Andreas Ivanschitz - Seine Laufbahn Musik liegt in der Luft Andreas Ivanschitz wurde am 15. Oktober 1983 in Eisenstadt, der Hauptstadt des österreichischen Bundeslandes Burgenland, geboren. Sowohl seine Mutter Helga als auch sein Vater Ewald sind beruflich als Lehrer tätig, erstere arbeitet als Hauptschullehrerin in Schattendorf, zweiter als Musiklehrer am Haydn-Konservatorium in Eisenstadt. Die musikalische Ader hat nicht nur Andreas, der während seiner Kindheit und Jugend in der Blaskapelle seines kleinen Heimatdorfes Baumgarten (900 Einwohner) sieben Jahre die große Trommel spielte und zudem mehrere Jahre Klavier- und Oboeunterricht genoss, geerbt. Auch seine beiden älteren Brüder Martin, der heute als Arzt tätig ist, und Clemens, der ein Musikstudium absolviert hat, sind an diversen Instrumenten ausgebildet. Das Leben der drei Ivanschitz-Brüder drehte sich aber von Anfang an vor allem um das runde Leder. Dem erst 4jährigen Andi sah man bereits beim fröhlichen Kick auf der heimischen "Karliwiese", die nur einen Steinwurf vom Elternhaus der Treffpunkt der Baumgartner Kinder war, die Freude und das Talent förmlich an. Kaum ein Tag verging, an dem der Knirps nicht begeistert dem Ball, egal ob einer Version aus Plastik oder Leder, nachjagte. So war es nur logisch, dass die Eltern, die selbst am Fußballsport stets großes Interesse hatten, auch den „Benjamin“ der Familie bereits als sechsjährigen beim örtlichen Verein, dem ASK Baumgarten, anmeldeten. Der Lockruf von Rapid Als 6jähriger folgte Andreas Ivanschitz dem Ruf des örtlichen Vereins ASK Baumgarten. Ab dem Zeitpunkt hatte das FußballVirus "Klein-Andi" endgültig und unwiderruflich infiziert. Bis zu seinem 14. Lebensjahr folgten schöne und unbeschwerte Jahre beim Stammverein, der damals eine Spielgemeinschaft mit dem Klub der Nachbargemeinde Schattendorf unterhielt. Immerhin schaffte es Ivanschitz mit seinen Mitspielern bis ins burgenländische U14-Finale, das allerdings 2:4 gegen eine Auswahl aus Lafnitztal verloren ging. Am Ende seiner "Karriere" beim ASK Baumgarten hatte Ivanschitz bereits den Sprung in sämtliche Bezirks- und Bundesland-Auswahlen längst geschafft. "Viel Lernen von sehr guten Trainern und dabei nie den Spaß am Fußball zu verlieren, das wurde mir bei meinem Stammverein geboten und dafür bin ich noch heute sehr dankbar", meinte Andreas Ivanschitz Jahre später, als er bereits seine ersten Spuren im professionellen Fußball hinterließ. Als besonders wichtige Erfahrung in dieser Zeitspanne Ende der 90er Jahre bezeichnet der Linksfuß die Tatsache, dass er bereits als 13jähriger unter Trainer Hans Schöll mit der Kampfmannschaft, die auch damals schon in der 3. österreichischen Spielklasse um Punkte kämpfte, trainieren durfte. Gespielt hat er zwar bei den Erwachsenen nicht, doch wurde er regelmäßig in der U16Auswahl eingesetzt und lernte so sehr rasch, sich gegen körperlich stärkere und zudem viel erfahrenere Gegenspieler durchzusetzen. "Diese Erfahrung hat mich geprägt und mir in meiner Entwicklung stark weitergeholfen" , so Andreas Ivanschitz. Seine guten Leistungen in den diversen Auswahlen und beim Verein machte bald Scouts des populärsten und erfolgreichsten Klubs Österreichs auf Ivanschitz aufmerksam. Johann Wlasits sollte das Talent schon rasch dem damaligen Nachwuchsleiter des SK Rapid Wien, Manfred Uhlig, empfehlen und organisierte ein Probetraining bei dem Verein, für den Andi schon als kleiner Junge die Daumen drückte. Beim österreichischen Rekordmeister spielte Ivanschitz bei niemand geringeren als Sergej Schawlo, der als ehemaliger Rapid- und russischer Teamspieler als absoluter Fachmann galt und später Generalmanager bei Spartak Moskau war, vor. Schawlo erkannte rasch das Talent, Können und Potential des damals 14jährigen Andreas Ivanschitz und lotste den Burgenländer in die österreichische Bundeshauptstadt. Damit war die musikalische Karriere von Ivanschitz junior beendet, was natürlich gerade bei seinem Vater einen leicht bitteren Beigeschmack hinterließ, aber er freute sich für seinen Sohn und unterstützte ihn wo er konnte. Ein völlig neues Leben begann, denn der Wechsel zu Rapid bedeutete auch einen Schulwechsel. Ivanschitz wechselte vom Gymnasium in Mattersburg in eine Partnerschule seines neuen Vereins, das ORG Maroltingergasse im 16. Wiener Gemeindebezirk. Er lebte gemeinsam mit anderen Fussballern (unter anderem mit Gyuri Garics) und Studenten in einem Internat und absolvierte auch vier Jahre später seine Matura mit "sehr gutem Erfolg". "Für mich war es immer ein Ziel, auch trotz der Doppelbelastung Profisport & Schule, die Matura erfolgreich abzuschließen. Das ORG Maroltingergasse gibt nach wie vor vielen Sportler und -innen die Chance neben Leistungswettkämpfen und dem täglichen Training, in die Schule zu gehen. Ich blicke sehr gerne auf diese Zeit zurück. Sie war sehr intensiv, anstrengend, hat aber auch Spass gemacht. Ich kann auch Jahre danach den Professoren, vor allem auch dem damaligen Direktor Johannes Jelenko, für Ihre Unterstützung nicht genug danken." Taument als Ivanschitz-Fan Fußballerisch startete Andreas Ivanschitz im Februar 1998 bei der von Sergej Schawlo betreuten U16-Mannschaft. Mit dieser Mannschaft und später prominenten Mitspielern wie Stefan Kulovits oder Ilco Naumoski (die beide als Profis zu Länderspieleinsätzen für Österreich, bzw. Mazedonien kommen sollten) wurde Ivanschitz im Sommer 1999 BNZ Meister, WFV Meister und auch östrreichischer Pokalsieger. Ab Juni 1999 spielte er dann schon in der U18-Mannschaft und folgte so seinem damaligen Vorbild und Trainer Sergej Schawlo in die nächste Altersklasse. Bereits wenige Monate später folgte der nächste Aufstieg. Ivanschitz rückte in den Kader der Amateur-Mannschaft auf und verpasste unter Coach Fritz Riedmüller nur haarscharf den Aufstieg von der Wiener Stadtliga in die Regionalliga. Doch das konnte er verschmerzen, spielte er sich doch in den Blickpunkt des damaligen Sportdirektors Ernst Dokupil und des seinerzeitigen Cheftrainers Heribert Weber. Letzterer verhalf dem damals gerade erst frischgebackenen 16jährigen auch am 26. Oktober 1999 zu seinem Pflichtspieldebüt in der Profimannschaft. Rapid gastierte im Rahmen des ÖFB-Cups beim Landesligisten ATSV Ranshofen und Ivanschitz wurde in der 63. Minute beim Stand von 1:1 für den routinierten ehemaligen deutschen Bundesliga-Kicker Jens Dowe eingewechselt. Es war eine etwas bittere Premiere, denn auch Ivanschitz konnte nicht verhindern, dass sich Rapid bis auf die Knochen blamierte und nach einer torlosen Verlängerung im Elfmeterschießen mit 1:4 gegen die blutigen Amateure aus dem oberösterreichischen Innviertel verlieren sollte. Ab nun war Andreas Ivanschitz aber zumindest im erweiterten Kader des Wiener Traditionsvereins und das Training mit einem Weltstar wie Dejan Savicevic oder einige Jahre später Gaston Taument – der über Ivanschitz sagte, dass "ich außer ihm erst einen 16jährigen gesehen habe, der zu diesem Zeitpunkt schon so weit war und das war Clarence Seedorf"– und Teamspielern wie Rene Wagner (Tschechien), Krzysztof Ratajczyk (Polen), Farhad Majidi (Iran), Peter Schöttel, Michael Hatz, Arnold Wetl oder Andreas Heraf (alle Österreich) brachte dem Burgenländer in seiner Entwicklung enorm weiter. Am 20. Mai 2000 durfte Ivanschitz auch in der österreichischen Bundesliga sein Debüt feiern. Es war zwar nur von kurzer Dauer (1 Minute), doch die Einwechslung für Rene Wagner in der letzten Minute des Meisterschaftsspiels in Salzburg war der Beginn einer atemberaubenden Karriere. (Auch beim ÖFB war man auf den talentierten Linksfuß längst aufmerksam geworden und so konnte Ivanschitz schon auf sechs Einsätze in der U17- und zehn Länderspiele in der U16Nationalmannschaft zurückblicken. Supertalent startet durch Der endgültige Sprung in den Profikader war geschafft, Andreas Ivanschitz erhielt die Rückennummer 2 und unterzeichnete am 1. Juli 2000 seinen ersten Profivertrag (bis 2005). Bei Rapid musste Trainer Heribert Weber, der Ivanschitz sehr gefördert hatte, gehen und Ernst Dokupil, der schon bei der Verpflichtung im Jahr 1998 seinen Teil beitrug, übernahm als Sportmanager die Alleinverantwortung über den sportlichen Bereich. Im Herbst des Jahres 2000 hieß es bei den meisten Spielen noch „bitte draußen bleiben“ für den damals erst 17jährigen Burgenländer. Trotzdem bestritt er schon im August 2000 sein erstes Europapokalspiel – beim 2:0 Heimspielsieg gegen den albanischen Klub Teuta Durres wurde er in der Pause für Arnold Wetl eingewechselt. Beim letzten Meisterschaftsspiel vor der Winterpause sollte der nächste Meilenstein in der noch jungen Laufbahn des Andreas Ivanschitz folgen – das erste Tor! Am 02.12.2000 in seinem 6. Meisterschaftsspiel (dem 1. von Beginn an!!!) hieß der Gegner Schwarz Weiß Bregenz und Ivanschitz eröffnete beim 5:0-Heimsieg den Torreigen in der 25. Minute mit einem wunderbaren Tor (noch dazu mit rechts, seinem schwächeren Fuß). Auch beim ersten Heimspiel des Jahres 2001, einer 1:2-Niederlage gegen Admira Wacker, trug sich Ivanschitz wieder in die Torschützenliste ein. Insgesamt sollte Ivanschitz in seiner ersten vollen Saison auf 14 Meisterschaftsspiele kommen, doch ein weiterer Treffer blieb ihm in dieser Spielzeit ebenso verwehrt wie der erste Pflichtspieleinsatz über 90 Minuten. Rapid wurde in dieser Saison aber immerhin Vizemeister und kam im ÖFB-Cup bis ins Viertelfinale. Im August 2000 kam Ivanschitz wieder zu einem Einsatz in einer Nationalmannschaft. Beim 1:4 mit der U17-Auswahl gegen Slowenien erzielte er den Ehrentreffer, es folgten vier Spiele in der U18-Auswahl gegen Deutschland, Bosnien-Herzegowina, Russland (1 Tor) und Aserbaidschan. Am 24. April 2001 feierte er in Ried bei einem 1:1 im Rahmen der EMQualifikation gegen Frankreich sein Debüt in der U21-Mannschaft. In nur einer Saison kam er also in gleich drei verschiedenen ÖFB-Teams zum Einsatz! Durchbruch unter Hickersberger Bis zum 15. Oktober 2002, seinem 19. Geburtstag, sollten neun weitere U21-Länderspieleinsätze folgen. In der EM-Qualifikation erzielte er im September 2002 per Kopf das Goldtor beim 1:0 gegen Moldawien. Bei Rapid war man nach dem Vizemeister-Titel mit größten Ambitionen in die neue Saison gestartet. Ivanschitz kam unter Ernst Dokupil allerdings nur zu Teileinsätzen und musste eine echte Krise Rapids miterleben. Nach Niederlagen gegen Aufsteiger Kärnten (0:3 – auswärts) und GAK (0:4 – heim), sowie einem blamablen Europacupauftritt in San Marino (1:0Auswärtssieg) und wütenden Fanprotesten plus einer weiteren Niederlage im Wiener Derby musste Ernst Dokupil am 13. August 2001 seinen Platz als Sportmanager räumen. Anfang September 2001 wurde Lothar Matthäus als neuer Cheftrainer verpflichtet und unter der deutschen Fußball-Legende kam Andreas Ivanschitz auch endlich zu seinem ersten Pflichtspieleinsatz über 90 Minuten. Am 16. September egalisierte er beim Auswärtsspiel gegen Sturm Graz den Rückstand und traf zum 1:1-Endstand. Es sollte das einzige Tor von Andreas Ivanschitz unter Lothar Matthäus bleiben. Rapid beendete die Saison auf Platz 8, eine schlechtere Platzierung gab es nie zuvor in der über 100jährigen Klubgeschichte. Im UEFA-Cup gab es zwar mit einem 5:1-Heimsieg gegen Partizan Belgrad ein Highlight, bei dem Ivanschitz allerdings nicht berücksichtigt wurde. Matthäus musste gehen, ihm folgte im Juni 2002 Josef Hickersberger. Der damals 55jährige ehemalige (und spätere) ÖFB-Teamchef schenkte Ivanschitz von Beginn an sein volles Vertrauen und setzte den Burgenländer mit der Nummer 8 in jedem der 36 Meisterschaftsspiele der Saison 2002/03 ein. Beim Ligastart wurde Ivanschitz eingewechselt und erzielte innerhalb von sieben Minuten zwei Tore. Am Ende hieß es 4:0 bei Sturm Graz und in Hütteldorf träumte man schon vom Meistertitel. Jüngster Teamkapitän der ÖFB-Geschichte Nur bis September musste sich Ivanschitz mit kurzen Einsätzen begnügen und noch der starken Konkurrenz Tribut zollen. Dann wurde er zum absoluten Stammspieler. Gemeinsam mit Österreichs Rekordteamspieler Andreas Herzog und dem späteren Rapid-Kapitän Steffen Hofmann brachte Ivanschitz die kreative Note ins grün-weiße Spiel und wurde am 26.März 2003 prompt erstmals von ÖFB-Teamchef Hans Krankl im Nationalteam eingesetzt. Beim 2:2 in Graz gegen Griechenland wurde er in der Halbzeit für Markus Weissenberger eingewechselt. Die Meisterschaft beendete Rapid im Mai 2003 auf Rang 4 und verpasste damit abermals einen Europapokal-Platz. Die neue Saison begann für Ivanschitz traumhaft. Rapid begeisterte mit OffensivFußball und spielte einen meisterlichen Herbst. Hauptverantwortlich dafür: Steffen Hofmann, der wieder erstarkte Torjäger Rene Wagner – und Andreas Ivanschitz. Dieser glänzte als Vorbereiter und Torschütze (sechs Treffer in der Herbstsaison!) und spielte sich immer mehr in den Blickpunkt. Am 11. Oktober 2003 schrieb er Geschichte. Als noch nicht einmal 20jähriger bestimmte ihn Hans Krankl im Spiel gegen Tschechien nach der Auswechslung von Thomas Flögel zum Kapitän der Nationalmannschaft und zudem gelang ihm der viel umjubelte Treffer zum 2:1 in der 78. Minute. Auch wenn die Nationalmannschaft schlussendlich durch späte Gegentore noch 2:3 verlieren sollte, war der Hype um den "jüngsten Teamkapitän aller Zeiten" endgültig losgebrochen. Andreas Ivanschitz blieb trotzdem am Boden, aber das Frühjahr 2004 lief dann gar nicht mehr nach Wunsch. Im Jänner 2004 musste er zum Bundesheer und Anfang April zog er sich bei einem ÖFB-Cupspiel in Arnfels eine Verletzung zu, die keinen weiteren Einsatz in der Saison 2003/04 mehr zuließ. Rapid fiel auf Platz 4 zurück, qualifizierte sich aber für den UEFA-Cup. Österreichs Fußballer des Jahres Für Andreas Ivanschitz regnete es dennoch tolle Auszeichnungen. In der traditionellen Wahl der Austria Presse Agentur, die von den Trainern und Managern der Bundesligaklubs durchgeführt wird, wurde Andreas Ivanschitz zu "Österreichs Fußballer des Jahres 2003" gekürt, auf der Homepage seines Vereines wurde er zum "Rapidler des Jahres 2003" gewählt und außerdem wählte man ihn zu "Burgenlands Sportler des Jahres 2003!!" Im Jänner 2004 konnte er endlich auch einen Titel mit seinem Klub feiern. Das legendäre Stadthallenturnier ging nach einem packenden Finale gegen den großen Lokalrivalen Austria Wien an die Grün-Weißen, Ivanschitz erzielte in der Verlängerung das Siegestor! Ein Jahr später wurde Ivanschitz sogar zum "besten Spieler" dieses Turniers gewählt. Ivanschitz und die Meistersaison Am 14. Juli sollte dann das Jahr des Andreas Ivanschitz beginnen. Zum Auftakt traf er mit Rapid in Bregenz auf Schwarz-Weiß und feierte einen 5:1-Kantersieg. Bereits in der 8. Minute konnte Ivanschitz mit einem Freistoß aus großer Distanz den Torreigen einleiten, in der 62. Minute gelang ihm das 4:1 – der zweite Doppelpack in der Bundesliga. Eine Woche später wurde im Hanappi-Stadion Wacker Innsbruck mit einer 4:1-Packung retour nach Tirol geschickt und der damals noch 20jährige Regisseur traf wieder ins Schwarze. Im August begann dann das Abenteuer UEFA-Cup und mit Rubin Kazan aus Russland bekamen die Grün-Weißen einen schweren Gegner zugelost. Nach einem 0:2 im Heimspiel setzte keiner mehr einen Pfifferling auf den Rekordmeister, doch am 26. August 2004 gelang dank zweier Treffer von Steffen Hofmann und eines Tores von Marek Kincl ein 3:0-Auswärtssieg und das in der Folge oft zitierte "Wunder von Kazan"! Einen Monat später verlor Rapid bei Sporting Lissabon im EM-Stadion Jose Alvalade mit 0:2. Für Ivanschitz endete das Match doppelt schmerzhaft, nämlich mit einer Verletzung nach einem brutalen Foul des Brasilianers Polga, der dafür auch vom Platz gestellt wurde. Beim Rückspiel im ausverkauften Hanappi-Stadion war er wieder dabei, doch leider reichte es nur zu einem torlosen Remis und der UEFA-Cup-Traum war ausgeträumt. Besser lief es in der Liga, dort mussten Ivanschitz & Co bis zum Jahreswechsel nur zwei Niederlagen hinnehmen und überwinterten mit einem Punkt Vorsprung auf Austria Wien an der Tabellenspitze. Dort – und das war das größte Ziel in der damals perfekt harmonierenden Mannschaft – wollten diese unbedingt auch nach der 36. Runde stehen! Aufgrund eines strengen Winters und einer damals noch fehlenden Rasenheizung in Hütteldorf startete Rapid erst Mitte März ins neue Jahr und verlor ausgerechnet beim Lokalrivalen Austria mit 0:1. Doch im April spielte sich die Mannschaft von Josef Hickersberger in einen beeindruckenden Lauf und zwischen 6. April und 14. Mai gelangen ihr in zehn Pflichtspielen neun Siege! Es waren die vielleicht emotionalsten Wochen in der Karriere des Andreas Ivanschitz, seiner Mannschaft und auch ihm gelang gerade Anfang Mai fast alles. Innerhalb von nur drei Tagen zwei Kantersiege - zuerst Salzburg mit 5:0 und dann Admira mit 6:0 deklassiert.. Am 11. Mai gab es dann Gänsehaut pur, beim "Rückspiel" in der Südstadt gegen Admira stand es bis lange nach Ende der regulären Spielzeit 0:0, ehe Ferdl Feldhofer nach einem Freistoß von Ivanschitz per Schulter das Goldtor gelang. Die Rapid-Fans stürmten vor Freude den Platz und man hatte schon das Gefühl auf einer Meisterfeier zu sein. Doch noch war es nicht soweit. Wiederum drei Tage später war Bregenz zu Gast im ausverkauften Hanappi-Stadion und Rapid feierte einen umjubelten 4:1-Sieg! Tags darauf traf sich die Mannschaft geschlossen in einem Lokal in Wien-Meidling um sich die Partie Pasching gegen Austria anzusehen. Austria gewann nicht und damit war fix, dass der Meister der Saison 2004/05 SK Rapid Wien hieß! Der Meisterteller überstrahlte alles und das nächste Ziel war schon ins Visier genommen – Qualifikation für die Champions-League! Die sollte im August 2005 auch gelingen! Gegen Lokomotive Moskau schafften die Wiener nach einem 1:1 zu Hause in Russland einen 1:0Auswärtssieg – die Gruppenphase war geschafft! Dann brachte das Los eine Hammergruppe – Bayern München, Juventus Turin und Club Brügge. Leider verliefen die sechs Spiele ganz und gar nicht nach Wunsch und Rapid blieb gegen die ganz Großen Europas ohne Punktgewinn. Sportlich lief es auch in der Meisterschaft unterdurchschnittlich, Josef Hickersberger wurde vom ÖFB als Teamchef per 1. Jänner 2006 verpflichtet und in der Mannschaft war der „Team Spirit“ nicht mehr so gegeben wie noch wenige Monate zuvor. Kapitän Steffen Hofmann stand vor dem Wechsel nach Deutschland und auch bei Andreas Ivanschitz ging die Tendenz in Richtung Abschied. Im Dezember kam dann auch ein sehr gutes Angebot von Red Bull Salzburg und nach einiger Bedenkzeit entschied der 22jährige in die Mozartstadt zu ziehen. Keine leichte Entscheidung, denn sein Herz hing gerade auch in dieser Zeit noch sehr an Rapid, dem Klub, bei dem er groß geworden war und für den er auch als kleiner Bub schon immer die Daumen gedrückt hatte. Ivanschitz war auf alle Fälle überzeugt, sportlich und auch wirtschaftlich die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Im Nationalteam hatte sich Ivanschitz in dieser Phase bereits längst als Teamkapitän und Stammspieler etabliert. Als Highlight ist sicher das im Herbst 2004 ausgetragene Heimspiel gegen England zu nennen, bei dem sich die rot-weiß-rote Elf viele Sympathien erkämpfte und ein 0:2 noch in eine 2:2 verwandelte, wobei ein Treffer auf das Konto von Andreas Ivanschitz ging. Trotzdem verpasste die von Hans Krankl betreute Mannschaft die WM-Qualifikation für Deutschland relativ deutlich, auch wenn die Gruppe mit einem 2:0-Heimsieg gegen Nordirland versöhnlich und unter dem Interimstrainerduo Herzog/Ruttensteiner abgeschlossen wurde. Zwischenstopp in Salzburg Anfang Jänner 2006 ging dann der viel und heftig diskutierte Wechsel von Andreas Ivanschitz über die Bühne. Ab sofort war er Spieler von Red Bull Salzburg und unter Cheftrainer Kurt Jara hatte er als neue Nummer 10 auch ein Stammleiberl. Bereits in seinem zweiten Spiel, bei einem 5:2-Kantersieg gegen Wacker Innsbruck, gelang Ivanschitz sein erstes und einziges Meisterschaftstor für die Roten Bullen. Auch aus dem großen Ziel – den zweiten Meistertitel in seiner Laufbahn – wurde nichts, denn das Starensemble um Ex-Bayern-München-Stürmer Alexander Zickler beendete die Meisterschaft mit sechs Punkten Rückstand auf Austria Wien auf Rang 2. Nach Ende der Saison tauschte Red Bull überraschend den Trainer aus. Kurt Jara wurde beurlaubt, für ihn übernahm ein prominentes Duo, nämlich der italienische Star-Coach Giovanni Trapattoni und Deutschlands Rekordteamspieler Lothar Matthäus, der Andreas Ivanschitz ja bereits von seiner ersten Trainerstation Rapid Wien kannte. Das sportliche Sagen hatte der "Mister" aus dem Weltmeisterland Italien und der gab Ivanschitz recht deutlich zu verstehen, dass er unter ihm wohl mehr Zeit auf der harten Ersatzbank als auf dem grünen Rasen verbringen würde. Für den ehrgeizigen Burgenländer ein Fingerzeig, dass es an der Zeit war, sich abermals auf Wanderschaft zu begeben. Beim ÖFB übernahm Josef Hickersberger, ein langjähriger Förderer von Ivanschitz, mit 1. Jänner 2006 den Teamchefposten, doch die sportliche Bilanz der ersten beiden Länderspiele war mehr als trist. Im März gab es ein blamables 0:2 gegen Kanada und Ende Mai dann eine deutliche 1:4-Abfuhr gegen WM-Starter Kroatien. Nur ein schwacher Trost, dass Andreas Ivanschitz gegen die von Zlatko Kranjcar betreute Elf der Ehrentreffer aus einem direkten!!! Eckball gelang. Ein Mozart geigt in Athen Mitte August 2006 hatte Andreas Ivanschitz dann seinen neuen Verein. Red Bull Salzburg verlieh den 23jährigen an den griechischen Traditionsklub Panathinaikos Athen und dieser Schritt sollte sich als goldrichtig erweisen. Noch bevor er allerdings sein erstes Match für die Athener bestritt, stand für Ivanschitz sein erstes Länderspiel als Legionär auf dem Programm. Die Partie gegen Ungarn ging 1:2 verloren. In Griechenland wurde er von der Presse bereits vor seinem ersten Einsatz als "Grüner Mozart" geadelt und im Trikot mit der Nummer 27 sorgte er auch rasch mit seinen sportlichen Leistungen für Schlagzeilen. Gleich in seiner ersten Saison bestritt er 40 Pflichtspiele für "PAO" und durch spektakuläre Tore und Assists machte er sich rasch einen guten Namen in der griechischen Super-League. Das schönste Kompliment kam dabei wohl von Seiten des Erzfeindes Olympiakos Piräus. Dort spielte der damalige Co-Trainer des österreichischen Nationalteams, Peter Persidis, in den 70er Jahren sehr erfolgreich und als er Ivanschitz erstmals in Athen beobachtete und dabei zahlreiche ehemalige Mitspieler und aktuelle Funktionäre des hellenischen Rekordmeisters traf, musste er sich oftmals den Vorwurf anhören: "Warum hast du diesen Ivanschitz nicht zu uns gebracht!" In dieser Saison sollte Ivanschitz 2mal zum "Spieler der Runde" gewählt werden, 1mal erzielte er "das schönste Tor der Runde" und am Ende der Saison wurde er ins "ALLSTAR TEAM 2007" gewählt. So schön die Zeit in Athen, die im Frühjahr immerhin mit Platz 3 und dem Cupfinale (1:2 Niederlage gegen LARISSA) endete, war, so schwierig war sie bis Oktober 2006 im Nationalteam. Auch in den Länderspielen 4 und 5 des Jahres blieb Ivanschitz sieglos, in der Schweiz gab es ein 2:2 gegen Costa Rica und eine eher peinliche 0:1Niederlage gegen Venezuela. Im Oktober schrammte das Team mit Ivanschitz dann im Fürstentum Liechtenstein haarscharf an einer echten Blamage vorbei. Nachdem die Gastgeber lange Zeit 1:0 in Führung lagen schaffte die Elf von Josef Hickersberger dann doch noch einen 2:1-Sieg. Nur wenige Tage später war dann wieder alles eitel Wonne! Im Innsbrucker Tivoli-Stadion wurde die Schweiz nach bärenstarker Leistung mit 2:1 geschlagen, damit konnte Österreich erstmals seit 1996 (!) einen Gegner besiegen, der in der FIFA-Weltrangliste zum Zeitpunkt des Matches unter den Top-15 klassiert war. Zum Abschluss gab es in Wien ein überzeugendes 4:1 gegen WMTeilnehmer Trinidad/Tobago und so schien es auch mit dem Nationalteam aufwärts zu gehen. Doch es sollte anders kommen, denn im Jahr 2007 mussten Andreas Ivanschitz & Co bis zum 10. Länderspiel des Jahres warten, um erstmals einen Sieg einfahren zu können. Im Februar gab es ein dürftiges 1:1 auf Malta, wobei Ivanschitz per Freistoß der Ausgleich gelang, im März ein gutes Match gegen WM-Teilnehmer Ghana in Graz, das mit 1:1 endete. Wenige Tage später folgte eine passable Leistung vor 65.000 Zuschauern im Stade de France, die einen knappen 1:0-Sieg der Gastgeber sahen. Ein ganz persönliches Highlight durfte Andi Ivanschitz am 7. April 2007 erleben: In Amarousio wurde sein Sohn Ilia geboren – der Name stammt aus dem griechischen und leitet sich von „Ilios“ (die Sonne) ab. Ende Mai/Anfang Juni stand dann ein LänderspielDoppelpack im Wiener Hanappi-Stadion auf dem Programm, das leider für negative Schlagzeilen sorgen sollte. Zuerst verlor Österreich gegen Schottland mit 0:1, wenige Tage später gab es ein 0:0 gegen WM-Teilnehmer Paraguay. Am 9. Juni 2007 hatte Andreas dann wieder Grund zur Freude: Im engsten Familienkreis heiratete er am Standesamt von Eisenstadt seine Anja. Im Sommer 2007 wurde er dann von einer Verletzung mehrere Wochen außer Gefecht gesetzt und versäumte so die Länderspiele gegen Tschechien (1:1), Japan (0:0/4:3 im Elfmeterschießen, da Kurzturnier) und Chile (0:2). Beim zweiten und letzten Auswärtsspiel des Jahres war der Kapitän dann wieder an Bord. In Zürich revanchierte sich EURO-Mitgastgeber Schweiz mit 3:1 für die Niederlage vor zwölf Monaten und wenige Tage später gastierte Superstar Didier Drogba mit seinen Kollegen von der Côte d´Ivoire (Elfenbeinküste) in Innsbruck, Im ausverkauften Tivoli-Stadion lieferten Ivanschitz & Co das beste Ländermatch des Jahres und feierten einen verdienten 3:2-Sieg gegen den Vize-Afrikameister des Jahres 2006. Ivanschitz erzielte per Elfmeter das 2:1 und bereitete das 3:1 von Joachim Standfest mustergültig vor! Im November 2007 gab es dann im Happel-Stadion zweimal wenig Grund für Jubelstürme, denn bei den abschließenden Länderspielen gegen England (0:1 vor 45.500 Zuschauern) und Tunesien (0:0 vor nur 14.200 Besuchern) gelang der ÖFB-Auswahl kein Tor. Im Klub lief es für Ivanschitz hingegen trotz Verletzungspause gut. Bis zum Jahreswechsel brachte er es auf 11 Meisterschaftsspiele, bei denen er zwei Tore erzielte. Im UEFA-Cup kam er viermal zum Einsatz, wobei er beim 3:0-Heimsieg gegen den FC Aberdeen alle drei Treffer von Panathinaikos vorbereitete. In der Meisterschaft rutschte Ivanschitz mit seinem Klub auf Rang 3 ins EURO-Jahr - dank zweier Treffer von Ivanschitz in den Play-Offs um die Plätze zur Champions-League gegen AEK Athen. Mission EURO 2008 Beim Nationalteam stand natürlich das gesamte erste Halbjahr 2008 ganz im Zeichen der UEFA EURO 2008™ in Österreich und der Schweiz. In den Vorbereitungsspielen im Februar und März ´08 setzte es für die rot-weiß-rote Nationalmannschaft zwar Niederlagen gegen Deutschland und die Niederlande, die Elf begeisterte aber plötzlich mit attraktivem Fußball. Gegen die Holländer lag Österreich kurzzeitig sogar mit 3:0 in Führung, Ivanschitz erzielte in dieser Begegnung ein Tor selbst und legte die anderen beiden von Sebastian Prödl und Marc Janko auf. Auch bei den beiden abschließenden Testspielen vor Beginn der HeimEM führte Ivanschitz die Nationalmannschaft als Kapitän aufs Feld. In Graz folgte einem 1:1-Remis gegen Nigeria wenige Tage vor der Eröffnung des Jahrhundertereignisses EURO ein klarer 5:1-Sieg gegen Malta. "Nach dem Meistertitel mit Rapid war die EM das Highlight meiner bisherigen Karriere. Schon Wochen vorher war die Vorfreude aufs Turnier riesig und ich konnte den 8.Juni 2008 gar nicht erwarten. Der Hype, der rund um die EURO entstand, war unglaublich. Ich finde, auch wenn wir bereits in der Vorrunde ausgeschieden sind, dass wir eine tolle EURO gespielt haben. Wie die Mannschaft miteinander harmoniert hat, das Klima innerhalb und rund um das Team, die Fans in den Stadien, all das wird bei mir auch noch Jahre danach für Gänsehaut sorgen." Am 8. Juni 2008 war es dann soweit und es ging für die österreichische Nationalmannschaft unter Teamchef Josef Hickersberger das große Abenteuer der Heim-EM los. Gegner im restlos ausverkauften Ernst-Happel-Stadion war Kroatien, wie bei allen drei Begegnungen im Rahmen dieser EM hatte Andreas Ivanschitz die große Ehre, seine Farben als Kapitän auf das Spielfeld zu führen. Doch das Spiel begann mehr als unglücklich. Bereits nach wenigen Minuten gingen die Gäste durch einen Elfmeter in Führung und gaben diese nicht mehr aus der Hand, obwohl eine aufopfernd kämpfende österreichische Elf zu zahllosen Chancen kam. Noch mehr Möglichkeiten konnte sich das Team Rot-Weiß-Rot im zweiten Gruppenspiel gegen Polen erarbeiten, doch ein eigentlich klares Abseitstor von Roger ließ die polnischen Fans nach einer halben Stunde jubeln. Wenigstens blieb der heimischen Elf ein Punktegewinn, da Veteran Ivica Vastic in der Nachspielzeit einen Elfmeter nach Foul an Sebastian Prödl verwandeln konnte. Am 16. Juni folgte der große Showdown gegen Deutschland. Ein Freistoß-Hammer von Michael Ballack machte die Viertelfinalträume der gesamten österreichischen Fußball-Familie vorzeitig zunichte. Trotzdem wurde die rot-weiß-rote Auswahl mit viel Applaus verabschiedet, den Europameistertitel holte sich wenige Tage später eine bei diesem Turnier überragende Mannschaft aus Spanien! Obwohl der österreichische Teamchef Josef Hickersberger noch rund 14 Stunden nach dem EM-Out im Rahmen einer Pressekonferenz bekannt gab, dass er weiter Trainer der rot-weiß-roten Mannschaft bleiben wird, hatte Österreich schon in der Endphase keinen Teamchef mehr, da Hickersberger seine Meinung leider revidierte. Champions League als Trost für ÖFB-Absturz Im Nationalteam übernahm die tschechische Trainerlegende Karel Brückner gemeinsam mit dem ehemaligen slowakischen Nationaltrainer Jan Kocian und Österreichs Rekordspieler Andreas Herzog das Zepter. Zunächst schien der Aufwärtstrend eine Fortsetzung zu erfahren. Im Rahmen eines Freundschaftsspiels in Nizza trennte sich Österreich mit 2:2 gegen den regierenden Weltmeister Italien und nur knapp drei Wochen später gelang mit Kapitän Andreas Ivanschitz die größte positive Überraschung seit langer Zeit. Im ausverkauften ErnstHappel-Stadion gelang Österreich ein 3:1-Heimsieg gegen Vizeweltmeister Frankreich, ein perfekter Auftakt in die Qualifikation zur FIFA WM 2010 wurde hingelegt. Andreas Ivanschitz selbst zählte als Vorbereiter des 1:0 und als Schütze des vorentscheidenden 3:1 per Elfmeter zu den Matchwinner der Begegnung. Es war das siebente Länderspieltor von Ivanschitz und vorerst auch das letzte. Es folgte ein schmerzhafter Absturz mit dem Nationalteam, in der Ära Karel Brückner gelang kein einziger Sieg mehr ,vielmehr musste Österreich schmerzhafte Niederlagen in Litauen, sowie vor eigenem Publikum gegen Serbien und kurz vor dem Jahreswechsel 2008/2009 in einem Testspiel gegen die Türkei. Auch ein 1:1-Auswärtsremis auf den Färöer ging nicht gerade als Ruhmesblatt in die heimische Fußballgeschichte ein. Am 11. Februar 2009 sollte dann das letzte Länderspiel der Teamchefära Brückner/Kocian/Herzog folgen, in Graz ging dieses im Rahmen eines freundschaftlichen Vergleichs mit 0:2 gegen Schweden verloren. Dieses Spiel, in dem Andreas Ivanschitz trotz ansprechender Leistung in der 76. Minute ausgewechselt wurde und sich dem Groll der rund 11.000 verärgerten Zuschauer aussetzen musste, sollte für längere Zeit das letzte (und 49ste, Anm.) Länderspiel des Burgenländers bleiben. Exakt zwei Jahre nach der standesamtlichen Trauung feierten am 9. Juni 2009 Anja und Andreas dann auch die kirchliche Hochzeit – am Strand von Anavyssos (Griechenland) in einer berührenden Zeremonie mit Familie, guten Freunden und Bekannten. Auf Klubebene konnte Ivanschitz in der Spielzeit 2008/2009 wieder einmal die Luft der europäischen Königsklasse schnuppern und kam für Panathinaikos in vier Gruppenspielen zum Einsatz. In der Liga reichte es hinter Rekordmeister Olympiakos Athen und PAOK Saloniki „nur“ zum dritten Platz, Ivanschitz kam auf immerhin 17 Saisoneinsätze. Sein letztes Spiel für die GrünWeißen aus der griechischen Hauptstadt absolvierte er dann am 10. Mai 2009 im Rahmen der Super-League-Play-Offs bei einem 2:1 Auswärtssieg bei PAOK. Neues Glück in Mainz Im Juli 2009 folgte dann der nächste und bislang letzte Vereinswechsel in der Laufbahn von Andreas Ivanschitz. Der deutsche Bundesligist FSV Mainz sicherte sich die Dienste des 49fachen-ÖFB-Internationalen und beim sympathischen Aufsteiger schlug der zu dieser Zeit noch 25jährige ein wie eine Rakete. In den ersten elf Saisoneinsätzen gelangen Ivanschitz sechs Volltreffer (gegen Bayern München, Hertha Berlin, Bochum, Hoffenheim, Freiburg und Wolfsburg) und ebenso viele Torvorlagen (gegen Leverkusen, Hannover, Hertha Berlin, Bochum, Freiburg und Wolfsburg). Die deutschen – und auch österreichischen – Medien überschlugen sich mit Jubelmeldungen. "Diese Phase war für mich persönlich enorm wichtig. Es gab mir viel Selbstvertrauen und meiner Karriere einen zusätzlichen Schub. Ich fühlte mich bei Mainz von Anfang an wohl.“ Die Rückrunde verlief sowohl für Andreas Ivanschitz, als auch für Mainz 05 zumindest atmosphärisch nicht ganz so berauschend wie noch im Herbst zuvor. Mit stolzen 47 Punkten beendeten die Mainzer jedoch die Aufstiegs-Saison auf dem mehr als beachtlichen 9. Tabellenplatz. Nach 6 Toren und 6 Assists im Herbst, in dem der aus Athen nach Deutschland gewechselte Österreicher die Bundesliga rockte, gelang Ivanschitz im Frühjahr lediglich eine Torvorbereitung. Zuwenig für die eigenen Ansprüche des Spielmachers, der aber auch der Umstellung von Griechenland auf die deutsche Eliteliga Tribut zollen musste – immerhin war Andy ohne Vorbereitung zur Elf des kurz vor Saisonbeginn installierten Andersen-Nachfolgers Thomas Tuchel gestoßen. Für die Nationalmannschaft hatte es jedoch trotz der überragenden Performance von Ivanschitz auch im Herbst 2009 nicht gereicht. Teamchef Didi Constantini´s merkwürdige Begründung: Die deutsche Bundesliga müsse sich hinterfragen, „weil da ein Österreicher kommt, der fast keine Vorbereitung mitgemacht hat, ein Jahr vorher nicht viel gespielt hat und nach zehn Runden Bester der Scorerliste ist.“ Die Reaktionen in Deutschland waren spöttisch, süffisant und heftig: „Was soll ich von der Abfälligkeit halten?“, meinte Thomas Tuchel kopfschüttelnd, die „Bild“ titelte „Ösi-Trainer lästert über die Bundesliga“ und „Ganz Mainz lacht über den Dösi-Trainer“. Gentleman Ivanschitz blieb ruhig und verweigerte jeglichen Kommentar zur Attacke des Teamchefs auf den deutschen Fußball, der heute weltweit als Vorbild in Sachen Spielphilosophie und Offensiv-Power gilt. Nach dem 0:3 in München gegen Bayern, das im Herbst noch in einem berauschenden Match am Bruchweg besiegt werden konnte (1 Tor Ivanschitz), hatten die Mainzer in den letzten acht Partien nur einen Sieg eingefahren. Die Reaktion kam gegen Mönchengladbach: Verteidiger Bo Svensson sicherte mit einem Abstauber das 1:0 und damit eigentlich auch schon frühzeitig den Klassenerhalt. Überragend in dieser Phase: Torjäger Aristide Bance, der mit wichtigen Treffern glänzte. Am 12.April 2010 wurde Ivanschitz in seiner Heimat Burgenland zum zweiten Mal zum „Sportler des Jahres“ gekürt. Und rund einem Monat später erhielt die Familie Ivanschitz erfreulichen Zuwachs: Am 17. Mai 2010 wurde in Eisenstadt ihre Tochter Nahla (aus dem arabischen) geboren. Mainz rockt die Bundesliga Das revolutionäre Konzept von Trainer Thomas Tuchel, der neben pedantischer Matchvorbereitung extrem laufintensives Offensiv-Pressing, blitzschnelles Umschalten nach vorne und hinten und permanente Rotation forderte, trug dann in der Saison 2010/11 noch süßere Früchte. Underdog Mainz startete mit unglaublichen 7 Siegen en suite in die Saison, wobei Ivanschitz erstmals in Runde 5 beim 2:0 gegen Köln zum Einsatz kam. In einer Mannschaft, in der die Youngster Andre Schürrle, Lewis Holtby und der Ungar Adam Szalai als „Bruchweg-Boys“ die ganze Liga auf den Kopf stellten, war für den Österreicher anfangs kein Platz. Bitter, aber auch ein Meilenstein in der Karriere von Ivanschitz: Andreas gab im Training noch mehr Gas, stellte sich in den Dienst der Mannschaft wartete auf seine Chance. „Ich habe damals gelernt, dass du deine eigenen Interessen hintenanstellen musst und die Mannschaft im Vordergrund steht. Diese Zeit hat mich als Profi und Mensch weiter gebracht“, so Andy. Nach der Winterpause gingen die Mainzer, die sich auf dem Trainingsgelände des FC Barcelona auf die Rückrunde vorbereitet hatten, als Tabellenzweiter hinter Dortmund ins Rennen. Ab Runde 20 wurde Ivanschitz für seine professionelle Einstellung endgültig belohnt: Der Österreicher avancierte zum absoluten Stammspieler und stand in den letzten 14 Runden zehnmal in der Startelf. Mit wertvollen Toren gegen Hoffenheim und im Derby gegen Frankfurt leistete Ivanschitz seinen Beitrag zum sensationellen Lauf der Mainzer, die schließlich die Saison mit einem Vereinsrekord von 58 Punkten und der Qualifikation für die Europa League beendeten. Einziger Wermutstropfen: Constantini ignorierte Ivanschitz weiterhin, die Begründungen für die Nichtnominierung in die Nationalmannschaften wurden trotz einer beispiellosen Pleiteserie der ÖFB-Auswahl immer abstruser. Andi´s goldener Herbst Der Sommer 2011 war dann für Mainz 05 in jeder Beziehung eine Zäsur: Trotz der lukrativen Teilnahme am europäischen Bewerb kam es in der Mannschaft durch die Abgänge von Schürrle, Fuchs und Holtby zu einem Umbruch. Mit Anthony Ujah, Nico Müller, Julian Baumgartlinger, Eric Maxim Choupo-Moting, Zoltan Stieber oder Yunus Malli wurden junge, entwicklungsfähige Spieler geholt, die aber noch eine Zeit brauchen sollten, um sich an das Level der deutschen Bundesliga zu gewöhnen. Dazu stieß Mainz auch in Sachen Budget in neue Dimensionen (rund 60 Millionen Euro) vor – die Story vom kleinen, aber feinen Karnevalsverein war endgültig passe. Last but not least, wurde im Sommer 2011 die neue schmucke Heimstätte namens CofaceArena eröffnet, die Mainz auch vermarktungstechnisch in ganz andere Sphären beamte. Und obwohl die Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel im Herbst in eine Ergebniskrise schlitterte, demonstrierte der Burgenländer nach einer für ihn perfekt verlaufenen Vorbereitung in Flachau konstant seine Klasse. In insgesamt 14 Bundesligaspielen entwickelte sich Ivanschitz zum Topscorer der Mainzer, traf sechs Mal in Pflichtspielen und schaffte drei Assists. „Ivanschitz ist unser torgefährlichster Mann. Wenn wir in einem Spiel eine Torchance haben, wünsche ich mir, dass Ivanschitz den Ball bekommt“, streute Tuchel seinem Offensivspezialisten Blumen. Andi´s absolutes Highlight in der Hinrunde: Das 3:2 gegen Rekordmeister Bayern München, als dem Nationalspieler ein abgezocktes Tor gegen Wundertorhüter Manuel Neuer und ein Assist gelangen. „Ein perfektes Spiel der ganzen Mannschaft. Ich wusste, dass wir es an einem herausragenden Tag drauf haben die Bayern zu schlagen“, jubelte Andi nach dem großen Coup. Im Pokal schaffte Ivanschitz in Hannover in der Verlängerung das Goldtor und im „goldenen“ November lief er zur absoluten Höchstform auf: Mit 3 Toren und 3 Vorbereitungen half Ivanschitz federführend mit, das Punktekonto der Mainzer aufzufetten. Einzige Wermutstropfen: Mainz 05 liegt nur 2 Plätze über der Abstiegszone, das frühe Out in der Europa League gegen Gaz Metan Medias und das blamable Ausscheiden im Pokal-Achtelfinale gegen Underdog Holstein Kiel. „Wir haben in vielen Spielen dominiert, konnten uns aber durch fahrlässige und unglückliche Aktionen in der Offensive und Defensive oft nicht belohnen“, so Ivanschitz. In der Tat auffällig: In der Vorsaison stellte Mainz mit nur 39 Gegentoren die zweitbeste Defensivabteilung der Liga hinter Meister Dortmund – in diesem Herbst kassierte die Tuchel-Elf bereits 29 Treffer. Ein sentimentales Jubiläum Der emotionale Höhepunkt 2011 war für Andy zweifellos das Comeback in der Nationalmannschaft. Nach zweieinhalb Jahren, in denen Ivanschitz von Ex-Teamchef Didi Constantini aus nicht wirklich nachvollziehbaren Gründen links liegen gelassen worden war, holte ihn Interimstrainer Willi Ruttensteiner für das EM-Qualifikations-Doppel gegen Aserbaidschan und Kasachstan zurück. Gegen die Mannschaft von Berti Vogts trumpfte Andy in seinem 50. ÖFB-Einsatz mit einem Tor und zwei Assists ganz groß auf und bewies auch in den nächsten beiden Länderspielen, dass er mit seinen Qualitäten der Nationalmannschaft sehr wohl entscheidend helfen kann. „Ich bin sehr froh darüber, dass mir Willi Ruttensteiner das Vertrauen geschenkt und mir die Möglichkeit gegeben hat, mich wieder im Nationalteam zu präsentieren. Mein 50. Länderspiel wird mir durch diesen glanzvollen Abend, meinem Tor und den Vorlagen, immer in besonderer Erinnerung bleiben. Es war für mich persönlich sehr bitter, in 23 Länderspielen seit meinem letzten Match am 11. Februar 2009 in Graz gegen Schweden nicht dabei zu sein und deswegen ein noch schönerer Moment, als ich wieder den Adler auf der Brust tragen durfte. Ich freue mich jedenfalls schon auf die nächsten Herausforderungen unter dem neuen Teamchef Marcel Koller und bin überzeugt, dass dieses Team in der Qualifikation für die WM 2014 Großes erreichen kann. Wir müssen den zuletzt begonnen Weg konsequent weiter gehen und uns als Mannschaft noch steigern, dann können wir mit Optimismus in die Qualifikation gehen“, so Ivanschitz. Am 10.Dezember erlitt der Österreicher im Spiel gegen den HSV einen starke Innenbanddehnung im linken Knie, 6-8 Wochen Pause! Im Wintertrainingslager auf Mallorca (6.1.-12.1.2012) konnte der Österreicher die Belastung bereits steigern – ein Comeback in der Rückrunde stand unmittelbar bevor. „Wenn alles gut läuft sollte ich Ende Januar wieder einsatzbereit sein.“ Mainz hatte die Hinrunde nur auf Platz 14 beendet und startete – ohne Ivanschitz - mit einem 2:3 in Leverkusen in den Frühling. Am 11. Februar feierte Andy dann sein Comeback gegen Hannover, zuvor hatten die Mainzer noch den ehemaligen Publikumsliebling Zidan verpflichtet. Der Ägypter traf in den ersten 6 Spielen 6mal und dank seiner Torserie konnten sich die Mainzer aus der Abstiegszone ins Mittelfeld absetzen. Ivanschitz fand in der Bundesliga erst Ende März wieder zur Hochform, als er beim 3:0 in Bremen den FSV zum Auswärtssieg dirigierte. Vier Wochen zuvor erzielte Andreas beim 3:1 der ÖFB-Auswahl in Klagenfurt gegen Finnland ein Tor aus einem Elfmeter. Auch in der Bundesliga demonstrierte Ivanschitz seine Nervenstärke vom Elfmeterpunkt: er brachte die Mainzer in Stuttgart in Minute zwei in Führung, ehe man noch 1:4 unterging. Nach einem glänzenden 4:0 gegen Köln war jedoch die Abstiegsgefahr endgültig gebannt. Und Mainz legte sofort mit einem torlosen Remis gegen Bayern München nach. Die Bilanz nach dem 34. Spieltag: Platz 13 mit 39 Punkten – immerhin acht Zähler vor dem Relegationsplatz. Zum Saisonfinale bat Teamchef Marcel Koller noch zu 2 Testspielen gegen die Ukraine (3:2) und Rumänien (0:0), ehe sich Ivanschitz in den Urlaub verabschieden konnte. Das 4.Jahr Bundesliga Der Start in sein 4. Jahr bei Mainz verlief für Ivanschitz optimal: mit einem Foulelfmeter rettete er in Freiburg einen Punkt. Nach Niederlagen gegen Greuter Fürth und Bayern sicherte er gegen Augsburg mit dem erlösenden 1:0 endlich drei Punkte. Trotzdem standen nach 5 Runden nur magere 4 Punkte auf dem Konto. Der Befreiungsschlag gelang dann ausgerechnet beim zum Kreis der Titelfavoriten gehandelten VfL Wolfsburg: Ein blendend aufgelegter Ivanschitz bereitete beide Treffer zum 2:0 vor und wurde auch zum „Man of the Match“ gewählt. Eine Woche später verwandelte Noveski einen von Ivanschitz im Finish perfekt gezirkelten Eckball zum 1:0 gegen Düsseldorf. Nach einem Remis in Leverkusen und einem 3:0 gegen Hoffenheim stand Mainz plötzlich auf Rang sechs. Vor allem, in der Coface-Arena erwiesen sich die Schützlinge von Trainer Thomas Tuchel als echtes Bollwerk – auch Nürnberg gewann man mit 2:1, wobei Ivanschitz mit einem Linksschuss das zwischenzeitliche 2:0 erzielte. Die Serie ging weiter: Im Derby gegen Eintracht Frankfurt traf der Österreicher zum 1:0, Mainz siegte beim Lokalrivalen sicher mit 3:1. Kein Wunder, dass Presse und Fans immer lauter die Vertragsverlängerung von Ivanschitz forderten, der im Juni 2013 ablösefrei sein würde. Mainz-Manager Christian Heidel versicherte, dass man Ivanschitz unbedingt halten wolle und alsbald Gespräche über die Zukunft stattfinden würden. Nach einem 3:1 über Stuttgart beendete Mainz die Herbstsaison mit stolzen 26 Punkten auf Platz 6 – erneut schien ein Platz in der Europa League möglich. Auch in der Nationalmannschaft lief es für Ivanschitz weiter rund: Beim 2:0 im Happel-Stadion gegen die Türkei mit den Topstars Turan, Sahin oder Toprak unterstrich er einmal mehr seinen Ruf als Meister der ruhenden Bälle und erzielte das 2:0 aus einem Elfmeter. Am 11. September wäre dann einer tapfer kämpfenden und auch spielerisch großartigen österreichischen Mannschaft gegen Deutschland zum Auftakt der WMQualifikation beinahe die große Sensation geglückt. Bereits 0:2 zurück, spielte das ÖFB-Team den großen Bruder nach dem Anschluss durch Junuzovic phasenweise an die Wand jedoch gelang Ihnen kein weiteres Tor und es blieb beim 1:2. Die beiden letzten Quali-Länderspiele des Jahres endeten 0:0 und 4:0 gegen Kasachstan – die Chance erstmals seit 1998 wieder bei einer WM dabei zu sein, war intakt. Zum Abschluss des Jahres musste Österreich in einem leidenschaftslosen Match gegen die Elfenbeinküste in Linz 0:3 die Segel streichen. Vor dem Heimspiel gegen Bayern München im Februar 2013 lag Mainz sensationell auf Platz fünf. Die Gastgeber setzten auch den Rekordmeister schwer unter Druck, ehe Müller und Mandzukic 2 Konter effizient abschlossen und den Mainzer Traum vom Sieg über die großen Münchner stoppten. Ein Ivanschitz-Highlight folgte dann gegen Schalke 04: Andy traf zum 1:0, ausnahmsweise mal mit seinem schwächeren rechten Fuß, und bereitete das 2:1 von Pospech perfekt vor. Erneut wurde der Österreicher zum „Man of the Match“ gekürt. Nach vier Unentschieden in Folge, war es dann wieder Andreas Ivanschitz, der Mainz zu einem Sieg über einen der Big Player der Bundesliga verhalf: Der Linksfuß verwertete eiskalt einen Elfer zum 1:0 über Bayer Leverkusen und Mainz trommelte erneut an der Tür zur Europa League. Am 3. April endete dann die Serie der Mainzer, die 8 Spiele in Folge ungeschlagen waren. 1:2 in Nürnberg, wobei Ivanschitz erst in Minute 80 eingewechselt wurde. Die Entscheidung/Der Abschied Am Tag vor dem Nürnberg-Spiel hatte Tuchel im Rahmen einer Pressekonferenz bekannt gegeben, dass der Vertrag mit Andy nicht verlängert werde. „Diese Entscheidung ist uns sehr schwer gefallen“, sagte Tuchel, „aber Ivanschitz ist ein absoluter Führungsspieler in Mainz und ich bin mir nicht ganz sicher, ob er diese Rolle auch in den nächsten Jahren ausfüllen wird können.” Manager Christian Heidel hatte zwei Gespräche mit dem Österreicher geführt, ihm aber nie ein konkretes Angebot unterbreitet. Der Ärger bei den Fans war groß, forderten sie doch vehement eine Verlängerung des Vertrages. Der beliebte Österreicher wurde gefeiert, Trainer Tuchel und Manager Heidel heftig kritisiert. Der in diesen Dingen sehr sensible Ivanschitz hatte allerdings schon geahnt, dass seine Ära in Mainz zu Ende gehen würde. „Die vier Jahre in Mainz waren eine ganz tolle und erfolgreiche Zeit. Ich denke, dass ich meinen Teil dazu beitragen konnte, dass Mainz heute ein gestandener Bundesligist ist und sich enorm weiter entwickelt hat. Ich habe mich in Mainz sehr wohl gefühlt und danke den Fans für die großartige Unterstützung in all den Jahren. Ich weiß, dass ich hier immer willkommen sein werde und wünsche dem Verein eine erfolgreiche Zukunft.“ Die in solchen Fällen oft übliche Abrechnung mit dem Trainer, der Ivanschitz das Leben mit oft unverständlichen Rotationen nicht immer leicht gemacht hatte, blieb aus. Gentleman Ivanschitz kartete nicht nach und das rechneten ihm die Mainzer Fan sehr hoch an. Danach war nach drei Niederlagen ensuite klar, dass man mit dem internationalen Geschäft nichts mehr zu tun haben würde. Im allerletzten Heimspiel in der Coface-Arena gab es nicht nur durch zahlreiche Fan-Aktionen einen emotionalen und berührenden Abschied für Ivanschitz: noch dazu verwandelte Andy in der 92. Minute einen Elfmeter gegen Borussia Mönchengladbach – sein letztes Tor im letzten Spiel für Mainz. In insgesamt 113 Spielen für den Karnevalsklub hatte Ivanschitz 24 Tore und 20 Assists erreicht. Durchwachsen lief das Frühjahr 2013 für die Nationalmannschaft. Einem 1:2 in Wales folgte ein 6:0 gegen die Färöer Inseln, bei dem Andreas in Minute 28 ein sehenswerter Weitschuss zum 3:0 gelang. Überraschenderweise saß Ivanschitz beim folgenden Remis in Irland und beim 2:1 gegen Schweden nur auf der Bank. Das Kapitel Mainz war ziemlich abrupt beendet, jetzt stellte sich für Ivanschitz die Frage nach seiner Zukunft. Interessante und konkrete Angebote aus der deutschen Bundesliga lehnte er ab, weil „ich nach vier Jahren Bundesliga eine neue Herausforderung suchte.“ Der Traum Primera Division Die Entscheidung, wo der 29-jährige künftig spielen werde, fiel rasch. Levante UD, 2012/13 in der Europa League tätig und aufstrebender Verein in der spanischen Primera Division, bemühte sich sehr um den feinen Techniker. Nach einem Treffen am Schwechater Flughafen wurden die Modalitäten geklärt, ein paar Tage danach ging es nach Valencia und Andreas unterschrieb beim Verein aus der Liga des Weltmeisters für drei Jahre. „Ich war schon immer ein Fan des spanischen Fußballs und bin sehr glücklich dort spielen zu können. Die Erfahrungen, die ich in Griechenland und Deutschland gesammelt habe, werden mir helfen, um auch in der wahrscheinlich momentan stärksten Liga der Welt bestehen zu können“, freute sich der Österreicher. Nach der Vorbereitung im Sommer 2013 folgte der gleich Schock: Die Elf aus Valencia, die viele Neuzugänge integrieren musste, wurde im 1. Meisterschaftsspiel mit 7:0 aus dem Camp Nou des FC Barcelona geschossen. Messi traf im Doppelpack und Ivanschitz konnte sich zumindest ein wenig damit trösten, dass er in der 64.Minute an der Seite vom brasilianischen Suoerstar Neymar, der ebenfalls sein Debüt in „La Liga“ feierte, eingewechselt wurde. Die Mannschaft von Trainer Caparros verkraftete jedoch wider Erwarten das Desaster von Barcelona gut und blieb in den nächsten 6 Spielen ungeschlagen. Und Ivanschitz kam immer besser in Fahrt, obwohl ihm die Umstellung vom Pressing-Monster Mainz auf die Konterspezialisten aus Valencia anfangs sicher nicht leicht fiel. Beim Sieg in Madrid gegen Rayo Vallecano gelang Andy dann sein 1. Tor für Levante – in der 4. Minute der Nachspielzeit traf er zum 2:1. Unvergessen dann das Highlight gegen Real Madrid im Estadio Ciutat de Valencia. Levante führte nach einer beeindruckenden Performance bis zur 87. Minute, ehe die Madrilenen in den letzten Sekunden das Spiel drehten und Cristiano Ronaldo zum 3:2 vollendete. „Ich freue mich natürlich über unsere große Leistung, aber genauso ärgere ich mich, dass wir das Match nicht über die Zeit gebracht haben. Aber wir haben gesehen, dass wir mit Mut und Leidenschaft auch die vielleicht beste Mannschaft der Welt fordern können“, meinte Andy im Zwiespalt der Gefühle. In La Liga lief es weiter prächtig: Nach 10 Runden lag Levante auf Platz 7. Für Aufsehen sorgte Ivanschitz kurz vor Weihnachten 2013, als er im Vicente-Calderon-Stadion nach wenigen Sekunden das 1:0 gegen den späteren Champion Athletico Madrid erzielte – leider ging das Spiel trotz starker Leistung noch 2:3 verloren. Remis gegen den FC Barcelona In dieser Zeit bestätigte Ivanschitz seinen großen Ruf als Meister der Standards – in 4 Spielen en suite traf ein Levante-Spieler nach einem Eckball von Ivanschitz. Genauso im Hit gegen FC Barcelona am 19. Jänner 2014. Loukas Vyntra, mit dem Andy schon bei Panathinaikos Athen zusammengespielt hatte, hechtete einen perfekten Corner ins Netz. Und Levante konnte sich mit dem 1:1 endlich für das Debakel zu Saisonbeginn revanchieren. Siege beim FC Sevilla und gegen Atletico Madrid krönten eine starke Saison, ehe am 10. Mai dann der emotionale Höhepunkt folgen sollte: Levante besiegte im prestigeträchtigen Stadtderby den FC Valencia 2:0, Andreas Ivanschitz erzielte in Minute 81 das 2:0. Längst bei den Fans anerkannt, steigerte sich das Standing des Österreichers ab sofort gewaltig. Die Saison wurde auf Platz 10 abgeschlossen, nur einen Zähler hinter FC Valencia. Der Respekt vor dieser Leistung trotz geringerer finanzieller Möglichkeiten, war Levante in ganz Spanien sicher. Und Ivanschitz hatte bewiesen, dass er mit 5 Toren und 7 Assists in Liga und Copa auch in Spanien mehr als konkurrenzfähig war. Tor als Geschenk zum 30er Zwei bittere Niederlagen musste Ivanschitz mit Österreich im Herbst 2013 hinnehmen: 0:2 gegen Griechenland und dann das desillusionierende 0:3 in der WM-Quali gegen Deutschland in München. Mit einem 1:0 gegen Irland verschaffte sich Österreich noch die Chance, bei einem Erfolg in Schweden wenigstens das Play-off zu erreichen. Trotz einer der besten Auswärtsleistungen unterlagen die Koller-Boys jedoch mit 1:2 in Stockholm – die greifbar nahe WM-Chance war vorbei. Ivanschitz durfte erst wieder auswärts gegen die Färöer Inseln von Beginn an ran und traf prompt zum 1:0, bereitete Prödls 2:0 vor und David Alaba sorgte dann per 11er für den 3:0 Endstand. Ein perfektes Geschenk an seinem 30. Geburtstag auf den Färoer Inseln. Bleibt sicher unvergessen! Auch in den Länderspielen gegen USA (1:0), Uruguay (1:1), Island (1:1) und Tschechien (2:1) war Ivanschitz im Einsatz, ehe er im Herbst 2014 von Teamchef Marcel Koller überraschend nur noch auf Abruf einberufen wurde. Emotionaler Herbst Mit ein Grund war sicher der zähe Start von UD Levante in die neue Saison: Mit Mendilibar war ein neuer Trainer gekommen, Tormann-Held Keylor Navas war zu Real Madrid gewechselt. Das neue, offensivere System des Trainers mit verstärktem Pressing verpuffte ins Leere, Levante grundelte am Tabellenende. Und Andy musste zu Saisonbeginn noch einen viel schwereren Schicksalsschlag hinnehmen, als sein Vater Ewald mit nur 60 Jahren im August nach kurzer, aber schwerer Krankheit verstarb. „Jemanden den man liebt, zu verlieren ist kaum in Worte zu fassen. Ein unglaublicher Schmerz, surreal, man will es nicht wahrhaben. Nach meiner Rückkehr aus Österreich musste ich wieder auf den Platz, brauchte Ablenkung, aber eigentlich war ich in den Trainingseinheiten nur körperlich anwesend, der Kopf war ganz woanders.“ Mitten im sportlichen und mentalen Tief gab es im Oktober nur 2 Monate nach dem schweren Verlust eine sehr erfreuliche Nachricht: Er wurde zum dritten Mal Vater. Seine Frau Anja brachte in Valencia eine gesunde Tochter (Name: Luna) zur Welt. „Als ich unser gesundes Kind in den Armen hielt wusste ich, dass ich wieder nach vorne blicken musste. Und neben der Trauer für meine Familie da sein musste.“ Nach den bescheidenen Resultaten und der schlechten Tabellensituation unter Mendilibar, zog die Chefetage der Valencianer Ende Oktober die Notbremse, entließ Mendilibar und holte Lucas Alacarez als neuen Trainer an Bord. Diese Entscheidung machte auch Ivanschitz wieder zum Stammspieler, nachdem er unter Mendilibar nur selten spielte. Noch kurz vor Weihnachten, am 20. Dezember gelang Ivanschitz dann auch sein erster Saisontreffer: Andy verwandelte einen Elfmeter in der Nachspielzeit nervenstark zum Ausgleich gegen Real Sociedad. Fortsetzung folgt ...