Die letzten Regentschaftsjahre Ferdinands II.: Niederlagen, ein

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Die letzten
Regentschaftsjahre
Ferdinands II.:
Niederlagen, ein
Auftragsmord und ein
Friedensangebot
Die Position Ferdinands wandelte sich nach 1630
radikal: Der Konflikt zwischen den Reichsfürsten und
dem Kaiser hatte sich internationalisiert. In Frankreich
und Schweden erwuchsen dem Habsburger gefährliche
Gegner.
Frankreich, seit Generationen bemüht, die übermächtige
Stellung Spaniens zu brechen, nahm unter der Führung von
Kardinal Richelieu die Gelegenheit wahr, durch Unterstützung
der protestantischen Partei im Reich die Kräfte des Kaisers zu
binden. Langfristiges Ziel war es, den spanischen und
österreichischen Zweig der Dynastie gegeneinander
auszuspielen und den Zusammenhalt des Gesamthauses
zu untergraben.
Die größte Bedrohung für die Pläne Ferdinands kam jedoch aus
dem Norden. Der schwedische König Gustav Adolf zog mit
seinen Truppen ins Reich, um die protestantischen
Glaubensbrüder gegen das „tyrannische Joch“ des Kaisers
zu unterstützen.
Ferdinand war gezwungen, den Reichsständen
entgegenzukommen. Eine Forderung war die Abberufung des
allmächtigen kaiserlichen Oberbefehlshabers Wallenstein –
Ferdinand willigte 1630 am Kurfürstentag in Regensburg ein.
Prompt wendete sich das Kriegsglück: Die katholische Armee
der Liga wurden bei Breitenfeld 1631 vernichtend geschlagen.
Als Truppen des protestantischen Kurfürsten von Sachsen
Prag besetzten und der Krieg auf habsburgisches Territorium
übergriff, berief Ferdinand Wallenstein auf seinen Posten
zurück. In der folgenden Schacht von Lützen errangen die
schwedischen Truppen 1632 zwar einen knappen Sieg, doch
König Gustav Adolf fiel: die Protestanten hatten ihren
charismatischen Anführer verloren.
Wallenstein begann bald darauf eigenmächtige Initiativen zu
starten, und sein undurchsichtiges Lavieren als Kommandant
der Truppen ließ ihn in den Augen des Wiener Hofes als
unzuverlässig erscheinen. Der kaiserliche Generalissimus wurde
verdächtigt, den Kaiser stürzen und sich selbst an die Macht
putschen zu wollen. Nach langen Beratungen und von
belastenden Gutachten gestützt, ließ Ferdinand seinen
Oberbefehlshaber fallen, worauf Wallenstein am 25. Februar
1634 in der westböhmischen Stadt Eger (tschech.: Cheb)
ermordet wurde. Dieser vieldiskutierte Auftragsmord und die
Rolle Ferdinands dabei bestimmen die Beschäftigung der
Historiker mit der Biografie des Kaisers bis heute.
Im Reich stieg in beiden konfessionellen Lagern die
Kompromissbereitschaft. Im Prager Frieden von 1635 nahm
Ferdinand Abstand von den Forderungen des
Restitutionsediktes und formulierte ein Friedensangebot an die
Reichsstände. Damit konnte der Konflikt innerhalb des Reiches
entschärft und als nächster gemeinsamer Schritt die
Zurückdrängung der äußeren Feinde (Schweden und
Frankreich) in Angriff genommen werden.
Ferdinand sah schlussendlich die Undurchführbarkeit der
konfessionellen Gleichschaltung unter katholischen Vorzeichen
auf der Ebene des Reiches ein. Gleichzeitig bereitete er auch die
Nachfolge seines gleichnamigen Sohnes vor. Ein letzter Erfolg
der kaiserlichen Politik war die Annahme Ferdinands III. zum
Römisch-deutschen König und künftigen Nachfolger seines
Vaters durch die Kurfürsten im Dezember 1636.
Anfang 1637 verschlechterte sich der Gesundheitszustand
Ferdinands II. Der Kaiser starb zwar in Wien, wurde aber
gemäß seiner testamentarischen Bestimmungen in Graz in dem
von ihm errichteten Mausoleum bestattet.
Autor
Martin Mutschlechner
Literatur
Eder, Karl: Ferdinand II., in: Neue Deutsche Biographie 5, Berlin
1961, S. 83-85
Evans, Robert J. W.: Das Werden der Habsburgermonarchie 1550–
1700. Gesellschaft, Kultur, Institutionen, Wien/Köln 1989
Hamann, Brigitte (Hg.): Die Habsburger. Ein biographisches
Lexikon, Wien 1988
Leidinger, Hannes / Moritz, Verena / Schippler, Bernd: Schwarzbuch
der Habsburger. Die unrühmliche Geschichte eines
Herrscherhauses (2. Auflage, ungekürzte Taschenbuchausgabe),
Innsbruck/Wien 2010
Winkelbauer, Thomas: Ständefreiheit und Fürstenmacht. Länder
und Untertanen des Hauses Habsburg im konfessionellen Zeitalter
(= Österreichische Geschichte 1522–1699, hg. von Herwig
Wolfram), 2 Teile, Wien 2003
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