Europa könnte Emissionen zu moderaten Ko[...]

Werbung
Europa könnte Emissionen zu moderaten
Kosten um 40 Prozent senken
16.01.2014 - Die EU könnte zu moderaten Kosten ein ehrgeizigeres
Klimaziel erreichen. Würden die gegenwärtig bis 2020 geplanten 20
Prozent Minderung des Ausstoßes von Treibhausgasen auf 40 Prozent
bis 2030 hochgesetzt, so lägen die zusätzlichen Kosten wahrscheinlich
bei weniger als 0.7 Prozent der Wirtschaftskraft. Dies ist ein
Kernergebnis der internationalen, mehrere Modelle vergleichenden
Untersuchung des Stanford Modeling Forum (EMF28). Die
Veröffentlichung kommt zu einem entscheidenden Zeitpunkt: Nächste
Woche wird die Europäische Kommission verkünden, in welchem
Maß sie ihre Emissionen im nächsten Jahrzehnt senken will.
Allerdings sehen die Wissenschaftler für die Zeit nach 2040 ein Risiko
stark steigender Kosten. Um dem entgegen zu wirken, sind
technologische Innovationen nötig.
Ein klares Preis-Signal würde einen Anreiz setzen für Innovation – die
dann verhindert, dass sich das Energiesystem gleichsam selbst
festfährt mit Investitionen in CO2-intensive Technologien wie dieses
Kohlekraftwerk. Foto: Thinkstock
„In den nächsten zwei Jahrzehnten ist auch mit den bereits
vorhandenen Technologien eine Transformation möglich“, sagt
Brigitte Knopf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung,
Leiterin der von einem Dutzend Forschergruppen durchgeführten
Studie. Für die dann folgende Zeit ergeben die verwendeten Modelle
des Energie-Wirtschafts-Systems unterschiedliche
Kostenprojektionen. Einige Simulationen zeigen einen steilen Anstieg
der Kosten nach 2040, andere nur einen linearen. Ein bestimmender
Faktor ist hier, in welchem Maße in den Modellen neue Technologien
die alten ersetzen können. Dies weist darauf hin, dass technischer
Fortschritt notwendig ist, um die Kosten im Griff zu behalten. „Daher
sollte heute ein klares Preis-Signal gegeben werden, etwa im
Europäischen Emissionshandel“, so Knopf. „Das würde einen Anreiz
setzen für Innovation – die dann verhindert, dass sich das
Energiesystem mit Investitionen in CO2-intensive Technologien wie
Kohlekraftwerke selbst festfährt.“
Bisherige CO2-Reduktion reicht nicht, um langfristige Klimaziele
zu erreichen
„Das derzeitige Ziel von 20 Prozent weniger Ausstoß von
Treibhausgasen in Europa bis 2020 könnte nicht ausreichen, um die
langfristigen Klimaziele der EU zu erreichen“, sagt Enrica De Cian
von der italienischen Fondazione Eni Enrico Mattei und dem EuroMediterranean Center on Climate Change. „Kurzfristige
Emissionsreduktionen von mindestens 40 Prozent bis 2030 wären
nötig, um am Ende das von der EU angestrebte Langfrist-Ziel von 80
Prozent bis 2050 gegenüber 1990 zu erreichen.“ Die Modelle in der
Studie legen sogar ein höheres Ziel als die gegenwärtig diskutierten 40
Prozent nahe.
Die Untersuchung bestätigt Ergebnisse der EU Energy Roadmap, in
der die europäische Klima- und Energiestrategie analysiert wird.
„Durch das Setzen von Zielen für 2030 würde die EU signalisieren,
dass sie ihren Beitrag leisten will zu den weltweiten Bemühungen um
den Klimaschutz“, erklärt De Cian. „Eine positive Reaktion anderer
Länder auf dieses Signal würde dann den technologischen Wandel
auch in Europa fördern.“
Viele Optionen zur Auswahl – Windkraft könnte siebenfach
zunehmen
Die in der Studie untersuchten Möglichkeiten, das Klimaziel der EU
zu erfüllen, reichen von den erneuerbaren Energien über die Kernkraft
bis zu einer Steigerung der Energie-Effizienz. „Es gibt also eine breite
Auswahl für Entscheidungsträger, abhängig von deren Präferenzen,
und das ist gut“, sagt Detlef van Vuuren von der Niederländischen
Agentur für Umweltfragen PBL und der Universität Utrecht. „Die
Modelle optimieren aber in ihren Simulationen die Veränderungen des
Stromsektors, und die meisten zeigen dabei eine mögliche Zunahme
der Energie aus Biomasse um das Dreifache, und bei Windkraft sogar
um das Siebenfache.“ Dies müsste sich in einem möglichen künftigen
EU-Ziel für den Ausbau der erneuerbaren Energien widerspiegeln.
Ein bemerkenswertes Ergebnis ist, dass Europa seine Klimaziele auch
ohne die umstrittene und bislang nicht in großem Maßstab erprobte
Technologie erreichen könnte, CO2 aus Kraftwerks-Abgasen
abzutrennen und im Boden zu speichern. Das ist gegenüber der EU
Roadmap eine neue Erkenntnis. Allerdings ist ‘Carbon Capture and
Storage’ (CCS) jenseits von Europa nach Stand der Forschung eine
wichtige Technologie, um auch weltweit in der Zukunft die
Emissionen zu möglichst geringen Kosten zu senken.
Modellvergleich erlaubt robuste Abschätzung
Die neue Studie ist der bislang systematischste Vergleich von
Computer-Simulationen des europäischen Energie-WirschaftsSystems. Er umfasst auch das PRIMES-Modell, das in der
Vergangenheit teils kritisiert worden war, weil es bisher das einzige
war, das die Europäischen Kommission für Ihre Analysen des
Energiesystems nutzte. „Der breitere Ansatz erlaubt nun eine
verlässlichere Abschätzung zu Technologien, Kosten, und zu den
Anforderungen an die Infrastruktur“, sagt John Weyant, Leiter des
Stanford Energy Modeling Forum EMF. Das dokumentieren die
Studien der Sonderausgabe von Climate Change Economics. „Und es
zeigen sich eine ganze Bandbreite an vielversprechenden
Möglichkeiten, die Risiken ungebremsten Klimawandels zu
vermeiden.“
Artikel: Knopf, B., Chen, Y-H. H., De Cian, E., Förster, H., Kanudia,
A., Karkatsouli, I., Keppo, I., Koljonen, T., Schuhmacher, K., Van
Vuuren, D.P. (2013): Beyond 2020 – Strategies and costs for
transforming the European energy system. In a Special Issue of
Climate Change Economics Vol.04 [doi:
10.1142/S2010007813400010]
Weblink zum Artikel:
http://www.worldscientific.com/doi/pdf/10.1142/S2010007813400010
Weblink zum Special Issue:
http://www.worldscientific.com/toc/cce/04/supp01
Weblink zu weiteren Informationen zum EMF:
http://emf.stanford.edu/docs/about_emf/
Kontakt für weitere Informationen:
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Pressestelle
Telefon: +49 (0)331 288 2507
E-Mail: [email protected]
Twitter: @PIK_Klima
Herunterladen