Andreas Ivanschitz - Seine Laufbahn Musik liegt in der Luft Andreas

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Andreas Ivanschitz - Seine Laufbahn
Musik liegt in der Luft
Andreas Ivanschitz wurde am 15. Oktober 1983 in Eisenstadt, der Hauptstadt des österreichischen
Bundeslandes Burgenland, geboren. Sowohl seine Mutter Helga als auch sein Vater Ewald sind
beruflich als Lehrer tätig, erstere arbeitet als Hauptschullehrerin in Schattendorf, zweiter als
Musiklehrer am Haydn-Konservatorium in Eisenstadt. Die musikalische Ader hat nicht nur Andreas,
der während seiner Kindheit und Jugend in der Blaskapelle seines kleinen Heimatdorfes Baumgarten
(900 Einwohner) sieben Jahre die große Trommel spielte und zudem mehrere Jahre Klavier- und
Oboeunterricht genoss, geerbt. Auch seine beiden älteren Brüder Martin, der heute als Arzt tätig ist,
und Clemens, der ein Musikstudium absolviert hat, sind an diversen Instrumenten ausgebildet.
Das Leben der drei Ivanschitz-Brüder drehte sich aber von Anfang an vor allem um das runde Leder.
Dem erst 4jährigen Andi sah man bereits beim fröhlichen Kick auf der heimischen "Karliwiese", die
nur einen Steinwurf vom Elternhaus der Treffpunkt der Baumgartner Kinder war, die Freude und
das Talent förmlich an. Kaum ein Tag verging, an dem der Knirps nicht begeistert dem Ball, egal ob einer Version aus Plastik oder
Leder, nachjagte. So war es nur logisch, dass die Eltern, die selbst am Fußballsport stets großes Interesse hatten, auch den
„Benjamin“ der Familie bereits als sechsjährigen beim örtlichen Verein, dem ASK Baumgarten, anmeldeten.
Der Lockruf von Rapid
Als 6jähriger folgte Andreas Ivanschitz dem Ruf des örtlichen
Vereins ASK Baumgarten. Ab dem Zeitpunkt hatte das FußballVirus "Klein-Andi" endgültig und unwiderruflich infiziert. Bis zu
seinem 14. Lebensjahr folgten schöne und unbeschwerte Jahre
beim Stammverein, der damals eine Spielgemeinschaft mit dem
Klub der Nachbargemeinde Schattendorf unterhielt. Immerhin
schaffte es Ivanschitz mit seinen Mitspielern bis ins
burgenländische U14-Finale, das allerdings 2:4 gegen eine
Auswahl aus Lafnitztal verloren ging. Am Ende seiner "Karriere"
beim ASK Baumgarten hatte Ivanschitz bereits den Sprung in
sämtliche Bezirks- und Bundesland-Auswahlen längst geschafft.
"Viel Lernen von sehr guten Trainern und dabei nie den
Spaß am Fußball zu verlieren, das wurde mir bei meinem
Stammverein geboten und dafür bin ich noch heute sehr
dankbar", meinte Andreas Ivanschitz Jahre später, als er bereits
seine ersten Spuren im professionellen Fußball hinterließ.
Als besonders wichtige Erfahrung in dieser Zeitspanne Ende der 90er Jahre bezeichnet der Linksfuß die Tatsache, dass er bereits
als 13jähriger unter Trainer Hans Schöll mit der Kampfmannschaft, die auch damals schon in der 3. österreichischen Spielklasse
um Punkte kämpfte, trainieren durfte. Gespielt hat er zwar bei den Erwachsenen nicht, doch wurde er regelmäßig in der U16Auswahl eingesetzt und lernte so sehr rasch, sich gegen körperlich stärkere und zudem viel erfahrenere Gegenspieler
durchzusetzen. "Diese Erfahrung hat mich geprägt und mir in meiner Entwicklung stark weitergeholfen" , so Andreas
Ivanschitz.
Seine guten Leistungen in den diversen Auswahlen und beim Verein machte bald Scouts des populärsten und erfolgreichsten
Klubs Österreichs auf Ivanschitz aufmerksam. Johann Wlasits sollte das Talent schon rasch dem damaligen Nachwuchsleiter des
SK Rapid Wien, Manfred Uhlig, empfehlen und organisierte ein Probetraining bei dem Verein, für den Andi schon als kleiner
Junge die Daumen drückte. Beim österreichischen Rekordmeister spielte Ivanschitz bei niemand geringeren als Sergej Schawlo,
der als ehemaliger Rapid- und russischer Teamspieler als absoluter Fachmann galt und später Generalmanager bei Spartak
Moskau war, vor. Schawlo erkannte rasch das Talent, Können und Potential des damals 14jährigen Andreas Ivanschitz und lotste
den Burgenländer in die österreichische Bundeshauptstadt.
Damit war die musikalische Karriere von Ivanschitz junior beendet, was natürlich gerade bei seinem Vater einen leicht bitteren
Beigeschmack hinterließ, aber er freute sich für seinen Sohn und unterstützte ihn wo er konnte. Ein völlig neues Leben begann,
denn der Wechsel zu Rapid bedeutete auch einen Schulwechsel. Ivanschitz wechselte vom Gymnasium in Mattersburg in eine
Partnerschule seines neuen Vereins, das ORG Maroltingergasse im 16. Wiener Gemeindebezirk. Er lebte gemeinsam mit
anderen Fussballern (unter anderem mit Gyuri Garics) und Studenten in einem Internat und absolvierte auch vier Jahre später
seine Matura mit "sehr gutem Erfolg".
"Für mich war es immer ein Ziel, auch trotz der Doppelbelastung Profisport & Schule, die Matura erfolgreich
abzuschließen. Das ORG Maroltingergasse gibt nach wie vor vielen Sportler und -innen die Chance neben
Leistungswettkämpfen und dem täglichen Training, in die Schule zu gehen. Ich blicke sehr gerne auf diese Zeit
zurück. Sie war sehr intensiv, anstrengend, hat aber auch Spass gemacht. Ich kann auch Jahre danach den
Professoren, vor allem auch dem damaligen Direktor Johannes Jelenko, für Ihre Unterstützung nicht genug
danken."
Taument als Ivanschitz-Fan
Fußballerisch startete Andreas Ivanschitz im Februar 1998 bei der von
Sergej Schawlo betreuten U16-Mannschaft. Mit dieser Mannschaft und
später prominenten Mitspielern wie Stefan Kulovits oder Ilco Naumoski
(die beide als Profis zu Länderspieleinsätzen für Österreich, bzw.
Mazedonien kommen sollten) wurde Ivanschitz im Sommer 1999 BNZ
Meister, WFV Meister und auch östrreichischer Pokalsieger. Ab Juni 1999
spielte er dann schon in der U18-Mannschaft und folgte so seinem
damaligen Vorbild und Trainer Sergej Schawlo in die nächste Altersklasse.
Bereits wenige Monate später folgte der nächste Aufstieg. Ivanschitz
rückte in den Kader der Amateur-Mannschaft auf und verpasste unter
Coach Fritz Riedmüller nur haarscharf den Aufstieg von der Wiener
Stadtliga in die Regionalliga. Doch das konnte er verschmerzen, spielte er
sich doch in den Blickpunkt des damaligen Sportdirektors Ernst Dokupil
und des seinerzeitigen Cheftrainers Heribert Weber. Letzterer verhalf dem damals gerade erst frischgebackenen 16jährigen
auch am 26. Oktober 1999 zu seinem Pflichtspieldebüt in der Profimannschaft. Rapid gastierte im Rahmen des ÖFB-Cups beim
Landesligisten ATSV Ranshofen und Ivanschitz wurde in der 63. Minute beim Stand von 1:1 für den routinierten ehemaligen
deutschen Bundesliga-Kicker Jens Dowe eingewechselt. Es war eine etwas bittere Premiere, denn auch Ivanschitz konnte nicht
verhindern, dass sich Rapid bis auf die Knochen blamierte und nach einer torlosen Verlängerung im Elfmeterschießen mit 1:4
gegen die blutigen Amateure aus dem oberösterreichischen Innviertel verlieren sollte.
Ab nun war Andreas Ivanschitz aber zumindest im erweiterten Kader
des Wiener Traditionsvereins und das Training mit einem Weltstar
wie Dejan Savicevic oder einige Jahre später Gaston Taument – der
über Ivanschitz sagte, dass "ich außer ihm erst einen 16jährigen
gesehen habe, der zu diesem Zeitpunkt schon so weit war und das
war Clarence Seedorf"– und Teamspielern wie Rene Wagner
(Tschechien), Krzysztof Ratajczyk (Polen), Farhad Majidi (Iran), Peter
Schöttel, Michael Hatz, Arnold Wetl oder Andreas Heraf (alle
Österreich) brachte dem Burgenländer in seiner Entwicklung enorm
weiter.
Am 20. Mai 2000 durfte Ivanschitz auch in der
österreichischen Bundesliga sein Debüt feiern. Es war zwar nur von
kurzer Dauer (1 Minute), doch die Einwechslung für Rene Wagner in
der letzten Minute des Meisterschaftsspiels in Salzburg war der
Beginn einer atemberaubenden Karriere.
(Auch beim ÖFB war man auf den talentierten Linksfuß längst
aufmerksam geworden und so konnte Ivanschitz schon auf sechs Einsätze in der U17- und zehn Länderspiele in der U16Nationalmannschaft zurückblicken.
Supertalent startet durch
Der endgültige Sprung in den Profikader war geschafft, Andreas Ivanschitz erhielt die Rückennummer 2 und unterzeichnete am
1. Juli 2000 seinen ersten Profivertrag (bis 2005). Bei Rapid musste Trainer Heribert Weber, der Ivanschitz sehr gefördert hatte,
gehen und Ernst Dokupil, der schon bei der Verpflichtung im Jahr 1998 seinen Teil beitrug, übernahm als Sportmanager die
Alleinverantwortung über den sportlichen Bereich.
Im Herbst des Jahres 2000 hieß es bei den meisten Spielen noch „bitte
draußen bleiben“ für den damals erst 17jährigen Burgenländer. Trotzdem bestritt er schon im August 2000 sein erstes
Europapokalspiel – beim 2:0 Heimspielsieg gegen den albanischen Klub Teuta Durres wurde er in der Pause für Arnold Wetl
eingewechselt. Beim letzten Meisterschaftsspiel vor der Winterpause sollte der nächste
Meilenstein in der noch jungen Laufbahn des Andreas Ivanschitz folgen – das erste Tor! Am
02.12.2000 in seinem 6. Meisterschaftsspiel (dem 1. von Beginn an!!!) hieß der Gegner
Schwarz Weiß Bregenz und Ivanschitz eröffnete beim 5:0-Heimsieg den Torreigen in der 25.
Minute mit einem wunderbaren Tor (noch dazu mit rechts, seinem schwächeren
Fuß).
Auch beim ersten Heimspiel des Jahres 2001, einer 1:2-Niederlage gegen Admira
Wacker, trug sich Ivanschitz wieder in die Torschützenliste ein. Insgesamt sollte Ivanschitz in
seiner ersten vollen Saison auf 14 Meisterschaftsspiele kommen, doch ein weiterer Treffer
blieb ihm in dieser Spielzeit ebenso verwehrt wie der erste Pflichtspieleinsatz über 90
Minuten. Rapid wurde in dieser Saison aber immerhin Vizemeister und kam im ÖFB-Cup bis
ins Viertelfinale.
Im August 2000 kam Ivanschitz wieder zu einem Einsatz in einer Nationalmannschaft. Beim
1:4 mit der U17-Auswahl gegen Slowenien erzielte er den Ehrentreffer, es folgten vier Spiele
in der U18-Auswahl gegen Deutschland, Bosnien-Herzegowina, Russland (1 Tor) und
Aserbaidschan. Am 24. April 2001 feierte er in Ried bei einem 1:1 im Rahmen der EMQualifikation gegen Frankreich sein Debüt in der U21-Mannschaft. In nur einer Saison kam er also in gleich drei verschiedenen
ÖFB-Teams zum Einsatz!
Durchbruch unter Hickersberger
Bis zum 15. Oktober 2002, seinem 19. Geburtstag, sollten neun
weitere U21-Länderspieleinsätze folgen. In der EM-Qualifikation
erzielte er im September 2002 per Kopf das Goldtor beim 1:0
gegen Moldawien.
Bei Rapid war man nach dem Vizemeister-Titel mit größten
Ambitionen in die neue Saison gestartet. Ivanschitz kam unter
Ernst Dokupil allerdings nur zu Teileinsätzen und musste eine
echte Krise Rapids miterleben. Nach Niederlagen gegen
Aufsteiger Kärnten (0:3 – auswärts) und GAK (0:4 – heim), sowie
einem blamablen Europacupauftritt in San Marino (1:0Auswärtssieg) und wütenden Fanprotesten plus einer weiteren
Niederlage im Wiener Derby musste Ernst Dokupil am 13.
August 2001 seinen Platz als Sportmanager räumen.
Anfang September 2001 wurde Lothar Matthäus als neuer Cheftrainer verpflichtet und unter der deutschen Fußball-Legende
kam Andreas Ivanschitz auch endlich zu seinem ersten Pflichtspieleinsatz über 90 Minuten. Am 16. September egalisierte er
beim Auswärtsspiel gegen Sturm Graz den Rückstand und traf zum 1:1-Endstand. Es sollte das einzige Tor von Andreas Ivanschitz
unter Lothar Matthäus bleiben. Rapid beendete die Saison auf Platz 8, eine schlechtere Platzierung gab es nie zuvor in der über
100jährigen Klubgeschichte.
Im UEFA-Cup gab es zwar mit einem 5:1-Heimsieg gegen Partizan Belgrad ein Highlight, bei dem Ivanschitz allerdings nicht
berücksichtigt wurde. Matthäus musste gehen, ihm folgte im Juni 2002 Josef Hickersberger. Der damals 55jährige ehemalige
(und spätere) ÖFB-Teamchef schenkte Ivanschitz von Beginn an sein volles Vertrauen und setzte den Burgenländer mit der
Nummer 8 in jedem der 36 Meisterschaftsspiele der Saison 2002/03 ein. Beim Ligastart wurde Ivanschitz eingewechselt und
erzielte innerhalb von sieben Minuten zwei Tore. Am Ende hieß es 4:0 bei Sturm Graz und in Hütteldorf träumte man schon vom
Meistertitel.
Jüngster Teamkapitän der ÖFB-Geschichte
Nur bis September musste sich Ivanschitz mit kurzen Einsätzen begnügen und noch der starken Konkurrenz Tribut zollen. Dann
wurde er zum absoluten Stammspieler. Gemeinsam mit Österreichs Rekordteamspieler Andreas Herzog und dem späteren
Rapid-Kapitän Steffen Hofmann brachte Ivanschitz die kreative Note ins grün-weiße Spiel und wurde am 26.März 2003 prompt
erstmals von ÖFB-Teamchef Hans Krankl im Nationalteam eingesetzt. Beim 2:2 in Graz gegen Griechenland wurde er in der
Halbzeit für Markus Weissenberger eingewechselt. Die Meisterschaft beendete Rapid im Mai 2003 auf Rang 4 und verpasste
damit abermals einen Europapokal-Platz. Die neue Saison begann für Ivanschitz traumhaft. Rapid begeisterte mit OffensivFußball und spielte einen meisterlichen Herbst. Hauptverantwortlich dafür: Steffen Hofmann, der wieder erstarkte Torjäger
Rene Wagner – und Andreas Ivanschitz. Dieser glänzte als Vorbereiter
und Torschütze (sechs Treffer in der Herbstsaison!) und spielte sich
immer mehr in den Blickpunkt.
Am 11. Oktober 2003 schrieb er Geschichte. Als noch nicht einmal
20jähriger bestimmte ihn Hans Krankl im Spiel gegen Tschechien nach
der Auswechslung von Thomas Flögel zum Kapitän der
Nationalmannschaft und zudem gelang ihm der viel umjubelte Treffer
zum 2:1 in der 78. Minute. Auch wenn die Nationalmannschaft
schlussendlich durch späte Gegentore noch 2:3 verlieren sollte, war der
Hype um den "jüngsten Teamkapitän aller Zeiten" endgültig
losgebrochen.
Andreas Ivanschitz blieb trotzdem am Boden, aber das Frühjahr 2004 lief dann gar nicht mehr nach Wunsch. Im Jänner 2004
musste er zum Bundesheer und Anfang April zog er sich bei einem ÖFB-Cupspiel in Arnfels eine Verletzung zu, die keinen
weiteren Einsatz in der Saison 2003/04 mehr zuließ. Rapid fiel auf Platz 4 zurück, qualifizierte sich aber für den UEFA-Cup.
Österreichs Fußballer des Jahres
Für Andreas Ivanschitz regnete es dennoch tolle Auszeichnungen. In der traditionellen
Wahl der Austria Presse Agentur, die von den Trainern und Managern der
Bundesligaklubs durchgeführt wird, wurde Andreas Ivanschitz zu "Österreichs
Fußballer des Jahres 2003" gekürt, auf der Homepage seines Vereines wurde er zum
"Rapidler des Jahres 2003" gewählt und außerdem wählte man ihn zu "Burgenlands
Sportler des Jahres 2003!!" Im Jänner 2004 konnte er endlich auch einen Titel mit seinem Klub feiern. Das
legendäre Stadthallenturnier ging nach einem packenden Finale gegen den großen
Lokalrivalen Austria Wien an die Grün-Weißen, Ivanschitz erzielte in der Verlängerung
das Siegestor! Ein Jahr später wurde Ivanschitz sogar zum "besten Spieler" dieses
Turniers gewählt. Ivanschitz und die Meistersaison
Am 14. Juli sollte dann das Jahr des Andreas Ivanschitz beginnen. Zum Auftakt traf er mit Rapid in Bregenz auf Schwarz-Weiß
und feierte einen 5:1-Kantersieg. Bereits in der 8. Minute konnte Ivanschitz mit einem Freistoß aus großer Distanz den Torreigen
einleiten, in der 62. Minute gelang ihm das 4:1 – der zweite Doppelpack in der Bundesliga. Eine Woche später wurde im
Hanappi-Stadion Wacker Innsbruck mit einer 4:1-Packung retour nach Tirol geschickt und der damals noch 20jährige Regisseur
traf wieder ins Schwarze. Im August begann dann das Abenteuer UEFA-Cup und mit Rubin Kazan aus Russland bekamen die
Grün-Weißen einen schweren Gegner zugelost. Nach einem 0:2 im Heimspiel setzte keiner mehr einen Pfifferling auf den
Rekordmeister, doch am 26. August 2004 gelang dank
zweier Treffer von Steffen Hofmann und eines Tores von
Marek Kincl ein 3:0-Auswärtssieg und das in der Folge oft
zitierte "Wunder
von Kazan"! Einen Monat später verlor Rapid bei Sporting
Lissabon im EM-Stadion Jose Alvalade mit 0:2. Für
Ivanschitz endete das Match doppelt schmerzhaft, nämlich
mit einer Verletzung nach einem brutalen Foul des
Brasilianers Polga, der dafür auch vom Platz gestellt wurde.
Beim Rückspiel im ausverkauften Hanappi-Stadion war er
wieder dabei, doch leider reichte es nur zu einem torlosen
Remis und der UEFA-Cup-Traum war ausgeträumt.
Besser lief es in der Liga, dort mussten Ivanschitz & Co bis zum Jahreswechsel nur zwei
Niederlagen hinnehmen und überwinterten mit einem Punkt Vorsprung auf Austria Wien
an der Tabellenspitze. Dort – und das war das größte Ziel in der damals perfekt
harmonierenden Mannschaft – wollten diese unbedingt auch nach der 36. Runde
stehen!
Aufgrund eines strengen Winters und einer
damals noch fehlenden Rasenheizung in
Hütteldorf startete Rapid erst Mitte März ins
neue Jahr und verlor ausgerechnet beim
Lokalrivalen Austria mit 0:1. Doch im April
spielte sich die Mannschaft von Josef
Hickersberger in einen beeindruckenden Lauf
und zwischen 6. April und 14. Mai gelangen ihr in zehn Pflichtspielen neun Siege!
Es waren die vielleicht emotionalsten Wochen in der Karriere des Andreas
Ivanschitz, seiner Mannschaft und auch ihm gelang gerade Anfang Mai fast alles.
Innerhalb von nur drei Tagen zwei Kantersiege - zuerst Salzburg mit 5:0 und dann
Admira mit 6:0 deklassiert.. Am 11. Mai gab es dann Gänsehaut pur, beim
"Rückspiel" in der Südstadt gegen Admira stand es bis lange nach Ende der
regulären Spielzeit 0:0, ehe Ferdl Feldhofer nach einem Freistoß von Ivanschitz per
Schulter das Goldtor gelang. Die Rapid-Fans stürmten vor Freude den Platz und man
hatte schon das Gefühl auf einer Meisterfeier zu sein. Doch noch war es nicht
soweit. Wiederum drei Tage später war Bregenz zu Gast im ausverkauften
Hanappi-Stadion und Rapid feierte einen umjubelten 4:1-Sieg! Tags darauf traf sich
die Mannschaft geschlossen in einem Lokal in Wien-Meidling um sich die Partie
Pasching gegen Austria anzusehen. Austria gewann nicht und damit war fix, dass der
Meister der Saison 2004/05 SK Rapid Wien hieß! Der Meisterteller überstrahlte alles und das nächste Ziel war schon ins Visier
genommen – Qualifikation für die Champions-League!
Die sollte im August 2005 auch gelingen! Gegen Lokomotive Moskau
schafften die Wiener nach einem 1:1 zu Hause in Russland einen 1:0Auswärtssieg – die Gruppenphase war geschafft! Dann brachte das Los
eine Hammergruppe – Bayern München, Juventus Turin und Club
Brügge. Leider verliefen die sechs Spiele ganz und gar nicht nach
Wunsch und Rapid blieb gegen die ganz Großen Europas ohne
Punktgewinn. Sportlich lief es auch in der Meisterschaft
unterdurchschnittlich, Josef Hickersberger wurde vom ÖFB als Teamchef
per 1. Jänner 2006 verpflichtet und in der Mannschaft war der „Team
Spirit“ nicht mehr so gegeben wie noch wenige Monate zuvor. Kapitän
Steffen Hofmann stand vor dem Wechsel nach Deutschland und auch
bei Andreas Ivanschitz ging die Tendenz in
Richtung Abschied. Im Dezember kam dann auch ein sehr gutes Angebot von Red Bull Salzburg und nach einiger Bedenkzeit
entschied der 22jährige in die Mozartstadt zu ziehen. Keine leichte Entscheidung, denn sein Herz hing gerade auch in dieser Zeit
noch sehr an Rapid, dem Klub, bei dem er groß geworden war und für den er auch als
kleiner Bub schon immer die Daumen gedrückt hatte. Ivanschitz war auf alle Fälle
überzeugt, sportlich und auch wirtschaftlich die richtige Entscheidung getroffen zu
haben.
Im Nationalteam hatte sich Ivanschitz in dieser Phase bereits längst als Teamkapitän
und Stammspieler etabliert. Als Highlight ist sicher das im Herbst 2004 ausgetragene
Heimspiel gegen England zu nennen, bei dem sich die rot-weiß-rote Elf viele
Sympathien erkämpfte und ein 0:2 noch in eine 2:2 verwandelte, wobei ein Treffer
auf das Konto von Andreas Ivanschitz ging. Trotzdem verpasste die von Hans Krankl
betreute Mannschaft die WM-Qualifikation für Deutschland relativ deutlich, auch
wenn die Gruppe mit einem 2:0-Heimsieg gegen Nordirland versöhnlich und unter
dem Interimstrainerduo Herzog/Ruttensteiner abgeschlossen wurde.
Zwischenstopp in Salzburg
Anfang Jänner 2006 ging dann der viel und heftig diskutierte Wechsel von Andreas
Ivanschitz über die Bühne. Ab sofort war er Spieler von Red Bull Salzburg und unter
Cheftrainer Kurt Jara hatte er als neue Nummer 10 auch ein Stammleiberl. Bereits in
seinem zweiten Spiel, bei einem 5:2-Kantersieg gegen Wacker Innsbruck, gelang
Ivanschitz sein erstes und einziges Meisterschaftstor für die Roten Bullen. Auch aus
dem großen Ziel – den zweiten Meistertitel in seiner Laufbahn – wurde nichts, denn
das Starensemble um Ex-Bayern-München-Stürmer Alexander Zickler beendete die
Meisterschaft mit sechs Punkten Rückstand auf Austria Wien auf Rang 2.
Nach Ende der Saison tauschte Red Bull überraschend den Trainer aus. Kurt Jara
wurde beurlaubt, für ihn übernahm ein prominentes Duo, nämlich der italienische Star-Coach Giovanni Trapattoni und
Deutschlands Rekordteamspieler Lothar Matthäus, der Andreas Ivanschitz ja bereits von seiner ersten Trainerstation Rapid Wien
kannte. Das sportliche Sagen hatte der "Mister" aus dem Weltmeisterland Italien und der gab Ivanschitz recht deutlich zu
verstehen, dass er unter ihm wohl mehr Zeit auf der harten Ersatzbank als auf dem grünen Rasen verbringen würde. Für den
ehrgeizigen Burgenländer ein Fingerzeig, dass es an der Zeit war, sich abermals auf Wanderschaft zu begeben.
Beim ÖFB übernahm Josef Hickersberger, ein langjähriger Förderer von Ivanschitz, mit 1. Jänner 2006 den Teamchefposten,
doch die sportliche Bilanz der ersten beiden Länderspiele war mehr als trist. Im März gab es ein blamables 0:2 gegen Kanada
und Ende Mai dann eine deutliche 1:4-Abfuhr gegen WM-Starter Kroatien. Nur ein schwacher Trost, dass Andreas Ivanschitz
gegen die von Zlatko Kranjcar betreute Elf der Ehrentreffer aus einem direkten!!! Eckball gelang.
Ein Mozart geigt in Athen
Mitte August 2006 hatte Andreas Ivanschitz dann seinen neuen Verein. Red Bull Salzburg verlieh den 23jährigen an den
griechischen Traditionsklub Panathinaikos Athen und dieser Schritt sollte sich als goldrichtig erweisen. Noch bevor er allerdings
sein erstes Match für die Athener bestritt, stand für Ivanschitz sein erstes Länderspiel als Legionär auf dem Programm. Die Partie
gegen Ungarn ging 1:2 verloren.
In Griechenland wurde er von der Presse bereits vor seinem ersten Einsatz als "Grüner Mozart" geadelt und im Trikot mit der
Nummer 27 sorgte er auch rasch mit seinen sportlichen Leistungen für Schlagzeilen. Gleich in seiner ersten Saison bestritt er 40
Pflichtspiele für "PAO" und durch spektakuläre Tore und Assists machte er sich rasch einen guten Namen in der griechischen
Super-League. Das schönste Kompliment kam dabei wohl von Seiten des Erzfeindes Olympiakos Piräus. Dort spielte der
damalige Co-Trainer des österreichischen Nationalteams, Peter Persidis, in den 70er Jahren sehr erfolgreich und als er Ivanschitz
erstmals in Athen beobachtete und dabei zahlreiche ehemalige Mitspieler und aktuelle Funktionäre des hellenischen
Rekordmeisters traf, musste er sich oftmals den Vorwurf anhören: "Warum hast du diesen Ivanschitz nicht zu uns gebracht!"
In dieser Saison sollte Ivanschitz 2mal zum "Spieler der Runde" gewählt werden,
1mal erzielte er "das schönste Tor der Runde" und am Ende der Saison wurde er ins
"ALLSTAR TEAM 2007" gewählt.
So schön die Zeit in Athen, die im Frühjahr immerhin mit Platz 3 und dem Cupfinale
(1:2 Niederlage gegen LARISSA) endete, war, so schwierig war sie bis Oktober 2006
im Nationalteam. Auch in den Länderspielen 4 und 5 des Jahres blieb Ivanschitz
sieglos, in der Schweiz gab es ein 2:2 gegen Costa Rica und eine eher peinliche 0:1Niederlage gegen Venezuela. Im Oktober schrammte das Team mit Ivanschitz dann
im Fürstentum Liechtenstein haarscharf an einer echten Blamage vorbei. Nachdem
die Gastgeber lange Zeit 1:0 in Führung lagen schaffte die Elf von Josef Hickersberger
dann doch noch einen 2:1-Sieg. Nur wenige Tage später war dann wieder alles eitel
Wonne! Im Innsbrucker Tivoli-Stadion wurde die Schweiz nach bärenstarker Leistung
mit 2:1 geschlagen, damit konnte Österreich erstmals seit 1996 (!) einen Gegner
besiegen, der in der FIFA-Weltrangliste zum Zeitpunkt des Matches unter den Top-15
klassiert war. Zum Abschluss gab es in Wien ein überzeugendes 4:1 gegen WMTeilnehmer Trinidad/Tobago und so schien es auch mit dem Nationalteam aufwärts
zu gehen.
Doch es sollte anders kommen, denn im Jahr 2007 mussten Andreas Ivanschitz & Co bis zum 10. Länderspiel des Jahres warten,
um erstmals einen Sieg einfahren zu können. Im Februar gab es ein dürftiges 1:1 auf Malta, wobei Ivanschitz per Freistoß der
Ausgleich gelang, im März ein gutes Match gegen WM-Teilnehmer Ghana in Graz, das mit 1:1 endete. Wenige Tage später folgte
eine passable Leistung vor 65.000 Zuschauern im Stade de
France, die einen knappen 1:0-Sieg der Gastgeber sahen.
Ein ganz persönliches Highlight durfte Andi Ivanschitz am 7.
April 2007 erleben: In Amarousio wurde sein Sohn Ilia
geboren – der Name stammt aus dem griechischen und leitet
sich von „Ilios“ (die Sonne) ab.
Ende Mai/Anfang Juni stand dann ein LänderspielDoppelpack im Wiener Hanappi-Stadion auf dem Programm,
das leider für negative Schlagzeilen sorgen sollte. Zuerst
verlor Österreich gegen Schottland mit 0:1, wenige Tage
später gab es ein 0:0 gegen WM-Teilnehmer Paraguay.
Am 9. Juni 2007 hatte Andreas dann wieder Grund zur
Freude: Im engsten Familienkreis heiratete er am Standesamt von Eisenstadt seine Anja.
Im Sommer 2007 wurde er dann von einer Verletzung mehrere Wochen außer Gefecht gesetzt und versäumte so die
Länderspiele gegen Tschechien (1:1), Japan (0:0/4:3 im Elfmeterschießen, da Kurzturnier) und Chile (0:2). Beim zweiten und
letzten Auswärtsspiel des Jahres war der Kapitän dann wieder an Bord. In Zürich revanchierte sich EURO-Mitgastgeber Schweiz
mit 3:1 für die Niederlage vor zwölf Monaten und wenige Tage später gastierte Superstar Didier Drogba mit seinen Kollegen von
der Côte d´Ivoire (Elfenbeinküste) in Innsbruck, Im ausverkauften Tivoli-Stadion lieferten Ivanschitz & Co das beste Ländermatch
des Jahres und feierten einen verdienten 3:2-Sieg gegen den Vize-Afrikameister des Jahres 2006. Ivanschitz erzielte per Elfmeter
das 2:1 und bereitete das 3:1 von Joachim Standfest mustergültig vor! Im November 2007 gab es dann im Happel-Stadion
zweimal wenig Grund für Jubelstürme, denn bei den abschließenden Länderspielen gegen England (0:1 vor 45.500 Zuschauern)
und Tunesien (0:0 vor nur 14.200 Besuchern) gelang der ÖFB-Auswahl kein Tor.
Im Klub lief es für Ivanschitz hingegen trotz Verletzungspause gut. Bis zum Jahreswechsel brachte er es auf 11
Meisterschaftsspiele, bei denen er zwei Tore erzielte. Im UEFA-Cup kam er viermal zum Einsatz, wobei er beim 3:0-Heimsieg
gegen den FC Aberdeen alle drei Treffer von Panathinaikos vorbereitete.
In der Meisterschaft rutschte Ivanschitz mit seinem Klub auf Rang 3 ins EURO-Jahr - dank zweier Treffer von Ivanschitz in den
Play-Offs um die Plätze zur Champions-League gegen AEK Athen.
Mission EURO 2008
Beim Nationalteam stand natürlich das gesamte erste
Halbjahr 2008 ganz im Zeichen der UEFA EURO 2008™ in
Österreich und der Schweiz. In den Vorbereitungsspielen im
Februar und März ´08 setzte es für die rot-weiß-rote
Nationalmannschaft zwar Niederlagen gegen Deutschland
und die Niederlande, die Elf begeisterte aber plötzlich mit
attraktivem Fußball. Gegen die Holländer lag Österreich
kurzzeitig sogar mit 3:0 in Führung, Ivanschitz erzielte in
dieser Begegnung ein Tor selbst und legte die anderen
beiden von Sebastian Prödl und Marc Janko auf. Auch bei
den beiden abschließenden Testspielen vor Beginn der HeimEM führte Ivanschitz die Nationalmannschaft als Kapitän aufs
Feld. In Graz folgte einem 1:1-Remis gegen Nigeria wenige
Tage vor der Eröffnung des Jahrhundertereignisses EURO ein
klarer 5:1-Sieg gegen Malta.
"Nach dem Meistertitel mit Rapid war die EM das Highlight meiner bisherigen Karriere. Schon Wochen vorher
war die Vorfreude aufs Turnier riesig und ich konnte den 8.Juni 2008 gar nicht erwarten. Der Hype, der rund um
die EURO entstand, war unglaublich. Ich finde, auch wenn wir bereits in der Vorrunde ausgeschieden sind, dass
wir eine tolle EURO gespielt haben. Wie die Mannschaft miteinander harmoniert hat, das Klima innerhalb und
rund um das Team, die Fans in den Stadien, all das wird bei mir auch noch Jahre danach für Gänsehaut sorgen."
Am 8. Juni 2008 war es dann soweit und es ging für die österreichische Nationalmannschaft unter Teamchef Josef Hickersberger
das große Abenteuer der Heim-EM los. Gegner im restlos ausverkauften Ernst-Happel-Stadion war Kroatien, wie bei allen drei
Begegnungen im Rahmen dieser EM hatte Andreas Ivanschitz die große Ehre, seine Farben als Kapitän auf das Spielfeld zu
führen. Doch das Spiel begann mehr als unglücklich. Bereits nach wenigen Minuten gingen die Gäste durch einen Elfmeter in
Führung und gaben diese nicht mehr aus der Hand, obwohl eine aufopfernd kämpfende österreichische Elf zu zahllosen Chancen
kam. Noch mehr Möglichkeiten konnte sich das Team Rot-Weiß-Rot im zweiten Gruppenspiel gegen Polen erarbeiten, doch ein
eigentlich klares Abseitstor von Roger ließ die polnischen Fans nach einer halben Stunde jubeln. Wenigstens blieb der
heimischen Elf ein Punktegewinn, da Veteran Ivica Vastic in der Nachspielzeit einen Elfmeter nach Foul an Sebastian Prödl
verwandeln konnte.
Am 16. Juni folgte der große Showdown gegen Deutschland. Ein Freistoß-Hammer von Michael Ballack machte die
Viertelfinalträume der gesamten österreichischen Fußball-Familie vorzeitig zunichte. Trotzdem wurde die rot-weiß-rote Auswahl
mit viel Applaus verabschiedet, den Europameistertitel holte sich wenige Tage später eine bei diesem Turnier überragende
Mannschaft aus Spanien! Obwohl der österreichische Teamchef Josef Hickersberger noch rund 14 Stunden nach dem EM-Out im
Rahmen einer Pressekonferenz bekannt gab, dass er weiter Trainer der rot-weiß-roten Mannschaft bleiben wird, hatte
Österreich schon in der Endphase keinen Teamchef mehr, da Hickersberger seine Meinung leider revidierte.
Champions League als Trost für ÖFB-Absturz
Im Nationalteam übernahm die tschechische
Trainerlegende Karel Brückner gemeinsam mit dem
ehemaligen slowakischen Nationaltrainer Jan Kocian und
Österreichs Rekordspieler Andreas Herzog das Zepter.
Zunächst schien der Aufwärtstrend eine Fortsetzung zu
erfahren. Im Rahmen eines Freundschaftsspiels in Nizza
trennte sich Österreich mit 2:2 gegen den regierenden
Weltmeister Italien und nur knapp drei Wochen später
gelang mit Kapitän Andreas Ivanschitz die größte positive
Überraschung seit langer Zeit. Im ausverkauften ErnstHappel-Stadion gelang Österreich ein 3:1-Heimsieg gegen
Vizeweltmeister Frankreich, ein perfekter Auftakt in die
Qualifikation zur FIFA WM 2010 wurde hingelegt. Andreas
Ivanschitz selbst zählte als Vorbereiter des 1:0 und als
Schütze des vorentscheidenden 3:1 per Elfmeter zu den Matchwinner der Begegnung. Es war das siebente Länderspieltor von
Ivanschitz und vorerst auch das letzte.
Es folgte ein schmerzhafter Absturz mit dem Nationalteam, in der Ära Karel Brückner gelang kein einziger Sieg mehr ,vielmehr
musste Österreich schmerzhafte Niederlagen in Litauen, sowie vor eigenem Publikum gegen Serbien und kurz vor dem
Jahreswechsel 2008/2009 in einem Testspiel gegen die Türkei. Auch ein 1:1-Auswärtsremis auf den Färöer ging nicht gerade als
Ruhmesblatt in die heimische Fußballgeschichte ein. Am 11. Februar 2009 sollte dann das letzte Länderspiel der Teamchefära
Brückner/Kocian/Herzog folgen, in Graz ging dieses im Rahmen eines freundschaftlichen Vergleichs mit 0:2 gegen Schweden
verloren. Dieses Spiel, in dem Andreas Ivanschitz trotz ansprechender Leistung in der 76. Minute ausgewechselt wurde und sich
dem Groll der rund 11.000 verärgerten Zuschauer aussetzen musste, sollte für längere Zeit das letzte (und 49ste, Anm.)
Länderspiel des Burgenländers bleiben.
Exakt zwei Jahre nach der standesamtlichen Trauung feierten am 9. Juni 2009 Anja und Andreas dann auch die kirchliche
Hochzeit – am Strand von Anavyssos (Griechenland) in einer berührenden Zeremonie mit Familie, guten Freunden und
Bekannten.
Auf Klubebene konnte Ivanschitz in der Spielzeit 2008/2009 wieder einmal die Luft der europäischen Königsklasse schnuppern
und kam für Panathinaikos in vier Gruppenspielen zum Einsatz. In der Liga reichte es hinter Rekordmeister Olympiakos Athen
und PAOK Saloniki „nur“ zum dritten Platz, Ivanschitz kam auf immerhin 17 Saisoneinsätze. Sein letztes Spiel für die GrünWeißen aus der griechischen Hauptstadt absolvierte er dann am 10. Mai 2009 im Rahmen der Super-League-Play-Offs bei einem
2:1 Auswärtssieg bei PAOK.
Neues Glück in Mainz
Im Juli 2009 folgte dann der nächste und bislang letzte Vereinswechsel in der Laufbahn von Andreas Ivanschitz. Der deutsche
Bundesligist FSV Mainz sicherte sich die Dienste des 49fachen-ÖFB-Internationalen und beim sympathischen Aufsteiger schlug
der zu dieser Zeit noch 25jährige ein wie eine Rakete. In den ersten elf Saisoneinsätzen gelangen Ivanschitz sechs Volltreffer
(gegen Bayern München, Hertha Berlin, Bochum, Hoffenheim, Freiburg und Wolfsburg) und ebenso viele Torvorlagen (gegen
Leverkusen, Hannover, Hertha Berlin, Bochum, Freiburg und
Wolfsburg). Die deutschen – und auch österreichischen – Medien
überschlugen sich mit Jubelmeldungen. "Diese Phase war für
mich persönlich enorm wichtig. Es gab mir viel
Selbstvertrauen und meiner Karriere einen zusätzlichen
Schub. Ich fühlte mich bei Mainz von Anfang an wohl.“
Die Rückrunde verlief sowohl für Andreas Ivanschitz, als auch für
Mainz 05 zumindest atmosphärisch nicht ganz so berauschend
wie noch im Herbst zuvor. Mit stolzen 47 Punkten beendeten die
Mainzer jedoch die Aufstiegs-Saison auf dem mehr als
beachtlichen 9. Tabellenplatz.
Nach 6 Toren und 6 Assists im Herbst, in dem der aus Athen nach Deutschland gewechselte Österreicher die Bundesliga rockte,
gelang Ivanschitz im Frühjahr lediglich eine Torvorbereitung. Zuwenig für die eigenen Ansprüche des Spielmachers, der aber
auch der Umstellung von Griechenland auf die deutsche Eliteliga Tribut zollen musste – immerhin war Andy ohne Vorbereitung
zur Elf des kurz vor Saisonbeginn installierten Andersen-Nachfolgers Thomas Tuchel gestoßen.
Für die Nationalmannschaft hatte es jedoch trotz der überragenden Performance von Ivanschitz auch im Herbst 2009 nicht
gereicht. Teamchef Didi Constantini´s merkwürdige Begründung: Die deutsche Bundesliga müsse sich hinterfragen, „weil da ein
Österreicher kommt, der fast keine Vorbereitung mitgemacht hat, ein Jahr vorher nicht viel gespielt hat und nach zehn Runden
Bester der Scorerliste ist.“ Die Reaktionen in Deutschland waren spöttisch, süffisant und heftig: „Was soll ich von der Abfälligkeit
halten?“, meinte Thomas Tuchel kopfschüttelnd, die „Bild“ titelte „Ösi-Trainer lästert über die Bundesliga“ und „Ganz Mainz
lacht über den Dösi-Trainer“.
Gentleman Ivanschitz blieb ruhig und verweigerte jeglichen Kommentar zur Attacke des Teamchefs auf den deutschen Fußball,
der heute weltweit als Vorbild in Sachen Spielphilosophie und Offensiv-Power gilt.
Nach dem 0:3 in München gegen Bayern, das im Herbst noch in einem berauschenden Match am Bruchweg besiegt werden
konnte (1 Tor Ivanschitz), hatten die Mainzer in den letzten acht
Partien nur einen Sieg eingefahren. Die Reaktion kam gegen
Mönchengladbach: Verteidiger Bo Svensson sicherte mit einem
Abstauber das 1:0 und damit eigentlich auch schon frühzeitig den
Klassenerhalt. Überragend in dieser Phase: Torjäger Aristide Bance, der
mit wichtigen Treffern glänzte.
Am 12.April 2010 wurde Ivanschitz in seiner Heimat Burgenland zum
zweiten Mal zum „Sportler des Jahres“ gekürt.
Und rund einem Monat später erhielt die Familie Ivanschitz
erfreulichen Zuwachs: Am 17. Mai 2010 wurde in Eisenstadt ihre
Tochter Nahla (aus dem arabischen) geboren.
Mainz rockt die Bundesliga
Das revolutionäre Konzept von Trainer Thomas Tuchel, der neben pedantischer Matchvorbereitung extrem laufintensives
Offensiv-Pressing, blitzschnelles Umschalten nach vorne und hinten und permanente Rotation forderte, trug dann in der Saison
2010/11 noch süßere Früchte. Underdog Mainz startete mit unglaublichen 7 Siegen en suite in die Saison, wobei Ivanschitz
erstmals in Runde 5 beim 2:0 gegen Köln zum Einsatz kam. In einer Mannschaft, in der die Youngster Andre Schürrle, Lewis
Holtby und der Ungar Adam Szalai als „Bruchweg-Boys“ die ganze Liga auf den Kopf stellten, war für den Österreicher anfangs
kein Platz.
Bitter, aber auch ein Meilenstein in der Karriere von Ivanschitz: Andreas gab im Training
noch mehr Gas, stellte sich in den Dienst der Mannschaft wartete auf seine Chance. „Ich
habe damals gelernt, dass du deine eigenen Interessen hintenanstellen musst
und die Mannschaft im Vordergrund steht. Diese Zeit hat mich als Profi und
Mensch weiter gebracht“, so Andy.
Nach der Winterpause gingen die Mainzer, die sich auf dem Trainingsgelände des FC
Barcelona auf die Rückrunde vorbereitet hatten, als Tabellenzweiter hinter Dortmund ins
Rennen.
Ab Runde 20 wurde Ivanschitz für seine professionelle Einstellung endgültig belohnt: Der
Österreicher avancierte zum absoluten Stammspieler und stand in den letzten 14 Runden
zehnmal in der Startelf. Mit wertvollen Toren gegen Hoffenheim und im Derby gegen
Frankfurt leistete Ivanschitz seinen Beitrag zum sensationellen Lauf der Mainzer, die
schließlich die Saison mit einem Vereinsrekord von 58 Punkten und der Qualifikation für
die Europa League beendeten.
Einziger Wermutstropfen: Constantini ignorierte Ivanschitz weiterhin, die Begründungen
für die Nichtnominierung in die Nationalmannschaften wurden trotz einer beispiellosen
Pleiteserie der ÖFB-Auswahl immer abstruser.
Andi´s goldener Herbst
Der Sommer 2011 war dann für Mainz 05 in jeder Beziehung eine Zäsur: Trotz der lukrativen Teilnahme am europäischen
Bewerb kam es in der Mannschaft durch die Abgänge von Schürrle, Fuchs und Holtby zu einem Umbruch. Mit Anthony Ujah,
Nico Müller, Julian Baumgartlinger, Eric Maxim Choupo-Moting, Zoltan Stieber oder Yunus Malli wurden junge,
entwicklungsfähige Spieler geholt, die aber noch eine Zeit brauchen sollten, um sich an das Level der deutschen Bundesliga zu
gewöhnen.
Dazu stieß Mainz auch in Sachen Budget in neue Dimensionen (rund 60 Millionen Euro) vor – die Story vom kleinen, aber feinen
Karnevalsverein war endgültig passe. Last but not least, wurde im Sommer 2011 die neue schmucke Heimstätte namens CofaceArena eröffnet, die Mainz auch vermarktungstechnisch in ganz andere Sphären beamte.
Und obwohl die Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel im Herbst in eine Ergebniskrise schlitterte, demonstrierte der
Burgenländer nach einer für ihn perfekt verlaufenen Vorbereitung in Flachau konstant seine Klasse. In insgesamt 14
Bundesligaspielen entwickelte sich Ivanschitz zum Topscorer der Mainzer, traf sechs Mal in Pflichtspielen und schaffte drei
Assists.
„Ivanschitz ist unser torgefährlichster Mann. Wenn wir in einem Spiel eine Torchance haben, wünsche ich mir, dass Ivanschitz
den Ball bekommt“, streute Tuchel seinem Offensivspezialisten Blumen. Andi´s absolutes Highlight in der Hinrunde: Das 3:2
gegen Rekordmeister Bayern München, als dem Nationalspieler ein abgezocktes Tor gegen Wundertorhüter Manuel Neuer und
ein Assist gelangen. „Ein perfektes Spiel der ganzen Mannschaft. Ich wusste, dass wir es an einem herausragenden
Tag drauf haben die Bayern zu schlagen“, jubelte Andi nach dem großen Coup.
Im Pokal schaffte Ivanschitz in Hannover in der Verlängerung das Goldtor und im „goldenen“ November lief er zur absoluten
Höchstform auf: Mit 3 Toren und 3 Vorbereitungen half Ivanschitz federführend mit, das Punktekonto der Mainzer aufzufetten.
Einzige Wermutstropfen: Mainz 05 liegt nur 2 Plätze über der Abstiegszone, das frühe Out in der Europa League gegen Gaz
Metan Medias und das blamable Ausscheiden im Pokal-Achtelfinale gegen Underdog Holstein Kiel. „Wir haben in vielen
Spielen dominiert, konnten uns aber durch fahrlässige und unglückliche Aktionen in der Offensive und Defensive
oft nicht belohnen“, so Ivanschitz.
In der Tat auffällig: In der Vorsaison stellte Mainz mit nur 39 Gegentoren die zweitbeste Defensivabteilung der Liga hinter
Meister Dortmund – in diesem Herbst kassierte die Tuchel-Elf bereits 29 Treffer.
Ein sentimentales Jubiläum
Der emotionale Höhepunkt 2011 war für Andy zweifellos das Comeback
in der Nationalmannschaft. Nach zweieinhalb Jahren, in denen Ivanschitz
von Ex-Teamchef Didi Constantini aus nicht wirklich nachvollziehbaren
Gründen links liegen gelassen worden war, holte ihn Interimstrainer Willi
Ruttensteiner für das EM-Qualifikations-Doppel gegen Aserbaidschan und
Kasachstan zurück. Gegen die Mannschaft von Berti Vogts trumpfte Andy
in seinem 50. ÖFB-Einsatz mit einem Tor und zwei Assists ganz groß auf
und bewies auch in den nächsten beiden Länderspielen, dass er mit
seinen Qualitäten der Nationalmannschaft sehr wohl entscheidend
helfen kann.
„Ich bin sehr froh darüber, dass mir Willi Ruttensteiner das
Vertrauen geschenkt und mir die Möglichkeit gegeben hat, mich
wieder im Nationalteam zu präsentieren. Mein 50. Länderspiel
wird mir durch diesen glanzvollen Abend, meinem Tor und den
Vorlagen, immer in besonderer Erinnerung bleiben. Es war für
mich persönlich sehr bitter, in 23 Länderspielen seit meinem
letzten Match am 11. Februar 2009 in Graz gegen Schweden
nicht dabei zu sein und deswegen ein noch schönerer Moment,
als ich wieder den Adler auf der Brust tragen durfte. Ich freue
mich jedenfalls schon auf die nächsten Herausforderungen unter dem neuen Teamchef Marcel Koller und bin
überzeugt, dass dieses Team in der Qualifikation für die WM 2014 Großes erreichen kann. Wir müssen den
zuletzt begonnen Weg konsequent weiter gehen und uns als Mannschaft noch steigern, dann können wir mit
Optimismus in die Qualifikation gehen“, so Ivanschitz.
Am 10.Dezember erlitt der Österreicher im Spiel gegen den HSV einen starke Innenbanddehnung im linken Knie, 6-8 Wochen
Pause!
Im Wintertrainingslager auf Mallorca (6.1.-12.1.2012) konnte der Österreicher die Belastung bereits steigern – ein Comeback in
der Rückrunde stand unmittelbar bevor. „Wenn alles gut läuft sollte ich Ende Januar wieder einsatzbereit sein.“
Mainz hatte die Hinrunde nur auf Platz 14 beendet und startete – ohne Ivanschitz - mit einem 2:3 in Leverkusen in den Frühling.
Am 11. Februar feierte Andy dann sein Comeback gegen Hannover, zuvor hatten die Mainzer noch den ehemaligen
Publikumsliebling Zidan verpflichtet. Der Ägypter traf in den ersten 6 Spielen 6mal und dank seiner Torserie konnten sich die
Mainzer aus der Abstiegszone ins Mittelfeld absetzen.
Ivanschitz fand in der Bundesliga erst Ende März wieder zur Hochform, als er beim 3:0 in Bremen den FSV zum Auswärtssieg
dirigierte.
Vier Wochen zuvor erzielte Andreas beim 3:1 der ÖFB-Auswahl in Klagenfurt gegen Finnland ein Tor aus einem Elfmeter.
Auch in der Bundesliga demonstrierte Ivanschitz seine Nervenstärke vom Elfmeterpunkt: er brachte die Mainzer in Stuttgart in
Minute zwei in Führung, ehe man noch 1:4 unterging. Nach einem glänzenden 4:0 gegen Köln war jedoch die Abstiegsgefahr
endgültig gebannt. Und Mainz legte sofort mit einem torlosen Remis gegen Bayern München nach. Die Bilanz nach dem 34.
Spieltag: Platz 13 mit 39 Punkten – immerhin acht Zähler vor dem Relegationsplatz.
Zum Saisonfinale bat Teamchef Marcel Koller noch zu 2 Testspielen gegen die Ukraine (3:2) und Rumänien (0:0), ehe sich
Ivanschitz in den Urlaub verabschieden konnte.
Das 4.Jahr Bundesliga
Der Start in sein 4. Jahr bei Mainz verlief für Ivanschitz
optimal: mit einem Foulelfmeter rettete er in Freiburg
einen Punkt. Nach Niederlagen gegen Greuter Fürth und
Bayern sicherte er gegen Augsburg mit dem erlösenden
1:0 endlich drei Punkte. Trotzdem standen nach 5 Runden
nur magere 4 Punkte auf dem Konto.
Der Befreiungsschlag gelang dann ausgerechnet beim zum
Kreis der Titelfavoriten gehandelten VfL Wolfsburg: Ein
blendend aufgelegter Ivanschitz bereitete beide Treffer
zum 2:0 vor und wurde auch zum „Man of the Match“
gewählt. Eine Woche später verwandelte Noveski einen
von Ivanschitz im Finish perfekt gezirkelten Eckball zum
1:0 gegen Düsseldorf. Nach einem Remis in Leverkusen und einem 3:0 gegen Hoffenheim stand Mainz plötzlich auf Rang sechs.
Vor allem, in der Coface-Arena erwiesen sich die Schützlinge von Trainer Thomas Tuchel als echtes Bollwerk – auch Nürnberg
gewann man mit 2:1, wobei Ivanschitz mit einem Linksschuss das zwischenzeitliche 2:0 erzielte.
Die Serie ging weiter: Im Derby gegen Eintracht Frankfurt traf der Österreicher zum 1:0, Mainz siegte beim Lokalrivalen sicher
mit 3:1. Kein Wunder, dass Presse und Fans immer lauter die Vertragsverlängerung von Ivanschitz forderten, der im Juni 2013
ablösefrei sein würde. Mainz-Manager Christian Heidel versicherte, dass man Ivanschitz unbedingt halten wolle und alsbald
Gespräche über die Zukunft stattfinden würden. Nach einem 3:1 über Stuttgart beendete Mainz die Herbstsaison mit stolzen 26
Punkten auf Platz 6 – erneut schien ein Platz in der Europa League möglich.
Auch in der Nationalmannschaft lief es für Ivanschitz weiter rund: Beim 2:0 im
Happel-Stadion gegen die Türkei mit den Topstars Turan, Sahin oder Toprak
unterstrich er einmal mehr seinen Ruf als Meister der ruhenden Bälle und erzielte
das 2:0 aus einem Elfmeter. Am 11. September wäre dann einer tapfer
kämpfenden und auch spielerisch großartigen österreichischen Mannschaft gegen Deutschland zum Auftakt der WMQualifikation beinahe die große Sensation geglückt. Bereits 0:2 zurück, spielte das ÖFB-Team den großen Bruder nach dem
Anschluss durch Junuzovic phasenweise an die Wand jedoch gelang Ihnen kein weiteres Tor und es blieb beim 1:2.
Die beiden letzten Quali-Länderspiele des Jahres endeten 0:0 und 4:0 gegen Kasachstan – die Chance erstmals seit 1998 wieder
bei einer WM dabei zu sein, war intakt. Zum Abschluss des Jahres musste Österreich in einem leidenschaftslosen Match gegen
die Elfenbeinküste in Linz 0:3 die Segel streichen.
Vor dem Heimspiel gegen Bayern München im Februar 2013 lag Mainz sensationell auf Platz fünf. Die Gastgeber setzten auch
den Rekordmeister schwer unter Druck, ehe Müller und Mandzukic 2 Konter effizient abschlossen und den Mainzer Traum vom
Sieg über die großen Münchner stoppten. Ein Ivanschitz-Highlight folgte dann gegen Schalke 04: Andy traf zum 1:0,
ausnahmsweise mal mit seinem schwächeren rechten Fuß, und bereitete das 2:1 von Pospech perfekt vor. Erneut wurde der
Österreicher zum „Man of the Match“ gekürt.
Nach vier Unentschieden in Folge, war es dann wieder Andreas Ivanschitz, der Mainz zu einem Sieg über einen der Big Player der
Bundesliga verhalf: Der Linksfuß verwertete eiskalt einen Elfer zum 1:0 über Bayer Leverkusen und Mainz trommelte erneut an
der Tür zur Europa League. Am 3. April endete dann die Serie der Mainzer, die 8 Spiele in Folge ungeschlagen waren. 1:2 in
Nürnberg, wobei Ivanschitz erst in Minute 80 eingewechselt wurde.
Die Entscheidung/Der Abschied
Am Tag vor dem Nürnberg-Spiel hatte Tuchel im Rahmen einer Pressekonferenz bekannt gegeben, dass der Vertrag mit Andy
nicht verlängert werde. „Diese Entscheidung ist uns sehr schwer gefallen“, sagte Tuchel, „aber Ivanschitz ist ein absoluter
Führungsspieler in Mainz und ich bin mir nicht ganz sicher, ob er diese Rolle auch in den nächsten Jahren ausfüllen wird
können.” Manager Christian Heidel hatte zwei Gespräche mit dem Österreicher geführt, ihm aber nie ein konkretes Angebot
unterbreitet.
Der Ärger bei den Fans war groß, forderten sie doch vehement eine
Verlängerung des Vertrages. Der beliebte Österreicher wurde gefeiert, Trainer
Tuchel und Manager Heidel heftig kritisiert.
Der in diesen Dingen sehr sensible Ivanschitz hatte allerdings schon geahnt, dass
seine Ära in Mainz zu Ende gehen würde. „Die vier Jahre in Mainz waren
eine ganz tolle und erfolgreiche Zeit. Ich denke, dass ich meinen Teil
dazu beitragen konnte, dass Mainz heute ein gestandener Bundesligist
ist und sich enorm weiter entwickelt hat. Ich habe mich in Mainz sehr
wohl gefühlt und danke den Fans für die großartige Unterstützung in
all den Jahren. Ich weiß, dass ich hier immer willkommen sein werde
und wünsche dem Verein eine erfolgreiche Zukunft.“
Die in solchen Fällen oft übliche Abrechnung mit dem Trainer, der Ivanschitz das
Leben mit oft unverständlichen Rotationen nicht immer leicht gemacht hatte,
blieb aus. Gentleman Ivanschitz kartete nicht nach und das rechneten ihm die
Mainzer Fan sehr hoch an.
Danach war nach drei Niederlagen ensuite klar, dass man mit dem internationalen Geschäft nichts mehr zu tun haben würde. Im
allerletzten Heimspiel in der Coface-Arena gab es nicht nur durch zahlreiche Fan-Aktionen einen emotionalen und berührenden
Abschied für Ivanschitz: noch dazu verwandelte Andy in der 92. Minute einen Elfmeter gegen Borussia Mönchengladbach – sein
letztes Tor im letzten Spiel für Mainz. In insgesamt 113 Spielen für den Karnevalsklub hatte Ivanschitz 24 Tore und 20 Assists
erreicht.
Durchwachsen lief das Frühjahr 2013 für die Nationalmannschaft. Einem
1:2 in Wales folgte ein 6:0 gegen die Färöer Inseln, bei dem Andreas in
Minute 28 ein sehenswerter Weitschuss zum 3:0 gelang.
Überraschenderweise saß Ivanschitz beim folgenden Remis in Irland und
beim 2:1 gegen Schweden nur auf der Bank.
Das Kapitel Mainz war ziemlich abrupt beendet, jetzt stellte sich für Ivanschitz die Frage nach seiner Zukunft. Interessante und
konkrete Angebote aus der deutschen Bundesliga lehnte er ab, weil „ich nach vier Jahren Bundesliga eine neue Herausforderung
suchte.“
Der Traum Primera Division
Die Entscheidung, wo der 29-jährige künftig spielen werde, fiel rasch.
Levante UD, 2012/13 in der Europa League tätig und aufstrebender Verein
in der spanischen Primera Division, bemühte sich sehr um den feinen
Techniker. Nach einem Treffen am Schwechater Flughafen wurden die
Modalitäten geklärt, ein paar Tage danach ging es nach Valencia und
Andreas unterschrieb beim Verein aus der Liga des Weltmeisters für drei
Jahre. „Ich war schon immer ein Fan des spanischen Fußballs und
bin sehr glücklich dort spielen zu können. Die Erfahrungen, die ich
in Griechenland und Deutschland gesammelt habe, werden mir
helfen, um auch in der wahrscheinlich momentan stärksten Liga
der Welt bestehen zu können“, freute sich der Österreicher.
Nach der Vorbereitung im Sommer 2013 folgte der gleich Schock: Die Elf aus Valencia, die viele Neuzugänge integrieren musste,
wurde im 1. Meisterschaftsspiel mit 7:0 aus dem Camp Nou des FC Barcelona geschossen. Messi traf im Doppelpack und
Ivanschitz konnte sich zumindest ein wenig damit trösten, dass er in der 64.Minute an der Seite vom brasilianischen Suoerstar
Neymar, der ebenfalls sein Debüt in „La Liga“ feierte, eingewechselt wurde.
Die Mannschaft von Trainer Caparros verkraftete jedoch wider Erwarten das Desaster von Barcelona gut und blieb in den
nächsten 6 Spielen ungeschlagen. Und Ivanschitz kam immer besser in Fahrt, obwohl ihm die Umstellung vom Pressing-Monster
Mainz auf die Konterspezialisten aus Valencia anfangs sicher nicht leicht fiel. Beim Sieg in Madrid gegen Rayo Vallecano gelang
Andy dann sein 1. Tor für Levante – in der 4. Minute der Nachspielzeit traf er zum 2:1.
Unvergessen dann das Highlight gegen Real Madrid im
Estadio Ciutat de Valencia. Levante führte nach einer
beeindruckenden Performance bis zur 87. Minute, ehe die
Madrilenen in den letzten Sekunden das Spiel drehten und
Cristiano Ronaldo zum 3:2 vollendete. „Ich freue mich
natürlich über unsere große Leistung, aber genauso
ärgere ich mich, dass wir das Match nicht über die
Zeit gebracht haben. Aber wir haben gesehen, dass
wir mit Mut und Leidenschaft auch die vielleicht
beste Mannschaft der Welt fordern können“, meinte
Andy im Zwiespalt der Gefühle.
In La Liga lief es weiter prächtig: Nach 10 Runden lag Levante auf Platz 7. Für Aufsehen sorgte Ivanschitz kurz vor Weihnachten
2013, als er im Vicente-Calderon-Stadion nach wenigen Sekunden das 1:0 gegen den späteren Champion Athletico Madrid
erzielte – leider ging das Spiel trotz starker Leistung noch 2:3 verloren.
Remis gegen den FC Barcelona
In dieser Zeit bestätigte Ivanschitz seinen großen Ruf als Meister der Standards – in
4 Spielen en suite traf ein Levante-Spieler nach einem Eckball von Ivanschitz.
Genauso im Hit gegen FC Barcelona am 19. Jänner 2014. Loukas Vyntra, mit dem
Andy schon bei Panathinaikos Athen zusammengespielt hatte, hechtete einen
perfekten Corner ins Netz. Und Levante konnte sich mit dem 1:1 endlich für das
Debakel zu Saisonbeginn revanchieren.
Siege beim FC Sevilla und gegen Atletico Madrid krönten eine starke Saison, ehe am 10. Mai dann der emotionale Höhepunkt
folgen sollte: Levante besiegte im prestigeträchtigen Stadtderby den FC Valencia 2:0, Andreas Ivanschitz erzielte in Minute 81
das 2:0. Längst bei den Fans anerkannt, steigerte sich das Standing des Österreichers ab sofort gewaltig. Die Saison wurde auf
Platz 10 abgeschlossen, nur einen Zähler hinter FC Valencia. Der Respekt vor dieser Leistung trotz geringerer finanzieller
Möglichkeiten, war Levante in ganz Spanien sicher. Und Ivanschitz hatte bewiesen, dass er mit 5 Toren und 7 Assists in Liga und
Copa auch in Spanien mehr als konkurrenzfähig war.
Tor als Geschenk zum 30er
Zwei bittere Niederlagen musste Ivanschitz mit Österreich im Herbst 2013 hinnehmen:
0:2 gegen Griechenland und dann das desillusionierende 0:3 in der WM-Quali gegen
Deutschland in München. Mit einem 1:0 gegen Irland verschaffte sich Österreich noch die
Chance, bei einem Erfolg in Schweden wenigstens das Play-off zu erreichen. Trotz einer
der besten Auswärtsleistungen unterlagen die Koller-Boys jedoch mit 1:2 in Stockholm –
die greifbar nahe WM-Chance war vorbei. Ivanschitz durfte erst wieder auswärts gegen
die Färöer Inseln von Beginn an ran und traf prompt zum 1:0, bereitete Prödls 2:0 vor und
David Alaba sorgte dann per 11er für den 3:0 Endstand. Ein perfektes Geschenk an seinem
30. Geburtstag auf den Färoer Inseln. Bleibt sicher unvergessen!
Auch in den Länderspielen gegen USA (1:0), Uruguay (1:1), Island (1:1) und Tschechien
(2:1) war Ivanschitz im Einsatz, ehe er im Herbst 2014 von Teamchef Marcel Koller
überraschend nur noch auf Abruf einberufen wurde.
Emotionaler Herbst
Mit ein Grund war sicher der zähe Start von UD Levante in die neue Saison: Mit Mendilibar war ein neuer Trainer gekommen,
Tormann-Held Keylor Navas war zu Real Madrid gewechselt. Das neue, offensivere System des Trainers mit verstärktem Pressing
verpuffte ins Leere, Levante grundelte am Tabellenende.
Und Andy musste zu Saisonbeginn noch einen viel schwereren Schicksalsschlag hinnehmen, als sein Vater Ewald mit nur 60
Jahren im August nach kurzer, aber schwerer Krankheit verstarb. „Jemanden den man liebt, zu verlieren ist kaum in
Worte zu fassen. Ein unglaublicher Schmerz, surreal, man will es nicht wahrhaben. Nach meiner Rückkehr aus
Österreich musste ich wieder auf den Platz, brauchte Ablenkung, aber eigentlich war ich in den
Trainingseinheiten nur körperlich anwesend, der Kopf war ganz woanders.“
Mitten im sportlichen und mentalen Tief gab es im Oktober nur 2 Monate nach dem schweren Verlust eine sehr erfreuliche
Nachricht: Er wurde zum dritten Mal Vater. Seine Frau Anja brachte in Valencia eine gesunde Tochter (Name: Luna) zur Welt.
„Als ich unser gesundes Kind in den Armen hielt wusste ich, dass ich wieder nach vorne blicken musste. Und
neben der Trauer für meine Familie da sein musste.“
Nach den bescheidenen Resultaten und der schlechten Tabellensituation unter Mendilibar, zog die Chefetage der Valencianer
Ende Oktober die Notbremse, entließ Mendilibar und holte Lucas Alacarez als neuen Trainer an Bord. Diese Entscheidung
machte auch Ivanschitz wieder zum Stammspieler, nachdem er unter Mendilibar nur selten spielte. Noch kurz vor Weihnachten,
am 20. Dezember gelang Ivanschitz dann auch sein erster Saisontreffer: Andy verwandelte einen Elfmeter in der Nachspielzeit
nervenstark zum Ausgleich gegen Real Sociedad.
Fortsetzung folgt ...
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