Presseinformation Probebühne 4, Projekt »Reisebericht

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Presseinformation Probebühne 4, Projekt »Reisebericht«
»Reisebericht« widmet sich der künstlerischen Inszenierung der Aufzeichnungen von
Johan Adrian Jacobsen, der Ende des 19. Jahrhunderts im Auftrag des damaligen Königlichen
Berliner Museums für Völkerkunde die amerikanische Nordwestküste und Alaska bereiste. Der
norwegische Seemann brachte auf Initiative des Museumsdirektors Adolf Bastian rund 3.000
Objekte nach Berlin. Nach Auffassung Bastians und vieler seiner Zeitgenossen waren zahlreiche
indigene Kulturen weltweit vom Aussterben bedroht. Ziel von Jacobsens Reise war es, möglichst
»originale«, von der europäischen Kultur unbeeinflusste, Gegenstände zu sammeln.
Im Humboldt- Forum sollen Reise und das abenteuerliche Leben Jacobsens dem Besucher nicht
nur anhand der Objekte, sondern auch durch andere Erzählweisen nahe gebracht werden. Für das
Projekt »Reisebericht« des Humboldt Lab Dahlem wurden die für ihre anarchischen PuppenPerformances bekannte Berliner Theatergruppe Das Helmi und die österreichische Künstlergruppe
gold extra beauftragt, mit Erzählformen, die sich von gängigen Museumsmedien abheben, die
Geschichte Jacobsens umzusetzen. Die historische europäische Sicht Jacobsens auf die Kulturen
der Nordwestküste wird dadurch ironisch verändert.
In dem von gold extra entwickelten Prototypen eines Computer-Abenteuerspiels können die
MuseumsbesucherInnen ein Dorf des Volks der Haida in Kanada entdecken und mit Hilfe eines
Tablets die Sammlungsobjekte der Ausstellung selbst zum Erzählen bringen. Das Spiel »Totem's
Sound« beleuchtet die Entstehung der Sammlung, die Rolle Jacobsens, und befragt unseren
Umgang mit dem Fremden und Fremdartigen. Das Computerspiel ist als freier Download unter
www.totems-sound.com verfügbar. Das Helmi entwickelte mit seinen bekannten
Schaumstoffpuppen den Film »Der von einem Stern zum nächsten springt«, der die Figur J.
Adrian Jacobsen beleuchtet und seinen Reisebericht in die improvisierende Helmi-Ästhetik
entführt.
Das Helmi spielt live zur Eröffnung der Probebühne 4 am 21. September einen Auszug aus der
Produktion. Am 30. November veranstaltet gold extra eine »Let’s-Play-Session«.
Kulturvermittler erläutern vor Ort zu ausgewählten Terminen das »Totem’s Sound«-Spiel und die
Tablet-Installation. Weitere Informationen dazu werden auf der Website des Humboldt Lab
Dahlem bekannt gegeben.
KünstlerInnen: Das Helmi, gold extra
Projektleitung: Viola König, Andrea Rostásy, Monika Zessnik
Die österreichische Künstlergruppe gold extra, 1998 gegründet, ist in den Bereichen Theater,
Performance, Kunst mit Medien und Bildende Kunst sowie Klangkunst international tätig. Die
Arbeiten der Künstlergruppe, die u.a. auf der Ars Electronica in Linz, im ZKM Karlsruhe und auf
der Games for Change, New York, zu sehen waren, erproben neue Erzählformen, in denen sie
dokumentarische Inhalte und künstlerische Inszenierung verbinden. Ihr MultiplayerComputerspiel »Frontiers« thematisiert die Situation von Flüchtlingen an den europäischen
Grenzen. Das dokumentarische Single-Player Computerspiel »From Darkness« zeigt die Situation
des fortgesetzten Kongo-Krieges in Ostafrika und thematisiert die mediale
Informationsverteilung. Weitere Projekte der letzten Jahre waren u.a. die dokumentarische
Installation »Local Crisis
Machine«, das Roboter-Theaterstück »Black Box«, die Tanzperformance im öffentlichen Raum
»Area« und die Interventionsserie »Revolting Bodies« in Athen. »Frontiers« war u.a. in der
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World Of Games im ZKM Karlsruhe zu sehen und wurde zum »Games for Change« Festival in
New York und zur Art Moscow geladen. 2012 erhielt gold extra den Medienkunstpreis des
Landes Salzburg und den Outstanding Artist Award des Bundesministeriums für Kunst und
Kultur.
»Totem’s Sound« wurde realisiert von Karl Zechenter, Georg Hobmeier, Reinhold Bidner
Tilmann Hars, Adeline Ducker, Brian Main und Severin Weiser.
www.goldextra.com
– Als Gamer und Designer älteren Semesters wollten wir etwas machen, dass uns als Spieler
anspricht, aber auch ein bisschen unsere eigenen sentimentalen Erinnerungen anspricht. Wir
können uns nach wie vor für Roguelikes und (Action)RPGs begeistern, deswegen wollten wir uns
im Design an Spielen orientieren, wie wir sie früher auf Amiga, NES und PS1 gespielt haben.
Darum ist Totem's Sound als kompaktes und narrationslastiges Spiel angelegt, wo es nur bedingt
um historische Details geht. Im Endeffekt kollidiert hier der Reisebereicht von Johan Adrian
Jacobsen auf ironische Art und Weise mit Zelda und Final Fantasy. Ob dieses Experiment aufgeht,
können dann die Spieler entscheiden
gold extra über Totem's Sound
Das Helmi ist ein 2002 gegründetes internationales Puppentheaterkollektiv um Florian und Felix
Loycke, Emir Tebatebai, Brian Morrow sowie wechselnde Gäste. Alle Helmis sind Regisseur,
Schauspieler, Musiker und Texter in Personalunion. Ein Markenzeichen des Kollektivs sind die
schlampig-genialen Schaumstoffpuppen, die Das Helmi aus Straßenfunden kreiert hat und deren
Herstellung mittlerweile an Universitäten unterrichtet wird. Ein weiteres Markenzeichen ist die
Spielweise: Die Helmis verstecken sich nicht hinter ihren Puppen und vor dem Publikum, sondern
betreten offen die Bühne. Puppe und Spieler sind Teile eines Ganzen, die sich gegenseitig in
ihrem Ausdruck verstärken. Auf die erste Produktion »Hänsel und Gretel« folgten u.a. »Kalif
Storch«, »Anansy und die Kochbananen«, »Aschenputtel«, »7 Ziegen«, dann »Van Gogh!« und
»Leon der Profi«, mit dem der Durchbruch gelang. 2007 fand Das Helmi im Berliner Off-Theater
Ballhaus Ost eine feste Residenz. Es folgte eine langjährige Kooperation mit dem Jüdischen
Museum in Berlin, Einladungen zum Stückemarkt in Heidelberg und zum Mirjang Theater
Festival in Korea, IFIAc in Salvador/ Bahia, zum Rohkunstbau, Mühlheimer Stücke Markt,
Auawirleben, Schillertage Mannheim, Impulstanz Wien, dem Festival Okkupation in Zürich.
Beim »Impulse«-Festival 2009 wurde Das Helmi mit dem Dietmar N. Schmidt-Preis
ausgezeichnet. Tom Stromberg wurde der Manager bis 2013. Mit dem Aufklärungsstück »Lets
talk about sex« (2009) tourte das Kollektiv durch zahlreiche deutsche Städte und Schulen. 2010
folgte »Axel hol den Rotkohl« und die Uraufführung von »Axolotl Roadkill« im Auftrag von
Helene Hegemann. 2012 war Das Helmi mit 50 Figuren auf dem Berliner Theatertreffen
vertreten. 2013 arbeitete Das Helmi am Gorki Theater mit Jan Bosse und stellte eigene
Inszenierungen am Theater Freiburg, Schauspiel Hannover sowie dem Theater Oberhausen vor
und kooperierte mit dem Schlachthaus Bern und dem Theater am Neumarkt (»Sündenstadt«).
2014 folgte die Inszenierung »Mars Attacks« mit dem Theater Hora in Zürich.
Der Film »Der von einem Stern zum anderen springt« wurde realisiert von Felix Loycke, Emir
Tebatebai, Brian Morrow, Florian Loycke, Dasniya Sommer, Solene Garnier, SolameMusicshow, Burkart Ellinghaus und Francis d' Ath.
www.das-helmi.de
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– Unsere erste Arbeit nach einer wahren historischen und wissenschaftlichen Geschichte!
Jacobsen auf seinem Trip zu folgen, sich vorzustellen, was hinter seinen Anekdoten für eine
Wirklichkeit stehen könnte, erinnerte uns fast an diese Reise zu Colonel Kurtz in »Apocalypse
Now«. Oder an die Dreharbeiten von Francis Ford Coppola. Auch unser Jacobsen scheint sich ja
immer weiter weg von dem Verhalten im zivilisierten Berlin zu bewegen... . Bei unseren
Dreharbeiten ist Material für einen zweistündigen Film entstanden, so viele Ideen und Szenen
kamen uns in den Sinn. Viele Figuren mussten wir dann doch wieder reduzieren, um den Rahmen
nicht zu sprengen. Hinter fast allen kleinen Geschichten und Details im Film steckt ein realer
Hintergrund, der sich oft auf die erweiterte Biografie Jacobsens bezieht.
Florian Loycke, Das Helmi, über »Der von einem Stern zum nächsten springt«
Die Premiere des zusätzlich zum Film entstandenen Puppentheaterstückes »DER VON EINEM
STERN ZUM ANDEREN SPRINGT – DIE ABENTEUER DES KAPITÄN JACOBSEN IM
AUFTRAG DES BERLINER MUSEUMS FÜR VÖLKERKUNDE« findet am 18. September
2014 – 20 Uhr im Ballhaus Ost statt. Weitere Aufführungen: 19./ 20./ 24./ 25. September 2014 –
20 Uhr.
Prof. Dr. Viola König
Direktorin des Ethnologischen Museums der Staatlichen Museen zu Berlin, davor Direktorin des
Übersee-Museums Bremen, Direktorin der Abteilung Völkerkunde des Niedersächsischen
Landesmuseums Hannover, Museumspädagogin Rautenstrauch-Joest-Museum/Museumsdienst
Köln. Honorarprofessorin an der Freien Universität Berlin und der Universität Bremen,
Gastprofessorin Tulane University New Orleans.
Andrea Rostásy
Bildende Künstlerin und Medienkuratorin. Seit 1995 konzeptionelle Gestaltung und Realisierung
medialer Inszenierungen für kommerzielle Projekte und Ausstellungen weltweit.
Monika Zessnik
Kuratorin für Amerikanische Ethnologie und Kommunikation am Ethnologischen Museum der
Staatlichen Museen zu Berlin. Davor Kuratorin für Vermittlung und Bildung der Staatlichen
Museen zu Berlin, Leiterin Kommunikation am Ibero-Amerikanischen Institut und
Projektkoordinatorin am Haus der Kulturen der Welt.
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