Botschaft von Frater Emili Turú, Generalsuperior

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Zweihundertjahrfeier
der Maristen
Botschaft von Frater Emili Turú,
Generalsuperior
Botschaft von Frater Emili Turú, Generalsuperior
Am 02. Januar 1817 kehrte Marzellin Champagnat mit zwei jungen Männern nach Hause zurück. Er
träumte davon, dass diese – zusammen mit vielen anderen in der Zukunft – das Evangelium zu
armen Kindern und Jugendlichen tragen werden. Wir betrachten dies als Gründungsdatum der
Kongregation der Maristen. Am 02. Januar 2017 wird die Zweihundertjahrfeier dieses Ereignisses
sein. Welch wunderbarer Augenblick, um mit dankbarem Herzen an all das Gute zu erinnern, das
der Heilige Geist in der Kirche und in der Welt durch die maristische Kongregation gewirkt hat! Im
Verlauf von 200 Jahren haben viele Generationen von Kindern und Jugendlichen von der maristischen Erziehung in den fünf Kontinenten profitiert. Gleichzeitig wird es eine Gelegenheit sein, um
Vergebung für unsere Untreue zu bitten und für die Zeit, wo wir nicht glaubwürdig mit den Kindern
und Jugendlichen gearbeitet haben, die unserer Sorge anvertraut waren. Aber trotz allem muss es
eine Zeit sein, um unseren Blick in die Zukunft, in das dritte Jahrhundert unseres Instituts, zu richten.
Welch wunderbare Gelegenheit für einen NEUBEGINN!
Maristen 2017
EIN NEUBEGINN
Ja, wir sind zu einem neuen Anfang aufgerufen! Das ist genau das, was geschah, als Pater Champagnat von La Valla zu seinem Tal ging, um das kühne Abenteuer für den Neubau des Hauses zu
beginnen. Er wollte effektiver auf die Nöte der Zeit antworten. Alles begann einige Jahre vorher,
und schon brauchte man einen Neubeginn. Hier sind wir in Hermitage im Zimmer von Pater Champagnat. Wenn wir in diese Zeit zurückschauen, stellen wir fest, dass die Notwendigkeit, immer
wieder neu zu beginnen, in unserer Kongregation sich beständig ereignete. Neue geschichtliche,
soziale oder selbst interne Umstände zwangen uns bei zahlreichen Gelegenheiten, recht kreativ zu
sein. Sie forderten uns, um Antworten auf neu auftauchende Nöte zu finden. Tatsächlich gab es
mehrere neue Anfänge, bevor wir nun dem 21. Jahrhundert entgegensteuern.
Das heutige Haus wurde ein beredtes Zeugnis für die Notwendigkeit, neue Nöte an eine neue Zeit
anzupassen. Wir versuchten, das Andenken an Pater Champagnat und an die ersten Brüder glaubwürdig zu erhalten. Doch entschieden wir, all das abzuschaffen, was nicht mehr dieser Notwendigkeit diente, Räume anzupassen, die unzureichend wurden, und in Übereinstimmung mit den heutigen Erfordernissen eine neue Abteilung aufzubauen.
Auf dem Weg zu 2017 lädt uns Pater Champagnat selbst zu einem Neubeginn ein. Und dies braucht
das Engagement und die Mitarbeit von einem jeden von uns. Um uns zu helfen, werden uns drei
maristische Symbole („Ikone“) auf unserer Reise führen. Drei Symbole, die wesentliche Aspekte
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unseres Lebens und unserer Sendung sind. Drei Dimensionen, die wahrscheinlich das Maristenleben
in naher Zukunft beeinflussen werden.
Als erstes, die Notwendigkeit, unsere Sendung auf klarere und entschiedenere Weise zu leiten, um
zu den Kindern und Jugendlichen an den Rändern der Gesellschaft zu kommen.
Zweitens, eine Antwort des Instituts zum klaren Auftreten der maristischen Laien.
Und schließlich eine sorgfältigere Aufmerksamkeit auf die mystische Dimension unseres Lebens.
Andererseits sind wir im Verlauf dieser drei Jahre eingeladen, bei der Überarbeitung unserer Konstitutionen ganz mitzuwirken. Unser letztes Generalkapitel betrachtete dies als ein Weg, um uns zu
helfen, unsere Berufung mit neuem Leben zu erfüllen. Als Inspiration für uns bei dieser heiklen Aufgabe schauen wir auf Frater Franziskus, dessen Gebeine in der Kapelle von Hermitage sind.
Mit zehn Jahren lebte er bei Marzellin, den er zutiefst liebte, wie seine Schriften und sein Leben
bezeugen. Unser Gründer starb am 06. Juni 1840. Als erster Generalsuperior teilte Frater Franziskus
diese traurige Botschaft dem ganzen Institut mit:
Er stellte fest: Es liegt nun an uns, uns aufmerksam an seine einflussreichen Lehren zu erinnern und
sie zu befolgen; sie in jedem von uns lebendig werden zu lassen, seine Tugenden, die wir an ihm bewunderten, nachzuahmen, und uns immer mehr um unsere gute und liebe Mutter zu versammeln.
Ja, was Frater Franziskus sagte, ist jedem von uns aufgetragen, und für die Zukunft unseres Instituts
das Beste von uns anzubieten. Ein guter Weg, um dies zu tun, ist die herzliche Teilnahme in der
Überarbeitung der Konstitutionen, die Anwendung des Evangeliums auf unser Leben.
Montagne
Oktober 2014 – Juli 2015
Ich stehe bei Les Palais, etwa 6 bis 7 Kilometer von La Valla entfernt. Pater Champagnat ging den
Weg bis zu diesem Ort, vielleicht bei regnerischem und nebligem Wetter genau wie heute, um den
sterbenden Jugendlichen in der Familie Montagne zu besuchen. Die Begegnung mit dem jungen
Montagne war ein Ereignis, das zutiefst Pater Champagnats Leben prägte und zur Gründung der
maristischen Kongregation führte.
Am 28. Oktober 2014, dem Jahrestag der Begegnung von Pater Champagnat mit dem jungen Montagne, möchten wir das „Montagne-Jahr“ beginnen. Es wird zusammenfallen mit der Jahrfeier des
Geweihten Lebens in der weltweiten Kirche. Dieses erste Symbol wird uns bis Juli 2015 begleiten.
Es wird uns an die Wichtigkeit und Notwendigkeit unserer heutigen Sendung erinnern, wie es auch
in Pater Champagnats Zeit war. Angeregt durch unseren Gründer, der mehrere Stunden von La Valla
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bis Les Palais ging, fühlen wir den gleichen Ruf, aufzubrechen und die neuen Montagnes von heute
zu treffen, wo immer sie sein mögen.
Der hartnäckige Ruf von Papst Franziskus, unser bequemes Heim zu verlassen, um alle Peripherien
zu erreichen, die das Licht des Evangeliums brauchen (EG 20) klingt in unseren Ohren. Im Apostolischen Schreiben Evangelii Gaudium (49) steht:
Mir ist eine „verbeulte“ Kirche, die verletzt und beschmutzt ist, weil sie auf die Straßen hinausgegangen ist, lieber, als eine Kirche, die aufgrund ihrer Verschlossenheit und ihrer Bequemlichkeit, sich
an die eigenen Sicherheiten zu klammern, krank ist. Ich will keine Kirche, die darum besorgt ist, der
Mittelpunkt zu sein, und schließlich in einer Anhäufung von fixen Ideen und Streitigkeiten verstrickt
ist. Wenn uns etwas in heilige Sorge versetzen und unser Gewissen beunruhigen soll, dann ist es die
Tatsache, dass so viele unserer Brüder und Schwestern ohne die Kraft, das Licht und den Trost der
Freundschaft mit Jesus Christus leben, ohne eine Glaubensgemeinschaft, die sie aufnimmt, ohne
einen Horizont von Sinn und Leben. Ich hoffe, dass mehr als die Furcht, einen Fehler zu machen, unser
Beweggrund die Furcht sei, uns einzuschließen in die Strukturen, die uns einen falschen Schutz geben,
in die Normen, die uns in unnachsichtige Richter verwandeln, in die Gewohnheiten, in denen wir uns
ruhig fühlen, während draußen eine hungrige Menschenmenge wartet und Jesus uns pausenlos
wiederholt: „Gebt ihr ihnen zu essen!“ (Mk 6,37).
Was brannte im Herz von Pater Champagnat, als er auf dem Rückweg nach La Valla war, nachdem
er den jungen Montagne getroffen hatte? Welche Energie durchwehte ihn und führte ihn zur Gründung des Instituts einige Monate später? Wir könnten fragen, ob wir nicht gerufen sind, diese Weg
nochmals zu machen, um uns zu erlauben, von der Situation der jungen Montagnes von heute
zutiefst herausgefordert zu sein?
Fourvière
Juli 2015 – Juli 2016
Am 23. Juli 1816, dem Tag nach der Priesterweihe, zog eine Gruppe junger Priester voller Begeisterung zur Gnadenkapelle Fourvière in Lyon. Zu Füßen Unserer Lieben Frau, in der kleinen Kapelle
hinter mir, versprachen sie, eine Gesellschaft Mariens zu gründen. Im Jahre 2016 werden wir das in
der Kapelle vor 200 Jahren gemachte Versprechen feiern. Daher soll uns das Symbol von Fourvière
in diesem Jahr führen, von Juli 2015 bis Juli 2016. Von Anfang an betrachteten die ersten Maristen
die Gesellschaft Mariens als einen großen Baum mit verschiedenen Ästen: Priester, Brüder, Schwestern und Laien. In dieser Zeit wurde das Projekt von der Kirche nicht anerkannt. Vielleicht war die
geschichtliche Situation noch nicht reif dazu.
Heute sind die Umstände sehr verschieden. Wir erkennen dankbar an, dass der Heilige Geist maristische Berufungen von Laien aufblühen lässt. Tausende Laien – männlich und weiblich – in der
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Welt fühlen sich berufen, das Evangelium wie Maria zu leben, gemäß der Tradition von Pater Champagnat und der ersten Brüder. Der Ursprung der Gesellschaft Mariens erinnert uns daran, dass wir
als Ordensleute und Laien zu unserem Auftrag zusammenkommen und gerufen sind, das marianische Gesicht der Kirche zu sein durch unseren besonderen Weg, Kirche zu sein und sie aufzubauen.
Unser letztes Generalkapitel lud uns zu einer neuen Beziehung zwischen Brüdern und Laien ein, um
so die uns von der Kirche anvertraute inspirierende Mission besser machen zu können. Beim gleichen Kapitel wurde festgestellt: Wir sehen unsere maristische Zukunft als eine Vereinigung von Menschen im Charisma von Champagnat, offen für das Wirken des Heiligen Geistes, der uns vielleicht
leiten kann auf Pfaden, die wir uns nie vorgestellt haben.
La Valla
August 2016 – August 2017
Das Symbol, das uns das dritte Jahr leiten soll, von August 2016 bis August 2017, ist das Haus in La
Valla. Die Hauptfeier wird, wie ihr euch denken könnt, am 02. Januar sein, wenn wir das 200-jährige
Bestehen unserer Gründung feiern werden. Das vor kurzem renovierte Haus hat drei Flure. Jeder
von ihnen hat eine Symbolik, die wir mit den drei Jahren Vorbereitung verbinden können.
Wir sind auf dem oberen Flur. Die Apostelgemeinde hat sich an Pfingsten auch im Obergemach
versammelt – wir erinnern uns daran. Dies ist der Raum für die Mission: Geht und findet in der
ganzen Welt Jünger… Das Zimmer ist geräumig, hell, und offen für die Welt. Es erinnert an das
„Montagne-Jahr“ und an den Ruf, bis an die Grenzen der Erde und der Gesellschaft zu gehen.
Im Flur des Erdgeschoßes haben wir den berühmten Originaltisch, Symbol unserer Brüderlichkeit.
Pater Champagnat und die ersten Brüder saßen dort um den Tisch. Heute wird dieser Flur bereichert
durch den Besuch nicht nur von Brüdern, sondern von maristischen Laien, die gerufen sind, die
Kirche mit marianischem Gesicht zu bauen. Das ist das Symbolbild für das zweite Jahr, das Jahr von
„Fourvière“: Partner bei der maristischen Sendung.
Als eine unmittelbare Vorbereitung zum 22. Generalkapitel wird uns das dritte Jahr mehr auf den
Teil des Hauses hinweisen, der bislang für Besucher verborgen war. Es ist ein kleiner Raum im Keller.
Um dorthin zu gelangen, muss man „hinuntergehen“. Er symbolisiert diesen inneren Bereich, in dem
jeder von uns vom Mysterium gefangen wird. Es ist der Raum der Innerlichkeit, die mystische Dimension unseres Lebens. Wir wissen, dass das Engagement für geistliches Wachstum das grundlegende Element für Pater Champagnat war: sein tiefer Glaubensgeist öffnete ihm ganz natürlich
die Gegenwart Gottes, ob in den Wäldern von Hermitage oder in den lärmenden Straßen von Paris.
Zu leben wie er fordert schöpferisches Schweigen, braucht genug Zeit für persönliches und gemeinschaftliches Gebet, braucht Hören auf das Wort Gottes, wie Maria bei der Verkündigung. Wie sie,
die alles in ihrem Herzen erwog, sind wir bestrebt, aktive meditative Menschen zu werden.
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Liebe Maristen Champagnats, diese drei Jahre stehen vor uns, um in einem Geist des Glaubens die
Zweihundertjahrfeier zu begehen: das „Montagne-Jahr“, das „Fourvière-Jahr“ und das „La VallaJahr“. Ich glaube, das Wandgemälde in der Kommunitätskapelle in Hermitage fasst gewisserweise
den Geist dieser drei Jahre zusammen.
Zuerst das “Montagne-Jahr”: wir sind eingeladen, um ein Jesus für die Montagnes von heute zu
werden, sie mit Liebe und Wohlwollen in ihren Tagen zu begleiten. Dann das „Fourvière-Jahr“: Partner in der Sendung zu sein, das bedeutet, um Jesus versammelt zu sein; einerseits ohne zurückzublicken, aber zur gleichen Zeit ohne uns von Jesus zu trennen und einfach unseren Weg zu gehen.
Und drittens, das „La Valla-Jahr“: eine Einladung, um die mystische Dimension unseres Lebens zu
pflegen, die persönliche Verbindung mit Jesus, das Brot des Lebens, so dass wir Leben in Fülle geben
können für die Menschen um uns herum.
Lasst uns alle – jeder/jede gemäß den Möglichkeiten – unseren Teil dazu beitragen, um die Morgenröte zu wecken, die Morgenröte für eine erneuerte Maristenkongregation. Der NEUBEGINN wird
nur möglich sein, wenn alle von uns sich vollkommen hingeben, damit dies geschehen kann.
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