Internationale Fachtagung

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CALL FOR PAPERS
Prag – Residenz des Habsburgers Ferdinand I.
1526–1564
Die Konferenz findet statt im Rahmen des Projekts
"Prague – Residence of Ferdinand I of Habsburg and his Cultural Circle, 1526–1564",
gefördert von der Czech Science Foundation, Nr. 13-16963S.
Veranstalter:
Institut für tschechische Geschichte – Philosophische Fakultät der Karlsuniversität/Prag
Institut für Kunst- und musikhistorische Forschungen – Österreichische Akademie der Wissenschaften
in Zusammenarbeit mit dem Archiv der Hauptstadt Prag
Veranstaltungsort:
Termin:
Konferenzsprache:
Vorträge:
Abstracts:
Deadline:
Publikation:
Kontakt:
Palais Clam-Gallas, Husova 20, Praha 1
26. – 28. März 2015
Deutsch und Englisch
20 Minuten (10 Minuten Diskussionsbeitrag)
max. 2000 Zeichen; CV (max. 500 Zeichen); Deutsch oder Englisch
16. November 2014
Die Konferenzbeiträge erscheinen in der wissenschaftlichen Zeitschrift
Historie – Otázky – Problémy 2015/2 (Geschichte – Fragen – Probleme,
hg. vom Institut für tschechische Geschichte der Philosophischen
Fakultät der Karlsuniversität).
Abgabetermin für die Texte: Ende Juni 2015
[email protected]
Einführung
Die Thronbesteigung Ferdinands I., des Begründers der neuen Habsburgerdynastie, in den
Königreichen Böhmen und Ungarn im Jahr 1526 wird in Mitteleuropa traditionell mit geographischen,
politischen, sozialen, religiösen und kulturellen Veränderungen in Verbindung gebracht. Der
einsetzende Wandlungsprozess spiegelte sich auch in der Entwicklung der Städte, besonders der
administrativen und politischen Zentren der einzelnen Länder der entstehenden Habsburgermonarchie
wider. So wurde auch Prag, die Hauptstadt des Böhmischen Königreichs, zum Bestandteil des
habsburgischen Residenznetzes, in dessen Rahmen der Herrscher ständig hin- und herreiste.
In den bisherigen Beurteilungen der Persönlichkeit Ferdinands I. und seines Verhältnisses zu
Prag überwiegt die Konzentration auf die politische Geschichte, während die wirtschaftliche, soziale,
aber auch die kulturelle Entwicklung der Stadt als wenig interessant wahrgenommen wird. Als
allmählicher Beginn einer Blütephase gelten erst die Jahre nach 1547, als Ferdinands zweitgeborener
Sohn, Erzherzog Ferdinand II. von Tirol, mit der Statthalterschaft in den böhmischen Ländern betraut
wurde. Die Herrschaft Ferdinands I. wird eher als bloßes Vorspiel für die Zeit Kaiser Rudolfs II.
gesehen, der Prag zu einem bedeutenden politischen und kulturellen Zentrum Mitteleuropas und zu
einer prosperierenden Stadt machen sollte.
Die Konferenz möchte dazu beitragen, den bisherigen Ansatz der Forschung zu korrigieren
und dabei an die Erkenntnisse anknüpfen, die durch die Untersuchung anderer europäischer
Residenzen gewonnen wurden: Dort hatte die Anwesenheit des Herrscherhofs in der Regel zahlreiche
wirtschaftliche, politische und soziale Prozesse ausgelöst, deren Folgen sich früher oder später positiv
auf die kulturelle Entwicklung auswirkten. Ziel der Konferenz ist es vor allem, auf ein bisher
übersehenes Forschungsthema aufmerksam zu machen und die Erkenntnisse zur Rolle Prags als
Residenz Ferdinands I. und seines Hofes im Zeitraum ca 1526–1564 zu fördern; zu berücksichtigen
sind dabei auch die Beziehungen zu den anderen Habsburgerresidenzen in den Ländern der
Böhmischen Krone und den österreichischen Ländern (Wien, Innsbruck, Linz, Wiener Neustadt und
Graz), zu den ungarischen Machtzentren und zu den Reichsstädten bzw. anderen europäischen Städten
und Herrschersitzen.
In Betracht kommen die folgenden Themenkreise:
Das Konzept des Herrschers
Welche Vorstellungen könnte Ferdinand I. zu Beginn seiner Regierung (bzw. bereits während seiner
Kandidatur für den böhmischen Thron) bezüglich der Rolle Prags gehabt haben und wie entwickelten
sich seine Pläne zur Entwicklung der Stadt und der Residenz auf der Prager Burg weiter? Welche
Vorbilder wirkten bei der Formierung dieses Konzepts auf den König? Hier bietet sich in erster Linie
ein Vergleich mit den Residenzen und Höfen weiterer Mitglieder der Habsburgerfamilie (Margarete
von Österreich, Karl V. und Maria von Ungarn) sowie anderer europäischer Herrscher an. Auf welche
Weise knüpfte Ferdinand I. an die Residenzpolitik der vorherigen böhmischen Herrscher an
(besonders Wladislaw und Ludwig Jagiello) und wie setzten seine Nachfolger das begonnene
Programm fort? Wichtig ist besonders die Rolle Erzherzog Ferdinands II. von Tirol in den Jahren
1547–1567, aber auch die Aktivitäten der Kaiser Maximilian II. (1564–1576) und Rudolf II. (1576–
1612).
Die Aufenthalte des Hofs und die Repräsentation
Den Charakter der Aufenthalte Ferdinands I. und seines Hofstaats in der Hauptstadt des Böhmischen
Königreichs bestimmen nicht nur die Häufigkeit seiner Besuche und die diese beeinflussenden
Faktoren, sondern auch die Intensität, mit der der Herrscher hier ein Repräsentationsprogramm
verwirklichte – am besten erneut im Vergleich zu den übrigen Residenzen. Zentral erscheint vor allem
die Frage, welche Repräsentationsformen Ferdinand I. in Prag zur Stärkung seiner Herrschaft im
Böhmischen Königreich, zur Festigung seiner Position als römischer König und Kaiser wählte und wie
im Prager Milieu die habsburgischen dynastischen Interessen dargestellt wurden. Gedacht ist hier
nicht allein an den architektonischen Um- und Ausbau der Prager Burg und ihrer Nachbargebäude,
sondern auch an die malerische und plastische Ausgestaltung, die musikalische und literarische
Produktion, die Unterstützung der Wissenschaften und die mit dem Aufenthalt des Herrscherhofs
verbundenen Festlichkeiten. Eine wichtige Rolle spielte die posthume Repräsentation, also die Pläne
Ferdinands I. zur Errichtung einer Familiengrablege in der Kathedrale auf der Prager Burg.
Die Gestaltung der Prager Residenz und die Pflege mäzenatischer Aktivitäten durch den
Herrscher waren nicht denkbar ohne die Existenz zahlreicher Persönlichkeiten, die sich daran
beteiligten und die eng oder lockerer mit dem Herrscher verbunden waren. Es bietet sich daher die
Frage an, ob man für den Zeitraum cca 1526–1564 von einem spezifischen Prager kulturellen Hofkreis
sprechen kann und wenn ja, wie dieser zusammengesetzt und organisiert war und sich in das breit
verzweigte europäische soziokulturelle Netzwerk einfügte. Im Zentrum des Interesses sollten nicht nur
die Baumeister, Künstler, Wissenschaftler, Musiker und Literaten stehen, sondern auch die Mitglieder
von Ferdinands Hofstaat, die in Prag ihren mäzenatischen Aktivitäten nachgingen.
Gegenseitiges Wirken: Herrscher – Hof – Stadt
Wie entwickelte sich das Verhältnis zwischen König Ferdinand I., seinem höfischen Kreis und der
Prager Gemeinde? In diesem Kontext können der Herrscher und sein Hof als Stimulans für die
Entwicklung der Stadt in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht angesehen werden. Der Hofstaat
darf außerdem als möglicher Konsument der heimischen Produktion und auch als Initiator der
Entfaltung des Auslandshandels gelten. Sein Wirken lässt sich zudem unter dem Aspekt
gesellschaftlicher Veränderungen, d. h. der sozialen, ethnischen und religiösen Entwicklung der Stadt
untersuchen. Im Bereich der Kultur bietet sich die Frage nach der Rezeption kultureller Einflüsse des
Hofes in den Prager Städten an, besonders hinsichtlich der städtischen Architektur und der
bürgerlichen Bildung. Besondere Aufmerksamkeit verdiente die Beziehung zwischen Ferdinand I. und
der Prager Universität. In diesem Zusammenhang lässt sich die Frage auch umgekehrt stellen, d. h.
wie beeinflusste das Prager bzw. das böhmische Umfeld die Form, Zusammensetzung und Funktion
von Ferdinands Hof? Wie beeinflusste es die Tätigkeit seines höfischen Kulturkreises bzw. des
Kreises um Erzherzog Ferdinand von Tirol?
Und schließlich: Wie veränderten sich während der Regierungszeit Ferdinands I. die Gestalt
der Stadt Prag und das Leben innerhalb ihrer Mauern? Diese Frage lässt sich nicht nur mit Hilfe
ikonographischer, sondern auch anhand narrativer Quellen beantworten (zeitgenössische
Stadtbeschreibungen, Reisetagebücher u. ä.).
Das Thema ist interdisziplinär ausgerichtet und legt Werk auf einen komparativen Ansatz. Damit
bietet es Raum für Beiträge der allgemeinen Geschichte, der Sozial- und der Kulturgeschichte, aber
auch der Geschichte der bildenden Kunst, der Architektur-, Musik-, Literatur-, Wissenschafts- und
Religionsgeschichte sowie weiterer Disziplinen. Da Prag als Teil des mitteleuropäischen Raums
verstanden wird, freuen wir uns neben den Referaten tschechischer Wissenschaftler besonders über
Beiträge österreichischer, slowakischer, ungarischer, deutscher, polnischer und andersnationaler
Forscher.
Organisatoren
PhDr. Jaroslava Hausenblasová, Ph.D.
Philosophische Fakultät der
Karlsuniversität
Institut für tschechische Geschichte
Náměstí Jana Palacha 2
116 38 Praha 1
Tschechische Republik
http://www.ff.cuni.cz/
GSM: 00420/737 325 560
[email protected]
Doz. Dr. Herbert Karner
Österreichische Akademie der
Wissenschaften
Institut für Kunst- und
Musikhistorische Forschungen
Abteilung Kunstgeschichte
Dr. Ignaz Seipel-Platz 2
A 1010 Wien
Österreich
www.oeaw.ac.at/kunst
Tel.: 0043/1/51581-3545
[email protected]
PhDr. Ivan P. Muchka
Institut für Kunstgeschichte
Akademie der Wissenschaften
der Tschechischen Republik
Husova 4
110 00 Praha 1
Tschechische Republik
http://www.udu.cas.cz/en/
Tel.: 00420/221 183 513
[email protected]
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