Gehölze ein Gestaltungselement im Landschaftspark

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5. GEHÖLZE IN LANDSCHAFTLICHEN GÄRTEN
5.1. Gehölze ein Gestaltungselement im Landschaftspark
Bedeutung der Landschaftsparks
„Gärten entstehen aus dem Zusammenwirken vieler Elemente: Hügel, Täler, Ebenen,
Hänge schaffen Weite oder Abwechslung, Wege und Plätze gliedern und leiten,
Wasser fließt eilig oder steht geheimnisvoll. Das wichtigste aber im Garten ist und
bleibt die Pflanze. Während der Rasen nur als Fläche von Millionen Einzelpflanzen
Bedeutung im Garten erlangen kann, während die Blume als Einzelexemplar ans
Auge gehoben nur für sich wirkt und den Garten nur als Menge formt, ist das Gehölz
der eigentliche Gartenformer. Seit alters mußte das Gehölz die Gestaltungsidee von
Garten und Park verwirklichen und als Gerüst und Rahmen dienen, in den
Geländeformen, Wiesenflächen und Blumenpflanzungen angeordnet wurden. Es ist
daher außerordentlich wichtig für die Beurteilung eines historischen Gartens, wenn
man in der Lage ist, zu erkennen, welche Bedeutung die Gehölze in ihm einnehmen.
Erst wenn man weiß, was man parkgestalterisch vor sich hat und in welcher Hinsicht
der augenblickliche Befund von dieser ursprünglichen Absicht abweicht, kann man im
zweiten Schritt Entscheidungen für die Zukunft dieses Parkes oder Garten fällen.“5
Der Landschaftsgarten ist keine einheitliche Erscheinung, sondern von seiner 200jährigen Entwicklung geprägt. Nach Wimmer sind Landschaftsgärten nur jene
Anlagen des 18. Jahrhunderts, die vom Gedanken einheitlicher Gestaltung nach
natürlichen Vorbildern bestimmt sind. Unterschiede lassen sich gegenüber dem
Rokoko-Pflanzschema erkennen. Die Geometrie wird aufgelöst, und zudem fließen
die künstlerischen Aspekte der Malerei bei der harmonischen Pflanzung mit ein. Ein
stetiges Anstreben der Einheitlichkeit der Gehölz-Zusammenstellung fand statt. Im
19. Jahrhundert verlor das Einheitsstreben an Bedeutung. “Der Landschaftsgarten
sollte zwar weiterbestehen, aber nicht mehr die Hauptrolle spielen.“ Der
Landschaftsgarten wird nach Wimmer in den klassische, den sentimentale und den
naturexpressive Vorbildern unterteilt.6 Diese Kategorisierung führt zu einem Ansatz,
bei der kunsthistorische mit gärtnerischen Aspekten der Pflanzenverwendung
verbunden werden.
Der Landschaftsgärtner benutzt die Vegetation sowohl in großen Pflanzenmassen
als auch in einzelnen Exemplaren. Bei großflächiger Benutzung ist die Schönheit der
Form Nebensache. Ausschließlich wird die Größe in Betracht gezogen. Der Gärtner
unterscheidet Wiesen und Rasenflächen, Blumen-, Strauch- und Baumpflanzungen.
Bei der Verwendung einzelner Pflanzenexemplare steht die Schönheit der Form im
5JORDAN,
PETER: Zur Behandlung von Gehölzbeständen in historischen Freiräumen. In: HENNEBO, DIETER:
Gartendenkmalpflege: Grundlagen der Erhaltung historischer Gärten und Grünanlagen. Stuttgart, 1985 : S.254
6 W IMMER, CLEMENS ALEXANDER: Bäume und Sträucher in historischen Gärten: Gehölzverwendung in Geschichte
und Denkmalpflege. Muskauer Schriften Bd. 3; Dresden, 2001 : S.89
11
5. GEHÖLZE IN LANDSCHAFTLICHEN GÄRTEN
Vordergrund, zudem muss der Landschaftsgärtner über Kenntnisse der Materialen
einen Überblick besitzen.7
5.1.1. Grundformen des Landschaftsgartens und deren Funktionen
Die Grundformen des Landschaftsgartens waren: Wald, Hain, Einzelbaum, und
Gruppe (Clumps und Shrubberies)
Wald
Ausgangspunkt für die Gehölzgruppierungen in einem Landschaftsgarten war (wie
schon für den barocken Park) der Wald. Die Entwicklung von den stetigen Linien der
Umrisse
führte
zu
aufgelösten
Gehölzrändern.
Zudem
wurde
die
Artenzusammensetzung nach und nach reichhaltiger. Nach Thomas Whately (17261772) und Lancelot Brown (1716-1783) darf der Wald weder geradlinige noch
schlangenförmige Umrisse haben. Sie beschreiben die „wahre Schönheit eines
Umrisses“.
Abb. 3: Baumgruppe / Wald; Wimmer, Clemens Alexander: Bäume und Sträucher in
historischen Gärten. Gehölzverwendung in Geschichte und Denkmalpflege. 2001
7
PETZOLD, EDUARD: Die Landschaftsgärtnerei. Band 3, Rüsselsheim,1992: S.134
12
5. GEHÖLZE IN LANDSCHAFTLICHEN GÄRTEN
Die Winkel stehen vor den Krümmungen, mehr in Ecken als in Rundungen, mehr in
einer Abwechslung als in einer Folge. Die scheinbare Vergrößerung der Ausdehnung
des Waldes, wird durch einzeln vor dem Rand stehende Bäume erzielt. Die
zahlreichen und individuellen Einzelbäume vor dem Wald gewannen an Bedeutung.
Im 19. Jahrhundert übernahmen sie die Hauptrolle. 8
Die Funktion eines Waldes wird bei Jordan, Peter (Hennebo 1985) als eine Abfolge
unterschiedlicher Stimmungen, da der Wald groß genug ist beschrieben:

Benachbarung
geeigneter
Stimmungsbereiches

Einblicke ins Tiefe, Verteilung mehrerer Kerne, Auflösung zu den Seiten,
eingestreuter Artenwechsel, Jungbäume bis altersbedingter Verfall und Totholz,
Baumleichen und Gipfel machen den Wald aus

dafür Hinderung ungeeigneter Baumarten

prinzipielle Kulturform eines artenreichen, mehrstufigen Bestandes ist für den
Wald unerlässlich9
Bäume,
innerhalb
eines
derartigen
Hain
Der Hain entsprach dem aus der Obstwiese entstandenen Quincunx. Quincunx
kommt aus dem lateinischen und bedeutet fünf Zwölftel. Es ist ein Pflanzenschema
für Bäume entsprechend der Fünf auf einem Würfel. Durch diese Pflanzung
entstehen vier Achsen, wovon jeweils zwei sich orthogonal zueinander verhalten.
Dabei entsteht ein rhythmischer Wechsel. Er kann auch unregelmäßige
Baumabstände aufweisen.
Abb. 4: Beispiel Hain; Meyer, Johann Heinrich Gustav: Lehrbuch der schönen Gartenkunst.
Mit besonderer Rücksicht auf die praktische Ausführung von Gärten und Parkanlagen. 2010
8
W IMMER, CLEMENS ALEXANDER: Bäume und Sträucher in historischen Gärten: Gehölzverwendung in Geschichte
und Denkmalpflege. Muskauer Schriften Bd. 3; Dresden, 2001 : S.96-102
9JORDAN, PETER: Zur Behandlung von Gehölzbeständen in historischen Freiräumen. In: Hennebo, Dieter:
Gartendenkmalpflege: Grundlagen der Erhaltung historischer Gärten und Grünanlagen. Stuttgart, 1985 : S.273
13
5. GEHÖLZE IN LANDSCHAFTLICHEN GÄRTEN
Whately schreibt, dass der Hain der Schönheit angemessen sei, während der Wald
großartig sein soll. Die Abstände der Gehölze im Hain müssen einerseits ganz weit,
andererseits so eng sein, dass man kaum zwischen den Bäumen hindurch gehen
kann. Zur Aufwertung wurden Schlinger und einzelne Sträucher zugelassen. „Nach
Chambers 1772 werden für Haine Zedern, Fichten , Silbertannen, Balsamtannen,
Lärchen, Weymouthkiefern, Lebensbaum, Zypresse, Trauerweiden, Eschen,
Spitzahorn, Schwarznuß, Silberpappel, Tulpenbaum, Robinien, Eichen und Ulmen
als Hochstämme mit soviel Abstand verwendet (never crowded together), daß
zwischen noch blumenreicher Rasen und Blütensträucher wachsen können.“10
Rosen, Geißblatt, Bohnen, Platterbsen und Kapuzinerkresse ranken an den
Stämmen. Es können auch Obstbäume, Zitrusarten und Myrten in eingegrabenen
Kübeln, mit verbundenen Weinfestons verschiedener Farbe zu den Hainen
verwendet werden.
Abb. 5: Beispiel Hain; Meyer, Johann Heinrich Gustav: Lehrbuch der schönen Gartenkunst. Mit
besonderer Rücksicht auf die praktische Ausführung von Gärten und Parkanlagen. 2010
Nach Jordan, Peter (Hennebo 1985) ist der Hain eine Baumgruppe, aber nicht im
Sinne einer Ansammlung von Einzelbäumen sondern eher als ein Teil des Waldes zu
verstehen. Es ist eine abwechslungsreiche Pflanzung anzustreben, für die Bildung
eines Schichtenaufbaus. Es gestaltet sich schwierig mit einem Hain viele
verschiedene Stimmungen zu vermitteln.
10
W IMMER, CLEMENS ALEXANDER: Bäume und Sträucher in historischen Gärten: Gehölzverwendung in Geschichte
und Denkmalpflege. Muskauer Schriften Bd. 3; Dresden, 2001 :S.96
14
5. GEHÖLZE IN LANDSCHAFTLICHEN GÄRTEN
Je nach der Zusammensetzung der Baumarten und nach Benachbarung anderer
„Parkbauteile“ entstehen: helle, fröhliche, nachdenkliche, ernste und traurige
Stimmungen.
Jordan, Peter (Hennebo 1985) beschreibt, dass durch die geringe Größe eines
Hains (ca. 50-100 Bäume) sich das Zusammenspiel verschiedener Stimmungen
schwierig gestaltet. Es sollte darauf geachtet werden das nur eine der genannten
Stimmungen sich in einem Hain widerspiegeln um die Bedeutung zu verstärken.11
Einzelbäume
Am Anfang spielten die Einzelbäume keine wesentliche Rolle. Zur Brechung der
Waldkonturen, dienten sie als „Vorposten“, um später mehr an Bedeutung zu
gewinnen. Whately unterscheidet die Funktionen von Vorposten und Solitäre, für ihn
sind jedoch Gruppen wichtiger.
Abb. 6: Beispiel einer Eiche als Einzelbaum / Solitärbaum; Pückler-Muskau, Hermann von: Andeutung über
Landschaftsgärtnerei. 1988
Einzelbäume zeichnen sich durch ihr würdiges Aussehen, ihre Schönheit, ihr
Undurchdringlichkeit und ihr Ansehen allein aus. “Wenn sie vor eine fortlaufende
Linie von Gehölzen blos darum gesetzt werden, um dieselbe zu brechen, so müssen
sie insgemein mit den Bäumen dieses Gehölzes von gleicher Art seyn: denn sie
würden außerdem ihre Verbindung verlieren, und auf den Umriss, den sie verändern
sollen, keinen Einfluss haben. Sind sie aber bestimmt, unabhängige Gegenstände zu
11JORDAN,
PETER: Zur Behandlung von Gehölzbeständen in historischen Freiräumen. In: HENNEBO, DIETER:
Gartendenkmalpflege: Grundlagen der Erhaltung historischer Gärten und Grünanlagen. Stuttgart, 1985 :S. 273
15
5. GEHÖLZE IN LANDSCHAFTLICHEN GÄRTEN
seyn, so zeichnen sie sich als solche weit deutlicher aus, wenn sie sowohl in ihrer
Figur als in ihrem Grün von einer jeden benachbarten Pflanzung unterschieden sind.“
Wenn die Einzelbäume sich aneinander nähern, werden sie zur Gruppe
beziehungsweise zum Clump. Whately schreibt weiterhin, dass es dem Künstler zu
überlassen sei, wie mit dem Einsatz von Einzelbäumen umgegangen werden muss.
Die Beachtung der Pflanzung von Einzelbäumen durch Abstände, Richtungen,
Ordnungen und Öffnen freier Plätze, zeichnet für Whately den wahren Umgang mit
Einzelbäumen aus.12
Nach Jordan, Peter (Hennebo 1985) erhielt der Einzelbaum im Landschaftsgarten
eine besondere Bedeutung. Der Solitär soll aus sich selbst heraus wirken, was eine
makellose Erscheinung voraussetzt oder er soll eine bestimmte Aufgabe im Park
erfüllen, welche zum Beispiel sind:

soll Blickpunkt einer Achse sein,

Verbindung mehrerer Gehölzgruppen miteinander,

Erhebung aus einer breit gelagerten Kulisse

Schaffung besonderer Stimmungen

speziellen, nicht variablen Standort13
Clumps
Im Garten kann das Wort Clump mehrere Bedeutungen haben.
1. Bei Stephen Switzer, William Kent und Brown bestanden Clumps aus mehreren
Großbäumen einer Art. Sie waren meist kreisförmig angeordnet. Zunächst verstand
man unter Clump (dt. Klumpen) eine gedrungene, runde, ovale Form. Die
quadratischen Baumpflanzungen zählen auch dazu.
2. Ein Clump war nach Whately vom Wald und Hain nur durch seinen geringeren
Umfang zu unterscheiden. Eine Gruppe (ab zwei Bäume) war ein Clump. Gilpin
hingegen verstand ein Clump als ein Gefüge aus malerisch gruppierten Bäumen.
1770 verlangte Whately als erster, anhand von Beispielen, dass nur im Laubwerk
ähnliche Gehölze verwendet würden. „Im clump vereinigen mehrere Bäume ihre
Kronen, die sich daher leicht verbinden lassen müssen, was bei Tannen nicht gelingt.
Tannenpflanzungen müssen sich eher in die Länge ziehen. Abwechslung der
Formen ist bei clumps sehr wichtig, damit sie nicht künstlich angelegt erscheinen.“
12
W IMMER, CLEMENS ALEXANDER: Bäume und Sträucher in historischen Gärten: Gehölzverwendung in Geschichte
und Denkmalpflege. Muskauer Schriften Bd. 3; Dresden, 2001, S.96
13 JORDAN, PETER: Zur Behandlung von Gehölzbeständen in historischen Freiräumen. In: HENNEBO, DIETER:
Gartendenkmalpflege: Grundlagen der Erhaltung historischer Gärten und Grünanlagen. Stuttgart, 1985, S.272
16
5. GEHÖLZE IN LANDSCHAFTLICHEN GÄRTEN
(Wimmer
2001:
99)
Die
Verbindung mehrerer Clumps und
dessen
Zusammenhang
ist
bedeutender als ihr äußerliches
Aussehen.
3. Nach William Mason, Christian
Cay Laurenz Hirschfeld, Johann
Georg Gottlieb Schoch und
Humphrey Repton
enthielten
die
Clumps
in
modifizierter Form auch Sträucher,
sogar Stauden und bildeten
zusammen eine Shrubbery. Im
Deutschen wurde das Wort Clump
als ein Fremdwort übernommen
oder man schrieb „Klumpen“. Der
artenreiche
Clump
konnte
aufgrund der dichten Pflanzung Abb. 7: Kolorierter Kupferstich aus dem Gartenbuch der
Fürstin Czartoryska, 1808
keine dauerhafte Erscheinung
sein, da er regelmäßigen Schnitt und einen Austausch von Gehölzen erforderte. Man
hätte ihn in seiner Entwicklung zu einer Gruppe mit artenärmeren Bäumen pflanzen
sollen.14
Jordan, Peter (Hennebo 1985) beschreibt die Baumgruppe als eine Anzahl von
Einzelbäumen. Die Kronen der zu verwendeten Bäume sollen eine Einheit bilden,
deshalb ist die Verwendung von gleichen Arten von Vorteil. Die folgende Auflistung
beschreibt die Funktionen von Einzelbäumen, wenn sie richtig gepflegt und
unterhalten werden.
14

die Baumgruppen
übernehmen,

daher muss eine Stammsichtigkeit gewährleistet sein, um dem Betrachter den
dahinterliegenden Freiraum erahnen zu lassen,

durch Gewährleistung dieser Funktion, wird es schwierig, einen Bestand
schichtenweise aufzubauen
sollen
als
eine
zugedachte
Begrenzungsfunktion
W IMMER, CLEMENS ALEXANDER: Bäume und Sträucher in historischen Gärten: Gehölzverwendung in Geschichte
und Denkmalpflege. Muskauer Schriften Bd. 3: Dresden 2001, S.99-100
17
5. GEHÖLZE IN LANDSCHAFTLICHEN GÄRTEN

wenn die Gruppe groß genug ist, können sich Durchsichtigkeit Nachwuchs sich
ergänzen

bei kleinen Gruppen, muss die Nachpflanzung die Regel bleiben15
Abb. 8: Clump nur aus Roßkastanien; Wimmer, Clemens Alexander: Bäume und Sträucher in
historischen Gärten. Gehölzverwendung in Geschichte und Denkmalpflege. 2001
Shrubbery
Die Shrubbery ist gekennzeichnet durch einen breiten Rand und regelmäßige
Übertragungen ansteigender Pflanzenreihen. Sie ist ein Merkmal des 19.
Jahrhundert des Rokokogartens. Sie weist runde und gekrümmte Umrisse auf. Die
gemischte und unregelmäßige Zusammenstellung einer Pflanzung aus Ziergehölzen
nannte man Shrubbery. Sie gehörte eher dem Garten als dem Landschaftspark an.
Zahlreiche
Definitionen, Anmerkungen, Eingrenzungen
und
verwendete
Pflanzenarten werden von unterschiedlichen Autoren dargestellt. „Sowenig wie
Blumen, Stauden, und Gehölze streng getrennt wurden, kann man zwischen
Blumenbeet und Shrubbery unterscheiden. Die Grenzen zwischen Blumenbeet,
shrubbery und pleasureground sind fließend.“16 Schematische Darstellungen,
15
JORDAN, PETER: Zur Behandlung von Gehölzbeständen in historischen Freiräumen. In: HENNEBO, DIETER:
Gartendenkmalpflege: Grundlagen der Erhaltung historischer Gärten und Grünanlagen. Stuttgart, 1985 : S.272
273
16 W IMMER, CLEMENS ALEXANDER: Bäume und Sträucher in historischen Gärten: Gehölzverwendung in Geschichte
und Denkmalpflege. Muskauer Schriften Bd. 3: Dresden 2001, S.100-101
18
5. GEHÖLZE IN LANDSCHAFTLICHEN GÄRTEN
untergeordnete Rollen, vorrangig verwendete Stauden, gemischte Rasterungen,
gewundene Rabatten und malerische Grundsätze werden von den Autoren zur
Definition einer Shrubbery verwendet. Nach Pückler-Muskau wird eine Möglichkeit
Abb.9: Vorpflanzung/Shrubberies mit landschaftlichen Übergang; Pückler-Muskau, Hermann von:
Andeutung über die Landschaftsgärtnerei.1988
einer genauen Auflistung der zu kombinierenden Pflanzen dargestellt.17 Die Auswahl
wurde auf einfache, jedem zugängliche Pflanzen beschränkt, um das System der
Kombination zu verstehen. Zudem schreibt er, dass von einer Sorte mehrere
zusammenhängende Massen verwendet werden können. Willkürliche gepflanzte
Arten werden zwar mit den Jahren auch zu bestimmten Größen heranwachsen aber
nach geraumer Zeit nicht den beabsichtigten Effekt erzielen.
Die Shrubberies in der Parkanlage Noer tragen dazu bei den Übergang vom
Gutshaus in die Landschaft zu verdeutlichen. Gestaffelte Wuchshöhen der
Shrubberies sollen harmonisch mit der Umgebung wirken. Bei der Pflege und
Unterhaltung der Parkanlage ist darauf zu achten, harte Kontraste und Scheidelinien
zu vermeiden. Ein harmonisches Zusammenspiel mit der Umgebung soll hierbei im
Vordergrund stehen. Anfang des 19. Jahrhunderts setzte sich die Shrubbery durch
und wurde um 1830 von den englischen Vorbildern eines Landschaftsgartens nach
Deutschland übernommen. In der Parkanlage Noer sollten bei den Nachpflanzungen
darauf geachtet werden, dieses harmonische Zusammenspiel wieder herzustellen
und die unterschiedlichen Blütenzeiten in Einklang zu bringen.
17PÜCKLER-
MUSKAU, HERMANN VON: Andeutungen über die Landschaftsgärtnerei. Insel Verlag Frankfurt, 1.
Auflage, Main 1988, S.332-333
19
5. GEHÖLZE IN LANDSCHAFTLICHEN GÄRTEN
Alleen
Zur Zeit des Landschaftsgartens wurden geradlinige Allen weitestgehend abgelehnt,
nicht mehr gepflanzt, sondern versteckt oder gefällt. Nach Switzer gilt die Aussicht
von Alleen von Feldern als sehr ansprechend. Baumreihen galten an Weg- und
Flussrändern notwendig. Die Pflanzung von Obstalleen wurde gefördert. Pappeln
wurden erstmal 1765 aus Frankreich nach Deutschland gebracht, um sie für die
Alleepflanzung einzusetzen. Zwischen 1780 und 1810 empfahlen Reynolds, Price
und Loudon, geschwungene Alleen auch im Städtebau einzusetzen.18 Nach PücklerMuskau sind Alleen für manche Zwecke zu empfehlen z.B. um Landstraßen
einzufassen oder Avenue zu großen Palästen anzulegen. Er nennt drei wesentliche
Merkmale bei der Pflanzung von Alleen. Zudem zählt er die Baumarten auf, die
verschiedene Bodenansprüche besitzen.19

Die Breite sollte bei der Pflanzung bedacht werden und die Form sollte
möglichst nicht zu geradlinig verlaufen.

Wo die Möglichkeit besteht, sollte eine doppelte Reihe Bäume gepflanzt
werden, um die beiden Reihen später „auszudünnen“, damit sich die
Alleebäume frei entfalten können.

Die Verwendung von Baumarten die den Standort entsprechen, eine schöne
Form besitzen, Schatten spenden und die Dauer gewährleisten.
5.1.2. Gestaltungsfunktionen
Laubwerkskombinationen
Der Gesamteindruck von Wuchs, Farbe und Blattwerk stand im Vordergrund.
Whately verstand sich als Vorreiter und behandelte als erster die Wuchsformen
näher. Die Wendung der Äste, die Bildung und Größe des Laubwerks und den Bau
der Blätter galt es zu untersuchen und in Einklang zu bringen. Bedeutende
Landschaftsgärtner folgten ihm unter anderem Christian Hirschfeld (1779-1785) und
William Chambers (1728-1796) und erweiterten das Repertoire der
Gestaltungsfunktionen von Laubwerkskombinationen. Geschlitzte und gefiederte
Arten sind als ein harmonisches Zusammenspiel zu kombinieren, dabei sind
kontrastierende Laubformen außer Acht zu lassen. Die Shrubberies der kleinen
Gärten stehen außen vor, dort wurden weiterhin viele kontrastierende Arten nach
dem Rokoko-Schema zusammengepflanzt20. Die verschiedene Zusammensetzung
18
W IMMER, CLEMENS ALEXANDER: Bäume und Sträucher in historischen Gärten: Gehölzverwendung in Geschichte
und Denkmalpflege. Muskauer Schriften Bd. 3: Dresden 2001, 102
19 PÜCKLER- MUSKAU, HERMANN VON: Andeutungen über die Landschaftsgärtnerei. Insel Verlag Frankfurt, 1.
Auflage, Main 1988, S.103-104
20siehe Anmerkung 14, S.104
20
5. GEHÖLZE IN LANDSCHAFTLICHEN GÄRTEN
von einzelnen Laub- und Nadelgehölzen beschreibt Petzold sehr genau, z.B. Buche
mit Ahorn, Lärche und Kiefer, seltener Kiefer mit der Erle, Eiche mit Hainbuche usw.
Zudem hat sich für das Zusammenpflanzen von Sträuchern keine bestimmte Regel
auffinden lassen.21
Farbkombinationen
Nach Gottlob Heinrich Rapp (1761-1832) hatte jede Pflanzengattung ihren
individuellen Bau, Wuchs und Gestalt. Zudem schaffen die vegetabilischen Formen
unterschiedliche und entscheidende Eindrücke. Primar ist die Wahrnehmung bei
Wohlgefallen oder Missfallen, welche die erste und deutlichste Wirkung auf unser
Gefühl zeigt. Im ersten Moment der „Begegnung“ ist die Form entscheidend, jedoch
wirkt sie im Zusammenspiel mit der Farbe unmissverständlich auf unser
Wohlbefinden aus. 1778 schrieb Vicesimus Knox, das die Schönheit der Farbe
zunächst dem Umriss untergeordnet ist. Die Vereinigung beider Aspekte lässt uns
alle Feinheiten und Ansprüche der Wahrnehmung aufgeben. Diese Stimmung kommt
vorrangig bei der Ausbildung einer Blüte zum Vorschein22. Als Vorbild für die
Gartenkunst ist die Malerei bekannt: bevorzugte Zonen gleicher Tönung, die
Unterordnung besonderer Farben unter vorherrschende, die Trennung warmer und
kalter Farben, dunkle Vorder- und hellere Hintergründe. Zur Verstärkung von
Tiefenwirkungen in einem Landschaftsgarten wurde das Wissen der Farbwirkung
verwendet. Die Pflanzung von helleren Bäumen vor dunkleren Laubkulissen und
umgekehrt wurde mäßig eingesetzt, um eine Ausgewogenheit der Farbkontraste zu
gewährsleisten. Das Pflanzen der Gehölze mit heftigen Kontrasten wurde vor 1840
vermieden, da sie die Einheit der Kunstwerke in ihrer Eigenart hätten brechen
können. Der Einsatz von Blutbuchen und Azaleen bildeten eine kontrastreiche
Ausnahme.23
Nach Fürst Pückler von Muskau ist es ihm nicht zugesagt, Entscheidungen bzw.
Regeln für die Kombination von Farb- und Formgebung darzustellen. „Inwieweit man
nach künstlerischer, vorher berechneter Schattierung und Farbabstufung pflanzen
soll, wage ich zu entscheiden. Die Sache hat ihre großen Schwierigkeiten, und nach
meiner Erfahrung gelangen, mir wenigstens, diese Versuche nie sonderlich, wenn
ich dabei zu sehr ins Detail ging; wogegen ganz rücksichtslos gemischte
Pflanzungen oft durch Zufall und Natur allein, den unverhofftesten Reiz entfalteten; ja
mir sogar große Komplimente über meine Kunst einbrachten, an der ich doch ebenso
unschuldig war als mancher Arzt, der eine große Kur verrichtet ohne zu wissen wie,
21
PETZOLD, EDUARD: Die Landschaftsgärtnerei. Band 3, Rüsselsheim,1992, S.139-140
W IMMER, CLEMENS ALEXANDER: Bäume und Sträucher in historischen Gärten: Gehölzverwendung in Geschichte
und Denkmalpflege. Muskauer Schriften Bd. 3: Dresden 2001, S.102-103
23Siehe Anmerkung 18,S.105
22
21
5. GEHÖLZE IN LANDSCHAFTLICHEN GÄRTEN
an der seinigen. Ich gesteh daher, daß ich nicht allzuviel auf diese Vorschrift gebe,
und hinsichtlich ihrer immer eine sehr bequeme Mittelstraße eingeschlagen habe.“ 24
5.1.3. Funktionen von Gehölzen
Im Folgenden werden die Charakteristika der Bedeutung von Gehölzen in einem
Landschaftspark beschrieben und aufgelistet. Es werden verschiedene Baumarten
durch ihre Wirkung bestimmt. Es wird vorrangig zwischen Laub- und Nadelgehölz
unterschieden. Die Bedeutung des Laubgehölzes steht in dieser Arbeit im
Vordergrund, da sie die Grundlage für die Parkanlage in Noer bildet.
Allgemeine Funktionen von Gehölzen in einem Landschaftspark

In einem einwandfreien Landschaftspark, kommen
Baumarten unterschiedliche Stimmungsbedeutungen zu,

diese Stimmungen werden von verschiedenen Teilen hervorgerufen, aus denen
sich ein Baum zusammensetzt erzeugt: Stämmen, Zweigen, Blätter, Blüten und
Früchten

dünne, luftige, leichte Blätter erzeugen heitere und leichte Empfindungen,

dunkle, glänzende Blätter erzeugen nachdenkliche, traurige, melancholische
Gefühle,

die Grüntönung ist bedeutend: Staffelung von gelben, lichtbraunen,
braungrünen und dunkelgrünen Gehölzen hintereinander, verhindern das
verschiedene,
weit
entfernte
und
gleichfarbige
Kulissen
optisch
zusammenfließen

dadurch wird eine optische Vergrößerung des Parks erreicht

Gehölz dient in erster Linie als Raumbildung

weit geschwungene, auf Geländebewegungen aufbauende Bestandsgrenzen
schaffen:
den
verschiedenen

weite Wiesenräume,

Begrenzungen,

Teilungen

Schaffung von Abfolgen von Räumen

mit Hilfe der Gehölze werden Perspektiven gebildet und verändert
24PÜCKLER-
MUSKAU, HERMANN VON: Andeutungen über die Landschaftsgärtnerei. Insel Verlag Frankfurt, 1.
Auflage, Main 1988,S. 91
22
5. GEHÖLZE IN LANDSCHAFTLICHEN GÄRTEN

lange Achsen erhalten unparallele, beim Betrachter weite, in der Ferne enge
Ränder, wodurch die Begrenzung der Achse noch weiter hinausgeschoben
erscheint

Einschiebung von Querkulissen werden: Verengungen, Vorder-, Mittel-,
Hintergründe geschaffen

dadurch werden seitliche Grenzen des Parks unklar und sie erscheinen
grenzenlos

Gehölze sollen Abgrenzungen unklar machen, Abzweigung einer
Nebenachse von der Hauptachse, dadurch werden Einzelgehölze vorgestellt

Der Eindruck von Menschenleere wird durch Gehölze bewirkt
Zusammenspiel mit der Wegeführung und Bodenmodellierung.
im
Der Gehölzbestand soll mit den anderen Gestaltungselementen eine harmonische
Einheit bilden. Es bestehen enge Beziehungen zur Wegeführungen. Die Abfolge von
Parkräumen soll erlebbar gemacht werden. Wege sind ein wesentlicher Bestandteil
der Parkelemente und führen den Betrachter an die „richtige Stelle“. Plötzliche
Ausblicke auf ein genau kompostiertes Ziel ist eine der Funktionen der
Wegebeziehungen. Das Gehölz hat zudem die Funktion, sich zwischen Wege und
Gewässer dazwischen zuschieben um das Wiederbegegnen erfreulich zu gestalten.
Gehölze steuern zudem die Bezüge des Parks zur freien Landschaft. „Die
Gehölzkulisse erlaubt nur ganz bestimmte Ausblicke auf Ziele, welche mit dem
Charakter des Gartens in Übereinstimmung stehen, verhindert aber unerwünschte
Ausblicke.“25
Allgemeine Darstellung von Gehölzen
Die folgende Auflistung soll Aufschluss darüber geben, wie sich die Gehölze im
Allgemeinen verhalten. Die
Präsenz und ihre Bedeutung stehen hierbei im
Vordergrund.

individuelle Schönheit ist nicht dem einzelnen Organen zuzuschreiben,

liegt im Gesamteindruck,

in der kräftigen Gliederung im Stamm, Äste, Zweige und Laubpartien,

Leichtigkeit der Krone durch ausgreifende Partien im Umriss,

verbunden mit einem allgemeinen Gleichgewicht in der Haltung,

Schönheit, kann durch den malerischen Wert durch zufällige Umstände erhöht
werden z.B. alter Baum im Vordergrund durch Hohlheit des Stammes

individueller Charakter entspricht die Wirkung, welche durch den Eindruck des
Förmlichen, Strengen, Freien, Flatterhaften usw.
25JORDAN,
PETER: Zur Behandlung von Gehölzbeständen in historischen Freiräumen. In: HENNEBO, DIETER:
Gartendenkmalpflege: Grundlagen der Erhaltung historischer Gärten und Grünanlagen. Stuttgart, 1985 : S.273
274
23
5. GEHÖLZE IN LANDSCHAFTLICHEN GÄRTEN
Nadelgehölz
Die Nadelgehölze und deren Eigenschaften werden im Folgenden angesprochen.
Diese prägnanten Punkte dienen zur Wissensvermittlung und sollen nur einen
kleinen Einblick über die Funktionen von Nadelgehölzen geben.

bildet vorteilhaften dunklen Hintergrund der Landschaft,

Arten lassen sich in weiter Entfernung nur schwer voneinander trennen,

besitzen daher nur im engeren Umkreis auf die Landschaftsphysiognomie
bestimmten Einfluss,

ästhetische Wirkung hängt teils von individueller Schönheit, teils von
ergänzenden Zusammentreten von Gegensätzen zu einer gemeinschaftlichen,
einheitlichen Wirkung ab

nähert sich das Gemüt, wegen Eindruck ernster Förmlichkeit und des kalten
nicht an

wird durch Kühnheit und Geradheit des aufsteigenden Stammes und Baues
nicht herabgestimmt, sondern zu ernsten Regungen herausgefordert
Laubgehölz
In der folgenden Auflistung wird auf die Bedeutung der einzelnen Baumarten der
Laubgehölze näher eingegangen. Meyer listet einheimische Baumarten auf und
beschreibt die unterschiedlichen Stimmungen und deren Bedeutung.

Eiche, mit dickem Stamm, knorrigen Rinde, kühnen Windungen der Äste,
gedrungene Glieder, weiter Ausbreitung der Krone, dem hohen Alter verschafft den
Eindruck ernster Würde

Buche, hat durch Härte des Holzes und der Partien, Nacktheit des Stammes und
regelmäßige Form eine trotzige Gestalt

Linde (weniger malerisch als Eiche und Buche), stimmt aber durch Kräftigkeit des
Stammes, Weichheit des Holzes und Verschwimmen der übrigens kräftigen Partien
mehr gemütlich und ist einfach schön als malerisch, die Rüster mit ihrer Leichtigkeit
bei voller Belaubung und ihren weit ausgreifenden Ästen und Partien, mit dunkler
Belaubung und dunklem Stamm, gefällt durch frei Haltung

Zitterpappel, macht den Eindruck des Gehaltlosen

Birke, hat mit ihrem prunkenden, weißen Stamm, der Nachgiebigkeit der dünnen
Zweige, der mageren Belaubung und der Lebendigkeit der Blätter beim geringsten
Luftzug den Charakter des Spielerischen und zugleich des Dürfigen
24
5. GEHÖLZE IN LANDSCHAFTLICHEN GÄRTEN

Weide, mit ihren weichen unbestimmten Partien lässt wegen dieser Unbestimmheit
und sonstigen Haltungslosigkeit unbefriedigt

Trauerweide, durch zartes Grün und sich zur Erde neigende dünne Zweige den
Eindruck des Verschleierten und zarten macht

Ahorn, durch den steifen Habitus und durch Größe höchst regelmäßige Blätter
erscheint er kalt und abgezirkelt

Platane, geben ihre knorrigen Äste ein freies kräftiges Ansehen, ihr lichteres Laub
und glatter Stamm lassen sie freundlich wirken, ihr weites, Schatten und Schutz
bietendes Laubdach indes mehr nützlich als schön erscheinen, weil die einzelnen
Blätter im Verhältnis zu den Laubpartien zu groß sind und sich einzeln zu sehr
hervortun

Rosskastanie, erscheint zur Zeit besonders Steif, wo sie mit den auffallenden
Blütensträußen besteckt ist

Nussbaum, mit seinem freundlichen, glänzenden, zierlichen Laub, den
erfrischenden Schatten, reinlichem Stamm und der großen Nützlichkeit wegen einer
stets sehr einnehmenden Erscheinung bietet

Esche, Gleditschie, Akazie, erwecken den Eindruck besonderer Leichtigkeit und
Zierlichkeit26
5.1.4. Bedeutung der Gehölze nach dem Standort
Ausschlaggebend für das Gedeihen der Gehölze ist ihr Standortanspruch.
Wesentlich für ein gesundes Wachstum der Pflanzen ist die naturgemäße
Umgebung. Der Gartenkünstler wird darauf Acht geben, dass jede Pflanze den
Standort erhalte den sie verdiene, dennoch wird er bei diesen rein praktischen
Erfordernissen es nicht darauf belassen, sondern er wird sich von einer höheren
Rücksicht leiten lassen. Es ist ihm bewusst, dass jede charakteristische
Mannigfaltigkeit und Entschiedenheit in der Natur nur erreicht werden kann, wenn er
in der Darstellung den individuellen Vegetationscharakter folgt. Er wird vorrangig auf
die Zusammenstellung der Vereinigung Acht gegeben. Größere Gruppen auf Bergen,
in Tälern, in Niederungen oder an Flüssen, die sich in der Natur wiederfinden,
werden vereinigt. Der Gartenkünstler ist bestrebt, diese Vegetationscharaktere nicht
rücksichtslos aneinanderzureihen oder planlos durcheinander zu würfeln, sondern
die Gunst der Natur zu nutzen und sich diesen Wissensstatus zum Vorteil zu
machen.
26
MEYER, JOHANN HEINRICH GUSTAV: Lehrbuch der schönen Gartenkunst: Mit besonderer Rücksicht auf die
praktische Ausführung von Gärten und Parkanlagen. Marix Verlag, 2. Auflage, Wiesbaden 2010, S.100-101
25
5. GEHÖLZE IN LANDSCHAFTLICHEN GÄRTEN
„Der Baum wirkt indessen selten selbstständig, sondern wird in seiner Wirkung durch
die Umgebung zu seinem Vorteil oder Nachteil modifiziert, verstärkt oder
herabgestimmt; (…) So harmoniert ein Baum nicht mit jeder Umgebung, sondern nur
mit derjenigen, auf welche er von der Natur verwiesen ist, (…). In Folge dieser
Abhängigkeit von Klima, und unter diesem wiederum von gewissen Eigenschaften
des Bodens, treffen wir bei verschiedenen Lagen und Bodenarten meist eine
bestimmte Auswahl von Pflanzenarten und Spezies gesellschaftlich vereinigt, welche
unter sich und mit der Umgebung zusammenstimmen und eine charakteristische
Zusammenstellung ausmachen.“27
Formen von Pflanzungen
Nach Petzold gibt es zwei verschieden Möglichkeiten auf die Vegetation einzuwirken:
1) Man findet eine mangelhafte Vegetation vor und muss die Pflanzungen erst
schaffen ( Gebrauch des Spatens), oder
2) die Natur bietet eine Fülle von Vegetation, die nur künstlerisch umzugestalten
werden braucht, um eine ideelle Landschaft zu bilden (Gebrauch der Axt)
Im ersten Fall besteht die große Schwierigkeit des Landschaftsgärtners darin, dass
er den beabsichtigten Effekt erst auf die Zukunft berechnen kann. Mit besonderer
Sorgfalt muss er die Absichten bedenken, um seiner Vorstellung gerecht zu werden.
„Jeder andere bildende Künstler schließt mit seinem Kunstwerk ab, sobald dasselbe
vollendet; sein Interesse dafür erkaltet. Das Werk des Gartenkünstlers ist vollendet
und doch nicht fertig, er hat ihm nur Ort und Form angewiesen, aber die unendliche
Schöpferkraft der Natur hat sein Werk in die Hand genommen, sie entwickelt es
gleich einem lebenden wesen zu immer höherer Schönheit und Vollkommenheit, bis
seine Wirkung zur Geltung gekommen ist und die Thätigkeit des Künstlers nöthig
wird zur Erhaltung und Verjüngung seiner Schönheit.“
„Wir dürfen nicht vergessen, dass es unsere Aufgabe war, Schönheiten auf einem oft
geringen Raum zu vereinigen, die die Natur auf meilenweithe Distrikte vertheilt.“28
27
MEYER, JOHANN HEINRICH GUSTAV: Lehrbuch der schönen Gartenkunst: Mit besonderer Rücksicht auf die
praktische Ausführung von Gärten und Parkanlagen. Marix Verlag, 2. Auflage, Wiesbaden 2010, S.101
28 PETZOLD, EDUARD: Die Landschaftsgärtnerei. Band 3, Rüsselsheim,1992: S.135-140
26
5. GEHÖLZE IN LANDSCHAFTLICHEN GÄRTEN
Aufgrund des geschichtlichen Hintergrundes der Gemeinde Noer und die oft
wechselten Besitzer der Guts- und Parkanlage lässt sich wenig über die Entwicklung
der Gehölze schließen. Zur Zeit des Einflusses der Landschaftsgärten in
Deutschland bestand die Anlage circa 70 Jahre. Mit der Strömung der Aufklärung
wandelte sich der barocke Stil in Gärten in einen natürlichen landschaftlichen Stil.
Der Wert der Natürlichkeit stieg und begann sich unter den Gartenkünstlern des 19.
Jahrhunderts zu etablieren. So auch in Noer zu finden. Die historische Kartenanalyse
in Noer zeigt den Wechsel zwischen strengem Barock und Landschaftsgarten Mitte
des 19. Jahrhunderts. Durch den möglichen Einfluss von Joseph Ramèe, der zu
dieser Zeit in Norddeutschland wirkte, lässt sich die landschaftliche Struktur
erkennen. Ob er der tatsächliche Gartenkünstler war, bleibt ungewiss.
Im Folgenden wird auf exemplarische Einzeluntersuchungen der Clumps,
Gehölzränder und Wege eingegangen, die den Bezug zum Landschaftsgarten
herstellen. Detaillierte Untersuchungen in der gesamten Parkanlage waren aus
zeitlichen Gründen nicht möglich.
27
5. GEHÖLZE IN LANDSCHAFTLICHEN GÄRTEN
Tabelle1: Übersicht der Gehölze
Abkürzung
Botanischer Name
Deutscher Name
1.
Bäume
AcPl
Acer platanoides
Spitzahorn
AcPs
Acer pseudoplatanus
Bergahorn
AeHi
Aesculus hippocastanum
Gemeine Rosskastanie
BePe
Betula pendula
Hängebirke
FaSy
Fagus sylvatica
Rotbuche
FrEx
Fraxinus excelsior
Gemeine Esche
JuRe
Juglans regia
Wallnussbaum
LiTu
Liriodendron tulipifera
Tulpenbaum
PrAv
Prunus avium
Vogel-Kirsche
PrPa
Prunus padus
Gewöhnliche Traubenkirsche
QuRo
Quercus robur
Stieleiche
TiCo
Tilia cordata
Winterlinde
UlGl
Ulmus glabra
Bergulme
2.
Sträucher
AthFi
Athyrium filix-femina
CraMo
Crataegus monogyna
EuoEu
Euonymus europaeus
Gewöhnlicher Spindelstrauch
IleAq
Ilex aquifolium
Europäische Stechpalme
PruSp
Prunus spinosa
Schlehdorn
RibSa
Ribes sanguineum
Blutjohannesbeere
RubFr
Rubus fructicosus
Echte Brombeere
RubId
Rubus idaeus
Himbeere
SamNi
Sambucus nigra
Schwarzer Holunder
SymAl
Symphoricarpos albus
Gewöhnliche Schneebeere
UrtDi
Urtica dioica
Brennnessel
VibOp
Viburnum opulus
Gewöhnlicher Schneeball
Waldfrauenfarn
Eingriffeliger Weißdorn
28
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