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Pressekonferenz 25. Februar 2015
Statement Thomas D. Trummer
Kunsthistoriker, Kurator und derzeit Direktor der Kunsthalle Mainz
http://www.kunsthalle-mainz.de/de/
Zur Person
Nach dem Studium der Musik, Philosophie und Kunstgeschichte in Graz schlug ich zunächst eine
akademische Laufbahn ein. Zugleich bot mir das Avantgarde Festival steirischer herbst erste
Gelegenheiten für kuratorische Statements in größerem Maßstab. Ausstellungen wie esprit
d´amusement (1994) oder Mise en Scène (1998) konzipierte ich schon damals als international
besetzte Gruppenausstellungen. Die Universität blieb in den folgenden Jahren durch Lehraufträge
präsent.
Als ich Mitte der 1990er Jahre als Kurator für moderne Kunst an das Belvedere Wien berufen
wurde, konnte ich dort das zeitgenössische Ausstellungsprogramm forcieren und der Sammlung
für Gegenwart bedeutende Erwerbungen zuführen. Besonders nachhaltig war die unter meiner
inhaltlichen Leitung erfolgte Umgestaltung der Belvedere-Außenstelle Atelier Augarten in einen
Raum für zeitgenössische Kunst mit Atelierwohnung und Skulpturengarten. Zu den dort
kuratierten Ausstellungen gehören unter anderem The Waste Land (2001), Trauer (2003), Ulysses
(2004), VALIE EXPORT Serien (2004) und Kurt Kren (2006).
Amerika-Erfahrungen sammelte ich ab 2006 im Zuge einer internationalen Ausschreibung als
erster Hall Curatorial Fellow in Connecticut. Meine Ausstellung über die menschliche Stimme und
Leerstellen in der Kunst (Voice & Void, 2007) am Aldrich Contemporary Art Museum in Ridgefield
mit Werken u. a. von Joseph Beuys, John Cage, Cardiff & Miller, Christian Marclay, Cerith Wyn
Evans und Hans Schabus wurde zu einem großen persönlichen Erfolg und von der New York
Times hoch gelobt.
Der Kontakt zu den USA blieb auch nach meiner Übersiedlung nach München 2007 als Kurator für
zeitgenössische Kunst des Siemens Arts Program aufrecht. In dieser Funktion entwickelte ich ein
umfassendes Gemeinschaftsprojekt zum Thema „Artistic Research“ mit einer der weltweit
führenden Universitäten, dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge bei
Boston. Generell wurde von mir die Ausrichtung radikal internationalisiert, was die
Zusammenarbeit mit vielen Kunsthallen und Museen sowie unterschiedlichen Teams mit sich
brachte. Unter teilweise schwierigen politischen Bedingungen entstanden Ausstellungen in
Belgrad, Kiew, Brüssel, Detroit, Chicago, Zürich und Budapest.
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Ein persönlich prägender Höhepunkt war die Zusammenarbeit mit Kaspar König, der mich 2009
als Ko-Kurator für seine letzte große Ausstellung an das Museum Ludwig in Köln einlud. In einem
Zeitraum von etwa drei Jahren arbeiteten wir an der medial vielbeachteten Ausstellung Vor dem
Gesetz. Dabei ging es um die Skulptur der Nachkriegszeit in Gegenüberstellung mit
gegenwärtigem Schaffen, um Fragen des Wiederaufbaus und des Humanismus-Schocks.
Heute blicke ich auf mehr als 80 kuratierte Ausstellungen zurück, in vielen Fällen begleitet von
gewichtigen Publikationen. Generell halte ich es für wertvoll, neben meiner Tätigkeit als Kurator
auch Autor und Lehrender an Universitäten und außeruniversitären Einrichtungen zu sein.
Im Jahr 2012 wurde ich zum Direktor der Kunsthalle Mainz bestellt, wo vor allem
Doppelpräsentationen bedeutsamer KünstlerInnen der Gegenwart zu sehen waren, u. a. Danh Vo
und Thomas Schütte, Ed Atkins und Bruce Nauman. Die täglich mehrmals über der Kunsthalle
kreisenden Black Hawks (Helikopter der US-Streitkräfte) inspirierten mich zur Ausstellung Les
Gueules Cassées (Die zerschmetterten Gesichter, 2014) über die Kriegsversehrten des Ersten
Weltkriegs als ein historisches und ebenso aktuelles Thema, das sich bis in die Gegenwart
fortsetzt.
Zur kuratorischen Praxis und künftigen Ausrichtung des KUB
Ich erinnere mich noch gut an die Diskussionen um Architekturkonzept und Ausrichtung des KUB.
Was seither hier geschaffen wurde, hat mich von Anfang an fasziniert. Lebendig macht eine
solche Einrichtung, den Spagat zwischen Kontinuität und Neuausrichtung immer wieder neu zu
meistern.
Das KUB steht für mich für eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte. Wesentliche Faktoren, auf
denen dieser Erfolg aufbaut, sind die vielbeachtete Architektur von Peter Zumthor, die großartigen
KünstlerInnen, die ausgestellt wurden, die nachhaltige Unterstützung des Subventionsgebers und
der kuratorische Elan der bisherigen Leitungen samt ihren jeweiligen Teams. Mit dem KUB schuf
Peter Zumthor ein baukünstlerisches Manifest. Kunst sucht sich hier nicht die Villa, das
Herrenhaus, den Staatspalast und die Prunktreppe, sondern eine Architektur, die einzigartig mit
der Anziehungskraft des Fremdkörpers spielt und auf ein Programm setzt, das dafür
maßgeschneidert ist. Dieser Ruf ist dauerhaft zu sichern. Gleichzeitig ist wohl allen Beteiligten
klar, dass es nicht um eine lineare Fortschreibung des Bisherigen gehen kann, zumal das KUB in
seiner Geschichte deutlich unterschiedliche Phasen durchlief, meist in Abhängigkeit zum
jeweiligen Direktor. Ein Update ist auch notwendig, weil der internationale Kunstbetrieb seinen
Reiz aus immer ferneren Weltgegenden bezieht. Die Kernaufgabe einer im Zentrum Europas
gelegenen Kunsthalle ist meines Erachtens die Vermittlung gegenwartsrelevanter Fragen. In der
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Auseinandersetzung mit Kunst geht es um Identität und das Anknüpfen an das unmittelbare
Zeitgeschehen, um den Ort und die Region, seine Geschichte und seine reichen
Nachbarschaften. Es geht um Fragen und Infragestellen, Erleben und Bedenken.
Als Kurator habe ich Ausstellungen in vielen Ländern initiiert. Eine Konstante für mich war dabei
immer wieder, Ausstellungen als Tiefenbohrungen in Geschichte, Identität und die Politik der
jeweiligen Orte zu verstehen. Das sind Elemente, die meine Themenfindungen bestimmen. Das
KUB ist der Ort der Prototypen. Die Räume in Bregenz bieten sich für Testläufe und Experimente
an. Dies gilt besonders für die Entwicklung künstlerischer Ideen. Dass sich Kunst unter
wechselnden Bedingungen, in Bezügen zu Ort und Menschen, nicht nur anders zeigt, sondern
auch anders entsteht, dafür stehen meine kuratorischen Projekte in Städten wie Belgrad, Boston,
Brüssel, Budapest, Buenos Aires, Detroit, Kiew, Köln oder Zürich. Kunstwerke, die sich bezugslos
darstellen, bleiben bezugslos. Als Anreger für Anreger zu wirken, das ist meine Maxime.
Ich freue mich, ab dem 1. Mai 2015 dazu beizutragen, die international beachtete
Erfolgsgeschichte des KUB fortzusetzen.
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