BAK 2.3 Historische Grundlagen 12.Einheit Ende und Untergang der Habsburgermonarchie, 1.Weltkrieg; Instrumentalisierung des Historischen heute Die bedeutendsten Historiker zum Thema Habsburg sind Engländer und Amerikaner. Timothy Snyder, ein Amerikaner, schrieb: die integrative Kraft war das Offizierskorps. Wenn Habsburg für die EU als Vorbild dienen sollte, wie es manche verlangen, müsste es eine europäische Militärakademie geben. Die Monarchisten in Österreich sterben aus, heute sind es jüngere Leute, die daran hängen. Habsburg vor dem 1.Weltkrieg als Vorbild wäre fatal! Heute haben Monarchen geringe Bedeutung im Rahmen der Verfassung. Im 18 Jh. schrieb David Hume, dass eine Erbmonarchie besser sei als eine Wahlmonarchie, weil es sowieso ein Parlament gab (in England). Das heißt der Monarch kann ein Trottel sein, weil sowieso nicht er, sondern das Parlament regiert. In Österreich gab es aber keine Verfassung und kein Parlament, das über dem Kaiser stand. Dementsprechend schlecht war es, wenn der Herrscher geistig beschränkt war(z.B. Ferdinand). Der Kaiser stand über dem Staat. Die Frage der Nachfolge war folglich im Habsburger Reich schwierig und unangenehm. Kronprinz Rudolf war ein Syphilitiker und Rauschgiftsüchtler und es wäre eine Gefahr für die Monarchie, wenn er den Thron bestiegen hätte. Rudolf war ein Mörder und Selbstmörder, er war täglich im Delirium. Es wäre auch kein Wunder gewesen, wenn er heimlich exekutiert worden wäre. Das er starb war ein Glück. Das Zitat „Ich gäbe 2 Provinzen, wenn er nicht so gestorben wäre“ zeigt, dass der Herrscher den Staat als Eigenbesitz sah, dabei waren dem Herrscher alle Nationen gleich fern. Für den Thron geeignet wäre vielleicht Maximilian, er war ein zivilisierter Mensch und für diese Generation intelligent. Er achtete auf Hygiene, in seinem Schloss Miramare hatte er Badewannen, damals sehr selten. Allerdings wurde Maximilian nach Mexiko verschickt, wo er später zum Tode verurteilt wurde. Auch Franz Ferdinand war ein sehr unsicherer Kandidat für den Thron, auch er war syphilitisch und setzte stark auf den Ausbau des Militärs. Karl, ein Neffe von Franz Ferdinand, wurde schließlich zum letzten Kaiser, allerdings wurde er dumm gehalten. Er konnte nicht mal richtig schreiben. Er war der Thronfolger nach Franz Ferdinand, dessen Kinder von der Thronfolge ausgeschlossen wurden. Die Nachfolgefrage im Haus Habsburg war katastrophal und sehr schwer Das Parlament war schwach, es gab keine Verfassung über dem Kaiser. Die Minister waren für den Kaiser nur bessere Dienstboten. Es war eine personifizierte Monarchie. Die 2 Reichsteile, Trans- und Cisleithanien, waren nur durch die Person des Monarchen verbunden. Es gab 3 gemeinsame Ministerien: Das Außen-, Finanz- und Kriegsministerium. Wesentliche Basis der Habsburgerherrschaft war das Militär, ohne Armee gäbe es keine Herrschaft. Das Prinzip hat sich in den Aufständen 1848/49 bewährt. Ohne Armee wären die Habsburger schon damals am Ende gewesen. Das wichtigste Ministerium war das Außenministerium, es war das Ministerium des Kaiserhauses (vergleichbar mit dem Secretary of State in den USA). Es war sehr bedeutend, es verwaltete auch das Vermögen des Kaisers. Der Außenminister hatte den Vorsitz im Ministerrat, der aus den 2 Ministerpräsidenten der beiden Reichshälften und den 3 gemeinsamen Ministern bestand. Ab ca. 1890 begannen hohe Beamte/Politiker sich eigenständig Gedanken über die Zukunft des Reiches zu machen, das waren aber keine Mitglieder der 1. Gesellschaft(„Nachttopfentleerer“, Kammerfrauen, Funktionäre und Gesellschaftsdiener, aber z.B. eine böhmische Gräfin aus „altem“ Adel(ab 1650) gehörte nicht dazu). In der 2.Hälfte des 19Jh. bildete sich eine Elite, die (Hoch)Aristokratie war nicht die soziale Basis der Monarchie, was eigentlich seltsam ist. Der Adel wurde gestuft, was nicht zur Hofgesellschaft gehörte, galt als minderwertig. Das Reich musste von denen Verwaltet werden, die das auch konnten. Und das waren keine Mitglieder dieser 1.Gesellschaft. Das waren viele. Norman Stone schrieb, dass es damals mehr zivile Beamte gab als Soldaten (zusammen ~1Million). Die Rechtsstaatlichkeit hat in der Gesellschaft eigentlich funktioniert. Die Bürokratie sicherte die Herrschaft, weil die Beamten und Soldaten von diesem Staat leben konnten und hatten deswegen kein Interesse die Herrschaftsform zu ändern. Deswegen gab es auch keine Gedanken an Republikanismus oder die Abschaffung der Monarchie. Man dachte nur daran, wie der Staat (Monarchie) geändert und bestandsfähig gemacht werden konnte. Es gab nur Reformvorstellungen mit dem Erhalt der Monarchie, an Alternativen dachte man nicht. Engels meinte, Napoleons Fehler war es, Habsburg bestehen zu lassen. Es gab durchaus positive Gedanken an das Zusammenleben der Völker, dafür wäre eine Stärkung des Parlaments notwendig (Habsburg ist nicht an den Nationalismen zerbrochen, sondern am 1.Weltkrieg). Viele dieser Gedanken wurden von den zivilen Beamten und den Offizieren getragen, es gab z.B. eine Idee von den „Vereinigten Staaten von Großösterreich“. Aber es gab 2 große Nationalitätenprobleme: In Cisleithanien Deutsche/Deutschnationale (sahen sich als „Herrenvolk“) und Tschechen In Transleithanien Ungarn (sahen sich ebenfalls als „Herrenvolk“) und Slowaken Für das Reich war Böhmen aber ökonomisch sehr wichtig(2/3 des gesamten Steueraufkommens des Reiches kamen aus Böhmen), jedoch politisch entrechtet. Deswegen sollte es ein „stärkeres“ Parlament geben, 1907 wurde das allgemeine Männerwahlrecht eigeführt (war eigentlich ein Besitzendenwahlrecht), die große Zahl der Bevölkerung war sowieso von den Wahlen ausgeschlossen und der Reichsrat war kaum bedeutend, es herrschte eine Minderheit über die Mehrheit. Bedeutend war die kommunale Verwaltung. In Ungarn durften nur sehr wenige Wählen, dabei waren die Wahlen nicht mal frei. Ein stärkeres Parlament wäre auch in Ungarn wichtig. Überall herrschte Willkür, so kam das Gesetz über die Sprachen nicht vom Parlament, sondern schlicht vom Minister. Für Ungarn war es eine fürchterliche Drohung vom Kaiser, wenn er sagte, er könnte dort das allgemeine Wahlrecht einführen. Dann würde das dortige Regime geschwächt werden. Die Nationalitätenfrage war in Cisleithanien nicht das brennende Problem, in Transleithanien schon. Die Ungarn als Ethnie waren in ihrem eigenen Land Zahlenmäßig schwach und Unterdrückten daher die anderen Völker durch künstliches Verblöden, Analphabetisierung und Magyarisierung. Ad „Vereinigte Staaten von Großösterreich“: USA und Schweiz dienten als Vorbilder, aber diese Länder entstanden durch Revolutionen. Es gab Bestrebungen zur wirtschaftlichen Verflechtung der Reichshälften, aber der Gedanke an Infrastrukturpolitik (Bau von Bahnlinien, Straßen,…) galt als revolutionär (Vgl. Metternich) Diejenigen, die Zivile Rechtsstaatlichkeit forcierten, waren von Franz Ferdinand verhasst. Franz Ferdinand sah in allem Neuen (auch Parlament) die Schwächung seiner Macht. Somit hat er das Parlament, die Tschechen, die Ungarn, die Arbeiter,… gehasst. Eine Reichsreform wäre nur möglich gewesen, wenn Ungarn zerschlagen worden wäre, denn dort gab es das Nationalitätenproblem. Es wurde aber zunehmend auf militärische Problemlösungen gesetzt, das Ganze entwickelte sich immer stärker hin zur Militärdiktatur. Franz Ferdinand wollte Ungarn zerschlagen, seine Grundgedanken basierten auf militärischen Lösungen. Bevor Franz Ferdinand nach Sarajevo reiste, war auch schon Franz Joseph dort, allerdings wurde sein Besuch dort stark abgesichert, bei Franz Ferdinand nicht. Für den Thronfolger durfte die Sicherheit nicht gleich sein wie für den „großen“ Kaiser, es gab eine Hierarchie. Eine Clique um Franz Ferdinand begeilte sich an dessen Thronfolge, immer wenn Franz Joseph auch nur erkältet war, wurde schon die Thronantrittsrede vorbereitet. Franz Ferdinand war ein Antisemit und Rassist, daher wollte er Lueger als Ministerpräsidenten haben. Zu bärtigen Universitätsprofessoren soll er gesagt haben „Die schauen ja aus wie Aposteln“. Auf die Ministerlisten wurde ja niemand gelassen, der für diese Aufgabe fähig gewesen wäre. Nach der Thronübernahme sollte eine selbstherrliche Militärdiktatur errichtet werden. Das zeugt vom Machtrausch Franz Ferdinands. Die Stimmung unter denen, die Macht hatten: Soziales Gefüge: 1890 verlangte die Arbeiterbewegung nach dem Wahlrecht. Hugo von Hoffmannsthal (damals 16jährig) verfasste ein feindseliges Gedicht dazu. Daran erkennt man die Angst der oberen Schicht vor den unteren Klassen (vgl. Skript S.84) Hoffmannsthal selbst war Jude, aber Rassist (und auch antisemit)soziale Ängste wurden in rassistische Umgedeutet (dunkle Bedrohung minderer Nationen, Wien „verslavt“) Rassenkampf statt Klassenkampf K. von Holtzendorf, ein hoher Militärbeamter, meinte, das Reich müsse gesichert werden durch einen Präventivkrieg (wäre kein Weltkrieg geworden, hätte gewonnen werden können, also technokratisch richtige Aussage), aber das war zu heftig, er wurde von von Ehrenthal zurückgehalten. Franz Ferdinand wurde von seinen Zeitgenossen als Vertreter des Krieges anerkannt, heute wird er gerne als Vertreter einer Friedenspartei dargestellt. Die Beamten waren den josephinischen Beamten ähnlich: das Ziel war die Sicherung des Staates, keine Aufklärung des Volkes. Von Ehrenthal war Außenminister und letzter großer Imperialist. Er meinte, das Imperium müsse auf der Welt mächtig sein, wo nötig müsse Krieg geführt werden.“Wenn man nach außen stark ist, löst man die Probleme im Inneren“ Franz Ferdinand war kein Freund des Friedens, dachte aber nicht an den Staat, sondern an sich selbst(„Halten sie mir von Holtzendorf zurück“). Der Thronantritt könnte jederzeit erfolgen, deswegen brauchte er die Armee da, bei sich, um seine Macht zu sichern, und eben keinen Krieg (zu dem Zeitpunkt), er war sicher kein Pazifist. Franz Ferdinand war wankelmütig, er wollte Selbstherrscher sein. Die Diplomaten des Landes waren von von Ehrenthal geprägt, es waren also denkende Leute. Deswegen gab es als Reaktion auf den Mord des Thronfolgers Reaktionen wie „Aus dem Blute des Armen (Franz Ferdinand) gibt es Früchte für das Reich“. Die Ehrenthalschüler waren im Außenministerium plötzlich wichtig und sie befürworteten den KriegDiplomaten finster für den Krieg entschlossen. Allerdings musste der Krieg aufgeschoben werden, weil die Soldaten vorerst in der Landwirtschaft tätig waren. Deutschland stand hinter Österreich (Blankoscheck von Wilhelm II). Ungarn war der Tod des Thronfolgers wurscht, Bedingung für den Krieg war aber, dass kein serbisches Land annektiert werden dürfe, sonst gäbe es noch Mehr Slaven in der Ungarischen Reichshälfte. Der Kaiser gab den Befehl zum Krieg (nicht schriftlich) und fuhr in seine Sommerresidenz nach Bad Ischl. Der Diplomat L. von Andrian sagte 1918:„Wir haben den Krieg angefangen, nicht die Deutschen“Zum Krieg entschlossen war(en) österreich(ische Diplomaten).