Stück

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1
1. AKT
(Vorhang.)
(Garten mit zwei nackten,
klassischen Statuen. Im
Hintergrund Burg mit
Burgmauer. Ganz im
Hintergrund steht nochmals
eine Burg auf Hintergrund
gemalt.)
GRÄFIN
(in stummer, leidender Pose; dann auf
Publikum zugehend und "wie aus der
Pistolle geschossen")
Wie kann man nur auf einer Burg leben?
Den ganzen Tag sehe ich nichts als diese
schreckliche Burgmauer um mich herum.
5 Meter dick? ist dieses Ding an manchen Stellen.
Aber mein Mann, und das weiß ich,
Er liebt diese Burgmauer mehr als mich.
Er könnte diese Ding stundenlang anschauen.
Anstatt diese Burgmauer endlich abzureisen würde er
dieses Ding am liebsten nochmals 10 Meter höher
bauen.
Mein Mann: er lebt noch im tiefsten Mittelalter;
Und mit ihm zu reden,
das hat überhaupt keinen Zweck
Aber das schwöre ich: diese Burgmauer.
Die kommt mir dieses Jahr noch weg.
Ich brauche einfach ein bisschen mehr Platz
Und ein bisschen mehr Licht
Diese Burgmauer macht mich direkt depressiv.
Aber das versteht er nicht.
Mein Mann:
GRAF
(unterbrechend, von hinter den Kulissen)
Ja heidanei!
(tritt auf in voller Rüstung)
Wer verführt den am früha Morga scho so a Gschroi?
(zu Publikum)
Hot ses scho wieder von meiner Burgmauer ghet?
GRÄFIN
Noch dieses Jahr kommt dieses Ding mir weg.
GRAF
Mei Burgmauer bleibt schdanda!
2
GRÄFIN
Nein, das bleibt sie nicht.
GRAF
Doch.
Ond i will keinen Rasa um d Burg rom.
GRÄFIN
Darüber reden wir noch.
GRAF
(zu Publikum)
Ond en Burggraba will se en Sprengbronna nei.
Ja Heidanei!
Ja saget a mol: was denkt die sich?
Ich mach mich doch lächerlich.
Jeden Dag fängt se vor ihrem Mo
Mit ma andra Theater o.
Ja, jeden Dag gibt´s wega ihr
Des gröschte Theater hier.
Jeden Dag! i hon no net gfrühstückt,
Duat se mit wois Gott was ofanga.
Ja mein Gott: ich will nicht der erschte Ritter
mit ma Sprengbronna em Burgraba sei.
So will ich net ent Geschichte eiganga.
Isch des so schwer zom verschdanda?
GRÄFIN
(zu Publikum)
Die Hohenlohers, die haben wenigstens ihre
Zugbrücke weg.
GRAF
Ja, ond mit der Zugbrück hot ses au scho emmer ghet.
Des schlimmste für Sie
Isch die Zugbrück.
Ond no komm glei i.
Entschuldigung. Ich darf mich vorstellen: Hallo!
Ich bin der Graf von Rittersloh.
Ich bin die Hauptperson hier. Meine Gemahlin denkt
oft sie sei die Hauptperson in diesem Stück aber da
täuscht sie sich.
Die Hauptperson bin ich.
GRÄFIN
Guten Morgen,
(verbeugt sich tief)
Mein Ritter.
3
GRAF
Ahm, so weit komm i net nondr.
(zu Publikum)
Ha ja, mit dem Deng o.
(VERÄNGSTIGTE MAGD tritt auf.)
GRAF
Guten Morgen, teure Gemahlin Magd! Magd!
Ja kriegt mr denn auf dieser Burg nix zom trenka.
Ja heidanei!
GRÄFIN
Oh Götter steht mir bei.
GRAF
Ha sag a mol, do isch doch geschdern no mei
Burgmauer gwä?
GRÄFIN
Das ist mein neuer Palastgarten.
GRAF
Noi, i will mei Burgmauer seh.
Dieser schöne Stein.
Was isch en des für Grünzeug?
(reißt Efeu weg)
GRÄFIN
Halt. Stop!
GRAF
(während er mehr Efeu wegreißt)
A bisle leiser. Mir henn Se ghert.
GRÄFIN
Halt. Stop. Oder ich greife zom Schwert!
(hält Schwert in die Höhe)
GRAF
(dreht sich, mit erhobenen Armen)
Ah Hilfe! Koine Dommheida macha. Bitte. Om Gottes
Willa.
I hon des bloß a bisle schöner no do wella.
Jetzt bitte leg des Schwert aus dr Hand.
(GRÄFIN stellt Schwert ab und kümmert
sich um abgerissenes Efeu.)
GRAF
(zu Publikum)
Ah, noi, kaum oi Minut uff dr Bühne
4
GRAF
(fortgesetzt)
Ond du bisch scho en Lebensgefahr.
Mei Frau will mich in diesem Stück jo sogar a mol
ombrenga.
Ja, ihr lerne se glei no kenna.
(nach rechts)
Wie bitte? Was? Wie will ses do? Se will´s ganz
legal macha.
Sie will mich hinrichda lassa.
Ja ihrn eigana Mann
Will die in diesem Stück - i glaub em 4. Akt hinrichda lassa.
Mit Beil ond Henker ond allem drom und dran.
Und da sie versucha wird mich omzombrenga
Werd ich mir ihr in diesem Stück natürlich auch net
grad zimperlich ombsprenga.
Ja, aber so senn die heut:
Nur Mord und Totschlag herrscht heutzutag
In jedem Stück.
(VERÄNGSTIGTE MAGD bringt große
Bierkanne, Flaschen ect. auf
Leiterwagen.)
GRAF
(zu Publikum)
Ah, gucket, do kommt endlich mei Frühstück.
I hon denkt, i erlebs nemma.
Magd? Magd?! Hört sie a bisle schwer?
Hier her.
Sie soll des Denk hier her rucka.
Jetzt guck net so blöd raus. Se isch hier zom Schaffa
Ond net om domm aus dr Wäsch zom gucka.
(zu Publikum)
Des isch onsr Magd die emmer so zittert
Ond bibbert.
Mir hen viele Mägde hier
Aber die hab ich mir speziell erzoga.
Die hot wahnsinnig Respekt vor mir.
(mit Bierkanne)
Proscht!
(trinkt)
Und von nun an geht´s bergab.
Also des war jetzt grad methaphorisch.
Ja, i werd no viel methaphorisch schätza heute
hier.
Und Latein. Des isch eine weitere Spezialität von
mir.
Ja, ich benn
Fließend im Methaphorischen und im Latein
Bloß das r jetzt scho gwarnt senn.
5
GRAF
(fortgesetzt, nach rechts)
Methaphorisch?
(zu Publikum)
Entschuldigung, die sen emmer no net mitkomma.
(nach rechts)
Soll es erklära?
Methaphorisch:
Desch Lateinisch.
Desch boides.
GRÄFIN
(zu Publikum)
Und was habe ich im Schlafzimmer?
GRAF
(zu Publikum)
Psst. s goht weiter.
GRÄFIN
(zu Publikum)
Und was habe ich im Schlafzimmer?
GRAF
(zu Magd)
Do fehlt no a bisle Zimt.
GRÄFIN
(zu Publikum)
Eine Schießscharte.
GRAF
Was?
(zu Publikum)
I hon ihr doch die Toilette eibaua lassa?
Des hot se doch scho älles.
GRÄFIN
Eine Schieß!scharte!
(VERÄNGSTIGTE MAGD überreicht GRAF
Zuckerdose.)
GRAF
(zu Publikum)
Zimt und Zucker.
Ja so trinkt man hier
Das Bier.
(zu Magd)
Nein, kein Zucker.
(während er die Zuckerdose von der
Bühne wirft)
6
GRAF
(fortgesetzt)
Honig bitte!
Desch weil se net zuhöret!
Des langt. Aus.
Naus.
(nachrufend)
Ond zom Mittagessa will ich a Faß Starkbier!
GRÄFIN
Nein, nur eine Kanne voll.
GRAF
Nein. Für meinen Durscht brauch i mehr wie nur ein
Maß
Für meinen Durscht brauch i a ganz Faß.
(zu Publikum)
Außerdem senn - ond i übertreib jetzt nicht Außerdem senn
En dem Bier Vitamine drenn.
(zu Verängstigter Magd)
So ond jetzt ab ab.
Ond a bisle zack zack.
GRAF
Teure Gemahlin, ich habe nun
etwas wichtiges mit ihr zum besprechen.
Ich darf Sie darum bitta a bisle Ruhe zom geba.
Es geht nämlich om onser Überleba.
Ja, die Sachlage auf Burg Rittersloh isch
Hochdramatisch.
Ich darf Sie darum bitta
Nun eine Sendepause eizomlega,
Und für des ganze reschtliche Stück
Kein Tönchen mehr von sich zom geba.
So, ond jetzt hör gut zu:
GRÄFIN
(zu Publikum)
Und das Schlimmste,
Das Aller-Allerschlimmste...
GRAF
(einwerfend)
Teure Gemahlin,
GRÄFIN
Das ist für mich diese Zugbrücke.
GRAF
(einwerfend)
Teure Gemahlin,
7
GRÄFIN
Ah, diese Zugbrücke,
Das ist das nächste das mir wegkommt.
Und dieser Burggraben.
Zugbrücke, Burgraben, Burgmauer,
Das kommt mir alles weg.
GRAF
Daff i do bleiba?
(zu Publikum)
Ja, sie dät ihrn Mo
Am liebschda uff en Schrotthaufa do.
Teure Gemahlin,
GRÄFIN
Und was mich ja am meisten aufregt,
GRAF
Würde Sie mich bitte ausreden lassen?
GRÄFIN
Ich lasse ihn immer ausreden.
GRAF
Von wegen.
Woisch, desch a Charakterschwäche von dir.
GRÄFIN
Was von mir?
GRAF
Ja von ihr.
GRÄFIN
Oh Götter.
GRAF
Läßt Sie heute noch einmal en Schrei no de Götter
nauß
No setzt bei mir aus.
Wo sich mei Schwert?!
(SCHWERTTRÄGER bringt großes Schwert.)
GRAF
(zu Publikum)
Desch antik.
Desch a Familaschtück.
(zu Schwertträger)
Noi, Friedebert, mir henns gseh, nemms wieder mit.
Ond des au hier.
8
GRAF
(fortgesetzt, zu Publikum)
Besser koine so Waffa do romliega lassa.
Sonsch semmr alle em 1. Akt scho hee.
(SCHWERTTRÄGER geht mayestetisch mit
zwei Schwertern ab.)
GRAF
Ja, auch ich habe ein Schwert.
Ich wollte ihr hier nur etwas zum verstehen geben.
(zu Publikum)
Des war grad dr Schwertträger Egon.
Er isch auch zu und von.
Der war scho emmer ganz mayestetisch, scho als Kend.
Er isch aber ganz niedriger Adel
Also höchschdens 0,5%.
Teure Gemahlin: und nun habe ich etwas wichtiges mit
ihr zum Besprechen.
Ich darf Sie bitten darum a bisle Ruhe zom geba.
Es geht nämlich om onsr Überleba.
Ja, die Sachlage auf Burg Rittersloh isch,
Hochdramatisch.
So, ond jetzt hör gut zu:
(trinkt, zu Publikum)
Augablick, so goht glei weiter.
(zu Gräfin)
Was isch? Ja, koi Geduld hon.
Ond des isch eine weitere Charakterschwäche von dir.
(zu Publikum)
Ja, jetzt reg se sich scho wieder uff. Aber des isch
mir Wurscht.
I hon von dem viela Schwätza oifach Durscht.
(trinkt)
GRÄFIN
(zu Publikum)
Irgendwann einmal
Bin ich mit diesem Mann am Ende.
Und dann kann ich mit nichts mehr garantieren.
GRAF
(zu Publikum)
Irgendwann einmal
Wird auf Burg Rittersloh etwas passieren.
Also no net jetzt.
Sie überlebt bis en 3. Akt.
(zu sich selber)
Oder bis en 5.? Oder wann passierts?
(zu Publikum)
Ja heidanei!
Ihr sollet net emmr so neugierig sei!
9
GRAF
(fortgesetzt, zu Gräfin)
Darf ich jetzt endlich weitermacha bitte?
Darf ich? Danke sehr.
So, ond jetzt hör gut zu.
Teure Gemahlin,
GRÄFIN
(einfallend)
Ich höre ihm immer zu.
(kümmert sich um Efeu)
GRAF
Entschuldigung.
Dr 1. Akt isch jetzt gleich rum.
Ond woisch, wemmr jetzt net endlich weitermachet
No werda mr nemme fertig heut.
Und darum meine ich es isch nun an dr Zeit
Sich weniger um des Grünzeug hier zom schera
Und lieber ihrem Gatta etwas zuzomhöra.
Ich habe eine große Rede auswendig gelernt
Und die dät ich nun gern halda.
Ich darf Sie darum bitten ihr Mundwerk nun endlich
- etwas zu schließen.
Und mir bitte nicht weiterhin auf die Nerva zom
ganga,
Ich möchte nun nämlich bitte endlich mit meiner
großen Rede anfanga.
Darf ich?
GRÄFIN
Aber natürlich.
GRAF
Danke sehr.
Teure Gemahlin,
(zu Publikum)
Also i benn jetzt jo no glei am explodiera.
Des merket dr jo.
Ond wenn die so weitermacht, no wird net erscht em 5.
No wird scho em 1. Akt hier was passiera.
Mensch Maier, die Sachlage auf Burg Rittersloh isch
Hochdramatisch.
Das die des net begreifa will.
Ja, seit 10 Johr scho hen mir koine Rechnunga me
zahlt.
D Rüschdunga senn bei ons an d Wand gmolt.
En onserm Rittersaal. Des sehn r jo
No no.
Ond jetzt will se scho wieder a neus Gardahäusle.
10
GRÄFIN
Einen Pavillon?!
GRAF
(zu Publikum)
Ja, mir hen bei ons em Rittersaal oifach älles an d
Wand gmolt: Ritter, Rüschunga, hohe Gäschde...
(zu Gräfin)
Ja, scho wieder willsch en neua Pavillon.
Ond auf a Pilgerfahrt willsch au scho wieder fort
Aber des geht net weil in einem Wort:
Mir senn bankrott.
(zu Publikum, von oben herab aber
gutmütig)
Bankrott, desch lateinisch.
Wer net mitkommt soll sich melda. No überrsetzt es.
(holt Luft zum Weiterreden)
ZWISCHENRUF
(von rechts)
Übersetza!
GRAF
Wie bitte?
Wacha!
(HENKER erscheint.)
GRAF
(nach rechts)
Bitte net vorlaut sei.
Do hon i was dagega.
(zu Henker)
Zweite Reihe bitte notieren.
Ha?
Nein. Die ganze Reihe bitte.
((Ond den Disch dort au. Zur Abschreckung))
(HENKER geht ab.)
GRAF
(nach rechts)
Mir hen hier auf Burg Rittersloh
Für unsere Untertanen
Neue Folterkammern eingerichtet,
Mit den allerneusten Schikanen.
Was mir investiert hen do dronda?
Ja, i schwätz hier zur zweiten ReiheJa, zu euch.
(zu Publikum)
Aber ihr höret vielleicht alle besser a bisle gut zu.
11
GRAF
(nach rechts)
Was? Wie bitte? Was isch? Sei a bisle ts eng do
dronda.
Ja, koi Angscht.
Do wirds vielleicht glei a bisle mehr Platz geba.
(zu Publikum)
So jetzt hon me uffgregt,
Jetzt muß me terscht beruhiga.
(trinkt aus Schnapsflache.)
GRÄFIN
Ich möchte einfach ein bisschen Stil
Und elegante Lebensweise auf diese Burg bringen.
GRAF
(zu Publikum)
Ja, on des isch jo au richtig.
Stil isch heutzutag saumäßig wichtig.
S isch nemme so wie früher.
Mir hen halt früher lateinisch glernt
Ond des war ´s.
En Ritter zom sei isch jo heut scho fascht a
Schimpfwort.
Ja, so weit isch komma.
Mei Großvater hot a mol zu mir gsagt,
Ond do ko i mi no ganz genau dro erinnra.
Ond der hot Recht.
Ja, der hot Recht ghet.
(kleine Pause)
Ha saget a mol? Worom schdanda mir hier rom
Ond schwätzet domm raus?
Mir müsset weitermacha, ja heidanei!
Mir solltet scho viel weiter sei.
Mensch Maier,
Die Sachlage auf Burg Rittersloh isch
Hochdramatisch.
Hennr des emmer no net mitkriegt?
Ja, oh Gott oh Gott
Jetzt sag es scho zom dritta mol:
Mir senn bankrott.
Zahlungsunfähig.
Ja, mir senn die edelschde Familie em ganza Land,
Mir henn Stil und Kultur...
Aber hendr de Kulissa sen mir arm wie a Kirchamaus
Aber das schwör ich:
Noch heut mach ich unserer Finanzkrise dr Garaus.
Und dr erschte Schritt dazu isch
Meine Gemahlin aufzufordern
Ihren considerablen Ausgaben etwas einzuschränken
Und zwar sehr.
Also mindeschdens om d Hälfte
12
GRAF
(fortgesetzt)
Oder sogar no a bisle mehr.
Des muß i jetzt aber ganz diplomatish macha.
Jetzt sehn r glei a ganz andere Seite von mir.
Uffbassa.
Teure Gemahlin, s Eikaufa isch dei Hobby
Des wois i.
GRÄFIN
Und zu was brauchen wir eine 5 Meter dicke Burgmauer
Frage ich ihn?
GRAF
Mei Burgmauer bleibt schdanda.
GRÄFIN
Nein, das b leibt sie nicht.
GRAF
Doch.
Und ich fahr nicht nach Italien.
GRÄFIN
Darüber reden wir noch.
GRAF
(zu Publikum)
Ich fahr nicht nach Italien.
Jetzt hen se scho dr dritte Papst ombrocht.
Des senn Zuständ do drona.
(FRIEDRICH jagt lachendes
"RITTERMÄDCHEN" das nur einen
Keuscheitsgürtel trägt quer über die
Bühne.)
GRAF
Ha saget a mol.
(zu Publikum)
Die kommt emmer om die Zeit.
GRÄFIN
Ah! Er sage bitte seinem Sohn,
Dass wir von Rittersloh heißen.
Zustände wie dem den Rullwallas auf der
Nachbarburg...
GRAF
(einfallend, zu Publikum)
Des sen die do drüba.
13
GRÄFIN
Lasse ich hier nicht...
GRAF
(unterbrechend)
Noi. Stop.
(zu Publikum)
Hennr ´s jetzt älle gseh?
GRÄFIN
Lasse ich hier nicht...
GRAF
(unterbrechend)
Nein. Stop. Der do drüba. Ja, die moin e.
Des do drüba senn onsere Nochbar.
Hennr ´s jetzt älle mitkriegt?
Und Zustände wie bei den Rullwallas auf der
Nachbarburg
Lässt sie hier nicht einreißen.
Hot se saga wella. Oder irgend so was.
I moin, des sen au Zuschtänd do drüba,
Also do hot se scho a bisle Recht.
(FRIEDRICH jagt "RITTERMÄDCHEN" in
entgegengesetzter Richtung über die
Bühne.)
FRIEDRICH
Ah, geil!
GRAF
(nachrufend)
Friedrich! Wir heißen...
Ah der wois wie mir hoißet.
Friedrich! Was fällt dir ei?!
Deiner Mutter und meine große Szene hier zom
verhonza!
Do hörsch sofort uff mit dem Mädle romzom - ahm
schäkra.
Ond des isch deine Schuld.
GRÄFIN
Was ist meine Schuld?
GRAF
Alles!
Jetzt guck a mol do no:
Henn die Statue was o?
Des inspiriert den.
(zu Publikum)
In-spi-riert. Komm et dr mit? Ja.
14
GRAF
(fortgesetzt)
Do. Net a mol a Feigablättle hen die o.
Ha saget a mol? Isch das ein Er oder eine Sie?
Ha do brauchsch jo a Vergrößerungsglas.
Das isch ein Er!
Des kennet ihr net seh. Des müsset r mr halt glauba.
Das isch ein typischer Grieche.
Ja, so sehn die aus.
Dorom brauchet die au koine Feigablätter.
Es kann allerdings au italienisch sei.
Jucka mr a mol was do schtoht: made in Honkong?
Ja siesch, die brauchet au koine Feigablätter.
Ja aber das isch ja allgemein bekannt.
Und das isch eine Sie.
Die sieht von heda fascht no schöner aus.
Soll se a mol romdreh?
(Statue fällt fast vom Sockel.)
GRAF
Ah, die Weiber.
(Gelächter von FRIEDRICH und
"RITTERMÄDCHEN von hinter den
Kulissen.)
GRAF
Also noi, des isch doch...
(von der Bühne)
Moinet ihr ihr senn alloi uff dr Burg?!
Ganget no wos a bisle schalldicht isch! Ja heidanei!
Ganget ent Folterkammer nei!
GRÄFIN
Dieser Friedrich,
Das ist durch und durch der Vater.
GRAF
Komm, jetzt mach koi so a Theater.
GRÄFIN
Was habe ich verbrochen?!
GRAF
Viel. Sehr viel.
So, ond jetzt isch mit dem Theater aber Schluss.
GRÄFIN
Das ich mit solch einem Mann leben muss!
15
(GRÄFIN klatscht in die Hände. Altar
wird von einem Mönch hereingefahren.)
GRAF
Muss des sei mit dem Altar?
(GRÄFIN fällt vor Altar auf die Knie.
EDELMUND tritt auf mit
Keuschheitsgürtel in der Hand.)
GRAF
Ja, jetzt sehn r a mol wies bei ons zugoht.
Om Gottes Willa:
Die Sachlage auf Burg Rittersloh isch
Hochdramatisch.
Mir müsset weitermacha.
EDELMUND
Guda Morga Pappa, Guda Morga Mamma,
Was machet ihr den scho so bald em Garda tsamma?
GRAF
Psst. Dein Mutter bedet.
Edelmund, mein edler Sohn,
Wo treibsch de du scho wieder rom?
EDELMUND
I hon grad...
GRAF
(unterbrechend)
Ruhe! Wenn die Mutter bedet
Und dein Vater mit dir redet.
Was hosch en do?
EDELMUND
Wo?
GRAF
Do?
EDELMUND
Ach so.
Der Keuschheitsgürtel isch a bisle weiter droba
Aus ma Gebüsch gfloga.
Ond mir uff
Dr Kopf nuff.
Do, i hon a richtige Beule.
(zeigt)
GRAF
I seh koine.
16
EDELMUND
Doch. Do.
GRAF
Ah ja. Do, kriegsch nochmol oine.
(haut zu)
EDELMUND
Au!
GRAF
Was isch en des für a Model?
Kenn i gar net.
Der isch jo no ganz warm.
Ha sag a mol, der hot jo gar koi Schloß?
EDELMUND
Ha ja, des zieht die bloß...
GRAF
(unterbrechend)
Ruhe. Ja heidanei,
Dun sollsch net emmr so vorlaut sei.
Ach so, des ziehet die bloß so zur Zierda o,
So als Art, ahm... was sennen des für Schnitzereia?
Om Gottes Willa.
Edelmund, du trägsch diesen Keuschheitsgürtel
Sofort en mei Kammer nuff.
Uff des Deng bass i besser a bisle uff.
Desch beschlagnahmt.
(EDELMUND geht ab.)
GRAF
(zu Publikum)
Oh Gott, mir müsset weitermacha.
Jetzt isch se scho so lang uff de Knia.
Ihre Knia, ganz schlemm.
Und für unsere Finanzlage mache ich auch den Kaiser
verantwortlich.
Ja. Und zwar zuallererscht.
Onsr Kaiser, der wois net was vorna ond was henda
isch.
Des isch dem sei Problem.
Net zom wissa was vorna ond was henda isch.
Und ich habe nicht methaphorisch gesprochen!
Doch, ich habe methaphorisch... ha jetzt wardet a
mol.
Jetzt komm e scho selber nemme mit.
Habe ich oder habe ich nicht?
Was, ich habe? Ich hätte? Was? Ich hätte gehättet?
Jetzt kommet, des kennet dr nochher ausdiskutiera.
17
GRAF
(fortgesetzt)
Do hemmr jetzt koi Zeit.
Ja heidanei,
Die Sachlage auf Burg Rittersloh isch
Hochdramatisch.
Mir solltet scho viel weiter sei.
Ja, oh Gott oh Gott,
Mir senn bankrott.
Hennr des emmer no net mitkriegt?
GRÄFIN
Können wir bitte mit der Finanzszene weitermachen.
GRAF
Noi. I benn no net fertig. Es wird fei nichts
gekürtzt.
(zu Publikum)
Des dät ra so bassa.
(zu Gräfin)
Nodr uff d Kniea!
(zu Publikum)
Von was hon es jetzt geht?
Von was? Vom Kaiser? Ah ja: onsr Kaiser: ond des isch
no wichtig:
Onsr Kaiser, dr, dr Friedebert dr nochmol was...
GRÄFIN
Friedrich, Friedrich der Große.
GRAF
Ja hab e doch gsagt.
Hörsch mr a mol wieder net zu?
(zu Publikum)
Ja, die Burgmauer isch wirklich 5 Meter dick.
Natürlich net überall.
Weil so dick hen ses au net ghet.
(GRÄFIN klatscht in die Hände. Es wird
ihr von einer SEXY MAGD ein Kissen
gebracht auf dem sie von nun an kniet.)
GRAF
Mei Großvater hot a mol zu mir gsagt,
Ond do kann i mi no ganz ganz dran erinnra,
Die hon i erscht letzschlich ogstellt.
Die hot mr irgendwie gfalla. Wir
Sind sehr zufrieden mit ihr.
Se isch sehr geschickt ond gschwend
Mit ihre Händ
Ond hot au sonsch sehr viel Talent.
Se isch so ein Mädchen für alles.
18
GRAF
(fortgesetzt, nach rechts)
Entschuldigung. Hier auf Burg Rittersloh
Herrscht Zucht und Ordnung.
Bei uns hot jede Magd en Keuschheitsgürtel o.
Ond dr Schlüssel hon nur i.
Des weiteren wird hier
Auf Burg Rittersloh von mir
Jeden Tag eine Keuschheitsgürtelinspektion
durchgeführt
Und dabei alles im Detail inspiziert.
Des isch a Mords Gschäft.
I komm manchmol zo nix anders.
(SEXY MAGD geht ab auf Handzeichen von
Gräfin.)
GRAF
Also ihr dürfet net schokiert sei.
Weil in unseren erlauchten, höheren Kreisen
Do isch älles anders.
Außerdem kann ich sehr liberal sein.
Ja, wenn´s um mich selber geht
Kann ich äußerst liberal sein.
Mei Großvater hot a mol zu mir gsagt...
Ha saget a mol? Won was schwätze denn?
Von was? Vom Kaiser? Was? Von meim Großvater? Vomma
Keuschheitsgürtel?
(zu Gräfin)
Ha jetzt wisset se scho nemme von was i gschwätzt
hon.
(zu Publikum)
Wie bitte? Von was hätte ich geschwätzt?
Noi, jetzt kommet, Stop, Ruhe, Halt. Ja heidanei!
Mir sollet scho fascht fertig sei.
Mit em 1. Akt.
(schaut auf seine Arbanduhr und haut
sich dann auf seine Hand.)
Was mach e denn?
Mir krieget jo koine Überstonda zahlt.
Noi.
Wenn des so weitergeht no müssa mr bald
A Tellerle romganga lassa zom sammla.
Ja?
S Tellerle brenga!
(Ein KNECHT bringt großen Teller.)
GRAF
Oh Gott, jetzt isch se scho so lang uff de Knia.
Ihre Knia, ond des wird au nemme besser.
19
GRAF
(fortgesetzt, zu KNECHT)
Nochher an d Tür stella.
(zu Gräfin)
Mach a mol a bisle Platz.
(GRAF geht ächzend auf die Knie und
kniet Hände haltend mit GRÄFIN auf
Kissen vor Altar.)
GRAF
(zu Gräfin)
Um auf unsere Finanz
(zu Publikum)
Kri-se. Kommet dr mit. Ja.
(zu Gräfin)
Zurückzukommen.
KNECHT
Onsr Graf hot mit seiner Gräfä
Jo a Eselgeduld.
Aber das es in der Ehe kriselt
Des isch nicht nur ihre Schuld.
GRAF
Ha saget a mol?
Jetzt wellet die scho mitschwätza.
Wacha!
(HENKER erscheint und führt KNECHT ab.)
GRAF
Um auf unsere Finanzkrise zurückzukommen...
KNECHT
(von hinter den Kulissen)
Ah...!
GRAF
(zu Publikum)
Bitte uffbassa.
Ihr düret euch net emmer so ablenka lassa.
Der wird jetzt halt a bisle gfoldert.
Mir lebet schließlich em Mittelalter.
(zu Gräfin)
Jetzt werdet ´s jo hoffentlich die letschde au voll
mitkriegt hon.
(nach rechts)
Ihr no net?
Ja no, bei mache dauerts halt a bisle länger.
Mittelalter. Idade Media.
20
GRAF
(fortgesetzt, zu Publikum)
Ja, no bei manche hilft au koi Lateinisch mehr.
Jetzt weiter: Um auf unsere Finanz-kri-se
zurückzukommen.
(FRIEDRICH rennt von GRAF und GRÄFIN
ungesehen auf die Bühne...)
GRAF
Woisch du was alloi dieser Altar koschdet hot?
(zu Publikum)
Den hot se sich aus Italien komma lassa.
Mir hen au Altar hier, aber noi, net gut gnug.
(FRIEDRICH dreht sich und verlässt die
Bühne von GRAF und GRÄFIN ungesehen
mit entblößtem Hinterteil.)
GRAF
(zu Publikum)
Was hen ´r denn?
Teuere Gemahlin,
(GRAF und GRÄFIN stehen auf.)
GRAF
Nachdem du dich geschdern
Bei mir wieder a mol so bitter beschwert...
Brauchsch den no? Fort mit.
(Altar wird von einem MÖNCH von der
Bühne gezogen.)
GRAF
Hon i droba em Rittersaal
Oi Kanne Bier noch dr andra glehrt.
Über unsere Probleme ho i nachgedacht,
I war scho ganz benomma.
Do endlich isch mir en Eifall komma.
Und jetzt hör gut zu:
Unsere Nachbarin, die Gräfin Rullwalla,
(zu Publikum)
Des sen die do drüba.
Des hennr jo scho glernt.
Jetzt gucket a mol. Ha noi.
Do schtoht se sogar, ganz kloi.
(zu Gräfin)
So, ond jetzt hör gut zu:
21
GRÄFIN
Er fahre bitte nicht weiter fort.
Er weiß genau, mit unseren Nachbarn
Rede ich schon seit Jahren kein Wort.
GRAF
I wois, dass ihr euch überhaupt net möget,
Und darum auch scho seit Jahre
Bekrieget ond befehdet.
Aber lass me ausschwätza!
GRÄFIN
Ich lasse ihn immer ausreden.
GRAF
Von wegen!
Du läsch mich nie ausreden.
(zu Publikum)
Ja, sie lässt oin halt nie ausschwätza.
So, ond jetzt hör gut zu:
Die Gräfin Rullwalla, de sell näher sich in letschdr
Zeit gefährlich dr Ewiga Ruh
Ond bevor se macht ihre Auga zu
Hätt se ihr Tochter, d Kunigunde,
No gern schnell vermählt
Ond wie du woisch:
Unser Name als einer dr beschda em Lande zählt.
Kann die ons do drüba au oms, ahm,
Oms noch mol was net verbutza,
Die dät ons ihr Kunigunde geba
Denn die Heirat isch au en ihrem Nutza.
GRÄFIN
Diese Kunigunde...
GRAF
(einwerfend)
Nein, nun rede ich.
GRÄFIN
Nein. Da täuscht er sich.
GRAF
Gibsch jetzt endlich a bisle Ruh.
GRÄFIN
Nein, nun hört er mir zu.
Diese Kunigunde, kommt mir nicht auf meine Burg.
Auf keinen Fall.
Dieses Mädchen ist ein einziger Skandal.
22
GRAF
Ach was, desch übertrieba, des isch...
GRÄFIN
Was ich erfahren habe:
Zuhause läuft die nur
Splitternackt herum.
GRAF
Desch Freikörperkultur.
GRÄFIN
Freikörperkultur machen die da drüben.
Und mit dem Kaiser hätt Sie´s auch schon ge...
Ahm, hätte sie auch schon etwas gehabt
GRAF
Ja heidanei,
Du willsch doch emmer so up to date sei.
(kleine Pause)
Hon i jetz grad scho wieder lateinisch gschwätzt?
(zu Publikum)
Ruhe!
(zu GRÄFIN)
Ond Freikörperkultur,
Desch, desch, desch gsond!
(zu Publikum)
Die Kunigunde, die duat halt gern a bisle em Buggraba
bada
Ond gern a bisle negedich rompflatra.
Des stört jo niemand.
Minderjähriga oder leich schokierbare müsset
Wenn mir die Nackbadeszene henn
Dann halt d Auga zumacha
Oder halt so do als ob se nix sehn.
Aber wer d Auga zumacht dät was verbassa.
Die Kunigunde isch wirklich Erschde Wahl.
Se isch sehr gut gebaut, überhaupt obarom
Ond eigentlich überall.
GRÄFIN
Diese Kunigunde kommt mir nicht auf meine Burg,
Auf keinen Fall,
Dieses Mädchen ist ein einziger...
GRAF
(unterbrechend)
Des hosch scho a mol gsagt.
GRÄFIN
Er läßt mich nie ausreden.
23
GRAF
Von wegen.
Du läsch mich nie ausreden.
GRÄFIN
Wie?
Ich lasse ihn nie ausreden.
GRAF
Ja, Sie.
Natürlich, i wois, die Kunigunde,
Se goht noch ihrer Muadar.
Se isch scho a bisle a Luadar.
Aber das war ja nicht nur sie, boide do drüba
Hen ´s jo mit em Kaiser - ahm, haben etwas mit ihm
gehabt.
Aber abgesehen von diesem kleinen Skandälchen
Es ob des Mädle beschdens schteht,
Dr Kunigunde ihr finanzielle Tugend
Isch von höchschdr Qualität.
(zu Publikum)
Finanzielle Tugend, sehr sehr wichtig.
(zu Gräfin)
Jetzt denk doch:
Dr Kunigunde ihr Aussteuer dät ons net bloß
Von de drückenschde Schulda befreia,
Zur Hochzeit kennsch du dir glei
Dein neua Pavillon eiweiha.
Ond koine Sorga mehr von wega s Bier dät net langa,
Na, Sekt dätet mir ent Bierkanna.
GRÄFIN
Nein und nochmals nein.
Diese Kunigunde...
GRAF
(unterbrechend)
Mensch Maier, du siesch des alles a bisle ts krass.
Die Kunigunde, die hat das bestimmte Etwas.
GRÄFIN
Diese Kunigunde...
GRAF
(unterbrechend)
Ja heidanei!
Kriegt mr des net endlich en dein Meckel nei?
Die Kunigunde, die hot Geld wie Hei.
Jetzt denk doch: Na, no viel me für dich
Bei der Hochzeit rausguckt.
Du kennsch dir endlich den Musikpavillon baua
Der dr scho so lang em Kopf romspukt.
24
GRAF
(fortgesetzt, zu Publikum)
Ihr merkets jo hoffenltich:
Diplomatisch muss mr sei em Leba.
Sie wird ja grad von mir a bisle diplomatisch
bearbeitet.
Diplomatie, sehr sehr wichtig.
Glaubet dr net.
Ja, do werdet dr scho no druff komma.
Durch diplomatisches Geschick
Erreichet mir Regierende Zufriedaheit und Glück.
Ja, ich regiera ja schließlich das Land.
Finanzen und, oder ecetera! wie´s uff Lateinisch
hoißt,
Ja, s Lateinische lauft mir oifach viel leichter von
dr Zong,
Das mache ja alles ich.
GRÄFIN
Nein, es geht nicht, nein.
GRAF
Was geht nicht warum?
(zu Publikum)
Psst. So goht weiter.
GRÄFIN
Die Gräfin Rullwalla,
(hält ein)
GRAF
Ja?
GRÄFIN
Die würde doch auf unsere Burg zur Hochzeit kommen.
Und jetzt habe ich da so eine Dummheit begangen:
Vor dem heiligen Antonius habe ich geschworen...
(hält ein)
GRAF
Was?
GRÄFIN
Ich würde die nie mehr auf meiner Burg empfangen.
GRAF
Die Gräfin Rullwalla nähert sich doch en letschdr
Zeit gefährlich dr Ewiga Ruh.
Die kann net komma,
Die isch scho zu krank und zu schwach
Gemahlin, die Hochzeit, des wär doch a Sach.
Heute noch lada mir ons erlesene Gäschde ei.
Und glei morga soll die Hochzeit sei.
25
GRAF
(fortgesetzt)
Ein großes Fescht wird von mir befohla!
Friedebert!
(FRANCESCO erscheint im Malerkittel mit
Palette.)
GRAF
Noml a paar an d Wand mola.
(FRANCESCO geht ab.)
GRAF
(zu Publikum)
Des war grad dr Francesco, so hoißt dr.
Francesco, komm noml! Du en a mol a bisle wenka.
(zu Publikum)
Komm, wenket a bisle zrück.
Ja. so.
Aber nun an die Arbeit, Fridebert.
FRANCESCO
(streng)
Francesco.
(FRANCESCO geht endgültig ab.)
GRAF
Francesco de la Rimini. Ja. Nadirlich. So hoißt dr.
Aber der isch von hier. Von Henderbüttels noch mol
was. Der duat bloß so.
Der ko au koi Italienisch.
Der kann Spaghetti saga ond sonsch nix.
Ufbassa. S goht weiter:
Adieu, Gemahlin, Adieu,
Glei werd i Boda uff d Nachbarburg ausschicka...
(zu Publikum)
Adieu, des war grad wieder lateinisch.
Zwischenruf
(von rechts)
Französisch!
GRAF
Ach was?
(HENKER erscheint. GRAF gibt HENKER
Handzeichen: ich übernehme)
GRAF
Ach was? Französisch sei des?
I hon euch bloß teschda wella.
26
(GRAF gibt Handzeichen zu HENKER:
Abgehen. HENKER geht ab)
GRÄFIN
Er lasse bitte die Gräfin Rullwalla wissen...
GRAF
(unterbrechend)
Glei werd i Boda ausschicka.
Entschuldigung. Ich habe Sie unterbrochen.
GRÄFIN
Ich bin bereit
Kunigunde auf meiner Burg zu begrüßen.
GRAF
Adieu Gemahlin, Adieu.
Dr Edelmund wird Morga mit dr Kunigunde vermählt.
GRÄFIN
Nein, der Friedrich.
GRAF
Noi, woisch dr Edelmund...
GRÄFIN
(unterbrechend)
Nein, mein Edelmund...
GRAF
(unterbrechend)
Was heißt "dein Edelmund"? Noi, woisch was?
Ob jetzt dr Friedrich oder dr Edelmund
Die Kunigunde Morga heiratet
Des entscheida mr nemme heut
Des hot au no Morga Zeit.
Des vertaga mr.
Adieu, Gemahlin, Adieu,
(DORABELLA kommt hereingerannt.)
DORABELLA
Wauw, wauw wauw wauw wauw.
GRAF
Was machsch den du scho do?
Du kommsch doch erscht em 2. Akt?
(zu Publikum)
Se kos halt net verwarda.
(GRAF nimmt DORABELLA auf den Arm.)
27
GRAF
Jetzt kümmert sich jemand om den Hond!
(HENKER erscheint und will GRAF
DORABELLA abnehmen.)
GRAF
Noi, net du.
(Andere SEXY MAGD mit sehr wenig an
kommt hereingerannt und geht mit
DORABELLA ab.)
GRAF
Ja, die isch au neu.
(nach rechts)
Ja, die hot au en Keuschheitsgürtel o.
Den hab ich ihr persönlich angelegt.
(zu GRÄFIN)
So ond jetzt bass uff:
Was die Freikörperkultur betrifft...
Wie komm i jetzt do druff?
Jetzt wart: I werd dr Kunigunde saga:
Sonntags dürft se hier nicht nackt bada.
I werd dr Kunigunde kategorisch beibrenga:
Sonntags dürft se hier nicht negadich romschprenga.
GRÄFIN
Ja und mit dem Kaiser
Hat sie doch immer noch ein Verhältnis?
GRAF
Ja du Donnerheidablitz,
A bisle a Beziehung nach weiter oba schdet nix.
Adieu, Gemahlin, Adieu,
A tugendhafte Schwiegertochter
Wird älles auf unser Burg zom Beschda wenda.
No hon i Hoffnung unser Drama
Wird net gar zu dramatisch enda.
(GRAF und GRÄFIN gehen in verschiedene
Richtungen würdevoll ab.)
(Vorhang.)
28
2. AKT
(Bühnenbild wie im 1. Akt.)
(Vorhang)
(Familie Rittersloh auf Bühne in
Festtagskleidung. GRAF trägt elaboröse,
FRIEDRICH und EDELMUND einfachere
Rüstung.)
GRAF
(zu Publikum)
Ja, do gucket dr.
So a blankpolierte Rüschdung...
(hält ein, nach rechts)
Uffbassa!
Vorhang zu. Mir fanget noch mal an.
(Vorhang geht zu und wieder auf.)
GRAF
Ja, do gucket dr.
Ja, jetzt müsset drs halt noml höra.
Und noch einmal:
Ja, do gucket dr.
So a blankplierte Rüschung isch doch was schöns,
Aber blankpoliert muss se sei.
Ond wenn des no so spiegelt ond scheint
No komm i mir emmer
Wie dr König Arthur persönlich vor.
Er war ja en Vorfahre von ons. Mir henn jo...
(nach kurzer Pause nach rechts)
Ja, mir stammet von dem ab.
Des hemm mir schriftlich?
(zu Publikum)
König Arthur?
Kommet dr überhaupt mit von wem i schwätz?
Hennr en dr Schul von dem nix ghört?
Friedrich
Worom schdanda mir hier rom?
Bitte uffkläre.
GRAF
Du bisch scho gnug uffkkärt.
EDELMUND
Ja, wowom schdanda mir ons hier
d Füß en Bauch?
29
GRAF
Und do auch.
EDELMUND
Ha mr wird doch wohl no froga derfa?
GRAF
Edelmund, d gosch deiner Muadar
heut net so uff d Nerva.
EDELMUND
Ja was, i deff dr Mund net uffmacha?
GRAF
Er soll sich bitte hier net so ufführa.
Also wo du dei Klapp her hosch
Des dät me zu sehr intressiera.
Aber jetzt macha mr die Klappe zu.
(GRAF haut EDELMUND in den Bauch.)
EDELMUND
Ah!
(Edelmund ´S Scharnier geht zu.)
GRAF
(zu Publikum)
Ja, do kommt des her.
"Die Klappe zu". Do kommt des her. Hen ´rs jetzt älle
mitkriegt?
(nach rechts)
Ihr net.
Wacha!
(HENKER erscheint mit Beil.)
GRAF
Ihr hen ´s jetzt doch mitkriegt?
Gut.
(Handzeichen)
(HENKER geht ab.)
GRAF
So, ond jetzt herrscht hier Silencio.
Kapitschko?
(zu Publikum)
Noi, Stop, Halt.
Des henn ´r net ghört.
Weil ich bin der Meinung,
Dass man nur reines, klassiches Latein reden sollte.
30
GRAF
(fortgesetzt)
Mei Teuerschde hot sich jo au sehr angschdrengt.
Ihr dürfet net bloß emmer mi ogucka.
GRÄFIN
Wie geht das denn auf?
GRAF
Do machet ´r mr koin Gfalla.
GRÄFIN
Friedrich?!
FRIEDRICH
Do, so: oimol richtig uff ´s Gnick nuff.
(FRIEDRICH haut EDELMUND in ´s Genick.)
EDELMUND
Au!
(Edelmund ´s Scharnier geht auf.)
FRIEDRICH
Ond scho isch ´s wieder uff.
(GRÄFIN putzt an Edelmund ´s Rüstung.)
EDELMUND
Musch emmer an mr romfommla?
GRAF
Ha, i glaub i spenn,
En deiner Rüschdung isch jo a Dala dren.
Wo hosch des wieder nokriegt?
GRÄFIN
Edelmund, er hat seine gute Rüstung an.
GRAF
Ja, blankpoliert.
Ond was isch en do scho wieder bassiert?
Magd!
(GRAF haut auf Edelmund ´s Rüstung ein.)
EDELMUND
Au!
GRAF
Die Dall kommt naus!
31
(VERÄNGSTIGTE MAGD bringt Keule. GRAF
haut mit Keule auf Edelmund ´s Rüstung
ein.)
EDELMUND
Au!
GRAF
Do schtosch no.
Jetzt isch do noml a Dall neikomma
Weil er net ruhig noschdonda ko.
(haut weiter mit Keule zu)
EDELMUND
Au. Ah. Au!
GRÄFIN
Gleich ist die Kunigunde da,
Und er immer noch nicht seine Rede gehalten.
GRAF
Ja ja.
Immer mit dr Ruhe.
Des langt, Aus.
Naus.
(VERÄNGSTIGTE MAGD geht mit Keule ab.)
GRAF
Friedrich! Edelmund!
Do schdanda dr no.
Ond keine Widerrede
Oder i fang a mol wirklich
Zom lateinisch schwätza o.
(EDELMUND folgt. FRIEDRICH lässt sich
Zeit.)
GRAF
Wacha!
(HENKER erscheint)
GRAF
Mein lieber Friedrich,
FRIEDRICH
Ja, Vati.
32
GRAF
Ruhe, jetzt spreche ich.
(zu Publikum)
Ja, der isch scho emmer a bisle uffsässig gwä.
Friedrich, i glaub du hosch scho lang nemme
Onsr Folterkammr von enna gseh.
Noch ein Tönchen ond du kommch mir fei
Heut no schnurschtracks en onsr Folterkammer nei.
No gibt ´s a private Führung.
(zu Publikum)
So, ond jetzt duen wieder a bisle uffbaua.
Mein lieber Sohn, tief dronda, ganz tief dronda
Liebt dein Vater dich.
Aber eine gewisse Strenge isch einfach notwendich.
Das sieht er doch sicherlich ein?
Ich warte, Friedrich, ja oder nein?
(HENKER dreht Friedrich ´s Arm.)
FRIEDRICH
Ah!
GRAF
Entschuldigung. Wie
War das noch mal?
FRIEDRICH
Ja, Pappi.
Ah.
(HENKER lässt FRIEDRICH los.)
GRÄFIN
Euer Vater hat euch etwas Wichtiges zu sagen.
GRAF
Ja. Ond wer mr dazwischafährt
Dem geht ´s an Kragen.
(zu Edelmund sich abrupt zu ihm wendend)
Ond des gilt für alle!
(EDELMUND erschrickt)
GRAF
Außer meiner teuren Gemahlin natürlich.
Meine Rede beginnt. Es geht los. Ich fange an.
FRIEDRICH
Ond i fang au zom lateinisch schwätza o
Wenn e gnug intus hon.
33
EDELMUND
Intus. Au des war guat.
(lacht)
Unser Vati hat sehr oft einen Schuß
Zuviel Intus.
FRIEDRICH
Ond desch au dr oinzige Schuß
Ansonschden hot dr net viel intus.
(EDELMUND lacht bis GRAF ihn
anschaut. Dann erstarrt er vor Schreck.)
GRAF
Friedrich,
Latein rede auf dieser Burg nur ich.
FRIEDRICH
Ach was?
GRAF
Ja.
Latein redet auf dieser Burg nur dein Papa.
GRÄFIN
Wir warten auf eine Dame
Hohen Standes und hoher Qualität.
Und diese Dame....
GRAF
(unterbrechend)
In einem Wort: es isch eine ganz tolle Frau.
Ond was euer Mutter no vergessa zom saga hot:
Sehr viel Tugend hot se au.
Und diese Dame heiratet heut.
Und Edelmund, jetzt hör gut zu:
dr Bräutigam bisch...
GRÄFIN
(unterbrechend)
Nein.
GRAF
Was isch? Ach so.
Ja i hon denkt mir hen... jetzt noml:
Friedrich, hör gut zu:
Dr Bräutigam bisch...
Jetzt isch mei ganze Rede durchanandr komma.
Jetzt henn ´r mei ganze Rede ruiniert.
Friedrich, du heiratesch heut, kapiert?
(zu Publikum mit Händen vor dem Mund)
Entschuldigung.
34
EDELMUND
Ja was, dr Friedrich...
Oh, on i hon me grad scho so gfreut.
GRAF
Du bisch no net so weit.
EDELMUND
Doch, i ben so weit.
Ond i kann ´s beweisa.
GRAF
Aber net hier. Ond net vor älle Leut.
FRIEDRICH
Ond wie heißt die Braut?
GRÄFIN
Kunigunde.
EDELMUND
Was? Die Wild von do drüba.
Die hot ´s doch scheins scho mit em Kaiser...
(GRAF haut EDELMUND in den Bauch.)
EDELMUND
Ah.
(Edelmund ´s Scharnier geht zu.)
GRAF
So geht ´s zu
Ond so geht ´s wieder uff.
(GRAF haut EDELMUND ins Genick.)
EDELMUND
Au!
GRAF
Ha wie goht denn des?
FRIEDRICH
Desch ganz oifach.
So: oimol richtig uff ´s Gnick nuff.
(FRIEDRICH haut EDELMUND in ´s Genick.)
EDELMUND
Ah!
35
FRIEDRICH
Ond scho isch ´s wieder uff.
GRAF
Jetzt noml.
Des muss e lerna.
EDELMUND
Noi!
FRIEDRICH
So geht ´s zu.
(FRIEDRICH haut GRAF in den Bauch.)
GRAF
Ahh!
(Grafens Scharnier geht zu.)
FRIEDRICH
Ond no haua mr richtig uff ´s Gnick nuff.
GRAF
Ah!
(Grafens Scharnier geht auf.)
FRIEDRICH
Ond scho isch ´s wieder uff.
GRAF
Au. Mei Gnick. Ah.
Danke sehr.
FRIEDRICH
Gern geschehen.
Möchte er vielleicht nochmal eine Lektion
Von seinem lieben Sohn?
EDELMUND
Und ich bin auch noch hier.
Vielleicht möchte mein Herr Papa
Auch a bisle Nachhilfeunterricht von mir.
GRÄFIN
Hat er auch die Zugbrücke runtergelassen?
GRAF
Natürlich habe ich die Zugbrücke runtergelassen.
Oder? Jetzt wartet a mol.
Ha i hon doch heut Morga, oder?
36
GRAF
(fortgesetzt)
Ha doch, i war doch heut morga...
GRÄFIN
Immer das gleiche.
(GRAF haut mit je einem Ellenbogen
FRIEDRICH und EDELMUND in den Bauch.
Beide Scharniere gehen zu.)
FRIEDIRCH/EDELMUND
Au! Ah.
GRAF
Natürlich habe ich die Zugbrücke runtergelassen.
Höchstpersönlich heute Morgen.
(zu Publikum)
Henn ´r des mitkriegt?
Mr muss d Leut emmer ablenka
Ond no em richtiga Augablick...
(haut nochmals zu)
FRIEDRICH/EDELMUND
Au! Ah.
GRAF
Ond no haua mr oimol richtig uff ´s Gnick druff.
(GRAF haut EDELMUND in ´s Genick.)
EDELMUND
Ah!
(Edelmund ´s Scharnier geht auf.)
GRAF
Ond scho isch ´s wieder uff.
(GRAF haut FRIEDRICH ins Genick.)
FRIEDRICH
Au. Ah.
GRAF
Ha do klemmt doch was?
Wacha!
(HENKER erscheint)
37
GRAF
Kümmert de mol om den.
Do klemmt was.
(HENKER bearbeitet FRIEDRICH.)
FRIEDRICH
Au. Ah!
(GRAF gibt dem auf Boden liegenden
FRIEDRICH einen Fußtritt.)
FRIEDRICH
Ah!
GRAF
Ha saget a mol?
(gibt weiteren Fußtritt)
FRIEDRICH
Ah!
GRAF
Des sollt doch viel me schettra?
(gibt weiteren Fußtritt)
FRIEDRICH
Au!
GRAF
Desch, desch Plastik!?
Ja, des isch diese Finanzkrise
Von der ich schon die ganze Zeit rede.
Aber jetzt wird ´s mir hier langsam
A bisle zu bunt.
Also wenn die auch noch an mir zom Spara ofanga
wellet,
Dann geht ´s hier rund.
Dann schlage ich des ganze Management
Em Viereck rom.
Da kenne ich kein Pardon!
FRRIEDRICH
Au. Ah!
GRÄFIN
Bitte Vorsicht. Um Gottes Willen.
GRAF
Ja. Vorsicht.
Der muss heut noch sei eheliche Pflicht erfüllen.
38
GRÄFIN
Es ist diese unterschwellige Aggressivität
In unserer Gesellschaft
Die ich so verabscheue.
GRAF
Ja was?
(zu Publikum)
Jetzt hot se ´s net bloß mit meiner Burg?
Jetzt basst ra onsr ganze Gesellschaft net?!
Na, i kann verschdanda worom dr Henry in England
Oi Frau nach dr andra köpfa lässt
Na, Mitleid hon i mit dem Mann.
(KUNIGUNDE tritt auf mit DORABELLA.)
GRAF
Mitleid!
EDELMUND
Ha wemme net älles täuscht, ha no,
Do isch se doch scho.
GRAF
Wer?!
EDELMUND
D Kunigunde.
GRAF
Jetzt hebet ´s. Ja wo?
Kunigunde sei gegrüßt auf Burg Rittersloh!
GRÄFIN
Ich grüße die Braut.
Oh wie glänzt ihr Schmuck.
Wir herrlich sie ausschaut.
KUINIGUNDE
Gegrüßt seit all ihr edlen Ritter.
(KUNIGUNDE nimmt GRAF und EDELMUND an
je einem Arm.)
KUNIGUNDE
Ond wer von euch zwoi
Isch mei Zukünftiger?
GRAF
Ahm i, i, ahm, i zähl net mit.
(zu Gräfin)
Des schtemmt doch?
39
KUNIGUNDE
Oh, desch aber schad.
GRAF
Es tut mir leid, dass ich sie enttäuschen muss.
Ich bin dein Schwiegerpapa.
KUNIGUNDE
Kriegsch trotzdem es Begrüßungskuss.
(KUNIGUNDE küsst Graf zwei Mal. GRAF
küsst Kunigunde ein Mal.)
KUNIGUNDE
Noi, uff boide Backa. Desch französisch.
GRAF
Ja wie? Ja so?
(küsst geräuschvoll zwei Mal)
KUNIGUNDE
Ja. Ond manchmol a drei Mol.
(küsst drei Mal)
GRAF
Ja wie? Ja so?
(küsst geräuschvoll drei Mal)
GRÄFIN
Kunigunde, hier steht Friedrich, mein Sohn.
Bitte schau ihn dir gut an.
Er ist dein Bräutigam.
(KUNIGUNDE hält die Hand aus.)
FRIEDRICH
Was isch los?
KUINIGUNDE
Ha gibt mr denn bei euch koin Handkuss?
Also en Handkuss isch bei ons dahoim a Muss.
(KUNIGUNDE streckt beide Hände aus.
GRÄFIN - überrumpelt - und FRIEDRICH
küssen. GRÄFIN ist danach außer sich.)
GRAF
Also die Kunigunde die spennt genau so wie mei
Gemahlin, die spennet boide.
De henn boide en Vogel.
Die hen boide a bisle en Macka,
Ond werdet sich vielleicht gerade darum gut vertraga.
40
KUNIGUNDE
Dorabella, guck en o.
Desch onsr neuer Mo.
GRAF
Wie
Der
Ich
Oh,
wo wer was? Ach so.
Hond. Hallo
bin der Graf von Rittersloh.
desch aber a netts Dengele.
DORABELLA
Wauw wauw wauw wauw wauw.
FRIEDRICH
Au.
GRAF
Er soll isch net emmer so oschtella.
FRIEDRICH
Die hot me bissa?
GRAF
Ach was, die hot bloß a bisle spiela wella.
DORABELLA
Wauw wauw wauw wauw wauw.
GRAF
Ond du hörsch uff zom Bella.
(Ein KNECHT bringt Sektkelch und Binde
für Friedrich.)
GRÄFIN
Ich habe die Hand der Kunigunde geküsst.
GRAF
Jetzt reg de net uff.
Was isch en des? Seit wann
Trenka mir aus so ma Deng?
I frag Euch: seit wann?
(wirft Sektkelch rückwärts von der
Bühne)
I will mei Bierkann!
(KNECHT eilt ab.)
EDELMUND
No küsst mr sich also
Iff dr Backa ond uff d Hand. Ond wo
Küsst mir sich sonsch no no?
41
(GRAF haut EDELMUND in den Bauch.)
EDELMUND
Ah!
(Edelmund ´s Scharnier geht zu.)
KUNIGUNDE
Und wer ist dieser charmante Mann?
(FRIEDRICH haut EDELMUND ins Genick.)
EDELMUND
Ah!
(Edelmund ´s Scharnier geht auf.)
EDELMUND
I ben dr Edelmund...
(schleckt Kunigunde ´s Hand ab)
GRAF
Küssa. Net schlecka. Oh, die Jonge heutzutag.
EDELMUIND
... em Friedrich sei Bruder.
GRAF
Das ist ein ganz durchtriebenes - Ding.
(KNECHT bringt Bierkanne.)
GRAF
Proscht!
FRIEDRICH
Mit der hen se mr was eibrockt. Mann o Mann.
GRAF
Komm, jetzt stoßa mr alle uff onsr Kunigunde an.
(ALLE haben schon lange abgesetzt wenn
GRAF immer noch trinkt.)
GRAF
Trenka, net schlecka.
Ha saget a mol?
(zu Publikum)
Von was schwätze denn?!
42
KNECHT
(zu Publikum)
I mach mr jo au meine Gedanka
Was auf Burg Rittersloh so vor sich goht.
Ond i moin, dass die Kunigunde
Vielleicht auf reifere Männer schtoht.
Vielleicht em Graf seine Gründe für die Hochzeit
Gar net so oschuldig sen.
Vielleicht hot der die Hochzeit ausgheckt
Weil die tsamma was henn.
Ha worom hot dr Graf diesen Keuschheitsgürtel
Uff sei Kammr brenga lassa.
Also wenn i d Gräfä wär,
I dät wie der Lux uff en uffbassa.
Dr Graf hot en seiner Kammr do droba
Emmer en mordsmäßiga Spaß
Also i ben sicher do droba, do lauft irgendwas.
Mi dät zu intressiera was bei der
Keuschheitsgürtelinspektion auf die dr Graf so
schtoht
Vor sich goht.
GRAF
Wacha!
(HENKER führt KENCHT ab.)
GRÄFIN
Kunigunde um deine Aussteuer...
KNECHT
(von hinter den Kulissen)
Ah...!
GRAF
(zu Publikum)
Entschuldigung. Wir
Sind hier.
Bitte hier her gucka.
GRÄFIN
Kunigunde, um deine Aussteuer werde ich mich sofort
kümmern.
Ich werde deine Aussteuer...
KUNIGUNDE
(unterbrechend)
Aber i hon doch no gar nix mit.
GRAF
Was?
43
KUNIGUNDE
Erscht Morga mr alles zu euch herüberfährt.
Unter strengschdr Bewachung.
Denn des Zeug hot jo so en Wert.
Also i hon manchmol s Gfühl, de ganz Welt
Mog me bloß wega meim viela Geld.
ALLE
(gleichzeitig)
Noi, Nein, Ach was...
KUNIGUNDE
Doch.
ALLE
(gleichzeitig)
Noi, Nein, Ach was, desch doch...
GRÄFIN
(alle übertönend)
Nun, lasst uns nach der alten Sitte,
In langsam, abgemessnem Schritte,
GRAF
(einfallend)
Das Paar zum Altare führen.
Entschuldigung.
I hon gmoint du bisch stecka blieba.
GRÄFIN
Ich bin noch nie steckengeblieben.
Ich habe auf den Chor gewartet.
GRAF
Chor!
(VERÄNGSTIGTE MAGD kommt auf die Bühne.)
DORABELLA
Waw waw waw waw waw.
GRAF
Die will mitsenga.
VERÄNGSTIGTE MAGD
Ich melde:
Der Chor, die sen emmer no em Rittersaal dren.
GRAF
Was? Em Rittersaal.
44
VERÄNGSTIGTE MAGD
Ja. Die probet emmer no?
GRAF
Was? Die probet emmer no?
Ha i glaub, i schpenn.
Chor!
Augenblich hier erscheina!
Oder mir sparet ons des Geld
Ond i seng selber was vor.
GRÄFIN
Nein. Bitte nein.
GRAF
Ha dieser Chor, die sollet doch hier zur
Untermalung...
Ja heidanei
Die solltet doch hier sei.
(VERÄNGNSITGTE MAGD eilt ab.)
GRAF
Solla
Mr se raushola?
KUNIGUNDE
(faltet Hände über ihr tiefes Dekolette)
Aber Herr von Rittersloh!
GRAF
Die Leut? Aus em Rittersaal.
KUNIGUNDE
Ach so, dia.
Ond i hon gmoint...
(zeigt und lacht)
Des sagt dr Kaiser au emmer.
Er sagt emmer: solla
Mr se raushola?
GRAF
Ja aber des hon i net gmoint!
(zu Publikum)
Noi, Stop, Halt, Aus. Desch a Missverständnis!
Jetzt kommet.
I hon gmoint: die Leut aus em Rittersaal...
Ond net die... also noi, des ich doch... Ruhe!
Silencio!
Brenget a mol die Kanona.
45
(2 Kanonen werden von einem KNECHT
hereingefahren.)
GRAF
(zu Edelmund)
Helf a mol.
(zu Publikum)
Desch a ganz neue Erfindung.
(zu Edelmund und Knecht)
Noi, so rom!
(zu Publikum)
Mir henn ´s no nie ausprobiert.
Das klappt nicht unbedingt.
Aber wenn i Euch wär, wär e doch lieber a bisle
vorsichtig.
So, und jetzt noch einmal:
I hon gmoint, die Leut aus dem Rittersaal hola.
Ond net dia...
Die Kanona zünda!
(Wunderkerzen)
GRÄFIN
Würde er bitte die Kanonen ausmachen.
GRAF
Noi. I möcht seh ob des funktioniert.
GRÄFIN
Und was wenn was passiert?
GRAF
Die Kanona schießet net auf ons, die schießet do
nondr.
Ons wird nix bassiera.
Die do dronda werdet, ahm
Zwischenruf
(von rechts)
Krepiera!
GRAF
(nach rechts)
Das vielleicht nicht überleben.
Entschuldigung.
I hon nix dagega wenn ´r lateinisch schwätzet.
Lateinisch isch hier sogar erwünscht.
Aber nur reines, klassiches Latein
Isch in Gegenwart meiner Person erlaubt.
Danke sehr.
46
GRÄFIN
Nun lasst uns nach der alten Sitte
In langsam, abgemessnem Schritte.
GRAF
Des hosch scho mol gsagt.
Entschuldigung.
GRÄFIN
Das Paar zum Altare führen.
Dort beim Schein...
(feierliche Pause)
GRAF
Von strahlend hellen Kerzen.
Ja wer macht jetzt weiter? Du oder I?
Werde besiegelt der Bund der beiden Herzen.
(Musik: "Treulich geführt..."
ALLE gehen in langsam, abgemessenen
Schritten die GRAF durcheinander bringt
ab.)
GRAF
(zu Publikum)
Diese neue Etikette.
Ja, uff so Sacha kommt se
Worom laufa mr jetzt rückwärts?
(ALLE gehen vorwärts gehend ab. Ein
KNECHT erscheint mit Tablett.)
DORABELLA
(von hinter den Kulissen)
Waw waw waw waw waw waw!
GRAF
(von hinter den Kulissen)
Was hot se denn?
GRÄFIN
(von hinter den Kulissen)
Nein. Bitte den Hund nicht mit in die Kirche nehmen.
GRAF
(von hinter den Kulissen)
Noi, onsr Dorabella kommt fei
Mit en d Kirch nei.
Knecht! Knecht!
Hört er schlecht?!
Mei Bierkann!
47
GRÄFIN
(von hinter den Kulissen)
Nein, nicht in der Kirche bitte.
GRAF
Ond nocher wemmr älle senget, mit dr Musik
Bellsch du a bisle mit.
(GRAF geht ab mit DORABELLA.)
KNECHT
(sammelt Kelche ein)
Onsr Drama nemmt sein Lauf.
Bis jetzt senn ´r glimpflich davokomma.
S wurd n net viel gheult.
Aber des wird sich ändra.
S Schicksal mit Riesaschritte eilt.
(setzt Servierbrett ab)
I garantier Euch:
Bald werdet se auf Burg Rittersloh ofanga
Uffanandr los zom ganga.
I garantier Euch:
Nochem Ritterballett fanget se o sich omzombrenga
Aber vorher werdet se noml älle
Ritterlich feira, lacha ond senga.
(eilt mit Servierbrett ab)
(Vorhang.
Explosion)
(oder: Kanonenkugeln fallen aus Kanonen.
Dann Explosion und Teile der Kanonen
fliegen dem Publikum an Schnüren
befestigt über die Köpfe.)
(Vorhang.)
48
3. Akt
(Vorhang)
(Im Rittersaal. Große Tisch.
Lanzen und Armbrust an der
Wand. Minnesänger, Ritter und
hohe Gäste auf Hintergrund
gemalt. Musik: Minnegesang.)
(GRÄFIN steht im Profil in großer Pose
mitten im Rittersaal.
Stimmen. FRIEDRICH, KUNIGUNDE, EDELMUND
und DORABELLA kommen herein.)
EDELMUND
Oh, so schee
Hon i onsern Rittersaal no nie gseh.
GRÄFIN
(während sie elegant quer über die Bühne
geht)
Wir alle wollen nun singen und tanzen und feiern,
Und zwar mit Stil und Eleganz.
(GRAF tritt auf mit Bierkanne in der
Hand.)
GRAF
Ja, do ben i au dafür.
GRÄFIN
Dann wird er bitte nun für mich etwas auf der Leier
leiern.
GRAF
Aber selbstverständlich.
(setzt Bierkanne auf Tisch ab und begrüßt
die auf Wand gemalten Gäste mit
Verneigung.)
Seit mir gegrüßt ihr edlen Ritter.
(zu Publikum)
Hot r schö gemacht. Dr Friedebert,
Ihr hen en jo scho troffa. En ganz talentierter Mo.
Dr, Friedebert, des isch der der bloß Spaghetti saga
ko.
(plaziert sich malerisch mit Leier in der
Hand zu den Minnesängern)
GRÄFIN
Und nacher werdet ihr alle kämpfen mit euren Lanzen.
Aber vorher wird er noch etwas mit mir tanzen.
49
GRAF
Mit dem größten Vergnügen. Zupf.
GRÄFIN
Mit Stil und Eleganz wollen wir heute feiern.
GRAF
Zupf.
Edelmund, auch er wird bitte nun
Etwas auf der Leier leiern.
EDELMUND
Ja, i hon koi Leier.
GRAF
Mein Sohn möchte singen!
EDELMUND
Noi, des hon i net gsagt.
GRAF
Man möge ihm eine Leier bringen!
(Eine MAGD bringt Leier und geht ab.)
GRAF
Do no standa.
EDELMUND
Wo?
GRAF
Hier neba mi.
Ja so.
Aufrecht.
Und nun mein Sohn wird musiziert und mit Stil und
Eleganz gefeiert.
EDELMUND
Ja aber i hin no nie uff dr Leier gleiert.
GRAF
Mir nochmacha: Zupf.
(Mißton von EDELMUND)
FRIEDRICH
Do schtoht
Vora halba
Jetzt aber
I glaub, i
mei Frau,
Schton war i no ledig,
zu Tisch,
hon a Stärkung nötig.
50
GRAF
Ja, zu Tisch!
(GRAF wirft Leier in großem Bogen von
sich.)
GRÄFIN
Nein.
(Leier zerbricht. EDELMUND legt seine
Leier auf Tisch ab.)
GRAF
Laßt euch onsern Burgliebewei schmecka.
(Ein KNECHT bringt Spanferkel.)
ALLE
Oh, ah...
GRAF
(zu Dorabella)
Zong raus. Komm, jetzt demmr tsamma
An der Wildsau romschlecka.
(schleckt und beißt zu, zu Publikum)
Vorher isch hier ja noch schwer was passiert:
Die Kanona sen explodiert.
Ein Wahnsinnschada; kaum waret mir om d Eck nom
Hot des zom Kracha ogfanga.
Also des isch alles erscht noch im
Entwicklungsstadium.
GRÄFIN
(mit zerbrochener Leier in der Hand)
Ah nein.
GRAF
Dorabella, schmeckt dr die Wildsau?
DORABELLA
Wauw! Wauw!
(GRAF beißt in ´s Spanferkel.)
GRÄFIN
(zu Publikum)
Er hat keine Tischmanieren.
((
(eventuell:
DORABELLA`S Freunde: mehr Hunde.)
51
GRAF
Dorabella? Sen des deine Freunde und Bekannte?
Mein Gott, das isch ja eine Bande?
GRÄFIN
Man möge bitte diese Hunde entfernen.
GRAF
Noi, die sen au eiglada.
GRÄFIN
Nein. Das ist total unhygienisch.
GRAF
Ach was? die Hond, die brenget a bisle Stimmung en
Lada.
(Sich schlecht benehmende Hunde werden
von HENKER abgeführt.)
GRAF
(zu Publikum)
Do, scho wieder oiner weniger.
S passiert en nix.
Der schmeißt se halt en Burggraba nodr.
Die meischde überlebet.
))
(wirft Teller rücklings von der Bühne)
GRÄFIN
Sein Teller.
(EDELMUND will seinen Teller wegwerfen.)
GRÄFIN
Edelmund, bitte.
Auf der Hochzeit seines Bruders
wird er sich bitte etwas zusammenreißen.
Außer deinen Vater werden wir heute alle
von einem Teller speisen.
(GRAF nimmt EDELMUND den Teller aus der
Hand.)
GRAF
Noi, des wird fei fortgschmissa.
Des Deng isch gfährlich.
En so a Deng hon i scho a mol neibissa.
Fort mit. En Burggraba.
(wirft Teller rücklings von der Bühne)
(GRAF setzt DORABELLA auf den Tisch.)
52
GRAF
Do, zeig ons wie mrs macht.
Proscht.
(GRAF haut Bierkanne auf Tisch und auf
die von Edelmund dort hingelegte Leier.
Leier zerbricht.)
GRAF
Was hot den do so kracht?
Ha sag a mol? I glaub, i schpenn,
Scho wieder a Leier,
Wie viele von dene Denger hemm ´r denn?
Fort mit. En Burggraba.
(wirft Leier rücklings von der Bühne)
GRÄFIN
Nein.
(rennt kurz hinter Leier her)
KUNIGUNDE
Mh, des isch, noi des isch koi Spätlese.
Aber Spanferkel, was für a Delikatesse.
(Ein KENCHT bringt neues Spanferkel.)
ALLE
Oh, ah...
GRAF
(zu Dorabella)
Komm, jetzt fress net so auf die Schnelle.
Mir hen no gnug Wildsäu, des langt für älle.
Au für di. Was isch en des?
GRÄFIN
Gemüse.
GRAF
Was Gemüse? Des sei jo überhaupt net gsond.
Do, des frisst net a mol der Hond.
Fort mit, en Burggraba.
(wirft Gemüse rücklings von der Bühne)
GRÄFIN
(zu Publikum)
Und von wegen auf einen Kreuzzug gehen.
Wenn er da wieder davon anfängt.
Er geht ja nicht mal in ´s Tal runter. Weil er käme ja
nicht mehr bis hier rauf.
53
GRAF
Was was was was?
I gang net ens Tal
Weil mei Großvater hot zu mir a mol gsagt:
"Bei Hochwasser goht mr em Däle ondr,
Ritter", hot r gsagt, "ganget nie ens Däle nondr."
Ha jetzt tu doch a mol a bisle was denka,
Mit der Rüschdung o,
I dät doch sofort versenka.
Teuerschde, müssen die Minnesänger
Die ganze Zeit singen?
Woisch, der Krach.
Leiser bitte! Oder ganz ausmacha!
(Musik geht aus.)
GRÄFIN
Ich könnte ihn manchmal...
GRAF
(einfallend)
Aus vollem Herzen umarmen.
Zu Tisch.
(GRAF führt GRÄFIN elegant mit Schwung
Richtung Tisch. Ein KNECHT bringt neues
Spanferkel.)
GRÄFIN
Ah!
GRAF
Was isch bassiert?
GRÄFIN
Dieser Knecht hat mein Kleid total ruiniert.
Mein schönes, neues Kleid.
EDELMUND
Ja aber worom hosch du no dr Vater
Heut Morga ogschriea:
"Jetzt muss i scho wieder den alda Fetza ozieha?"
GRAF
(hebt die Hand zum Schlag)
Wo isch en dei Helm?
EDELMUND
Ahm, ahm...
GRAF
Des will i jetzt sofort wissa.
54
FRIEDRICH
Den hemmr aus Freud über die Hochzeit
En Burggraba gschmissa.
GRAF
Was? Du hosch jo au join?
FRIEDRICH
Des war em Edelmund sei Idee.
EDELMUND
Noi! Des schtemmt net!
GRAF
Ruhe!
EDELMUND
I hon bloß...
GRAF
(unterbrechend)
Kein weitres Wort.
EDELMUND
Dr Friedrich hot gsagt:
GRAF
(unterbrechend)
Und zwar sofort.
(holt Nachttopf von unter Tisch hervor)
Zur Strafe setzt er den Nachttopf uff.
(GRAF setzt EDELMUND Nachttopf auf.)
GRAF
Noi, der bleibt druff.
(haut auf Nachttopf)
KUINIGUNDE
(zu Gräfin)
Des macht doch nix, des bisle Dreck.
GRÄFIN
Kunigunde, das is ´n riesiger Fettfleck.
GRAF
Teure Gemahlin, oh jeminee, desch aber schlemm,
Jemand ra schnell en Lappa breng!
(EDELMUND hat es fertiggebracht den
Nachttopf von seinem Kopf zu nehmen.)
55
GRAF
(zu Publikum)
S war nix drenn.
Ond er war sauber auskrieba.
(holt anderen Nachtopf von unter dem
Tisch hervor, zu Edelmund)
Aber der isch voll.
Ond den nemme nex mol.
(stellt Nachttopf vor Gräfin auf Tisch)
Ond dieser Knecht wird verbannt!
(HENKER erscheint)
GRÄFIN
Nein, er wird mir auf die Folter gespannt.
GRAF
Richtig.
GRÄFIN
(sieht Nachttopf)
Ah. Magd!
(HENKER schnappt Graf und trägt ihn
davon.)
GRAF
Hilfe! Noi, den. Hilfe!
(HENKER lässt Graf fallen und schnappt
KNECHT. GRÄFIN lässt ihr Taschentuch vor
HENKER fallen.)
GRAF
Also du bisch doch nirgends sicher heutzutag.
Also des ich doch wirklich en Skandal.
Das de nirgends me sicher bisch heutzutag.
Net a mol en deim oigana Rittersaal.
(HENKER hebt Taschentuch auf und küsst
es.)
GRAF
En Italien isch des ja heut
Scho Gang und Gebe, dass se die Ritter abmurkset.
Ond bei ons isch jetzt bald au so weit.
(HENKER überreicht GRÄFIN Taschentuch.)
GRÄFIN
Merci.
56
(HENKER geht mit KNECHT ab.)
GRAF
Ond des sich die Schuld vom Kaiser!
GRÄFIN
Magd!
GRAF
Ja. Er hot ´s emmer bloß mit de Dama ond de Mädle
Ond an statt zom regiera
Duat ´r mit denne rom..., ahm, alles mögliche treiba.
Sitzt au mei Rüschdung no?
Magd!
Ja, des dät eura Mutter so bassa,
Ihrn arma Mann uff de Folter spanna lassa.
GRÄFIN
Das war ein Missverständis.
GRAF
Magd! Ja heidanei!
Jetzt komm endlich rei!
GRÄFIN
Magd!
GRAF
Magd!
Ja du donnerheidalitz.
Die Mägda heutzutag, die daugt nix.
Magd! Jetzt wird ´s mr so langsam ts domm!
Wo treibt se sich scho wieder rom?
Magd! Sie komme augenblicklich hier rein.
Sie isch hier zom Schaffa ond net zur Kur.
Meine Burg isch kein Kurheim!
(VERÄNGSTIGTE MAGD kommt hereingeeilt.)
GRAF
Jetzt hot mr so viel Angestellte.
Ond wemmr jemand braucht isch niemand do.
GRÄFIN
Magd. Bitte.
(zeigt auf Nachttopf)
(VERÄNGSTIGTE MAGD schaut auf Nachttopf,
erschrickt und rennt mit Nachttopf ab.)
GRAF
Wo rennt se jetzt scho wieder no?
57
KNECHT
(von hinter den Kulissen)
Ah...!
GRAF
Jetzt langt ´s mr no so langsam.
(von der Bühne)
Bitte nur in der Folterkammer foltern!
(VERÄNGSTIGTE MAGD kommt an Graf
vorbeigerannt zurück und kümmert sich um
Gräfin ´s Kleid.)
GRAF
So, ond jetzt zo dir: also i will jo nix saga,
I moin, der Knecht war jo a bisle dappich.
Aber dei Personalverbrauch
Isch en letschdr Zeit a bisle happich.
(zu Verängstigter Magd)
I ben au no do.
(VERÄNGSTIGTE MAGD poliert Grafens
Rüstung.)
GRÄFIN
Muss er mich fortwährend kritisieren?
Bitte sagt eurem Vater...
GRAF
(unterbrechend)
Komm, jetzt mach net scho wieder so a Theater.
GRÄFIN
Ah.
Der Graf und die Gräfin von Rittersloh
Haben für euch eine Überraschung geplant.
MAGD
Au.
(rennt ab)
ALLE
Oh, ah...
GRAF
Noi, jetzt net.
GRÄFIN
Haben eine Überraschung geplant.
58
GRAF
Der hot no koi Zeit ghet.
Sich umzuziehen.
GRÄFIN
Minnesänger!
GRAF
(zu Publikum)
Wenn se sich a mol was en Kopf gsetzt hot...
(zu Anwesenden)
Werdet für euch nun senga.
Ond die sollet ons noml a Wildsau brenga!
(ALLE warten.)
GRAF
Ja, i hon dr ´s jo gsagt.
Gucket a mol do isch ´r scho.
EDELMUND
Wer?
GRAF
Der Minnesänger.
EDELMUND
Wo?
GRAF
Ha do.
EDELMUND
I kann nix seh.
GRAF
Ruhe. Do.
EDELMUND
Ha wo?
GRAF
Do isch ´r scho.
EDELMUND
Ha wo?
GRAF
So,
Ond jetzt isch dr Mo
Endlich - fascht angekommen.
59
(MINNESÄNGER kommt herein.)
GRAF
So,
Ond jetzt isch
Endlich do.
Hot jo au lang
Ond jetzt aber
Ond bitte koin
der Mo
gnug dauert.
a bisle Dampf
Krampf.
(GRAF nimmt MINNESÄNGER die Leier aus der
Hand.)
GRÄFIN
Bitte.
(greift nach Leier)
GRAF
Nein, der Graf von Rittersloh wird euch nun eine
musikalische Freude bereida,
Und diesen Sänger mit Stil und Eleganz bekleida.
Zupf.
(Handbewegung: Bitte.)
MINNESÄNGER
Gibt es ein Land
Wo alles schafft ond grubelt?
Wo wird ´s Geld gschpart
Anstatt verjubelt?
GRAF
Zupf.
MINNESÄNGER
Wo isch älles
Von höchschdr Qualität?
Wo sen die Menschen saumäßig gscheit
Und die Kühe blöd.
GRAF
Zupf.
MINNESÄNGER
In welchem Land
Wird "Guda Morga" mit em Staubtuch gwedelt?
In welchem Land wurde das Fuhrwerk veredelt?
Gibt es ein Land der guten Weine,
Der grünen Wiesen und der Sportvereine.
Gibt es solch Land? Der Dichter spricht:
60
GRAF
Zupf!
MINNESÄNGER
Nein, auf Erden gibt ´s solch Ländle nicht.
EDELMUND
Oh, desch aber schad.
GRAF
Bravo.
(ALLE applaudieren.)
GRAF
Uff Lateinisch wär ´s natürlich noch schöner gwä.
MINNESÄNGRER
Gibt es ein Land...
GRAF
(unterbrechend)
Des langt. Aus.
Naus.
Halt. Stop. Dei Leier!
(wirft Leier von der Bühne)
(Krach von hinter den Kulissen.)
GRAF
So ond jetzt aber ab
Ond a bisle zack zack.
Dorabella, schmeckt dr die Wildsau?
DORABELLA
Wauw! Wauw!
GRAF
Vergesset net vor lauter Kunstgenuss,
Dass s Essa ond ´s Trenka bei ons a Muss.
Jetzt rücket a mol mei Bierkann
A bisle zu mir her.
Ha saget a mol?
Worom isch en die scho wieder leer?
Kunigunde, noml a Tröpfle?
Noi,
Isch
Aber
Also
KUNIGUNDE
Danke, uff die Dauer
mr der a bisle ts - ahm zu herb.
des Spanferkel isch oifach superb.
i will me jo net beschwera,
61
KINUGUNDE
(fortgesetzt)
Aber ihr sollet a mol
Meiner Mutter ihre Sänger höra.
FRIEDRICH
Verzählet se bei euch koi so en Käs?
KUNIGUNDE
Ha se hen scho a bisle me Rafinesse.
GRAF
(zu Gräfin während er Weinfalsche in
seine Bierkanne leert)
Komm, jetzt lass des Mädle latainisch schwätza.
Ond wenn des net verschtosch
I kann dr ´s jo übersetza.
So, ond jetzt werd i euch was vorsenga.
GRÄFIN
Nein. Bitte nein.
(WALTER VON DER VOGELWEIDE kommt alt und
gebückt herein in weisem Gewand.)
GRAF
Ond die sollet ons noml a Wildsau brenga!
Wer isch en des buckliga Männle?
Isch des en Grieche?
GRÄFIN
Das ist Walter von der Vogelweide.
KUNIGUNDE
Noi, des isch net wohr?
GRÄFIN
Doch es ist wahr.
Der erste Sänger im Land,
Ein Star.
GRAF
Mitta dren sen mir en dr Feier.
Friedebert, rann an die Leier.
GRÄFIN
Walter, Walter von der Vogel... ah.
GRAF
Aber i will fei mitsenga.
62
GRÄFIN
Nein. Bitte nein.
GRAF
Ond die sollet ons noml en Kübel Moscht brenga!
(zu Publikum)
Moscht, des tu i mir immer gern a bisle en ´s Bier.
Des schmeckt mir.
Moscht!
(GRAF nimmt WALTER VON DER VOGELWEIDE die
Leier aus der Hand.)
GRAF
Was isch en heut wieder mit der Bedienung los.
I schrei ond schrei:
Bedienung!
GRÄFIN
Bitte.
GRAF
Ond jetzt senga mr alle. Aufgepasst:
(dirigiert mit Leier in der Hand)
Eins, zwei drei!
(haut Leier aus Versehen auf Tischkante)
Ja du Donnerheidablitz.
(haut Leier vollens auf Tischkante
kaputt)
Die Denger dauget nix.
GRÄFIN
Nein.
(GRAF will Leier von der Bühne werfen.
GRÄFIN entwendet ihm Leier.)
GRAF
Komm, den dem Friedebert
A mol en Kübel Moscht eischenka.
WALTER VON DER VOGELWEIDE
Koin Moscht bitte.
I tu bloß Wasser trenka.
GRAF
Bloß Wasser?
WALTER VON DER VOGELWEIDE
Ja.
I hon a Erleuchdung ghet.
63
GRAF
Ach was?
WALTER VON DER VOGELWEIDE
Und seither ben i strenger Antialkoholiker.
EDELMUND
Ja aber Wasser hemm mir hier net.
GRAF
Doch.
(GRAF führt WALTER VON DER VOGELWEIDE zum
Fenster.)
GRAF
Nadirlich hem mir hier Wasser.
Hier.
WALTER VON DER VOGELWEIDE
Wo?
GRAF
Hier.
Ab en Burggraba mit dir.
(GRAF will Walter von der Vogelweide aus
dem Fenster werfen.)
GRÄFIN
Nein. Bitte. Friedrich!
EDELMUND
I hon en am Fuß. Helfet mr.
(WALTER VON DER VOGELWEIDE wird gerettet
und geht ab nachdem GRÄFIN ihm die
zerbrochene Leier übergeben hat.)
GRÄFIN
(zu Friedrich)
Schau mal was er angerichtet.
Der ganze Tisch.
GRAF
(entdeckt Rüstung hinter großer Pflanze)
Do hot se dr Großvater no.
Oh.
(stolpert über Blumenvase)
Au. Blümla überall.
Die verschandelt mr mein ganza Rittersaal.
64
GRÄFIN
(zu Publikum)
Ich kann nirgends mit ihm hin.
Die Hohenlohers, die lassen uns nicht mehr in ihre
Burg rein.
Er hat denen ihren ganzen Tisch zusammengeschlagen.
Natürlich laden die uns nicht mehr ein.
Die haben ganz stilvolle Möbel.
GRAF
Ja du donnerheidablitz,
Denne ihre Möbel dauget nix.
Do guck a mol der Disch,
(springt auf Tisch und hopft herum)
Wie stabil der isch.
Den Disch, den hot scho mei Großvater amol...
Des isch so a schöne Gschicht...
Mei Bierkann, hebet se!
Kunigunde, ja worom moinsch du dass do a Wildsau
schtoht?
KUNIGUNDE
Des schöne uff Feira isch,
Dass do emmer so schö saumäßig zugoht.
GRÄFIN
Bitte kommt vom Tisch runter.
(GRAF fällt fast vom Tisch.)
ALLE
Ah...
GRAF
Hände weg.
(EDELMUND leert etwas in Grafens
Bierkanne.)
GRAF
Was hosch du do neigleert?
EDELMUIND
Ahm,
GRAF
Des sagt er mir jetzt glei.
EDELMUND
Gelbarübasaft.
65
GRAF
Oh, glei schlag i druff ond nei.
(zu Publikum)
Do kommet ihr net mit.
EDELMUND
Sei Vater hot bloß Gelbarübasaft tronka.
GRAF
Tronka?
Der hot Gelbarüba tronka ond gessa.
Der hot ganz gsond glebt
Der hätt am liebschda Gras...
(GRÄFIN räuspert sich.)
GRAF
... zu sich genommen.
Das war ein ganz seltsamer Mensch.
GRÄFIN
Sein Vater sollte uns allen ein Vorbild sein.
Und der sprach Latein.
GRAF
(zu Publikum)
Emmer will se so hoch hinaus.
Dabei isch ihr Familie arm wie a Kirchamaus.
Die hen jo net a mol a richtige Burgmauer ghet.
GRÄFIN
Wir hatten eine Burgmauer.
GRAF
(zu Publikum)
Noi, des war bloß a bisle a Palisade,
Was die ghet hen.
(zu Edelmund)
Erklär denne a mol was a Palisade isch.
(EDELMUND steht auf und geht auf Publikum
zu.)
EDELMUND
A Palisade, des isch...
GRAF
(unterbrechend)
Des intressiert se vielleicht.
EDELMUND
A Palisade, des isch...
66
GRAF
(unterbrechend)
Jetzt basset a mol uff.
EDELMUND
A Palisade, des isch:
Was isch en des?
GRÄFIN
Ah, ganz der Vater.
GRAF
Komm, jetzt hör uff mit dem Theater.
Und ich gehe nicht nach Italien.
Keine 10 Gäul mich nach Italien brenget.
GRÄFIN
Und warum nicht? Warum will er nicht nach Italien?
GRAF
I will net nach Italien
Weil dort bloß Italiener romschprenget.
Und diese schreckliche Küche. Die kennet net kocha!
Na, Denne ihr Essa?
Die sollet ihrn Fraß do dronda selber - zu sich
nehmen.
Meine lieben versammelten Gäste, hohe Ritter und
Damen,
GRÄFIN
Bitte.
GRAF
Nein. Jetzt wird a Rede ghalda.
I muss a bisle Stil en den Lada brenga.
Des ghert sich so.
(lallt "Bocherini: Menuette" und tanzt
und haut dabei Spanferkel vom Tisch)
GRÄFIN
Vorsicht.
GRAF
Au noi, s Ritterballet, des kommt erscht nocher no.
Hohe Gäschde, verehrte Damen, bla bla bla,
Ect. Ect!
Also des war jetzt grad net lateinisch.
Also ect, des war jetzt aber ja du donnerheidablitz,
Die verschdandet nix!
Ruhe! So,
Und herrscht Silencio!
Hohe Ritter, ect,
67
GRAF
(fortgesetzt)
Bla bla bla,
Eine bestimme Person
Möchte unsere Burgmauer abreisen
Ond ihrn Mann en a Museum stella.
Des hot se heut au scho do wella.
Ich werde nun diese bestimmte Person
unmissverständlich und zum allerletschden Mal dazu
auffordern...
(sieht Armbrust)
Au.
(GRAF klettert die Wand hinauf)
KUNIGUNDE
Worom klettert der do nuff?
Mensch, basset uff euern Vatr uff.
GRAF
So, ond jetzt schieß i dem Dackel...
GRÄFIN
Nein. Bitte.
GRAF
... s Tupee vom Meckel.
FRIEDRICH
Ganget en Deckung!
(ALLE außer GRÄFIN verschwinden hinter
und unter Tisch. HENKER erscheint.)
FRIEDRICH
(en Deckung)
En Deckung!
GRÄFIN
Nein. Bitte.
FRIEDRICH
En Deckung!
(GRÄFIN geht in Deckung unter Tisch.
HENKER nimmt Graf, von diesem unbemerkt,
Pfeil weg.)
GRAF
Peng?
Wia? Was isch en?
Was machet ihr denn onderm Disch.
68
(HENKER hilft GRÄFIN auf die Beine.)
GRÄFIN
Darf ich Ihn bitten...
GRAF
(einwerfend)
Aber nur auf...
GRÄFIN
(unterbrechend)
Nur auf lateinisch. Ja.
(GRÄFIN hat Nervenzusammenbruch und wird
von HENKER dankbar getröstet. HENKER holt
Taschentuch aus seiner Tasche und
trocknet ihr damit die Augen.)
GRAF
Gebet a mol den Burgliebewei rüber.
Ond rucket a mol den Moscht a bisle zu mir nüber.
Ja krieg i denn heut überhaupt nix?
(Wilder MINNESÄNGER kommt herein.)
GRAF
Ond a bisle Zimt.
(zu Edelmund)
Ja, do nei.
Des soll guad für oin sei.
(schmeißt Zuckerdose von der Bühne)
Nein, kein Zucker! Honig bitte.
Mh, des schmeckt net schlecht.
Ha saget a mol, wo isch denn der Knecht?
Ond wo isch die Magd?
Die die emmer so zittert
Ond bibbert.
Diese Magd, se isch faul, se isch riegeldomm
Magd! Wo treibsch de scho wieder rom?!
Also mit denne Angestellte heutzutag kensch Giechdr
kriega.
Die werdet wahrscheinlich älle
Stockbsoffa en dr Küche liega!
Ond der Friedebert do drüba soll gefälligscht Senga!
Oder i werd ´s em beibrenga!
Du, i hon a mol so en Minnesänger
En Würgegriff gnomma.
Der hot so hohe Töne gmacht.
So hoch isch der no nie nuffkomma.
(rührt mit Kochlöffel in seiner
Bierkanne)
69
MINNESÄNGER
Nutzlos, blöd ond domm sen die Ritter.
EDELMUND
Also i darf doch bitta.
MINNESÄNGER
Ihr nutzlose Parasida.
GRAF
(ohne aufzuschauen)
Net so laut bitte.
GRÄFIN
Er wird augenblicklich beginnen
Unsere ritterliche Liebe zu besingen.
MINNESÄNGER
Von wega.
I werd euch Sacha saga,
Dr Götz von Berlching isch nix dagega.
(zieht Schwert und springt auf Tisch)
(ALLE außer Graf springen auf und
zurück.)
EDELMUND/GRÄFIN/KUINIGUNDE
Ah...
GRAF
Was isch los?
(GRAF schaut auf. MINNESÄNGER steht vor
ihm mit erhobenem Schwert.)
GRAF
(mit Kochlöffel in der Hand)
Ah. Hilfe!
MINNESÄNGER
En a paar Jährla, wenn ´s euch Minnesänger nemme gibt
Alle Macht bei ons Minnesänger liegt!
GRAF
Wo isch mei Schwert?!
(FRIEDRICH wirft Minnesänger Knochen zu.)
FRIEDRICH
Do fang.
70
(MINNESÄNGER fängt Knochen, lässt Schwert
fallen und wird von HENKER überwältigt.)
GRÄFIN
(zu Henker)
Merci.
DORABELLA
Wauw wauw wauw wauw wauw.
(MINNESÄNGER wird von HENKER abgeführt.)
GRAF
Also des isch doch... wenn dr Pöbel
En deim eigena Rittersaal vor dir steht, ond...
Nein, also des isch wirklich heutzutag...
Ond des isch die Schuld vom Kaiser.
Ja.
(haut mit Faust auf den Tisch)
Des hätt mr gar net erscht so weit komma lassa solla!
Onsern Kaiser, den sollt mr a mol hier her hola.
Ond em zeiga wie ´s bei ons zugoht.
Ond das dr Pöbel do scho mitta em Rittersaal uff em
Tisch schtoht.
Und die Dorabella?
Du sollsch doch uff ons uffbassa?
Do a bisle bella, ond auch no a halb Schtond ts spät
No kannsch ´s jo glei ganz bleiba lassa.
(VERÄNGSTIGTE MAGD bringt Grafens
Schwert.)
GRAF
Was soll e denn jetzt no mit dem Deng do?
En Zukunft lege sie des Deng do
Neba me no!
Ha saget a mol? Wo isch en mei Schwertträger?
Dieser Feger?
Der war des ganzs Stück über erscht oimol do.
Wo isch en der scho wieder no?
Wo isch en der scho a mol wieder heut?
EDELMUND
Der isch vielleicht krank gschrieba.
GRAF
Wie bitte?
VERÄNGSTIGTE MAGD
No, der hot Urlaub zur Zeit.
71
GRAF
Was?
VERÄNGSTIGTE MAGD
Dr Schwertträger Egon
Isch auf a Pilgerfahrt nach Rom.
Der isch scho über d Alpa nüber
Ond kommt erscht nächstes Jahr wieder.
GRAF
Also noi, also des, also do bisch
Sprachlos. Worom wellet emmer alle nach Italien,
Wenn ´s bei ons hier so schö isch?
(GRÄFIN gibt VERÄNGSTIGTER MAGD
Handzeichen abzugehen. VERÄNGSTIGTE MAGD
geht ab.)
GRAF
Von was on i ´s jetzt geht.
GRÄFIN
Themawechsel bitte.
Was mich interessieren würde, Kunigunde...
KUNIGUNDE
(unterbrechend)
Ja, Themawechsel.
(GRAF nickt ein.)
KUNIGUNDE
Ihr werdet doch sicherlich nix dagega hon
Wenn i no heut mir em Garda
En Swimmingpool ausbackra lass.
GRÄFIN
Einen was?
KUNIGUNDE
Des isch so a Art Burgraba mit Wasser dren.
GRÄFIN
In meinen Palastgarten.
KUNIGUNDE
Ja, mitta nei.
Des muss doch a bisle windgschützt sei.
GRÄFIN
Und mein Pavillon?
72
EDELMUND
Kunigunde, mir henn
En Pavillon.
KUNIGUNDE
Isch des des omegliche Deng?
Ha des sieht jo zom Schießa aus.
Noi, also des Deng muss fort ond weg ond naus.
I wois: mir den des Deng tsammahaua
Ond dronda em Däle wieder uffbaua.
Nein!" Noch besser: mir den den Pavillon dr Gemeinde
Dronda em Däle schenka.
Sehn ´r ihr müsset bloß mich froga
Ab heut tu i für euch älle denka.
Ond i hoff, ihr sen net schokiert,
Aber beim Baden mache ich natürlich nur
Freikörperkultur.
GRAF
Was was was was?
Ja ondr solche Omständ dät ich ´s waga
Direkt a bisle mitzumbada.
GRÄFIN
Kunigunde, über meinen Palastgarten
Bestimme nur ich.
Mein Palastgarten
Ist mir hoch und heilig.
Hat er gehört? Die Kunigunde will
meinen Pavillion abreisen.
Nein, das ist zu viel.
KUNIGUNDE
Noi, des hot Sie total missverstanda.
GRAF
Hosch wieder a mol net zughört?
KUNIGUNDE
Mir den den Pavillon bloß ens Däle nondr,
Dort wo ´r niemand stört.
Also OK, desch dann sorted,
Der Pavillon wird em Däle dronda landa.
Ha ja, ond wenn ´s regnet, no kennet denne ihre
Viecher
Do dronda en dem Deng au gleich noch em Trockna
schdanda.
GRÄFIN
Hat er verstanden? Die Kunigunde will
Aus meinem Pavillon einen Schweinestall machen.
Nein, das geht zu weit, das ist zu viel.
73
GRAF
Ha i fend des mit dem Swimming Pool
Koi schlechde Idee.
Ond i ben scho emmer für´s Bada gwä.
GRÄFIN
Nein, was die Kunigunde vorhat
Das geht zu weit.
GRAF
Komm, jetzt hosch du a mol a bisle Sendepause für
heut.
FRIEDRICH
Die Sau war saumäßig guad.
GRAF
Ond jetzt wird a bisle ausgruaht.
GRÄFIN
Nein.
(klatscht in die Hände)
Wir werden nun unser Ritterballet tanzen.
GRAF
Au noi, jetzt net.
I will jetzt en mei Bett.
KUNIGUNDE
Was Ballett den ihr hier tanza?
GRAF
Also i dät saga nemme heut.
KUNIGUNDE
Ihr sen jo schwer up to date.
Ond do hot mei Mutter gsagt:
Bei euch musst me tsammareißa,
Ihr dätet no uff dr Burghof
(lacht)
Dr Müll schmeißa.
(Ein KNECHT kommt und nimmt LANZE von der
Wand.)
GRAF
Komm, do demm ´r halt a bisle danza.
Om Gottes Willa, ond nochher au no des Theater mit
denne Lanza.
(zu Knecht)
Noi, nem die kloi.
74
GRAF
(fortgeetzt, zu Publikum)
Die groß isch bloß zur Zierde.
(trällert und tanzt)
La la la la la la.
(zu Publikum)
Ruhe. I muss proba.
(KNECHT geht mit Lanze ab.
GRÄFIN, KUNIGUNDE und EDELMUND machen
sich im Hintergrund zum Tanzen fertig:
Ballettschuhe, Lockerungsübungen.)
GRAF
Oh Gott, i hon scho wieder alles vergessa.
(zu Publikum)
Des isch so kompliziert, des Ballett.
La la la la la la, also terscht goht ´s do nüber.
Ond no do rüber.
Ond no do nom.
Ond dann, no wartet,
Irgendwann drehe mr ons doch alle em Kreis rom.
(zu Publikum)
Jetzt brenget me net emmer ganz durchanandr!
(probt)
La la la la la la
(zu Publikum)
Jetzt langt ´s mr no so langsam!
(probt)
La la la la la la,
(tanzt als Schwan)
(VERÄNGSTIGTE MAGD kommt herein.)
GRAF
Noi. Ha saget a mol, des war grad aus dem Schwanensee
Des war grad dr weise Schwan,
Den i do danzt hon.
Mein Gott, also nüchtern ben i wirlich nemme ganz
Wenn i hier scho als Schwan romdanz.
Ruhe! I muss proba!
La la la la la la.
Noi! Des war grad aus dem Lohengrin was i do danzt
hon.
Und dann gibt ´s ja auch noch einen sterbenden Schwan.
Jetzt also für die, die mit dieser Geschichte vom
sterbenden Schwan net ganz so vertraut sen:
Em Lohengrin isch au a Schwan dren.
Ond dieser Schwan, der kommt vom Hemmel droba
Bevor er stirbt - angefloga.
Und tut einem Ritter eine Nachricht überbrenga.
75
GRAF
(fortgesetzt)
Aber der Schwan danzt net? Der schwätzt bloß. Noi! Der
Schwan em Lohengrin duat net schwätza, der duat Senga!
La la la la la la.
(zu Verängstigter Magd)
Was isch?!
(zu Publikum)
Entschuldigung, Regierungsgeschäfte.
VERÄNGSTIGTE MAGD
Ich melde: em Palaschgarda,
Bei dr Gräfa ihrem neua Pavillon, glei daneba,
Denn a paar Leut a riesig Baugrub ausheba.
Die sagtet, dess sei für dr Kunigunde
Ihrn neua Swimming Pool.
GRAF
A Bauloch?
Sei ruhig, sonsch haut ´s mei Gemahlin vom Stuhl.
Ahm, vom Hocker.
Wo isch en der Stuhl?!
Natürlich baua mr des Deng.
Aber erscht wemm ´r meiner Gemahlin ´s
Erlaubnis dazu hen.
Und dazu muss ich sie erscht noch a bisle
Diplomatisch bearbeiten, und erscht dann
Fanga mir zom Baua an.
VERÄNGSTIGTE MAGD
Die sagte, die Kunigunde hätt die Erlaubnis scho,
Und zwar vom Graf von Rittersloh.
GRAF
Was? I hätt ra die Erlaubnis geba, i?
Ha schpennt den di?
Oh, des Luadar.
Ja ond nocher? die ganze hohe Gesellschaft,
Alles was zu und von,
Trifft sich doch jetzt glei in meiner Gemahlin ´s
neuem Pavillon?
Do hot se doch a Überraschung geplant.
GRÄFIN
Er nehme bitte meine Hand.
GRAF
Ich komme!
Mir dürfet mei Gemahlin
Heut nicht noch mehr uffrega.
Die sollet schnellschdens was
Über die Baugrub lega.
76
(Musik beginnt. "Bocherini, Menuette".
GRAF eilt zu seinem Platz. Schreie nach
dem ersten Coda.)
GRÄFIN
Zu meiner Zeit
Verführten die Minnesänger kein solch Gejammer.
EDELMUND
Aber Mamma, des kommt doch aus
Aus onsrer Folterkommer.
(Während restliches Ballet getanzt wird
kommt VERÄNGSTIGTE MAGD und gibt GRAFEN
Zeichen sie möchte mit ihm reden. Nach
dem Ballett wird im Hintergrund gelacht
und getrunken.)
Ich
Die
Die
Ond
VERÄNGSTIGTE MAGD
melde:
könntet die Baugrub net abdecka,
sei scho ts groß.
die hättet dr Gräfä ihrn neue Pavillon beschädigt,
GRAF
Om Gottes Willa, des darf die net merka,
Sonsch isch dr Teufel los.
VERÄNGSTIGTE MAGD
Der Pavillon, der dät scho
En die Baugrub nei zom rutscha ofanga,
Mr soll om Gottes Willa heut nemme en des Deng
neiganga.
GRÄFIN
Und nun werdet ihr alle von mir
Zu meinem neuen Pavillon geführt
Wo eine Überraschung auf uns warten wird.
ALLE
Oh, ah...
GRAF
Ahm, i glaub, i gang jetzt lieber ens Bett.
Ah, i hon gnug für heut geht.
GRÄFIN
Er wird mich nun zu meinem neuen Pavillon begleiten.
GRAF
Aber selbstverständlich.
77
GRÄFIN
Und dort gibt es: Kaffee und Süssigkeiten.
ALLE
Oh, ah...
EDELMUND
Do gibt ´s bestimmt au Marzipan.
(ALLE außer VERÄNGSTIGTER MAGD und GRAF
gehen tanzend und lustig mit Musik ab.)
GRAF
Schnell, brenget mr mei Schwert.
I muss me vielleicht heut no verteitiga.
(VERÄNGSTIGTE MAGD eilt ab.)
GRAF
(nachrufend)
Ond dr Gräf ihr verstecka!
GRÄFIN
(von hinter den Kulissen)
Wo ist der Graf von Rittersloh?
GRAF
(von der Bühne)
Ich komme!
Oh Gott was hemm mir hier emmr für a Theater bloß.
Om Gottes Willa, der Pavillon, des daff die net merka,
Sonsch isch dr Deufel los.
Mir dürfet heut fei
Auf keinen Fall no en des Deng nei.
Oh Götter! Bitte sehet zua,
Dass wenn ´s a Unglück gibt
I wenigschdens überleba dua.
GRÄFIN
(von hinter den Kulissen)
Wa ist der Graf von Rittersloh?!
GRAF
(von der Bühne)
Hallo! Hier bin ich!
Bitte, ihr müsset uff mich uffbassa.
Ihr dürfet mich jetzt net em Stich lassa.
Ich komme!
(eilt tanzend und singend mit den letzten
Tönen der Musik ab.)
(Vorhang
78
4. AKT
1. Szene
(Bühnenbild wie im 1. Akt)
(Lautes Pochen und Hämmern)
GRAF
(aus Burgfenster)
Was isch en des für a Geklopfe ond Zemerei?
Ja heidanei.
Seit em 4re benne scho wach.
Was isch en des für en Krach?
(zu Publikum)
Ja was? Ihr sen au scho wieder do?
Proscht!
Ond von wega "uff mich uffbassa".
Ihr hen mich jo geschdern schwer em Stich glassa.
Mein Gott, des isch geschdern noch ein Theater gwä.
Ond von Euch war natürlich
Weit ond broit niemand zom seh.
Mir sen jo nach dem Ritterballett tatsächlich glei
En des Deng neiganga.
Ond wie mir do nei sen hot des zom Schwanka ogfanga.
Ond ich übertreib jetzt net: mir sen wirklich alle
geschdern in gröschder Lebensgefahr geschwebt.
Ich hab gezittert ond gebebt.
So richtig hin -ond her.
Also methaphorisch natürlich nur.
Na, hätt ´s geschern bloß a bisle gregnet
Mir hättet alle tsamma des zeitliche gsenget.
Mir wäret en des Bauloch abgrutscht, und also ich
übertreib jetzt net: en dem Bauloch wäre mir dann von
onserm oigana Pavillon erschlaga worde, ond so wär
geschdern en dem Bauloch dronda
Die Familie Rittersloh fascht aus der Deutschen
Geschichte verschwonda.
Aber wie durch ein Wunder
Hmmr ´s dann doch noch alle überlebt,
Ich hab gezittert und gebebt,
(nach rechts)
Ja.
Aber dann damit uffhgöhrt.
Von was schwätze denn scho wieder?!
Von was? Von dem Pavillon?
Noi. Doch. Also jetzt nochmal zusammenfassend: mei
Gemahlin hot nix mitkriegt geschdern,
Wie ich da gezittert ond gebet hon.
Sie hot so en Dulli ghet.
Sie war total weg.
Also jetzt noch mal zusammenfassend: es war geschdern
79
GRAF
(fortgesetzt)
hochdramatisch; und ich habe gezittert und gebebt.
Aber wie durch ein Wunder hemmr ´s dann doch noch alle
überlebt.
Ja, des war ´s jetzt, so.
Also die Krise die kommt erscht no.
Ihr hen no nix versäumt.
Also nochmals zusammenfassend: seit wir uns zum
letschden Mal gesehen haben isch eigentlich gar nichts
passiert.
Ja? Sonsch hon i nix zom saga.
i ben net gut em dichda.
Ond sonsch gibt ´s nix zom berichda.
Aus Basta.
Ah, Entschuldigung.
Ah ja, doch, was vielleicht no wichtig isch:,
Mei Gemahlin, d Gräfin von Rittersloh, isch vescholla.
Seit geschdern, ja.
Sie isch fort, weg, verschwonda. Se isch nemme da.
Die Party war aus.
Ond sie wollt noch mol kurz nauß.
Sie wollt noch mol kurz en ihrn Palschgarda.
Vielleicht isch se en diesen tiefa Brunnaschacht
gfloga? Also wenn se bis nächschde Woch net wieder
zrück isch werde mir a Suchaktion starda.
(Ein KNECHT läuft über die Bühne.)
GRAF
Ha ja, Unfälle passieret.
Do kammr no so do.
Des isch halt so.
Ond des isch schlemm. Ja. Knecht. Knecht!
Hört er schlecht?
(KNECHT versteckt sich.)
GRAF
Seit em 4re ben i wach.
Was isch en des für en Krach?
I hon denkt mi haut ´s aus em Bett.
Warum versteckt er sich?
KNECHT
I versteck me net.
(versucht zu flüchten)
GRAF
(mit je einer Pistole in der Hand)
Hände hoch!
Falls er versucht sich aus em Staub zom macha.
80
GRAF
(fortgesetzt)
Wir ´s hier glei ganz gehörig kracha.
(zu Publikum)
Desch isch a ganz neue Erfindung.
I wois selber net richtig wie des funktioniert.
(Schuß)
GRAF
Om Gottes Willa.
(pustet)
Lebet dr no alle?
Der do drüba? Ja, der.
Was? Wie bitte? Der sei eigschlofa?
Wacha!
Ha saget a mol?
Wacha!
Ha onsr Henker, der isch doch no nie ts spät gwä?
Ha der ko was erleba wenn en seh.
(Mehr Pochen und Gezimmer.)
GRAF
Hände hoch. Hände hoch! Hört er a bisle schwer?
Ja, so isch ´s richtig. Und nun sage er mir:
Wo kommt dieser Krach her?
KNECHT
Em, em...
(hält ein)
GRAF
Ja?
KNECHT
Em ondra Burghof bauet a paar Leut a Schaffot.
GRAF
Em ondra Burghof.
KENCHT
Ja, dort.
Die saget, dort ging ´s heut no
Emma hoha Ritter an dr Kraga.
Aber des dürft e doch net saga.
Wenn des d Gräfä erfährt?
GRAF
I hon nix ghört.
Ond wo isch mei Teuerschde? Wo
Isch die Gräfin von Rittersloh?
81
KNECHT
Vielleicht isch se no em Bett?
GRAF
Noi, do isch se net.
Ond neba mir lag die ganze Nacht nur die Dorabella.
KNECHT
Isch des der Hond?
GRAF
Ja.
DORABELLA
Wauw wauw wauw wauw wauw.
GRAF
Se will Guda Morga saga.
(GRAF hält DORABELLA in die Höhe.)
GRAF
Do guck a bisle nauß.
Applaus.
Dorabella? Wie war die Wildsau?
DORABELLA
Wauw! Wauw!
GRAF
(mit je einer Pistole in der Hand)
Entschuldigung.
Er wollte mir noch sagen, wo
Isch die Gräfin von Rittersloh?
KNECHT
Se isch en dr Folterkammer dronda.
GRAF
Mit em Henker tsamma.
KENCHT
Ja, do sen se tsamma neiganga.
GRAF
No hot mei Teuerschde also de ganz Nacht
Mit em Henker en dr Folterkammer zugebracht.
So, jetzt wissa mr ´s.
Ond i mach mr hier scho Sorga.
82
KUNIGUNDE
(von hinter den Kulissen)
Friedrich? Friedrich?
Bisch des du?
KNECHT
Au, i deff nix saga.
Sonsch goht ´s mr an dr Kraga.
Oh schreckliches wird hier heut no passiera!
GRAF
I glaub, i muss die Sachlage do dronda
A mol a bisle inspiziera.
Hallo du?
(fuchtelt mit Pistole)
(Schuß)
KENCHT
Ah!
(sinkt erschossen zu Boden)
GRAF
Om Gottes Willa.
(KUNIGUNDE tritt auft. Sie trägt weises
Negligee.)
GRAF
Kunigunde? Was machsch en du scho do?
KUNIGUNDE
Ich such noch meim Mo.
GRAF
Nach deim Mo?
KUNIGUNDE
Ja. Er isch nemme do.
GRAF
Nemme do?
Dei Mo?
Ja wie wo was?
Hen ihr scho dr erschde Ehekrach geht?
(KUNIGUNDE beugt sich über erschossenen
Knecht.)
83
GRAF
Koi Anscht, desch r net.
En Augablick. Mir machet glei weiter. I muss bloß
gschwend was saga.
(zu Publikum)
Das isch dr erschte, der erschte überhaupt, der von
einem Ritter erschossen wurde. Mir hen hier grad
Geschichte gmacht. Des war grad ein ganz großes
geschichtliches Ereignis dem ihr hier beigewohnt haben
durftet, oder wie mr do sagt. Oder wartet a mol.
Kunigunde! Der Mo do drüba,
Lebt der no?
(zu Publikum)
I will euch jo net olüga.
KUNIGUNDE
Noi. Der lebt nemme.
Ja om Gottes Willa, was isch en do passiert? I hon
halt denkt der sei von geschdern no a bisle ts voll.
GRAF
Do hem mir grad Weltgeschichte gmacht...
Des erklärt dr anders mol.
(zu Publikum)
So, jetzt uffbassa. Mir machet weiter.
Kunigunde? Worom bisch du schon hier? Ond wo isch dei
Mo?
(schaut auf seine Armbanduhr)
Jetzt isch ´s grad zehne, Jonverheiratete fanget
Om zehne Morgens mit dr Hochzeitnacht noml o.
KUNIGUNDE
Von wega Hochzeitsnacht.
Also i hon scho älles do ond älles gseh.
Aber des isch geschdern was gwä.
I war direkt a bisle schokiert.
GRAF
Wegam Friedrich?
KUNIGUNDE
Ja.
GRAF
Was isch passiert?
KUNIGUNDE
Do isch oine romgschpronga...
GRAF
(einfallend)
Oine mit somma Keuschheitsgürtel o?
84
KUNIGUNDE
Ja.
Ond mei Mo
wollt, dass mr zu dritt.
Mit der tsamma.
Kommet dr mit?
GRAF
Die kommet mit
Do brauchsch koi Angscht hon.
(GRÄFIN eilt über die Bühne. Sie trägt
Henker ´s roten Mantel.)
GRAF
Ah gucket a mol, mei Teurschde.
Do daut se sich romschleicha.
So, und jetzt werd ich do dronda augablicklich
mit meiner ganza Autorität eigraifa.
(zu Publikum)
Jetzt basset a mol uff.
(geht ab)
GRÄFIN
Kunigunde? So früh aus den Federn,
Kaum hat der Morgen beendet die Nacht.
KUNIGUNDE
Oh, scho wieder des Gschwätz.
GRÄFIN
Aber Sie sage mir, wo ist Friedrich, mein Sohn?
Wo hat sie ihn gelassen?
KUNIGUNDE
Den Friedrich, den suche ich gerade.
GRÄFIN
(überschneidend)
Schau, hier plane ich meinen neuen Musikpavillon.
Ah, ich habe zu viel getrunken.
Ich muss in Zukunft mehr aufpassen.
Ja und wo hat Sie de Friedrich gelassen?
Und warum ist Sie schon hier.
Ich habe Sie schon ein paar Mal gefragt.
Redet sie nicht mit mir?
KUNIGUNDE
Den Friedrich, den suche ich gerade.
85
GRÄFIN
(überschneidend)
Oh Gott, im Ballkleid setze ich mich hier im Garten
hin.
Ich muss mich sofort umziehn.
(GRÄFIN eilt GRAF in die Arme.)
GRAF
Guten Morgen.
KUNIGUNDE
Guda Morga.
Hot von euch jemand dr Friedrich gseh?
GRAF
Teurschde, was ich en des de ganza Morga scho für en
Krach gwä?
Was wird denn da gebaut?
GRÄFIN
Wo?
GRAF
Im unteren Burghof?
GRÄFIN
Ein Schafott.
GRAF
Ein Schafott wird dort gebaut.
GRÄFIN
Ja.
GRAF
Ach so.
Ond wem geht es da heute noch ans Leben?
GRÄFIN
Das werde ich in Kürze bekannt geben.
GRAF
Ich würde das aber gerne jetzt schon wissen.
GRÄFIN
Es tut mir leid,
Er wird sich noch etwas gedulden müssen.
GRAF
Komm, denn den a mol a bisle weg.
Wacha!
86
GRAF
(fortgesetzt)
Wacha.
Ha saget a mol, wo
Isch onsr Henker?
GRÄFIN
Der arbeitet heute für mich.
GRAF
Ach so.
(zu Kunigunde)
Komm, helf mr a mol.
Oh Gott, mei Kreuz, noch mol, hau ruck.
(Erschossener KNECHT wird von der Bühne
gezogen.)
KUNIGUNDE
Komm, jetzt laß en doch oifach do liega.
GRAF
Nein, so en Erschossener vor dr Burg, des mach en
schlechda Eindruck.
Ja ond worom isch Sie scho hier?
Ond wo hot Se dr Friedrich glassa?
KUNIGUNDE
Warum ich schon hier bin?
GRAF
Ja.
Ond wo isch Ihr Mo?
KUNIGUNDE
Ha des dät me au intressiera.
GRAF
(zu Gräfin)
Was hosch en do für a Mändele o?
GRÄFIN
Es war mir kühl.
Und da hat man mir das
Freundlicherweise ausgeliehn.
KUNIGUNDE
Do schprengt dr!
GRAF
Wer?
87
KUNIGUNDE
Dr Friedrich, mei Mo.
Er schprengt hender oiner her.
GRAF
Ha ja, des isch die mit dem Keuschheitsgürtel o.
(EDELMUND tritt von ALLEN unbemerkt auf.)
KUNIGUNDE
I hon geschdern richtig brutal mitem werda müssa.
Terscht hot ´r d Dorabella aus em Bett gschmissa.
Ond no wollt ´r, dass mr zu dritt.
Mit der tsamma.
Kommet dr mit?
GRAF
(zeigt zu Publikum)
Die kommet mit.
Do brauchsch koi Angscht hon.
Do, des isch dene doch über ´s ganze Gsicht gschrieba,
Das die mitkommet.
KUNIGUNDE
Also so a Hochzeitsnacht zu dritt, des isch
Oifach net romantisch.
GRAF
Ja, nadirlich.
Aber Kunigunde, ahm, woisch, mr kann fei
Au zu dritt romantisch sei.
KUNIGUNDE
OK OK.
I hon scho älles gseh ond älles gmacht.
Aber net in meiner Hochzeitsnacht.
GRÄFIN
Kunigunde, Sie soll um Gottes Willen
Hier nicht so schauspielen.
Sie sage mir bitte, sei wann
Ist sie so ein Unschuldslamm?
GRAF
Komm, jetzt demm ´r älle a bisle Dampf ablassen.
GRÄFIN
Nein, der werde ich jetzt mal so richtig die Meinung,
ahm, sagen.
Mein Friedrich mag sein wie er sei.
Aber diese Kunigunde bringt mich noch zur Raserei.
88
EDELMUND
Guten Morgen, bezaubernde Kunigunde.
Dein Name isch weit und breit in aller Munde
(bleibt ruhig auf einem Fleck stehen)
KUNIGUNDE
Nach ich gekostet vieles welches gar so bitter.
Höre ich gern Komplimente von einem jungen Ritter.
I ben irgendwie romantisch.
(Mehr Pochen und Gehämmer)
GRAF
Ja. Nadirlich.
GRÄFIN
Kunigunde, höre nun bitte auf mit diesem Gejammer.
Und gehe nun bitte auf deine Kammer.
Ich werde dir einen labenden Kräutertee schicken...
KUNIGUNDE
(unterbrechend)
Was soll e den mit so ma Kräutertee?
Mir langt ´s von eurem Burgliebewei.
Der Tee wird ´s gleiche gallabittre Gsöff sei.
Na, ond dät euer Abfall wie anno dazumals
Uff dr Burgfliega fliega,
No dätet eure Säu wenigschdens was zom fressa kriega!
GRÄFIN
Ah!
KUNIGUNDE
Ihr glaubet wohl, i dät bei euch älles schlucka!
Ihr werdet no domm aus dr Rüschdung gucka!
GRÄFIN
Uns herunterzuputzen,
Damit wird Sie sofort ablassen,
Oder ich werde ihr mal so richtig
Die Meinung - sagen.
KUNGUNDE
Sie halte besser ihr gräfliche Klapp ihr Großa.
Ich bin hier dr Experte em Blosa
Von dr Meinung.
GRAF
(zu Publikum)
Von dr Meinung!
Im Blasen von... also die Leut, die werdert emmer...
Silencio!
89
GRAF
(fortgesetzt)
Entschuldigung. Wir fanget noml o.
(zu ALLEN)
Aber wir alle reden hier bitte nur
Mit Stil und Kultur.
GRÄFIN
Kunigunde, uns herunterzuputzen
Damit wird Sie sofort ablassen.
Oder ich werde ihr mal so richtig
Die Meinung - sagen.
KUNIGUNDE
No sag es halt noml:
Sie halte besser ihr gräfliche Klapp ihr Großa,
Ich bin hier dr Experte em Blosa
Von dr Meinung.
GRAF
(unterbrechend)
Halt. Stop. Aus Basta!
Entschuldigung.
Über ´s Blosa zom rede
Höret ihr jetzt aber sofort uff.
Mir sen hier ema gepflegte Palaschtgarda
On net irgendwo emma - ahm, irgendwo anders.
KUNIGUNDE
Was? Des soll en gepflegter Palaschtgarda sei?
Worm dappsch no do äll Fridolin
En ´a Kuhflat nei?!
GRÄFIN
Ah!
GRAF
Vorsicht.
Vorsicht. Du soll vorsichtig sei.
Sonsch dappsch no en die Kuhflat nei.
GRÄFIN
(rutscht aus)
Ah.
(GRÄFIN wird von GRAF und EDELMUND
aufgefangen. Kuhkopf erscheint.)
GRAF
Ja heidanei.
I hon doch gsagt, du sollsch vorsichtig sei.
Magd!
90
GRÄFIN
Diese blöde Kuh.
KUH
Muh!
KUNIGUNDE
Wie bitte?
GRAF
Noi. Sie hot die Kuh, a richtige Kuh gmoint.
KUNIGUNDE
Des will i au hoffa.
Ihr eigebildete Affa.
(VERÄNGSTIGTE MAGD kommt und putzt
Gräfin ´s Schuh und hält sich dabei die
Nase zu.)
GRÄFIN
Der werde ich doch gleich was flöten.
GRAF
Nein. Wir werden nun ruhig und sachlich Vorsicht! Du sollsch vorsichtig sei,
Sonsch dappsch do nomml nei!
- miteinander reden.
Und du, Kunigunde,
Schwätsch net so overschämt raus
Ond sagsch,
Mei Gemahlin seh wie en Gorilla aus.
EDELMUND
Ha saget a mol, hier ´s om dem Friedrich
Sei unmöglichs Benehma goht.
Ha hen ihr denn dafür überhaupt koin Riecher?
Ha was sen denn ihr für Rendsviecher?
VERÄNGSTIGTE MAGD
Ich melde:
GRAF
Ja heidanei!
Emmer diese Melderei!
VERÄNGSTIGTE MAGD
En dr Küche dronda,
Sei ´s Mittgessa verschwonda.
GRAF
S Mittagessa?
91
VERÄNGSTIGTE MAGD
Ja.
Die Hammelkeule sei nemme da.
Der Koch sagt, er häb die Hammelkeule no gseh,
Er hätt sich omdreht,
Ond no sei se fort gwä.
GRAF
Mensch, mit dene Angestellte heutzutag
Kensch Giechdr kriega.
Sie sage dem Koch: i will heut no mei Hammelkeule
Oder er wird von dr Burg fliega.
GRÄFIN
Nein. Ich meine: wir
Sollte mehr vegetarisch leben.
GRAF
Ja, da bin auch ich dafür.
Und was bitte isch
Vegetarisch?
GRÄFIN
Nur Gemüse. Kein Fleisch.
GRAF
Ahm, ja, das isch eine gute Idee von Ihr.
(zu Verängstigter Magd)
Sie soll dem Koch saga: vegetarische Küche heute
bitte.
VERÄNGSTIGTE MADG
Ja ond au für den Hond?
GRAF
Ja.
Vegetarische Küche auch für die Dorabella.
VERÄNGSTIGTE MAGD
Ja was?
GRAF
Des langt. Aus.
Naus.
(GRÄFIN gibt VERÄNGSTIGER MAGD
Handzeichen abzugehen.)
KUNIGUNDE
So, ond i fang jetzt zom Packa o.
Mei Aussteier isch jo zom Glück no net do.
92
KUNIGUNDE
(fortgesetzt)
Die Ehe war a Fehler.
Ond bloß zur Warnung: oi Wörtle von mir zom Kaiser,
(Gräfin will abgehen.)
KNIGUNDE
Nein! Hierblieba!
Und jetzt bitte zuhöra. Zuhöra und uffbassa:
Noch ein domms Wort von Ihr ond dr Kaiser wird Sie,
als Mischmagd auf ra Mischde mischda lassa.
GRAF
I glaub, I gang besser jetzt ent Burg nei.
Edelmund, du greifsch jetzt hier a bisle ei.
EDELMUND
I?
Ja aber wie?
GRAF
Mit Diplomatie.
Und allem was ich dir ansonsten beigebracht habe.
Also ade.
(will abeilen)
GRÄFIN
Er bleibt hier.
GRAF
Ahm, nein, wichtige Regierungsgeschäfte...
GRÄFIN
(unterbrechend)
Er bleibt hier, sage ich.
GRAF
Aber selbstverständlich.
GRÄFIN
Edelmund! Höre gefälligst auf
Im Garten herumzuschreiten.
Er wird mit Kunigunde nun
Ein wenig ausreiten.
KUNIGUNDE
Was mit mir?
GRÄFIN
Ja, Kunigunde. So ein Ausritt
Wird gut für deine Nerven sein.
93
GRÄFIN
(fortgesetzt)
Zum Mitttagessen
Kehrt ihr irgendwo nettes ein.
(Ein Sarg wird von einem KNECHT über die
Bühne gezogen. Mehr Hämmern...)
EDELMUND
Kunigunde, komme, auf oim Gaul
Jaga mir tsamma en ´s Däle nondr
Ond wieder nuff.
GRÄFIN
Verabschiede dich von deinem Vater.
EDELMUIND
Ade.
I versprech, mir basset uff dein Gaul uff.
GRAF
Ja. Ade.
(winkt zögernd während er dem Sarg
nachschaut)
Ja aber om Gottes Willa,
Die isch doch bloß ema Negligee?
(EDELMUND und KUNIGUNDE rennen ab.)
GRAF
Nein. Halt. Stop.
D Kunigunde so halbnegadich
Uff ma Gaul romreida lassa, i wois net.
S wär vielleicht besser gwä
Wenn se sich was überzoga hätt.
Au noi. Do reidet se. Oh Gott.
Des kannsch von hier seh,
(Handbewegung)
Das die nix drondr hot.
(Mehr Pochen und Hämmern)
GRAF
(während er Gräfin ´s Hand streichelt)
Ahm, Liebschde, I hon a Idee.
Mir hen scho so lang nemme Italien gseh.
So a Pilgerfährtle, bloß mir zwoi, du ond i,
Das schöne Italien, des gude Essa!
Rom, Florenz ond a paar Woche en Capri.
Ond die hen bestimmt au vegetarische Küche.
(Pavillon stützt ein.)
94
GRÄFIN
Was ist das für ein Krach?
GRAF
Au. Der Pavillon wird vollens abgsackt sei.
Dei Pavillon.
GRÄFIN
Mein...?
(hält ein)
GRAF
Ja. En des Bauloch nei.
Dei Pavillon, der war scho geschdern hee.
GRÄFIN
Mein Pavillon?
GRAF
Ja, des hosch du en deim Dulli bloß net gseh.
(Pavillon stürzt vollens ein. GRÄFIN
rennt ab. GRAF will ihr folgen. HENKER
stellt sich ihm in den Weg.)
GRAF
Guten Morgen.
(nachrufend)
Das der Pavillon hee isch tut mir leid!
Was d Kunigunde do ogschdellt hot,
Das geht zu weit.
(Pause)
Da stimmt Sie mir doch sicherlich zu.
(Pause. GRÄFIN kommt zurück.)
GRAF
Also i war jo dagega.
(Henkersbeil wird von einem KNECHT zu
HENKER getragen.)
KNECHT
(zu Henker)
Des Beil isch a bisle stumpf gwä.
Mir henn ´s jetzt gschärft ond gwetzt,
Goht des jetzt?
(HENKER testet Beil und schneidet sich am
Finger.)
95
HENKER
Au.
GRÄFIN
Ah.
(GRÄFIN umwickelt Henker ´s Finger mit
ihrem Taschentuch.)
KNECHT
(zu Publikum)
Die letschd Hinrichtung isch ho schwer daneba ganga.
5 Schläg, zack, zack, zack,
Ond der Kopf war emmer no net ab.
(zu Henker)
Des Beil isch s letschde mol
Oifach a bisle zu stumpf gwä.
I glaub, i wetz lieber no a bisle me.
(KNECHT geht mit Beil ab. Mehr Pochen und
Hämmern.)
GRAF
Entschuldigung, die machet en arga Krach.
GRÄFIN
Ich werde mich sofort darum kümmern.
GRAF
Danke sehr.
GRÄFIN
Ich werde bitten etwas leiser zu zimmer.
Ist das Ordnung?
GRAF
Ahm,
GRÄFIN
Ist das in Ordnung, frage ich?
GRAF
Ja, natürlich.
Das isch sehr freundlich von Ihr.
(BISCHOF tritt auf.)
GRÄFIN
Hochwürden.
96
BISCHOF
Madam, es tut mir leid,
I hon heut net viel Zeit.
GRÄFIN
Wir verstehen.
Es wird äußerst rasch vor sich gehen.
BISCHOF
Ruck zuck.
(BISCHOF, HENKER und GRÄFIN gehen ab.)
BISCHOF
Aber der soll nocher gut zulanga.
Weil die letscht Hinrichtung
Isch jo schwer daneba ganga.
GRAF
Also i ben jo dagega gwä.
GRÄFIN
Adieu.
GRAF
(zu Publikum)
I hab euch scho gwarnt was bassiera wird.
GRÄFIN
Er wird sich nun für seinen letzten Auftritt fertig
machen.
(HENKER flüstert GRÄFIN ins Ohr.)
GRÄFIN
Wir lassen ihm 5 Minuten dafür.
GRAF
Das ist sehr freundlich von ihr.
(HENKER und GRÄFIN gehen ab.)
GRAF
(von der Bühne mit hoher Stimme)
Könnet ihr mir bitte,
(räuspert sich, mit tieferer Stimme)
Könnet ihr mir bitte den Altar brenga.
Den Italienischa.
(zu Publikum)
Jetzt kommt glei mei große Bus -und Betszene.
"Oh wär ich nur ein Mönch geworden..."
97
GRAF
(fortgesetzt)
Do brauch i den Altar dazu.
Also die Bus -und Betszene, des steht nicht auf dem
Program.
Des mach i net emmer.
Des mach ich heut extra.
(Altar wird von einem MÖNCH auf Bühne
gefahren.)
GRAF
Do müsset dr jetzt aber glei ganz ruhig sei.
So ruhig, dass mr a Stecknadel falla hört.
(zu Mönch)
Nein, kein Kisse bitte.
(zu Publikum)
Bitte.
(MÖNCH geht ab mit Kissen.)
GRAF
Ja, mir hen a paar Mönch angstellt nur om
Den Altar so hin -ond her ond rom ond nom.
Des henn r jo scho mitkriegt.
Also net älle natürlich.
Die Mönch des isch meiner Frau ihr Idee
Gwä.
Ond Altar und Mönch, des duat jo au irgend wie tsamma
Ganga.
Se will
Halt emmer alles mit Stil.
(Mehr Pochen und Hämmern. Knecht zieht
Leiterwagen mit Kränzen und Beil über die
Bühne.)
KNECHT
(mit Beil in der Hand zu Publikum)
Des isch jetzt so scharf, mit oim Schlag, zack,
Isch der Kopf jetzt ab.
Mr muss halt emmer uff dr Hals schaua,
Gut ziele und dann richtig zuhaua.
GRAF
Ach ond gucket a mol: die Kränz hat sie
Auch schon für mi.
(KNECHT geht mit Leiterwagen ab.)
98
GRAF
Ja, se will
Halt emmr alles mit Stil.
(nachrufend)
Knecht! Bitte der Magd saga, der Magd die emmer so
zittert ond bibbert,
Bitte ihr saga, dr Graf von Rittersloh
Wird vielleicht bald für immer fortgehen.
Und ich möchte sie gerne vorher
Noch einmal sehen.
Und jetzt darf ich um absolute Ruhe bitta.
(kniet vor Altar mit betenden Händen)
Noi. I will doch lieber des Kisse!
(zu Publikum)
Bitte.
(MÖNCH bringt Kissen und geht ab.)
GRAF
Oh wär ich nur ein Mönch geworden,
Dann müsst ich nun mein Haupt nicht senken,
Und mit viel Buß und mit viel Reu
An meine vielen Sünden denken.
Oh wär ich nur ein Mönch geworden
Dann herrschte nun um mich nicht tiefste Nacht.
Oh hätt ich hier auf dieser Erden
Bloß älles anders gemacht.
(VERÄNSTIGE MAGD tritt auf.)
GRAF
(Pianissimo)
Oh wär ich nur ein Mönch geworden
Dann könnt auch ich nun zu den Sternen blicken,
Anstatt zerknirscht im Staube hier zu liegen
Mit: Mea Culpa, auf den Lippen.
Magd, dieser Ring
Isch mindestens 3 Jahresgehälter wert.
Ich möchte, dass ihr dieser Ring
Ab heute gehört.
(VERÄNGSTIGTE MAGD geht ab mit Ring.)
GRAF
Ab heute bin ich ein andrer Mann.
Ab heute fang ich a neus Leba an.
Mei Keuschheitsgürtel-Sammlung
(zu Publikum)
Bitte.
99
(Pause)
GRAF
Nein. Noch ruhiger.
So, dass mr a Stecknadel falla hört.
Mei Keuschheitsgürtel-Sammlung
Werd ich einem Museum spende,
Ab heute werd ich nur noch
Apfelsaft trenka...
(Ein KNECHT tritt auf mit zwei Kübeln.
Während er über die Bühne geht dreht er
Kopf nach Geräusch von Pochen und
Hämmern.)
GRAF
... in einem Musterehemann werde ich mich verwandla.
Ich schwöre! Meine Frau werde ich ab heute
Nur noch mit Liebe und Güte behandla...
(KNECHT fällt über GRAF.)
GRAF
Bass uff, du Dippl.
Was will er den mit denne zwoi Kübel?
KNECHT
Ahm,
GRAF
(mit noch gefalteten Händen)
Schwätz endlich,
Oder de oine butzt kriegsch
Dass de ent Mischde fliegsch.
KNECHT
Die lasset se aus dr Folterkammer
Dem neua Doktor schicka.
Die bräucht er
Wollt ihm sein heutiges Experiment glücka.
An boide Ärm gleichzeitig
Ko der en Aderlass ausführa.
Heut no will er ´s an mir ausprobiera.
GRAF
An boide Ärm gleichzeitig?
Knecht, gang schnell zu dem Doktor,
Dem guda Mo,
Sag em, er soll mei Gemahlin zur Ader lassa
Bis se koin Muckser me macha ko.
100
KNECHT
Aber der wartet doch auf mich?
GRAF
em, d Gräfä braucht en Aderlass
zwar augablicklich.
em: sie käm glei.
sei ´s dr ganza Tag scho net gut gwä.
(entfaltet Hände und steht auf)
Ond i wellt die Kübl
No heut voll bis zom Rand seh.
Ah.
(zu Publikum)
Do kommt se. Psst.
Sag
Ond
Sag
Ihr
(GRÄFIN und HENKER erscheinen. HENKER mit
Beil.)
GRAF
O wois, die 5 Minuta sen rom.
Aber es isch die Sitte
Einen letschden Wunsch äußern zu dürfen.
GRÄFIN
Bitte.
GRAF
Darf ich mich vor meinem letzten Auftritt
Bitte a bisle zur Ader lassa?
I ben von geschdern noch a bisle ts voll.
A paar Liter weniger
Ond i fühl me wieder wohl.
(HENKER flüstert GRÄFIN ins Ohr.)
GRÄFIN
Wir wollen ihm diesen Wunsch gewähren.
GRAF
Darf ich des Weiteren um eine private Unterredung mit
ihr bitten.
GRÄFIN
(nach kurzer Pause zu Henker)
Er wird von mir hören.
(HENKER geht ab mit Beil.)
GRAF
Danke sehr.
Soll ich sagen, auch Sie käme
Om sich a bisle zur Ader zom lassa?
101
GRÄFIN
Nein Danke.
GRAF
Ja, des sich ihr Entscheidung.
Aber i moin, mr sollt oifach a bisle uff sei
Gesundheit uffbassa.
GRÄFIN
Niemand will mir glauben,
Nach so einem Aderlass
Wird ´s mir immer ganz schwindlig um die Augen.
GRAF
Nach somma Aderlass bisch du emmer so friedlich ond
ruhig, ond i hon scho immer denkt,
Des isch a wahre Kunscht
Was onsr Doktor mit dir fertig brengt.
Ond woisch, i hon en neua Doktor komma lassa,
An boide Ärm gleichzeitig ko der en Aderlass ausführa,
GRÄFIN
An beiden Armen gleichzeitig?
GRAF
Ja.
Des muss i unbedingt ausprobiera.
GRÄFIN
Niemand will mir glauben:
Schon nach einem einfachen Aderlass
Höre ich immer alles ganz von Ferne
Es schwindelt mir vor den Augen
Und ich sehe Sterne.
GRAF
Ja no, do kann i nix dazu saga.
Außer: es kann jo nix schada.
Ich fühle mich nach ma Aderlass
Emmer so munter und frisch.
Na, ond erscht noch mal doppelte Aderlass
Do fühlt mir sich himmlisch.
GRÄFIN
Ich fühle mich heute ein wenig schlecht.
Vielleicht sollte ich einen Aderlass haben,
Vielleicht hat er Recht.
(zu Publikum)
Ausnahmsweise Mal.
(nach kurzer Pause)
Vor meinem Aderlass werde ich nur noch kurz
Meinen großen Monolog vom Burgturm halten.
102
GRAF
En großer Monolog? Vom Burgturm?
GRÄFIN
Ja.
GRAF
(nach sehr kurzer Pause)
Ja aber nadirlich.
Gang du glei uff dr Burgturm nuff.
(zu Publikum)
S isch dr gleiche Weg.
Mach aber dein Monolog net so lang.
Woisch, du hörsch manchmol nemme uff.
Ich würde nun gerne mit meinem Aderlass ofanga.
Darf ich bitte en ´d Burg neiganga?
Darf ich?
GRÄFIN
Aber natürlich.
GRAF
Adieu Gemahlin,
KNECHT
(zu Publikum)
Solla mr hoffa, dass em Graf sei Plan glückt?
I wois nemma was i do soll?
GRÄFIN
Man wird sehen ob es auf dieser Welt
Gerechtigkeit gibt.
(geht ab)
GRAF
Adieu.
Was steht er hier herum?
Er soll sofort zum Doktor ganga.
Ond der soll mei Gemahlin schnappa
ond mit dem Aderlass ofanga.
Er meinen Befehl kennt:
Die Kübel sen heut Obend voll bis zom Rand,
Oder er mache sein Teschdament.
(KNECHT schaut im Hintergrund mit zwei
Kübeln in der Hand auf Graf.)
GRAF
Des isch wirlich ein schöner Tag heute.
Und wie alles so schön blüht.
I glaub, i muss onserm Henker
Den schöne Blick von dr Burgmauer zeige,
103
GRAF
(fortgesetzt)
Das der a Mol a bisle was anders sieht.
Hallo!
(geht winkend ab.)
KNECHT
Oh Götter, was werdet ihr entscheida?
Muss onsr Graf a grausamms Schicksal erleida?
Wird onsr Henker glei zom Schlag aushola?
Oder hätt mr ons lieber
Von onserer Gräfa verabschieda solla?
Aus isch ´s. Für heut bei uns niemand mehr
Ritterlich feiert, lacht und singt.
Der Ernscht des Dramas beginnt!
(Lauter, langer Schrei.)
KNECHT
(erschrickt)
I wois, was grad passiert isch:
Der Graf von Rittersloh isch hingrichtet worda.
Ja, des grad isch sei letschdr Ufftritt gwä.
Ja, grad hen ihr onsern Grafa zom letschda Mol gseh.
Grad hen mir seine letschden Worte vernomma.
- I hoff, ihr hen uffbasst. Nie mehr wird onsr Graf zu uns zrück komma.
Was mir grad ghört hen
Des war sei letschdr Schrei vom Schafott.
Ja so goht ´s em Leba, grad war ´r no do
Ond jetzt isch ´r für emmer fort.
Entgültig isch onsr Graf uns nun für emmer gnomma,
Nie me wird onsr Graf zu uns zrückkomma.
Für unseren Grafa isch des Stück jetzt aus.
Drom noml en kräftiga Applaus.
Aber nicht nur mit Applaus, auch mit tiefer Trauer
wella mir an onsern lieben Graf von Rittersloh jetzt
denka.
((
(nach rechts)
Nein. Jetzt werdet keine Bestellunga aufgeba.
Jetzt kommt zuerst die tiefe Trauer.
Mit tiefer Trauer wollen wir an onsern Graf jetzt
denka. ))
Wir wollen nun alle unsere Häupter senka.
So wie i, mir nochmacha.
Mit Andacht und Trauer wollen wir...
GRAF
(aus Burgfenster)
S isch nix bassiert.
Was denn ´r den älle?
104
GRAF
(fortgesetzt, mit Bierkanne)
Proscht!
S isch nix bassiert.
Onsr Henker isch grad em hoha Boga
Von dr Burgmauer gfloga.
Dersch ausgrutscht.
Ond jetzt gang i schnell zom Doktor, dem guda Mo,
A mol seh ob e was mithelfa ko.
(verschwindet)
KNECHT
Ja, so got ´s.
Die Austrickste werdet mit em Leba büßa.
I versprech Euch: em nächschda Akt
(nimmt beide Kübel in die Hand)
Wird bei ons s Blut fließa.
Also no net ganz.
Also glei wird ´s Blut fließa,
Aber vorher wella mir noch a ganz gewagte Szene waga,
Em nächschda Akt
Wird d Kunigunde vor uns nackt bada.
(KNECHT geht mit zwei Kübeln ab.)
(Vorhang)
105
4. AKT
2. Szene
(In Kunigundes Gemach. Bett
umgeben von Vorhang. Spanische
Wand. Negligee hängt auf
Kleiderbügel.
Es klopft.)
KUNIGUNDE
(von hinter spanischer Wand)
Wer klopft denn hier an meine Kammer?
EDELMUND
(von hinter den Kulissen)
I ben ´s, dr Edelmund, em Friedrich sei Bruder!
KUNIGUNDE
(von hinter spanischer Wand)
Oh, aber i ben grad splitternackt
En meim Badzuber!
EDELMUND
(tritt auf)
Des macht nix.
S isch egal was die Alde saget,
I hon au au scho a mol badet.
KUNIGUNDE
(von hinter spanischer Wand)
I komm glei!
EDELMUND
Beeil de net!
Vom ausreida ben i a bisle müd.
I leg me a bisle no.
I war uff den em Bett!
(öffnet Vorhang)
Ha jetzt guck a mol do no.
Dorabella, was machsch den du do?
Du, die Dorabella liegt mit ra Hammelkeule em Bett!
Ja sag a mol?
Ha haidanei.
KUNIGUNDE
(von hinter spansicher Wand)
I komm glei!
EDELMUND
Komm, ruck a bisle nom.
An der Hammelkeule naga mr tsamma rom.
106
(EDELMUND verschwindet im Bett und zieht
Vorhang zu. DORABELLA knurrt gefährlich.
KUNIGUNDE erscheint in weises Handtuch
gehüllt.)
KUNIGUNDE
Ah, en meim Badzuber
Kennt i emmer schtondlang hocka.
Ond jetzt bräucht e dr Kaiser.
Der schleckt me emmer direkt trocka.
Ah, en meim Badzuber
Ko i emmer so richtig abschalda.
Dorabella, wo bisch? Komm, bis zom Kaffee
Dem mr a Schönheitsschläfle halda.
Dorbella?!
(KUNIGUNDE öffnet Vorhang. EINE MAGD
kommt mit Handtüchern.)
KUNIGUNDE
Edelmund? Was machsch en du do?
EDELMUND
Kunigunde, mach den Vorhang zua.
Komm, mir den ons tsamma a bisle ausruah.
KUNIGUNDE
Eigentlich a Schönheitsschläfle uff em Program steht,
Aber i ben plötzlich wie uffdreht.
EDELMUND
Kunigunde, i hon me scho emmer a mol
Mit jemand wie dir ausruah wella.
(EDELMUIND befördert DORABELLA aus dem
Bett.)
EDELMUND
Dorabella, du hälsch Wache, ond wenn jemand kommt
No duasch so laut wie möglich bella.
(EDELMUND schließt Vorhang. MAGD geht
mit Handtüchern ab. DORABELLA springt
zurück ins Bett.)
(Vorhang)
107
5. AKT
1. Szene
(Bühnenbild wie im 1. AKT)
(GRÄFIN steht hinter Gitterfenster.)
GRÄFIN
Hier, hoch oben auf dem Burgturm, Weitab
Von der Welten nichtgem Treiben,
Find ich die langersehnte Ruh,
Oh tiefe Stille; edles Schweigen!
(hält Vogel an einem Stab)
Husch, hier ein Vöglein lieblich flattert.
Flieg du immer nur dem Sommer zu.
(lässt Vogel verschwinden)
Horch wie es rauscht und singt.
(Rauschen und Vogelgezwitscher)
GRÄFIN
Hier find ich Frieden, find ich...
(Kuhkopf erscheint)
KUH
Muh!
GRÄFIN
Diese blöde Kuh!
Einsam...
GRAF
(kommt auf die Bühne geeilt)
Gräfä!
GRÄFIN
... mit mir im Stillen,
GRAF
Gräfä!
GRÄFIN
Hör ich nur auf des Allmächtgen...
GRAF
(unterbrechend, neben ihr stehend)
Gräfä.
108
GRÄFIN
Entschuldigung.
Ich bin gerade mitten in meinem großen Monolog.
GRAF
Es isch etwas passiert.
GRÄFIN
Einsamm...
GRAF
Ich muss ihr etwas sagen.
GRÄFIN
Muss er mich fortwährend unterbrechen?
GRAF
Ich muss mit Ihr sprechen.
GRÄFIN
Aber nicht jetzt.
GRAF
Dr Edelmund hot bei onserer Schwiegertocher a Viside
ghalda,
Ond dr Friedrich hot gmoint, sei en Eibrecher,
Ond do hot ´s oifach bei ihm ausgschalda.
Ond er hieb mit furchbarem Blicke
Unseren Edelmund in verschiedene große Stücke.
Es sich kaum zu fassen.
GRÄFIN
Noch so eine Nachricht
Und ich werde diese Welt verlassen.
GRAF
So höre, so kommt no schlemmer:
Die Götter ließen ihn des rechte Maß berauben
Au d Kunigunde musste daran glauben.
GRÄFIN
Ich werde mich vom Burgturm stürzen!
GRAF
I hon no net ausgschwätzt.
Und d Dorabella, hat man mir gesagt,
Hätt dr Friedrich mit em Schwert en dr Hand
Durch ´s Schlofzimmer gjagt.
Er hätt noch ra ausgholt om se omzombrenga.
Aber sie häb ´s gschafft
Grad noml davozomsprenga.
Onders Bett hätt se sich gflüchtet,
109
GRAF
(fortgesetzt)
De letschde Nachricht isch,
Dass se an ihrem ganza Leible zittert ond bebt,
Sie leidet unter Schock
Ond mr wois net ob se überlebt.
Ond onsr Henker isch au scho em Himmel droba.
Stell dr vor: der isch ausgrutscht
Ond von dr Burgmauer gfloga.
GRÄFIN
I werde mich vom Burgturm stürtzen.
GRAF
Des hosch scho a mol gsagt.
Entschuldigung.
Aber wois, so vom Burgturm sprenga, des isch
Für unser Stück vielleicht a bisle zu dramatisch.
GRÄFIN
Ich werde springen.
Halte mich nicht zurück.
GRAF
Noi.
I moin: noi! Net sprenga.
(zu Publikum)
Des isch jetzt ganz falsch rauskomma.
(GRÄFIN rüttelt am Gitterfenster bekommt
es aber nicht auf. Ein KNECHT tritt auf.)
GRAF
Ja wiea?
Worom goht denn des net uff?
Jetzt komm, hau a mol richtig druff.
(haut)
KENCHT
Oh, onsr Gräfä isch vom Burgturm gschpronga,
Ond grausam omkomma!
Ja wia?
GRAF
Mensch, jetzt streng dein Riebel a bisle o
Ond improvisier was.
Do isch was daneba ganga.
Se lebt emmer no.
KNECHT
(holt Script hervor)
S nächschde was is sag isch:
110
KNECHT
(fortgesetzt)
Ich melde:
Was schtoht do?
(versucht zu lesen)
Mr isch dabei die? Was? Die Aussteuer?
GRAF
(zu Publikum)
Entschuldigung.
KNECHT
Ins Lagerhaus?
GRAF
(zu Publikum)
Entschuldigung.
Hättet Se do net jemand anders fenda kenna?
Aber des isch die Finanzkrise.
Des isch weil ihr net gnug en des Tellerle schmeißet.
(zu Knecht)
Mensch Maier, do improvisiert mr doch was?
I improvisier doch au die ganz Zeit.
I moin, wie oft isch sie scho steckablieba.
GRÄFIN
Ich bin noch nie steckengeblieben.
Das waren dramatisch trächtige Pausen die ich...
GRAF
(unterbrechend)
Was trächtig sen Se jetzt au scho?
(zu Publikum)
Entschuldigung. Wir machet jetzt gleich mit dem Finale
weiter.
Finale!
GRÄFIN
Wie bitte.
GRAF
Mir ganget jetzt glei zom Finale.
Finale!
GRÄFIN
Sie haben meine große Sterbeszene ruiniert.
Und jetzt meinen Sie...
GRAF
(unterbrechend)
Ha wer hot des Fenschdr net uffkriegt?
Sie ond i?
111
GRÄFIN
Ah! Das ist der dramatische Höhepunkt des Stückes:
Mein Tod.
Ich verlange,
Dass diese Szene noch einmal gespielt wird.
ALLE
(erscheinen nacheinander, überschneidend)
Was isch los? Ja was isch? Was solla mr jetzt?...
GRÄFIN
Ich verlange kategorisch...
GRAF
(unterbrechend)
Bitte kein Latein.
OK OK,
Oh Gott, jetzt schwätz e scho
(zu Publikum)
Englisch!
(zu Gräfin)
No spiela mr die Szene halt noml.
(öffnet das Fenster)
GRÄFIN
Machen Sie aber das Fenster vorher auf.
GRAF
Scho offa.
(zu Publikum)
Entschuldigung,
Die Schterbeszene meiner Frau sich gleich rum.
Bis dahin bitte a bisle Dekorum.
(zu Gräfin)
Verschdandet se net
(zu Publikum)
Während der Sterbeszene meiner Frau bitten wir
Ein würdiges Benehmen an den Tag zu legen.
So wo wara mr jetzt? Noi, tu des net,
Bla bla bla,
Ect!
Wacha!
Ach so, der isch doch ausgrutscht.
(zu Gräfin)
Jetzt weiter.
GRÄFIN
Was, Sie wagen es,
Während meiner großen Sterbeszene
Ohne die geringste Trauer, ohne Tragik
Zu mir zu... ah!
Sie Amateur. Sie absolut dilletantischer Amateur!
112
GRAF
Wie?
Ich wär ein Amateur?
GRÄFIN
Ja. Sie.
GRAF
Ond Sie werdet nun endlich vom Burgturm schprenga!
Oder i werd Sie höchstpersönlich - ahm, nodr befördra.
GRÄFIN
Halte mich nicht zurück!
GRAF
Noi.
I moin: noi!
(GRÄFIN rüttelt am Gitterfenster und
bekommt es nicht auf.)
GRAF
Ja wia?
(rüttelt am Fenster)
I hon ´s doch grad offaghet?
Vorhang!
(zu Publikum)
En Augablick. Des Fenschdr muss terscht repariert
werda.
Ha des isch doch? Desch Plastik!
ALLE
(erscheinen, überscneidend)
Jetzt machet endlich weiter. Was isch en jetzt scho
wieder los. Ja was solla mr jetzt?...
GRÄFIN
(Alle übertöntend)
So kann ich nicht arbeiten!
Ha isch doch wohr, Mensch!
GRAF
Die isch heut a mol wieder net ´s tod zom kriega.
(zu Publikum während Vorhang zugeht)
S geht glei weiter.
Jetzt repariert endlicha mol des Fenschdr!
Oder ganz rausnemma!
Mein Frau will isch ombrenga!
(Vorhang)
(Reparaturgeräusche während der Pause)
113
5. AKT
2. Szene
(GRÄFIN liegt auf Bühne. GRAF in
schwarzer Rüstung kniet neben ihr.)
GRAF
(nach Pause, zu Publikum)
Was, ihr sen auch scho wieder do?
Es isch einiges bassiert
Seit wir uns zum letzten Mal gesehen haben.
Ich bin fix und fertig.
Oi Minütle ben i bloß ts spät komma.
Do hot Sie scho des Fenschdr uffkriegt
- S hot repariert werda kenna Oder bevor mr "noi" hot rufa kenna
Isch se nondr schpronga.
Der Burgturm isch net arg hoch, i wois,
Aber sie isch ganz ungeschickt glandet.
Zu eurer Beruhigung sollet ihr aber wissa,
Grad weil se so ungeschickt glandet isch
Hot se net lang leida müssa.
(Ein KNECHT tritt auf im Eisenhemd.)
GRAF
Oh des Schiksal heut mo wieder webt und spinnt,
KNECHT
Eine tiefe Ahndung führte mich...
(GRAF packt KNECHT und befördert ihn
weiterredend von der Bühne.
Eisengeschetter.)
GRAF
Gemahlin, die hosch a Trauerrede verdient.
(zu Publikum)
Sehn `r , des hot jetzt gschettert.
Ahm, i hon mit meiner Trauerrede no net ogfanga.
I hon denkt, i wart bis ´r wieder do sen.
Des wellet dr doch bestimmt höra?
I hon me bloß schnell scho omzoga.
Und dann kommt ja meine große Sterbeszene.
Und das klappt dann a bisle besser.
Weil ich bin top professionell.
Ond des kammr net von älle saga.
So, von was hon i ´s jetzt geht?
Von was? A Trauerrede?
Wie bitte?
Was? I soll mei oigene Trauerrede halda?
114
GRAF
(fortgesetzt)
Was isch?
Ach so? Jetzt. Ja. Mensch, jetzt brenget me net emmer
ganz durchanandr!
Aufgepaßt. Ruhe. So.
Und jetzt herrscht Silencio!
Mei Gemahlin, schwindelnde Höha hot se erklomma,
Ond bevor mr "noi!" hot rufa kenna,
- Jetzt hon e ´s nokriegt Isch se nondr schpronga.
Aber au so ko mr se nemme om ihrn Erfolg brenga,
Mr wird se a mol en Gedichte und Opern besenga.
Schicksal, worom treibsch du ´s bloß so toll?
Do wois mr net was mr saga soll.
Gescheha isch dr Götter ihr Willa,
Drom will i mei Haupt in stumme Trauer hülla.
Enra andra Welt wird se jetzt scho sei.
Vor lauter Schmerz fällt mir koi Wörtle ei.
Vor lauter Trauer bin ich wie stumm,
Oh, wann isch des Drama endlich rum!
(schaut böse nach rechts)
Geliebte, Teurschde, jetzt hosch me verlassa,
Wie se do liegt, so tod und stumm,
I ko ´s no gar net fassa.
Oh lasset mich meine Arme
In stummer Trauer zom Hemmel strecka!
GRÄFIN
(überschneidend und übertönend)
Mit meinem letzten Atmezug!
GRAF
Psst. Ruhe. Sie will noml was saga.
GRÄFIN
Was er mir auch angetan im Leben,
Ich trage ihm nichts nach,
Ich werde ihm vergeben.
GRAF
Gucket do no mit ihrem letschda Atemzug,
Während se am Schterba liegt,
Sie ihrem Gatta no schnell
Seine viele Fehler vergibt.
Oh Götter, welch grausam Spiel.
Schicksal, was ts viel isch isch ts viel.
Oh lasset me meine Arme
Und stummer Trauer zom Hemmel strecka.
115
GRAF
(fortgesetzt)
Götter, in aller Demut, Ihr könnet mich
Mit nix me verschrecka.
Oh Götter, lasset mich euch froga,
Worom den ihr ons so ploga?
Worom passiert so furchbares...
(KNECHT im Eisenhemd tritt nochmals auf)
KNECHT
Ich melde:
Mr isch dabei die Aussteuer...
(GRAF befördert KNECHT weiterredend von
der Bühne. Eisengeschetter.)
GRAF
... wemmr euch net pariert?
(zu Publikum)
Des isch Musik für meine Ohra.
Worom machet ihr ´s Leba für ons Ritter so
kompliziert?
Koin Muckser. Wie üblich sen ihr still!
Wemmr mit euch diskutiera will!
Mei Gemahlin,
Sie war bekannt auf alle Burga im Umkreis,
Au in diesem bescheidana Haus.
Ond jetzt isch se von ons ganga
GRÄFIN
Mit meinem...
GRAF
(unterbrechend)
Nein, den allerletschda Atemzug demmr heut streicha.
Ond jetzt isch se von ons ganga, für emmer.
Drom noml en kräftiga Applaus.
Geliebte, Teurschde, woisch was? Mir machet
Geschichte, noch mehr Geschichte auf Burg Rittersloh.
Er verspricht dir dein Mann,
Zu deinem Leichaschauß werda mir au
Was vegetarisches hon.
(zu Publikum)
Des war jetzt grad das erschde Mal, dass auf einer
Burg ein vegetarisches Menue geplant wurde.
Magd!
Das war jetzt schon wieder grad ein ganz großes
geschichtleiches Ereignis, war des jetzt.
Ja, sehn ´r, was ihr heut no alles erleba dürfet.
116
GRAF
(fortgesetzt)
Und dieses große geschichtliche Ereignis, des isch auf
Burg Rittersloh bassiert.
Kapiert?
Ah, Entschuldigung.
(VERÄNGSTIGTE MAGD bringt Bierkanne.)
GRAF
Danke sehr, du teure Magd.
(VERÄNGSTIGTE MAGD macht Knicks.)
GRAF
Für diese schöne Kanne Bier.
Danken wir ihr.
(VERÄNSTIGTE MAGD macht Knicks)
GRAF
So des langt. Aus.
Naus.
(VERÄNGSTIGTE MAGD geht ab.)
GRAF
Entschuldigung. S goht jetzt mit meiner Frau weiter.
Die Magd, desch fertig.
Do rondr isch se gschpronga, noi, Mensch,
Was i scho lang saga will, mir henn
Auf Burg Rittersloh über 90 Angestellte.
Des isch alles nur ein kleiner Bruchteil
Den ihr hier sehn.
Jetzt weiter:
(setzt Bierkanne ab)
Do rondr isch se gschpronga,
- Bei meiner Gemahlin semmr jetzt wieder Oh wie tragisch,
Was für ein Schmerz,
Zu viel für mein scho arg angegriffenes Herz,
Wochalang war i wega dem Leida scho oft em Bett.
Scho von klei uff hon i des ghet.
Mit meiner Frau vereint zom sei
Sei jetzt all mei Streba.
Au, was für ein Schmerz.
Den tu i nemme überleba.
Ade, Auf Wiedersehen, Au Rev...
(hält ein)
Koi Angscht, i komm heut noml. Ja, auch nach meinem
117
GRAF
(fortgesetzt)
Ableben isch des Stück emmer no net rom,
Weil zum Grand Finale komme ich dann wieder als
Spirituelle Erscheinung.
Als Abertura Spiritual.
Ja, mit bietet de Leut hier was.
So, wo wara mr jetzt? Ach so, ja, mei Sterbeszene.
Ade, Auf Wiedersehen, Au Rev...
(hält ein)
Was seh ich da?
S Grab von dr Dorabella.
Oh des Schicksal in alle seiner Gewalt!
Macht net a mol vor ma oschuldiga Hondle halt.
Worom hosch net Wacha ghalda?
No hättsch des Unheil komma gseh?
Aber no, se isch schließlich koi Wachhund
Sondern a Luxushondle gwä.
Ade, Auf Wiedersehen, Au Rev...
(hält ein, schaut nach rechts)
Ja, so a Sterbeszene isch nix schees.
I wois.
Aber ´s dauert nemme lang.
Höchschdens no 5 Minuta.
I werd me beeila.
Noi, wisset dr was?
Euch zuliebe mach es heut a bisle länger.
Ade, Auf Wiedersehen; Au Rev...
(stirbt)
(Ein KENCHT tritt auf.)
KNECHT
Oh, ´s isch nemme schee,
Scho wieder sen zwoi - gschtorba.
Wer jetzt net heult, wer jetzt net klagt,
Isch wirklich nichtig ond verdorba.
Mr soll die Nachricht hinausposauna!
(wartet)
GRAf
(flüsternd)
Weiter.
KNECHT
Bis se se em letschda Flecka vernomma hen,
Dass onsr Graf...
(Posaunen, KNECHT wartet.)
118
GRAF
(flüsternd)
Weiter.
KNECHT
... dass onsr Gräfä, seit heut, seit grad,
Se nemme sen.
Oh der Friedrich!
Do kommt dr, Oh Gott,
Schnell reimet die Leicha fort!
(Leichen werden von der Bühne gezogen von
EDELMUND und HENKER als KNECHT bezw. MAGD
verkleidet.)
GRAF
Vorsicht.
KNECHT
(zu Publikum)
Ond das mr niemand zu laut blärrt.
Sonsch stürtzt sich der no en ´s Schwert.
(FRIEDRICH tritt auf.)
FRIEDRICH
Schwer steht mir heut mei Sinn.
Meine Schritte führen mich zur Beichde hin.
KNECHT
Friedrich, du onserm Bischof
Jo schöne Nachrichda brengsch.
Aber du hosch no viel me zom
Wie de denksch.
Dei Mutter isch grad vom Burgturm gschpronga.
Ond dei lieber, guter Vater isch gleichfalls omkomma.
Ond sogar die Dorabella...
FRIEDRICH
(unterbrechend)
Jetzt hör a mol gut zu:
Mir den onsr Stück schließlich als Drama opreißa,
Ond mir wellet d Leut schließlich net... do woisch
scho.
Mh, der isch gar net so schlecht,
Meiner Mutter ihr Palaschgarda.
KNECHT
Friedrich, dr Teufel wird a mol uff dich warda.
119
FRIEDRICH
Ja aber des hot no a bisle Zeit,
No isch ´s net ganz so weit.
I lass nämlich net bloß beim Beichda
Über meinen Lebenswandel, meinen Leichda.
Über Bord werf i all den ritterlicha Balascht.
Dronda em Däle bau i mir en neua Palascht.
Meinem Vater seine Rüschdunga ond Schwerter sen passe,
Von Lanza durchbohrt wird ab heut niemand me.
KNECHT
I seh, über dich wird mr doch net so schlemm richda,
Denn des sen jo schöne Aussichda.
FRIEDRICH
Ja, koi Leba mehr in Sauß und Brauß,
Ofanga damit demmr glei
Noch em Leichaschmauß.
Ond onser Hauskuh, die oerzoga,
Die nemma mr net en ´s Däle mit,
Die bleibt hier droba.
(Kuhkopf erscheint)
FRIEDRICH
Von wega Palaschtdärda,
Extra designierte Weideflächa
Werdet ihr Küch zugwiesa kriega!
Koi hohe Dame soll wega euch no ausrutscha
Ond nofliega.
I werd meine Untertana
Vor all dem Saudreck bewahra.
Dr Dreck müsset die ab heut
Auf extra Abfallhalda karra.
Ond du bisch ab heut mei erschdr Staatsdiener.
Woisch was des isch?
KNECHT
Aber nadirlich.
(FRIEDRICH
geht ab.)
KNECHT
(nachrufend)
Heut no werd i befehla,
Dass koi Sau me aus em Abfall frißt.
De Säu wird befohla Gras zomn fressa,
Des natürlich erscht noch ra Übergangsfrist.
(zu Publikum)
So, jetzt isch ´s en onserm Drama
Doch net so dramatisch komma.
Em Friedrich sei Leba verläuft en neua Bahna,
120
KNECHT
(fortgesetzt)
Ond i ben Diener von - onsre Untertana.
(von der Bühne)
Was isch?
Ja, i richt ´s aus.
(zu Publikum)
I soll euch ausrichda, mir hättet grad scho wieder
Geschichte gmacht.
(von der Bühne)
Wie bitte? Ja.
(von der Bühne)
Weltgeschichte.
So, jetzt isch ´s en onserm Drama
(GRAF erscheint)
GRAF
Hallo.
(nach rechts)
Nein. Des isch noch nicht meine Apertura spiritual.
Meine spirituelle Erscheinung die kommt erscht zom
Grand Finale. Aber des hon e doch scho älles erklärt?
Henn ´r a mol wiedder net zughört.
Jetzt, weiter.
(geht ab)
KNECHT
So, jetzt isch ´s en onserm Drama
Also doch net so dramatisch komma.
Em Friedrich sei Leba verläuft in neua Bahna,
Ond ich bin Diener von onsere - Untertana.
S gibt also wirklich nix mehr zom Klaga.
Aber i wois net, was willsch saga?
Oh, ´s nemme schee!
I schwarz für onser Drama seh.
I welt, ´s werd noml gfeiert, glacht ond gheult,
I welt, ´d Gräfä dät noml ihr Klapp uffreisa, ihr
Großa.
Ond mr dät sich noml so richtig ´d Moinung bloßa.
I wellt, mr dät noml lacha ond danza ond feira
Ond nochmol so richtig uff dr Leier leira.
Oh, i wellt....
(hält ein)
Zugeba, ´s duat wieder Fried und Ruhe walda.
(hält ein)
Aber die Ruh isch oifach net auszomhalda.
Oh ´s isch nemme schee!
Zom Glück hon i a Idee.
Mir wellet älle dr Dauma ent Hand nemma,
Ond ´d Auga zumacha und ganz fescht hoffa
121
KNECHT
(fortgesetzt)
Des Drama sei no net aus.
Ond vielleicht komemt se no wieder zrück
En onsr becheidens Haus.
(schaut nach Rechts und erschrickt)
Noi. Dr Dauma! Ond hoffa,
Ond vielleicht wird ons so a Finale glücka.
Auga zu! S isch höchschdens erlaubt
Mit oim Aug a bisle zom spicka.
(DORABELLA - die schwarzes Halsband und
Leine trägt - wird von GRAF auf die
Bühne geführt.)
KNECHT
S hot klappt.
Ihr dürfet jetzt gucka!
GRAF
Jetzt zieh net so an dr Leine.
(ALLE außer Gräfin und Henker kommen auf
die Bühne und stellen sich im Halbkreis
auf. ALLE tragen schwarz, Kunigunde
schwarzes Negligee.)
GRAF
Fuß.
Ja,
Nun sind wir alle wieder da.
Und nun kommt das versprochene Finale
Mit Coda.
Mit Coda.
Ja.
Co.da. Soll es erklära?
(nach rechts)
Wie bitte? Was isch eine Apertura spiritual? Des
erklär e au glei no. Aber zuallererscht: a Coda des
isch... ahm, des isch ganz leicht zom erklära, ahm...
(GRAF hält ein da KNECHT ihm etwas in ´s
Ohr flüstert.)
GRAF
Wie bitte? Was isch? Ha i glaub, i schpenn.
(schaut um sich)
Emmr will se ihr oigens Süpple kocht hon.
Wo isch se denn?
122
(GRÄFIN kommt langsam auf die Bühne. Sie
trägt weises Gewand und trägt eine 5kg
Kerze mit beiden Händen.)
GRAF
Ha was soll en der Uffzug?
En dr Regieanweisung steht doh klipp ond klar: Grand
Finale im Ballkleid.
GRÄFIN
Die Kunigunde hat auch nicht ihr Ballkleid an.
GRAF
Weil ´s hoißt: Kunigunde: Grand Finale im Negligee.
Onsr Author wois scho was ´r duat.
KNECHT
Also I hon heut Obend
Kaum a mol ausruh deffa.
(GRÄFIN übergibgt GRAF Kerze.)
GRAF
Ha was soll denn i damit?
KNECHT
Als Knecht musch en dem Stück schwer schaffa.
(GRAF übergibt KNECHT Kerze.)
GRAF
Vorsicht, sonsch bassiert no was.
KUNIGUNDE/EDELMUND/FRIEDRICH
(durcheinandere)
Ja wann fanga mr enldich... Am gernsch dät i noml...
mei Veschpr...
GRAF
(unterbrechend)
Ruhe! Und zwar sofort.
Ihr wisset genau: Zum Grand Finale
Gehört onsrer Gräfä ´s erschde ond ´s letschde Wort.
GRÄFIN
Danke sehr.
GRAF
Gern geschehen.
123
GRÄFIN
(tritt aus Halbkreis)
Voll bin ich bis obenhin...
GRAF
(einwerfend, zu Publikum)
Von Leid und Schmerz.
(nach rechts besonders betont)
Von Leid und Schmerz.
GRÄFIN
Darf ich euch darum bitten,
Noch einmal mein Herz vor euch
In einem großen Monolog auszuschütten.
GRAF
Also die ganget mr jetzt so langsam, was will Se?
EDELMUND
En großer Monolog.
GRAF
Noi, koi großer Monolog mehr.
EDELMUND
Vielleicht en kloiner.
GRAF
Kein Monolog mehr.
Weder groß noch klein.
Weil
(zeigt auf seine Armbanduhr)
Wir sollten schon längst fertig sein.
KNECHT
So ond jetzt will i noch Mol was saga.
GRAF
Wacha!
Ach so, dersch doch ausgrutscht.
KNECHT
Ich hab heute viel schaffa müssa.
Kann mich aber trotzdem nicht beklaga.
Ich wurde in diesem Stück
Zwar sogar einmal umgebracht.
Habe mit meinem Ableben
Aber Geschichte gemacht.
GRAF
Des war schö gsagt.
So, no hemmr älle en schöna Obend ghet,
124
GRAF
(fortgesetzt)
Mir hen viel erlebt ond viel gseh,
Ond unser Gräfa wird ´s ons verzeiha,
Wenn ´s ons net emmer zom heula gwä.
GRÄFIN
Ich meine nur...
ALLE
(durcheinander)
Ja saget a mol... ond nocher ganga mr alle... ond
wemmr dann...
GRAF
Ruhe! Silencio!
Unsere Gräfä hot noch mol was zom saga.
Do schdandet dr wieder no.
Im Halbkreis.
(zu Gräfin)
Bitte.
GRÄFIN
Danke sehr.
GRAF
Gern geschehen.
GRÄFIN
Ich meine nur: ein bisschen Pietät wäre angemessen.
GRAF
(einwerfend)
Ja, do hot se Recht.
GRÄFIN
Einige haben sich heute Abend total vergessen.
GRAF
(einwerfend)
Ja, des schtemmt.
GRÄFIN
Kaum erblickten die Leiden und Schmerzen
Da lachten die aus vollem Herzen.
Es gab da einige,
Die wollten einfach nicht in sich einkehren.
Bei Trauer sind die nicht lange verweilt.
GRAF
Ja no: Lieber oaschdändig glacht als sittsam gheult.
125
KNECHT
Ich meine...
GRAF
(unterbrechend)
Nein, Danke. Also jetzt bitte net übertreiba.
Des kann e gar net leida.
KNECHT
Nein, ich meine...
GRAF
Und ich meine: jetzt aber ab.
Ond a bisle zack zack.
(KNECHT geht ab.)
GRÄFIN
Alles ist sicherlich
Auf meine nächste Rolle schon gespannt.
ALLE
(außer GRAF und GRÄFIN durcheinander)
Ja i hon denkt... ha saget a mol... also i krieg so
langsam Kohldampf... was, du hosch doch erscht...
GRAF
Ja aber natürlich!
GRÄFIN
Noch habe ich mich nicht entschieden
Ob jetzt die Juliet oder die Ophilia.
GRAF
Einige mr ons uff d Desdemona.
KNECHT
Hon i en Appetit uff a Rote
Ond en Kartoffelsalat,
Das des Rittermahl net länger dauert hot
Isch wirklich schad.
FRIEDRICH
Komm, jetzt ganga mr endlich oin lupfa.
KUNIGUNDE
Au ja.
GRÄFIN
Wir sind noch nicht ganz so weit.
126
KUNIGUNDE
Ich schon.
GRÄFIN
Nein, Kunigunde,
Unser Publikum wartet vielleicht auf eine Hilfe
Zur Interpredation.
Des Stückes, Kunigunde.
((
GRAF
(zu Publikum)
Aber vergesset net:
Wer nacher über das Stück diskutiert
Bis em dr Kopf raucht,
Der von Zeit zu Zeit
A Viertele braucht.
))
EDELMUND
Also i will jetzt endlich
Mein Karotffelsalat ond mei rote Wurscht.
GRÄFIN
Und ich habe von dem vielen Reden
Solch einen Durst.
GRAF
Ja was: sogar onsr Gräfä hot en Durscht
Des ko mr jo kaum fassa.
GRÄFIN
Und von ihrem Vesper
Dürfen Sie mich au mal
(versucht schwäbisch zu reden)
Versuche lasse.
ALLE
(außer Gräfin, durcheinander)
Also i dät vorschlaga... ha saget a mol, mei
Rüschdung, isch die eiganga... ond wo solla mr dann
nocher...
GRAF
Ruhe! Und zwar sofort.
Ihr wisset genau
Onsrer Gräfa ghert ´s letschde Wort.
GRÄFIN
Danke sehr.
GRAF
Gern geschehen.
127
GRÄFIN
Vor meiner letzten Rede
Möchte ich nur noch kurz etwas bekanntgeben.
Das Viertele...
GRAF
Augablick. Jetzt kommt a Bekanntmachung.
GRÄFIN
Das Viertele kostet bei uns heute nur...
GRAF
(unterbrechend)
Ja, unsr Burgliebewein isch heute em Sonderangebot.
GRÄFIN
(zu Publikum)
Frische Lust und neue Kraft
Gibt der edle Rebensaft.
GRAF
Lebensluscht! hot se gmoint.
Ja, von onserm Burgliebewei müsset dr viel trenka.
Do wellet noml a paar bschdella!
Kommet, den noml alle richtig eischenka.
Der Wei isch so gsond.
En dem Wei sen,
Und ich übertreib jetzt nicht,
En dem Wei sen
Sogar Vitamine dren.
))
ALLE
(außer Gräfin)
Ja saget a mol... ond wo gang mr no, hon i en
Kohldampf... I trenk dann au a Viertele...
GRAF
Ruhe. Silencio!
In Halbkreis.
(zu Edelmund)
Noi du schtosch hier her, so.
Und Sie fanget jetzt endlich
Mit Ihrer letschde Rede o.
Bitte.
GRÄFIN
Danke sehr.
GRAF
Gern geschehen.
(GRÄFIN tritt aus Halbkreis)
128
GRAF
Au noi, stopp, halt. So,
Bevor mr jetzt glei alle für emmer wegganget,
Net heula.
Isch onsr Dorabella nomml dro.
Dorabella, wie war des Rittermahl?
(Pause)
Hot ´s dr gfalla?
(Pause)
Hosch gnug zom Essa kriegt?
(Pause)
Wie war die Wildsau?
DORABELLA
Wauw! Wauw!
GRAF
Ha saget a Mol? Des isch ´s Grand Finale
Und die Gräfin Rullwalla isch net hier?
(VERÄNGSTIGTE MAGD tritt auf mit Papier
in der Hand.)
GRÄFIN
Das man die nicht eingeladen hat
Da kann ich nichts dafür.
GRAF
Ja wie?
Was will Sie?
VERÄNGSTIGE MAGD
Ahm,
GRAF
Was will Sie hier?
VERÄNGSTIGTE MAGD
I komm zom Grand Finale.
GRAF
Ab ent Küche mit dir.
VERÄNGSTIGTE MAGD
Noi. Zum Grand Finale
Dät i gern oins meiner Gedichte vorlesa.
GRAF
Ab ent Küche mit dir.
Ond heut no fängt Sie an d Burgmauer ronderzomwäscha.
(VERÄNGSTIGTE MAGD geht ab.)
129
KUNIGUNDE
Ha saget a mol: ond hot die Minnesänger jemand
gsichtet?
FRIEDRICH
Die sen doch scho lang en ´s Ausland gflüchtet.
Komm, jetzt ganga mr endlich oin zecha.
EDELMUND
Ond die mit dem Keuschheitsgürtel o?
Wo isch die?
KUNIGUNDE
Die hot was mit em Bischof...
FRIEDRICH
(einfallend)
Ach was?
GRAF
Zom Besprecha!?
(( Also i dät vorschlaga: mir lasset jetzt andere
Ent Welt nauß glotza,
Mir den für heut bloß no
Onsr Viertele schlotza.
))
ALLE
(durcheinander)
Ja, des dät i au... Ja, Mensch, jetzt machet
endlich... und Sie meinen wirklich, ich sollte die
Desdemona...
GRAF
Ruhe! Ja heidanei.
Mir solltet scho längscht fertig sei.
Ond du schtosch hier her.
EDELMUIND
Wo?
GRAF
Hier her. So:
Ond jetzt herrscht Silencio!
Ihre letschde Rede.
Bitte.
GRÄFIN
Danke sehr.
130
GRAF
Gern geschehen.
I dät jo no gern zum Abschluß noml a bisle was
metaphorisches saga.
(zu Gräfin)
Ja, mir hen scho lang nix me metaphorisches geht.
Ond i dät gern a mo wieder...
(zu Publikum)
Aber i glaub, lieber net.
Ihre letschde Rede bitte.
GRÄFIN
Danke sehr.
GRAF
Äußerscht gern geschehen.
So ond jetzt isch ´s aber glei entgültig aus.
Sie fanget jetzt endlich mit Ihrer letschda Rede o
Sonsch komma mr heut nemma hier naus.
Ja heidanei
Mir sollet scho älle dahoim en de Betta sei.
Zom Schlofa. Ond zom Lesa.
Saget a mol? Von was schwätz e denn scho wieder?
Jetzt: weiter.
Sitz.
(zu Gräfin)
Ha, ko i doch nix dafür wenn der Hond net guad duat?
Ihr letschde Rede bitte.
(zu Publikum)
Ruhe!
Uffbassa.
GRÄFIN
Oh Götter.
GRAF
Jetzt bitte die Götter aus em Spiel lassa.
Jetzt, weiter.
GRÄFIN
Deutsche Geschichte zog an uns vorüber...
GRAF
(tritt applaudierend aus Halbkreis)
Des war schö gsagt.
Entschuldigung.
(tritt zurück in den Halbkreis)
(Ein bisher nicht gesehener KNECHT tritt
auf und steht mit Tablett mit Brief vor
Graf.)
131
GRÄFIN
Deutsche Geschichte...
GRAF
Nein. Stopp.
(zu Publikum)
Der kommt bloß wenn ´s was ganz wichtigs gibt.
(beschaut und öffnet Brief)
Desch vielleicht vom Kaiser.
Mein Gott, jetzt goht ´s aber los voll.
(dreht Brief, zu Edelmund)
Do, les a mol.
(zu Publikum)
Entschuldigung. Regierungsgeschäfte.
EDELMUND
Kündigung.
Bitte um Entassung.
GRAF
(nach kurzer Pause)
Desch die Magd, die will fort?
Wo se ´s doch hier so gut hot
EDELMUND
Noi!
Kundigung.
Bitte um Entlassung.
Wetter schön. Essen sehr gut. Bleibe in Rom.
Grüße rings rum
Schwertträger Egon.
In Klammer: Friedebert?
GRAF
Also des isch doch, noi, also do... s isch egal. Mir
kommet sowoíe so jetzt glei
En Hemmel nei.
Ond do braucha i koin Schwerträger mehr.
Ja, des kommt jetzt glei.
(Wolke kommt hereingefahren oder vom
Himmel geschwebt.)
GRAF
Do, die wartet scho.
Ihre letschde Rede.
Schnell. Jetzt aber rapito!
(zu GRÄFIN)
En Augablick.
(zu KNECHT)
Wart! Er soll glei mei Rückantwort mitnemma:
An Schwertträger Egon:
132
GRAF
(fortgesetzt)
In Rom:
Kunigung akzeptiert. Grüße von uns allen. Ond er soll
dene Italiener do dronda glei a bisle was beibrenga.
Se henn ´s nötig.
(KNECHT geht ab.)
GRAF
Wo isch die Gräfin von Rittersloh?
So, jetzt aber a bisle rapito,
Hon e gsagt. Die wartet scho.
Und mir warter auf Sie.
(zu Publikum)
Ahm, Rapito
En dr Umganssprache heißt des dali dali.
Jetzt muss e aber ruhig sei.
Die explodiert jetzt glei.
(zu Publikum)
Ruhe bitte.
Noch ruhiger.
Zum Schnaufa uffhöra.
(zu Gräfin)
Bitte.
GRÄFIN
Danke sehr.
Deutsche Geschichte zog on uns vorüber.
Vieles man kannte schon.
Doch hören wollen wir immr wieder
Von dieser, unsrer Tradition.
(Musik: Schlußchor "Rossini: Il Viaggo a
Reims".)
GRAF
Leiser bitte!
(zu GRÄFIN)
Isch dr des stilvoll gnug?
Ja? Gut? Eisteiga!
(GRÄFIN, Kunigunde, EDELMUND und
DORABELLA steigen.)
Ond
Des
Mir
Das
GRAF
(zu Publikum)
des war nicht nur Deutsche Geschichte.
war grad nicht akkurat was se do gsagt hot.
hen hier heut au Weltgeschichte gmacht
bloß so kracht.
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(Wolke setzt sich in Bewegung)
GRAF
Adee!
Das isch jetzt der Höhepunkt meiner Abertura
spiritual.
Adee!
Net heula.
(GRÄFIN winkt dezent.)
GRAF
Jetzt a mol seh
Ob ihr ´s do droba besser gfällt.
I hon do so meine Bedenka.
(zu Gräfin)
I hon bloß gsagt:
Jetzt a mol seh ob ´s do droba au so schö isch
Wie se ´s immer saget.
No brauchsch du net jedes Johr ombaua.
(zu Publikum)
Ha jo, die Woklk do nüber ond des dort nom.
(zu Gräfin)
Ond wenn de obedengt ombaua willsch,
(zu Publikum)
Weil das kommt, das weis ich,
Dann bitte net glei am erschda Tag.
Des macht en schlechda Eindruck.
Ond wemm ´r jetzt glei vorem Friedebert standet...
GRÄFIN
(einfallend)
Petrus. Vor Petrus.
GRAF
Ja, den moin e. Noi!
Dr Petrus isch en Rom.
GRÄFIN
In Rom ist der Papst.
GRAF
(zu Publikum)
Ja, mir hen a Recht
Standesgemäß empfanga zu werda.
Ond wenn do jetzt net glei
So en Friedebert ufftaucht zu Begrüßung,
Dann,
(zu Gräfin)
Dann lasse ich dich Theater macha.
(zu Publikum)
Weil des kann se.
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GRAF
(fortgesetzt)
Des henn ´r o scho mitkriegt.
(nach oben)
Komm, jetzt den a mol dr zwoite Gang nei.
A bisle me dali dali.
(zu Publikum)
Entschuldigung. Rapito.
(zu Gräfin)
Ah ja: ond des kann sei
Dass die jetzt alle glei bloß Lataienisch schwätzet.
Dann läsch bessser mich ran an die Sache. OK?
Ha saget a mol? Do sich net a mo a Sitz?
Net a mol a Holzbänkle.
Also von Service hen se au no nie was ghert.
Ond net a mol a Bar.
Ha des fängt jo gut o.
Na, do wär jo net a mol Platz für mei Bierkann.
Do müsst dr mr terscht mei Teuerschde über Bord werfa.
GRÄFIN
(überreicht flasche)
Hier. Aqua Mineral.
GRAF
Aqua Mineral? Was soll en des sei?
Also ich spreche fließend Latainisch.
Aber von Aqua Mineral habe ich noch nie etwas gehört.
Wieviel Prozent hot en des?
(HENKER erscheint als Teufel.)
GRAF
(zu Publikum)
Also die Musik isch doch unmöglich.
Ich hätte etwas mehr angebrachteres erwartet.
(TEUFEL hält die Wolke an.)
GRAF
(zu Publikum)
Irgend en schöna Chor aus dem Tannhäuser.
(Wolke fährt zurück. TEUFEL sticht mit
Gabel nach Wolke.)
GRÄFIN
Nein. Weg.
FRIEDRICH
Ganget en Deckung.
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GRAF
Nicht so laut bitte.
Ich spiele hier die Hauptrolle.
(zu Publikum)
Oder s Liebesduett aus em Tristan.
Des dät ihr besser gfalla.
Ha saget a mol? Stemmt hier was mit dr Technik net?
Mir wellet do nuff!
(GRAF sieht Teufel)
GRAF
Ah, Hilfe!
(TEUFEL jagt alle mit Lichteffekten über
die Bühne.)
GRAF
Wo isch mei Schwert?!
(ALLE schauen: DORABELLA fährt mit den
letzten Tönen der Musik von einem ENGEL
gesäumt von dannen - Richtung Himmel Sie winkt mit ihrem Pfötchen.)
(Vorhang)
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