5. GEHÖLZE IN LANDSCHAFTLICHEN GÄRTEN 5.1. Gehölze ein Gestaltungselement im Landschaftspark Bedeutung der Landschaftsparks „Gärten entstehen aus dem Zusammenwirken vieler Elemente: Hügel, Täler, Ebenen, Hänge schaffen Weite oder Abwechslung, Wege und Plätze gliedern und leiten, Wasser fließt eilig oder steht geheimnisvoll. Das wichtigste aber im Garten ist und bleibt die Pflanze. Während der Rasen nur als Fläche von Millionen Einzelpflanzen Bedeutung im Garten erlangen kann, während die Blume als Einzelexemplar ans Auge gehoben nur für sich wirkt und den Garten nur als Menge formt, ist das Gehölz der eigentliche Gartenformer. Seit alters mußte das Gehölz die Gestaltungsidee von Garten und Park verwirklichen und als Gerüst und Rahmen dienen, in den Geländeformen, Wiesenflächen und Blumenpflanzungen angeordnet wurden. Es ist daher außerordentlich wichtig für die Beurteilung eines historischen Gartens, wenn man in der Lage ist, zu erkennen, welche Bedeutung die Gehölze in ihm einnehmen. Erst wenn man weiß, was man parkgestalterisch vor sich hat und in welcher Hinsicht der augenblickliche Befund von dieser ursprünglichen Absicht abweicht, kann man im zweiten Schritt Entscheidungen für die Zukunft dieses Parkes oder Garten fällen.“5 Der Landschaftsgarten ist keine einheitliche Erscheinung, sondern von seiner 200jährigen Entwicklung geprägt. Nach Wimmer sind Landschaftsgärten nur jene Anlagen des 18. Jahrhunderts, die vom Gedanken einheitlicher Gestaltung nach natürlichen Vorbildern bestimmt sind. Unterschiede lassen sich gegenüber dem Rokoko-Pflanzschema erkennen. Die Geometrie wird aufgelöst, und zudem fließen die künstlerischen Aspekte der Malerei bei der harmonischen Pflanzung mit ein. Ein stetiges Anstreben der Einheitlichkeit der Gehölz-Zusammenstellung fand statt. Im 19. Jahrhundert verlor das Einheitsstreben an Bedeutung. “Der Landschaftsgarten sollte zwar weiterbestehen, aber nicht mehr die Hauptrolle spielen.“ Der Landschaftsgarten wird nach Wimmer in den klassische, den sentimentale und den naturexpressive Vorbildern unterteilt.6 Diese Kategorisierung führt zu einem Ansatz, bei der kunsthistorische mit gärtnerischen Aspekten der Pflanzenverwendung verbunden werden. Der Landschaftsgärtner benutzt die Vegetation sowohl in großen Pflanzenmassen als auch in einzelnen Exemplaren. Bei großflächiger Benutzung ist die Schönheit der Form Nebensache. Ausschließlich wird die Größe in Betracht gezogen. Der Gärtner unterscheidet Wiesen und Rasenflächen, Blumen-, Strauch- und Baumpflanzungen. Bei der Verwendung einzelner Pflanzenexemplare steht die Schönheit der Form im 5JORDAN, PETER: Zur Behandlung von Gehölzbeständen in historischen Freiräumen. In: HENNEBO, DIETER: Gartendenkmalpflege: Grundlagen der Erhaltung historischer Gärten und Grünanlagen. Stuttgart, 1985 : S.254 6 W IMMER, CLEMENS ALEXANDER: Bäume und Sträucher in historischen Gärten: Gehölzverwendung in Geschichte und Denkmalpflege. Muskauer Schriften Bd. 3; Dresden, 2001 : S.89 11 5. GEHÖLZE IN LANDSCHAFTLICHEN GÄRTEN Vordergrund, zudem muss der Landschaftsgärtner über Kenntnisse der Materialen einen Überblick besitzen.7 5.1.1. Grundformen des Landschaftsgartens und deren Funktionen Die Grundformen des Landschaftsgartens waren: Wald, Hain, Einzelbaum, und Gruppe (Clumps und Shrubberies) Wald Ausgangspunkt für die Gehölzgruppierungen in einem Landschaftsgarten war (wie schon für den barocken Park) der Wald. Die Entwicklung von den stetigen Linien der Umrisse führte zu aufgelösten Gehölzrändern. Zudem wurde die Artenzusammensetzung nach und nach reichhaltiger. Nach Thomas Whately (17261772) und Lancelot Brown (1716-1783) darf der Wald weder geradlinige noch schlangenförmige Umrisse haben. Sie beschreiben die „wahre Schönheit eines Umrisses“. Abb. 3: Baumgruppe / Wald; Wimmer, Clemens Alexander: Bäume und Sträucher in historischen Gärten. Gehölzverwendung in Geschichte und Denkmalpflege. 2001 7 PETZOLD, EDUARD: Die Landschaftsgärtnerei. Band 3, Rüsselsheim,1992: S.134 12 5. GEHÖLZE IN LANDSCHAFTLICHEN GÄRTEN Die Winkel stehen vor den Krümmungen, mehr in Ecken als in Rundungen, mehr in einer Abwechslung als in einer Folge. Die scheinbare Vergrößerung der Ausdehnung des Waldes, wird durch einzeln vor dem Rand stehende Bäume erzielt. Die zahlreichen und individuellen Einzelbäume vor dem Wald gewannen an Bedeutung. Im 19. Jahrhundert übernahmen sie die Hauptrolle. 8 Die Funktion eines Waldes wird bei Jordan, Peter (Hennebo 1985) als eine Abfolge unterschiedlicher Stimmungen, da der Wald groß genug ist beschrieben: Benachbarung geeigneter Stimmungsbereiches Einblicke ins Tiefe, Verteilung mehrerer Kerne, Auflösung zu den Seiten, eingestreuter Artenwechsel, Jungbäume bis altersbedingter Verfall und Totholz, Baumleichen und Gipfel machen den Wald aus dafür Hinderung ungeeigneter Baumarten prinzipielle Kulturform eines artenreichen, mehrstufigen Bestandes ist für den Wald unerlässlich9 Bäume, innerhalb eines derartigen Hain Der Hain entsprach dem aus der Obstwiese entstandenen Quincunx. Quincunx kommt aus dem lateinischen und bedeutet fünf Zwölftel. Es ist ein Pflanzenschema für Bäume entsprechend der Fünf auf einem Würfel. Durch diese Pflanzung entstehen vier Achsen, wovon jeweils zwei sich orthogonal zueinander verhalten. Dabei entsteht ein rhythmischer Wechsel. Er kann auch unregelmäßige Baumabstände aufweisen. Abb. 4: Beispiel Hain; Meyer, Johann Heinrich Gustav: Lehrbuch der schönen Gartenkunst. Mit besonderer Rücksicht auf die praktische Ausführung von Gärten und Parkanlagen. 2010 8 W IMMER, CLEMENS ALEXANDER: Bäume und Sträucher in historischen Gärten: Gehölzverwendung in Geschichte und Denkmalpflege. Muskauer Schriften Bd. 3; Dresden, 2001 : S.96-102 9JORDAN, PETER: Zur Behandlung von Gehölzbeständen in historischen Freiräumen. In: Hennebo, Dieter: Gartendenkmalpflege: Grundlagen der Erhaltung historischer Gärten und Grünanlagen. Stuttgart, 1985 : S.273 13 5. GEHÖLZE IN LANDSCHAFTLICHEN GÄRTEN Whately schreibt, dass der Hain der Schönheit angemessen sei, während der Wald großartig sein soll. Die Abstände der Gehölze im Hain müssen einerseits ganz weit, andererseits so eng sein, dass man kaum zwischen den Bäumen hindurch gehen kann. Zur Aufwertung wurden Schlinger und einzelne Sträucher zugelassen. „Nach Chambers 1772 werden für Haine Zedern, Fichten , Silbertannen, Balsamtannen, Lärchen, Weymouthkiefern, Lebensbaum, Zypresse, Trauerweiden, Eschen, Spitzahorn, Schwarznuß, Silberpappel, Tulpenbaum, Robinien, Eichen und Ulmen als Hochstämme mit soviel Abstand verwendet (never crowded together), daß zwischen noch blumenreicher Rasen und Blütensträucher wachsen können.“10 Rosen, Geißblatt, Bohnen, Platterbsen und Kapuzinerkresse ranken an den Stämmen. Es können auch Obstbäume, Zitrusarten und Myrten in eingegrabenen Kübeln, mit verbundenen Weinfestons verschiedener Farbe zu den Hainen verwendet werden. Abb. 5: Beispiel Hain; Meyer, Johann Heinrich Gustav: Lehrbuch der schönen Gartenkunst. Mit besonderer Rücksicht auf die praktische Ausführung von Gärten und Parkanlagen. 2010 Nach Jordan, Peter (Hennebo 1985) ist der Hain eine Baumgruppe, aber nicht im Sinne einer Ansammlung von Einzelbäumen sondern eher als ein Teil des Waldes zu verstehen. Es ist eine abwechslungsreiche Pflanzung anzustreben, für die Bildung eines Schichtenaufbaus. Es gestaltet sich schwierig mit einem Hain viele verschiedene Stimmungen zu vermitteln. 10 W IMMER, CLEMENS ALEXANDER: Bäume und Sträucher in historischen Gärten: Gehölzverwendung in Geschichte und Denkmalpflege. Muskauer Schriften Bd. 3; Dresden, 2001 :S.96 14 5. GEHÖLZE IN LANDSCHAFTLICHEN GÄRTEN Je nach der Zusammensetzung der Baumarten und nach Benachbarung anderer „Parkbauteile“ entstehen: helle, fröhliche, nachdenkliche, ernste und traurige Stimmungen. Jordan, Peter (Hennebo 1985) beschreibt, dass durch die geringe Größe eines Hains (ca. 50-100 Bäume) sich das Zusammenspiel verschiedener Stimmungen schwierig gestaltet. Es sollte darauf geachtet werden das nur eine der genannten Stimmungen sich in einem Hain widerspiegeln um die Bedeutung zu verstärken.11 Einzelbäume Am Anfang spielten die Einzelbäume keine wesentliche Rolle. Zur Brechung der Waldkonturen, dienten sie als „Vorposten“, um später mehr an Bedeutung zu gewinnen. Whately unterscheidet die Funktionen von Vorposten und Solitäre, für ihn sind jedoch Gruppen wichtiger. Abb. 6: Beispiel einer Eiche als Einzelbaum / Solitärbaum; Pückler-Muskau, Hermann von: Andeutung über Landschaftsgärtnerei. 1988 Einzelbäume zeichnen sich durch ihr würdiges Aussehen, ihre Schönheit, ihr Undurchdringlichkeit und ihr Ansehen allein aus. “Wenn sie vor eine fortlaufende Linie von Gehölzen blos darum gesetzt werden, um dieselbe zu brechen, so müssen sie insgemein mit den Bäumen dieses Gehölzes von gleicher Art seyn: denn sie würden außerdem ihre Verbindung verlieren, und auf den Umriss, den sie verändern sollen, keinen Einfluss haben. Sind sie aber bestimmt, unabhängige Gegenstände zu 11JORDAN, PETER: Zur Behandlung von Gehölzbeständen in historischen Freiräumen. In: HENNEBO, DIETER: Gartendenkmalpflege: Grundlagen der Erhaltung historischer Gärten und Grünanlagen. Stuttgart, 1985 :S. 273 15 5. GEHÖLZE IN LANDSCHAFTLICHEN GÄRTEN seyn, so zeichnen sie sich als solche weit deutlicher aus, wenn sie sowohl in ihrer Figur als in ihrem Grün von einer jeden benachbarten Pflanzung unterschieden sind.“ Wenn die Einzelbäume sich aneinander nähern, werden sie zur Gruppe beziehungsweise zum Clump. Whately schreibt weiterhin, dass es dem Künstler zu überlassen sei, wie mit dem Einsatz von Einzelbäumen umgegangen werden muss. Die Beachtung der Pflanzung von Einzelbäumen durch Abstände, Richtungen, Ordnungen und Öffnen freier Plätze, zeichnet für Whately den wahren Umgang mit Einzelbäumen aus.12 Nach Jordan, Peter (Hennebo 1985) erhielt der Einzelbaum im Landschaftsgarten eine besondere Bedeutung. Der Solitär soll aus sich selbst heraus wirken, was eine makellose Erscheinung voraussetzt oder er soll eine bestimmte Aufgabe im Park erfüllen, welche zum Beispiel sind: soll Blickpunkt einer Achse sein, Verbindung mehrerer Gehölzgruppen miteinander, Erhebung aus einer breit gelagerten Kulisse Schaffung besonderer Stimmungen speziellen, nicht variablen Standort13 Clumps Im Garten kann das Wort Clump mehrere Bedeutungen haben. 1. Bei Stephen Switzer, William Kent und Brown bestanden Clumps aus mehreren Großbäumen einer Art. Sie waren meist kreisförmig angeordnet. Zunächst verstand man unter Clump (dt. Klumpen) eine gedrungene, runde, ovale Form. Die quadratischen Baumpflanzungen zählen auch dazu. 2. Ein Clump war nach Whately vom Wald und Hain nur durch seinen geringeren Umfang zu unterscheiden. Eine Gruppe (ab zwei Bäume) war ein Clump. Gilpin hingegen verstand ein Clump als ein Gefüge aus malerisch gruppierten Bäumen. 1770 verlangte Whately als erster, anhand von Beispielen, dass nur im Laubwerk ähnliche Gehölze verwendet würden. „Im clump vereinigen mehrere Bäume ihre Kronen, die sich daher leicht verbinden lassen müssen, was bei Tannen nicht gelingt. Tannenpflanzungen müssen sich eher in die Länge ziehen. Abwechslung der Formen ist bei clumps sehr wichtig, damit sie nicht künstlich angelegt erscheinen.“ 12 W IMMER, CLEMENS ALEXANDER: Bäume und Sträucher in historischen Gärten: Gehölzverwendung in Geschichte und Denkmalpflege. Muskauer Schriften Bd. 3; Dresden, 2001, S.96 13 JORDAN, PETER: Zur Behandlung von Gehölzbeständen in historischen Freiräumen. In: HENNEBO, DIETER: Gartendenkmalpflege: Grundlagen der Erhaltung historischer Gärten und Grünanlagen. Stuttgart, 1985, S.272 16 5. GEHÖLZE IN LANDSCHAFTLICHEN GÄRTEN (Wimmer 2001: 99) Die Verbindung mehrerer Clumps und dessen Zusammenhang ist bedeutender als ihr äußerliches Aussehen. 3. Nach William Mason, Christian Cay Laurenz Hirschfeld, Johann Georg Gottlieb Schoch und Humphrey Repton enthielten die Clumps in modifizierter Form auch Sträucher, sogar Stauden und bildeten zusammen eine Shrubbery. Im Deutschen wurde das Wort Clump als ein Fremdwort übernommen oder man schrieb „Klumpen“. Der artenreiche Clump konnte aufgrund der dichten Pflanzung Abb. 7: Kolorierter Kupferstich aus dem Gartenbuch der Fürstin Czartoryska, 1808 keine dauerhafte Erscheinung sein, da er regelmäßigen Schnitt und einen Austausch von Gehölzen erforderte. Man hätte ihn in seiner Entwicklung zu einer Gruppe mit artenärmeren Bäumen pflanzen sollen.14 Jordan, Peter (Hennebo 1985) beschreibt die Baumgruppe als eine Anzahl von Einzelbäumen. Die Kronen der zu verwendeten Bäume sollen eine Einheit bilden, deshalb ist die Verwendung von gleichen Arten von Vorteil. Die folgende Auflistung beschreibt die Funktionen von Einzelbäumen, wenn sie richtig gepflegt und unterhalten werden. 14 die Baumgruppen übernehmen, daher muss eine Stammsichtigkeit gewährleistet sein, um dem Betrachter den dahinterliegenden Freiraum erahnen zu lassen, durch Gewährleistung dieser Funktion, wird es schwierig, einen Bestand schichtenweise aufzubauen sollen als eine zugedachte Begrenzungsfunktion W IMMER, CLEMENS ALEXANDER: Bäume und Sträucher in historischen Gärten: Gehölzverwendung in Geschichte und Denkmalpflege. Muskauer Schriften Bd. 3: Dresden 2001, S.99-100 17 5. GEHÖLZE IN LANDSCHAFTLICHEN GÄRTEN wenn die Gruppe groß genug ist, können sich Durchsichtigkeit Nachwuchs sich ergänzen bei kleinen Gruppen, muss die Nachpflanzung die Regel bleiben15 Abb. 8: Clump nur aus Roßkastanien; Wimmer, Clemens Alexander: Bäume und Sträucher in historischen Gärten. Gehölzverwendung in Geschichte und Denkmalpflege. 2001 Shrubbery Die Shrubbery ist gekennzeichnet durch einen breiten Rand und regelmäßige Übertragungen ansteigender Pflanzenreihen. Sie ist ein Merkmal des 19. Jahrhundert des Rokokogartens. Sie weist runde und gekrümmte Umrisse auf. Die gemischte und unregelmäßige Zusammenstellung einer Pflanzung aus Ziergehölzen nannte man Shrubbery. Sie gehörte eher dem Garten als dem Landschaftspark an. Zahlreiche Definitionen, Anmerkungen, Eingrenzungen und verwendete Pflanzenarten werden von unterschiedlichen Autoren dargestellt. „Sowenig wie Blumen, Stauden, und Gehölze streng getrennt wurden, kann man zwischen Blumenbeet und Shrubbery unterscheiden. Die Grenzen zwischen Blumenbeet, shrubbery und pleasureground sind fließend.“16 Schematische Darstellungen, 15 JORDAN, PETER: Zur Behandlung von Gehölzbeständen in historischen Freiräumen. In: HENNEBO, DIETER: Gartendenkmalpflege: Grundlagen der Erhaltung historischer Gärten und Grünanlagen. Stuttgart, 1985 : S.272 273 16 W IMMER, CLEMENS ALEXANDER: Bäume und Sträucher in historischen Gärten: Gehölzverwendung in Geschichte und Denkmalpflege. Muskauer Schriften Bd. 3: Dresden 2001, S.100-101 18 5. GEHÖLZE IN LANDSCHAFTLICHEN GÄRTEN untergeordnete Rollen, vorrangig verwendete Stauden, gemischte Rasterungen, gewundene Rabatten und malerische Grundsätze werden von den Autoren zur Definition einer Shrubbery verwendet. Nach Pückler-Muskau wird eine Möglichkeit Abb.9: Vorpflanzung/Shrubberies mit landschaftlichen Übergang; Pückler-Muskau, Hermann von: Andeutung über die Landschaftsgärtnerei.1988 einer genauen Auflistung der zu kombinierenden Pflanzen dargestellt.17 Die Auswahl wurde auf einfache, jedem zugängliche Pflanzen beschränkt, um das System der Kombination zu verstehen. Zudem schreibt er, dass von einer Sorte mehrere zusammenhängende Massen verwendet werden können. Willkürliche gepflanzte Arten werden zwar mit den Jahren auch zu bestimmten Größen heranwachsen aber nach geraumer Zeit nicht den beabsichtigten Effekt erzielen. Die Shrubberies in der Parkanlage Noer tragen dazu bei den Übergang vom Gutshaus in die Landschaft zu verdeutlichen. Gestaffelte Wuchshöhen der Shrubberies sollen harmonisch mit der Umgebung wirken. Bei der Pflege und Unterhaltung der Parkanlage ist darauf zu achten, harte Kontraste und Scheidelinien zu vermeiden. Ein harmonisches Zusammenspiel mit der Umgebung soll hierbei im Vordergrund stehen. Anfang des 19. Jahrhunderts setzte sich die Shrubbery durch und wurde um 1830 von den englischen Vorbildern eines Landschaftsgartens nach Deutschland übernommen. In der Parkanlage Noer sollten bei den Nachpflanzungen darauf geachtet werden, dieses harmonische Zusammenspiel wieder herzustellen und die unterschiedlichen Blütenzeiten in Einklang zu bringen. 17PÜCKLER- MUSKAU, HERMANN VON: Andeutungen über die Landschaftsgärtnerei. Insel Verlag Frankfurt, 1. Auflage, Main 1988, S.332-333 19 5. GEHÖLZE IN LANDSCHAFTLICHEN GÄRTEN Alleen Zur Zeit des Landschaftsgartens wurden geradlinige Allen weitestgehend abgelehnt, nicht mehr gepflanzt, sondern versteckt oder gefällt. Nach Switzer gilt die Aussicht von Alleen von Feldern als sehr ansprechend. Baumreihen galten an Weg- und Flussrändern notwendig. Die Pflanzung von Obstalleen wurde gefördert. Pappeln wurden erstmal 1765 aus Frankreich nach Deutschland gebracht, um sie für die Alleepflanzung einzusetzen. Zwischen 1780 und 1810 empfahlen Reynolds, Price und Loudon, geschwungene Alleen auch im Städtebau einzusetzen.18 Nach PücklerMuskau sind Alleen für manche Zwecke zu empfehlen z.B. um Landstraßen einzufassen oder Avenue zu großen Palästen anzulegen. Er nennt drei wesentliche Merkmale bei der Pflanzung von Alleen. Zudem zählt er die Baumarten auf, die verschiedene Bodenansprüche besitzen.19 Die Breite sollte bei der Pflanzung bedacht werden und die Form sollte möglichst nicht zu geradlinig verlaufen. Wo die Möglichkeit besteht, sollte eine doppelte Reihe Bäume gepflanzt werden, um die beiden Reihen später „auszudünnen“, damit sich die Alleebäume frei entfalten können. Die Verwendung von Baumarten die den Standort entsprechen, eine schöne Form besitzen, Schatten spenden und die Dauer gewährleisten. 5.1.2. Gestaltungsfunktionen Laubwerkskombinationen Der Gesamteindruck von Wuchs, Farbe und Blattwerk stand im Vordergrund. Whately verstand sich als Vorreiter und behandelte als erster die Wuchsformen näher. Die Wendung der Äste, die Bildung und Größe des Laubwerks und den Bau der Blätter galt es zu untersuchen und in Einklang zu bringen. Bedeutende Landschaftsgärtner folgten ihm unter anderem Christian Hirschfeld (1779-1785) und William Chambers (1728-1796) und erweiterten das Repertoire der Gestaltungsfunktionen von Laubwerkskombinationen. Geschlitzte und gefiederte Arten sind als ein harmonisches Zusammenspiel zu kombinieren, dabei sind kontrastierende Laubformen außer Acht zu lassen. Die Shrubberies der kleinen Gärten stehen außen vor, dort wurden weiterhin viele kontrastierende Arten nach dem Rokoko-Schema zusammengepflanzt20. Die verschiedene Zusammensetzung 18 W IMMER, CLEMENS ALEXANDER: Bäume und Sträucher in historischen Gärten: Gehölzverwendung in Geschichte und Denkmalpflege. Muskauer Schriften Bd. 3: Dresden 2001, 102 19 PÜCKLER- MUSKAU, HERMANN VON: Andeutungen über die Landschaftsgärtnerei. Insel Verlag Frankfurt, 1. Auflage, Main 1988, S.103-104 20siehe Anmerkung 14, S.104 20 5. GEHÖLZE IN LANDSCHAFTLICHEN GÄRTEN von einzelnen Laub- und Nadelgehölzen beschreibt Petzold sehr genau, z.B. Buche mit Ahorn, Lärche und Kiefer, seltener Kiefer mit der Erle, Eiche mit Hainbuche usw. Zudem hat sich für das Zusammenpflanzen von Sträuchern keine bestimmte Regel auffinden lassen.21 Farbkombinationen Nach Gottlob Heinrich Rapp (1761-1832) hatte jede Pflanzengattung ihren individuellen Bau, Wuchs und Gestalt. Zudem schaffen die vegetabilischen Formen unterschiedliche und entscheidende Eindrücke. Primar ist die Wahrnehmung bei Wohlgefallen oder Missfallen, welche die erste und deutlichste Wirkung auf unser Gefühl zeigt. Im ersten Moment der „Begegnung“ ist die Form entscheidend, jedoch wirkt sie im Zusammenspiel mit der Farbe unmissverständlich auf unser Wohlbefinden aus. 1778 schrieb Vicesimus Knox, das die Schönheit der Farbe zunächst dem Umriss untergeordnet ist. Die Vereinigung beider Aspekte lässt uns alle Feinheiten und Ansprüche der Wahrnehmung aufgeben. Diese Stimmung kommt vorrangig bei der Ausbildung einer Blüte zum Vorschein22. Als Vorbild für die Gartenkunst ist die Malerei bekannt: bevorzugte Zonen gleicher Tönung, die Unterordnung besonderer Farben unter vorherrschende, die Trennung warmer und kalter Farben, dunkle Vorder- und hellere Hintergründe. Zur Verstärkung von Tiefenwirkungen in einem Landschaftsgarten wurde das Wissen der Farbwirkung verwendet. Die Pflanzung von helleren Bäumen vor dunkleren Laubkulissen und umgekehrt wurde mäßig eingesetzt, um eine Ausgewogenheit der Farbkontraste zu gewährsleisten. Das Pflanzen der Gehölze mit heftigen Kontrasten wurde vor 1840 vermieden, da sie die Einheit der Kunstwerke in ihrer Eigenart hätten brechen können. Der Einsatz von Blutbuchen und Azaleen bildeten eine kontrastreiche Ausnahme.23 Nach Fürst Pückler von Muskau ist es ihm nicht zugesagt, Entscheidungen bzw. Regeln für die Kombination von Farb- und Formgebung darzustellen. „Inwieweit man nach künstlerischer, vorher berechneter Schattierung und Farbabstufung pflanzen soll, wage ich zu entscheiden. Die Sache hat ihre großen Schwierigkeiten, und nach meiner Erfahrung gelangen, mir wenigstens, diese Versuche nie sonderlich, wenn ich dabei zu sehr ins Detail ging; wogegen ganz rücksichtslos gemischte Pflanzungen oft durch Zufall und Natur allein, den unverhofftesten Reiz entfalteten; ja mir sogar große Komplimente über meine Kunst einbrachten, an der ich doch ebenso unschuldig war als mancher Arzt, der eine große Kur verrichtet ohne zu wissen wie, 21 PETZOLD, EDUARD: Die Landschaftsgärtnerei. Band 3, Rüsselsheim,1992, S.139-140 W IMMER, CLEMENS ALEXANDER: Bäume und Sträucher in historischen Gärten: Gehölzverwendung in Geschichte und Denkmalpflege. Muskauer Schriften Bd. 3: Dresden 2001, S.102-103 23Siehe Anmerkung 18,S.105 22 21 5. GEHÖLZE IN LANDSCHAFTLICHEN GÄRTEN an der seinigen. Ich gesteh daher, daß ich nicht allzuviel auf diese Vorschrift gebe, und hinsichtlich ihrer immer eine sehr bequeme Mittelstraße eingeschlagen habe.“ 24 5.1.3. Funktionen von Gehölzen Im Folgenden werden die Charakteristika der Bedeutung von Gehölzen in einem Landschaftspark beschrieben und aufgelistet. Es werden verschiedene Baumarten durch ihre Wirkung bestimmt. Es wird vorrangig zwischen Laub- und Nadelgehölz unterschieden. Die Bedeutung des Laubgehölzes steht in dieser Arbeit im Vordergrund, da sie die Grundlage für die Parkanlage in Noer bildet. Allgemeine Funktionen von Gehölzen in einem Landschaftspark In einem einwandfreien Landschaftspark, kommen Baumarten unterschiedliche Stimmungsbedeutungen zu, diese Stimmungen werden von verschiedenen Teilen hervorgerufen, aus denen sich ein Baum zusammensetzt erzeugt: Stämmen, Zweigen, Blätter, Blüten und Früchten dünne, luftige, leichte Blätter erzeugen heitere und leichte Empfindungen, dunkle, glänzende Blätter erzeugen nachdenkliche, traurige, melancholische Gefühle, die Grüntönung ist bedeutend: Staffelung von gelben, lichtbraunen, braungrünen und dunkelgrünen Gehölzen hintereinander, verhindern das verschiedene, weit entfernte und gleichfarbige Kulissen optisch zusammenfließen dadurch wird eine optische Vergrößerung des Parks erreicht Gehölz dient in erster Linie als Raumbildung weit geschwungene, auf Geländebewegungen aufbauende Bestandsgrenzen schaffen: den verschiedenen weite Wiesenräume, Begrenzungen, Teilungen Schaffung von Abfolgen von Räumen mit Hilfe der Gehölze werden Perspektiven gebildet und verändert 24PÜCKLER- MUSKAU, HERMANN VON: Andeutungen über die Landschaftsgärtnerei. Insel Verlag Frankfurt, 1. Auflage, Main 1988,S. 91 22 5. GEHÖLZE IN LANDSCHAFTLICHEN GÄRTEN lange Achsen erhalten unparallele, beim Betrachter weite, in der Ferne enge Ränder, wodurch die Begrenzung der Achse noch weiter hinausgeschoben erscheint Einschiebung von Querkulissen werden: Verengungen, Vorder-, Mittel-, Hintergründe geschaffen dadurch werden seitliche Grenzen des Parks unklar und sie erscheinen grenzenlos Gehölze sollen Abgrenzungen unklar machen, Abzweigung einer Nebenachse von der Hauptachse, dadurch werden Einzelgehölze vorgestellt Der Eindruck von Menschenleere wird durch Gehölze bewirkt Zusammenspiel mit der Wegeführung und Bodenmodellierung. im Der Gehölzbestand soll mit den anderen Gestaltungselementen eine harmonische Einheit bilden. Es bestehen enge Beziehungen zur Wegeführungen. Die Abfolge von Parkräumen soll erlebbar gemacht werden. Wege sind ein wesentlicher Bestandteil der Parkelemente und führen den Betrachter an die „richtige Stelle“. Plötzliche Ausblicke auf ein genau kompostiertes Ziel ist eine der Funktionen der Wegebeziehungen. Das Gehölz hat zudem die Funktion, sich zwischen Wege und Gewässer dazwischen zuschieben um das Wiederbegegnen erfreulich zu gestalten. Gehölze steuern zudem die Bezüge des Parks zur freien Landschaft. „Die Gehölzkulisse erlaubt nur ganz bestimmte Ausblicke auf Ziele, welche mit dem Charakter des Gartens in Übereinstimmung stehen, verhindert aber unerwünschte Ausblicke.“25 Allgemeine Darstellung von Gehölzen Die folgende Auflistung soll Aufschluss darüber geben, wie sich die Gehölze im Allgemeinen verhalten. Die Präsenz und ihre Bedeutung stehen hierbei im Vordergrund. individuelle Schönheit ist nicht dem einzelnen Organen zuzuschreiben, liegt im Gesamteindruck, in der kräftigen Gliederung im Stamm, Äste, Zweige und Laubpartien, Leichtigkeit der Krone durch ausgreifende Partien im Umriss, verbunden mit einem allgemeinen Gleichgewicht in der Haltung, Schönheit, kann durch den malerischen Wert durch zufällige Umstände erhöht werden z.B. alter Baum im Vordergrund durch Hohlheit des Stammes individueller Charakter entspricht die Wirkung, welche durch den Eindruck des Förmlichen, Strengen, Freien, Flatterhaften usw. 25JORDAN, PETER: Zur Behandlung von Gehölzbeständen in historischen Freiräumen. In: HENNEBO, DIETER: Gartendenkmalpflege: Grundlagen der Erhaltung historischer Gärten und Grünanlagen. Stuttgart, 1985 : S.273 274 23 5. GEHÖLZE IN LANDSCHAFTLICHEN GÄRTEN Nadelgehölz Die Nadelgehölze und deren Eigenschaften werden im Folgenden angesprochen. Diese prägnanten Punkte dienen zur Wissensvermittlung und sollen nur einen kleinen Einblick über die Funktionen von Nadelgehölzen geben. bildet vorteilhaften dunklen Hintergrund der Landschaft, Arten lassen sich in weiter Entfernung nur schwer voneinander trennen, besitzen daher nur im engeren Umkreis auf die Landschaftsphysiognomie bestimmten Einfluss, ästhetische Wirkung hängt teils von individueller Schönheit, teils von ergänzenden Zusammentreten von Gegensätzen zu einer gemeinschaftlichen, einheitlichen Wirkung ab nähert sich das Gemüt, wegen Eindruck ernster Förmlichkeit und des kalten nicht an wird durch Kühnheit und Geradheit des aufsteigenden Stammes und Baues nicht herabgestimmt, sondern zu ernsten Regungen herausgefordert Laubgehölz In der folgenden Auflistung wird auf die Bedeutung der einzelnen Baumarten der Laubgehölze näher eingegangen. Meyer listet einheimische Baumarten auf und beschreibt die unterschiedlichen Stimmungen und deren Bedeutung. Eiche, mit dickem Stamm, knorrigen Rinde, kühnen Windungen der Äste, gedrungene Glieder, weiter Ausbreitung der Krone, dem hohen Alter verschafft den Eindruck ernster Würde Buche, hat durch Härte des Holzes und der Partien, Nacktheit des Stammes und regelmäßige Form eine trotzige Gestalt Linde (weniger malerisch als Eiche und Buche), stimmt aber durch Kräftigkeit des Stammes, Weichheit des Holzes und Verschwimmen der übrigens kräftigen Partien mehr gemütlich und ist einfach schön als malerisch, die Rüster mit ihrer Leichtigkeit bei voller Belaubung und ihren weit ausgreifenden Ästen und Partien, mit dunkler Belaubung und dunklem Stamm, gefällt durch frei Haltung Zitterpappel, macht den Eindruck des Gehaltlosen Birke, hat mit ihrem prunkenden, weißen Stamm, der Nachgiebigkeit der dünnen Zweige, der mageren Belaubung und der Lebendigkeit der Blätter beim geringsten Luftzug den Charakter des Spielerischen und zugleich des Dürfigen 24 5. GEHÖLZE IN LANDSCHAFTLICHEN GÄRTEN Weide, mit ihren weichen unbestimmten Partien lässt wegen dieser Unbestimmheit und sonstigen Haltungslosigkeit unbefriedigt Trauerweide, durch zartes Grün und sich zur Erde neigende dünne Zweige den Eindruck des Verschleierten und zarten macht Ahorn, durch den steifen Habitus und durch Größe höchst regelmäßige Blätter erscheint er kalt und abgezirkelt Platane, geben ihre knorrigen Äste ein freies kräftiges Ansehen, ihr lichteres Laub und glatter Stamm lassen sie freundlich wirken, ihr weites, Schatten und Schutz bietendes Laubdach indes mehr nützlich als schön erscheinen, weil die einzelnen Blätter im Verhältnis zu den Laubpartien zu groß sind und sich einzeln zu sehr hervortun Rosskastanie, erscheint zur Zeit besonders Steif, wo sie mit den auffallenden Blütensträußen besteckt ist Nussbaum, mit seinem freundlichen, glänzenden, zierlichen Laub, den erfrischenden Schatten, reinlichem Stamm und der großen Nützlichkeit wegen einer stets sehr einnehmenden Erscheinung bietet Esche, Gleditschie, Akazie, erwecken den Eindruck besonderer Leichtigkeit und Zierlichkeit26 5.1.4. Bedeutung der Gehölze nach dem Standort Ausschlaggebend für das Gedeihen der Gehölze ist ihr Standortanspruch. Wesentlich für ein gesundes Wachstum der Pflanzen ist die naturgemäße Umgebung. Der Gartenkünstler wird darauf Acht geben, dass jede Pflanze den Standort erhalte den sie verdiene, dennoch wird er bei diesen rein praktischen Erfordernissen es nicht darauf belassen, sondern er wird sich von einer höheren Rücksicht leiten lassen. Es ist ihm bewusst, dass jede charakteristische Mannigfaltigkeit und Entschiedenheit in der Natur nur erreicht werden kann, wenn er in der Darstellung den individuellen Vegetationscharakter folgt. Er wird vorrangig auf die Zusammenstellung der Vereinigung Acht gegeben. Größere Gruppen auf Bergen, in Tälern, in Niederungen oder an Flüssen, die sich in der Natur wiederfinden, werden vereinigt. Der Gartenkünstler ist bestrebt, diese Vegetationscharaktere nicht rücksichtslos aneinanderzureihen oder planlos durcheinander zu würfeln, sondern die Gunst der Natur zu nutzen und sich diesen Wissensstatus zum Vorteil zu machen. 26 MEYER, JOHANN HEINRICH GUSTAV: Lehrbuch der schönen Gartenkunst: Mit besonderer Rücksicht auf die praktische Ausführung von Gärten und Parkanlagen. Marix Verlag, 2. Auflage, Wiesbaden 2010, S.100-101 25 5. GEHÖLZE IN LANDSCHAFTLICHEN GÄRTEN „Der Baum wirkt indessen selten selbstständig, sondern wird in seiner Wirkung durch die Umgebung zu seinem Vorteil oder Nachteil modifiziert, verstärkt oder herabgestimmt; (…) So harmoniert ein Baum nicht mit jeder Umgebung, sondern nur mit derjenigen, auf welche er von der Natur verwiesen ist, (…). In Folge dieser Abhängigkeit von Klima, und unter diesem wiederum von gewissen Eigenschaften des Bodens, treffen wir bei verschiedenen Lagen und Bodenarten meist eine bestimmte Auswahl von Pflanzenarten und Spezies gesellschaftlich vereinigt, welche unter sich und mit der Umgebung zusammenstimmen und eine charakteristische Zusammenstellung ausmachen.“27 Formen von Pflanzungen Nach Petzold gibt es zwei verschieden Möglichkeiten auf die Vegetation einzuwirken: 1) Man findet eine mangelhafte Vegetation vor und muss die Pflanzungen erst schaffen ( Gebrauch des Spatens), oder 2) die Natur bietet eine Fülle von Vegetation, die nur künstlerisch umzugestalten werden braucht, um eine ideelle Landschaft zu bilden (Gebrauch der Axt) Im ersten Fall besteht die große Schwierigkeit des Landschaftsgärtners darin, dass er den beabsichtigten Effekt erst auf die Zukunft berechnen kann. Mit besonderer Sorgfalt muss er die Absichten bedenken, um seiner Vorstellung gerecht zu werden. „Jeder andere bildende Künstler schließt mit seinem Kunstwerk ab, sobald dasselbe vollendet; sein Interesse dafür erkaltet. Das Werk des Gartenkünstlers ist vollendet und doch nicht fertig, er hat ihm nur Ort und Form angewiesen, aber die unendliche Schöpferkraft der Natur hat sein Werk in die Hand genommen, sie entwickelt es gleich einem lebenden wesen zu immer höherer Schönheit und Vollkommenheit, bis seine Wirkung zur Geltung gekommen ist und die Thätigkeit des Künstlers nöthig wird zur Erhaltung und Verjüngung seiner Schönheit.“ „Wir dürfen nicht vergessen, dass es unsere Aufgabe war, Schönheiten auf einem oft geringen Raum zu vereinigen, die die Natur auf meilenweithe Distrikte vertheilt.“28 27 MEYER, JOHANN HEINRICH GUSTAV: Lehrbuch der schönen Gartenkunst: Mit besonderer Rücksicht auf die praktische Ausführung von Gärten und Parkanlagen. Marix Verlag, 2. Auflage, Wiesbaden 2010, S.101 28 PETZOLD, EDUARD: Die Landschaftsgärtnerei. Band 3, Rüsselsheim,1992: S.135-140 26 5. GEHÖLZE IN LANDSCHAFTLICHEN GÄRTEN Aufgrund des geschichtlichen Hintergrundes der Gemeinde Noer und die oft wechselten Besitzer der Guts- und Parkanlage lässt sich wenig über die Entwicklung der Gehölze schließen. Zur Zeit des Einflusses der Landschaftsgärten in Deutschland bestand die Anlage circa 70 Jahre. Mit der Strömung der Aufklärung wandelte sich der barocke Stil in Gärten in einen natürlichen landschaftlichen Stil. Der Wert der Natürlichkeit stieg und begann sich unter den Gartenkünstlern des 19. Jahrhunderts zu etablieren. So auch in Noer zu finden. Die historische Kartenanalyse in Noer zeigt den Wechsel zwischen strengem Barock und Landschaftsgarten Mitte des 19. Jahrhunderts. Durch den möglichen Einfluss von Joseph Ramèe, der zu dieser Zeit in Norddeutschland wirkte, lässt sich die landschaftliche Struktur erkennen. Ob er der tatsächliche Gartenkünstler war, bleibt ungewiss. Im Folgenden wird auf exemplarische Einzeluntersuchungen der Clumps, Gehölzränder und Wege eingegangen, die den Bezug zum Landschaftsgarten herstellen. Detaillierte Untersuchungen in der gesamten Parkanlage waren aus zeitlichen Gründen nicht möglich. 27 5. GEHÖLZE IN LANDSCHAFTLICHEN GÄRTEN Tabelle1: Übersicht der Gehölze Abkürzung Botanischer Name Deutscher Name 1. Bäume AcPl Acer platanoides Spitzahorn AcPs Acer pseudoplatanus Bergahorn AeHi Aesculus hippocastanum Gemeine Rosskastanie BePe Betula pendula Hängebirke FaSy Fagus sylvatica Rotbuche FrEx Fraxinus excelsior Gemeine Esche JuRe Juglans regia Wallnussbaum LiTu Liriodendron tulipifera Tulpenbaum PrAv Prunus avium Vogel-Kirsche PrPa Prunus padus Gewöhnliche Traubenkirsche QuRo Quercus robur Stieleiche TiCo Tilia cordata Winterlinde UlGl Ulmus glabra Bergulme 2. Sträucher AthFi Athyrium filix-femina CraMo Crataegus monogyna EuoEu Euonymus europaeus Gewöhnlicher Spindelstrauch IleAq Ilex aquifolium Europäische Stechpalme PruSp Prunus spinosa Schlehdorn RibSa Ribes sanguineum Blutjohannesbeere RubFr Rubus fructicosus Echte Brombeere RubId Rubus idaeus Himbeere SamNi Sambucus nigra Schwarzer Holunder SymAl Symphoricarpos albus Gewöhnliche Schneebeere UrtDi Urtica dioica Brennnessel VibOp Viburnum opulus Gewöhnlicher Schneeball Waldfrauenfarn Eingriffeliger Weißdorn 28