Er hätt noch ra ausgholt om se omzombrenga. Aber sie häb ´s gschafft Grad noml davozomsprenga. Onders Bett hätt se sich gflüchtet, 109 GRAF (fortgesetzt) De letschde Nachricht isch, Dass se an ihrem ganza Leible zittert ond bebt, Sie leidet unter Schock Ond mr wois net ob se überlebt. Ond onsr Henker isch au scho em Himmel droba. Stell dr vor: der isch ausgrutscht Ond von dr Burgmauer gfloga. GRÄFIN I werde mich vom Burgturm stürtzen. GRAF Des hosch scho a mol gsagt. Entschuldigung. Aber wois, so vom Burgturm sprenga, des isch Für unser Stück vielleicht a bisle zu dramatisch. GRÄFIN Ich werde springen. Halte mich nicht zurück. GRAF Noi. I moin: noi! Net sprenga. (zu Publikum) Des isch jetzt ganz falsch rauskomma. (GRÄFIN rüttelt am Gitterfenster bekommt es aber nicht auf. Ein KNECHT tritt auf.) GRAF Ja wiea? Worom goht denn des net uff? Jetzt komm, hau a mol richtig druff. (haut) KENCHT Oh, onsr Gräfä isch vom Burgturm gschpronga, Ond grausam omkomma! Ja wia? GRAF Mensch, jetzt streng dein Riebel a bisle o Ond improvisier was. Do isch was daneba ganga. Se lebt emmer no. KNECHT (holt Script hervor) S nächschde was is sag isch: 110 KNECHT (fortgesetzt) Ich melde: Was schtoht do? (versucht zu lesen) Mr isch dabei die? Was? Die Aussteuer? GRAF (zu Publikum) Entschuldigung. KNECHT Ins Lagerhaus? GRAF (zu Publikum) Entschuldigung. Hättet Se do net jemand anders fenda kenna? Aber des isch die Finanzkrise. Des isch weil ihr net gnug en des Tellerle schmeißet. (zu Knecht) Mensch Maier, do improvisiert mr doch was? I improvisier doch au die ganz Zeit. I moin, wie oft isch sie scho steckablieba. GRÄFIN Ich bin noch nie steckengeblieben. Das waren dramatisch trächtige Pausen die ich... GRAF (unterbrechend) Was trächtig sen Se jetzt au scho? (zu Publikum) Entschuldigung. Wir machet jetzt gleich mit dem Finale weiter. Finale! GRÄFIN Wie bitte. GRAF Mir ganget jetzt glei zom Finale. Finale! GRÄFIN Sie haben meine große Sterbeszene ruiniert. Und jetzt meinen Sie... GRAF (unterbrechend) Ha wer hot des Fenschdr net uffkriegt? Sie ond i? 111 GRÄFIN Ah! Das ist der dramatische Höhepunkt des Stückes: Mein Tod. Ich verlange, Dass diese Szene noch einmal gespielt wird. ALLE (erscheinen nacheinander, überschneidend) Was isch los? Ja was isch? Was solla mr jetzt?... GRÄFIN Ich verlange kategorisch... GRAF (unterbrechend) Bitte kein Latein. OK OK, Oh Gott, jetzt schwätz e scho (zu Publikum) Englisch! (zu Gräfin) No spiela mr die Szene halt noml. (öffnet das Fenster) GRÄFIN Machen Sie aber das Fenster vorher auf. GRAF Scho offa. (zu Publikum) Entschuldigung, Die Schterbeszene meiner Frau sich gleich rum. Bis dahin bitte a bisle Dekorum. (zu Gräfin) Verschdandet se net (zu Publikum) Während der Sterbeszene meiner Frau bitten wir Ein würdiges Benehmen an den Tag zu legen. So wo wara mr jetzt? Noi, tu des net, Bla bla bla, Ect! Wacha! Ach so, der isch doch ausgrutscht. (zu Gräfin) Jetzt weiter. GRÄFIN Was, Sie wagen es, Während meiner großen Sterbeszene Ohne die geringste Trauer, ohne Tragik Zu mir zu... ah! Sie Amateur. Sie absolut dilletantischer Amateur! 112 GRAF Wie? Ich wär ein Amateur? GRÄFIN Ja. Sie. GRAF Ond Sie werdet nun endlich vom Burgturm schprenga! Oder i werd Sie höchstpersönlich - ahm, nodr befördra. GRÄFIN Halte mich nicht zurück! GRAF Noi. I moin: noi! (GRÄFIN rüttelt am Gitterfenster und bekommt es nicht auf.) GRAF Ja wia? (rüttelt am Fenster) I hon ´s doch grad offaghet? Vorhang! (zu Publikum) En Augablick. Des Fenschdr muss terscht repariert werda. Ha des isch doch? Desch Plastik! ALLE (erscheinen, überscneidend) Jetzt machet endlich weiter. Was isch en jetzt scho wieder los. Ja was solla mr jetzt?... GRÄFIN (Alle übertöntend) So kann ich nicht arbeiten! Ha isch doch wohr, Mensch! GRAF Die isch heut a mol wieder net ´s tod zom kriega. (zu Publikum während Vorhang zugeht) S geht glei weiter. Jetzt repariert endlicha mol des Fenschdr! Oder ganz rausnemma! Mein Frau will isch ombrenga! (Vorhang) (Reparaturgeräusche während der Pause) 113 5. AKT 2. Szene (GRÄFIN liegt auf Bühne. GRAF in schwarzer Rüstung kniet neben ihr.) GRAF (nach Pause, zu Publikum) Was, ihr sen auch scho wieder do? Es isch einiges bassiert Seit wir uns zum letzten Mal gesehen haben. Ich bin fix und fertig. Oi Minütle ben i bloß ts spät komma. Do hot Sie scho des Fenschdr uffkriegt - S hot repariert werda kenna Oder bevor mr "noi" hot rufa kenna Isch se nondr schpronga. Der Burgturm isch net arg hoch, i wois, Aber sie isch ganz ungeschickt glandet. Zu eurer Beruhigung sollet ihr aber wissa, Grad weil se so ungeschickt glandet isch Hot se net lang leida müssa. (Ein KNECHT tritt auf im Eisenhemd.) GRAF Oh des Schiksal heut mo wieder webt und spinnt, KNECHT Eine tiefe Ahndung führte mich... (GRAF packt KNECHT und befördert ihn weiterredend von der Bühne. Eisengeschetter.) GRAF Gemahlin, die hosch a Trauerrede verdient. (zu Publikum) Sehn `r , des hot jetzt gschettert. Ahm, i hon mit meiner Trauerrede no net ogfanga. I hon denkt, i wart bis ´r wieder do sen. Des wellet dr doch bestimmt höra? I hon me bloß schnell scho omzoga. Und dann kommt ja meine große Sterbeszene. Und das klappt dann a bisle besser. Weil ich bin top professionell. Ond des kammr net von älle saga. So, von was hon i ´s jetzt geht? Von was? A Trauerrede? Wie bitte? Was? I soll mei oigene Trauerrede halda? 114 GRAF (fortgesetzt) Was isch? Ach so? Jetzt. Ja. Mensch, jetzt brenget me net emmer ganz durchanandr! Aufgepaßt. Ruhe. So. Und jetzt herrscht Silencio! Mei Gemahlin, schwindelnde Höha hot se erklomma, Ond bevor mr "noi!" hot rufa kenna, - Jetzt hon e ´s nokriegt Isch se nondr schpronga. Aber au so ko mr se nemme om ihrn Erfolg brenga, Mr wird se a mol en Gedichte und Opern besenga. Schicksal, worom treibsch du ´s bloß so toll? Do wois mr net was mr saga soll. Gescheha isch dr Götter ihr Willa, Drom will i mei Haupt in stumme Trauer hülla. Enra andra Welt wird se jetzt scho sei. Vor lauter Schmerz fällt mir koi Wörtle ei. Vor lauter Trauer bin ich wie stumm, Oh, wann isch des Drama endlich rum! (schaut böse nach rechts) Geliebte, Teurschde, jetzt hosch me verlassa, Wie se do liegt, so tod und stumm, I ko ´s no gar net fassa. Oh lasset mich meine Arme In stummer Trauer zom Hemmel strecka! GRÄFIN (überschneidend und übertönend) Mit meinem letzten Atmezug! GRAF Psst. Ruhe. Sie will noml was saga. GRÄFIN Was er mir auch angetan im Leben, Ich trage ihm nichts nach, Ich werde ihm vergeben. GRAF Gucket do no mit ihrem letschda Atemzug, Während se am Schterba liegt, Sie ihrem Gatta no schnell Seine viele Fehler vergibt. Oh Götter, welch grausam Spiel. Schicksal, was ts viel isch isch ts viel. Oh lasset me meine Arme Und stummer Trauer zom Hemmel strecka. 115 GRAF (fortgesetzt) Götter, in aller Demut, Ihr könnet mich Mit nix me verschrecka. Oh Götter, lasset mich euch froga, Worom den ihr ons so ploga? Worom passiert so furchbares... (KNECHT im Eisenhemd tritt nochmals auf) KNECHT Ich melde: Mr isch dabei die Aussteuer... (GRAF befördert KNECHT weiterredend von der Bühne. Eisengeschetter.) GRAF ... wemmr euch net pariert? (zu Publikum) Des isch Musik für meine Ohra. Worom machet ihr ´s Leba für ons Ritter so kompliziert? Koin Muckser. Wie üblich sen ihr still! Wemmr mit euch diskutiera will! Mei Gemahlin, Sie war bekannt auf alle Burga im Umkreis, Au in diesem bescheidana Haus. Ond jetzt isch se von ons ganga GRÄFIN Mit meinem... GRAF (unterbrechend) Nein, den allerletschda Atemzug demmr heut streicha. Ond jetzt isch se von ons ganga, für emmer. Drom noml en kräftiga Applaus. Geliebte, Teurschde, woisch was? Mir machet Geschichte, noch mehr Geschichte auf Burg Rittersloh. Er verspricht dir dein Mann, Zu deinem Leichaschauß werda mir au Was vegetarisches hon. (zu Publikum) Des war jetzt grad das erschde Mal, dass auf einer Burg ein vegetarisches Menue geplant wurde. Magd! Das war jetzt schon wieder grad ein ganz großes geschichtleiches Ereignis, war des jetzt. Ja, sehn ´r, was ihr heut no alles erleba dürfet. 116 GRAF (fortgesetzt) Und dieses große geschichtliche Ereignis, des isch auf Burg Rittersloh bassiert. Kapiert? Ah, Entschuldigung. (VERÄNGSTIGTE MAGD bringt Bierkanne.) GRAF Danke sehr, du teure Magd. (VERÄNGSTIGTE MAGD macht Knicks.) GRAF Für diese schöne Kanne Bier. Danken wir ihr. (VERÄNSTIGTE MAGD macht Knicks) GRAF So des langt. Aus. Naus. (VERÄNGSTIGTE MAGD geht ab.) GRAF Entschuldigung. S goht jetzt mit meiner Frau weiter. Die Magd, desch fertig. Do rondr isch se gschpronga, noi, Mensch, Was i scho lang saga will, mir henn Auf Burg Rittersloh über 90 Angestellte. Des isch alles nur ein kleiner Bruchteil Den ihr hier sehn. Jetzt weiter: (setzt Bierkanne ab) Do rondr isch se gschpronga, - Bei meiner Gemahlin semmr jetzt wieder Oh wie tragisch, Was für ein Schmerz, Zu viel für mein scho arg angegriffenes Herz, Wochalang war i wega dem Leida scho oft em Bett. Scho von klei uff hon i des ghet. Mit meiner Frau vereint zom sei Sei jetzt all mei Streba. Au, was für ein Schmerz. Den tu i nemme überleba. Ade, Auf Wiedersehen, Au Rev... (hält ein) Koi Angscht, i komm heut noml. Ja, auch nach meinem 117 GRAF (fortgesetzt) Ableben isch des Stück emmer no net rom, Weil zum Grand Finale komme ich dann wieder als Spirituelle Erscheinung. Als Abertura Spiritual. Ja, mit bietet de Leut hier was. So, wo wara mr jetzt? Ach so, ja, mei Sterbeszene. Ade, Auf Wiedersehen, Au Rev... (hält ein) Was seh ich da? S Grab von dr Dorabella. Oh des Schicksal in alle seiner Gewalt! Macht net a mol vor ma oschuldiga Hondle halt. Worom hosch net Wacha ghalda? No hättsch des Unheil komma gseh? Aber no, se isch schließlich koi Wachhund Sondern a Luxushondle gwä. Ade, Auf Wiedersehen, Au Rev... (hält ein, schaut nach rechts) Ja, so a Sterbeszene isch nix schees. I wois. Aber ´s dauert nemme lang. Höchschdens no 5 Minuta. I werd me beeila. Noi, wisset dr was? Euch zuliebe mach es heut a bisle länger. Ade, Auf Wiedersehen; Au Rev... (stirbt) (Ein KENCHT tritt auf.) KNECHT Oh, ´s isch nemme schee, Scho wieder sen zwoi - gschtorba. Wer jetzt net heult, wer jetzt net klagt, Isch wirklich nichtig ond verdorba. Mr soll die Nachricht hinausposauna! (wartet) GRAf (flüsternd) Weiter. KNECHT Bis se se em letschda Flecka vernomma hen, Dass onsr Graf... (Posaunen, KNECHT wartet.) 118 GRAF (flüsternd) Weiter. KNECHT ... dass onsr Gräfä, seit heut, seit grad, Se nemme sen. Oh der Friedrich! Do kommt dr, Oh Gott, Schnell reimet die Leicha fort! (Leichen werden von der Bühne gezogen von EDELMUND und HENKER als KNECHT bezw. MAGD verkleidet.) GRAF Vorsicht. KNECHT (zu Publikum) Ond das mr niemand zu laut blärrt. Sonsch stürtzt sich der no en ´s Schwert. (FRIEDRICH tritt auf.) FRIEDRICH Schwer steht mir heut mei Sinn. Meine Schritte führen mich zur Beichde hin. KNECHT Friedrich, du onserm Bischof Jo schöne Nachrichda brengsch. Aber du hosch no viel me zom Wie de denksch. Dei Mutter isch grad vom Burgturm gschpronga. Ond dei lieber, guter Vater isch gleichfalls omkomma. Ond sogar die Dorabella... FRIEDRICH (unterbrechend) Jetzt hör a mol gut zu: Mir den onsr Stück schließlich als Drama opreißa, Ond mir wellet d Leut schließlich net... do woisch scho. Mh, der isch gar net so schlecht, Meiner Mutter ihr Palaschgarda. KNECHT Friedrich, dr Teufel wird a mol uff dich warda. 119 FRIEDRICH Ja aber des hot no a bisle Zeit, No isch ´s net ganz so weit. I lass nämlich net bloß beim Beichda Über meinen Lebenswandel, meinen Leichda. Über Bord werf i all den ritterlicha Balascht. Dronda em Däle bau i mir en neua Palascht. Meinem Vater seine Rüschdunga ond Schwerter sen passe, Von Lanza durchbohrt wird ab heut niemand me. KNECHT I seh, über dich wird mr doch net so schlemm richda, Denn des sen jo schöne Aussichda. FRIEDRICH Ja, koi Leba mehr in Sauß und Brauß, Ofanga damit demmr glei Noch em Leichaschmauß. Ond onser Hauskuh, die oerzoga, Die nemma mr net en ´s Däle mit, Die bleibt hier droba. (Kuhkopf erscheint) FRIEDRICH Von wega Palaschtdärda, Extra designierte Weideflächa Werdet ihr Küch zugwiesa kriega! Koi hohe Dame soll wega euch no ausrutscha Ond nofliega. I werd meine Untertana Vor all dem Saudreck bewahra. Dr Dreck müsset die ab heut Auf extra Abfallhalda karra. Ond du bisch ab heut mei erschdr Staatsdiener. Woisch was des isch? KNECHT Aber nadirlich. (FRIEDRICH geht ab.) KNECHT (nachrufend) Heut no werd i befehla, Dass koi Sau me aus em Abfall frißt. De Säu wird befohla Gras zomn fressa, Des natürlich erscht noch ra Übergangsfrist. (zu Publikum) So, jetzt isch ´s en onserm Drama Doch net so dramatisch komma. Em Friedrich sei Leba verläuft en neua Bahna, 120 KNECHT (fortgesetzt) Ond i ben Diener von - onsre Untertana. (von der Bühne) Was isch? Ja, i richt ´s aus. (zu Publikum) I soll euch ausrichda, mir hättet grad scho wieder Geschichte gmacht. (von der Bühne) Wie bitte? Ja. (von der Bühne) Weltgeschichte. So, jetzt isch ´s en onserm Drama (GRAF erscheint) GRAF Hallo. (nach rechts) Nein. Des isch noch nicht meine Apertura spiritual. Meine spirituelle Erscheinung die kommt erscht zom Grand Finale. Aber des hon e doch scho älles erklärt? Henn ´r a mol wiedder net zughört. Jetzt, weiter. (geht ab) KNECHT So, jetzt isch ´s en onserm Drama Also doch net so dramatisch komma. Em Friedrich sei Leba verläuft in neua Bahna, Ond ich bin Diener von onsere - Untertana. S gibt also wirklich nix mehr zom Klaga. Aber i wois net, was willsch saga? Oh, ´s nemme schee! I schwarz für onser Drama seh. I welt, ´s werd noml gfeiert, glacht ond gheult, I welt, ´d Gräfä dät noml ihr Klapp uffreisa, ihr Großa. Ond mr dät sich noml so richtig ´d Moinung bloßa. I wellt, mr dät noml lacha ond danza ond feira Ond nochmol so richtig uff dr Leier leira. Oh, i wellt.... (hält ein) Zugeba, ´s duat wieder Fried und Ruhe walda. (hält ein) Aber die Ruh isch oifach net auszomhalda. Oh ´s isch nemme schee! Zom Glück hon i a Idee. Mir wellet älle dr Dauma ent Hand nemma, Ond ´d Auga zumacha und ganz fescht hoffa 121 KNECHT (fortgesetzt) Des Drama sei no net aus. Ond vielleicht komemt se no wieder zrück En onsr becheidens Haus. (schaut nach Rechts und erschrickt) Noi. Dr Dauma! Ond hoffa, Ond vielleicht wird ons so a Finale glücka. Auga zu! S isch höchschdens erlaubt Mit oim Aug a bisle zom spicka. (DORABELLA - die schwarzes Halsband und Leine trägt - wird von GRAF auf die Bühne geführt.) KNECHT S hot klappt. Ihr dürfet jetzt gucka! GRAF Jetzt zieh net so an dr Leine. (ALLE außer Gräfin und Henker kommen auf die Bühne und stellen sich im Halbkreis auf. ALLE tragen schwarz, Kunigunde schwarzes Negligee.) GRAF Fuß. Ja, Nun sind wir alle wieder da. Und nun kommt das versprochene Finale Mit Coda. Mit Coda. Ja. Co.da. Soll es erklära? (nach rechts) Wie bitte? Was isch eine Apertura spiritual? Des erklär e au glei no. Aber zuallererscht: a Coda des isch... ahm, des isch ganz leicht zom erklära, ahm... (GRAF hält ein da KNECHT ihm etwas in ´s Ohr flüstert.) GRAF Wie bitte? Was isch? Ha i glaub, i schpenn. (schaut um sich) Emmr will se ihr oigens Süpple kocht hon. Wo isch se denn? 122 (GRÄFIN kommt langsam auf die Bühne. Sie trägt weises Gewand und trägt eine 5kg Kerze mit beiden Händen.) GRAF Ha was soll en der Uffzug? En dr Regieanweisung steht doh klipp ond klar: Grand Finale im Ballkleid. GRÄFIN Die Kunigunde hat auch nicht ihr Ballkleid an. GRAF Weil ´s hoißt: Kunigunde: Grand Finale im Negligee. Onsr Author wois scho was ´r duat. KNECHT Also I hon heut Obend Kaum a mol ausruh deffa. (GRÄFIN übergibgt GRAF Kerze.) GRAF Ha was soll denn i damit? KNECHT Als Knecht musch en dem Stück schwer schaffa. (GRAF übergibt KNECHT Kerze.) GRAF Vorsicht, sonsch bassiert no was. KUNIGUNDE/EDELMUND/FRIEDRICH (durcheinandere) Ja wann fanga mr enldich... Am gernsch dät i noml... mei Veschpr... GRAF (unterbrechend) Ruhe! Und zwar sofort. Ihr wisset genau: Zum Grand Finale Gehört onsrer Gräfä ´s erschde ond ´s letschde Wort. GRÄFIN Danke sehr. GRAF Gern geschehen. 123 GRÄFIN (tritt aus Halbkreis) Voll bin ich bis obenhin... GRAF (einwerfend, zu Publikum) Von Leid und Schmerz. (nach rechts besonders betont) Von Leid und Schmerz. GRÄFIN Darf ich euch darum bitten, Noch einmal mein Herz vor euch In einem großen Monolog auszuschütten. GRAF Also die ganget mr jetzt so langsam, was will Se? EDELMUND En großer Monolog. GRAF Noi, koi großer Monolog mehr. EDELMUND Vielleicht en kloiner. GRAF Kein Monolog mehr. Weder groß noch klein. Weil (zeigt auf seine Armbanduhr) Wir sollten schon längst fertig sein. KNECHT So ond jetzt will i noch Mol was saga. GRAF Wacha! Ach so, dersch doch ausgrutscht. KNECHT Ich hab heute viel schaffa müssa. Kann mich aber trotzdem nicht beklaga. Ich wurde in diesem Stück Zwar sogar einmal umgebracht. Habe mit meinem Ableben Aber Geschichte gemacht. GRAF Des war schö gsagt. So, no hemmr älle en schöna Obend ghet, 124 GRAF (fortgesetzt) Mir hen viel erlebt ond viel gseh, Ond unser Gräfa wird ´s ons verzeiha, Wenn ´s ons net emmer zom heula gwä. GRÄFIN Ich meine nur... ALLE (durcheinander) Ja saget a mol... ond nocher ganga mr alle... ond wemmr dann... GRAF Ruhe! Silencio! Unsere Gräfä hot noch mol was zom saga. Do schdandet dr wieder no. Im Halbkreis. (zu Gräfin) Bitte. GRÄFIN Danke sehr. GRAF Gern geschehen. GRÄFIN Ich meine nur: ein bisschen Pietät wäre angemessen. GRAF (einwerfend) Ja, do hot se Recht. GRÄFIN Einige haben sich heute Abend total vergessen. GRAF (einwerfend) Ja, des schtemmt. GRÄFIN Kaum erblickten die Leiden und Schmerzen Da lachten die aus vollem Herzen. Es gab da einige, Die wollten einfach nicht in sich einkehren. Bei Trauer sind die nicht lange verweilt. GRAF Ja no: Lieber oaschdändig glacht als sittsam gheult. 125 KNECHT Ich meine... GRAF (unterbrechend) Nein, Danke. Also jetzt bitte net übertreiba. Des kann e gar net leida. KNECHT Nein, ich meine... GRAF Und ich meine: jetzt aber ab. Ond a bisle zack zack. (KNECHT geht ab.) GRÄFIN Alles ist sicherlich Auf meine nächste Rolle schon gespannt. ALLE (außer GRAF und GRÄFIN durcheinander) Ja i hon denkt... ha saget a mol... also i krieg so langsam Kohldampf... was, du hosch doch erscht... GRAF Ja aber natürlich! GRÄFIN Noch habe ich mich nicht entschieden Ob jetzt die Juliet oder die Ophilia. GRAF Einige mr ons uff d Desdemona. KNECHT Hon i en Appetit uff a Rote Ond en Kartoffelsalat, Das des Rittermahl net länger dauert hot Isch wirklich schad. FRIEDRICH Komm, jetzt ganga mr endlich oin lupfa. KUNIGUNDE Au ja. GRÄFIN Wir sind noch nicht ganz so weit. 126 KUNIGUNDE Ich schon. GRÄFIN Nein, Kunigunde, Unser Publikum wartet vielleicht auf eine Hilfe Zur Interpredation. Des Stückes, Kunigunde. (( GRAF (zu Publikum) Aber vergesset net: Wer nacher über das Stück diskutiert Bis em dr Kopf raucht, Der von Zeit zu Zeit A Viertele braucht. )) EDELMUND Also i will jetzt endlich Mein Karotffelsalat ond mei rote Wurscht. GRÄFIN Und ich habe von dem vielen Reden Solch einen Durst. GRAF Ja was: sogar onsr Gräfä hot en Durscht Des ko mr jo kaum fassa. GRÄFIN Und von ihrem Vesper Dürfen Sie mich au mal (versucht schwäbisch zu reden) Versuche lasse. ALLE (außer Gräfin, durcheinander) Also i dät vorschlaga... ha saget a mol, mei Rüschdung, isch die eiganga... ond wo solla mr dann nocher... GRAF Ruhe! Und zwar sofort. Ihr wisset genau Onsrer Gräfa ghert ´s letschde Wort. GRÄFIN Danke sehr. GRAF Gern geschehen. 127 GRÄFIN Vor meiner letzten Rede Möchte ich nur noch kurz etwas bekanntgeben. Das Viertele... GRAF Augablick. Jetzt kommt a Bekanntmachung. GRÄFIN Das Viertele kostet bei uns heute nur... GRAF (unterbrechend) Ja, unsr Burgliebewein isch heute em Sonderangebot. GRÄFIN (zu Publikum) Frische Lust und neue Kraft Gibt der edle Rebensaft. GRAF Lebensluscht! hot se gmoint. Ja, von onserm Burgliebewei müsset dr viel trenka. Do wellet noml a paar bschdella! Kommet, den noml alle richtig eischenka. Der Wei isch so gsond. En dem Wei sen, Und ich übertreib jetzt nicht, En dem Wei sen Sogar Vitamine dren. )) ALLE (außer Gräfin) Ja saget a mol... ond wo gang mr no, hon i en Kohldampf... I trenk dann au a Viertele... GRAF Ruhe. Silencio! In Halbkreis. (zu Edelmund) Noi du schtosch hier her, so. Und Sie fanget jetzt endlich Mit Ihrer letschde Rede o. Bitte. GRÄFIN Danke sehr. GRAF Gern geschehen. (GRÄFIN tritt aus Halbkreis) 128 GRAF Au noi, stopp, halt. So, Bevor mr jetzt glei alle für emmer wegganget, Net heula. Isch onsr Dorabella nomml dro. Dorabella, wie war des Rittermahl? (Pause) Hot ´s dr gfalla? (Pause) Hosch gnug zom Essa kriegt? (Pause) Wie war die Wildsau? DORABELLA Wauw! Wauw! GRAF Ha saget a Mol? Des isch ´s Grand Finale Und die Gräfin Rullwalla isch net hier? (VERÄNGSTIGTE MAGD tritt auf mit Papier in der Hand.) GRÄFIN Das man die nicht eingeladen hat Da kann ich nichts dafür. GRAF Ja wie? Was will Sie? VERÄNGSTIGE MAGD Ahm, GRAF Was will Sie hier? VERÄNGSTIGTE MAGD I komm zom Grand Finale. GRAF Ab ent Küche mit dir. VERÄNGSTIGTE MAGD Noi. Zum Grand Finale Dät i gern oins meiner Gedichte vorlesa. GRAF Ab ent Küche mit dir. Ond heut no fängt Sie an d Burgmauer ronderzomwäscha. (VERÄNGSTIGTE MAGD geht ab.) 129 KUNIGUNDE Ha saget a mol: ond hot die Minnesänger jemand gsichtet? FRIEDRICH Die sen doch scho lang en ´s Ausland gflüchtet. Komm, jetzt ganga mr endlich oin zecha. EDELMUND Ond die mit dem Keuschheitsgürtel o? Wo isch die? KUNIGUNDE Die hot was mit em Bischof... FRIEDRICH (einfallend) Ach was? GRAF Zom Besprecha!? (( Also i dät vorschlaga: mir lasset jetzt andere Ent Welt nauß glotza, Mir den für heut bloß no Onsr Viertele schlotza. )) ALLE (durcheinander) Ja, des dät i au... Ja, Mensch, jetzt machet endlich... und Sie meinen wirklich, ich sollte die Desdemona... GRAF Ruhe! Ja heidanei. Mir solltet scho längscht fertig sei. Ond du schtosch hier her. EDELMUIND Wo? GRAF Hier her. So: Ond jetzt herrscht Silencio! Ihre letschde Rede. Bitte. GRÄFIN Danke sehr. 130 GRAF Gern geschehen. I dät jo no gern zum Abschluß noml a bisle was metaphorisches saga. (zu Gräfin) Ja, mir hen scho lang nix me metaphorisches geht. Ond i dät gern a mo wieder... (zu Publikum) Aber i glaub, lieber net. Ihre letschde Rede bitte. GRÄFIN Danke sehr. GRAF Äußerscht gern geschehen. So ond jetzt isch ´s aber glei entgültig aus. Sie fanget jetzt endlich mit Ihrer letschda Rede o Sonsch komma mr heut nemma hier naus. Ja heidanei Mir sollet scho älle dahoim en de Betta sei. Zom Schlofa. Ond zom Lesa. Saget a mol? Von was schwätz e denn scho wieder? Jetzt: weiter. Sitz. (zu Gräfin) Ha, ko i doch nix dafür wenn der Hond net guad duat? Ihr letschde Rede bitte. (zu Publikum) Ruhe! Uffbassa. GRÄFIN Oh Götter. GRAF Jetzt bitte die Götter aus em Spiel lassa. Jetzt, weiter. GRÄFIN Deutsche Geschichte zog an uns vorüber... GRAF (tritt applaudierend aus Halbkreis) Des war schö gsagt. Entschuldigung. (tritt zurück in den Halbkreis) (Ein bisher nicht gesehener KNECHT tritt auf und steht mit Tablett mit Brief vor Graf.) 131 GRÄFIN Deutsche Geschichte... GRAF Nein. Stopp. (zu Publikum) Der kommt bloß wenn ´s was ganz wichtigs gibt. (beschaut und öffnet Brief) Desch vielleicht vom Kaiser. Mein Gott, jetzt goht ´s aber los voll. (dreht Brief, zu Edelmund) Do, les a mol. (zu Publikum) Entschuldigung. Regierungsgeschäfte. EDELMUND Kündigung. Bitte um Entassung. GRAF (nach kurzer Pause) Desch die Magd, die will fort? Wo se ´s doch hier so gut hot EDELMUND Noi! Kundigung. Bitte um Entlassung. Wetter schön. Essen sehr gut. Bleibe in Rom. Grüße rings rum Schwertträger Egon. In Klammer: Friedebert? GRAF Also des isch doch, noi, also do... s isch egal. Mir kommet sowoíe so jetzt glei En Hemmel nei. Ond do braucha i koin Schwerträger mehr. Ja, des kommt jetzt glei. (Wolke kommt hereingefahren oder vom Himmel geschwebt.) GRAF Do, die wartet scho. Ihre letschde Rede. Schnell. Jetzt aber rapito! (zu GRÄFIN) En Augablick. (zu KNECHT) Wart! Er soll glei mei Rückantwort mitnemma: An Schwertträger Egon: 132 GRAF (fortgesetzt) In Rom: Kunigung akzeptiert. Grüße von uns allen. Ond er soll dene Italiener do dronda glei a bisle was beibrenga. Se henn ´s nötig. (KNECHT geht ab.) GRAF Wo isch die Gräfin von Rittersloh? So, jetzt aber a bisle rapito, Hon e gsagt. Die wartet scho. Und mir warter auf Sie. (zu Publikum) Ahm, Rapito En dr Umganssprache heißt des dali dali. Jetzt muss e aber ruhig sei. Die explodiert jetzt glei. (zu Publikum) Ruhe bitte. Noch ruhiger. Zum Schnaufa uffhöra. (zu Gräfin) Bitte. GRÄFIN Danke sehr. Deutsche Geschichte zog on uns vorüber. Vieles man kannte schon. Doch hören wollen wir immr wieder Von dieser, unsrer Tradition. (Musik: Schlußchor "Rossini: Il Viaggo a Reims".) GRAF Leiser bitte! (zu GRÄFIN) Isch dr des stilvoll gnug? Ja? Gut? Eisteiga! (GRÄFIN, Kunigunde, EDELMUND und DORABELLA steigen.) Ond Des Mir Das GRAF (zu Publikum) des war nicht nur Deutsche Geschichte. war grad nicht akkurat was se do gsagt hot. hen hier heut au Weltgeschichte gmacht bloß so kracht. 133 (Wolke setzt sich in Bewegung) GRAF Adee! Das isch jetzt der Höhepunkt meiner Abertura spiritual. Adee! Net heula. (GRÄFIN winkt dezent.) GRAF Jetzt a mol seh Ob ihr ´s do droba besser gfällt. I hon do so meine Bedenka. (zu Gräfin) I hon bloß gsagt: Jetzt a mol seh ob ´s do droba au so schö isch Wie se ´s immer saget. No brauchsch du net jedes Johr ombaua. (zu Publikum) Ha jo, die Woklk do nüber ond des dort nom. (zu Gräfin) Ond wenn de obedengt ombaua willsch, (zu Publikum) Weil das kommt, das weis ich, Dann bitte net glei am erschda Tag. Des macht en schlechda Eindruck. Ond wemm ´r jetzt glei vorem Friedebert standet... GRÄFIN (einfallend) Petrus. Vor Petrus. GRAF Ja, den moin e. Noi! Dr Petrus isch en Rom. GRÄFIN In Rom ist der Papst. GRAF (zu Publikum) Ja, mir hen a Recht Standesgemäß empfanga zu werda. Ond wenn do jetzt net glei So en Friedebert ufftaucht zu Begrüßung, Dann, (zu Gräfin) Dann lasse ich dich Theater macha. (zu Publikum) Weil des kann se. 134 GRAF (fortgesetzt) Des henn ´r o scho mitkriegt. (nach oben) Komm, jetzt den a mol dr zwoite Gang nei. A bisle me dali dali. (zu Publikum) Entschuldigung. Rapito. (zu Gräfin) Ah ja: ond des kann sei Dass die jetzt alle glei bloß Lataienisch schwätzet. Dann läsch bessser mich ran an die Sache. OK? Ha saget a mol? Do sich net a mo a Sitz? Net a mol a Holzbänkle. Also von Service hen se au no nie was ghert. Ond net a mol a Bar. Ha des fängt jo gut o. Na, do wär jo net a mol Platz für mei Bierkann. Do müsst dr mr terscht mei Teuerschde über Bord werfa. GRÄFIN (überreicht flasche) Hier. Aqua Mineral. GRAF Aqua Mineral? Was soll en des sei? Also ich spreche fließend Latainisch. Aber von Aqua Mineral habe ich noch nie etwas gehört. Wieviel Prozent hot en des? (HENKER erscheint als Teufel.) GRAF (zu Publikum) Also die Musik isch doch unmöglich. Ich hätte etwas mehr angebrachteres erwartet. (TEUFEL hält die Wolke an.) GRAF (zu Publikum) Irgend en schöna Chor aus dem Tannhäuser. (Wolke fährt zurück. TEUFEL sticht mit Gabel nach Wolke.) GRÄFIN Nein. Weg. FRIEDRICH Ganget en Deckung. 135 GRAF Nicht so laut bitte. Ich spiele hier die Hauptrolle. (zu Publikum) Oder s Liebesduett aus em Tristan. Des dät ihr besser gfalla. Ha saget a mol? Stemmt hier was mit dr Technik net? Mir wellet do nuff! (GRAF sieht Teufel) GRAF Ah, Hilfe! (TEUFEL jagt alle mit Lichteffekten über die Bühne.) GRAF Wo isch mei Schwert?! (ALLE schauen: DORABELLA fährt mit den letzten Tönen der Musik von einem ENGEL gesäumt von dannen - Richtung Himmel Sie winkt mit ihrem Pfötchen.) (Vorhang) 136 137 138 139 140 141