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RHETORIK
Ich bin ein Berliner!
1. Analysiere die Rede von John F. Kennedy, dem damaligen US-Präsidenten, die er 1963 in
Berlin gehalten hat.
2. Stelle die weltpolitische Situation zu dieser Zeit dar, was waren die Umstände, zu denen
John F. Kennedy Stellung nahm?
3. Erkläre, welche sprachliche und argumentative Mittel Kennedy einsetzt, um seine
Absichten zu untermauern.
4. Im März 2013 wurde ein neuer Papst, Franziskus I, gewählt. Seine spontane Antrittsrede,
kurz nach der Wahl, ist an die Gläubigen am Petersplatz gerichtet. Fasse seine Aussagen
zusammen und bewerte sie. Welche Absicht liegt seinen Ausführungen zugrunde? Welche
konkreten Aussagen fehlen deiner Meinung nach?
John F. Kennedy, 1963:
»Meine Berliner und Berlinerinnen!
Ich bin stolz, heute in Ihre Stadt zu kommen als Gast Ihres hervorragenden Regierenden
Bürgermeisters, der in allen Teilen der Welt als Symbol für den Kampf und den Widerstandsgeist
West-Berlins gilt. Ich bin stolz, auf dieser Reise die Bundesrepublik Deutschland zusammen mit
Ihrem hervorragenden Bundeskanzler besucht zu haben, der während so langer Jahre die Politik
bestimmt hat nach den Richtlinien der Demokratie, der Freiheit und des Fortschritts. Ich bin stolz
darauf, heute in Ihre Stadt in der Gesellschaft eines amerikanischen Mitbürgers gekommen zu
sein. General Clay, der hier tätig war in der Zeit der schwersten Krise, durch die diese Stadt
gegangen ist, und der wieder nach Berlin kommen wird, wenn es notwendig werden sollte.
Vor zweitausend Jahren war der stolzeste Satz, den ein Mensch sagen konnte, der: Ich bin ein
Bürger Roms! Heute ist der stolzeste Satz, den jemand in der freien Welt sagen kann: ‘Ich bin ein
Berliner!’ Wenn es in der Welt Menschen geben sollte, die nicht verstehen oder die nicht zu
verstehen vorgeben, worum es heute in der Auseinandersetzung zwischen der freien Welt und
dem Kommunismus geht, dann können wir ihnen nur sagen, sie sollen nach Berlin kommen. Es
gibt Leute, die sagen, dem Kommunismus gehöre die Zukunft. Sie sollen nach Berlin kommen!
Und es gibt wieder andere in Europa und in anderen Teilen der Welt, die behaupten, man könnte
mit den Kommunisten zusammenarbeiten. Auch sie sollen nach Berlin kommen! Und es gibt auch
einige wenige, die sagen, es treffe zu, dass der Kommunismus ein böses und ein schlechtes
System sei; aber er gestatte es ihnen, wirtschaftlichen Fortschritt zu erreichen. Aber lasst auch sie
nach Berlin kommen!
Ein Leben in der Freiheit ist nicht leicht, und die Demokratie ist nicht vollkommen. Aber wir hatten
es nie nötig, eine Mauer zu aufzubauen, um unsere Leute bei uns zu halten und sie daran zu
hindern, woanders hinzugehen. Ich möchte Ihnen im Namen der Bevölkerung der Vereinigten
Staaten, die viele tausende Kilometer von Ihnen entfernt auf der anderen Seite des Atlantik lebt,
sagen, dass meine amerikanischen Mitbürger sehr stolz darauf sind, mit Ihnen zusammen selbst
aus der Entfernung die Geschichte der letzten achtzehn Jahre teilen zu können. Denn ich weiß
nicht, dass jemals eine Stadt achtzehn Jahre lang belagert wurde und dennoch lebt mit
ungebrochener Vitalität, mit unerschütterlicher Hoffnung, mit der gleichen Stärke und mit der
gleichen Entschlossenheit wie heute West-Berlin.
Die Mauer ist die abscheulichste und stärkste Demonstration für das Versagen des
kommunistischen Systems. Die ganze Welt sieht dieses Eingeständnis des Versagens. (...) Durch
die Mauer werden Familien getrennt, der Mann von der Frau, der Bruder von der Schwester,
Menschen werden mit Gewalt auseinander gehalten, die zusammen leben wollen. (...)
Sie leben auf einer verteidigten Insel der Freiheit. Aber ihr Leben ist mit dem des Festlandes
verbunden, und deswegen fordere ich Sie zum Schluss auf, den Blick über die Gefahren des
Heute hinweg auf die Hoffnung des Morgen zu richten, über die Freiheit dieser Stadt Berlin, über
die Freiheit Ihres Landes hinweg auf den Vormarsch der Freiheit überall in der Welt, über die
Mauer hinweg, auf den Tag des Friedens in Gerechtigkeit.
Die Freiheit ist unteilbar, und wenn auch nur einer versklavt ist, dann sind nicht alle frei. Aber wenn
der Tag gekommen sein wird, an dem alle die Freiheit haben und Ihre Stadt und Ihr Land wieder
vereint sind, wenn Europa geeint ist und Bestandteil eines friedvollen und zu höchsten Hoffnungen
berechtigten Erdteils, dann können Sie mit Befriedigung von sich sagen, dass die Berliner und
diese Stadt Berlin zwanzig Jahre lang die Front gehalten haben.
Alle freien Menschen, wo immer sie leben mögen, sind Bürger dieser Stadt West-Berlin, und
deshalb bin ich als freier Mann stolz darauf, sagen zu können: Ich bin ein Berliner!«
Rede von Papst Franziskus I nach erfolgter Papstwahl (März 2013):
„Brüder und Schwestern! Guten Abend!
Ihr wisst, es war die Aufgabe des Konklaves, Rom einen Bischof zu geben. Es scheint, meine
Mitbrüder, die Kardinäle, sind fast bis ans Ende der Welt gegangen, um ihn zu holen. Aber wir sind
hier. Ich danke euch für diesen Empfang. Die Diözese Rom hat nun seinen Bischof. Danke.
Zunächst möchte ich ein Gebet sprechen für unseren emeritierten Bischof Benedikt XVI. Beten wir
alle gemeinsam für ihn, dass der Herr ihn segne und die Mutter Gottes ihn beschütze.
[Vater unser... Gegrüßet seist du, Maria... Ehre sei dem Vater...]
Und jetzt beginnen wir diesen Weg - Bischof und Volk -, den Weg der Kirche von Rom, die den
Vorsitz in der Liebe führt gegenüber allen Kirchen; einen Weg der Brüderlichkeit, der Liebe, des
gegenseitigen Vertrauens. Beten wir immer füreinander. Beten wir für die ganze Welt, damit ein
großes Miteinander herrsche. Ich wünsche euch, dass dieser Weg als Kirche, den wir heute
beginnen und bei dem mir mein Kardinalvikar, der hier anwesend ist, helfen wird, fruchtbar sei für
die Evangelisierung dieser schönen Stadt.
Und nun möchte ich den Segen erteilen, aber zuvor bitte ich euch um einen Gefallen. Ehe der
Bischof das Volk segnet, bitte ich euch, den Herrn anzurufen, dass er mich segne: das Gebet des
Volkes, das um den Segen für seinen Bischof bittet. In Stille wollen wir euer Gebet für mich halten.
[Papst Franziskus verneigte sich in Stille]
Jetzt werde ich euch und der ganzen Welt, allen Männern und Frauen guten Willens, den Segen
erteilen. [Es folgte der Segen „Urbi et orbi“.]
Brüder und Schwestern, ich verabschiede mich von euch. Vielen Dank für den Empfang. Betet für
mich und bis bald! Wir sehen uns bald: Morgen möchte ich die Mutter Gottes aufsuchen und sie
bitten, ganz Rom zu beschützen. Gute Nacht und angenehme Ruhe.“
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